Kleine Bastion im Schwanenteichpark saniert

Nach zehnmonatiger Bauzeit wurde heute die Kleine Bastion im Schwanenteichpark übergeben – wegen mangelnder Verkehrssicherheit war sie vier Jahre gesperrt

16. Juni 2020, von
Kleine Bastion im Schwanenteichpark in Rostock-Reutershagen saniert
Kleine Bastion im Schwanenteichpark in Rostock-Reutershagen saniert

Vier Jahre war die marode Kleine Bastion am Schwanenteich gesperrt, jetzt können Besucher ihren Blick von der Aussichtsplattform aus wieder über den Schwanenteichpark schweifen lassen.

Als Gartendenkmal steht der Park seit etwa 25 Jahren auf der Denkmalliste der Hansestadt Rostock, entstanden ist er jedoch schon viel früher.

Schwanenteichpark mit langer Geschichte

Die Geschichte des Parks reicht bis in die 1930er Jahre zurück, erklärt Landschaftsarchitekt Stefan Patzer. 1938 wurde die hier fließende Kolmbäk aufgestaut – der Schwanenteich entstand. Damals war die Grünanlage viel größer geplant – der Schwanenteichpark sollte mit dem Barnstorfer Wald verbunden werden.

Nach dem Krieg wurde diese Idee jedoch verworfen, die eigentliche Gestaltung des Parks in seiner heutigen Form erfolgte in den 1950er Jahren. 1958 entstanden die wesentlichen Parkelemente, dazu gehörten auch zwei Bastionen, so Patzer.

Kleine Bastion denkmalgerecht saniert

Bereits vor 15 Jahren gab es erste Voruntersuchungen für die Sanierung der Kleinen Bastion an der Hamburger Straße. 2014/2015 wurde die Planung in Auftrag gegeben, konnte wegen fehlender Finanzen jedoch nicht umgesetzt werden. 2016 musste die Aussichtsplattform baupolizeilich gesperrt werden, da die Wände drohten ins Wasser zu kippen.

Im Herbst 2019 begann schließlich die Sanierung, bei der die Bastion komplett abgetragen und die Gründung des Bauwerks erneuert wurde. Anschließend wurde die Mauer mit den historischen Kalksandsteinverblendungen und Abdeckplatten wiederaufgebaut und per Sandstrahl gereinigt.

Neu ist lediglich der Handlauf, der als Absturzsicherung dient. In ihrer ursprünglichen Höhe hätte die Mauer nicht den aktuellen Sicherheitsvorschriften genügt. Als Material wurde schlichtes Bandeisen gewählt, wie es in den 1950er Jahren üblich war und sich auch an anderen Stellen im Park findet, so Patzer.

Perspektivisch könnten noch zwei Sitzbänke auf der Bastion aufgestellt werden, dies soll jedoch erst mit dem Ortsbeirat besprochen werden.

Übergabe der Kleinen Bastion im Schwanenteichpark - Detlef Höpfner (Baufirma TIAS-Tiesler, v.l.), Stefan Patzer (Amt für Stadtgrün, Naturschutz und Landschaftspflege), Norbert Wieting (Amt für Umwelt- und Klimaschutz), Adelheid Priebe (Ortsbeirat Reutershagen) und Thomas Wiesner (Leiter des Ortsamts West)
Übergabe der Kleinen Bastion im Schwanenteichpark - Detlef Höpfner (Baufirma TIAS-Tiesler, v.l.), Stefan Patzer (Amt für Stadtgrün, Naturschutz und Landschaftspflege), Norbert Wieting (Amt für Umwelt- und Klimaschutz), Adelheid Priebe (Ortsbeirat Reutershagen) und Thomas Wiesner (Leiter des Ortsamts West)

Zweite Bastion soll folgen

Neben der Aussichtsplattform an der Hamburger Straße gab es noch eine weitere Bastion am gegenüberliegenden Ufer. Diese ist allerdings in sich zusammengefallen und musste vor etwa 15 Jahren abgetragen werden.

Auch dort soll wieder eine Bastion entstehen, so Patzer, „allerdings in einer modernen Architektur, da der Originalbestand verlorengegangen ist“. Einen Zeitplan gibt es für dieses Vorhaben noch nicht.

Probleme mit Graffiti und Raten

Nachdem vor einer Woche die Bauabnahme war und die Absperrzäune entfernt wurden, war nach anderthalb Tagen bereits die gesamte Front mit Graffiti beschmiert. Auch wenn es einen permanenten Graffitischutz auf der Oberfläche gibt, könne diese nicht täglich gereinigt werden, wünscht sich Patzer etwas mehr „Anstand“ für das historische Bauwerk.

Ein weiteres Problem sind die Ratten. Auch wenn es lieb gemeint sein, die Schwäne und Enten mit Brot zu füttern, sollte darauf verzichtet werden. „Wir tun den Enten keinen Gefallen, die haben so viel Nahrungsangebot hier, wir füttern damit die Ratten, die überhandnehmen“, verdeutlich Patzer das Problem. Dies gelte auch für viele andere Parkanlagen in Rostock.

Pumpen leiten Wasser vom Schwanenteich in die Warnow

An Wasser mangelt es dem Schwanenteich nicht, ganz im Gegenteil. Gespeist wird er über die Kolmbäk durch ein großes Einzugsgebiet, das bis zu den Reutershäger Wiesen kurz vor der Christophorusschule reicht. Zufluss gibt es durch das hier anfallende Regenwasser reichlich, allerdings besitzt der Teich keinen natürlichen Abfluss mehr.

Ohne künstliche Ableitung würde der Schwanenteich schnell über seine Ufer treten. Um dies zu verhindern befindet sich unter der Bastion ein Pumpwerk, erläutert Norbert Wieting aus dem Amt für Umwelt- und Klimaschutz. Eine Schwelle im unterirdischen Verteilerschachtbauwerk gewährleistet, dass der „Schwanenteich immer gefüllt ist“, so Wieting, „es sei denn, wir haben eine extreme Dürre.“ Steigt der Pegel im Schacht über einen gewissen Stand, setzen die Pumpen ein und drücken das Wasser durch einen Unterboden unter der Hamburger Straße hindurch. Auf der anderen Straßenseite fließt das Wasser in einen Schacht auf dem Betriebsgelände der RSAG und von dort in unterirdischen Rohren, aber mit freiem Gefälle bis in die Warnow.

Sollten die Pumpen einmal ausfallen, gibt es einen Notüberlauf, der in den Mischwasserkanal der Hamburger Straße führt. Dies ist allerdings nur für den absoluten Notfall gedacht, da das saubere Wasser aus dem Teich direkt in die Warnow geleitetet werden kann und nicht teuer im Klärwerk behandelt werden muss, so Wieting.

300.000 Euro Baukosten

Rund 300.000 Euro sind in die Sanierung der Kleinen Bastion im Schwanenteichpark geflossen – etwa 90.000 Euro in die Wassertechnik, der Rest ins Bauwerk.

Die Arbeiten haben im September begonnen und sollten ursprünglich bereits zum Jahresende abgeschlossen sein. Lieferengpässe und Corona führten zu leichten Verzögerungen.

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