Shakespeares „Romeo und Julia“ feiert Premiere am VTR

Christine Hofers Inszenierung des Shakespeare-Klassikers im Theaterzelt

18. März 2012, von
Romeo (Tim Ehlert) und Julia (Laura Bleimund) am Volkstheater Rostock
Romeo (Tim Ehlert) und Julia (Laura Bleimund) am Volkstheater Rostock

„Kein Hindernis aus Stein hält Liebe auf, was Liebe kann das wagt die Liebe auch“, verspricht Romeo seiner Julia. Doch welche Hindernisse kann die Liebe tatsächlich überwinden?

Getreu dem Motto der aktuellen Spielzeit „LIEBE MACHT ALLES!“, widmet sich das Volkstheater Rostock mit Christine Hofers Inszenierung von Shakespeares „Romeo und Julia“ der Frage, nach der MACHT und Ohnmacht der LIEBE eine gespaltene Gesellschaft zusammenzuführen.

Das Stück wird eröffnet mit der Begegnung der verfeindeten Häuser Montague und Capulet in Verona. Mit Fingern und Degen aufeinander zeigend, sich umkreisend, provozieren sie einander. Schnell wird klar: Es herrscht Krieg. Die Gesellschaft Veronas steht am Scheideweg, definiert sich über die Feindschaft der mächtigen Familien, deren Interessen und Ansprüche in den öffentlich ausgetragenen Kämpfen allerdings unklar bleiben. Während sich die Familienoberhäupter bekriegen, setzen sich die Kinder der verfeindeten Häuser durch ihre Liebe über die blutigen Fehden hinweg.

Christine Hofers Inszenierung des Weltklassikers „Romeo und Julia“ zeigt, dass Shakespeares Text nicht nur die Geschichte einer unsterblichen Liebe, sondern vor allem die eines mit Inbrunst betriebenen zeitlosen Machtkampfes ist. Durch den Business-Schick der tonangebenden Oberhäupter der Stadt Verona, die in Hofers Interpretation mit Handys telefonieren, Tic Tac’s austauschen und Marlboro rauchen, wird die Aktualität des Stoffes deutlich gemacht, der sich in jede Zeit übertragen ließe.

Julia (Laura Bleimund) mit ihrer Amme (Lisa Flachmeyer)
Julia (Laura Bleimund) mit ihrer Amme (Lisa Flachmeyer)

Auch auf eine Kulisse, die einen konkreten Zeitbezug bieten könnte, wird verzichtet: Das Bühnenbild beschränkt sich auf den großen geneigten Parkettboden, auf dem sich die Akteure bewegen. Auf demselben schiefen Grund, auf dem um die Ehre gefochten, um ihrer Willen blutig gemordet, sich gerächt, verurteilt und gestorben wird, wird getanzt, sich geliebt und vermählt.

Die minimalistische Bühnenausstattung lenkt die Aufmerksamkeit auf das Geschehen und die Akteure, findet auch Armin Möller: „Die Darsteller waren allesamt sehr überzeugend. Ich hätte eigentlich ein aufwendigeres Bühnenbild erwartet. Finde aber, dass es toll genutzt wurde! Durch wenige Mittel wurde so ein großer Effekt erzeugt“, beurteilt er die Darbietung.

Armin Möller und Tilman Albrecht
Armin Möller und Tilman Albrecht

Der 18-Jährige kam mit Tilman Albrecht zur Premiere. Dem 19-Jährigen fielen vor allem die Kontraste der Inszenierung auf: „Mir hat die Vorstellung gut gefallen. Es war interessant, dass die Handlung nicht in eine konkrete Zeit gesetzt wurde: Einerseits gab es Fecht-Kämpfe, andererseits auch Handys und teilweise sehr moderne Sprüche“, findet Albrecht.

Ein wirklich sehr abwechslungsreiches Spiel bot sich den Besuchern des Theaterzeltes: In leisen Momenten wird der großen Liebe auf dem Parkett Raum gelassen, dann wieder von schnellen Fechtpartien mit blutigem Ausgang abgelöst. Einmal ist der Beichtvater im Drogenrausch, ein anderes Mal tut sich der Boden auf, um die Toten wieder erscheinen zu lassen.

Natürlich ist die Liebe von Romeo (Tim Ehlert) und Julia (Laura Bleimund) auch in der Inszenierung von Christine Hofers zum Scheitern verurteilt. Wie auch viele andere Beteiligte fallen sie der Rivalität und den Interessen ihrer verfeindeten Familien zum Opfer. Doch am Ende bleibt die alles überwindende Macht der Liebe keine Utopie, im Gegenteil: Auf den Gräbern der Liebenden wird der Frieden Veronas neu errichtet.

Christine Hofers arbeitet mit ihrer Inszenierung von „Romeo und Julia“ die Aktualität des Shakespeare-Klassikers heraus, ein Stück, das tatsächlich nur in einer Welt ohne gewaltsame Konflikte seinen Bezug verlieren kann.

Die nächsten Aufführungen von „Romeo und Julia“ finden am 23. und 30. März sowie am 1., 5., und 19. April jeweils um 19:30 im Theaterzelt statt.

Fotos 1 & 2: VTR

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