14. Studentisches Kurzfilmfestival „Golden Toaster“ 2011

Studenten aus Mecklenburg-Vorpommern zeigen in ihren Kurzfilmen Menschen auf der Suche nach Glück und Liebe abseits von Konventionen

10. November 2011, von
Jurymitglieder Matthias Spehr und Stefan Hein mit den Preisträgerinnen Franziska Krüger (vorn) und Paula Baudach
Jurymitglieder Matthias Spehr und Stefan Hein mit den Preisträgerinnen Franziska Krüger (vorn) und Paula Baudach

Warum liegt ein Surfboard auf einem Treckerreifen? – Damit der Gummireifen nicht durch die Sonneneinstrahlung porös wird. Auch die Räder seiner Wohnwagen hat der Protagonist des Films „Rollhaus“ vorsorglich abgedeckt. Mit dem, was so da ist und davon hat sich rund um die eigentümliche Behausung so einiges angesammelt. „Das ist kein Messitum, sondern vorausschauendes Sammeln“, erklärt der ältere Herr mit einem lustigen Schnauzbart und bunten Hosenträgern. Alles ist ordentlich sortiert für einen späteren Gebrauch aufeinandergestapelt („Türmchenbauen“ zählt zu seinen Hobbys) oder wurde bereits einer speziellen Funktion zugeführt. Ein dreifach gesicherter Eingang aus zwei Sandkastenmuscheln und einer Latte, Absperrbänder als automatisches Tor für die Autoauffahrt, alte unter einem Balken geschobene Badelatschen zum Abstützen des Daches oder Kerzen, die im Winter die Wasserrohre vor dem Einfrieren schützen – pragmatisch und fantasievoll hat sich der findige Bewohner in seiner Wagenburg eingerichtet. Seit zwei Jahren lebt er mittlerweile so. In einem viertelstündigen Film hat Hannes Kleinschmidt dieses außergewöhnliche Leben dokumentiert und damit gestern Abend die Zuschauer des 14. Studentenfilmfests „Golden Toaster“ innerhalb der 25. Rostocker Kulturwoche beeindruckt.

Von der Jury erhielt der Student aus Greifswald, der dem Rostocker Publikum bereits mit seinem Filmporträt „O.T.“ bekannt sein dürfte, den Wanderpokal „Golden Toaster“, den mit 50 Euro dotierten Hauptpreis des Filmfestivals. Auch in der Gunst des Publikums stand „Rollhaus“ ganz weit oben und musste sich mit nur einer Stimme „Schlaraffenland“ von Oliver Blohm, Franziska Krüger und Sarah Heißner geschlagen geben.

Studentfilmfestival "Goldener Toaster" im LiWu
Studentfilmfestival "Goldener Toaster" im LiWu

Die Studenten der Hochschule Wismar hatten sich in ihrem Kurzfilm ebenfalls mit der Frage auseinandergesetzt: Was braucht der Mensch und wie viel? Ihre an die Werbeästhetik angelehnte Collage reiht Bilder von scheinbar grenzenlosem Verlangen und unerschöpflicher Genusssucht aneinander. Getrieben von eigens für den Film entwickelter elektronischer Musik wirkt der Neun-Minuten-Clip wie die Komplementärfarbe zu „Rollhaus“, indem er die andere Seite einer gegenwärtigen Überfluss- und Wegwerfgesellschaft abbildet.

„Der Film ist in den Sommerferien entstanden. Ursprünglich sollte Schlaraffenland das Motto einer Party sein“, erzählt Franziska Krüger. Für ihr Team darf sie nun einen Regiestuhl als Preis mit nach Wismar nehmen. Ob die 23-Jährige allerdings weiter Filme drehen wird, ist noch ungewiss. Zunächst konzentriert sich die Kommunikationsdesignstudentin auf ein Praktikum in der Werbebranche.

Mit dem zweiten Platz von der Jury wurde der Film „Ein Baum“ von Malte Pätz und Paula Baudach bedacht. Schon beim diesjährigen Rostocker Filmfest wurde das Liebesdrama des dendrophilen Jonas mit Erfolg aufgeführt.

Der dritte Preis wurde an Lennart Langanki für seine philosophisch-metaphorische Animation „Kopfsache“ verliehen. Besonders die qualitativ hochwertige zeichnerische Umsetzung und das anregende Thema des Films begeisterten die Jury.

Insgesamt 23 Filme von Studenten der Universitäten Rostock und Greifswald, der Hochschule Wismar und der Hochschule für Musik und Theater Rostock sowie von Landeskindern, die in anderen Bundesländern studieren, wurden eingereicht. Nach einer Vorauswahl der Jury entstand so ein Programm aus zehn Filmen, das aufgrund des großen Interesses bei den Zuschauern gleich zweimal für einen ausverkauften Kinosaal im LiWu sorgte.

Auch im nächsten Jahr können sich Studenten aus Mecklenburg-Vorpommern mit ihren Filmproduktionen wieder für den „Goldenen Toaster“ bewerben, ruft Festivalinitiator Matthias Spehr zur Teilnahme auf.

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