Neueste Nachrichten aus Rostock und Warnemünde

Eröffnung des Spiellustfestivals 2010

Eröffnung des Spiellustfestivals 2010

So lange wie es Firmen und Konkurrenz gibt, gibt es auch Werbung und ihre verschiedenen Strategien. Zu den gewöhnlichen harmlosen Varianten zählen Flyer, Postwurfsendungen, Werbeplakate mit ästhetischen Ausblicken… man schaut eben hin oder lässt es bleiben. Die auffälligeren Varianten sind da schon eher Fernseh-Werbespots, die mit penetranter Aufdringlichkeit versuchen sinnfreie oder frauenverachtende Sprüche in die Köpfe der Bevölkerung zu stopfen. Dass sich Ästhetik, Einfallsreichtum und Aufmerksamkeit dennoch verbinden lassen, hat gestern die Optimistische Kurkapelle des Landesverbandes Freier Theater bewiesen. Zur Eröffnung des Spiellustfestivals hatte sich die Kapelle trotz drohenden Unwetters in der Rostocker Innenstadt versammelt und auf eher altmodische aber sehr effiziente Weise auf sich aufmerksam gemacht. Geplant war der Umzug eigentlich vom Uni-Platz aus, Schneematsch von oben und unten schien die Pläne allerdings geändert zu haben. Ich hatte meine Suche nach den lustigen Musikanten schon fast aufgegeben und war auf dem Weg zum KTC um dort bei Thalia mein Buch weiter zu lesen, als mich Trommelschläge und Trompetentöne aufhorchen ließen. Und da waren sie dann doch noch. Eine amüsante Truppe mit bunten und altmodischen Kostümen geschmückt und mit Instrumenten sowie jeder Menge Flyer ausgerüstet. Bei meinem Eintreffen war die Kapelle gerade, laut spielend, nacheinander mit der Rolltreppe auf dem Weg ins Untergeschoss. Das hätte ein herrliches Foto ergeben, aber zu dem Zeitpunkt hatte ich mein Staunen wegen des sonderbaren Anblicks und des überraschenden Erfolgs meiner Suche leider noch nicht ganz überwunden. Unten inmitten der Sitzgruppen angekommen, trommelten, spielten, sangen und riefen die Künstler was das Zeug hielt, um die Aufmerksamkeit der neugierigen Passanten auf sich zu lenken. Mit Erfolg, da viele Schaulustige stehen blieben, um sich das außergewöhnliche Spektakel anzusehen und Flyer entgegen zu nehmen. Ein bisschen erinnerte mich die Szene an den Film „Das Kabinett des Dr. Parnassus“, in dem auch eine altmodische Schauspielertruppe in unserer heutigen Welt bestehen zu bleiben versucht. Das diesjährige Spiellustfestival findet vom 28. bis 31. Januar 2010 statt. „Lars, der kleine Eisbär“ war ja bereits Thema hier. Noch das ganze Wochenende über wird Theater und Live-Musik auf der Bühne 602 am Stadthafen gespielt. Aufgrund des hereingebrochenen Schneechaos lässt sich nur hoffen, dass die Veranstaltungen trotzdem stattfinden, Besucher sollte es jetzt jedenfalls genug geben.

30. Januar 2010 | Weiterlesen
Datenschutz im Internet - StudiVZ, Facebook & Co.

Datenschutz im Internet - StudiVZ, Facebook & Co.

Ohne Internet geht heutzutage eigentlich nichts mehr. Einschreiben in die Uni, Bewerben für Jobs und Praktika, Kaufen und Verkaufen, immer die neuesten Informationen sofort bekommen. Sogar wenn Sie das hier lesen, sind sie auf das Internet angewiesen. Wer nicht online ist, droht etwas zu verpassen oder gar sozial abgehängt zu werden. Fast jeder deutsche Jugendliche ist in einem der zahlreichen Internetnetzwerke registriert. Bei Facebook, StudiVZ & Co. lassen sich schnell Kontakte knüpfen, man kann in Interessengemeinschaften eintreten und so mit der ganzen Welt (oder wenigstens ganz Deutschland) kommunizieren. Dass hierbei auch eine Menge ungeahnter Gefahren lauern, wissen die meisten Kinder und Jugendlichen gar nicht, die sich auf diesen Seiten registrieren. Zur Aufklärung und Diskussionsrunde lud das Europäische Integrationszentrum Rostock e.V. am 28.01.2010 ins Peter-Weiss-Haus ein. Welche Informationen kann und darf ich im Internet preisgeben? Welche Gefahren lauern in solchen Netzwerken? Wie kann ich mich schützen und was kann ich tun, wenn ich selbst zum Opfer werde? Diese und noch mehr Fragen sollten im Laufe des Abends beantwortet werden. Dazu wurden Gesa Stückmann (Rechtsanwältin), Karsten Neumann (Landesbeauftragter für Datenschutz und Informationsfreiheit MV), Stephan Chudowski (Geschäftsführer Spion Media GmbH) und Dr. Thomas Mundt (Lehrstuhl für Informations- und Kommunikationsdienste Universität Rostock) ins Peter-Weiss-Haus eingeladen. Der erste Referent des Abends war Stephan Chudowski, der mit seiner Firma das Internetnetzwerk MV-Spion betreibt. Die Seite wirbt mit hoher Sicherheit und Benutzerfreundlichkeit für seine User, laut Chudowski ist dort jeder zweite Jugendliche in Mecklenburg-Vorpommern zwischen 14 und 25 Jahren registriert. Doch bei so vielen Mitgliedern erhöht sich auch die Gefahr für Missbrauch und schwarze Schafe, weswegen auf Sicherheit besonders viel Wert gelegt werden muss. Die Sicherheitsmaßnahmen bei MV-Spion sind vielseitig und gut durchdacht. Durch verschlüsselte Nutzerdaten, Captchas (Sicherheitscodes) und Spam-Schutz sind die User vor Angriffen von außen geschützt. Die manuelle Fotokontrolle, flexible Privatsphäreoptionen und die Meldefunktion auf Profilen soll die Gefahr von innen minimieren. So weit, so gut. Die Rechtsanwältin Gesa Stückmann weist allerdings noch auf eine ganz andere Gefahr hin. 2007 hatte sie einen Fall betreut, in dem zwei Geschwister unwissentlich monatelang über die Internetplattform SchülerVZ von Mitschülern fertig gemacht wurden, erst später durch Zufall davon lasen und daraufhin so eingeschüchtert waren, dass sie nicht mehr zur Schule gehen wollten. Doch diese Geschichte ist längst kein Einzelfall. 2006 gab es den ersten bekannten Selbstmord wegen Internet-Mobbing, jährlich folgten weitere. Seit einigen Jahren hält Gesa Stückmann an Schulen und Elternabenden Vorträge über diese Problematik und dabei gäbe es in jeder Klasse ein solches Mobbing-Opfer. Schon ein Großteil der Schüler aus den 5. Klassen wäre bei Internetnetzwerken, vor allem SchülerVZ, angemeldet. Dabei zeichne sich ein Trend ab, der vor allem in den 9. und 10. Klassen auffalle: je mehr Freunde im Netzwerk, desto „besser“. Klar, wer viele Freunde hat, gilt als beliebt und anerkannt. Dass mit der steigenden Menge der „Freunde“ im Netzwerk aber auch die Privatsphäre der Person drastisch sinkt, ist vielen Jugendlichen nicht bewusst oder einfach egal. Außerdem sind vielen die Privatsphäre-Optionen zwar bekannt, sie nutzen diese aber nicht oder nur ungenügend. Besonders problematisch ist parallel dazu die Entwicklung, dass ein Großteil der Jugendlichen das Internet massiv zur Selbstdarstellung nutzt und bei der Veröffentlichung persönlicher Daten keine Hemmungen oder Bedenken hat. Dabei haben nicht unbedingt die Außenseiter das Bedürfnis aufzufallen, sondern vor allem die, die auch im normalen Leben oft im Mittelpunkt stehen. Fotos von der letzten Party oder mit wenig Bekleidung werden bedenkenlos zur Kommentierung veröffentlicht, über den eigenen Status wird zu jeder Tageszeit Twitter-like detailliert berichtet, der vollständige Name sowie Messenger-Adressen stehen sowieso auf jedem Profil. Karsten Neumann erklärt die möglichen Ursachen dieser Gutgläubigkeit. Jeder sitzt für gewöhnlich allein vor dem PC, glaubt deswegen auch allein im Internet zu sein – die Gefahr von außen ist somit nicht deutlich erkennbar. Gleichzeitig nimmt man die anderen Personen im Chat oder Netzwerk oftmals auch nicht als richtige Personen wahr. Über die Tastatur sind schnell Dinge geschrieben, die man sich im richtigen Leben lieber zweimal überlegen würde und die der „Gesprächspartner“ im Internet ohne Mimik und Gestik auch oftmals falsch auffassen kann. Hinzu kommt, dass die Eltern ihre Kinder während ihrer Aktivitäten im Internet nicht kontrollieren können und diese so auf sich allein gestellt sind. Nach diesem spannenden lebensnahen Vortrag ging ich selbst mit einem ganz anderen und ziemlich mulmigen Gefühl ins Internet. Meine einzigen Netzwerke sind StudiVZ (31 Freunde), SchülerVZ (32 Freunde) und Wer Kennt Wen (8 Freunde). Seit neuestem mit minimalen Informationen und maximaler Privatsphäre.

29. Januar 2010 | Weiterlesen
„Lars, der kleine Eisbär“ auf der Bühne 602

„Lars, der kleine Eisbär“ auf der Bühne 602

Heute Morgen gab es in jeder Hinsicht eine große Überraschung – Plusgrade! Nach Wochen des Zitterns und Frierens scheint das Schlimmste geschafft und das Ende der langen Eiszeit endlich in Sicht, da konnte mir auch der tauende Schneematsch auf den Wegen die Stimmung nicht verderben. Handschuhe und Wollpulli können heute zu Hause bleiben, bei 0,8°C lässt sich der Winter endlich genießen. Genießen lässt sich auch der wunderschöne Ausblick, der sich allen Spaziergängern momentan am Rostocker Stadthafen bietet. Wie viele der anderen Binnengewässer ist die Warnow inzwischen zu einem Großteil zugefroren, sehr zum Leidwesen der Bootsfahrer aber zur Freude aller Schaulustigen und natürlich Fotografen. Direkt am Ufer gegenüber der „Georg Büchner“ befindet sich ein kleines Theater, die Bühne 602. Vom 28. bis 31. Januar 2010 findet dort das Spiellustfestival statt, welches mit einigen Theaterstücken und Live-Musik einen gelungenen Beitrag zum Rostocker Kulturprogramm schafft. Das erste Stück in diesem Rahmen war „Lars, der kleine Eisbär“, welches kindgerecht um 10 Uhr am Donnerstagmorgen aufgeführt wurde. Zu dieser Veranstaltung hatten sogar einige Kindergartengruppen den weiten Weg auf sich genommen, um das Abenteuer von Lars live mitzuerleben. Bei meinem Eintreffen ist die Eingangshalle voll mit kleinen putzigen Gestalten, die versuchten sich aus ihren dicken Jacken zu schälen. Bevor es losgeht, darf ich die Theaterangestellte von der Kasse aber noch hinter die Bühne begleiten. Auf der Suche nach der Schauspielerin des Stücks für die Fotoerlaubnis werde ich durch dunkle Gänge an Garderoben und einer Küche vorbei geführt – ein einmaliger Blick hinter die Kulissen des Theaters. Das Stück selbst wird von einer einzigen Schauspielerin aufgeführt. Birgit Schuster übernimmt mithilfe von Stoffpuppen, Kostümen und verschiedenen Requisiten am Ende ganze 9 Rollen, die sie allesamt überzeugend und liebevoll darstellt. Das Fantastische an dem Stück ist außerdem das unglaublich flexible Bühnenbild, welches zwar sehr einfach aussieht, sich aber von einem Krankenhauszimmer in eine Wüste, einen Dschungel und einen Wald verwandeln kann. Die Rahmenhandlung des Theaterstückes erzählt von Frau Schnuppe, die eigentlich krank im Bett liegen bleiben soll, es dort aber vor Langeweile nicht lange aushält. Also erzählt sie mithilfe des „Krankenhausmobiliars“ die Geschichte von Lars, dem kleinen Eisbär. Lars wohnt zusammen mit seinem Vater am Nordpol. Der alte Eisbär will lieber schlafen als spielen, und so macht sich Lars auf die Suche nach einem Spielkameraden. Ganz unverhofft trifft er den kleinen Tiger Theo, der sich auf der Suche nach dem Meer am Nordpol verlaufen hat und nun unter Heimweh und Einsamkeit leidet. Lars ist von den Geschichten aus Theos Heimat fasziniert und hilft ihm, mit dem Zug nach Hause zu fahren. Im Tiger-Dschungel angekommen, erlebt der kleine Eisbär eine neue, ihm völlig unbekannte Welt. Doch das Abenteuer muss schon bald abgebrochen werden, als Lars vom Papagei die Nachricht bekommt, dass sein Vater krank ist und dringend Honigmedizin braucht. Also muss sich Lars von Theo verabschieden und sein Abenteuer zunächst allein fortsetzen, um dem alten Eisbären helfen zu können. Insgesamt ist „Lars, der kleine Eisbär“ ein wirklich herzallerliebstes Stück, welches nicht nur Kinder begeistern kann. Ein gelungener Auftakt für das Spiellustfestival!

28. Januar 2010 | Weiterlesen
Neujahrsempfang des 1. LAV Rostock

Neujahrsempfang des 1. LAV Rostock

Gestern fand im 7. Stock des WIRO (Wohnen in Rostock) -Towers in der Langen Straße der traditionelle Neujahrsempfang des 1. Leichtathletik Vereins Rostock (LAV) statt. Ohne starres Protokoll oder mit einer Tagesordnung versehen, wurde in lockerer Runde über das vergangene Jahr berichtet und ein kurzer Ausblick auf die kommende Saison gegeben. Meist sportlich elegant gekleidet wurde bei einem Glas Sekt und etwas Knabberzeug rege diskutiert, ehe der erste Ralf den Empfang offiziell eröffnete. Der Geschäftsführer der WIRO, Ralf Zimlich, ließ es sich nicht nehmen, ein paar einführende Worte zu sagen. „Ich war ja auch mal sportlich gewesen“ meinte er grinsend. Zimlich schilderte, wie das Sponsoring für den lokalen Sportverein zustande kam. Im Juni des vergangenen Jahres haben die WIRO und der 1. LAV offiziell ihre Partnerschaft besiegelt. Das städtische Wohnungsunternehmen unterstützt zukünftig den Breiten- und Leistungssport. Im Gegenzug wirbt der Sportverein auf seinen vielen Wettkämpfen für das Unternehmen. Unter anderem können WIRO-Mieter die Sportangebote des LAV zu Vorzugskonditionen nutzen. Ein Highlight der Zusammenarbeit sei nach dem WIRO-Chef das große Sportfest gewesen. Dieses ist auch für 2010 vorgesehen (26. Juni). Danach übergab Zimlich den Staffelstab an den zweiten Ralf, nämlich dem 1. Vorsitzenden des 1. LAV, Ralf Skopnik. Dieser dankte zuallererst den Sponsoren für die zuverlässige und leistungsstarke Unterstützung. Die Leichtathletik Weltmeisterschaft (WM) 2009 in Berlin stand natürlich im Fokus des Vereins. „Das war eine ganz besondere Atmosphäre, dafür lohnt sich das harte Training – ich durfte als Trainer dabei sein“ schwärmte Skopnik zurückblickend. Dabei wurde der von Skopnik trainierte Speerwerfer Mark Frank immerhin respektabler 8. der WM. Aufgrund des Deutschen Meistertitels im selben Jahr hatte man sich aber etwas mehr erhofft. Nichtsdestotrotz heißt es weiter Gas zu geben. Frank fährt in wenigen Tagen ins Trainingslager nach Ägypten, um sich auf die Leichtathletik Europameisterschaft in Barcelona vorzubereiten. -10°C und Schneeschauer in Rostock sind eben keine optimalen Bedingungen. Nicht anwesend sein konnte die ehemalige Europameisterin im Marathon, Ulrike Maisch. Dafür waren aber vielversprechende „Nachwuchs“-Athleten wie Richard Bienasch (110 Meter Hürden) oder auch Tom Gröschel vor Ort, die national ganz vorne mitmischen und auch schon international Wettkampfluft schnuppern konnten. Das Comeback von Evelyn Hübner sei noch zu erwähnen, sie gewann letztes Jahr überlegen die Landesmeisterschaften über 60 Meter Sprint. Aber auch die ehemaligen Sportler wie die jetzige Ehrenpräsidentin des LAV, Marita-Meier-Koch, Christian Schenk oder Hansjörg Kunze sind nach wie vor prägende Figuren im Profil des Vereins. Sie sind ein Vorbild für die Jüngeren und zeigen, was man mit Talent und ganz viel Fleiß alles erreichen kann. Zum Abschluss des Empfangs wurden allen anwesenden Sportlern noch Blumen überreicht und Ralf Skopnik eröffnete nach einem gemeinsamen Toast das Büffet.

27. Januar 2010 | Weiterlesen
Matthias Politycki: „Jenseitsnovelle“

Matthias Politycki: „Jenseitsnovelle“

Gerade einmal zwei Wochen ist es her, dass Helmut Krausser uns im kalten Möckelsaal des Peter-Weiss-Hauses sein neues Buch vorstellte – und damit begeisterte. Doch das Rennen um den mit 15.000 € dotierten Publikumspreis ist noch nicht entschieden. Am gestrigen Abend gab der fünfte Autor, Matthias Politycki, eine Lesung zu seinem neuen Buch „Jenseitsnovelle“. Statt der sonst üblichen Sitzgruppen wurden die Stühle diesmal in Reihen aufgestellt – aufgrund der enormen Zuschauerzahl beim letzten Mal vielleicht sowohl eine Maßnahme zur Platzeinsparung wie auch zur konzentrierten Verteilung der Körperwärme. Der große Andrang von der letzten Lesung blieb allerdings aus. Einleitung und Moderation übernahm wie gewohnt Prof. Lutz Hagestedt von der Universität Rostock. Gleich zu Beginn erzählte er uns von seiner (un)heimlichen Leidenschaft – reduzierten Büchern. Schon damals als junger Literaturkritiker hätte Hagestedt dem Drang zum Kauf heruntergesetzter Exemplare nicht widerstehen können und gelangte so schon früh, mehr oder weniger zufällig, in den Besitz eines dicken Werkes von Matthias Politycki. Bei der Wahl der Autoren zur LiteraTour Nord habe dieser Name dann plötzlich auf der Liste gestanden. Es sei ein „schmales Buch“ und daher „schnell durch“, soll Manfred Keiper argumentiert haben und so ist es kein Wunder, dass wir den sympathischen Autor gestern Abend in Rostock begrüßen durften. Politycki’s neuestes Werk „Jenseitsnovelle“ ist allerdings kein heiteres kurzweiliges Buch, sondern hat viel mehr etwas tiefsinniges, psychologisches. „Auch Bücher, die weh tun, müssen geschrieben werden“, meint der Autor dazu. „Es wird nicht so lustig.“ Zum Verständnis des Buches beginnt er ganz am Anfang der Geschichte. Der Sinologie-Professor Hinrich Schepp, Anfang sechzig, findet seine Frau Doro eines Morgens tot am Schreibtisch sitzen. Zunächst will er ihren Tod nicht wahr haben, sucht dann aber schließlich zwischen den Papierseiten auf dem Tisch nach der letzten Botschaft, die sie ihm hinterlassen hat. Doro, die für gewöhnlich Schepps Texte korrigiert hat, arbeitete zu dessen Überraschung zuletzt an einem längst vergessenen und verworfenen Manuskript. Statt aber nur die äußere Form zu berichten werden Doros Kommentare im Text immer bissiger, schließlich hatte sie sogar die Namen im Manuskript durchgestrichen und mit ihren eigenen ersetzt. Schepp, der bemüht war, sich nur an das Gute seiner Ehe zu erinnern, wird bald bewusst: hier hat er es mit Doros Abrechnung zu tun. Doch so kann er es natürlich nicht stehen lassen, und versucht dieses Kapitel ihrer Ehe seiner toten Frau gegenüber richtig zu stellen. Im Übrigen wäre das Buch gar nicht so kurz, sagt Matthias Politycki im Anschluss. Wenn man es nämlich durchgelesen hätte, müsse man zur Aufarbeitung der Geschichte noch einmal von vorne beginnen. Also 252 Seiten statt nur 126. In der „Jenseitsnovelle“ spielt der Tod eine entscheidende Rolle. Auf die Frage nach Polityckis Vorstellung vom Jenseits antwortet dieser, er denke da eher „scheppianisch“, könne sich also kein Jenseits vorstellen. Allerdings beneide er jeden, der das könne. Mit dem Glauben verbinde er einen Mangel, eine Grundsehnsucht des Menschen, die nicht durch Konsumsucht oder Fußball ersetzt werden könne. Ein schöner Abschluss für eine gelungene, tiefsinnige Lesung!

27. Januar 2010 | Weiterlesen
Wissensboje für die Südstadt-Bibliothek Rostock

Wissensboje für die Südstadt-Bibliothek Rostock

Geht man in unseren Breiten spazieren, trifft man schnell auf sie: Findlinge – einzelne große Steine, die geologisch meist so gar nicht in die Landschaft passen. In früheren Zeiten kaum erklärbar, wurden sagenhafte Riesen dafür verantwortlich gemacht. Riesen, die jene Felsbrocken mit leichter Hand durch die Luft geschleudert haben sollen. Inzwischen sind wir natürlich schlauer und wissen, dass es die Eiszeit war, die uns diese Findlinge beschert hat. Nun liegt die letzte Eiszeit allerdings auch schon wieder ein paar Jahre zurück. Beim Blick aufs Thermometer mag der eine oder andere vielleicht zweifeln, es ist aber tatsächlich so. Dennoch häufen sich in letzter Zeit im Stadtgebiet unheimliche Begegnungen. Nein, nicht der dritten Art, wir sind hier ja nicht in einem Spielberg-Film. Eher Begegnungen der blauen Art. Zwar sind es keine Findlinge, aber urplötzlich tauchen hier und da Bojen im Stadtgebiet auf. Okay, die Eiszeit scheidet aus. Das Packeis der Warnow dürfte auch noch nicht ausreichen, um eine Boje bis in die Innenstadt zu treiben und von Flutwellen blieben wir bisher ebenfalls verschont. Aber sie sind da. Mitten in der Stadt, groß wie ein Findling, blau wie der Himmel und nicht zu übersehen. Seit Kurzem steht solch eine Tonne auch in der Südstadt. Vielen dürfte dieses himmelblaue Ungetüm bestimmt schon aufgefallen sein – auf dem Weg zur Mensa, der Bibliothek oder zum Rechenzentrum. Einige fragen sich bestimmt: Was soll das? Eines vorweg: Die Bojen sind echt. Echte Seezeichen, die normalerweise Schiffen in der Ostsee den Weg weisen. Es war aber nicht die Natur, die diese Bojen an ihren neuen Platz verfrachtet hat, sondern ein Verein – „Rostock denkt 365°“ sein Name. Seit knapp 3 Jahren in Rostock aktiv, möchte der Verein auch 2010 nach dem Ende des „Rostocker Wissenschaftsjahres 2009“ an seinen Zielen arbeiten. Eines davon ist es, mit sogenannten Wissensbojen auf Rostocker Wissenschaftseinrichtungen aufmerksam zu machen. Schöner hätten sich die Verantwortlichen das Wetter kaum wünschen können. Bei strahlendem Sonnenschein wurde heute die Wissensboje in der Südstadt vom Verein „Rostock denkt 365°“ offiziell an die Universitätsbibliothek übergeben. Zu diesem Zweck wurde die an der Ecke Südring/Einsteinstraße befindliche Boje vom Vereinsvorsitzenden Prof. Dr. Udo Kragl übergeben. Gemeinsam mit dem Rektor der Universität Rostock, Prof. Wolfgang Schareck, überreichte er das markante „See(h)zeichen“ an die amtierende Direktorin der Universitätsbibliothek Rostock, Renate Bähker. Dazu wurde symbolisch der Schriftzug des Vereins vor die Boje gehalten, da aufgrund der Witterungsbedingungen ein festes Anbringen nur mit erheblichem Aufwand möglich gewesen wäre. Renate Bähker nahm diese Gabe dankend an, auch stellvertretend für alle universitären Bibliotheksstandorte. Aufgrund der Bedeutung für den Wissenschaftsstandort Rostock erhielt die Südstadt-Bibo diese „Auszeichnung“. Die 590-jährige Geschichte der Universität ist seit genauso langer Zeit ein Wissensspeicher für Generationen gewesen. Unter anderem besitzt die Bibliothek das drittgrößte Buch der Welt, den „Großen Rostocker Atlas“, der mit 120 kg Gewicht nur von vier Leuten schwerlich bewegt werden kann. Als erfahrener Bootsinhaber outete sich Rektor Schareck. Er klärte die Anwesenden auf, dass Bojen eigentlich nicht blau sind. Man kann an den fest verankerten Schwimmkörpern Halt suchen bzw. mit ihnen etwas signalisieren. Weiterhin meinte Schareck: „Manche haben ihre Bären oder Ähnliches, dann haben wir halt unsere Bojen“. Nachdem es trotz Sonne draußen etwas kalt wurde, bat Frau Bähker die Gäste in die Räumlichkeiten der Unibibliothek. Bei Kaffee, Tee und belegten Broten schloss sich nun eine lockere Diskussions- und Interviewrunde an. Bereits die nunmehr achte Wissensboje ist damit im Rostocker Stadtbild zu erblicken. Schon seit dem April 2008 zieht die erste Boje die Blicke auf sich – auf dem Universitätsplatz, mitten im Herzen der Stadt. Spannend dürfte die Frage sein, wer die neunte Boje erhält. Gemunkelt wird, dass sich Bürgerschaft und Oberbürgermeister seit Monaten intensiv darum bemühen, eine dieser Wissensbojen vor ihr Rathaus zu bekommen. Wohl eher ein Gerücht. Allein der Gedanke, dass OB und Bürgerschaft gemeinsam derartig an einem Strang ziehen, fällt etwas schwer. Auf der anderen Seite – wo sonst in der Stadt ist so viel Weisheit, Wissen, Kompetenz und Sachverstand an einem Ort vereint, wie im Rathaus? Eine Wissensboje liegt da schon nahe. Irgendwie. Vielleicht werden wir ja alle überrascht. Morgen ist wieder mal Bürgerschaftssitzung im Rathaus. Also, liebe Bürgerschaftler, strengt Euch an! Vielleicht schaut Euch der Vereinsvorstand tatsächlich längst auf die Finger und Ihr habt noch die Möglichkeit, Euch eine der begehrten Bojen zu verdienen.

26. Januar 2010 | Weiterlesen
Günter Wallraff: „Aus der schönen neuen Welt“

Günter Wallraff: „Aus der schönen neuen Welt“

Einen weiteren hochinteressanten Literaturabend bescherte uns gestern die Thalia-Buchhandlung in der Breiten Straße. Diese Gelegenheit lässt man sich natürlich nicht entgehen und so folgten viele Rostocker bereitwillig der Einladung zu einer Lesung des berühmt-berüchtigten Autors Günter Wallraff. Normalerweise sind bei Thalia-Lesungen etwa die Hälfte der Plätze belegt, am gestrigen Abend waren jedoch schon zur dritten Lesung in Folge alle 300 Plätze ausverkauft. Bisher war ich bei Lesungen ja eher überschaubare gemütliche Runden gewöhnt, sodass meine erste Veranstaltung bei Thalia zunächst schon ein kleiner Schock für mich war. Ein sehr großer Teil der oberen Etage, vom Piratenschiff bis zur Kalenderabteilung, war mit Stuhlreihen ausgestattet und größtenteils bereits belegt. Wer in der ersten Reihe sitzen wollte, musste wahrscheinlich schon zur Ladenöffnung am Morgen da gewesen sein… Günter Wallraff, bekannt als der „Aufdecker“, ist gelernter Buchhändler und gilt damit schon fast als Kollege bei Thalia. Privat ist er gerade im Marathontraining, das traut man ihm angesichts seiner Figur auch durchaus zu. Dass er sowieso unglaublich vielseitig ist, wird er uns im Laufe des Abends noch zur Genüge beweisen. Wallraffs größter Erfolg „Ganz unten“, mit millionenfacher Auflage, deckte einst den menschenverachtenden Handel mit Leiharbeitern in Deutschland auf und ist heute nach dem Schlecker-Skandal wieder aktueller denn je. Für sein aktuelles Buch „Aus der schönen neuen Welt“ ist der Autor wieder in verschiedene Rollen geschlüpft, um undercover Missstände unserer Gesellschaft aufzudecken. Dass er während dieser ungewöhnlichen Recherche so einiges Erschütterndes erlebt hat, wird schnell deutlich. Beim Lesen aus seinem neuen Buch schaut er immer wieder hoch und erklärt die eine oder andere Begebenheit ausführlicher oder erzählt weitere lustige, oftmals aber auch traurige Erlebnisse, die er bei seinen „verdeckten Ermittlungen“ machen musste. Der wohl größten Verwandlung wurde Wallraff bei der Rolle des Kvami Ogonno unterzogen, eines aus Somalia stammenden Schwarzen. Wallraff sieht zwar recht sonnengebräunt aus, aber für ein wirklich überzeugendes Erscheinungsbild braucht es schon noch etwas mehr als Schuhcreme im Gesicht, oder? Mit schwarzer Lockenperücke und dunkler Hautfarbe habe er viel jünger und vorteilhafter ausgesehen, das Abschminken war dann schon immer etwas enttäuschend, berichtet Wallraff schmunzelnd. Seine falsche Hautfarbe wäre auch nicht aufgeflogen, da die Leute bei ihm nie so genau hin geschaut hätten. In dieser Rolle ist der Autor ein Jahr lang mit versteckter Kamera durch Deutschland gereist, um das Verhalten Migranten gegenüber zu erforschen. Als Kvami Ogonno war er auf einer Bootstour, bei Fußballspielen, beim Camping und Behörden und hat dabei ganz erschreckende Erfahrungen gemacht, die jedes Klischee des fremdenfeindlichen Deutschen noch weit überbieten. Seine Lösung für das Problem: wenn Einheimische und Migranten schon als Kinder zusammen aufwachsen, würden die Vorurteile früh beseitigt werden und beide hätten später die gleichen Bildungschancen. Neben dieser Rolle hat Günter Wallraff für seine Reportagen auch als Obdachloser in verschiedenen Heimen und sogar draußen geschlafen, als Call-Agent Billigwaren teuer am Telefon verkauft und unter katastrophalen Bedingungen bis zur Erschöpfung und Verbrennung für Lidl Brötchen gebacken. Seine erschreckenden Erlebnisse wurden auch als Filme dokumentiert, wie etwa „Bei Anruf Abzocke“ oder „Schwarz auf Weiß“.

26. Januar 2010 | Weiterlesen
5. LOHRO Klubnacht Rostock

5. LOHRO Klubnacht Rostock

Der Samstagabend hielt tatsächlich noch ein weiteres musikalisches Highlight bereit – allerdings völlig anderer Art. Weit weg von afrikanischem Gebetsgesang und Hochschulchor des „African Sanctus“ fand in der ganzen Hansestadt verteilt die 5. LOHRO Klubnacht statt. Mit einem großen Banner am Hauptverkehrspunkt, dem Doberaner Platz, hatte unser Lokalradio LOHRO schon seit mehreren Wochen erfolgreich auf das Partyevent aufmerksam gemacht. Der Vorverkauf der hellgelben Eintrittsbändchen fand schon ab dem 5.01. bei den bekannten Vorverkaufsstellen statt, ebenso wie das Ausliegen der „Running Order“ zur Übersicht über den Spielplan. In 13 Klubs und einem Busshuttle sollten am Abend (oder eher in der Nacht) verschiedene Bands, DJs sowie freie Künstler ihre Musik der Öffentlichkeit präsentieren. Durch den einmaligen Kauf eines Bändchens ist nicht nur der Eintritt in alle beteiligten Klubs im Preis inbegriffen, sondern auch die Fahrt mit Sonderbussen der RSAG, die zwischen 22.00 und 05.30 Uhr die Gäste von Klub zu Klub beförderten. Mit der unvermeidbaren „Running Order“ und der überqualifizierten Kamera im Gepäck machte ich mich also am vergleichsweise frühen Samstagabend auf den Weg. Erstes Ziel auf meiner Liste war das Peter-Weiss-Haus, unweit vom Doberaner Platz. Bereits um 21 Uhr hatte dort das Programm begonnen und bot damit neben dem Waldemarhof die einzige bereits laufende Veranstaltung. In entspannter freundlicher Atmosphäre wurde dort vor vergleichsweise übersichtlichem Publikum nacheinander von den Poeten Marcel Hintze, Stephan Langhans und Jens Lippert ein Prosanova Best Of zum Besten gegeben. Besonders Marcel Hintze’s Prosa-Songs mit Akustikgitarre luden zum Verweilen ein, doch nach kurzer Zeit und verschiedenen Testfotos bei etwas ungünstiger Beleuchtung hieß es für mich Abschied nehmen und es ging weiter zu nächsten Station. Allerdings schien ich nicht als einzige die Crushing Caspars Unplugged im JAZ als heimliches Highlight des Abends zu vermuten, denn schon bei meiner Ankunft war es brechend voll. Getränke gab es im verräucherten Barraum, die Band selbst spielte nebenan und war auf die wachsende Fangemeinde eigens mit einem Stand für Merchandising-Artikel vorbereitet. Leider war der Konzertraum von der Kapazität her für eine solche Menschenmasse nicht ausgelegt, sodass es kuschelig eng und unmöglich zum Fotografieren war. Wieder hinaus in die winterliche Eiseskälte ging es mit einem der Sonderbusse weiter zum Meli am Platz der Jugend, wo die Coverband Punk’n’Mones alte Ramones-Titel spielte. Zwar waren hier weniger Schaulustige und Partywütige anzutreffen, der Platz im Konzertraum war aber auch bedeutend kleiner, sodass es sich von der Dichte her kaum etwas nahm. Der Tag war lang und ich hatte für den Abend genug gesehen, obwohl mit Sicherheit noch einige weitere großartige Programmpunkte auf mich gewartet hätten.

25. Januar 2010 | Weiterlesen
HMT Live: David Fanshawe's „African Sanctus“

HMT Live: David Fanshawe's „African Sanctus“

In der kalten Jahreszeit und besonders bei den jetzigen eisigen Temperaturen freut man sich ja über jeden Augenblick in beheizten Räumen und über jeden warmen Gedanken. Beides zusammen, verbunden mit vielen exotischen Eindrücken fremder Kulturen, hat die Hochschule für Musik und Theater in ein stimmiges Abendprogramm einfließen lassen. Das Konzert mit dem Titel „African Sanctus“ des englischen Komponisten David Fanshawe wurde am 23. und 24. Januar 2010 jeweils um 19.30 Uhr in der HMT aufgeführt. Schon bei der ersten Aufführung am Samstag waren viele Besucher in die Hochschule gekommen, um sich die Live-Darbietung dieses außergewöhnlichen Stückes anzusehen. Obwohl bis zum Beginn der Vorstellung noch genügend Zeit war, waren die Sitzplätze schon vollständig ausverkauft und nur noch einige Stehplätze im Angebot. Meine praktischen Erfahrungen mit Afrika beschränken sich ja größtenteils auf die gewaltigen Pyramiden Ägyptens und eine fantastische Ballonfahrt über den Nil. Das ist jedenfalls das, was so hauptsächlich hängen geblieben ist – neben dem Eisschwan auf dem Buffet und den Kameltreibern auf den Märkten… aber Afrika hat mit seinen endlosen Wüsten und vielschichtigen Völkern ja noch weitaus mehr zu bieten als nur die bekannten Touristenziele. Das Konzert „African Sanctus“ kann nicht nur dem besseren Völkerverständnis uriger abgelegener Kulturen dienen, sondern sicher auch Grundlage für die bevorstehende Urlaubsplanung sein. Der große Katharinensaal der HMT füllte sich recht schnell mit Zuschauern, dank der absteigenden Ränge sollte man von jedem Platz aus beste Sicht auf die Bühne haben. Dort waren schon einige Instrumente aufgebaut und eine Karte von Afrika wurde auf eine Leinwand darüber projiziert. Aufgeführt wurde das Konzert von dem Chor und Instrumentalisten der HMT unter der musikalischen Leitung von Prof. Dagmar Gatz, die selbstsicher und begeistert dirigierte. Das Besondere an „African Sanctus“ ist die gelungene Mischung aus Tonbandaufnahmen aus Afrika und Live-Musik mit Gesang und größtenteils klassischen Instrumenten. David Fanshawe ist nicht nur Komponist, sondern auch Musikethnologe, Dirigent, Fotograf und Abenteurer. „African Sanctus“ berichtet in 13 Sätzen von seiner Pilgerreise, die er 1969 durch Ägypten, den Sudan, Uganda und Kenia machte. Mit einem einfachen Kassettenrekorder nahm er dort vier Jahre lang Musik aus über 50 Stämmen auf, die er später mit komponierter Musik harmonisch verband. Ein rundum gelungener multimedialer Abend in der HMT!

24. Januar 2010 | Weiterlesen
Kunsthalle Rostock: Otto und Oskar Manigk

Kunsthalle Rostock: Otto und Oskar Manigk

Die Rostocker Kunsthalle eröffnet die Saison mit einer großen Sammlungsausstellung. Gezeigt werden Werke aus zwei Malergenerationen: von Otto und Oskar Manigk (Vater und Sohn). Beide besitzen eine hohe Bedeutung für die Kunst in Mecklenburg-Vorpommern und darüber hinaus. Die Anwesenheit eines NDR-Fernsehteams unterstrich diesen Stellenwert. Am gestrigen Samstag wurde die Schau offiziell eröffnet. Bis zum 25. Februar 2010 kann die Ausstellung noch besucht werden. Oskar Manigk war trotz Wetterchaos aus Berlin angereist. Jörg-Uwe Neumann begrüßte als Leiter der Kunsthalle die Gäste aufs Herzlichste und dankte für das zahlreiche Erscheinen. Darüber hinaus blickte er auf das Jahr 2009 zurück und schien voller Tatendrang für 2010. Alle jetzt zur Schau gestellten Werke der Manigks sind Schenkungen. Otto Manigks Werke wurden von seiner Witwe übergeben und Oskar Manigk hinterließ seine Werke persönlich nach einer Ausstellung im Jahr 2004 in Rostock. Im Anschluss an Neumanns Worte übernahm Lutz Wohlrab das Mikrofon. Als Psychoanalytiker, Verleger und intimer Kenner der Werke stellte er die Künstler vor. Kurzbiografien von Otto Manigk und von dessen Sohn Oskar wurden den Zuhörern auf interessante Art und Weise näher gebracht. „Zwei Künstler, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten“ bekräftigte Wohlrab mein subjektives Empfinden. Die Werke von Otto Manigk erinnerten mich ein wenig an van Gogh, Oskar Manigk hingegen eher an Picasso, welches Herr Wohlrab unterstrich: „Picasso ist seine Identifikationsfigur.“ „Der Bildwitz bis zum Sarkasmus“, „die direkte Handschrift“ oder „der große Einfallsreichtum mit teilweise absurden Humor“ waren nur einige Beispiele, wie der Psychoanalytiker das Schaffen von Oskar Manigk beschrieb. Das Ende seiner Ausführungen bildete ein Gedicht, das den tollen Humor des Künstlers unterstrich. Anschließend konnten die Bilder in Begleitung des anwesenden Malers besichtigt und diskutiert werden. Etwas skurril erschienen mir die Werke anfangs schon, bei genauerem Betrachten könnte ich mir jedoch sehr gut vorstellen einen „Manigk“ in meine Wohnung zu hängen, zumindest eine Kopie.

24. Januar 2010 | Weiterlesen
Götz Widmann - Konzert im MAU Club Rostock

Götz Widmann - Konzert im MAU Club Rostock

Ein absoluter Höhepunkt der letzten Zeit fand am vergangenen Freitag im MAU Club Rostock am Warnowufer statt. Als „Godfather of Liedermaching“ angekündigt, war Götz Widmann nicht zum ersten Mal in der Hansestadt zu Gast. Götz war früher der kongeniale Partner von Martin „Kleinti“ Simon. Zusammen bildeten sie das Duo „Joint Venture“. Von 1993 bis 2000 spielten die beiden unzählige Konzerte und brachten fünf Alben heraus. Am 5. Juni 2000 verstarb Kleinti unerwartet an einem Herzinfarkt. Nachdem Widmann diesen großen Verlust einigermaßen verkraftet hatte, begann er wieder zu schreiben. Seine Karriere als Solokünstler begann, denn als Joint Venture hätte er niemals alleine weiter machen können, geschweige denn die Position von Kleinti anderweitig zu besetzen. Seitdem blieb sich Götz der Vorliebe treu, Alltagsthemen wie Politik, Sexualität, Alkohol usw. in teils lustige, teils traurige oder auch wütende Texte zu packen. Beim Konzert betrat Götz Widmann zu Beginn des Abends die Bühne mit einem „Monsters of Liedermaching“-Pullover. Dies ließ vermuten, dass wenigstens einer der sechs „Monster“ als Künstler das Konzert einleiten könnte. Und so war es dann auch, Rüdiger Bierhorst erschien und überzeugte zu 100%. In diesem Zusammenhang der Hinweis, dass Rüdiger Bierhorst am 29.01.2010 zusammen mit Sven Panne in der Rostocker Pumpe (Ziolkowskistr. 12) zu hören ist. Wer also Liedermacher der neuen Generation mit Klavier, Gitarre und intelligenten Texten mag, wird diese beiden lieben. Bierhorst ist nach Widmann, meiner Meinung nach, der beste Liedermacher Deutschlands. Daher war der MAU Club am Freitag auch so außerordentlich gut gefüllt. Bei der „Marke“ Götz Widmann weiß man einfach, dass der Abend nur gut werden kann. Die Leute sangen im Chor, klatschten kräftigen Beifall und amüsierten sich prächtig. Neben neuen Songs des Albums „hingabe“ wie „Schwanger“, „Sozialberuf“ und „Laptopwebcammann“ schmetterte Götz auch etwas ältere Stücke wie „Podolski“ oder „Simone de beauvoir“. Diese kamen allesamt sehr gut an. Aber richtig ausgeflippt sind die Massen bei den Klassikern aus Joint-Venture-Tagen wie „Hanky“, „Politiker beim Ficken“ oder „Artischocke“. Im Duo mit Bierhorst gab es dann noch mal das legendäre „Ich brauch Personal“. Die Lieder „Esel“ und „Kuh“ wurden in Interaktion mit den willigen Zuschauern zelebriert, was die ohnehin schon gute Stimmung noch weiter nach oben putschte. Nach knapp 3 Stunden hervorragender Unterhaltung war der Protagonist sichtlich erschöpft. Hingebungsvoll und supersympathisch verabschiedete sich Götz Widmann vom zufriedenen Rostocker Publikum. Wer Götz Widmann noch nie live erleben durfte, sollte dies schleunigst nachholen. Für günstigen Eintritt erhält man eine absolute Spaßgarantie.

24. Januar 2010 | Weiterlesen
Neujahrsempfang 2010 im Rostocker Seehafen

Neujahrsempfang 2010 im Rostocker Seehafen

Aufgrund der Entgleisung mehrerer Güterwagen im Bereich des Knotenpunktes Rostock Seehafen war der öffentliche Verkehr gestern nur eingeschränkt nutzbar. Daher musste ich für meinen Termin bei der Hafen-Entwicklungsgesellschaft Rostock (Hero) den beschwerlichen Weg mit Straßenbahn und Bussen wählen. Bei -10°C ist das nicht wirklich ein Spaß. Aber zum Glück konnte ich mich bei der anberaumten Pressekonferenz und dem damit verbundenen Neujahrsempfang im Tagungszentrum von Rostock Port mit heißem Kaffee wärmen. Christian Hardt, Leiter der Unternehmenskommunikation, empfing die Pressevertreter, stellte die anwesenden Referenten vor und übernahm die Moderation. Als erster Redner wagte der Geschäftsführer, Dr. Ulrich Bauermeister, einen Rückblick auf das vergangene Jahr. „Es hätte schlimmer kommen können“. Die weltweite Krise hat im letzten Jahr auch im Rostocker Hafen ihre Spuren hinterlassen. Mit 23 Millionen Tonnen brach der Umschlag im vergangenen Jahr um 5,6 Millionen Tonnen bzw. rund 20% gegenüber dem Rekordjahr 2008 ein. Trotz der bekannten wirtschaftlichen Krise wurden im vergangenen Jahr 24,5 Millionen Euro in die Hafeninfrastruktur investiert, wobei ganze 9 Millionen Euro aus eigener Tasche bezahlt wurden. Des Weiteren stellte er einige Ergebnisse vor. Etwa 12.500 Arbeitsplätze hängen von der Rostocker Hafenwirtschaft ab. Das Finanzergebnis könne als „befriedigend“ bezeichnet werden und zudem konkretisierte Bauermeister: „Wir schreiben solide schwarze Zahlen“. Weitere erhebliche Investitionen sind geplant und unabdingbar, um den Anforderungen im Wettbewerb auch künftig gerecht zu werden. Bei seinen Ausführungen kündigte der Geschäftsführer ein Volksfest zum 50. Geburtstag des Überseehafens am 24. April 2010 an. Dann wird am Hafenbecken B von 10 bis 17 Uhr allen Interessierten ein Bühnenprogramm und eine große Partymeile geboten. Anschließend stellte Prof. Martin Benkenstein vom Ostseeinstitut für Marketing, Verkehr und Tourismus der Universität Rostock dann die Ergebnisse der Analyse „Wirtschaftliche Effekte der Rostocker Hafenwirtschaft“ vor. Mithilfe standardisierter Fragebögen und einer guten Rücklaufquote wurden Mitarbeiter der Seehafenwirtschaft und sonstiger Unternehmen im Hafen befragt. Die Anzahl der hafenorientierten Beschäftigten steigerte sich von 1998 bis 2008 um knapp 2000 auf 6644. Bemerkenswert ist der Fakt, dass knapp 4600 Beschäftige ihren Wohnsitz in der Hansestadt Rostock haben. Das bedeutet auch, dass die Steuereinnahmen für die Stadt konstant hoch sind. Auch wenn sich die Studie auf das Jahr 2008 beziehe und die Zahlen für das letzte Jahr sicher schlechter ausgefallen wären, zeigen sich doch die ausgesprochen positiven Beschäftigungseffekte der Rostocker Hafenwirtschaft. Nach der Vorstellung von Benkenstein begann die Fragerunde. Unter anderem gesellte sich nun auch der Staatssekretär des Verkehrsministeriums Mecklenburg-Vorpommern, Sebastian Schröder, zu der Runde. „Großartige Veränderungen sind nicht notwendig“ erwiderte Bauermeister auf Nachfrage. „Wir müssen jedoch zulegen bei Werbung und Akquisition!“ Zu den Aussichten befragt, sagte Benkenstein: „Eine Prognose ist immer schwierig, aber im Verbund ist die Hafenwirtschaft eine recht stabile Wirtschaftsform“. Bessere Zahlen werden erwartet, ob bereits für dieses Jahr, lässt sich jedoch kaum abschätzen.

23. Januar 2010 | Weiterlesen
Jörg Schwanz & Manfred Chladek - Möbel & Akte

Jörg Schwanz & Manfred Chladek - Möbel & Akte

Die Galerie am Alten Markt dürfte der Leserschaft spätestens seit der Ausstellung von Britta Naumann und Anne Sewcz bekannt sein, die gleichzeitig ja auch den Abschied von Galeristin Helga Manowski bedeutete. Unter einer neuen Leitung existiert die Kunstgalerie im Schatten der imposanten Petrikirche aber nach wie vor. Auch in Zukunft werden hier junge und regionale Künstler Platz für Verkaufsausstellungen finden und so vom Rostocker Kunstverein unterstützt werden. Zur Debüt-Ausstellung unter der neuen fachlichen Leitung darf die Galerie trotz städtischer Sparmaßnahmen im neuen Glanz erstrahlen. Innerhalb eines einzigen Tages wurden nach langer Zeit endlich die Wände neu gestrichen und die Fenster professionell gereinigt – möglicherweise gleichzeitig auch ein symbolischer Akt der Erneuerung. Der Galerie tut es jedenfalls gut und den Besuchern gefällt, was sie sehen. Und zu sehen gibt es diesmal eine Menge außergewöhnlicher, gewöhnungsbedürftiger aber auch sehr ästhetischer Kunst. In der neuen Ausstellung werden noch bis zum 27.02.2010 Aktzeichnungen zusammen mit Möbelobjekten zu sehen sein. Was auf den ersten Blick eine seltsame Kombination ergibt, ist bei genauerem Betrachten eine harmonische und stimmige Mischung, ja fast schon eine Verwandtschaft. Die feierliche Ausstellungseröffnung fand wie gewohnt am Freitagabend statt. Viele Gäste der Rostocker Kunst- und Literaturszene sind zu diesem Anlass erschienen und haben sich von der zurückkehrenden Kälte nicht abschrecken lassen. Mein erster Eindruck? Ich bin erst einmal etwas überrascht – der Anblick von Aktbildern und teils anstößigen bunten Skulpturen überrumpelt mich doch schon ein wenig. Zum Glück liegen die Preislisten zur Information auf dem Tresen bereit. Es werden also 23 Aktzeichnungen von Manfred Chladek ausgestellt, die alle von „Akt 01“ bis „Akt 23“ namentlich unkreativ durchnummeriert sind zwischen 480 und 720 Euro kosten, pro Stück natürlich. Daneben gibt es außerdem noch 8 Skulpturen des Künstlers Jörg Schwanz mit abenteuerlichen Titeln wie „DNA“ oder „Hastda malichtda“, die sich allerdings allesamt in einer etwas höheren Preislage befinden. Während ich noch darüber nachdenke, welche Wünsche ich mir von dem Geld einer einzigen der bunt lackierten Skulpturen erfüllen könnte, wird auch schon zur Eröffnungsrede gerufen. Die Rede an sich ist eher unspannend, aber die Objektkunst hat es mir schon irgendwie angetan. Jörg Schwanz hat bereits als kleiner Junge gern Nägel in Holzstücke gehauen, von diesem Material kam er auch später nie ganz los. Nach der Tischlerlehre kam das Studium zum Innenarchitekten, welches ihn ebenfalls nachhaltig geprägt hat. Seine Möbelobjekte sind sowohl zum Sehen als auch zum Ertasten gedacht. Man sieht Liebe und Triebe, Einsamkeit, Verträumtheit und Unmut – einfache Möbelstücke wurden mit feinem Witz aber sehr deutlich zur Veranschaulichung menschlicher Züge neu definiert. Die Eröffnungsrede wird mit 40er-Jahre Swing aus der Oboe aufgelockert, ein Saxophon steht ebenfalls bereit und verspricht noch einiges an Unterhaltung. Auf ein köstliches Buffet, wie ich es noch vom letzten Mal in Erinnerung habe, müssen wir leider verzichten. Die Aktzeichnungen in Kombination mit Möbelskulpturen gibt es noch bis Ende Februar zu besucherfreundlich geänderten späteren Öffnungszeiten in der Galerie am Alten Markt zu sehen.

22. Januar 2010 | Weiterlesen
Marketing: Strategie-Runde in Warnemünde

Marketing: Strategie-Runde in Warnemünde

Eigentlich als Mitgliederversammlung des Handels- und Gewerbevereins Ostseebad Warnemünde geplant, entwickelte sich am gestrigen Abend eher eine Podiumsdiskussion zum Thema Marketing im Ostseebad. In den Räumlichkeiten von Ripka-Catering im Technologiezentrum Warnemünde fanden sich zu später Stunde allerhand Interessierte und Gewerbetreibende ein. Dietmar Vogel als Vorsitzender des Vereins begrüßte die Gäste und fungierte gleichzeitig als Moderator des Abends. Besonders wurden die „hochkarätigen“ Ehrengäste aus der kommunalen Politik begrüßt. Anwesend waren die Bürgerschaftspräsidentin von Rostock, Karina Jens, Rostocks Finanzsenator Georg Scholze und Rostocks Bausenator Holger Matthäus. Abwechselnd stellte Herr Vogel Ihnen oder auch Vertretern der Wirtschaft Fragen. Dr. Peter Magdanz vom Citykreis, Norbert Griese vom Marketing-Club Rostock e.V., Willi Schultz vom Verkehrsverein oder auch Thomas Böhm von tv.rostock waren unter anderem für die Gewerbetreibenden am Mikrofon. Zur Auflockerung der ansonsten schon recht deftigen Runde stellten „De Fischer un sine Fru“ ein kurzes Programm aus Ihrem Repertoire vor. Amüsant wurde auf Plattdeutsch der ein oder andere Lacher inszeniert. Weiterhin wurde ein Film per Beamer mit Unterstützung des Liedes „Leuchtturm in Flammen“ der „Küstencountryband“ Spill gezeigt. Sehr gut gelungen und eindringlich, wie ich finde. Eigentlich sollte es speziell ums Wintermarketing für Warnemünde gehen. Abgesehen vom jährlichen Highlight „Leuchtturm in Flammen“ scheint das Ostseebad in der kalten Jahreszeit tatsächlich in einen tiefen Winterschlaf zu verfallen. Sehr begrüßt wurde daher das geplante „Wintervergnügen“, das Anfang Februar erstmalig stattfinden wird. Schnell wurde es jedoch grundsätzlicher. Kernpunkt der Diskussionen war die Frage der Definition von Veranstaltung, Werbung und Marketing. Was ist vorhanden? Was wird benötigt? Wie kann die Stadt helfen? Fragen über Fragen wurden gestellt und die meisten auch einigermaßen zufriedenstellend beantwortet. Scholze bekräftigte: „Die öffentlich-private Struktur ist der richtige Weg“ und „Nur gemeinsam können wir den Weg gehen“. Teilweise vorwurfsvoll fühlten sich die Warnemünder Vertreter im Vergleich zu Rostock von der Stadt in den letzten Jahren vernachlässigt und führten einige Thesen an. Frau Jens räumte zudem ein: „Ein Defizit in der Marketing-Stategie ist vorhanden und muss behoben werden“. Thomas Böhm als Geschäftsführer des lokalen Fernsehsenders tv-rostock gab zu bedenken: „Dies sei ein sensibler Bereich“ und dann sehr kritisch in Richtung des Nachbartisches: „Wir müssen endlich begreifen, dass wir von der Stadt nichts zu erwarten haben!“. Am Ende waren sich dann leider irgendwie alle einig, dass Rostock und Warnemünde über keine wirkliche Marketing-Strategie verfügen. Da Marketing ein langwieriger Prozess ist, sollte dann mal schnellstens vonseiten der Stadt und der Gewerbetreibenden begonnen werden – jeder mit seinen Möglichkeiten versteht sich.

22. Januar 2010 | Weiterlesen
Die Generalkonsulin Finnlands zu Gast in Rostock

Die Generalkonsulin Finnlands zu Gast in Rostock

Auf dem Weg zum heutigen Termin im Protokollzimmer des Rostocker Rathauses genoss ich die schon so lange vermissten Sonnenstrahlen und war sofort gut gelaunt. Angekommen, war die Tür noch verschlossen, da das Vorgespräch unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand. Die Generalkonsulin der Republik Finnland in Hamburg, Erja Hannele Tikka, war zu Gast in Rostock und trug sich in das Gästebuch der Hansestadt ein. Neben dem Oberbürgermeister von Rostock, Roland Methling, und der Bürgerschaftspräsidentin, Karina Jens, war auch Horst Rahe anwesend. Er ist nicht nur Geschäftsführer der Deutschen Seereederei und in der Horst Rahe Stiftung engagiert, sondern auch Honorarkonsul der Republik Finnland. Für diese Tätigkeit, die er bereits seit 1998 ausübt, bekommt er für seine geleisteten Dienste ein Ritterkreuz 1. Klasse des Ordens von Finnland verliehen. Sichtlich gerührt, bedankte Horst Rahe sich für diese ehrenvolle Auszeichnung. Frau Tikka ist seit September 2009 als Generalkonsulin tätig und sprach daher von einem offiziellen Antrittsbesuch in Rostock. Neben Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg ist Frau Tikka noch für Bremen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein zuständig. Nach den offiziellen Fotos kamen die Anwesenden auf das Thema Musikimport aus Finnland. Roland Methling merkte an, dass die Band Nightwish sich sicherlich gut bei der Hanse Sail machen würde. Als Gastgeschenk erhielt die finnische Vertreterin ein Buch über Rostock überreicht – ein weiterer persönlicher Besuch sollte deshalb nicht ausbleiben. Im Zusammenhang mit der neuen EU-Ostsee-Strategie wurden gemeinsame Ziele im Tourismus gesehen. Aber auch die kulturellen Kooperationsmöglichkeiten sollte man nicht vernachlässigen. Zum Beispiel ist hier das Stadtschreiber-Projekt „Deutschland – Finnland“ vom Literaturhaus Rostock zu nennen. Am Ende war ich zu tiefst beruhigt, dass solch wichtig klingende Titel wie Generalkonsulin doch auch von ganz ’normalen‘ sympathischen Menschen bekleidet werden.

21. Januar 2010 | Weiterlesen
Lorenz Caffier zur Verwaltungsreform

Lorenz Caffier zur Verwaltungsreform

Die Sieben ist bekanntermaßen Rostocks Zahl. Mit exakt sieben Minuten Verspätung begann gestern die Informationsveranstaltung des Innenministeriums Mecklenburg-Vorpommern zur Verwaltungsmodernisierung im Bürgerschaftssaal des Rostocker Rathauses – sicher kein schlechtes Zeichen. Karina Jens begrüßte als Bürgerschaftspräsidentin der Hansestadt Rostock die Anwesenden und übergab rasch das Wort an den Innenminister von M-V, Lorenz Caffier. Lorenz Caffier ist derzeit im Land unterwegs, um seine Kreisgebietsreform vorzustellen. Unter den Teilnehmern der Informationsveranstaltung erblickte ich Rostocker Stadtvertreter wie den Oberbürgermeister Roland Methling, den Senator für Bau- und Umwelt Holger Matthäus, den Senator für Finanzen, Verwaltung und Ordnung, Georg Scholze oder auch den Sprecher des Kreisvorstandes B´90/Die Grünen Johann-Georg Jaeger. Diese unterhielten sich teilweise angeregt über die geplanten Verwaltungsstrukturen. Lorenz Caffier betonte, möglicherweise nicht alle Fragen beantworten zu können, wolle diese aber mitnehmen und dann im Nachhinein analysieren. Man müsse zudem auf die vorhandene Ist-Situation aufbauen und sich nicht „Was-Hätte-Wenn-Fragen“ stellen. Caffier schilderte die Grundzüge der neuen Kreisstruktur ab 2011, diese beinhaltet 6 Landkreise und 2 kreisfreie Städte. „Eine Reform im Dialog“ steht auf dem Informationsheftchen, da in diesem auf 6+2 Fragen genauer eingegangen wird. Caffier unterstrich insbesondere die Wichtigkeit einer erneuten Kreisgebietsreform nach 1994. Aufgrund des hohen Einwohnerschwundes und den damit verbundenen Einnahmenverlusten sowie zusätzlich zur Wirtschaftskrise sind Reformen bzw. Strukturänderungen zwingend notwendig. Der also von der Landesregierung vorgelegte Entwurf „6+2“ sieht Rostock und Schwerin als kreisfreie Städte vor und folgende 6 Landkreise: Nordwestmecklenburg, Mittleres Mecklenburg, Nordvorpommern, Südvorpommern, Mecklenburgische Seenplatte und Südwestmecklenburg. Das vermutete Einsparpotenzial liege bei 400 bis 500 Millionen Euro in 10 Jahren. Es gebe laut Lorenz Caffier auch keine wirklichen Alternativen. Das Finanzausgleichgesetz (FAG) wurde angesprochen und zudem sollen Zentren gestärkt werden. Weiterhin wird eine sogenannte „Speckgürtelumlage“ erhoben. Für Rostock durchaus positiv, spült es doch Einiges an zusätzlichen Schlüsselzuweisungen in die Kasse. Klar, dass dieses Geld irgendwo herkommen muss. Hauptsächlich von den kleineren Gemeinden, die darüber wenig erfreut sind und bereits den Rechtsweg angekündigt haben. Caffier hofft dennoch, die Reform vor der Sommerpause durchs Parlament zu bekommen und diese noch in dieser Legislaturperiode umsetzen zu können.

21. Januar 2010 | Weiterlesen
Joachim Gauck: „Winter im Sommer - Frühling im Herbst“

Joachim Gauck: „Winter im Sommer - Frühling im Herbst“

Nach der toll besuchten Lesung von Hans-Olaf Henkel setzte der gebürtige Rostocker Joachim Gauck noch einen drauf. Bei seiner gestrigen Veranstaltung in der Thalia-Buchhandlung Rostock war so gut wie gar kein Stuhl mehr frei. Im Buch mit dem Titel „Winter im Sommer – Frühling im Herbst“ erinnert sich Joachim Gauck an sein Leben in der DDR, an seine Rolle beim Umbruch und selbstverständlich auch an seine Zeit als erster Bundesbeauftragter für die Stasiunterlagen. Als Schlüsselfigur der deutschen Revolution von 1989 lockte er viele interessierte Zuhörer. Frau Röwekamp von der Thalia-Buchhandlung kündigte ihn mit den Worten „Heute findet die Lesereihe ihren Höhepunkt und er ist zudem ein Rostocker Jung“ an. Vor Beginn der Lesung kam ich mit einer Dame ins Gespräch. Sie schilderte mir, dass sie Joachim Gauck im Jahr 1989 im Doberaner Münster bei einer Rede erleben durfte. Daher war sie überzeugt, einen tollen Abend vor sich zu haben. Nach einer kurzen Einleitung, in der Joachim Gauck schilderte, dass er sehr aufgeregt sei und doch lieber rede als lese, griff er zum Buch. Als langjähriger Pastor überzeugte er als versierter Redner. Ein wenig vom Anfang, etwas vom Ende und auch was dazwischen wollte er lesen. Er zitierte Walter Kempowski „Heimat sei ein Ort früherer Leiden“ – erst später sei ihm die Bedeutung dieses Ausspruchs verständlich geworden. Rührend erzählte er von der Haft seines Vaters in Sibirien und von der quälenden Zeit der Ungewissheit über dessen Verbleib. Mit teilweise tränenbenetzter Stimme traf er die Hörer ins Herz. Klar und ehrlich wirkten seine Schilderungen, z. B. die pompöse pathetische Verehrung in allen Bereichen des DDR-Alltags nach Stalins Tod. Viele werden sich wieder erkannt haben und teilweise konnte man Kopfnicken oder auch schmunzelnde Gesichter bei etwas weniger tragischen Geschichten beobachten. „Der Intershop ist Ausland im Inland“ oder „Das Eis in Warnemünde schmeckt viel besser als das Eis in Kopenhagen“ waren Beispiele aus seinem Leben in der DDR und der Versuch dieses Regime zu erklären bzw. zu entschuldigen. Drei seiner vier Kinder verließen den studierten Theologen (Universität Rostock) noch vor der Wende in Richtung Westen. Offen und unverklärt sprach er über seine Gefühle und seinen Schmerz zu dieser Zeit: „Ich wünschte, Sie würden bleiben!“. Gauck wurde sogar einmal als „Revolutionspastor“ bezeichnet, was ihn aber nicht störte. Amüsant sprach er von seinen Tätigkeiten als erster Bundesbeauftragter für Stasiunterlagen und nannte das Kapitel: „Behörde – Aufbau ohne Bauplan“. 180 Kilometer Akten und bald 3000 Mitarbeiter sollten erst einmal koordiniert werden. Viel Mut sei nötig, um sich die eigene Akte anzusehen. Von Wut und Freude bis hin zu Trauer oder großen Überraschungen sind vielerlei Reaktionen möglich. Zum Nachdenken angeregt (Gauck: „Manchmal holt mich die Sehnsucht nach der Sehnsucht ein“) und berührt waren sich wohl alle einig, einen tollen Abend erlebt zu haben. Nach knapp zweistündiger Lesung schloss sich die Signierung seines Werkes „Winter im Sommer – Frühling im Herbst“ an – der Ansturm am Tisch war beträchtlich. Frau Röwekamp dankte am Ende noch einmal im Namen aller Anwesenden für einen hoch emotionalen Einblick und Rückblick.

20. Januar 2010 | Weiterlesen
Kreuzfahrtsaison 2010 in Rostock-Warnemünde

Kreuzfahrtsaison 2010 in Rostock-Warnemünde

Knapp vier Monate sind vergangen, seit die Braemar die Kreuzfahrtsaison 2009 in Warnemünde beendet hat. Noch liegt Warnemünde unter einer geschlossenen Schneedecke und bei angekündigten -21°C fürs Wochenende mag man kaum an Sommer und Kreuzfahrten denken – zumindest nicht in hiesigen Gefilden. In gut drei Monaten ist es jedoch schon wieder so weit. Am 5. Mai erwacht das Kreuzfahrtterminal in Warnemünde aus seinem Winterschlaf – die AIDAblu eröffnet die Kreuzfahrtsaison in Rostock. Gerade erst hat dieser Schiffsneubau die Ems-Passage von der Meyer Werft aus durchlaufen. Am 5. Februar steht die Taufe im Hamburger Hafen an, bevor die AIDAblu im Sommer von Warnemünde aus zu den beliebten Ostsee-Kreuzfahrten startet. 113 Anläufe von 26 Reedereien mit 33 verschiedenen Kreuzfahrtschiffen stehen für 2010 im Kalender, so die Hafen-Entwicklungsgesellschaft Rostock. Mit der „Celebrity Eclipse“, einem 315-Meter-Riesen der Solstice Klasse, steuert auch das größte Schiff Rostock an, das jemals hier festgemacht hat. Neben diesen beiden Neubauten werden 2010 sechs weitere Schiffe zum ersten Mal in Rostock zu Gast sein: Die „Costa Atlantica“ „Disney Magic“, „Grand Mistral“, „MSC Opera“, „Norwegian Sun“ sowie die „Seabourn Sojourn“ – ausreichend Motive für alle Schiffsspotter. Für Schiffsfreunde besonders interessant dürften die Drei- (11. Juni, 19. Juli sowie 6. und 23. August) und Vierfachanläufe (7. Juni und 10. Juli) sein. Mit rund 200.000 erwarteten Passagieren steuert Warnemünde in diesem Jahr einen neuen Rekord an und dürfte wiederum zum beliebtesten deutschen Reiseziel im Kreuzfahrtbereich werden. Da werden wohl auch die bei Urlaubern wie Einheimischen so beliebten Port Partys 2010 kaum fehlen – Termine stehen bislang allerdings noch nicht fest.

19. Januar 2010 | Weiterlesen
Hans-Olaf Henkel: „Die Abwracker“

Hans-Olaf Henkel: „Die Abwracker“

Zu Gast in der Thalia-Buchhandlung Rostock war gestern Abend kein geringerer als der ehemalige Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Hans-Olaf Henkel. Die Lesungsreihe seines mittlerweile sechsten Buches „Die Abwracker“ fand in Rostock ihren Auftakt. Gelesen wurde zwar nicht wirklich, aber wortgewandt und sympathisch ehrlich zog Hans-Olaf Henkel auch so die Hörer in seinen Bann. Die stellvertretende Filialleiterin der Thalia-Buchhandlung Rostock in der Breiten Straße, Evelyn Röwekamp, begrüßte die Gäste und bereitete das Podium vor. Hans-Olaf Henkel ist in Wirtschaftsfragen eine Institution. Wohl auch deshalb war die Veranstaltung so gut besucht, dass kurz vor Beginn noch allgemeines Stühlerücken angesagt war. Der auslandserfahrene ehemalige Manager begann mit einer Anekdote aus seinem Leben in den Vereinigten Staaten. Dort habe er innerhalb von 20 Monaten aufgrund eines Immobilienverkaufs 20.000 $ verdient. Knapp 20 Jahre später war das Haus dann sogar das Zehnfache wert. Mit solchen Geschichten oder auch Gleichnissen versuchte er die Wirtschaftskrise aus seiner ganz persönlichen Sicht zu schildern. Sein Buch nannte Henkel „Die Abwracker“, weil die Abwrackprämie symptomatisch für die Politik sei. Letztes Jahr wurden Unmengen an Autos verkauft und produziert, nun jedoch steht die Automobilbranche vor einem „großen Loch“. Immer wieder benutzte er bei seinen Erklärungen das Wort „Blase“, die sich allzu oft weit aufbläht und dann irgendwann einfach platzen muss. So gelang es ihm, die schwierigen Zusammenhänge der Bankengeschäfte und Hintergründe plausibel darzustellen. Den großen Erfahrungs- und Wissensschatz verdankt er seiner langjährigen Tätigkeit in verschiedenen Positionen und Aufsichtsräten. Absolut bemerkenswert waren Beispiele von Gesprächen mit Fidel Castro und Josef Ackermann. Am ehemaligen Bundes-Finanzminister Peer Steinbrück ließ er kein gutes Haar. Verständlich erklärte Henkel: „Es ist nötig das System zu ändern“ und dringend sei eine „globale Regulierung“ für das Finanzwesen erforderlich. Nach seiner knapp einstündigen Präsentation schloss sich eine ebenso lange, teils hitzige Diskussionrunde an. Viele gut fundierte Fragen wurden gestellt und in bester Manager-Manier von Henkel überzeugend beantwortet. Ein Zuschauer jedoch nutzte die Gunst der Stunde, um wirre Verschwörungstheorien loszuwerden. Die übrigen Anwesenden ermahnten ihn zur Ruhe, bis Hans-Olaf Henkel endlich einschritt „Nun hören Sie doch auf mit dem Quatsch“. Zukünftig sieht der Vater von vier Kindern eine mögliche Inflation auf Deutschland zukommen. Dann beruhigte er die Anwesenden jedoch, dass es auch ganz anders kommen könne.

19. Januar 2010 | Weiterlesen
5. ProsaWettbewerb im Literaturhaus Rostock

5. ProsaWettbewerb im Literaturhaus Rostock

Im vergangenen Dezember hatten das Institut für Germanistik, das Literaturhaus Rostock und die „andere Buchhandlung“ zum nun schon 5. Prosa-Wettbewerb aufgerufen. Zu dieser Gelegenheit konnte jeder einen bis zu 5 Seiten langen Prosa-Text schreiben und diesen unter einem Pseudonym mit beigelegter Telefonnummer abgeben, damit die Jury ganz unvoreingenommen bewerten konnte. Die vierköpfige Jury, die mit dieser schwierigen Aufgabe betraut wurde, setzte sich aus Petra Porto, Jens Kretschmer, Christian Vorein und Ricardo Ulbricht zusammen. Alle Jurymitglieder arbeiten am Institut für Germanistik der Universität Rostock. Auch der 5. Prosa-Wettbewerb konnte sich wieder über viele Einsendungen freuen, die Entscheidung über die Gewinner fällt da natürlich nicht leicht. Zur Erleichterung der Auswahl gab es einige Kriterien. Zum einen ist da selbstverständlich das subjektive Gefallen, denn eine rein objektive Bewertung ist bei Prosa-Texten nicht möglich und soll es auch nicht sein. Gute Ideen sowie ihre Originalität, die Stimmigkeit von Bildern und Vergleichen und auch der Schreibstil im Zusammenhang mit dem Textinhalt spielten eine große Rolle. In der ersten Januarwoche wurden aus allen Einsendungen die drei besten ausgewählt und durch die Jurymitglieder telefonisch benachrichtigt. Dabei hätte es im Laufe der Zeit immer wieder Überraschungen gegeben, wer sich letztendlich hinter den Pseudonymen verborgen hatte. Zur feierlichen Siegesehrung bekamen die drei Platzierten am 18. Januar 2010 noch einmal die Möglichkeit, ihre Texte öffentlich vorzutragen. Ort der Veranstaltung war der Möckelsaal im Peter-Weiss-Haus, in welches inzwischen auch das Literaturhaus eingezogen ist. Man scheint aus den arktischen Temperaturen bei der letzten Lesung (Helmut Krausser) gelernt zu haben und hat mit einem kleinen Ofen auf der Bühne vorgesorgt. Die sichtbaren blauen Flammen sorgen im Zuschauerraum immerhin für warme Gedanken. Zu Beginn der Lesung stellt sich die Jury kurz vor und erklärte noch einmal die Vorgehensweise des Wettbewerbes, dann konnte es auch schon losgehen. Bei literarischer Prosa wird sich bei Wortwahl, Satzbau, Sprachmelodie, Bildhaftigkeit und Sprachrhythmus bewusst poetischer Gestaltungsmittel bedient. Wer sich noch an die Gedichtinterpretationen aus der Schulzeit erinnert, dem wird sicher schnell klar, dass nicht alles aus den Texten eindeutig und sofort verständlich war. Der erste Leser war der Rostocker Student Martin Stegner, der (nach Angabe der Jury) gerade an seiner Dissertation über Flusskrebse arbeitet. Sein Text „Manuela“ ist sehr gefühlvoll und beschreibt den Spaziergang eines jungen Paares, das sich mit der Zeit auseinander gelebt hat (dies ist jedenfalls meine Interpretation, so genau weiß man das ja nicht). Danach liest Steffen Dürre seinen Prosa-Text „Die Ernte“, welcher deutlich verständlicher ist und die Geschichte eines alten Mannes erzählt. Während drei Jungen für diesen Äpfel ernten, denkt er über sein Leben nach, welches seit seiner Geburt von dem mächtigen Apfelbaum begleitet wurde. Zuletzt trägt die Medizinstudentin Katharina Kerber ihren Text vor, der maßgeblich von ihrem Aufenthalt in Venezuela beeinflusst wurde und von einer Begebenheit dort handelt. Zu Belohnung für die mühevolle Schreibarbeit wurden von der „anderen Buchhandlung“ attraktive Preise gestiftet, die hoffentlich auch im nächsten Dezember wieder für eine große Teilnehmerzahl sorgen, wenn dann schon zum 6. Prosa-Wettbewerb aufgerufen wird.

19. Januar 2010 | Weiterlesen
Das Trihotel Am Schweizer Wald in Rostock

Das Trihotel Am Schweizer Wald in Rostock

Zum Jahresbeginn gab es einen Wechsel in der Unternehmensleitung des Trihotels Am Schweizer Wald in Rostock. Gestern fand die feierliche Übergabe des Zepters an den Junior statt. An der Tessiner Straße 103 gelegen, fällt das inhabergeführte First-Class-Superior Privathotel schon von außen auf. Aber erst im Inneren entfaltet sich der volle Charme des 4-Sterne-Hotels. Nach kurzem Verweilen in der Lobby begaben sich die Anwesenden ins Bankett- und Konferenz-Zentrum. Dort warteten feierlich gedeckte Tische. Nachdem die Gastgeber ihre unzähligen Blumen und Präsente verstaut hatten, nahmen auch sie Platz. Die scheidenden Inhaber Ilona und Jörn Weiß eröffneten nach einer kurzen stimmungsvollen musikalischen Einlage einer Band die Veranstaltung. Beide waren sichtlich gerührt beim offiziellen Abschied ihrer aktiven Laufbahn als Hoteliers. Jörn Weiß bestätigte: „Wir lieben uns immer noch, wir sind an der Aufgabe nicht zerbrochen“. Außerdem freue er sich auf die nun folgenden Jahre, in denen er viel Zeit mit seiner Frau, seinen Freunden und seiner Harley verbringen möchte. Darüber hinaus dankte Herr Weiß seinen langjährigen Partnern und dem ganzen Hotel-Team. In einer von Ketten dominierten Hotelwelt habe sich das Familienunternehmen trotz steiniger Phasen durchgesetzt und ist nun aus dem Stadtbild der Hansestadt Rostock nicht mehr wegzudenken. Ilona Weiß gestand, dass es Ihr sehr schwer falle los zu lassen. Aber die Nachfolge mit Ihrem Sohn Benjamin als Inhaber erfülle die Eltern mit Stolz. „Deine Jugend, Dein Charme und dein Know-how werden dir noch viele Türen öffnen“ ergänzte Ilona Weiß. Benjamin Weiß überraschte dann mit einer formidablen Gesangseinlage. Der Klassiker „I dit it my way“ von Frank Sinatra wurde kurzerhand passend in „I dit it Trihotel“ umgetextet. Mit viel Beifall gesegnet übergab er nun das Wort dem Wirtschaftsminister von Mecklenburg-Vorpommern, Jürgen Seidel. Dieser würdigte die Leistung, auch in schwierigen Zeiten einen mutigen Weg gegangen zu sein. Ebenso wurde die Initiative junge Leute aus- und weiterzubilden gelobt: „Jeder ist ersetzbar, die Jugend braucht aber Ihre Chance“. Als Vertreterin der Stadt schilderte die Bürgerschaftspräsidentin Karina Jens ihre persönliche Verbundenheit zum Trihotel. Sie lobte das ehrenamtliche Engagement von Jörn Weiß und das kulturelle Schaffen von Ilona Weiß. Im Anschluss schmetterte der neue Chef Benjamin Weiß einen zweiten Song aufs Parkett („Ligtht my fire“ – The Doors). Seit 16 Jahren steht die nun neue Direktorin des Unternehmens, Ute Litschko, der Familie Weiß bereits zur Seite. Etwas ungewohnt sei die neue Rolle schon, aber mit dem vorhandenen professionellen Team freut sie sich auf die kommenden Aufgaben. Das Team mit den jeweiligen Leitern aus Küche, Spa, Bar und Empfang wurde vorgestellt. Als Erinnerung und herzliche Danksagung wurden den ehemaligen Inhabern Urkunden vom alten Team für Fairness, Diplomatie, Tatkraft und Engagement übergeben. Last but not least dankte die jetzige Geschäftsführung in Person von Benjamin Weiß den Mitarbeitern und versprach in Zukunft weiter hart zu arbeiten und die „Marke Trihotel“ weiter zu etablieren. Amüsant sprach er seinen Eltern großen Dank dafür aus, dass er „Unkrautzupfen musste für sein Moped“ und „Ich bewundere Euch“. So lernte er Wertschätzung und versprach zudem nicht abzuheben. Anschließend eröffnete er das Büfett mit den Worten „Jetzt gibt es Gaumen-Wellness“.

19. Januar 2010 | Weiterlesen
33. Ostsee-Rassetaubenschau Rostock

33. Ostsee-Rassetaubenschau Rostock

Tauben sind in unserer Region ja eigentlich nicht so hoch angesehen, in der Innenstadt wächst ihr Konkurrenzkampf mit den Möwen, ab und zu sieht man mal einen Taubenschwarm über die Dächer ziehen, generell sind sie aber eher als „Ratten der Lüfte“ bekannt und dementsprechend unbeliebt. Dass es aber dennoch wahre Liebhaber dieser Tiere gibt und dass es sie in allen erdenklichen Variationen gibt, die man als Laie zusammenhanglos kaum noch als Taube erkennen würde, hat mir der Besuch der Ostsee-Rassetaubenschau gezeigt. Logistisch etwas abgelegen, aber direkt am zugefrorenen Warnowufer in Gehlsdorf, wurde die Ausstellung in den Räumen der Pension und Gaststätte „Zum Alten Fährhaus“ aufgebaut. Schon am Donnerstag war die Taubenschau in den Räumlichkeiten eingerichtet worden und am Freitag fand die Bewertung der Tiere durch Richter statt. Dabei war jeder Richter für eine bestimmte Menge Tauben zuständig und hatte jeweils eine bestimmte Anzahl von Bewertungen und Preisen, die er auf die Tiere verteilen musste. Der Eingangsbereich des alten Fährhauses dient der Verkaufsfläche von sowohl Taubenfutter und Zubehör als auch den Tieren selbst, welche nicht nur Ausstellung zugelassen worden waren. Wer sich nach Besuch der etwa 770 ausgestellten Tiere also entschließen sollte, das Hobby des Taubenzüchtens ebenfalls zu beginnen, ist hier gleich gut beraten. Der Eintritt in die Ausstellung ist recht günstig, für einen kleinen Aufpreis bekommt man außerdem ein kleines aber sehr informatives Heft, welches die Bewertung der Richter (vom Vortag!) für jedes Tier enthält. Auf einem Regal im Nebenzimmer sind noch die Pokale und Wimpel ausgestellt, die an erfolgreiche Züchter vergeben wurden. Am frühen Samstagvormittag hat sich sogar Oberbürgermeister Methling auf der Taubenschau gezeigt, der auch als Schirmherr für die Veranstaltung auftrat. Sein besonderer Dank galt vor allem dem Rostocker Rassetaubenzüchterverein 1956 e.V., dem es durch jahrzehntelange Arbeit gelang, den in den 30er Jahre ausgestorbenen Rostocker Tümmler (eine Taubenrasse) neu herauszuzüchten. Methling hatte die Pokale für die Ausstellung und auch einen Sonderpokal für Rostocker Tümmler bereitgestellt. Während meines Besuchs in der Ausstellung bekomme ich eine kleine Führung von einem netten alten Herrn, der an der Ausstellungsleitung beteiligt ist. Er öffnet für mich nicht nur die Käfige, damit ich bessere Fotos machen kann, sondern beantwortet auch geduldig meine Fragen und erzählt viel Wissenswertes über die Zuchtbedingungen der Tiere. Bei den Farben der Rassetauben gibt es spezielle Bezeichungen, so steht rot für rotbraun, gelb für hellbraun, blau für grau und schwarz bleibt schwarz. Einige Tauben werden nach streng vorgeschriebenen Richtlinien in der Farbgebung gezüchtet, so muss bei einer Taubenrasse der Schnabel zweifarbig (oben hell und unten dunkel) sein und die schwarzen Feder das Auge unbedingt tangieren. Bei solchen Bedingungen ist es nicht so sehr verwunderlich, dass von 100 Tauben nur etwa 10 für die Schau geeignet sind. Was mit dem Rest passiert, kann sich wohl jeder denken. Die Ostsee-Rassetaubenschau hat bereits eine langjährige Tradition hinter sich. Sie findet für gewöhnlich zwar jährlich erst zum Ende der Ausstellungssaison statt, kann dafür aber die „Creme de la Creme“ der Rassetauben präsentieren und Züchter in ihren Erfolgen bestätigen. Wir dürfen auf das nächste Jahr schon gespannt sein.

17. Januar 2010 | Weiterlesen
Jahresempfang der Uni Rostock und der HMT

Jahresempfang der Uni Rostock und der HMT

Gestern luden die Universität Rostock und die Hochschule für Musik und Theater zum gemeinsamen Jahresempfang ein. Mehr als 400 Gäste aus Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Politik waren dieser Einladung gefolgt, darunter auch die Direktoren der Rostocker Fraunhofer- und Leibniz-Institute sowie des Max-Planck-Instituts. Ort dieser groß angelegten Veranstaltung war die HMT. Schon bei meiner Ankunft war im Flur ein gewaltiges Buffet aufgebaut, auf dem Kaffeetassen, Sekt- und Weingläser in beeindruckender Weise gestapelt wurden und eine reichhaltige Auswahl an Kuchen bereit stand. Doch dieser Programmpunkt sollte erst später folgen. Zuvor versammelten sich die ankommenden Gäste nach und nach im großen Foyer und den Kreuzgängen, in denen immer noch die Ausstellung mit Fotos von Hans Pölkow zu sehen ist, die bei einigen Gästen für reges Interesse sorgte. Zur Einstimmung setzte aus dem Hintergrund bald stimmungsvolle Bläsermusik ein, selbstverständlich gespielt von Studenten der Hochschule. Gegen viertel fünf begannen die Begrüßungsreden. Den Anfang machte dabei Prof. Christfried Göckeritz, Rektor der HMT. Die Jahresbilanz sah bei der Hochschule ganz gut aus, es gäbe nach wie vor viele Interessenten für die angebotenen Fächer und oftmals internationale Erfolge bei Studenten und Absolventen. Prof. Dr. Wolfgang Schareck, Rektor der Universität Rostock, betonte besonders seine Freude über die gute Zusammenarbeit der Uni und der Hochschule, und dass er in dieser keinesfalls einen Konkurrenten sähe. Trotz der Konflikte wegen der Bachelor-/Master-Studiengänge gäbe es durchaus viele Studenten, die mit der Universität sehr zufrieden seien. Der Übergang zum Master werde in den nächsten Jahren allerdings noch vereinfacht werden, versprach er. Dritter Begrüßungsredner war Jürgen Seidel, Minister für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern. Er lobte die gute Ausbildungssituation in der Region, wies jedoch auch auf die Problematik des demografischen Wandels hin. Erstmals hätte es im letzten Jahr mehr Ausbildungsplätze als Bewerber gegeben, hinzu komme noch, dass viele qualifizierte Absolventen der Hochschulen das Bundesland verließen, um woanders Arbeit zu suchen. Anschließend wurde das Buffet eröffnet und zum gemeinsamen Austausch bei Kaffee und Kuchen aufgefordert. Im späteren Hauptprogramm des Jahresempfangs standen Kunst und Wissenschaft im Vordergrund. Dabei gab es abwechselnd musikalische sowie schauspielerische Darbietungen der Studenten der HMT und aktuelle wissenschaftliche Talkrunden über verschiedene Fachgebiete. Die Zusammenarbeit der Universität und der HMT darf also als voller Erfolg und Bereicherung für die Ausbildungssituation der Region gewertet werden.

17. Januar 2010 | Weiterlesen
„Cabaret“- Premiere im Volkstheater Rostock

„Cabaret“- Premiere im Volkstheater Rostock

Das Volkstheater Rostock (VTR) feierte gestern Premiere des 1966 in New York uraufgeführten Musicals „Cabaret“ von John Kander und Fred Ebb. Am Broadway lief es damals gar 2165 mal nonstop und wurde mit etlichen Preisen ausgezeichnet. Mit acht Oscars wurde die Verfilmung des Stückes von 1972 mit Liza Minelli prämiert. Demnach kann „Cabaret“ eigentlich nur überzeugen, doch die Erwartungen sind auch umso größer. Nach einem Aperitif füllten die Besucher das ausverkaufte Große Haus des Theaters. Viele elegant gekleidete Damen und Herren nahmen Platz. Im tiefen Sitz des Orchestersaales wartete auch ich gespannt, was mich erwarten würde. Der Dirigent kam auf die Bühne und verschwand sofort wieder im Orchestergraben – die Show konnte beginnen. Die Handlung spielt in Berlin, im Übergang von 1929 auf 1930. Gabriele Schwabe begrüßte als Conférencier die Gäste des Kit-Kat-Klubs („Willkommen, Bienvenue, Welcome.“) und überzeugte ab der ersten Sekunde mit charismatischem Spiel und Gesang. Matthias Zajgier (Student der Hochschule für Musik und Theater Rostock) als Clifford Bradshaw überzeugte ebenso wie Titus Paspirgilis als Ernst Ludwig. Das schwierige Thema über das Erstarken des Nationalsozialismus wurde vom Amerikaner Clifford und vom Nazi-Sympathisanten Ernst sehr kontrovers rübergebracht. Bühnenumbauten gingen rasch und professionell „über die Bühne“ und wurden von der exzellent aufspielenden Norddeutschen Philharmonie Rostock begleitet. Die Girls des Klubs mit sexy kurzen Röcken und Strapzen erinnerten in einer Szene mit ihrem Schulmädchen-Outfit an das Musikvideo „Baby one more time“ von Britney Spears. Aber die tänzerischen und gesanglichen Darbietungen der Künstler auf der Bühne waren um Vieles besser. In einigen Akten war die immense Anzahl an Akteuren zu bewundern, da der Opernchor des VTR und das TanzTheater Bronislav Roznos zusätzlich zu den Hauptfiguren agierten. Zum Beispiel wurde dies bei dem zum Evergreen gewordenen Song „Money makes the world go around“ deutlich. Gesanglich konnte mich die Rolle der Sally Bowles (Martina Dorothea Rumpf) am meisten in den Bann ziehen. Mit „Bitte schont das goldene Mutterherz“ oder auch „Und wenn die Welt in Stücke fällt: Ich liebe das Cabaret!“ erntete die smarte Darstellerin viel Beifall. Fräulein Kost als Prostituierte, gespielt von Anke Lüder, sorgte aufgrund ihrer frechen Berliner Schnauze für viele Lacher: „Keene Matrosen, keene Miete“. Weitere Protagonisten waren die souverän gespielten Rollen des jüdischen Obstverkäufers Herr Schultz (Franz Mewis) und der deutschen Pensionsinhaberin Fräulein Schneider (Rosita Mewis). Sich liebend, konnten sie aufgrund der nationalistischen Repressionen ihre geplante Heirat jedoch nicht umsetzten. Nach einer kurzen Pause begann der 2. Akt des von Stephan Brauer als Regisseur (Inszenierung & Choreografie) geführten Stückes. Nach einem fulminanten Schluss mit kurz angespielten Rückblicken der Handlung erhielten die Darsteller zurecht lautstarke und lang anhaltende Ovationen. Im Anschluss an die Premiere von „Cabaret“ lud Intendant Peter Leonard im Namen aller Beteiligten zu einer Feier mit Band, DJ und Büfett in den Kit-Kat-Klub ein. Unter anderem erblickte ich dann in den Massen den Innenverteidiger unseres Heimatvereins FC Hansa Rostock, Tim Sebastian, der mir versicherte, dass es ihm „sehr gut“ gefallen habe. Da wird er sicherlich nicht der Einzige gewesen sein, der so dachte. Die Band „Coloured Line“ mit Saxofon (Christoph Janner), Kontrabass (Martin Goffing), Drums (Wolfgang Morbitzer) und Gitarre (Torsten Thomann) sowie ein DJ unterhielten die Gäste abwechselnd im Foyer des großen Hauses mit animierenden Rhythmen und bildeten so einen absolut passenden Übergang vom Musical zur lockeren Runde. Selbstverständlich waren aber auch der Geschäftsführer der Theater GmbH in Rostock, Kay-Uwe Nissen und die Bürgerschaftspräsidentin, Karina Jens, anwesend. Beide unterhielten sich lebhaft und warteten bei einem Getränk auf die Eröffnung des berlinerischen Büfetts. Die Platten mit Bouletten, Würstchen, Käsespießen, Schmalzstullen, usw. waren schon aufgebaut, aber leider noch mit Folie abgedeckt. Intendant Peter Leonard übernahm nun das Mikrofon und stellte dem Publikum die handelnden Akteure vor. Unter viel Applaus und einem Gläschen Sekt stießen die Darsteller zusammen mit den Gästen der Feier dann auf den fabelhaften Start des Stückes an. Leonard bedankte sich für die geleisteten Arbeiten und schilderte, dass eine Premierenfeier noch nie so gut besucht gewesen sei. Mit der Eröffnung des Büfetts fand ein toller Abend seinen gelungenen Ausklang. Es bleibt nur noch zu wünschen, dass die anderen Vorstellungen verdientermaßen auch so gut besucht sein werden.

17. Januar 2010 | Weiterlesen
Jubiläumsfeier der Rock & Pop Schule Rostock

Jubiläumsfeier der Rock & Pop Schule Rostock

Im Laufe der letzten Jahre wurden in Rostock so einige Musikschulen und Vereine zur musikalischen Früherziehung gegründet. Die Möglichkeit für ein Kind, ein Instrument zu erlernen, ist ein wichtiger Schritt in der Entwicklung. Gemeinsame Herausforderungen werden aufgenommen, Niederlagen und Enttäuschungen werden eingesteckt, aber auch Erfolge gefeiert – man lernt und wächst gemeinsam. Für einige ist es ein Lebensabschnittsgefährte, andere begleitet es ein Leben lang. Kindern und Jugendlichen diese Möglichkeit zu geben, haben sich auch Sven Zimmermann und Christian Hänsel zum Ziel gemacht, als sie vor 10 Jahren die Rock & Pop Schule in Rostock gründeten. Zur großen Jubiläumsfeier wurden deshalb heute Freunde und Helfer ins Hauptquartier der Musikschule in Marienehe eingeladen. Es sollte keine große Party mit 300 Gästen im MAU werden, stattdessen wird in beschaulicher Runde in den eigenen Räumlichkeiten gefeiert, wo einst alles begann. Nach einem warmen und herzlichen Händedruck von den beiden Chefs wird zur Begrüßung ein Gläschen Sekt ausgeschenkt. Für mich ist es das erste Mal in der RPS, da ich bis jetzt nur bei der „Konkurrenz“ Unterricht hatte. Allerdings sind alle ausgesprochen nett, auf dem Weg zur improvisierten Garderobe lerne ich auch gleich die Räumlichkeiten kennen. Eine halbe Stunde später hat sich der Raum zunehmend gefüllt und das Programm beginnt. Zur Erwärmung gibt es einen kleinen Live-Auftritt mit Gesang, die Begleitung auf Akustik-Gitarre übernehmen die beiden Chefs höchst persönlich. Nach anschließendem Dank für das zahlreiche Erscheinen der Gäste, dürfen wir eine kleine Zeitreise erleben, während Sven und Christian die Geschichte der RPS noch einmal lebhaft nacherzählen. Es scheint wie die pure Willkür des Schicksals, als Christian Hänsel sich 1982 auf der Suche nach einem Bassisten für seine Band ausgerechnet an seinen Mathe-Lehrer wendet, und dieser ihn direkt an seinen Sohn Sven Zimmermann weiterleitet. Nach 8 Jahren gemeinsamer Banderfahrung verlieren sich beide allerdings für eine Weile aus den Augen, bis sie Ende der 90er erneut aufeinander treffen und gemeinsam den Traum von einer Rock & Pop Schule in Rostock verwirklichen. Wie sie trotz seltsamster Zwischen- und Unfälle einen Kredit für ihr Vorhaben bekamen, mit viel Zuversicht und treuen Helfern, sowie Anfangs nur 7 Lehrern und 7 Schülern die Musikschule aufbauten, können beide enthusiastisch und mit Stolz erzählen. Inzwischen hat die RPS 36 Lehrer und durchschnittlich etwa 500 Schüler, der Durchbruch ist geglückt. Hauptanliegen der Musikschule ist allerdings nicht nur der bloße Unterricht am Instrument, sondern auch das gemeinschaftliche Spielen in Bands sowie Live-Auftritte vor Publikum. In diesem März wird nun schon das 10. RPS Festival im MAU stattfinden, bei welchem die Schüler schon von Beginn der Musikschule an die Chance hatten, ihre Fähigkeiten öffentlich unter Beweis zu stellen. Diese Chance wurde im Laufe der Jahre auf viele weitere Veranstaltungen ausgeweitet, wie etwa Konzerte auf der HanseSail und der Warnemünder Woche, den Club der toten Sänger und den RPS-Musikantenclub. Zwischen Teilen der Geschichte geben die beiden Chefs immer wieder Lieder zum Besten, teils mit fremder gesanglicher Unterstützung, teils sogar selbst geschrieben. Zum Abschluss darf auch Oberbürgermeister Methling den beiden Karrieristen noch einmal persönlich gratulieren. Im Anschluss bedanken sie sich mit kleinen Präsenten und Danksagungen bei den treusten Helfern der ersten Stunde. Damit ist der Anfang gemacht und das Buffet darf gestürmt werden, bevor später weitere Live-Auftritte verschiedener schulinterner Bands folgen.

16. Januar 2010 | Weiterlesen
Edvard Munch in Norwegen

Edvard Munch in Norwegen

Der vierte und letzte Vortrag der Lesereihe über den norwegischen Maler Edvard Munch, sozusagen das spannende Finale, fand wie auch die anderen im Warnemünder Munch-Haus statt. Seit Oktober 2009 hatte die Warnemünder Autorin Hannelore Drechsler regelmäßig einmal im Monat im Rahmen eines öffentlichen Vortrags Stationen im Leben des Malers beleuchtet. Kurz vor dem Ende wird es noch einmal besonders spannend – das beliebte Prinzip der Spannungskurve findet sich auch im Leben Edvard Munchs wieder. In der letzten Lesung haben wir viel über seinen Aufenthalt in Warnemünde erfahren und wie er schließlich wieder in sein Heimatland Norwegen zurückkehrte. Der heutige Vortrag begann an genau dieser Stelle. Es ist das Jahr 1909, als Munch sich in einer Klinik in Norwegen therapieren lässt. Die Behandlung schlägt an, nach einigen Monaten Aufenthalt ist sein Verlangen nach Frauen und Alkohol besiegt. Ersteres will er fortan nur noch wie eine Blume sehen, „betrachten, aber nicht berühren“. Nach Beendigung der Therapie kauft er sich ein Freiluftatelier und ein weiteres Haus. Dort lebt er abgeschieden und ganz seiner Kunst gewidmet, allerdings nicht abgetrennt von der restlichen Welt. Seine Mühe wird bald belohnt, in einer bedeutenden norwegischen Ausstellung bekommt er einen eigenen Saal, in dem 34 seiner Werke der Öffentlichkeit präsentiert werden. Endlich wird Munch auch in seiner Heimat geschätzt, ja sogar als Wegbereiter der Moderne betrachtet. Junge aufstrebende Expressionisten orientieren sich an seiner Malweise, und er sich an der ihren. Wir wissen, dass Munch schon immer kränklich gewesen ist, deswegen ist es nicht weiter verwunderlich, dass auch die Spanische Grippe vor ihm nicht Halt macht. Während der Krankheit beobachtet er sich übertrieben genau, beschreibt den Krankheitsverlauf in Skizzen und entwickelt starke Angst und Überlebenswillen. Sein Bild „Selbstbildnis nach Spanischer Grippe“ gilt jedoch als eines der „eindringlichsten Selbstbildnisse der Kunstgeschichte“. Mit 60 wird Munch langsam krankhaft paranoid, bringt überall in seinem Haus Schlösser an und schläft nicht ohne eine Gaspistole unter seinem Kissen. Nach dem Tod seiner Schwester reist er erneut eine Weile herum, kehrt im Sommer aber wieder nach Norwegen zurück. Dort gelingt ihm schließlich der Durchbruch, der „Revolutionär von gestern“ gilt als „Klassiker von heute“. Er bekommt gute lokale Presse und sogar eine große bedeutende Ausstellung. Dennoch lebt Munch lieber zurückgezogen, erscheint schon bald nicht mehr bei seinen eigenen Ausstellungseröffnungen und malt stattdessen mit Vorliebe seinen eigenen alternden Körper. Er erhält drei Kisten voller Glückwunschtelegramme, Biografien werden über ihn verfasst, sogar der Bau eines eigenen Museums ist im Gespräch. Während der NS-Zeit werden Munchs Bilder nach und nach abgenommen und kommen schließlich ganz auf den Index. Der Maler fürchtet um den Erhalt seiner Bilder mehr als um sein eigenes Leben, auf Selbstbildnissen beschäftigt er sich ausschließlich mit dem Tod und der menschlichen Vergänglichkeit. Mit 81 Jahren stirbt Munch im Jahr 1944, noch bevor sich seine Hoffnung auf Frieden erfüllen kann. Mit diesen bewegenden Gedanken endet der Vortrag und damit die Reihe aus dem Leben des Edvard Munch. Hannelore Drechsler schließt die Lesung mit den Worten, Munch habe sie selbst (und hoffentlich auch die Zuhörer) reicher, nachdenklicher und auch neugieriger gemacht.

15. Januar 2010 | Weiterlesen