Pappeln in Diedrichshagen sollen erhalten werden

Nach Sorgen von Anwohnern um die Fällung von sieben großen Pappeln im Diedrichshäger Waldweg gab das Amt für Stadtgrün vorläufig Entwarnung

11. Februar 2021, von
Pappeln im Waldweg Diedrichshagen sollen (noch) nicht gefällt werden
Pappeln im Waldweg Diedrichshagen sollen (noch) nicht gefällt werden

Sieben Pappeln wurden im Waldweg Diedrichshagen mit einem roten Kreuz markiert. Zur Fällung freigegeben sind sie damit jedoch nicht, stellte Ute Fischer-Gäde am Dienstagabend in der Ortsbeiratssitzung Warnemünde/Diedrichshagen klar. „Es liegt weder eine Fällgenehmigung vor, noch haben wir konkret einen Fällplan bzw. ein Fälldatum vor Augen“, bekräftigt die Leiterin des Amts für Stadtgrün, Naturschutz und Friedhofswesen. „In der Baumliste stehen diese Bäume, weil wir bereits seit 15 Jahren wissen, dass uns diese Bäume sukzessiv verloren gehen.“

Baumerhalt vs. Verkehrssicherheit

Der Waldweg in Diedrichshagen sei „ein klassisches Beispiel“ für den Abwägungsprozess, ob ein Baum erhalten werden kann und wann mit welchen Maßnahmen für Verkehrssicherheit gesorgt werden muss, so Fischer-Gäde.

Die in den 1950er Jahren gepflanzten Pappeln sind in einem Alter, wo es jederzeit auch ohne Sturm zu einem Grünastabbruch kommen kann, erklärt Nils Vetter, der in der Hansestadt Rostock den Baumschutz betreut. Zudem handelt es sich bei den Bäumen nicht um Schwarz-, sondern um Hybridpappeln, die durch ihre langgestreckten Fasern besonders zu Grünastabbrüchen neigen.

Dass nicht alle Bäume gesund sind, zeigt ein Vorfall aus dem Jahr 2019: Ein Besucher aus Brandenburg ging mit seinem Enkel auf dem Weg spazieren, als es in zehn Metern Entfernung einen Grünastabbruch gab, berichtet Vetter. Passiert ist glücklicherweise nichts, trotzdem rief der Besucher die Polizei und die forderte das Amt zum Handeln auf. Daraufhin wurden die Stellen zurückgeschnitten.

Aktuell besteht bei zwei Bäumen akuter Handlungsbedarf, so Vetter. Bei einer Pappel habe die Klangprobe eine Stammfäule ergeben, bei einer zweiten gab es bereits massive Abbrüche. „Nach zwei Grünholzabbrüchen in drei aufeinanderfolgenden Jahren muss der Baum gefällt werden“, laute eine Regel zur Verkehrssicherheit. Ob die beiden Bäume noch bis zum Beginn der nächsten Fällperiode am 1. Oktober stehen bleiben können, muss geprüft werden. Auf jeden Fall soll noch bis Ende Februar das komplette Totholz entnommen werden – die letzte derartige Maßnahme fand vor vier Jahren statt.

Grünzug soll langfristig erhalten bleiben

Die akut nicht gefährdeten Pappeln sollen erhalten bleiben, dies gilt auch für die vorhandenen Heckenstrukturen. Eine eingehende Untersuchung aller Bäume durch einen Gutachter mit einem Resistographen sei jedoch auch eine finanzielle Frage, erklärt Vetter. Nur sieben Bäume gehören der Stadt, 30 befinden sich auf privatem Gelände.

Müssen Bäume gefällt werden, sollen sie durch andere Arten ersetzt werden. Schon jetzt wachsen dort von ganz alleine Eichen mit bis zu 25 Zentimetern Stammdurchmesser. „Die Natur zeigt einem, was sie möchte“, sagt Vetter. Er könne sich vorstellen, für jede sukzessiv entnommene Pappel eine Eiche zu setzen, die dort noch in 150 Jahren steht. Bislang sei dies jedoch nur eine Vorstellung des Amts für Stadtgrün. Das vorgeschriebene Beteiligungsverfahren der Naturschutzverbände ist noch nicht erfolgt, es gab bislang lediglich eine „fachliche Auseinandersetzung“ zu der Idee mit Katharina Dujesiefken, Alleenexpertin beim BUND.

Mehr Augenmaß gefordert

Annette Boog von der Bürgerinitiative „Rettet des Küstenwald“ betonte noch einmal, dass die Bäume nur dann gefällt werden dürfen, wenn „auf andere Weise keine Abhilfe geschaffen werden kann“. Sie kritisierte, dass die Pappeln nicht in der vorläufigen Liste enthalten waren und zwei Bäume als abgestorben eingestuft wurden. Bei der Erstellung des Baumberichts sei es in diesem Punkt tatsächlich zu einem Kopierfehler in der Excel-Liste gekommen, musste Nils Vetter eingestehen, abgestorben sind die Bäume nicht.

„Augenmaß“ forderte der stellvertretende Ortsbeiratsvorsitzende Stephan Porst, der als Anwohner bislang nur wenig Grünastabbrüche bemerkt hat, obwohl die Bäume „quer zur Hauptwindrichtung stehen“ und die vergangenen Jahre sehr trocken waren.

Mathias Ehlers vom Umweltausschuss freute sich immerhin über die Aussage, dass bei notwendigen Fällungen an Ort und Stelle nachgepflanzt werden soll und wünscht sich dies auch an anderen Stellen, etwa in der Warnemünder Mühlenstraße.

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