Hagen Stüdemann – „Die schöne Passacaglia“

Ausstellungseröffnung in der Galerie am Alten Markt

16. Juli 2011, von
Im Siebdruck "Drei Millionen Küsse" verbergen sich über 60 Herzen
Im Siebdruck "Drei Millionen Küsse" verbergen sich über 60 Herzen

„Farbe spielt in meinen Werken meist keine Rolle“, zitierte die Eröffnungsrednerin Britta Naumann den Künstler Hagen Stüdemann. Doch die – größtenteils in schwarz-weiß gehaltenen – Bilder, die ab heute in der Galerie am Alten Markt hängen, wirken nicht farblos oder eintönig. Sie drücken, wie Naumann feststellte, Lebensfreude aus. Und die steckt schon im Titel der Ausstellung. Denn „Passacaglia“ ist die Bezeichnung für einen spanischen Volkstanz.

Neben der Kunst spielt die Musik eine wichtige Rolle in Stüdemanns Leben. Er spielt Kontrabass und Gitarre in einer Band, die er 2001 gründete. Bei einer eigenen Ausstellungseröffnung hat er erst einmal gespielt. „Das war wirklich unangenehm. Es sind einfach zwei verschiedene Welten. Außerdem muss man als Künstler für Gespräche zur Verfügung stehen“, erklärte er. Deswegen war an diesem Tag sein Freund und Bandkollege Theo Jörgensmann für die musikalische Untermalung der Bilder zuständig.

Hagen Stüdemann vor dem Vorhang "Der Prinz"
Hagen Stüdemann vor dem Vorhang "Der Prinz"

Stüdemanns Bilder zeigen meist Frauenkörper, die durch grafische Elemente leicht verfremdet sind. An den Wänden sind ausnahmslos Siebdrucke zu sehen. In der Mitte des Raumes steht jedoch etwas anderes. Es ist ein Modell für eine Holz-/Metall-Skulptur. Die „Spielenden Kinder“ sind eine Auftragsarbeit, die sich noch im Arbeitsprozess befindet. Auch bei diesem Kunstwerk lässt sich die Verfremdung von Personen in geometrische Elemente erkennen. Nicht verwunderlich ist daher, dass Stüdemann überlegt hatte, nach dem Abitur Architektur zu studieren. Er entschied sich aber dann doch für ein Grafikdesign-Studium in Heiligendamm.

"Inés, Inés, Inés" ist ein Unikat - der 3D-Effekt wird durch die Glasplatte erzeugt
"Inés, Inés, Inés" ist ein Unikat - der 3D-Effekt wird durch die Glasplatte erzeugt

Den in Rostock geborenen Künstler zog es 2005 nach Berlin. Dort gönnte er sich jedoch eine Pause von der Kunst und widmete sich ganz der Musik. Vor seinem Umzug begann er bereits mit dem Aufbau einer Druckwerkstatt. Entwürfe aus dieser Zeit hat er im Vorfeld dieser Ausstellung weiterentwickelt und verwirklicht, weswegen sich bei manchen Bildern die Entstehungszeiträume 2003 – 2011 finden lassen.

Von der Skizze zur fertigen Druckschablone ist es nämlich kein einfacher Schritt. „Bei einer Zeichnung hat man mehrere Linien, die das Bild bestimmen. Für den Siebdruck muss man sich entscheiden, welche Linien wichtig sind und eine bestimmte Fläche bilden sollen.“ Stüdemann ist Perfektionist. „Es muss am Ende plausibel sein, einen Sinn ergeben.“ Das Siebdruckverfahren ermöglicht dem Künstler Bilder zu vervielfältigen. Die ausgestellten Werke haben eine Auflage von 18 – 25 Stück. „Mehr wäre zu anstrengend gewesen, denn das Drucken großer Bilder ist wie Sport.“

Christof Krüger vor dem Modell "Spielende Kinder"
Christof Krüger vor dem Modell "Spielende Kinder"

Christof Krüger kennt die Werke von Hagen Stüdemann bereits seit knapp drei Jahren. „Ich freue mich für ihn, dass er seine Bilder in einer so großen Einzelausstellung zeigen kann.“ Wie Naumann ist auch Krüger der Meinung, dass der Rostocker Künstler ein Vorreiter des Siebdrucks in Mecklenburg-Vorpommern ist. Abgesehen vom Drucken auf klassischen Untergrund, nämlich Papier, experimentiert Stüdemann auch mit anderen Materialien. Neben dem Eingang und in der Mitte der Galerie hängen von ihm gestaltete Vorhänge, an der Fensterfront eine Glasplatte. „Ich wollte bei dieser Collage Räumlichkeit erzeugen. Das ist beim normalen Siebdruck nicht möglich, da es klare Abgrenzungen und damit nur zwei Ebenen gibt.“ Eine – augenscheinliche – dritte Ebene erzeugt die dazwischen liegende Glasplatte, indem sie das Licht filtert.

Britta Naumann bewunderte die Entwicklung, die Hagen Stüdemann seit der Gründung der Druckwerkstatt durchmachte und bemerkte, dass seine aktuellen Bilder „diffiziler strukturiert sind“ als seine älteren Werke. Und auch Stüdemann will nicht so schnell das erfolgreiche Siebdrucken aufgeben und weiter experimentieren. Vielleicht ja das nächste Mal mit etwas mehr Farbe.

Die Ausstellungsstücke von Hagen Stüdemann sind bis zum 20. August in der Galerie am Alten Markt zu bewundern.

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