Neueste Nachrichten aus Rostock und Warnemünde

Paperboat: 14. Internationaler Papierschiff Wettbewerb

Paperboat: 14. Internationaler Papierschiff Wettbewerb

„Runter kommen sie alle“, heißt es umgangssprachlich so schön. „Sinken werden sie alle“, hätte da passenderweise das Motto der heutigen Veranstaltung in der Schiffstechnik der Uni Rostock lauten können, wurde hier doch „Schiffe versenken“ gespielt. Nein, nicht auf die klassische Weise mit Stift und Papier. Hier wurden echte Schiffe versenkt – Schiffe aus Papier, versteht sich. Das Versenken war natürlich nicht das eigentliche Ziel des Wettbewerbs. Vielmehr ging es um die Zuladung, die die selbst gebastelten – oder besser konstruierten – Schiffchen aufnehmen können, bis sie untergehen. Bereits zum 14. Mal wurde der Internationale Papierschiff Wettbewerb heute am Lehrstuhl Schiffbau der Universität Rostock ausgetragen. Worum es geht? In einem Aquarium werden die Schiffe langsam mit Blei beladen – bis zum Untergang. Das Schiff mit der höchsten Tragfähigkeit gewinnt. Zehn Gramm durfte solch ein Schiff maximal wiegen, viel mehr Vorschriften existieren nicht. Und so gab es reichlich Konstruktionen zu bestaunen, in allen Formen und Farben und – wie es sich gehört – mit klangvollen Namen. Eines hatten sie heute aber alle gemeinsam, sie wurden dem nassen Element geopfert. Von der „MS St. Pauli“ (David-Sodi Ritz, Wossidlo-Gymnasium Waren), über „Hertha“ (Team MCG, Marie-Curie-Gymnasium Wittenberge) bis zur „Gossachta“. „Gossachta“? „Ist doch ganz klar“, erklärten mir die sympathischen Schülerinnen der Bertha-von-Suttner-Oberschule aus Berlin-Reinickendorf: „Goss(e)-acht-a“ – Ulf Gosse lautet der Name ihres Physiklehrers und sie gehen in die Klasse 8a. Logisch, oder? Erwachsene können manchmal etwas begriffsstutzig sein. Jetzt aber schnell ein Themenwechsel, bevor noch jemand auf die Idee kommt, die Schüler wollten mit dem Bootsnamen ihren Lehrer symbolisch versenken. Wer die Idee zur Teilnahme hatte? Ihr Lehrer habe ihnen vom Wettbewerb erzählt und sie seien natürlich sofort begeistert gewesen, erzählen sie mir. Gearbeitet haben die Schüler in vier Teams, die Grundlagen kamen aus dem Physikunterricht und einen Tag wurde intensiv zusammengearbeitet. Zum heutigen Wettbewerb waren sie extra mit dem Zug aus Berlin angereist. Unterricht kann also doch Spaß machen – man muss nur auf die richtige Schule gehen. Als kleiner Geheimtipp wurde Jörn Kiele gehandelt, der zusammen mit Hannes Müller mit seinen Schiffen „Schwimm?“ und „Schwimm!“ ins Rennen ging. So nutzte ich die Gelegenheit, mir seine Konstruktionen in noch trockenem Zustand anzuschauen. Sein Studienfach? „Ich habe gerade eineinhalb Jahre in Stockholm studiert“, verrät er mir, „Leichtbau und Verbundbaustoffe.“ Wenn das nicht passt! Ist hohe Festigkeit bei geringem Gewicht doch gerade bei diesem Wettbewerb von enormer Bedeutung. Ansonsten habe er in Dresden Maschinenbau studiert, mit der Vertiefung auf Luft- und Raumfahrt. Eigentlich sei er aber schon fertig: „Die Diplomarbeit ist abgegeben, ich warte nur noch auf das Ergebnis und einen Termin für die Verteidigung“, erzählte er mir. Luftfahrt und Schiffbau seien gar nicht so weit voneinander entfernt, ein Flugzeug- und ein Schiffsrumpf sind sich von der Art her sehr ähnlich. „Es gehe darum, die Konzepte zu verstehen, wo Kräfte auftreten, wie man sie abstützt und wie man Versteifungen sinnvoll gestaltet.“ Beeindruckend anzusehen waren die Querversteifungen. Wie sein Schiff entstanden ist? Mittels 3-D-Modell am Computer, „dann habe ich mir Schablonen zum Ausschneiden ausgedruckt“, so der Konstrukteur. Hightech beim Schiffe versenken! Eine Institution im Papierschiffbau ist Familie Lüdtke aus Güstrow. Steht Gabriele Lüdtke doch auf Platz eins und zwei der ewigen Bestenliste, Tochter Jessica folgt auf Rang fünf. Mit einer Tragfähigkeit von sage und schreibe 5.132 stellte Gabriele Lüdtke 2008 den Bestwert auf, im letzten Jahr lag sie mit 5.045 Gramm nur knapp dahinter. Was die Weltrekordlerin gelernt hat? Damenmaßschneiderin ist sie. Ein paar Parallelen gib es da schon, so Gabriele Lüdtke, „man muss aufpassen, dass man Nähte nicht zu breit macht, sie müssen elastisch sein und auch beim Schnitt müsse man die Rundungen so berechnen, dass sich der Stoff ausdehnen kann. Das habe ich einfach aufs Schiff übertragen.“ Wie lange der Bau der Boote etwa dauert? „Das geht schnell, wir haben Schablonen – einer schneidet zu, der andere filzt, … – zwischen Kaffee und Abendbrot ist alles erledigt.“ Da in diesem Jahr keine Luftkammern mehr erlaubt seien, handelt es sich allerdings um eine komplette Neukonstruktion, so erfuhr ich. Ob dies für sie eine Art Familienwettstreit wäre, wollte ich von den Beiden noch wissen, so nach dem Motto, der Gewinner muss ein Jahr lang nicht mehr abwaschen. „Keine schlechte Idee“, so Gabriele Lüdtke schmunzelnd, „aber daran hätten sie bisher noch nicht gedacht.“ Das Erfolgsgeheimnis der Familie? „Von der Natur abgeschaut“, könnte man es umschreiben. „Bionik“ sei schon im Spiel, erläutern mir die Beiden. Bei ihm hätten die Baumwurzeln Pate gestanden, die schräg in die Erde gehen und dem Baum Stabilität verleihen. Bei Gabriele Lüdtke waren es Bienenwaben, die als Vorbild dienten – kein Wunder bei dem Schiffsnamen „Wabienchen“. Ein Geheimnis sei auch die Befüllungsanlage, die mir kurz demonstriert wurde. Sie soll die Kugeln anfangs gleichmäßig in die Verstrebungen verteilen. Das Schöne an solch einem Wettbewerb? Der Ausgang lässt sich einfach nicht vorhersagen. Und so musste sich die Titelverteidigerin heute geschlagen geben. Trotz Befüllungsanlage verteilten sich die Bleikugeln einfach nicht schnell und gleichmäßig genug in den Verstrebungen. Wer statt der Titelverteidigerin gewonnen hat? Kai Neumann (12) und sein jüngerer Bruder Sten (11) aus Hohen Wangelin haben heute allen die Show gestohlen. 2.457 Gramm trug das Papierschiff „Bob“ der beiden Schüler von der Fleesenseeschule in Malchow. Besonders Sten hielt es vor Spannung kaum noch aus. Mit einer vorsichtigen Prognose von 1.500 Gramm kamen noch etliche Boote nach ihnen an die Reihe und so mussten die Beiden lange bangen, ob ihr Ergebnis reicht. 500 Euro gab es neben dem Wanderpokal für die Brüder. Nicht wenig Geld für Jungs in diesem Alter – was sie mit dem Gewinn machen? „Keine Ahnung“, waren sich beide einig. Wer jetzt denkt, Physik müsse das Lieblingsfach solch erfolgreicher Schiffsbauer sein, hat sich geirrt. Mathe und Sport sind es bei Sten, Mathe und Englisch bei Kai. Lediglich drei oder vier Tage hätten sie an Ihrem Siegermodell gebastelt „und zwar jeweils nur eine dreiviertel Stunde pro Tag“, betonte Kai. Die weiteren Plätze machten heute die Schüler des Wossidlo-Gymnasiums Waren unter sich aus. Bronze und Silber gingen mit der „Waren“ (2.276 Gramm) und der „PS Emil“ (2.208 Gramm) an Emil Baumotte und Raphael Creutzburg. Platz vier gab es für die „Stella Maris“ (2.210 Gramm) von Antonia Sehmsdorf, Platz fünf für die „M.S. Crackmayre“ (2.103 Gramm) von Jonas Gretzler und Kristopher Kuhn. Ein beachtlich knappes und konstantes Ergebnis! Ach ja, der anwesende Lehrer der Warener Schüler ist übrigens auch der Onkel der beiden Neumann-Brüder. Die Waren-Müritz-Gegend scheint durchaus ein gutes Plätzchen für Papierschiffbauer zu sein. Neben der Paradedisziplin, der höchsten Tragfähigkeit, wurden aber noch weitere Preise vergeben. So für die beste Konstruktion. Hier siegten Jörn Kiele und Hannes Müller mit ihrem Boot „Schwimm?“. Die Konstruktion ihres knall-orangenen Schiffes hatte es also nicht nur mir angetan. Auch die Jury zeigte sich von ihr beeindruckt. Auf dem zweiten Platz landete der Rostocker Dirk Krompholz mit seiner „Schuhbert“. Mit 50 Euro Preisgeld wurde ihm die Anreise versüßt. Helga Sieber durfte sich mit „Hella“ über Platz drei freuen. Prämiert wurde auch die beste Prognose. Ins Verhältnis gesetzt wurden hier die Prognosen der Schiffbauer zur tatsächlichen Tragfähigkeit. Viele hatten leider gar keine Prognose gewagt. „Das soll für alle ein Ansporn sein“, so Prof. Robert Bronsart, „beim nächsten Mal eine Prognose abzugeben.“ Denn nur so kann man teilnehmen und gewinnen. Und zu gewinnen gab es was – 100 Euro abzüglich der Abweichung von der eigenen Schätzung, um genau zu sein. 4,1% waren dies bei den Gewinnern Julia Reinkober und Laura Stock (Gymnasium Wellingdorf) mit ihrer „Schwentine“. Wie viel das in Euro und Cent macht? Ach egal! Wer will denn jetzt rechnen? Freude ist angesagt und die war den beiden Schülerinnen ins Gesicht geschrieben. Platz zwei ging an Michael Wolgast („PFS Enterprise“, Wossidlo-Gymnasium Waren), den dritten Rang gab es auch hier für die Brüder Kai und Sten Neumann und ihre „Justus“. Nach dem Wettkampf ist vor dem Wettkampf. Das konnte man zumindest meinen, wurden vor dem Haus doch schon eifrig Fachgespräche geführt – zwischen den Titelverteidigern und Weltrekordlern Lüdtke und den Gewinner-Brüdern Kai und Sten Neumann. Da darf man jetzt schon gespannt sein auf die 15. Auflage des Internationalen Papierschiff Wettbewerbs im kommenden Jahr.

7. Mai 2010 | Weiterlesen
Ausstellung von Sabine Schönig: „Stadt am Wasser“

Ausstellung von Sabine Schönig: „Stadt am Wasser“

Eine Ausstellung mit Aquarellen von Sabine Schönig wurde unter dem Titel „Stadt am Wasser“ am 6. Mai in der Neuen Musikschule „Carl Orff“ eröffnet. Zu diesem Anlass gestalteten Schüler eine musikalische Feierstunde, bei der auch die Künstlerin selbst anwesend war. Doch bevor es losgehen konnte, mussten erst einmal Stühle gerückt und herangeschafft werden, so sehr füllte sich der kleine Unterrichtsraum mit Gästen. Den Anfang machte Nele an der Violine. Begleitet von einer Lehrerin am Flügel, präsentierte sie gekonnt ein Allegro in D-Dur von Rieding. Später waren auch noch Friedel Freitag an der Trompete, Helene Richter, die mit ihrem Lehrer ein Konzert für 2 Klarinetten von Mozart vortrug, und Franziska Rudolf mit einer Akkordeonversion des bekannten Rags „The Entertainer“ von Scott Joplin zu hören. In ihrer Ansprache wies die Musikschulleiterin Franziska Pfaff darauf hin, wie sehr diese Ausstellung im Haus erwartet wurde, und stellte die Künstlerin und ihr Werk vor. Sabine Schönig wurde in Stralsund geboren und lebte den größten Teil ihres Lebens in Rostock. „Die Meeresnähe dieser beiden Städte hat mich immer fasziniert, mein Leben bereichert und geordnet“, beschreibt sie den Einfluss der beiden Orte. Nach ihrem Studium der Anglistik und Germanistik und der Geburt ihres Sohnes arbeitete sie im Buchhandel. 10 Jahre lang war sie beispielsweise für das Norddeutsche Antiquariat tätig. In dieser Zeit begann auch ihr Interesse an der Malerei und Textilgestaltung. Gelernt hat sie das Malen von Jorinde Gustavs und Waldemar Krämer. Seit 1992 brachte sie ihre Fähigkeiten als Künstlerin auch beruflich als Kursleiterin an der Kunstschule Rostock und der Volkshochschule Rostock ein. Von 1997 bis 1998 bildete sie sich im Bereich Multimedia-Gestaltung“ fort. „Künstlerisch sind es heute immer wieder die Zeichnung und das Aquarell, die mich begeistern,“ sagt Sabine Schönig über ihre bevorzugten Maltechniken. „Die Aquarellmalerei gilt als eine besonders schöne Technik in der Bildenden Kunst. Diese Technik lässt wenig Korrekturmöglichkeiten zu und erfordert entschlossenes und zügiges Arbeiten. In gewisser Weise eine Vorwegnahme des Ergebnisses. Auf diesen Prozess lasse ich mich immer wieder gerne ein, in der Natur, bei jedem Wetter, am Wasser.“ Sabine Schönig malt gern draußen und direkt vor Ort. Die Ausstellung „Stadt am Wasser“ zeigt vor allem Motive von mecklenburgischen Küstenlandschaften in hellen blauen, grünen und erdfarbenen Tönen. Ihre Weite wird durch sanfte und fließende Formen dargestellt. Die Bilder drücken nicht nur die momentane Stimmung der Landschaft aus, sondern spiegeln auch die der Malerin wider. Auf die Frage, warum sie male, antwortet Sabine Schönig: „Man muss malen. – Es gibt mir Ruhe, Konzentration, Sicherheit. Es verbindet mich mit dem Leben.“ Die Ausstellung „Stadt am Wasser“ von Sabine Schönig kann noch bis zum 9. Juli 2010 in der Neuen Musikschule „Carl Orff“ besucht werden.

7. Mai 2010 | Weiterlesen
Universitätsklinik eröffnet Herzzentrum

Universitätsklinik eröffnet Herzzentrum

Gute Nachrichten für Patienten. Um Herz- und Kreislauferkrankungen am Rostocker Universitätsklinikum künftig noch besser zu erkennen und zu behandeln, wollen die Spezialisten aus den Bereichen Kardiologie, Kinderkardiologie, Herzchirurgie sowie Anästhesiologie und Intensivtherapie ihre Kräfte im Universitären Herzzentrum Rostock (UHZ) bündeln. „An oberster Stelle steht für uns die Qualität der Krankenversorgung“, erklärt der Sprecher der neuen Einrichtung Professor Dr. Andreas Liebold. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, sollen interdisziplinäre Behandlungsteams gemeinsame Visiten und Sprechstunden durchführen. Weitere Synergieeffekte verspricht sich der Herzchirurg vom Austausch ärztlichen und pflegerischen Personals sowie von Leitlinien-basierten Therapieentscheidungen. Auf diese Weise sollen sich die Behandlungswege und Verweildauern der Patienten verkürzen. Gewünschte Nebenwirkungen dieser Vorgehensweise sind eine wirtschaftliche Effizienzsteigerung und eine höhere überregionale Attraktivität der Klinik. Schon jetzt kommen die Patienten aus einem Umkreis, der bis nach Berlin und Hamburg reicht. Andreas Liebold ist von der Qualität und Einzigartigkeit der Angebote überzeugt: „Wartezeiten gibt es nicht. Sobald eine Diagnose gestellt wurde, erfolgt die Behandlung.“ Obwohl sich die Einrichtungen der verschiedenen Kliniken bereits in räumlicher Nähe auf dem Gelände der Schillingallee befinden, beschreibt Andreas Liebold das Rostocker Herzzentrum derzeit noch als virtuelle Glaubensgemeinschaft: „Die Gründung ist der erste Schritt. Als zweiter Schritt steht eine logistische Vereinigung an. Ein Neubau ist für 2014 geplant.“ Dieser soll dann über einen Hybrid-OP verfügen, der Chirurgen und Kardiologen, Diagnostik und Therapie vereint. Nachdem der erste Schritt mit dem Startschuss für das Herzzentrum im Beisein von Bildungsminister Henry Tesch am 6. Mai genommen wurde, ließen die Ärzte noch Einblicke in ihre Arbeitsbereiche zu. In der Chest-Pain-Unit erläutert der Ärztliche Direktor der Universitätsklinik Professor Dr. Peter Schuff-Werner, dass sich Menschen mit Brustschmerzen (engl. Chest-Pain) direkt an diese Ambulanz wenden können, ohne vorher den Hausarzt oder andere Stationen aufsuchen zu müssen. Da bei Schmerzen in der Brust eine schwere Herz- oder Kreislauferkrankung nicht ausgeschlossen werden kann, wird auf diese Weise eine schnelle Hilfe möglich. [ad]Für das hohe fachliche Niveau der Behandlungen sorgt nicht zuletzt auch die wissenschaftliche Begleitung, die ein weiteres zentrales Anliegen des Herzzentrums ist. Weitere Aktivitäten sollen sich mit einem Curriculum ärztlicher Weiterbildung und Forschungsprojekten befassen. Der Erfolg des neuen Herzzentrums hängt jedoch nicht nur von der fachlichen Qualität ab, sondern setzt auch ein hohes Maß an Kooperationsbereitschaft der einzelnen Beteiligten voraus. Professor Dr. Dietmar Bänsch, zuständig für Elektrophysiologie und Katheterablation von Rhythmusstörungen im UHZ, macht diesen Aspekt zum Abschluss der Führung noch einmal deutlich und weist daraufhin, wie sich die einzelnen Ärzte einbringen und sich gegenseitig unterstützen.

7. Mai 2010 | Weiterlesen
Unternehmer des Jahres 2010 in MV

Unternehmer des Jahres 2010 in MV

Donnerstag ging es wieder einmal in die Hochschule für Musik und Theater. Doch diesmal gab es keine Premiere eines Stückes, von Gesängen oder Tänzen, sondern Wirtschaftminister Jürgen Seidel hatte eingeladen. Der Landeswettbewerb zum Unternehmer des Jahres 2010 sollte heute seinen Höhepunkt und Abschluss in der Ehrung verdienter unternehmerischer Persönlichkeiten finden. Der im Dezember letzten Jahres ausgelobte Wettbewerb soll Werbung für die Wirtschaft, die Unternehmen und für das Unternehmertum sein. Verantwortlich dafür zeichnet sich eine Kooperation vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus, dem Ostdeutschen Sparkassenverband mit den Sparkassen Mecklenburg-Vorpommerns, den drei Industrie- und Handelskammern sowie beiden Handelskammern und der Vereinigung der Unternehmerverbände. Als Anreiz winken potentiellen Preisträgern nicht nur 5.000 Euro sondern auch eine Stehle der Rostocker Designerin Anna Silberstein. Vor den zahlreich erschienen Gästen eröffnete am frühen Abend das „Duo Delightful“ die Veranstaltung mit Jazzmusik. Im Anschluss daran richtete auch gleich der Wirtschaftsminister sein Grußwort an die Hörerschaft. Er betonte die Bedeutung des Landeswettbewerbes, verwies auf die zu beiden vorhergehenden Veranstaltungen gestiegene Anzahl qualifizierter Vorschläge und betonte, dass gerade in wirtschaftlich turbulenten Zeiten unternehmerischer Mut und Verantwortung mehr denn je gefragt seien. Der Landeswettbewerb setzt die richtigen Zeichen.“ Als Gastredner folgte unserem Landesminister Prof. Dr. Hans-Olaf Henkel. Der ehemalige Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie war selbst über einen langen Zeitraum erfolgreicher Unternehmer und ließ seine gemachten Erfahrungen und Denkanstöße in seine Rede einfließen. Nun aber zur eigentlichen Preisverleihung. Vergeben wurde der Titel „Unternehmer des Jahres in Mecklenburg-Vorpommern“ in den Kategorien „Unternehmerpersönlichkeit“, „Familienfreundliches Unternehmen“ und „Fachkräftesicherung“. Die Jury hatte entschieden. In der Kategorie „Unternehmerpersönlichkeit“ wurde Helmut Hoffrichter geehrt. Die von ihm 1992 gegründete „Hoffrichter GmbH“ entwickelt, fertigt und vertreibt medizintechnische Geräte und Materialien und sorgt mit einem Exportanteil von über 50% dafür, dass Mecklenburg-Vorpommern ein innovatives und engagiertes Aushängeschild in der Medizintechnik vorweisen kann. Mit der Auszeichnung wurde auch die Arbeit der über 120 Beschäftigen im Unternehmen gewürdigt. Christiane Hatscher, Gesellschafterin der „Bäckerei und Konditorei Hatscher GmbH“ in Stavenhagen, nahm den Preis in der Kategorie „Familienfreundliches Unternehmen“ entgegen. Die Schaffung von familienfreundlichen Arbeitsbedingungen und ein besonderes Ausbildungsmanagement in der mittlerweile 3. Generation dieses Unternehmens hatten die Jury überzeugt. Die „BPB Stahlbau GmbH Bützow“ heimste in der Kategorie „Fachkräftesicherung“ den begehrten Titel ein. In diesem Betrieb werden die Auszubildenden zum Metallbauer durch eine Kooperation der Bützower Stahlbau GmbH mit der Hochschule Wismar ganz besonders geschult und unterstützt. Stellvertretend für sein Unternehmen nahm Ulrich Bacher den Preis entgegen. Da waren nun alle Trophäen vergeben, dachte ich. Doch dann wurde noch Herr Rolf Seelige-Steinhoff aufgerufen, der den Sonderpreis mitnehmen durfte. Er ist geschäftsführender Gesellschafter der „Seetel Hotel GmbH & Co. Betriebs KG“ in Ahlbeck. Minister Seidel betonte die überaus erfolgreiche Entwicklung des familiengeführten Unternehmens und verwies auf die imposante Zahl von 264 Lehrlingen, die seit 1996 in diesem Unternehmen ausgebildet wurden. Nach der nun wirklich letzten Präsentation eines Preisträgers versammelte man sich zum geselligen Plausch am Buffet und ich machte mich auf meinen Heimweg. Bei all der Unkerei rund um die Griechenlandkrise konnte mir mein Heimatland „Meck-Pomm“ heute Abend mal wieder etwas Mut machen – „MV tut gut, Meck-Pomm mach Mut“ oder so ähnlich.

7. Mai 2010 | Weiterlesen
Aktionstag für Menschen mit Behinderung 2010

Aktionstag für Menschen mit Behinderung 2010

Anlässlich des Europäischen Aktionstages zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung fand gestern ein vielfältiges und – im wahrsten Sinne des Wortes – kunterbuntes Veranstaltungsprogramm im Foyer des Rathauses und auf dem Universitätsplatz statt. Unter dem Motto: „Inklusion – Dabei sein! Von Anfang an.“ wurde an das Recht von Menschen mit Behinderung erinnert, von Anfang an und in allen Lebenssituationen voll und ganz dabei sein zu können. Ich war auch voll dabei und kann allerlei Interessantes berichten. Zur Eröffnung des Aktionstages sprach um 9.00 Uhr der Oberbürgermeister der Stadt Rostock, Roland Methling, im Foyer des Rathauses. Er wies darauf hin, dass derzeit etwa 18.000 behinderte und chronisch kranke Menschen in Rostock leben würden und sagte: „Gerade am heutigen Tag fordern wir alle ihren Anspruch auf Selbstbestimmung und gleichberechtigte Teilhabe ein.“ Ihm sei gleichwohl bewusst, fuhr er fort, dass auf Straßen, Plätzen wie auch öffentlichen Einrichtungen der Stadt noch zahlreiche Barrieren abgebaut werden müssten. Der Abbau von Barrieren, die in den Köpfen beständen, müsse jedoch täglich wahrgenommen und als gemeinsame Aufgabe angesehen werden. Die Ratifizierung der UN-Konventionen über die Rechte von Menschen mit Behinderung am 26. März 2009 bezeichnete er als einen „echten Meilenstein für Teilhabemöglichkeiten und Selbstbestimmung“. Schließlich eröffnete er die Fotoausstellung „Miteinander“. Diese hatte der Verein „barrierefreies rostock e.V.“ organisiert und begleitet. Ausgestellt wurden bereits zum achten Mal Werke von behinderten und nicht-behinderten Amateurfotografinnen und Amateurfotografen aus Rostock. Privatpersonen, Mitarbeiter von Einrichtungen für behinderte Menschen und behinderte Menschen hatten ihre ganz eigene Sicht der Dinge fotografiert. Momentaufnahmen, kleine Augenblicke des Glücks sowie Fotografien von Pflanzen, Tieren und Menschen sah ich da. Der Verein: Selbsthilfe M-V e.V. veranstaltete von 9.30 Uhr bis 11.45 Uhr ein öffentliches Diskussionsforum im Rathaus-Foyer. Unter dem Motto „Wer? Wann? Wo? Wie? Warum? – Miteinander für Teilhabe“ standen Wiltraud Kornagel und Petra Kröger vom Rostocker Beirat für behinderte und chronisch kranke Menschen, die Landtagsabgeordnete Irene Müller, Renate Radloff vom deutschen Schwerhörigenbund und Bernd Rohsmannek vom Behindertenbeirat der Stadt Güstrow allen Interessierten Rede und Antwort. Mich zog es indes auf den Universitätsplatz. Auf dem Weg dorthin kam ich an einem äußerst farbenfrohen Verkaufsstand vorbei. Da wurden knallgrüne Frösche mit leuchtend gelben Kugelaugen, bunte Holzblumen, Mobiles und selbstgetöpfertes Keramikgeschirr mit wunderbaren Mondnachtmotiven feilgeboten. Man hat mir mein Interesse wohl gleich angesehen. Na, jedenfalls sprachen mich Manja Kirschnick und Jeannette Winkler alsbald an und ich nutzte diese Gelegenheit dazu, mehr über diese bunten Kostbarkeiten in Erfahrung zu bringen. Die beiden erzählten mir, dass Menschen mit psychischen Erkrankungen und Behinderungen diese liebevollen kleinen Dinge in den Rostocker DRK-Werkstätten angefertigt hätten. Sie bräuchten – wie jeder Mensch – ebenso eine feste Tagesstruktur wie eine Tätigkeit, die ihr Selbstwertgefühl steigere. Ein bezahlter Arbeitsplatz in den Werkstätten ermögliche ihnen all dies, so Jeannette. Die Früchte dieser Arbeit würden dann, wie an diesem Tage an einem Verkaufstand auf Straßenfesten, auf Märkten oder in den Verkaufsläden der DRK-Werkstätten in Rostock verkauft werden. Zu gern hätte ich noch ein kleines Pläuschchen mit den Beiden gehalten. Doch mein Reportergewissen riet mir, mich weiter umzuschauen. Auf dem Universitätsplatz war eine Memorywand aufgebaut worden. Wer wollte, konnte daran zwei Felder umdrehen und erhielt, wenn die auf der Rückseite der Felder erscheinenden Symbole übereinstimmten, einen kleinen Preis. Als ich gerade zugegen war, gewann Angelika Schneider eine ulkige kleine grüne Dose. Später erzählte sie mir, dass sich darin wohl Sämereien befänden. Angelika hatte ihren Preis gerade erst in die Tasche gesteckt, da zog auch schon die Theatergruppe „Die Verzauberten“ die Aufmerksamkeit aller auf sich. Sie schwangen und schunkelten ein Mädchen in einem Tuch hin und her und versetzten es dadurch in grenzenlose Freude. Obendrein balancierten buntgekleidete Artisten auf großen Bällen und wurden in die Luft gehoben. Es war ein einziges Freudenstück voller kleiner Glücksmomente. Musikalische Klänge durften hier selbstverständlich nicht fehlen. Am Ende der Darbietung tanzten alle ausgelassen miteinander. Fünf Minuten vor zwölf Uhr erlebte ich die Trommelgruppe „Ramboleros“ auf dem Universitätsplatz. Sie begeisterten mit einem einzigartigen Trommelwirbel. Die Musiker hatten unheimlich viel Spaß und ließen all ihren musikalischen Energien freien Lauf. Solch ein Trommelwirbel ertönte zeitgleich in allen europäischen Städten, in denen ebenfalls der Aktionstag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung ausgerichtet wurde. Das Publikum klatschte bald schon lautstark mit. Die „Ramboleros“ strahlten vor Freude. Anschließend startete ein Demonstrationszug von der Bühne aus über die Lange Straße zum neuen Markt. Auch er wurde von lautem Trommelwirbel begleitet. Diesmal kam dieser aus der Trommel eines riesigen Akrobaten auf Stelzen. Er trug einen schicken blauen Mantel und auf dem Haupte einen schwarzen Zylinder. Ich hatte an diesem Tag wieder viel gesehen, gelernt und erlebt. Vor allem hat mich das Engagement der vielen Vereine, Verbände und Organisationen, die sich für die Gleichstellung von behinderten Menschen einsetzen und sie in ihrem täglichen Leben unterstützen, beeindruckt. Der Aktionstag wurde vom „Team 5.5.“, das sich aus den Vereinen: Selbsthilfe M-V e.V., barrierefreies rostock e.V., baf e.V., Behindertenverband Rostock e.V., Sprecherrat des Beirates für behinderte und chronisch kranke Menschen der Hansestadt Rostock, Ohne Barrieren e.V. und dem Verein Integrativer Treff e.V. zusammensetzt, organisiert. Schön, dass es ihn gibt. Trägt er doch auf eindrückliche Weise dazu bei, dass die „Barrieren, die auch in den Köpfen vorhanden sind“, wie sich der Oberbürgermeister ausdrückte, abgebaut werden.

6. Mai 2010 | Weiterlesen
Erste Port Party 2010 in Rostock-Warnemünde

Erste Port Party 2010 in Rostock-Warnemünde

Die diesjährige Kreuzschifffahrtssaison hat begonnen. Den Anfang machte die AIDAblu mit einem Premierenanlauf des Warnemünder Kreuzfahrthafens. Das siebte Schiff der AIDA-Flotte ist fast nagelneu. Im Februar 2010 getauft und in Dienst gestellt, befindet es sich zum ersten Mal auf einer Ostseerundreise, welche die Fahrgäste in den nächsten zehn Tagen nach Tallinn, St. Petersburg, Helsinki, Stockholm, Danzig und Kopenhagen führen wird. Am 15. Mai kehrt die AIDAblu dann wieder nach Rostock zurück. An Bord sind mehr als 2000 Passagiere. Sie kommen aus ganz Deutschland und über 13 Nationen weltweit. Um ihr Wohlergehen kümmern sich etwa 600 Besatzungsmitglieder. 2,1 Millionen Liter Trinkwasser wurden verladen, 10.000 Liter Wein und etwa 700 verschiedene Getränkesorten. Einmalig auf der Welt ist die eigene Brauerei an Bord des Kreuzliners. Am Abend trotzten zahlreiche Schaulustige den empfindlich kalten Temperaturen und kamen zum Pier 7 um das 252 Meter lange und 32,2 Meter breite Schiff der Reederei AIDA Cruises in Augenschein zu nehmen und das Ereignis mit einer Port Party zu feiern. Die beiden Moderatoren Marco Vogt und Horst Marx präsentierten ein maritimes Programm mit Livemusik des Gitarrenpopduos „Mission For Two“. Ein Shantychor durfte natürlich auch nicht fehlen. Mit traditionellen Seemannsliedern brachten „Luv un Lee“ auch die Passagiere der AIDAblu auf den Balkons der Außenkabinen zum schunkeln. „Das Besondere hier in Rostock ist der dichte visuelle Kontakt zu den Gästen vor Ort“ lobte Kapitän Dr. Friedhold Hoppert: „Beim Winken erkennt man noch die Augen der Menschen. Das ist sehr persönlich und mit einer großen Herzlichkeit verbunden.“ In keinem anderen Hafen kämen interessierte Zuschauer so nah an die großen Ozeanriesen. Aber nicht nur der große Kreuzliner war für die Besucher zu bestaunen. Auch der Notfall- und Unterstützungsschlepper Fairplay 26 mit Kapitän Bernhard Kittel beeindruckte mit einem Schlepperballett zu Walzerklängen. Diesmal allerdings ohne Tanzpartner, da alle anderen Schlepper im Einsatz waren. Gegen 22 Uhr wurde die AIDAblu schließlich mit einem Höhenfeuerwerk verabschiedet. Begleitet von dröhnenden Schiffshörnern und feierlicher Musik winkten zahlreiche Besucher am Ufer dem Schiff bei seiner Abreise zu. Bereits am 10. Mai trifft das nächste Kreuzfahrtschiff in Rostock ein. Dann ist die Celebrity Eclipse einen Tag zu Gast in Warnemünde.

6. Mai 2010 | Weiterlesen
Melden macht Mäuse! - Hauptwohnsitz nach Rostock

Melden macht Mäuse! - Hauptwohnsitz nach Rostock

Antonia Polak hatte heute Morgen allen Grund zur Freude. Die 1001. Studentin, die im Sommersemester 2010 ihre Hauptwohnung in Rostock angemeldet hatte, erhielt einen Blumenstrauß und die herzlichsten Glückwünsche von Rostocks Oberbürgermeister Roland Methling. Im Rahmen der Werbeaktion der Stadtverwaltung „Melden macht Mäuse!“ erhielt Antonia wie schon 1112 Studierende, die sich von Januar bis April 2010 anmeldeten, einen Zuschuss in Höhe von 100 Euro aus der Stadtkasse Rostocks. Ihren letzten Hauptwohnsitz hatte Antonia in Berlin. Was ihr denn an Rostock am besten gefalle, fragte Roland Methling die Studentin. „Das Wasser natürlich. Das Meer, der Strand und Warnemünde, aber auch den Hafen finde ich ganz toll“, antwortete sie. Um heute zu gegebener Stunde im Rathaus sein zu können, hatte Antonia die Vorlesung „Geschichte der Medizin“ verpassen müssen. Das werde sie natürlich durch fleißige Arbeit wieder nachholen, erklärte der Oberbürgermeister. Bevor es die Aktion „Melden macht Mäuse!“ in Rostock gab, wurde von allen Studenten, die ihren Hauptwohnsitz noch nicht in der Hansestadt angemeldet hatten, eine Zweitwohnsitzsteuer erhoben. Diese Maßnahme sollte ebenfalls dazu führen, dass möglichst viele Studierende hier ihren Erstwohnsitz anmelden. Vom neuen Verfahren profitieren allerdings nicht nur die Studenten, sondern auch die Stadt. Roland Methling: „Dieser Weg ist nicht nur besser als das Damoklesschwert einer Zweitwohnungssteuer, er ist auch erfolgreicher.“ Grund dafür sind die 700 Euro des Landes, welche die Stadt im Rahmen allgemeiner Finanzzuweisungen für jede Einwohnerin und jeden Einwohner erhält, der sich mit der Hauptwohnung in Rostock anmeldet. Der Vorsitzende des StuRa der Universität Rostock, Philipp da Cunha: „Wir unterstützen das natürlich. Denn die Zweitwohnsitzsteuer war keine richtige Alternative.“ Der für die Aktion bereitstehende Etat wurde zwischenzeitlich um 100.000 Euro aufgestockt. „Gemeinsam mit dem Allgemeinen Studierendenausschuss der Universität Rostock wollen wir diesen erfolgreichen Weg fortsetzen“, betonte Roland Methling. Ebenfalls froh über die erfolgreiche Zusammenarbeit von Universität und Stadt zeigte sich Heiko Marski, studentischer Prorektor der Universität Rostock. Er habe selbst über ein Jahr Zweitwohnsitzsteuer gezahlt und fände das Projekt sehr gut, sagte er. Bei der Anmeldung ihres Hauptwohnsitzes in Rostock erhalten Studierende seit Beginn des Wintersemesters 2009/2010 ein Bonusheft. Dieses enthält neben Informationen und Coupons ein Antragsformular, das es möglich macht, einen Zuschuss in Höhe von 100 Euro von der Stadt zu erhalten. Wofür Antonia dieses Geld verwendet hat? Ein Pathologie-Buch habe sie sich zugelegt, so die Studentin.

5. Mai 2010 | Weiterlesen
„Baltic Future“ - Messe in Rostock

„Baltic Future“ - Messe in Rostock

Die Themen der gestern in Rostock eröffneten dreitägigen Fachmesse der maritimen Wirtschaft „Baltic Future“ sind Offshore, Windenergie, maritime Logistik, Meerestechnik sowie Zulieferindustrie. „Die Messe bietet Ausstellern und Fachbesuchern eine internationale Plattform für neue Geschäftskontakte und Kooperationsmöglichkeiten“, sagte Wirtschaftsminister Jürgen Seidel in Rostock. Ich war auch dort und schaute mich ein wenig um. Über 100 Aussteller aus verschiedenen Nationen, wie etwa Finnland, Estland, Dänemark und Polen stellen auf der Fachmesse aus. Partnerregion der „Baltic Future“ ist die polnische Region Westpommern. Sie ist durch eine Gemeinschaftspräsentation verschiedener Unternehmen und Institutionen aus Polen vertreten. Zugleich fanden im Rahmen der „Baltic Future“ heute der Außenwirtschaftstag des Bundesverbandes Mittelständischer Wirtschaft (BVMW) zu dem Thema „Ostseeregion – Wachstum für Europa“ wie auch der 1. Wind-Energie-Tag statt. Die Entwicklung der Windkraftbranche in Mecklenburg-Vorpommern stimmte Ministerpräsident Erwin Sellering zuversichtlich. „Mecklenburg-Vorpommern liegt bei der Nutzung erneuerbarer Energien mit an der Spitze in Deutschland“, erklärte er. „45 % des im Land erzeugten Stroms kommen aus erneuerbaren Energiequellen, zwei Drittel davon aus Windkraft“, fügte er hinzu. Die Universität Rostock präsentiert weltweit einzigartige Forschungsergebnisse auf der „Baltic Future“. Auf einem Gemeinschaftsstand machen die im Department Maritime Systeme der Interdisziplinären Fakultät vertretenen Einrichtungen ihre Forschungen erfahrbar. Dr. Frank Weichbrodt erklärte mir eines der vielen Forschungsthemen. Es handelt sich dabei um die Messung, Simulation und Analyse von Seegang. Ich erfuhr, dass die Messung der Wellen in der Ostsee mittels Druckmessdosen oder einer sogenannten Seegangsmessboje erfolgt. Anschließend würden die Wellen numerisch simuliert, sagte Frank Weichbrodt. Anhand dieser Eingangsdaten, also den Wellenhöhen und Seegangsparametern ließen sich dann beispielsweise Küstenschutzbauwerke und Hafenanlagen sowie die dortige Belastung durch den Seegang bemessen. Aber auch durch den Klimawandel zu erwartende veränderte Seegangsbedingungen, wie Wasserstände und Strömungen, könnten mittels dieses Verfahrens abgeschätzt werden. Nur wenige Meter vom Forschungsstand der Universität entfernt präsentierte das „Waterbike-Team University of Rostock“ sein Tretboot. Gunnar Kistner, Kapitän des Tretbootteams, und Michael Kneusel erzählten mir mehr über sich und ihr Boot. Beide studieren Maschinenbau am Institut für Maschinenbau und Schiffstechnik in Rostock. Ihr Boot hätten sie selbst entwickelt und gebaut, erklärten mir die Beiden. Einmal im Jahr würden sie damit auf der internationalen Waterbike-Regatta (IWR) gegen andere Teams antreten. Im letzten Jahr habe dieser Wettbewerb in Rostock stattgefunden und sie hätten den ersten Platz errungen. Diesen Preis gilt es nun dieses Jahr in Stettin zu verteidigen. Um von der harten Konkurrenz nicht überholt zu werden, hätten sie inzwischen einige Neuerungen für ihr Boot entwickelt, die sie nun hoffen, erfolgreich zum Einsatz bringen zu können. Das „Waterbike-Team University of Rostock“ gibt es mittlerweile schon seit über 20 Jahren. 1989 wurde es gegründet. Das erste Boot hieß „ANNA“. Gunnar Kistner: „Sinn der Sache ist natürlich, dass man das, was man im Studium lernt, praktisch anwenden kann“. Das klingt überaus plausibel, dachte ich. Heißt es nicht auch, „probieren geht über studieren“? Ich werde den Jungs jedenfalls beide Daumen für die nächste Waterbike-Regatta drücken. Ein weiterer Ausstellungsstand interessierte mich sehr. An diesem informierte Sybille Ahrens ehrenamtlich über die „Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger“ (DGzRS). Diese gäbe es bereits seit 145 Jahren und sie werde ausschließlich durch Spenden finanziert, sagte sie mir. Die 61 Seenotkreuzer und Seenotrettungsboote der Seenotretter sind an der deutschen Nord- und Ostseeküste im Einsatz. Am Alten Strom in Warnemünde liegt der Seenotkreuzer „ARKONA“, der heute auch beim Einlaufen der AIDAblu zu sehen war. Seine Stammbesatzung zählt neun Mann. „Wie aber funktioniert das mit der Rettung nun, wenn jemand auf See in Not gerät und wie kommen die Retter am schnellsten zum Einsatzort“, fragte ich mich. In Bremen gäbe es die Seenotleitung „MRCC“ (Maritime Rescue Coordination Center), die rund um die Uhr besetzt sei, erklärte mir Sybille Ahrens. Diese alarmiere im Falle eines eingegangenen Notrufes die Seenotkreuzer und Seenotrettungsboote vor Ort und koordiniere überdies andere Schiffe, die sich in der Nähe des in Seenot geratenen Seefahrers befänden. Im Jahr 2009 wurden auf diese Weise 123 Menschen aus der Seenot gerettet. Doch Sybille Ahrens: „Wir machen ja noch viel mehr“. Wenn etwa einem Segler der Mast gebrochen oder ein Schiff in einer der vielen Flachwasserstellen der Ostsee stecken geblieben sei, so würden „Die Seenotretter“ ebenfalls Hilfe leisten und durch rechtzeitiges Eingreifen verhindern, dass sich aus einer Notlage ein möglicher Seenotfall entwickelt. „Man möchte retten und man möchte helfen“, das sei die Philosophie, die hinter all dem Bemühen stehe, sagte Sybille Ahrens. Wer die DGzRS unterstützen möchte, der erfährt auf der Homepage, wie er das tun kann. Zur „Hanse Sail“ wie auch zur „Warnemünder Woche“ kann mehrfach ein Seenotkreuzer der DGzRS in Warnemünde besichtigt werden. Wann das möglich ist, wird über Plakate und die Internetseite bekannt gegeben. Interessierte können dann Näheres über die „Die Seenotretter“ erfahren. Die Fachmesse der maritimen Wirtschaft, „Baltic Future“ findet in diesem Jahr zum zweiten Mal statt. Am Mittwoch wird die zweite Branchenkonferenz der Logistikwirtschaft MV im Rahmen der Messe veranstaltet. Am Donnerstag wird sich die Wojewodschaft Westpommern zu dem Thema „Die Ostsee – Das Meer der Zukunft“ präsentieren. Wer sich für Technik und maritime Themen interessiert, ist hier gut aufgehoben, nicht nur als Fachbesucher.

5. Mai 2010 | Weiterlesen
AIDAblu - Erstanlauf in Warnemünde

AIDAblu - Erstanlauf in Warnemünde

Es war frisch heute Morgen kurz vor sechs, als die AIDAblu erstmals die Warnowmündung passierte und damit die Kreuzfahrtsaison 2010 in Rostock eröffnete. Trotz einer steifen Brise und Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt ließen sich einige Schaulustige das Schauspiel zu früher Stunde nicht entgehen. Begleitet von Fahrgastschiffen, dem Seenotrettungskreuzer Arkona, dem Schlepper Bugsier 16 sowie dem Feuerlöschboot FLB-40-3 macht die AIDAblu gegen 6:30 Uhr vor dem Warnemünde Cruise Center fest. Das 252 Meter lange, auf der Meyer-Werft in Papenburg gebaute, Clubschiff wurde am 9. Februar 2010 in Hamburg von Jette Joop auf den Namen AIDAblu getauft. Der siebente und damit jüngste Spross der AIDA-Flotte wird in diesem Jahr voraussichtlich 13 Mal an der Warnow festmachen. Insgesamt werden bis zum 16. September 113 Anläufe von 33 verschiedenen Kreuzfahrtschiffen in Warnemünde erwartet. Mit rund 200.000 Passagieren steuert der Kreuzfahrthafen in Warnemünde in diesem Jahr auf einen neuen Rekord zu. Unter dem Motto „Willkommen zu Hause, AIDAblu“ startet heute um 18 Uhr die erste der beliebten Rostock Port Partys in diesem Jahr am Passagierkai von Warnemünde. Durchs Programm führen die Moderatoren Horst Marx und Marko Vogt vom NDR. Neben Livemusik vom Shantychor „Luv un Lee“ und dem Rostocker Gitarrenduo „Mission for Two“ gibt es viele Informationen rund um die Kreuzschifffahrt in Warnemünde. Freuen können sich die Besucher auch wieder auf ein Schlepperballett zu Walzerklängen sowie auf das Höhenfeuerwerk zum Auslaufen der AIDAblu gegen 22 Uhr. Für alle, die heute Morgen zu so früher Stunde noch keine Zeit oder Lust hatten, gibt es hier ein paar Impressionen von der Ankunft der AIDAblu:

5. Mai 2010 | Weiterlesen
3. Kinder „Swim & Run Rostock“

3. Kinder „Swim & Run Rostock“

In der Neptunschwimmhalle und auf dem Kastanienplatz im Barnstorfer Wald kämpften am Sonntag zahlreiche junge ‚Biathleten‘ beim 3. Swim & Run in Rostock um Medaillen. 97 Teilnehmer im Alter zwischen 6 und 13 Jahren maßen sich in den Disziplinen Schwimmen und Laufen. Dabei handelte es sich je nach Alter um Distanzen von 50 bis 200 Metern zu Wasser und 400 bis 2000 Metern zu Lande. Ein bunter Mix ging am Sonntag an den Start. Neben zahlreichen Vereinsmitgliedern kämpften auch Hobbysportler um Plätze auf dem Siegerpodest. Das Leistungsspektrum war groß, so trafen Erstplatzierte auch schon mal gefühlte Minuten vor ihren Verfolgern im Ziel ein. Der guten Stimmung tat dies keinen Abbruch und jeder der jungen Teilnehmer wurde mit Begeisterung von den zahlreichen Zuschauern angespornt. Die kleine Natascha (7) erreichte beim Schwimmen ihrer 100 Meter Platz 3. Und natürlich wurde danach auch gleich Bruder Lenard (10) ordentlich angefeuert. Die Geschwister traten als Teil des „Endurance-Teams“ aus Neubrandenburg an. Zum nächsten Schuljahr wird Lenard auf das Sportgymnasium wechseln. Mit dem Erreichen des 3. Platzes auch nach dem Laufen scheint ihm seine Schwester im Laufschritt zu folgen. Nicht nur Biathlon- und Triathlon-Erprobte gingen an den Start. Die fünf Teilnehmer des SC Empor Rostock sind sonst nur Wasserratten – aber laufen kann ja schließlich jeder. „Der Druck ist groß“, so Trainerin Jette Mundt nicht ganz ernst, „schließlich sind hier zwei Vorjahressieger dabei.“ Ausrichter war zum wiederholten Male der TC FIKO Rostock. Der größte Triathlonverein in Mecklenburg-Vorpommern kann auf eine fast 30-jährige Geschichte zurückblicken und möchte diese Veranstaltung auch zur Nachwuchsgewinnung nutzen. Mit zahlreichen freiwilligen Helfern wurde das Ereignis wieder ermöglicht. „Wir haben Spaß und die Kleinen sind wirklich niedlich“, sagten die Helferinnen Ann-Christin Koring (23) und Ariane Busch (20). Für Beide war es das erste und wohl nicht letzte Mal, dass sie aushelfen. Für die Sieger gab es Medaillen und Schwimmbrillen. Viele Gewinner standen auf den Siegertreppchen, da es vier verschiedene Altersgruppen gab und Jungen und Mädchen getrennt um den Sieg kämpften. Im Jahrgang 2006 und 2005, es waren die jüngsten Teilnehmer, gewannen Lotta Fischer aus Rostock und Carlos Schenk aus Neubrandenburg, im Jahrgang C Maike Mann und Jonas Mier – beide vom SC Empor Rostock.

4. Mai 2010 | Weiterlesen
Lesefest im Peter-Weiss-Haus

Lesefest im Peter-Weiss-Haus

In den Zeiten von Blogs, Twitter, Youtube und Co. scheint das gute alte Buch mehr und mehr in Vergessenheit zu geraten. Bei der Entscheidung zwischen Flimmerkiste und Buch zieht Letzteres immer häufiger den Kürzeren. Das trifft auf uns Erwachsene zu, vor allem aber auf die junge Generation. Stammplatz: Vorm TV oder PC. Gedruckte Zeilen flimmern und bewegen sich eben nicht, Musik machen tun sie schon gar nicht. Die gedruckte Lektüre scheint irgendwie nicht mehr ganz ins Heute zu passen. Zunehmend nur noch anzufinden als Staubfänger in den Regalen unserer Wohnzimmer. Genau das Gegenteil wurde am Sonntag ab 12 Uhr im Peter-Weiss-Haus bewiesen. Von wegen Lesen ist langweilig. Wie auch, wenn wir bei keiner Aktivität kreativer sind. Niemand schreibt einem vor, wie die Figuren oder die Welt der Geschichte auszusehen haben. Wir werden zum Co-Autor und unsere Fantasie hat freien Lauf. Eindeutig cooler als vorgekautes Fernsehprogramm, oder? Den Kindern wurde auf vielerlei Weise Lust aufs Lesen gemacht. Das Motto lautete „Ab in die Fluten“. An zahlreichen Stationen drehte sich alles rund um Piraten, Nixen und Co. Überall wurden die Sprösslinge zum Mitmachen animiert, da wurde gebastelt und gemalt. An einer Büchertauschstelle gab es für die Kleinen neuen Lesestoff: Tauschkurs Eins zu Eins. Gleich neben der Seemannsknoten-Station ging’s ans Augenklappen-Basteln. Einen Anreiz gab es natürlich auch: An jeder Station konnten die Kinder Punkte sammeln. Am Ende wurde dann ein hohes Punktekonto mit – lesetechnisch wertvollen – Preisen belohnt. „Das mit den Punkten ist das Beste“, so der sieben Jahre alte Max-Malte. Und super ist auch, dass er jetzt einen Harry Potter-Band besitzt – eingetauscht gegen „Gartenfest in Blumenhausen“, das hat ihn eh nicht interessiert. Die Büchertauschstelle war der ursprüngliche Grund, warum Max-Malte mit seinen Eltern hergekommen ist. Beim „Bilderbuchkino“ – einem der Highlights – wurden die Illustrationen der Geschichte an die Wand projiziert und Helfer der Veranstaltung lasen vor. Wie soll denn der Held unserer Geschichte heißen? Habt ihr denn so etwas auch schon mal erlebt? Mit Erklärungen und zahlreichen Fragen an die jungen Gäste wurde den Geschichten Leben eingehaucht. Ganz klar wurde bewiesen: Lesen ist unheimlich spannend. Und wohl das ein oder andere Elternteil bekam einen Anreiz, wieder häufiger vorzulesen. Ermöglicht wurde das Lesefest einerseits durch viele motivierte, zum Teil ehrenamtliche Helfer. Finanziell unterstützte der Spielwarenladen Mankala die Veranstaltung. Und so gab es passend zum Thema Piratenkuchen und Buchstabensuppe – kostenlos. Organisiert wurde die Veranstaltung im Rahmen der Rostocker Kulturwoche vom Literaturhaus, der OKJA (Offene Kinder- und Jugendarbeit) und dem Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA). „Wir versuchen, den Kindern das Medium Buch interaktiv näher zu bringen“, so die Mitarbeiterin des Literaturhauses Juliane Holtz, die selbst unglaublich viel Spaß an der Arbeit mit den Kindern hat. Beim Märchenbuch-Raten traf man auf Katinka Friese, Programmleiterin des Literaturhauses. „Lesen können kommt vom Lesen wollen! Die Kinder sollen selbst aktiv werden – so wird das Lesen zum Erlebnis. Wir wollen die Neugier der Kinder auf gute Geschichten wecken.“ Fortgesetzt wird das Ganze am 3. Juli mit einem Lesefest rund um das Thema Fußball. Erwartet wird unter anderem ein Sportreporter, der den Kindern Rede und Antwort stehen wird. Mit viel Literatur zum Thema Fußball soll auch hier wieder die junge Generation fürs Lesen gewonnen werden.

3. Mai 2010 | Weiterlesen
Rückblick: Lange Nacht der Wissenschaften 2010

Rückblick: Lange Nacht der Wissenschaften 2010

Was Gummibärchen, Gold zum Mitnehmen, Britney Spears und Laser gemeinsam haben? Sie alle waren Thema der siebenten „Langen Nacht der Wissenschaften“ in Rostock. Natürlich gab es noch viele weitere Themen – von Google, über die Medizin bis hin zu den Simpsons. Bei der großen Auswahl kann man leider wirklich nur einen Bruchteil der Veranstaltungen besuchen, über ein paar hat Katrin ja schon in ihrer ganz persönlichen „Langen Nacht der Wissenschaften“ berichtet. Mich zog es in dieser Nacht zu den Physikern, waren hier doch gleich mehrere interessante Vorträge zum Thema „Laser“ angekündigt. Der erste Halt fand jedoch bei den Chemikern statt, sitzen sie doch direkt um die Ecke vom Büro. Und schließlich hatte ich im Stillen gehofft, mich nach diesem Besuch zur Ruhe setzen zu können – „Gold zum Mitnehmen“ hieß es immerhin ganz unbescheiden in ihrer Ankündigung. Nun ja, einzelne Cent-Münzen mit einem kleinen Goldüberzug holten mich auf den Boden der Tatsachen zurück. Würden diese doch weder für meine Rente, geschweige denn für die Rettung des griechischen Staatshaushalts reichen, wie ich ernüchtert feststellen musste. Dem Spaß, vor allem beim jüngeren Publikum, tat dies natürlich keinen Abbruch. Getreu dem Motto, „Chemie ist, wenn es knallt und stinkt“ zogen die Mitglieder des JungChemikerForums Rostock das Publikum in ihren Bann. Wenn Gummibärchen zu Feuerbällen werden, werden Kinderaugen einfach ganz groß … Bis zu den Vorträgen im Institut für Physik blieb noch etwas Zeit, sodass ich mich aufmachte in die Europäische Wirtschafts- und Sprachakademie (EWS). Unter dem Motto „Kunst trifft Wissenschaft“ fand hier die offizielle Eröffnung des Abends statt und es war ein ganz besonderer Höhepunkt angekündigt. Politik und Wissenschaft so einträchtig an einem Strang ziehend zu sehen, kann man durchaus als Highlight bezeichnen, es war aber noch nicht der Höhepunkt, den ich meine. Was Liane Melzer, Wolfgang Schareck, Ulrich Funk (EWS) und Kurt Schanné vom Bildungsministerium hier trieben? Nein, es war keine neumodische Tanzeinlage. Sie schlossen Hand an Hand den Stromkreis für den MP3-Player. Wer Politiker und Wissenschaftler zu derartigen Aktionen überredet? Klar, Prof. Primel (Sven Lange) und seine Assistentin Fräulein von Rettich (Anne Vogelsang) waren es, die humorvoll durch den Abend führten und hier gerade demonstrieren, wie man mit Seifenblasen Ping Pong spielt. Die siebente „Lange Nacht der Wissenschaften“ – eine ganz besondere Veranstaltung, ist „die Sieben doch eine Rostocker Zahl“, wie uns Prof. Schareck in Erinnerung rief. Nebenbei erinnerte der Rektor an die Worte von Albert Einstein, dem 1919 – noch vor dem Nobelpreis – die Ehrendoktorwürde der Universität Rostock verliehen wurde: „Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig.“ „In dem Sinne wünsche ich Ihnen ganz viel Neugier heute Nacht und eine hellwache Lange Nacht der Wissenschaften“, so Wolfgang Schareck. Nun aber endlich zu dem versprochenen Höhepunkt der Eröffnungsveranstaltung, zumindest zu dem musikalischen. Schließlich lautete das Motto der Veranstaltung „Kunst trifft Wissenschaft“. Den Kunstgenuss versprach die Band „Hybrid Cosmics“ von Prof. Hartmut Möller und Studenten der Hochschule für Musik und Theater. Mit teils außergewöhnlichen Instrumenten wagen sie sich an Neuinterpretationen von bekannten und unbekannten Stücken jeglicher Stilrichtungen – von Klassik bis Pop, das Ganze in einem ganz einzigartigen Klangspektrum. Den Stil der Band beschreiben? Kann man nicht! Umso mehr freue ich mich, dass Prof. Möller sofort damit einverstanden war, hier eine Kostprobe wieder zu geben. Auch wenn die Qualität mangels Stativ und externem Mikrofon zu wünschen übrig lässt, bekommt Ihr vielleicht Lust, die Band mal live zu erleben. Das Erlebnis ist es wirklich wert! Passend zur Rostocker Zahl Sieben und der siebenten Langen Nacht der Wissenschaften spielten „Hybrid Cosmics“ das Stück „Sieben Katzen“: „Es klang“, so Liane Melzer, „als ob die Katzen durchaus Spaß hätten an dieser Nacht der Wissenschaften.“ Sichtlich Spaß hatten nicht nur die Bandmitglieder selbst, sondern auch das begeisterte Publikum. Hatte ich am Anfang nicht Britney Spears erwähnt? Auch sie war hier vertreten. Nein, nicht persönlich – viel besser, in einer fantastischen Rock-Klassik-Interpretation ihres „Hit me baby one more time“. Nun aber schnell zu den Physikern. Hier stand an diesem Abend alles im Zeichen eines runden Jubiläums, wurde der Laser doch 1960, also vor genau 50 Jahren, erfunden. „Fantastisches wird Alltag: 50 Jahre Laser“ überschrieb Prof. Dr. Fedor Mitschke seinen Einstieg in das Vorlesungsprogramm dieses Abends. „Den Laser kennen Sie alle, zumindest aus dem Kino“, erinnerte Prof. Mitschke an den Klassiker „Goldfinger“, bei dem James Bond bereits 1964 von einem Laserstrahl zerteilt werden sollte. Aber auch aus dem täglichen Leben sei der Laser nicht mehr wegzudenken. Vom CD-Spieler, über den Laserdrucker bis zum Scanner an der Supermarktkasse. Ebenso unverzichtbar sei er in der Medizin und Wirtschaft geworden. Anwendungsmöglichkeiten in der Wissenschaft? Spektroskopie sei da eine ganz wesentlich, so Mitschke. Die meisten Informationen, die wir überhaupt über den Aufbau von Materie haben, verdanken wir der Spektroskopie. Möglichst präzise messen zu können, sei momentan ein wesentliches Ziel der Forschung. Angestrebt werde ein optischer Frequenzstandard, eine direkte Anbindung optischer Frequenzen an Atomuhren. Bei der Genauigkeit aktueller Frequenzmessungen ist dann auch die Frage erlaubt, ob unsere Naturkonstanten eigentlich wirklich konstant sind, ob sie ihren Namen überhaupt verdienen. Die Lichtgeschwindigkeit beispielsweise, hat sie sich verändert in den letzten Jahren, Jahrzehnten, Jahrtausenden? Um hier Änderungen feststellen zu können, müsse man über sehr lange Zeiträume beobachten oder eben sehr genau messen können. „Laserpulse für die schnellsten Vorgänge in der Natur“ waren das Thema der Vorlesung von Prof. Dr. Stefan Lochbrunner. Um welche Zeitspannen es hierbei geht? Um Femtosekunden (fs). Wie kurz so eine Femtosekunde ist? Verdammt kurz, 10-15 Sekunden um genau zu sein. Professor Lochbrunner verglich diese unvorstellbar kleinen Werte anschaulich. Benötigt das Licht von der Erde bis zum Mond rund eine Sekunde, braucht es, um den Durchmesser eines Haares zurückzulegen, gerade mal eine Pikosekunde, was aber immer noch 1.000 Femtosekunden entspricht. Entsprechend hoch muss auch die Genauigkeit bei den Experimenten sein. Eine Stabilität, die beim Hundertstel eines Haares liegt, sei notwendig und das über mehrere Meter. Schwingungen auf Molekülebene würden typischerweise zwischen 10 und 100 fs benötigen. Diese Vorgänge zu beobachten und zu untersuchen, sei ein Ziel der Forschung, so Lochbrunner. Einblicke in den Reaktionsweg bei chemischen Vorgängen zu erhalten oder den Energietransport in photonischen Materialien zu verfolgen – hier liege das Interesse der Wissenschaftler. „Heller als Milliarden Sonnen“ kündigte Prof. Dr. Dieter Bauer vollmundig seinen Vortrag an. „Eigentlich habe ich sogar stark untertrieben“, so Bauer, „ich hätte auch Trilliarden Sonnen sagen können.“ Bezogen auf einen Quadratzentimeter kommen von der Sonne gerade mal 0,137 Watt. Die stärksten Laser liegen aktuell hingegen bei einer Leistung von 1021 Watt pro Quadratzentimeter. Bis in die achtziger Jahre stagnierten Laser bei einer Leistung von etwa 1014 Watt. Der Grund? Die Laser zerstörten bei höherer Leistung ihre eigenen Spiegel und Linsen und damit sich selbst. Die Lösung des Problems? Wie immer bei guten Ideen ist sie ebenso einfach wie effizient. Der Laserimpuls wird gestreckt (sodass weniger ‚zerstörerische‘ Energie pro Zeiteinheit auf die Komponenten trifft), dann verstärkt und erst im letzten Schritt wieder zur vollen Leistung zusammengeschoben. So wurden Laser mit Leistungen im Petawatt-Bereich möglich. Wofür man derartig starke Laser benötigt? Um mit dem Licht des Lasers Materie zu bewegen. Je intensiver das Licht, desto höher auch die Energie der Materieteilchen. Anwendungsbeispiele sind kompakte Ionenbeschleuniger für die Medizin oder auch Teilchenbeschleuniger für die Kernfusion. Beispielsweise der aktuell stärkste Laser der Welt. Die National Ignition Facility (NIF) ist vier Fußballfelder groß, befindet sich in Kalifornien und besteht aus 192 Lasern, die auf ein Millimeter großes Zielobjekt fokussiert werden. Im Zentrum befindet sich eine 7 Millimeter große Goldhülse. In ihrem Inneren ein kleines Kügelchen aus den Wasserstoff-Isotopen Deuterium und Tritium – Basis für die Kernfusion. Eine wirklich interessante Thematik, die Professor Bauer sehr anschaulich vermittelte! Alles viel zu kompliziert? Für etwas leichtere Kost sorgten die Stadtphysikanten mit ihrer „zu 95% sicheren, 42 ergebenden Schauvorlesung“. Als „Die Drei Fragezeichen“ machten sich Marco Schröter (als Peter Shaw), Ulrike Lüders (Justus Jonas) und Christin Baudisch (Bob Andrews) auf in die Villa von Dr. Frank N. Stein (Benedikt Ehard), um die von ihm gestohlenen Messergebnisse zurückzuholen. Dabei stießen sie auf zahlreiche physikalische Phänomene, die es zu (er)klären galt. Glasröhren waren zu sehen, denen mittels heißer Luft Töne entlockt wurden. Je nach Länge der Röhre in verschiedenen Frequenzen – ein Prinzip, das analog auch bei Orgelpfeifen zum Einsatz kommt. Gruselige Nebenschwaden zogen durch den Hörsaal. Es waren Rauchringe, die sich durch Verwirbelungen an der Austrittsöffnung eines Signalgebers – eines zweckentfremdeten Mülleimers – bildeten. Mit der so sichtbar gemachten Druckwelle kann man sogar ein Streichholz auspusten – etwas Übung und Zielwasser vorausgesetzt. Rauchringe kommen auch in der Natur vor, bei Vulkanausbrüchen, wie zu erfahren war. Ein vermeintlich harmloser Kamin entpuppte sich ganz nebenbei als Mini-Tornado. Die Aufwärtsströmung der erwärmten Luft sorgte in einem in Rotation versetzen Drahtkäfig für diesen eindrucksvollen Effekt. Kann Mehl brennen? Natürlich nicht! Aber fein zerstäubt kann es zu einer beachtlichen Mehlstaubexplosion kommen. Kerzen neben der Mehlschüssel auszupusten, ist also keine so gute Idee … Mit einer Metallplatte, einem Geigenbogen und etwas Sand wurden Töne sichtbar gemacht (Chladnische Klangfiguren). Aber kann eine Fahrradkette rollen? Sicher! Man muss sie nur in schnelle Rotation versetzen. Dank Muskel- und Zentrifugalkraft rollte sie erfolgreich über den Tisch. Und kann man Naturgesetze aufheben, die Schwerkraft beispielsweise? Eine scheinbar schwerelos über einem Magneten schwebende Scheibe hatte dies der Supraleitung und dem Meißner-Ochsenfeld-Effekt zu verdanken. Minus 196 Grad Celsius kalter Stickstoff sorgte für die notwendige Kühlung. Der Stickstoff ließ anschließend nicht nur eine Rose wie Glas splittern, sondern sorgte auch für die Aufforderung „Ohren zu, Mund auf!“ Mit flüssigem Stickstoff gefüllt und mit MacGyver-Musik unterlegt, explodierte eine Plastikflasche bei der Erwärmung mit lautem Knall. Da die Experimente der Stadtphysikanten stets ebenso beliebt wie gut besucht sind, gab es ihre Schauvorlesung an diesem Abend gleich im Doppelpack zu erleben. Der große Hörsaal in der Physik war beide Male gerammelt voll, das Publikum zeigte sich begeistert. Wenn der Laser im Mittelpunkt des Abends steht, was darf dann in keinem Fall fehlen? Richtig, eine Lasershow! Für diese sorgte zum Abschluss Dr. Josef Tiggesbäumker mit seinem Team im Innenhof des Institus für Physik. Ein stimmungsvoller und gelungener Ausklang des Abends. Wer jetzt noch munter war, für den hieß es: ab ins Capitol. Fand hier doch zu später Stunde die After-Science-Party statt. Jeder, der drei Stationsstempel auf seinem Eintrittsticket vorweisen konnte, bekam ein Begrüßungsgetränk gratis. Hier stand auch die Verleihung des Kommunikationspreises an. Vergeben wird er für die anschaulichste Präsentation. Im letzten Jahr ging der Pokal – eine Wissensboje – an das Leibniz-Institut für Ostseeforschung (IOW) für ihren Beitrag „Meere in Bewegung“. Anhand einer Tasse Milchkaffee erklärten sie anschaulich, was in einem Ozean so vor sich geht. 2010 ging der Kommunikationspreis an das Team der Fakultät für Informatik und Elektrotechnik. Mit einem Schauspiel brachten sie ihren Gästen ebenso eindrucksvoll wie verständlich das „Wesen des Schalls“ näher – Glückwunsch!

3. Mai 2010 | Weiterlesen
MAU Club und MS Stubnitz: „Tanz in den Mai“

MAU Club und MS Stubnitz: „Tanz in den Mai“

Der „Tanz in den Mai“ bekam am Freitag im MAU Club und auf der MS Stubnitz eine ganz neue Bedeutung. Ein Ticket, zwei Locations, „Funkenflug“ und „Lostinsounds“ fusioniert, sechs Dancefloors beschallt mit feinster elektronischer Musik, 18 Acts. Headliner: das Pariser Duo Nôze. Eindeutig eine würdige Begrüßung des Wonnemonats Mai. Mit dem Kauf eines Tickets konnte man nach Lust und Laune von der Stubnitz ins MAU und wieder zurück pendeln. Eine ungewohnte und wirkliche angenehme Auszeit für Ohren und Lunge. Heiß ersehnt war natürlich die französische Vereinigung Nôze, da sie im April letzten Jahres einen Auftritt krankheitsbedingt abgesagt hatten. Nicolas Sfintescu und Ezechiel Pailhes, so die Namen der Beiden, boten eine Stunde lang eine gewohnt exzentrische Bühnenshow. Neue und alte Songs mit einer ordentlichen Portion Improvisation auf dem Klavier und am Mikrofon – das Publikum feierte das Duo. Und so gab es zu ihrem letzten Song „Remember Love“ auch kein Halten mehr. Weder auf der Tanzfläche, noch auf der Bühne. Außerdem wurde den Tanzfreudigen von Rundfunk 3000, den Monchochiboys aus London, Peak, Plattenali, Aux und Vielen mehr ordentlich eingeheizt. Grund auch für viele Nicht-Rostocker in die Hansestadt zu kommen. Auf jeden Fall war es gerammelt voll und die Stimmung war grandios. Aber für die Liebhaber des House, Techno, Minimal und Drum & Bass war es schließlich auch ein Festmahl für die Ohren. An die Veranstalter: Ganz klar traditionsverdächtig!

2. Mai 2010 | Weiterlesen
„China-Woche“ an der Rostocker Uni

„China-Woche“ an der Rostocker Uni

Die China-Woche habe ich im Rahmen des Internationalen Tags an der Uni Rostock bereits kurz erwähnt. An diesem Tag konnten sich die Rostocker Studenten insbesondere über Austauschprogramme mit chinesischen Hochschulen in Wuhan, Hefei und Dalian informieren. Von der Universität Hefei war der Präsident, Prof. Dr. CAI Jingmin, zu Gast. Vom Fachbereich Deutsch der Dalian Universität für Fremdsprachen kam der Dekan Prof. Dr. CONG Mingcai. Beide trugen sich während ihres Besuchs auch in das Gästebuch der Hansestadt Rostock ein. Zum Abschluss der Chinawoche an der Universität Rostock hieß es am Freitagnachmittag im Wintergarten der Mensa: „Chinesische Traditionen interaktiv erleben“. Die chinesische Studentengemeinschaft gab den Gästen einen Einblick in die chinesische Art des Teetrinkens, es wurde über Aktualität des Konfuzianismus referiert sowie die Kunst der Kalligrafie vorgestellt. Wasser Kochen, Teebeutel in die Tasse, nach Bedarf Zucker und Milch – ich muss nicht erklären, wie wir Deutschen Tee trinken. Meistens entscheiden wir uns sowieso für die koffeinhaltige Alternative. Im fernen China sieht das ganz anders aus. Schon der offizielle Programmname: „Der Geist der chinesischen Teezeremonie oder die genussvolle Art, Tee zu trinken“ lies dies erahnen. Teemeister war Prof. Dr. Xia Zhen. Im Rahmen einer deutsch-chinesischen Forschungskooperation mit dem Institut für Ostseeforschung wird er für ein Jahr in Rostock wohnen. Ziemlich schnell wird klar, dass das eigentliche Trinken des Tees in China nebensächlich ist. Vielmehr geht’s um das Drumherum. Es ist Teil der Tradition und Kultur Chinas. Da wird zu aller erst sorgfältig der Tee ausgesucht und jede einzelne Tasse ausgespült. Und natürlich wird auch kein Teebeutel benutzt – schließlich ist die Entscheidung über die Menge des Tees Teil des Ganzen. Dann erst kommt das Wasser zum Einsatz, getrunken wird aber immer noch nicht. Mit dem ersten Aufguss wird der Tee gewaschen. Erst der Zweite ist dann für den Gaumen. „Der dritte und vierte Aufguss sind meist die Besten“, so Xia Zhen. „Das Probieren von Tee ist ein soziales Ereignis“, erklärte Ha Haifeng, die für den chinesischen Professor übersetzte. Jeder der Gäste bekam natürlich die eine oder andere Kostprobe des Tees. Viele Fragen wurden gestellt und beantwortet. Wer hätte geahnt, dass das Thema Tee soviel Stoff bietet?! Und wird trotzdem auch Kaffee getrunken in China? „Der Chinese trinkt eigentlich keinen Kaffee. Nur die verrückte, junge Generation, die nach Amerika und Europa zum Studieren geht, hat das übernommen. Für die ältere Generation“, so Xia Zhen, „steht das außer Frage.“ Schwer vorzustellen, dass die Deutschen soviel Geduld für Tee aufbringen könnten. Aber wir sind auch nicht gerade Weltmeister in Ausgeglichenheit und Entspannung. Die Chinesen schon. Deshalb kommt wohl auch die Kunst der Kalligrafie aus dem fernen Land. Den Gästen wurde die Möglichkeit geboten, mit Pinsel und Farbe ihren eigenen Namen auf Chinesisch aufs Blatt zu bringen. Angeleitet wurden sie hierbei vom Bauingenieursstudenten Qi Bin. Doktorand der BWL Tang Jun-Hua, selbst seit vier Jahren an der Uni Rostock, referierte über das Thema: „Konfuzius Comeback – wie könnte der Konfuzianismus das heutige China prägen?“ Ein gelungener Abschluss der China-Woche. Fazit? China ist nicht nur in geografischer Hinsicht weit von uns entfernt. Um so spannender ist es, das ferne Land kennen zu lernen. Interaktion und Kommunikation scheinen da unerlässlich und der richtige Weg zu sein.

2. Mai 2010 | Weiterlesen
Stromerwachen und Drehorgeln in Warnemünde

Stromerwachen und Drehorgeln in Warnemünde

Es ist Mai, der erste Mai 2010. Bilderbuchwetter, vergnügte Leute und wieder einmal erwacht Warnemünde aus seinem Winterschlaf. Die Vorsitzende des Warnemünde Vereins, Astrid Voß, freute sich gestern über die so zahlreich erschienen Gäste des 16. Stromerwachens in Warnemünde. Ferner erklärte sie: „Der Schnee türmte sich noch tief, als wir mit unseren Partnern anfingen, dieses Wochenende zu planen“. Genauso lange aber freue sich der Verein auch schon auf diese Festtage, betonte sie. Mit dem Stromerwachen wurde traditionell die Warnemünder Saison eröffnet. Zugleich fand das 6. Drehorgeltreffen in Warnemünde statt. Seit 2000 treffen sich alle zwei Jahre Drehorgelspieler aus ganz Deutschland und Europa, um mit ihren historischen mechanischen Orgeln und dem Warnemünder Publikum ein freudiges Drehorgelfest zu feiern. Aus ihren musikalischen Zauberkästen erklangen fröhliche Schlager, Evergreens und Volkslieder. Dr. Ullrich Wimmer vom „Club Deutscher Drehorgelfreunde“ verwies gegen 11.15 Uhr an der Alten Vogtei dezent auf die Sammeldosen, die sich an den Orgeln befinden. Das Drehorgel spielen mache nämlich sehr durstig, meinte er. Was zwar die Warnemünder Wirte freue, die Drehorgelspieler seien deshalb allerdings auf die Großzügigkeit ihrer Hörerschaft angewiesen. Er führte weiter aus, dass sein Club habe mehr als tausend Mitglieder aus 16 Nationen habe. Viele Mitglieder seien schon etwas älter. Doch halte das Spielen der Drehorgel nun einmal jung. So gäbe es etwa Drehorgelfreunde, die gerade 90 geworden seien und dennoch mit ihren Orgeln nach Paris oder Wien reisten. In seinen Grußworten dankte er abschließend in heiterem Ton den Warnemündern dafür, „dass sie das ertragen, drei Tage lang Gedudel“. Daraufhin wurde traditionell die über 100-jährige Bahnhofsbrücke gedreht. Die starken Männer des Football-Teams „Rostock Griffins“ übernahmen diese ehrenvolle Aufgabe. Für die musikalische Begleitung des bedeutenden Augenblicks sorgte das Drehorgel-Orchester „Musica-Romantica“ mit Frerich und Theda Kramer, Gerold Bülthoff und Rudolf Poppinga aus Rhauderfehn. Tanzende Paare sah ich auch auf der Brücke. Ein kunterbuntes Treiben, wie es sich für ein schönes Volksfest gehört, war das eben. Ein Ereignis jagte das nächste. Die Brücke war kaum wieder geschlossen, da trat schon die Kindertruppe der Warnemünder Trachtengruppe auf. In ihren historischen Trachten, die übrigens allesamt selbst geschneidert wurden, führten sie traditionelle Volkstänze vor. Karin Scarbarth, die Leiterin der Gruppe, gab am Ende der Darbietung einem besonderen Herzenswunsch Ausdruck. Sie erklärte, dass noch jemand gesucht werde, der die kleinen Tanzdirns tänzerisch unterrichten helfen könne. Wer Interesse daran hätte, könne sich jederzeit bei der Warnemünder Trachtengruppe melden. Dann war es endlich soweit. Viele der anwesenden Männer hatten wohl schon sehnsüchtig auf diesen Moment gewartet. Gerade erst frisch im Amt, vollzog der Tourismusdirektor Matthias Fromm den Fassbieranstich. Plötzlich bildete sich eine erwartungsvolle Menschentraube am Ort des Geschehens. Mit Bier hatte ich nicht so viel am Hut und verließ lieber das Getümmel. Ich schlenderte ein wenig vor mich hin, da begegneten mir und meiner Kamera die Drehorgelspieler Leo Schiffer und Edith Kuhlmann aus Brunsbüttel. Sie erzählten mir, was sie so sehr am Drehorgelspielen fasziniere. Der unmittelbare Kontakt mit den Menschen auf der Straße begeistere sie. Viele Leute würden ihnen ihre großen und kleinen Geschichten erzählen und so ständen sie immer „mitten im Leben“, beschrieb es Leo Schiffer. Edith Kuhlmann verriet mir noch, dass die Hunde die vielen Reisen ganz prima mitmachen würden. Die beiden spielen einzeln oder im Duett auf modernen und historischen Drehorgeln. Ihr musikalisches Repertoire reicht dabei von Klassik über Jazz, Rock und Pop bis hin zu Evergreens und Schlagern. Musik zum Tanzen, Schmusen, Schunkeln und Mitsingen steht bei ihnen auf dem Programm. Ich musste mich aber leider schon wieder von ihnen verabschieden, wollte ich doch unbedingt noch am Alten Strom entlang spazieren, das Handwerkerdorf am Leuchtturm in Augenschein nehmen und eine Runde mit dem Riesenrad drehen. Mein Weg zum Riesenrad führte entlang des Alten Stroms. Ich kam an den unterschiedlichsten Marktständen vorbei. Da wurden Schmuckstücke, Holzspielzeug, Kitsch und Dekoartikel, Glaskunstwerke, Schuhe und Dufthölzer angeboten. Ein kunterbuntes Angebot, wie geschaffen für einen gemächlichen kleinen Wochenendbummel. Für das leibliche Wohl war ebenfalls gesorgt. Crépes, Räucherfisch, Kuchen, Bier, Mutzen und Rostocker Rauchwurst. Was immer auch das Herz oder der Magen begehrte, hier wurde man fündig. Mitten im Getümmel begegnete ich einer weiteren ganz eigenen lieben Persönlichkeit. „Vogel-Jockel“ konnte die unterschiedlichsten Vogeltöne nachahmen. Wirklich beeindruckend, diese Schose. Ich hatte mich bereits von ihm verabschiedet, da hörte ich ihn noch sagen: „Na, ich bin wohl die einzige Pfeife hier, was?“. Mit jedem Schritt erhob sich mein Ziel, das Riesenrad, höher in den Himmel. In diesem Jahr war es zum ersten Mal direkt am Strand aufgebaut worden. Ich freute mich schon auf den Ausblick übers Meer und musste auch gar nicht lange warten, um einen Platz in einer der runden und schaukligen Hängekabinen zu ergattern. Am Himmel war kaum eine Wolke zu sehen und so war der Ausblick überwältigend. Ich konnte nicht nur ganz Warnemünde, sondern auch die tiefblaue Ostsee weithin überblicken. „Der Frühling ist nun endlich da, wie wunderbar, trara“, dachte ich, ließ mir die Sonne ins Gesicht scheinen und den Seewind um die Ohren pfeifen. Das Handwerkerdorf am Leuchtturm wollte ich mir abschließend noch anschauen. Da herrschte eine biergartenähnlich fröhliche Stimmung und es gab neben einer Besenbinderei, einer Bernstein-Manufaktur auch eine Böttcherei zu entdecken. Eil derweil hatte ich genug gesehen und erlebt. Mein Heimweg entlang des Alten Stroms wurde begleitet von den vielen, übrigens auch bunt und prächtig gekleideten, Drehorgelspielern und ihren lustigen Liedern. Auch die nächsten Tage ist noch viel los im Ostseebad. Wie wäre es mal wieder mit einem kleinen Ausflug?

2. Mai 2010 | Weiterlesen
Vielfalt gegen Rechts - 1. Mai in Rostock

Vielfalt gegen Rechts - 1. Mai in Rostock

Unter dem Motto „Freiheit statt BRD“ wollten heute Anhänger rechtsextremer Gruppierungen im Stadtteil Lütten Klein durch die Straßen ziehen. Natürlich nicht widerstandslos. Mehr als 150 Organisationen, Verbände, Gruppierungen und Personen hatten sich im Voraus zusammengeschlossen. „Erster Mai nazifrei – Vielfalt statt NPD“ lautetet ihr Motto. Dass in Rostock kein Platz für Rechtsextreme ist, wurde durch eine Sitzblockade demonstriert. Mit vielen Farben und Gesichtern wurde zugleich ein Zeichen auf dem politischen 1. Mai-Fest gesetzt. „Rostock ist eine Stadt der Vielfalt“, „Zeichen setzen gegen Rechts“, „In Rostock ist kein Platz für Nazis“. Parolen dreier verschiedener Parteien und seltener Konsens. Rostocker Bürger sowie Vertreter von Parteien, Gewerkschaften, Vereinen, Verbänden, Jugendorganisationen und der Kirchen hatten sich im Fischerdorf in Rostock Evershagen zum Widerstand gegen Rechts zusammengefunden. Zwischen Imbiss- und Informationsständen bot eine Bühne Platz für politische Ansprachen und musikalische Untermalung. Vertreter politischer Parteien und Organisationen nutzten diese Plattform für kurze Statements. Sozialministerin Manuela Schwesig (SPD) wies auf die Verantwortung der Politik im Kampf gegen Rechtsextremismus hin. Gleichzeitig sei eine solidarische Gesellschaft Grundlage für Demokratie und Toleranz. „Wir wollen ein soziales, menschliches und friedliches Miteinander in Mecklenburg Vorpommern. Wir müssen gemeinsam Flagge zeigen gegen Nazis“, so die Ministerin. Der 1. Mai ist der Tag der Arbeit, der Tag an dem weltweit für gleiche Rechte der Arbeitnehmer gekämpft wird. Die Neonazis haben dieses Thema unter dem Motto „Tag der deutschen Arbeit“ für sich vereinnahmt und entfremdet. Horst Barlock von der Partei „Die Linke“ sieht uns alle in der Verantwortung, mit den Rechtsextremen zu reden. Verblendung und Fehlleitung könnten nur so aufgehoben werden. Für Jugendaktivistin Franziska (17), Mitglied der Organisation „Rebell“, darf der eigentliche Sinn des 1. Mai nicht vergessen werden: Gemeinsam zu kämpfen für eine gerechte Welt. Ein Volksfest zu diesem Anlass ist der Schülerin zu wenig. Viele der Rostocker und Rostockerinnen nahmen auch schon in den vergangenen Jahren an den Demonstrationen zum 1. Mai teil. Für den neunjährigen Leo Goltermann war es heute das erste Mal. „Widerstand ist wichtig.“ Mit Mutter Martina hatte er zuvor an der Sitzblockade gegen den Demonstrationszug der Neonazis teilgenommen. Der Zug auf der geplanten Route konnte so verhindert werden. Ein Wermutstropfen bleibt jedoch, zogen die NPD-Anhänger doch statt dessen auf einer Ersatzroute durch Groß Klein. „Aktiver Widerstand ist der richtige Weg”, so Schülerin Paula Carnein (17), „ein Volksfest interessiert die Nazis wohl weniger. Trotzdem ist es besser, als nichts zu tun.“

1. Mai 2010 | Weiterlesen
50 Jahre Überseehafen Rostock - Empfang

50 Jahre Überseehafen Rostock - Empfang

Die altehrwürdige Flagge des Seehafens Rostock – gestern ward sie in der Kunsthalle wieder gehisst. Dort fand der Geburtstagsempfang zum 50-jährigen Jubiläum des Überseehafens statt. Alle interessierten Rostocker waren dazu herzlich eingeladen. Höhepunkte der Veranstaltung waren eine öffentliche Ausstellung sowie eine Vortragsreihe zur Geschichte des Hafens. Bevor der offizielle Teil des Empfangs begann, hatte ich noch etwas Zeit, mir die Ausstellung anzuschauen. Als Erstes fiel mir ein Brief des Drittklässlers Bernhard Bültemann aus Rostock an Inge Kettenbeil aus Darlingerode im Harz auf. Der kleine Bernhard erklärte Inge darin, wie der Rostocker Hafen gebaut wurde. Nein, er erklärte es nicht nur, er zeichnete es zwischen den Zeilen auch auf. Das ist eines der vielen Zeugnisse, das zeigt, wie viele Menschen der Ausbau des Hafens damals beschäftigte. Ich sah verschiedene Modelle von Kränen und ein Holzbausteinspiel zur Nachahmung eines Hafens aus der DDR, überdies historische Fotoaufnahmen, Zeitungsartikel „und und und“. Auch historische Filmbeiträge und maritime Gemälde aus den Beständen der Kunsthalle waren zu sehen, so etwa verschiedene Werke von Karl-Heinz Kuhn. Die Exponate hatten nicht nur das Schifffahrtsmuseum, das Ingenieurbüro Inros Lackner und die Hafenentwicklungsgesellschaft zur Verfügung gestellt. Auch viele Rostocker Bürger hatten ihre ganz persönlichen Erinnerungsstücke ebenfalls für die Ausstellung in der Kunsthalle abgegeben. Einer von ihnen ist Hans-Jürgen Räsch. Er hatte am 16.8.1962 angefangen im Hafen zu arbeiten. Stolz zeigte er mir seinen ausgestellten Holzhaken. Damit hätte man das auf den Schiffen angelieferte Holz besser umladen können, erzählte er. Der Haken wäre in das Holz geschlagen worden und mittels des daran befestigten Griffs hätte sich die Ware dann besser anheben und transportieren lassen. Verschiedene Arbeitsausweise und das sogenannte Arbeitsbuch des Hafenarbeiters Hans-Jürgen Räsch waren ebenfalls zu sehen. Die Museologin und Kuratorin Heike Heilmann hatte die wunderbare Ausstellung vorbereitet. Leider wird diese nur sehr kurz, nämlich vom 30. April bis zum 2. Mai, präsentiert. Sicher hätte sie über einen längeren Zeitraum hin viele weitere interessierte Besucher in die Kunsthalle gelockt. Habe ich schon berichtet, dass ich im Plastiksaal der Kunsthalle meinem selbstgebastelten Papierschiffchen wieder begegnete? Voller Stolz und zufrieden betrachtete ich es. Mein erstes Kunstwerk, ausgestellt in der Kunsthalle. Vielleicht sollte ich demnächst doch eine künstlerische Laufbahn einschlagen? Wir werden sehen. Inzwischen hatten sich schon viele Interessierte im Plastiksaal eingefunden. Die vormals leeren Plätze waren nun besetzt. Es mussten gar weitere Stühle aufgestellt werden. Ein besonderer Gast wurde noch erwartet. Erwin Sellering, der Ministerpräsident Mecklenburg-Vorpommerns, wollte die Vortragsveranstaltung eröffnen. Als auch er sich eingefunden hatte, begrüßte Jörg-Uwe Neumann als Geschäftsführer des Vereins „pro Kunsthalle“ alle Festgäste. Er gab seiner Freude über das Engagement und die Leidenschaft Ausdruck, mit der sich die Rostocker an den Ausstellungsvorbereitungen durch die Abgabe ihrer Erinnerungsstücke beteiligt hatten. Erwin Sellering betonte schon zu Beginn seiner Rede: „Für die Landesregierung, für das Land Mecklenburg-Vorpommern ist dieser Hafen von sehr großer Bedeutung“. Denn er sei nicht nur ein „Wirtschaftsmotor für die Hansestadt Rostock und für unser ganzes Land“, sondern auch „ein großes Stück Identität“, da er neben der langen Tradition der Seefahrt, auch Weltoffenheit und Internationalität repräsentiere, so der Ministerpräsident. Oberbürgermeister Roland Methling bezeichnete den Überseehafen als „Dreh- und Angelpunkt jeder Entwicklung unserer Stadt“ und betonte: „auch in der Zukunft ist der Hafen eigentlich die Lokomotive für die Hansestadt Rostock.“ Danach ließ er die Geschichte des Hafens Revue passieren und erwähnte nicht nur die Blüte des Hafenstandortes während der Hansezeit. Abschließend erzählte er, dass er auf dem Weg zur Kunsthalle „Kollege Oschmann“ getroffen habe. Dieser gehöre zu denen, die am 30. April 1960 zum Empfang aus Anlass der Einweihung des Rostocker Überseehafens eingeladen worden waren und er habe dem Oberbürgermeister die Einladungskarte für dieses Fest übergeben. Gesten wie diese zeigten ihm, wie „tief der Hafen weiterhin bei den Rostockern verwurzelt ist“, so Roland Methling. Im Anschluss an die Begrüßungsworte wurden Vorträge über die Geschichte des Hafens, über seine wirtschaftliche Ausstrahlung auf die Region, die Auswirkungen des Hafens auf die Luftqualität in der Hansestadt und zu Entwicklungsprojekten und –perspektiven gehalten. Die Hafenentwicklungsgesellschaft Rostock (Hero) hatte aus Anlass des 50-jährigen Bestehens des Überseehafens ein umfassendes, interessantes und unterhaltsames Festprogramm auf die Beine gestellt. Die vielen Rostocker Bürger, die sich mit dem Hafen verbunden fühlen, werden es ihnen danken und wünschen dem Überseehafen auch für dessen Zukunft viel Erfolg.

1. Mai 2010 | Weiterlesen
7. Rostocker „Lange Nacht der Wissenschaften“

7. Rostocker „Lange Nacht der Wissenschaften“

Hier begann gestern meine Tour durch die siebente „Lange Nacht der Wissenschaften“. Das Marine Science Center befindet sich im Yachthafen Rostock Hohe Düne an der Ostmole. Drei Stationen wollte ich besuchen. In der gesamten Region Rostock hatten wissenschaftliche Einrichtungen ab 18:00 Uhr zu Vorträgen, Präsentationen und Schauvorlesungen eingeladen. Im Robbenforschungszentrum des Instituts für Biowissenschaften, auf dem Sonnendeck des ehemaligen Fahrgastschiffes LICHTENBERG herrschte reges Treiben. Viele Rostocker nutzten die Gelegenheit, um den Forschern bei ihrer Arbeit mit den Robben einmal über die Schultern zu schauen. Zunächst beschäftigte sich Dipl. Biologin Nele Gläser mit den Tieren. In einem abgetrennten Bereich der Station ließ sie alle ihre Schützlinge nebeneinander antreten oder besser anschwimmen. Zur Belohnung bekam ein jedes Meeresgeschöpf einen leckeren Happen Fisch zugeteilt. Dann entschwand eines auf ihr Geheiß hin in das große Becken. Das war der 2002 geborene „Luca“. Drollig sind sie ja alle, diese glitschigen Gesellen, mit ihren knopfrunden Augen, dachte ich. Da wurde ich schon Zeuge eines beeindruckenden Experiments. „Luca“ hängte seinen Kopf in einen Ring, der an einer Schnur kurz über der Wasseroberfläche baumelte. Davor befand sich eine Art Schautafel mit drei Fenstern. Nele Gläser öffnete nun als Erstes das mittlere der Fenster und ein Symbol erschien darin. Dann öffnete sie die äußeren Fenster und 2 weitere Symbole waren zu sehen. Von diesen suchte sich „Luca“ eines aus, schwamm darauf zu und berührte es mit der Schnauze. Daraufhin ertönte ein Pfiff aus der Pfeife der Biologin und ein kleiner Fischhappen flog durch das Fenster. Später erfuhr ich von einer Studentin, dass „Luca“ das zunächst im mittleren Fenster gezeigte Symbol in einem der zwei äußeren Fenster erkennen sollte. Allerdings erschiene dieses Symbol dort dann stets in gedrehter Form. Das war selbst für mich ziemlich schwierig. Doch „Luca“ schaffte das innerhalb weniger Sekunden. Mittels dieses Experiments wollen die Forscher herausfinden, wie sich Robben unter Wasser orientieren und ob sie dieselben Erscheinungen von unterschiedlichen Richtungen aus betrachtet, wiedererkennen. Der Pfiff aus der Pfeife sei ein Signal für die Robben. Es bedeute, dass sie eine Aufgabe gut erledigt hätten. Ein laut ausgesprochenes „Nein“ dagegen verrate ihnen die Fehlerhaftigkeit ihres Verhaltens, wurde mir dann noch erklärt. Die Kommunikation zwischen Tier und Mensch erfolge auf der Forschungsstation immer über verbale Zeichen und Handzeichen. Ich sah an diesem Abend unheimlich viele davon. Ein Hund kann im Gegensatz dazu kaum einmal „Sitz“ machen und ein Stöckchen holen. Unglaublich also, wie intelligent diese Meereswesen sind. Das Marine Science Center auf Hohe Düne ist mit den Abmessungen von 60 x 30 Metern sowie der Meerestiefe von 6 Metern die größte Seehundforschungsanlage weltweit. Sie befindet sich schon seit zwei Jahren an diesem Standort. Die neun Seehunde stammen alle aus Zoos, haben also nie frei im Meer gelebt. Wer sie selbst erleben möchte, kann sie montags bis samstags zwischen 10.00 Uhr und 16.00 Uhr besuchen. Ich sah der Robbe „Henry“ noch dabei zu, wie sie einem Taucher begegnete, wie sie Bauchklatscher machte und einen roten kleinen Ring apportierte. Schließlich musste ich aber weiterziehen. Meine nächste Station war die Philosophische Fakultät in der Ulmenstraße. Dort wollte ich mir eine Vorlesung über kommunikative Regeln, die das Großstadtleben beeinflussen, anhören. Es ginge darum, was passiere, wenn man plötzlich an einer Ampel angesprochen werde und warum man in solchen Situationen so irritiert sei, las ich in der Vorankündigung der Veranstaltung. Prof. Dr. Dr. h.c. Wolfgang Sucharowski und Bastian Schwennigcke erklärten, was es damit auf sich habe. Als Erstes zeigten sie jedoch einen kleinen Film über eine Szene, die sich an einer Rostocker Ampel abgespielt haben könnte. Er handelte von mehreren Personen, die an einer Straße auf das grüne Ampelzeichen warteten. Einer von ihnen jonglierte mit Bällen. Plötzlich fiel einer seiner Bälle auf die Straße. Die Kommunikationswissenschaftler erörterten im Anschluss daran, wie vollkommen unterschiedlich die übrigen Personen an der Ampel die Situation eingeschätzt haben könnten. Diese sehr verschiedenen Gedanken über die jonglierende Person hätten wiederum großen Einfluss auf ihre Handlungen, wenn plötzlich etwas Unerwartetes passiere. Als ein Ball auf die noch befahrene Straße fiel, sprach beispielsweise nur eine Person den Jongleur an. Die sozialen Regeln, anhand derer Menschen kommunikative Stresssituationen einschätzen, sind demnach äußerst komplex und verschieden. Aufgabe der Kommunikationswissenschaft aber sei es, diesen Regeln dennoch nachzuspüren, so die Wissenschaftler. Nun hatte ich mir sogar eine Menge an theoretischem Wissen angeeignet. Das Café „À Rebours“ neben der Nikolaikirche sollte der letzte Anlaufpunkt meiner persönlichen „Nacht der Wissenschaften“ werden. Die großartige Literatur des Fin de siècle sollte dort vom Schriftsteller Rüdiger Fuchs zum Leben erweckt werden. Das Café ist sehr gemütlich im Stil des Fin de Siècle eingerichtet und, wer hätte das gedacht, „À Rebours“ lautet auch der Titel eines Kultbuchs eben jener Literaturepoche. Der französische Schriftsteller Joris-Karl Huysmans hat es 1884 veröffentlicht. Nebenbei bemerkt, „À Rebours“ heißt ins Deutsche übersetzt so viel wie „Gegen den Strich“. Rüdiger Fuchs gab eingangs eine Einführung in das Leben und Werk von Joris-Karl Huysmans. Anschließend erklärte er, welch tiefgreifende Auswirkungen der Roman „À Rebours“ auf die moderne Literatur hatte. Der Hauptprotagonist in Sartres „Der Ekel“ sei quasi nur eine konsequente Weiterführung der Hauptgestalt in Huysmans Werk und der berühmte Singer-Songwriter Serge Gainsbourg habe das Buch gar immer bei sich getragen, erfuhr ich. Im literarischen Werk wird das Leben des dekadenten französischen Adligen Jean Floressas Des Esseintes beschrieben. In der adeligen gehobenen Gesellschaft kann er bald schon keine Erfüllung mehr finden und so zieht er sich in die Einsamkeit seines extravaganten Hauses am Strandrand von Paris zurück. Der Schriftsteller, Rüdiger Fuchs, konnte den Roman allen Anwesenden in charmanter und angenehmer Weise näher bringen. Das gemütliche Ambiente des Cafés sorgte obendrein für Wohlbehagen. Indes war es wirklich eine „lange“ Nacht der Wissenschaften geworden, lang und ereignisreich sowie informativ. Was hab ich nicht alles wieder dazu gelernt? Wohlgestimmt verließ ich also das „À Rebours“ und trat den Heimweg an.

30. April 2010 | Weiterlesen
„Aus dem Effeff“ - Improtheater der Uni Rostock

„Aus dem Effeff“ - Improtheater der Uni Rostock

Die Bühne verrät wenig über das Kommende. Sechs Stühle, das war’s. Und mehr braucht das Improvisationstheater auch nicht. Requisiten, Bühnenbild und Soundeffekte? Liegt alles in der Hand der Akteure. Und so erwachen Apfelbäume auch schnell mal zum Leben, eine imaginäre Yogamatte wird zum Zentrum der Handlung und ein überdimensionaler Augapfelschäler gegen Hornhautverkrümmung wird fiktiv über die Bühne geschoben. Der Kreativität der Darsteller sind keine Grenzen gesetzt. Ach so, eine Requisite ist natürlich unerlässlich, nämlich das Publikum. Im Rahmen der Rostocker Kulturwoche erhielt die Improvisationstheatergruppe der Uni Rostock „Aus dem Effeff“ die Gelegenheit, auf der Bühne 602 ein überwiegend studentisches Publikum zu begeistern – mit Erfolg. Es ist fast unmöglich, beim Improvisationstheater nicht mitzufiebern. Zum einen, weil die Zuschauer selbst das Bühnengeschehen beeinflussen, zum anderen zittert man zwangsweise mit den Darstellern mit. Schließlich ist nichts geplant und die Bühnenakteure müssen in Sekundenschnelle reagieren – eben improvisieren. Situationskomik ist dabei vorprogrammiert. Aufgewärmt wurde sich mit dem Spiel „Freeze“. Mit den Einwürfen „Nordpol“ und „Klimaerwärmung“ galt es, eine Szene zu spielen. Und so kam es zu solch sonderbaren Neuerfindungen wie dem Bär namens Klimaerwärmung, der Hunger auf einen Eisdöner hat – natürlich war das Publikum nicht ganz unschuldig daran. Eine Szene dauerte nie lang, sobald ein anderer der sechsköpfigen Impro-Crew ins Bühnengeschehen eingriff, hieß es: neuer Ort, neue Akteure, neue Szene. Einer der Stimmungshochpunkte war die versuchte Reklamation eines Augapfelschälers gegen Hornhautverkrümmung. Einzige Hürde: der Darsteller weiß nicht, was er zurückgeben will. Wenn er dann die Bühne betritt, eine imaginäre riesige Gerätschaft vor sich herschiebend, kann sich das wissende Publikum natürlich vor Lachen kaum auf den Stühlen halten. Der Unsinn nahm seinen Lauf. Da verliebte sich der Löwe in den Pinguin und die Zuschauer sind Gast bei einem Blind Date im Wilden Westen. Das Improvisationstheater ist grenzenlos. Auch in der Pause waren die Zuschauer zur Interaktion aufgefordert. Irgendeinen Satz, ein Sprichwort oder ähnliches galt es auf kleine Zettel zu schreiben. Später mussten Darsteller diese in ihre Szenen mit einbauen. Das Publikum war durchgehend Teilnehmer der Vorstellung. Und so blieb auch die Zugabe nicht aus. Vielleicht mal ein Märchen? Hänsel und Gretel! Und verschiedene Filmgenres? Krimi, Heimatfilm, Horror, Bollywood, Oper. Und so wurde der Abend mit einem Arien trällernden Hänsel gekrönt. Ein verrückt-guter Abend.

30. April 2010 | Weiterlesen
Galerie Klosterformat: Ausstellung „Paradiese“

Galerie Klosterformat: Ausstellung „Paradiese“

Paradiesische Kunst wird ab sofort in der Galerie Klosterformat gezeigt. Paradies, was ist das? Da fallen mir sofort Adam und Eva ein. Ja, und irgendwie muss es etwas Vollkommenes und Friedliches sein. Mit Glück und Liebe hat es etwas zu tun. Auch der Einklang mit der Natur spielt eine Rolle. Das Paradies stelle ich mir blumig und voll Sonnenschein vor. Es gibt aber auch das verlorene Paradies und die Sehnsucht danach. Aber kann nicht auch ein flüchtiger Augenblick schon etwas Paradiesisches an sich haben? Erinnerungen, Träume und Geschichten entheben uns aus dem Alltag und entführen uns oftmals in paradiesische Gefilde. Die Künstlerin Christiane Werner aus Leipzig interessiert sich für solcherlei Paradiese. Sie verwebt in ihren Linolschnitten, Zeichnungen und Lichtdrucken Vergangenheit und Gegenwart, Traum und Realität zu einzigartigen Kunstwerken. Seit 1996 ist sie freiberuflich als bildende Künstlerin auf den Gebieten der Malerei und Grafik, der architekturbezogenen Kunst sowie der Tapisserie und Illustration tätig. Studiert hat sie an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee und an der Burg Giebichenstein, Hochschule für Kunst und Design in Halle. Die Keramik-Künstlerin Ursula Zänker findet ihre Inspiration in der Natur. Tier- und Pflanzenornamente aber auch stilisierte geometrische Zeichen zieren ihre keramischen Arbeiten. Als paradiesisch erscheint mir die Umsetzung unmittelbaren Naturerlebens in ihrem Werk. Sie studierte Keramik und zwar ebenfalls an der Burg Giebichenstein in Halle. Diese hieß damals allerdings noch Hochschule für industrielle Formgestaltung. Nach einem Zusatzstudium war sie in den Jahren von 1979 bis 1991 in einer gemeinsamen Werkstatt in Neuruppin mit Sigrid Artes und Karl Fulle freischaffend tätig. Seit 1992 arbeitet Ursula Zänker in ihrer eigenen Werkstatt in Karwe bei Neuruppin. Die Ausstellungseröffnung fand – der Frühling machte es möglich – im Klostergarten hinter der Galerie statt. Musikalisch begleitet wurde sie vom Saxophon–Quartett des Konservatoriums Rostock mit Ann-Katrin Köhn und Hannah Kringel am Altsaxophon, Lorenz Plath am Baritonsaxophon und Uwe Murek am Tenorsaxophon. Sie spielten zur Begrüßung eine „Allemande“ von Tilman Susato aus dem 16. Jahrhundert. Dann stellte Christiane Lamberz die Künstlerinnen und ihr Werk vor. Dabei verwies sie auf den besonderen Reiz der Lichtdrucke von Christiane Werner. Es handele sich um ein altes kompliziertes Druckverfahren, das heute weltweit nur noch zwei Druckereien anwenden würden, erklärte sie. Eine davon befände sich in Leipzig, wo Christiane Werner lebt und arbeitet. Ich erfuhr darüber hinaus, dass mittels dieses Druckverfahrens „fotografisch anmutende Drucke“ erschaffen werden, „die feinste Farbverläufe und Hell-Dunkel-Abstufungen möglich machen und die lichtdrucktypische fotografische Körnung aufweisen“. Christiane Werner selbst erklärte, sie interessiere sich vor allem für „die Verflechtung von Wahrnehmung und Träumen, ihre Eingebundenheit in historische oder natürliche Zusammenhänge“. Diesen Elementen spüre sie nach, versetze sie in neue Zusammenhänge und baue daraus ihre ganz eigenen Bildwelten. Um die Wahrnehmung von Geschichte gehe es in ihren Werken. Deshalb arbeite sie auch alte Fotos in diese mit ein, so die Künstlerin. Die Atmosphäre im Klostergarten war ebenso paradiesisch wie die Kunstwerke in der Galerie. Der ruhige Frühlingsabend sorgte unter den Gästen für Entspannung und Wohlgefühl und nicht nur die Vögel stimmten ein weiteres Musikstück an. Das Saxophon-Quartett spielte nun den „St. Louis Blues“ von William Christopher Handy. Ornamentale „Flächenstrukturen, Inkrustationen oder Intarsien, das Einfärben von Tonmassen, Drehen, Zerschneiden, Bauen und Montieren“ gehöre „zu typischen gestalterischen Elementen“, die Ursula Zänkers keramische Arbeiten auszeichneten, erläuterte Christiane Lamberz. Sie seien in sehr angenehmen Farbtönen gearbeitet und zeugten von großer Detailfreude. „Gehen sie nachher ruhig nah an die Objekte heran“, riet sie. Nur so könnten die feinen Strukturen und Details auch erkannt werden. Bevor das Saxophon-Quartett alsbald den offiziellen Teil des Abends mit dem Stück „Night Train“ von Jimmy Forrest beendete, verwies Christiane Lamberz noch auf die überall in der Galerie verteilten paradiesischen Äpfel. „Greifen sie ruhig zu“, hieß es da. Schade, als ich später vor den Kunstwerken stand, hatte ich den Hinweis längst schon wieder vergessen. Kein Wunder aber auch, zogen doch diese meine ganze Aufmerksamkeit auf sich. Die Ausstellung „PARADIESE“ ist noch bis zum 19. Juni 2010 in der Galerie Klosterformat zu sehen. Die Werke entführen in magische Welten. Die Galerie, ein kleines Paradies auf Erden? Bei einem Besuch können sie sich selbst davon überzeugen.

29. April 2010 | Weiterlesen
Schüler rocken Rostock - Musical am ISG

Schüler rocken Rostock - Musical am ISG

Gestern feierte am Innerstädtischen Gymnasium (ISG) das Musical „Rostock Rockstar“ Premiere. Eigens geschrieben und auf die Bühne gebracht, begeisterten Schüler und Schülerinnen sowie Lehrer das Publikum. Kein Platz blieb frei in der Aula des Gymnasiums, belohnt wurden Darsteller und Mitwirkende am Ende des Stückes mit Standing Ovations. Dass es hier um Rostock geht, sieht man sofort. Miniaturausgaben des Universitätsgebäudes und der Kröpi bilden das Bühnenbild. Natürlich weckt schon der Titel „Rostock Rockstar“ unweigerlich Assoziationen mit unserer Heimatstadt. Die Story: Abiturient Uwe hält sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser, träumt eigentlich vom großen Durchbruch als Rockstar. Mit dem Treffen der Amerikanerin Angel – gespielt von der fünfzehnjährigen Johanna-Katharina Möller – scheint die Chance zum Greifen nah. Geblendet von dem „american girl“ und der Vorstellung von einem Leben als Star, vergisst er Freunde und Wurzeln. Am Ende muss er sich zwischen seiner Heimatstadt Rostock und New York entscheiden – zwischen seinen alten Freunden und Angel. Die Handlung scheint nicht ganz unbekannt, bekommt jedoch Farbe durch das Vorkommen Rostocker „Stadtgrößen“, wie dem akkordeonspielenden älteren Herrn, benannt als „Kröpi-Opa“ und „Flaschensammler Paul“. Ganz klar eine Rostock-Story. Uwe träumt davon, in der Scandlines Arena aufzutreten und betrinkt sich mit „Rostocker“. Gespickt mit zahlreichen Rostocker Insidern ist das Schulmusical wohl auch eine Liebeserklärung der Jugend an ihre eigene Heimatstadt. Rostock Lovestory, da die Stadt selbst Held der Geschichte ist und Darsteller Uwe vor dem Unglück bewahrt. Da schlägt das „Rostockherz“ schon ein wenig höher. Das Schülerherz dann wiederum, wenn der Lehrer zum wortkargen und grummeligen Ehemann wird. Mehr als ein halbes Jahr arbeiteten Schüler und Schülerinnen der 10. bis 12. Klasse an dem Musical. Text und Musik kommen von Julia Dahms (18) – Stift und Zettel in die Hand und los ging’s. Das zentrale Thema des Stückes? „Eigentlich geht’s um uns und die Frage, wohin nach dem Abitur“, sagt Dahms. „Wartet außerhalb von Rostock etwas Besseres? Es geht ums Weggehen, Zurückkommen, Hierbleiben.“ Stolz ist die Achtzehnjährige vor allem auf die enorme Entwicklung, die das Stück und alle Mitwirkenden zu verzeichnen haben. Uwe heißt im richtigen Leben Moritz Klück (17) und ist Schüler der 10. Klasse. „Die Proben über das halbe Jahr waren einfach der Oberhammer. Natürlich war es am Anfang komisch, vor so vielen Leuten zu singen. Aber man gewöhnt sich dran.“ Und ganz klar will er mit dem Schauspielern weitermachen. Zufrieden mit der Premiere? „Ja schon … nur das mit dem Gesang hätte besser klappen können. Freitag haben wir ja ‘ne zweite Chance. Das Publikum war Klasse.“ Klasse fand auch das Publikum das Musical, nicht nur das Ende wurde begeistert beklatscht, jede Gesangseinlage wurde mit kräftigem Applaus belohnt. Das Publikum? Eine bunt gemischte Rostocker Gruppe – nicht nur Eltern, Lehrer und Schüler des ISG. Johann Elmer (19), Ehemaliger des Gymnasiums, fand vor allem die Musik super. „Da steckt wirklich ein riesen Aufwand hinter. Vielleicht war der Gesang nicht perfekt, aber das musste er auch nicht. Alles in allem hat es sich wirklich gelohnt herzukommen.“ „Rostock Rockstar“ ist eine beeindruckende Gesamtkomposition geworden. Zum einen durch die Unterstützung von Clara Elisa Thiesen, die die Rolle des Choreografen und Regisseurs innehatte, aber auch die Begeisterung der Darsteller und die Hilfestellung der Lehrer haben zum Erfolg der Aufführung beigetragen. Live-Orchester, Tanz und Gesang und alles Marke Eigenbau! Interessiert? Am 30. April um 19 Uhr rocken die Rockstars ein zweites Mal die Bühne, Karten sind im Internet und an der Abendkasse erhältlich. Die Einnahmen kommen dem Abiball zugute.

29. April 2010 | Weiterlesen
Internationaler Tag an der Uni Rostock

Internationaler Tag an der Uni Rostock

Heute Nachmittag stand das Campusgelände in der Ulmenstraße ganz unter dem Motto „go out“. Schon zum 16. Mal wurde der Ort der Bildung zum Sprungbrett in die weite Welt. Am „Internationalen Tag“ hieß es: Bücher beiseite und auf einen „Kurzbesuch“ zu Partner-Unis und Auslandspraktika – ohne Anstrengung und weites Reisen. Mit einleitenden Worten des Rektors Prof. Dr. Wolfgang Schareck wurde der dies academicus im Audimax eröffnet. Wenn auch eher spärlich besucht, trafen vor allem die Ausführungen Dagmar Ronneckers vom Akademischen Auslandsamt der Universität Rostock sowie die des DAAD-Vertreters W. Kreft auf offene Studentenohren. Es ging hierbei nicht nur um das „Wohin“, sondern vor allem um das „Wie“ und „Was“. Konkret wurde über Finanzierung und Gestaltungsmöglichkeiten informiert. Wie wäre eine Summerschool als Alternative zu einem kompletten Auslandssemester? „Vorantreibung der Internationalität“ hieß es da. „Ein Auslandsaufenthalt macht sich nicht nur gut in ihrer Vita – es ist auch gut für ihre Vita.“ Unis, Auslandsorganisationen und Förderer hatten im Foyer Station bezogen. Kolumbien neben China, Russland und Polen als Nachbarn von Kanada gleich neben Korea, Neuseeland und Mexiko. Neben allgemeinen Broschüren, Flyern und weiterem Informationsmaterial stellte vor allem die Anwesenheit Auslandserprobter und jener, die ihr Auslandsabenteuer gerade in Rostock erleben, eine wertvolle Bereicherung dar. So sitzen am „Au Pair in den USA“-Tisch Jasmina Köhler (21) und Kitty Schulz, selbst Studentinnen an der Uni Rostock. Beide haben ein Jahr lang in Amerika gelebt und als Au-pair gearbeitet. „Die Persönlichkeitsentwicklung ist unbezahlbar“, so Politikwissenschaftsstudentin Jasmina, „man lernt nicht nur eine neue Sprache, sondern wird unabhängig und neuen Dingen gegenüber auch viel offener. Grenzen werden neu definiert, fern von der eigenen Heimat und Kultur.“ Interessiert man sich eher für ein Auslandsstudium in China, landet man bei Ming Sun, seit sieben Jahren in Deutschland und Student der Business-Informatik. Was ihn dazu bewegt hat nach Deutschland zu kommen? Freunde und Familie hatten es ihm empfohlen, von seiner Universität bekam er damals keinen Ansporn. Umso wichtiger ist ihm der heutige Tag, sagt Ming, vor allem da die Meisten wirklich spezifische Fragen haben und hier die Chance auf präzise Antworten bekommen. Und warum sind heute eher wenige Studenten hier? „Tja, man hat eben auch nicht immer einen freien Nachmittag.“ Parallel zu den Ständen konnten sich Studenten auch spezifische Informationsveranstaltungen anhören. Mögliche Länder für einen Auslandsaufenthalt wurden hier neben möglichen Förderprogrammen vorgestellt. Da momentan auch die China-Woche stattfindet, wurden den Studenten speziell für das Zielland China Projekte, Universitäten und Unternehmen vorgestellt. Anwesende Studenten und Dozenten zeigten sich sehr interessiert, an den Ständen herrschte reger Informationsaustausch und hier und da nahm das Projekt Ausland mit dem Tauschen von Kontaktdaten konkrete Konturen an. Und auch der Stadt Rostock kann ein wenig mehr Internationalität wohl nicht schaden.

28. April 2010 | Weiterlesen
Tag gegen Lärm: Lärmspaziergang in Rostock

Tag gegen Lärm: Lärmspaziergang in Rostock

Heute, am „Tag gegen Lärm“, lud das Rostocker Umweltamt interessierte Bürgerinnen und Bürger zum ersten Lärmspaziergang ein. Auf dem Rundgang im Rostocker Stadtzentrum sollten Informationen zum Thema Schall und Lärm vermittelt und Schallpegel gemessen werden. Treffpunkt war der Universitätsplatz. Als rasende Reporterin war ich pünktlich vor Ort. Am Brunnen der Lebensfreude hatte sich eine kleine Menschenansammlung gebildet. „Die sehen mir schon so lärm- und schallinteressiert aus“, dachte ich und gesellte mich zu ihnen. Alsbald erfuhr ich, wer mich in naher Zukunft über den Lehrpfad des Lärmes führen würde. Gisela Neumann, Janet Köhler und Steffen Nozon vom Umweltamt freuten sich schon auf viele Wissbegierige. Die Zeit blieb nicht stehen, doch es erschien niemand mehr. Pressevertreter waren allerdings reichlich zugegen. Die Tour sollte gerade losgehen, da fanden sich in letzter Minute noch zwei Neugierige ein – Hans-Georg Boye und Helmut Teichmann waren diese. Sie hatten aus der Zeitung von der Veranstaltung erfahren. Zusammen mit ihnen ging es nun auf zum Klostergarten. Dort wollten wir eigentlich einen Ort der Ruhe vorfinden. Es wurde jedoch in unmittelbarer Nähe gebaut und so zeigten die Schallpegelmessgeräte der Lärm- und Schallexperten einen Pegel von 60 bis 65 dB(A) an, anstelle der für diesen Ort typischen 40 dB(A). Die Ruhe auf dem Klosterhof hänge mit der Entfernung zur Straße und der Abschirmung durch die Häuser zusammen, erklärte mir Janet Köhler. Weiter ging es zum Oberwall. Hier konnten schon die Lärmquellen der August-Bebel-Straße gemessen werden. 55 dB(A) zeigten die Gerätschaften uns an. Wann aber wird ein bestimmtes Geräusch überhaupt zum Lärm? Was ist Lärm? Gibt es bestimmte Grenzwerte, mithilfe derer eine eindeutige Definition möglich wäre? Steffen Nozon erklärte, dass das Empfinden von Lärm auch eine höchst subjektive Angelegenheit sei. Darüber hinaus würden die äußeren Umstände das Lärmempfinden wesentlich mit beeinflussen. Lärm bedeute, ein Geräusch werde als störend empfunden. So könne beispielsweise während der nächtlichen Ruhe von 20 bis 30 dB(A) ein leise brummender Bass mit 35 dB(A) schon als negativ empfunden werden. In der Diskothek empfinde man die überaus laute Musik dagegen kaum als störend. Auch die Dauer des Geräuschvorkommens sei entscheidend, meinte Janet Köhler dann. Ein sehr lautes und kurz auftretendes Geräusch könne sehr schmerzhaft wirken. Ein über viele Stunden während der Arbeit in einer Werkhalle wahrgenommenes Geräusch könne jedoch ebenso gesundheitsschädigende Folgen mit sich bringen. Welche können das sein? Eine empirische Untersuchung des Bundesumweltamtes habe ergeben, so Steffen Nozon , dass bei einer dauerhaften Lärmbelastung durch Straßenverkehr mit dem Schallpegel von 65 dB(A) am Tag und 55 dB(A) in der Nacht ein um 30 Prozent höheres Herzinfarktrisiko bestehe. Am Unterwall hatte der Schallpegel im Vergleich zum Oberwall um 5 dB(A) abgenommen. Die Verkehrsgeräusche waren noch hörbar, doch nun wesentlich leiser, obgleich sich der Abstand zur Straße nicht verändert hatte. Grund für die Differenz in den Werten ist die lärmdämmende Wirkung des Walles. Steffen Nozon verriet noch, dass der gemessene Wert für diesen eher ruhigen Ort relativ hoch sei. Das läge einzig und allein daran, dass die Vögel sich gerade in der Brutzeit befänden. Gisela Neumann, Janet Köhler und Steffen Nozon vom Umweltamt kümmern sich in der Abteilung Immissionsschutz, Klimaschutz und Umweltplanung um die Überwachung und Minderung von Immissionen. Zu ihrem Zuständigkeitsbereich gehört neben Straßen- und Schienenverkehrslärm auch Lärm, der von nicht genehmigungsbedürftigen Anlagen ausgeht. Gemeint sind damit der Einzelhandel, jegliche Formen von Gewerbebetrieben, Gaststätten und ähnliche Einrichtungen. Fühlt sich ein Bürger also durch eine ihrem Zuständigkeitsbereich entsprechende Lärmquelle beeinträchtigt, kann er sich an die drei Sachbearbeiter wenden. Nachdem wir dann an der August-Bebel-Straße, die von ca. zwanzigtausend Fahrzeugen am Tag befahren wird, einen Pegel von 77 bis 80 dB(A) gemessen hatten, führte uns unser Weg ‘gen Himmel auf die Dachterrasse des Wiro-Hochhauses in der August-Bebel-Straße 36. Trotz des Höhenunterschiedes von 76 Metern wurde hier ein Schallpegel von 60 dB(A) gemessen, ein immer noch hoher Wert. Die Summe aller Lärmquellen der Umgebung war hier zu hören. Von der Dachterrasse des höchsten Wohnhauses Mecklenburg-Vorpommerns eröffnete sich im Übrigen ein wundervoller Ausblick über ganz Rostock und für einen Moment konnte ich zumindest gedanklich jeglichem Lärm entfliehen.

28. April 2010 | Weiterlesen
Kristof Magnussons „Zuhause“ am Volkstheater

Kristof Magnussons „Zuhause“ am Volkstheater

„Du bist tot. Du bist im Einwohnerverzeichnis als tot eingetragen“, erklärt ihm sein Gegenüber in der Videothek und damit ist für Larus nichts mehr so, wie es einmal war. Eine Szene aus Kristof Magnussons Debüt-Roman „Zuhause“, der am Freitag seine Uraufführung am Volkstheater Rostock erlebt. Ein Unglück kommt selten allein und manchmal gesellt sich auch noch Pech hinzu. Und so geht alles schief, als Larus Weihnachten nach Island zurückkehrt, um mit alten Freunden zu feiern. Sein Freund hat sich von ihm getrennt und ist gar nicht erst aus Hamburg mitgekommen. Er fängt eine Kiste auf und zieht sich dabei Hämatome an beiden Armen zu. Er bekommt eine aufs Auge, wird in eine Messerstecherei verwickelt, springt aus einem fahrenden Auto, bricht sich den Fuß und verliert zuletzt auch noch seinen Ringfinger. Ein Thriller entwickelt sich. Ein wenig Liebe dazu, etwas Geschichte und eine Familiensaga – fertig ist der spannnende Stoff für einen Roman, aber auch für ein Theaterstück? Erste Überraschung gestern im Foyer des Theaters im Stadthafen: Ist das voll hier! So gut besucht dürfte das Foyer zum letzten Mal beim Filmfestival FiSH gewesen sein. Beim Vorspiel am Montag ist die Besucherzahl hingegen meist gut überschaubar. Gestern jedoch lauter junge Leute dort – fast schon unheimlich! Wie sich herausstellte, sind die meisten Zuschauer Teilnehmer eines Seminars von Professor Lutz Hagestedt. Im Rahmen eines Studienseminars ins Theater zu gehen, klingt so schlecht auch wieder nicht. Drei Projekte machen das Seminar aus, so Hagestedt. Der Besuch der Inszenierung von „Zuhause“, gemeinsam Goethes Werther anzuschauen und schließlich „Die Welle“ von Tod Strasser (aka Morton Rhue) selbst zu inszenieren. Zur Aufführung bin ich hoffentlich eingeladen!? Nach drei erfolgreichen Dramen nun der erste Roman des Deutsch-Isländers Magnusson. Von der Dramatik zur Prosa? Für Kristof Magnusson lag es auf der Hand. Wenn er fürs Theater schreibt, habe er immer den „Gruppenprozess“ im Hinterkopf. „Bei jedem Satz habe ich gedacht, was denkt darüber jetzt ein Dramaturg, ein Intendant, ein Regisseur, ein Schauspieler oder ein Kritiker.“ Leise Nuancen, Subtilität seien dabei manchmal einfach auf der Strecke geblieben. Beim Schreiben von Prosa würde er hingegen an den einzelnen Leser denken, „eine grundsätzlich andere Haltung beim Schreiben“, so Magnusson. Darf man Prosa inszenieren? Geht dabei viel verloren oder kann man vielleicht gar auch etwas hinzugewinnen? Als Literaturwissenschaftler habe man da einen sehr engen Horizont, so Hagestedt: „Natürlich darf man das nicht!“ Außerdem wäre es ganz unmöglich, diesen Roman auf die Bühne zu bringen. Eine Fülle von Personen, ständige Ortswechsel, der isländische Regen, Gletscher … Inspiriert von dem Roman, sei es mit der Inszenierung ein anderer Text geworden. Durchaus nach Magnussons Vorlage, mit seinen hinreißenden, tragenden Dialogen, aber doch ein anderer Text. „Ich vermisse überhaupt nichts“, so Hagestedt und dann dürfe man das durchaus. Hinzugewinnen könne man im Theater ebenfalls. Beispielsweise, indem man die nicht nur ihm weitgehend unbekannte Musik, auf die im Roman öfter angespielt wird, auf die Bühne bringt, so Hagestedt. Eine Chance, das Umfeld der Protagonisten zu veranschaulichen, das stylishe Reykjavík zu verdeutlichen. Wie man an die szenische Umsetzung einer solchen Romanvorlage herangehe, wollte Moderator Marc Steinbach vom Regisseur Ronny Jakubaschk wissen. Die Hauptaufgabe wäre, die „Gewichtung zu verschieben“, erläutert Jakubaschk. Mehr als 60 Prozent des Buches seien ‚Regieanweisungen‘: Landschaftsbeschreibungen, Situationsbeschreibungen, Vorgangsbeschreibungen. Der Rest sei ‚Figurensprache‘ – diese Dialoge in den Vordergrund zu holen, sei eine Aufgabe gewesen. Eine zweite Schwierigkeit sei, sich auf eine Auswahl der Figuren zu beschränken. In einem Prosastück gibt es Platz für unendlich viele Figuren – Nebenfiguren, kleine Episodenfiguren, die man so nicht auf die Bühne bringen kann. Es gibt im Stück zwei Schauspieler, die am gesamten Abend nur eine Figur spielen. Drei Schauspieler der Bühnenfassung schlüpfen in verschiedene Rollen. Und eine Sache, die man im Theater gar nicht gut hinbekommt, so Jakubaschk, seien Verletzungen: „Kunstblut-Quatsch, der mir nicht gefällt, der mich nicht überzeugt.“ Aus diesem Grund werden in der Inszenierung an jenen Stellen sogar Videoanimationen (Carlo Siegfried) eingespielt. Wie viel Autobiografisches in der Hauptfigur Larus stecke, lautete eine Frage aus dem Publikum. Praktisch nichts, versichert der Autor. Allerdings hätte er sich erst kürzlich während einer Lesung bei genau dieser Antwort dabei erwischt, dass er die gleiche Zigarettenmarke rauchte und den gleichen Mantel trug wie sein Protagonist. Aber hey, hob Magnusson demonstrativ die Hände: „Ich habe noch alle zehn Finger!“ Wie Kristof Magnusson schreiben würde, interessierte das Publikum – frei von der Hand oder nach einer Liste stilistischer Mittel, die er einbauen wolle. „Einerseits eine sehr wichtige Frage“, so Magnusson, „auf der anderen Seite ganz egal.“ Ihm werde da zu viel hineininterpretiert. Ein „Interpretationsbrühwürfel“, aus dem die Suppe, der Roman, gekocht werde. Wenn die Literaturwissenschaftler die Suppe dann einkochen, müsse für sie wieder derselbe Brühwürfel herauskommen. Viele Deutschlehrer machen das leider immer noch falsch, befand der Autor. Ihm erging es in der Schule nicht anders. Interpretationen müssen nicht das sein, was der Autor sich gedacht habe. Ein richtig oder falsch gäbe es da nicht. Interpretationen können ein Werk vielmehr bereichern. „Es kann mir egal sein, was der Autor wollte. Das Werk ist das, was zählt.“ Jemand (Heiner Müller) hat mal gesagt, dass „der Text immer klüger sei als der Autor“, eröffnete Hagestedt einen kleinen Schlagabtausch, „eine prima These“. Nachdenkliches Stirnrunzeln bei Magnusson: „Ich bin gerade die Autoren im Kopf durchgegangen, die ich so kenne. Aber prinzipiell stimmt das.“ „Außer bei Literaturwissenschaftlern“, ergänzt Hagestedt augenzwinkernd. „Richtig“, zieht Magnusson sein Ass aus dem Ärmel, „da können die Texte gar nicht so klug sein wie die Autoren“. Ob seine Bücher bereits ins Isländische übertragen wurden und er da jetzt schon berühmt sei? „Zuhause“ sei witzigerweise nie übersetzt worden, so Magnusson. Bei gerade mal 320.000 Einwohnern werden aber überhaupt nur sehr wenige Bücher aus dem Deutschen übersetzt. Im letzten Jahr waren es ein Roman von Siegfried Lenz und „Feuchtgebiete“ – aha … Sein Theaterstück „Männerhort“ gibt es aber auf isländisch und es sei dort gelaufen. „Vielleicht sollten wir das Theaterstück auf isländisch übersetzen“, hatte Marc Steinbach die Idee des Abends. Ein Gastspiel? Tolle Idee, so Magnusson, „wenn wir das Sofa nach Reykjavík bekommen“ – wohl das kleinste Problem. Erst das Buch lesen oder erst das Stück anschauen? Für die meisten Gäste dürfte sich diese Frage gestern Abend kaum gestellt haben. Sollten sie als Seminarteilnehmer von Prof. Hagestedt doch längst in das Buch geschaut haben. Ich hingegen habe noch die Qual der Wahl. Regisseur Ronny Jakubasck drückte es folgendermaßen aus: „Ich würde vorschlagen, erst die Buddenbrooks zu lesen und dann die eineinhalbstündige neue Verfilmung zu sehen.“ Bis zur Premiere am Freitag bleiben ja noch ein paar Tage. Jakubasch hat das Buch in einer Nacht verschlungen. Vielleicht kann ich das toppen und schaffe es sogar in zwei. Für alle, die das Buch schon kennen, gab es noch die Frage, ob jemand Angst davor hätte, von der Inszenierung enttäuscht zu werden. „Ich hätte mir auch Kristof Magnusson ganz anders vorgestellt“, hieß es da aus dem Publikum. Oh, oh, da geht es also schon beim Autor los mit den Enttäuschungen – ein wenig Spaß muss ja auch mal erlaubt sein. Hält das Stück, was der gestrige Abend versprach, kann man es wohl bedenkenlos besuchen. Ein wenig sputen sollte man sich allerdings schon, gab Marc Steinbach zu bedenken, gibt es doch nur ganze fünf Spieltermine im Mai. In der nächsten Spielzeit wird es wohl leider keine Neuauflage geben – also los, Premiere ist am Freitag (30. April) um 20 Uhr.

27. April 2010 | Weiterlesen
Kooperation Klinikum Südstadt und Zoo Rostock

Kooperation Klinikum Südstadt und Zoo Rostock

Glaubt Ihr an den Klapperstorch? Bringt der wirklich die Babys? In jedem Fall bringt er in unserer Hansestadt eine Jahreskarte für den Zoo. Auf der Stelzvogelwiese des Rostocker Tiergartens kamen heute die Verwaltungsdirektorin des Südstadt-Klinikums, Renate Fieber, der Zoodirektor Udo Nagel und unser Oberbürgermeister Roland Methling zusammen, um diese Vereinbarung erneut zu bekräftigen. Seit nunmehr fünf Jahren besteht die Kooperationsvereinbarung zwischen dem Rostocker Zoo und dem Klinikum Südstadt. Die Zusammenarbeit der beiden städtischen Einrichtungen soll nun noch kinderfreundlicher gestaltet werden. Aus diesem Grund wurde heute vereinbart, dass jede werdende Mutter, die in der Südstadt-Frauenklinik ihr Kind zur Welt bringt, eine Jahreskarte für den Rostocker Zoo als Gutschein erhält. Bisher haben lediglich Eltern von Mehrlingen eine solche Jahreskarte erhalten. Die Mutti der kleinen Anna, Yvonne Gillot, erhielt heute als Erste einen solchen Gutschein. Anna hatte vor vier Wochen und sechs Tagen das Licht der Welt erblickt. Zoodirektor Udo Nagel beglückwünschte Mutter und Kind. Mit dem Gutschein können Annas Eltern ab sofort zusammen mit ihr bis zu 17 Monate lang kostenlos den Rostocker Zoologischen Garten besuchen. „Wann geht es der Stadt gut?“, fragte Udo Nagel die Anwesenden auf der Stelzvogelwiese. Natürlich „wenn viele Kinder geboren werden“, erklärte er dann. Er feierte nebenbei bemerkt heute seinen Geburtstag. Oberbürgermeister Roland Methling beglückwünschte das Geburtstagskind und überreichte ihm als kleines Präsent das Buch „Wecker weit dat noch? Plattdütsche Namen von Planten, Blaumen un Diere ut Meckelbörg“ von Werner Brinckmann. Renate Fieber gab ihrer Freude über die Stärkung des Gutschein-Angebotes Ausdruck und verwies außerdem auf die Tatsache, dass sich die Geburtenrate im Klinikum Südstadt ständig gesteigert habe. Mit einem Blick auf die Stelzvogelwiese ließ das Stadtoberhaupt uns wissen, dass „hier alles seinen Ursprung nähme“. Ach so, dachte ich, er glaubt also auch noch an den Klapperstorch? Der Rostocker Zoo wurde im Übrigen vom Landestourismusverband als „Familienfreundliche Einrichtung“ ausgezeichnet. Familien gibt es auch im Zoo. So wird der Besuch tierischer Familien, wie der Erdmännchen-Großfamilie oder der Affeneltern mit ihrer fidelen Nachkommenschaft immer ein besonderes Erlebnis für Groß und Klein sein. Habe ich schon erwähnt, dass der Zoo in diesem Jahr ein historisches Jubiläum begeht? Seit sage und schreibe 111 Jahren gibt es ihn bereits. Mehr als 20 Veranstaltungen sollen dieses Ereignis feierlich würdigen. Dazu zählen beispielsweise die 12. Klassik-Nacht „Donau Klänge“, die am 28. Mai stattfindet. Am 12. September wird das Zoofest veranstaltet. Weiterhin wird an der „Bärenburg“ eine historische Ausstellung präsentiert werden. „Im Wandel der Zeit – 111 Jahre Tiergarten“ ist ihr Titel. Wie dem auch sei, wenn auch Ihr in den Genuss einer Jahreskarte für den Rostocker Zoo kommen wollt, wisst Ihr jetzt, was dafür zu tun ist. Die Hansestadt Rostock und der Rostocker Zoo freuen sich in jedem Fall über jeden Neuankömmling.

26. April 2010 | Weiterlesen
50 Jahre Überseehafen Rostock - Fest im Hafen

50 Jahre Überseehafen Rostock - Fest im Hafen

„Hafen ist und bleibt ein Mannschaftsspiel und heute wird das Ergebnis eines sehr erfolgreichen Mannschaftsspiels gefeiert“, sagte Dr. Ulrich Bauermeister, Geschäftsführer der Hafenentwicklungsgesellschaft, gestern zur Begrüßung aller Geburtstagsgäste des Überseehafens. Gefeiert wurde dessen 50-jähriges Bestehen. Ich berichtete ja bereits im Vorfeld der großen Feier über die Papierschiff-Aktion. Auf jeden Fall konnte ich es mir deshalb auch nicht nehmen lassen, selbst ein Papierschiff zu basteln. Überstolz brachte ich es an diesem Samstag zum Hafenbecken B. Doch als ich dem Ort des Geschehens näher kam, erkannte ich sofort, dass meines wohl doch nicht das schönste von allen sein würde. Da waren einfach viel zu viele und eines schöner als das andere. Man sah sie schon von weitem aufleuchten. Oh je, aber immerhin, meins ist dabei und vielleicht wird es ja auch einmal mit all den anderen nach dem Fest irgendwo ausgestellt, dachte ich und gab mein kleines Kunstwerk voll Freude ab. Dafür erhielt ich als kleines Geschenk eine schicke Umhängetasche in maritimem Blau. Wem ich die schenken würde, wusste ich sofort und freute mich. Der Journalist Horst Marx und die gebürtige Greifswalderin Michaela Mann moderierten übrigens mit viel Witz und Charme das Festprogramm auf der Hauptbühne. Deshalb waren sie es auch, die die musikalische Gruppe „SAMBAtucada“ ankündigten. Von karibischem Flair und brasilianischen Klängen war die Rede. Was mich da wohl erwartete? Na, ich kann nur sagen, die haben den Rhythmus wirklich im Blut. „Die Erde bebt“, dachte ich. „SAMBAtucada“ kommen aus Parchim. Die Gruppe gibt es seit 2000. Sie besteht aus Kindern und Jugendlichen zwischen 6 und 20 Jahren, die sich einmal wöchentlich in der Kreismusikschule Parchim/Lübz zum Proben treffen. Ihr musikalischer Leiter und Initiator der Gruppe ist der Musikpädagoge Udo Bensler. Eine Wortspielerei gab den Anlass für den Namen der jungen Musikervereinigung. „SAMBA“ steht für den Musikstil der Combo. „Batucada“ verweist auf die Zusammensetzung der Gruppe und ihre brasilianischen Instrumente. Ein weiteres Highlight des Tages war die Show der Hochseilartisten „Die Trabers“. Jessika Traber und ihr Mann Roberto Stey ließen dabei alle Festgäste den Atem anhalten. Zuerst balancierte Jessica auf einem 53 Meter hohen Stahlmast. Dann zeigte sie zusammen mit Roberto eine waghalsige Fahrt auf einem Stahlseil mit dem Motorrad. Beide beeindruckten dabei durch unglaubliche artistische Darbietungen. Jessica hängte sich beispielsweise nur mit den Füßen an das am Motorrad befestigte Gitter, während Roberto auf dem Motorrad einen Handstand ausführte. Gibt es überhaupt noch etwas, vor dem die beiden Angst haben, fragte ich mich. Nach all dem war es für mich an der Zeit, nach einem feinen Mittagsschmaus Ausschau zu halten. Da gab es vom Fischbrötchen bis zum Steak mit Pommes alles, was des Feiervolkes Herz begehrt. Ich entschied mich für eine schöne Bratwurst mit Senf. Beim Verzehr meines schmackhaften Schmauses flanierte ich dann gemächlich über die Festmeile. Da waren riesige Kranungetüme mit Fangarmen und Schaufeln zu sehen. Die DLRG Wasserrettung, die Polizei, die TT-Line, der Zoo Rostock, die Firma Liebherr und viele mehr waren mit Info-Ständen auf dem Festplatz vertreten. Vor dem Gebäude der Feuerwache III sah ich unentwegt die Hubbühne eines Feuerwehrautos in die Höhe gleiten. Später wurde dort gar ein Wasserstrahl viele viele Meter in den blauen Himmel emporgerichtet. Am Stand des Rostocker Zoos traf ich die kleine Maxi Handrich aus Rostock. Sie war mit ihrer Mama zum Fest gekommen und wurde gerade von einer Profikinderschminkerin in ein elfenhaft verzaubertes Wesen verwandelt. Meine Bratwurst hatte ich gerade vollends verputzt, da hörte ich, dass Horst Marx die Autoren Horst Prignitz und Ingbert Schreiber aus Rostock auf der Bühne vorstellte. Sie haben das Buch „Der Hafen Rostock“ verfasst, das zum 50jährigen Jubiläum des Überseehafens von der Hafen-Entwicklungsgesellschaft herausgegeben wurde. Gegenstand des Werkes ist die 800jährige Geschichte des Rostocker Hafens. Eines durfte ich mir an diesem Tag auf keinen Fall nehmen lassen. Das war ein Ausflug in die Höhe mit dem 60 Meter hohen Aussichtskran. Auf dem Weg dorthin wurde ich allerdings Zeuge einer allerliebst und drollig anmutenden kleinen Darbietung des Kinderanimateurs Christian. Er verteilte Luftballons an die kleinsten Festbesucher. Diese mussten dafür aber auch etwas tun. Ihr schönstes Lächeln zeigen zum Beispiel, oder eine Kniebeuge versuchen. Die Kleinen waren begeistert und alle bekamen schließlich ein Luftballon-Hündchen oder ein Luftballonschwert von Christian geschenkt. Wer hätte das gedacht? Auf dem Aussichtskran in 60 Metern Höhe wurde mir gar nicht schwindelig. Die Aussicht war einzigartig. Ich konnte nämlich nicht nur den Überseehafen überblicken. Warnemünde und Rostock waren ebenfalls zu sehen. Das ist mein persönlicher Abschluss dieses schönen Festtages, dachte ich und begab mich zur Anlegestelle der Fähre, die mich wieder zurück zum IGA-Gelände bringen sollte. Mein Weg dorthin führte u. a. an einem Feuerlöschboot, dem Mehrzweckschiff ARKONA und dem Ölauffangschiff BOTTSAND der deutschen Marine vorüber. All diese hätte ich auch noch besichtigen können. Doch ach, ich hatte nun wirklich schon genug erlebt und freute mich auf mein trautes Heim. Die Geburtstagsfete des Überseehafens wird ganz gewiss vielen Rostockern in guter Erinnerung bleiben. Vor allem auch die Technik-interessierten Besucher dürften hier voll auf ihre Kosten gekommen sein und wer weiß schon, wann man dem Hafen wieder einmal derart nahe kommen darf.

25. April 2010 | Weiterlesen