Neueste Nachrichten aus Rostock und Warnemünde

Tag der offenen Tür im Volkstheater Rostock

Tag der offenen Tür im Volkstheater Rostock

„Hereinspaziert! Hereinspaziert!“, hieß es am Sonntag im Rostocker Volkstheater. Zu Beginn der neuen Spielzeit öffnete das Große Haus seine Türen und gewährte Einblicke hinter seine Kulissen. Die Künstler aller Ensembles stellten ihre Arbeit vor und gaben Kostproben aus Stücken des neuen Spielplans. Schon beim Betreten des Großen Hauses massierte ein schräges Summen und Brummen die Gehörgänge der Besucher. Es kam von dem großen Kontrabass und anderen Instrumenten, die die Musiker der Norddeutschen Philharmonie Rostock interessierten Kindern zum „streicheln“ im Garderoben-Foyer überließen. Gewürzt wurde dieser Hörgenuss durch die vielen kleinen Maler und Bühnenbildner, die sich um eine große Basteltafel versammelt hatten und ihrer Fantasie freien Lauf ließen. Stimmgewaltig drang es auch aus dem großen Foyer. Hier hatte sich der Opernchor postiert und trällerte zur Begrüßung beliebte Chormelodien. Eine der Sängerinnen war Any Dos Santos Lima. Sie erzählte mir, dass sich der Chor derzeit auf fünf Stücke vorbereitet: My Fair Lady, Rigoletto, Cabaret, die Hochzeit des Figaro und La Traviata. Dafür würde er täglich zweieinhalb Stunden morgens und abends üben. Auch wenn die Proben manchmal anstrengend seien, „das Ergebnis macht Spaß“, schwärmt die 32-jährige Sängerin. „Auf der Bühne zu arbeiten ist für mich, was ganz Besonderes. Ich fühle mich wohl, wie Zuhause, obwohl mein eigentliches Zuhause so weit weg ist.“ Any Dos Santos Lima kommt ursprünglich aus Brasilien. Vor fünf Jahren ist sie zum Studieren nach Rostock gekommen. „Trotz aller Kulturunterschiede ist die Bühne wie ein universales Haus und die Künstlerwelt wie eine Familie“, glaubt die zweifache Mutter und ergänzt: „Die Bühne gibt mir Energie und Kraft fürs Leben. Die Energie vom Publikum ist für mich wie ein magischer Bereich.“ Magisch ist auch das, was das große Volkstheaterteam auf die Bühne zaubern kann. Dass dieser Leistung jahrelange Vorbereitung vorausgeht, ist nachvollziehbar. Besonders wer ein Balletttänzer werden möchte, muss früh anfangen. So wie die elfjährigen Tänzerinnen von der Ballettschule Marquardt, die sich bereits seit sieben Jahren im klassischen Ballett ausbilden lassen. Am Tag der offenen Tür nutzten sie die Gelegenheit sich von Natalie Brockmann vom Tanztheater Bronislav Roznos in die Geheimnisse des modernen Tanzes einweihen zu lassen und studierten in einem Workshop im Ballettsaal sogar schon eine kleine Choreografie ein. Aber nicht nur abseits der großen Bühne wurde musiziert, getanzt und geschauspielert. Im Großen Saal gab es ebenfalls interessante Einblicke in die Arbeit des Volkstheaters. So präsentierte der Kinderchor der Singakademie zwei Streiche aus dem Kinder-Musical „Max und Moritz“ und Musiker des Orchesters stellten ihre Instrumente vor. Später konnte das Rostocker Publikum auch die neuen Ensemblemitglieder kennenlernen. Den Abschluss bildete schließlich eine große Bühnenshow mit einem Ausblick auf die kommende Spielzeit. Zahlreiche interessierte Theaterbesucher waren der Einladung zum Tag der offenen Tür des Volkstheaters gefolgt. Jung und Alt drängten sich dicht in den Fluren und Räumlichkeiten des Großen Hauses. Bleibt nur zu wünschen, dass auch der neue Spielplan so großen Anklang findet und viele Besucher ins Theater kommen.

20. September 2010 | Weiterlesen
Münchhausen – Uraufführung im Volkstheater Rostock

Münchhausen – Uraufführung im Volkstheater Rostock

Wer war denn nun der erste Mensch auf dem Mond, Baron von Münchhausen oder Neil Armstrong? Und waren sie wirklich dort oder war das alles nur eine Lüge? Immerhin, ob wahr oder falsch, es bleiben schöne Geschichten. Mehr Geschichten von den Abenteuern des Barons von Münchhausen gibt es derzeit im Volkstheater Rostock zu sehen. Nach der Vorlage des Ufa-Films von 1943 inszenierte Johanna Schall für die kommende Spielzeit das Theaterstück „Münchhausen“, welches am Samstag im Großen Haus uraufgeführt wurde. Das Drehbuch zum Film hatte Erich Kästner verfasst. Damals unter dem Pseudonym Berthold Bürger, weil ihm die Nazis Berufsverbot erteilt hatten. Der Film gilt als Monumentalwerk. Die neue Farbfilmtechnik, innovative Spezialeffekte und die Starbesetzung machten ihn zum teuersten Film seiner Zeit. Mit dieser Prachtentfaltung kann die Volkstheaterversion durchaus mithalten. Besonders beeindruckend sind die farbenfrohen und edlen Kostüme von Jenny Schall. Originell auch der Einsatz von Feuer, Videotechnik und anderen Spezialeffekten. Zum Schmunzeln bringen die Zuschauer immer wieder kleine Inszenierungsideen, wie zum Beispiel die Mondfrüchte, die ungeduldig auf ihre Geburt warten und dann irgendwie nicht den Weg von der Bühne finden. Oder das eingängige Bach-Menuett, welches zuerst die barocke höfische Gesellschaft im 18. Jahrhundert kennzeichnet und später zum Handyklingelton wird. Angenehme Brüche sind auch bei der Musikauswahl zu hören. Ob Barock, Folklore oder Heavy Metal – die musikalische Begleitung veranschaulicht auf abwechslungsreiche Weise die dargestellten Szenen und bietet neben bewährten auch weniger oft zu hörende Töne. Die Rolle des Lügenbarons hat Alexander Flache übernommen. Unterstützt wird er auf der Bühne von dreizehn weiteren Schauspielern, die in über 60 Rollen zu sehen sind. Diese sind auch alle nötig, um die Lügengeschichten des Barons von Münchhausen zu erzählen, mit denen er seine Gesellschaft und auch das Theaterpublikum unterhält. Dazu gehören die Geschichten vom trinkfesten General, die Wette mit dem Sultan, seine Jagdgeschichten, seine Abenteuer am Hof der Zarin Katharina II und natürlich der legendäre Kanonenritt. Münchhausen erzählt vor allem von seinen Reisen, die er in Begleitung seines Dieners Christian Kuchenreutter (Ulrich K. Müller) und seines Pferdes (Lisa Flachmeyer) unternahm. Die weiteste dürfte ihn wohl zum Mond geführt haben. Aber so genau weiß man das ja nicht. Der amerikanische Astronaut, so wird es zumindest im Theaterstück angedeutet, war jedenfalls definitiv nicht der erste dort. Neben den vielen lustigen Lügengeschichten bietet „Münchhausen“ auch immer wieder „wahre“ Aussagen. Kostprobe vielleicht: „Wer will entscheiden, was besser ist, wenn kaum jemand weiß, was gut ist.“ Diese Mischung aus leichter Unterhaltung und amüsanter Tiefsinnigkeit gefiel auch dem Premierenpublikum. „Die Kombination aus heiteren Geschichten und den stillen Momenten hat uns sehr gut gefallen“, sagten Gabriele und Thomas Müller nach der Vorstellung. Die nächsten Lügengeschichten werden am 23. September im Großen Haus des Volkstheaters erzählt. Fotos: Ingo Böhling, VTR

19. September 2010 | Weiterlesen
4. Kinder Swim and Run in Rostock

4. Kinder Swim and Run in Rostock

Nachdem diese Woche bereits die Erwachsenen beim Rostocker Firmenlauf ihr sportliches Talent unter Beweis stellen durften, war es heute einmal mehr für den Nachwuchs an der Zeit, sich zu präsentieren. Dazu veranstaltete der TC FIKO Rostock zum 4. Mal den Rostocker Kinder Swim and Run für Kinder zwischen 6 und 13 Jahren. Geschwommen wurde erneut in der Neptunschwimmhalle und gelaufen am Kastanienplatz im Barnstorfer Wald. Die Distanzen variierten je nach Altersklasse, wobei die jüngsten 50 Meter schwammen und 300 Meter liefen, während es bei den ältesten 200 Meter im Wasser und 2000 Meter an Land zu meistern galt. Die Stimmung bei Athleten, Veranstaltern und Zuschauern war bestens, woran auch der mittags einsetzende Regen nichts ändern konnte. Insgesamt 72 Kinder wagten sich zunächst in das Schwimmbecken und später auf die Laufstrecke. Im Vergleich zum 3. Kinder Swim and Run im Mai mit 97 Teilnehmern gingen damit etwas weniger Kinder an den Start. Wenn man aber bedenkt, dass im Mai eine größere Gruppe aus Brandenburg angereist war, die dieses Mal fehlte, so relativiert sich der Unterschied wieder. „Das ist top dafür, dass nur Rostocker dabei sind“, freute sich entsprechend auch Katrin Steinhagen, eine der Vorsitzenden des TC FIKO Rostock, über die Teilnehmerzahl. Größtenteils starteten Mitglieder verschiedener Rostocker Sportvereine, aber auch einige Hobbysportler ohne Vereinszugehörigkeit nahmen an dem Wettkampf teil. Ohnehin variierte das Leistungsvermögen der Nachwuchssportler sehr stark. Eine genaue Auflistung der Ergebnisse sollte in Kürze auf der Homepage des TC FIKO Rostock verfügbar sein. Die neunjährige Jana Millat vom TC FIKO Rostock belegte beispielsweise in ihrer Altersklasse den zweiten Platz. Die junge Sportlerin ist kein Neuling mehr und nahm bereits zum dritten Mal beim Rostocker Kinder Swim and Run teil. Nach dem Erfolg wird sie im nächsten Jahr sicherlich wieder angreifen. Für jeden Teilnehmer gab es eine Urkunde und kleine Prämien, während es für die besten Sportler Saunagutscheine für die ganze Familie gab. Ein Preis über den sich wohl in erster Linie die Eltern gefreut haben dürften. Nach der erneut guten Resonanz des Sportevents wird es selbstverständlich im nächsten Jahr eine Neuauflage geben. Allerdings sehen die Organisatoren nur eine anstelle der bisherigen zwei Swim and Run Veranstaltungen vor. Der Grund dafür ist, dass für 2011 stattdessen unter anderem ein Schülertriathlon in Papendorf geplant ist. Sicherlich ein mehr als adäquater Ersatz.

19. September 2010 | Weiterlesen
Aufgetakelt 1 – Internationales Frauenkunstfestival

Aufgetakelt 1 – Internationales Frauenkunstfestival

Beim internationalen Festival „Aufgetakelt“ in der Alten Zuckerfabrik können sich sowohl Männer als auch Frauen an diesem Wochenende der Kunst nähern. Das ist wichtig zu erwähnen, denn neben der Kunst an sich, ist auch irgendwie die Geschlechterzugehörigkeit ein Thema und so lautet der vollständige Name der Veranstaltung dann auch „Aufgetakelt 1 – Internationales Frauenkunstfestival“. Unter dem Motto „von Frauen für alle“ können also Alt und Jung, Dick und Dünn und eben auch Männlein und Weiblein in den Genuss von internationaler Kunst und Kultur kommen. Ein außerordentlich breites Spektrum von darstellender, bildender Kunst, Literatur und Musik wird dabei geboten. Warum also Frauenkunstfestival? Der Name lässt es schon ahnen, das Frauenkunstfestival wurde nahezu ausschließlich von Akteurinnen auf die Beine gestellt. Die Fäden in der Hand hielt dabei die Rostocker Kulturinitiative P.ART. Vor etwa zwei Jahren wurde sie von der Malerin Grit Sauerborn gegründet und wird heute unter anderem durch die Fotografin Janet Zeugner und die Filmautorin Gudrun Britta Nöh verstärkt. Träger ist der Rostocker Frauenkulturverein die Beginen e.V. Auch die Jury des Festivals ist ausschließlich weiblich besetzt. Als Schirmherrin konnte die Musikerin und Jazzsängerin Uschi Brüning gewonnen werden. Gefördert wird das Festival von der Parlamentarischen Staatssekretärin für Frauen und Gleichstellung des Landes Mecklenburg-Vorpommern und der Hansestadt Rostock. Nicht zu vergessen sind natürlich die mehr als 20 Künstlerinnen aus fünf Ostseeländern, die bei „Aufgetakelt“ Einblicke in ihre Arbeit geben. Ziel sei es, so die Veranstalter, „eine kultursolidarische Vernetzung von Künstlerinnen aus Mecklenburg-Vorpommern und Ostseeanrainerländern zu ermöglichen.“ Man verspreche sich in diesem Raum neue Impulse für die weitere Entwicklung der Kunst-Szene. Das Festival diene in diesem Sinne auch dem künstlerischen Austausch neuer Ideen, Formen und Ausdrucksweisen. Entwicklung der Kunst-Szene an der Ostsee – das klingt ja gut. Aber warum wollen die Frauen dabei lieber unter sich bleiben? In Gesprächen mit verschiedenen Künstlerinnen habe ich erfahren, dass es heutzutage als Frau im Vergleich zu den Männern immer noch schwerer sei, sich als Künstler in der Öffentlichkeit zu etablieren und Erfolg zu haben. Obwohl die Annahme aus vergangenen Jahrhunderten, dass Frauen weniger künstlerisch begabt seien als Männer, längst überholt ist, kämpfen sie mit ähnlichen Problemen und sind deshalb an einem Austausch interessiert.

18. September 2010 | Weiterlesen
Welt-Kinderfest am Kröpeliner Tor und dem Uni-Platz

Welt-Kinderfest am Kröpeliner Tor und dem Uni-Platz

Vom Lindenpark zur Innenstadt ist es per pedes zum Glück kein weiter Weg, vom Stamm- und Stockausschlag zu Kinderspielen dann irgendwie schon. Kaum hatten wir (ich noch immer in wertvoller Begleitung von Anni) die eingeschränkte Radfahrerzone der Innenstadt im Schatten des Kröpeliner Tors erreicht, türmten sich vor uns auch schon die ersten (regenfesten) Zelte des Welt-Kinderfestes auf. Dort hatte man die vereinzelten Regenschauer ganz gut überstanden und war gerade dabei, den Wettbewerb „Schrott-Rad-Kunst“ auszuwerten. Im Rahmen der Europäischen Mobilitätswoche (16. bis 22. September 2010) hatten Schülerinnen und Schüler aus Rostock alte Fahrräder kreativ umgestaltet. Das Ergebnis waren unter anderem ein Kuh-Fahrrad von der Grundschule „John Brinckmann“, eine Kutsche der Beruflichen Schule „Alexander Schmorell“ und eine höchst fantasievolle Krake. Belohnt wurden die acht eingereichten Drahtesel mit der „Goldenen Speiche“ und Preistüten gesponsert von der RSAG, der Rostocker Kunsthalle und der Deutschen Bahn (na, was da wohl drin sein wird?). Ein kleines Stück weiter in Richtung Doberaner Platz war ein großes buntes Zelt der Spielefirma Ravensburger aufgestellt. Die kleine Samira (5) war heute von ihrer Mutter mit dem Kinderfest überrascht worden und testete dort gerade gemeinsam mit ihr das Spongebob Labyrinth-Spiel. Zuvor hatte sie im Was-ist-was-Zelt sogar ein Buch gewonnen. Noch mehr Spiele gibt es im Zelt des Herstellers Asmodee Richtung Uniplatz. Dort sind die jungen und freundlichen Mitarbeiter nur allzu gern bereit, ein paar Runden mit den neugierigen Passanten zu spielen. Neu und besonders empfehlenswert ist das Party-Spiel „Buzz it!“, das uns auch gleich demonstriert wird. Auf bunten Kärtchen stehen dann Fragen wie „Was machen Männer, aber Frauen nicht?“ – man sieht, es ist vom Alter her nach oben hin offen. Das Spiel kann allerdings auch in einer kinderfreundlichen Variante gespielt werden, indem man die jeweils andersfarbige Frage auf dem Zettel vorliest. Ganz neu auf dem Spielemarkt ist auch eine Erfindung, die uns im nächsten Zelt gezeigt wurde. Dort wurden mit sogenanntem PlayMais (sieht ehrlich gesagt aus wie die Styropor-Kügelchen, in denen meine Kamera geliefert wurde) die fantastischsten Figuren gebaut. Nach dem Krone basteln, Teller ausmalen und Perlen stecken war Oma Marita mit ihrer 5-jährigen Enkelin Milena dort gelandet und ganz begeistert: „Man könnte es sogar essen, es wäre jedenfalls nicht giftig.“ Mit ein wenig Wasser angefeuchtet klebten die kleinen farbenfrohen „Maiskörner“ tatsächlich aneinander, wie der Selbsttest bewies. In einem kleinen Heftchen standen auch viele Anregungen und Anleitungen zum Basteln, wie etwa ein Baum, eine Kuh oder sogar ein Elefant. Das Bild von einem roten Fuchs aus „Mais“ hatte es Anni natürlich sofort angetan. Zum Glück gab es dafür keine Anleitung, sonst würden wir vermutlich morgen immer noch dort sitzen! Ihr könnt das bunte Programm am Kröpeliner Tor und auf dem Universitätsplatz hingegen auch morgen noch genießen. Von 11 bis 18 Uhr geht es unter dem Motto „Eene meene muh und was weißt du“ auf große Weltreise.

17. September 2010 | Weiterlesen
5. Grünflächenbereisung im Rostocker Lindenpark

5. Grünflächenbereisung im Rostocker Lindenpark

Zu seiner alljährlichen traditionellen Grünflächenbereisung lud das Amt für Stadtgrün, Naturschutz und Landschaftspflege heute Mittag die Vertreter aus Politik und Medien zu einer Führung in den Lindenpark ein. Ziel dieses geführten Rundgangs war es, Beispiele der Arbeit des Amtes und die Resultate der sinnvoll investierten öffentlichen Gelder zu zeigen. Trotz der angekündigten Regenschauer konnte sich das Amt für Stadtgrün über eine reiche Anzahl von Interessenten freuen, im letzten Jahr wäre die Grünflächenbereisung wohl ein ziemlicher Flop gewesen. So war natürlich auch ich dabei, zwar mit denkbar schlechter Regenkleidung, aber dafür ein weiteres Mal in Begleitung von Anni, die sich als Fotografin langsam unersetzlich macht. Erster Punkt von insgesamt sieben der Parkbesichtigung war eine Computerpräsentation mit Übersichten über die Arbeit des Amtes sowieso Rückblicken in die Geschichte. Im Jahr 1831 wurde der Lindenpark als damals erster kommunaler Friedhof in Rostock angelegt und eröffnet. Etwa zur selben Zeit wurde Christoph N. Wilcken zum ersten Rostocker Stadtgärtner ernannt. Erst um 1920 wurde das Rostocker Gartenamt gegründet, 1991 kam es mit fast 300 Mitgliedern zur Neugründung nach der Wende. Aktuell wurde die Mitgliederzahl auf 160 dezimiert, was sehr problematisch ist „denn die Stadt ist ja heute nicht kleiner geworden“, wie Dr. Stefan Neubauer während der Führung erklärt. Bei einem jährlichen Flächenzuwachs von 30 Hektar gäbe es kein Äquivalent bei Personal und Finanzierungsmitteln. Der Lindenpark wurde 1979 nach Ablauf der letzten Ruhefristen der Gräber zu einem Wohngebietspark umgestaltet. Namensgeber waren natürlich die schönen Lindenalleen, die teilweise heute noch in der Originalsubstanz von 1831 erhalten sind. Allerdings zeigen sich schon bei den schönen alten Linden die ersten Probleme, wie Steffie Soldan, Teamleiterin Stadtbäume, erklärt. Ursprünglich waren die Bäume in Kopfform geschnitten worden und an eben diesen Schnittstellen setzen sich nun Pilze an, die zum Verfaulen des Kronenansatzes führen. Der Stamm wird allmählich ausgehöhlt und kann die Krone auf Dauer nicht mehr tragen, sodass Bruchgefahr besteht. Da aus ästhetischen und biologischen Gründen nicht einzelne Bäume herausgenommen werden können, wurden alle Bäume einer Reihe gleichermaßen behandelt und in der Höhe um sechs Meter eingekürzt. Seit der Umgestaltung in den 70er Jahren wird außerdem kontrovers über das äußere Erscheinungsbild des Parks diskutiert. Da wären zum einen die Romantiker, die den Wildwuchs aus ästhetischer Sicht im Vergleich zur Stadtkulisse bevorzugen. Auf der anderen Seite geht dadurch natürlich auch die alte orthogonale Wegstruktur verloren und es werden mehr Büsche geboten, hinter der sich Gefahr jeder erdenklichen Art verstecken kann (ein berechtigter Gedanke, wie ich finde!). Unter den vielen Bäumen des Lindenparks verstecken sich außerdem vier Naturdenkmale, die besonderen Schutz genießen dürfen. Darunter die 120 Jahre alte Gelbe Pavie, für die der betonierte Fuß- und Radweg extra mit einer Wurzelbrücke aus Eichenbohlen unterbrochen wurde (ich hab mich schon immer gefragt, warum da zwischendurch Holz ist …). Nach weiteren Stationen bei Wind und Regen am Spielplatz und jüdischen Friedhof kam schließlich die erlösende siebte Station – warmer Tee und Kuchen beim Stadtgrünamt – und der lehrreiche Ausflug neigte sich seinem Ende.

17. September 2010 | Weiterlesen
1. Rostocker Firmenlauf 2010

1. Rostocker Firmenlauf 2010

44 Teams bzw. 176 Läufer tummelten sich gestern Abend zwischen Georg Büchner und Mau Club im Rostocker Stadthafen, um am ersten Rostocker Firmenlauf teilzunehmen. Der Veranstalter pro Event hatte Unternehmen, Einrichtungen und Institutionen aus der Region aufgefordert, sich der Herausforderung zu stellen. Wer also schon immer den eigenen Kollegen oder der Konkurrenz beweisen wollte, was ein echter Läufer ist, für den war nun die Gelegenheit gekommen. Neben dem sportlichen Ehrgeiz ging es aber natürlich in erster Linie um den Spaß am Sport und die Kontaktpflege. Bevor jedoch zum gemütlichen Teil übergegangen werden durfte, galt es allerdings zunächst die wahlweise viereinhalb oder neun Kilometer lange Laufstrecke zu bewältigen. Über zwei bis drei Jahre lang geisterte die Idee für den Firmenlauf bereits in den Köpfen der Veranstalter um Roman Klawun herum. Vor nur etwas über sechs Wochen entschied man sich dazu, das Vorhaben noch in diesem Jahr zu realisieren. „Wir dachten uns, wir machen das jetzt einfach“, so Martin Breitzmann von Pro Event über die Entscheidung. Bedenken, es könnte aufgrund der geringeren Größe Rostocks, im Vergleich zu anderen Städten mit etablierten Firmenläufen wie Berlin oder Hamburg, nur wenige Teilnehmer geben, wurden über Bord geworfen und stattdessen Einladungen verschickt. Die große Resonanz am gestrigen Abend dürfte dann auch allen Skeptikern in beeindruckender Weise gezeigt haben, dass die Befürchtungen überflüssig waren. Bemerkenswert, wenn man die kurzfristige Organisation und den geringen Werbeeinsatz bedenkt. Gestartet wurde in Teams zu je vier Läufern. Die Zeiten der einzelnen Teammitglieder wurden addiert und auf diese Weise die schnellsten Mannschaften ermittelt. Darüber hinaus gab es natürlich auch Einzelwertungen für die schnellsten Läufer im Feld. Über die 4,5 Kilometer war es Karl Schreiber vom Team Gesundschuh, der allen davonlief und das Ziel trotz Gegenwind in nur 14 Minuten und 45 Sekunden erreichte. Schreiber ist kein unbeschriebenes Blatt in der Region, denn wenn er nicht gerade beim Firmenlauf teilnimmt, startet er für den 1. LAV Rostock. Hansa Manager Stefan Beinlich belegte übrigens den 13. Platz. In der Frauenwertung setzte sich das Team Steuerexperten 1 durch und verwies die Amtshopperinnen und das Studentenwerk auf die Plätze. Bei den Männern waren es die Gesundschuh Läufer um Karl Schreiber, die nicht zuletzt dank der starken Zeit des Einzelsiegers den ersten Platz belegten. Allerdings lief das zweitplatzierte DKB Team 1 mit gerade einmal 8 Sekunden Rückstand ins Ziel ein. In der Mixed Wertung setzte sich das DKB Team 2 vor dem Team DRK 1 und der Stadtwerke Rostock AG 1 durch. Der schnellste Läufer über neun Kilometer war Carsten Warnecke von der Stadtverwaltung Rostock, dessen Mannschaft auch in der Teamwertung den ersten Platz erreichte und die Stadtwerke Rostock AG II auf den zweiten Rang verwies. In der Mixed-Wertung triumphierte das AIDA Laufteam. Der Kostümverleih Klamottchen gehörte zwar nicht zu den schnellsten im Feld, werbewirksam waren die farbenfrohen Kostüme aber allemal. „Wir sind heute die Spaßmannschaft“, scherzten die vier vor dem Lauf und auch danach waren sie bei bester Laune. „Es hat Spaß gemacht“, war ohnehin der wohl meistgehörte Satz an diesem Abend. Beste Voraussetzungen also für eine Neuauflage im nächsten Jahr. Diese soll dann vor den Sommerferien stattfinden, um im Anschluss an den Lauf mehr Zeit fürs gemütliche Beisammensein bei sommerlichen Temperaturen zu haben. Viele der Läufer werden nach der gelungenen Premiere mit Sicherheit im nächsten Jahr wieder dabei sein, mit dem Ziel, das eine oder andere Ergebnis ein wenig zu korrigieren. Bildergalerie:

16. September 2010 | Weiterlesen
Justin Cronin: „Der Übergang“

Justin Cronin: „Der Übergang“

Ich hab mittlerweile ja echt schon einiges erlebt bei Rostock-Heute, aber eine zweisprachige Lesung war selbst für mich etwas ganz Neues. Umso gespannter war ich, als ich gestern Abend die Thalia-Buchhandlung in der Breiten Straße betrat. Den Ort der Lesung selbst hätte ich dann fast gar nicht gefunden, so versteckt, wie die wenigen Stuhlreihen hinten im Café-Bereich waren. Ganz anders bei meinem letzten Besuch, als Star-Journalist Günter Wallraff die gesamte Buchhandlung gefüllt hatte. Autor Justin Cronin ist in seinem Heimatland, den USA, auch schon so etwas wie ein Star. Seine ersten beiden Romane wurden bis jetzt zwar noch nicht ins Deutsche übersetzt, doch aller guten Dinge sind schließlich drei und so ist es kein Wunder, dass sein drittes Buch endlich den Sprung über den Teich geschafft hat. Begleitet wurde der Autor von Schauspieler Heio von Stetten (kam mir tatsächlich irgendwie bekannt vor) und einer Dolmetscherin, die gleichzeitig die Moderation übernahm. Das Ungewöhnliche an „Der Übergang“ (Originaltitel „The Passage“) beginnt schon bei seiner Entstehungsgeschichte. Im Jahr 2005 hatte die damals 8-jährige Tochter von Justin Cronin bemängelt, dass sie seine bisherigen Bücher langweilig fände. Also beschlossen sie, zunächst nur als Spiel, sich gemeinsam eine neue Geschichte auszudenken. Während der Vater also joggte und die Tochter nebenher mit dem Fahrrad fuhr, entwickelte sich ganz nach den Wünschen der Kleinen über drei Monate eine ungewöhnliche Story über ein rothaariges Mädchen, das die Welt rettet (denn die Tochter von Cronin hat auch rote Haare). Nach dem unerwarteten Erfolg des daraus entstandenen Romans beteiligte Cronin sie natürlich am Gewinn, wie der Autor lächelnd erzählt: Mit der Finanzierung des College und einem eigenen Pferd. Ganz so einfach lässt sich der Inhalt des 1024 Seiten dicken Romans jedoch nicht zusammenfassen, denn mit den Fantasien eines kleinen Mädchens hat es eigentlich erschreckend wenig zu tun. Etwa fünf bis 15 Jahre in der Zukunft haben die USA aus kriegsstrategischen Gründen mit Hilfe von Mikrobiologie und Virologie menschenähnliche Waffen erfunden, die stark an die blutrünstigen Vampire aus der Zeit vor Twilight & Co. erinnern. Für diese Versuche wurden zwölf Häftlinge aus der Todeszelle ausgewählt und – als 13. Testperson – die kleine Amy, die eigentlich so gar nicht ins Schema passt. Bei den Experimenten geht aber natürlich etwas schief, sodass die mutierten Vampirbestien entkommen und die gesamte Erdbevölkerung dem Untergang geweiht ist. Wie man das altbekannte Weltuntergangs-Szenario auf so einen dicken Wälzer ausdehnen kann, ist mir immer noch ein Rätsel. Tatsächlich ist „Der Übergang“ sogar auch erst Teil eins einer insgesamt dreiteiligen geplanten Reihe. In den USA ist Cronins Roman jedoch schon so ein großer Erfolg, dass die Rechte an der Verfilmung bereits verkauft wurden, nämlich an Regisseur Ridley Scott (Alien, Blade Runner, Gladiator, Hannibal, …). Das Drehbuch dazu ist bereits fertig gestellt, der Film wird dann vielleicht schon 2012 erscheinen, gemeinsam mit dem zweiten Band des Romans.

16. September 2010 | Weiterlesen
„Impressionen – gezeichnet, gescratcht und gemalt“

„Impressionen – gezeichnet, gescratcht und gemalt“

Als ich das letzte Mal zu einer Ausstellungseröffnung ins „Börgerhus“ nach Groß Klein gekommen bin, war der dramatische Fall des Messerstechers noch topaktuell und die Schneemassen ungewohnt groß. Inzwischen sind die Schneemassen geschmolzen (oder schon wieder im Anmarsch?) und auch die damalige Gefahr ist gebannt. Zu meiner Freude nahm sich meine liebe Schwester Anni ein wenig Zeit für mich und begleitete mich zum „Börgerhus“, um mich bei meiner Arbeit zu unterstützen. Grund für unser Erscheinen dort war die Eröffnung der Ausstellung „Impressionen – gezeichnet, gescratcht und gemalt“, in der Bilder von Gudrun Herold gezeigt werden. Gudrun Herold ist Groß Kleiner Künstlerin und leitet als ehrenamtliche Mitarbeiterin seit 2006 eine Malgruppe im „Börgerhus“. Die Ausstellung ist schon ihre zweite in dem Gebäude. Zum näheren Verständnis des Ausstellungstitels erklärte sie den Besuchern zunächst einmal, was eigentlich „scratchen“ bedeutet. Vom Englischen abgeleitet und aus der Musik bereits bekannt, ist „scratchen“ nichts anderes als kratzen. Dabei werden in speziellen, mit schwarzer Farbe beschichteten Karton mit einem spitzen Gegenstand Linien und Strukturen hinein gekratzt. „Es ist sehr schwierig, weil jeder Strich, der daneben ist, auch daneben bleibt.“, erläutert Gudrun Herold die Probleme der Technik. Mit dem Malen angefangen hatte die Künstlerin etwa 1998, als das Zeichnen Teil der Therapie während einer Reha-Behandlung war. Während dieser Zeit fand sie Geschmack an der Kunst, entdeckte ihr Talent und konnte die Schmerzen dadurch ausblenden. Im Rahmen der Eröffnung wurde auch die kurze Geschichten von den „Kleinen Leuten in Swabedoo“ vorgetragen. In dieser kurzweiligen Erzählung geht es um ein kleines Völkchen, das unter sich als nette Geste bei jeder Gelegenheit Pelzchen austauscht, die es in einem Beutel stets bei sich trägt. Weil der grüne Kobold diese Gewohnheit als unsinnig erachtet, erzählt er einem Swabedooer, dass ihm durch das viele Tauschen irgendwann die Pelzchen ausgehen würden. Dieser Gedanke sät im Volk solches Misstrauen, dass bald niemand mehr seine Pelzchen tauschen mag und stattdessen die kalten Steine des Kobolds untereinander verteilt werden. Die Geschichte hatte leider kein richtiges Happy End, als Zeichen des Dankes schenkte Künstlerin Gudrun Herold anschließend jedoch jedem Gast ein kleines Pelzchen. (Eine tolle Idee, wie ich finde!) Im Anschluss ging es an die Besichtigung der kleinen Ausstellung. In den Fluren des „Börgerhus“ sind derzeit viele Aquarelle, teilweise auch Bleistift- und Tuschezeichnungen mit überwiegend Pflanzenmotiven zu sehen. Ein Besuch lohnt sich immer!

14. September 2010 | Weiterlesen
Lars Lehmann „Aufstand des Prekariats“

Lars Lehmann „Aufstand des Prekariats“

Leere Kartons, Milchtüten, Kunststoffflaschen – gewöhnliche Haushaltsgegenstände, die ihren Zweck erfüllen und nach dem Gebrauch weggeworfen werden. Lars Lehmann hebt sie auf, stellt sie gewissenhaft zusammen, rückt sie ins rechte Licht und malt davon ein Bild, meist mit intensiven Ölfarben. Ein Stillleben, wie man es von den Gemälden Alter Meister kennt. Nur ist Lars Lehmann, der 1967 in Greifswald geboren wurde, nicht in vergangenen Jahrhunderten stecken geblieben. Denn obwohl er sich dieser traditionsreichen Darstellungsform der Malerei bedient, ist in seiner Motivwahl der Bezug zur Gegenwart unübersehbar. Statt üppiger Blumensträuße und prunkvoller Obstschalen malt er Bügeleisen und Zahnputzbecher. Dieser ironische Gegensatz macht den außerordentlichen Reiz des Werkes von Lars Lehmann aus. Unter dem Titel „Der Aufstand des Prekariats“ ist eine große Auswahl seiner Gemälde noch bis Ende November in der Galerie Art Fuhrmann im Fischereihafen zu sehen. Die hier ausgestellten Arbeiten sind in den letzten zweieinhalb Jahren entstanden und umfassen sowohl klein- als auch großformatige Malereien. Zu den großformatigen Bildern gehört das beeindruckende „Babylon“. Es gewährt Einblick in eine Garage oder sonstige Abstellkammer, in der sich Kanister, Kannen und allerlei farbenfrohes Gerümpel dramatisch aufeinander türmen. Mittendrin steht ein kleines grinsendes Holzmännchen, das in dem Chaos unterzugehen droht. Es ist nur eines von vielen kleinen Details, die an den so sorgfältig durchkomponierten Arrangements der Stillleben faszinieren. Immer wieder kann der Betrachter interessante Einzelsituationen im Gesamtbild entdecken. So auch in Lars Lehmanns neuestem Werk „Der Aufstand“, das durch sein lang gestrecktes Format an einen Altarsockel erinnert. Das Bild zeigt einen farbenfrohen Aufzug nicht von Heiligen, sondern von Plastikflaschen und Hygieneartikeln auf einem Fensterbrett. Wem hier wohl gehuldigt werden soll? Wie auch in seinen anderen Stillleben sind die abgebildeten käuflichen Produkte frei von Etiketten und Werbeschildchen. Dem Maler ist nicht daran gelegen, die Dinge real erscheinen zu lassen. Vielmehr belässt er sie in einem Bereich zwischen bunter Fantasie und rauer Wirklichkeit. Inmitten des knalligen Kunststoffkosmos findet der Betrachter aber auch kleine natürliche Objekte, wie Muschelschalen und Kienäpfel. Allerdings sind auch diese leblos und werden so zu einem Symbol der Vergänglichkeit. Vielschichtigkeit zeichnen die Kompositionen von Lars Lehmann aus. Durch die metaphorische Anreicherung ihrer Elemente reihen sich seine Gemälde in eine Tradition der Stillleben ein, die Zeugnis einer gesellschaftlichen Entwicklung geben wollen. Der anspielungsreiche Titel „Der Aufstand des Prekariats“ deutet bereits darauf hin, dass der Künstler mit seinem Werk seine Umwelt nicht nur beobachtet und darstellt, sondern auch kommentiert. „Eigentlich ist es egal, was man malt. Die Hauptsache ist, wie man es macht. Der Inhalt ist aber das zweitwichtigste“, sagt der Künstler und ergänzt: „Eigentlich bin ich mit den Dingen ganz zufrieden.“

13. September 2010 | Weiterlesen
Tag des offenen Denkmals 2010 in MV

Tag des offenen Denkmals 2010 in MV

„Vorsicht, der schnappt manchmal zu.“ Erschrocken weiche ich einen Schritt von dem schönen, aber leider ausgestopften Fuchs zurück, dem ich mich zuvor neugierig genähert hatte. Die Warnung stammt von Gutsherr Dr. Klaus Prömmel, dem Besitzer des imposanten Ritterguts Nustrow, in dessen Eingangshalle wir uns befinden. Gleich darauf tritt er an meine Seite und krault das tote Tier liebevoll hinter den Ohren. Die nächste Führung finde erst in einer halben Stunde statt, solange könnten wir uns aber zu Kaffee und Kuchen ins Kaminzimmer setzen, bietet er uns an. Dieses Angebot können wir natürlich unmöglich ablehnen. Nach vorübergehender Sättigung am reichhaltigen Kuchenbuffet kann die Führung mit der Gruppe beginnen. Das pompöse Gebäude mit 2100 Quadratmetern Nutzfläche und einer Deckenhöhe von 4,30 Metern im Erdgeschoss wurde 1830 erbaut. An gleicher Stelle stand ursprünglich ein Wasserschloss, Teile der alten Wasserläufe und ein Flügel der etwa 500 Jahre alten Schlossanlage sind noch heute erhalten. „Der wurde allerdings so stark renoviert, dass Sie ihn heute wahrscheinlich nicht mehr wieder erkennen würden“, gesteht Gutsherr Klaus Prömmel. Mit der Bodenreform 1945 wurde seine Familie enteignet und erschossen, lediglich der Vater überlebte, weil er zu dem Zeitpunkt außer Haus war. In der Nachkriegszeit wurden im Rittergut Flüchtlinge untergebracht, im Kaminzimmer war eine Typhus-Station. Heute befindet sich das Gut wieder im Besitz der Familie Prömmel. Nach aufwendigen Renovierungsarbeiten ist das großzügige Gebäude mit Café, Restaurant und Gästezimmern ausgestattet und steht auch für Familienfeiern, Hochzeiten und Seminare offen. Gewissermaßen als Kontrastprogramm könnte man unseren nächsten Punkt beim „Tag des offenen Denkmals“ betrachten. Obwohl ebenfalls ein Relikt aus früherer Zeit, geht man bei der Renovierung des Gutshauses Bobbin in Wasdow auf ganz andere Weise vor. Doch beginnen wir ganz von vorn. Die Geschichte des Gutshauses reicht bis ins 18. Jahrhundert zurück, als Helmuth Hartwig von Blücher seinem Sohn Anton Friedrich das Haus vermachte. Im Besitz von dessen Nachkommen blieb das Gebäude bis ins Jahr 1912, als der Domänenrat Carl Schmidt das Gut für 1,5 Millionen Reichsmark kaufte und es seinem Sohn Richard übertrug. Da dieser sich zu dem Zeitpunkt noch in Ausbildung befand, konnte er es erst bei seiner Eheschließung 1922 übernehmen, am 1. Mai 1945 wurde Richard Schmidt jedoch von den Russen erschossen. „Da hinten, hinterm Baum“, wie Mario Lenkeit während der Führung sagt. 2003 hatte Lenkeit das Gutshaus gemeinsam mit seiner Frau gekauft, die Sanierung erfolgt schrittweise und ohne Kredit, „so wie das Geld gerade da ist“. Bei der Sanierung benutzt der Gutsherr fast ausschließlich die ursprünglichen Materialien, darunter alte Lehmsteine für den Wandverputz. Eine Heizung hat es hier nie gegeben und soll es auch nicht geben, stattdessen gibt es in jedem Raum Öfen. Das dazugehörige Holz wird ebenfalls selbst beschafft. „Das steht noch im Wald. Beim Fällen wird einem so warm, da braucht man gar nicht mehr zu heizen“, so Lenkeit. Einige Räume befinden sich noch im Rohzustand, andere sind schon komplett saniert und möbliert. Beim Kauf hatte das Haus jedoch komplett leer gestanden, sodass das Mobiliar erst nach und nach herbeigeschafft werden muss. In einem Zwischenstadium der Renovierung befindet sich ein Schlafzimmer im Obergeschoss, welches früher einmal als Kinderzimmer gedient hatte. Unter einigen Tapetenschichten kam dort eine etwa 100 Jahre alte Wandbemalung mit Märchenmotiven zum Vorschein, die restauriert werden soll. Ein regelmäßiges Highlight der nahen Umgebung und weitere Einnahmequelle für die Sanierung ist der sonntägliche Flohmarkt in einer Scheune neben dem Gutshaus. Auf 600 Quadratmetern werden dort Möbel, Gebrauchsgegenstände und Kleidung aus Haushaltsauflösungen an den Mann gebracht. Auch diese Gelegenheit konnten wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Letztes Ziel unserer Rundtour durch Mecklenburg war die bekannte Kloster- und Schlossanlage Dargun. Nach herrschaftlichen Anwesen und prunkvollem Mobiliar ist die gewaltige Ruine auf den ersten Blick dann jedoch etwas enttäuschend. Bedauerlicherweise hatte man sich erst im Jahr 1990 dazu entschlossen, das Bauwerk zu erhalten und schrittweise zu erneuern. Davor war es vollständig sich selbst und dem Verfall überlassen worden, sodass nicht viel mehr als die Außenwände stehen geblieben sind. Bei der Sanierung der dazugehörigen Kirche hatte man sich jedoch schon große Mühe gegeben. Auch als Nicht-Kirchengänger ist der Blick durch die deckenhohe Glasfront auf den ruinösen Rest des Kirchenschiffs ein atemberaubender Anblick. Und als hätten wir an diesem Tag nicht schon genug Türme bestiegen, kamen wir auch um diesen Kirchturm nicht herum. Nach dem Besteigen der sehr engen und sehr steilen Wendeltreppe findet sich der waghalsige Besucher in schwindelerregender Höhe wieder. Belohnt wird er dafür mit einem unvergesslichen Blick auf die dörfliche Umgebung und in die Tiefen der Ruine – ein schöner Abschluss für einen ebenso schönen Tag. Bis zum nächsten Mal, wenn die Denkmäler den Besuchern beim „Tag des offenen Denkmals“ wieder einmalige Einblicke gewähren.

13. September 2010 | Weiterlesen
Venus im Pelz - Uraufführung im Theater im Stadthafen

Venus im Pelz - Uraufführung im Theater im Stadthafen

Oben oder unten, geben oder nehmen, aktiv oder passiv – diese Ungleichheiten lassen sich wohl in vielen Beziehungen zwischen zwei Menschen beobachten. Einer sagt, wo es lang geht und der andere folgt ihm, mit Freude oder auch nicht. So auch in der Novelle „Venus im Pelz“ von Leopold von Sacher-Masoch, die Florian Dedio als Bühnenstück im Theater im Stadthafen am Samstag zur Uraufführung gebracht hat. Hier sind es der junge Adlige Severin von Kusiemski und die wunderschöne Witwe Wanda von Dunajew, die sich ineinander verlieben. Mann und Frau auf einer Augenhöhe? Nicht bei den beiden. „In der Liebe gibt es kein Nebeneinander“, ist Severin überzeugt. Besessen von der Fantasie, der Sklave eines schönen Weibes zu sein, überredet er Wanda zu einer Beziehung, in der sie die totale Macht über ihn hat. Ausgestattet mit Pelz und Peitsche übernimmt Meike Faust die Rolle der „Femme Fatale“ und dominiert nicht nur ihren Sklaven, sondern auch das Geschehen auf der Bühne. Nachdem sie sich warm gespielt hat, gelingt es ihr, die Vielschichtigkeit ihrer Figur zu zeigen. Denn Wanda neigt anfänglich eigentlich nicht zur Dominanz. Erst Severin weckt diese Seite in ihrem Charakter, indem er sie immer wieder dazu ermutigt, ihn entwürdigend zu behandeln. Auch zwischendurch fällt die Schöne immer wieder aus der ihr zugewiesenen Rolle. „Hab ich dir wehgetan?“, fragt sie beispielsweise ganz besorgt und voller Scham nach dem ersten Peitschenschlag. Aber für Severin sind Schmerzempfinden und sinnliche Lust miteinander verknüpft. Und was kann bei einem Verliebten einen größeren Schmerz verursachen als die Eifersucht, hervorgerufen durch die Untreue der Frau. Wanda lacht sich einen Geliebten an, den cholerischen Griechen Alexis Papadoplus, dargestellt von Tobias Hamann. Dieser demütigt Severin vor den Augen seiner Herrin, sodass der Sklave endgültig den Wunsch verliert, sich zu unterwerfen. Aber auch zuvor hat es bereits immer wieder Situationen gegeben, in denen die Rollenverteilung von beiden in Frage gestellt wird. Diese Momente machen letztendlich auch den Reiz und die Spannung des Stückes aus. Mitunter bleibt ihre Wirkung jedoch etwas blass, da das Auftreten von Dino Gebauer als Severin eher indifferent ist. Ihm liegen besonders die Szenen, in denen seine Figur ihren Gefühlen offen freien Lauf lassen kann. Unterstrichen werden die Empfindungen der beiden Hauptfiguren durch die musikalische Begleitung von Anne Roedszus am Saxophon und Philipp Wisotzki am Klavier. Vorgetragen vom hinteren Bühnenrand, harmoniert ihr vielseitiges Spiel sehr gut mit den einzelnen Szenen. Das Premierenpublikum ist mit Interesse bei der Sache. Es wird bemerkbar gelacht und mitgelitten, und das liegt natürlich auch in der Absicht des Regisseurs. „Severin geht doch auf eine relativ interessante Reise als Sklave. Ich möchte diese Reise dem Publikum verständlich machen. Die Zuschauer sollen den Reiz, den sie für den Menschen hat, verstehen“, erklärt Florian Dedio. Für den Rostocker ist es das erste Mal, dass er ein Bühnenstück inszeniert. Bisher hat der 29-Jährige vor allem Erfahrungen in der Filmbranche gesammelt und schon einige Dokumentar- und Kurzfilme gedreht. Eine Ausbildung als Drehbuchautor hat er mit Auszeichnung bei der Vancouver Film School abgeschlossen. „Venus im Pelz“ gehört schon seit Langem zu seinen Lieblingsbüchern. Die Novelle des österreichischen Schriftstellers Leopold von Sacher-Masoch aus dem Jahre 1870 gilt heute als Weltliteratur und ist nicht zuletzt auch dadurch bekannt, dass der Begriff Masochismus auf „Venus im Pelz“ zurückgeht und vom Namen des Autors abgeleitet wurde. Eine weitere Vorstellung des Stückes wird es am 15. September im Theater im Stadthafen geben.

12. September 2010 | Weiterlesen
Tag des offenen Denkmals 2010 in Rostock

Tag des offenen Denkmals 2010 in Rostock

Diesen wunderschönen und tatsächlich mal sonnigen Sonntag konnte man wirklich nicht besser nutzen, als Familienausflug und Kulturprogramm miteinander zu verbinden und gleichzeitig die Rostocker Umgebung mal ein Stückchen besser kennen zu lernen. Einmal im Jahr bietet sich die seltene Gelegenheit, dass bundesweit etwa 7500 Denkmäler ihre Türen öffnen und den rund fünf Millionen Besuchern damit teils ungewöhnliche und eindrucksvolle Einblicke gewähren. Schon 1984 rief der Franzose Jack Lang in seinem Heimatland die „Journées Portes ouvertes monuments historiques“ ins Leben, in den folgenden Jahren schlossen sich weitere Länder an. 1993 übernahm auch Deutschland diese Idee und führte mit 3500 Denkmälern den ersten „Tag des offenen Denkmals“ ein. Der erste Programmpunkt auf unserer langen Liste war ein wohlbekanntes Gebäude in Rostocks Norden – die Warnemünder Kirche. Eigentlich ist diese nicht weiter einen Detailbericht wert, doch an diesem besonderen Tag bot sich die einmalige Chance, den Kirchturm zu besteigen. Leider machte uns da der sonntägliche Gottesdienst einen Strich durch die Rechnung, sodass wir zur sinnvollen Zeitüberbrückung zunächst erst noch den Warnemünder Leuchtturm bestiegen. Bei klarem Himmel und spätsommerlichen angenehmen Temperaturen konnte man den herrlichen Ausblick über den Strand, den Alten Strom und die Warnemünder Altstadt dann optimal genießen. Allerdings gehörte der Leuchtturm nicht zu den teilnehmenden Denkmälern, sodass der Eintritt nicht erspart blieb. Eine Stunde später öffnete auch die Warnemünder Kirche endlich ihre Türen für den steilen aber sehr lohnenswerten Aufstieg. Warum immer bloß sieben Besucher zur gleichen Zeit auf den Turm durften, konnte ich oben angekommen dann ganz gut verstehen. Von der Treppe auf den engen Dachboden kletternd lief man zunächst sofort Gefahr, sich den Kopf an der gewaltigen Kirchglocke anzuschlagen. Hatte man diesen Gefahrenpunkt jedoch heil überwunden, bot sich von einem engen Gang aus auf drei Seiten des Kirchturmes ein herrlicher Blick über Warnemünde, wie er sich von keinem anderen Gebäude aus erschließt. Die ungeduldig wartenden Besucher im Eingangsbereich der Kirche im Kopf, war es jedoch bald schon wieder Zeit für den Abstieg. Gelohnt hat sich dieser Ausblick aber allemal. Mit schönen Eindrücken und Fotomotiven angefüttert, ging es kurz darauf hoch motiviert weiter zum zweiten Programmpunkt des Tages: den Ringlokschuppen in Rostock. Als Teil des Bahnbetriebswerks wurde dieser Lokschuppen um 1850 gebaut und zählt damit zu den ältesten erhaltenen in Deutschland. Von der ebenfalls erhaltenen runden Drehscheibe ausgehend, erinnert die Form dieses Gebäudes seltsamerweise eher an ein Stück Torte. Die (ehemals) verlassene Halle war während ihrer Ruhepause vor Vandalismus weitgehend bewahrt worden und bot dementsprechend viele schöne Fotomotive. Vor einer der markanten großen Flügeltüren hatte der zuständige Architekt Plakate aufgestellt und erzählte jedem Interessierten bereitwillig von seinen Plänen, den Lokschuppen vollständig zu sanieren und mit einem Hauch des alten Charms in moderne Reihenhäuser zu verwandeln, wie es jüngst auch mit dem  ehemaligen Güterbahnhof geschehen ist. Mit diesen zwei Denkmälern war der Tag natürlich längst noch nicht zu Ende. Meine lieben Leser dürfen daher auf eine Fortsetzung des Berichts mit herrschaftlichen Gutshäusern gespannt sein :-)

12. September 2010 | Weiterlesen
Paolo Roversi „Studio“ in der Kunsthalle

Paolo Roversi „Studio“ in der Kunsthalle

Wer sich gern schöne Frauen anschaut, der sollte bis zum 14. November die Kunsthalle besuchen. Liebhaber der Fotografie werden hier bei der neuen Ausstellung ebenfalls auf ihre Kosten kommen. Denn unter dem Titel „Studio“ zeigt Starfotograf Paolo Roversi eine große Auswahl an Porträts, Aktfotografien und Polaroids. Mit 150 Arbeiten handelt es sich um eine der umfangreichsten Ausstellungen von Paolo Roversis Werk, die je zusammengestellt wurde. Erstmals sind auch Polaroids zu sehen, die das Archiv des Fotografen aus Sicherheitsgründen noch nie verlassen haben. Der 1947 in Italien geborene Paolo Roversi hat sich vor allem als Modefotograf international einen Namen gemacht. Seit 1973 lebt er in Paris, wo er in seinem „Studio“ arbeitet. „Seine Aufnahmen haben spätestens seit den achtziger Jahren die Modewelt beeindruckt und die Fashion-, aber auch die künstlerische Fotografie nachhaltig beeinflusst“, würdigt der Kurator der Rostocker Ausstellung Dr. Ulrich Ptak den Künstler. Seither sei er eine Ikone bei Künstlern und Fotografen und werde auch von Models und Make-up-Artisten hochverehrt, so Ulrich Ptak. Prominente Models und Schauspielerinnen wie Kate Moss, Naomi Campbell, Milla Jovovich und Tilda Swinton wurden von Paolo Roversi abgelichtet. Darunter auch die sogenannten „Supermodels“ der achtziger und neunziger Jahre. Die Zusammenarbeit mit diesen Models führte zu einer Serie von Aktfotografien, die der Künstler unter dem Titel „NUDI“ zusammengefasst hat und die nun in der Kunsthalle zu sehen sind. Sie zeigen die blassen Models in scheuen Bewegungen. Immer vor gleichem farblosen Hintergrund, aus der gleichen Perspektive und mit gleicher Beleuchtung. Als Betrachter könnte man vermuten, dass sie an einem Tag, am selben Ort entstanden sind. Tatsächlich aber wurden sie über 12 Jahre hinweg in London, Paris und New York aufgenommen. Aber nicht nur naturbelassene Models hat Paolo Roversi aufgenommen, auch Modefotografien zählen zu seinem Werk. Immerhin hat er für nahezu alle großen Modemacher Fotostrecken angefertigt, so zum Beispiel für Giorgio Armani, Yves Saint Laurent, Christian Dior oder Yōji Yamamoto. Viele internationale Hochglanzmagazine wie die Vogue, das i-D magazine oder Interview haben seine Bilder abgedruckt. Für seine Aufnahme bevorzugt Paolo Roversi eine 8×10 Zoll-Polaroid-Kamera, was ihm auch den Titel „Prince of Polaroid“ eingebracht hat. Über seine Vorliebe für die Großbildkamera sagt er: „Es ist wie bei einem Maler, der seine Pinsel liebt. Diese Kamera ist genau das richtige Instrument für mein Werk. Mit ihr kann ich am besten ausdrücken, was ich möchte. Ich liebe das Format, die Größe. Außerdem liebe ich die Eigenständigkeit der Technik, wie sie den Kontrast und das Aussehen bestimmt.“ Ein weiteres Faible scheint Paolo Roversi für lange Belichtungszeiten zu haben. Einigen seiner Bilder verleiht er dadurch eine mystische und entrückte Stimmung. Nicht alle Ausstellungsbesucher konnten sich mit den außergewöhnlichen, teils sehr experimentellen Darstellungsformen des italienischen Fotografen anfreunden. Im Allgemeinen war der Zuspruch der Gäste der Eröffnungsfeier jedoch sehr groß, was sich auch am großen Andrang widerspiegelte. „Mit Paolo Roversi weht ja ein Hauch der internationalen Fashionszene nach Rostock“, schwärmte eine Anhängerin des Künstlers. Der war sogar persönlich anwesend und kam geduldig den vielen Autogrammwünschen nach.

12. September 2010 | Weiterlesen
16. Warnow-Radtourenfahrt 2010

16. Warnow-Radtourenfahrt 2010

Rostock zeigt sich an diesem Wochenende noch einmal von seiner sportlichen Seite. Während sich die hiesigen Sportvereine gestern Nachmittag beim 13. Sporttag in der City der Öffentlichkeit präsentierten, veranstaltete der Rostocker Radsportverein seine alljährliche Warnow-Radtourenfahrt, inklusive Radmarathon, die in diesem Jahr schon in die 16. Runde ging. Gefahren wurde sowohl am Samstag als auch am Sonntag. Samstags wurde zunächst im geschlossenen Verband eine Strecke von 84 km von Rostock über Kröpelin nach Kühlungsborn und über Bad Doberan zurück nach Rostock absolviert. Tags darauf hatten die Fahrer dann die Wahl zwischen fünf verschiedenen Strecken. 54, 75, 115 sowie 160 Kilometer standen zur Auswahl und natürlich die Königsdisziplin, der 205 Kilometer lange Radmarathon. Darüber hinaus gab es auch noch eine Familientour mit einer Streckenlänge von 25 Kilometern. Gut 150 Radfahrer nahmen an der Rundfahrt teil, 48 davon am Marathon. Den Schwierigkeitsgrad des Marathons ordnet Organisator Ulf Stuczynski im Mittelfeld an. Allerdings gibt er auch zu bedenken, dass „viele Fahrer, die nicht aus der Region stammen, die Schwierigkeit der Strecke unterschätzen“. Denn die ist zwar relativ flach, aber die eine oder andere Steigung, die es in sich hat, haben die Organisatoren in der Strecke dann doch berücksichtigt, so etwa bei Kühlungsborn. Entsprechend überrascht über das holprige Profil der Strecke zeigten sich dann auch einige Fahrer. Außerdem muss man hierzulande natürlich immer mit ordentlichem Gegenwind rechnen, der das Vorankommen erheblich erschweren kann. Nichtsdestotrotz schafften einige der Marathon-Fahrer einen Schnitt von 36 km/h. Die Warnow-Radtourenfahrt richtet sich praktisch an jedermann. Hobbyfahrer und Familien sind genauso willkommen wie Vereinsfahrer. Die gefahrenen Zeiten sind ohnehin irrelevant. „Das ist kein Rennen“, betonte Ulf Stuczynski. Den Veranstaltern geht es vielmehr um den Spaß am Radsport, um die Ausdauer und die Fitness. Viel wichtiger als die Zeiten sind die gefahrenen Kilometer, denn die bringen den Fahrern der RTF-Formel A Punkte. Dabei handelt es sich um eine Ausdauerwertung für Mitglieder in Vereinen des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR). Die Fahrer starten dazu nach eigenem Belieben bundesweit bei Radtourenfahrten und sammeln so das ganze Jahr über Punkte. Einige Sonderwertungen wurden darüber hinaus von den Organisatoren vergeben. So durfte sich der Helmut Pittermann mit seinen 78 Jahren über eine Auszeichnung als ältester Teilnehmer im Feld freuen, während dem sechsjährigen Lukas Ibendorf die Ehre zu Teil wurde, der jüngste Fahrer im Feld gewesen zu sein. Pittermann bewältigte die Strecke über 54 Kilometer, Lukas Ibendorf nahm an der Familientour über 25 Kilometer teil. Darüber hinaus wurden die teilnehmerstärksten Vereine geehrt. An erster Stelle stand hier der Mecklenburger Fahrradturn, der mit 10 Fahrern vertreten war, vor dem 1. LAV Rostock und dem TC Fiko Rostock (jeweils 8 Fahrer). Die Ulmenbande um Peter Spengler, die schon seit der ersten Warnow-Radtourenfahrt dabei ist, stellte mit fünf Teilnehmern dagegen das größte Team beim Radmarathon. Der vor kurzem 70 Jahre alt gewordene Spengler, war außerdem der älteste Marathonfahrer. Nach getaner Arbeit hieß es dann nur noch, gemeinsam bei einem kühlen Bier und Grillgut den Nachmittag gemütlich ausklingen zu lassen und neue Kraft zu tanken für die nächsten Touren. Für einige der Fahrer geht es schließlich bereits am nächsten Wochenende direkt weiter – mit der Laager Herbstfahrt.

12. September 2010 | Weiterlesen
Juliane Laitzsch: „rundherum“

Juliane Laitzsch: „rundherum“

Von Wolken war heute zur Abwechslung am Himmel mal recht wenig zu sehen, trotzdem zog es uns schon am späten Nachmittag in die Galerie „wolkenbank“ nahe dem Alten Markt. Auch wenn die große Masse der regionalen Kunstinteressierten zur gleichen Zeit vermutlich voller Vorfreude in die Kunsthalle geströmt ist, sollte diese kleine, aber sehr sehenswerte Ausstellung doch keinesfalls außer Acht gelassen werden. Gleich bei Betreten der Galerie wird der Blick des Besuchers wie magisch von der gegenüberliegenden Wand angezogen. In scheinbar physikalischer Unmöglichkeit wurde dort fensternah eine gewaltige Holzskulptur angebracht, die aus zahlreichen gleichmäßigen Bögen geschnitzt, eine beeindruckende Blütenform ergibt. „Sie können sie ruhig anfassen“, ermutigt Künstlerin Juliane Laitzsch die staunenden Besucher. Aus leichtem Lindenholz gefertigt, hatte dieses Werk sie einige Monate Arbeit gekostet. Den Mittelpunkt der Ausstellung stellen allerdings Werke ganz anderer Art dar. Mithilfe der Muster von mittelalterlichen Seidenstoffen aus einem Museum erstellt Juliane Laitzsch großflächige, teils sehr aufwühlende und farbenfrohe Grafiken. Da wäre beispielsweise die Zeichenserie „Nachthimmel“, welche erstmals in Rostock zu sehen ist. Auf gelb und grün bemaltem Papier ist filigran ein altertümliches Stoffmuster aufgezeichnet und wurde zusätzlich mit feinen weißen Punkten übersät. Die Kreise des Musters wurden sogar gänzlich aus dem Papier herausgeschnitten und symbolisieren den Übergang vom Imaginären zum Konkreten. „Laitzschs Arbeiten beschäftigen sich mit dem Spannungsverhältnis zwischen Fläche und Raum, sie halten das Verhältnis zwischen konkretem Ansatz und Illusionen in der Schwebe.“, analysiert die Berliner Kunstwissenschaftlerin Birgit Effinger die Ausstellung „rundherum“. Dabei würden abstrakte Linien sowohl poröse, als auch kompakte Formen bilden, ein Wechselspiel zwischen vorne und hinten, zwischen Materie und Leere und natürlich Ruhe und Bewegung. „Ich nutze in meinen Zeichnungen und Skulpturen Muster und Ornamente als Werkzeug, um das Verhältnis von Fläche und Raum oder auch das Diskursive im Verhältnis zum Faktischen zu erkunden“, sagt Juliane Laitzsch über ihre Arbeit. Dabei wurden nicht nur Werke aufgehängt, sondern sogar eine ganze Wand mit einem feinen Raster überzogen und so in ein temporäres Kunstwerk verwandelt. Die gesamte Ausstellung ist noch bis zum 23. Oktober in der Galerie „wolkenbank“ in der Wollenweberstraße zu sehen. Diese ist Mittwoch bis Samstag jeweils von 14:00 bis 19:00 Uhr geöffnet.

11. September 2010 | Weiterlesen
13. Sporttag auf dem Uni-Platz in der Rostocker City

13. Sporttag auf dem Uni-Platz in der Rostocker City

Der Sommer neigt sich in diesem Jahr langsam aber sicher seinem Ende entgegen. Ein guter Zeitpunkt für die vielen Rostocker Sportvereine, um sich noch einmal einem breiten Publikum vorzustellen. Beim inzwischen 13. Sporttag in der City am Universitätsplatz packten am heutigen Nachmittag etwa 30 Vereine die Gelegenheit dazu beim Schopfe. Ob in Form von Infoständen, Mitmachangeboten oder Vorführungen auf der Showbühne – der Stadtsportbund hatte auf jeden Fall für ein buntes Programm gesorgt, das am Abend mit der traditionellen Skaternight seinen Ausklang fand. „Wir wünschen uns wie in jedem Jahr 1000 Skater“, gab Vereinsberater Dr. Roland Bothe vom Stadtsportbund das ambitionierte Ziel der Veranstalter aus, zeigte sich aber auch gleichzeitig skeptisch, dass tatsächlich so viele Skater unterwegs sein würden: „In Rostock ist einfach zu viel los, da schafft man es nicht, dass alle zu einer Veranstaltung kommen.“ Wer auf Inline-Skatern zu leicht den Boden unter den Füßen verliert, der konnte stattdessen an den Mitmachangeboten der Sportvereine teilnehmen. Dort konnte man sich beispielsweise bei ersten Trockenübungen im Rudern ausprobieren. Wem auch das zu anstrengend war oder wer nach dem Probetraining schließlich eine Pause benötigte, der konnte dem Nachwuchs beim Street-Handball und Street-Soccer zuschauen, während direkt neben dem Spielfeld der Wasserspringerclub Rostock Sprünge auf einem Trampolin vorführte. Die meiste Aufmerksamkeit zog aber natürlich das Geschehen auf der Bühne auf sich. Insgesamt 13 Vereine boten dort von 13 bis etwa 17 Uhr ein Showprogramm, das von Kinderturnen bis Krav Maga reichte. Letzteres ist eine Selbstverteidigungs- und Nahkampftechnik, die ursprünglich von israelischen Sicherheitskräften angewandt wurde. Gleich mit mehreren Showeinlagen präsentierte sich der Rostocker Jonglierverein „Santinys“, deren Auftritte sich zwischen Tanz- und Sportakrobatik bewegen. Obwohl der Verein inzwischen seit stolzen 27 Jahren besteht, befindet er sich konstant bei 20 bis 30 Mitgliedern. Trainerin und Vereinsvorsitzende Gabriele Schmidt erklärt den Umstand mit dem hohen Anspruch des Trainings: „Was man hier gesehen hat, ist nicht ganz einfach. Da muss man schon bei der Stange bleiben.“ Alles andere als einfach waren aber auch die Karate Vorführungen des SKV Bushido. Zur Einleitung wurde erstmal spektakulär ein Holzstab auf der Brust eines Sportlers zertrümmert. Die Aufmerksamkeit des Publikums dürfte ihnen damit sicher gewesen sein. Ähnlich spektakulär ging es auch bei der Aufführung des Kampfkunstvereins Goldener Drache zu, der regelmäßig beim Rostocker Sporttag auftritt, oder wie es Roland Bothe ausdrückte: „Sie gehören praktisch zum Inventar.“ Zum Inventar des Auftritts gehörten auch vier Teilnehmer der diesjährigen Kung-Fu Weltmeisterschaft in Schottland, was die Klasse der Sportler verdeutlicht. Darüber hinaus gab es auch noch Tanz- und Turnvorführungen, Show Taekwondo oder eine Trommelshow. Zu viel, um auf jeden Beitrag einzeln einzugehen. Die konstant große Zahl an Zuschauern zeigte aber, dass für jeden, ob jung oder alt, sportlich oder unsportlich, etwas geboten wurde. Vereinsberater Dr. Bothe war jedenfalls zufrieden mit dem Verlauf des 13. Sporttags in der Rostocker Innenstadt. Und für den einen oder anderen Sportinteressierten hat sich mit Sicherheit eine neue Sportart aufgetan, die es einmal auszuprobieren gilt. Selbst dann, wenn es „nur“ darum gehen sollte, bis zum nächsten Jahr das Gleichgewicht auf Inline Skates halten zu können, um selbst an der Skaternight teilnehmen zu können, denn die nächste kommt bestimmt.

11. September 2010 | Weiterlesen
Unvergesslich! Von Haarlocke bis Siegelring

Unvergesslich! Von Haarlocke bis Siegelring

„Wohl in jedem Leben sammeln sich ein paar Kleinigkeiten an, die für jeden Außenstehenden ohne allen Wert und unverständlich sind, für ihren Besitzer aber voller Geschichten und Gefühle stecken.“ Mit diesen Worten beginnt die neue Ausstellung „Unvergesslich! Von Haarlocke bis Siegelring – Dinge, die erinnern“ im Kulturhistorischen Museum. Daneben, hinter Glas und wie Kronjuwelen effektvoll mit Licht in Szene gesetzt, steht ein kleines Kästchen mit allerlei Andenken aus längst vergangener Zeit, darunter vergilbte Fotos, ein handgeschriebener Brief, eine Eintrittskarte mit Eselsohr. Der Museumsbesucher kann erahnen, dass der Wert der Dinge nicht in ihnen selbst liegt, sondern sie nur für den Besitzer zu einem kostbaren Schatz geworden sind, weil er damit ganz persönliche Erinnerungen verknüpft. „Erinnerung spielt sich ja eigentlich im Kopf ab“, erklärt Annelen Karge, die Kuratorin von „Unvergesslich!“. Die Ausstellung will der Frage nachgehen, wie diese Erinnerung aufgehoben und weitergeben werden kann. „Erst Gefühle und Bilder, die in einem Gegenstand gebündelt werden, machen ihn zu einem Andenken, beliebig eigentlich und unabhängig von seiner Form.“ Schon immer haben sich die Menschen an besondere Momente in ihrem Leben erinnert. Das Andenken, so wie wir es heute kennen, hat sich aber erst im 18. Jahrhundert, dem Zeitalter der Empfindsamkeit, entwickelt. Damals wurden besonders erlebte Gefühle zu einem emotionalen Schatz erhoben, um dessen Vergänglichkeit man sich sorgte, erzählt Annelen Karge. Besonders Gefühle der Sehnsucht und des Vermissens spielten dabei eine große Rolle. Mit seidenen Freundschaftsbändern erinnerte man sich beispielsweise permanent an die Abwesenheit eines Freundes. Erst seit dem 19. Jahrhundert geht es auch darum, sich an eigene Lebenssituationen zu erinnern. „In einem stark beschleunigten industriellen Zeitalter soll das Andenken gegen ein wachsendes Gefühl von Vergänglichkeit vor allem eigene Glücksmomente bewahren.“ Fotos, Handarbeiten, Kleidungsstücke und Schmuckstücke werden zu diesem Zweck zu Andenken an persönliche Lebensstationen. Ihre Präsentation in der Ausstellung folgt dem menschlichen Lebensweg. Exponate aus fast zwei Jahrhunderten veranschaulichen, wie man sich in der Vergangenheit an Geburt, Taufe, Freundschaft, Liebe und auch den Tod erinnerte. Aber nicht nur das individuelle Gedenken an besondere private Ereignisse wird im Kulturhistorischen Museum thematisiert. Auch dem öffentlichen Leben und der kollektiven Erinnerung daran wendet sich die Ausstellung zu. So wird zum Beispiel gezeigt, wie Herrscherhäuser verehrt wurden und das Leid der Kriege die Erinnerungen der Menschen prägten. Dafür haben Annelen Karge und ihr Team zahlreiche anschauliche Exponate aus dem Depot des Museums sowie Leihgaben zusammengetragen. Darunter befinden sich auch sehr fragile und kostbare Gegenstände, die sonst nur selten zu sehen sind. Wer die Chance nutzen möchte, diese kostbaren Erinnerungsstücke selbst in Augenschein zu nehmen, hat noch bis März Gelegenheit dazu.

11. September 2010 | Weiterlesen
Holzbrand international in der Galerie Klosterformat

Holzbrand international in der Galerie Klosterformat

Die gestalterische Kraft des Feuers lässt sich derzeit in der Galerie Klosterformat betrachten. Hier werden noch bis zum 6. November Holzbrand-Gefäße internationaler Keramiker ausgestellt. Holzbrand ist wohl die älteste und natürlichste Methode Tongefäße zu brennen. Ihren Ursprung hat sie in China und Japan. Seit Jahrtausenden wird dort das von Geheimnissen umrankte Wissen dieser traditionellen Handwerkskunst weitergegeben. Heute ist Holzbrand in der ganzen Welt bekannt und beliebt. Auf internationalen Konferenzen treffen sich die Holzbrand-Keramiker, um sich über neueste Entwicklungen auszutauschen und sich voneinander inspirieren zu lassen. So auch am letzten Wochenende im vorpommerschen Schloss Bröllin, wo die erste europäische Holzbrandkonferenz stattfand. Künstler aus Japan, Frankreich, Australien, den USA und Deutschland nahmen daran teil. Einige ihrer Arbeiten sind nun in der Galerie Klosterformat im Hof des Klosters zum Heiligen Kreuz zu sehen. Das Besondere an den Ausstellungsstücken ist ihre Unregelmäßigkeit und Natürlichkeit. „Die Gefäße sind mit Absicht nicht gerade. Es handelt sich hier um eine ganz andere Philosophie“, erläutert Christiane Lamberz, Organisatorin der Ausstellung. Die Keramikerin hat selbst einen Workshop der Konferenz besucht und ist seither „Feuer und Flamme“. Das Feuer ist das entscheidende Element, welches den Tongefäßen seine charakteristischen Farbeffekte, Flammspuren und Kristalle verleiht. Erzeugt werden sie durch ein sehr aufwendiges Brennverfahren. Über mehrere Tage hinweg wird Holz einem Ofen (jap.: Anagama) zugeführt, dessen Brenn- und Feuerraum nicht voneinander getrennt sind. Die Flugasche strömt mit der Flamme durch den gesamten Ofen und hinterlässt so auf dem Brenngut einzigartige Oberflächen. So haben nicht nur die Kunstfertigkeit des Keramikers und das von ihm gewählte Material, sondern auch der Zufall maßgeblichen Einfluss auf die finale Gestalt der Holzbrand-Gefäße. Kein Stück gleicht dem anderen. Schaut man sich die Exponate in der Galerie Klosterformat an, wird man immer wieder Neues entdecken: Spuren von Sand, Muscheln, reizvolle Farbmuster und Ascheglasuren. „Gerade wenn der Alltag von Kunststoffen und Standardisierungsbestreben geprägt ist, sind diese sehr natürlich gestalteten Vasen und Schalen eine willkommene visuelle Abwechslung und Entspannung“, meint eine Galeriebesucherin bei der Betrachtung der Ausstellungsstücke. Kombiniert werden die Holzbrand-Gefäße mit der Malerei und den Grafiken von Dietmar Schramm. Zu sehen sind Monotypien, Prägedrucke und Mischtechniken, in denen die abgebildeten Gegenstände stark abstrahiert werden. Die Intensität des Lichts und die Vielfalt der Ornamentik zeichnen das Werk des Künstlers aus, der seit einiger Zeit auch mit neuen digitalen Techniken arbeitet.

10. September 2010 | Weiterlesen
Neubau des Fraunhofer-Anwendungszentrums eingeweiht

Neubau des Fraunhofer-Anwendungszentrums eingeweiht

Das Rostocker Fraunhofer-Anwendungszentrum für Großstrukturen in der Produktionstechnik (AGP) in der Südstadt wächst. Am Mittwoch stellten die Forscher den zweiten Bauabschnitt in der Albert-Einstein-Straße vor. Auf 1.200 qm sind hier neue Büros und Laborräume entstanden. Das bereits vorhandene Technikum wurde ebenfalls um 400 qm erweitert. Neben den Baumaßnahmen wurde auch eine Reihe von Großgeräten angeschafft. Insgesamt belaufen sich die Kosten auf 4,6 Millionen Euro, die aus Mitteln der Europäischen Union, des Landes Mecklenburg-Vorpommern und der Fraunhofer-Gesellschaft bereitgestellt wurden. Seit der Entstehung des Anwendungszentrums im Jahr 2000 arbeitet die Einrichtung eng mit der Universität zusammen. Gemeinsam mit deren Lehrstuhl Fertigungstechnik an der Fakultät für Maschinenbau und Schiffstechnik sind derzeit 35 Wissenschaftler und technische Mitarbeiter sowie mehr als 40 studentische Hilfskräfte und Praktikanten an dem Standort beschäftigt. Geforscht wird vor allem zu produktions- und fertigungsorientierten Aufgabenstellungen in den Bereichen Fertigungsverfahren, Automatisierungstechnik, Qualitätstechnik, Unternehmens- und Produktionsorganisation sowie Produktentwicklung. Ziel ist es, neue Produkte und Verfahren für Industrie und Unternehmen zu entwickeln. Die wichtigsten Industriepartner der Rostocker Fraunhofer-Einrichtung kommen aus der maritimen Industrie, aber auch aus dem Fahrzeugbau und dem lokalen industriellen Umfeld. Viel Lob für die Arbeit des Rostocker Fraunhofer-Anwendungszentrums gab es bei der Einweihungsfeier vonseiten der Landespolitik, die mit zwei Ministern gleich „im Rudel“ erschienen war. Wirtschaftsminister Jürgen Seidel betonte die Bedeutung des „Aufbaus einer leistungsfähigen Forschungs- und Technologiestruktur“ für Mecklenburg-Vorpommern. Ein Manko sieht er aber noch in der Kooperation zwischen Forschung und Unternehmen: „Ich möchte mehr Forschung und Entwicklung in der kleinen mittelständischen Wirtschaft, die das Land prägt, am Ende des Tages sehen.“ Der Minister für Bildung und Wissenschaft Henry Tesch sieht in der Erweiterung des Fraunhofer-Anwendungszentrums nicht nur wichtige Potentiale für die wirtschaftliche Zusammenarbeit, sondern auch hinsichtlich der universitären Ausbildung von Fachkräften besonders im Bereich der Ingenieurswissenschaften. Er würdigte daher auch hier die Leistungen der Forschungseinrichtung im Zusammenwirken mit der Rostocker Universität. Professor Dr. Wolfgang Schareck, Rektor der Universität, und der Leiter des Fraunhofer-Anwendungszentrums Professor Dr. Martin-Christoph Wanner zeigten sich ebenfalls sehr zufrieden mit der „hervorragenden Verzahnung“ beider Einrichtungen. Auch hinsichtlich der Nachfrage an Forschungsdienstleistungen in Mecklenburg-Vorpommern ist Martin-Christoph Wanner zuversichtlich: „Es gibt genügend Forschungsbedarf und es gibt genügend Unternehmen, mit denen wir zusammenarbeiten können“, so seine Einschätzung. Einen Einblick in die Arbeit des Fraunhofer AGP konnten Interessierte bei einem Rundgang durch die neuen Gebäude gewinnen, auf dem die Räumlichkeiten und Gerätschaften zu besichtigen waren.

9. September 2010 | Weiterlesen
4. Lauf-KulTour aus Chemnitz in Rostock

4. Lauf-KulTour aus Chemnitz in Rostock

4000 Kilometer, einmal um Deutschland herum, diese Strecke wollen zwölf Studenten der TU Chemnitz bewältigen. Aber nicht etwa mit dem Auto – nein zu Fuß, als Staffellauf! Am Freitag begann die diesjährige Lauf-KulTour in Chemnitz. In 16 Tagen wollen die Läufer die Umrundung schaffen. Dafür laufen sie Tag und Nacht ohne Unterbrechung. Am Dienstagabend führte sie ihr Weg durch Rostock. Allerdings trafen die Läufer erst mehr als zwei Stunden später als geplant im Rostocker Stadtzentrum ein. Aber immerhin konnte die Senatorin für Sport und Kultur Dr. Liane Melzer wenigstens die Mitglieder des Begleitteams offiziell vor dem Rathaus begrüßen. Der eigentliche Wechsel des Staffelstabs fand dann zu einer späteren Stunde am Stadthafen statt. Noëmi Donner löste hier Toni Brunner vom Läuferteam 2 ab. Insgesamt drei Teams mit jeweils vier Läufern wechseln sich auf der Strecke ab. Jeder Läufer muss zweimal eine Stunde pro Tag laufen. Dabei legt er, je nach Kondition, etwa 15 bis 20 Kilometer zurück. Toni Brunner selbst war gerade nur etwa 5 Kilometer gelaufen. Er erzählt, dass es bei anderen Läufern wohl schon die ersten Verschleißerscheinungen gebe und es deshalb zu Planänderungen gekommen ist, wodurch auch die Verspätung zu erklären sei. Ihm ging es aber sichtlich gut, als er am Kai entlang lief. Als erfahrener Triathlet ist die Lauf-KulTour für den 25-jährigen Maschinenbaustudenten ein willkommenes Training. Aber es gibt auch noch zwei andere Gründe, warum er die Strapazen dieses Extremmarathons auf sich nimmt. Zum einen möchte er mit seiner Teilnahme die Deutsche Gesellschaft für Muskelkranke (DGM) unterstützen. Zum anderen betrachtet er sich als Botschafter der Stadt Chemnitz, die im nächsten Jahr nicht nur ihr 175. Jubiläum, sondern auch das Jahr der Wissenschaft feiert. Auch seine Teammitglieder unterstützen diese beiden Anliegen. Dazu gehören neben Noëmi Donner auch die beiden Läufer Ali Shirvani und Marcus Weigel und ihr mobiles Begleitteam. Dieses besteht aus einem Versorgungsfahrzeug und Radbegleitern, die die Wege vorher mit dem Fahrrad abfahren, die Etappen abstecken und die Läufer darauf entlang lotsen. Die grenznahe Strecke führt die Lauf-KulTour durch über 150 Städte, in denen die Athleten im Sinne der DGM auf diejenigen aufmerksam machen wollen, „die der Fähigkeit sich frei zu bewegen, beraubt wurden oder diese nie kennenlernen durften.“ Wer durch die sportliche Bewegung angeregt wurde, ist willkommen die Läufer ein Stück auf ihrer Strecke zu begleiten.

8. September 2010 | Weiterlesen
Peter Wawerzinek: „Rabenliebe“

Peter Wawerzinek: „Rabenliebe“

Ein gewaltiger Menschen- und Medienauflauf überrannte gestern Abend die beschauliche und sonst sehr familiäre „andere Buchhandlung“ am Doberaner Platz. Grund für den Ansturm war die groß angekündigte Lesung des Rostocker Autoren Peter Wawerzinek, der erst wenige Monate zuvor mit dem begehrten Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet worden war. Obwohl schon lange im Vorfeld alle Platzkarten für die Lesung ausverkauft waren, lohnte sich frühes Erscheinen gestern dennoch. Mit Mühe und Not hatte man noch zehn weitere Sitzplätze zwischen den Bücherregalen aufstellen können, sodass wenigstens auch die ersten paar Literaturfans ohne Karte unerwartetes Glück hatten. Den Ausnahmezustand in der Buchhandlung löste dann letztlich nicht nur die ungeheure Zuschauermenge, sondern viel mehr das ungewohnt hohe Medienaufgebot aus. Neben Redakteuren und Fotografen der größten Rostocker Zeitungen waren auch Kamerateams erschienen. Mitveranstalter der Lesung waren NDR1 und NDR Kultur, die die Lesung ebenfalls aufzeichneten und eigens ihren Moderator Ernst-Jürgen Walberg an die Seite des Autors stellten. Für Buchhändler Manfred Keiper hatte dieser Abend jedoch noch eine andere große Bedeutung. Als er 1995 nach dem plötzlichen Tod seiner Frau die Leitung des Geschäfts übernahm, wurde das fünfte Jubiläum der „anderen Buchhandlung“ unter traurigen Umständen ebenfalls mit einer Lesung von Peter Wawerzinek gefeiert. Moderator Walberg begründete zu Anfang der Lesung die Einladung des Autors aus zweierlei Standpunkten. Zum einen natürlichen wegen des Gewinns des Bachmann-Preises und auch des Publikumspreises im Juni 2010. Zum anderen weil er selbst vor vielen Jahren Wawerzineks „Das Kind, das ich war“ gelesen hatte, eine Art Vorstufe zu „Rabenliebe“, aber „längst nicht so ernst, böse und verzweifelt“. In seinem autobiografischen Roman „Rabenliebe“ beschreibt Peter Wawerzinek seine Kindheit an der mecklenburgischen Ostseeküste. Mit zwei Jahren wurden er und seine jüngere Schwester von der Mutter, die in den Western floh, allein in der Wohnung zurückgelassen. Durch einen glücklichen Zufall wurden beide jedoch einige Tage später gefunden. Zehn Jahre lang lebte Peter Wawerzinek, damals noch Peter Runkel, in DDR-Kinderheimen in Grimmen, Nienhagen und Rerik. Nach zwei gescheiterten Adoptionsversuchen fand er schließlich beim Reriker Lehrer-Ehepaar Wawerzinek eine neue Heimat. Das Aufschreiben seiner Erinnerungen sieht der Autor als „die erste Form von Therapie“. Schon früh hatte er sich als Außenseiter bekannt, doch gerade diese distanzierte Position ermöglicht ihm heute den detaillierten Blick in die Vergangenheit, der seine Bücher ausmacht. Wegen des großen Interesses an der Lesung wird es am 21. Januar 2011 eine zweite Lesung mit Peter Wawerzinek geben, in der er erneut sein Buch vorstellen wird. Die Aufzeichnung der Lesung wird am 19. September ab 19.00 Uhr auf NDR1 Radio MV ausgestrahlt, in voller Länge wird es zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal auf NDR Kultur zu hören sein. Zum Schluss noch ein Tipp für alle Literaturfans: Anlässlich des 20. Jubiläums der „anderen Buchhandlung“ wird es vom 14. bis 21. November eine literarische Woche mit Lesungen internationaler Autoren geben.

8. September 2010 | Weiterlesen
Geparden-Nachwuchs im Rostocker Zoo

Geparden-Nachwuchs im Rostocker Zoo

„Wie ein Sack Flöhe“, beschreibt Ellen Hinz ihre kleinen Schützlinge. Seit Anfang August kümmert sich die Tierpflegerin um die vier Geparden-Babys, die im Juli im Rostocker Zoo geboren wurden. Seit ihre Mutter Tiha an plötzlichem Nierenversagen starb, zieht Ellen Hinz die vier jungen Raubkatzen in ihrem Haus mit der Flasche auf. Ein Fulltime-Job: Alle zwei Stunden am Tag und nachts alle drei bekommen die Geparden-Babys die Flasche. Sind alle vier Katzen, zwei Männchen und zwei Weibchen durch, beginnt das Spiel von vorn. Seit einer Woche wird den Raubtieren auch schon durchgedrehtes Fleisch angeboten. Die Tierpflegerin hat bereits Erfahrungen mit Handaufzuchten von Großkatzen. Schon der Rostocker Schneeleopardennachwuchs wurde von ihr in den ersten Lebensmonaten mit der Flasche versorgt. „Das Temperament ist anders“, sagt sie über die Unterschiede zwischen den Katzenarten. „Geparden sind die schnellsten Landraubtiere und das merkt man den kleinen auch schon an.“ Austoben dürfen sich die kleinen Geparde bei schönem Wetter in ihrem Garten. Aber Vorsicht ist dabei noch immer geboten. Denn das Immunsystem der Jungtiere ist noch nicht voll entwickelt und daher sehr empfänglich für Infektionen. Um ihren Gesundheitszustand zu überprüfen, gehören deshalb regelmäßige Besuche beim Tierarzt zum Alltag der Geparden-Babys. Heute war es wieder so weit. Am Vormittag hatten die vier einen Termin bei Dr. Jens-Christian Rudnick in der Rostocker Tierklinik. Die Presse und die Paten der Geparde waren ebenfalls eingeladen, um den Nachwuchs in Augenschein zu nehmen. Jens-Christian Rudnick zeigte sich zufrieden mit der Entwicklung der vier jungen Geparde. „Alle sind gut bei Sache und quicklebendig. Es gibt keine Anzeichen für Probleme“, fasste er die vorangegangene Untersuchung zusammen. Auch Zoodirektor Udo Nagel freute sich, dass der Geparden-Nachwuchs wohlauf ist. „Das ist eine große Leistung. Normalerweise bringen Geparde in der Natur nur ein bis zwei Jungen zur Welt“, wies er stolz hin. Mit ursprünglich fünf Jungtieren gelang den Geparden-Eltern, Mutter Tiha und Vater Xenos, ein großer Wurf im Rostocker Zoo. Ein Jungtier und die Mutter sind jedoch gestorben. Eines der beiden Weibchen heißt bereits so wie seine Mutter Tiha. Für seine Schwester und seine beiden Brüder werden jetzt afrikanisch klingende Namen gesucht. Vorschläge können noch bis zum 1. Oktober beim Rostocker Zoo eingereicht werden.

6. September 2010 | Weiterlesen
20. Drachenfest beim 17. Stromfest in Warnemünde

20. Drachenfest beim 17. Stromfest in Warnemünde

„Wer ist nicht vergnügt, wenn hoch sein Drachen fliegt“, heißt es beschwingt in einem Lied eines alten Disney-Musicals, das heute am Strand von Warnemünde zu meinem Ohrwurm wurde. Ein Vergnügen war es wirklich, bei schönstem spätsommerlichen Sonnenschein die vielen bunten Drachen zu beobachten, die sich zum 20. Drachenfest beim Leuchtturm im blauen Himmel wiegten. Die Schnüre bei Windstärke 4 straff angespannt, war es für den Initiator des Drachenfestes Frank Günther schon „fast ein bisschen zu viel Wind, fast an der Grenze.“ Aber ohne geht es natürlich erst gar nicht und die richtigen Drachenenthusiasten sind selbstverständlich auf unterschiedliche Windstärken eingestellt und haben dementsprechend unterschiedliche Modelle dabei. Der Fantasie sind dabei scheinbar keine Grenzen gesetzt. Ob zwei- oder dreidimensional, die Formenvielfalt war beeindruckend. Neben geometrischen und floralen Figuren in verschiedensten Größen und Farben ging der Trend besonders in Richtung Tiermodelle. So hatten, passend zum maritimen Ort, vor allem Meeresbewohner wie Haie, Robben, Krebse und Schildkröten den Himmel bevölkert. Aber auch Hunde und andere Tiere tanzten fröhlich an den langen Leinen. Einen Drachen in klassisch, einfacher Drachenform brachte der neunjährige Jakob aus Berlin in die Luft. „Man muss sich immer gegen den Wind stellen“, erklärte er seine Methode. Für seinen ersten Drachen beherrschte er diese schon recht gut. Einen Piraten hatte er sich als Motiv ausgesucht. „Das passt zum Strand“, meinte der Drachenpilot und unternahm sogleich einen erneuten Startversuch. So wie Jakob hatten sich auch zahlreiche andere Drachenfans am Warnemünder Strand eingefunden. Um ihre einleinigen Drachen zur Schau zu stellen, waren sie aus Rostock, Berlin, Lübeck und anderen Orten Deutschlands angereist. Einige von ihnen sind sogar in Interessengemeinschaften organisiert, wie zum Beispiel die „Rostocker Drachenstrolche“ oder die „Flying Fischköpp“. Um ihre Flugobjekte ungestört im Wind flattern zu lassen, hatten sie am Drachenfestwochenende eigens ein Areal am Strand in der Nähe des Leuchtturms abgesteckt. „90 Prozent der Drachen hier sind selbst gemacht, aus Kohlefaserstäben und Spinnaker-Nylon“, erzählte Frank Günther. Unikate also, die man nicht zu kaufen bekommt. Das sei oft auch viel zu teuer. Es kommt schon mal vor, dass man 200 Euro allein für den Stoff ausgibt, wusste er zu berichten. Wie lange man für die Fertigstellung eines selbst gemachten Drachen braucht, hängt natürlich von der Größe und der Komplexität der kleinen Kunstwerke ab. Aber einigen sah man beim Drachenfest schon an, dass dort viel Aufwand betrieben wurde. Für Frank Günther ein lohnendes Hobby. „Man ist in der freien Natur. Man kriegt was in die Luft, wo alle staunen. Man zaubert immer ein Lächeln in die Gesichter“, beschrieb er seine Begeisterung für das Drachenfliegen. Also hatte der Inspektor im oben bereits erwähnten Disney-Musical recht, wenn er sagte: „Wenn der Drachen fliegt, sei vergnügt.“

5. September 2010 | Weiterlesen
17. Warnemünder Stromfest: Dorschkönig 2010

17. Warnemünder Stromfest: Dorschkönig 2010

„Wir haben beides: den Mann und den Fisch“, verkündete Moderator Horst Marx heute Nachmittag gegen 15:30 Uhr auf dem Fischkutter Pasewalk. Gemeint waren der Dorschkönig 2010 und der dazugehörige Dorsch. Musikalisch unterstützt wurde die Zeremonie vom Shantychor „De Klaashahns“ aus Warnemünde. Der Chor, dessen Wurzeln bereits bis 1963 zurückreichen, schmetterte mehrere Lieder aus seinem umfangreichen Repertoire. Der traditionsreiche Titel des Dorschkönigs wurde heute schon zum 17. Mal in Warnemünde vergeben. Mehr als 150 Angler aus fünf Bundesländern machten sich auf neun Booten an diesem Wochenende auf, um an dem beliebten Anglerwettbewerb teilzunehmen und nach der Krone zu greifen. Bereits um 7 Uhr morgens wurde gestern und heute in See gestochen. Wer ein echter Dorschkönig sein will, muss eben auch am Wochenende früh auf den Beinen sein. Den Titel konnte sich am Ende natürlich nur einer der Teilnehmer im sprichwörtlichen Sinne angeln. Mit einem 77 Zentimeter langen Dorsch war es Eberhard Steinbuch aus Berlin, der triumphieren durfte. Bei dem Pokal handelt es sich um eine Keramiktrophäe aus der Töpferei Dambeck, die dem einen oder anderen vielleicht von den hiesigen Kunsthandwerkermärkten ein Begriff ist. Steinbuch beerbt damit Sebastian Wels, der 2008 mit einem 98 cm großen Dorsch erfolgreich war. Auf die Frage, ob der Fisch sich gewehrt habe, antwortete er nur: „Das ist ja keine Kaulquappe. Das ist schon Arbeit.“ Den Dorsch möchte Steinbuch nach dem Ausnehmen seinem Bruder in München zukommen lassen, für den die Anreise dann doch etwas zu weit gewesen wäre. Steinbuchs Erfolg dürfte darüber hinaus auch Lothar Schlicker, den Kapitän und Eigner des Angelkutters STORKOW, gefreut haben, der nun schon zum vierten Mal den erfolgreichsten Angler mit an Bord hatte. Nachdem das Wetter den Anglern im letzten Jahr einen Strich durch die Rechnung gemacht hat und so 2009 kein Dorschkönig gekrönt werden konnte, sah es in diesem Jahr besser aus. Optimal war das Wetter zum Angeln aber nicht. „Die Ostsee ist noch sehr warm, deshalb sind die Fische auch noch so klein“, erklärte Uwe Götze, Vorsitzender des Anglervereins. Bei warmen Wassertemperaturen ziehen sich die Dorsche in die Tiefe zurück, wodurch sie schwerer zu angeln sind. Dennoch freute sich Götze über eine rundum gelungene Veranstaltung. Auch wenn die Dorsche in diesem Jahr zwar nicht die größten in der Geschichte des Dorschkönigs gewesen sein mögen, dürften die Hochseeangler trotzdem ihre Freude an dem Event gehabt haben. Und schließlich geht es ja nicht nur um den größten Fisch, sondern auch um den Erfahrungsaustausch untereinander. Damit der nicht zur kurz kam, gab es am Samstagabend auch einen gemeinsamen Grillabend, bei dem die Angler ausreichend Zeit hatten, um von ihren Erlebnissen zu berichten. Aber wer weiß, vielleicht gelingt es ja im nächsten Jahr, die Marke von einem Meter zu knacken.

5. September 2010 | Weiterlesen
8. Rostocker AOK Frauenlauf 2010

8. Rostocker AOK Frauenlauf 2010

„Ihr Männer: Macht das erst einmal nach“, lobte Moderator Roman Klawun die hervorragenden Leistungen der Frauen beim diesjährigen AOK Frauenlauf. Über 150 Läuferinnen hatten sich heute beim LT Club zusammengefunden, um die Strecke durch den Barnstorfer Wald zu bewältigen. 2,5 km, 5 km oder 10 km Laufen, sowie 5 und 10 km Nordic Walking galt es wahlweise zu absolvieren. Veranstaltet wurde das Laufevent durch den Rostocker City Lauf e.V. in Zusammenarbeit mit der AOK und dem LT Club. Im Gegensatz zu vielen anderen Spendenläufen ging hier nicht für jeden absolvierten Kilometer Geld in die Spendenkasse, da das Laufen und die Fitness im Vordergrund stehen sollen. Die Veranstalter haben sich stattdessen ein anderes Konzept ausgedacht: Anstatt eine Startgebühr zu verlangen, bleibt es jeder Teilnehmerin selbst überlassen, eine Summe ihrer Wahl zu spenden. Die eingehenden Beträge reichen dann von einigen Cent, die die jüngsten Läuferinnen von ihrem Taschengeld geben, bis hin zu größeren Summen. Dass das Konzept aufgeht, zeigen die über 1.500 Euro, die auf diese Weise zusammengekommen sind. Doch zurück zum sportlichen Teil. Im Walking setzte sich über die 5 Kilometer Kerstin Gilge vor Gudrun Pfaff und Ingrid Ladenthin in einer Zeit von 41:48 Minuten durch. Bei den 10 Kilometern war es Monika Kretzschmar vom Laufteam Papendorf, die nach 1 Stunde, 18 Minuten und 10 Sekunden vor Sylvia Maaß und Heike Zimmermann als Erste ins Ziel kam. Sarah Sophia Riebe gewann unterdessen den 2,5 Kilometer Schnupperlauf vor Mandy Seering und Stephanie Schulz. Darüber hinaus holte sie zusammen mit ihrer Mutter Jana Riebe auch den Sieg in der Mutter-Tochter-Wertung über 2,5 Kilometer. Für diese Wertung wurden die Zeiten beider Läuferinnen addiert und auf diese Weise die jeweiligen Siegerinnen ermittelt. Des Weiteren entschied Antje Baudisch in 22 Minuten und 29 Sekunden vor Nadine Stecker und Solveig Hollersen den Fünf-Kilometer-Lauf für sich. Die Mutter-Tochter-Wertung gewannen über diese Distanz Manja und Ines Sachs, die auch gemeinsam in das Ziel einliefen. Triathletin Christine Liebendörfer von der HSG Uni Greifswald sicherte sich schließlich in 46 Minuten und 44 Sekunden den 1. Platz in der Königsdisziplin über 10 Kilometer. Auf die Frage, ob die Strecke wirklich schwer sei, antwortete sie unmittelbar nach dem Zieleinlauf: „Sie ist hügelig, sie ist schwer und ich habe mich nur einmal verlaufen.“ Für alle, die nicht genug vom Laufen bekommen können, gibt es bereits am kommenden Wochenende beim Ostseeküstenlauf in Kühlungsborn die nächste Gelegenheit sich zu beweisen. Wer stattdessen lieber im Team unterwegs ist, der kann auch am 15. September am 1. Rostocker Firmenlauf im Stadthafen teilnehmen. Für alle anderen gilt es dann spätestens im nächsten Jahr wieder dabei zu sein beim 9. AOK Frauenlauf im Barnstorfer Wald.

5. September 2010 | Weiterlesen