Theaterstück „Tagträumer“ feiert in der HMT Premiere

David Nádvornik und Anne-Elise Minetti überzeugen in dem Kammerspiel

11. März 2011, von
Tagträumer in der HMT
Tagträumer in der HMT

Der Nachteil von Träumen ist ja, dass man sich nicht aussuchen kann, was man in der Nacht träumt. Da kann es eben auch schon mal passieren, dass ein Albtraum den Schlaf stört. Anders sieht es bei Tagträumen aus. Diese lassen sich teilweise willentlich herbeiführen und bewusst steuern. Was Traum und was Realität ist, das galt es gestern bei der Premiere von „Tagträumer“ in der Hochschule für Musik und Theater (HMT) herauszufinden.

Anfang Februar begannen die Proben zu dem Stück, das auf einem Buch von William Mastrosimone beruht. Damals aber noch im Ateliertheater. Da dieses jedoch auch von der Schließung des Großen Hauses betroffen ist, galt es nun für Regisseur René Rothe und Dramaturg Paul Voigt schnellstmöglich umzuplanen, was sie vor ein großes Problem stellte. Zum Glück kam die HMT ihnen schnell entgegen und so wurde der Premierentermin vorverlegt und das Stück an die neue Bühne angepasst.

David und Anne-Elise spielen Cliff und Rose
David und Anne-Elise spielen Cliff und Rose

„Tagträumer“ ist ein Kammerspiel für zwei Schauspieler. Auf der einen Seite steht der männliche Protagonist Cliff. Er ist ein Lastwagenfahrer und bleibt mit seinem LKW in einer Stadt liegen und betritt den Laden von Rose. Er entwickelt ein Interesse an ihr, sie scheinbar auch an ihm und sie gehen zu Rose nach Hause. Hier setzt das Stück so richtig ein. Wer jedoch auf ein nicht jugendfreies Abenteuer zwischen den Protagonisten hofft, der wird enttäuscht. Vielmehr treffen zwei völlig verschiedene Charaktere aufeinander, die sich mal anziehen und dann wieder abstoßend finden.

Anne-Elise Minetti und David Nádvornik in Tagträumer
Anne-Elise Minetti und David Nádvornik in Tagträumer

Cliff ist der typische Sunnyboy – der Lastwagenfahrer, der das ganze Land schon gesehen hat und immer in Eile ist. Außerdem hat er immer einen lustigen Spruch auf den Lippen. Rose dagegen ist sehr zurückhaltend, ja fast prüde und scheint nur im Notfall aus ihrer gewohnten Welt auszubrechen. Sie wirkt sehr zerbrechlich und will keine Nähe zulassen. Diese zwei sehr unterschiedlichen Figuren haben eine Gemeinsamkeit. Sie sehnen sich nach etwas, sie haben einen Traum. Und im Laufe der Zeit bröckeln ihre Hüllen immer weiter ab und ihr wahres Ich kommt zum Vorschein. Bis am Ende … Aber das soll hier nicht verraten werden.

Gespielt werden die zwei Personen von David Nádvornik und Anne-Elise Minetti, beides Studenten an der HMT. Und es ist wirklich überwältigend, wie sehr sie es schaffen, ihre Figuren zu verkaufen. Beide sind vom ersten Moment an sehr präsent und vor allem in einem so minimalistischen Setting zeigt sich besonders gut die schauspielerische Leistung der beiden. Weiterhin harmonisieren sie sehr gut miteinander, was es einfacher macht, sich in das Stück hineinfallen zu lassen.

Die Darsteller auf einem der Kleiderbündel, die das Bühnenbild prägten
Die Darsteller auf einem der Kleiderbündel, die das Bühnenbild prägten

Auf eine Kulisse im klassischen Sinne wurde verzichtet. Es gibt nur eine Flasche Wasser, einen eigentümlichen Astball, die Kleidung der Figuren, die eine wichtige Rolle spielt und sechs Kleiderballen. Diese stellen immer wieder andere Begebenheiten des Zimmers dar und werden auch immer wieder mit eingebunden. Mal ist ein Kleiderballen ein verriegeltes Fenster, mal ein Bett und mal ein Kleiderschrank. Die Fantasie des Zuschauers wird so immer wieder angesprochen. Zwar wird das Ganze so auch etwas abstrakter, was jedoch den Charakter des Stückes fördert.

„Tagträumer“ ist ein Stück, was langsam anfängt und dann immer mehr Fahrt aufnimmt. Der Zuschauer muss immer wieder neu entscheiden, was Traum und was Realität ist. Und auch am Ende gibt es kein klares Urteil. Man muss sich einfach selbst ein Bild machen. Dies kann man noch einige Male tun, zum Beispiel am 19. und 20. März, wieder im Katharinensaal der HMT.

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