„Sakrale Kunst“ im Kulturhistorischen Museum

Neue Dauerausstellung im historischen Refektorium des Klosters zum Heiligen Kreuz

3. April 2013, von
Letzter Feinschliff für die neue Dauerausstellung „Sakrale Kunst“ des Kulturhistorischen Museums im Refektorium des Klosters zum Heiligen Kreuz
Letzter Feinschliff für die neue Dauerausstellung „Sakrale Kunst“ des Kulturhistorischen Museums im Refektorium des Klosters zum Heiligen Kreuz

Der schönste mittelalterliche Saal Rostocks kann ab morgen wieder besichtigt werden. Das Refektorium des Klosters zum Heiligen Kreuz zählt nicht nur zu den wichtigsten gotischen Räumen Mecklenburg-Vorpommerns, sondern ist für die neue Dauerausstellung des Kulturhistorischen Museums „Sakrale Kunst“ auch mit Kunstschätzen des Spätmittelalters bis zur Reformationszeit aus der Sammlung des Museums ausgestattet worden.

„Was wir hier präsentieren sind die bedeutendsten mittelalterlichen Kunstwerke, die aus Rostocks Vergangenheit übrig geblieben sind“, schwärmt Museumsleiter Dr. Steffen Stuth. Die Ausstellung strahle über die Stadt hinaus. Zu sehen sind „Objekte von landesweiter, teilweiser internationaler Bedeutung.“

Der Rostocker Dreikönigsaltar stellt die Legende der Heiligen Drei Könige dar.
Der Rostocker Dreikönigsaltar stellt die Legende der Heiligen Drei Könige dar.

Das größte Objekt ist der Dreikönigsaltar aus der Dominikanerklosterkirche St. Johannis, die 1831 abgerissen wurde. Nachdem der Altar auseinandergenommen und die Kunstwerke auf dem Boden der Nikolaikirche ausgelagert wurden, gingen Teile 1885 und 1888 in den Besitz des Museums über. „Es existieren ungefähr noch 40 Prozent des Altars“, erklärt Steffen Stuth. An der Ostseite des Raumes wurden beide Innenflügel, die Mittelgruppe und die Apostel so rekonstruiert, dass der Altar seit 1831 zum ersten Mal wieder in seinen ursprünglichen Dimensionen ablesbar ist.

Erst durch eine Promotionsarbeit vor einigen Jahren konnte dieses Flügelpaar, das früher nur während der Passionszeit geöffnet wurde und heute im Besitz der Humboldt-Universität Berlin ist, dem Rostocker Dreikönigsaltar zugeordnet werden
Erst durch eine Promotionsarbeit vor einigen Jahren konnte dieses Flügelpaar, das früher nur während der Passionszeit geöffnet wurde und heute im Besitz der Humboldt-Universität Berlin ist, dem Rostocker Dreikönigsaltar zugeordnet werden

Neben diesen Stücken aus dem Museumsbesitz hat die Humboldt-Universität Berlin der Ausstellung ein erst vor wenigen Jahren entdecktes Flügelpaar als Dauerleihgabe überlassen.

Der Altar präsentiert sich nun so vollständig wie noch nie im Museum. Mithilfe eines virtuellen 3-D-Modells können Besucher den Altar wie im Mittelalter auf- und zuklappen und so Einzelheiten über das Kunstwerk erfahren.

Ebenfalls aus der Dominikanerkirche erhalten ist das um 1260 aus Niedersachsen mitgebrachte Triumphkreuz und ein Nebenaltar, der mangels Seitenflügeln optisch ergänzt wurde, um auch hier die Dimensionen erahnen zu können.

Der vermutlich letzte Rest des Hochaltars der Hospitalkirche zum Heiligen Geist, die bis 1819 an der Kröpeliner Straße/Ecke Faule Grube stand, ist die Figur des thronenden Gottvaters aus dem 15. Jahrhundert.

Am westlichen Ende des Raumes schließlich werden profane Gegenstände ausgestellt: Sitzwangen, die im 15. Jahrhundert in der Nikolaikirche eingebaut wurden, oder eine für Kirchen übliche Truhe, die heute das älteste Möbelstück in Rostock sein dürfte.

Ein bedeutendes Detail vom linken Seitenflügel des Rostocker Dreikönigsaltars: Die Heiligen Drei Könige machen sich auf den Weg, im Hintergrund die älteste Stadtansicht Rostocks.
Ein bedeutendes Detail vom linken Seitenflügel des Rostocker Dreikönigsaltars: Die Heiligen Drei Könige machen sich auf den Weg, im Hintergrund die älteste Stadtansicht Rostocks.

Insgesamt 60 Objekte aus Rostocker Pfarrkirchen, insbesondere der St.-Johannis-Kirche und der Nikolaikirche, werden im Refektorium präsentiert.

Nachdem der Raum bereits vor zwei Jahren technisch saniert wurde, widmeten sich bis zu vier Restauratoren gleichzeitig der 1480 entstandenen Bemalung, die einst die gesamte Decke zierte. Teilweise wurden bis zu neun Millimeter dicke Farbschichten heruntergenommen, um sie vollständig freizulegen. „150 laufende Meter Risse mussten gesichert werden“, beschreibt der Museumsleiter den schlechten Zustand. Die stark fragmentarischen Bemalungen wurden wieder zugeputzt. Nur der Teil – vier Joche -, in dem viel von der ursprünglichen floralen Deckenmalerei vorhanden war, blieb frei und wurde restauriert. „Das ist der Originalzustand der Malerei. Sie ist nicht rekonstruiert, nur gesichert, gereinigt und ganz leicht farblich retuschiert.“ Die Kosten für die Restaurierung wurden jeweils zur Hälfte von Stadt und Land getragen.

Deckenbemalung im Refektorium: Weinranken wurden mit Jesus und seinen Jüngern in Verbindung gebracht und entsprachen als Deko im Mittelalter dem Zeitgeschmack
Deckenbemalung im Refektorium: Weinranken wurden mit Jesus und seinen Jüngern in Verbindung gebracht und entsprachen als Deko im Mittelalter dem Zeitgeschmack

Das Refektorium war der Speisesaal der mittelalterlichen Zisterziensernonnen. Der Raum war – nachdem das Kloster nach der Reformation zu einem evangelischen Damenstift wurde – im 18. Jahrhundert in Wohnungen eingeteilt worden. Drei Zimmer mit Küche, ohne Bad für drei Stiftsdamen waren bis 1975 hier eingerichtet. Dann begann die erste Sanierung.

Die jetzige Fertigstellung des Saals bildet den Abschluss der Neugestaltung des Kulturhistorischen Museums, die 2002 mit dem Bereich des Kunsthandwerks begonnen hatte und insgesamt gut neun Millionen Euro gekostet hat.

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