Weniger Parkplätze, weniger Bäume und etwas Bürgerbeteiligung

Digital wurden heute die Pläne für die Sanierung der Fritz-Reuter-Straße in der KTV vorgestellt – breitere Wege, mehr Aufenthaltsqualität, aber weniger Bäume und Stellplätze

17. Dezember 2021, von
Grünamtschefin Ute Fischer-Gäde stellt die Pläne für die Fritz-Reuter-Straße in der KTV vor (Screenshot)
Grünamtschefin Ute Fischer-Gäde stellt die Pläne für die Fritz-Reuter-Straße in der KTV vor (Screenshot)

Rostocks Stadtverwaltung macht auf cool! Für die anstehende Sanierung der Fritz-Reuter-Straße hat sie das flotte Motto „Fritz schafft Platz“ kreiert und die neu geschaffene Koordinierungsstelle Bürgerbeteiligung sendet per Live-Stream aus einem schicken, kleinen Studio – (fast) ohne die sonst üblichen technischen Probleme. Dass von der angekündigten Bürgerbeteiligung nicht so viel übrigbleibt, kann da fast untergehen, fast.

Fritz-Reuter-Straße in der KTV wird komplett saniert

An den Plänen zur Sanierung der Fritz-Reuter-Straße in der Kröpeliner-Tor-Vorstadt hat sich kaum etwas geändert. Wir hatten die Eckpunkte bereits Anfang Oktober vorgestellt. Grund für die Arbeiten ist, dass unterirdische Leitungen erneuert werden müssen. Dabei soll auch ein mehr als ein Meter dicker Regenwasserkanal verlegt werden. Er ist Teil einer geplanten Entwässerungsleitachse von den Barnstorfer Anlagen bis zur Warnow im Stadthafen und soll künftig besser vor Starkregenschäden schützen.

Anschließend wird der Straßenraum neu aufgeteilt. „Lebensfreundlich, grün, sozial und inklusiv“ soll die Reuter-Straße werden und ganz viel Lebensqualität bieten, kündigt Dr. Ute Fischer-Gäde, Leiterin des Amts für Stadtgrün, Naturschutz und Friedhofswesen, an. Geplant sind breitere Gehwege, ein breiterer Grünstreifen mit Bänken, Hochbeeten, Fahrradbügeln und Platz für Lastenräder und eine breitere Fahrbahn, die sich Pkw und Radfahrer teilen. Was nach der wundersamen Vermehrung von Straßenraum klingt, hat einen Nachteil: Bäume und parkende Autos müssen sich künftig einen gemeinsamen Streifen teilen. Dadurch gibt es sowohl weniger Stellflächen als auch weniger Bäume.

Breitere Gehwege und breitere Fahrbahn - Bäume und parkende Autos müssen sich dafür den Platz teilen (Screenshot)
Breitere Gehwege und breitere Fahrbahn - Bäume und parkende Autos müssen sich dafür den Platz teilen (Screenshot)

Nur noch 73 statt 115 Bäume

115 Bäume stehen aktuell in der Fritz-Reuter-Straße, sie müssen alle weichen. 89 werden mit großem Aufwand ausgegraben und in den Rote-Burg-Park in der Südstadt umgepflanzt, die restlichen gefällt.

Neu gepflanzt werden lediglich 73 Bäume. Kleiner Trost: Da der Grünstreifen breiter wird, sollen die neuen Bäume – geplant sind Weißbuchen, Amber- und Schnurbäume – großkroniger werden, kündigt Stefan Patzer, Sachgebietsleiter Planung beim Amt für Stadtgrün, an. Unterirdische Sickerpackungen sollen das Regenwasser für die Bäume zwischenspeichern und so für gute Wachstumsbedingungen sorgen. Wird es dennoch zu trocken, schlagen Feuchtigkeitssensoren Alarm und die Sickerpackungen können von außen befüllt werden.

Nimmt man es genau, werden es sogar viel mehr Bäume, erläutert Patzer mit einem gewissen Schmunzeln. 89 Bäume werden umgepflanzt, 73 neu gesetzt – statt jetzt 115 gibt es nach der Sanierung 162 Bäume, nur die meisten davon nicht mehr in der KTV.

Weniger Bäume und Stellflächen in der Fritz-Reuter-Straße, Andre Neumann (Iplan Nord GmbH) - zeigt die Zahlen (Screenshot)
Weniger Bäume und Stellflächen in der Fritz-Reuter-Straße, Andre Neumann (Iplan Nord GmbH) - zeigt die Zahlen (Screenshot)

72 statt 175 Stellplätze

Von den aktuell vorhandenen 175 Stellplätzen müssen über 100 weichen. Nach Abschluss der Sanierung gibt es in der Fritz-Reuter-Straße nur noch 72. „Wo sollen die ganzen Autos hin? Die KTV platzt jetzt schon vor Autos“, fragt Tobias. „Das Wegfallen der Parkplätze ist das notwendige Übel“, erklärt Michael Loba, Fachbereichsleiter Verkehrsanlagenplanung im Amt für Mobilität. „Man muss an der Stelle ganz klar sagen, dass wir den Bedarf an Stellplätzen nicht decken können.“ Es gibt Planungen für Quartiersgaragen, die jedoch nicht rechtzeitig fertig werden, so Loba, „wahrscheinlich auch nicht, wenn der zweite oder dritte Bauabschnitt in die Nutzung geht“.

Den ursprünglichen Zustand wiederherzustellen, war tatsächlich der erste Ansatz, doch das wäre nicht nachhaltig gewesen, erläutert der Verkehrsplaner. „Am Ende muss die Stadtgesellschaft, wenn man in so einem Viertel lebt und Qualität anderer Art haben möchte, andere Wege gehen und auf die private Kfz-Nutzung verzichten.“

Kritisiert wurde weniger der Entfall der Stellplätze als dass der zweite Schritt vor dem ersten gemacht wird. Die in Aussicht gestellten Quartiersgaragen sind noch in einem sehr frühen Planungstand, sowohl was die Tiefgarage am Ulmenmarkt als auch die Parkpaletten gegenüber dem Polizeirevier betrifft.

Auch bei der nächtlichen Nutzung von Supermarktplätzen habe man „im Moment gar nichts erreicht“, muss Anja Epper vom Amt für Stadtentwicklung, Stadtplanung und Wirtschaft eingestehen.

Bürgerbeteiligung oder alles längst entschieden?

Die Planungen sind bereits sehr konkret, im nächsten Jahr ist Baustart für den ersten Abschnitt. Viel Platz für Änderungen gibt es nicht mehr. Heute ist es tatsächlich mehr eine Information als eine Bürgerbeteiligung, räumt Sebastian Hampf von der Koordinierungsstelle Bürgerbeteiligung ein. Bei den künftigen Bauabschnitten soll es dann mehr Beteiligung geben.

Das Grundkonzept für die Gestaltung der Straße steht jedoch. Insgesamt gibt es nur kleine Spielräume, etwa was Mobilpunkte oder die Außengestaltung mit Bänken und Hochbeeten betrifft.

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