„Graffiti“ zieren Umspannwerk in Warnemünde

Künstlerische Fassadengestaltung: Stadtwerke Rostock und Artunique kombinieren Sport und Strom

5. August 2011, von
Darstellung vom Triathlon
Darstellung vom Triathlon

Viele Menschen denken wahrscheinlich bei dem Wort Graffiti an Schmierereien an Hauswänden und öffentlichen Plätzen. Und leider verewigen sich auch immer wieder Sprayer auf Privateigentum. Dass man mit den Sprühfarben aber auch richtige Kunst machen kann, beweist das Unternehmen Artunique. Dieses gestaltet seit neun Jahren professionell Fassaden und Leinwände. Das neuste Kunstwerk befindet sich am Umspannwerk Warnemünde an der Stadtautobahn. Im Auftrag der Stadtwerke Rostock wurden dort typische Rostocker Sportarten verewigt.

Christian Hölzer erklärt Volker Rattey Einzelheiten zum Bild
Christian Hölzer erklärt Volker Rattey Einzelheiten zum Bild

Auch wenn das Unternehmen von Christian Hölzer aus dem 1997 gegründeten, gemeinnützigem Verein „Graffiti-Freunde-Mecklenburg-Vorpommern e.V.“ hervorging, hat Artunique eigentlich nur noch sehr wenig mit Graffiti zu tun.

Denn Graffitis sind nicht etwa alle Bilder, die mit Sprühdosen entstehen. Vielmehr fast der Begriff unterschiedlich Formen der Oberflächengestaltung zusammen. Zentrales Merkmal ist dabei, dass der Urheber meist anonym bleibt, oder aber nur sein Künstlername, sein Tag, bekannt ist. Auch wird vorher nicht die Erlaubnis des Flächenbesitzers eingeholt, weswegen die Grafiken oft illegal sind.

Sport und Strom gemischt
Sport und Strom gemischt

Da Christian Hölzer und sein Team aber weder illegal noch anonym arbeiten, kann man nicht wirklich von Graffitis sprechen. „Ich mag den Begriff selbst nicht gern, obwohl ich aus der Szene komme. Wir machen künstlerische Fassadengestaltung“, sagt Geschäftsführer Hölzer.

Angefangen hat er als Einzelunternehmen, inzwischen kann er auf eine Datenbank von 44 Künstlern zurückgreifen. Seit 1999 hat Hölzer über 4000 Wände gestaltet, einige davon sogar in Spanien und Portugal.

Volker Rattey von den Stadtwerken und Cristian Hölzer von Artunique
Volker Rattey von den Stadtwerken und Cristian Hölzer von Artunique

Das Umspannwerk in Warnemünde ist der Abschluss einer langen Zusammenarbeit zwischen Artunique und den Stadtwerken. Eine Woche hat die Arbeit mit drei Künstlern und einem Praktikanten gedauert. Ungefähr 240 Objekte des Unternehmens in allen Stadtteilen haben so in den letzen Jahren einen neuen Anstrich verpasst bekommen.

Dabei werden auch Ideen der Bevölkerung aufgenommen. „Wir wollen Akzente im Stadtleben setzen“, sagte Geschäftsführer Volker Rattey. Durch die Kunstwerke soll nicht nur die Lebensqualität der jeweiligen Viertel gesteigert werden. „Weiße Wände laden zu „wilden“ Graffitis ein. Bei den Bildern von Artunique ist das anders. Über 90 Prozent aller Objekte werden akzeptiert und nicht wieder neu beschmiert“, so Rattey.

Fassadengestaltung am Umspannwerk Warnemünde
Fassadengestaltung am Umspannwerk Warnemünde

Thema der neusten Fassadengestaltung ist der Sport in unserer Hansestadt. Verschiedene Athleten werden in der Ausübung gezeigt. Dabei haben die Künstler bewusst große und einfache Motive gewählt. „Die Leute fahren hier schnell vorbei, da kann man nicht so viele Details wahrnehmen.“ Menschen die mehr Zeit haben, können trotzdem Einzelheiten entdecken. Besonders der Rostocker Stadtkern und eine typische Szene aus Warnemünde ergänzen das Sportpotpourie perfekt. Abgerundet wird alles von einer abstrakten Version des Rostocker Greifs.

„Am Anfang kommt es schon mal vor, dass die Leute die Polizei rufen“, berichtet Christian Hölzer. Dies sei aber die Ausnahme. Viel häufiger käme es vor, dass Leute schon während der Arbeit Lob aussprechen. „Viele Auto- und Fahrradfahrer haben im Vorbeifahren gehupt oder geklingelt und uns den Daumen nach oben gezeigt.“ Bei dem aktuellen Projekt, der Kunstmühle in Schwaan, brachten die Anwohner den Gestaltern sogar Eis vorbei.

Wer sehen möchte, wie Artunique arbeitet, kann sich also zurzeit in Schwaan ein Bild von den Künstlern machen. Wer die Ergebnisse sehen will, muss nur mit offenen Augen durch Rostock gehen oder einen Blick auf die Homepage des Unternehmens werfen.

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