Neueste Nachrichten aus Rostock und Warnemünde
Volkstheater-Geschäftsführer Kay-Uwe Nissen entlassen
In einer außerordentlichen Gesellschafterversammlung wurde heute der kaufmännische Geschäftsführer der Volkstheater Rostock GmbH Kay-Uwe Nissen aus seiner Position abberufen und von Oberbürgermeister Roland Methling fristlos gekündigt. Zuvor hatte sich die Mehrheit der Mitglieder des Hauptausschusses der Bürgerschaft der entsprechenden Empfehlung des Aufsichtsrates angeschlossen. Sieben Ausschussmitglieder stimmten für die Abberufung, vier enthielten sich. Das Volkstheater steht vor einem Finanzloch in siebenstelliger Höhe, Nissen wird dafür ebenso wie für die fehlende Information des Aufsichtsrats verantwortlich gemacht. So soll bis heute kein Wirtschaftsplan vorliegen. Ob dies tatsächlich so ist und ob eine fristlose Kündigung angemessen ist, dürfte wohl ein Fall fürs Arbeitsgericht werden. „Wir werden in Zukunft ohne Herrn Nissen in diesem Bereich tätig sein“, gab Roland Methling nach der Sitzung des Hauptausschusses bekannt. „Den Kurs, den das Volkstheater Rostock seit gut zwei Jahren fährt, nämlich mit ordentlichen künstlerischen Leistungen, auch überregional in ganz Mecklenburg-Vorpommern und auf der anderen Seite der Ostsee in Gedser wahrgenommen zu werden, diesen Kurs wollen wir fortsetzen“, erklärte der Oberbürgermeister. Unterstützung im kaufmännischen Bereich soll die Volkstheater Rostock GmbH übergangsweise durch die ebenfalls städtische Rostocker Versorgungs- und Verkehrsholding GmbH (RVV) erhalten. In der kommenden Woche sind Gespräche mit RVV-Vorstand Jochen Bruhn geplant.
15. November 2010 | Weiterlesen
Vernissage zur Kunstbörse 2010 in der HMT
Ihr mögt zeitgenössische Kunst und denkt eventuell sogar darüber nach, ein Kunstwerk zu erwerben? Dann lohnt es sich für Euch womöglich, an der mittlerweile 18. Auflage der Rostocker Kunstbörse teilzunehmen, die von der Ostsee-Zeitung und dem Kunstverein zu Rostock am 4. Dezember in der Hochschule für Musik und Theater veranstaltet wird. Da man natürlich nicht die Katze im Sack kaufen und sich vielleicht auch im Vorfeld schon einmal Gedanken darüber machen möchte, welches Werk denn nun am besten ins heimische Wohnzimmer passen würde, kann man ab sofort einen Blick auf die zum Verkauf stehenden Originale werfen. Die Ausstellung wurde am heutigen Abend im Foyer der Hochschule für Musik und Theater (HMT) offiziell eröffnet. Sie zeigt die Werke von dreizehn Künstler aus Mecklenburg-Vorpommern, die an der Versteigerung teilnehmen. Bei einer solchen Vielzahl von Künstlern, ist die Palette an Kunst entsprechend breit, so dass für fast jeden etwas dabei sein sollte. Egal ob Acryl auf Leinwand, Öl auf Holz, Marmorskulpturen, Fotografien, Aquarelle oder Keramiken, eine sehr große Vielfalt an Techniken wird von den teilweise jungen sowie teilweise bereits etablierten Künstlern genutzt. „Ich finde es nach wie vor spannend zu beobachten, wie reich und vielfältig die Szene hierzulande doch ist“, kann sich Jan Peter Schröder von der Ostsee-Zeitung auch nach fünfzehn Jahren Mitarbeit an der Kunstbörse immer noch begeistern. Stolze 750 Arbeiten von 234 Künstlern wurden seit 1993 in diesem Rahmen bereits vorgestellt und versteigert. Ein Ende der Erfolgsstory ist nicht in Sicht. „Nicht zuletzt geht es der Kunstbörse auch darum, die Künstler dieses Landes bekannt zu machen“, brachte Frank Ivemeyer, der Kanzler der HMT, das Anliegen der Kunstbörse auf den Punkt. Ein berechtigtes Anliegen, denn „Künstler können eine Stadt adeln“, wie Wolfgang Friedrich, Vorsitzender des Kunstvereins zu Rostock, weiß. Einige der Künstler waren auch bei der Vernissage selbst anwesend, etwa die Maler und Grafiker Bernhard Schrock und Elisabeth Pohl. Auch der Fotograf Ulrich Rudolph weilte unter den Gästen. Eigentlich wollte der studierte Kunstwissenschaftler nach eigener Aussage nie selbst Künstler werden, umso mehr überraschte ihn die Anfrage, ob er an der Kunstbörse teilnehmen wolle. „Welcher Künstler bekommt schon solche Publicity“, freute er sich natürlich über die Möglichkeit, seine Werke einem breiten Publikum vorzustellen. Bei seinen Bildern verwendet Rudolph Motive, die den Anschein erwecken, von Menschen gestaltet oder gemalt worden zu sein. Durch die Verfremdung der Realität entsteht Spannung in seinen Arbeiten, da dem Betrachter eine Menge Interpretationsspielraum gegeben wird. Aufgrund der Vielfalt der unterschiedlichen Arbeiten, kann an dieser Stelle unmöglich auf alle Werke eingegangen werden. Am besten macht Ihr Euch vor Ort einfach selbst ein Bild. „Was sammelt eigentlich der Bürgermeister?“ Diese Frage stellte Wolfgang Friedrich am Ende seiner Begrüßungsworte in den Raum und forderte Oberbürgermeister Roland Methling damit indirekt zum Mitbieten am 4. Dezember auf. Und wie steht es bei Euch? Was sammelt Ihr eigentlich?
15. November 2010 | Weiterlesen
Stadtbibliothek nach Renovierung wieder geöffnet
Endlich ist die Hauptstelle der Stadtbibliothek wieder geöffnet. Vier Wochen war sie geschlossen. Was sich in der Zeit getan hat, offenbart sich den Besuchern sofort nach Eintritt in das historische Giebelhaus in der Kröpeliner Straße. Ein frischer Wandanstrich und neu verlegter Teppich verleihen zumindest der unteren der drei Etagen der Bibliothek neuen Glanz. „Wir wollten, dass es warm, hell und freundlich wird“, sagte Hannelore Abromeit, Leiterin der Zentralbibliothek bei der Wiedereröffnung am Montag. Das dürfte wohl gelungen sein. Die Farbe Rosa an den Wänden strahlt Wärme aus. Die Leuchtkraft der neuen Lampen wurde fast verdoppelt und entspricht jetzt mit 500 Lux auch den Anforderungen an eine Bibliothek. Ja und auf die freundliche Wirkung haben nicht zuletzt auch die Mitarbeiter der Einrichtung maßgeblichen Einfluss. Deren gute Stimmung dürfte zukünftig jedenfalls nicht mehr all zu oft durch körperliche Verspannung beeinträchtigt sein, denn höhenverstellbare Tische sorgen für einen ergonomisch optimierten Arbeitsplatz. Mit einem einfachen Knopfdruck lässt sich die neue Verbuchungstheke im Eingangsbereich an die individuelle Körpergröße anpassen. Davon überzeugte sich auch Henry Tesch, Minister für Bildung, Kultur und Wissenschaft in Mecklenburg-Vorpommern. Er war gegen Mittag zu einer kurzen Stippvisite vorbeigekommen und hatte auch gleich noch einen Fördermittelbescheid für die Rostocker Stadtbibliothek mitgebracht. 8.640 Euro stellt die Landesregierung für ein E-Learning-Projekt zur Verfügung. Ab Mitte Dezember können sich die Bibliotheksnutzer elektronische Kurse ausleihen, die sie dann am heimischen Computer mit Internetzugang selbst abrufen. Außerdem soll es für die Lerner die Möglichkeit geben, sich in den Räumlichkeiten der Bibliothek zu treffen, um sich im persönlichen Gespräch auszutauschen. „Die Verknüpfung von persönlicher Kontaktaufnahme, Bibliothek und Elektronik, darin sehen wir die Zukunft“, so der Direktor der Stadtbibliothek Manfred Heckmann. Zunächst werden verschiedene Sprachkurse und Kurse zur Datenverarbeitung angeboten. Später soll das Angebot auch mit anderen Inhalten erweitert werden. Besonderes Augenmerk liegt hierbei auf der beruflichen Weiterbildung. Gespräche mit dem Arbeitgeberverband hätten bereits stattgefunden. „Wir würden uns freuen, wenn diese Zusatzangebote entsprechend angenommen werden“, sieht auch die Rostocker Senatorin Dr. Liane Melzer in dem E-Learning-Projekt eine Chance für die städtische Wirtschaft.
15. November 2010 | Weiterlesen
Denis Scheck: Druckfrisch in der Buchhandlung Weiland
Was man für einen gelungenen Sonntagabend benötigt? Nicht viel: einen Mann, einen Koffer voller Bücher und ein trockenes Plätzchen. Zumindest, wenn der Mann Denis Scheck heißt und – wie man es von ihm gewohnt ist – eine bunte Auswahl zeitgenössischer Literatur in seinem Reisegepäck dabei hat. Wer den Literaturredakteur und Moderator der ARD-Sendung „druckfrisch“ kennt, weiß, dass dieser auch gern mal vor dem einen oder anderen literarischen Sondermüll warnt. Und so begann Denis Scheck den Abend mit Büchern, die die Welt nicht braucht. Bücher aus dem „Doofel“-Regal, wie sie den Giftschrank in Gedenken an „Moppel-Ich“ & Co. zärtlich nennen. Der Höhepunkt des Schwachsinns ist für den Kritiker bei Werken wie Peter Hahnes „Schluss mit lustig!: Das Ende der Spaßgesellschaft“ erreicht. Nicht etwa, weil Hahne beim ZDF arbeite oder politisch woanders stehe als er selbst, sondern weil Hahne seine Gegner mit sprachkritischen Argumenten angreife. Wer das tut, dem sollten keine Sätze unterlaufen, wie „Jetzt bezahlen wir die Quittung.“ Im Deutschen bezahlen wir schließlich immer noch die Rechnung. Und nein, „Menschen flogen durch die Luft wie Vögel“ sei keine treffende Beschreibung für die Ereignisse des 11. Septembers 2001. Das Problem ist doch vielmehr, dass wir eben nicht wie Vögel fliegen können. Sachbücher, die alle nach derselben Jahrmarktsformel „Nüchtern durch mehr Saufen“ gestrickt sind, haben es ihm besonders angetan. Überhaupt könne man den Deutschen zwischen zwei Sachbuchtextdeckeln scheinbar jeden noch so großen Bären aufbinden. „Stellen Sie sich vor: Es ist Frühjahr 1945, Sie sind Eva Braun und Sie lesen gerade ‚Liebe dich selbst und es ist egal, wen du heiratest‘. – Nein, es ist nicht egal, wen Sie heiraten!“ Für Scheck nach wie vor nicht zu toppen, ist aber „The Secret“ von Rhonda Byrne. Wenn man etwas ganz fest haben oder sein möchte, muss man sich einfach nur vorstellen, dass man es schon hätte oder sei – schon würde es einem zufallen. So laute – stark vereinfacht zumindest – das Urgesetz unserer Existenz, das Byrne beschreibt. „Ich wache jeden Morgen auf und stelle mir ganz fest vor, dass ich ein ranker, schlanker Jüngling mit lockigem Haar und eng anliegenden Ohren bin – Sie sehen, es funktioniert!“ Doch nun zu den Empfehlungen des Abends oder zumindest einem ganz kleinen Teil davon. Warum Denis Scheck lieber badet als duscht? Richtig, ein Buch mit unter die Dusche zu nehmen, wäre in der Tat eine schlechte Idee. Zumindest die ersten und letzten zehn Minuten eines Tages möchte er ganz für sich haben, da möchte er etwas lesen. Was dafür am besten geeignet ist? Märchen. „Ich lese schrecklich gern Märchen“, bekennt Scheck. Als Beispiel gab er das russische Märchen „Die endlose Geschichte vom Storch und von der Rohrdommel“ zum Besten. Knappe fünf Minuten – so viel Zeit sollte wirklich jeder für Literatur übrig haben. Kann man sich doch nicht nur um Dosenpfand und Mehrwertsteuer Gedanken machen, so Scheck. „Ich muss und möchte aus meiner Haut fahren und in das Gefieder einer Rohrdommel mit Heiratssorgen.“ Das schönste Geschenk, das man sich machen kann, seien die von Nikolaus Heidelbach fantastisch illustrierten Märchensammlungen. Nach den Gebrüdern Grimm und Hans Christian Andersen hat der Illustrator nun die von Hans-Joachim Gelberg zusammengetragenen „Märchen aus aller Welt“ gestaltet. Vampirromane? Gab es gestern auch. „Die Radleys“ von Matt Haig wären auf jeden Fall einen Blick wert, so Scheck. Eine Vampirfamilie, die in Südengland lebt und ein wenig anders ist, leben sie doch abstinent, sind also die Vegetarier unter den Vampiren. Das geht gut, bis der in dieser Tradition erzogenen Tochter der Familie eines Tages eine Leiche zu Füßen liegt … „Solar“ von Ian McEwan, „Freiheit“ von Jonathan Franzen und „JR“ von William Gaddis seien an dieser Stelle erwähnt, um drei weitere Tipps im Schnelldurchlauf abzuhandeln. Wie die Welt in 100 Jahren aussieht? Eine interessante Frage. Noch interessanter, wenn diese Frage 1910 gestellt wurde und wir jetzt, 100 Jahre später, lesen können, wie unsere Vorfahren sich unsere Gegenwart vorgestellt haben. 1910 hat der Journalist Arthur Bremer in „Die Welt in 100 Jahren“ Prognosen über die Zukunft zusammengestellt – geschrieben von Experten verschiedener Bereiche. Dass Handys bereits 1928 bekannt waren, wissen wir ja, seit kürzlich eine telefonierende Zeitreisende im Charlie-Chaplin-Film „The Circus“ entdeckt wurde. Vorausgesagt wurde diese Erfindung aber mindestens schon 18 Jahre vorher und auch sonst gibt es einige erstaunliche Voraussagen – lesenswert! Wer denkt, dass ein Literaturkritiker nichts für Comics übrig hätte, hat sich getäuscht. Gleich mehrere Empfehlungen hatte Denis Scheck im Gepäck. „Blotch – der König von Paris“ lebt Mitte und Ende der dreißiger Jahre in Paris und verkörpert die Werte und Tugenden des wahren französischen Geistes. Im Dienste der fiktiven Satirezeitschrift „Fluide Glacial“ hat er Umgang mit Künstlern wie Picasso oder Dali, verkennt aber alle. Er ist Künstler oder hält sich zumindest dafür, ist aber eigentlich das „Ressentiment auf zwei Beinen“. Blotch verkörpert die miesesten Vorurteile seiner Zeit. Für Scheck eine der ganz großen Künstlersatiren, die zeigen, dass man „Künstler sein kann und dennoch ein mieses, borniertes Arschloch.“ Ralf König („Der bewegte Mann“) hat nach der schwulen Kultur ein neues Themenfeld für sich entdeckt: die Religion. Nach der Schöpfungsgeschichte („Prototyp“), Noah und der Sintflut („Archetyp“) schließt er nun in „Antityp“ seine Religionstrilogie ab – mit dem Heilgen Paulus, der gleich zu Beginn vom Pferd und auf den Kopf gefallen ist und sich nun Saulus nennt. „Es ist wahnsinnig unfair, es ist blasphemisch, es ist antichristlich und es ist das Lustigste, Unterhaltsamste und schlichtweg Klügste und Überfälligste, was man zwischen zwei Buchdeckeln nur lesen kann“, lautet das Fazit von Scheck. Bereits zum vierten Mal luden die Universitätsbuchhandlung Weiland und das Literaturhaus Rostock zu „Druckfrisch“ ein. „Sie waren im Vorverkauf so zögerlich“, freute sich Filialleiter Florian Rieger über den großen Zuspruch, „dass wir uns gar nicht getraut haben, mehr als 100 Stühle aufzustellen.“ 120 Gäste kamen gestern, vor vier Jahren waren es noch 40. Beachtliche 54 Titel umfasst die aktuelle Bücherliste von Denis Scheck. Wer den „Literaturkritiker aus Leidenschaft“ verpasst hat, findet in dieser Woche bei Weiland einen Büchertisch mit seinen Empfehlungen. Wobei man sich jedoch von niemandem einreden lassen solle, was man unbedingt zu lesen hätte. „Sie sind mündige Leser“, gab Denis Scheck den Zuhörern zum Abschluss mit auf den Weg, „vertrauen Sie auf Ihren eigenen gesunden Menschenverstand.“ Von den 90.000 Neuerscheinungen des Jahres würden dann gar nicht mehr so viele übrig bleiben.
15. November 2010 | Weiterlesen
2. Landesfachtagung „Kultur von Anfang an“
Nicht aus jedem kleinen Geiger wird einmal ein Mozart. Dennoch lohnt es sich, bei jedem Kind musisch-ästhetische Interessen zu fördern. Denn Tanzen, Musizieren, Lesen, Malen oder Filmen machen nicht nur Spaß, sondern haben auch noch einen anderen positiven Nebeneffekt: Die Beschäftigung mit den verschiedenen Kunstformen trägt auf vielfältige Weise zur Persönlichkeitsentwicklung bei. Da das Kindes- und Jugendalter besonders prägend ist, sollte kulturelle Bildung in dieser Lebensphase deshalb einen hohen Stellenwert genießen. Dafür setzen sich zumindest zahlreiche Pädagogen und Künstler im Land ein. Doch „oft macht jeder nur seins“, bemängelte Dr. Klaus-Michael Körner. Angesichts finanziell schwieriger Zeiten und bevorstehender Wahlen sei es daher wichtig, die Akteure von Bildung und Kultur zusammenzubringen, um klare, abgestimmte Vorstellungen zu haben, so der Sprecher des landesweiten Netzwerkes Kulturelle Kinder- und Jugendbildung (KKJB). Um dafür einen Dialog anzustoßen, hatte das Netzwerk KKJB unter dem Dach der POPkw am Samstag zur 2.Landesfachtagung „Kultur von Anfang an“ eingeladen. „Es geht uns darum, dass wir Kindern helfen, zu selbstständigen Persönlichkeiten heranzureifen“, sagte Ministerpräsident Erwin Sellering. Das sei nicht nur eine Frage der liebevollen Zuwendung für jedes Kind, sondern auch der Chancengleichheit und sozialen Gerechtigkeit und „es ist in Zeiten ökonomisierten Denkens eine Frage der ökonomischen Notwenigkeit. Wir brauchen kreative, tüchtige Menschen“, unterstrich Erwin Sellering auch die gesellschaftliche Dimension musisch-ästhetischer Erziehung. Doch nicht jedes Kind hat die gleichen Chancen an kultureller Bildung teilzuhaben. Oft entscheidet der Geldbeutel der Eltern darüber, ob sich ein Kind die Gebühren für den Musikschulunterricht, die Malfarben oder die Fahrt zur Bibliothek leisten kann. Für Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff gehört kulturelle Bildung jedoch zur Allgemeinbildung und ist damit Pflichtaufgabe des Staates. „Jedes Kind in unserem Land soll mit jeder Kunstform in Berührung kommen“, so sein ehrgeiziges Ziel. In seiner Amtszeit hatte er als Staatssekretär für Kultur in Nordrhein-Westfalen erfolgreich das Projekt „Jedem Kind ein Instrument“ (JeKi) auf den Weg gebracht. Auch in Rostock hat JeKi schon Schule gemacht. Durch großzügige Spenden können im Osten der Stadt inzwischen 120 Grundschulkinder auf einem Instrument musizieren, informierte die Rostocker Kultur- und Jugendsenatorin Dr. Liane Melzer bei einer Podiumsdiskussion der Tagung. Auch die Landessozialministerin Manuela Schwesig war zu der Tagung gekommen, um für ihre Vorschläge zur Sicherstellung der Chancengleichheit bei der kulturellen Bildung zu werben. Als Alternative zur Ankündigung der Bundesministerin Ursula von der Leyen, eine Bildungschipkarte bzw. Gutscheine einzuführen, die Kindern aus Hartz IV Familien zugutekommen sollen, setzt sie sich für einen Bildungsfonds ein. Nach Lübecker Vorbild soll damit die finanzielle Förderung über eine pädagogische Einrichtung zum Kind gelangen. In einem Forum zur kulturellen Bildung für Kinder in Kita und Grundschulen erntete sie dafür viel Zustimmung. Denn in diesem Modell sahen viele Vertreter von Kinder- und Bildungseinrichtungen einen Lösungsansatz, um auch Kooperationen beider Seiten besser zu organisieren und eine qualitativ hochwertige kulturelle Bildungsarbeit in den Alltag der Kinder einzubetten. Dem Zusammenschluss der pädagogischen und künstlerischen Kompetenzen zu einem Tandem, wie es zum Beispiel Simone Briese vom Landesverband der Jugendkunstschulen M-V, befürwortet, stehen oft neben Fragen der Finanzierung auch organisatorische Probleme im Wege. So hat der Ausbau von Ganztagsbetreuungsangeboten in der Vergangenheit dazu geführt, dass zusätzliche Angebote zur künstlerischen Freizeitgestaltung immer weiter in den Nachmittag und Abend verlegt wurden und Familien zusätzlich belastet haben. Eine enge Zusammenarbeit der Kitas und Schulen mit Künstlern und Kultureinrichtungen könnte auch hier für eine bessere räumliche und zeitliche Vereinbarkeit sorgen. „Wir nutzen das Engagement der Künstler und Pädagogen zu wenig. Viele machen das aus Berufung“, machte Simone Briese das noch nicht optimal genutzte Potenzial für die kulturelle Kinder- und Jugendbildung deutlich.
15. November 2010 | Weiterlesen
„Die lustige Witwe“ - Premiere im Volkstheater Rostock
Es ist was faul im Staate Dänemark. Äh Verzeihung, im Staate Pontevedro natürlich. Das fiktive Fürstentum steht nämlich kurz vor dem Staatsbankrott. Die einzige Rettung: die Witwe Hanna Glawari. Diese verfügt über das Vermögen des ehemaligen Hofbankiers, den sie geheiratet hatte und der dann direkt in der Hochzeitsnacht verschied. Nun ist die Witwe in Paris und auf der Suche nach einem Mann. Heiratet sie allerdings einen Pariser, dann geht das Vermögen dem Staat Pontevedro verloren, was der Baron und pontevedrinische Botschafter Mirko Zeta entsprechend verhindern möchte. Aus diesem Grund möchte er den Grafen Danilo Danilowitsch dazu bewegen Glawari zu heiraten, doch Danilo möchte auf keinen Fall den Anschein erwecken, er wäre nur hinter ihrem Geld her, schließlich ist er tatsächlich an der Witwe interessiert. Das ist in aller Kürze die Handlung der Operette „die lustige Witwe“ von Franz Lehár, die am gestrigen Abend im Großen Haus des Volkstheaters Rostock ihre Premiere feiern durfte. Regie führte dabei Mirko Bott, der Programmchef von Schmidts Tivoli und Schmidt Theater in Hamburg. Das besondere Merkmal des Stücks ist für Bott, dass es aus dem klassischen Rahmen der Operette ausbricht. Für gewöhnlich gibt es dabei ein Hauptpaar und ein lustiges Paar. In diesem Fall sind diese Grenzen aufgehoben und auch das vermeintlich lustige Paar, Valencienne und Camille de Rosillon, bekommt ein romantisches Duett, während Graf Danilowitsch zu volkstümlichen Melodien auf der Bühne erscheint. Auf diese Weise erhält auch das zweite Paar eine tragende Rolle im Stück. Dabei stehen Hanna und Danilo im Zwiespalt zwischen Stolz und Liebe und Valencienne und Camille im Zwiespalt zwischen Geld und Liebe. Und wie kam die Vorstellung nun beim Publikum an? Offensichtlich sehr gut, so sprach beispielsweise Andreas Pasternack von einer „sehr guten Samstagabend-Unterhaltung“ und betonte, dass „unglaublich viel Pfeffer“ im Stück war. „Wir sind total begeistert“ lobten auch Jürgen Drygas und Claus-Peter Rathjen die Inszenierung. Darüber hinaus hoben beide die gute musikalische Einheit zwischen Sängern, Chor und Orchester hervor. Die humorvollen Anspielungen auf aktuelle Geschehnisse wie Finanzkrise oder Abwrackprämie kamen ebenfalls gut beim Publikum an, da sie nicht aufgesetzt wirkten, sondern geschickt ins Spiel eingewoben wurden. Diese Aussagen spiegelten sich auch im Applaus und den teilweise stehenden Ovationen nach Ende der Vorstellung wieder. Besonderen Applaus erntete Nik Breidenbach, der dem einen oder anderen vielleicht aus seiner Zeit bei „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ ein Begriff ist. Breidenbach verkörperte die Rolle des Njegus, dem Mädchen für alles in der pontevedrinischen Botschaft, und sorgte durch sein Spiel für eine besondere komödiantische Note. Zur gelungenen Premiere hat sicherlich auch beigetragen, dass die Schauspieler selbst sehr viel Spaß am Stück zu haben schienen. Ein Funke der letztlich, vor allem im temporeichen zweiten Teil, auf das Publikum übersprang. Anna Molina, die die Hanna Glawarin spielt und erstmals in einer Operette auftritt, hat jedenfalls viel Freude an ihrer Rolle und meinte bei der anschließenden Premierenfeier: „Man kann so albern sein!“ Wer sich angenehm unterhalten lassen möchte, der bekommt mit „die lustige Witwe“ ein gewitztes und temporeiches Stück mit jeder Menge schöner Melodien. Oder, um es wie Jürgen Drygas auszudrücken: „Ich würde es mir wieder anschauen“. Fotos 1 & 2: Dorit Gätjen, VTR
14. November 2010 | Weiterlesen
Hightech in der Medizin an der Universität Rostock
„Stellen wir uns vor, wir gehen zum Arzt. Er stellt ein Gerät vor uns auf, wir atmen hinein und er weiß, was uns fehlt.“ Diese Zukunftsvision beschrieb Juliane Kleeblatt in ihrem Vortrag über die Untersuchung von Substanzen im menschlichen Atem am Donnerstagnachmittag im Rahmen der Ringvorlesung „Kurs auf die Wissenschaft“, die derzeit von der Interdisziplinären Fakultät der Universität Rostock veranstaltet wird. Dabei lieferte sie einen Überblick über die Entwicklung der Atemgasanalytik und deren gegenwärtigen Stand in der Medizin. Die Idee den menschlichen Atem für diagnostische Zwecke in der Medizin zu verwenden, ist alles andere als neu. Bereits Hippokrates befasste sich vor fast 2500 Jahren mit dem Geruch des Atems seiner Patienten und stellte Verbindungen mit bestimmten Krankheiten her. Im 18. Jahrhundert war es dann Lavoisier, der Atemexperimente mit Meerschweinchen und Menschen durchführte. Als Begründer der modernen Atemgasanalytik, wie sie heute betrieben wird, gilt aber Nobelpreisträger Linus Pauling, der 1971 erstmals über 250 Substanzen im menschlichen Atemgas und Urin detektieren konnte. Beinahe 40 Jahre später wurden schon ca. 3.000 Substanzen identifiziert. Für die Forscher der Universität Rostock sind aber weniger die Hauptbestandteile des Atems wie z.B. Stickstoff, Kohlendioxid oder Sauerstoff, sondern sogenannte volatile organische Komponenten, wie Isopren oder Alkohole, von Interesse. Diese Substanzen können sowohl im menschlichen Stoffwechsel erzeugt werden, als auch aus der Umgebung in den Körper gelangen, z.B. durch Rauchen, Medikamente oder Nahrungsaufnahme. Durch die Messung dieser Substanzen hoffen die Wissenschaftler eines Tages Krankheiten diagnostizieren zu können oder beispielsweise auch Therapieverläufe zu überwachen, ohne dem Patienten Blut abnehmen zu müssen. Da es sich dabei aber nach wie vor um Grundlagenforschung handelt, ist es noch ein weiter Weg bis dahin. Aus der Medizin ist die Atemgasanalytik dennoch bereits nicht mehr wegzudenken, so gibt es beispielsweise einen Wasserstoff-Atemtest, der zur Erkennung einer Laktoseintoleranz verwendet wird oder die Kapnometrie, die einen wesentlicher Bestandteil bei der Überwachung der Patienten in der Anästhesie darstellt. Um einen gänzlich anderen Ansatz ging es in dem Vortrag von Maxi Höntsch, die sich dem Thema „Zellen unter Beschuss – Physikalisches Plasma in der Zellbiologie“ widmete. Für alle, denen der Begriff Plasma bestenfalls aus Science-Fiction Filmen bekannt ist, hier eine kurze Erklärung: Ein Plasma ist in der Physik im Wesentlichen ein elektrisch geladenes Gas. Da dieses Gas an sich nicht stabil ist, muss ständig Energie zugeführt werden, um das Plasma aufrechtzuerhalten. Verwendung findet es bislang vor allem in der Metallindustrie. Dort wird es zur Bearbeitung von Oberflächen eingesetzt. In der Medizin wird Plasma beispielsweise zum Stillen von Blutungen oder zum Abtragen von Weichgewebe verwendet. Das Problem an der Sache: Man weiß nicht, wie das Plasma eigentlich mit dem Gewebe interagiert. Dies herauszufinden, ist die Motivation hinter Höntschs Arbeit. Erste Ergebnisse deuten auf potentielle Einsatzmöglichkeiten in der Krebszellforschung hin, denn Brustkrebszellen, die für 30 Sekunden mit Plasma behandelt wurden, konnten anschließend nicht mehr an ihr Substrat anbinden und zeigten eine deutlich verringerte Vitalität im Vergleich zu unbehandelten Zellen. Natürlich sind solche Laborergebnisse nicht mit einer Anwendung am menschlichen Körper zu vergleichen, eine vielversprechende Arbeit ist es dennoch. Im dritten und letzten Vortrag von Stefanie Wenda ging es schließlich um das Zusammenspiel von „Licht und Leben – wenn Laser auf Enzyme treffen“. Die Arbeit soll dazu dienen, diesen Prozess besser zu verstehen und dadurch das große Potenzial von Enzymen besser nutzbar zu machen. Da Enzyme biochemische Reaktionen katalysieren, können sie eingesetzt werden, um Produkte zu bilden, ohne das große Mengen an Nebenprodukten entstehen. Außerdem arbeiten Enzyme unter sehr viel milderen Bedingungen als typische chemische Katalysatoren. Damit das Ganze aber genutzt werden kann, ist es unabdingbar, die Funktionsweise der Enzymkatalyse lückenlos zu verstehen. Dazu benötigt man ein Trägersignal, das über den Prozess hinweg zurückverfolgt werden kann. Licht kann ein solches Trägersignal sein. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass drei sehr unterschiedliche Themen vorgestellt wurden, bei denen der interdisziplinäre Ansatz deutlich zum Vorschein kam. In zwei Wochen, am Donnerstag, dem 25. November, wird es dann Teil vier der Ringvorlesung geben, bei dem es um „Ambient Assisted Living“ gehen wird. Am kommenden Freitag (19.11.) um 16:00 Uhr wird darüber hinaus der Nobelpreisträger Richard E. Ernst zu Gast in Rostock sein und einen Vortrag über „die interkulturelle Passion des Naturwissenschaftlers; Tibetische Malkunst, Pigmentanalyse und Wissensvermittlung an tibetische Mönche“ halten.
13. November 2010 | Weiterlesen
Karneval am 11.11.2010 im Rostocker Rathaus
Pünktlich um 11:11 Uhr zogen heute am 11.11. die Narren in das Rostocker Rathaus ein. Angeführt wurden sie von Pierre I und Uljana I, dem Prinzenpaar des Rostocker Karneval Clubs. Das Gefolge bestand aus ihrer Prinzen- und Funkengarde und Mitgliedern der drei Vereine „Rostocker Carneval Club Warnow“, dem „Markgrafenheider Karneval-Club“ und dem „Rostocker Karneval Club“. Bereitwillig händigte Oberbürgermeister Roland Methling symbolisch den Rathaus-Schlüssel aus und stieß mit ihnen zur Feier des Tages mit einem Glas Sekt an. Anders als im letzten Jahr konnte auch wieder ganz traditionell ein Fass Rostocker Bockbier angestochen werden. Dafür fehlte allerdings die Karnevalskappe auf dem Kopf des Bürgermeisters. Für Begeisterung sorgten die Tanzdarbietungen der Prinzen- und Funkengarde des Rostocker Karneval Clubs. Mit einer sportlich ambitionierten Choreografie und strahlendem Auftreten hoben sie im Rathaus merklich die Stimmung. Neben beeindruckenden Formationstänzen legte auch die fünfjährige Josefine als Nachwuchstanzmariechen ein gekonntes Solo aufs Parkett. Mit dieser kleinen Zeremonie übernahmen die Narren das Regiment und die Karnevalssaison in Rostock war eröffnet. So richtig geht die fünfte Jahreszeit bekanntlich aber erst im neuen Jahr los, wenn der Trauermonat November und die besinnliche Adventszeit vorbei sind. Aber schon heute brachten die bunt gekleideten Narren mit Musik und Tanz Frohsinn und gute Laune ins Rathaus. Auch einigen Passanten zauberten sie ein Lächeln auf die Lippen, als sie auf der Kröpeliner Straße in Richtung Neuer Markt zogen. Auch wenn Rostock nicht gerade als Karnevalhochburg bezeichnet werden kann, so gibt es hier dennoch zahlreiche schunkelsüchtige Freunde des ritualisierten Frohsinns, die sich am Verkleiden und an den Büttenreden erfreuen.
11. November 2010 | Weiterlesen
Handwerkskammer kürt den TOP Azubi 2010
Dass Handwerk goldenen Boden hat, ist schon länger bekannt. Jedoch scheint das Interesse an handwerklichen Berufen immer mehr nachzulassen. Da ist es um so erfreulicher, dass heute junge Leute ausgezeichnet wurden, die mit viel Engagement bei ihrer Ausbildung in einem solchen Beruf dabei sind. Für den musikalischen Rahmen der Veranstaltung im Gebäude der Handwerkskammer Ostmecklenburg-Vorpommern sorgte die Gruppe Northern Colour Trio. Die drei Studenten von der HMT Rostock konnten mit entspannten Klängen auf Bass, Keyboard und Saxofon punkten. Begrüßt wurden die anwesenden Gäste aus Handwerk und Politik, und natürlich die teilnehmenden Azubis, von Volker Brockmann, dem Ehrenpräsidenten der Handwerkskammer Ostmecklenburg-Vorpommern. Er stellte heraus, dass die 33 Bewerber auf den Titel TOP Azubi 2010 ein hohes Allgemeinwissen, Flexibilität und Mobilität besitzen und sicher nicht zur Null-Bock-Generation gehören. Das gemeinsame Ziel der beiden Handwerkskammern, die den Preis seit 2007 abwechselnd vergeben, ist es, junge Menschen in Mecklenburg-Vorpommern zu halten. In seinem Grußwort betonte Jürgen Seidel, Minister für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus, noch einmal, wie wichtig vor allem auch die Persönlichkeit für einen Menschen ist. Um so erfreuter zeigte er sich darüber, dass im Wettbewerb gerade auch der Charakter eine Rolle für die Entscheidung der Jury spielte. „Aktuell gibt es in den 150 Ausbildungsberufen im Handwerk 975 unbesetzte Stellen und 225 unversorgte Bewerber“, sagte Seidel. Trotzdem, so der Minister, ist es wichtig, sich zu engagieren, um einen Platz zu bekommen. Abschließend gab es natürlich auch wieder die typischen Trostformeln für alle Teilnehmer, die nicht unter die Top 3 kamen: „Dieser Wettbewerb hat keine Verlierer, jeder von ihnen gewinnt an Selbstbewusstsein.“ Aus den 33 Bewerbern wurden 16 Finalisten ausgewählt, die sich im Oktober in unterschiedlichen Tests beweisen mussten. So galt es, ein Mecklenburg-Vorpommern-Quiz und ein Rollenspiel zur Konfliktbewältigung zu bestehen, außerdem musste eine Eigendarstellung vorgetragen werden. Zu gewinnen gab es nicht nur Urkunden, sondern für die ersten drei Plätze auch Pokale und einen Geldscheck, der von der Raiffeisenbank Güstrow gesponsort wurde. Dann wurde es spannend. Zwei dritte Plätze wurden verkündet und von Jürgen Seidel, Volker Brockmann und Dieter Heidenreich, Bankdirektor der VR-Bank Rostock, verliehen. Raumausstatter Christopher Giehle und Augenoptikerin Patrizia Hintz teilen sich den Bronzerang und die 500 Euro. Der zweite Platz ging an Lisa Brech aus Waren, die im dritten Lehrjahr eine Ausbildung zur Tischlerin macht. Sie bekommt 750 Euro. Und TOP Azubi 2010 ist Vera Pauline Kerwitz. Die 21-Jährige aus Rostock absolviert seit dem 1. September 2008 eine Ausbildung zur Maßschneiderin bei Schneidermeisterin Marika Gurske in der Waldemarstraße. Über den mit 1000 Euro dotierten Preis freut sich die junge Frau, die auch Kleider ihrer eigenen Kollektion trug, sehr. „Das wird für die Gesellenprüfung draufgehen.“ Vera hat schon vor der Ausbildung geschneidert, so hat sie sich zum Beispiel ihr Abiballkleid selbst genäht. Doch auch bei ihr wird es leider nicht funktionieren, die Jugend im Land zu halten. Sie will nach ihrem Abschluss im August ein Studium in Flensburg beginnen. Dort möchte sie gern Textil und Mode auf Lehramt studieren. Bleibt zu hoffen, dass ihre Pläne in Erfüllung gehen. Aber als TOP Azubi 2010 sollte sie ja gute Chancen haben. Ich drücke ihr jedenfalls die Daumen.
11. November 2010 | Weiterlesen
Zusammenarbeit der Unis in Rostock und Alabama
Der Pressetermin am Dienstag in der Universität Rostock war schon etwas ganz Besonderes. Im kleinen Rahmen, nur drei Vertreter der Presse waren erschienen, stellten Pressesprecher Ulrich Vetter und Rektor Wolfgang Schareck die Zusammenarbeit zwischen der University of Alabama in Huntsville (UAH) und der Uni Rostock vor. Dabei wurden sogar persönliche Fotos des Besuchs des Rektors in Huntsville gezeigt. Seit einem knappen halben Jahr bestehen die Kooperationsbeziehungen zwischen beiden Hochschulen. Die UAH ist die 50. Universität weltweit, die mit der Uni Rostock kooperiert. Vom 5. bis zum 8. Juni besuchte der Rektor aus Huntsville, Prof. Dr. David B. Williams, Rostock, vom 24. bis zum 28. Oktober flog Schareck zum Gegenbesuch nach Amerika. Dabei konnte schon ein sehr präziser Plan aufgestellt werden, in welchen sechs Bereichen Rostock und Huntsville zukünftig zusammenarbeiten werden. Geplant sind gemeinsame Vorhaben in den Bereichen: Astrophysik und Optik Systemengineering: Durch die Nähe und die enge Zusammenarbeit mit der NASA hat Huntsville hier einige sehr interessante Projekte geplant, die mit den Rostocker Fakultäten für Maschinenbau, Informatik, Schiffstechnik und Elektrotechnik bearbeitet werden können. Satellitengestützte Sicherheit: Hier ist vor allem geplant, die Überwachung des Ostseeraums zu verbessern. Die Zusammenarbeit erstreckt sich nicht nur zwischen den Universitäten, auch das Leibniz-Institut für Atmosphärenphysik Kühlungsborn und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt sind beteiligt. Präventivmedizin: Dabei geht es um das sogenannte Nurseing, was den Stress in der Kranken- und Intensivpflege reduzieren soll. Ein gemeinsames Projekt ist schon angelaufen. Zusammenarbeit in der Studienrichtung HighTech Entrepreneurship Aufarbeitung von Aufzeichnungen der Wissenschaftler und Raketentechniker in Peenemünde während des Nationalsozialismus Eine weitere Verbindung beider Hochschulen ist die Person Wernher von Braun. Der Wissenschaftler forschte in der NS-Zeit in Peenemünde an Raketentechnik und ging dann nach 1945 nach Amerika. Dort arbeitete er für die NASA und war maßgeblich an der ersten Mondmission beteiligt. Auch eine kulturelle Note hat die Zusammenarbeit von UAH und Rostock. So ist geplant, im Jahr 2012 ein gemeinsames Friedenskonzert in Peenemünde zu organisieren. Die meisten gemeinsamen Vorhaben sind bisher nur Ideen, doch zeigt sich der Rektor optimistisch, dass diese auch weiter verfolgt werden. „Wir haben die Türen aufgemacht, jetzt müssen andere sie durchschreiten“, sagte er. Im Anschluss zeigte er noch einige Fotos seiner Reise. So wurde eine Vorlesung, die er auf Wunsch des Rektors dort gehalten hatte, wegen einer Tornadowarnung unterbrochen. Das Foto 3 wurde uns freundlicherweise von der Universität Rostock zur Verfügung gestellt.
11. November 2010 | Weiterlesen
13. StudentenFilmFest „Goldener Toaster“ 2010
„Männer leeren Drinks grundsätzlich in einem Zug.“ In einem fahrenden, versteht sich. Mit solch satirisch in Szene gesetzten Filmweisheiten wusste einer der Beiträge beim gestrigen 13. StudentenFilmFest „Goldener Toaster“ zu beeindrucken. Um welchen Film es sich dabei handelt? Das wird natürlich nicht verraten, noch nicht. Um es vorwegzunehmen: Auch diese Veranstaltung der Kulturwoche war wieder ausgesprochen gut besucht. Aufgrund des großen Zuspruchs gab es gestern Abend gleich zwei Vorstellungen im Kinosaal des Lichtspieltheaters Wundervoll (Li. Wu.) – mit über 200 Besuchern waren beide restlos ausverkauft. Aus mehr als 20 eingereichten Filmen hat die Jury zwölf Beiträge ausgewählt, die am Abend zur Abstimmung standen. Schließlich ging es nicht nur um den Hauptpreis der Jury, den Goldenen Toaster, auch den Publikumsliebling galt es zu küren. Ein bunt gemischtes Programm hatte die Jury zusammengestellt. Animationen und Spielfilme gab es zu sehen, lustige Streifen liefen über die Leinwand und solche, die zum Nachdenken anregen. „Die Gedanken sind frei“ beispielsweise, den Urte Zindler von der Kunsthochschule Kassel geschaffen hat. Unterlegt mit der Musik des gleichnamigen Volksliedes ließ sie die Zuschauer in die irreale Welt einer dementen, älteren Dame eintauchen. Ein Film, der viele Zuschauer beeindruckt hat, auch wenn er in der Publikumswertung knapp auf dem undankbaren zweiten Platz landete. Nun aber zu den Preisträgern des gestrigen Abends. Keine leichte Entscheidung, wie Matthias Spehr, Jurymitglied und Moderator des Abends, die Zuschauer wissen ließ: „Es gab eine ganz enge Spitze, fünf Favoriten, zwei davon im engsten Raum.“ Schließlich geht es aber auch um viel, um den Wanderpokal „Golden Toaster“ nämlich, „der vor nunmehr 13 Jahren von der Golden Toaster Company ins Leben gerufen wurde.“ „Hürdenlauf“ lautet der Titel des Typofilms von Isabella Trybulla aus Wismar, den die Jury mit dem 3. Platz belohnte. Bei Typofilmen handelt es sich um kurze Animationsstreifen, bei denen Buchstaben in Szene gesetzt werden. In ihrem knapp vierminütigen Film ließ Isabella Trybulla ihre Protagonistin gekonnt einen Hürdenlauf über die Buchstaben just dieses Wortes absolvieren. Einen kleinen Hürdenlauf durchs Publikum musste die Studentin dann selbst zurücklegen, um ihren Preis auf der Bühne entgegenzunehmen. „Jetzt wird’s didaktisch“, leitete Spehr zum Zweitplatzierten des Abends über. „Regeln der Filmkunst“ nannte Holger Löwe seinen Film, den er mit Studenten der Hochschule für Musik und Theater Rostock (HMT) drehte und in dem er nicht nur den eingangs erwähnten „Drink in einem Zug“ satirisch in Szene setzte. Mit seinem „Leitfaden für junge Filmschauspieler“ strapazierte er das Zwerchfell der Zuschauer und konnte sich in der Gunst der Jury auf den zweiten Platz schieben. „Der Film“, so Spehr, „macht selbst Laien mit Dingen vertraut, die für einen guten Film nötig sind.“ Stimmt. Immerhin kenne sogar ich jetzt die wichtigsten Sätze: „Oh mein Gott“ und „Es ist nur eine Fleischwunde!“ Crashkurs absolviert, hurra, jetzt werde ich Filmemacher! „Sehr originell, sehr toll, sehr vielschichtig“, zeigte sich Matthias Spehr im Namen der Jury von dem Sieger des Festivals beeindruckt. Aus dem Wasser in die Luft, vom Land in die Großstadt, vom Regentropfen zur Welle entführte uns Anja Großwig in nur knapp zweieinhalb Minuten in eine beeindruckende Vielzahl liebevoll und detailliert animierter Szenen. Leider konnte die Erstplatzierte vom Caspar-David-Friedrich-Institut (CDFI) in Greifswald heute nicht anwesend sein, um den Preis für ihren Film „StundenSekunden“ selbst in Empfang zu nehmen. Aus den Händen ihres Professors Michael Soltau, der den „Golden Toaster“ stellvertretend entgegennahm, dürfte sie sich aber mindestens genauso über ihren Sieg freuen. Doch zurück zum Publikumspreis, für den es neben Ruhm, Ehre und einem bunten Strauß Blumen zusätzlich ein Utensil gab, auf das wohl kaum ein Filmemacher verzichten kann: einen echten Regiestuhl. „Es geht um alles, es geht um diesen wunderbaren Stuhl“, bekräftige Matthias Spehr. Jury und Publikum lagen heute nicht weit auseinander und so heißt der glückliche Gewinner, der bei seinem nächsten Dreh auf der knallroten Sitzgelegenheit Platz nehmen kann, Holger Löwe. Glückwunsch! Was wir in der Zukunft vom Publikumspreisträger erwarten dürfen? „In erster Linie den eigentlichen Film“, verspricht der freischaffende Filmemacher und Dozent an der HMT. „Eine Mediensatire, die unter dem Arbeitstitel ‚Supershow‘ laufe“. Der heute gezeigte Kurzfilm sei eigentlich nur ein „Abfallprodukt“ dieses Projekts – man darf also durchaus gespannt sein! Während es im Li.Wu. Filmgenuss pur gab, dürften wenige Hundert Meter weiter in der Ulmenstraße die Köpfe geraucht haben. Beriet doch hier der StudentINNenrat der Universität Rostock (StuRa) in der ersten Lesung den Haushaltsentwurf fürs nächste Jahr, in dem es auch um den Fortbestand der Kulturwoche geht. Allen Gerüchten und Unkenrufen zum Trotz scheint es nach ersten Informationen mit der Kulturwoche auch 2011 weiterzugehen, sodass wir uns wohl auf eine 14. Auflage des StudentenFilmFestes „Goldener Toaster“ freuen dürfen. Bevor es soweit ist, sei noch einmal auf ein weiteres Highlight der diesjährigen Kulturwoche hingewiesen. Am Freitag ist um 20 Uhr im MOYA der „Club der toten Dichter“ mit Vertonungen von Rilke zu Gast.
11. November 2010 | Weiterlesen
„Die lustige Witwe“ im Volkstheater Rostock
Am Samstagabend wird ein neues Stück Premiere im Volkstheater Rostock feiern. Ein guter Zeitpunkt also für eine kleine Einführung. Traditionell lädt das Volkstheater dazu eine knappe Woche vor der Premiere alle Interessierten in das Intendanzfoyer des Theaters ein, um ihnen die Möglichkeit zu bieten, dem Regisseur Fragen zu stellen und anschließend eine Bühnenprobe zu besuchen. So auch an diesem Montag. Wobei das Stück, genauer die Operette, eigentlich an sich gar nicht mehr so neu ist. Denn „die lustige Witwe“ von Franz Léhar wurde bereits im Dezember 1905 in Wien uraufgeführt. Zum Vorgespräch erschien neben dem Regisseur Mirko Bott auch die Kostümbildnerin Manuela Schröder. Für Schröder hat das Stück eine traurige Note, denn ihr Mann, Ulrich Schröder, der das Bühnenbild entworfen hat, ist im August verstorben und kann das Ergebnis seiner Arbeit leider nicht mehr selbst erleben. Ulrich Schröder ist übrigens alles andere als ein Unbekannter und seinen Arbeiten dürfte fast jeder schon einmal, wenn auch unbewusst, begegnet sein. Schließlich entwarf er lange Zeit Bühnenbilder für eine Vielzahl von Serien im deutschen Fernsehen, wie z.B. der Schwarzwaldklinik. Für alle, die mit dem Inhalt der Operette nicht vertraut sind, hier eine kleine Zusammenfassung: Die Handlung spielt Anfang des 20. Jahrhunderts in Paris, denn dort lebt Hanna Glawari – die lustige Witwe. Diese hat den Hofbankier des imaginären Fürstentums Pontevedro geheiratet und nach seinem Tod in der Hochzeitsnacht dessen Vermögen geerbt. Das Problem an der Sache: Geht dem Fürstentum das Vermögen verloren, weil Hanna einen Pariser heiratet, wäre der Staat bankrott. Aus diesem Grund soll die Witwe mit dem Graf Danilo Danilowitsch verkuppelt werden. Danilowitsch ist aber tatsächlich an ihr interessiert und möchte nun natürlich den Eindruck vermeiden, er würde nur des Geldes wegen um sie werben. Eine ganz schön verzwickte Angelegenheit also. Wie das ganze am Ende ausgeht? Das müsst Ihr schon selbst herausfinden. Für Regisseur Mirko Bott ist es nicht die erste Begegnung mit der lustigen Witwe. Einmal spielte er schon selbst als Statist mit und vor gut vierzehn Jahren war es seine erste große Inszenierung in Hamburg. Im Nachhinein hat er den Eindruck, damals zu jung gewesen zu sein, um die emotionalen Verwicklungen des Stücks wirklich zu begreifen. Heute verspricht er aber dennoch, trotz vertiefter Auseinandersetzung mit der Thematik, ein lockeres, unterhaltsames und temporeiches Stück. Die Frage, wie modern die Inszenierung denn sei, beantwortete er mit einem klaren „gar nicht!“ Und weiter: „Ich inszeniere Operetten grundsätzlich klassisch“. Jeder, der vielleicht aufgrund der Plakatwerbung, eine moderne Version der lustigen Witwe befürchtet hat, kann sich also entspannen, denn es wird ein klassisches Art Déco Bühnenbild geben, sowie Schauspieler in Abendkleid und Frack. „Das Plakat ist einfach nur dazu da, um Karten zu verkaufen“, kommentierte Bott die Werbung mit einem Augenzwinkern. Die Premiere ist an diesem Samstag um 19:30 Uhr im Großen Haus des Volkstheaters. Wer es nicht schafft dort zu sein, hat aber selbstverständlich auch in den kommenden Wochen noch genügend Gelegenheit das Stück zu sehen. Es verspricht jedenfalls, ein unterhaltsamer Abend zu werden. Foto 3: Dorit Gätjen, VTR
10. November 2010 | Weiterlesen
IHK zu Rostock vergibt 11. Schulpreis 2010
Wer hätte das gedacht, die Industrie- und Handelskammer zu Rostock (IHK) rockt! Eigentlich hatte ich eine gediegene Preisverleihung erwartet, auf der die Auseinandersetzung der Teilnehmer eines Schülerwettbewerbs mit dem Thema Beruf und Wirtschaft gewürdigt wird. Die Zutaten dafür stimmten zumindest: Der Bildungsminister von Mecklenburg-Vorpommern Henry Tesch war anwesend, Blumensträuße, fotogene Riesenschecks und ein Büfett waren vorbereitet. Auch an den musikalischen Rahmen war gedacht. Der allerdings verlieh der Vergabe des 11. Schulpreises der IHK am Dienstag eine besondere Note. Denn die Les Bummms Boys heiterten die Veranstaltung gleich zu Beginn mit zwei fröhlich-frechen Songs auf. Der Auftakt war geglückt. Die Ohren der Gäste – größtenteils Schüler – dürften nun auch für Themen wie unternehmerisches Denken und wirtschaftliche Zusammenhänge geöffnet worden sein. Denn hier ist Aufklärung nötig, betonte der Bildungsminister. Angesichts des demografischen Wandels und des drohenden Fachkräftemangels im Land beschäftigt auch ihn die Frage, „wie man für wirtschaftliche Themen einen Zugang für Schülerinnen und Schüler ermöglichen kann.“ Sie müssten, so Henry Tesch, „neugierig gemacht, begeistert werden und selbstständig aktiv werden.“ Initiativen, die dieses Ziel verfolgen, möchte die IHK zu Rostock mit ihrem Schulpreis würdigen. Aus diesem Grund hat sie in diesem Jahr bereits zum elften Mal in ihrem Kammerbezirk den Schulpreis ausgelobt. „Mit unserem IHK-Schulpreis wollen wir dazu beitragen, dass sich Schülerinnen und Schüler für Projekte und Methoden, die wirtschaftliches Wissen und die Kenntnis wirtschaftlicher Zusammenhänge vermitteln, interessieren“, sagte die Vizepräsidentin der IHK zu Rostock Doreen Jacobsen anlässlich der Preisvergabe. 16 Schulen beteiligten sich mit insgesamt 21 Projekten. Am überzeugendsten präsentierten sich Tu Tran Thi Ngoc, Phuong Mai Nguyen, Niko Hübner und Jan Erik Merten vom Ostseegymnasium Rostock. Mit dem Projekt „HRO im Ohr“ gewannen die Zwölftklässler den 1. Preis. Seit zwei Jahren arbeiten sie als Schülerfirma schon an ihrem Audio-Guide für Rostock. Gegen eine kleine Leihgebühr bieten sie Touristen einen Mp3-Player an, mit dem sie unsere Hansestadt individuell entdecken und dabei Wissenswertes über ausgewählte Sehenswürdigkeiten erfahren können. Eine deutsche Version wurde schon hergestellt, erzählen die Schüler, eine englische steht kurz vor der Fertigstellung. Auch auf Russisch und später eventuell auch Spanisch und Schwedisch soll der Audio-Guide über Rostock informieren. Kontakt mit Hotels und der Tourismuszentrale hat die Schülerfirma bereits aufgenommen. In zwei Wochen soll der Testlauf beginnen. „Das größte Ziel“, so Tu Tran Thi Phuong über das Projekt, „war es wirtschaftliche Zusammenhänge zu verstehen. Wir haben hautnah Erfolge und Misserfolge erlebt. Wir haben gelernt, uns zu präsentieren, Bilanzen zu erstellen und Geschäftsbriefe zu verfassen.“ Auch Marita Noetzel ist sichtlich stolz auf ihre Schüler. In einem Wahlpflichtkurs hat die AWT- und Geografielehrerin das Projekt begleitet. „Sie sind dadurch gereift. Es hat sich sehr positiv auf ihre Persönlichkeitsentwicklung ausgewirkt“, freut sie sich über den Erfolg von „HRO im Ohr“. Mit dem ersten Platz beim IHK-Schulpreis hatten die Schüler dennoch nicht gerechnet. Die 1.500 Euro wollen sie in Mp3-Player investieren. Die „Tick Schüler GmbH“ vom Gymnasium Sanitz kann sich über den zweiten Platz und 1.000 Euro, die „Wunderwachs Schüler GbR“ von der „Schule am See“ in Satow über den dritten Platz sowie ein Preisgeld von 500 Euro freuen. Für die „Circus Barley junior Schüler GbR“, die bereits bei der diesjährigen Landesmesse für Schülerfirmen den ersten Preis gewann, gab es einen Sonderpreis.
10. November 2010 | Weiterlesen
Tischball Schnupperveranstaltung im Rathaus
Nanu, Tischtennis mitten in der Rathaushalle? Ist das die neue Pausenbeschäftigung für Stadtangestellte? Nein, dabei handelt es sich um eine Veranstaltung des Blinden- und Sehbehinderten-Vereins Mecklenburg-Vorpommern, dem BSVMV. Und es wurde auch nicht Tischtennis gespielt, sondern Tischball. Tischball ist ein Sport, der in den 1960ern vom Kanadier Joe Lewis erfunden wurde. Der Blinde Lewis wollte ein Spiel haben, das sowohl zur Erholung, als auch zu Wettkämpfen gespielt werden kann und für das man nicht sehen können muss. International bekannter wurde der Sport, der auch als Showdown bekannt ist, durch die paralympischen Spiele 1980. Für das Spiel, das sowohl blinde als auch sehende Menschen spielen können, braucht man zuallererst eine Platte, die der vom Tischtennis nicht unähnlich ist. Der Tisch ist etwas größer und von einer 14 cm hohen Bande umgeben. An jeder Seite des Tisches gibt es ein Netz, das Tor. Ziel der Spieler ist es, Punkte zu erreichen. Diese können natürlich durch Tore, aber auch durch Fehler des Gegners gewonnen werden. Jeder Spieler trägt eine blickdichte Brille und hat einen Holzschläger in einer Hand. Die andere Hand darf nicht ins Spiel eingreifen. Der Spielball enthält Metallstücke, wodurch er rasselt. So kann der Ball geortet und auf die Seite des Gegners geschlagen werden. Schiedsrichter der Spiele im Rathaus war Torsten Resa vom DBSV, dem Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband. Der DBSV fördert die Verbreitung der Sportart in Deutschland. „Sie vermehrt sich erst seit den letzten drei Jahren. Momentan gibt es 15-20 Platten in Deutschland und der Sport ist selbst in der Blindenszene noch recht unbekannt“, sagt Resa. Im März 2011 findet die erste deutsche Meisterschaft im Tischball statt. Gudrun Buse, die Vorsitzende der Gebietsgruppe Rostock vom BSVMV, findet die Sportart sehr spannend und freut sich auch über die gute Resonanz. Viele Sehbehinderte wollten das Spiel selbst mal ausprobieren, sogar Gäste aus Waren und Güstrow waren angereist. Ob es jedoch auch bald eine Platte in Rostock gibt, ist fraglich. „Einerseits ist eine Kostenfrage, aber andererseits braucht man auch viel Platz. Und solche Räumlichkeiten stehen uns nicht zur Verfügung.“ Das erste Spiel am Montag gewann Udo Ramlow aus Rostock. Der Mann, der nur hell/dunkel sehen kann, findet das Spiel sehr gut. „Es ist ein gutes Gefühl, wenn auch der Ball manchmal schwer zu orten ist. Teilweise hat man nicht mal bemerkt, wenn der Ball im Tor ist.“ Er könnte sich vorstellen, den Sport regelmäßig zu betreiben, aber für eine private Platte habe auch er keinen Platz. Showdown ist ein teilweise sehr schneller Sport, und doch steht das Vergnügen im Vordergrund. Und so bringt es auch Torsten Resa sehr gut auf den Punkt, wenn er sagt: „Tischball ist der ideale Sport, um mal eine ruhige Kugel zu schieben.“
9. November 2010 | Weiterlesen
16. Poetry Slam im Ursprung
Rappelvoll war es am Montagabend im Ursprung, der Kleinkunstbühne am Alten Markt. Sogar bis auf den Bühnenrand drängten sich die Gäste. Zum Poetry Slam der 23. Rostocker Kulturwoche waren sie gekommen. Der Dichterwettstreit ist mittlerweile zu einer festen Institution der beliebten Veranstaltungsreihe geworden. Bereits zum 16. Mal hatte das Kulturreferat vom AStA der Universität Rostock ihn für all jene organisiert, die ihr schriftstellerisches Talent vor einem Live-Publikum testen wollen. Traditionell wurde der Abend mit der Entzündung einer Kerze eröffnet. Sie soll nicht nur für allgemeine Erleuchtung sorgen, sondern verhalf auch dem Silbernen Punkt zu noch größerem Glanz. Der Silberne Punkt ist die bei Rostocker Poetry-Slammern begehrte Trophäe, die es einmal im Semester zu gewinnen gibt. Doch um den kleinen Wanderpokal bei sich im eigenen Heim aufstellen zu dürfen, müssen die Wettbewerbsteilnehmer zuvor die Zuschauer überzeugen. Denn nur, wer von ihnen die meisten Stimmen erhält, bekommt diesen Publikumspreis. Zehn Beiträge hatten die Gäste im Ursprung zu beurteilen. Elf Poeten traten gegeneinander an. Richtig gerechnet: Ein Beitrag wurde von zwei Teilnehmern gestaltet. Die beiden Studenten Erik Malter und Thomas Linke hatten beide die Absicht beim Poetry Slam mitzumachen und beide hatten auch schon einen Anfang für ihren eigenen Text verfasst. In einem Café entschlossen sie sich, ihre Ideen zu einer gemeinsamen Geschichte zu entwickeln. Deren Protagonist heißt Tom. Auf der Suche nach Erleuchtung treibt es ihn in eine Bar. Dort trinkt er so viel, dass seine Umgebung bald auf ihn einzudringen scheint. Ob sie mit dieser Geschichte die Zuschauer beeindrucken können? Erfahrene Poetry-Slammer wissen, dass es nicht nur auf den Text allein ankommt, sondern immer auch die „Performance“ eine gewisse Wirkung beim Zuschauer hinterlässt. Auch Thomas Linke nimmt nicht zum ersten Mal an diesem Poetry-Slam teil und so hat er sich mit seinem Partner vorher schon einige Gedanken über die Darbietung ihrer Geschichte gemacht. „Wir wollten das Publikum ansprechen und haben deshalb besonders betont vorgetragen. Außerdem haben wir noch einige spielerische Elemente eingebaut“, erklärt der vierundzwanzigjährige Lehramtsstudent für Germanistik, Geschichte und Darstellendes Spiel später. Fehlt noch etwas für einen siegreichen Beitrag beim Poetry-Slam? Ach ja, die Botschaft. Was wollen die beiden Autoren dem Zuhörer mit ihrem Text eigentlich mitteilen? „Verschwende deine Energie nicht für die Suche nach Erleuchtung, denn sie steckt in den Momenten, die du beobachtest“, bringt Thomas Linke sie auf den Punkt. Diese Erkenntnis dürfte doch auch bei vielen Besuchern des Ursprungs eigene Erinnerungen wecken und Gedanken anregen. Diese Voraussetzungen plus die doppelte Manpower – da müsste doch der Silberne Punkt drin sein. Aber die Konkurrenz war groß. Wer sich das Teilnehmerfeld anschaute, konnte den Eindruck gewinnen, dass das Dichten und die Schriftstellerei vor allem etwas für Herren sei. Kerstin Borchardt war die einzige Frau, die an diesem Abend auf der Poetry-Slam-Bühne stand. Ein Mann, ein Schokoladenweihnachtsmann, inspirierte sie zu einem Gedicht. Liebe, glücklich oder unglücklich, war überhaupt eines der großen Themen beim 16. Poetry Slam. André Marschke schilderte seine Liaison zu Angela Merkel und konnte mit Sprachwitz und einer sympathische Bühnenpräsenz punkten. Sven Lübbe las aus seiner sehr aufschlussreichen wissenschaftlichen Abhandlung, in der er das Projekt „Schöpfung“ und die Rolle von Adam und Eva analysierte. Er glänzte mit originellen Schlussfolgerungen und profunden Bibelnachweisen. Beim Publikum fanden die beiden Vorträge großen Anklang. Mit viel Beifall und dem dritten (Sven Lübbe) sowie dem zweiten Platz (André Marschke) belohnten sie die beiden Poetry-Slammer. Den ersten Platz vergaben die Zuschauer übrigens an Erik Malter und Thomas Linke. Der Silberne Punkt wird also in den nächsten Monaten bei ihnen ein neues Zuhause finden. Ob sie ihren Preis im Frühling bei einem 17. Poetry Slam verteidigen können, ist noch ungewiss, teilte der Moderator Christoph Lenz mit. Eine wichtige Weiche dafür stellt morgen das Studentenparlament der Universität Rostock, indem es über die zukünftige Finanzierung der Rostocker Kulturwoche entscheidet.
9. November 2010 | Weiterlesen
Kulturwoche 2010: Kunstkonzentrat in der Alten Gerberei
Unverdünnt und hoch konzentriert konnten Besucher der Alten Gerberei am Samstagabend Kunst in verschiedensten Ausdrucksformen genießen. „Ich bin wegen der Balkanmusik hergekommen“, erzählte Yvonne Schmitz. Die Promotionsstudentin schätzte besonders „die gute Mixtur“ der Veranstaltung. „Sie bietet viel Neues, worauf man sich gerne einlässt“, zeigte sie sich auch an den anderen Künstlern des Kunstkonzentrats der 23. Rostocker Kulturwoche interessiert. Wie viele Besucher genoss auch sie die angenehm entspannte Atmosphäre am Lagerfeuer auf dem Gelände am Rande der Östlichen Altstadt. Um die Balkanmusik kümmerte sich an diesem Abend A Glezele Vayn. Die Lieder der vier Musiker aus Berlin stammten aber nicht nur aus den Ländern des Balkans. Musik aus den Alpen und Klezmer aus Osteuropa gehörten ebenso zu ihrem Repertoire. Neben traditionellen Stücken präsentierten sie auch eigene spritzige Texte und Melodien. Mit Kontrabass, Akkordeon und Percussion sorgten Johannes, Szilvia und Jacobus beim Publikum für viel Vergnügen. Und auch Achim war an seiner Klarinette hervorragend aufgehoben und begeisterte bestimmt nicht nur alte Männer, auch wenn er in dem Lied „Klarinettenhass“ Zweifel daran aufkommen lassen wollte. Ein weiterer musikalischer Höhepunkt des Abends war Daniel Malheur mit seinem Monokel-Pop. Ausgestattet mit einem Monokel und auch sonst im Stile des Establishments der 20er Jahre gekleidet, trug er Schlager aus dieser Ära vor. Begleitet wurde er dabei von Tanzorchesteraufnahmen aus seiner Schellack-Platten-Sammlung, die er mit einem Winchester-Trichter-Grammophon abspielte. „Ich bin nur Interpret“, warnte er das Publikum vor den erotisch-anzüglich, sehr doppeldeutigen und nicht immer politisch korrekten Liedtexten. Aber worüber die Zuhörer vor 90 Jahren schon gelacht haben, sorgte auch beim Publikum des Kunstkonzentrats für Schmunzeln. Auch Philip Heinke und Paul Lücke unterhielten die Besucher auf der kleinen Bühne in der Alten Gerberei. Sie waren für die darstellende Kunst zuständig und zeigten ausgewählte Szenen aus Friedrich Schillers „Die Räuber“. Die beiden HMT-Studenten hatten sie im Rahmen ihrer Schauspielausbildung erarbeitet und werden sie noch in dieser Woche bei ihrer Abschlussprüfung vortragen. Malereien, Grafiken, Fotografien und Skulpturen durften beim Kunstkonzentrat natürlich auch nicht fehlen. In der Galerie auf Zeit hatten die Rostocker Künstler Christoph Chciuk, Paul Glaser, René Winter, Felix Fugenzahn und Juliane Zerbe eine Auswahl ihrer neuesten Werke ausgestellt. Aber damit nicht genug der vielen Kunst. Zwei „Kunstfilme“, die zuvor aus Vorschlägen von den Teilnehmern einer Umfrageaktion ausgewählt wurden, rundeten das hoch konzentrierte Kunst- und Kulturangebot an diesem Abend ab. Für den neunundzwanzigjährigen Ulf Liebal, der gerade an seiner Doktorarbeit an der Universität Rostock schreibt, war das Kunstkonzentrat eine gelungene Veranstaltung. Auch die Rostocker Kulturwoche als Ganzes betrachtet er als „große Bereicherung“, die er „gerne nutzt“. „Sie bringt Vielfalt in das kulturelle Leben Rostocks“, lautet sein positives Urteil. Bereits vor zwei Jahren hatte er als Fagottspieler des Freien Studentenorchester Rostock selbst an einem Konzert der Veranstaltungsreihe teilgenommen.
8. November 2010 | Weiterlesen
Mitternacht-Spaghetti in der Bühne 602
„Wie heißt noch mal der Dings?“ „Der Dings?“ Ja, der halt, weißt du?“ „Nein, weiß ich nicht.“ Szenen einer Beziehung. Erst, wenn man aneinander vorbeiredet und über Umwege doch noch zueinanderfindet, dann ist es wohl Liebe. Ungefähr darum ging es im Programm Mitternacht-Spaghetti und um noch viel mehr, zum Beispiel darum, was bei Hapag-Lloyd auf den Kotztüten steht. „Das Geld liegt auf der Fensterbank, Marie“ nennt sich das Kabarett-Duo Wiebke Eymess und Fridolin Müller. Im Rahmen der 23. Rostocker Kulturwoche spielten sie in der Bühne 602 auf. Und wie bisher bei allen Terminen, war es auch diesmal wieder rappelvoll. Die Rostocker nehmen die Kulturwoche also weiter sehr gut an. Auf der Bühne fehlten zwar die Nudeln und das Geld, auch ein Fenster war nicht auszumachen, dafür aber wenigstens eine Bank. Diese war allerdings auch nur improvisiert, ein paar Bretter auf zwei Stühle geklebt, fertig ist die Sitzgelegenheit. Außerdem zeichnete sich ab, dass es sehr musikalisch werden sollte. Gitarre, Konzertina – eine kleine Form der Ziehharmonika – und eine weiße Ukulele standen bereit und sollten während der auch Show reichlich bespielt werden. Wie schon bei Michael Sens ging es auch heute wieder viel um Liebe und die Unterschiede zwischen Mann und Frau. Dadurch jedoch, dass Wiebke und Fridolin ein Pärchen spielten, hatte man weniger das Gefühl, einen Vortrag zu hören, sondern war wirklich mittendrin. In den Gesprächen waren die beiden immer sehr gegensätzlich. Wiebke neigte zum Philosophieren und zur Romantik, Fridolin war eher der nüchterne Typ. Besonders in den Songs zeigten sich dann aber auch das Gefühl und die Liebe zueinander. So verglich Wiebke wunderschön bildlich: „Was für den Jäger das Ende der Schonzeit ist, das bist du für mich“, was Fridolin mit einem „Für dich leg ich Magda at Acta“ quittierte. Musikalisch vielfältig wurde später auch noch ein Kazoo und eine Nasenflöte ausgepackt, wunderschön im Duett gesungen und sogar mit Keyboardbegleitung gerappt, übrigens zum Thema Bielefeld. Nebenbei konnte man dann auch noch was lernen, etwa dass wir täglich 253.000 Tonnen Fisch verzehren. Auch wenn das Programm stellenweise sehr ruhig, fast schon bedächtig war, gab es doch häufig genug auch etwas zum Lachen. Die Gegensätze zwischen langsamen, stillen Passagen und den typischen Partnerdialogen, wie ich sie fast genauso aus meinem Freundeskreis kenne, haben die beiden sehr gut hinbekommen. So ist es auch nicht verwunderlich, dass es zum Ende viel Applaus und unzählige Zugaben gab. Fast schon wie auf einem Rockkonzert verließen die beiden Protagonisten die Bühne, die Leute klatschten und dann gab es doch noch eine Nummer. Nach der Show musste aber das Wichtigste noch geklärt werden: Sind die beiden wirklich ein Paar? Auf der Homepage des Duos heißt es: „Ein real-fiktives Liebespaar.“ Doch was heißt das? „Wir sind schon ein Paar, aber die Figuren auf der Bühne sind wir nicht. Da nehmen wir die Ideen mehr aus unserem Umfeld, als aus unserer Beziehung“, verraten mir die beiden. Wie lange die beiden jedoch schon zusammen sind, darüber herrscht Uneinigkeit beim Paar. Ungefähr drei bis vier Jahre müssten es sein. Erst kam die Idee, etwas zusammen zu machen, dann die Beziehung und schließlich das erste gemeinsame Programm. Der Name geht übrigens auf ein altes Sprichwort von Kurt Tucholsky zurück, was so viel wie „alles ist verloren“ bedeutet. Ein Verlust war der Abend jedoch auf keinen Fall. Und auf den Kotztüten von Hapag-Lloyd steht übrigens: „Vielen Dank für Ihre Kritik!“
8. November 2010 | Weiterlesen
Preisvergabe beim 20. Landesfilmfest MV 2010
Ein junger Mann will mit einem Bus nach Glashagen fahren. Glashagen? Gleich mehrere Dörfer in Mecklenburg-Vorpommern tragen diesen Ortsnamen. Und natürlich landet der junge Mann im falschen. Aber damit nicht schlimm genug. Die Fahrt nach Glashagen entwickelt sich zu einem Horrortrip. Ungemütliche Gesellen tauchen in dem Dorf auf: Skinheads, ewig gestrige Ossis, dem Alkohol-Zugeneigte – so wie man sich die Dorfbewohner im Nordosten halt so vorstellt. Aus dieser Geschichte hat New X-iT, eine Gruppe aus zwanzig Rostocker Schülern und Studenten, unter der Regie des Politikwissenschaftsstudenten Helge Eisenberg einen fünfzehnminütigen Film gedreht. Am Wochenende war „Glashagen“ beim 20. Landesfilmfest Mecklenburg-Vorpommern zu sehen. Das satirische „Roadmovie ohne Auto“ räumte hier gleich mehrere Preise ab. Als einziger der insgesamt 42 Beiträge des Landesfilmfestes erhielt er von der Jury die volle Punktzahl und gewann so den Hauptpreis. Auch die kleine Trophäe für die beste Filmidee konnte Yves Bartell entgegennehmen. Der Schüler der Rostocker Werkstattschule ist einer der beiden Hauptdarsteller und freut sich nun, dass „Glashagen“ im nächsten Jahr auch auf dem Bundesfilmfestival Spielfilm in Wiesbaden gezeigt wird. Bleibt zu hoffen, dass der Film dort bei Jury und Publikum genauso gut aufgenommen wird wie im Peter-Weiss-Haus in Rostock. Denn auch die Zuschauer des Landesfilmfestes Mecklenburg-Vorpommern honorierten den Kurzspielfilm mit einem zweiten Platz in der Publikumswertung. Damit musste sich „Glashagen“ nur dem zweiten großen Abräumer des Wochenendes geschlagen geben: „Nefastus“. Dessen Macher Kristian Erdmann, Anne Mantei, Stephan Kretschmann, Holger Salisch, Kathleen Teichmann und Lutz Teichmann dürfen nun ein vom Publikum gefülltes kleines rosafarbiges Sparschweinchen als Preis mit nach Hause nehmen. Und was hat dem Publikum an der Geschichte des einsamen Postboten, der das Postgeheimnis verletzt und in den Briefen der Menschen lebt, gefallen? Es lag vielleicht an der ungewohnten Machart des Films. „Wir haben uns mit einem alten Medium, dem Stummfilm beschäftigt. Das ist ein sehr ästhetisches Medium und spricht vielleicht auch besonders die Jüngeren an“, vermutet Stephan Kretschmann. Anne Mantei ergänzt: „Die Sprache fällt weg. Es ist ein Schwarz-Weiß-Film. Da muss man mit viel subtileren Mitteln arbeiten.“ Die beiden absolvieren gerade eine Ausbildung zum Mediengestalter für Bild und Ton. Die Idee zu diesem Film ist in einem Kurs entstanden, der von Mark Auerbach geleitet wurde, der gemeinsam mit der HMT-Absolventin Luise Heyer auch die Hauptrolle übernahm. Da die Vorbereitungen zu „Nefastus“ im Vergleich zu den anderen Wettbewerbsteilnehmern nach Meinung der Jury die aufwendigsten waren, wurde auch diese Leistung des Filmteams mit einem Sonderpreis gewürdigt. Wer nach diesem Wochenende weitere Filme made in Mecklenburg-Vorpommern sehen möchte, der sollte sich den kommenden Mittwoch vormerken. Beim Studentischen Kurzfilmfestival „Golden Toaster“ im LiWu wird dann eine Auswahl aktueller Arbeiten von Studierenden der Hochschulen des Landes gezeigt.
7. November 2010 | Weiterlesen
9. Lichtwoche in Rostock geht zu Ende
Wer sich im Laufe dieser Woche in die Rostocker Innenstadt verirrte, der fand eine bunt erleuchtete Kröpeliner Straße inklusiv Neonbäumen vor, schließlich war es wieder Zeit für die Lichtwoche der Stadtwerke Rostock AG. Nach knapp einer Woche ging diese am gestrigen Abend schon wieder viel zu schnell zu Ende, aber natürlich nicht ohne ein großes Finale aus Bühnenshows und Feuerwerk. Im Laufe der Woche gab es bereits viel zu erleben im Rahmen der Veranstaltung. So reichte das Programm von Vorträgen wie „Kräuter im Licht“, über die Buchpremiere des neuen Rostocker Zorenappels bis hin zu Ausstellungen wie Keine Kunst ohne Licht und musikalischen Beiträgen bei „Kunst auf der Treppe“. Seit Freitag wurde darüber hinaus ein Showprogramm auf dem Universitätsplatz geboten, das mit Puppentheater und Feuershow Jung und Alt begeistern konnte. Selbstverständlich gab es gegen die Kälte auch Glühwein bzw. Kinderpunsch für die Kleinen. Dieser wurde wie in den Vorjahren für einen guten Zweck verkauft und am Ende durften sich die Veranstalter über eine Rekordeinnahme von über 4.000 Euro freuen. Für das große Finale am Samstag wurde die Bühne dann noch einmal zum Zentrum des Geschehens. Das Programm reichte von Tanzvorführungen über Percussion Rhythmen bis hin zu Artistik. So präsentierte z.B. die Jugendkunstschule Arthus e.V. Rostock eine Reihe großartiger Tänze. Auch eine wirklich beeindruckende Breakdance-Aufführung gab es zu bestaunen. Kein Wunder, immerhin hat einer der Tänzer bereits einen Weltmeistertitel in der Kategorie Hip-Hop gewonnen. Anschließend führten Ruben und Sebastian, die Flugträumer, eine Feuershow der Extraklasse vor. Egal ob alleine mit bis zu fünf oder zu zweit mit bis zu sieben brennenden Keulen jonglierend gelang es ihnen das Publikum völlig in ihren Bann zu ziehen. Erst recht als sie, einer auf den Schultern des anderen stehend, mit auf beiden Seiten brennenden Stäben hantierten. Movimento heizte den Zuschauern mit brasilianischen Percussioninstrumenten ein. Die größtenteils aus Studenten bestehende Gruppe hat inzwischen auch schon ihre erste CD mit dem Titel „Offbeat“ aufgenommen. Nachdem es von Movimento die Samba Rhythmen zu hören gab, wurde von den Tänzerinnen von „Samba de Brasil“ anschließend das visuelle Pendant dazu präsentiert. So kam trotz der kühlen Temperaturen ein Stück Sommer zurück nach Rostock. Vielleicht sollten beide Gruppen einmal über eine Zusammenarbeit nachdenken. Das große Finale der Veranstaltung war aber das Barockfeuerwerk, das das Hauptgebäude der Universität in den verschiedensten Farben erstrahlen ließ und auch vielen der Zuschauer leuchtende Augen bereitete. Es war der krönende Abschluss einer gelungenen Woche. Rostock darf sich nun auf das Jubiläum im nächsten Jahr freuen und da Bilder ohnehin mehr als Worte sagen, gibt es hier noch einige Impressionen vom gestrigen Abend zu sehen.
7. November 2010 | Weiterlesen
Festveranstaltung zum 200. Geburtstag Fritz Reuters
Schlechte Schulleistungen, abgebrochenes Studium, Trunksucht und jahrelange Gefängnisaufenthalte – unter diesen Vorzeichen ist Fritz Reuter (dennoch) zum bedeutendsten niederdeutschen Schriftsteller und zu einem der meistgelesenen Autoren seiner Zeit in Deutschland geworden. Seine literarischen Werke wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und weltweit veröffentlicht. Mit seinen Geschichten und Gedichten spiegelte er nicht nur das mecklenburgische Wesen wider, sondern verhalf auch der norddeutschen Mundart als Literatursprache zu neuem Aufschwung. Heute vor 200 Jahren, am 7. November 1810, wurde Fritz Reuter in Stavenhagen geboren. Anlässlich dieses Jubiläums luden bereits am Freitag der Plattdeutsch-Verein „Klönsnack – Rostocker 7“, der Bund Niederdeutscher Autoren und der Mecklenburger Kulturbund zu einer Festveranstaltung in den Festsaal des Rostocker Rathauses. Der Ort war gut gewählt. Denn nur zwei Etagen tiefer, im Ratskeller ging der junge Student Fritz Reuter seinem Hang nach geselligen Vergnügungen nach und beteiligte sich an fröhlichen Gelagen. Doch sein Aufenthalt in Rostock war nur von kurzer Dauer. Lediglich von Oktober 1831 bis April 1832 studierte er hier nach dem Willen seines Vaters an der juristischen Fakultät. Während dieser Zeit wohnte er in einer klassischen Studentenbude in der Lagerstraße 46. Doch auch wenn Fritz Reuter nicht viel Zeit in unserer Hansestadt verbrachte, „Reuter und Rostock sind weder zu trennen, noch auf die Monate seines Studiums zu reduzieren“, war dem Oberbürgermeister Roland Methling in seinen Grußworten wichtig. Obwohl er sein Studium hier eher lustlos betrieb, eine Vorlesung in einem Brief an seinen Vater sogar als „schlecht, planlos, matt und verworren“ bezeichnete, fand der Dichter später auch lobende Worte für die Hansestadt. Mit Freude las Roland Methling als Beispiel einige Zeilen aus Reuters „Die Reise nach Konstantinopel“ vor, in der es heißt: „Jedem Mecklenburger geht das Herz auf und manchmal auch der Geldbeutel, wenn von Rostock die Rede ist.“ Der Name Rostock habe erstmals durch Fritz Reuters literarisches Schaffen eine weltweite Verbreitung bekommen, so der Oberbürgermeister über die Bedeutung des Dichters für die Stadt. Dass Rostock dies zu würdigen weiß, kann man in der Stadt gut erkennen. Hier trifft man vielfach auf Fritz Reuter. Straßen, Schulen, Apotheken, Gaststätten, Schiffe und sogar ein ganzer Stadtteil sind nach dem niederdeutschen Dichter benannt. Zum Repertoire des Volkstheaters, der Niederdeutschen Bühne Rostock, des Vereins „Klönsnack – Rostocker 7“ und vieler Chöre der Stadt gehören Texte von Fritz Reuter. Einen kleinen Einblick konnten die Gäste der Festveranstaltung in dem fast zweistündigen Programm bekommen. Werner Völschow rezitierte aus Reuters „Läuschen un Rimels“, mit dem der Dichter seinen literarischen Durchbruch hatte, und aus „Ut mine Stromtid“, einem dreiteiligen Roman, der als künstlerischer Höhepunkt des Dichters gilt. Die Rostocker Plattspräker trugen aus „Kein Hüsung“ vor und Uwe Snobkowski las aus „Geschichten üm Bäuker“. Zwischendurch erfreuten immer wieder musikalische Beiträge von den Warneminner Utkiekers die Gäste. Mit bekannten Liedern brachten sie das überwiegend ältere Publikum zum Klatschen, Schunkeln und Mitsingen. Dass man aber nicht erst 60 Jahre alt werden muss, um Fritz Reuter zu schätzen, demonstrierte Ole Stephan. Er besucht die dritte Klasse und lernt seit vier Jahren Plattdeutsch. Zum 200. Geburtstag des niederdeutschen Dichters hatte er einen Rap auf den Text „Lütt Matten, die Has“ vorbereitet, der ebenfalls mit viel Beifall von den Reuterfans aufgenommen wurde. Die große Popularität Fritz Reuters auch beim „einfachen Volk“ erklärt sich Wolfgang Mahnke, Vorsitzender des Bundes Niederdeutscher Autoren, mit der „herrlich natürlichen“ Darstellung der Figuren. „Für Reuter sind die Menschen etwas ganz Besonderes.“
7. November 2010 | Weiterlesen
9. Rostocker Lichtwoche - Laternenumzug und Lasershow
Seit knapp einer Woche läuft die 9. Rostocker Lichtwoche nun schon und somit nähert sie sich mit großen Schritten dem Ende. Am Freitag war daher auch zum ersten Mal die große Bühne aufgebaut und einige Höhepunkte erwarteten das Publikum. Das Geschehen spielte sich wie die ganze Woche schon rund um die zwei Zelte der Stadtwerke vor dem Uniplatz ab. An der Stelle, an der am Montag noch eine brennende Neun gehangen hat, stand nun die Bühne. Schon am Nachmittag sorgten kleinere Tanz- und Musikeinlagen für Unterhaltung. Aber wie es sich für eine Lichterwoche gehört, wurde es erst mit der Dunkelheit richtig spannend. Es war wirklich beeindruckend, wie viele Menschen am Laternenumzug teilnahmen. Angeführt vom Jugend-Musikkorps Rostock wurde vom Uniplatz zum Kröpeliner Tor, weiter durch den Park, über den Burgwall und zurück zur Bühne marschiert. Und während die Musik schon im Park verschwunden war, liefen immer noch Menschenmassen vom Uniplatz Richtung Kröpeliner Tor an mir vorbei. Die wenigsten waren wirklich mit Laternen bestückt. Überhaupt hatten die wenigsten Laternenträger die klassische Konstruktion mit einer Kerze gewählt. Häufiger waren Lichtstäbe, Leuchtarmbänder und dergleichen zu sehen. Wieder an der Bühne angekommen, wartete schon der Kasper auf die Kinder. Rumpelstilzchen wurde von Ulrike Hacker gespielt und ging natürlich auch diesmal wieder gut aus, da alle Kinder den Namen des kleinen Männchens wussten und auch laut ausriefen. Dann betrat mal wieder Arne Feuerschlund die Bühne, der den Besuchern schon seit Montag täglich mit seiner Feuershow einheizt. Doch anders als noch bei der Premiere ging diesmal einiges schief und es fielen auch schon mal brennende Keulen zu Boden, verletzt wurde niemand. Dafür zeigte er als Zugabe, wie er eine Biergartenbank auf dem Kinn balancieren kann. Das Highlight war wieder die große Lasershow, welche die Menschenmassen in buntes Licht tauchte. Und es war wirklich sehr voll. Einmal von einer Seite der Bühne zur anderen zu kommen, konnte schon gut und gern mal drei Minuten dauern. Und dadurch, dass die Kinder von ihren Eltern auf den Schultern getragen wurden oder auf den Tischen standen, konnte man nicht viel von der Bühne sehen. Zum Glück war das bei der Lasershow aber auch gar nicht nötig, denn das Licht erstrahlte ja gut sichtbar auf dem ganzen Uniplatz. Morgen wird es zum Abschluss der Lichtwoche 2010 noch Movimento, brasilianische Tänzerinnen und natürlich das große Barrockfeuerwerk geben. Danach müssen wir uns dann wieder selbst die dunklen Abende erhellen.
5. November 2010 | Weiterlesen
Flossenschwimmer in der Neptun Schwimmhalle
An diesem Freitag und Samstag ziehen die Flossenschwimmer wieder ihre Bahnen in der Rostocker Neptun Schwimmhalle. Zum 44. Mal wird der traditionsreiche Wettbewerb zum Saisonauftakt bereits ausgetragen und weitere Wiederholungen werden sicherlich in Zukunft folgen. Oberbürgermeister Roland Methling, der wieder die Schirmherrschaft für die Veranstaltung übernommen hat, konnte leider aus Termingründen nicht selbst anwesend sein. Nach einer kurzen Begrüßung ging es damit ohne Umschweife direkt los mit den ersten Disziplinen. Für die Schwimmer hieß es also Monoflossen angelegt und ab an den Start. Diese Flossenart wird standardgemäß beim Flossenschwimmen verwendet. Dabei befinden sich beide Füße in einer Flosse. Die daraus resultierenden Bewegungen im Wasser ähneln denen eines Delfins. Dabei werden durchaus beachtliche Geschwindigkeiten erreicht. Kaum sind die Sportler gestartet, haben sie auch schon eine Bahn zurückgelegt. Insgesamt 22 Wettkämpfe kommen an den beiden Veranstaltungstagen zur Austragung. Dabei werden verschiedene Distanzen in Einzel- und Staffelwertungen, sowie im Freistil und Streckentauchen zurückgelegt. In jeder Disziplin gibt es eine Einzelwertung, darüber hinaus geht der jeweils beste Schwimmer seines Vereins in die Teamwertung ein. Das Team, das die meisten Punkte aus allen Wettkämpfen erringt, darf am Ende den Wanderpokal für den Gesamtsieg entgegen nehmen. Darüber hinaus werden auch zwei Sonderpokale beim 400 Meter Streckentauchen der Herren (Detlef-Meyer-Gedächtnis-Pokal) und den 200 Metern Freistil der Damen (Pokal des Oberbürgermeisters) vergeben. Ein besonderer Anreiz also für die Schwimmer, noch einmal alles zu geben. 100 Sportler aus elf deutschen Vereinen sind für den Wettbewerb angereist, um der Konkurrenz davon zu schwimmen. Wieder mit dabei ist natürlich auch der Top-Favorit, der SC DHfK Leipzig, der zuletzt viermal in Folge den ersten Platz für sich beanspruchte. Auch in diesem Jahr soll selbstverständlich der Sieg her. Für den TSC Rostock 1957 dürfte es dagegen schwer werden, Platz zwei aus dem Vorjahr zu verteidigen oder gar die Leipziger zu schlagen, da sich einige der besten Schwimmer des Vereins krankmelden mussten oder von Berufs wegen verhindert sind. Ein Platz auf dem Podium wird dennoch angestrebt. Auch am morgigen Samstag wird es von 13 bis 17 Uhr für alle Interessierten eine ganze Reihe von Wettkämpfen zu sehen geben. Der Eintritt ist übrigens frei. Ab 19 Uhr wird die Abendveranstaltung mit Siegerehrungen und Pokalübergabe beginnen, bevor der 44. Internationale Rostocker Pokal im Flossenschwimmen gegen Mitternacht zu Ende gehen wird. Bis dahin dürfte auch entschieden sein, ob der SC DHfK Leipzig seinen 5. Titel in Folge gewinnen kann oder ob der TSC Rostock 1957 vielleicht doch ein Wörtchen mitreden konnte.
5. November 2010 | Weiterlesen
Das Casanova-Prinzip - Was Frauen hören wollen
Liebe, die Unterschiede zwischen Frau und Mann und Geschlechterrollen sind mit die beliebtesten Themen der Comedy. Wie man mit diesem Stoff niveauvoller umgehen kann, als zum Beispiel ein Mario Barth, zeigte Kabarettist Michael Sens am Donnerstagabend im gut gefüllten Ursprung. „Das Casanova-Prinzip – Was Frauen hören wollen“ – so der Titel des Programms. Und unter den ungefähr 100 Gästen waren tatsächlich ein paar mehr Frauen als Männer auszumachen. Dabei ist es doch für unser Geschlecht mindestens ebenso wichtig zu hören, was Frauen wollen. Michael Sens verkündete zu Beginn des Abends, dass es Kunst und Humor über Sex und Musik geben würde. Ziemlich gewagt, aber wenn man jemandem zutraut, so etwas zu schaffen, dann dem adrett gekleideten 47-Jährigen. Und so sollten im Laufe des Abends nicht nur Tricks und Kniffe für Mann und Frau verraten werden, sondern es gab auch viel Musik zu hören. Sens brillierte am Klavier, an der Gitarre und sogar Geige wurde gespielt. Der Künstler, der schon im Alter von 6 Jahren musikalisch ausgebildet wurde, spielte eine fantastische Version von Michael Jacksons „Smooth Criminal“. Mit charmanter Mimik und Gestik, vor allem aber mit Komplimenten brachte er das weibliche Publikum auf seine Seite. „Ich habe heute in der Stadt keine erotischen Frauen gesehen. Zum Glück ist jetzt aber die erotische Elite auf meinem Konzert.“ Tja, was Frauen halt so hören wollen … Vor allem Antje und Evi in der ersten Reihe waren von dem Kabarettisten angetan. So wurde vor allem seine oberkörperfreie Holzhackernummer mit viel Jubel und Johlen quittiert. Während der Show nahmen sie dann auch meinen Notizblock und schrieben ein „Michael Sens – einfach nur die Wahrheit“ hinein. Sens ging immer wieder auf die beiden ein („Evi, wir müssen über euren Getränkekonsum sprechen“) und fand sie sehr inspirierend, wie er mir im Anschluss verriet. Nur bei seiner Schlussnummer, einer Verknüpfung von klassischer Musik und einem Fußballspiel, hat der frenetische Jubel dazu geführt, dass, als Ravel am Ball war, nicht wie geplant der Bolero erklang. Aber diesen kleinen Hänger hat das Publikum verziehen, besonders natürlich Antje und Evi. Als Zugabe gab es noch einen Liebesbrief ans Publikum, den der Künstler während der Show mit seinem Herzen geschrieben habe. Ein gelungener Auftakt für die 23. Rostocker Kulturwoche, fand auch Organisator Daniel Karstädt. Vor 3 Jahren war Sens schon einmal hier aufgetreten, damals vor nur 30 Leuten. Auch der Vorverkauf für die anderen Veranstaltungen laufe sehr gut, so Karstädt. „Ich freue mich auf alles. Jeder Tag ist anders und immer wieder spannend.“ Der Organisator, der schon seit der ersten Kulturwoche im Jahr 1999 dabei war, ist in diesem Jahr wieder in Freiburg auf der Kulturbörse gewesen, um spannende Künstler zu finden. Noch bis zum 14. November gibt es an jedem Tag ein vielfältiges Kulturprogramm. Von Kabarett bis Konzert ist für jeden etwas dabei. Das genaue Programm findet ihr hier, weitere Berichte natürlich bei uns auf der Seite.
5. November 2010 | Weiterlesen
Erster Spatenstich für die Schulsanierung in Reutershagen
Normalerweise wird nicht jede Schulsanierung groß gefeiert. Anders am 3. November. Zum Start des deutschlandweiten Pilotprojektes waren neben Bürgermeister Roland Methling auch zahlreiche Vertreter aus Politik und Wirtschaft nach Reutershagen gekommen. Demonstrationsbauvorhaben „Energieoptimiertes Bauen; Energieeffiziente Schulsanierung: Plus-Energie-Schule Rostock Reutershagen“, so der genaue Titel des Projekts. Doch bevor der symbolische erste Spatenstich vollzogen wurde, gab es noch eine Pressekonferenz, die über die Besonderheiten des Konzeptes berichtete. Die Idee wurde von drei Professoren der Uni geboren und wird auch weiterhin von ihnen betreut, so Roland Methling. „Im Grunde genommen wird die fertige Schule ein physikalisches Kabinett sein“, sagte der Bürgermeister. Solaranlagen, Photovoltaik und eine Windkraftanlage werden die Schule mit Energie versorgen. Kombiniert mit einer besonderen Dämmung und einer effizienten Bauweise lassen sich jährlich rund 53000 Euro an Energiekosten einsparen. Außerdem soll sogar noch überschüssiger Strom ins Netz gespeist werden. Bis 2013 soll der Umbau fertig sein und bis dahin ungefähr 7,7 Millionen Euro gekostet haben. Mit konzipiert hat das Projekt der Architekt und Diplomingenieur Martin Wollensak, der jetzt an der Hochschule in Wismar arbeitet. Er beschrieb dann auch Details des Umbaus. In den Sommerferien wurden schon die ersten Gebäude abgerissen und im nächsten Arbeitsschritt wird nun ein neues Grundschulgebäude gebaut. Dann wird in einem zweiten Schritt ein weiterer Neubau vorgenommen und zeitgleich wird in einem dritten Arbeitsabschnitt der bestehende Altbau generalsaniert. Der Schulumbau ist eins von nur drei PLUS-Energie-Projekten dieser Art in Deutschland und ist eine Investition in die Zukunft. Finanziert wird der Bau durch Mittel vom Bund und dem Land, 2,3 Millionen Euro übernimmt die Stadt Rostock selbst. Nach der Pressekonferenz ging es dann endlich ans Werk. Vor dem 1960 erbauten Gebäude, das eine Sanierung sichtbar nötig hat, warteten schon die Schüler. Schilder mit der Aufschrift „Der Anfang ist gemacht“ symbolisierten den Wunsch der Schüler, endlich in einer angemessenen Umgebung zu lernen. Neben Roland Methling nahmen noch Ulrich Buchta vom Landeswirtschaftsministerium und Markus Kratz als Vertreter des Bundes den Spaten in die Hand. Vom Jubel der Schüler begleitet schaufelten sie die erste Ladung Kies. Um schneller fertig zu werden, halfen dann auch die Grundschüler mit und sangen passend: „Wer will fleißige Handwerker sehen, der muss zu uns Kindern gehen.“ Im anschließenden Gespräch verriet mir Schulleiterin Marianne Ehlert, dass sie sich sehr über den Baubeginn freue. Ungefähr 1000 Schüler werden in den neuen Gebäuden unterrichtet. Und damit die Schüler besser Bescheid wissen, wird es eine eigene Energielinie geben, die das Thema so in den Unterricht bringt. Unterstützt wird das Ganze durch Projekte, die sich mit dem bewussten Umgang mit Energie beschäftigen. Auf die Befürchtung, dass zu sehr auf ökonomische Aspekte geachtet werde, versicherte sie mir: „Meine Kinder werden keine kalten Füße haben.“
5. November 2010 | Weiterlesen
Rostocker Zorenappels Band 4
„Wir freuen uns, dass so viele da sind, trotz des schlechten Wetters. Auch wir hatten uns schon überlegt, ob wir überhaupt kommen“, scherzte Achim Schade vom Verlag Redieck & Schade bei der Premiere der neuesten Ausgabe des Rostocker Zorenappels. Veranstaltet wurde die Lesung in diesem Jahr in der Universitätsbuchhandlung Weiland. Eingebunden war die Buchpremiere in die mittlerweile 9. Rostocker Lichtwoche der Stadtwerke Rostock. Nachdem im letzten Jahr die Technik teilweise Probleme verursachte, wurde dieses Mal auf zusätzliche Multimedia Beiträge verzichtet, was der gut besuchten Veranstaltung aber keinen Abbruch tat. Musikalisch untermalt wurde sie von Christian „Jack“ Hänsel an der Gitarre, der Klassiker wie „Ruby Tuesday“ von den Rolling Stones oder „Homeward Bound“ von Simon & Garfunkel intonierte. Zählt man die beiden Sonderhefte mit, umfasst die Zorenappels-Reihe mittlerweile sechs Bücher, offiziell handelt es sich aber um den vierten Band der Stadt-Schreiber-Geschichten. Eine weitere Sonderausgabe soll bereits im Mai 2011 erscheinen. Darin wird es vornehmlich um Rostocker Katastrophen und Abenteuer gehen. Des Weiteren prüft der Verlag derzeit, inwieweit sich das Modell auf andere Städte in Mecklenburg übertragen lässt. Was erwartet den Leser nun aber bei der Lektüre des neuesten Zorenappels? Zunächst ein paar Zahlen: Über 30 Autoren haben 80 Beiträge verfasst, von denen es letztendlich 40 in diese Ausgabe geschafft haben. Insgesamt haben sich damit bislang 87 Autoren an der Reihe beteiligt. Inhaltlich fährt man zweigleisig. Zum Einen gibt es Beiträge, die erforschte Rostocker Geschichte, wissenschaftlich recherchiert, widergeben. Andererseits gibt es aber auch erlebte Geschichte zu entdecken, die einen subjektiven Blick auf vergangene Ereignisse liefert. Letzteres wird in Band 4 auch erstmals durch Lesermeinungen verstärkt. So schildern darin Leser Ereignisse, die in den vorherigen Bänden beschrieben wurden, die aber persönlich auf ganz andere Art und Weise erlebt wurden, als in besagtem Beitrag. Durch die Einbeziehung mehrerer Ansichten soll ein objektiveres Bild der Geschichte gezeichnet werden. Die Beiträge reichen von „250 Freimaurerei in Rostock“ über „Rostocker Pfingstmarkt in vergangenen Zeiten“ bis „Ein berühmter Gast: Richard Strauss“. Es gibt also wieder jede Menge über Rostock zu lernen und keine Angst, es handelt sich nicht um endlose Abhandlungen, sondern um kompakte ca. vier bis fünf Seiten lange Artikel, die entsprechend gut zu lesen sind. Diesen Eindruck hinterließen zumindest die während der Lesung vorgestellten Textauszüge. In der nächsten Woche wird es wie schon im Vorjahr von Donnerstag bis Samstag im Rostocker Hof Sondertische geben, an denen das Buch erworben und sicherlich auch der eine oder andere Autor angetroffen werden kann. Ansonsten ist das Buch natürlich auch in den Rostocker Buchhandlungen verfügbar.
4. November 2010 | Weiterlesen
„Lange Straße Abbey Road“- im Theater im Stadthafen
Kreischende Fans verfolgen vier junge Musiker auf Konzerten, auf Straßen, auf dem Bahnhof, überall. Mit diesen Bildern beschreibt der Film „A Hard Day’s Night“ von 1964 Szenen aus dem Alltag von John Lennon, Paul McCartney, George Harrison und Ringo Star auf dem Höhepunkt der „Beatlemania“. Ein halbes Jahrhundert ist es nun schon her, dass sich die „vier netten Jungs aus Liverpool“ zu einer Rock’n’Roll Band zusammenfanden und in einem Hamburger Nachtklub zum ersten Mal als „The Beatles“ auftraten. In den darauffolgenden zehn Jahren setzten sie musikalische und kommerzielle Maßstäbe, die heute noch Gültigkeit haben. Weltweit begeistern sie seither über Generationen hinweg ihre Fans. Davon gibt es auch in Rostock eine ganze Reihe, wie bei der Uraufführung von „Lange Straße Abbey Road“ im Theater im Stadthafen am Montagabend deutlich wurde. 200 Gäste wollten im ausverkauften Theater die Rostocker Hommage an die Beatles sehen, an der schon im Vorfeld zahlreiche Akteure vom Landesverband für Populäre Musik und Kreativwirtschaft, der Hochschule für Musik und Theater, dem Institut für Neue Medien und das Rostocker Volkstheater mitwirkten. Inszeniert wurde die Show aus Musik, Schauspiel und Film unter der Leitung von Mark Auerbach und Wolfgang Schmiedt. Sie verlegten die Geschichte, die die Beatles im England der Swinging Sixties erlebt hatten, ins Jahr 2010 nach Rostock. Ein gelungener Kunstgriff nach dem „Was-wäre-wenn-Prinzip“, der in seiner Unglaublichkeit beim Publikum für einige Lacher sorgte. Gleich am Anfang wurden auf einem Split-Screen die Parallelen deutlich. Links lief der schwarz-weiße Originalfilm „A Hard Day’s Night“ mit den Beatles, rechts die farbige Rostocker Version mit den Plastic Wings. So heißt die fiktive Band aus „Lange Straße Abbey Road“, die von der Hansestadt aus die Musikwelt erobert. Die witzig-freche Art, wie die Musiker mit der überwältigen Aufmerksamkeit durch Fans und Medien umgehen, gleicht sich auf verblüffende Weise. Durch das Festhalten an visuellen Vorgaben bleibt der Transfer in die Gegenwart jedoch teilweise etwas inkonsequent (Würden hysterische Fans etwa heute wirklich noch CD-Läden stürmen?). Den Original-Vorgaben, der Musik, dem coolen schwarzen Rollkragen-Look kann man dann wohl doch nichts mehr hinzufügen. Das ist auch gut so für eine Beatles-Hommage. Sehr erfreulich war, dass die Songs der Beatles, die live auf der Bühne von sieben Musikern gespielt wurden, den originalen treu blieben und trotzdem auf interessante und angenehme Weise eigenständig waren. Dafür sorgte nicht zuletzt auch die eindringliche Stimme der Sängerin Anna Janine Wöhrlin. Der Enthusiasmus und die Spielfreude der Musiker (wen wundert’s bei der Musik) übertrug sich auch auf das Publikum. Viele wären bestimmt gern zum Tanzen aufgesprungen, wenn da nicht die Theaterstühle gewesen wären. Die Handlung des Theaterstückes blieb ebenfalls eng an der Geschichte der „Fab Four“ angelehnt. „To the Toppermost of the Poppermost“ wird ihr Weg von den jugendlich charmanten Jungs aus Liverpool, über die kreativen Musiker, die mit einer Reihe innovativer Elemente die Popmusik bereicherten, ihren Drogentrips, Größenwahn, bis zur ernüchternden Trennung nachgezeichnet. Johanna, Paul, Gerda und Richard dargestellt von Sandra-Uma Schmitz, Andreas Köhler, Maria Radomski und Tim Ehlert entsprachen den legendär gewordenen Charakteren der britischen Band John, Paul, George und Ringo. Die unkonventionelle, reflektierte Johanna in sportlich-legerer Kleidung und der Schwiegermutterliebling Paul in bürgerlich, kariertem Anzug bilden das dominierende kreative Duo innerhalb der Plastic Wings. Das Publikum wird Zeuge wie aus einer einfachen Melodie auf „Scrambled Eggs“ das weltbekannte „Yesterday“ entsteht. Die zarte Gerda, mit romantischen Blümchen geschmückt, hat es da schwer, ihre eigenen Ideen einzubringen und auch der ansonsten so heiter wirkende Richard vermisst die alten Zeiten mit seinen Freunden. Dissonanzen machen sich in der Band bemerkbar. Größenwahnsinnige Statements wie „Wir sind bekannter als Jesus“ lassen die Zustimmung in der Öffentlichkeit sinken. Johanna konzentriert sich mehr und mehr auf ihre Beziehung zu einer asiatischen Schönheit (Hsin-Han Chang), die an Yoko Ono erinnert. Ihr gemeinsam vorgetragener Song „Strawberry Fields Forever“ stellte einen der vielen Höhepunkte in „Lange Straße Abbey Road“ dar und sorgte für Gänsehaut. Nicht ganz unschuldig an der Entwicklung der Plastic Wings dürfte auch ihr Manager (Ulrich K. Mühe) sein. In schillernden Auftritten treibt er die Bandmitglieder an und führt sie immer wieder auf teuflische Weise in Versuchung. Da helfen auch Beschwörungsformeln wie „We Can Work It Out“ oder „Let It Be“ nicht weiter. Am Ende gehen die Plastic Wings getrennte Wege. Und mit welchem Beatles-Stück könnte man diese Trennung passender untermalen als mit …? Stopp, das wird natürlich nicht verraten – die Auflösung gibt es am 5.November, 2., 3. und 4. Dezember im Theater im Stadthafen.
3. November 2010 | Weiterlesen



