Streetart: „Wand am Meer“ im Rostocker Stadthafen

Mauerkunstprojekt an der Warnow wird zum neuen Hingucker am ehemaligen Gelände der Neptunwerft

19. Mai 2012, von
Streetart: Wand am Meer vor mondäner Architektur
Streetart: Wand am Meer vor mondäner Architektur

Die grauen Betonwände, die das Segelstadion beim ehemaligen Gelände der Neptunwerft umfassen, haben bereits in den letzten Jahren durch Tags und Graffiti etwas Farbe bekommen, allerdings ungefragt.

Nun hat der Eigentümer der nördlichen Wand die Initiative ergriffen und den Palette e.V., einen Hort junger Kreativität gleich in der Nachbarschaft, beauftragt die 70 Meter lange und zwei Meter hohe Mauer künstlerisch zu gestalten. Nein, es sei keine Auftragsarbeit, sondern Kunstförderung, betont Palettevorsitzender Martin Goerke. Der Gönner stellte neben der Malfläche auch die Material- und Verpflegungskosten für die Künstler zur Verfügung, die ansonsten for free arbeiteten.

Bereits vor einigen Tagen begann der Einsatz der 13 Künstler aus Rostock, Berlin und Greifswald, um dem tristen Betongrau den Garaus zu machen. Das Mauerkunstprojekt „Wand am Meer“ im Stadthafen ist Teil des Aktionstages „Kultur gut stärken“. Während auf dem Universitätsplatz im Rahmen dieses Aktionstages auf den Wert der Kreativität aufmerksam gemacht wurde, kamen die Arbeiten im Stadthafen heute in die Vollendungsphase.

Auf dem dunkelblaugrünen Untergrund entstanden eine Reihe unterschiedlicher, thematisch ungebundener Motive. Der maritime Bezug zum Ort wurde durch ein Popey-Porträt und eine Abbildung des nur unweit entfernten Krans vor der Werfthalle hergestellt, den Berit Ida Lüdtke aus der Froschperspektive noch gigantischer wirken lässt. Daneben tummeln sich Meeresmonster und finstere Affen. Von ganz außen düst ein wilder Space Pirate auf einem merkwürdigen Transportmittel ins Panorama. Um die Ecke geschaut bringt eine Chimäre aus 68-Ikone und dicken Fußballmanager durch eine Sprechblase ihre Lebensfreude zum Ausdruck. „Jeder meckert und weiß alles besser. Aber mit dem Körper sind wir alle träge“, enträtselt Charly von der Greifswalder Künstlergruppe Polly Faber sein Werk.

Mal heiter, mal etwas düsterer stehen fantasievolle comichafte Illustrationen neben realistischer Malerei. Oft griffen die Künstler zu Spraydosen. Aber auch mit Pinsel und Acrylfarbe wurde gearbeitet. „Wir haben versucht, verschiedene Stile zu vereinen“, erklärt Chris, der mit seinem kunstvollen Rostock-Schriftzug dem Ursprung des Begriffes Graffiti am nächsten kommt.

Einen bemerkenswerten Kontrast haben die Künstler mit ihrer jugendlich-wirkenden „Wand am Meer“ vor der Kulisse der mondänen Architektur der umliegenden neuen Wohnhäuser auf dem Gelände der ehemaligen Neptunwerft gesetzt – ein richtiger Hingucker.

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