Linden im Rosengarten werden nicht gefällt

Im Rahmen der Sanierung des Rosengartens waren fünf Winterlinden von der Fällung bedroht – die 140 Jahre alten Bäume bleiben stehen, entschied die Rostocker Bürgerschaft heute

19. Januar 2022, von
Linden im Rosengarten Rostock werden nicht gefällt (Foto: Archiv)
Linden im Rosengarten Rostock werden nicht gefällt (Foto: Archiv)

Die fünf von der Fällung bedrohten Winterlinden im Rostocker Rosengarten bleiben stehen. Die Bürgerschaft hat heute mehrheitlich für einen Antrag zum Erhalt der 140 Jahre alten Bäume gestimmt.

Die Rostocker Gesellschaft für Stadterneuerung, Stadtentwicklung und Wohnungsbau (RGS) möchte die Freiflächen im Rosengarten sanieren und den historischen Zustand des rund 150 Jahre alten Gartendenkmals weitgehend wiederherstellen. Fünf alte Winterlinden sollten dabei an der Nordseite, entlang der Wallstraße, gefällt werden und die Baumreihe durch 20 Neupflanzungen wieder vervollständigt werden. Begründet wurde dies von der Verwaltung mit der schlechten Vitalität der Linden und dem fehlenden Licht, dass die Jungbäume zum Wachsen benötigen.

Seit der Vorstellung des Projekts im September 2021 gab es viel Kritik an den Plänen. Mehr als 10.000 Menschen unterzeichneten eine Online-Petition, weitere 960 Unterschriften sammelte die Rostockerin Signe Winter direkt vor Ort, dazu kam eine Petition von 55 Kindern.

In einem gemeinsamen Antrag forderten Grüne, Linke und CDU die Planungen zur Fällung zu stoppen und Maßnahmen zum Erhalt der Bäume einzuleiten. Lücken in der Allee sollen – wo technologisch möglich – mit Neupflanzungen geschlossen werden. „Man fällt einfach keine 140 Jahre alten Linden, die keine Gefahr ausstrahlen“, fasste Uwe Flachsmeyer, Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen, den Antrag in einem Satz zusammen – zumindest nicht ohne sehr gute Gründe, die hier nicht vorliegen würden. „Lasst uns nach der denkmalpflegerischen Gestaltung des Kanonsbergs mit fast gar keinem Grün, nach der denkmalpflegerischen Gestaltung der Wallanlagen mit weniger Grün bitte nicht mit der denkmalpflegerischen Gestaltung des Rosengartens das negative i-Tüpfelchen auf diese falschen Prioritäten setzen“, forderte Flachsmeyer.

Auch der Ortsbeirat Stadtmitte sprach sich für einen Erhalt der Bäume aus. Dessen Vorsitzender Andreas Herzog (SPD) betonte heute noch einmal, dass keine Verkehrsgefährdung besteht und den Bäumen – bis auf eine Ausnahme – eine Lebenszeit von zehn Jahren bescheinigt wird. „In dem im Auftrag gegebenen Gutachten steht explizit drin, dass die Nachpflanzungen dort durchgeführt werden sollen und dass die Lücken ausreichend groß sind“, so Herzog.

Die Bäume sind am Ende ihres Lebenszyklus, haben eine geringe Vitalität und müssen früher oder später weichen, verteidigte Senator Chris von Wrycz Rekowski die Planungen der Verwaltung. Die „entscheidungserhebliche Frage“ laute: „Wann ist der richtige Zeitpunkt die Allee wiederherzustellen?“ Aus seiner Sicht sei jetzt der richtige Zeitpunkt und nicht erst, wenn der letzte der Bäume aus Gründen der Standsicherheit gefällt werden muss.

Überzeugt von den Argumenten der Verwaltung zeigte sich Steffen Wandschneider-Kastell (SPD). „Die Baumreihe ist in einem hundsmiserablen Zustand“, Lückenbeflanzungen hält er für nicht möglich. Im Sinne der Nachhaltigkeit wünsche er sich eine Lösung, „die weiterträgt als zehn Jahre“.

Christoph Eisfeld (FDP) gab zu bedenken, dass bodenverbessernde Maßnahmen nur möglich seien, wenn die fünf Bäume entnommen werden. Ohne diese werde eine kürzere Reststandzeit anderer Bäume riskiert. Das sei für ihn nicht nachhaltig.

Neben „durchaus nachvollziehbaren“ Sachargumenten, wie dem denkmalpflegerischen und ökologischen Ansatz oder fiskalischen Gründen, gibt es eine „extrem gewachsene Sensibilität im Umgang mit Bäumen“, gab Eva-Maria Kröger (Linke) zu bedenken. „Die Wertschätzung dieser gesellschaftlichen Entwicklung ist uns da mehrheitlich wichtiger.“

So sprach sich die Bürgerschaft am Ende der emotionalen Diskussion mit deutlicher Mehrheit für den Erhalt der Linden im Rosengarten aus.

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