Bahnhofsbrücke in Warnemünde gedreht

Für Wartungsarbeiten wurde heute Vormittag die denkmalgeschützte Drehbrücke über den Alten Strom in Warnemünde kurz geöffnet

22. April 2021, von
Bahnhofsbrücke in Warnemünde gedreht
Bahnhofsbrücke in Warnemünde gedreht

Und sie dreht sich doch! Kurz nach 10 Uhr wurde heute Vormittag die denkmalgeschützte Drehbrücke über den Alten Strom in Warnemünde in Bewegung gesetzt. Hintergrund waren planmäßige Wartungsarbeiten am Drehantrieb der 118 Jahre alten Brücke, bei der sie für wenige Minuten geöffnet wurde.

Eine knappe halbe Stunde mussten Fußgänger und Radfahrer den kleinen Umweg über die Stromgrabenbrücke am Südende des Alten Stroms in Kauf nehmen oder einfach am Ufer stehenbleiben und bei schönstem Sonnenschein dem seltenen Schauspiel beiwohnen.

Für den Schiffsverkehr wird die Brücke schon lange nicht mehr geöffnet. Am Südende des Alten Stroms liegen nur noch kleine Motorboote, die unter der Brücke hindurchfahren können. Einmal im Jahr wird der manuelle Drehmechanismus aber noch als Schauspiel für Touristen und Einheimische in Betrieb gesetzt. Traditionell wird die Brücke Anfang Mai zum Stromerwachen geöffnet. Dann schieben sich gern auch mal ein Fischerboot oder ein Seenotkreuzer durch die schmale Öffnung. Heute fuhr nur das kleine Motorboot „Flekkefjord“ hindurch.

Corona-bedingt muss das Stromerwachen Anfang Mai leider ausfallen. „Wir hoffen, dass wir es vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt – womöglich im Juni – nachholen können, wenn es die Infektionslage hergibt“, zeigte sich Tourismusdirektor Matthias Fromm auf der letzten Ortsbeiratssitzung zum Thema Saisonvorbereitung optimistisch. „Darauf möchten wir eigentlich ungern verzichten, weil wir letztes Jahr schon darauf verzichten mussten.“

Die Bahnhofsbrücke Warnemünde wurde 1903 über den damals einzigen Seekanal zum Rostocker Stadthafen erbaut. Sie verbindet den Bahnhof auf der Mittelmole mit dem Ortskern des Seebades und wird an Spitzentagen immer noch von mehr als 20.000 Fußgängern benutzt und gehört neben Leuchtturm und Teepott zu den beliebtesten Wahrzeichen und Fotomotiven des Seebads.

Die Brücke hat eine Spannweite von 29,5 Metern. Insgesamt ist das Bauwerk 42 Meter lang, sieben Meter breit und 80 Tonnen schwer. Bis 1940 war eine Drehung für den Schiffsverkehr möglich, dann war die Funktion aufgrund von Lagerschäden nicht mehr gegeben. 1991 wurde der Drehmechanismus der historischen Überführung wieder voll funktionstüchtig hergerichtet. Nachdem die Brücke im Jahr 2000 von einem Fahrgastschiff gerammt wurde, musste 2004/05 ein neuer Königszapfen gegossen und eingebaut werden. Er bildet den Kern des Drehmechanismus. Zuletzt wurde die Drehbrücke 2011 saniert – neben Korrosionsschutzarbeiten wurden die gesamten Bohlen des Fahrbahnbereichs erneuert.

Video von der Drehung der Bahnhofsbrücke in Warnemünde:

Drehung der Bahnhofsbrücke Warnemünde im Zeitraffer:

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