Leere Stühle in Warnemünde
Mit der Aktion „Leere Stühle“ haben Gastronomen, Hoteliers und Veranstalter heute in Warnemünde auf ihre prekäre Situation in der Corona-Krise aufmerksam gemacht
1. Mai 2020, von Olaf
Stühle soweit das Auge reicht: Vom Leuchtturm bis hinter das Hotel Neptun standen heute Vormittag mehr als 200 Stühle wie an einer Kette aufgereiht auf der Promenade des Seebads Warnemünde. Im Rahmen der Protestaktion „Leere Stühle“ haben Gastronomen, Hoteliers und Veranstalter im Seebad Warnemünde auf ihre prekäre Situation in der Corona-Krise aufmerksam gemacht. Von der kleinen Kneipe bis zum großen Hotel war die gesamte Bandbreite der Branche vertreten. Auch Veranstaltungsorte wie das Ursprung oder die Bühne 602 beteiligten sich an der Aktion.
Seit mehr als sechs Wochen sind Gastronomie und Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern nahezu komplett heruntergefahren, für viele Betriebe geht es mittlerweile um die Existenz. Symbolisch trugen Stephanie Maass (Stadtkind Rostock) und René Kroboth-Stolte (Klönstuv Warnemünde) die Gastronomie in einem Sarg zu Grabe.

Seinen Ursprung hat der kreative Protest in Dresden, wo bereits am 20. April leere Stühle vor der Frauenkirche aufgestellt wurden. Am letzten Freitag beteiligten sich auch Hoteliers und Gastronomen aus Rostock an dem stillen Protest. An der Aktion auf dem Neuen Markt nahmen allerdings noch deutlich weniger Betriebe teil als heute in Warnemünde.
Zu den Forderungen der Teilnehmer zählen u.a. die sofortige, rückwirkende und stufenlose Aufstockung des Kurzarbeitergeldes für Bezieher niedriger Einkommen, eine generelle Senkung des Mehrwertsteuersatzes für Getränke und Speisen auf 7 Prozent und vor allem eine klare Exit-Strategie.
Bislang gibt es noch keinen konkreten Plan, wie die gastromischen Einrichtungen ihren Betrieb unter Corona-Bedingungen wieder aufnehmen können. Für kommenden Mittwoch sind weitere Gespräche zwischen Bund und Ländern angesetzt. Die Wirtschaftsministerkonferenz soll bis dahin einen Stufenplan zur schrittweisen Öffnung der Gastronomie entwickeln. Am 6. Mai müsse die Entscheidung fallen, wann es den nächsten Schritt geben kann, kündigte Ministerpräsidentin Manuela Schwesig gestern an.