Wiedereröffnung des Botanischen Gartens Rostock

Nach der Winterpause strömten gestern hunderte Besucher in den Botanischen Garten an der Hamburger Straße, um den Frühling zu begrüßen

21. März 2011, von
Befreiung der Blumenbank
Befreiung der Blumenbank

„Vom Eise befreit sind Strom und Bäche durch des Frühlings holden, belebenden Blick“, heißt es in Goethes Osterspaziergang. Gestern war zwar noch nicht Ostern, aber einer der ersten schönen Frühlingstage in diesem Jahr. Und passend dazu wurde der Botanische Garten der Universität Rostock endlich wieder eröffnet.

Rund 600 Besucher strömten um 14 Uhr herbei, um das zu feiern. Eine wahre Überraschung, wenn man bedenkt, dass mit nur 150 Gartenfreunden gerechnet wurde. „Sonst haben wir immer um 10 Uhr angefangen, aber diesmal wollten wir etwas anderes ausprobieren und auch eine andere Klientel ansprechen“, erklärte Bernd Springer, technischer Leiter des Botanischen Gartens, die enorme Besucherzahl.

Bernd Springer, Dr. Stefan Porembski und Dr. Dethardt Götze
Bernd Springer, Dr. Stefan Porembski und Dr. Dethardt Götze

Neben der Wiedereröffnung gab es auch noch ein paar Neuerungen zu bestaunen. „Wir haben keinen Winterschlaf gehalten“, scherzte Prof. Dr. Stefan Porembski, Direktor des Botanischen Gartens. Während die Türen für Besucher verschlossen waren, hatten sich die Mitarbeiter zum Beispiel um eine neue Wegeführung gekümmert und das neue Kaltgewächshaus eingerichtet. Dieses war Ende 2010 fertiggestellt worden.

Bevor jedoch der Rundgang auf dem Gelände losgehen konnte, musste natürlich zuerst einmal der Frühling feierlich begrüßt werden. Zu diesem Zweck hatte man traditionell eine Bank mit Blumen geschmückt und hinter einem Bretterverschlag versteckt. „Wir wollen heute den Winter vertreiben, symbolisiert durch diese Bretter“, verkündete Bernd Springer. Nachdem beherzte Besucher die Blumen befreit hatten, wurde die Bank an ihren neuen Bestimmungsort gebracht.

Blumenbank-Umzug angeführt von Raoul
Blumenbank-Umzug angeführt von Raoul

Der Umzug aus Blumenbank-Trägern und Besuchern wurde angeführt vom neunjährigen Raoul, der einen Stab mit 99 Glocken in der Luft schwenkte. Das sei ein alter Brauch um den Winter zu vertreiben, erzählte Springer. „Einige der Glöckchen sind 101 Jahre alt“, sagte er stolz.

Nachdem die Bank ihren neuen Platz gefunden hatte, wurden drei neue Fahnen, die vom Verein „Freundeskreis Botanischer Garten Rostock e.V.“ gestiftet wurden, mit Girlanden eingeweiht. Diese zeigen die Aufschrift vom Freundeskreis, von der Universität Rostock und vom Verband Botanischer Gärten.

Dr. Dethardt Götz mit Kornelkirsche
Dr. Dethardt Götz mit Kornelkirsche

Nächste Station war die Präsentation der Pflanze des Monats. Passend zum Frühlingseinläuten gab es einen einheimischen Frühblüher zu bestaunen. Die Kornelkirsche, ein gelbblühender Busch, der sich hinter dem Loki-Schmidt-Gewächshaus befindet, wird in einigen Tagen dann wohl auch komplett erblüht sein.

Dr. Nadja Biedinger
Dr. Nadja Biedinger

Aus den Früchten des hartholzigen Gewächses kann man im Spätsommer zum Beispiel Liköre, Weine und Marmelade machen. Von Letzterer gab es für die Besucher eine kleine Kostprobe. „Es schmeckt gut, hat aber einen bitteren Nachgeschmack“, stellte Dr. Nadja Riedinger, die Mutter von Raoul fest. „Hat was von Erdbeere.“

Eine weitere Attraktion des Tages war, wie schon erwähnt, das neu gebaute Kaltgewächshaus. In diesem werden nun die Pflanzen aus den Winterregenklima-Gebieten untergebracht. Dazu gehören zum Beispiel Gewächse aus dem Mittelmeerraum.

Ein ganz besonderer Dank ging hier an die Pflanzen, die immer noch so schön wuchsen und gediehen. Immerhin hatten fast alle von ihnen schon ein sehr bewegtes Leben. Vor zwei Jahren waren sie aus den ehemaligen Gewächshäusern in der Doberaner Straße in einen Gartenhandel umquartiert worden, um nun wieder in den Besitz der Universität zurückzukehren.

Eröffnung Kaltgewächshaus
Eröffnung Kaltgewächshaus

Natürlich bedankte sich Stefan Porembski auch bei der Universität selbst, sowie beim Betrieb für Bau und Liegenschaften. Auch den Mitarbeitern des Botanischen Gartens sprach er seinen Dank aus, die so viel Zeit in die Pflanzen investiert hatten: „Pflanzen wachsen nicht einfach, man muss mit ihnen reden, sie gießen und manchmal auch beschneiden“, so Porembski.

Ein letzter Programmpunkt sollte die feierliche Übergabe des Reetdachhauses im Japangarten an das Projekt „Unigarten trifft Schule“ des Freundeskreises sein. Dieser ging allerdings im Massenansturm auf das Gewächshaus etwas unter. Dr. Anja Berndt, die Projektleiterin, erzählte mir trotzdem ein wenig über ihr Vorhaben: „Bisher sind viele ältere Leute hier und wir wollen das jetzt Schülern zugänglich machen.“

Dr. Anja Berndt
Dr. Anja Berndt

So wird es für Schulen bald möglich sein, jeden Mittwoch eine Unterrichtsstunde in den Botanischen Garten zu verlagern, um in der Natur etwas über die Natur zu lernen. „Wir möchten gerne, dass die Kinder eine Butterblume von einem Vergissmeinnicht unterscheiden können“, erklärte Hannelore Schaller, die ebenfalls zum Freundeskreis gehört.

Um den Tag ausklingen zu lassen, gab es zu Kaffee und Kuchen ein Programm des Plattdütsch-Vereins „Klönsnack-Rostocker 7“.

Wer sich auch eine Portion Frühling holen möchte, sollte schleunigst einen Abstecher in den Botanischen Garten machen. Öffnungszeiten und Termine für Veranstaltungen finden sich wie gewohnt auf der Homepage des Gartens.

Ab dieser Woche gibt es auch wieder Führungen durch den Botanischen Garten. Ab dem ersten Aprilwochenende wird es aber auch eine Orientierungshilfe für alle die geben, die auf eigene Faust durch den Garten schlendern möchten. In Form von kleinen Metallblumenschildern wird der „Weg zur Pflanze“ gekennzeichnet sein, sodass man auch alleine all die wunderbaren Gewächse finden kann.

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