„Charleys Tante“ besucht nun auch Rostock

Premiere der Verwechslungskomödie „Charleys Tante“ im Theater im Stadthafen

31. Dezember 2011, von
Jakob Kraze und Peer Roggendorf
Jakob Kraze und Peer Roggendorf

Die Weihnachtsfeiertage sind vorbei und die anstrengenden Besuche der Verwandtschaft wohl zum größten Teil überstanden. Doch im Volkstheater geht der Stress erst richtig los, denn „Charleys Tante“ aus Brasilien hat sich angekündigt. Im Gepäck hat sie die letzte Premiere für dieses Jahr im Volkstheater, bestens aufgelegte Schauspieler und ganz viele Lacher.

Die Probleme für Charles (Michael Ruchter) und Jack (Paul Walther) beginnen jedoch mit der Absage der Tante, war sie doch der Dreh- und Angelpunkt für einen perfekten Plan. Die beiden Collegestudenten wollten den Besuch der Dame eigentlich dazu nutzen, einen romantischen Abend mit ihren Traummädchen Kitty (Caroline Erdmann) und Amy (Lisa Flachmeyer) zu verbringen. Denn ohne Anstandsdame würde Mister Spettigue (Dirk Donat) seiner Tochter und seinem Mündel nie erlauben, die Jungen zu treffen.

Caroline Erdmann, Peer Roggendorf und Lisa Flachmeyer
Caroline Erdmann, Peer Roggendorf und Lisa Flachmeyer

Also muss kurzerhand Mitstudent Babberley (Peer Roggendorf) einspringen. In einem reizenden, rückenfreien Kleid mit viel Ausschnitt für die behaarte Brust wird er den beiden Mädchen als Verwandtschaft „aus dem Land, wo die Affen herkommen“ vorgestellt. Der Plan scheint aufzugehen, doch auf einmal steht Spettigue vor der Tür. Und als ob das nicht reichen würde, schneit auch Jacks Vater (Jakob Kraze) rein und beide Männer verlieben sich in die falsche Tante. Es beginnt ein großartiges Verwirrspiel und natürlich erscheint irgendwann auch die echte Donna Lucia d´Alvadorez (Andrea Stache-Peters) aus Brasilien, um das Chaos perfekt zu machen.

Michael Ruchter, Peer Roggendorf und Dirk Donat
Michael Ruchter, Peer Roggendorf und Dirk Donat

Und nach einer kurzen Anlaufzeit, die etwas schwerfällig wirkte, präsentierte das Ensemble ein wirkliches Feuerwerk der Unterhaltung. Nicht nur die schräge Handlung des im Original von Brandon Thomas geschriebenen Stückes überzeugte, auch die Rostocker Umsetzung selbst zeigte viel Herz (und Haut). Angefangen bei tollen Kostümen – edle Anzüge, bunte Kleider oder einfach nur ein Handtuch – und einem hübschen Bühnenbild.

Das irre Tempo der Inszenierung von Peter Kube und Dramaturg Jörg Hückler sorgte dafür, dass es zu keinen Leerlaufzeiten innerhalb des Stückes kam. Es passierte andauernd etwas und auch die Witze waren bis zum Schluss dicht gesät und teilweise herrlich übertrieben. Bei so einem Stück muss einfach jemand theatralisch in Ohnmacht fallen und so kurz vor Silvester darf auch eine Anspielung auf den Klassiker „Dinner for One“ nicht fehlen.

"Charleys Tante" im Theater im Stadthafen - rechts das Original, links die Fälschung
"Charleys Tante" im Theater im Stadthafen - rechts das Original, links die Fälschung

Absolut großartig wurde das Stück aber durch die tolle schauspielerische Leistung des Ensembles. Alle Figuren bekamen von ihren Darstellern das ganz besondere Etwas verliehen. Auch wenn es bei so viel Spaß, der auf das Publikum übertragen wurde, schwerfällt, jemanden besonders hervorzuheben, kommt man bei diesem Stück doch nicht drum herum. Peer Roggendorf gibt eine bezaubernde Tante ab. Er schafft es, die Balance zwischen geehrt und geekelt fühlen genau zu treffen und kann so die großen Fußstapfen von Heinz Rühmann, der die Rolle im Film von 1956 übernahm, ausfüllen.

Erik Malter und Simon Große
Erik Malter und Simon Große

Auch Erik Malter und Simon Große waren von der Premiere begeistert. Die beiden spielen seit mehreren Jahren selbst beim „Theater am Ring“ und lobten vor allem die Spritzigkeit und das Tempo der Komödie. „Man hatte das Gefühl, wirklich in einem England von vor 30 oder 40 Jahren zu sein, obwohl es einige moderne Aspekte gab. Aber die Stimmung passte einfach“, resümierte Erik. Und auch für Simon war es „die perfekte Silvestergala.“ „Das Bühnenbild, Musik und Schauspieler, es war alles toll.“ Und Erik ergänzt: „Es war schön, dass mal nicht versucht wurde, irgendeinen ernsthaften Aspekt mit reinzubringen. Komödien können auch einfach mal nur lustig sein!“

Wer heute Abend noch nichts vorhat und jetzt Lust bekommen hat, eine der beiden Silvestervorstellungen zu besuchen, den muss ich leider enttäuschen – beide Vorstellungen sind schon ausverkauft. Aber im neuen Jahr gibt es noch Karten und jeder der gerne lacht, sollte sich auf jeden Fall einmal von „Charleys Tante“ besuchen lassen – am besten zusammen mit der lieben Verwandtschaft.

Fotos 1-4: Dorit Gätjen, VTR

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