„Hamlet“ an der Bühne 602

Premiere der Shakespearetragödie vom Theater am Ring

30. November 2010, von
Zeremonienmeister
Zeremonienmeister

„Wir zeigen Ihnen ein Stück über Mord, Korruption, Liebe, Verrat und Ehebruch“, kündigen die beiden Zeremonienmeister verheißungsvoll zu Beginn der Theatervorstellung an der Bühne 602 an. Gezeigt wird William Shakespeares „Hamlet“ in der Bühnenfassung des Theaters am Ring. In Szene gesetzt haben es Karsten Schuldt und Torsten Malter. Am Samstag und Montag letzter Woche gab es die Premieren. Zwei Premieren? Ja, denn jede der beiden Besetzungen sollte ihr eigenes Premierenlampenfieber erleben dürfen.

„So let the tragedy begin, enter the fools, enter the clowns“, rufen die beiden Zeremonienmeister, dargestellt von Torsten Malter und Jan Willert, ausnahmsweise auf Englisch. Neben den vielen Figuren im Hamlet, die ohnehin schon einiges an komisch-kauzigem Potenzial besitzen, sollen sie narrengleich zu einer leichten Verdaulichkeit des „ernsten und bedeutungsschwangeren“ Stückes beitragen.

Erik Ortlieb, Susanne Räsch und Simon Große
Erik Ortlieb, Susanne Räsch und Simon Große

Denn die Hauptfigur Hamlet hat ein schweres Schicksal zu verkraften. Sein Vater, der König von Dänemark, wurde ermordet. Der Täter ist sein Onkel Claudius, der die Witwe des Königs, Hamlets Mutter, heiratet und den dänischen Thron besteigt. Als Hamlet davon erfährt, sinnt er auf Rache. Um den Täter zu überführen, gibt er vor verrückt zu sein.

Jan Grigutsch, David Hartwich und Benny Krahn
Jan Grigutsch, David Hartwich und Benny Krahn

Simon Große verkörpert vor allem einen wütenden und anklagenden Hamlet. Zielstrebig und selbstbewusst setzt er seinen gefassten Racheplan um. Für Zweifel oder Zögern bleibt nur wenig Zeit. Nach und nach schafft er seine Gegner aus dem Weg, dabei immer eine gewisse Überlegenheit ausstrahlend.

Aber das ist auch nicht besonders schwer, da Polonius (Erik Ortlieb), der königliche Oberkämmerer, sowie auch Rosenkranz (Benny Krahn) und Güldenstern (Jan Grigutsch) karikaturengleich als reichlich dümmlich dargestellt werden und für einige Lacher beim Publikum sorgen. Auch der Höfling Osrik mit seinem zum Clown geschminkten Gesicht und falsettierter Stimme, sowie die Totengräber sorgen für komische Momente.

Toni Madel und Simon Große
Toni Madel und Simon Große

Im Kontrast dazu stehen die Szenen mit Ophelia und Claudius. In unschuldsweißem Kleid wandelt Susanne Räsch als Ophelia zart und blass über die Bühne. Nach dem Tod ihres Vaters Polonius wird sie wahnsinnig und stirbt. Claudius plagen nach seiner schäbigen Machtergreifung Gewissensbisse. Toni Madels sehr emotionale Darstellung des verzweifelten Königs stellt einen Höhepunkt der Inszenierung dar.

Hamlet Theater am Ring
Hamlet Theater am Ring

Doch am Ende nützt keine Reue. Alle müssen sterben. „Nirgends wird so schön und so viel gestorben wie im Hamlet“, kündigen die beiden Zeremonienmeister in Jahrmarktsmanier das große Finale an. „Das ist Theater, das ist Shakespeare.“ Selbst wenn die Welt aus den Fugen ist, es gibt immer einen Grund zur Heiterkeit, so zumindest vermittelt es das Theater am Ring.

Weitere Vorstellungen sind am 4. Dezember, am 8., 24. und 25. Januar sowie am 7. und 8. März an der Bühne 602 zu sehen.

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