Maritimer Neubeginn am Volkstheater Rostock 2014/15

Mit der Mitspieloper „Untergang der Titanic“, der Uraufführung von Uwe Johnsons „Ingrid Babendererde“ und Kay Pollaks „Wie im Himmel“ startet das VTR in seine 120. Spielzeit

1. April 2014, von
Volkstheater Rostock: Das neue Team der Spielzeit 2014/15 zieht an einem Strang
Volkstheater Rostock: Das neue Team der Spielzeit 2014/15 zieht an einem Strang

Kommt ein Süßwasser-Intendant ans Meer, schaut durch die blau-weiße Brille und sieht ein Schiff. So oder so ähnlich muss es sich zugetragen haben, als Sewan Latchinian, designierter Intendant des Volkstheaters Rostock, von Senftenberg in die Hansestadt kam und über die Zukunft des Hauses nachdachte.

Nun wird aus dem Intendanzfoyer die Brücke, der Ballettsaal mutiert zum Bug, das Ateliertheater zum Heck und der Chorprobenraum nennt sich jetzt Zwischendeck. Zumindest der Große Saal bleibt, was er ist: der große Saal.

Dazu gesellt sich die Welle als neues Logo des Hauses. Keine Killerwelle, die das „Schiff Volkstheater“ in stürmischen Zeiten überrollt, sondern „die Welle, die wir machen zu gedenken und die wir meinen, auch machen zu müssen“, umschreibt es der neue Intendant.

Sewan Latchinian
Sewan Latchinian

Maritim? Ja! Originell? Nun ja. Und doch sei es ein „ernst gemeinter identitätsstiftender Zusammenhang, wie wir unsere Theaterarbeit hier an dem neuen Strand angehen wollen“, versichert Latchinian.

Passend zum neuen maritimen Flair beginnt jede Spielzeit künftig mit einem Eröffnungsspektakel, das sich „Stapellauf“ nennt. In diesem Jahr ist es ein dreiteiliges Spektakel, das am 20. September startet und bis in den Oktober sieben Mal wiederholt werden wird. An nur einem Tag gibt es alle Sparten des Volkstheaters zu erleben. Los geht es jeweils um 16 Uhr mit „Untergang der Titanic“, der Mitspieloper von Wilhelm Dieter Siebert. Um 19 Uhr wird Uwe Johnsons erster Roman „Ingrid Babendererde“ – inszeniert von Sewan Latchinian – auf die Bühne gebracht, bevor der Abend mit der Umsetzung des Filmerfolgs „Wie im Himmel“ (Kay Pollak) zu Ende geht.

Insgesamt sind für die kommende Spielzeit in Rostock mehr als 52 Premieren geplant. Drei davon bringt das Tanztheater auf die Bühne. Unter Leitung der Chefchoreografin Katja Taranu gibt es eine Adaption von Tschaikowskis Schwanensee, das Tanzstück „Beatles“ und mit „Have a Look 2“ eine Fortsetzung der Eigenchoreografien Rostocker Tänzer. Ein vielversprechendes Musiktheater- und Konzertprogramm mit hochkarätigen nationalen und internationalen Künstlern kündigten Orchesterdirektor Hans-Michael Westphal und der neue Chefdramaturg für Musiktheater und Konzerte Michael Mund an. Die Norddeutsche Philharmonie Rostock verspricht eine „Reise um die Ostsee“ mit zehn namhaften Gastdirigenten.

Apropos Finanzen. Spartenabbau oder Herabstufung des Orchesters? Fehlanzeige! „Wir wollen keine Verkleinerung oder Herabstufung im Orchesterbereich. Wir arbeiten sogar an einer dezenten Wiederbesetzung von ein bis zwei Stellen“, stellt Latchinian mit Blick auf das Gutachten der actori GmbH klar, das nur die Herabstufung in ein B-Orchester als „gangbaren Weg zu Kosteneinsparungen“ ausweist.

Karl Huck wird für die Puppenbühne am Volkstheater Rostock verantwortlich sein
Karl Huck wird für die Puppenbühne am Volkstheater Rostock verantwortlich sein

Mit Puppentheater und Bürgerbühne sollen sogar zwei neue Bereiche hinzukommen, vorläufig finanziert aus dem Gäste-Etat. Karl Huck von der „Seebühne Hiddensee“ wird für die Puppenbühne verantwortlich sein. Bereits am 20. April gibt es als Koproduktion mit dem Volkstheater Rostock die erste Premiere an der Seebühne. Gezeigt wird „Der Sturm“ nach William Shakespeare. Die Bürgerbühne leitet der Berliner Regisseur Tobias Rausch. Vielen Rostockern dürfte er noch mit seinem Projekt „Alles offen“ in Erinnerung sein, das 20 Jahre nach der Wiedervereinigung einen Rückblick auf die Wendezeit wagte.

Zum Abschluss jeder Spielzeit soll es künftig einen „Rostocker Volkstheater Sommer“ geben, verspricht Latchinian, wenn auch „nicht gleich an einer Außenspielstätte, die ich mir eigentlich erhofft hatte“, da das Verhältnis zwischen Ein- und Ausnahmen dafür momentan nicht passe.

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