Neueste Nachrichten aus Rostock und Warnemünde

Justin Cronin: „Der Übergang“
Ich hab mittlerweile ja echt schon einiges erlebt bei Rostock-Heute, aber eine zweisprachige Lesung war selbst für mich etwas ganz Neues. Umso gespannter war ich, als ich gestern Abend die Thalia-Buchhandlung in der Breiten Straße betrat. Den Ort der Lesung selbst hätte ich dann fast gar nicht gefunden, so versteckt, wie die wenigen Stuhlreihen hinten im Café-Bereich waren. Ganz anders bei meinem letzten Besuch, als Star-Journalist Günter Wallraff die gesamte Buchhandlung gefüllt hatte. Autor Justin Cronin ist in seinem Heimatland, den USA, auch schon so etwas wie ein Star. Seine ersten beiden Romane wurden bis jetzt zwar noch nicht ins Deutsche übersetzt, doch aller guten Dinge sind schließlich drei und so ist es kein Wunder, dass sein drittes Buch endlich den Sprung über den Teich geschafft hat. Begleitet wurde der Autor von Schauspieler Heio von Stetten (kam mir tatsächlich irgendwie bekannt vor) und einer Dolmetscherin, die gleichzeitig die Moderation übernahm. Das Ungewöhnliche an „Der Übergang“ (Originaltitel „The Passage“) beginnt schon bei seiner Entstehungsgeschichte. Im Jahr 2005 hatte die damals 8-jährige Tochter von Justin Cronin bemängelt, dass sie seine bisherigen Bücher langweilig fände. Also beschlossen sie, zunächst nur als Spiel, sich gemeinsam eine neue Geschichte auszudenken. Während der Vater also joggte und die Tochter nebenher mit dem Fahrrad fuhr, entwickelte sich ganz nach den Wünschen der Kleinen über drei Monate eine ungewöhnliche Story über ein rothaariges Mädchen, das die Welt rettet (denn die Tochter von Cronin hat auch rote Haare). Nach dem unerwarteten Erfolg des daraus entstandenen Romans beteiligte Cronin sie natürlich am Gewinn, wie der Autor lächelnd erzählt: Mit der Finanzierung des College und einem eigenen Pferd. Ganz so einfach lässt sich der Inhalt des 1024 Seiten dicken Romans jedoch nicht zusammenfassen, denn mit den Fantasien eines kleinen Mädchens hat es eigentlich erschreckend wenig zu tun. Etwa fünf bis 15 Jahre in der Zukunft haben die USA aus kriegsstrategischen Gründen mit Hilfe von Mikrobiologie und Virologie menschenähnliche Waffen erfunden, die stark an die blutrünstigen Vampire aus der Zeit vor Twilight & Co. erinnern. Für diese Versuche wurden zwölf Häftlinge aus der Todeszelle ausgewählt und – als 13. Testperson – die kleine Amy, die eigentlich so gar nicht ins Schema passt. Bei den Experimenten geht aber natürlich etwas schief, sodass die mutierten Vampirbestien entkommen und die gesamte Erdbevölkerung dem Untergang geweiht ist. Wie man das altbekannte Weltuntergangs-Szenario auf so einen dicken Wälzer ausdehnen kann, ist mir immer noch ein Rätsel. Tatsächlich ist „Der Übergang“ sogar auch erst Teil eins einer insgesamt dreiteiligen geplanten Reihe. In den USA ist Cronins Roman jedoch schon so ein großer Erfolg, dass die Rechte an der Verfilmung bereits verkauft wurden, nämlich an Regisseur Ridley Scott (Alien, Blade Runner, Gladiator, Hannibal, …). Das Drehbuch dazu ist bereits fertig gestellt, der Film wird dann vielleicht schon 2012 erscheinen, gemeinsam mit dem zweiten Band des Romans.
16. September 2010 | Weiterlesen
„Impressionen – gezeichnet, gescratcht und gemalt“
Als ich das letzte Mal zu einer Ausstellungseröffnung ins „Börgerhus“ nach Groß Klein gekommen bin, war der dramatische Fall des Messerstechers noch topaktuell und die Schneemassen ungewohnt groß. Inzwischen sind die Schneemassen geschmolzen (oder schon wieder im Anmarsch?) und auch die damalige Gefahr ist gebannt. Zu meiner Freude nahm sich meine liebe Schwester Anni ein wenig Zeit für mich und begleitete mich zum „Börgerhus“, um mich bei meiner Arbeit zu unterstützen. Grund für unser Erscheinen dort war die Eröffnung der Ausstellung „Impressionen – gezeichnet, gescratcht und gemalt“, in der Bilder von Gudrun Herold gezeigt werden. Gudrun Herold ist Groß Kleiner Künstlerin und leitet als ehrenamtliche Mitarbeiterin seit 2006 eine Malgruppe im „Börgerhus“. Die Ausstellung ist schon ihre zweite in dem Gebäude. Zum näheren Verständnis des Ausstellungstitels erklärte sie den Besuchern zunächst einmal, was eigentlich „scratchen“ bedeutet. Vom Englischen abgeleitet und aus der Musik bereits bekannt, ist „scratchen“ nichts anderes als kratzen. Dabei werden in speziellen, mit schwarzer Farbe beschichteten Karton mit einem spitzen Gegenstand Linien und Strukturen hinein gekratzt. „Es ist sehr schwierig, weil jeder Strich, der daneben ist, auch daneben bleibt.“, erläutert Gudrun Herold die Probleme der Technik. Mit dem Malen angefangen hatte die Künstlerin etwa 1998, als das Zeichnen Teil der Therapie während einer Reha-Behandlung war. Während dieser Zeit fand sie Geschmack an der Kunst, entdeckte ihr Talent und konnte die Schmerzen dadurch ausblenden. Im Rahmen der Eröffnung wurde auch die kurze Geschichten von den „Kleinen Leuten in Swabedoo“ vorgetragen. In dieser kurzweiligen Erzählung geht es um ein kleines Völkchen, das unter sich als nette Geste bei jeder Gelegenheit Pelzchen austauscht, die es in einem Beutel stets bei sich trägt. Weil der grüne Kobold diese Gewohnheit als unsinnig erachtet, erzählt er einem Swabedooer, dass ihm durch das viele Tauschen irgendwann die Pelzchen ausgehen würden. Dieser Gedanke sät im Volk solches Misstrauen, dass bald niemand mehr seine Pelzchen tauschen mag und stattdessen die kalten Steine des Kobolds untereinander verteilt werden. Die Geschichte hatte leider kein richtiges Happy End, als Zeichen des Dankes schenkte Künstlerin Gudrun Herold anschließend jedoch jedem Gast ein kleines Pelzchen. (Eine tolle Idee, wie ich finde!) Im Anschluss ging es an die Besichtigung der kleinen Ausstellung. In den Fluren des „Börgerhus“ sind derzeit viele Aquarelle, teilweise auch Bleistift- und Tuschezeichnungen mit überwiegend Pflanzenmotiven zu sehen. Ein Besuch lohnt sich immer!
14. September 2010 | Weiterlesen
Lars Lehmann „Aufstand des Prekariats“
Leere Kartons, Milchtüten, Kunststoffflaschen – gewöhnliche Haushaltsgegenstände, die ihren Zweck erfüllen und nach dem Gebrauch weggeworfen werden. Lars Lehmann hebt sie auf, stellt sie gewissenhaft zusammen, rückt sie ins rechte Licht und malt davon ein Bild, meist mit intensiven Ölfarben. Ein Stillleben, wie man es von den Gemälden Alter Meister kennt. Nur ist Lars Lehmann, der 1967 in Greifswald geboren wurde, nicht in vergangenen Jahrhunderten stecken geblieben. Denn obwohl er sich dieser traditionsreichen Darstellungsform der Malerei bedient, ist in seiner Motivwahl der Bezug zur Gegenwart unübersehbar. Statt üppiger Blumensträuße und prunkvoller Obstschalen malt er Bügeleisen und Zahnputzbecher. Dieser ironische Gegensatz macht den außerordentlichen Reiz des Werkes von Lars Lehmann aus. Unter dem Titel „Der Aufstand des Prekariats“ ist eine große Auswahl seiner Gemälde noch bis Ende November in der Galerie Art Fuhrmann im Fischereihafen zu sehen. Die hier ausgestellten Arbeiten sind in den letzten zweieinhalb Jahren entstanden und umfassen sowohl klein- als auch großformatige Malereien. Zu den großformatigen Bildern gehört das beeindruckende „Babylon“. Es gewährt Einblick in eine Garage oder sonstige Abstellkammer, in der sich Kanister, Kannen und allerlei farbenfrohes Gerümpel dramatisch aufeinander türmen. Mittendrin steht ein kleines grinsendes Holzmännchen, das in dem Chaos unterzugehen droht. Es ist nur eines von vielen kleinen Details, die an den so sorgfältig durchkomponierten Arrangements der Stillleben faszinieren. Immer wieder kann der Betrachter interessante Einzelsituationen im Gesamtbild entdecken. So auch in Lars Lehmanns neuestem Werk „Der Aufstand“, das durch sein lang gestrecktes Format an einen Altarsockel erinnert. Das Bild zeigt einen farbenfrohen Aufzug nicht von Heiligen, sondern von Plastikflaschen und Hygieneartikeln auf einem Fensterbrett. Wem hier wohl gehuldigt werden soll? Wie auch in seinen anderen Stillleben sind die abgebildeten käuflichen Produkte frei von Etiketten und Werbeschildchen. Dem Maler ist nicht daran gelegen, die Dinge real erscheinen zu lassen. Vielmehr belässt er sie in einem Bereich zwischen bunter Fantasie und rauer Wirklichkeit. Inmitten des knalligen Kunststoffkosmos findet der Betrachter aber auch kleine natürliche Objekte, wie Muschelschalen und Kienäpfel. Allerdings sind auch diese leblos und werden so zu einem Symbol der Vergänglichkeit. Vielschichtigkeit zeichnen die Kompositionen von Lars Lehmann aus. Durch die metaphorische Anreicherung ihrer Elemente reihen sich seine Gemälde in eine Tradition der Stillleben ein, die Zeugnis einer gesellschaftlichen Entwicklung geben wollen. Der anspielungsreiche Titel „Der Aufstand des Prekariats“ deutet bereits darauf hin, dass der Künstler mit seinem Werk seine Umwelt nicht nur beobachtet und darstellt, sondern auch kommentiert. „Eigentlich ist es egal, was man malt. Die Hauptsache ist, wie man es macht. Der Inhalt ist aber das zweitwichtigste“, sagt der Künstler und ergänzt: „Eigentlich bin ich mit den Dingen ganz zufrieden.“
13. September 2010 | Weiterlesen
Tag des offenen Denkmals 2010 in MV
„Vorsicht, der schnappt manchmal zu.“ Erschrocken weiche ich einen Schritt von dem schönen, aber leider ausgestopften Fuchs zurück, dem ich mich zuvor neugierig genähert hatte. Die Warnung stammt von Gutsherr Dr. Klaus Prömmel, dem Besitzer des imposanten Ritterguts Nustrow, in dessen Eingangshalle wir uns befinden. Gleich darauf tritt er an meine Seite und krault das tote Tier liebevoll hinter den Ohren. Die nächste Führung finde erst in einer halben Stunde statt, solange könnten wir uns aber zu Kaffee und Kuchen ins Kaminzimmer setzen, bietet er uns an. Dieses Angebot können wir natürlich unmöglich ablehnen. Nach vorübergehender Sättigung am reichhaltigen Kuchenbuffet kann die Führung mit der Gruppe beginnen. Das pompöse Gebäude mit 2100 Quadratmetern Nutzfläche und einer Deckenhöhe von 4,30 Metern im Erdgeschoss wurde 1830 erbaut. An gleicher Stelle stand ursprünglich ein Wasserschloss, Teile der alten Wasserläufe und ein Flügel der etwa 500 Jahre alten Schlossanlage sind noch heute erhalten. „Der wurde allerdings so stark renoviert, dass Sie ihn heute wahrscheinlich nicht mehr wieder erkennen würden“, gesteht Gutsherr Klaus Prömmel. Mit der Bodenreform 1945 wurde seine Familie enteignet und erschossen, lediglich der Vater überlebte, weil er zu dem Zeitpunkt außer Haus war. In der Nachkriegszeit wurden im Rittergut Flüchtlinge untergebracht, im Kaminzimmer war eine Typhus-Station. Heute befindet sich das Gut wieder im Besitz der Familie Prömmel. Nach aufwendigen Renovierungsarbeiten ist das großzügige Gebäude mit Café, Restaurant und Gästezimmern ausgestattet und steht auch für Familienfeiern, Hochzeiten und Seminare offen. Gewissermaßen als Kontrastprogramm könnte man unseren nächsten Punkt beim „Tag des offenen Denkmals“ betrachten. Obwohl ebenfalls ein Relikt aus früherer Zeit, geht man bei der Renovierung des Gutshauses Bobbin in Wasdow auf ganz andere Weise vor. Doch beginnen wir ganz von vorn. Die Geschichte des Gutshauses reicht bis ins 18. Jahrhundert zurück, als Helmuth Hartwig von Blücher seinem Sohn Anton Friedrich das Haus vermachte. Im Besitz von dessen Nachkommen blieb das Gebäude bis ins Jahr 1912, als der Domänenrat Carl Schmidt das Gut für 1,5 Millionen Reichsmark kaufte und es seinem Sohn Richard übertrug. Da dieser sich zu dem Zeitpunkt noch in Ausbildung befand, konnte er es erst bei seiner Eheschließung 1922 übernehmen, am 1. Mai 1945 wurde Richard Schmidt jedoch von den Russen erschossen. „Da hinten, hinterm Baum“, wie Mario Lenkeit während der Führung sagt. 2003 hatte Lenkeit das Gutshaus gemeinsam mit seiner Frau gekauft, die Sanierung erfolgt schrittweise und ohne Kredit, „so wie das Geld gerade da ist“. Bei der Sanierung benutzt der Gutsherr fast ausschließlich die ursprünglichen Materialien, darunter alte Lehmsteine für den Wandverputz. Eine Heizung hat es hier nie gegeben und soll es auch nicht geben, stattdessen gibt es in jedem Raum Öfen. Das dazugehörige Holz wird ebenfalls selbst beschafft. „Das steht noch im Wald. Beim Fällen wird einem so warm, da braucht man gar nicht mehr zu heizen“, so Lenkeit. Einige Räume befinden sich noch im Rohzustand, andere sind schon komplett saniert und möbliert. Beim Kauf hatte das Haus jedoch komplett leer gestanden, sodass das Mobiliar erst nach und nach herbeigeschafft werden muss. In einem Zwischenstadium der Renovierung befindet sich ein Schlafzimmer im Obergeschoss, welches früher einmal als Kinderzimmer gedient hatte. Unter einigen Tapetenschichten kam dort eine etwa 100 Jahre alte Wandbemalung mit Märchenmotiven zum Vorschein, die restauriert werden soll. Ein regelmäßiges Highlight der nahen Umgebung und weitere Einnahmequelle für die Sanierung ist der sonntägliche Flohmarkt in einer Scheune neben dem Gutshaus. Auf 600 Quadratmetern werden dort Möbel, Gebrauchsgegenstände und Kleidung aus Haushaltsauflösungen an den Mann gebracht. Auch diese Gelegenheit konnten wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Letztes Ziel unserer Rundtour durch Mecklenburg war die bekannte Kloster- und Schlossanlage Dargun. Nach herrschaftlichen Anwesen und prunkvollem Mobiliar ist die gewaltige Ruine auf den ersten Blick dann jedoch etwas enttäuschend. Bedauerlicherweise hatte man sich erst im Jahr 1990 dazu entschlossen, das Bauwerk zu erhalten und schrittweise zu erneuern. Davor war es vollständig sich selbst und dem Verfall überlassen worden, sodass nicht viel mehr als die Außenwände stehen geblieben sind. Bei der Sanierung der dazugehörigen Kirche hatte man sich jedoch schon große Mühe gegeben. Auch als Nicht-Kirchengänger ist der Blick durch die deckenhohe Glasfront auf den ruinösen Rest des Kirchenschiffs ein atemberaubender Anblick. Und als hätten wir an diesem Tag nicht schon genug Türme bestiegen, kamen wir auch um diesen Kirchturm nicht herum. Nach dem Besteigen der sehr engen und sehr steilen Wendeltreppe findet sich der waghalsige Besucher in schwindelerregender Höhe wieder. Belohnt wird er dafür mit einem unvergesslichen Blick auf die dörfliche Umgebung und in die Tiefen der Ruine – ein schöner Abschluss für einen ebenso schönen Tag. Bis zum nächsten Mal, wenn die Denkmäler den Besuchern beim „Tag des offenen Denkmals“ wieder einmalige Einblicke gewähren.
13. September 2010 | Weiterlesen
Venus im Pelz - Uraufführung im Theater im Stadthafen
Oben oder unten, geben oder nehmen, aktiv oder passiv – diese Ungleichheiten lassen sich wohl in vielen Beziehungen zwischen zwei Menschen beobachten. Einer sagt, wo es lang geht und der andere folgt ihm, mit Freude oder auch nicht. So auch in der Novelle „Venus im Pelz“ von Leopold von Sacher-Masoch, die Florian Dedio als Bühnenstück im Theater im Stadthafen am Samstag zur Uraufführung gebracht hat. Hier sind es der junge Adlige Severin von Kusiemski und die wunderschöne Witwe Wanda von Dunajew, die sich ineinander verlieben. Mann und Frau auf einer Augenhöhe? Nicht bei den beiden. „In der Liebe gibt es kein Nebeneinander“, ist Severin überzeugt. Besessen von der Fantasie, der Sklave eines schönen Weibes zu sein, überredet er Wanda zu einer Beziehung, in der sie die totale Macht über ihn hat. Ausgestattet mit Pelz und Peitsche übernimmt Meike Faust die Rolle der „Femme Fatale“ und dominiert nicht nur ihren Sklaven, sondern auch das Geschehen auf der Bühne. Nachdem sie sich warm gespielt hat, gelingt es ihr, die Vielschichtigkeit ihrer Figur zu zeigen. Denn Wanda neigt anfänglich eigentlich nicht zur Dominanz. Erst Severin weckt diese Seite in ihrem Charakter, indem er sie immer wieder dazu ermutigt, ihn entwürdigend zu behandeln. Auch zwischendurch fällt die Schöne immer wieder aus der ihr zugewiesenen Rolle. „Hab ich dir wehgetan?“, fragt sie beispielsweise ganz besorgt und voller Scham nach dem ersten Peitschenschlag. Aber für Severin sind Schmerzempfinden und sinnliche Lust miteinander verknüpft. Und was kann bei einem Verliebten einen größeren Schmerz verursachen als die Eifersucht, hervorgerufen durch die Untreue der Frau. Wanda lacht sich einen Geliebten an, den cholerischen Griechen Alexis Papadoplus, dargestellt von Tobias Hamann. Dieser demütigt Severin vor den Augen seiner Herrin, sodass der Sklave endgültig den Wunsch verliert, sich zu unterwerfen. Aber auch zuvor hat es bereits immer wieder Situationen gegeben, in denen die Rollenverteilung von beiden in Frage gestellt wird. Diese Momente machen letztendlich auch den Reiz und die Spannung des Stückes aus. Mitunter bleibt ihre Wirkung jedoch etwas blass, da das Auftreten von Dino Gebauer als Severin eher indifferent ist. Ihm liegen besonders die Szenen, in denen seine Figur ihren Gefühlen offen freien Lauf lassen kann. Unterstrichen werden die Empfindungen der beiden Hauptfiguren durch die musikalische Begleitung von Anne Roedszus am Saxophon und Philipp Wisotzki am Klavier. Vorgetragen vom hinteren Bühnenrand, harmoniert ihr vielseitiges Spiel sehr gut mit den einzelnen Szenen. Das Premierenpublikum ist mit Interesse bei der Sache. Es wird bemerkbar gelacht und mitgelitten, und das liegt natürlich auch in der Absicht des Regisseurs. „Severin geht doch auf eine relativ interessante Reise als Sklave. Ich möchte diese Reise dem Publikum verständlich machen. Die Zuschauer sollen den Reiz, den sie für den Menschen hat, verstehen“, erklärt Florian Dedio. Für den Rostocker ist es das erste Mal, dass er ein Bühnenstück inszeniert. Bisher hat der 29-Jährige vor allem Erfahrungen in der Filmbranche gesammelt und schon einige Dokumentar- und Kurzfilme gedreht. Eine Ausbildung als Drehbuchautor hat er mit Auszeichnung bei der Vancouver Film School abgeschlossen. „Venus im Pelz“ gehört schon seit Langem zu seinen Lieblingsbüchern. Die Novelle des österreichischen Schriftstellers Leopold von Sacher-Masoch aus dem Jahre 1870 gilt heute als Weltliteratur und ist nicht zuletzt auch dadurch bekannt, dass der Begriff Masochismus auf „Venus im Pelz“ zurückgeht und vom Namen des Autors abgeleitet wurde. Eine weitere Vorstellung des Stückes wird es am 15. September im Theater im Stadthafen geben.
12. September 2010 | Weiterlesen
Tag des offenen Denkmals 2010 in Rostock
Diesen wunderschönen und tatsächlich mal sonnigen Sonntag konnte man wirklich nicht besser nutzen, als Familienausflug und Kulturprogramm miteinander zu verbinden und gleichzeitig die Rostocker Umgebung mal ein Stückchen besser kennen zu lernen. Einmal im Jahr bietet sich die seltene Gelegenheit, dass bundesweit etwa 7500 Denkmäler ihre Türen öffnen und den rund fünf Millionen Besuchern damit teils ungewöhnliche und eindrucksvolle Einblicke gewähren. Schon 1984 rief der Franzose Jack Lang in seinem Heimatland die „Journées Portes ouvertes monuments historiques“ ins Leben, in den folgenden Jahren schlossen sich weitere Länder an. 1993 übernahm auch Deutschland diese Idee und führte mit 3500 Denkmälern den ersten „Tag des offenen Denkmals“ ein. Der erste Programmpunkt auf unserer langen Liste war ein wohlbekanntes Gebäude in Rostocks Norden – die Warnemünder Kirche. Eigentlich ist diese nicht weiter einen Detailbericht wert, doch an diesem besonderen Tag bot sich die einmalige Chance, den Kirchturm zu besteigen. Leider machte uns da der sonntägliche Gottesdienst einen Strich durch die Rechnung, sodass wir zur sinnvollen Zeitüberbrückung zunächst erst noch den Warnemünder Leuchtturm bestiegen. Bei klarem Himmel und spätsommerlichen angenehmen Temperaturen konnte man den herrlichen Ausblick über den Strand, den Alten Strom und die Warnemünder Altstadt dann optimal genießen. Allerdings gehörte der Leuchtturm nicht zu den teilnehmenden Denkmälern, sodass der Eintritt nicht erspart blieb. Eine Stunde später öffnete auch die Warnemünder Kirche endlich ihre Türen für den steilen aber sehr lohnenswerten Aufstieg. Warum immer bloß sieben Besucher zur gleichen Zeit auf den Turm durften, konnte ich oben angekommen dann ganz gut verstehen. Von der Treppe auf den engen Dachboden kletternd lief man zunächst sofort Gefahr, sich den Kopf an der gewaltigen Kirchglocke anzuschlagen. Hatte man diesen Gefahrenpunkt jedoch heil überwunden, bot sich von einem engen Gang aus auf drei Seiten des Kirchturmes ein herrlicher Blick über Warnemünde, wie er sich von keinem anderen Gebäude aus erschließt. Die ungeduldig wartenden Besucher im Eingangsbereich der Kirche im Kopf, war es jedoch bald schon wieder Zeit für den Abstieg. Gelohnt hat sich dieser Ausblick aber allemal. Mit schönen Eindrücken und Fotomotiven angefüttert, ging es kurz darauf hoch motiviert weiter zum zweiten Programmpunkt des Tages: den Ringlokschuppen in Rostock. Als Teil des Bahnbetriebswerks wurde dieser Lokschuppen um 1850 gebaut und zählt damit zu den ältesten erhaltenen in Deutschland. Von der ebenfalls erhaltenen runden Drehscheibe ausgehend, erinnert die Form dieses Gebäudes seltsamerweise eher an ein Stück Torte. Die (ehemals) verlassene Halle war während ihrer Ruhepause vor Vandalismus weitgehend bewahrt worden und bot dementsprechend viele schöne Fotomotive. Vor einer der markanten großen Flügeltüren hatte der zuständige Architekt Plakate aufgestellt und erzählte jedem Interessierten bereitwillig von seinen Plänen, den Lokschuppen vollständig zu sanieren und mit einem Hauch des alten Charms in moderne Reihenhäuser zu verwandeln, wie es jüngst auch mit dem ehemaligen Güterbahnhof geschehen ist. Mit diesen zwei Denkmälern war der Tag natürlich längst noch nicht zu Ende. Meine lieben Leser dürfen daher auf eine Fortsetzung des Berichts mit herrschaftlichen Gutshäusern gespannt sein :-)
12. September 2010 | Weiterlesen
Paolo Roversi „Studio“ in der Kunsthalle
Wer sich gern schöne Frauen anschaut, der sollte bis zum 14. November die Kunsthalle besuchen. Liebhaber der Fotografie werden hier bei der neuen Ausstellung ebenfalls auf ihre Kosten kommen. Denn unter dem Titel „Studio“ zeigt Starfotograf Paolo Roversi eine große Auswahl an Porträts, Aktfotografien und Polaroids. Mit 150 Arbeiten handelt es sich um eine der umfangreichsten Ausstellungen von Paolo Roversis Werk, die je zusammengestellt wurde. Erstmals sind auch Polaroids zu sehen, die das Archiv des Fotografen aus Sicherheitsgründen noch nie verlassen haben. Der 1947 in Italien geborene Paolo Roversi hat sich vor allem als Modefotograf international einen Namen gemacht. Seit 1973 lebt er in Paris, wo er in seinem „Studio“ arbeitet. „Seine Aufnahmen haben spätestens seit den achtziger Jahren die Modewelt beeindruckt und die Fashion-, aber auch die künstlerische Fotografie nachhaltig beeinflusst“, würdigt der Kurator der Rostocker Ausstellung Dr. Ulrich Ptak den Künstler. Seither sei er eine Ikone bei Künstlern und Fotografen und werde auch von Models und Make-up-Artisten hochverehrt, so Ulrich Ptak. Prominente Models und Schauspielerinnen wie Kate Moss, Naomi Campbell, Milla Jovovich und Tilda Swinton wurden von Paolo Roversi abgelichtet. Darunter auch die sogenannten „Supermodels“ der achtziger und neunziger Jahre. Die Zusammenarbeit mit diesen Models führte zu einer Serie von Aktfotografien, die der Künstler unter dem Titel „NUDI“ zusammengefasst hat und die nun in der Kunsthalle zu sehen sind. Sie zeigen die blassen Models in scheuen Bewegungen. Immer vor gleichem farblosen Hintergrund, aus der gleichen Perspektive und mit gleicher Beleuchtung. Als Betrachter könnte man vermuten, dass sie an einem Tag, am selben Ort entstanden sind. Tatsächlich aber wurden sie über 12 Jahre hinweg in London, Paris und New York aufgenommen. Aber nicht nur naturbelassene Models hat Paolo Roversi aufgenommen, auch Modefotografien zählen zu seinem Werk. Immerhin hat er für nahezu alle großen Modemacher Fotostrecken angefertigt, so zum Beispiel für Giorgio Armani, Yves Saint Laurent, Christian Dior oder Yōji Yamamoto. Viele internationale Hochglanzmagazine wie die Vogue, das i-D magazine oder Interview haben seine Bilder abgedruckt. Für seine Aufnahme bevorzugt Paolo Roversi eine 8×10 Zoll-Polaroid-Kamera, was ihm auch den Titel „Prince of Polaroid“ eingebracht hat. Über seine Vorliebe für die Großbildkamera sagt er: „Es ist wie bei einem Maler, der seine Pinsel liebt. Diese Kamera ist genau das richtige Instrument für mein Werk. Mit ihr kann ich am besten ausdrücken, was ich möchte. Ich liebe das Format, die Größe. Außerdem liebe ich die Eigenständigkeit der Technik, wie sie den Kontrast und das Aussehen bestimmt.“ Ein weiteres Faible scheint Paolo Roversi für lange Belichtungszeiten zu haben. Einigen seiner Bilder verleiht er dadurch eine mystische und entrückte Stimmung. Nicht alle Ausstellungsbesucher konnten sich mit den außergewöhnlichen, teils sehr experimentellen Darstellungsformen des italienischen Fotografen anfreunden. Im Allgemeinen war der Zuspruch der Gäste der Eröffnungsfeier jedoch sehr groß, was sich auch am großen Andrang widerspiegelte. „Mit Paolo Roversi weht ja ein Hauch der internationalen Fashionszene nach Rostock“, schwärmte eine Anhängerin des Künstlers. Der war sogar persönlich anwesend und kam geduldig den vielen Autogrammwünschen nach.
12. September 2010 | Weiterlesen
16. Warnow-Radtourenfahrt 2010
Rostock zeigt sich an diesem Wochenende noch einmal von seiner sportlichen Seite. Während sich die hiesigen Sportvereine gestern Nachmittag beim 13. Sporttag in der City der Öffentlichkeit präsentierten, veranstaltete der Rostocker Radsportverein seine alljährliche Warnow-Radtourenfahrt, inklusive Radmarathon, die in diesem Jahr schon in die 16. Runde ging. Gefahren wurde sowohl am Samstag als auch am Sonntag. Samstags wurde zunächst im geschlossenen Verband eine Strecke von 84 km von Rostock über Kröpelin nach Kühlungsborn und über Bad Doberan zurück nach Rostock absolviert. Tags darauf hatten die Fahrer dann die Wahl zwischen fünf verschiedenen Strecken. 54, 75, 115 sowie 160 Kilometer standen zur Auswahl und natürlich die Königsdisziplin, der 205 Kilometer lange Radmarathon. Darüber hinaus gab es auch noch eine Familientour mit einer Streckenlänge von 25 Kilometern. Gut 150 Radfahrer nahmen an der Rundfahrt teil, 48 davon am Marathon. Den Schwierigkeitsgrad des Marathons ordnet Organisator Ulf Stuczynski im Mittelfeld an. Allerdings gibt er auch zu bedenken, dass „viele Fahrer, die nicht aus der Region stammen, die Schwierigkeit der Strecke unterschätzen“. Denn die ist zwar relativ flach, aber die eine oder andere Steigung, die es in sich hat, haben die Organisatoren in der Strecke dann doch berücksichtigt, so etwa bei Kühlungsborn. Entsprechend überrascht über das holprige Profil der Strecke zeigten sich dann auch einige Fahrer. Außerdem muss man hierzulande natürlich immer mit ordentlichem Gegenwind rechnen, der das Vorankommen erheblich erschweren kann. Nichtsdestotrotz schafften einige der Marathon-Fahrer einen Schnitt von 36 km/h. Die Warnow-Radtourenfahrt richtet sich praktisch an jedermann. Hobbyfahrer und Familien sind genauso willkommen wie Vereinsfahrer. Die gefahrenen Zeiten sind ohnehin irrelevant. „Das ist kein Rennen“, betonte Ulf Stuczynski. Den Veranstaltern geht es vielmehr um den Spaß am Radsport, um die Ausdauer und die Fitness. Viel wichtiger als die Zeiten sind die gefahrenen Kilometer, denn die bringen den Fahrern der RTF-Formel A Punkte. Dabei handelt es sich um eine Ausdauerwertung für Mitglieder in Vereinen des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR). Die Fahrer starten dazu nach eigenem Belieben bundesweit bei Radtourenfahrten und sammeln so das ganze Jahr über Punkte. Einige Sonderwertungen wurden darüber hinaus von den Organisatoren vergeben. So durfte sich der Helmut Pittermann mit seinen 78 Jahren über eine Auszeichnung als ältester Teilnehmer im Feld freuen, während dem sechsjährigen Lukas Ibendorf die Ehre zu Teil wurde, der jüngste Fahrer im Feld gewesen zu sein. Pittermann bewältigte die Strecke über 54 Kilometer, Lukas Ibendorf nahm an der Familientour über 25 Kilometer teil. Darüber hinaus wurden die teilnehmerstärksten Vereine geehrt. An erster Stelle stand hier der Mecklenburger Fahrradturn, der mit 10 Fahrern vertreten war, vor dem 1. LAV Rostock und dem TC Fiko Rostock (jeweils 8 Fahrer). Die Ulmenbande um Peter Spengler, die schon seit der ersten Warnow-Radtourenfahrt dabei ist, stellte mit fünf Teilnehmern dagegen das größte Team beim Radmarathon. Der vor kurzem 70 Jahre alt gewordene Spengler, war außerdem der älteste Marathonfahrer. Nach getaner Arbeit hieß es dann nur noch, gemeinsam bei einem kühlen Bier und Grillgut den Nachmittag gemütlich ausklingen zu lassen und neue Kraft zu tanken für die nächsten Touren. Für einige der Fahrer geht es schließlich bereits am nächsten Wochenende direkt weiter – mit der Laager Herbstfahrt.
12. September 2010 | Weiterlesen
Juliane Laitzsch: „rundherum“
Von Wolken war heute zur Abwechslung am Himmel mal recht wenig zu sehen, trotzdem zog es uns schon am späten Nachmittag in die Galerie „wolkenbank“ nahe dem Alten Markt. Auch wenn die große Masse der regionalen Kunstinteressierten zur gleichen Zeit vermutlich voller Vorfreude in die Kunsthalle geströmt ist, sollte diese kleine, aber sehr sehenswerte Ausstellung doch keinesfalls außer Acht gelassen werden. Gleich bei Betreten der Galerie wird der Blick des Besuchers wie magisch von der gegenüberliegenden Wand angezogen. In scheinbar physikalischer Unmöglichkeit wurde dort fensternah eine gewaltige Holzskulptur angebracht, die aus zahlreichen gleichmäßigen Bögen geschnitzt, eine beeindruckende Blütenform ergibt. „Sie können sie ruhig anfassen“, ermutigt Künstlerin Juliane Laitzsch die staunenden Besucher. Aus leichtem Lindenholz gefertigt, hatte dieses Werk sie einige Monate Arbeit gekostet. Den Mittelpunkt der Ausstellung stellen allerdings Werke ganz anderer Art dar. Mithilfe der Muster von mittelalterlichen Seidenstoffen aus einem Museum erstellt Juliane Laitzsch großflächige, teils sehr aufwühlende und farbenfrohe Grafiken. Da wäre beispielsweise die Zeichenserie „Nachthimmel“, welche erstmals in Rostock zu sehen ist. Auf gelb und grün bemaltem Papier ist filigran ein altertümliches Stoffmuster aufgezeichnet und wurde zusätzlich mit feinen weißen Punkten übersät. Die Kreise des Musters wurden sogar gänzlich aus dem Papier herausgeschnitten und symbolisieren den Übergang vom Imaginären zum Konkreten. „Laitzschs Arbeiten beschäftigen sich mit dem Spannungsverhältnis zwischen Fläche und Raum, sie halten das Verhältnis zwischen konkretem Ansatz und Illusionen in der Schwebe.“, analysiert die Berliner Kunstwissenschaftlerin Birgit Effinger die Ausstellung „rundherum“. Dabei würden abstrakte Linien sowohl poröse, als auch kompakte Formen bilden, ein Wechselspiel zwischen vorne und hinten, zwischen Materie und Leere und natürlich Ruhe und Bewegung. „Ich nutze in meinen Zeichnungen und Skulpturen Muster und Ornamente als Werkzeug, um das Verhältnis von Fläche und Raum oder auch das Diskursive im Verhältnis zum Faktischen zu erkunden“, sagt Juliane Laitzsch über ihre Arbeit. Dabei wurden nicht nur Werke aufgehängt, sondern sogar eine ganze Wand mit einem feinen Raster überzogen und so in ein temporäres Kunstwerk verwandelt. Die gesamte Ausstellung ist noch bis zum 23. Oktober in der Galerie „wolkenbank“ in der Wollenweberstraße zu sehen. Diese ist Mittwoch bis Samstag jeweils von 14:00 bis 19:00 Uhr geöffnet.
11. September 2010 | Weiterlesen
13. Sporttag auf dem Uni-Platz in der Rostocker City
Der Sommer neigt sich in diesem Jahr langsam aber sicher seinem Ende entgegen. Ein guter Zeitpunkt für die vielen Rostocker Sportvereine, um sich noch einmal einem breiten Publikum vorzustellen. Beim inzwischen 13. Sporttag in der City am Universitätsplatz packten am heutigen Nachmittag etwa 30 Vereine die Gelegenheit dazu beim Schopfe. Ob in Form von Infoständen, Mitmachangeboten oder Vorführungen auf der Showbühne – der Stadtsportbund hatte auf jeden Fall für ein buntes Programm gesorgt, das am Abend mit der traditionellen Skaternight seinen Ausklang fand. „Wir wünschen uns wie in jedem Jahr 1000 Skater“, gab Vereinsberater Dr. Roland Bothe vom Stadtsportbund das ambitionierte Ziel der Veranstalter aus, zeigte sich aber auch gleichzeitig skeptisch, dass tatsächlich so viele Skater unterwegs sein würden: „In Rostock ist einfach zu viel los, da schafft man es nicht, dass alle zu einer Veranstaltung kommen.“ Wer auf Inline-Skatern zu leicht den Boden unter den Füßen verliert, der konnte stattdessen an den Mitmachangeboten der Sportvereine teilnehmen. Dort konnte man sich beispielsweise bei ersten Trockenübungen im Rudern ausprobieren. Wem auch das zu anstrengend war oder wer nach dem Probetraining schließlich eine Pause benötigte, der konnte dem Nachwuchs beim Street-Handball und Street-Soccer zuschauen, während direkt neben dem Spielfeld der Wasserspringerclub Rostock Sprünge auf einem Trampolin vorführte. Die meiste Aufmerksamkeit zog aber natürlich das Geschehen auf der Bühne auf sich. Insgesamt 13 Vereine boten dort von 13 bis etwa 17 Uhr ein Showprogramm, das von Kinderturnen bis Krav Maga reichte. Letzteres ist eine Selbstverteidigungs- und Nahkampftechnik, die ursprünglich von israelischen Sicherheitskräften angewandt wurde. Gleich mit mehreren Showeinlagen präsentierte sich der Rostocker Jonglierverein „Santinys“, deren Auftritte sich zwischen Tanz- und Sportakrobatik bewegen. Obwohl der Verein inzwischen seit stolzen 27 Jahren besteht, befindet er sich konstant bei 20 bis 30 Mitgliedern. Trainerin und Vereinsvorsitzende Gabriele Schmidt erklärt den Umstand mit dem hohen Anspruch des Trainings: „Was man hier gesehen hat, ist nicht ganz einfach. Da muss man schon bei der Stange bleiben.“ Alles andere als einfach waren aber auch die Karate Vorführungen des SKV Bushido. Zur Einleitung wurde erstmal spektakulär ein Holzstab auf der Brust eines Sportlers zertrümmert. Die Aufmerksamkeit des Publikums dürfte ihnen damit sicher gewesen sein. Ähnlich spektakulär ging es auch bei der Aufführung des Kampfkunstvereins Goldener Drache zu, der regelmäßig beim Rostocker Sporttag auftritt, oder wie es Roland Bothe ausdrückte: „Sie gehören praktisch zum Inventar.“ Zum Inventar des Auftritts gehörten auch vier Teilnehmer der diesjährigen Kung-Fu Weltmeisterschaft in Schottland, was die Klasse der Sportler verdeutlicht. Darüber hinaus gab es auch noch Tanz- und Turnvorführungen, Show Taekwondo oder eine Trommelshow. Zu viel, um auf jeden Beitrag einzeln einzugehen. Die konstant große Zahl an Zuschauern zeigte aber, dass für jeden, ob jung oder alt, sportlich oder unsportlich, etwas geboten wurde. Vereinsberater Dr. Bothe war jedenfalls zufrieden mit dem Verlauf des 13. Sporttags in der Rostocker Innenstadt. Und für den einen oder anderen Sportinteressierten hat sich mit Sicherheit eine neue Sportart aufgetan, die es einmal auszuprobieren gilt. Selbst dann, wenn es „nur“ darum gehen sollte, bis zum nächsten Jahr das Gleichgewicht auf Inline Skates halten zu können, um selbst an der Skaternight teilnehmen zu können, denn die nächste kommt bestimmt.
11. September 2010 | Weiterlesen
Unvergesslich! Von Haarlocke bis Siegelring
„Wohl in jedem Leben sammeln sich ein paar Kleinigkeiten an, die für jeden Außenstehenden ohne allen Wert und unverständlich sind, für ihren Besitzer aber voller Geschichten und Gefühle stecken.“ Mit diesen Worten beginnt die neue Ausstellung „Unvergesslich! Von Haarlocke bis Siegelring – Dinge, die erinnern“ im Kulturhistorischen Museum. Daneben, hinter Glas und wie Kronjuwelen effektvoll mit Licht in Szene gesetzt, steht ein kleines Kästchen mit allerlei Andenken aus längst vergangener Zeit, darunter vergilbte Fotos, ein handgeschriebener Brief, eine Eintrittskarte mit Eselsohr. Der Museumsbesucher kann erahnen, dass der Wert der Dinge nicht in ihnen selbst liegt, sondern sie nur für den Besitzer zu einem kostbaren Schatz geworden sind, weil er damit ganz persönliche Erinnerungen verknüpft. „Erinnerung spielt sich ja eigentlich im Kopf ab“, erklärt Annelen Karge, die Kuratorin von „Unvergesslich!“. Die Ausstellung will der Frage nachgehen, wie diese Erinnerung aufgehoben und weitergeben werden kann. „Erst Gefühle und Bilder, die in einem Gegenstand gebündelt werden, machen ihn zu einem Andenken, beliebig eigentlich und unabhängig von seiner Form.“ Schon immer haben sich die Menschen an besondere Momente in ihrem Leben erinnert. Das Andenken, so wie wir es heute kennen, hat sich aber erst im 18. Jahrhundert, dem Zeitalter der Empfindsamkeit, entwickelt. Damals wurden besonders erlebte Gefühle zu einem emotionalen Schatz erhoben, um dessen Vergänglichkeit man sich sorgte, erzählt Annelen Karge. Besonders Gefühle der Sehnsucht und des Vermissens spielten dabei eine große Rolle. Mit seidenen Freundschaftsbändern erinnerte man sich beispielsweise permanent an die Abwesenheit eines Freundes. Erst seit dem 19. Jahrhundert geht es auch darum, sich an eigene Lebenssituationen zu erinnern. „In einem stark beschleunigten industriellen Zeitalter soll das Andenken gegen ein wachsendes Gefühl von Vergänglichkeit vor allem eigene Glücksmomente bewahren.“ Fotos, Handarbeiten, Kleidungsstücke und Schmuckstücke werden zu diesem Zweck zu Andenken an persönliche Lebensstationen. Ihre Präsentation in der Ausstellung folgt dem menschlichen Lebensweg. Exponate aus fast zwei Jahrhunderten veranschaulichen, wie man sich in der Vergangenheit an Geburt, Taufe, Freundschaft, Liebe und auch den Tod erinnerte. Aber nicht nur das individuelle Gedenken an besondere private Ereignisse wird im Kulturhistorischen Museum thematisiert. Auch dem öffentlichen Leben und der kollektiven Erinnerung daran wendet sich die Ausstellung zu. So wird zum Beispiel gezeigt, wie Herrscherhäuser verehrt wurden und das Leid der Kriege die Erinnerungen der Menschen prägten. Dafür haben Annelen Karge und ihr Team zahlreiche anschauliche Exponate aus dem Depot des Museums sowie Leihgaben zusammengetragen. Darunter befinden sich auch sehr fragile und kostbare Gegenstände, die sonst nur selten zu sehen sind. Wer die Chance nutzen möchte, diese kostbaren Erinnerungsstücke selbst in Augenschein zu nehmen, hat noch bis März Gelegenheit dazu.
11. September 2010 | Weiterlesen
Holzbrand international in der Galerie Klosterformat
Die gestalterische Kraft des Feuers lässt sich derzeit in der Galerie Klosterformat betrachten. Hier werden noch bis zum 6. November Holzbrand-Gefäße internationaler Keramiker ausgestellt. Holzbrand ist wohl die älteste und natürlichste Methode Tongefäße zu brennen. Ihren Ursprung hat sie in China und Japan. Seit Jahrtausenden wird dort das von Geheimnissen umrankte Wissen dieser traditionellen Handwerkskunst weitergegeben. Heute ist Holzbrand in der ganzen Welt bekannt und beliebt. Auf internationalen Konferenzen treffen sich die Holzbrand-Keramiker, um sich über neueste Entwicklungen auszutauschen und sich voneinander inspirieren zu lassen. So auch am letzten Wochenende im vorpommerschen Schloss Bröllin, wo die erste europäische Holzbrandkonferenz stattfand. Künstler aus Japan, Frankreich, Australien, den USA und Deutschland nahmen daran teil. Einige ihrer Arbeiten sind nun in der Galerie Klosterformat im Hof des Klosters zum Heiligen Kreuz zu sehen. Das Besondere an den Ausstellungsstücken ist ihre Unregelmäßigkeit und Natürlichkeit. „Die Gefäße sind mit Absicht nicht gerade. Es handelt sich hier um eine ganz andere Philosophie“, erläutert Christiane Lamberz, Organisatorin der Ausstellung. Die Keramikerin hat selbst einen Workshop der Konferenz besucht und ist seither „Feuer und Flamme“. Das Feuer ist das entscheidende Element, welches den Tongefäßen seine charakteristischen Farbeffekte, Flammspuren und Kristalle verleiht. Erzeugt werden sie durch ein sehr aufwendiges Brennverfahren. Über mehrere Tage hinweg wird Holz einem Ofen (jap.: Anagama) zugeführt, dessen Brenn- und Feuerraum nicht voneinander getrennt sind. Die Flugasche strömt mit der Flamme durch den gesamten Ofen und hinterlässt so auf dem Brenngut einzigartige Oberflächen. So haben nicht nur die Kunstfertigkeit des Keramikers und das von ihm gewählte Material, sondern auch der Zufall maßgeblichen Einfluss auf die finale Gestalt der Holzbrand-Gefäße. Kein Stück gleicht dem anderen. Schaut man sich die Exponate in der Galerie Klosterformat an, wird man immer wieder Neues entdecken: Spuren von Sand, Muscheln, reizvolle Farbmuster und Ascheglasuren. „Gerade wenn der Alltag von Kunststoffen und Standardisierungsbestreben geprägt ist, sind diese sehr natürlich gestalteten Vasen und Schalen eine willkommene visuelle Abwechslung und Entspannung“, meint eine Galeriebesucherin bei der Betrachtung der Ausstellungsstücke. Kombiniert werden die Holzbrand-Gefäße mit der Malerei und den Grafiken von Dietmar Schramm. Zu sehen sind Monotypien, Prägedrucke und Mischtechniken, in denen die abgebildeten Gegenstände stark abstrahiert werden. Die Intensität des Lichts und die Vielfalt der Ornamentik zeichnen das Werk des Künstlers aus, der seit einiger Zeit auch mit neuen digitalen Techniken arbeitet.
10. September 2010 | Weiterlesen
Neubau des Fraunhofer-Anwendungszentrums eingeweiht
Das Rostocker Fraunhofer-Anwendungszentrum für Großstrukturen in der Produktionstechnik (AGP) in der Südstadt wächst. Am Mittwoch stellten die Forscher den zweiten Bauabschnitt in der Albert-Einstein-Straße vor. Auf 1.200 qm sind hier neue Büros und Laborräume entstanden. Das bereits vorhandene Technikum wurde ebenfalls um 400 qm erweitert. Neben den Baumaßnahmen wurde auch eine Reihe von Großgeräten angeschafft. Insgesamt belaufen sich die Kosten auf 4,6 Millionen Euro, die aus Mitteln der Europäischen Union, des Landes Mecklenburg-Vorpommern und der Fraunhofer-Gesellschaft bereitgestellt wurden. Seit der Entstehung des Anwendungszentrums im Jahr 2000 arbeitet die Einrichtung eng mit der Universität zusammen. Gemeinsam mit deren Lehrstuhl Fertigungstechnik an der Fakultät für Maschinenbau und Schiffstechnik sind derzeit 35 Wissenschaftler und technische Mitarbeiter sowie mehr als 40 studentische Hilfskräfte und Praktikanten an dem Standort beschäftigt. Geforscht wird vor allem zu produktions- und fertigungsorientierten Aufgabenstellungen in den Bereichen Fertigungsverfahren, Automatisierungstechnik, Qualitätstechnik, Unternehmens- und Produktionsorganisation sowie Produktentwicklung. Ziel ist es, neue Produkte und Verfahren für Industrie und Unternehmen zu entwickeln. Die wichtigsten Industriepartner der Rostocker Fraunhofer-Einrichtung kommen aus der maritimen Industrie, aber auch aus dem Fahrzeugbau und dem lokalen industriellen Umfeld. Viel Lob für die Arbeit des Rostocker Fraunhofer-Anwendungszentrums gab es bei der Einweihungsfeier vonseiten der Landespolitik, die mit zwei Ministern gleich „im Rudel“ erschienen war. Wirtschaftsminister Jürgen Seidel betonte die Bedeutung des „Aufbaus einer leistungsfähigen Forschungs- und Technologiestruktur“ für Mecklenburg-Vorpommern. Ein Manko sieht er aber noch in der Kooperation zwischen Forschung und Unternehmen: „Ich möchte mehr Forschung und Entwicklung in der kleinen mittelständischen Wirtschaft, die das Land prägt, am Ende des Tages sehen.“ Der Minister für Bildung und Wissenschaft Henry Tesch sieht in der Erweiterung des Fraunhofer-Anwendungszentrums nicht nur wichtige Potentiale für die wirtschaftliche Zusammenarbeit, sondern auch hinsichtlich der universitären Ausbildung von Fachkräften besonders im Bereich der Ingenieurswissenschaften. Er würdigte daher auch hier die Leistungen der Forschungseinrichtung im Zusammenwirken mit der Rostocker Universität. Professor Dr. Wolfgang Schareck, Rektor der Universität, und der Leiter des Fraunhofer-Anwendungszentrums Professor Dr. Martin-Christoph Wanner zeigten sich ebenfalls sehr zufrieden mit der „hervorragenden Verzahnung“ beider Einrichtungen. Auch hinsichtlich der Nachfrage an Forschungsdienstleistungen in Mecklenburg-Vorpommern ist Martin-Christoph Wanner zuversichtlich: „Es gibt genügend Forschungsbedarf und es gibt genügend Unternehmen, mit denen wir zusammenarbeiten können“, so seine Einschätzung. Einen Einblick in die Arbeit des Fraunhofer AGP konnten Interessierte bei einem Rundgang durch die neuen Gebäude gewinnen, auf dem die Räumlichkeiten und Gerätschaften zu besichtigen waren.
9. September 2010 | Weiterlesen
4. Lauf-KulTour aus Chemnitz in Rostock
4000 Kilometer, einmal um Deutschland herum, diese Strecke wollen zwölf Studenten der TU Chemnitz bewältigen. Aber nicht etwa mit dem Auto – nein zu Fuß, als Staffellauf! Am Freitag begann die diesjährige Lauf-KulTour in Chemnitz. In 16 Tagen wollen die Läufer die Umrundung schaffen. Dafür laufen sie Tag und Nacht ohne Unterbrechung. Am Dienstagabend führte sie ihr Weg durch Rostock. Allerdings trafen die Läufer erst mehr als zwei Stunden später als geplant im Rostocker Stadtzentrum ein. Aber immerhin konnte die Senatorin für Sport und Kultur Dr. Liane Melzer wenigstens die Mitglieder des Begleitteams offiziell vor dem Rathaus begrüßen. Der eigentliche Wechsel des Staffelstabs fand dann zu einer späteren Stunde am Stadthafen statt. Noëmi Donner löste hier Toni Brunner vom Läuferteam 2 ab. Insgesamt drei Teams mit jeweils vier Läufern wechseln sich auf der Strecke ab. Jeder Läufer muss zweimal eine Stunde pro Tag laufen. Dabei legt er, je nach Kondition, etwa 15 bis 20 Kilometer zurück. Toni Brunner selbst war gerade nur etwa 5 Kilometer gelaufen. Er erzählt, dass es bei anderen Läufern wohl schon die ersten Verschleißerscheinungen gebe und es deshalb zu Planänderungen gekommen ist, wodurch auch die Verspätung zu erklären sei. Ihm ging es aber sichtlich gut, als er am Kai entlang lief. Als erfahrener Triathlet ist die Lauf-KulTour für den 25-jährigen Maschinenbaustudenten ein willkommenes Training. Aber es gibt auch noch zwei andere Gründe, warum er die Strapazen dieses Extremmarathons auf sich nimmt. Zum einen möchte er mit seiner Teilnahme die Deutsche Gesellschaft für Muskelkranke (DGM) unterstützen. Zum anderen betrachtet er sich als Botschafter der Stadt Chemnitz, die im nächsten Jahr nicht nur ihr 175. Jubiläum, sondern auch das Jahr der Wissenschaft feiert. Auch seine Teammitglieder unterstützen diese beiden Anliegen. Dazu gehören neben Noëmi Donner auch die beiden Läufer Ali Shirvani und Marcus Weigel und ihr mobiles Begleitteam. Dieses besteht aus einem Versorgungsfahrzeug und Radbegleitern, die die Wege vorher mit dem Fahrrad abfahren, die Etappen abstecken und die Läufer darauf entlang lotsen. Die grenznahe Strecke führt die Lauf-KulTour durch über 150 Städte, in denen die Athleten im Sinne der DGM auf diejenigen aufmerksam machen wollen, „die der Fähigkeit sich frei zu bewegen, beraubt wurden oder diese nie kennenlernen durften.“ Wer durch die sportliche Bewegung angeregt wurde, ist willkommen die Läufer ein Stück auf ihrer Strecke zu begleiten.
8. September 2010 | Weiterlesen
Peter Wawerzinek: „Rabenliebe“
Ein gewaltiger Menschen- und Medienauflauf überrannte gestern Abend die beschauliche und sonst sehr familiäre „andere Buchhandlung“ am Doberaner Platz. Grund für den Ansturm war die groß angekündigte Lesung des Rostocker Autoren Peter Wawerzinek, der erst wenige Monate zuvor mit dem begehrten Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet worden war. Obwohl schon lange im Vorfeld alle Platzkarten für die Lesung ausverkauft waren, lohnte sich frühes Erscheinen gestern dennoch. Mit Mühe und Not hatte man noch zehn weitere Sitzplätze zwischen den Bücherregalen aufstellen können, sodass wenigstens auch die ersten paar Literaturfans ohne Karte unerwartetes Glück hatten. Den Ausnahmezustand in der Buchhandlung löste dann letztlich nicht nur die ungeheure Zuschauermenge, sondern viel mehr das ungewohnt hohe Medienaufgebot aus. Neben Redakteuren und Fotografen der größten Rostocker Zeitungen waren auch Kamerateams erschienen. Mitveranstalter der Lesung waren NDR1 und NDR Kultur, die die Lesung ebenfalls aufzeichneten und eigens ihren Moderator Ernst-Jürgen Walberg an die Seite des Autors stellten. Für Buchhändler Manfred Keiper hatte dieser Abend jedoch noch eine andere große Bedeutung. Als er 1995 nach dem plötzlichen Tod seiner Frau die Leitung des Geschäfts übernahm, wurde das fünfte Jubiläum der „anderen Buchhandlung“ unter traurigen Umständen ebenfalls mit einer Lesung von Peter Wawerzinek gefeiert. Moderator Walberg begründete zu Anfang der Lesung die Einladung des Autors aus zweierlei Standpunkten. Zum einen natürlichen wegen des Gewinns des Bachmann-Preises und auch des Publikumspreises im Juni 2010. Zum anderen weil er selbst vor vielen Jahren Wawerzineks „Das Kind, das ich war“ gelesen hatte, eine Art Vorstufe zu „Rabenliebe“, aber „längst nicht so ernst, böse und verzweifelt“. In seinem autobiografischen Roman „Rabenliebe“ beschreibt Peter Wawerzinek seine Kindheit an der mecklenburgischen Ostseeküste. Mit zwei Jahren wurden er und seine jüngere Schwester von der Mutter, die in den Western floh, allein in der Wohnung zurückgelassen. Durch einen glücklichen Zufall wurden beide jedoch einige Tage später gefunden. Zehn Jahre lang lebte Peter Wawerzinek, damals noch Peter Runkel, in DDR-Kinderheimen in Grimmen, Nienhagen und Rerik. Nach zwei gescheiterten Adoptionsversuchen fand er schließlich beim Reriker Lehrer-Ehepaar Wawerzinek eine neue Heimat. Das Aufschreiben seiner Erinnerungen sieht der Autor als „die erste Form von Therapie“. Schon früh hatte er sich als Außenseiter bekannt, doch gerade diese distanzierte Position ermöglicht ihm heute den detaillierten Blick in die Vergangenheit, der seine Bücher ausmacht. Wegen des großen Interesses an der Lesung wird es am 21. Januar 2011 eine zweite Lesung mit Peter Wawerzinek geben, in der er erneut sein Buch vorstellen wird. Die Aufzeichnung der Lesung wird am 19. September ab 19.00 Uhr auf NDR1 Radio MV ausgestrahlt, in voller Länge wird es zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal auf NDR Kultur zu hören sein. Zum Schluss noch ein Tipp für alle Literaturfans: Anlässlich des 20. Jubiläums der „anderen Buchhandlung“ wird es vom 14. bis 21. November eine literarische Woche mit Lesungen internationaler Autoren geben.
8. September 2010 | Weiterlesen
Geparden-Nachwuchs im Rostocker Zoo
„Wie ein Sack Flöhe“, beschreibt Ellen Hinz ihre kleinen Schützlinge. Seit Anfang August kümmert sich die Tierpflegerin um die vier Geparden-Babys, die im Juli im Rostocker Zoo geboren wurden. Seit ihre Mutter Tiha an plötzlichem Nierenversagen starb, zieht Ellen Hinz die vier jungen Raubkatzen in ihrem Haus mit der Flasche auf. Ein Fulltime-Job: Alle zwei Stunden am Tag und nachts alle drei bekommen die Geparden-Babys die Flasche. Sind alle vier Katzen, zwei Männchen und zwei Weibchen durch, beginnt das Spiel von vorn. Seit einer Woche wird den Raubtieren auch schon durchgedrehtes Fleisch angeboten. Die Tierpflegerin hat bereits Erfahrungen mit Handaufzuchten von Großkatzen. Schon der Rostocker Schneeleopardennachwuchs wurde von ihr in den ersten Lebensmonaten mit der Flasche versorgt. „Das Temperament ist anders“, sagt sie über die Unterschiede zwischen den Katzenarten. „Geparden sind die schnellsten Landraubtiere und das merkt man den kleinen auch schon an.“ Austoben dürfen sich die kleinen Geparde bei schönem Wetter in ihrem Garten. Aber Vorsicht ist dabei noch immer geboten. Denn das Immunsystem der Jungtiere ist noch nicht voll entwickelt und daher sehr empfänglich für Infektionen. Um ihren Gesundheitszustand zu überprüfen, gehören deshalb regelmäßige Besuche beim Tierarzt zum Alltag der Geparden-Babys. Heute war es wieder so weit. Am Vormittag hatten die vier einen Termin bei Dr. Jens-Christian Rudnick in der Rostocker Tierklinik. Die Presse und die Paten der Geparde waren ebenfalls eingeladen, um den Nachwuchs in Augenschein zu nehmen. Jens-Christian Rudnick zeigte sich zufrieden mit der Entwicklung der vier jungen Geparde. „Alle sind gut bei Sache und quicklebendig. Es gibt keine Anzeichen für Probleme“, fasste er die vorangegangene Untersuchung zusammen. Auch Zoodirektor Udo Nagel freute sich, dass der Geparden-Nachwuchs wohlauf ist. „Das ist eine große Leistung. Normalerweise bringen Geparde in der Natur nur ein bis zwei Jungen zur Welt“, wies er stolz hin. Mit ursprünglich fünf Jungtieren gelang den Geparden-Eltern, Mutter Tiha und Vater Xenos, ein großer Wurf im Rostocker Zoo. Ein Jungtier und die Mutter sind jedoch gestorben. Eines der beiden Weibchen heißt bereits so wie seine Mutter Tiha. Für seine Schwester und seine beiden Brüder werden jetzt afrikanisch klingende Namen gesucht. Vorschläge können noch bis zum 1. Oktober beim Rostocker Zoo eingereicht werden.
6. September 2010 | Weiterlesen
20. Drachenfest beim 17. Stromfest in Warnemünde
„Wer ist nicht vergnügt, wenn hoch sein Drachen fliegt“, heißt es beschwingt in einem Lied eines alten Disney-Musicals, das heute am Strand von Warnemünde zu meinem Ohrwurm wurde. Ein Vergnügen war es wirklich, bei schönstem spätsommerlichen Sonnenschein die vielen bunten Drachen zu beobachten, die sich zum 20. Drachenfest beim Leuchtturm im blauen Himmel wiegten. Die Schnüre bei Windstärke 4 straff angespannt, war es für den Initiator des Drachenfestes Frank Günther schon „fast ein bisschen zu viel Wind, fast an der Grenze.“ Aber ohne geht es natürlich erst gar nicht und die richtigen Drachenenthusiasten sind selbstverständlich auf unterschiedliche Windstärken eingestellt und haben dementsprechend unterschiedliche Modelle dabei. Der Fantasie sind dabei scheinbar keine Grenzen gesetzt. Ob zwei- oder dreidimensional, die Formenvielfalt war beeindruckend. Neben geometrischen und floralen Figuren in verschiedensten Größen und Farben ging der Trend besonders in Richtung Tiermodelle. So hatten, passend zum maritimen Ort, vor allem Meeresbewohner wie Haie, Robben, Krebse und Schildkröten den Himmel bevölkert. Aber auch Hunde und andere Tiere tanzten fröhlich an den langen Leinen. Einen Drachen in klassisch, einfacher Drachenform brachte der neunjährige Jakob aus Berlin in die Luft. „Man muss sich immer gegen den Wind stellen“, erklärte er seine Methode. Für seinen ersten Drachen beherrschte er diese schon recht gut. Einen Piraten hatte er sich als Motiv ausgesucht. „Das passt zum Strand“, meinte der Drachenpilot und unternahm sogleich einen erneuten Startversuch. So wie Jakob hatten sich auch zahlreiche andere Drachenfans am Warnemünder Strand eingefunden. Um ihre einleinigen Drachen zur Schau zu stellen, waren sie aus Rostock, Berlin, Lübeck und anderen Orten Deutschlands angereist. Einige von ihnen sind sogar in Interessengemeinschaften organisiert, wie zum Beispiel die „Rostocker Drachenstrolche“ oder die „Flying Fischköpp“. Um ihre Flugobjekte ungestört im Wind flattern zu lassen, hatten sie am Drachenfestwochenende eigens ein Areal am Strand in der Nähe des Leuchtturms abgesteckt. „90 Prozent der Drachen hier sind selbst gemacht, aus Kohlefaserstäben und Spinnaker-Nylon“, erzählte Frank Günther. Unikate also, die man nicht zu kaufen bekommt. Das sei oft auch viel zu teuer. Es kommt schon mal vor, dass man 200 Euro allein für den Stoff ausgibt, wusste er zu berichten. Wie lange man für die Fertigstellung eines selbst gemachten Drachen braucht, hängt natürlich von der Größe und der Komplexität der kleinen Kunstwerke ab. Aber einigen sah man beim Drachenfest schon an, dass dort viel Aufwand betrieben wurde. Für Frank Günther ein lohnendes Hobby. „Man ist in der freien Natur. Man kriegt was in die Luft, wo alle staunen. Man zaubert immer ein Lächeln in die Gesichter“, beschrieb er seine Begeisterung für das Drachenfliegen. Also hatte der Inspektor im oben bereits erwähnten Disney-Musical recht, wenn er sagte: „Wenn der Drachen fliegt, sei vergnügt.“
5. September 2010 | Weiterlesen
17. Warnemünder Stromfest: Dorschkönig 2010
„Wir haben beides: den Mann und den Fisch“, verkündete Moderator Horst Marx heute Nachmittag gegen 15:30 Uhr auf dem Fischkutter Pasewalk. Gemeint waren der Dorschkönig 2010 und der dazugehörige Dorsch. Musikalisch unterstützt wurde die Zeremonie vom Shantychor „De Klaashahns“ aus Warnemünde. Der Chor, dessen Wurzeln bereits bis 1963 zurückreichen, schmetterte mehrere Lieder aus seinem umfangreichen Repertoire. Der traditionsreiche Titel des Dorschkönigs wurde heute schon zum 17. Mal in Warnemünde vergeben. Mehr als 150 Angler aus fünf Bundesländern machten sich auf neun Booten an diesem Wochenende auf, um an dem beliebten Anglerwettbewerb teilzunehmen und nach der Krone zu greifen. Bereits um 7 Uhr morgens wurde gestern und heute in See gestochen. Wer ein echter Dorschkönig sein will, muss eben auch am Wochenende früh auf den Beinen sein. Den Titel konnte sich am Ende natürlich nur einer der Teilnehmer im sprichwörtlichen Sinne angeln. Mit einem 77 Zentimeter langen Dorsch war es Eberhard Steinbuch aus Berlin, der triumphieren durfte. Bei dem Pokal handelt es sich um eine Keramiktrophäe aus der Töpferei Dambeck, die dem einen oder anderen vielleicht von den hiesigen Kunsthandwerkermärkten ein Begriff ist. Steinbuch beerbt damit Sebastian Wels, der 2008 mit einem 98 cm großen Dorsch erfolgreich war. Auf die Frage, ob der Fisch sich gewehrt habe, antwortete er nur: „Das ist ja keine Kaulquappe. Das ist schon Arbeit.“ Den Dorsch möchte Steinbuch nach dem Ausnehmen seinem Bruder in München zukommen lassen, für den die Anreise dann doch etwas zu weit gewesen wäre. Steinbuchs Erfolg dürfte darüber hinaus auch Lothar Schlicker, den Kapitän und Eigner des Angelkutters STORKOW, gefreut haben, der nun schon zum vierten Mal den erfolgreichsten Angler mit an Bord hatte. Nachdem das Wetter den Anglern im letzten Jahr einen Strich durch die Rechnung gemacht hat und so 2009 kein Dorschkönig gekrönt werden konnte, sah es in diesem Jahr besser aus. Optimal war das Wetter zum Angeln aber nicht. „Die Ostsee ist noch sehr warm, deshalb sind die Fische auch noch so klein“, erklärte Uwe Götze, Vorsitzender des Anglervereins. Bei warmen Wassertemperaturen ziehen sich die Dorsche in die Tiefe zurück, wodurch sie schwerer zu angeln sind. Dennoch freute sich Götze über eine rundum gelungene Veranstaltung. Auch wenn die Dorsche in diesem Jahr zwar nicht die größten in der Geschichte des Dorschkönigs gewesen sein mögen, dürften die Hochseeangler trotzdem ihre Freude an dem Event gehabt haben. Und schließlich geht es ja nicht nur um den größten Fisch, sondern auch um den Erfahrungsaustausch untereinander. Damit der nicht zur kurz kam, gab es am Samstagabend auch einen gemeinsamen Grillabend, bei dem die Angler ausreichend Zeit hatten, um von ihren Erlebnissen zu berichten. Aber wer weiß, vielleicht gelingt es ja im nächsten Jahr, die Marke von einem Meter zu knacken.
5. September 2010 | Weiterlesen
8. Rostocker AOK Frauenlauf 2010
„Ihr Männer: Macht das erst einmal nach“, lobte Moderator Roman Klawun die hervorragenden Leistungen der Frauen beim diesjährigen AOK Frauenlauf. Über 150 Läuferinnen hatten sich heute beim LT Club zusammengefunden, um die Strecke durch den Barnstorfer Wald zu bewältigen. 2,5 km, 5 km oder 10 km Laufen, sowie 5 und 10 km Nordic Walking galt es wahlweise zu absolvieren. Veranstaltet wurde das Laufevent durch den Rostocker City Lauf e.V. in Zusammenarbeit mit der AOK und dem LT Club. Im Gegensatz zu vielen anderen Spendenläufen ging hier nicht für jeden absolvierten Kilometer Geld in die Spendenkasse, da das Laufen und die Fitness im Vordergrund stehen sollen. Die Veranstalter haben sich stattdessen ein anderes Konzept ausgedacht: Anstatt eine Startgebühr zu verlangen, bleibt es jeder Teilnehmerin selbst überlassen, eine Summe ihrer Wahl zu spenden. Die eingehenden Beträge reichen dann von einigen Cent, die die jüngsten Läuferinnen von ihrem Taschengeld geben, bis hin zu größeren Summen. Dass das Konzept aufgeht, zeigen die über 1.500 Euro, die auf diese Weise zusammengekommen sind. Doch zurück zum sportlichen Teil. Im Walking setzte sich über die 5 Kilometer Kerstin Gilge vor Gudrun Pfaff und Ingrid Ladenthin in einer Zeit von 41:48 Minuten durch. Bei den 10 Kilometern war es Monika Kretzschmar vom Laufteam Papendorf, die nach 1 Stunde, 18 Minuten und 10 Sekunden vor Sylvia Maaß und Heike Zimmermann als Erste ins Ziel kam. Sarah Sophia Riebe gewann unterdessen den 2,5 Kilometer Schnupperlauf vor Mandy Seering und Stephanie Schulz. Darüber hinaus holte sie zusammen mit ihrer Mutter Jana Riebe auch den Sieg in der Mutter-Tochter-Wertung über 2,5 Kilometer. Für diese Wertung wurden die Zeiten beider Läuferinnen addiert und auf diese Weise die jeweiligen Siegerinnen ermittelt. Des Weiteren entschied Antje Baudisch in 22 Minuten und 29 Sekunden vor Nadine Stecker und Solveig Hollersen den Fünf-Kilometer-Lauf für sich. Die Mutter-Tochter-Wertung gewannen über diese Distanz Manja und Ines Sachs, die auch gemeinsam in das Ziel einliefen. Triathletin Christine Liebendörfer von der HSG Uni Greifswald sicherte sich schließlich in 46 Minuten und 44 Sekunden den 1. Platz in der Königsdisziplin über 10 Kilometer. Auf die Frage, ob die Strecke wirklich schwer sei, antwortete sie unmittelbar nach dem Zieleinlauf: „Sie ist hügelig, sie ist schwer und ich habe mich nur einmal verlaufen.“ Für alle, die nicht genug vom Laufen bekommen können, gibt es bereits am kommenden Wochenende beim Ostseeküstenlauf in Kühlungsborn die nächste Gelegenheit sich zu beweisen. Wer stattdessen lieber im Team unterwegs ist, der kann auch am 15. September am 1. Rostocker Firmenlauf im Stadthafen teilnehmen. Für alle anderen gilt es dann spätestens im nächsten Jahr wieder dabei zu sein beim 9. AOK Frauenlauf im Barnstorfer Wald.
5. September 2010 | Weiterlesen
„Zwei wie Bonnie und Clyde“ in der Bühne 602
Ein Pfund Kaffee, zwei Fertiggerichte und Toilettenpapier – das ist die Beute, die Chantal (Cathrin Bürger) und Manni (Manfred Gorr) bei ihrem Banküberfall ergattert haben. Damit kommt das Gaunerpärchen vielleicht übers Wochenende, aber bestimmt nicht nach Las Vegas. Die beiden träumen vom großen Geld und vom Glück zu zweit in Amerika. Deshalb eifern sie ihren berühmt berüchtigten Vorbildern Bonnie und Clyde nach und wollen durch Banküberfälle ihr Budget aufbessern. Doch ihr erster Versuch scheitert. Statt 100.000 Euro erbeuten sie die Einkaufstasche einer alten Dame. Zu allem Überfluss haben sie sich auf ihrer Flucht mit dem Auto auch noch total verfahren und finden sich in einem alten Schuhlager wieder. Banken zu überfallen ist gar nicht so einfach, erst recht nicht mit einer so tief begabten Komplizin wie Chantal. Aber Manni schmiedet schon einen Plan für einen weiteren Raubzug. Vorher wird der Ablauf sicherheitshalber noch einmal gründlich geübt, damit auch nichts schief gehen kann. „Hast du das verstanden?“ fragt Manni seine Freundin merklich entnervt. „Bin ja nicht blöd“, antwortet diese selbstbewusst. Aber da kann sich Manni leider nicht sicher sein. Ob verdrehte Straßenpläne, ein leerer Tank oder blickdichte Strumpfhosen, irgendwas ist immer und irgendwie bleibt es immer an Chantal hängen. So stürzen sich die beiden Möchtegern-Ganoven in der Komödie „Zwei wie Bonnie und Clyde (… denn sie wissen nicht, wo sie sind)“ von einem Missgeschick ins nächste. Zur Freude der Zuschauer, die die Premiere des Stückes von Sabine Misiorny und Tom Müller sichtlich genießen. Das ist vor allem dem herzlich komischen und pointierten Schauspiel der beiden Darsteller Cathrin Bürger und Manfred Gorr zu verdanken, die dem Rostocker Publikum vielleicht schon aus der Vorstellung zu Eric-Emmanuel Schmitts „Kleine Eheverbrechen“ bekannt sein dürften. Inmitten riesiger Schuhkartonstapel gelingt es ihnen zwei Stunden lang mit Witz, Spannung, aber auch Mitleid das Publikum zu fesseln. Weitere Gelegenheiten für einen Besuch der Vorstellung „Zwei wie Bonnie und Clyde“ gibt es am 17. und 30. September in der Bühne 602.
4. September 2010 | Weiterlesen
Ausstellung „Die Familie Samuel“ im Max-Samuel-Haus
Das Max-Samuel-Haus am Schillerplatz, der heutige Sitz der Stiftung Begegnungsstätte für jüdische Geschichte und Kultur in Rostock, wurde nach einem seiner früheren Bewohner benannt. Aber wer war eigentlich Max Samuel? Eine umfassende Antwort auf diese Frage gibt es nun im Hause selbst, in der Ausstellung „Die Familie Samuel“. Zahlreiche Fotos und Originaldokumente wurden dafür aus den Archiven der Stadt, der Universität und von Privatsammlungen zusammengetragen. Sie geben Einblick in das Leben des Rostocker Unternehmers und seiner Familie, die 1921 die Villa bezogen. Max Samuel war durch seine Erfindung einer Gummibürste für Wildlederschuhe und anderem Schuhzubehör zu einem Vermögen gekommen. Hergestellt wurden diese Produkte, die bald auch international erfolgreich verkauft wurden, in seiner Firma EMSA-Werke in der Rostocker Friedrichstraße. Zeitweise beschäftigte er hier etwa 100 Mitarbeiter. Von 1933 bis 1938 nutzte er sein Vermögen, um 30 Menschen die Flucht aus dem nationalsozialistischen Deutschland zu ermöglichen. Als Juden konnte er sie so vor dem Tod in einem Konzentrationslager retten. Er selbst verließ Rostock 1938 und folgte seinem Sohn Herbert nach England, wo er 1942 starb. Große Verdienste erwarb sich Max Samuel als Vorsitzender der jüdischen Gemeinde in Rostock. Neben der Bewältigung der Finanzkrise, stellten vor allem die Spannungen zwischen orthodoxen und weniger streng gläubigen Juden, zu denen auch er selbst gehörte, Herausforderungen im Gemeindeleben dar. „Man ist bewusster Jude, aber lässt jedem nach seiner Auffassung Jude sein“, fasst der Kurator der Ausstellung Frank Schröder die Einstellung Max Samuels zusammen. Von seiner Toleranz zeugt auch die Tatsache, dass es im Hause Samuel zwei Küchen gab: eine koschere für den frommen Schwiegervater und eine nicht koschere für die weniger frommen Familienmitglieder. Mit teilweise recht unkonventionellen Mitteln versuchte Max Samuel auch innerhalb der jüdischen Gemeinde, unterschiedliche Interessen zu integrieren. Als Beispiel dafür erzählte Frank Schröder bei der Ausstellungseröffnung die Anekdote, wie der Gemeindevorsitzende während eines Gottesdienstes entgegen den religiösen Vorstellungen Bonbons an die Kinder verteilte. Toleranz und Hilfsbereitschaft zeichnen aber nicht nur Max Samuel allein aus, auch andere Angehörige seiner Familie haben sich tatkräftig für ihre Mitmenschen eingesetzt. Wie zum Beispiel sein Sohn Herbert, der sich in England um osteuropäische Immigranten kümmerte und sie in seinem Haus aufnahm. Oder George Kaiser, ebenfalls ein Nachfahre Max Samuels, der heute in den USA lebt und zu den 100 reichsten Menschen der Welt zählt. Mit seiner Stiftung setzt er sich für die Chancengleichheit von Kindern vor allem im Bereich der Bildung und Gesundheit ein. „Wir betrachten mit Absicht die Familie, nicht nur Max Samuel“, betonte Frank Schröder. Der Besuch der Ausstellung lohne sich deshalb, „weil sie auch die Geschichte der Stadt, der Region und des Landes umfasst, viele Momente, die in der Weltgeschichte bedeutsam waren.” Wer jetzt neugierig geworden ist, kann die Ausstellung „Die Familie Samuel“ noch bis zum 4. Februar immer dienstags bis freitags von 10 bis 16 Uhr im Max-Samuel-Haus besuchen.
4. September 2010 | Weiterlesen
US-Botschafter Philip D. Murphy zu Gast in Rostock
Vor dem Rostocker Rathaus hatte sich gestern ein kleines Polizeiaufgebot postiert, welches auch den Passanten auf dem Neuen Markt ins Auge fiel. „Kommt Obama?“, scherzte ein Jugendlicher angesichts der schwarzen Limousinen, die vorgefahren wurden. Na ja, fast richtig – der persönliche Repräsentant des Staatsoberhauptes der Vereinigten Staaten von Amerika in Deutschland Philip Dunton Murphy saß in einem der Wagen und wurde offiziell vom Oberbürgermeister Roland Methling und der Bürgerschaftspräsidentin Karina Jens in Empfang genommen. Im Protokollzimmer hatte der Botschafter dann die ehrenvolle Aufgabe sich ins Gästebuch der Stadt einzutragen. Der Wind hatte Philip D. Murphy, der seit gut einem Jahr das Amt des US-Botschafters bekleidet, nach Rostock geweht. Bereits am Morgen nahm er an der Eröffnung des 2. Offshore-Gipfels teil. Auf dem internationalen Treffen der Offshore-Windbranche soll die Zusammenarbeit zwischen Nordamerika und Europa bei der küstennahen Gewinnung von Windenergie gefördert werden. „Das ist eine wunderbare Gelegenheit, um Informationen über ein Thema auszutauschen, welches ganz oben auf der Prioritätenliste von Präsident Barack Obama steht“, machte der Diplomat den Konferenzteilnehmern deutlich. Gerade vor dem Hintergrund der Ölkatastrophe wächst die Bedeutung ökologisch nachhaltiger Energiegewinnung in den USA. 80 Milliarden US-Dollar habe die amerikanische Regierung seit Beginn von Obamas Amtszeit in die Windenergie investiert. Bis Ende 2012 sollen in den gesamten USA damit 700.000 Arbeitsplätze gesichert bzw. geschaffen werden, teilte der US-Botschafter mit. Am Nachmittag, nachdem die repräsentativen Aufgaben erledigt waren, konnte sich Philip D. Murphy seiner privaten Leidenschaft widmen: dem Fußball. Der 54-jährige und seine Familie sind selbst begeisterte Spieler. In Rostock nutzte er die Gelegenheit, dem FC Hansa einen Besuch abzustatten und während des Trainings auch selbst eine Kostprobe seines Könnens zu demonstrieren. Der ehemalige Investmentbanker und Multimillionär hat sogar eine eigene Damenfußballmannschaft in New Jersey. Schon jetzt hat er sich den Termin für das Endspiel der Frauenfußball WM nächstes Jahr in Deutschland gemerkt und hofft, dass dann die deutsche gegen die amerikanische Mannschaft antreten wird.
3. September 2010 | Weiterlesen
Lieblingsplatz - eine Bank für den Rostocker Stadthafen
Was zeichnet einen Lieblingsplatz aus? Bequemlichkeit? Es sollte keine Langeweile aufkommen? Ein Fernsehsessel vielleicht? Wenn einem die Augen schon ganz viereckig vom vielen Fernsehen geworden sind, dann entsteht vielleicht bei dem einen oder anderen das Bedürfnis, die „wirkliche Welt“ mit eigenen Augen zu sehen. Die ist vielleicht nicht immer ganz so spannend wie der Polizeiruf 110. Aber zur Abwechslung mal etwas Entspannung bei einem Spaziergang – das tut ja auch ganz gut. Wem als eingefleischte Couch-Potato womöglich die Kondition für längere Fußmärsche fehlt, der freut sich zwischendurch auch bestimmt über eine Bank, auf der man annähernd die gewohnte Fernsehsesselhaltung einnehmen kann. Auf eine neue Bank können sich jetzt Spaziergänger im Rostocker Stadthafen auf der Haedgehalbinsel freuen. Es handelt sich hierbei aber nicht um irgendeine, sondern um eine himmelblaue NDR-Bank, wie sie derzeit an ausgewählten Orten des gesamten Sendegebiets des Norddeutschen Rundfunks aufgestellt werden. Für den Standort im Rostocker Stadthafen haben sich die beiden Schauspieler Anneke Kim Sarnau und Charly Hübner entschieden. Die beiden dürften den Fernsehzuschauern des ARD-Sonntag-Abend-Programms als Kommissare Katrin König und Alexander Bukow aus dem Polizeiruf 110 bekannt sein. Zwei Folgen der beliebten Krimi-Reihe wurden schon in Rostock gedreht. Gerade wird der dritte Teil aufgenommen. Nach einem Drehtag seien die beiden hier zum Stadthafen gekommen und hätten sich an die Kaikante gesetzt, um Entspannung zu finden. Die freundliche Atmosphäre des Sommerabends mit den Menschen, die am Ufer ihren Grill aufgestellt hatten, gefiel den beiden so gut, dass sie diesen Ort für die NDR-Aktion zum Lieblingsplatz erkoren haben, erzählte Charly Hübner. Am Mittwoch wurde nun der Lieblingsplatz feierlich eingeweiht. Damit auch die ganze Fernsehnation an diesem Ereignis teilhaben konnte, stand ein Kamerateam zur Liveübertragung ins NDR-Nachmittagsprogramm bereit. Sogar die Rostocker Polizei, mit der das Filmteam von Anfang an zusammengearbeitet hatte, war mit den beiden Sprechern Dörte Lembke und Volker Werner vertreten. Dekorativ hatten sie ihren Streifenwagen in die Kulisse gefahren. Nur eine fehlte: die Hauptdarstellerin Anneke Kim Sarnau. Leider konnte sie aus gesundheitlichen Gründen nicht zur Bankeinweihung erscheinen. Dafür hatte sie ihrem Kollegen per SMS den Taufspruch gesendet. Mit frisch geschöpftem Warnowwasser schritt Charly Hübner schließlich zur Tat. „Wir hoffen, dass auf dieser Bank mit Blick auf den Hafen viele Leute positive Gedanken haben und dass mindestens ein bis zwei Paare sich dort finden und Kinder zeugen“, las der Schauspieler vor und besprenkelte die neue Bank. Dann setzte er sich mit der Moderatorin (nachdem die Sitzfläche wieder trocken gewischt war) endlich für ein kleines Pläuschchen auf das gute Stück. Da zu einem feierlichen Anlass Musik nicht fehlen darf, zwitscherte die Crew der gegenüberliegenden Luciana das traditionelle Shanty „The Banks of Sacramento“. Damit war die himmelblaue NDR-Bank der Öffentlichkeit übergeben. Jeder Passant, ob er Fernsehgebühren zahlt oder nicht, kann hier nun Platz nehmen, die schöne Aussicht genießen und über den darauf geschriebenen Spruch: „Wenn du weißt, wo du herkommst, kannst du sein, wo du willst” sinnieren. Ach ja, und das Kinderzeugen nicht vergessen.
3. September 2010 | Weiterlesen
Abschlussparty des FerienLeseClubs 2010
Ferien sind doch was Schönes! Da hat man endlich richtig viel Zeit zu lesen. Und zwar Bücher, die man sich selbst aussucht und nicht, wie in der Schule, vorgesetzt bekommt. Für junge Leseratten ab der 5. Klasse, denen die Auswahl dennoch zu groß war, hatten 23 Bibliotheken in Mecklenburg-Vorpommern in den letzten Sommerferien ein besonderes Sortiment spannender Ferienlektüre zusammengestellt. Wer daraus las und ein Logbuch darüber führte, konnte am FerienLeseClub 2010 teilnehmen. 1200 Kinder in ganz Mecklenburg-Vorpommern wurden Clubmitglieder, 174 davon in Rostock. Besonders schön sei, so Rostocks Senatorin für Jugend und Kultur Dr. Liane Melzer, dass ein Drittel der Teilnehmer Jungen waren. Insgesamt bewertete sie die Aktion als großen Erfolg. „Es hat sich gezeigt, dass man die Ferien wunderbar nutzen kann, um zu lesen“, so ihr positives Fazit. Am Mittwoch, als das neue Schuljahr schon wieder acht Tage alt war, fand in der Rathaushalle schließlich die Abschlussparty des FerienLeseClubs 2010 statt. Viele Teilnehmer hatten ihre Schulbücher zur Seite gelegt und waren gekommen, um sich ihre Teilnahmezertifikate abzuholen. Die seien etwas ganz besonderes, weil der Bildungsminister Henry Tesch sie persönlich unterzeichnet hat, betonte Liane Melzer. Das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur Mecklenburg-Vorpommern hatte für den Ferienleseclub die Schirmherrschaft übernommen und die ganze Aktion mit 23.000 Euro gefördert. Weitere 35.000 Euro wurden von einer Stiftung finanziert. Auch Rostocker Buchhandlungen und der Unternehmerverband hatten den FerienLeseClub unterstützt. Nicht zu vergessen die Mitarbeiter der Stadtbibliothek, „ohne die das alles nicht möglich gewesen wäre“, würdigte Ulrich Kunze, der Moderator der Abschlussparty, ihr Engagement. Er ließ es sich auch nicht nehmen, aus dem beliebtesten Buch des FerienLeseClubs vorzulesen: „Gregs Tagebuch – Ich war’s nicht!“, ein Comic-Roman von Jeff Kinney, der von sinnvoller Beschäftigung in den Sommerferien handelt. Na, das passte ja. Auf dem zweiten Platz der beliebtesten Bücher landete „Monsterjäger Akademie“. Besonders bei den Mädchen ein Renner und in der Gesamtwertung auf den dritten Platz: die Geschichte der beiden Vampirschwestern „Lucy und Olivia“. Einige Leser waren so eifrig, dass sie in den Sommerferien sieben und mehr Bücher schafften. Dafür gab es das Zertifikat in Gold vom FerienLeseclub. Für Silber mussten die Schüler drei bis sechs und für Bronze ein bis zwei Bücher lesen. Jana Bock hatte drei Team X- Bücher gelesen und sich somit das Zertifikat in Silber verdient. Die Geschichten einer Gruppe von jungen Geheimagenten faszinierten sie so sehr, dass sie gleich zu ihren Lieblingsbüchern avancierten. Bei der Abschlussveranstaltung wurde zur Abwechslung aber nicht nur gelesen. Sieben Mädchen der Jugendkunstschule Arthus sorgten mit ihrem Improvisations-Theater für Unterhaltung. Ein süßes Buffet und Musik durften bei einer Kinderparty natürlich auch nicht fehlen.
2. September 2010 | Weiterlesen
Frieda 23: Ausstellungseröffnung Galerie 10/Jazz
Normalerweise bieten die Räumlichkeiten der Kunstschule Rostock in der Friedrichstraße 23 Kunstschülern Raum zum Ausprobieren und Lernen. Gestern Abend allerdings wurde dort die Galerie 10/Jazz eröffnet. Nach einer kurzen Begrüßung durch Simone Briese, Geschäftsleiterin der Kunstschule Rostock, ging es dann auch ohne viele Worte zu verlieren direkt mit Jazzmusik los. Kunst und Musik sollten für sich selbst sprechen. „Sonst ist es immer umgekehrt: Eine Jazzband spielt und es wird dazu gemalt“, beschreibt Michael Herloff das gewöhnliche Vorgehen, wenn Malerei und Musik zusammengebracht werden. Dass es auch in der umgekehrten Weise funktioniert, führte der Maler, der auch mit verschiedenen Werken in der Ausstellung vertreten ist, dann gleich selbst vor. Er spielte auf seinem Keyboard Jazz-Improvisationen zu zwei Bildern von Susanne Pfeiffer und Felix Fugenzahn. Herloff wusste darüber hinaus interessante Gemeinsamkeiten zwischen Musik und Malerei zu berichten. So findet man beispielsweise zu den 12 Tönen der Musik die Entsprechung in den 12 Tönen des kalibrierten Farbspektrums in der Malerei. Veranstaltet wird die Ausstellung von der Kunstschule Rostock in Zusammenarbeit mit dem Jazzclub Rostock, dem Lokalradio LOHRO, dem 0381-Magazin und dem Carlo 615. „Jazz“ ist Teil einer Ausstellungsreihe, die einmal im Jahr in den Räumlichkeiten der Kunstschule Rostock stattfindet. Sonst hängen dort in den Gängen die Werke der Kunstschüler, doch für die Ausstellung werden die Räume ausgeräumt und frisch gestrichen. Der Anstoß dazu kam von den Künstlern selbst, die mit der Ausstellung vor allem jungen Künstlern eine Plattform zum Experimentieren geben wollten. Nachdem das Motto der Ausstellungsreihe im Vorjahr „Still“ lautete, war es den Veranstaltern wichtig, in diesem Jahr einen Gegensatz dazu zu schaffen. Die Ausstellung aber einfach nur „Laut“ zu nennen, war den Künstlern dann doch zu plakativ. Am Ende setzte sich „Jazz“ als Leitmotiv durch. „Jazz ist eine Musikrichtung, die Alt und Jung zusammenbringen kann“, geht Organisator Matthias Dettmann auf das Konzept der Ausstellung ein. Deshalb wurden auch bewusst sowohl alte als auch junge Künstler für die Ausstellung gesucht. Insgesamt 20 Künstler hatten sich beworben, um ein Teil von „Jazz“ zu werden. 13 von ihnen wurden schließlich ausgewählt. Bei so vielen verschiedenen Künstlern ist auch die Palette an verwendeten Techniken entsprechend groß. So gibt es beispielsweise Tusche- und Acrylmalereien zu entdecken, aber auch Installationen aus Instrumenten, Collagen oder sogar zweckentfremdete Haushaltsgegenstände. So entdeckte Mark Wiesel eine neue Gebrauchsmöglichkeit für Küchenschwämme und Kaugummis, die er kurzerhand für seine ganz persönliche Interpretation von Piet Mondrians „Broadway Boogie Woogie“ verwendete. Einen versehentlich falsch gesetzten Schwamm machte er dabei zu einem wiederkehrenden Motiv seiner Installation. „Wenn man im Jazz einen Fehler macht, spielt man ihn dreimal und er gehört zum Stück“, begründet er sein Vorgehen mit einem Augenzwinkern. Einige der Kaugummis sind übrigens nicht fest angebracht. Aus gutem Grund, denn Wiesel hofft, dass der eine oder andere Ausstellungsbesucher frech genug ist, um den einen oder anderen Kaugummi zu vertauschen und damit selbst an dem Werk zu partizipieren. Seine Absicht dahinter: „Kunst soll ja auch Spaß machen.“ Wer im Anschluss der Vernissage noch nicht nach Hause gehen wollte, der konnte im Carlo 615 einkehren und den Abend bei Livemusik – natürlich Jazz – ausklingen lassen. Und auch in den nächsten Tagen wird im Rahmen des Programms noch einiges geboten, so wird es eine Live-Radiosendung, Actionpainting und Live Musik geben.
2. September 2010 | Weiterlesen
Räuber Hotzenplotz auf dem Kastanienplatz
Vorsicht! Der gefürchtete Räuber Hotzenplotz treibt in diesen Tagen in Rostock sein Unwesen. Der große Mann mit schwarzem Bart und Federhut trägt sieben Messer und eine Pfefferpistole bei sich. Kartoffeln und Schnupftabak wurden bereits bei der Polizei als gestohlen gemeldet, und nun auch noch Omas Kaffeemühle. Die gute Kaffeemühle, die ihr Kasperl und Seppel gerade erst zum 80. Geburtstag geschenkt haben und die ihr Lieblingslied spielen kann. „Jetzt reicht’s!“ ruft der Wachtmeister. „Dem Halunken muss man das Handwerk legen.“ Er bittet die Bevölkerung um Mithilfe bei der Ergreifung des Übeltäters und verspricht auch eine stattliche Belohnung. Also beschließen Kasperl und Seppel dem Dieb selbst nachzuspüren und geraten dabei in die Fänge des Räubers und des Zauberers Petrosilius Zwackelmann. Wer wissen möchte, ob die beiden sich wieder aus ihrer misslichen Lage befreien können und ob die Oma ihre Kaffeemühle zurück erhält, der sollte beim Kimugi-Theater auf dem Kastanienplatz vorbeischauen. Hier gastiert die Familie Sperlich aus Gießen mit ihrem Theaterzelt und erzählt noch bis zum 6. September die Geschichte vom „Räuber Hotzenplotz“ des Kinderbuchautors Otfried Preußler. Dabei hat sich das Familientheater besonders auf junges Publikum eingestellt. In ihren bunten Kostümen und vor märchenhaften Kulissen versteht es die Theatertruppe, die kleinen und großen Zuschauer mit viel Spannung und Spaß zu unterhalten. Zwischen den drei ca. 20-minütigen Akten gibt es Pausen, in denen die Energiebündel auch mal umherlaufen und Popcorn naschen können. Auch während des Spiels ist die aktive Unterstützung der Zuschauer willkommen. Es wird gemeinsam gesungen, gelacht und die Helden lautstark vor den Bösewichten gewarnt. Ein Kind, das keine Angst vor Hotzenplotz hat, darf sogar auf die Bühne und dem Räuber dabei helfen, das Feuer anzupusten. Obwohl Friedrich bei der ersten Aufführung am Dienstag erst seinen 4. Geburtstag feierte, war er furchtlos genug, sich vor die Räuberhöhle zu wagen. Zur Belohnung durfte er am Ende die Fee küssen und sich mit dem Ensemble des Kimugi-Theaters fotografieren lassen.
1. September 2010 | Weiterlesen