Norbert Bisky bringt die Rostocker Kunsthalle aus den Fugen

„Zentrifuge“ ist die erste Gesamtschau des Berliner Malers Norbert Bisky und die größte Einzelausstellung in der Rostocker Kunsthalle

16. November 2014, von
Nobert Bisky neben der Kuratorin Dr. Dorothée Brill in der Rostock Kunsthalle
Nobert Bisky neben der Kuratorin Dr. Dorothée Brill in der Rostock Kunsthalle

„Es ist toll, dass nicht jeder dahergelaufene Maler eine Wand einreißen kann“, sagt Norbert Bisky. In der Rostocker Kunsthalle zeigt er zum ersten Mal eine Gesamtschau seines Werkes aus den 15 Jahren seines bisherigen Schaffens. Als die Vorbereitungen dazu vor zwei Jahren begannen, wirkte noch der Elan aus einer New Yorker Galerie nach, wo er eine Wand für seine Ausstellung zerstörte. Doch das Denkmalschild an der 1965 als einzigem Museumsbau der DDR eröffneten Kunsthalle, stoppte seine vergleichbaren Pläne. Ausführlich beschäftigte er sich mit dem Gebäude, lernte seine Architektur schätzen und konzipierte eigens dafür die Ausstellung „Zentrifuge“.

Dennoch gerät die Kunsthalle unter der Schwungkraft von Norbert Biskys Gestaltungswillen aus den Fugen und begrenzt sich nicht nur auf die über 80 Bilder an den Wänden. Auch die Wände selbst wurden schräg in den Raum gesetzt. Die Mauer, die die Ost- von der Westgalerie im Obergeschoss trennte, wurde eingerissen. Nicht nur eine nette Geste 25 Jahre nach dem Mauerfall, sondern auch eine Rekonstruktion der früheren großzügigen Raumaufteilung. Die komplette obere Etage ist dem Werk Norbert Biskys gewidmet. Es sei die größte Einzelausstellung seit vielen Jahren, erinnert sich Kunsthallenleiter Dr. Jörg-Uwe Neumann.

Die Retrospektive konzentriert sich vornehmlich auf seine Ölgemälde, die die Basis von Norbert Biskys künstlerischem Selbstverständnis bilden. Seit seinem Studium bei Georg Baselitz an der Berliner Hochschule der Künste der figurativen Malerei zugerechnet, widmet er sich auf vielfältige Weise der Figuration und ihrer Zerlegung. Vor allem seine letzten Arbeiten scheinen sich der Abstraktion zu öffnen.

Ausstellung "Zentrifuge" mit Gemälden von Norbert Bisky in der Kunsthalle Rostock
Ausstellung "Zentrifuge" mit Gemälden von Norbert Bisky in der Kunsthalle Rostock

„2014“, in den letzten Monaten in seinem Berliner Atelier entstanden, ist ein weitestgehend abstraktes Bild ohne konkrete Anhaltspunkte. „Was sehr konkret ist, ist die Instabilität, eine aus den Fugen geratene Bildwelt unterschiedlicher Elemente, die durch die Gegend fliegen“, sagt Norbert Bisky, der vom Jahr 2014 als ein sehr unruhiges, durch Destabilisierung, Unausgewogenheit und Verunsicherung gekennzeichnetes spricht.

Die neueste und auch die liebste Arbeit Biskys ist „Zentrifuge“, eine kinetische Skulptur, mit der der Maler die Besucher der Rostocker Kunsthalle im White Cube überrascht. Sie ist in Zusammenarbeit mit dem Berliner Technomusiker Henrik Schwarz entstanden, dessen Komposition aus einem rotierenden Lautsprecher zur Eröffnung der Ausstellung uraufgeführt wurde.

Noch bis zum 15. Februar ist die Norbert-Bisky-Gesamtschau „Zentrifuge“ zu sehen. Sie beeindruckt durch ihre kraftvollen Farben und die dynamische Komposition der einzelnen Bilder, aber auch der Ausstellung insgesamt, die von Dorothée Biller kuratiert wurde.

Die Kunsthalle Rostock in der Hamburger Str. 40 ist dienstags bis sonntags 11 bis 18 Uhr geöffnet. Die Bisky-Dauerkarten kosten sechs oder acht Euro.

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