Neueste Nachrichten aus Rostock und Warnemünde

Medienkompetenzpreis MV 2011 im Theater im Stadthafen
Was ist eigentlich Medienkompetenz? „Na das ist doch das, wenn man sich mit neuen Filmen und Musik auskennt“, sagte ein älterer Herr aus Anklam im Vorstellungsvideo der Gruppe Überflieger. Die Schüler der 51 für den Medienkompetenzpreis 2011 eingereichten Projekte wissen es besser. Denn Medienkompetenz beschreibt die Kenntnis der Medien und die Nutzung dieser für verschiedene Zwecke. Zum sechsten Mal wurde heute der Medienkompetenzpreis Mecklenburg-Vorpommern vergeben und damit das Festival im StadtHafen (FiSH) eröffnet. Sowohl schulische als auch außerschulische Projekte konnten für den Wettbewerb der Medienanstalt MV und des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur eingereicht werden. Und mit insgesamt 51 Einsendungen wurde in diesem Jahr ein neuer Rekord bei der Beteiligung aufgestellt. Für Bernd Nübel, Sprecher der Staatskanzlei, sei es ein schöner Termin. „Medienkompetenz ist inzwischen mindestens genauso wichtig wie lesen und schreiben. Daher ist es gut, dass wir so einen Preis hier in Mecklenburg-Vorpommern haben“, erklärte der Politiker. Er betonte zudem die Pläne der Landesregierung, die Medienbildung noch weiter zu verbessern. So soll schon bald ein Internetportal zu diesem Thema gestartet werden. Der Preis wird in zwei Kategorien vergeben. Die Medienanstalt MV vergibt die Auszeichnung für außerschulische Projekte, das Bildungsministerium vergibt den Preis für schulische Projekte. Beide Trophäen sind mit jeweils 1000 Euro dotiert. Und um die Spannung bei den Schülern und Gästen im Raum zu erhöhen, wurden erst kurz die besten vier Projekte aus jeder Kategorie vorgestellt. Die vier Nominierten für den Mekofisch Schule waren die „Ganzheitliche Medienarbeit am Sonderpädagogischen Förderzentrum Waren“, „Frau Volt“ und „Energie sparen mit Foxi“ der Regionalen Schule S. Marcus in Malchin, „Kleiner Paul – ganz groß“ der Grundschule Matzlow und die „Überflieger“ der Regionalen Schule „Otto Lilienthal“ in Rostock Toitenwinkel. Aus diesen vier Projekten hat die Jury wiederum zwei ausgewählt, die genauer vorgestellt wurden. Die „Überflieger“ aus Rostock punkteten mit einem selbst gedrehten Musikvideo zu „Ab in den Süden.“ Dieses war Teil einer Sendung an der Schule, die schon fünf Folgen aufweisen kann und Interviews und Berichte zu verschiedenen Themen, wie dem Rostocker Weihnachtsmarkt, beinhaltet. Das Einspielvideo für die Medienarbeit in Waren zeigte, wie die Schüler die Schulordnung auf sehr humorvolle Art und Weise interpretierten. Das Projekt umfasste aber nicht nur Filmbeiträge, sondern auch ein Schülerradio. Jeder konnte alles einmal ausprobieren. Die Schüler auf der Bühne erzählten auch, dass sie die Medienarbeit viel lieber machen, als Mathe und Deutsch. Und nun ein Trommelwirbel … Der Mekofisch Schule bleibt bei uns in Rostock. Die Jury lobte, dass die Schüler aus Toitenwinkel den kritischen, reflektierten Umgang mit dem Medium Fernsehen lernen. Besonders hob sie die gute Verankerung in der Schule, die Strahlkraft nach außen und die besondere Nachhaltigkeit hervor. Für den grünen Mekofisch der außerschulischen Projekte waren die „Überflieger Anklam“, der „1. Kinderfilmtag im Filmbüro M-V“ in der Medienwerkstatt Wismar, die Foto-AG „Kunstfotografie Ludwigslust“ und das Projekt „Was (ist) los im Stargarder Land“ nominiert. Auch hier waren zwei Projekte in die engere Auswahl gekommen. Das Projekt „Was (ist) los im Stargarder Land“ ist eine Zusammenarbeit der Struktur- und Entwicklungsgesellschaft Neustrelitz mit seefilm. Die Schüler haben Interviews und Kurzfilme erstellt. Besonders viele Lacher erntete ein Film über einen Tag am Strand mit einem Hotdog, einer Waffel und einem Sandwich. Die Schüler zwischen acht und zwölf Jahren waren auch auf der Bühne begeistert und würden alle noch einmal bei solch einem Projekt mitmachen. Die Überflieger aus Anklam haben ebenfalls verschiedene Medien kennengelernt. Neben Filmen, Reportagen und Interviews wurde auch ein Podcast erstellt. Finanziert hat sich das Projekt aus dem Gewinn von kleinen Werbefilmen, die die Schüler für Anklamer Firmen gedreht haben. Ein langfristig geplantes Projekt ist ein Langfilm zum Thema Vertriebene. Bevor hier der Gewinner gekürt wurde, gab es noch eine Überraschung. Die Jury hat sich spontan entschieden, einen Sonderpreis zu vergeben. Dieser mit 250 Euro dotierte Preis ging an die Foto-AG Ludwigslust. Diese vermittelt seit 2009 professionell das Fotohandwerk. Damit stach das Projekt heraus, da es sich nicht mit den elektronischen Medien beschäftigt. Entstanden sind zum Teil sehr beeindruckende Fotos. Als weitere Auszeichnung der Arbeit will der NDR die Fotos im nächsten Jahr in seinem Funkhaus in Schwerin ausstellen. Doch nun die Auflösung, wer den außerschulischen Medienkompetenzpreis gewonnen hat. Ausgezeichnet wurde das Projekt „Was (ist) los im Stargarder Land“ Dabei lobte die Jury, dass nicht nur die Arbeit mit den Medien gelernt wurde, sondern auch inhaltlich ein spannendes Thema gewählt wurde – die Auseinandersetzung mit dem ländlichen Raum. Es mache „einfach Spaß, die Ergebnisse anzuschauen, wird doch ausgedrückt, wie liebens- und lebenswert das Leben in einem ländlichen Raum ist.“ Während sich die glücklichen Gewinner fürs Gruppenfoto aufstellten, gab es bei den anderen natürlich auch ein paar enttäuschte Stimmen zu hören. Doch auch hier gilt das olympische Motto „Dabeisein ist alles!“ Und schon in einem Jahr gibt es die nächste Chance beim Medienkompetenzpreis MV 2012.
13. Mai 2011 | Weiterlesen
„Hahn kocht Fisch“ in der Buchhandlung Weiland
Bei Lesungen sollen Menschen einen Eindruck von Büchern bekommen. Man soll schon mal erfahren, worum es im Groben geht und im besten Fall sollte man nach dem Abend gespannt sein und das Buch kaufen, um zu sehen, wie es weitergeht. Anders sieht es bei Kochbüchern aus. Es würde wohl kaum etwas bringen, wenn man die Zutatenliste vorliest und kurz vor der Zubereitung aufhört, um Spannung zu erzeugen. Daher war die Vorstellung des neuen Kochbuches von Tillmann Hahn auch keine Lesung, sondern eine wörtliche Kostprobe. Tillmann Hahn sagt selbst, dass er inzwischen in Mecklenburg-Vorpommern angekommen ist. Der gebürtige Darmstädter lebt seit acht Jahren in Bad Doberan und ist seit 2008 Küchenchef im Restaurant „Der Butt“ in der Yachthafenresidenz Hohe Düne in Warnemünde. Zuvor kochte er in Heiligendamm und war als Küchenchef auch für die kulinarische Versorgung der Politiker beim G8-Gipfel 2007 zuständig. Er habe zwar schon in der Jugend gekocht, jedoch stand er erst mit 22 Jahren professionell in der Küche. „Ein verirrtes Studium der Elektrotechnik hat mich etwas aufgehalten.“ „Zwei Dinge muss man mitbringen, um Koch zu werden. Talent und eine ausgeprägte Passion für Gastgeberei und den Umgang mit Lebensmitteln“, sagte Hahn. Er selbst bringt beides mit und überzeugte davon auch die Gäste der Buchvorstellung in der Weiland Buchhandlung. Bevor es richtig losging, verteilte der Küchenchef eine weiße Suppe im Glas. Diese schmeckte irgendwie vertraut und sehr lecker, doch ich konnte es nicht genau zuordnen, bis Hahn verriet, dass es sich um eine Tomatensuppe handelte – nur aus Tomaten, Gewürzen und etwas Butter zubereitet. Dieses Rezept steht allerdings nicht im neuen Buch „Hahn kocht Fisch“, denn, wie der Titel schon verrät, dreht sich alles um die vielfältigen Wassertiere. Insgesamt werden 29 Fischarten aus dem Ostseeraum, Flüssen und dem Binnenland vorgestellt. Hahn und dem Verlag Klatschmohn war es wichtig, Regionalität in den Vordergrund zu rücken. Mit dem Buch beweisen sie, was für eine vielfältige Ausbeute unsere Gewässer liefern. Doch bietet das Buch nicht nur mehrere Rezepte pro Fisch, sondern auch weiterführende Informationen. So ist jede Art mit einem Foto vertreten, damit man beim Kauf auch erkennt, welchen Fisch man braucht. Außerdem wurden auch wissenswerte Informationen wie die durchschnittliche Größe, saisonale Besonderheiten und Hinweise, wie man frischen Fisch erkennt, zusammengetragen. Dafür mit zuständig war Ulf Korich, Chef des Rostocker Fischmarktes. Angelika Kleinfeldt, Geschäftsführerin des Rostocker Klatschmohn Verlags, verriet, dass die Idee eines Fischkochbuches schon länger vorhanden war. „Wir haben viele Köche angeschrieben, doch nur Tillmann Hahn hat auch wirklich Rezepte zurückgeschickt.“ Und sie ist nach fast einem Jahr Arbeit auch sehr zufrieden mit dem Ergebnis. „Hahn kocht Fisch“ ist nach „Culina Monasterii“ schon das zweite Kochbuch, das in diesem Jahr bei dem Verlag erschienen ist. Das nächste Projekt wird wieder ein kulturelles und wird mit Kirchen und Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern zu tun haben. Da eine Tomatensuppe kaum genügt, um die Gäste von einem Fischkochbuch zu überzeugen, bereitete der Sternekoch auch noch ein weiteres Gericht zu. Dafür wurde die Weiland Buchhandlung in ein kleines Küchenstudio verwandelt. Es gab „Saiblingsfilet in 5-Gewürze-Pulver gebeizt und angebraten mit koreanischen Mungobohnen-Pfannkuchen und Wasabicreme.“ Und auch wenn das unglaublich kompliziert klingt, geht das Zubereiten doch ganz einfach und führte zu einem sehr wohlschmeckenden Ergebnis. Wie genau? Das könnt ihr im Buch nachlesen. Dort ist das Rezept allerdings mit Lachsfilet zu finden. Wem jetzt schon vom Lesen das Wasser im Mund zusammengelaufen ist, sollte schleunigst das Buch von Tillmann Hahn kaufen und einfach selbst mal die Pfanne schwingen. Auch wenn einige Gourmetrezepte vertreten sind, ist der Großteil doch recht schnell und einfach zuzubereiten. Ich wünsche Euch Guten Appetit!
12. Mai 2011 | Weiterlesen
13. Klassik-Nacht „Britische Klänge“ 2011 im Rostocker Zoo
Also optisch können die Rostocker Flamingos mit ihrem intensiven rosafarbigen Gefieder eindeutig gegenüber dem zwar edlen, aber eben auch dezenten Schwarz der Norddeutschen Philharmonie Rostock punkten. Akustisch jedoch haben die langhalsigen Vögel mit ihrem Geschnatter den Musikern nur wenig entgegenzusetzen. 1:1 würde ich sagen, nach dem direkten Vergleich im Rostocker Zoo. Gestern wurde hier schon mal Harmonie hergestellt, was ja für einen gelungenen musikalischen Abend nicht ganz unwesentlich ist. Schließlich bereiten sich der Zoo und das Orchester auf die bereits 13. Klassik-Nacht vor. Auch in diesem Jahr steht das Benefizkonzert unter dem Motto „Schaffen für die Affen“, denn der Erlös soll den Menschenaffen im Darwineum zugutekommen. Die musikalische Weltreise wird auch diesmal fortgesetzt. „Britische Klänge“ wird die Norddeutsche Philharmonie unter der Leitung des australischen Dirigenten Nicholas Milton am 27. Mai auf dem Festplatz des Tiergartens präsentieren. Die zeitliche Nähe zur königlichen Hochzeit von Prinz William und seiner Kate vor zwei Wochen sei aber zufällig, betont Corina Wenke, Konzertdramaturgin am Volkstheater Rostock. Das Konzert wird zweigeteilt. Der erste Teil widmet sich klassischen britischen Kompositionen. Die „Enigma-Variationen“ von Edward Elgar werden ebenso zu hören sein wie Gustav Holsts „Die Planeten“ oder Eric Coates „Dambusters March“. Im zweiten Teil wird es etwas populärer. Dann steht James-Bond-Musik auf dem Programm. Vorgetragen werden die Titel aus Filmen wie Goldfinger, Liebesgrüße aus Moskau oder Diamantenfieber von Mary Carewe. Die Sängerin aus London tritt weltweit mit den bekannten Filmmelodien auf. Die drei Musiker, die schon mal mit den Flamingos fürs Presse-Foto posiert haben, freuen sich jedenfalls schon auf den Open-Air-Konzert-Abend. Stefanie Herbertz ist mit ihrer Bratsche schon seit der ersten Klassik-Nacht dabei. „Also wenn es das nicht geben würde, würde etwas fehlen“, sagt die Musikerin. Ihr Kollege, Cellist Fridtjof Sturm, meint: „Es ist einfach schön, vor so vielen Leuten zu spielen.“ Wollt Ihr auch dabei sein? Karten für die 13. Klassik-Nacht gibt es im Zoo oder an den Rostocker Vorverkaufskassen ab 12,50 Euro für Kinder, 27,50 Euro mit Ermäßigung oder 32,50 Euro. Es war natürlich der Octopus aus dem Bond-Thriller Octopussy, nach dem wir in unserem Gewinnspiel gefragt haben. Je zwei Freikarten gehen nach Tessin und Marlow – die Gewinner wurden bereits benachrichtigt, herzlichen Glückwunsch und viel Spaß bei der 13. Klassik-Nacht im Rostocker Zoo!
12. Mai 2011 | Weiterlesen
8. Filmfest FiSH - Festival im Stadthafen 2011
Arbeitstreffen der freien Filmgruppe New X-iT. Im Schatten der Markise einer Szenekneipe in der KTV haben Florence, Mark, Leon und Matthias mit erfrischenden Getränken auf Holzbänken Platz genommen. Später kommt auch Aaron hinzu. Vor ihnen auf dem Tisch liegen frischbedruckte Blätter. Ihr neues Film-Projekt nimmt langsam Form an. Es soll ein Fake-Trailer werden, ein Werbespot für einen Film, den es eigentlich gar nicht gibt. Noch trägt er den Arbeitstitel „Join(t) der Liebe“, aber wer weiß, wie lange noch. Es soll ein Drogenfilm werden, eine Satire. Der Handlungsablauf steht schon. Die Szenen sollen nun klarer und das Drehbuch fertiggestellt werden, erklärt Mark. Die organisatorischen Fäden laufen bei Aaron zusammen. Der 17-jährige Schüler wird auch später beim Dreh die Regie übernehmen. „Bei der Vorbereitung sammeln wir gemeinsam Ideen. Beim Dreh teilen wir uns die Arbeit vor und hinter der Kamera auf“, erklärt er die Arbeitsweise im Team. Insgesamt etwa 15 Schüler und Studenten treffen sich regelmäßig in der Medienwerkstatt des Instituts für Neue Medien. In den letzten eineinhalb Jahren haben sie so schon drei Filme produziert, die auch erfolgreich auf Filmfesten gelaufen sind: „Helmut“, „Glashagen“ und „Minus acht grad“. Letzterer wird auch am kommenden Wochenende beim 8. FiSH – Festival im Stadthafen zu sehen sein. Der Titel weist auf die extremen Drehbedingungen auf dem Rostocker Weihnachtsmarkt hin. Mit Mistelzweigen, Riesenrad und Treuetest fand New X-iT hier aber alle Requisiten, um die Stationen einer Beziehung vom Kennenlernen, übers Verlieben bis zu den Krisen und der anschließenden Versöhnung darzustellen – mit einem Augenzwinkern, aber ganz ohne Worte. „Minus acht grad“ nimmt übrigens als einziger Beitrag aus Mecklenburg-Vorpommern am bundesweiten Kurzfilm-Wettbewerb „Junger Film“ beim FiSH teil. 408 Filme wurden insgesamt dafür von jungen Filmemachern unter 27 Jahren eingereicht – ein Rekord, wie Juryleiter Matthias Spehr stolz bemerkt. 29 Beiträge wurden schließlich ausgewählt und werden nun vom 13. bis 15. Mai im MAU-Club im Stadthafen gezeigt und von einer sechsköpfigen Jury bewertet. Ihre Mitglieder, darunter Regisseure, Schauspieler und Filmkritiker, tagen öffentlich. „Das ist eine Besonderheit“, stellt Matthias Spehr fest. Ein Festival auf Augenhöhe möchte FiSH sein, die Filmemacher sollen mit Jury und Publikum ins Gespräch kommen können. „Wir legen viel Wert auf Kommunikation.“ Ein kunterbuntes Programm mit Kurzspielfilmen, Dokumentationen, Animationen und Experimentalfilmen soll ausreichend Gesprächsstoff liefern. Krisen und deren Bewältigung oder der kritische Blick aufs Web 2.0 sind dabei nur einige Themenschwerpunkte. „Wir haben Filme ausgewählt, die uns berühren, in denen wir neue Gestaltungsweisen entdecken oder die den Zeitgeist widerspiegeln. Wir haben aber auch Filme abgelehnt, die zu glatt waren“, fasst der Juryleiter die Auswahlkriterien zusammen. Neben dem bundesweiten Wettbewerb „Junger Film“ werden beim FiSH aber noch weitere cineastische Höhepunkte serviert. So gibt es seit einigen Jahren schon das Gastlandfenster, in dem Filme junger Filmemacher eines Ostseeanrainerstaates gezeigt werden. Waren es in der Vergangenheit Filme aus Dänemark, Polen, Estland und Litauen, flimmern in diesem Jahr bei „Off Sverige“ elf Beiträge aus Schweden über die Leinwand. „Die Uhren ticken dort anders. Die Filme kratzen zum Teil an der Political Correctness“, macht Matthias Spehr auf neue Seherlebnisse neugierig. Einen Blick zurück können die Zuschauer der „SehSterne“ werfen. Klassiker aus 20 Jahren kultureller Filmförderung MV, wie zum Beispiel „Stilles Land“ von Andreas Dresen aus dem Jahre 1991, wurden hier in das FiSH-Parallelprogramm an der Bühne 602 aufgenommen. Aber auch aktuelle Streifen, wie Dieter Schumanns „Wadans Welt“ werden gezeigt. Ein weiterer Schwerpunkt des Filmfestivals liegt im Bereich der Filmmusik und speziell für Kinder gibt es das KinderFiSH. Nicht zu vergessen sei der Medienkompetenzpreis, der morgen im Theater im Stadthafen an schulische und außerschulische Projekte im Rahmen des FiSH verliehen wird. Dabei geht es vor allem um den pädagogischen Prozess beim Erstellen von Schülerzeitungen, Radiosendungen, Filmen oder Websites. Morgen beginnt das Festival im Stadthafen. Was wann und wo läuft, erfahrt hier auf der Website www.fish-rostock.de.
12. Mai 2011 | Weiterlesen
Großes Haus, Halle 207, Theaterneubau oder gleich alles?
„Dann können wir im Februar wieder rein ins Große Haus und dort spielen.“ Beifall und Zuspruch erntete Jochen Bruhn, Geschäftsführer der Rostocker Versorgungs- und Verkehrs-Holding GmbH (RVV) und kaufmännischer Berater des Volkstheaters, für seine Aussage. Gemeint ist der Februar nächsten Jahres und Voraussetzung ist der Einsatz von 2,26 Millionen Euro, um das Große Haus nach seiner Schließung im Februar wieder bespielbar zu machen. Schneller geht es nicht, so Bruhn, bis dahin solle ein Theaterzelt als Provisorium dienen. Aus wirtschaftlicher Sicht sei dies der vernünftigste Weg, bekräftigte er. „Alle anderen Varianten sind teurer, auch ein Zelt für vier oder fünf Jahre.“ Die Bürgerschaft muss es im Juni zwar noch beschließen, doch damit scheint klar zu sein, wie es bis zum Bau einer neuer Spielstätte weitergeht. Allerdings würde die Brandschutzsanierung den Spielbetrieb nur bis 2018 sichern, länger gibt es dafür keine Genehmigung. Ohne Neubau müsste man spätestens ab 2016 über eine Kernsanierung nachdenken. Kosten: 23 Millionen Euro – das lohnt nicht, so Bruhn. Beim Bürgerforum „Ein neues Theater für Rostock“ blieb man heute Abend weitgehend unter sich – Theatervolk, Förderverein und Politik. Mahnende Worte waren daher Mangelware und wenn, mochte man sie kaum hören. Etwa beim Vergleich mit dem Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin, den Bruhn ebenfalls zog. Ein Prozent der Rostocker hat ein Theater-Abo, in Schwerin sind es sieben. Und bezogen auf die Einwohnerzahl engagieren sich im Schweriner Förderverein gar zehn Mal so viele Mitglieder wie in Rostock. „Das sind Zahlen, die sollten zu denken geben“, bekräftige Bruhn. „Ich glaube nicht, dass Qualität ein Faktor ist“, gab sich Intendant Peter Leonard jedoch selbstbewusst. Der ständige Wechsel der Intendanz sei ein Faktor, vor allem liegt es für ihn aber daran, dass die Rostocker seit 1942 nie die Erfahrung machen konnten, „einen Ort zu haben, wo man Theater besuchen kann und wo man gerne ist.“ Leonard verwies auf einen Theaterneubau in Nordfranken, der in den Neunzigern auf einen Schlag für 5.000 neue Abonnenten gesorgt hätte – bei gerade mal 30.000 Einwohnern. „Wir haben also eine sehr positive Zukunft vor uns“, lautete sein Fazit. Doch Erfolg ist keine Frage der Spielstätte! Gerade erst wurde das Schweriner Staatstheater für seine Biberpelz-Inszenierung mit einer Einladung zum Theatertreffen in Berlin geadelt – als eine der zehn bemerkenswertesten Inszenierungen der vergangenen Saison. Nach 1994 übrigens schon zum zweiten Mal. Rostock? Fehlanzeige! „Wir haben in den letzten Jahren bewiesen, dass wir Theater machen für die Rostocker“, so Leonard. Ob das für die erforderlichen zusätzlichen Zuschauerströme genügt? Überregionale Wahrnehmung gibt es derzeit höchstens bei den Querelen um den Theaterneubau. Der Theaterneubau. Was für ein Theater! Tja, was für ein Theater soll Rostock denn nun bekommen? Ein Theater? Warum denn nicht gleich zwei? Den Theaterneubau auf 500 Plätze zu beschränken und dafür die Halle 207 so auszubauen, dass sie ganzjährig bespielt werden kann, sei mit 45 Millionen Euro die günstigste Variante, stellte Bruhn seine Kostenschätzungen vor. Die Ertüchtigung der Halle 207 sieht auch der Intendant als Möglichkeit für mehr Zuschauer und höhere Einnahmen, sind so doch Konzerte und Schauspielaufführungen gleichzeitig möglich. Sie soll den Neubau nicht ersetzen, sondern als Sprungbrett dienen, bis der Neubau fertig ist und danach parallel genutzt werden. „Und wohlgemerkt nicht als Konzerthalle, sondern als Mehrzweckhalle für die Benutzung von allen Sparten“, so Leonard, der auch einen gewissen Bedarf für eine Fremdvermietung der Halle sieht. In Kooperation mit dem Landestheater Parchim steht gar eine fünfte Sparte im Mittelpunkt von Leonards Konzept, „um Familie, Kinder und Jugend zu bedienen“. Potenzial sieht er auch bei den Studenten, von denen ein Drittel nur ab und zu, ein Drittel gar nicht erreicht wird. Doch als Kaufmann legte Bruhn den Finger in die Wunde. „Wir glauben schon, dass man sich auch mit den Kosten- und Ertragstrukturen im Haus auseinandersetzen muss.“ Von 1,0 (2011/2012) auf 2,7 Millionen Euro (2017/2018) könnten die eigenen Erlöse des Volkstheaters steigen – eine optimistische Prognose, doch sie zeige, „was möglich ist, wenn man etwas tut.“ Das Problem: Der Jahresfehlbetrag würde sich im gleichen Zeitraum dennoch von 2,2 auf 4,4 Millionen Euro glatt verdoppeln! Zu Optionen auf der Kostenseite, etwa einem Regionaltarifvertrag, wollte sich Bruhn nicht weiter auslassen, damit müsse sich das Theater auseinandersetzen. „Wenn man nichts tut, ist das Ganze nicht mehr finanzierbar“, stellte er jedoch klar. 45 Millionen Euro hat Bruhn für das Gesamtprojekt veranschlagt, doch wer soll das bezahlen? Nach derzeitiger Haushaltslage sei ein Neubau nur über einen Kredit finanzierbar, beschrieb Oberbürgermeister Roland Methling die Lage. Doch, „wir sind in der Lage, die Finanzierung eines neuen Hauses in einer Größenordnung von 40 Millionen Euro sicherzustellen“, gab sich das Stadtoberhaupt optimistisch. Mit etwa drei Millionen Euro Kosten würde dies den Haushalt der Hansestadt im Jahr zusätzlich belasten. Gibt es Fördermittel, würde sich die Belastung auf 1,5 Millionen Euro pro Jahr reduzieren – Methling rechnet mit 15 bis 20 Millionen Euro aus dem Städteförderungsprogramm. Nicht für alle Mitglieder der Bürgerschaft stellt sich die Finanzierung so einfach dar. Johann-Georg Jaeger, Fraktionsvorsitzender der Grünen, zeigte sich deutlich skeptischer. „Wir möchten auch einen Theaterneubau in Rostock“, stellte er klar, angesichts der Finanzierungslage bedeute dies aber, dass „eine zu kurze Decke hin und her gezogen wird.“ „Jemand anders wird dafür bluten müssen“, befürchtet Jäger Einschnitte in anderen sozialen Bereichen. Bisher haben sich Bürgerschaft und OB noch nicht mal über den aktuellen Haushalt einigen können, „da weiß ich nicht, wie wir einen Finanzierungsbeschluss fassen wollen“, zeigte sich der Grünen-Fraktionschef skeptisch. Und wo soll das Theater nun stehen? Neue Argumente gab es heute nicht und auch keine Zahlen dazu, wie sich die Kosten an den jeweiligen Standorten unterscheiden. Aus Sicht von Stadtplaner Ralph Müller gehört die neue Spielstätte ganz klar in den Christinenhafen, um den Stadthafen gleich mit zu entwickeln. Samt Brücke oder Tieferlegung der Straße „Am Strande“ dürfte es jedoch auch die teuerste Lösung sein. An den Bussebart wolle Leonard nach den Protesten der Schausteller nicht mehr. Möglichst schnell solle es gehen und ohne großen Widerstand. Der Weg des geringsten Widerstands – anscheinend nicht nur, was die Standortfrage betrifft. Ob dieser jedoch langfristig zum Erfolg führt?
11. Mai 2011 | Weiterlesen
Schausteller gegen Theaterneubau am Bussebart
Glühwein, Backbanane und Bratapfel – wer mag bei diesen sommerlichen Temperaturen schon an den Weihnachtsmarkt denken? Die Schausteller unseres Landes tun es und sie plagen Ängste, Existenzängste. Grund ist der mögliche Theaterneubau am Standort Bussebart/Fischerbastion. Für die Schausteller ist dieser Teil des Weihnachtsmarktes unverzichtbar. „Bis zu 50 Prozent unseres Jahreseinkommens beziehen wir aus dem Rostocker Weihnachtsmarkt“, stellt Norma Urbigkeit, stellvertretende Vorsitzende des Schaustellerverbandes Mecklenburg-Vorpommern (SVMV), fest. Die Fahrgeschäfte an der Fischerbastion seien nicht nur Magnet für viele Besucher, sondern auch ein Alleinstellungsmerkmal unter den norddeutschen Weihnachtsmärkten. „Das benötigt keine künstliche Dramatik, es ist existenziell“, spricht Urbigkeit für die rund 70 Mitglieder ihres Verbandes. Die Einnahmeverluste an diesem Ort könnten nicht kompensiert werden, viele der Schausteller würde es in den Konkurs treiben. 40 Betriebe mit rund 200 Arbeitsplätzen wären vom Wegfall des Platzes betroffen, heißt es. „Für uns bedeutet das, dass wir den Betrieb ohne den Weihnachtsmarkt in dieser Form nicht aufrechterhalten können“, pflichtet Schausteller Igor Upleger ihr bei. Auf dem Rostocker Weihnachtsmarkt betreibt er die Bayern Wippe und einen Autoskooter. Aufgrund von Baumaßnahmen muss er in diesem Jahr wohl schon am Kröpeliner Tor weichen. Ohne den Standort an der Fischerbastion würde die Anbindung an den Weihnachtsmarkt fehlen und die Attraktivität des Rostocker Weihnachtsmarktes leiden, ist sich Upleger sicher. „Kein Schausteller hat etwas gegen ein Theater“, macht auch Albert Ritter, Präsident des Deutschen Schaustellerbundes (DSB), deutlich klar, schließlich sei es als Wandertheater auf der Kirmes groß geworden. Aber auch das, so Ritter, was sich ganz ohne Subventionen selber finanziert und was vom kleinen Mann angenommen wird, ist Kultur. „Wir haben auch in Rostock jedes Jahr die Abstimmung mit den Füßen. Eineinhalb bis zwei Millionen Menschen sind auf diesem Fest“, spielt Ritter indirekt auf die Besucherzahlen des Theaters an. Nach einer Studie aus dem Jahr 2007 liegt die Wertschöpfung des Weihnachtsmarktes für die Teilnehmer und die Innenstadt bei insgesamt etwa 13,5 Millionen Euro. Neben der Hanse Sail sei es nicht nur für die Hotellerie der zweite Höhepunkt des Jahres. Auch aus Werbe- und Städteförderungssicht dürfte ein Volksfest mit 1,5 Millionen Gästen unbezahlbar sein. „Theater ja, aber bitte dort, wo es diese traditionelle Fläche Weihnachtsmarkt nicht beschädigt“, zieht Ritter sein Fazit. Dass ein Stück Kulturgut ein anderes vernichtet, dürfe nicht zugelassen werden. Fällt der Standort „An der Fischerbastion“ weg, würden der Großmarkt GmbH etwa 20 Prozent der Mieteinnahmen während des Weihnachtsmarktes fehlen. Davon wären nicht nur die Schausteller betroffen, so Urbigkeit , sondern auch die weihnachtliche Gestaltung der Innenstadt, das Bühnenprogramm oder die stets mit großem Aufwand inszenierte Ankunft des Weihnachtsmanns. „Erhaltet uns diese Fläche für den Weihnachtsmarkt, damit er das bleibt, was er bisher war – der größte im Norden“, lautet ihr Appell an die Kommunalpolitiker. Der Rosengarten zu klein, der Christinenhafen zu abgelegen und die Flächen an der Fischerbastion werden für den Weihnachtsmarkt benötigt – es dürfte schwierig werden mit der Standortsuche für den Theaterneubau. Wobei es nach wie vor an jeglichen Konzepten fehlt, sowohl was die inhaltliche Ausrichtung des Ensembles betrifft als auch die Kosten für einen Neubau. Der Finanzausschuss mochte sich daher gestern auf keinen der drei Standorte festlegen und strich den Punkt von der Tagesordnung. „Wenn wir so arbeiten würden, würde es uns gar nicht mehr geben“, stellte Upleger mit Blick auf die Vorliebe der Politiker fest, ohne Zahlen und Konzepte über Standorte zu diskutieren. Dabei gab es schon 1964 einen Ideenentwurf von den Architekten Kaufmann/Jastram für einen Theaterbau am Bussebart. Seitdem ist ein halbes Jahrhundert vergangen und es ist lediglich viel Wasser die Warnow heruntergeflossen – wohl das Einzige, worauf wir uns auch die nächsten 50 Jahre verlassen können. Was die Standortsuche betrifft, wurde heute unter der Hand noch ein ganz anderer Platz heiß gehandelt – südöstlich des Steintors, wo das Stadttheater bis zur Zerstörung 1942 sein Zuhause hatte. Vielleicht möchte die Ostseezeitung ihrer Aktion „Ein Stein für unser Volkstheater“ tatsächlich Taten folgen lassen und nicht nur die Steine des dort stehenden Verlagsgebäudes spenden, sondern das Grundstück gleich dazu – ein breiter Konsens in der Bevölkerung wäre wohl garantiert.
11. Mai 2011 | Weiterlesen
Sicherungsmaßnahmen auf dem Gaswerkgelände
Ein richtiges Kleinod, was da südöstlich der mittelalterlichen Stadtmauern Rostocks im Grünen unweit der Warnow-Nebenarme liegt. Flatternde Schmetterlinge, quakende Kröten und über allem kreist ein Graureiher. Doch die Idylle trügt. Das 184.000 qm große Gelände, auf dem sich früher das Rostocker Gaswerk befand, ist verseucht. 135 Jahre lang, bis 1991, wurde hier aus Steinkohle Gas gewonnen und so Energie erzeugt. Die dabei anfallenden Schadstoffe gelangten ins Erdreich und belasten nun das Grundwasser. Teer – etwa 10.000 Kubikmeter des schwarzen Giftes sollen sich hier im Boden befinden. Selbst in 20 Meter Tiefe sind noch Benzole und andere hochgiftige Schadstoffe zu finden. Pikant – in nur etwa 400 Meter Entfernung wird das Trinkwasser aus der Warnow entnommen. Als erste Sicherungsmaßnahme wurde bereits 1997 im Bereich des Teersees und der Ölspaltanlage eine 300 Meter lange Doppelspundwand gebaut. In den letzten drei Jahren wurden 46 Gebäude und Außenanlagen abgerissen und entsorgt, erklärt Oliver Brünnich von den Stadtwerken Rostock, die Eigentümer des Geländes sind. Der Teersee sei nun zwar sicher. Neue Gefahr lauere jedoch von drei belasteten Wasseradern, die unter dem Gelände in Richtung Warnow strömen. Um zu verhindern, dass die Schadstoffe in den Fluss und damit ins Rostocker Trinkwasser fließen, sollen nun weitere 700 Meter Spundwände gebaut werden. Das angestaute Grundwasser soll abgepumpt und mit Filter- und Reinigungsanlagen gesäubert werden. Damit erst gar kein Regenwasser in die belasteten Flächen sickert, werden die Oberflächen teilweise versiegelt. Die Kosten für diese Maßnahmen belaufen sich auf 5,7 Millionen Euro und werden von Land, Bund und den Stadtwerken getragen. Jedoch handelt es sich erstmal nur um Sicherungsmaßnahmen, bewohnbar wird das Gelände dadurch nicht. Eine Sanierung des Geländes würde bedeuten, das verseuchte Erdreich abzutragen und den giftigen Teersee abzupumpen. Das sei zwar machbar, jedoch seien die auf 200 Millionen Euro geschätzten Kosten derzeit nicht bezahlbar. In zwei Jahren sollen die Baumaßnahmen abgeschlossen sein. Dann möchten die Stadtwerke hier auf dem Gelände eine Photovoltaik-Anlage errichten und Sonnenenergie gewinnen, kündigt Vorstandsmitglied Oliver Brünnich die weiteren Pläne an. Die Tradition der Energieerzeugung an diesem Standort wird damit fortgesetzt, dann allerdings soll der Gedanke der Nachhaltigkeit eine größere Rolle spielen, so Brünnich.
10. Mai 2011 | Weiterlesen
Max Goldt liest aus „Gattin aus Holzabfällen“
Seine Bücher heißen „Ein Buch namens Zimbo: Sie werden kaum ertragen, was Ihnen mitgeteilt wird“, „Vom Zauber des seitlich dran Vorbeigehens“ und „QQ.“ Mindestens genauso kreativ wie bei den Titeln, geht es in den Geschichten und Kolumnen von Max Goldt her, die auch mal einen Titel wie: „Die Verbesserung von Jessicas Mutter mithilfe eines Mülleimers“ tragen. Der Mann, der mit bürgerlichen Namen Matthias Ernst heißt, war nach zwei Jahren Abstinenz wieder in Rostock, um sein neues Buch „Gattin aus Holzabfällen“ im Peter-Weiss-Haus zu präsentieren. Bevor der Autor jedoch die Bühne betrat, hielt Katinka Friese, Programmleiterin im Literaturhaus, noch eine kurze Rede. Das Literaturhaus Rostock ist kurzfristig eingesprungen, da die ursprünglich für März geplante Lesung im Großen Haus des Volkstheaters nicht stattfinden konnte. Sie betonte, dass jeder Mensch Kultur im Peter-Weiss-Haus mitgestalten kann, zum Beispiel durch Leih- und Schenkgemeinschaften. Auch sei der Umbau des Hauses noch nicht fertiggestellt, aber „Unfertiges kann ja auch Anreiz für kulturelles Schaffen sein.“ Der als „Großmeister der Kolumne“ angekündigte Goldt war das letzte Mal vor zwei Jahren in Rostock, damals in der HMT. Nun war er zum ersten Mal im Peter-Weiss-Haus und brachte mit „Gattin aus Holzabfällen“ sein erstes Bilderbuch mit. Der Autor kommentiert darin gefundene und selbst geschossene Bilder, was sich natürlich schlecht auf einer Lesung machen lässt. „Ich wollte nie mit einem Beamer oder Laptop reisen. Aber da sich die Buchhändler beschwerten, wenn ich auf der angekündigten Lesung nicht das neue Buch vorstellte, werde ich Ihnen nun neun Bilder beschreiben und die Unterschrift vorlesen“, sagte Goldt. Zwar konnte man sich einen Teil der Bilder gut vorstellen, teilweise fehlte aber die visuelle Komponente. Das Flugticket mit der Aufschrift „Berlin Sch´feld“, konnte man sich noch gut vorstellen und somit war die Subskription, die beschrieb, warum die Abkürzung nur für Berlin Scheißfeld stehen könne, noch gut verständlich. Anders war es bei dem fiktiven Dialog mit zwei indianisch gekleideten Frauen. Dieser wirkt wahrscheinlich nur mit dem Originalbild. Aber so hatte man wenigstens einen Anreiz, noch einmal den Buchtisch der „anderen buchhandlung“ aufzusuchen. Neben Kostproben aus dem neuen Buch, gab es auch Texte aus den älteren Büchern zu hören. Die Lesung zeichnete sich nicht nur durch die genialen Texte mit gestochener Sprache aus, sondern auch durch die Vortragsweise. Der gebürtige Göttinger schafft es punktgenau zu betonen, die richtigen Pausen zu machen und seine Stimme so zu verstellen, dass es nicht zu künstlich wirkt. Wer also zwischen Hörbuch und gedruckter Version schwankt, sollte auf jeden Fall zu der vorgelesenen Variante greifen. In der hundertfünfzig-minütigen Lesung gab es neben vielen lustigen Anekdoten auch Lebensweisheiten und Zitate zu hören. So ging es kurzzeitig um „Würzburg, das Weinfass an der Autobahn“ und schon kurz darauf war man in Hannover, wo ein Bordell mit „spooning and snogging“ wirbt. „Zungenküsse und kuscheln – genau die zwei Sachen, die man bei den meisten Prostituierten vermisst“, ließ der Künstler das Publikum an seinen persönlichen Erfahrungen teilhaben. Auch durfte ein sprachkritischer Text nicht fehlen, denn Sprachkritik sei in Deutschland ein zentrales Thema. Goldt monierte, dass hier sprachliche Entgleisungen noch mit einem Preis geehrt und weiterverbreitet werden, dem Unwort des Jahres. Besser sei es, den Mantel des Schweigens darüber auszubreiten. Nebenbei verriet der Künstler in einem vorgetragenen Telefondialog, wie man lästige „Spamanrufe“ abwehrt. Anrufer: Mein Name ist Meißner. Von der Forschungsgruppe Sprache. Goldt: Glaub ich nicht. Anrufer: Wie, das glauben Sie nicht? Goldt: Naja, es gibt in Deutschland schon viele komische Namen, von der Heide, von der Lippe, aber von der Forschungsgruppe Sprache, so heißt doch keiner! Anrufer: Das verstehe ich jetzt nicht. Goldt: Das tut mir leid, tschüss! Als Zugabe gab es noch eine Sexualgroteske, die nur wenige Autoren schreiben würden. Dies sei für Goldt unverständlich, da die beiden Gebiete doch eigentlich eine große Schnittmenge haben. Wie vor jedem Text goss er sich auch vor der Zugabe nach – insgesamt leerte er zwei Flaschen Wasser. In der kurzen Groteske spielt er mit dem Gedanken, dass jede Frau auch die männlichen Geschlechtsmerkmale in ihren Genen habe und so theoretisch auch den Penis des Vaters weitergeben könne. Eine sehr fragwürdige Vorstellung, die aber wieder für viele Lacher im Publikum sorgte. Die anschließende Möglichkeit auf eine Signatur nahm auch der Rostocker Lutz Hellmig wahr. „Mir hat es super gefallen, es war gewohnt gute Qualität.“ Der 43-Jährige hat Max Goldt schon zuvor mehrfach live gesehen. „Ich bin das erste Mal über Max Goldt als Musiker gestoßen. Dies ist schon lange her“, sagte Hellmig. Er verfolgte den Werdegang des Künstlers weiter, der erst für das Magazin Titanic schrieb und dann selbst Bücher veröffentlichte. „Von mir aus hätte er ruhig noch zwei Stunden länger lesen können“, zog er lächelnd Resümee.
10. Mai 2011 | Weiterlesen
Glockenweihe in der Rostocker St.-Marien-Kirche
Andächtig und mit gespitzten Ohren versammelten sich am Samstag-Abend Hunderte Menschen am Fuße des Turmes von Sankt Marien. Von oben erklang zum ersten Mal das volle Geläut der fünf Glocken der ältesten Rostocker Stadtkirche. Unten vermischte sich der mächtige Glockenklang mit dem Surren der Straßenbahn, dem Frühlingswind in den Bäumen und dem Hüsteln der Zuhörer, die sich nach dem Kirchbesuch noch die winterliche Kälte abschüttelten, zu einem einmaligen Klangerlebnis. Als „Klang der Heimat“ hatte Bürgerschaftspräsidentin Karina Jens zuvor das Glockenläuten bezeichnet. Die vier restaurierten mittelalterlichen Glocken und die neu gegossene Betglocke werden nun den Klang der Marienkirche verändern und zukünftig das akustische Bild unserer Hansestadt zu besonderen Anlässen prägen. Bereits seit 1908 schwieg die Große Glocke, die nach ihrem Gießer Rickert de Monkehagen auch Monkehagen-Glocke genannt wird. „Ihre wunderbaren Bilder sind ein großes Zeugnis mittelalterlicher Ritzzeichen in Norddeutschland“, erklärt Kantor Karl-Bernhardin Kropf, bevor sie seit über hundert Jahren zum ersten Mal wieder geläutet wurde. Obwohl sie mit über vier Tonnen die schwerste Glocke ist, hat sie nicht den tiefsten Ton. Der erklingt von der Bürgerglocke, die um 1300 gegossen wurde und die älteste im Ensemble ist. Der höchste Ton ist von der Bleichermädchenglocke zu hören, die ebenfalls in der Monkehagen-Gießerei gefertigt wurde. Von Hans Lavenpris stammt die Wächterglocke. Früher zeigte sie an, dass die Stadtwache auf ihrem Posten ist. Die jüngste unter den Glocken ist die Betglocke. Erst im Januar dieses Jahres wurde sie in Karlsruhe gegossen. 71.900 Euro wurden dafür aus Spenden aufgebracht. Nun soll sie die hauptsächliche Läutelast tragen. Gestaltet wurde die Betglocke vom Rostocker Bildhauer Wolfgang Friedrich, der sich die Premiere des Zusammenklangs aller Marienglocken nicht entgehen ließ. „Ich fühle mich wie ein Frosch, der ins Wasser springt“, gab er angesichts der ersten Bewährungsprobe seines Kunstwerkes vor einem gespannten Publikum zu. Seit einem Jahr hat ihn dieses Projekt beschäftigt, das mit seiner klanglichen Dimension für den bildenden Künstler neue Erfahrungen bereithielt. „Das Glockenprojekt ist mit dieser Maßnahme nicht abgeschlossen“, verkündet Pastor Jeremias beim Festakt anlässlich der Glockenweihe. „Wir wünschen uns für die Marienkirche noch eine sechste Glocke anschaffen zu können, damit unser Geläut rund wird.“ Bis zum Herbst 2010 bestand das Geläut der Rostocker Marienkirche aus drei Glocken. Die älteste, die Petri Glocke, stammt aus dem 16. Jahrhundert und hatte als einzige den Krieg überstanden. Die anderen beiden wurden 1979 gegossen. Alle drei Glocken sollen nun in den Turm der Petrikirche gebracht werden. Aber nicht nur der Klang der Marienkirche hat sich erneuert, auch äußerlich hat sich der sakrale Bau herausgeputzt. Umsäumt vom frischen Maigrün präsentiert sich der Turm seit der mehr als zweijährigen Bauphase erstmals wieder ohne Gerüst. Der Abschluss der Turmsanierung sei jedoch nur ein Zwischenakt, betonte Professor Dr. Dr. Gottfried Kiesow von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. „Trotz Begeisterung muss die Bereitschaft zu Spenden wachgehalten werden“, mahnte er an. Seit 2006 hat die Stiftung über eine Million Euro für die Rostocker Marienkirche gesammelt. Unterstützung gab es auch vom Land Mecklenburg-Vorpommern, der Landeskirche und zahlreichen Spendern. Maßgeblich eingebracht hat sich darüber hinaus der Förderverein „Stiftung St.-Marien-Kirche zu Rostock“. Die Planung für die weiteren Sicherungsarbeiten reichen bis ins Jahr 2018. Dann soll die äußere Hülle wiederhergestellt sein. Auch die Seitenschiffe, Chorkapellen und die Pfeiler müssen noch restauriert werden und sind teilweise bereits eingerüstet. Bei allen Bemühungen um die alten Stadtkirchen zeigte sich die Innenstadtgemeinde offen für ihre tierischen Bewohner. Mit Nisthilfen förderte sie in den letzten Jahren die Ansiedlung von Dohlen und Turmfalken. Für ihren Einsatz im Artenschutz zeichnete sie jetzt der Naturschutzbund (NABU) mit der Plakette „Lebensraum Kirchturm“ aus. Die Glockenweihe, die Rückkehr der alten Glocken, der Abschluss der Turmsanierung und die Auszeichnung für das Engagement im Artenschutz – für die Innenstadtgemeinde gab es viel Grund zur Freude, zu feiern und zu danken. Zahlreiche Gäste folgten daher der Einladung zu einem festlichen Konzert mit Musik, die von Glockengeläut inspiriert wurde, und abschließendem Glockenfest im Gemeindehaus.
9. Mai 2011 | Weiterlesen
Otto Live in Rostock Tour 2011
„Hallo Rostock“ – „Hallo Otto“ mit der altbekannten, kräftig ausgerufenen Otto-Begrüßungsformel war von Anfang an klar: Das Programm des ostfriesischen Kultkomikers ist keine One-Man-Show. Denn auch wenn Otto Waalkes allein auf der Bühne stand, trugen die etwa 3400 Zuschauer in der Rostocker Stadthalle erheblich zu diesem ausgelassenen und vergnüglichen Abend bei. Vorbildlich hatten sich viele vorbereitet, mit geflügelten Base Caps und Zwergenmützen passend gekleidet und auch die Texte saßen sicher. Teilweise reichten nur wenige Stichworte, damit das Publikum freudig einstimmte. Anlass gab es dafür genug, denn viele der Witze hatten schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel und sorgten für Déjà-vu-Erlebnisse. Dass Otto immer wieder auf dieselben Rezepte zurückgreift, mögen Kritiker langweilig finden, sein Publikum dankt es ihm seit Generationen. Zwar keinen langen Bart, dafür aber eine Geh-Hilfe verpasste er immerhin selbstironisch seinem alten Helden Robin Hood, dem Beschützer von Witwen und Waisen. Andere gute alte Bekannte wie Harry Hirsch, James Bums und der lispelnde Sid aus Ice Age hatten ebenfalls ihren Auftritt. Auch Louis Flambé durfte wieder seine Kochkünste präsentieren. Unter dem hyperaktiven Chaoskoch hatten besonders die vorderen Zuschauerreihen zu leiden, die mit herumfliegenden Kohlblättern und Wasserspritzern garniert wurden. Nahezu original war auch Ottos Grimassenperformance zu „Mein kleiner grüner Kaktus“. Na gut, das Gesicht ist mit 62 Jahren nicht mehr ganz so taufrisch, aber dafür immer noch herrlich albern. Hoppelnd, jodelnd und singend trug Otto einen Gag nach dem anderen vor. Und auch wenn ihre Grundidee nicht die neueste war, so waren doch viele dem Zeitgeist angepasst. In der aktuellen Lektion des beliebten Englisch-Unterrichts „All about our Handy“ (Alles über unseren Hansi) kam es mehr denn je auf ebay, ebay, ebay (üben, üben, üben) an. Beim nächsten Mal soll es dann „All about cornflakes“ (Alles über die Kernschmelze) heißen. Bis dahin wusste Otto die Zeit mit lustigen Liedern zu vertreiben. Natürlich durften hier auch die Klassiker wie „Friesenjung“, „Dänen lügen nicht“ oder das „Zwergenlied“ nicht fehlen. Bei dem allseits bekannten Kinderlied „Hänsel und Gretel“ fühlte sich besonders das jüngere Publikum angesprochen. Hatte der Blödelsänger es früher zu Melodien von Nena und Falco variiert, sind es heute die Hits von Lena und Lady Gaga, die für die neuen Versionen Pate standen. Das Rostocker Publikum fühlte sich von all dem Klamauk und Kalauern gut unterhalten. Schon lange waren die Karten vergriffen. Luisa und Erik aus Klütz hatten zum Glück noch welche ergattert. Seit Weihnachten konnten sie sich auf diesen Abend freuen. „Sehr gut“ habe es ihnen gefallen, strahlen die beiden im Anschluss. Ein kleiner Plüschottifant wird die Geschwister wohl noch lange an den Live-Auftritt von Otto erinnern. Mit einer Ottifanten-Kanone hatte er gleich Dutzende davon für die Kinder ins Publikum gefeuert. Auf dem grauen Fell prangte ein Autogramm des Stars, der auch für viele andere Fans geduldig seine Signatur verteilte, nachdem das Programm beendet war. Für all jene, die für den gestrigen Abend keine Karte mehr erhalten oder einfach nicht genug von Otto bekommen haben, gibt es noch in diesem Jahr eine weitere Möglichkeit ihn in unserer Hansestadt live zu erleben. Am 13. Oktober wird der berühmte Ostfriese wieder zu Gast in der Rostocker Stadthalle sein.
8. Mai 2011 | Weiterlesen
SSV Jahn Regensburg - FC Hansa Rostock endet 2:2
Das letzte Auswärtsspiel der Saison war es für den FC Hansa Rostock. In Regensburg ging es für beide Mannschaften eigentlich um nichts mehr. Trainer Peter Vollmann sah das Spiel seiner Schützlinge eher als Charaktertest, der Jahn wollte endlich wieder einmal einen Heimsieg feiern. Rund 5.000 Fans verfolgen das Spiel bei sommerlichen Temperaturen im städtischen Jahnstadion, darunter etwa 2.000 Hansa-Anhänger. Hansa kommt gut ins Spiel, in den ersten 15 Minuten können jedoch beide Mannschaften keine echten Akzente setzen. Nach einem Fehler von Sebastian Pelzer bleibt für Stefan Jarosch in der 16. Minute genug Platz auf der rechten Seite, um den Ball ruhig in den Rostocker Strafraum zu flanken. Robert Müller ist noch mit dem Fuß dran, kann aber nicht klären, sodass Mahmut Temür frei zum Schuss kommt – Keeper Kevin Müller pariert jedoch gut. Im Nachschuss verfehlt Jürgen Schmid dann das Tor der Rostocker nur knapp. Nur eine Minute später ist es erneut Temür, der die Rostocker Abwehr mit einem tollen Solo ziemlich alt aussehen lässt. Lediglich Kevin Müller ist wieder zur Stelle und fälscht den Schuss aus etwa 18 Metern gerade noch mit den Fingerspitzen ab. Nach einem Zuspiel von Marco Haller kann Tobias Schweinsteiger in der 33. Minute aus halbrechter Position völlig frei auf das Tor der Rostocker zulaufen. Erneu ist es Kevin Müller, der den Schuss von der Strafraumgrenze pariert und so den Rückstand der Hansa-Kogge verhindert. In dieser Phase kennt das Spiel nur eine Richtung, die zum Tor der Gäste. Hansa Rostock scheint langsam aufzuwachen. In der 35. Minute scheitert erst Björn Ziegenbein und im Anschluss Peter Schyrba nach einer kurz ausgeführten Ecke an Regensburgs Torwart Michael Hofmann. In der 40. Minute gibt es dann den nächsten Eckball für Hansa. Nachdem dieser abgewehrt wurde, nutzt Tobias Jänicke seine zweite Chance und flankt den Ball von der rechten Ecke auf den langen Pfosten. Martin Stoll kann das Leder mit dem Kopf zurück in Richtung des rechten Pfostens lenken und Schyrba schiebt das Leder nach einem tollen Antritt über die Torlinie. Ein schönes Tor, aber doch eine eher unverdiente 1:0-Führung, mit der es für Hansa Rostock in die Halbzeitpause geht. Nach dem Wiederanpfiff wollen die Gastgeber es wissen, der Ausgleich soll her. In der 48. Minute scheitert erst Jürgen Schmid am linken Pfosten, anschließend kann Kevin Müller den Schuss von Temür problemlos halten. Nach einer guten Kombination der Regensburger kommt es zehn Minuten später im Strafraum der Rostocker zum Zweikampf zwischen Stoll und Oliver Hein. Stoll trifft Ball und Gegenspieler – der Unparteiische Martin Petersen entscheidet auf Elfmeter, den Marco Haller problemlos zum Ausgleich verwandelt. In der 66. Minute kann Schyrba eine Flanke von rechts zunächst abwehren, sorgt dabei aber für eine unfreiwillige Vorlage, die sich der zuvor gefoulte Hein nicht entgehen lässt. Aus zentraler Position schießt er den Jahn in die verdiente Führung. Zwei Minuten später hat der eingewechselte Andres Formento dann sogar das 3:1 auf dem Fuß, trifft frei vor dem Tor jedoch nur das Außennetz. Hansa scheint die Puste ausgegangen zu sein, viel ist von den Rostockern in der zweiten Halbzeit nicht zu sehen – bis zur 88. Minute. Nach einem Zuspiel von Hendrik Großöhmichen setzt sich Pelzer auf der linken Seite durch und sorgt mit einem Schuss ins lange Eck kurz vor Schluss noch für den Ausgleich. Insgesamt ein schönes Spiel und ein mehr als glücklicher Punkt für den FC Hansa Rostock, der jedoch längst keine Bedeutung mehr hat. Am nächsten Samstag endet die Saison vor heimischer Kulisse gegen Rot-Weiss Ahlen – hoffentlich bleibt es für immer die letzte Partie der Hansa-Kogge in der 3. Liga. Tore: 0:1 Peter Schyrba (40. Minute) 1:1 Marco Haller (58. Minute, Elfmeter) 2:1 Oliver Hein (64. Minute) 2:2 Sebastian Pelzer (88. Minute) Aufstellung, FC Hansa Rostock: Kevin Müller (Torwart) Peter Schyrba, Michael Wiemann, Martin Stoll, Sebastian Pelzer (Kapitän) Robert Müller , Tom Trybull (Hendrik Großöhmichen, ab 70. Minute) Björn Ziegenbein, Tobias Jänicke (Rene Lange, ab 90+1. Minute) Marcel Schied (Radovan Vujanovic, ab 46. Minute), Lucas Albrecht Fotos: Eibner-Pressefoto
8. Mai 2011 | Weiterlesen
Hansa Rostock und Jahn Regensburg trennen sich remis
Im vorletzten Spiel der Saison war der FC Hansa Rostock heute beim SSV Jahn Regensburg zu Gast. Etwa 2.000 Hansa-Fans waren ihrer Mannschaft beim letzten Auswärtsspiel ins städtische Jahnstadion gefolgt. Hansa kommt in den ersten Minuten gut ins Spiel, doch Regensburg hat die besseren Chancen und zeigt sich mit Tobias Schweinsteiger und Mahmut Temür immer wieder sehr gefährlich vor dem Rostocker Kasten. Der erste Treffer der Partie gelingt in der 40. Minute dann aber doch den Gästen, als Peter Schyrba die Hansa-Kogge in Führung bringt. Mit dem Stand von 0:1 geht es für die Mannschaften dann auch in die Halbzeitpause. In der 58. Minute kassiert Hansa Rostock den Ausgleich. Nach einem Foul von Martin Stoll am Regensburger Mittelfeldspieler Oliver Hein gibt es einen Elfmeter für die Gastgeber. Marco Haller verwandelt diesen problemlos zum 1:1-Ausgleich. Nur sechs Minuten später schießt der gefoulte Hein seinen SSV Jahn Regensburg aus etwas 20 Metern in die sehr verdiente Führung. In der 88. Minute kann Sebastian Pelzer dann noch zum 2:2-Endstand ausgleichen – ein durchaus glückliches Remis für Hansa Rostock, da die Regensburger insbesondere in der zweiten Hälfte die klar bessere Leistung boten. Der ausführliche Bericht mit Bildern zur Partie des FC Hansa Rostock gegen den SSV Jahn Regensburg ist inzwischen online.
7. Mai 2011 | Weiterlesen
15. Internationaler Papierschiff Wettbewerb 2011
5555 gegen 10 – ein fairer Kampf? Sicher nicht. Dennoch wurde gestern in der Uni Rostock gespannt auf den Ausgang dieses ungleichen Wettkampfes gewartet. „5555“ taufte Bodo Walther sein Schiff und der Name war Programm. 5.555 Gramm Blei sollte sein aus Papier gefertigtes Schiff tragen, dabei brachte es selbst gerade einmal zehn Gramm auf die Waage – soviel wie ein gewöhnliches Blatt Papier im Format A3. Bereits zum 15. Mal wurde am Lehrstuhl Schiffbau der Universität Rostock der Internationale Papierschiff Wettbewerb ausgetragen. Die Regeln sind einfach. Die aus höchstens 10 Gramm Papier gefertigten Schiffe werden so lange mit kleinen Bleikugeln beladen, bis sie sinken. Gewinner ist das Schiff mit der höchsten Tragfähigkeit. 207 Schiffe nahmen dieses Jahr am Wettbewerb teil, ein neuer Rekord für die Veranstalter. Schüler und ganze Schulklassen beteiligten sich ebenso wie Studenten und Erwachsene. Neben dem Spaß wolle die Uni mit dem Wettbewerb auf praktische Weise für Schiffbau und Technik begeistern, hieß es. Sogar aus Polen und Rumänien kamen in diesem Jahr Schiffe nach Rostock. Vor fünf Jahren hat Bodo Walther den 10. Internationalen Papierschiff Wettbewerb gewonnen und einen neuen Weltrekord aufgestellt – 4.762 Gramm vermochte sein Schiff „Bleimatratze“ damals zu tragen. Gabriele Lüdtke aus Güstrow verbesserte den Rekord 2008 auf 5.132 Gramm. In diesem Jahr kam sie mit ihrem „Falter 2“ nur auf 1.456 Gramm (Platz 33). Weltrekordschiff „Willi“ verfügte vor drei Jahren allerdings noch über Luftkammern, die für zusätzlichen Auftrieb sorgten. Seit 2010 schließt das Reglement solche Hohlräume aus. Kann der Bestwert dennoch geknackt werden, mit einem ganz traditionellen Schiff? Bodo Walther wollte es wissen. 5.555 Gramm lautete sein Ziel und in dieses hatte der Schiffbau-Student der Technischen Universität Berlin einiges an Zeit investiert. Bereits im letzten Jahr habe er mit dem Bau begonnen, sei zum Vorjahreswettbewerb aber nicht mehr rechtzeitig fertig geworden, erzählt der 37-Jährige. Mit einem doppelwandigen Schiff ging Walther diesmal an den Start. Als „echte Konstruktionsentwicklungsaufgabe“ beschreibt der Schiffbaustudent seine Arbeit. Am Computer hat er die Außenhülle kalkuliert, dann die Spanten auf Hartschaum ausgedruckt und das Papier darüber gezogen. Allein der Zusammenbau dauerte pro Tasche eine Stunde, aus 20 Taschen besteht die Doppelwand seines Schiffes. „Einzigartig“, lobte auch Professor Robert Bronsart vom Fachbereich Schiffstechnik an der Uni Rostock. Für die Jury war die „5555“ klar die beste Konstruktion. Als letzter Kandidat kam Walther an die Reihe und er ließ es sich nicht nehmen, seine Konstruktion selbst mit Blei zu befüllen. Ein paar Kugeln in den Rumpf, dann vorsichtig die Doppelhülle befüllt, es sah gut aus. Doch bei 1.938 Gramm war überraschend Schluss, das reichte an diesem Tag nur für Platz 12. Am Ende konnte niemand mehr das „Feuerschiff“ von Johannes Wittke schlagen. Mit 2.971 Gramm gewann der 22-jährige BWL-Student aus Emden (ehemals Waren) knapp vor seinem Bruder Benjamin vom Wossidlo-Gymnasium Waren, dessen „Poseidon“ 2.764 Gramm Blei tragen konnte. 2007 holte sich Johannes Wittke schon einmal den Wanderpokal, nun bekommt er ihn für ein weiteres Jahr zurück. Sein Bruder habe ihn für den Wettbewerb begeistert, erzählt Benjamin, der Zweitplatzierte. Mit zwei Schiffen ist er an den Start gegangen, berichtet der Siebenklässler, der Mathe und Physik zu seinen Lieblingsfächern zählt. „Drei Tage hat der Bau gedauert, aber wir haben wochenlang davor experimentiert.“ Auch finanziell wurde ihr Einsatz belohnt. 200 Euro und einen Sachpreis bekam Benjamin für seinen zweiten Platz in der Kategorie der größten Tragfähigkeit. Sein Bruder kann sich über 500 Euro für den Sieg freuen. Weitere 250 Euro gab es für ihn, da sein „Feuerschiff“ auch das beste Verhältnis aus Tragfähigkeit zur Masse des leeren Schiffes aufwies. Prämiert wurde zusätzlich die beste Prognose. Hierbei ging es darum, vorab möglichst genau zu schätzen, wie viel das eigene Boot trägt. 100 Euro abzüglich der Abweichung in Prozent wurden als Preis für die beste Schätzung ausgelobt. Alicia Grunwald und Soraya Buyny vom Gymnasium Wellingdorf konnten diese Wertung für sich entscheiden. 1500 Gramm hatten sie ihrer „Farytale“ zugetraut, 1517 Gramm wurden es. Dies ergibt eine Abweichung von lediglich 1,13 Prozent und füllt das Sparschwein der beiden Schülerinnen mit immerhin 98,87 Euro. Nach dem Wettkampf schauten viele Teilnehmer schon wieder voraus. Der Nachwuchs holte sich Tipps von den alten Hasen und bei den Profis reiften bereits neue Ideen fürs nächste Jahr. So hatte Bodo Walther etwa noch einen ganz praktischen Tipp für Jessica Lüdtke, die Tochter der Weltrekordlerin, die es heute mit „Sing nicht“ auf Platz 16 schaffte. Schuhpapier wäre das perfekte Ausgangsmaterial. Logische Schlussfolgerung: „Mama, wir müssen Schuhe kaufen gehen!“ Vielleicht fällt dann 2012 ja doch der Weltrekord von Gabriele Lüdtke? Man darf gespannt sein. Denn auch wenn an der Uni Rostock gestern bis zum Untergang gekämpft wurde, blieb eine Frage doch unbeantwortet: Können 10 Gramm Papier tatsächlich 5.555 Gramm Blei bezwingen?
7. Mai 2011 | Weiterlesen
Theaterstück „Adams Äpfel“ feiert Premiere am VTR
„Der klassische Obstkuchen ist der Apfelkuchen“, heißt es im Programmheft von „Adams Äpfel“. Praktischerweise ist auch ein Hefeteigrezept mit abgedruckt. Aber bevor man selbst Hand an das leckere Obst legen konnte, hieß es erstmal anderen dabei zuzusehen. Das dachten sich scheinbar viele Leute, denn das Theater am Stadthafen war zur Premiere des Stückes fast bis auf den letzten Platz gefüllt. Doch wie wurde der dänische Filmstoff nun auf der Bühne umgesetzt? Da wir den Inhalt von „Adams Äpfel“ hier schon zuvor beschrieben haben, nur noch einmal das Wichtigste in Kürze. Der Neonazi Adam muss als Bewährungsauflage Zeit in einer Kirche verbringen. Dort erwartet ihn schon Pfarrer Ivan. Adams Aufgabe ist es, den Apfelbaum zu pflegen und am Ende einen Kuchen mit dem Obst zu backen. Doch neben Raben und Würmern stellen auch die anderen Bewohner Adams Charakter auf eine harte Probe. Außerdem versucht Adam den Priester zu brechen, der scheinbar ungetrübt optimistisch ist. Mit der Zeit fällt diese Fassade und Adam schafft es, dass Ivan an sich und seinem Glauben zweifelt. Die Bühnenfassung von K. D. Schmidt ist inhaltlich sehr nah am Film von Anders Thomas Jensen. Und auch die Rostocker Aufführung von Dramaturgin Katharina de Vette und Regisseur Alexander Flache entfernt sich erfreulicherweise nicht sehr weit vom Original. Es wurden zwar kleine Änderungen vorgenommen, zum Beispiel ist Insasse Gunnar Violinist statt Tennisspieler, doch diese fallen kaum ins Gewicht. Vor allem schauspielerisch ist die Inszenierung stark. Stephan Fiedler geht in der Rolle des gespaltenen Geistlichen voll auf. Sowohl die anfängliche Überzeugung als auch die zunehmenden Zweifel in seinem Charakter kauft man ihm ab. Paul Walther als Adam ist ebenfalls gut besetzt, auch wenn man klar erkennt, dass er ein Nazi ist – er hat das Eiserne Kreuz auf die Ellenbogen tätowiert – hat man ihm doch bewusst keine Glatze verpasst. Rechte Tendenzen sind in der heutigen Gesellschaft äußerlich ja auch oft nur schwer als solche zu erkennen. Aber auch das restliche Ensemble macht seine Sache sehr gut. Mir persönlich war jedoch die Rolle von Michael Ruchter, der den Araber Khalid spielt, etwas zu klischeehaft dargestellt. Zu übertrieben und gewollt war die Darstellung des Ausländers mit türkischem Akzent und aufgeklebtem Schnurrbart. Dafür sorgte eine Szene mit dem ehemaligen KZ-Aufseher Poul, gespielt von Dirk Donat, für eine Gänsehaut. Gerade in dem Gespräch mit Adam und Ivan zeigt sich, wie nah doch Tragik und Komik in dem Stück beieinanderliegen. Und auch wenn viel gelacht wurde, rutschte es für mich nie zu sehr in den Klamauk ab. Grotesk, wie der Film, ja, aber nie den ernsten Hintergrund aus den Augen verlierend. Ein riesiges Lob gebührt auch der Ausstattung von Petra Linsel. Das Bühnenbild ist wirklich genial gelöst. Im Zentrum steht der Apfelbaum vor einem Kirchenfenster. Die Äpfel werden durch grüne Glühbirnen dargestellt. Auf dem Boden liegt Kunstrasen und die Seitenwände werden mit einem Apfelmuster bestrahlt. Das Besondere an den seitlichen Begrenzungen sind die Klappen, die vielfältig genutzt werden, mal als Schrank und Ablage für Alkohol und mal als Röntgenbildhalter. Mit der zunehmenden Wandlung der Figuren verändert sich auch die Bühne. Apfelglühbirnen fallen aus, der Rasen wird weggenommen, die Seitenwände verschwinden. Je mehr die Figuren vorgeführt und dekonstruiert werden, umsomehr reduziert sich auch die Bühne auf das Wesentliche. Die Charaktere verlieren immer mehr ihren Schutzpanzer und am Ende stehen sie passenderweise auf einer nackten Bühne. Ich war anfangs skeptisch, ob man den schwarzen Humor des Films auch auf die Bühne transportieren kann. Doch dies ist vollends gelungen. „Adams Äpfel“ am Volkstheater ist ein starkes Charakterstück, bei dem man viel lachen kann, bei dem aber auch viele ernste Themen – Rolle des Glaubens, Neonazismus – auf eine überdrehte Art und Weise kritisch angesprochen werden. Durch ein tolles Bühnenbild und glaubwürdige Kostüme fühlt man sich, als wäre man selbst in der Pfarrei und könne schon den Apfelkuchen riechen. Auch Lutz Schweder aus Rostock hat das Stück sehr gut gefallen. Er kannte den Film und lobte, dass die Vorführung sehr nah an diesem gehalten wurde. Besonders von den Schauspielern war er begeistert: „Ich habe Adam in der Mitte des Abends glatzköpfig gesehen, so nah am Film und überzeugend war das Stück.“ Auch die Dynamik und die Requisite haben ihm gefallen. Er merkte jedoch an, dass vielleicht zu viele Kraftausdrücke gebraucht werden. „Die passen zwar rein, aber es sind ja auch häufig Kinder da und ich weiß nicht, ob das so doll nötig war.“ „Adams Äpfel“ kann also ruhigen Gewissens empfohlen werden. Und wer den Film noch nicht kennt, sollte vielleicht erst das Stück sehen und danach den Vergleich machen. Denn auch wenn „Adams Äpfel“ nah am Original gehalten ist, kann man auch seinen Spaß haben, wenn man den Film noch nicht kennt.
7. Mai 2011 | Weiterlesen
AIDAsol – Erstanlauf im Kreuzfahrthafen Warnemünde
Pünktlich um 5 Uhr morgens passierte die AIDAsol heute die beiden Leuchtfeuer auf den Warnemünder Molenköpfen. Empfangen und bei seiner Einfahrt begleitet wurde das achte und neueste Schiff der AIDA-Flotte von einem Feuerlöschboot und einem Seenotrettungskreuzer. Gegen 5:30 Uhr machte der erst im April getaufte Schiffsneubau dann am Warnemünder Kreuzfahrtterminal fest. „Zum ersten Mal in meinem Leben als Kapitän in Warnemünde einzulaufen“, ist auch für Detlef Harms etwas ganz Besonderes. „Fast vier Jahre musste ich warten“, erzählt der 55-jährige Rostocker, der im Urlaub zwar öfter in seiner Heimat war, mit einem Schiff jedoch zuletzt vor vier Jahren. Seit knapp vier Jahrzehnten fährt Harms bereits zur See – anfangs als Nautischer Offizier auf Handelsschiffen, später wechselte er in die Passagierschifffahrt. Mitte der Neunziger heuerte er bei AIDA an und ist seit 2007 als Kapitän auf den Schiffen mit dem Kussmund unterwegs. Wechselhaft seien die ersten Wochen auf dem neuen Kreuzfahrtschiff gewesen, so Harms. „Wir haben mit viel Nebel angefangen, zwischendurch gab es zweimal viel Wind und Ostern hatten wir traumhaftes Wetter.“ Beim Blick auf die Wetterkarten habe er sich bereits vor Tagen auf das schöne Wetter beim Anlauf in der Heimat gefreut, erzählt Harms und verspricht: „Auch die nächsten vier Tage werden wieder schön.“ Traditionell überreichte Hafenkapitän Gisbert Ruhnke eine Plakette zum Erstanlauf. Christian Hardt von der Hafen-Entwicklungsgesellschaft Rostock (HERO) hatte noch einen guten Tropfen dabei, „für den Feierabend“, versteht sich. Für den guten Tropfen an Bord der AIDAsol ist André Klein zuständig – er kümmert sich um die bordeigene Brauerei. „Das Schiff hat immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel, bei uns gibt es immer eine Handbreit Bier unterm Schaum“, lautet das Motto des Braumeisters, der vorher bereits auf der AIDAblu gefahren ist. Drei Sorten werden auf dem Schiff gebraut, erklärt Klein. „Am meisten wird vom AIDA-Bier getrunken.“ Aber auch der Mai-Bock, eines der wechselnden Aktionsbiere, sei sehr beliebt. Und hat der Braumeister aus Hessen denn schon das Rostocker Bier probiert? „Bis jetzt noch nicht“, bekennt Klein, „aber heute kommt der Produktionsleiter der Rostocker Brauerei, der bringt uns einen Kasten Rostocker Pils mit.“ Was die AIDAsol sonst noch zu bieten hat? 1.097 Kabinen, sieben Restaurants, zwölf Bars, ein Cinemar für den 3D-Kinogenuss und nicht zu vergessen einen 2.602 qm großen Fitness- und Wellnessbereich – durchaus beeindruckende Eckdaten. 16 Mal wird die AIDAsol in dieser Saison den Kreuzfahrthafen in Rostock-Warnemünde ansteuern. Aus Kopenhagen kommend gingen heute etwa 2.400 Passagiere von Bord, knapp 2.600 starten am Abend zu einer viertägigen Ostsee-Kreuzfahrt in Richtung Oslo. Der Erstanlauf der AIDAsol bildet auch den Auftakt zu den beliebten „Rostock Port Partys“. Um 19 Uhr geht es am Warnemünder Passagierkai mit Livemusik und Schlepper-Ballett los, gegen 22 Uhr begleitet ein Höhenfeuerwerk das Auslaufen der AIDAsol. Fünf weitere Port Partys finden am 4. Juni und 8. Juli, am 4. und 5. August sowie am 3. September am Kreuzfahrtterminal in Warnemünde statt.
6. Mai 2011 | Weiterlesen
„Inklusion beginnt im Kopf“
Menschen mit Behinderungen geraten immer wieder an Barrieren – Treppenstufen, fehlende Fahrstühle, zu hohe Waren im Supermarkt. Doch die größte Barriere findet sich immer noch in den Köpfen vieler Menschen, die nicht einsehen können oder wollen, dass behinderte Menschen die gleichen Rechte haben, wie Menschen, die ohne Behinderung leben. Seit 13 Jahren wird immer am 5. Mai mit dem europäischen Aktionstag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung auf die Probleme aufmerksam gemacht. Das diesjährige Motto des Tages lautete „Inklusion beginnt im Kopf“. Initiator waren die Verbände der Behindertenhilfe und –Selbsthilfe in Kooperation mit der Aktion Mensch. Inklusion bedeutet Eingeschlossenheit und symbolisiert das Ziel, Menschen mit Behinderung besser im sozialen Umfeld zu akzeptieren. Es wird bewusst nicht der Begriff Integration verwendet, weil damit verbunden ist, dass jemand von draußen hereingeholt wird. Und Menschen mit Behinderung sind einfach ein fester Teil unserer Gesellschaft. In Rostock war im Foyer des Rathauses, auf dem Universitätsplatz und am Abend auch im Circus FANTASIA ein vielfältiges Programm organisiert worden. Den Auftakt gab es im Foyer des Rathauses, wo ab 9 Uhr ein „Markt der Möglichkeiten“ aufgebaut war. Viele verschiedene Institutionen und Vereine präsentierten sich der Öffentlichkeit, unter anderem die Selbsthilfegruppe Poliomyelitis, die Integrationsfachdienste, der Behindertenbeirat und die Diabetiker Selbsthilfegruppe. Schon an dieser kleinen Auswahl erkennt man die Vielfältigkeit von Behinderung, in die man meist unverschuldet hineingeraten kann. Um kurz nach neun eröffnete Dr. Horst Geyer, Leiter der Rostocker Volkshochschule, die Fotoausstellung „normlos.“ Die Ausstellung des Vereins „barrierefreies Rostock e. V.“ hat das Ziel, zu zeigen, dass der Mensch, mit all seinen Besonderheiten, die Umwelt bestimmt. 15 Fotografien, die von Menschen mit Behinderung gemacht wurden, hat eine Jury ausgesucht und die Besucher des internationalen Aktionstages konnten für einen Publikumspreis abstimmen. Da die Motive sehr vielfältig waren – Natur, Stadt, Lebensumwelt der Menschen – fiel die Entscheidung aber sehr schwer. Im Rathaus folgte noch eine politische Podiumsdiskussion zum Thema: „Vergiss mich nicht – Was ist eigentlich „inklusive“ Politik“. Unter der Leitung von Irene Müller, Vorsitzende der Landesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe Behinderter e. V., sprachen Johann-Georg Jaeger von den Grünen, Wolfgang Methling von den Linken und Ralf Grabow von der FDP miteinander. Es ging hauptsächlich um den Begriff Inklusion, seine Bedeutung für den Alltag und die besondere Bedeutung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen. Diese Konvention soll weltweit die Lebenssituation von Menschen mit Behinderung verbessern. Auf dem Uniplatz präsentierten sich ab 11 Uhr ebenfalls die verschiedensten Organisationen. Die DRK-Werkstätten Rostocks, die Caritas und auch das Studentenwerk zeigten ihre besonderen sozialen Angebote. Auf der Bühne gab es ein breites Unterhaltungsprogramm mit Musik und Show. Sowohl im Rathaus als auch auf dem Uniplatz dabei war Sabrina Lembke. Die Sozialreferentin des AStA hat selbst eine seltene, nervliche Gehbehinderung. Sie hat in den letzten Jahren aber festgestellt, dass die äußeren Barrieren in der Stadt weniger werden. „Ich komme in viele Gebäude mit dem Rollstuhl und werde auch häufiger gefragt, ob ich Hilfe brauche.“ Das größte Problem sieht sie darin, dass nur selten der Mensch hinter der Behinderung gesehen wird. „Man muss die Leute besser kennenlernen und sie ernst nehmen“, sagte die Studentin. Auch der FC Hansa Rostock beschäftigt sich mit dem Thema. Seit Anfang der Saison hat der Verein mit Uwe Schröder einen ehrenamtlichen Behindertenbeauftragten, der sich um die Belange im und um das Stadion herum kümmert. Da war es natürlich auch selbstverständlich, dass zwei Spieler des Teams eine Autogrammstunde gaben. Lucas Albrecht und Tom Trybull schrieben sich eine Stunde lang die Finger wund und machten so vielen Fans eine Freude. Eine Freude bereitet auch der Besuchshundedienst der Malteser. Insgesamt 63 Hunde besuchen mit ihren Besitzern unterschiedliche soziale Einrichtungen in ganz Rostock. Für Andreas Bielack ist es schön, Menschen eine Freude zu machen. „Die Leute lächeln, wenn sie die Hunde streicheln können oder auch mal eine Runde mit ihnen gehen.“ Mit dem Siberian Husky Kira und dem Pinscher Mix Odie versucht er mindestens einmal die Woche ein Heim zu besuchen. „Es sind ganz normale Hunde. Sie bekommen nur eine kleine Ausbildung und dann kann es losgehen“, sagte Bielack. Insgesamt also ein sehr bunter Tag. Bleibt nur zu hoffen, dass nicht nur das Unterhaltungsprogramm, sondern auch die Botschaft dahinter im Gedächtnis bleibt.
5. Mai 2011 | Weiterlesen
SMIEF – Schauspiel von Jacqueline Maria Rompa
Während die deutsche Wirtschaft wegen Mangels an Superfachkräften und Topingenieuren stöhnt, träumt die Jugend hierzulande von einer Karriere als Superstar oder Topmodel. Ganz so ist es natürlich nicht. Aber man könnte schon diesen Eindruck bekommen, schaltet man den Fernseher an. DSDS, Popstars, GNTM – seit Jahren schon scheint der Casting-Boom auf den Fernsehkanälen ungebrochen. Heißt es: „Du bist im Recall“ geraten viele Bewerber in Ekstase, versprechen diese vier Zauberworte doch einen wichtigen Schritt nach oben auf der Karriereleiter. Dabei ist noch nicht einmal Leistung oder Begabung zwingend erforderlich, wichtig ist vielmehr die mediengerechte Selbstdarstellung, um aus der Masse der vielen Mitbewerber herauszustechen. Ziel ist dabei nicht die Suche und Entwicklung eines Talentes, sondern die Castingshow selbst. Irgendwie muss das Programm ja kostengünstig gefüllt werden. Und die Zuschauerzahlen beweisen: Es kommt an bei der TV-Nation. Kein Wunder also, dass man hier in Rostock auf den Zug aufspringt und ebenfalls eine eigene Casting-Show produziert. SMIEF, so der Name, steht für supermodernintelligenzerprobtefernsehsendung und wer den Sinn des Wortungetüms auf einen Blick erfasst, sollte sich vielleicht auch bewerben. Maxi, Vivaja, Bella und Simone haben es getan und hatten das große Glück, gestern für den ersten Recall an der Bühne 602 ausgewählt zu werden. Doch nur eine Kandidatin kann das Rennen um die Gunst des Publikums gewinnen, erklärt der smarte Moderator Ken die Regeln. Ehrgeizig versuchen die vier jungen Mädchen daher, sich von den Konkurrentinnen abzuheben. Mal mit mehr, mal mit weniger Talent streiten sie um Aufmerksamkeit und geraten sich dabei in die Haare. Bei so viel Unterhaltungswert fragt man sich dann schon: Ist das Realität oder Inszenierung? Es ist natürlich alles nur ein Spiel. Und wer die Überschrift gründlich gelesen hat, ist meinem kleinen Manipulationsversuch natürlich nicht auf den Leim gegangen.“SMIEF“ ist ein Schauspiel von Jacqueline Maria Rompa, das sie mit den „Wilden Jungen“ auf die Bühne 602 gebracht hat. „Es geht um den Sinn und Unsinn von Castingshows. Ich wollte zeigen, dass wir Teil der Casting-Maschinerie sind, Opfer und Täter zugleich“, erklärt die Regisseurin die Idee hinter dem Stück. Vor allem Jugendliche fasziniert dieses Fernsehformat. Da ist es also naheliegend, die Figuren von Jugendlichen darstellen zu lassen. Gecastet – ja tatsächlich – wurden sie an Rostocker Schulen. Denise Koßidowski (Maxi), Daria Elena Hasse (Vivaja), Sophie Bichel (Bella), Henny Jaschke (Simone), Kevin Kurrat (Ken) und der Veranstaltungstechniker Florian Hübel als Praktikant waren schließlich die auserwählten „Wilden Jungen“. Eindrucksvoll gelang es ihnen, ihre Charaktere überzeugend darzustellen. Oder besser gesagt: die verschiedenen Stereotypen, die für die nötige Dynamik in der Gruppe sorgen und über die man sich so leicht lustig machen kann. Als da wären die aggressive Rapperbraut, das schüchterne Moppelchen, die verwöhnte Göre und das nette Mädchen von nebenan. Einig sind sich diese Figuren jedoch in ihrer Anbetung zu Schaf Dibo. Ihn vergöttern sie und folgen ihm aufs Wort. DSDS-Zuschauer ahnen natürlich, auf wen hier Bezug genommen werden soll. Manipulation, Selbstentblößung, Karriereversprechen in Castingshows – mit all dem beschäftigt sich SMIEF auf unterhaltsame und erhellende Weise. Wer jetzt den Fernsehsessel gegen einen Theatersitz umtauschen möchte, sollte sich den 17. Juni vormerken. Um 19 Uhr werden die „Wilden Jungen“ dann noch einmal die Show an der Bühne 602 zeigen. Weitere Vorführungen in Schulen sind ebenfalls in Planung.
5. Mai 2011 | Weiterlesen
„Adams Äpfel“ am Volkstheater Rostock
„Hier steht, du bist ein Neonazi. Bist du wirklich einer? Darauf kommt man gar nicht, wenn man dich so sieht!“ So lernen sich Pfarrer Ivan und Adam in „Adams Äpfel“ kennen. Der dänische Film von Anders Thomas Jensen aus dem Jahr 2005 hat schnell den Status eines Kultfilms erreicht und gehört zu den bekanntesten Vertretern des skandinavischen Films. Am Freitag feiert die Bühnenfassung im Theater im Stadthafen seine Premiere und ist somit die letzte reguläre Premiere dieser Spielzeit. Handlungsort des Filmes ist ein kleines ländliches Pfarrhaus, welches von dem Priester Ivan als Auffangstätte für ehemalige Straftäter genutzt wird. Der Geistliche versucht den Menschen zu helfen, indem er jedem eine Aufgabe gibt. Als Neonazi Adam eines Tages vor der Tür steht, bekommt dieser die Aufgabe, den Apfelbaum zu pflegen und nach der Erntezeit einen Kuchen zu backen. Adam beißt sich anfangs die Zähne an dem scheinbar unumstürzlichen Optimismus des Priesters aus, bis er hinter sein Geheimnis kommt. „Adams Äpfel“ hat viele Stärken. So sind die Charaktere sehr genau und liebevoll angelegt. Man merkt schnell, dass sich Adam und Ivan gar nicht so unähnlich sind. Auch die anderen Bewohner der Kirche haben es dabei in sich. Khalid ist zum Beispiel Ausländer, der gerne Tankstellen überfällt und Gunnar ist ein gescheiterter Tennisspieler, der dem Alkohol nicht abgeneigt ist. Und auch wenn mit vielen Vorurteilen gespielt wird, sind alle Figuren auf ihre Art doch sehr symphytisch und liebenswert. Hauptmerkmal des Films ist aber der besondere Humor. Auch wenn das Thema recht ernst und zuweilen sogar tragisch ist, kann man doch sehr oft lachen. Die Groteske überstrahlt die Tragik. Schon allein das Geschehen rund um den Apfelbaum, der im Zentrum der Handlung steht, ist im wahrsten Sinne „köstlich“. Dramaturgin Katharina de Vette verriet mir, dass eine Stelle besonders schwer umzusetzen war. „Im Film fällt mehrmals eine Bibel zu Boden und bleibt immer offen liegen. Das war für unsere Requisite eine große Herausforderung, so etwas auch auf der Bühne hinzubekommen.“ Das Stück ist nach „Münchhausen“ und „Die fetten Jahre sind vorbei“ die dritte Umsetzung eines Filmes und soll vor allem auch studentisches Publikum ansprechen. Die Regie hat Alexander Flache übernommen, der sonst selbst als Schauspieler im Volkstheater Rostock tätig ist. Ab Freitag wird dann also auch im Theater am Stadthafen ein Apfelbaum stehen. Ob das Stück auch so gut ist, wie ein leckerer Apfelkuchen, oder doch eher gammeliges Fallobst ist, könnt ihr ab Freitag hier bei uns nachlesen.
5. Mai 2011 | Weiterlesen
3. Baltic Future Messe 2011
Wie sieht die Zukunft in der Ostseeregion aus? Werden in unseren traditionsreichen Werften noch/wieder Schiffe gebaut oder doch eher Offshore-Windkraftanlagen? Werden wir im Jahr 2050 unseren Strom zu 100 Prozent aus neuen Energien gewinnen können? Das sind Fragen, denen sich Fachleute und Branchenvertreter derzeit auf der „Baltic Future“ widmen. Bereits zum dritten Mal findet diese Fachmesse in der Hansemesse in Rostock-Schmarl statt und ist vor allem ein Treffen der maritimen Wirtschaft. Da im Schiffbau derzeit bekanntermaßen Flaute herrscht, besinnt man sich hierzulande zunehmend auf das, was schon die alten Segler angetrieben hat: die Kraft des Seewindes. So liegen vor allem in der Offshore-Windenergie viele Hoffnungen. Sie soll nicht nur deutschland- und europaweit die Menschen mit Energie versorgen, sondern hier in Mecklenburg-Vorpommern industrielle Arbeitsplätze schaffen. So habe sich die Anzahl der Beschäftigten in der Windkraftindustrie seit 2008 verdoppelt, schätzt man in der Landesregierung. Auch zukünftig gebe es noch reichlich Potenziale. Die Voraussetzungen jedenfalls seien günstig. Vor zwei Monaten erst hat eine Studie dem Land gute Standortbedingungen zur Entwicklung und Produktion von Offshore-Windkraftanlagen bescheinigt. Auch die Rahmenbedingungen in der Bundespolitik haben sich mit dem Atommoratorium und dem Aufbruch hin zu erneuerbaren Energien gewandelt. Das sei so vor einem Jahr noch nicht denkbar gewesen, stellte Ministerpräsident Erwin Sellering heute bei der Eröffnung der Fachmesse fest. Er fordert, schnellstmöglich aus der Atomkraft auszusteigen und „gleichzeitig so kraftvoll wie möglich den Ausbau der Erneuerbaren Energie voranzutreiben.“ 200 Milliarden Euro an Kosten hat das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) für den Umbau der Energiesysteme in den nächsten 10 Jahren errechnet. Nachdem ein Konsens für eine Energiewende erreicht wurde, müsse eine Phase der besonnenen Aktivität folgen, ist Wirtschaftsminister und Baltic-Future Schirmherr Jürgen Seidel wichtig. „Die Nadelöhre sind ganz eindeutig der Netzausbau und die Speicherung“, möchte er die Defizite berücksichtigt wissen. Auch die Frage der Umlagekosten für den Ausbau der Verteilnetze sei noch nicht geklärt. Es bleibt also noch viel zu tun. Über 700 Vertreter aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft nutzen daher die Baltic Future, um sich über die zunehmende Bedeutung der Erneuerbaren Energien als Wirtschaftsfaktor auszutauschen. 76 Aussteller präsentieren sich dafür in der 4000 qm großen Messehalle. Vor allem einheimische Firmen, aber auch Vertreter aus anderen Bundesländern stellen hier ihre innovativen Ansätze vor. Ebenfalls angereist ist eine Delegation aus Südwestfinnland, der Partnerregion der diesjährigen Baltic Future. Die Finnen setzen zukünftig noch auf einen Energiemix. Aufmerksam beobachte man aber die Entwicklungen in Deutschland. Den Spuren, die man hier festlege, wolle man später im Norden Europas hinterherlaufen, sagte Illkka Kanerva, Präsident des Regionalverbandes Südwestfinnland. Neben den Messeständen bietet ein umfangreiches Kongressprogramm die Möglichkeit, in verschiedenen Diskussionsforen und Workshops Informationen und Anregungen zu sammeln. Darin eingebunden waren heute auch der 2. Wind Energy Tag und die Zukunftskonferenz „Erneuerbare Energien und nachhaltige Energieversorgung“. Maritime Wirtschaft und die Offshore-Windenergie sind aber noch längst nicht alles, wenn es um die Ostsee geht, macht Meerestechniker Professor Dr. Mathias Paschen von der Universität Rostock deutlich. „Eines unserer Ziele ist es, dass wir die Ostsee als wissenschaftliche Aufgabe sehen, sowohl von den Ingenieurwissenschaften, von der Meereswissenschaft, von der ökonomischen und juristischen Seite und nicht zuletzt von der interkulturellen Seite“, so Paschen. Die Universität ist ein wichtiger Anlaufpunkt für junge Leute, wenn es darum geht, sich für die Zukunft zu qualifizieren. Aber auch andere Firmen bilden im Bereich der maritimen Wirtschaft aus, quält hier nicht zuletzt die Sorge nach geeigneten Fachkräften. Welche Berufsbilder es hier gibt und wie die Karrierechancen stehen, darum dreht es sich morgen am letzten Tag der Baltic Future Messe.
4. Mai 2011 | Weiterlesen
Treffen der norddeutschen Wirtschafts- und Verkehrsminister
Eine steife Brise wehte durch die Hansestadt, als sich heute die norddeutschen Wirtschafts- und Verkehrsminister trafen. Einmal im Jahr kommen die Senatoren und Minister der fünf Nordländer Bremen, Hamburg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern zu einer Tagung zusammen, um ihre Zusammenarbeit abzustimmen – heute waren sie in der IHK zu Rostock zu Gast. Passend zur Einweihung des ersten deutschen Ostsee-Windparks Baltic 1 spielte das Thema der erneuerbaren Energien die wichtigste Rolle. Bis zu 14 Windparks sollen in den nächsten Jahren vor unserer Küste entstehen. Doch wie kommt der Strom zu den Verbrauchern im Süden der Republik? Welche Überlandleitungen müssen neu gebaut werden und wer trägt die Kosten? Einig waren sich die Länder darin, den Ausbau des deutschen Stromübertragungsnetzes zu forcieren. Dabei geht es nicht nur um die Hochspannungstrassen, sondern auch um den Ausbau der regionalen Verteilnetze. Hier dürfen keine Engpässe entstehen, die die Einspeisung von Windenergie verhindern, sagte Wirtschaftsminister Jürgen Seidel. Ein Teil dieser Kosten bleibe jedoch in der jeweiligen Region hängen, warnte der Minister: „Das würde zu erheblichen Kosten führen, speziell in Mecklenburg-Vorpommern.“ Und so forderte Seidel, die durch erneuerbare Energien getriebenen Kosten bundesweit umzulegen. Auch die Frage, wo und durch wen neue Windkraftanlagen genehmigt werden, war für die Nordländer ein wichtiges Thema. „Hier darf kein Wildwuchs entstehen“, bekräftigte Verkehrs- und Bauminister Volker Schlotmann. Bestrebungen des Bundes, „sich das alleine auf den Tisch zu ziehen“, erteilte er eine Absage – die Länder möchten hier mitreden. Ein wichtiges Thema im Verkehrsbereich war der weitere Ausbau der Infrastruktur in den Häfen, sowohl wasserseitig als auch bei der Hinterlandanbindung. Nach der Aufnahme der Fährverbindung Rostock-Gedser ins transeuropäische Verkehrsnetz gehe es nun insbesondere um den Ausbau der Bahnstrecke zwischen Rostock und Berlin. Beim Bund liegt der Vorschlag auf dem Tisch, die Förderung künftig von der Umschlagmenge abhängig zu machen. Werden die ins Spiel gebrachten 50 Millionen Gütertonnen nicht erreicht, kommt vom Bund keine entsprechende Förderung mehr. „Dann wäre Mecklenburg-Vorpommern abgekoppelt“, fasst Schlotmann es zusammen, „denn unsere Häfen erreichen diese 50 Millionen Tonnen alle zusammen nicht.“ Auch wenn Hamburg mit etwa 120 Millionen Tonnen Umschlag in seinem Hafen nicht betroffen wäre, sind sich die Nordländer einig, dass eine Kosten-Nutzen-Analyse zugrunde gelegt werden muss. Was an Wertschöpfung in den Häfen erzielt wird, sei von Bedeutung und nicht nur die reinen Umschlagsmengen. Auch die Perspektiven in der maritimen Wirtschaft waren Thema der Tagung. Der konjunkturelle Aufschwung ist in der maritimen Industrie noch nicht angekommen, bekräftigte Seidel. Insbesondere bei der Finanzierung gibt es nach wie vor erhebliche Probleme. Mehr Unterstützung vom Bund forderten die Nordländer hier ein. Bild 1: Joachim Kloock
2. Mai 2011 | Weiterlesen
Ruzica Zajec – Kleine Windstille
Den naheliegenden Standpunkt zu verlassen – das hat schon oft zu neuen Einsichten geführt. Auch bei Ruzica Zajec lohnt es sich, ihre Installationen und Glasbilder aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu erkunden. Dafür reichen schon kleine Kopfbewegungen. Die überlagerten Strukturen ihrer Kunstwerke erzeugen auf diese Weise faszinierende dynamische Effekte, die dem Betrachter Einblicke in die Funktionsweise des Sehens ermöglichen. Noch bis zum 11. Juni kann man dies in der Galerie wolkenbank ausprobieren. Die große Frontscheibe der Galerie für zeitgenössische Kunst in der Wollenweberstraße wurde ebenfalls in eine Installation eingebunden. Sie heißt „Kleine Windstille“ und hat der Ausstellung ihren Namen gegeben. Mehrere Glasscheiben unterschiedlicher Größe hat Ruzica Zajec dafür hintereinander auf dem Boden angeordnet, aufgestellt und gestapelt. Ein einfacher Strich – mit schwarzem Stift gezeichnet – verbindet die einzelnen Bestandteile. Im Zusammenwirken mit den Spiegelungen des Glases wird das geometrische Empfinden des Betrachters so auf raffinierte Weise irritiert. Die Eigenschaften von Glas, seine Fähigkeit, das Gegenüber zu spiegeln und seine Transparenz, sind zentrale Aspekte in Ruzica Zajecs Arbeiten. In den Bildern werden diese Eigenschaften erweitert. Mit Acrylfarbe mattiert die Künstlerin die Frontscheiben der Rahmen, wodurch sie integraler Bestandteil der Arbeit werden. Die entstandene Schicht reduziert die Transparenz und bietet so die Möglichkeit zarte Farbtöne herzustellen. Freie Flächen, die sie zuvor ausgekratzt hat, geben den Blick auf die darunter liegende Ebene wieder frei. Der Schatten von der oberen Farbschicht verstärkt den räumlichen Eindruck dieser Bilder. Mit der räumlichen Staffelung der Bildschichten und dem Spiel mit rhythmischen Strukturen nimmt die Künstlerin Bezug auf konstruktive Traditionen, wie der Optical-Art, ordnet Kulturjournalist Hubert Steins die Arbeiten von Ruzica Zajec bei der Ausstellungseröffnung kunsthistorisch ein. Das Originelle an den Arbeiten, im Gegensatz zu den meist maschinell hergestellten Werken der Op-Art-Künstler, sei die hohe Arbeitsintensität, mit der Ruzica Zajecs ihre Bilder herstellt und ihnen ihre persönliche Handschrift verleiht, so Steins. 1959 in Kroatien geboren, hat Ruzica Zajec ihre künstlerische Ausbildung in Sarajevo, Bosnien und Herzegowina und Hannover erhalten. Heute lebt und arbeitet sie im mecklenburgischen Kaarz. Über ihre Arbeitsweise sagt sie: „Erst einmal nachdenken und sich vorstellen, wie es werden könnte und am Ende kommt doch etwas ganz anderes dabei heraus. Das ist dann oft viel schöner, als es ursprünglich gedacht war.“ Wie schön es geworden ist, das schaut euch am Besten selbst an. Die Ausstellung kann noch bis zum 11. Juni mittwochs bis samstags von 14 bis 19 Uhr oder nach Vereinbarung besichtigt werden.
2. Mai 2011 | Weiterlesen
Campuserwachen 2011 an der Universität Rostock
Über fast keiner Veranstaltung der 24. Rostocker Kulturwoche hing so ein großes Fragezeichen wie über dem Campuserwachen der Uni Rostock. Dieses Fragezeichen war das Wetter. Die größte Angst war, dass es regnen und das kleine Open-Air-Festival somit sprichwörtlich ins Wasser fallen würde. Und auch wenn den ganzen Tag über der Himmel bedrohlich bedeckt war, setzte sich Punkt 18 Uhr die Sonne durch und einem gelungenen, wenn auch sehr kalten Abend, stand nichts mehr im Weg. Die größte Veränderung im Vergleich zum Vorjahr war ein Zaun, der dieses Mal den Campus Ulmenstraße umgab. Dadurch konnte Eintritt verlangt werden, um auch weiterhin Kulturveranstaltungen sicherstellen zu können. Außerdem konnten so auch nicht mehr selbst Getränke mitgebracht werden. Beim letzten Campuserwachen waren allein drei große Container mit leeren Flaschen zusammengekommen, die überall gefährlich auf dem Gelände verteilt lagen. Das Campuserwachen ist nicht nur das größte Event auf der Kulturwoche der Studierendenschaft, sondern auch die größte Semestereinstandsparty in ganz Mecklenburg Vorpommern. Ungefähr 3000 Besucher waren gekommen, um zu feiern, die Musik der Livebands zu hören und dazu zu tanzen. Dass das Semester nun schon einen Monat läuft, tat der ausgelassenen Stimmung dabei keinen Abbruch. Einer der jüngsten Musikbegeisterten war der dreijährige Kilian. Und auch, wenn eine Auflage des Ordnungsamtes wieder war, dass eine Lautstärke von 65 Dezibel nicht überschritten werden darf, war er doch sicherheitshalber mit Ohrenschützern ausgerüstet. Sein Vater Christian studiert im sechsten Semester Sonderpädagogik. „Ich bin selbst Musiker und mag auch gerne Livemusik, daher finde ich die Veranstaltung ganz gut. Außerdem passt das Wetter“, sagte der 26-Jährige. Sein Semesterstart lief auch ganz gut. „Endlich wieder Alltag“, resümierte er. Musikalisch eröffneten den Abend „Minitimer Katzenposter“ aus Rostock. Die fünf jungen Männer wollen den Stil der „Rostocker Schule“ einführen. Dieser besteht aus ruhigen, teilweise poppigen Liedern in deutscher Sprache, die auch gern einmal melancholisch sein können. Und auch wenn anfangs noch viel Platz vor der Bühne war, wurde es doch im Laufe des Auftritts immer voller. Nach ihnen spielte die Band „PIAZUMANJU“ aus Hamburg. Sie bezeichnen ihren Musikstil selbst als Ruccadance, eine Mischung aus Rock, Reggae und Ska. Bei ihnen wurde dann auch mehr getanzt, was aber auch daran liegen könnte, dass die Sonne allmählich verschwand und es wirklich richtig kalt wurde. Christoph Kluth bestätigte aber, dass die Band wirklich gut war. Er studiert im vierten Semester Maschinenbau und hatte „wie immer einen sehr entspannten Semesterstart.“ Er hatte auch das Glück, einer der ersten Gäste gewesen zu sein und bekam dafür ein T-Shirt. Er war deshalb so früh da, weil er noch eine Vorlesung im Audimax hatte. Jedoch war die Musik zu verlockend, sodass er ausnahmsweise schon nach einer Stunde den Hörsaal verließ. „Die Stimmung ist gut, jedoch finde ich es schade, dass die Leute nicht richtig abgehen“, urteilte der 22-Jährige. Als letzte Band betrat „Luis & Laserpower“ die Bühne. Luis ist Rapper, Sänger und Beatboxer. Laserpower sind Judith am Bass, Henne am Schlagzeug und Sebastian an der Gitarre. Die Gruppe vermischt Indierock, Pop, Elektro und Hip-Hop und mit dieser außergewöhnlichen Mischung sorgten sie für einen gelungenen Abschluss des Abends. Inzwischen war der Campus auch wirklich rappelvoll und die Stimmung hatte ihren Höhepunkt erreicht. Auch Katharina Klix hatte ihren Spaß. Die gebürtige Berlinerin studiert im zweiten Semester Englisch, Französisch und Italienisch auf Lehramt und war vor allem von der romantischen Atmosphäre des beleuchteten Campus begeistert. Sie bereut es nicht, Rostock als Studienort gewählt zu haben. Sie mag besonders die Nähe zum Meer und die günstigen Preise. Als Berlinerin ist sie jedoch eine viel bessere Ausstattung mit öffentlichen Verkehrsmitteln gewöhnt. Mit dem Campuserwachen hat die 24. Kulturwoche ihre größte Veranstaltung hinter sich. Aber auch in den nächsten Tagen wartet noch ein tolles Programm – auch für Nichtstudenten.
2. Mai 2011 | Weiterlesen
Abbaden der „Rostocker Seehunde“ in Warnemünde 2011
Unter dem Motto „Ist der alte Strom ohne Eis, wird es den Rostocker Seehunden zu heiß!“, beging gestern der Rostocker Winterbadeverein das Ende der Saison 2010/2011. Seit Ende September 2010 sind sie jeden Samstag und Sonntag um 10 Uhr in die Ostsee gestiegen und auch ab und an zu Besuch bei anderen Vereinen gewesen, um dort zu baden. Und genauso hatte es gestern auch viele der anderen Winterbader nach Rostock verschlagen, um an dem Badeevent teilzuhaben. Die Ostsee sei sowieso immer wieder ein Erlebnis für die anderen Bader, wie Ingelore Launert von den Seehunden weiß. Bevor es jedoch in die 7 Grad kalte, oder vielleicht besser warme, Ostsee ging, gab es noch ein paar Programmpunkte zu absolvieren. Alle 16 angereisten Vereine, darunter zum Beispiel die „Berliner Seehunde“, die „Woldegker Eisbären“ und auch „Det kolde Gys“ aus Kopenhagen, hatten ihre Mützen, T-Shirts und Kostüme mitgebracht. In Schale geschmissen machten sie so alle bei einem Umzug die Promenade unsicher. Angeführt wurde der Tross von der „Sambucus PercussionGroup“, die mit ihren Trommeln für Stimmung sorgten. Als die Bader wieder Sand unter den Füßen hatten, bezogen sie alle die ihnen zugewiesenen Strandkörbe, um sich für das nasse Event bereit zu machen. Anschließend wurden fünf neue Seehunde getauft, um den größten Winterbadeverein Deutschlands zu ergänzen. Wie man das aus dem Ferienlager kennt, mussten die neuen Winterbader ekelige Dinge essen und sich dann mit Wasser übergießen lassen. Anschließend wurde unter der Anleitung von Ingelore Launert und Martina Hübsch ein Aufwärm-Sportprogramm absolviert. Danach hieß es dann endlich: „Eis frei!“ 161 aktive Bader erstürmten sogleich unter den Augen etlicher Schaulustiger die Ostsee. Und so tummelten sich neben Neptun und seinen Meerjungfrauen auch ein Schwan und eine männliche Cindy aus Marzahn im Wasser. „Durch den Wind war es kälter als im Winter“, stellte Heike Hamann von den Cumlosener Brackratten nach ihrem Bad fest. Auch Dietmar Marquardt, Vereinsvorsitzender der Seehunde, konnte das verstehen. „Ich bin zu dieser Jahreszeit am kürzesten im Wasser“, verriet er. „Weil die Luft so warm ist. Da merkt man dann erst richtig, wie kalt das Wasser ist.“ Wer jetzt Lust verspürt, nicht nur im Sommer in die Ostsee zu gehen, der weiß ja nun, an wen er sich wenden kann. Gesund ist das Winterbaden auf jeden Fall, allerdings sollte man es nicht alleine machen. Deshalb gilt: Wer im Winter badet, sollte das in der Gruppe tun. Und wo bekommt man die schon so leicht zusammen, wie beim größten Winterbadeverein Deutschlands.
1. Mai 2011 | Weiterlesen
„Kunst in den Mai“ - 24. Rostocker Kulturwoche 2011
Die 24. Kulturwoche hat begonnen. Und für die traditionelle Walpurgisnacht hat sich das Team um Organisator Daniel Karstädt etwas Besonderes ausgedacht. Unter dem Motto „Kunst in den Mai“ war im Peter-Weiss-Haus eigentlich ein Kunstbasar der Galerie auf Zeit geplant, abgerundet von dem kurzen Theaterstück „UBU Roi“ und dem Auftritt der Band Dikanda. Eigentlich deshalb, weil die titelgebende Galerie kurz vor Veranstaltungsbeginn abgesagt hatte. Trotzdem hatten die Besucher einen fantastischen Abend. Den Anfang machten Anja Willutzki, Tino Kühn, Thomas Lettow, Axel Meier, Luise Sachse und Samira Hempel von der Hochschule für Musik und Theater. Im Rahmen des Wettbewerbs „HMT-Interdisziplinär“ hatten die sechs Studenten aus den Bereichen Musik, darstellendes Spiel und Schauspiel das Theaterstück „UBU Roi“ von Alfred Jarry inszeniert. Damit erreichten sie auch den zweiten Platz. Da die Gruppe immer noch auf der Suche nach Aufführungsmöglichkeiten ist, kam die Anfrage von der Kulturwoche natürlich wie gerufen. Hauptfigur in dem Stück ist der mürrische und etwas übergewichtige Vater UBU. Um seinen Lebensstandard weiter halten zu können, heckt er mit seiner Frau Mutter UBU den Plan aus, den König umzubringen und selbst auf dem Thron Platzzunehmen. Was folgt, ist eine lustige und absurde Kettenreaktion. Er selbst wird zu einem schlechten Herrscher, es kommen Pläne auf, ihn zu stürzen, er versucht diesen mit Krieg zuvorzukommen und fällt am Ende seiner Machtgier zum Opfer. Das alles haben die sechs Studenten äußerst clever inszeniert. Den Anfang machte schon die Bühne, die aus vier großen beweglichen Elementen bestand, die wie ein Kreuz aufgebaut waren. Darauf fanden zwar die meisten Aktionen statt, aber auch am Rande passierte einiges. So kamen Musik und Soundeffekte nicht vom Band, sondern wurden live eingespielt. Und auch die Zuschauer durften mitmachen. So war es das Publikum, welches den König mit gezielten Ballwürfen umbrachte. Am Ende ernteten die Akteure lang anhaltenden Applaus und verbeugten sich mehrmals. Die Zeit, in der umgebaut wurde, nutzten die meisten Gäste für ein Getränk im Freigarten des Peter-Weiss-Hauses. Nach etwa einer halben Stunde war dann alles wieder soweit hergerichtet und die Band Dikanda betrat die Bühne. Dikanda sind drei Männer und drei Frauen aus Polen, die Folkmusik machen. Auf dem Flyer des Abends wurden sie mit „Weltmusik von Balkan bis Indien“ angekündigt und tatsächlich passte das auch ganz gut. Denn der Gesang der Frauen, gemischt mit Akkordeon, Gitarre, Geige, Kontrabass und Perkussionsinstrumenten war sehr vielfältig. Mal erinnerte alles an die Musik eines Bollywoodfilms, mal kam man sich vor wie auf einem polnischen Volksfest. Obwohl wohl kaum einer der 250 Gäste die Texte verstand, wurde doch mitgeklatscht, getanzt und gefeiert. Dabei war die Stimmung auf der Bühne wie ein Funke, der die Massen davor in Brand setzte. Den Ansagen von Frontfrau Ania Witczak zufolge, ging es häufig um Männer und um Leidenschaft. Die Frauen hätten aber auch von Möbelstücken singen können und die Stimmung wäre trotzdem super gewesen. Besonders bejubelt wurde ein altes, polnisches Volkslied im neuen Gewand. Darin gehe es um ein Mädchen mit blauen Augen, dem geraten wird, nicht zu lange am Fluss stehen zu bleiben, da dieser sonst die Augen mitnehmen würde. Anschließend verließen die Musiker die Bühne und wurden von den Zuschauern noch zu einer Zugabe aufgefordert, die auch nicht verwehrt wurde. Sandra Krüger war begeistert von dem Abend. „Die Band war geil, das Theater war geil, aber irgendwie hätte es noch etwas runder sein können.“ Die Studentin mochte das Stück, besonders weil es so „kurz und knackig“ war und die Inszenierung einfach super war. Und auch das Konzert fand sie super, nur fehlte ihr ein richtiger Zusammenhang. „Zwar spielt das Stück in Polen und die Band kommt von da, aber man hätte da sicher noch mehr machen können“, merkte sie an. Und auch wenn die Band bis um 24 Uhr auf der Bühne stand und somit förmlich auch den Mai begrüßte, gab es im Anschluss noch eine After-Show-Party in Helgas Kitchen, wo der neue Monat dann auch ausgiebig gestartet werden konnte.
1. Mai 2011 | Weiterlesen
„Der Meister und Margarita“ - Premiere in der HMT
Schon als das Publikum in den Katharinensaal der Hochschule für Musik und Theater (HMT) strömte, lag auf der Bühne eine reglose Person. Als das Licht im Saal dann erlosch und das Publikum verstummte, stellte sich heraus, dass es sich um Paul Hoffmann handelte, der die Rolle des Meisters übernommen hatte. Er ist, genau wie seine neun Schauspielkollegen im Stück, Student der HMT im sechsten Semester. Ihre Studioproduktion „Der Meister und Margarita“ basiert auf dem gleichnamigen Roman des sowjetischen Autors Michail Bulgakow. Dieser besteht aus drei Handlungssträngen, die durch bestimmte Verknüpfungspunkte schlussendlich einen inneren Zusammenhang bekommen. Da hätten wir zum einen die Handlung rund um den Meister und seine Margarita (Anna C. Ortmann). Er ist Autor und hat ein Buch über Pontius Pilatus geschrieben, das seine ganze Existenz geworden ist. Als es jedoch von den Kritikern verrissen wird, ist das ein Weltuntergang für ihn. Einzig Margarita glaubt noch an ihn und kämpft um ihn und ihre Liebe. Eine zweite Ebene entführt den Zuschauer ins Moskau der 30er Jahre. Neben all den dekadenten und korrupten Bewohnern (Anne Riekhof, David Nádvornik, Marvin Rehbock, Christian Baumbach) residiert zu dieser Zeit außerdem der Teufel, genannt Woland (Heisam Abbas), höchstpersönlich in der Stadt. Er und seine drei Schergen Korowjew (Anne-Elise Minetti), Behemot (Sara Klapp) und Asasello (Lydia Wilke) treiben dort ihr Unwesen und verbreiten mit ihrer Schwarzen Magie allerhand Chaos. Die dritte Handlungsebene ist dann die des Romans, den der Meister verfasst hat. Es handelt sich um eine Erzählung über Pontius Pilatus, der gerade darüber entscheiden muss, ob er den jungen Jeschua Ha-Nosri kreuzigen soll oder nicht. Schnell wird klar, dass es sich um eine etwas abgewandelte Form der Geschichte Jesus Christus handelt, ohne aber auf Religion zu basieren. Es geht vielmehr um die willkürliche Macht des Staates und deren Auswirkung auf die einzelnen Personen. Das wirklich Beeindruckende an der Inszenierung ist, wie wenige Utensilien die zehn Jungschauspieler benötigten, um die Handlungen voneinander abzugrenzen und dann wieder miteinander zu verknüpfen. Auch wenn es am Anfang schwerfiel herauszufinden, was die einzelnen Szenen miteinander zu tun hatten, wusste man doch immer, wer zu welcher Handlungsebene gehörte. Denn auch wenn sich neben vier Mikrofonen nichts weiter auf der Bühne befand, waren die Kostüme aussagekräftig genug. So trug der Meister zum Beispiel immer eine Mütze, auf der ein gelbes „M“ prangte. Der Teufel hüllte sich in feine Hosen, Hemd und Weste und auch seine drei Schergen waren mit ihren roten und schwarzen Outfits gut zu erkennen. Bei der Zeitreise in die Antike durften Lakentoga und Besenbürste auf dem römischen Helm natürlich nicht fehlen. Spätestens die Szenen in der Irrenanstalt verknüpfen dann die durch Kostüme und Handlungen abgespaltenen Stränge. Hier treffen die Bürger der Stadt, nachdem sie vom Teufel mit Schwarzer Magie in den Wahnsinn getrieben worden, auf den Meister, der nach dem Verriss seines Romans freiwillig dort residiert. Dieser ist wiederum mit dem Teufel verbunden, der behauptet Pontius Pilatus, eben die Hauptfigur, höchstpersönlich gekannt zu haben. So entsteht also ein Spinnennetz, durch das alle Figuren letztendlich doch in Zusammenhang stehen, auch wenn dies zunächst nicht den Eindruck macht. Neben den Kostümen und den Schlüsselszenen war außerdem die Auswahl der russischen Musik, die an einigen Stellen ertönte, gelungen. So hatten zum Beispiel alle Szenen des Meisters und seiner Margarita die gleiche musikalische Untermalung und zeigten den Zuschauern so immer gleich, wer genau zu sehen war. „Es war manchmal etwas kompliziert“, fand Mara Liebscher. „Da musste man dann drüber nachdenken, aber an sich konnte man gut folgen!“ Wer also einen Abend verbringen möchte, ohne seinen Kopf einzuschalten, der sei gewarnt. Ganz ohne Nachdenken erschließt sich das Stück von Regisseur Jens Poth und den zehn HMTlern dem Zuschauer nämlich nicht. Wem das allerdings nichts ausmacht, der sollte unbedingt am 16. oder 17. Juni in den Katharinensaal der HMT kommen und sich nach Moskau entführen lassen. Am Ende wird die Zeile: „Moskau, Moskau, deine Seele ist so groß, nachts ist der Teufel los, ha ha ha ha ha, hey“, aus dem Klassiker von Dschingis Khan nicht mehr nur ausgelassene Partystimmung symbolisieren.
1. Mai 2011 | Weiterlesen
Hansa Rostock besiegt Wehen Wiesbaden
Seit drei Spielen ohne Sieg, seit drei Spielen ohne Torerfolg. Beim ersten Heimspiel nach geglücktem Aufstieg wollte der FC Hansa Rostock seinen Fans endlich mal wieder einen Sieg bieten. Etwa 15.000 Anhänger waren bei schönstem Fußballwetter in die DKB-Arena gekommen, um die Mannschaft gegen Wiesbaden anzufeuern und mit ihren Jungs den Aufstieg zu feiern – „Freibier“ wurde lautstark von den Fans gefordert. Während Hansa Rostock den Aufstieg in die 2. Liga vorzeitig klar machen konnte, hieß es für den SV Wehen Wiesbaden mit einem Sieg die Chance auf den Relegationsplatz zu wahren. Hansa legte einen Traumstart hin. Nach einem Pass von Sebastian Pelzer versenkt Björn Ziegenbein in der 8. Minute den Ball zur 1:0-Führung ins lange Eck. Sein 14. Saisontor und wohl das schönste Geschenk, das sich Ziegenbein an seinem 25. Geburtstag selbst machen konnte. In der 16. Minute können sich die Hansa-Fans schon über das 2:0 freuen. Aus etwa 30 Metern Entfernung verwandelt Mohammed Lartey einen direkten Freistoß. Zweite echte Chance, zweites Tor – was die Chancenverwertung betrifft, konnte es für Hansa in dieser Phase nicht besser laufen. In der 24. Minute sieht Ioannis Masmanidis nach einem Ellbogencheck an Marcel Schied die rote Karte – Wehen Wiesbaden muss fortan mit zehn Mann um den Sieg kämpfen. Für Rostock ergeben sich in den folgenden Minuten weitere gute Chancen, etwa als Tobias Jänicke in der 29. Minute allein vor Wiesbaden-Torwart Michael Gurski steht – das hätte das 3:0 sein müssen. Fast wie aus heiterem Himmel gelingt Wiesbaden in der 38. Minute der Anschlusstreffer. Nach einem Einwurf in den Rostocker Strafraum kann Robert Müller nicht richtig klären. Alf Mintzel schnappt sich den Ball und spielt zu dem rechts vorpreschenden Martin Abraham, der das Leder aus kurzer Distanz ins Rostocker Tor schieben kann. Kurz nach dem Anpfiff zur zweiten Halbzeit feiert Tom Weilandt, Sohn von Hansa-Legende Hilmar Weilandt sein Debüt in der ersten Mannschaft. Trotz Unterzahl macht Wiesbaden zu Beginn der zweiten Hälfte ordentlich Druck. In der 52. Minute geht ein Schuss von Mintzel nur knapp am rechten Pfosten vorbei. In der Folge findet der FC Hansa wieder besser ins Spiel und erarbeitet sich einige gute Chancen. In der 69. Minute hat Marcel Schied gleich zwei Riesenchancen– beim Kopfball und dem anschließenden Nachschuss pariert Wiesbaden-Keeper Gurski perfekt, im dritten Anlauf scheitert Schied am Pfosten. In der 88. Minute bekommen die Gäste noch eine Chance zum Ausgleich, die Marcel Ziemer jedoch nicht nutzen kann. In der Nachspielzeit gibt es noch mal eine Ecke für die Gäste. Wiesbaden setzt alles auf eine Karte und steht samt Torwart Gurski mit 10 Mann vor dem Rostocker Tor. Jänicke lässt sich die Konterchance nicht entgehen, spielt auf Lartey, der von der Mittellinie aus fast bis in leere gegnerische Tor läuft – 3:1 lautet der Endstand für Rostock. Bei Freibier feiern Fans und Mannschaft ausgelassen ihren Wiederaufstieg die die 2. Liga. Tore: 1:0 Björn Ziegenbein (8. Minute) 2:0 Mohammed Lartey (16. Minute) 2:1 Martin Abraham (38. Minute) 3:1 Mohammed Lartey (90+2. Minute) Aufstellung, FC Hansa Rostock: Kevin Müller (Torwart) Robert Müller, Michael Wiemann, Martin Stoll, Sebastian Pelzer (Kapitän) Kevin Pannewitz (Tom Weilandt, ab 46. Minute), Tom Trybull (Hendrik Großöhmichen, ab 88. Minute) Björn Ziegenbein, Mohammed Lartey, Tobias Jänicke, Marcel Schied (Lucas Albrecht, ab 77. Minute) Fotos: Joachim Kloock
1. Mai 2011 | Weiterlesen