15. Internationaler Papierschiff Wettbewerb 2011

Schiffe versenken an der Uni Rostock – wer baut das stabilste Schiff?

7. Mai 2011, von
Paperboat - 15. Internationaler Papierschiff Wettbewerb an der Uni Rostock 2011
Paperboat - 15. Internationaler Papierschiff Wettbewerb an der Uni Rostock 2011

5555 gegen 10 – ein fairer Kampf? Sicher nicht. Dennoch wurde gestern in der Uni Rostock gespannt auf den Ausgang dieses ungleichen Wettkampfes gewartet.

„5555“ taufte Bodo Walther sein Schiff und der Name war Programm. 5.555 Gramm Blei sollte sein aus Papier gefertigtes Schiff tragen, dabei brachte es selbst gerade einmal zehn Gramm auf die Waage – soviel wie ein gewöhnliches Blatt Papier im Format A3.

Bereits zum 15. Mal wurde am Lehrstuhl Schiffbau der Universität Rostock der Internationale Papierschiff Wettbewerb ausgetragen. Die Regeln sind einfach. Die aus höchstens 10 Gramm Papier gefertigten Schiffe werden so lange mit kleinen Bleikugeln beladen, bis sie sinken. Gewinner ist das Schiff mit der höchsten Tragfähigkeit.

Weltrekord-Inhaberin Gabriele Lüdtke mit ihrem „Falter 2“
Weltrekord-Inhaberin Gabriele Lüdtke mit ihrem „Falter 2“

207 Schiffe nahmen dieses Jahr am Wettbewerb teil, ein neuer Rekord für die Veranstalter. Schüler und ganze Schulklassen beteiligten sich ebenso wie Studenten und Erwachsene. Neben dem Spaß wolle die Uni mit dem Wettbewerb auf praktische Weise für Schiffbau und Technik begeistern, hieß es. Sogar aus Polen und Rumänien kamen in diesem Jahr Schiffe nach Rostock.

Vor fünf Jahren hat Bodo Walther den 10. Internationalen Papierschiff Wettbewerb gewonnen und einen neuen Weltrekord aufgestellt – 4.762 Gramm vermochte sein Schiff „Bleimatratze“ damals zu tragen.

Gabriele Lüdtke aus Güstrow verbesserte den Rekord 2008 auf 5.132 Gramm. In diesem Jahr kam sie mit ihrem „Falter 2“ nur auf 1.456 Gramm (Platz 33). Weltrekordschiff „Willi“ verfügte vor drei Jahren allerdings noch über Luftkammern, die für zusätzlichen Auftrieb sorgten. Seit 2010 schließt das Reglement solche Hohlräume aus. Kann der Bestwert dennoch geknackt werden, mit einem ganz traditionellen Schiff?

Bodo Walther mit seiner „5555“
Bodo Walther mit seiner „5555“

Bodo Walther wollte es wissen. 5.555 Gramm lautete sein Ziel und in dieses hatte der Schiffbau-Student der Technischen Universität Berlin einiges an Zeit investiert. Bereits im letzten Jahr habe er mit dem Bau begonnen, sei zum Vorjahreswettbewerb aber nicht mehr rechtzeitig fertig geworden, erzählt der 37-Jährige.

Mit einem doppelwandigen Schiff ging Walther diesmal an den Start. Als „echte Konstruktionsentwicklungsaufgabe“ beschreibt der Schiffbaustudent seine Arbeit. Am Computer hat er die Außenhülle kalkuliert, dann die Spanten auf Hartschaum ausgedruckt und das Papier darüber gezogen. Allein der Zusammenbau dauerte pro Tasche eine Stunde, aus 20 Taschen besteht die Doppelwand seines Schiffes.

„Einzigartig“, lobte auch Professor Robert Bronsart vom Fachbereich Schiffstechnik an der Uni Rostock. Für die Jury war die „5555“ klar die beste Konstruktion.

Als letzter Kandidat kam Walther an die Reihe und er ließ es sich nicht nehmen, seine Konstruktion selbst mit Blei zu befüllen. Ein paar Kugeln in den Rumpf, dann vorsichtig die Doppelhülle befüllt, es sah gut aus. Doch bei 1.938 Gramm war überraschend Schluss, das reichte an diesem Tag nur für Platz 12.

Professor Robert Bronsart gratuliert Benjamin Wittke zum 2. Platz
Professor Robert Bronsart gratuliert Benjamin Wittke zum 2. Platz

Am Ende konnte niemand mehr das „Feuerschiff“ von Johannes Wittke schlagen. Mit 2.971 Gramm gewann der 22-jährige BWL-Student aus Emden (ehemals Waren) knapp vor seinem Bruder Benjamin vom Wossidlo-Gymnasium Waren, dessen „Poseidon“ 2.764 Gramm Blei tragen konnte. 2007 holte sich Johannes Wittke schon einmal den Wanderpokal, nun bekommt er ihn für ein weiteres Jahr zurück.

Sein Bruder habe ihn für den Wettbewerb begeistert, erzählt Benjamin, der Zweitplatzierte. Mit zwei Schiffen ist er an den Start gegangen, berichtet der Siebenklässler, der Mathe und Physik zu seinen Lieblingsfächern zählt. „Drei Tage hat der Bau gedauert, aber wir haben wochenlang davor experimentiert.“

Auch finanziell wurde ihr Einsatz belohnt. 200 Euro und einen Sachpreis bekam Benjamin für seinen zweiten Platz in der Kategorie der größten Tragfähigkeit. Sein Bruder kann sich über 500 Euro für den Sieg freuen. Weitere 250 Euro gab es für ihn, da sein „Feuerschiff“ auch das beste Verhältnis aus Tragfähigkeit zur Masse des leeren Schiffes aufwies.

Alicia Grunwald und Soraya Buyny gaben die beste Schätzung ab
Alicia Grunwald und Soraya Buyny gaben die beste Schätzung ab

Prämiert wurde zusätzlich die beste Prognose. Hierbei ging es darum, vorab möglichst genau zu schätzen, wie viel das eigene Boot trägt. 100 Euro abzüglich der Abweichung in Prozent wurden als Preis für die beste Schätzung ausgelobt.

Alicia Grunwald und Soraya Buyny vom Gymnasium Wellingdorf konnten diese Wertung für sich entscheiden. 1500 Gramm hatten sie ihrer „Farytale“ zugetraut, 1517 Gramm wurden es. Dies ergibt eine Abweichung von lediglich 1,13 Prozent und füllt das Sparschwein der beiden Schülerinnen mit immerhin 98,87 Euro.

Nach dem Wettkampf schauten viele Teilnehmer schon wieder voraus. Der Nachwuchs holte sich Tipps von den alten Hasen und bei den Profis reiften bereits neue Ideen fürs nächste Jahr.

Bodo Walther gibt dem Nachwuchs Tipps
Bodo Walther gibt dem Nachwuchs Tipps

So hatte Bodo Walther etwa noch einen ganz praktischen Tipp für Jessica Lüdtke, die Tochter der Weltrekordlerin, die es heute mit „Sing nicht“ auf Platz 16 schaffte. Schuhpapier wäre das perfekte Ausgangsmaterial. Logische Schlussfolgerung: „Mama, wir müssen Schuhe kaufen gehen!“

Vielleicht fällt dann 2012 ja doch der Weltrekord von Gabriele Lüdtke? Man darf gespannt sein. Denn auch wenn an der Uni Rostock gestern bis zum Untergang gekämpft wurde, blieb eine Frage doch unbeantwortet: Können 10 Gramm Papier tatsächlich 5.555 Gramm Blei bezwingen?

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