Neueste Nachrichten aus Rostock und Warnemünde

Kulturprogramm des 10. Campustags an der Uni Rostock
Erst die Arbeit, dann das Vergnügen, so könnte man den diesjährigen Campustag zusammenfassen. Denn nach dem höchst informativen Tagesprogramm gab es am Abend viel Musik und Kultur auf dem Campus Ulmenstraße. Im AudiMax spielte das Freie StudentenOrchester Rostock (FSOR), das Kabarett ROhrSTOCK und die Improtheatergruppe „Aus dem Effeff.“ Draußen fand derweil das Studentenband-Festival statt. Auf der Bühne eröffneten um 18 Uhr Black Cognition, die als „Haupthaarkopfschüttelmusik“ angekündigt wurden. Es war dann doch eher Rock zum Mitwippen. Das fiel allerdings nicht weiter ins Gewicht, da nur drei Leute vor der Bühne standen, der Rest musste sich mit alkoholischen Getränken stärken. Die zweite Band war Polly Pop. Diese konnten das Publikum schon mehr begeistern. Ob das jedoch an ihrem Indie-Rock, oder aber an den Glitzeroutfits und der Bühnenshow lag, kann ich an dieser Stelle nicht beantworten. Auf jeden Fall versammelten sich immer mehr Studenten auf dem Campus und auch vor der Bühne. Da viele bekannte und noch mehr alte Gesichter zu sehen waren, bleibt auch fraglich, wie viele Erstsemester das Angebot wahrgenommen haben. Nach Polly Pop spielten Sun of a Gun. Mit einem Gitarristen, einem DJ, einer Sängerin und zwei Hip-Hoppern bildeten sie die musikalische Ausnahme zum Rock der anderen Bands. Das kam beim Publikum anscheinend auch gut an. Es wurde sogar ein wenig vor der Bühne getanzt. Eine Verbindung zum zunehmend geflossenen Alkohol ist nicht ausgeschlossen. Den Abschluss bildeten Noema, die sich selbst als Stoned IndiePop Band bezeichnen. Die Gruppe, die am 2. Oktober den Jurypreis beim Landesrockfestival gewann, musste wie schon die Musiker zuvor unter den Richtlinien der Stadt leiden. 65 Dezibel Maximallautstärke waren einfach zu wenig, um die inzwischen recht zahlreichen Gäste mitzureißen. So äußerten sie sich nach dem Konzert auch etwas enttäuscht. So manch ein Student wird sich auch gefragt haben, warum um 22 Uhr schon Schluss war, eine Zeit, um die es sonst erst losgeht. Auch dies war eine Auflage der Stadt, weil sich Anwohner zuvor über den Krach beschwert hatten. Mit diesen Problemen mussten sich die Gruppen, die im Audimax auftraten, zum Glück nicht beschäftigen. Das Freie StudentenOrchester Rostock, das eigentlich aus ungefähr 50 bis 60 Leuten besteht, eröffnete mit einem Quartett aus drei Cellos und einem Kontrabass. Der Klang war überraschend gut in dem großen Hörsaal und auch die Zuhörer waren begeistert. Nach einer kurzen Umbaupause zeigte dann das Studentenkabarett RohrSTOCK einige Sketche aus dem Uni-Leben. Besonders amüsant war der Sketch, der die Online-Einschreibung in Kurse behandelte. Und das dargestellte Horrorszenario ist gar nicht so weit von der Realität entfernt. Jeder Student, der schon einmal mit Stud.IP zu tun hatte, weiß, wovon ich rede. Das Highlight des Abends war aber der Auftritt von der Hochschulsportgruppe „Aus dem Effeff“. Sie zeigten auf spektakuläre Art und Weise, dass Unisport auch etwas für Bewegungsmuffel interessant sein kann. Die sechs Akteure spielten dabei Szenen vor, die alle improvisiert waren. Dabei war, wie für das Improvisationstheater üblich, auch Publikumsbeteiligung gefordert. So zum Beispiel im Reklamationsspiel. Ein Mitglied der Gruppe verlässt den Raum und das Publikum entscheidet, was dann von ihm reklamiert wird. In diesem Fall war es eine Lakritztafel. Sehr skurrile Dialoge waren das Ergebnis. Für viele Lacher sorgte auch das Gedicht „Karamellpudding in der Eiszeit“, welches live aus dem Mongolischen übersetzt wurde. Viele Einwürfe des Publikums waren nicht wirklich jugendfrei, aber das sei normal, wie die sechs mir im anschließenden Gespräch verrieten. „Das Improtheater setzt sich aus einer Anfänger- und einer Fortgeschrittenengruppe zusammen. Wir sind sozusagen noch eine Stufe weiter“, berichtet Katharina Mahrt, die schon seit fünf Jahren Improtheatergruppen trainiert. Leider gibt es nicht viele Auftritte, weil die sechs Akteure hauptsächlich für den eigenen Spaß Improtheater machen. Sie verwiesen aber auf die „Haspler“, die eigenständige Improvisationsgruppe aus Rostock, die auch häufiger live zu sehen ist. Hauptorganisator Christian Berntsen war sehr zufrieden mit dem Tag, doch auch er merkte noch einmal an, dass er vor der Stadt enttäuscht ist. „Die Verwaltung hat uns nicht beim Lärmschutz unterstützt. 65 Dezibel ist fast nichts. Man hat das Gefühl, die Studierenden sind der Verwaltung nur ein Klotz am Bein.“ Somit bleibt ein fader Beigeschmack für einen sonst rundum gelungenen Campustag.
6. Oktober 2010 | Weiterlesen
10. Campustag der Universität Rostock 2010
Als Quietschie, wie die Erstsemester an der Universität im süddeutschen Raum genannt werden, ist man erst mal aufgeschmissen. Da fehlt der Stundenplan oder die Wohnung, man kennt noch keine Leute und sowieso hat man unendlich viele Fragen. Um diese zu beantworten, gab es auch in diesem Jahr wieder den Campustag an der Universität Rostock. Organisiert wird dieser vom Allgemeinen Studierendenausschuss der Universität Rostock in Zusammenarbeit mit dem Studentenwerk und der Studienberatung. Zu diesem Zweck wurde der gesamte Campus Ulmenstraße in ein Informationszentrum umfunktioniert. Vor allem im Audimax, dem größten Hörsaal der Uni, gab es viel zu hören und auch zu sehen. Nach einer kurzen Einleitung und Begrüßung von Hauptorganisator Christian Berntsen begrüßte der Rektor, Professor Dr. Wolfgang Schareck, die neuen Studenten, die ihren Weg zahlreich in den Hörsaal gefunden hatten. Er stellte die Uni und ihre Profillinien kurz vor und teilte mit, dass es in diesem Jahr 3313 neu eingeschriebene Erstsemester gibt. Schareck gab den Studenten auch einen ganz entscheidenden Tipp: „Sie studieren zwar hier, aber vergessen Sie nicht, in Rostock zu leben!“ Im Anschluss sprachen Vertreter vom Bildungsministerium (Dr. Behrens) und die Präsidentin der Rostocker Bürgerschaft, Karina Jens. Auch sie machten den Studenten Mut und regten sie an, sich zu beteiligen, sowohl auf universitärer, als auch auf kommunalpolitischer Ebene. Obwohl mehrfach der Leitsatz „Weniger ist mehr“ fiel, musste einigen Rednern doch das warnende ZEIT-Schild gezeigt werden. Im weiteren Verlauf stellten sich noch alle wichtigen Institutionen des Unilebens vor, zum Beispiel die Bibliothek, das Sprachzentrum oder die Studienberatung. Ungefähr zwei Stunden ging diese Veranstaltung und sie gab den künftigen Studenten schon mal einen guten Einblick, wie es später in Vorlesungen läuft: Es prasseln unzählige Informationen auf einen ein und man muss sondieren, was wirklich wichtig und was nur unnützes Beiwerk ist. Die wirklich wichtigen Informationen zu den einzelnen Studiengängen konnten die Erstsemester im Haus 1 finden. Dort saßen die Fachschaften und halfen bei allen wichtigen Fragen. Besonders häufig traten Fragen zu den Stundenplänen auf. Auch Luisa und Max-Georg von der FIdA, der Fachschaftsinitiative des Altertums, stellten sich den Fragen der Studienbeginner. Der FIdA vertritt die Interessen von etwa 300 Studierenden. Sie resümierten: „Alle, die studieren wollen, brauchen Hilfe.“ So auch Pierre Störig, der sich von den beiden beraten ließ, weil es Überschneidungen mit seinem Zweitfach Philosophie gab. Er beklagte, dass er noch keine Wohnung gefunden hat und nun übergangsweise in einem Azubiwohnheim leben muss, wo es momentan noch kein Internet gibt. Trotzdem freut er sich auf den Uni-Start, auch wenn noch alles sehr ungewohnt ist. Neben privaten Ausstellern und Vereinen präsentierte sich auch der Heuler, das Studentenmagazin der Uni Rostock. Das Team setzte auf sehr kreative Wege, um für sich zu werben, nämlich Seifenblasen und einen Hund, der mit Werbezettel auf dem Rücken durch den Audimax fegte. Bleibt abzuwarten, ob wirklich alle Interessierten am 18. Oktober zur Redaktionssitzung erscheinen. Hauptorganisator Christian Berntsen war recht zufrieden mit dem diesjährigen Campustag. Der Student, der kurz vor seinem Abschluss steht, hat vor zwei Jahren schon einmal die Aussteller betreut. In diesem Jahr waren es 70 an der Zahl und 23 Fachschaftsräte, die um die Gunst der Studenten warben. Auch die Universität unterstützte die Studierendenschaft. So wurde wieder der gesamte Campus Ulmenstraße für die Veranstaltung gesperrt und auch finanziell gab es Unterstützung. Etwa 2000 Studenten besuchten schon zur Mittagszeit den Campus. Frei nach dem Motto des Rektors, nicht nur zu studieren, sondern auch zu leben, gibt es heute Abend noch ein Kulturprogramm – dazu aber mehr in einem weiteren Artikel.
5. Oktober 2010 | Weiterlesen
„Mephistosyndrom“ – Uraufführung im Volkstheater
Mephistosyndrom – eine Diagnose, die nichts Gutes verheißt, im Gegenteil. Das Böse ist überall, in jedem von uns. Doch gerade dort, wo Orientierung zum „guten“ Verhalten fehlt, kein Gewissen und kein Mitgefühl die Zerstörung aufhält, nimmt das Böse viel zu oft ungeheuerliche, krankhafte Ausmaße an. Zurück bleiben Entsetzen, Ratlosigkeit und die Frage, wie es dazu kommen konnte. Diese Entwicklung, die oftmals scheinbar harmlos beginnt und sich dann zur Katastrophe auswächst, beleuchtet der Choreograf Bronislav Roznos in seiner neuen Produktion „Mephistosyndrom“. Am Samstag wurde sie vom Tanztheater des Volkstheaters im Großen Haus uraufgeführt. Unablässig präsentieren uns die Medien, wie grausam das Böse in Erscheinung treten kann. Drei Beispiele hat der Choreograf ausgewählt: Sexueller Missbrauch, Amoklauf und Stalking. Diese werden durch zehn Tänzerinnen und Tänzer in sowohl ausdrucksstarke als auch subtile Bewegungen umgesetzt. Offene Aggression und kalte Ignoranz beherrschen die Beziehungen zwischen den Figuren, aber auch Zuneigung und Vertrauen sind zu beobachten. Originell und abwechslungsreich, ohne zu dick aufzutragen, wird der Teufelskreis aus Abhängigkeit, Demütigung und Machtmissbrauch dargestellt. Dass es dabei nicht nur Täter und Opfer, Schwarz und Weiß gibt, sondern sich Gut und Böse auch innerhalb eines Menschen vereinen, zeigen farblich unterschiedliche Gesichtshälften zweier Tänzer. Das Geschehen spielt sich auf einer weißen Bühne ab. Sie wurde, wie auch die schwarzen und grauen Kostüme, von Robert Schrag gestaltet. Ihre glatten, steril wirkenden Wände sind zugleich Projektionsflächen. Sie laufen nach hinten auf einen Punkt zu und verstärken mit diesem optischen Trick das Gefühl der Enge und Beklemmung. Auch die Größenverhältnisse der Figuren werden auf diese Weise manipuliert wahrgenommen. Eine besondere Rolle spielt die rote Farbe. Als Symbol der Leidenschaft steht sie nicht nur für Liebe, sondern auch für den Zorn. Das Seil, mit dem die Stalkerin ihr begehrtes Opfer an sich fesselt und es schließlich zu Tode stranguliert, ist rot. Mit Rot werden auch Körper und Wände bemalt. Am Ende sieht es auf der Bühne aus, wie nach einem Blutbad. Begleitet werden die Tanzszenen vor allem mit Musik von Filmkomponisten wie zum Beispiel John Williams, James Horner oder James Newton Howard. Irgendwie nahe liegend auch, dass beim Thema Aggressivität auf einen Titel von Rammstein zurückgegriffen wird. Ohne Musik kommt der Tanz hingegen in einer sehr bewegenden Szene aus, in der nur das laute Atmen eines Opfers sexueller Gewalt zu hören ist. Überzeugende Tänzer, eine interessante Musikauswahl und ein Thema, das zum Nachdenken anregt – diese Mischung ließ das Premierenpublikum nicht unberührt. „Tänzerisch hat uns die Vorstellung gut gefallen. Viel Kraft und viel Ausdruck waren zu sehen. Auch die Musik dazu passte“, sagten Stefanie und Volker Rugalski, die regelmäßig vom Fischland ins Rostocker Volkstheater kommen, nach der Premiere. „Ich finde es schön, dass sie sich so verausgabt haben und ungewöhnlich viel zeigen wollten“, ergänzte Stefanie Rugalski. Wer das „Mephistosyndrom“ nun ebenfalls besuchen möchte, sollte sich die Termine für die weiteren Vorstellungen am 10. und 17. Oktober im großen Haus des Volkstheaters vormerken. Fotos: Dorit Gätjen, VTR
4. Oktober 2010 | Weiterlesen
Rayk Goetze in den Gastateliers Rostock
Wieder einmal waren es die Eltern, die den Stein ins Rollen gebracht haben. Im Falle von Rayk Goetze war es der Vater, der den Sohn mit einer Postkarte samt Zeitungsausschnitt auf das Stipendium in der Hansestadt aufmerksam machte. „Das Amt für Kultur und Denkmalpflege vergibt seit 1995 Stipendien für die zwei Gastateliers im Schleswig-Holstein-Rostock in der östlichen Altstadt“, berichtet Gesine Karge, die für Künstlerförderung und bildende Kunst im Amt zuständig ist. Nach einer kurzen Begrüßung übernahm dann Rayk Goetze selbst das Wort. Der gebürtige Stralsunder, der seine Jugend in Rostock verbrachte, fasste die letzten drei Monate treffend zusammen: „Es ging locker los und endete strapaziös.“ Denn anders, als manch einer erwarten würde, fing Goetze nicht sofort an zu malen. Im Gegenteil, seine erste Handlung war der Kauf eines Fahrrads, um die Stadt zu erkunden und eine Verbindung mit dem Ort zu bekommen. Er verließ die Hansestadt in seiner Jugend mit einem zwiespältigen Gefühl, in der Zeit jetzt konnte er aber „seinen Frieden mit der Stadt machen.“ Eines seiner ersten Bilder hier malte der Künstler, der sein Diplom 1997 in Leipzig machte, als Traumfänger. „In den ersten 2 Wochen hatte ich nur Albträume. Dies kam wahrscheinlich vom Altenheim gegenüber, aus dem man nachts um zwei Schreie hören konnte.“ Auf dem Bild ist der Rostocker Greif zu sehen, der sich über einer liegenden Person befindet. Sein Hauptthema hier in Rostock war „Beinarbeit“. In seinen 10 Jahren als Rückenschwimmer hat er häufig diese Perspektive wahrgenommen und hat sie nun in seinen Bildern verarbeitet. Auch seine Zeit als Kampftaucher ließ er in seine Arbeiten einfließen. Auf die Frage, wie viele Bilder er denn hier geschafft hätte, antwortete er lächelnd: „Das kann man jetzt noch nicht sagen, dass weiß ich erst, wenn ich etwas Abstand gewonnen habe. Frag mich das in einem halben Jahr noch einmal.“ In drei Tagen geht es für den Maler zurück nach Leipzig. Dort wolle er erst einmal Urlaub machen, weil gerade die letzten Tage doch sehr anstrengend waren. Die Bilder kommen erstmal alle mit, jedoch werden einige von ihnen im nächsten Herbst wieder in Rostock zu sehen sein. Dann nämlich, wenn die nächste Stipendiatenausstellung ihre Pforten öffnet. Präsentiert das Amt für Kultur und Denkmalpflege doch alle zwei Jahre die Werke von den Künstlern, die in dieser Zeit unterstützt wurden. Wer jedoch nicht so lange warten möchte, um sich ein Bild von der Kunst Rayk Goetzes zu machen, kann auch seine Webseite besuchen. Und vielleicht kann man dort dann auch bald sehen, wie ein Maler seinen Frieden mit Rostock schließt.
4. Oktober 2010 | Weiterlesen
„Traumfrau verzweifelt gesucht“ an der Bühne 602
Wie findet man eigentlich seine Traumfrau? Hat man sie vielleicht schon gefunden, oder doch nicht? In der Bühne 602 erhalten die Theaterbesucher derzeit eine Anleitung, wie man es vielleicht besser nicht machen sollte. Denn das wird in der Komödie „Traumfrau verzweifelt gesucht“ von Tony Dunham schnell klar. Harald ist verzweifelt. Nach sieben Jahren wurde er von Julia verlassen. Zunächst will er die Trennung nicht wahrhaben und studiert schon mal ein, was er ihr sagen wird, wenn sie reumütig zurückkehrt. Doch bei einem Treffen versucht sie ihm noch einmal deutlich zu machen: „Ich komme nie niemals zurück.“ Nein – die doppelte Verneinung hebt die Tatsache, dass Julia von Harald nichts mehr wissen will, nicht auf. Als er nach eineinhalb Jahren erfährt, dass sie mit ihrem neuen Freund Uwe ein Kind hat, kann er „sich des Eindrucks nicht erwehren, dass es ihr tatsächlich ernst ist.“ Mit 35 Jahren fühlt er sich „verloren, verlassen, vergessen und einsam“. Nur Henriette, eine alte Schulfreundin ist ihm geblieben. Sie bringt ihn auf die Idee, sich mit Kontaktanzeigen eine neue Partnerin zu suchen. Immerhin aufgrund seines natürlichen Charmes verspricht sich der Berufsstatistiker eine Erfolgswahrscheinlichkeit von neunzig Prozent. Auf der Suche nach einer neuen Traumfrau verabredet er sich mit einer Reihe höchst unterschiedlicher Frauen. Ob die schrille Amerikanerin Trish, die verträumte Kamilla, die direkte Gabi oder die intellektuelle Anja – keine will so recht zu ihm passen. „Seit Julia mich verlassen hat, ist mein Herz wie eingefroren“, fasst Harald seine innere Leere und Unfähigkeit sich mit anderen Frauen einzulassen zusammen. Ob Henriette ihm helfen kann? Gespielt wird Harald von Eckhard Ischebeck. Ob himmelhochjauchzend, zu Tode betrübt oder abgeklärter Statistiker – gekonnt stellt er die ganze Gefühlspalette dar und das auch noch auf lustige Weise. Denn es handelt sich ja schließlich um eine Komödie. Unterstützt wird er dabei von Jaqueline Maria Rompa. Sie übernimmt alle weiblichen Figuren und hat deshalb in dem gut zweistündigen Stück zahlreiche Rollen und Kostüme zu wechseln. Angesichts der Textfülle gerät das Spiel der beiden jedoch mitunter etwas ins Hintertreffen. Interessant besonders für Rostocker Theaterbesucher dürfte die Verortung des Stückes in der Hansestadt sein. Ist es vielleicht möglich, dass Harald einem schon einmal zufällig über den Weg gelaufen ist? Die Probleme, die er hat, dürften jedenfalls dem ein oder anderen nicht unbekannt vorkommen. Schön, wenn man bei aller Verzweiflung auch mal darüber lachen kann. Wer Haralds Suche nach einer Traumfrau selbst sehen möchte, der sollte sich den 9. oder 22. Oktober vormerken. Dann wird das Stück „Traumfrau verzweifelt gesucht“ in der Bühne 602 wieder aufgeführt.
3. Oktober 2010 | Weiterlesen
Galeria Kaufhof in Rostocks Zentrum wiedereröffnet
Schick, schick, wie sich Galeria Kaufhof seit einigen Tagen präsentiert. Die Innenausstattung des Kaufhauses in der Rostocker Innenstadt wurde in den letzen drei Monaten generalüberholt. Der Verkauf lief währenddessen weiter. Der Lärm und die üblen chemischen Gerüche waren nicht sehr einladend. Aber nun ist es geschafft und das Einkaufen soll mit dem nötigen Kleingeld wieder zum Vergnügen werden. Zeitgemäß will sich das Kaufhaus geben. Frische Farben und zielgruppenorientiertes Design sollen Groß und Klein zum Verweilen einladen. Denn eine Neuanschaffung will vorher gut überlegt sein. Wenn’s bei den Damen mal wieder mit der Entscheidung etwas länger dauert, kann es sich der Herr inzwischen auf einem vornehmen Ledersessel bequem machen und in der Zeitung blättern. Für jüngere Generationen gibt es diesen Service im ebenso eleganten Graffiti-Style. Eine schöne Aussicht auf die Breite Straße oder den Jakobiplatz, Tageslicht in allen Abteilungen und locker-leichte Musik sollen den Aufenthalt im Kaufhaus versüßen. Denn das Warten könnte zukünftig vielleicht sogar noch etwas länger dauern als bisher. Die Auswahl in den Konfektionsabteilungen der Damen und Herren ist nämlich noch größer geworden. Mehr Fläche und die Einführung neuer Marken machen dies möglich. In der Technikabteilung kann die Wartezeit hingegen nicht mehr überbrückt werden. Sie musste den zusätzlichen Kleiderständern weichen. Wer sich alternativ dem Kinderspielzeug zuwenden möchte, orientiert sich von nun an in die obere Etage. Hier haben Plüschtiere, Playmobil und Co. ihren neuen Platz gefunden. Zur Freude der Kinder, denn der Umzug unters Dach bietet die maximale Fahrtdauer mit der beliebten Rolltreppe. Ja, es ist doch alles recht schön geworden. Nur im Erdgeschoss gibt es noch etwas zu tun. So soll die Schmuckabteilung im Eingangsbereich noch rechtzeitig vor Beginn des Weihnachtsgeschäfts erneuert werden, kündigt der Geschäftsführer der Kaufhof-Filiale Erwin Ruzek an. Ansonsten ist er mit der Umsetzung der Modernisierungsmaßnahmen zufrieden und freut sich über den starken Zulauf. „Heute Morgen um zehn Uhr waren alle Kabinen voll“, erzählt er am Samstag stolz. Bisher gebe es auch noch keine negativen Reaktionen, bis auf eine Klage darüber, dass die Kabinenanzahl nicht ausreichen würde. Ja, das Haus war gut besucht. Zahlreiche Neugierige wurden durch die Wiedereröffnung angelockt. Aus diesem Anlass hatte das Kaufhof-Team ein dreitägiges Fest organisiert. Ein Programm mit vielfältigen Aktionen von Kinderschminken und Modeschauen bis hin zu Walking-Acts, Roulette und Livemusik sorgte dabei für Abwechslung und Unterhaltung. Eine Festtagstorte durfte dabei natürlich auch nicht fehlen. Der Erlös aus dem Verkauf der Tortenstücke ging an die Rostocker Tafel, die nur wenige Schritte weiter auf dem Universitätsplatz den Rostocker Tafeltag feierte.
3. Oktober 2010 | Weiterlesen
2. Rostocker Tafeltag am Uniplatz
Gestern wurde auf dem Universitätsplatz der Tisch gedeckt. Die Rostocker Tafel wollte sich damit bei allen Förderern bedanken und auf ihre Arbeit aufmerksam machen. Elf Vereine und Unternehmen hatten für den 2. Rostocker Tafeltag vielfältige Aktionen vorbereitet, „um ein Zeichen zu setzen gegen soziale Ausgrenzung und Armut“, sagte Professor Dr. Ralf Friedrich, Schirmherr der Rostocker Tafel. In ganz Deutschland findet jährlich am Samstag vor dem Erntedankfest der Tafeltag statt. „Die Tafeln schaffen bundesweit eine Brücke zwischen Überfluss und Mangel“, so Ralf Friedrich. Seit ihrer Gründung im Jahre 1996 sammelt die Tafel in Rostock qualitativ einwandfreie Lebensmittel, die sonst im Müll landen würden. Für einen symbolischen Preis von einem Euro werden diese an sozial Schwache und wirtschaftlich Benachteiligte verteilt. „Wir wissen, dass Geben und Annehmen außerordentlich sensible Prozesse sind, die in gewisser Weise eine Anonymität benötigen, die der Verein durch seine Tätigkeit absichern kann“, erklärt der Schirmherr. Der Verein sieht daher seine Tätigkeit als Bindeglied zwischen den Menschen, Einrichtungen und Institutionen, die bereit sind, etwas für die Menschen zu geben, die Hilfe dringend benötigen. Ungefähr 4000 Menschen werden auf diese Weise in Rostock mit Nahrungsmitteln versorgt. Berechtigt, das Angebot der Rostocker Tafel in Anspruch zu nehmen, sind alle Warnowpassinhaber. Etwa 140 Mitarbeiter darunter 113 Freiwillige kümmern sich um das Einsammeln und Verteilen der Lebensmittel. Morgens um sieben Uhr geht es los, erzählt Uwe Rockel, Projektleiter bei der Rostocker Tafel. Dann werden die Märkte und andere Spender angefahren, um die Lebensmittel abzuholen. Es handelt sich dabei um Produkte kurz vor Ende des Mindesthaltbarkeitsdatums, die qualitativ noch einwandfrei sind, aber nicht mehr im Wirtschaftsprozess verwendet werden können. „Auf keinen Fall geben wir verdorbene Waren heraus. Die Hygiene passt auch darauf auf“, betont Uwe Rockel. Nach dem Sortieren werden die Lebensmittel schließlich in die Ausgabestellen gefahren. In Rostock gibt es zehn davon. Drei Mal täglich von Montag bis Freitag und zwei Mal samstags können sich dann Bedürftige Lebensmittel bei der Rostocker Tafel abholen. Das jüngste Projekt des Vereins ist ein Frühstück für Schüler, welches an fünf Rostocker Schulen angeboten wird. „Ich finde die Arbeit der Tafel sehr sinnvoll“, sagt Thomas Fenzke, der mit seiner kleinen Familie gerade einen Einkaufsbummel machte. „Bevor gute Lebensmittel weggeworfen werden, können sie noch den Bedürftigen nutzen. Besser wäre natürlich, wenn es erst gar nicht so weit kommen müsste und jeder genug Geld hätte, um sich die Lebensmittel selbst zu einem fairen Preis zu kaufen.“
3. Oktober 2010 | Weiterlesen
Stefan Schwarz: „Hüftkreisen mit Nancy“
„Schwarz in Weiss, diesen Gag musste ich einfach mitnehmen“, so begrüßte Stefan Schwarz sein Publikum im Peter-Weiss-Haus. Ungefähr 40 Gäste kamen, um zu erfahren, wer Nancy ist und was es mit ihren Hüften auf sich hat. Bevor der Autor jedoch seinen ersten Roman vorstellte, fragte er das Publikum, wie lange er denn lesen solle. Es wurde schnell eine Einigung gefunden: zwei Stunden mit einer Pause für die Raucher. Übrigens ist es zwar der erste Roman von Stefan Schwarz, keineswegs jedoch sein erstes Buch. Vorher schrieb er Kurzgeschichtensammlungen wie „Ich kann nicht, wenn die Katze zuschaut“. In „Hüftkreisen mit Nancy“ geht es um Max, einen 42-jährigen Fernsehjournalisten, der sich nach einigen hormonellen Zwischenfällen entscheidet, als Kompensation ins Fitnessstudio zu gehen. Dort trifft er auf Nancy, die scheinbar gleichzeitig Trainerin, Putzfrau und Barfrau ist, und dazu auf viele sehr männliche Muskelprotze. Spannend war vom Autor zu erfahren, dass es Nancy wirklich gibt. Die junge Frau, die in einer Muckibude in Leipzig arbeitet, musste sogar richterlich zusichern, dass sie mit dem Buch einverstanden ist. Die Hauptfigur des Romans rutscht auf ihrem Selbstfindungstrip natürlich von einer Katastrophe in die nächste: Ungewollte Intimberührungen mit Muskelbergen, Familienprobleme und Sportverletzungen sind da nur der Anfang. Schwarz las dabei sehr pointiert und hatte viele Lacher auf seiner Seite. Besonders die Damen im Publikum waren angetan. Am Ende des Abends eröffnete der gebürtige Schweriner: „Das Buch geht gut aus, ich verrate aber nicht für wen!“ Gut war es auf jeden Fall für die Gäste, die der Kälte im Peter-Weiss-Haus einfach mit aufwärmendem Lachen begegneten. So wurden auch noch Bücher gekauft und anschließend signiert. Auffällig dabei war, dass nur ein Mann eine Unterschrift wollte. Dieser Herr war Michael Lehmann, der auch schon bei der letzten Lesung von Stefan Schwarz im Jahr 2009 im Rostocker Kuhtor dabei war. Er fand es auch diesmal wieder „äußerst unterhaltsam“ und fühlte sich als „Zuhörer und Zielgruppe zugleich“. Schwer zu sagen also, ob „Hüftkreisen mit Nancy“ nun ein Männer- oder Frauenbuch ist. Auf jeden Fall kommen alle die auf ihre Kosten, die sich für eine nicht ganz jugendfreie, dafür aber bissige, teilweise nachdenkliche und vor allem sehr lustige Geschichte begeistern können. Wer die Lesung verpasst hat, muss sich nicht allzu sehr ärgern. Ab dem 08. Oktober 2010 wird in der Kleinen Komödie in Warnemünde das Stück „War das jetzt schon Sex?“ aufgeführt, welches auf dem gleichnamigen Buch von Stefan Schwarz beruht. Und auch Michael Lehmann will sich das Stück anschauen, auch wenn er noch etwas skeptisch ist: „Wer könnte denn besser lesen, als der Autor selbst?“
2. Oktober 2010 | Weiterlesen
Senioren-Zentrum „An der Warnow“ eröffnet
Immer mehr Menschen erfreuen sich heutzutage eines hohen Lebensalters. Diese Entwicklung ist auch in Rostock zu beobachten. Aber was, wenn die Kräfte nachlassen und man auf Hilfe angewiesen ist? Eine Möglichkeit wäre, in ein Pflegeheim zu ziehen. In Lütten Klein wurde gestern ein neues eröffnet, das Senioren-Zentrum „An der Warnow“. Es ist bereits das zweite der Hamburger KerVita-Gruppe in Rostock. Der dreigeschossige Neubau in der Sankt-Petersburger-Straße bietet auf 6400 qm Platz für 120 Bewohner. 38 Pflegekräfte sowie Wirtschafts- und Verwaltungspersonal kümmern sich um ihr Wohlergehen und versorgen die Senioren in allen Pflegestufen. Dabei ist alles „auf den Bewohner genau abgestimmt“, sagt Ilka Allritz, die stellvertretende Pflegedienstleiterin. Bei der Aufnahme wird eine Biografie erstellt und sich nach den Erlebnissen, Vorlieben und Abneigungen erkundigt. Der Befürchtung, seine Selbstständigkeit zu verlieren, hält Ilka Allritz entgegen: „Das ist das, was wir erhalten wollen. Jeder soll sich bei uns aufgehoben fühlen.“ Tag und Nacht ist jemand da, der die Tür auf und zu macht. Ob fünf oder neun Uhr, jeder Bewohner wird individuell geweckt und kann sich seinen Tagesablauf selbst gestalten. Von Anfang an sollen sich die Senioren wie zu Hause fühlen. Die Einzel- und Zweibettzimmer bieten deshalb auch genügend Platz, um lieb gewonnene Einrichtungsgegenstände unterzubringen. Sie sind darüber hinaus mit modernen Pflegebetten, Möbeln, einem eigenen Bad und mehreren Notrufanlagen ausgestattet. Auch mit einem Partner kann man ins Senioren-Zentrum „An der Warnow“ einziehen. Die Mahlzeiten werden in kleinen Speiseräumen eingenommen, die in jedem Wohnbereich vorhanden sind. Das Essen wird frisch in der hauseigenen Küche zubereitet. Wer sich nicht von vorn bis hinten bedienen lassen will und selbst gern beim Putzen und der Zubereitung von kleineren Mahlzeiten mit anpackt, der erhält im Senioren-Zentrum auch dazu die Möglichkeit. Um die Fähigkeiten und Fertigkeiten der Bewohner zu erhalten und zu fördern, stehen im Haus zwei Ergotherapeuten bereit. Mit verschiedenen Angeboten sollen sie dafür sorgen, dass die grauen Gehirnzellen in Schwung gehalten werden. Kreatives Gestalten, Singen, Gedächtnistraining und Gymnastik bringen so Anregung und Abwechslung in den Alltag. Ergänzt werden diese Aktivitäten durch Ausflüge und Veranstaltungen zu feierlichen Anlässen. Wem die zahlreichen Freizeitangebote zu turbulent sind, der kann in den Grünanlagen auf dem Grundstück bei einem kleinen Spaziergang Erholung finden. Auch an dementiell veränderte Menschen ist im Senioren-Zentrum „An der Warnow“ gedacht. Für sie gibt es einen eigenen Wohnbereich mit extra geschultem Personal und besonderen Sicherheitsvorkehrungen. „Doch ein Haus kann noch so schön sein, wenn es nicht mit Leben gefüllt wird“, sagte Christian Kerling, der Geschäftsführer von KerVita bei der Eröffnungsfeier. Heute geht es los. Dann beziehen die ersten Einwohner ihre Zimmer.
1. Oktober 2010 | Weiterlesen
Einführung in „Mephistosyndrom“ im Volkstheater Rostock
Jeder Mensch trägt Böses in sich. Das ist im weitesten Sinne das Ergebnis, zu dem der Psychologe Philip Zimbardo am Ende des berühmten „Stanford Prison Experiments“ gelangte, das auch die Vorlage für den Film „Das Experiment“ darstellte. Dazu wurde 1971 eine Gruppe von Studenten willkürlich in Wärter und Gefangene eingeteilt und eine Gefängnissituation simuliert. Als es zur Eskalation kam, wurde das Experiment vorzeitig abgebrochen. Bronislav Roznos hat nun natürlich nicht das Gefängnisexperiment als Tanztheater umgesetzt, aber es stellte eine von drei wesentlichen Arbeitsgrundlagen bei der Entwicklung des Stücks dar. Es beschreibt schließlich eindrucksvoll die Macht der sozialen Situation auf das Verhalten von Menschen. Die anderen beiden Arbeitsgrundlagen waren die Themenbereiche Psychopathie und Soziopathie, sowie das Buch Seelenwüsten des Schweizer Psychologen Adolf Guggenbühl-Craig. Guggenbühl-Craig spricht darin vom „Archetyp des Invaliden“, was bedeutet, das jeder Mensch von Geburt an psychologische Schäden aufweist, diese sich dann aber abhängig vom sozialen Umfeld entwickeln bzw. gegebenenfalls verschlimmern. „Jeder hat eine kleine Macke“, drückte es Bronislav Roznos vereinfacht aus. Die Gäste im Intendanzfoyer des Rostocker Volkstheater, in dem der Choreograf am Montagabend sein neues Werk vorstellte, interessierte natürlich, wie aus so einem Themenkomplex ein Theaterstück entsteht, vor allem in tänzerischer Form. Bevor Roznos begann, sich mit besagten Themen auseinanderzusetzen, war er auf der Suche nach einem interessanten Titel für seine nächste Produktion. Dabei kam ihm die Person des Mephisto in den Sinn. Allerdings wollte er nie ein Stück über die Person Mephisto machen, es sollte vielmehr um das Böse im Menschen gehen. Aus diesen Überlegungen entstand schließlich der Titel „Mephistosyndrom“ und aus der Auseinandersetzung mit dem Thema Psychopathie entwickelte sich nach und nach das Theaterstück. „Also dieser Abend ist ziemlich makaber. Es geht nur um Mord und Totschlag, aber es ging nicht anders“, fasst der Choreograf zusammen, was den Zuschauer erwartet. Auf die Frage, was ihn an dem Thema interessiert, antwortete er: „Ich mag keine Gewalt, aber sie ist überall um uns herum und das ist viel zu viel.“ Konkret wird es um drei verschiedene Geschichten gehen, in denen die Themen Missbrauch, Amoklauf und Stalking dargestellt werden. Dabei verkörpern die Tänzer jeweils die psychologische Situation, anstatt immer eine bestimmte Person. Der Kampf zwischen Moral und Eros wird in vielen Fällen aufgezeigt werden, wobei der Einsatz von Körperfarbe als visuelle Unterstützung hinzukommt. „Das Bühnenbild wird am Ende so dreckig sein, dass die Techniker einiges zu tun haben“, scherzte Roznos über die Verwendung der Farbe. Natürlich hätte es noch etliche weitere Bereiche psychischer Störungen gegeben, allerdings beschränkt sich Roznos bewusst auf diejenigen, die er ausdrucksstark tänzerisch umsetzen kann. Dabei verlangt er seinen Tänzern, die sich auch in die Choreografien einbringen, einiges ab. Schon allein die schräg nach vorne abfallende Bühne ist ein gewöhnungsbedürftiger Tanzboden. Das Bühnenbild von Robert Schrag stellt dabei einen weißen Raum dar, der sich nach hinten verengt, wodurch ein wenig der Eindruck eines Tunnels entsteht. Personen die im hinteren Bereich der Bühne stehen, wirken dadurch größer. Getanzt wird zu so unterschiedlicher Musik wie Manu Chao, Alberto Iglesias, Ingram Marshall, Dead Can Dance oder Rammstein. „Dieser Abend ist grundsätzlich sehr düster, ich wollte aber nicht, dass die Zuschauer nur solche Musik zu hören bekommen“, begründet Roznos die Auswahl. Außerdem sollen ja auch unterschiedliche Geschichten erzählt werden, wofür eine entsprechend unterschiedliche Musikauswahl nötig ist. Seit April diesen Jahres arbeitet der Choreograf nun bereits an der praktischen Umsetzung des Stückes, eine knappe Woche vor der Premiere steigt langsam die Anspannung. „Wir hätten normalerweise noch zwei Wochen gebraucht, aber wir kriegen das schon hin“, gibt er sich zuversichtlich, denn letztendlich sei das eigentlich immer so. Obwohl es noch viel zu tun gibt, durften die Gäste im Anschluss an das Gespräch gestern Abend noch einer Bühnenprobe beiwohnen. Was dort gezeigt wurde, wird an dieser Stelle aber nicht verraten. Wer nun neugierig auf das Stück geworden ist, der sollte sich morgen, am 2. Oktober, die Premiere im Vokstheater nicht entgehen lassen. Darüber hinaus wird es aufgrund der speziellen Thematik des Stückes heute um 20 Uhr eine Gesprächsrunde im Foyer des Theaters im Stadthafen geben, bei der neben Bonislav Roznos auch Professor Dr. Bernhard Meyer-Probst und Klaus-Dieter Kaiser zugegen sein werden. Dr. Meyer-Probst ist der ehemalige Leiter des Instituts für Medizinische Psychologie der Universität Rostock, Kaiser ist der Leiter der Evangelischen Akademie Mecklenburg-Vorpommern. Fotos 2 – 4: Dorit Gätjen, VTR
1. Oktober 2010 | Weiterlesen
Rostock 2025 - Leitlinien zur Stadtentwicklung
Rostock hat Fahrt aufgenommen und die Leitlinien zur Stadtentwicklung sind der Kompass, der die Kogge auf Kurs hält. So könnte man die Eröffnungsrede von Rostocks Oberbürgermeister Roland Methling zusammenfassen. Zu dem öffentlichen Forum für Stadtentwicklung, dem ersten in dieser Form, waren die Bürger der Stadt, Abgeordnete und Vertreter von Vereinen und Unternehmen ins Rathaus geladen worden. Und es nahmen mehr Menschen diese Einladung an, als scheinbar von der Stadt erwartet, anders lassen sich die fehlenden Sitzplätze wohl kaum erklären. Die etwa 150 Gäste wurden von Ute Fischer-Gäde und Martin Elshoff vom Agenda-21-Rat humorig durchs Programm geführt. Nach der Begrüßung durch den Oberbürgermeister, der noch einmal hervorhob, dass sein persönliches Ziel für Rostock, die 250.000-Einwohner-Marke sei, wurden die Anwesenden von Patrick Schmidt vom Amt für Stadtentwicklung, Stadtplanung und Wirtschaft über den Inhalt und die Funktionen der Leitlinien zur Stadtentwicklung informiert. Bei den acht Leitlinien handelt es sich um Richtschnüre, die Ziele und Pläne Rostocks für die nächsten 15 Jahre definieren, weshalb die Veranstaltung auch unter dem Titel „Rostock 2025“ lief. Hauptziele sind, die Rolle der Hansestadt als Regiopole im Ostseeraum zu festigen und den demografischen Wandel zu meistern. Jede Leitlinie setzt sich mit einem bestimmten Themenkomplex auseinander, zum Beispiel mit Umweltschutz, Hafennutzung und Bildung. Im Anschluss an die Vorstellung des Projektes zeigte sich die Besonderheit des Ablaufs: Die Gruppe teilte sich auf drei Räume auf, in denen jeweils ein Thema ausgiebig diskutiert wurde. Dabei ging es einmal um Rostocks Wachstum als Stadt am Wasser, um Kultur und Soziales sowie um Wirtschaft, Wissenschaft und Politik. In den 90 Minuten wurden zuerst Punkte gesammelt, bei denen die Bürger Redebedarf sahen, dann wurden drei Kernthemen bestimmt, zu denen dann noch einmal konkret besprochen wurde, wo Handlungsbedarf besteht, welche Maßnahmen man ergreifen könnte und wer für die Umsetzung zuständig ist. Besonders beim Forum für Bildung, Kultur und Soziales wurde mit viel Herzblut diskutiert, was dazu führte, dass die Moderatoren alle Hände voll zu tun hatten. So gab es immer mal wieder auch konträre Meinungen, jedoch war ein Hauptpunkt klar zu erkennen: Die Bürger wünschen sich mehr direkte Mitbestimmung, aber auch Mitarbeit, in der Stadt. Außerdem wurde ein spezieller Kulturentwicklungsplan gefordert, um besonders die Museumslandschaft der Stadt zu verbessern. Am Ende des Tages wurden die auf Tafeln gesammelten Wünsche und Vorschläge der drei Gruppen noch einmal allen Gästen präsentiert. Klar zu erkennen war die Forderung der Leute, nicht nur zu reden, sondern auch zu handeln. Die Form des öffentlichen Forums scheint als Möglichkeit zur Beteiligung der Bürger am Stadtleben sehr geeignet zu sein, auch wenn 90 Minuten Diskussionszeit deutlich zu kurz waren. Bleibt zu hoffen, dass die Tafeln nicht irgendwo ins Archiv wandern, sondern, wie von Patrick Schmidt zugesagt, digitalisiert und bei der nächsten Amtssitzung mit einbezogen werden. Auch eine Ausstellung im Rathaus ist geplant. Wer die Veranstaltung verpasst, nun aber Interesse an den Leitlinien hat, der kann sich diese auf der Homepage der Stadt anschauen und noch bis zum 29. Oktober Vorschläge und Anregungen an das Amt für Stadtentwicklung schicken. Dies geht per Post, aber natürlich auch per E-Mail.
1. Oktober 2010 | Weiterlesen
Schmarl, Groß Klein, Toitenwinkel und Dierkow
Grau in grau, so stellt sich der ein oder andere vielleicht eine Stadtrundfahrt durch Wohnviertel, die von Plattenbauten aus den 70er und 80er Jahren geprägt sind, an einem verregneten Herbsttag vor. Am Montag war so ein Tag. Eine lückenlose graue Wolkendecke, aus der es ständig nieselte, hatte sich über der Stadt ausgebreitet. Was für eine Trostlosigkeit, wenn es nicht die bunten Häuser in Schmarl, Groß Klein, Toitenwinkel und Dierkow geben würde. Von grau in grau konnte jedenfalls keine Rede sein auf der Stadtteilrundfahrt, zu der anlässlich der diesjährigen Imagekampagne „Ein schönes Stück Rostock“ die Rostocker Gesellschaft für Stadterneuerung, Stadtentwicklung und Wohnungsbau mbH (RGS) einlud. Die bunten Farben der Fassaden kombiniert mit dem Herbstlaub hoben sich wohltuend vom trüben Einheitsgrau des Himmels ab. Dafür wurde in den letzten zwei Jahrzehnten viel getan. Förderprogramme wie „Stadtumbau Ost“ (12,2 Millionen Euro inkl. Evershagen) und „Die soziale Stadt“ (16,01 Millionen) haben dazu beigetragen, dass der Wohnungsbestand saniert und das Wohnumfeld verbessert werden konnte. Hatten die Bewohner bis vor etwa fünf Jahren die Viertel noch scharenweise verlassen, so stabilisieren sich die Einwohnerzahlen mittlerweile. Auch weil einige Hochhäuser zurückgebaut wurden, stehen nicht mehr so viele Wohnungen leer wie früher. Schmarl, Groß Klein, Toitenwinkel und Dierkow gewinnen wieder an Attraktivität. Diese entsteht nicht nur durch die augenscheinliche Aufwertung von Gebäuden und Außenanlagen. „Viele soziale Projekte wie Küchen, Kochkurse oder Existenzgründerinitiativen sind nicht sichtbar “, wies Jörg Overschmidt hin, als die Fahrt durch Schmarl führte. In diesem Stadtteil ist der Mitarbeiter der RGS Quartiermanager und koordiniert die Projekte der Stadtteilentwicklung. Stolz zeigte er den modernisierten Schulkomplex in der Stephan-Jantzen-Straße, eine Sporthalle und das Stadtteil- und Begegnungszentrum „Haus 12“, wohin in den letzten Jahren Millionensummen geflossen sind. Aber es bleibt auch noch einiges zu tun. Eine zentrale Aufgabe steht noch im Rückbau des alten Gewerbekomplexes „Schmarler Landgang“ und der Gestaltung zu einer Grünfläche an, gab Jörg Overschmidt einen Ausblick auf zukünftige Projekte. Seine Kollegin Monika Schmidt war hingegen schon recht zufrieden. „Groß Klein ist eigentlich schon richtig schön geworden durch die Baumaßnahmen der letzten Jahre“, meint die Quartiermanagerin des Stadtteils, welches nördlich an den IGA-Park angrenzt. Groß Klein wird als Erstes wieder aus dem Programm „Die soziale Stadt“ herausgehen. Eines der größten Projekte in diesem Teil Rostocks war der Umbau einer Schule zum Stadtteil- und Begegnungszentrum „Börgerhus“ sowie die Gestaltung der umliegenden Freiflächen, die zu einem beliebten Treffpunkt für die Bewohner Groß Kleins geworden sind. Auch die zehnjährige Celin und die elfjährige Caro fühlen sich hier wohl. Selbst bei trübem Wetter spielen sie lachend auf der Schaukel. „Hier kann man viel machen“, sind sich die beiden einig. „Warnemünde ist auch in der Nähe.“ Anschließend führte die Stadtteilrundfahrt durch den Warnowtunnel, an einem Gewerbegebiet vorbei in den Osten Rostocks nach Toitenwinkel. Hier ist Jens Anders von der Vereinigten Bürgerinitiative Toitenwinkel e.V. der zuständige Quartiermanager. Den Reiseteilnehmern zeigte er die neu gestaltete Fassade der Kita „Zwergenhaus“ und den idyllischen Teich am Friedensforum. Hierbei handelte es sich um sogenannte Bürgerprojekte. Dafür werden jeweils etwa 50.000 Euro für ein Vorhaben bereitgestellt, an dessen Gestaltung sich die Einwohner aktiv beteiligen. Aber auch in Toitenwinkel gibt es noch graue Flecken. Wie zum Beispiel eine Supermarktruine in der Pablo-Picasso-Straße. „Im Moment kommen wir mit dem Eigentümer nicht weiter“, ärgert sich der Quartiermanager. „Aber allen ist der Zustand ein Dorn im Auge.“ Auch in Dierkow ist noch nicht alles picobello. Aber die gärtnerisch-künstlerische Umsetzung des Labyrinths als Stadtteillogo im Rahmen der Gestaltung großer Freiflächen vor allem im Randbereich des Stadtteils kann sich sehen lassen. Eine positive Entwicklung hat auch der Hannes-Meyer-Platz genommen, betont Quartiermanager Christian Hanke. Auf Wunsch der Bürger konnte hier sogar ein Wochenmarkt etabliert werden. „Ohne die Wohnungswirtschaft würde es nicht funktionieren, die Wohnbedingungen hier zu verbessern“, würdigte Reinhard Wolfgramm, Geschäftsführer der RGS, den Einsatz der in den vier Stadtteilen aktiven Wohnungsgesellschaften. Auch wenn durch die Stadtteilrundfahrt deutlich wurde, wie viel bereits in Schmarl, Groß Klein, Toitenwinkel und Dierkow erreicht wurde, sieht Reinhard Wolfgramm die Ankündigung der Bundesregierung die Städtebauförderung zu kürzen kritisch. „Mit einer Halbierung hat niemand gerechnet“, sagte der RGS-Geschäftsführer. Die Städtebauförderungsprogramme werden jeweils zu einem Drittel vom Bund, vom Land und von der Stadt finanziert. Sie wirken sich auch unmittelbar auf das Umfeld aus, da vor allem lokale Handwerker und Firmen engagiert werden. „20 Millionen Euro werden im nächsten Jahr aus dem Vermögen der Hansestadt eingeplant“, informierte Oberbürgermeister Roland Methling auf der Tour. Besonders freut ihn, dass zunehmend Einrichtungen entstehen, die den Bürger direkt erreichen. Vom 4. bis 19. Oktober wird es im Rahmen der diesjährigen Imagekampagne „Ein schönes Stück Rostock“ in Schmarl, Groß Klein, Toitenwinkel und Dierkow eine Reihe von Kultur- und Informationsveranstaltungen geben.
30. September 2010 | Weiterlesen
Herbert Grönemeyer Tour 2011
Herbert Grönemeyer Fans dürfen sich freuen. Der Musiker arbeitet gerade intensiv an einem neuen Album. Im nächsten Frühjahr wird es veröffentlicht. Die erste Single wird bereits Anfang 2011 erscheinen. Dazu gibt es eine Tournee und diese startet in keiner geringeren Stadt als Rostock. Am 31. Mai wird Herbert Grönemeyer hier im IGA-Park auftreten. Um seine Pläne anzukündigen, war der Musiker heute schon mal in die Yachthafenresidenz Hohe Düne gekommen. Rostock ist für ihn eine besondere Stadt, da er hier sein erstes Konzert nach der Wiedervereinigung gegeben hatte, so Grönemeyer. Nicht zu vergessen auch sein Auftritt beim Konzert „Deine Stimme gegen Armut“ im Rahmen des G8-Gipfels. Zur Erinnerung hatte ihm Oberbürgermeister Roland Mehrling das Gästebuch der Stadt mitgebracht. Nun hatte ihn die Yachthafenresidenz Hohe Düne nach Rostock eingeladen. Hier will er demnächst für die Tournee proben. Rostock bietet sehr gute Voraussetzungen. „Hier gibt es genügend Platz für den Produktionsaufbau“, lobte Herbert Grönemeyer die Bedingungen der Stadt. Bis es aber soweit ist, gibt es noch einiges zu tun. Die Musik für das neue Album sei schon fertig. Jetzt müssen nur noch die Texte geschrieben werden. „Ich schreibe aus dem Bauch heraus. Es gibt viele Themen, die ich interessant finde, die mir aber nicht gelingen. Manchmal schreibe ich fünf Texte, schmeiße sie weg und nehme dann den sechsten. Das Texten macht Arbeit. Der Vorgang ist unheimlich chaotisch“, sagte Herbert Grönemeyer, der sich mit dem Komponieren leichter tut. Jetzt arbeitet er aber präzise auf seine Deadline hin. Denn für seine Fans legt er sich gern ins Zeug. „Ein Konzert ist für mich wie ein Abendessen“, erklärt Herbert Grönemeyer. „Ich gucke schon, ob das Publikum eine gute Zeit hat.“ Im nächsten Jahr wird die Fangemeinde des Musikers wieder die Gelegenheit zu einem Abend mit ihrem Star haben. In Hamburg, Hannover, Berlin und weiteren Städten Deutschlands, Österreichs und der Schweiz wird er dann Konzerte geben. Herbert Grönemeyer selbst freut sich natürlich auch schon auf die Tour 2011. Unter anderem auf Stuttgart, weil es dort neben einem klasse Publikum auch „mörderischen Kartoffelsalat“ gebe. Hmm, ob der so für die Stuttgarter spricht Tickets für die Grönemeyer Tour 2011 gibt es ab dem 2. Oktober exklusiv bei CTS Eventim. Der reguläre Kartenvorverkauf beginnt dann ab dem 9. Oktober bei allen bekannten Vorverkaufsstellen. Für alle Fans, die heute nicht in der Yachthafenresidenz Hohe Düne bei der Pressekonferenz von Herbert Grönemeyer dabei sein konnten, gibt es hier noch einen kleinen Videomitschnitt.
29. September 2010 | Weiterlesen
Kronprinz Frederik und seine Frau Mary in Rostock
Was macht die dänische Kronprinzessin Mary eigentlich mit den vielen Blumensträußen, die ihr als Willkommensgeste überreicht werden? Heute dürften wieder einige zusammengekommen sein, denn in Rostock wurden sie und ihr Gatte Kronprinz Frederik gleich an mehreren Stationen herzlich begrüßt. Den ersten Blumenstrauß bekam sie von einem der vielen Schaulustigen, die sie am Vormittag an der Hochschule für Musik und Theater erwarteten. Nachdem die Prinzessin, die im Januar ihr drittes und viertes Kind erwartet, die schwarze Limousine verlassen hatte, wandte sie sich sofort der großen Kinderschar zu, die mit Fähnchen winkend Spalier stand. Den zweiten Blumenstrauß (orange Gerbera) überreichte ihr Rostocks Oberbürgermeister Roland Methling, der die königlichen Hoheiten am Katharinenstift in Empfang nahm. Als die beiden dänischen Gäste zwischen dem Ehepaar Sellering und hinter über siebzig Kindern auf der Bühne des Katharinensaals Platz genommen hatten, lauschten sie einer Percussion-Performance des dänischen Künstlers Thomas Sandberg. Er hatte seine Küchenutensilien und allerlei Kinderspielzeug mitgebracht. In Kombination mit den Effekten einer Loopmaschine zauberte er darauf überraschende Töne und Melodien. Dem Publikum bereitete seine clowneske Vorführung sichtliches Vergnügen. Nach dem Konzert trennten sich die Wege des Kronprinzenpaares. Während Mary in Begleitung von Britta Sellering die Kinderkrebsstation der Universitätsklinik besuchte (wo es einen Rosenstrauß gab), zog es den dänischen Thronfolger zum Leibniz-Institut für Ostseeforschung nach Warnemünde. Hier besichtigte er die Labore und informierte sich über ausgewählte Projekte der Wissenschaftler. Nachdem er am Vortag seinen Vorfahren im Schweriner Schloss auf der Spur war, in dem seine Urgroßmutter die dänische Königin Alexandrine geboren wurde, wollte er sich am zweiten Tag Zukunftsthemen widmen, die für kommende Generationen, für seine Kinder wichtig wären, sagte Kronprinz Frederik nach seinem Besuch des Leibniz-Instituts. Über einige Entwicklungen könne man sich Sorgen machen, so der dänische Thronfolger. Deshalb sei eine Zusammenarbeit wichtig. Wie zum Beispiel im Bereich der Windenergie, in dem sowohl Dänemark als auch Mecklenburg-Vorpommern sehr aktiv sind. Aber es gebe noch viele weitere Austauschmöglichkeiten für die beiden Ostseeländer, nicht nur in der Forschung, sondern auch in der Kultur, betonte der dänische Gast. Anschließend nahm er das Untersuchungsobjekt des Ostseeforschungsinstituts am Strand von Warnemünde noch einmal kurz selbst in Augenschein. Aus der südlichen Perspektive war der Blick auf die Ostsee auch für ihn ungewohnt. Fast hätte er dabei bis zur dänischen Insel Falster sehen können. Gemeinsam mit seiner Frau Mary (die hier ebenfalls mit Blumen begrüßt wurde) nahm er dann im Hotel das Mittagessen zu sich. Am Nachmittag setzte das dänische Kronprinzenpaar seine Reise nach Güstrow fort und flog am Abend wieder zurück nach Kopenhagen.
28. September 2010 | Weiterlesen
Dänisches Kronprinzenpaar zu Gast in MV
Nachdem ich in den letzten Wochen mehrmals Reisen nach Dänemark unternommen habe, ist es nun an der Zeit für einen Gegenbesuch. Heute ist er endlich eingetroffen. Der dänische Kronprinz Frederik und seine Frau Mary sind am Morgen auf dem Flughafen Laage mit einer Sondermaschine der Dänischen Luftwaffe gelandet. Begrüßt wurde das dänische Kronprinzenpaar von Ministerpräsident Erwin Sellering und seiner Frau Britta. Zwei Tage werden sie in Mecklenburg-Vorpommern unterwegs sein und sich die Schönheiten des Landes anschauen. Heute geht es nach Stralsund, wo sie sich ins Goldene Buch der Hansestadt eintragen. Nach einem Besuch der St. Nikolai-Kirche und des Ozeaneums führt sie die Reise weiter nach Schwerin, in die Landeshauptstadt. Bevor sie vom Ministerpräsidenten Erwin Sellering offiziell im Schloss empfangen werden, besichtigen sie das Schlossmuseum und eröffnen eine Ausstellung im Staatlichen Museum. Morgen kommt das Kronprinzenpaar schließlich nach Rostock. Dort werden sie in der Hochschule für Musik und Theater (HMT) zu einem Konzert des dänischen Percussion-Musikers Thomas Sandberg erwartet. 75 Schüler aus der Region werden dazu ebenfalls im Katharinensaal sein. Anschließend trennen sich die Wege des Paares. Während sich Kronprinz Frederik im Leibniz-Institut für Ostseeforschung in Warnemünde informiert, wird Kronprinzessin Mary die Kinderkrebsstation der Universitätsklinik Rostock besuchen. Abgerundet wird der Aufenthalt des Kronprinzenpaares mit einer kurzen Stippvisite im Dom und im Schloss in Güstrow, wo das dänische Kronprinzenpaar morgen auch wieder verabschiedet wird. Ziel des Besuches ist es, die Beziehungen zwischen Dänemark und unserem Bundesland wieder zu intensivieren. Von der Dänischen Botschaft wurde hierfür das Nachbarschaftsprojekt „re: connect“ ins Leben gerufen, das helfen soll, den kulturellen Austausch und den Kulturtourismus zwischen Dänemark und den neuen Bundesländern zu beleben.
27. September 2010 | Weiterlesen
Manfred Zoller. Stadtbilder.
Beschäftigen sich Künstler mit der Stadt Rostock und malen entsprechende Stadtansichten, dann widmen sie sich meist den populären Plätzen der Stadt, die für gewöhnlich auch die Touristen anziehen. Nicht so jedoch Dr. Manfred Zoller. Dieser suchte sich in seinen frühen Jahren als Künstler Straßen und Plätze in Rostock, die nur selten Motive für Maler werden, so etwa die Kröpeliner-Tor-Vorstadt. Die Ergebnisse dieser Arbeiten sind seit Freitag im Kulturhistorischen Museum Rostock im Kloster zum Heiligen Kreuz ausgestellt. Die gut besuchte Ausstellungseröffnung begann mit einem musikalischen Beitrag von Laura Gick am Cello, bevor Museumsleiter Steffen Stuth einige einleitende Worte an die Gäste richtete. Stuth betonte, wie wichtig Vielfalt für ein kulturhistorisches Museum ist. Ausstellungen müssen Spaß machen, auf den Besucher zugehen, aber auch Diskussionen ermöglichen und die Stadt reflektieren. „Wir öffnen die Vielfalt in unserem Hause“, lautete die logische Schlussfolgerung. Für die Ausstellung stellt das Museum einen Raum zur Verfügung, in dem gewöhnlich historische Stadtansichten hängen. Zollers Werke dagegen ermöglichen einen Blick auf das Rostock der 70er und 80er Jahre. „Ich bin gespannt, welche Rostocker Straßen und Plätze ich in Ihren Bildern wiederfinde“, freute sich Kultursenatorin Dr. Liane Melzer in ihren Grußworten auf die Ausstellung. Melzer dankte insbesondere Kuratorin Dr. Heidrun Lorenzen für ihre langjährige Arbeit als Museumsleiterin. Für die Vorgängerin von Steffen Stuth ist es die letzte Ausstellung im kulturhistorischen Museum, die sie als Museumsleiterin konzipierte. In Zukunft wird sie dem Museum aber sicherlich immer noch gerne mit Rat und Tat zur Seite stehen. Nach der Laudatio von Kunstwissenschaftler Klaus Tiedemann, war es an Künstler Dr. Manfred Zoller selbst, sich an die Gäste zu wenden. „Diese Stadtbilder wirken zum Teil fast zufällig in der Ansicht. Für mich aber war das Finden des Bildmotivs ein ganz langwieriges, quälendes Moment“, beschreibt er die Entstehung der ausgestellten Werke. Der studierte Mediziner war dazu häufig mit der Staffelei in der Stadt unterwegs, um Motive zu suchen und zu malen, manchmal sogar noch den Kittel des Medizinstudenten tragend. „Das zeigt, wie naiv ich war“, erinnert er sich an die Zeit zurück. Dass sich daraus manchmal interessante Begegnungen ergaben, kann man sich leicht vorstellen. So lud ihn einmal ein Passant zu sich nach Hause ein. Dort stieß er auf eine Sammlung von Stadtansichten und Stillleben und hörte erstmals den Namen des Künstlers Rudolf Bartels. Ein prägender Moment für Manfred Zoller. Was folgte, ist Geschichte. 1979 entschloss er sich zur Arbeit als freiberuflicher Maler. Von 1985 bis 1990 leitete er die Abteilung Künstleranatomie an der Hochschule der Bildenden Künste Dresden, bevor er schließlich 1993 als Professor an die Kunsthochschule Berlin-Weißensee berufen wurde. Seine künstlerischen Wurzeln in Rostock hat er aber über die Jahre nie vergessen. Die Ausstellung zeigt nun diese Wurzeln mit Werken aus Zollers Privatbesitz sowie aus dem Besitz des Kulturhistorischen Museums, der Kunsthalle und weiterer privater Leihgeber. Zu sehen ist die Ausstellung noch bis zum 10. Februar des nächsten Jahres. Wer es also Kultursenatorin Melzer gleich tun möchte und sehen möchte, welche Straßen er wohl in Melzers Werken wiederentdeckt, dem sei ein Besuch im Kulturhistorischen Museum empfohlen.
26. September 2010 | Weiterlesen
7. Rostocker Bonsaitage 2010
„Es ist vergleichbar mit einem Haustier.“ Mit diesen Worten beschreibt Johannes Kunze, Präsident der Deutsch-Japanischen Gesellschaft Mecklenburg-Vorpommern zu Rostock, die Pflege und das Ziehen eines Bonsais. So ein Bonsai will schließlich gehegt und gepflegt werden, auch dann, wenn der Besitzer in den Urlaub fährt. Ein bisschen, wie bei einem Haustier eben. Doch wie kommen die Bonsais eigentlich in den IGA-Park? Die Deutsch-Japanische Gesellschaft hat es sich zum Ziel gesetzt, den Menschen hierzulande die japanische Kultur näher zu bringen und Begegnungsräume zu schaffen. Dazu werden Konzerte, Vorträge, Workshops und vieles mehr organisiert, so wie jetzt die Rostocker Bonsaitage. Für Kunze ist es dabei neben der Vorstellung des typisch japanischen Kulturgutes auch wichtig, Interessenten die Möglichkeit zur aktiven Teilnahme an der Deutsch-Japanischen Gesellschaft zu eröffnen. In der Ausstellung im IGA-Park sind Bonsais unterschiedlicher Art zu sehen, beispielsweise in Besen- oder Waldform. Bei der Waldform werden mehrere Einzelbäume in einer Bonsai-Schale zusammengepflanzt, während sich bei der Besenform der Stamm in viele nach Möglichkeit gleichberechtigte Äste aufteilt. Des Weiteren gibt es Informationen zu den verschiedenen Techniken, die in der Bonsai-Zucht angewendet werden, wie dem Drahten oder dem Zurückschneiden der Wurzeln. Die meisten Exponate sind zwischen 10 und 50 Jahren alt, eine 60 cm große Europäische Lärche erreicht aber ein stolzes Alter von über 100 Jahren. Nur wenige Jahre jünger ist eine 25 cm große Hainbuche, die es auf ein Alter von 97 Jahren bringt. „So einen Bonsai über dreißig oder mehr Jahre nicht vertrocknen zu lassen, ist schon eine Kunst“, gab sich Johannes Kunze, der auch selbst Bonsais züchtet, beeindruckt. „Bonsai ist der Beweis dafür, dass Menschen – in enger Zusammenarbeit mit der Natur – unbeschreibliche Schönheit erschaffen können“, äußert sich Alexander Leuze, Gründer von „Der Garten Weg“, über die Bonsai-Kunst. Leuze gewährt im Rahmen der Bonsai-Tage auch einen Einblick ins Thema „Rotkiefer gestalten“. Neben der Ausstellung gibt es auch verschiedene Demonstrationen rund um das Thema Bonsai. So befasst sich Wolfgang Papke mit der Herstellung künstlicher Steinplatten, während Seiko Sugiura Gräserbonsais, sogenannte Kusamonos, vorstellt. Eine Führung durch den japanischen Garten wird ebenfalls angeboten. Am Ende der Veranstaltung wird am Sonntagabend schließlich noch der Publikumspreis für den schönsten Bonsai verliehen. Dazu darf jeder Ausstellungsbesucher im Laufe der Bonsaitage seinen persönlichen Favoriten wählen. Kurzentschlossene können der Ausstellung morgen noch von 10 bis 17 Uhr einen Besuch abstatten. Hobbygärtner und solche, die es noch werden wollen, werden vor Ort sicherlich die eine oder andere Inspiration finden.
25. September 2010 | Weiterlesen
Rostocker Seehunde eröffnen die Winterbadesaison
An und für sich geht die Badesaison am Warnemünder Strand mit großen Schritten ihrem Ende entgegen. Für Viele dürfte sie sogar bereits beendet sein. Nicht so allerdings für die Rostocker Seehunde, denn wenn es dem Normalbürger zu kalt wird, um in die Ostsee zu steigen, fangen die Winterschwimmer gerade erst an, die Badehosen auszupacken. Um die neue Saison gebührend zu eröffnen, hatten sich am heutigen Nachmittag etwa 40 Seehunde zum gemeinsamen Baden eingefunden, auch wenn das Wetter zum Glück noch nicht allzu winterlich war. Nach kurzem Posieren für die Presse und einem dreifachen „Eis frei“ begaben sich die Winterschwimmer ohne weitere Umschweife direkt ins Wasser, um ihrem kühlen Hobby zu frönen. Sogar aus Neuruppin und Schwerin waren dazu Vereinsmitglieder angereist. Bei einer Außentemperatur von etwa 15° Celsius und einer nur geringfügig geringeren Wassertemperatur wird der eine oder andere womöglich sogar noch ins Schwitzen gekommen sein. Aber die mittlerweile 23. Saison für den Verein ist ja noch lang, sodass es noch genügend Gelegenheiten geben wird, bei eisigen Temperaturen ins Wasser zu steigen. Gebadet wird schließlich bis zum April des nächsten Jahres. Der 1988 gegründete Verein der Rostocker Seehunde ist mit seinen 74 Mitgliedern deutschlandweit der größte seiner Art und darüber hinaus der einzige Winterschwimmerverein in Rostock. Bei so einer langjährigen Tradition haben die Vereinsmitglieder natürlich schon so einiges erlebt. Besondere Highlights waren dabei sicherlich die Weltmeisterschaft 2004 in Finnland, als es hieß, bei einer Außentemperatur von -44°C ins Wasser zu gehen oder auch das Baden in der -0.5°C kalten Ostsee im Februar diesen Jahres. Auf die Frage, wie man so etwas überhaupt aushält, antworteten die Schwimmer praktisch einhellig, dass es in erster Linie Kopfsache sei. Letzten Endes muss man sich einfach überwinden. Augen zu und durch. Dass sich die Erfahrung aber lohnt, beschreiben Ingelore Launert und Martina Hübsch: „Man fühlt sich, als ob man Bäume ausreißen kann.“ Eine gute Möglichkeit also für die beiden, um Spannung abzubauen oder neue Motivation zu tanken. Auf das Eisbaden würden sie jedenfalls nur ungern verzichten: „Irgendwann fehlt einem etwas, wenn man es nicht macht.“ Der Verein freut sich übrigens immer über neue Mitglieder. Wer sich von Kälte nicht so leicht abschrecken lässt, ist also herzlich willkommen. Interessenten können sich jeweils samstags und sonntags um 10 Uhr auch selbst einen Eindruck vom Winterschwimmen am Warnemünder Strand machen. Darüber hinaus wird es selbstverständlich auch in diesem Jahr wieder eine Reihe von zusätzlichen Terminen wie dem Weihnachts- oder Silvesterschwimmen geben.
25. September 2010 | Weiterlesen
Forschungsplattform am künstlichen Riff von Nienhagen
Ein Tummelplatz für Fische und andere Ostseebewohner ist ungefähr 1,5 km vor der Küste Nienhagens entstanden. Im Jahre 2003 wurde hier mit Betonelementen und Naturstein ein künstliches Riff errichtet, das zusätzliche Bewuchsflächen und Unterschlupfmöglichkeiten bietet. Mit einer Fläche von etwa 50.000 qm ist es das größte in der Ostsee. Seither hat sich hier eine einzigartige Unterwasserlandschaft entwickelt. Hauptbesiedler sind Miesmuscheln und Seepocken. Zwischen ihren Schalen und Kalkgehäuse leben zahlreiche Arten wirbelloser Tiere. Die Hauptfischart am Riff ist der Dorsch, der auch einen besonderen Forschungsschwerpunkt bei der wissenschaftlichen Begleitung des Projektes bildet. Denn unter der Federführung des Landesforschungsamtes für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern (LFA) und der Beteiligung von weiteren wissenschaftlichen Einrichtungen, wie der Universitäten in Rostock und Kiel, finden hier mehrere Forschungsprojekte statt. Diese beschäftigen sich neben den fischereibiologischen Untersuchungen zum Dorsch auch mit Bewuchsuntersuchungen, strömungstechnischen Analysen und Untersuchungen zur Rotalge. Hauptziel der Forschungsarbeit am künstlichen Riff ist es, nach Möglichkeiten zu suchen, wie die Fischbestände stabilisiert werden können. Denn trotz Fangquoten und anderen Schutzmaßnahmen gehen die Fischressourcen zurück. „Es geht letztendlich auf der einen Seite darum, die kleine angepasste Küstenfischerei auf solide Beine zu stellen und auf der anderen, die Artenvielfalt zu fördern“, erklärt Till Backhaus, Landwirtschafts- und Umweltminister von Mecklenburg-Vorpommern. Die Ergebnisse der Wissenschaftler sollen daher sowohl dem Schutz der Ostsee dienen, als auch wirtschaftlich nutzbar gemacht werden. So werden beispielsweise am Riff Möglichkeiten der industriellen Aufzucht (Aquakultur) der Rotalge erforscht. Sie gilt als vielversprechender Rohstofflieferant für verschiedene medizinische und kosmetische Produkte sowie als Nahrungsergänzungsmittel und soll als eine zusätzliche Erwerbsquelle für die Fischerei entwickelt wird. Auch für Touristen soll das künstliche Riff vor dem Ostseebad Nienhagen attraktiv gestaltet werden. Heute wurde aber erst einmal eine neue Forschungsplattform in Betrieb genommen, die es möglich machen soll die Untersuchungsergebnisse direkt vor Ort und ohne Zeitverzögerung auszuwerten. Sie wurde mitten im Riff auf drei Pfählen platziert. In sieben Meter Höhe bietet sie eine Arbeitsfläche von 40 qm. Wind und Sonne versorgen die Forschungsstation mit Strom. Drei Unterwasserkameras und eine Überwasserkamera zeichnen das Geschehen am Riff auf. Die Bilder werden dann über Kabel nach oben ins Labor und von dort aus über WLAN zum Festland gesendet. Weltweit sollen sie auch im Internet zur Verfügung stehen.
24. September 2010 | Weiterlesen
18. Rostocker FilmFest 2010 im MAU
Die Rostocker Filmszene hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten ganz schön einen Namen gemacht und so ist es auch kein Wunder, dass das Rostocker FilmFest gestern bereits volljährig wurde. Unabhängige Filme sollen in diesem Rahmen ihren Weg in die Öffentlichkeit finden. Das FilmFest ist jedoch dem Lokalpatriotismus vorbehalten, denn nur Filme von Rostockern oder mit Handlungsort in Rostock wurden bei der Wertung berücksichtigt. Insgesamt wurden beim Institut für neue Medien fast 50 Filme eingereicht. Ein fünfköpfiges Gremium mit hochrangigen Jurymitgliedern aus dem Medienbereich hat daraus bei literweise Kaffee und heftigen Debatten die zehn Finalisten ausgewählt, die gestern im MAU präsentiert wurden. Um das Textvolumen in leserfreundlichen Grenzen zu halten, nehme ich einfach mal den Schluss vorweg und beginne mit der Verleihung der verschiedenen Preise. Als Erstes wäre da die „Beatrix“, der Preis für den besten Animationsfilm, ausgezeichnet mit zwei Freikarten fürs LiWu. Verdientermaßen ging diese Auszeichnung an den Film „Die Gedanken sind frei“ von Urte Zintler, welcher sich auf rührende Weise mit dem Alter und Vergesslichkeit auseinandersetzt. Die „Glänzenden Synapsen“ für die beste Idee und damit eine Kamera für ein Jahr von rok-tv gingen an André Jagusch für seinen Faketrailer „Vergiss nicht!“. Der fünfminütige Trailer ist eine Hommage ans Klischee der Liebesfilme und machte durchaus Lust auf mehr. Wann der komplette Film denn ins Kino komme, beantwortet André Jagusch jedoch mit „Gar nicht, weil es ihn schon tausend Mal gibt.“ Traurig, aber wahr! Mit der „Silbernen Kopftrommel“ wurde die beste technische Umsetzung ausgezeichnet. 150 Euro bekamen dafür Livius Pápay und Peter Thiers für ihren Poetryclip „Schlaf.Störung“, der mit Splitscreen und aufwendiger Bildbearbeitung für einen erhöhten Puls sorgte. Den dritten Rang beim Publikumspreis erreichte Sebastian Lindemanns Dokumentationsfilm „Heimwärts“. Dieser zeigt Schicksalsgeschichten von Auswanderern und Heimkehrern, darunter auch RPS-Chef Sven Zimmermann. Auf Rang zwei des Publikumspreises schaffte es der bedrückende Kurzfilm „Am 23. August um 0:17 Uhr“ von Mark Auerbach. Dieser nimmt realen Bezug auf den Anschlag auf eine von Ausländern bewohnte Wohnung im Jahr 2008 und setzt sich auf ernsthafte Weise mit Selbstjustiz, Rechtsradikalismus und dem Gefühl der Ohnmacht auseinander. Absoluter Publikumsliebling und gleich mit zwei Preisen geehrt wurde das Fakeporträt „o.T.“ von Hannes Kleinschmidt. Der Filmemacher konnte sich sowohl über den Publikumspreis „Goldener Arthus“ als auch über den „Goldenen Toaster“ für die herausragendste darstellerische Leistung freuen. Irgendwo zwischen Unglauben, Mitgefühl und Lachanfällen bewegt sich die Gemütslage des Zuschauers bei diesem Film, der Einblicke in das Leben des selbst ernannten Künstlers Falk verschafft. Und es steckt erschreckend viel vom echten Falk im Film, wie Hannes Kleinschmidt hinterher verriet. Leider nicht ausgezeichnet, aber dennoch eine Erwähnung wert sind der Stummfilm „Nefastus“ u.a. von Kristian Erdmann mit einem Postboten als Protagonisten und das Musikvideo „Das Kriechtier“ von Toralf Thiesen, welches meine Publikumsstimme bekommen hat. „Komm kriech mit mir den Flur entlang …“ Eine Fortsetzung des FilmFests findet heute Abend mit „Generation Video – 20 Jahre junge Filmszene Rostock“ statt, wo die Highlights der letzten zwei Jahrzehnte gezeigt und kurz kommentiert werden.
24. September 2010 | Weiterlesen
Politische Bildungsoffensive im Volkstheater
„Das kann man so einfach nicht beantworten“, war am Mittwochvormittag mehrmals von den fünf Herren auf der Bühne des Volkstheaters zu hören. Die fünf Herren, das waren Steffen Bockhahn, Eckhardt Rehberg, Hans-Joachim Hacker, Christian Arendt und Dr. Harald Terpe. Alle Mitglieder des Deutschen Bundestages, die sich Zeit für die „politische Bildungsoffensive“ genommen hatten. Eine Podiumsdiskussion mit dem Ziel „Jugendlichen Politik nahe zu bringen“, so Initiator und Cheforganisator Carlo Winkler. Eine ehrenwerte Absicht des Abiturienten, gerade weil viele doch den Eindruck haben, die jungen Leute seien zu wenig an Politik interessiert. Doch „Politik ist da nicht viel anders als Chemieunterricht“, erklärt Steffen Bockhahn dem Publikum, welches sich überwiegend aus Oberstufenschülern zusammensetzte. „Es ist nicht alles leicht, aber es muss sein.“ „Schließlich schlagen sie auch auf Ihr ganz persönliches Leben durch“, unterstrich Hans-Joachim Hacker die Bedeutung von politischen Themen und Entscheidungen. Aber diese sind nicht immer leicht zu vermitteln. Und so hört man dann mitunter auch bei den Profi-Politikern, die ihr täglich Brot mit Reden und Debattieren verdienen, immer wieder Sätze wie: „Darauf habe ich keine abschließende Antwort“ oder „Ich denke, das kann man nicht mit zwei Sätzen beantworten.“ Es ist ja bekannt, dass Politiker gern dazu neigen, lang und breit um den heißen Brei herumzureden. Aber manchmal bedarf es doch mehr als nur ein paar Schlagwörter um die Problematik verständlich zu erklären und in einen größeren Zusammenhang zu bringen, der dann auch wieder etwas mit der eigenen Person zu tun hat. Erst wenn das gelingt, kann der Zuhörer auf „politische Bildung“ hoffen und durch den Wissenszuwachs seine Entscheidungs- und Mitgestaltungsfähigkeit erweitern. So wie es in einer Demokratie, hab ich zumindest mal so gehört, erwünscht ist. Aber dafür gab es bei der Veranstaltung „politische Bildungsoffensive“ eher selten Gelegenheit. Hier purzelten alle Themen von AKW-Laufzeitverlängerung, Datenschutz, Mobilität, Waffenverbot oder Bildungssystem bis hin zu Wehr- und Zivildienst bunt durcheinander. Wie eine Aneinanderreihung von MTV-Clips: kurz, unterhaltsam, aber eben nur oberflächlich. Der Zuhörer erhielt dadurch zwar einen guten Überblick über die Themen, die die teilnehmenden Schüler bewegen, der „Bildungszuwachs“ dürfte sich aber wohl in Grenzen gehalten haben. Das betraf nicht nur die angesprochenen Inhalte, sondern auch Einblicke in die Art und Weise, wie Politik funktioniert. Dabei wäre es durchaus spannend gewesen, live und unmittelbar zu beobachten, wie die unterschiedlichen Positionen gerade vor einem jungen Publikum vertreten und gerechtfertigt werden. Aber schon fiel der Moderator Carlo Winkler dem Redner ins Wort. Da half auch kein: „Ein Satz noch!“ und der Protest des Publikums. Das nächste Thema war an der Reihe. Nur selten wurde das wilde Vor- und Zurückzappen unterbrochen, sodass die Politiker ihre naturgemäß kontroversen Sichtweisen darstellen konnten. Dr. Harald Terpe hatte besonderes Pech. Da er außerhalb des Blickwinkels des Moderators saß, wurde er lange Zeit von ihm ignoriert. Ansonsten bemühten sich die Fünf redlich, die Fragen, die zuvor von den Schülern eingereicht wurden, zu beantworten. Immerhin, verkündete Carlo Winkler stolz, hätten sie keine Möglichkeit gehabt, sich darauf vorzubereiten. Relativ spontan mussten sie also ihre Position verständlich vermitteln. Wer dabei auf Fachchinesisch und Satzungetüme verzichten konnte, war klar im Vorteil. Sachlich und fair ging es unter den Gesprächsteilnehmern zu. Nur einmal, als die Runde auf die Sarrazin-Debatte kam, konnte Steffen Bockhahn nicht der Versuchung widerstehen, in den Bashing-Modus zu verfallen. Aber Gefühle und Leidenschaft haben in der politischen Diskussion halt auch ihren Platz und vom Publikum erntete er dafür Applaus. Ja, Politik ist nicht nur ein dröges Geschäft. Manchmal ist es auch wie eine unterhaltsame Theatershow. In diesem Sinne war der Veranstaltungsort vielleicht gar nicht so schlecht gewählt. Die Reihen blieben aber trotzdem eher lückenhaft besetzt. Vielleicht lag es am mangelnden Interesse, an den drei Euro Teilnehmerbeitrag oder auch an der Konkurrenz der Jobfactory.
23. September 2010 | Weiterlesen
Von Liebe und Zorn. Jung sein in der Diktatur
Was bedeutete es, als Jugendlicher in der DDR aufzuwachsen? Vor allem wenn man anders war, nicht dem Bild einer „sozialistischen Persönlichkeit“ entsprach und es auch gar nicht wollte? Ein Bild davon können sich jetzt die Besucher der Ausstellung „Von Liebe und Zorn. Jung sein in der Diktatur“ in der Dokumentations- und Gedenkstätte der BStU in der ehemaligen U-Haft der Stasi in Rostock machen. Sie dokumentiert das Leben von „Fetzer“, „Barry“ und ihrem Freundeskreis in Erfurt, die mit der durch den Staat verordneten Lebensweise und Kulturpolitik nichts anfangen konnten. Ihre Erlebnisse werden hauptsächlich in der sie prägenden Jugendzeit von 1973 bis 1983 dargestellt. Damals trugen sie gerne Jeans, hatten lange Haare, hörten Westmusik und stellten unliebsame Fragen. Dafür sahen sie sich in ihrem Alltag Einschränkungen und harten Repressionsmaßnahmen ausgesetzt. Fotos, Dokumente und Auszüge aus Stasi-Akten lassen die Geschichte(n) der beiden Freunde und den Alltag in der DDR-Diktatur lebendig werden. Zusätzlich gibt es fünf Hörstationen mit Tondokumenten und begleitendem Textmaterial. Symbole verweisen auf vertiefendes Zusatzmaterial wie Interviewausschnitte, Musikbeispiele und Dokumente. Der inhaltliche Aufbau der interaktiven Ausstellung orientiert sich an fünf Themenblöcken. Der Block „Geborgen Sein“ behandelt ihre Kindheit und Schulzeit. In der Pubertät stellen sie Fragen der Identitätsfindung und ecken zum ersten Mal mit ihrer Andersartigkeit an. Dieser Abschnitt wird im zweiten Block „Sinn-Suche“ dargestellt. In „Dabei-Sein“ versuchen „Fetzer“ und „Barry“ sich durch eine Berufsausbildung scheinbar anzupassen und trotzdem ihrer Lebensanschauung treu zu bleiben. Der vierte Block „Frei Sein“ veranschaulicht dann ihre Suche nach Geborgenheit und Nähe in einer Gruppe, aber auch nach der eigenen Individualität. Schließlich bekommen sie im Block „Anders Sein“ die Härte des DDR-Machtapparates zu spüren. Sie erkennen, dass sie durch die Staatssicherheit beobachtet werden, und müssen erfahren, wie mit Andersdenkenden umgegangen wird. „Wir wollten aufklären, wie eine Diktatur tickt, wie diktatorische Elemente schleichend eingeführt werden“, erklärt Uwe Kulisch, Autor und Kurator der Ausstellung und mahnt an, dass wir auch heute „aufzupassen und auf erste Anzeichen zu achten haben.“ Vieles hat sich seither natürlich geändert. Die beiden Krankenschwestern Elisabeth Hanske und Nadine Harbath kennen die Zeit von ihren Eltern. „Ich fühle mich heute sicher“, sagt die 24-jährige Elisabeth Hanske bei der Ausstellungseröffnung. „Bei uns sind es eher die finanziellen Mittel, die einen beschränken.“ Ihre 22-jährige Kollegin ergänzt: „Der Zusammenhalt ist nicht so wie früher. Trotz Handy haben wir weniger Kontakt. Es gibt eine große Flüchtigkeit, weil viele weg gehen.“ Im Vergleich zu ihren Altersgenossen vor 30 Jahren stellen die beiden fest, dass „sie nur sich hatten. Wir haben so viel anderes.“ Der in der Mitte der sechziger Jahre geborene Torsten Gratopp erzählt nach der Besichtigung der Ausstellung, dass er es so ähnlich ebenfalls kennt. Obwohl er sich nicht zu den Langhaarigen zählte, findet er es interessant zu erfahren, wie versucht wurde, diese zum Umdenken zu bewegen. „Uns lag viel daran zu zeigen, wie durch politisch operatives Zusammenwirken Persönlichkeiten zerstört wurden. Wir wollen entgegenwirken, dass nur die Stasi und die DDR die Auseinandersetzung mit dieser Zeit beherrschen. Viele haben daran ihren Anteil und sind Mitträger des Apparates“, betont Uwe Kulisch. Er und Marina Böttcher vom Verein Freiheit e.V. Erfurt haben die Ausstellung erarbeitet. Ihnen war dabei wichtig, dass die Zeitzeugen von Anfang an mit in das Konzept eingebunden wurden und mit den Wissenschaftlern auf einer Augenhöhe standen. Gefördert wird „Von Liebe und Zorn. Jung sein in der Diktatur“ von der Bundeszentrale für politische Bildung, der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und weiteren Einrichtungen des Landes Thüringen. Die interaktive Ausstellung kann noch bis zum 30. Oktober in der Dokumentations- und Gedenkstätte der BStU in der ehemaligen U-Haft der Stasi in Rostock (Hermannstr. 34 b) besucht werden.
23. September 2010 | Weiterlesen
13. Jobfactory 2010 in der HanseMesse Rostock
Es kommt mir vor wie gestern, als ich im letzten Jahr auf der Jobfactory war und nach einem Praktikum oder irgendeinem Plan für die nähere Zukunft gesucht habe (natürlich wie immer erst fünf vor zwölf oder schon kurz danach). Ob der Messebesuch in meinem Fall so richtig hilfreich war, kann ich jetzt nicht mehr beurteilen. Auf jeden Fall ist die Berufswahl ein wichtiger Schritt für das weitere Leben und sollte daher sorgfältig und langfristig durchdacht werden. Seit nunmehr 13 Jahren werden jährlich zur Jobfactory Ausbildungsberufe und Studiengänge aus unserem schönen Mecklenburg-Vorpommern vorgestellt. Dabei besteht die Möglichkeit zum ausgiebigen Informieren, teilweise praktischem Testen und sogar schon zum Bewerben. Halb-prominentes Aushängeschild und musikalisches Highlight der Messe ist in diesem Jahr Fast-Sängerin und Rocker-Barbie Sera Lée, die am frühen Nachmittag auf der Bühne einen Dance Contest veranstaltete, den ich leeeeider leider verpasst habe. Umso interessanter war dafür ein weiterer D-Promi, der sogar den ganzen Tag auf der Messe zu bestaunen war. Am Stand des Universitätsklinikums Rostock hatte man extra ein Krankenhausbett aufgestellt für die Simulationspuppe FRANK (ich nenn ihn mal einfach so, nach seinem weltberühmten Bruder IGOR). Na gut, FRANK ist eigentlich nur genauso viel Promi wie die Mutter von Daniela Katzenberger. Mit modischer Brille und einem ermutigenden Lächeln im Gesicht soll FRANK dem zukünftigen Pflegepersonal den Einstieg ins Berufsleben erleichtern und zeigen, was die Azubis am „lebenden Objekt“ erwartet. Als Karen Seegers, Pflegedienstleitung der Uni-Klinik, FRANK jedoch in die Seitenlage dreht, erleben wir Herumstehenden eine böse Überraschung: der Patient hat einen fiesen Dekubitus, ein Wundliegegeschwür am Rücken. Die Uni-Klinik bietet 36 Ausbildungsplätze an, Tendenz steigend. Alle Azubis bekommen sogar das Angebot, hinterher in der Klinik weiterzuarbeiten. Top Berufschancen also ;-) Bei den Mädchen besonders beliebt ist allerdings der Stand der Handwerkskammer für Friseurhandwerk auf der gegenüberliegenden Seite der Messehalle. Dort können sich die jungen Besucher für praktische Präsentationen zur Verfügung stellen und bekommen so kostenlos etwa eine neue Frisur oder die Nägel professionell lackiert. Vom Altenpfleger bis zum Zimmerer, von Agrarökologie bis zur Zahnmedizin sind auf der Jobfactory fast alle Ausbildungsberufe und Studienfächer vertreten. Wer die Jobfactory 2010 verpasst hat und nicht bis zum nächsten Jahr warten will, kann sich auch nachträglich noch auf der Homepage einen Überblick über die Aussteller und Berufsgruppen verschaffen.
22. September 2010 | Weiterlesen
Ton und Träume - Kopenhagen ruft Rostock
„Kopenhagen ruft Rostock“ hieß es am letzten Donnerstag und Freitag aus der dänischen Hauptstadt. „Hallo Kopenhagen!“, lautete meine Antwort, nachdem ich meine sieben Sachen gepackt, die Reise über das stürmische Meer gewagt hatte und schließlich beim Literaturhaus Kopenhagen auf der Matte stand. Ich war jedoch nicht die einzige aus Rostock, die dem Ruf gefolgt war. Katinka Friese und Reiner Mnich vom Rostocker Literaturhaus waren ebenfalls gekommen und hatten lyrische Verstärkung im Gepäck: den Liedermacher Marcel Hintze und seine Gitarre sowie Martin Lau und Teleskop. Zusammen mit dänischen Künstlern gestalteten sie das Literatur- und Musikfestival „Ton und Träume“, welches von beiden Literaturhäusern initiiert wurde. Aber nicht nur die Ostsee galt es für dieses gemeinsame Projekt zu überwinden, sondern auch Sprachbarrieren. Und wie könnte das besser gehen als mit Musik. Sie wird überall verstanden und teilt mit der Literatur viele Gemeinsamkeiten. Rhythmus und Klang bestimmen ihre Wirkung. Da liegt es also nahe, beides miteinander zu kombinieren. Und so konnte der Zuhörer bei „Ton und Träume“, selbst wenn er die Sprache nicht beherrschte, zumindest über die Musik einen Eindruck von der Stimmung des literarischen Vortrags erhalten. Den Auftakt machte der dänische Lyriker Morten Søndergaard, der von der Sängerin Randi Pontoppidan unterstützt wurde. Ihre effektvolle Stimme, die sie wie ein Instrument benutzt, und zwei Loopmaschinen verliehen seinen Texten atmosphärische Tiefe und schufen ein erstaunliches Klangerlebnis. Dabei wurde die ganze Bandbreite von laut und leise, nah und weit, rhythmisch und unrhythmisch, schön und hässlich ausgelotet. „Ich mag beides“, sagt Randi Pontoppidan über ihre Musik, „das Chaos und die schöne Musik.“ Schöne Musik erklang auch von Marcel Hintze und seiner Gitarre. Da er sich jedoch nicht ausschließlich auf die Vermittlungskraft seiner Worte und Musik verlassen wollte, hatte er für die dänischen Gäste an seinem Instrument kleine Smileys angebracht, die den wesentlichen Inhalt seiner Lieder zusammenfassen sollten. Darin ging es natürlich vor allem um die Liebe, aber auch um die Unwägbarkeiten des Alltags. Er verpackte sie in originelle Sprachbilder und trug sie mit eingängigen Melodien auf natürliche Weise vor. Deutsche Texte waren auch von Martin Lau zu hören. Er beschäftigte sich darin mit mythologischen und religiösen Themen. Untermalt wurde seine Rezitation durch die Musik von Teleskop. Teleskop, das sind Jonas Wolter an der elektrischen Gitarre und Sebastian Bode am Schlagzeug. Die beiden hatten einige von Martin Laus Texten Wort für Wort durchkomponiert, um sie in Musik zu übersetzen. Dennoch ließen sie genügend freie Stellen, um sie mit ihren intensiven Improvisationen zu füllen. Den Abschluss des ersten Abends gestalteten Lars Skinnebach und Johanna Borchert. Der dänische Lyriker und die in Berlin geborene Pianistin zeigten sich in ihren musikalischen Interpretationen von Lars Skinnebachs Gedichten besonders experimentierfreudig und gelangten auf unkonventionelle Weise zu erstaunlichen musikalisch-literarischen Ausdrücken. Am kommenden Freitag und Samstag heißt es übrigens „Rostock ruft Kopenhagen“. Dann findet das deutsche Gegenstück des Literatur- und Musikfestivals in Rostock statt. Wer also neugierig geworden ist auf die oben genannten deutschen und dänischen Tonkünstler, sollte sich „Ton und Träume“ im Peter Weiss Haus nicht entgehen lassen.
21. September 2010 | Weiterlesen
Theaterfest der Freundschaft im Peter Weiss Haus
Die Doberaner Straße entwickelt sich noch zum Rostocker Broadway. Zumindest hätte man am letzten Wochenende diesen Eindruck gewinnen können. Im Großen Haus des Volkstheaters wurde die neue Spielzeit mit der Uraufführung von Münchhausen eingeläutet und am nächsten Tag waren am gleichen Ort interessierte Theaterbesucher zum Tag der offenen Tür eingeladen. Nur wenige Schritte weiter, im Peter Weiss Haus, drehte sich ebenfalls alles um die Bretter, die die Welt bedeuten. Beim „Theaterfest der Freundschaft“ wurde ein ganzes Wochenende lang ein vielfältiges Programm aus Theater, Tanz, Improvisationen, Feuershows und Jonglage auf die Bühne gebracht. „Wir hatten einfach Lust, so etwas zu machen“, sagte Martin Arndt vom Organisationsteam. Mit dem Theaterfest möchten die Veranstalter, das Peter Weiss Haus und die Subraum e.G., eine Alternative zur Rostocker Theaterlandschaft anbieten und besonders jungen und freien Ensembles die Möglichkeit geben, ihre Arbeit zu präsentieren. So nutzten dann auch die Tanzlandstudios Rostock mit ihrem Stück „Scanning“ oder die TanzBühne Rostock das Theaterfest, um ihre Tanztheaterproduktionen dem Publikum vorzustellen. Franziska Krija von der TanzBühne Rostock weiß es sehr zu schätzen, dass sie sich mit ihrem Stück „produkt ICH“ einfach und unkompliziert in das Theaterfest einbringen kann, ohne sich selbst allzu großen organisatorischen Aufwand aufbürden zu müssen. Auf diese Weise kann sich die Landschaftsarchitektin voll auf ihr Theaterprojekt konzentrieren, für das sie selbst das Konzept und die Choreografie entwickelt hat. „Ich wollte schon immer die Auseinandersetzung mit den Fragen, wie behaupte ich mich in meinem Beruf, was will ich erreichen, ist man wirklich frei, tänzerisch darstellen“, sagt sie über „produkt ICH“, das sie am Sonntagabend gemeinsam mit sieben Tänzerinnen im Studio des Peter Weiss Hauses aufführte. Aber nicht nur Rostocker Bühnendarsteller gaben Impulse auf dem Theatertreffen. Auch aus Berlin und anderen Orten reisten Künstler und Ensembles an, um das umfassende Programm zu ergänzen. Eine Gruppe von ihnen waren beispielsweise die „MonGothéque Allstars“. „Wir brauchen was Neues im Tanz“, haben sich die fünf Tänzer gedacht und mit viel Neonfarben und elektronischer Musik das schräge Tanzspektakel „Under PleasSure“ kreiert. Nach dem Motto „Barbie hat ein lachendes und ein weinendes Auge“ wollen sie mit fantasievollen Kostümen und kraftvollem Tanz den gängigen Schönheitsidealen in der Fashionwelt auf den Grund gehen. Für Philipp Hinze, der das ganze Theaterfest aufmerksam verfolgte, war das Stück der Höhepunkt. „Da stimmte alles – Kostüme, Musik, Choreografie. Ich habe mich nicht eine Sekunde gelangweilt“, lobte er die Darbietung. Ebenfalls in die Kategorie Tanztheater ließ sich das Einpersonenstück „Lilith im Spiegel“ von Ana Kavalis einordnen. Darin verkörpert sie Lilith, die einer jüdischen Legende nach, als erste Frau Adams das Paradies verlässt, weil sie nicht die Herrschaft des Mannes akzeptierte. Sie kämpft gegen ihre Dämonisierung und für ihre Liebe und Freiheit. „Es geht um den Wunsch der Frau, frei zu leben, wie sie möchte und nicht auf Stereotype begrenzt zu werden“, erklärte die Schauspielerin, die das Stück auch selbst geschrieben hat. Das Publikum konnte auf der Bühne ihre Reflexion beobachten, in der sie auch immer wieder starke Frauenpersönlichkeiten in verschiedenen Sprachen zu Wort kommen ließ. Neben Tanztheater hielt das Theaterfest der Freundschaft aber auch noch viele andere Formen der darstellenden Kunst bereit, die teilweise im Peter Weiss Haus parallel gezeigt wurden. Puppentheater, Musical, Improvisationstheater, zirzensische Darbietungen – für jeden Geschmack sollte etwas dabei gewesen sein. „Mich hat das Trashmusical ‚Muttertag‘ von der Edda Woods Cooperation beeindruckt. Erst war ich skeptisch, aber dann ging es mir unter die Haut“, schilderte Karl Haug seine Eindrücke vom ersten Theaterfest im Peter Weiss Haus, welches am Sonntagabend zu Ende ging.
20. September 2010 | Weiterlesen
„Das ist Esther“ - Theater im Klassenzimmer
Das Thema Judenverfolgung und Naziregime wurde im Laufe der Schulzeit und des weiteren täglichen Lebens schon so oft durchgekaut, dass es doch eigentlich gar keiner mehr hören kann. Wie das Altbekannte trotzdem neuen Wind bekommen kann und sogar für die Jugend interessant wird, zeigte heute Vormittag das Rostocker Volkstheater mit seinem Klassenzimmerstück „Das ist Esther“. Aus Sicht der erfundenen Enkelin Mary Ann (gespielt von Caroline Erdmann) wird das Leben von Esther Bauer nacherzählt, die tatsächlich einst in Hamburg geboren wurde und sich als wohl einzige Jüdin freiwillig für die Deportation nach Auschwitz gemeldet hat. Die richtige Esther Bauer engagiert sich sehr für die deutsche Geschichte und geht mit ihren 86 Jahren noch höchstpersönlich in die Klassenzimmer, um der Jugend von ihren grausamen Erinnerungen in verschiedenen Konzentrationslagern zu berichten. Um dieses Wissen auch noch nach ihrem eventuellen Ableben der Nachwelt nahe bringen zu können, hat die Autorin Christiane Richers sie ein Jahr lang begleitet und aus ihren Erinnerungen das authentische Theaterstück „Das ist Esther“ für Schulklassen entwickelt. „Die Geschichte meiner Großmutter erzählen? Könntet ihr das? Kennt ihr das Leben eurer Großeltern?“, fragt Mary Ann im Stück. Die Klasse 8/2 des Erasmus-Gymnasiums in Lütten Klein hat sich als „ganz fantastisches Premierenpublikum“ herausgestellt, wie Dramaturgin Janny Fuchs später sagt. „Sie waren sehr ruhig und aufmerksam.“ Im Nachgespräch mit Schauspielerin und Dramaturgin werden die Jugendlichen angeregt, selbst über die Kindheit und die Kriegserinnerungen der eigenen Großeltern nachzudenken. „Nutzt die Chance und fragt nach, solange ihr es noch könnt.“ Trotz der eingeschränkten Möglichkeiten im Klassenzimmer weckte das Stück großes Interesse bei den Schülern, die sich vorher schon während einer Projektwoche mit Anne Frank auseinandergesetzt hatten. „Das ist Esther“ ist für Jugendliche ab 14 Jahren geeignet und dauert samt Nachgespräch etwa einen Unterrichtsblock. Termine können mit Dramaturgin Janny Fuchs (Tel. 0381/381 4724) oder Anne Scheel (Tel. 0381/381 4704) vereinbart werden. Fotos: VTR
20. September 2010 | Weiterlesen