„Hänsel und Gretel“ im Volkstheater Rostock

Hexentanz und Knusperhäuschen – Märchenoper von Engelbert Humperdinck im Theaterzelt

28. November 2011, von
Jamila Raimbekova und Takako Onodera als Gretel und Hänsel im Volkstheater Rostock
Jamila Raimbekova und Takako Onodera als Gretel und Hänsel im Volkstheater Rostock

Weihnachtszeit ist Märchenzeit. Eines der bekanntesten Märchen dürfte wohl das von „Hänsel und Gretel“ sein. Oft inspirierte die Geschichte der beiden armen Kinder, die sich im Wald verirren und dort der bösen Hexe begegnen, Schriftsteller, Musiker, Filmemacher und Maler zu beeindruckenden Kunstwerken. So auch den spätromantischen Komponisten Engelbert Humperdinck, der zu Beginn der 1890er Jahre aus dem Stoff eine Märchenoper in drei Akten schuf und damit Weltruhm erlangte.

Julia Ebert als Sandmännchen in Hänsel und Gretel
Julia Ebert als Sandmännchen in Hänsel und Gretel

Rechtzeitig zum Beginn der Adventszeit hat das Volkstheater Rostock diesen Bühnenklassiker wieder in den Spielplan aufgenommen. Eigentlich sollte bereits im April im Großen Haus Premiere gefeiert werden. Doch es wurde bekanntlich zuvor geschlossen. Nun führen die Sängerinnen und Sänger des Musiktheaters unter der Regie des ehemaligen Rostocker Operndirektors Rainer Wenke das Stück im Theaterzelt auf. Begleitet werden die Akteure auf der Bühne von der Norddeutschen Philharmonie Rostock. Unter der Leitung des Dirigenten Manfred Hermann Lehner erklingt Humperdincks Oper, deren musikalische Einflüsse vom Stil Richard Wagners und Volksliedern bestimmt ist. „Suse liebe Suse“, „Ein Männlein steht im Walde“, „Brüderchen komm tanz mit mir“ dürften zu den Liedern zählen, die vielleicht auch schon den kleinen Zuschauer bekannt sind.

Frisch und einladend vorgetragen werden sie von Takako Onodora und Jamila Raimbekova, als Hänsel und Gretel. Trotz ausgebildeter Opernstimme stellen die jungen Sängerinnen die kindliche Natur ihrer Rollen mit ihrer Neugier und ihren Ängsten so überzeugend dar, dass auch die jüngeren Besucher ihnen gespannt folgen. Bis in den finsteren Wald, wo ein riesiges, buntes Lebkuchenhaus die hungrigen Kinder zum Naschen verführt.

Gabriele Scheidecker als Hexe
Gabriele Scheidecker als Hexe

Die Ausstattung von Falk Wangelin ist so farbenprächtig und freundlich, dass das Grauen der Handlung gar nicht so recht bewusst werden will.

Die Täuschung gelingt. Denn als die Hexe, dargestellt von der Gast-Altistin Gabriele Scheidecker, ihre wahren Absichten offenbart, ist es für die Kinder zu spät, fast.

Selbstverständlich geht das Märchen für die jungen Helden gut aus und das Böse wird vernichtet. Allerdings weicht die Inszenierung von der originalen Märchenfassung ab. Nicht Gretel ergreift den Mut, um die Geschwister aus der Notlage zu befreien, in dem sie die alte Frau, die das Böse verkörpert, in den Ofen stößt. Sondern die Hexe stürzt sich selbst hinein. Das befreit die Kinder zwar vom Verdacht des Mordes, nimmt ihnen aber die Erfahrung sich selbst aus einer bedrohlichen Lage zu retten und so vertrauen in ihr eigenes Tun zu gewinnen.

Zu den beschaulichsten Szenen gehört sicherlich der „Abendsegen“, in der vierzehn Engel, dargestellt von Kindern der Ballettschule Marquard, den Schlaf der Kinder bewachen. In diesem imposanten Gruppenbild bewegt sich auch Julia Ebert mit grazilen Schritten als Sandmännchen, und später auch als Taumännchen.

Leona mit ihrer Mama im Theaterzelt
Leona mit ihrer Mama im Theaterzelt

Der siebenjährigen Leona, die mit ihrer Mutter die Premiere besuchte, hat die Hänsel und Gretel-Inszenierung „gut“ gefallen, besonders Gretel war ihre große Heldin. Den Tipp, sich Humperdincks Märchenoper anzuschauen, hat ihr ihre Geigenlehrerin gegeben. Allerdings war die zweistündige Vorstellung um 19:30 Uhr schon ganz schön spät für die junge Zuschauerin, die mit müden Augen nach Hause drängte.

Für Kinder gibt es aber auch Nachmittagsaufführungen. So findet die nächste Vorstellung am 1. Dezember um 15 Uhr im Theaterzelt statt. Weitere Aufführungen gibt es am 15., 17., 25. und 29. Dezember sowie 8. Januar.

Fotos (1-3): Dorit Gätjen, VTR

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