Kunsthalle Rostock öffnet nach Sanierung

Nach knapp drei Jahren Grundsanierung erstrahlt die Rostocker Kunsthalle in neuem Glanz – Besucher sind am Wochenende zum Tag der offenen Tür willkommen.

5. Mai 2023, von
Jörg-Uwe Neumann in der sanierten Rostocker Kunsthalle
Jörg-Uwe Neumann in der sanierten Rostocker Kunsthalle

„Das Licht ist besser, die Wände sind wunderbar glatt, die Arbeiten strahlen“, freut sich Jörg-Uwe Neumann, Leiter der Rostocker Kunsthalle, über sein frisch saniertes Haus. Knapp drei Jahre wurde der einzige Kunsthallen-Neubau der DDR für rund zehn Millionen Euro saniert und modernisiert. An diesem Wochenende wird das Ausstellungshaus am Schwanenteich wiedereröffnet.

Neu und doch vertraut wirkt die Kunsthalle – außen wie innen. Man sei bei der Sanierung sehr behutsam vorgegangen, um den Charme des Hauses zu erhalten, sagt Kunsthallenchef Neumann. So habe man die charakteristische Fassadenverkleidung erhalten. Während der Bauarbeiten wurden die 1.200 weißen Strukturplatten abgenommen und teilweise neu hergestellt, um eine neue rund 20 Zentimeter starke Dämmschicht anbringen zu können – zu sehen ist davon nichts mehr. Wenig zu sehen ist auch von den technischeren Neuerungen: Sicherheit, Klima und Licht wurden auf den aktuellen Stand gebracht.

Haupteingang und Einlassbereich präsentieren sich nahezu unverändert. Aus Sicherheitsgründen gibt es eine zusätzliche Glaswand. Anfangs hätte er damit „seine Sorgen“ gehabt, so Neumann, doch „ich kann mittlerweile sehr gut damit leben.“ Auch das Konzept ist geblieben. Ein Rundgang, den man in etwa 1,5 Stunden schafft – nicht „unfassbar groß“, findet Neumann, „so, wie ein Mensch es mag“.

Komplett erneuert, doch angelehnt ans Original, wurden die Fußböden. Erhalten geblieben ist die breite Haupttreppe, die ins erste Obergeschoss führt. Ost- und Westgalerie sind durch Glasfronten vom Treppenhaus getrennt. „Wir haben hier eine andere Klimatisierung als im Erdgeschoss“, begründet Jörg-Uwe Neumann den Einbau. Hätte man alles offengelassen, wäre der Energieverbrauch durch den Kamineffekt zu hoch. Netter Nebeneffekt: Durch die Klimaschleuse ist im Treppenhaus ein ganz neuer Raum entstanden. „Ich weiß noch nicht ganz genau, wie wir ihn nutzen werden“, so Neumann, „aber wir werden ihn nutzen – auch für ganz eigene Events.“ Bislang hängt hier nur das große Relief von Jo Jastram – das einzige Kunstwerk, das immer in der Kunsthalle zu sehen ist.

Endlich barrierefrei: Per Fahrstuhl sind alle vier Ebenen der Kunsthalle Rostock erreichbar
Endlich barrierefrei: Per Fahrstuhl sind alle vier Ebenen der Kunsthalle Rostock erreichbar

Fürs Obergeschoss wurde ein völlig neues Stellwandsystem angeschafft. Gab es früher teilweise nur weiß gekalkte Klinkerwände, sind jetzt alle Flächen glatt verputzt und die Kunstwerke können mit Schrauben oder Nägeln befestigt werden. „Das Nageln ist immer noch das Beste“, sagt Neumann. Die Schienensysteme im Schaudepot waren nicht optimal.

Weiterhin mitten im Raum stehen die Rippenheizkörper – fast schon selbst etwas moderne Kunst. „Fußbodenheizung ging nicht, Wandheizung wollten wir nicht, Deckenheizung war auch schwierig“, begründet Neumann die Entscheidung. Es sei schon eine gewisse Einschränkung, war baulich aber erstmal nicht anders möglich, sagt der Kunsthallenchef. „Wir müssen mal sehen, wie wir damit umgehen.“

Vielleicht die wichtigste Errungenschaft: „Das Haus ist jetzt komplett barrierefrei“, freut sich Jörg-Uwe Neumann über den Einbau eines Fahrstuhls, mit dem erstmals alle vier Ebenen des Hauses stufenlos erreichbar sind.

Ein zusätzlicher Raum ist im Erdgeschoss hinzugekommen. Neben dem Plastiksaal entstand im ehemaligen Gemäldedepot ein Dunkelraum, der für Filmvorführungen und Videoinstallationen genutzt werden kann.

Neu ist auch der Bürotrakt für die Mitarbeiter und es gibt jetzt mehr Platz für die Cafeteria. Neue Glastüren ermöglichen eine durchgehende Sichtachse vom Plastiksaal, über das Café bis in den Skulpturenpark. Eingangsbereich und Cafeteria sind noch nicht ganz fertig – auch hier gibt es Lieferengpässe, erklärt Neumann.

Installation „Kiosk – Fragmente einer Zeit“ vor der Kunsthalle Rostock - Künstlerin Andrea Pichl mit Kunsthallenleiter Jörg-Uwe Neumann
Installation „Kiosk – Fragmente einer Zeit“ vor der Kunsthalle Rostock - Künstlerin Andrea Pichl mit Kunsthallenleiter Jörg-Uwe Neumann

Aus alt mach neu – Kunst aus ausrangierten Metallteilen der Kunsthalle

Metallteile, die während der Sanierung ausrangiert wurden, hat die Künstlerin Andrea Pichl in ihrer Installation „Kiosk – Fragmente einer Zeit“ verarbeitet. Aus alten Fenster- und Türgittern sowie einer Tür vom ehemaligen Lüftungsschacht ist ein Kunstwerk entstanden, das in seiner Form an die zu DDR-Zeiten überall im Land stehenden Zeitungskioske des Postzeitungsvertriebes (PZV) erinnert, die „es überhaupt nicht mehr im Stadtbild gibt“, erläutert Andrea Pichl den Titel ihres Werks.

Ostmoderne im Kleinen und Großen. Zu sehen ist die Installation im Außenbereich an der Nordseite zwischen Kunsthalle und Schaudepot. Ganz fertig ist das Kunstwerk noch nicht – es soll noch eine goldfarbene Beschichtung bekommen, sagt die Künstlerin.

Eröffnungsausstellung „Unsere Sammlung 1891–2022“ – Tage der offenen Tür

Eröffnungsausstellung „Unsere Sammlung 1891–2022“ in der Kunsthalle Rostock
Eröffnungsausstellung „Unsere Sammlung 1891–2022“ in der Kunsthalle Rostock

Zur Neueröffnung finden an diesem Wochenende (6. und 7. Mai 2023) Tage der offenen Tür in der Kunsthalle statt. Interessierte Besucher sind jeweils von 11 bis 18 Uhr eingeladen, der Eintritt ist frei.

Unter dem Motto „Unsere Sammlung 1891–2022“ zeigt die Eröffnungsausstellung Werke aus dem Fundus der Kunsthalle. Mehr als 10.000 Grafiken, Gemälde und Plastiken umfasst der Bestand des Rostocker Kunstmuseums – die aktuelle Ausstellung zeigt Werke von mehr als 100 Künstlern, darunter Jo Jastram, Willi Sitte, Norbert Bisky und Armin Mueller-Stahl.

Im kompletten Erdgeschoss wird der 42 Arbeiten umfassende Zyklus „Huldigung an Hafez“ von Günther Uecker gezeigt, den der Künstler der Hanse- und Universitätsstadt Rostock vor drei Jahren geschenkt hat. „Es gibt noch einen Traum von mir“, gerät Neumann ins Schwärmen, „das ist der Uecker-Kasten“. Mit der Hand weist der Kunsthallenleiter auf die Fläche vor dem Haupteingang. Hier würde er die Werke des Künstlers gern dauerhaft zeigen.

Ganz neu ist die Bronze „Zwischen 13 und 14“ der gebürtigen Rostocker Bildhauerin Susanne Rast, die es im Plastiksaal zu sehen gibt – ein Geschenk der Ospa-Stiftung.

Kunsthalle Rostock - von außen wie immer
Kunsthalle Rostock - von außen wie immer

Führungen und Veranstaltungen am Eröffnungswochenende

Am Sonntag gibt es um 11:00 und 12:30 Uhr Führungen zur Sanierung mit Uta Jahnke vom Amt für Denkmalpflege sowie den Architekten Maik Buttler, Frank Steinbach und Tobias Rosenfeld.

Yvonne Middelborg und Stefanie Rübensaal präsentieren am Samstag um 12 und 15 Uhr sowie am Sonntag um 15.00 Uhr ihre etwa 25 Minuten lange Performance „2, 1, und!“. Um 16 Uhr findet am Sonntag eine Podiumsdiskussion zum Thema „Wie wichtig ist ein Museum heute für die Kunst?“ statt.

Udo-Lindenberg-Ausstellung ab 1. Juni 2023

Am 1. Juni wird die erste Einzelausstellung in der sanierten Kunsthalle eröffnet. Unter dem Titel „Udo Lindenberg – Malerei, Musik & Große Show“ widmet sie sich dem Schaffen und Werdegang des Musikers, Poeten und Malers.

Schlagwörter: Ausstellung (240)Kunst (144)Kunsthalle (94)Reutershagen (149)Schwanenteich (15)