Neueste Nachrichten aus Rostock und Warnemünde

1. Journalistischer Saisonauftakt in Rostock 2011
Noch liegen Rostock und Warnemünde im Winterschlaf. Der Saisonauftakt steht jedoch kurz bevor, auch der journalistische. Diesen stellten heute Vertreter der lokalen Tourismuswirtschaft vor. Worum es sich bei diesem journalistischen Saisonauftakt handelt, erläuterten im Rostocker Rathaus Tobias Woitendorf vom Tourismusverband Mecklenburg Vorpommern und Holger Bellgardt, Chef der Hanse Sail. Zuerst verdeutlichte Tobias Woitendorf die Dringlichkeit eines Anwachsens der Tourismusbranche. Diese stehe deshalb unter so hohem Erneuerungsdruck, da sie zurzeit einen kleinen Abrutscher auf Landesebene in den negativen Bereich erleiden musste. Doch 2011 werde das Jahr sein, in dem der Tourismus zurück in die Wachstumszone gelange, versprach er. Immer wieder betonte er die Ungewöhnlichkeit des Vorhabens, doch eben diese sei so erfolgsversprechend. Man wolle eine Nord-Süd-Verbindung schaffen, und somit den Tourismus Mecklenburg-Vorpommerns bis nach Bayern und Österreich ausdehnen. So würden Schaulustige und Schifffahrtsbegeisterte spielerisch in unser schönes Bundesland gelockt. Rostocks Oberbürgermeister wies darauf hin, dass auch im Vorfeld schon viel für die Kontaktknüpfung zwischen Bayern und Mecklenburg getan wurde. „Früher sorgte der FC Hansa Rostock oft für Reisende zwischen den beiden Bundesländern. Aber da müssen wir wohl noch ein Jahr warten.“ Bis dahin wird die Partnerschaft aber auch durch die Direktverbindung der Fluglinie zwischen Rostock-Laage und München aufrecht erhalten, betonte das Stadtoberhaupt. Ebenso spaßig gelaunt, ließ sich Holger Bellgardt zu diesem Thema aus. „Immerhin sind A9 + A10 = A19; somit ist die Infrastrukturfrage dieser ‚Nachbarschaft‘ bereits geklärt“. Mit Chiemsee und Ostsee verbindet die beiden Bundesländer auch im Wassersport so einiges. Der Höhepunkt dieser Veranstaltung, die vom 29. April bis 2. Mai geplant ist, wird eine Segelregatta sein zwischen dem Rostocker Dreimastschoner „Santa Barbara Anna“ und dem Ex-Schlepper aus Dierkow „Tolkien“, der dann für Bayern an den Start geht. „Mit der Traditionsschifffahrt haben wir auch in den letzten Jahren sehr gute Erfahrungen gemacht“, sagt der Sail-Chef. Das 40 bis 50 Tausend Euro teure Vorhaben verspricht, zwischen 60 und 80 Medienvertreter aus Deutschland, Österreich und der Schweiz an die norddeutsche Küste zu bewegen. Vielleicht sind es ja sogar noch mehr, wenn der 2. Journalistische Saisonauftakt nächstes Jahr in Bayern stattfindet.
2. Februar 2011 | Weiterlesen
6. LOHRO-Klubnacht
Samstagsnacht, wenn es dunkel ist, schwirren sie durch Rostocks Straßen: die Nachtschwärmer. Am letzten Samstag waren mal wieder besonders viele unterwegs – trotz frostiger Temperaturen. Gleich elf Rostocker Klubs lockten nicht nur mit ihrem wärmenden Licht. Vor allem die Live Musik zog die etwa 2600 jungen Besucher der LOHRO-Klubnacht an. Bereits zum sechsten Mal fand dieses Partyereignis des Rostocker Lokalradios statt. Das Praktische daran: Mit nur einem Ticket öffneten sich die Türen zu einer, mit irdischen Kräften, nicht zu bewältigen Vielfalt an Liveacts. Es war natürlich auch nicht das Ziel der Klubnacht alles abzugrasen. Für jeden Geschmack sollte etwas dabei sein und so musste man sich vorher schon einen Plan machen, um das Beste nicht zu verpassen. „Party-Plan“ dürfte wohl das Wort des Abends gewesen sein, das ich bei Erik und Martin bei den Les Bummms Boys im Klock 8 aufschnappte. Dieser sollte die beiden später noch zum Rockalicious Club mit den DJs Flo und Richy in den Bunker und ins Mau führen. Hier im Jugendklub am Stadthafen begann übrigens auch die Party- und Konzertnacht kurz vor 9 Uhr mit der Londoner Band The Domino State, deren Musik gemeinhin als epischer Indie Pop beschrieben wird. Sphärisch, fetter Sound, weittragende Melodien – ja das war ein schöner Einstieg in eine lange Nacht. Als die Gitarren und Drums der sechs britischen Musiker gegen die Synthesizer der Berliner Elektropunkband Egotronic ausgetauscht waren, hatte sich vorm MAU mittlerweile schon eine lange Schlange gebildet. Als die drei Jungs dann mit ihrem expressiven Sprechgesang die Bühne punkrockten, hopste auch das begeisterte Publikum fröhlich mit. Zeit für mich zu gehen und den nächsten Klub aufzusuchen. Mir war irgendwie nach Weltmusik. Mit Daniel Kahn and the Painted Bird versprach die Klubnacht „abgefahrene Klezmer-Musik“. Also ab ins JAZ. Hier hatte mein Plan die erste Bewährungsprobe zu bestehen. Nachdem ich eine halbe Stunde länger auf den Auftritt warten musste als angekündigt, blieb leider nur noch Zeit für einen Titel. Dann packte mich nämlich ein seltsames „Muggebedürfnis“ und ich steuerte meinen Weg schnurstracks ins Klock 8, wo die Les Bummms Boys mit Gute-Laune-Rock’n’Roll für Partystimmung sorgten. Noch mal eben bei Movimento selbst ein paar heiße Sambarhythmen mitgetrommelt und dann durfte es nach so viel handgemachter Musik auch wieder etwas elektronisch werden. Im Zwischenbau fand ich James Yuill, der gerade an seinen Keyboards und Reglern eine Mischung aus Songs und Dancemusic zum Erklingen brachte, wie der Engländer seine Musik selbst beschrieb. „Fantastic“ lautete sein Fazit nach seinem Auftritt bei der LOHRO-Klubnacht. Er hatte gar nicht damit gerechnet, dass so viele Leute kommen würden. Ein guter zweiter Tag auf seiner zehntägigen Tournee. Zum Abschluss noch etwas Kontrastprogramm. Als ich den Meli Club betrat, schlug mir gleich ziemlich animalisch anmutendes Männergebrüll an meine Ohren. Hier ging es also etwas derber zu. Hardcorepunk bei einer guten Flasche Bier wurde in den verwinkelten Räumlichkeiten des Meli genossen. Boikott schrammelten dazu ordentlich ihre Gitarren – schnell, brachial und intensiv. Mit diesen Eindrücken beendete ich meine Tour durch die 6. LOHRO-Klubnacht. Mein Party-Plan war erfüllt. Einiges wäre da noch zu erkunden gewesen. Aber schon mit dieser Auswahl habe ich eine weite musikstilistische Bandbreite mit der dazugehörigen Jugendkultur erlebt. Internationale Musiker und Local Heros haben für Party-Stimmung gesorgt.
1. Februar 2011 | Weiterlesen
Eine Gedenktafel für sozialen Wohnungsbau in Rostock
Sozialer Wohnungsbau. Schön und gut, denkt Ihr Euch? Aber was ist das eigentlich? Mit eben dieser Leitfrage im Hinterkopf begab ich mich vorhin in die Dornblüthstraße. Hier fand heute nämlich die offizielle Einweihungsfeier der Erinnerungstafel für sozialen Wohnungsbau in Rostock statt. Wenn Ihr Euch jetzt sagt, dass das nicht sehr spannend klingt, kann ich Euch versichern, dass ich zu Beginn auch so gedacht habe. Jedoch wurde ich eines Besseren belehrt. Es ist ein Thema, über das wir uns – meiner Meinung nach – viel zu wenig Gedanken machen. Oder habt Ihr Euch schon einmal gefragt, was an Eurem heutigen Wohnen so alles alltäglich ist? Schlicht betrachtet, hätten wir da das Schlafzimmer (klar, so eines braucht jeder), das Wohnzimmer (wegen der Gemütlichkeit) und natürlich Bad und Küche (Hat doch jede Wohnung, oder?). Alles selbstverständlich – eben. Für uns schon, jedoch nicht für die arbeitende Bevölkerung des frühen 20. Jahrhunderts. Wo ein Arbeiter nur etwa eine Mark die Stunde verdiente, war eine Wohnung mit eigenem geräumigen Badezimmer und einer in hellen Tönen gehaltenen Wohnküche bislang nur eine von vielen utopischen Fantasien. Und das alles für etwa 52 Mark im Monat. Für Initiator Dr. Peter Schulz, der selbst von 1930 bis 1947 in dieser Gegend lebte und auch dort geboren wurde, ist dies „eine kleine Sensation“. Und ich finde, dass er recht hat. Bedenkt man nur seine kleine Geschichte am Rande, so kann sich jeder vorstellen, dass es eine dort lebende Gemeinschaft war, die aus ganzem Herzen Dankbarkeit zeigte, weil es so etwas in Rostock gab. Herr Schulz hatte damals nämlich einen Nachbarn. Natürlich war der Tapezierer Karl-Heinz genauso heiß auf „nicht genehmigte“ Informationen, wie es auch sämtliche andere Bewohner jener Zeit waren. Da hieß es schon einmal Obacht zu halten, wenn BBC durch einen „seltsamen“ Zufall lief. Dennoch krabbelte der damals zwischen 12 und 13 Jahre alte Peter zu ihm herüber und lauschte ebenfalls der fremden Welt. Bis eines Tages ein Paar Stiefel hinter ihnen auftauchte. Das jedoch war nicht alleine gekommen, sondern hatte einen grimmig dreinschauenden Polizisten im Schlepptau. Erschrocken und ein wenig ängstlich schauten die beiden zu ihm auf, doch der Polizist riet ihnen zum Glück nur, die Türe zu schließen, wenn sie schon BBC hörten. Glück gehabt. Aber zurück zur Gedenktafel und zum „Roten Block“, wie der Wohnkoloss aufgrund von Farbe und Bewohnern liebevoll genannt wurde. Hauptsächlich beherbergte er nämlich die „Sozis“, so Peter Schulz – Menschen der SPD, des ADGB (Allgemeiner Deutscher Gewerkschaftsbund) und der Kongressgenossenschaft. Der im Innenhof liegen gebliebene Findling erinnert an einen von ihnen. Franz Starosson, einem der in den ersten beiden Dekaden des 20. Jahrhunderts einflussreichsten sozialdemokratischen Politikern Mecklenburgs. Stein und Gebäudekomplex sind seit Juni 1994 denkmalgeschützt. Dank der großzügigen Unterstützung der WIRO und der Albert-Schulz-Stiftung können sie nun endlich die ehrenwerte Erinnerungstafel tragen. Davon gibt es mittlerweile, durch den Verein der Rostocker Geschichte organisiert, schon über hundert Stück in der Hansestadt. „Sie machen unsere Altstadt lebendiger“, betont Prof. Dr. Ernst Münch, stellvertretender Vorsitzender des Vereins für Rostocker Geschichte und auch die Senatorin für Soziales und Kultur Dr. Liane Melzer ist begeistert von der Initiative zur Erhaltung solcher Bauten. Vielleicht schaut auch Ihr einmal vorbei und überzeugt Euch selbst davon.
1. Februar 2011 | Weiterlesen
2. Warnemünder Wintervergnügen lockt an den Strand
Na, habt Ihr heute schon einmal aufs Thermometer geschaut? Richtig, es ist immer noch zu kalt, um an den diesjährigen Frühling zu denken. Trotz der schneelosen letzten Tage, an denen uns sogar das Fräulein Sonne wieder einmal beglückt hat, haben wir Anfang Februar des Jahres 2011. Das wiederum bedeutet nach meinem Kalender, dass wir uns immer noch in der Jahreszeit Winter befinden. Naja, nicht zu ändern … Und an was denkt Ihr, wenn Ihr das Wort Winter hört? Oder könnt Ihr es vielleicht gar nicht mehr hören? Naja, ich jedenfalls denke an Gemütlichkeit, schnell dunkel werdende Abende und einen schönen Becher mit Glühwein in meiner Hand. Das ist es, was Ihr Euch ebenfalls vorstellt? Dann habe ich hier einen exklusiven Tipp für Euch, um in dieser Wintersaison noch einmal auf warme Gedanken zu kommen. Ab Freitag findet in Warnemünde das Zweite Warnemünder Wintervergnügen statt. Rund um den traditionsreichen Warnemünder Leuchtturm und den angrenzenden Strand soll es dem Winterherz an nichts fehlen. In Ständen, Buden und Zelten wird sich mit Speis und Trank um Euer leibliches Wohl gekümmert. Gebrutzelt werden Würste und Steaks, ausgeschenkt werden Glühwein und Tee und Hunderte Menschen feiern miteinander den vergangenen oder aber bald zurückkehrenden Winter– wer weiß das schon?! Natürlich darf bei einem solchen Spektakel auch ein Strandfeuerchen nicht fehlen – wegen der Gemütlichkeit ;-) Damit nicht nur Magen und Kehle, sondern auch das Gemüt vergnügt sind, steht für alle Schaulustigen dieser Tage ein umfangreiches Showprogramm, wie es auf Neudeutsch so schön heißt, zur Verfügung. Die bunt durcheinandergewürfelten Reiter des Vereins der Pferdefreunde Ostseeküste e.V. werden ab Samstag Nachmittag einen Umzug durch die Gässchen Warnemündes veranstalten und anschließend ihr reiterliches Können am Warnemünder Strand unter Beweis stellen. Vorher jedoch werden andere „animalische“ Künstler das Publikum beeindrucken. Oder könntet Ihr Euch heute vorstellen, an diesem Wochenende in die Ostsee zu springen? Nein, nicht mit einem thermogefütterten, wasserdichten Neoprenanzug – nur Ihr selbst (vielleicht mit einer Badehose oder einem Bikini bekleidet). Seht Ihr, ich auch nicht. Eigentlich ist die Luft draußen ja schon zu kalt, um den gemütlichen Kaminplatz auf dem Sofa zu verlassen. Seid Ihr aber trotzdem genauso gespannt auf die Rostocker Seehunde, wie ich es bin? Dann kommt doch ebenfalls am Wochenende nach Warnemünde spaziert, gefahren oder meinetwegen auch gerodelt und begleitet mich durch das bunte Treiben des Zweiten Warnemünder Wintervergnügens! Ich hoffe, wir sehen uns … Noch ein Tipp: Wer sich zwischendurch ein wenig aufwärmen möchte, weil ihm das Strandfeuer vielleicht nicht heiß genug ist, der kann durch zahlreiche kleinere und größere Restaurants, Kneipen und Cafés schlendern. Nicht nur einfach so zum Spaß, sondern um echte und vor allem selbst gemachte Musik hautnah zu erleben. An diversen Orten in Warnemünde gastieren an diesem Wochenende verschiedenste Rockmusiker. Also, seid gespannt!
1. Februar 2011 | Weiterlesen
Rostock kreativ 2011 in der Kunsthalle
Rostock ist kreativ. Das bewiesen etwa 400 Freizeitkünstler aus Rostock und der Umgebung an diesem Wochenende bei „Rostock kreativ“, einer Veranstaltung der Kunsthalle Rostock und der Ostseezeitung. So viele Bilder und so viele Besucher hat das Rostocker Museum für zeitgenössische Kunst selten in einer Ausstellung gesehen. Waren es im letzten Jahr noch 3000, die sich für die 300 ausgestellten Arbeiten bei „Rostock kreativ“ interessierten, kamen in diesem Jahr über 5500 Neugierige, um Malereien und Plastiken in Augenschein zu nehmen, so der Kunsthallenchef Dr. Jörg-Uwe Neumann. Thematisch geordnet hatten Kuratorin Heike Heilmann und ihr Team die abgegebenen Kunstwerke dicht an dicht an den Wänden der Kunsthalle angebracht. Landschaften, Blumen, Tiere und Menschen zählten zu den beliebtesten Motiven der Künstler, die sie meist sehr gegenständlich, aber auch abstrakt mit unterschiedlichen Techniken auf die Leinwand brachten. Neben den vielen Malereien wurden aber auch einige Plastiken, Textilarbeiten und Collagen ausgestellt. Eine Collage mit dem Titel „Die Wissende“, hatte für Adelheit Birnbaum eine besondere Bedeutung. Sie wurde von ihrer 25-jährigen Enkelin Denise Beyer angefertigt. Sichtlich stolz ist sie, dass das Werk der Hobbymalerin nun in der Rostocker Kunsthalle „gut eingeordnet“ ausgestellt wurde. „Ich habe noch Bilder aus ihrer Kindheit, als sie anfing“, erinnert sich die Oma, die selbst auch einmal gezeichnet hatte, später aber keine Zeit mehr dafür fand. Seit 1998 hat hingegen Hans Werner Alshuth genug Zeit zum Malen. „Nach dem Ausstieg aus dem Schuldienst waren die Winterabende mit Fernsehen und Rätsel zu lang“, erzählt der ehemalige Lehrer. Zunächst widmete er sich Lüneburger Landschaften, die er von Fotografien abmalte. „Jetzt bin ich dazu übergegangen mir eigene Motive auszudenken“, sagt er über die Landschaften in seinen Bildern, in denen immer noch gut seine Mecklenburger Heimat zu erkennen ist. Auch das Bild „Farbwechsel“, welches er für „Rostock kreativ“ ausgewählt hatte, ist eine ausgedachte Herbstlandschaft in sanften bunten Farben. Rot dürfte für Hans Werner Alshuth seit heute wohl eine besondere Bedeutung erhalten haben. Waren doch überall die Ampeln auf Rot gestellt, als er nachmittags die gut 60 Kilometer zur Kunsthalle mit dem Auto zurücklegte, wo er zwar „vollkommen aus der Puste“, aber noch rechtzeitig ankam, um den Publikumspreis von „Rostock kreativ“ entgegen zu nehmen. Denn sein Bild konnte die meisten der über 4000 abgegebenen Stimmen auf sich vereinen und wurde deshalb mit einem Katalog der aktuellen Ausstellung „Portfolio Berlin 01“ und einer Jahreskarte für die Kunsthalle belohnt. „Ich habe zum ersten Mal teilgenommen. Ich hätte nicht gedacht, dass mein Bild so gut ankommt“, bedankte sich der Hobbymaler für diese Anerkennung. Auch wenn nur einer den Publikumspreis erhalten konnte, seien alle Gewinner, betonte Jörg-Uwe Neumann zum Abschluss der Ausstellung und bedankte sich bei allen Beteiligten und für die positive Resonanz der zahlreichen Besucher. „Rostock kreativ ist ein Kunstvolksfest geworden, das wir uns erträumt hatten“, schwärmt der Kunsthallenchef, der solche Besucherzahlen normalerweise nicht gewohnt ist. „Es ist einzigartig“, lobte er, „so eine Fröhlichkeit im Haus zu erleben, so viel Geselligkeit und Diskussion.“ Aufgrund des großen Andrangs werde die Aktion im nächsten Jahr auf eine Woche ausgeweitet, verkünden die Veranstalter. Noch am Abend begann der Abbau der Ausstellung. Nachdem die rund 400 Nagellöcher wieder zugespachtelt sind, bereitet sich das Haus auf die nächste Ausstellung vor.
30. Januar 2011 | Weiterlesen
Thorarolle hält Wiedereinzug in die Rostocker Synagoge
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges lebten im gesamten Gebiet der ehemaligen DDR nur noch weniger als 4000 Juden. Es sah so aus, als ob es hier keine jüdischen Gemeinden mehr geben würde. Allen Umständen zum Trotz entstanden dennoch neue Gemeinden, so auch in Rostock. Allerdings wurde die hiesige jüdische Gemeinde 1989 aufgelöst – zu diesem Zeitpunkt bestand sie bereits nur noch aus einem Mitglied. 1994 fand schließlich die Neugründung statt und heute zählt sie in Rostock 697 Mitglieder, in Schwerin sind es sogar 900. Warum erzähle ich Euch das alles? Weil für die jüdische Gemeinde Rostocks heute ein besonderer Festtag war. Seit über zwei Jahren hatte die Gemeinde Spenden für den Erwerb einer eigenen Thorarolle gesammelt, wie etwa 2008 bei einem Benefizkonzert in der HMT. Eine Thorarolle enthält die fünf Bücher Mose und ist damit so etwas die das Handbuch der jüdischen Lebensweise. Im Frühjahr 2010 war schließlich genug Geld zusammengekommen, zwar nicht um eine neue Thorarolle zu erwerben, aber um eine alte Rolle zu restaurieren. Diese, zudem aus Mecklenburg-Vorpommern stammende Thorarolle, zog am heutigen Nachmittag in einer feierlichen Zeremonie, unter den Augen von Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Erwin Sellering, wieder in die Synagoge ein. Landesrabbiner William Wolff führte durch die Zeremonie und ließ sich auch durch einige kleine Regiefehler nicht aus dem Konzept bringen. „Wozu ist eine Rolle da? Dass man aus ihr vorliest“, und um diesen Worten auch Taten folgen zu lassen, las Wolff aus dem 25. Kapitel des zweiten Buch Mose vor. Anschließend wurde die Thorarolle hochgehoben und der Gemeinde gezeigt. „Ich hoffe, dass derjenige, der sie hochheben wird, ordentlich zu Mittag gegessen hat“, scherzte der Rabbi zuvor, da die gesamte Gemeinde 24 Stunden fasten muss, sollte die Thora auf den Boden fallen. Glücklicherweise war das nicht der Fall – wäre auch schade um das Buffet gewesen. Damit die Rolle koscher wird, mussten noch zwei Buchstaben am Ende hinzugefügt werden, bevor der Gottesdienst fortgesetzt wurde. Nach Predigt und Nachmittagsgebet war es schließlich an der Zeit für die Ehrengäste, einige Grußworte an die Gemeinde zu richten. Als Erstes trat Ministerpräsident Erwin Sellering ans Mikrofon. Sellering sprach von einem Tag der Freude für die jüdische Gemeinde und einem „Meilenstein für das wiedererstandene jüdische Leben“. „Eine eigene Thorarolle, zumal aus Mecklenburg-Vorpommern, ist für die Gemeinde ein sichtbares Zeichen, dass sie an alte Traditionen anknüpfen kann“, bekräftigte Sellering und betonte zudem, dass der jüdische Glaube und die jüdische Kultur zur Vielfalt in unserer Gesellschaft beitragen, in der Rechtsextremismus, Hass und Gewalt keinen Platz haben dürfen. Neben Oberbürgermeister Roland Methling war es an Stephan Kramer, dem Generalsekretär des Zentralrates der Juden, einige Worte zu äußern. In seiner Rede erinnerte er an das Leid der Juden im Dritten Reich und insbesondere an die Reichskristallnacht. Dabei betonte er, dass es auch heute noch wichtig ist, die Erinnerung als „Warnung für die Zukunft vor dem Ungeist der Vergangenheit“ am Leben zu erhalten, da gewaltbereite Extremisten leider nach wie vor in unserer Gesellschaft zu finden sind. In diesem Sinne sollen die abschließenden Worte Ministerpräsident Erwin Sellering gehören: „Ich wünsche mir, ich wünsche uns allen, dass jüdischer Glauben in Mecklenburg-Vorpommern nie wieder aufhören mag, bis ans Ende der Welt.“
30. Januar 2011 | Weiterlesen
Zwo, Eins, Risiko! - Rostocks-Offene-Bühne-Show!
„Ich möchte über Tiere sprechen. Wir hatten jetzt Kinderlieder, hier wird eine Kanone gebastelt. Da kann man auch mal über Tiere sprechen.“ Tiere? Kinderlieder? Kanonenbastelei? Wie passt das denn bitte zusammen? Normalerweise gar nicht, aber was ist schon normal im FreitagNachtFoyer des Theaters im Stadthafen, denn dort fand gestern zum zweiten Mal „Zwo, Eins, Risiko – Rostocks-Offene-Bühne-Show“ statt. Wie bereits im Oktober vergangenen Jahres führte Rawman unter Assistenz von Beautiful Sweatlana und Ugly Katharina durch den Abend. Eröffnet wurde die Show erneut mit dem Song „Zwo-Eins-Risiko“ und natürlich sollte das Publikum auf die Frage „Rostock are you happy?“wieder mit einem „happy, happy, happy“ antworten. Als erster Gast des Abends betrat Jim die Bühne. Rawman erzählte dazu zunächst, wie Jim ihm, Beautiful Sweatlana und Ugly Katharina das Leben vor einem Bären gerettet hatte, als sie gerade nach Deutschland gekommen war – und zwar mit einer Kartoffelkanone! Diese doch reichlich ungewöhnliche Waffe, die in erster Linie aus Abflussrohr besteht, wollte er im Laufe der Show nachbauen und am Ende demonstrieren. Während Jim mit der Konstruktion beschäftigt war, begrüßte Rawman den nächsten Gast auf der Bühne. Dabei handelte es sich um Peter Thiers, der auch schon im Oktober mit von der Partie war: „Den ersten Text hab ich heute Morgen um halb sieben fertig geschrieben. Das macht aber gar nichts, der war ja davor schon bescheuert.“ In besagtem Text ging es um ein Telefonat, das man so eigentlich niemals führen möchte. Der zweite Text war weniger abgedreht, konnte das Publikum aber ebenfalls überzeugen. Zur Belohnung gab es Pfeffi von Ugly Katharina. Der nächste Gast, war ebenfalls ein Wiederholungstäter, denn bereits im Oktober hatte Theresa die Bühne betreten und eine Diskussion zum Thema Trash eröffnet. Das Thema sollte das gleiche bleiben, allerdings ging es dieses Mal um Theresas Weg zu selbigem. Und so verwandelte sie sich auf der Bühne zur Trash Queen, was dem Publikum einige Lacher entlockte. Zur Belohnung, ihr ahnt es, gab es Pfeffi. Anschließend war Publikumsbeteiligung gefragt, denn es wurde „Wer bin ich?“ gespielt. In Runde eins spielten Lisa als David Hasselhoff und Björn als Spiderman gegeneinander. Björn tendierte zunächst in Richtung Tarzan. Zwar schwingt dieser von Baum zu Baum, ähnlich wie Spiderman durch den Großstadtdschungel, dennoch war Lisa am Ende schneller am Ziel und konnte die Runde gewinnen. In Runde zwei standen sich Julia (Alf) und Eike gegenüber und obwohl letzterer Silvio Berlusconi zunächst im Dschungelcamp vermutet hatte, deckte er seine Identität als Erster auf. Italien ist ja auch naheliegender als Melmak. Da es ein besonderes Anliegen von Rawman ist, die Welt ein bisschen besser zu machen, wurden im nächsten Beitrag Kinderlieder gesungen, denn wo ist die Welt besser als in Kinderliedern? Marie sang zunächst „Ich hab mich verlaufen“ von Rolf Zuckowski und Jörg „Jule wäscht sich nie“ von Gerhard Schöne. Und weil es so schön war, gab es im Anschluss noch ein Duett. Ein herrlich schräger Auftritt, der natürlich wieder mit Likör belohnt wurde. Nun war es Zeit, wie eingangs erwähnt, über Tiere zu sprechen. Im ersten Beitrag von Jens, einem Gedicht, ging es um einen Pandabären, hier ein kleiner Auszug: „Sein Blick schweift über Bambusstiele, die hat er alle ausgelutscht.“ Von den Pandas ging es weiter zu den Löwen in der Kurzgeschichte „Wie ich zu meinem Löwen kam“. Ein völlig überdrehtes, urkomisches Werk über eine Zeitreise ins antike Rom und wieder zurück. Die Zeitreise erfolgte in diesem Fall übrigens nicht etwa per De Lorian oder Telefonzelle, sondern: „Ich reiste per Fön und demgemäß spürte ich einen warmen Luftzug.“ Und auch im nächsten Beitrag wurden die Lachmuskeln strapaziert. Jörg, der zuvor bereits Kinderlieder gesungen hatte, spielte ein Stück, in dem es um die Erweckung des Lazarus von den Toten ging. Dabei verkörperte er gleich eine ganze Reihe von Personen im fliegenden Wechsel, die als Schaulustige gekommen waren um das Wunder zu sehen. Anschließend wurde es Zeit für das große Finale: Herzblatt! Drei Kandidatinnen aus dem Publikum mussten, wie im Original, Fragen beantworten, um den männlichen Kandidaten, Paul vom Ton, von sich zu überzeugen. Die Antworten wurden am Ende selbstverständlich von Susie noch einmal zusammengefasst. Das Rennen um den einsilbigen Paul machte Marie, die sich gegen Samira und Christin durchsetzte. Damit war der letzte Beitrag zu Ende und der Abend so gut wie vorbei. Doch halt, nicht so schnell! Da war doch noch diese Kartoffelkanone. Und genau die wurde nun vor dem Theater demonstriert: Ein wenig Feuerzeugbenzin eingefüllt, Kartoffel in den Lauf gestopft und Feuer. Verblüffend, wie gut das Ding funktioniert! Bei der anschließenden Versteigerung gab Jan mit 15 € das Höchstgebot ab und durfte sich über eine nagelneue Kartoffelkanone inklusive einem Sack Munition, äh Verzeihung, einem Sack Kartoffeln, freuen. Die Show von Rawman (Michale Ruchter vom Volkstheater) und Beautiful Sweatlana (Janny Fuchs, Dramaturgin) konnte erneut das Publikum begeistern, das sich bestimmt schon auf das nächste Mal freut. Das wird im März sein und wer auch einmal auf der Bühne bei „Zwo-Eins-Risiko“ stehen möchte, der schreibt einfach eine E-Mail an Janny Fuchs vom Volkstheater Rostock mit einer Beschreibung des geplanten Auftritts.
29. Januar 2011 | Weiterlesen
Mozarts Zauberflöte im Rostocker Volkstheater
Schafft sie es oder schafft sie es nicht: das hohe F in der Arie der Königin der Nacht in Mozarts „Zauberflöte“? Die Koloratur mit den höchsten Tönen im klassischen Opernrepertoire ist wohl für jede Sopranistin eine anspruchsvolle Herausforderung. Gern holen sich Theater deshalb externe Verstärkung von erfahrenen Sängerinnen, wenn sie diese Rolle besetzen. Es dürfte also eine Besonderheit des Rostocker Volkstheaters sein, eine Königin der Nacht im Ensemble zu haben, zumal Lisa Mostin diesen Part zum ersten Mal übernimmt. Zwei Jahre hat die junge Belgierin dafür gearbeitet. Am letzten Samstag war schließlich die Premiere im ausverkauften Großen Haus des Rostocker Volkstheaters und … sie hat es geschafft. Eingefasst in einen goldenen Rahmen und ausgestattet von Falk von Wangelin mit leuchtenden Farben und klaren Formen erzählt Regisseurin Babette Bartz das berühmte Zaubermärchen. Obwohl Kostüme und Bühnenbild stark symbolisch gestaltet sind, gelingt es den Darstellern, ihren Figuren einen vielschichtigen Charakter zu verleihen. Sie bewegen sich zwischen Aberglaube und Weisheit, Gefühl und Verstand. Um seine geliebte Pamina (Jamila Raimbekova) zu befreien, wird Tamino (Garrie Davilism) von ihrer Mutter, der Königin der Nacht, zu Sarastro (Mikko Järviluoto) geschickt, der das junge Mädchen entführt hat. Doch bevor die beiden im Happy End zueinanderfinden, müssen sie noch drei Prüfungen bestehen. Um den jungen Helden vor Gefahren zu schützen, erhält er von den drei Damen eine Zauberflöte. Pamino zur Seite steht Papageno. Der volksnahe Vogelfänger wird von James J. Kee mit einer bemerkenswerten Präsenz dargestellt und ist ein echtes Highlight dieser Inszenierung. Eine herausgehobene Rolle in der Rostocker Inszenierung spielen aber auch die drei Knaben, dargestellt von Studierenden der Hochschule für Musik und Theater Rostock. Sie treten nicht nur musikalisch in Erscheinung, sondern agieren oft auch stumm auf der Bühne. Wer sie sind und zu wem sie gehören, bleibt ein Rätsel. Gemeinsam mit Julia Ebert, ebenfalls Studentin der HMT, die eine erfrischende Papagena darstellt, ernten sie nach der Premiere den meisten Applaus des erfreuten Publikums. Überzeugt hat auch die musikalische Begleitung der Norddeutschen Philharmonie unter der Leitung des Dirigenten Manfred Hermann Lehner, die bei der Premiere auch mit fliegenden Vogelkeschern im Orchestergraben souverän umzugehen wusste. „Die Zauberflöte“ gehört zu den meist gespielten Opern. Wolfgang Amadeus Mozart komponierte sie 1791. Das Libretto stammt von Emanuel Schikaneder. Auch in Rostock wurde sie schon oft aufgeführt. Weitere Vorstellungen wird es am 5. Februar, sowie am 5., 10., 20. und 24. März im Großen Haus des Rostocker Volkstheaters geben. Fotos: Dorit Gätjen/VTR
29. Januar 2011 | Weiterlesen
Neujahrskonzert der DSR 2011
Beim diesjährigen Neujahrskonzert der Deutschen Seereederei (DSR) wurden wieder fleißig Spenden gesammelt. Die Gelder kommen der Horst-Rahe-Stiftung zugute, die damit die jungen musikalischen Talente der Young Academy Rostock (YARO) unterstützt. 14 Musiker und Musikerinnen zeigten einen Querschnitt dieses Internationalen Zentrums für musikalisch Hochbegabte. Im voll besetzten Katharinensaal der Hochschule für Musik und Theater (HMT) kamen an diesem Abend etwa 5000 Euro zusammen. Dass die Einnahmen gut angelegt werden, bewies Eva Gasparyan. Die junge Flötistin des YARO-Netzwerkes ist bereits eine gute Bekannte auf dem traditionellen Neujahrskonzert. Spielte sie doch bereits im letzten Jahr vor diesem großen Publikum, was sich für sie als Glücksfall erweisen sollte. Denn durch die großzügigen Spenden der Konzertbesucher konnte ihr Wunsch nach einer neuen Querflöte erfüllt werden. „Vielen Dank für diese wunderschöne Flöte. Ich spiele viel und gern darauf“, bedankte sie sich brav bei den großzügigen Geldgebern, nachdem sie das Instrument mit einem Flötenkonzert von Joseph Joachim Quantz vorgestellt hatte. Eva Gasparyan war aber nicht die einzige junge Stipendiatin der Horst-Rahe-Stiftung, die sich an diesem Abend präsentierte, auch die Pianistin Rebecca Krause vom Rostocker Konservatorium gab einen Einblick in ihr herausragendes Können. Mit einer Klaviersonate von Mozart eröffnete sie das diesjährige Neujahrskonzert. Den Wunsch, an der Young Academy zu studieren, hegt auch die zehnjährige Oksana Goretska. Dafür legt sie so oft wie möglich den weiten Weg aus der Ukraine nach Rostock zurück. Und das ist gar nicht immer so einfach. So hatte sie die letzten drei Tage vor dem Konzert im Konsulat in Kiew verbracht und auf ein Visum gewartet. Nur wenige Stunden, bevor sie am großen Flügel des Katharinensaals saß und „Aus dem Karneval“ von Edvard Grieg spielte, war sie erst angekommen. Eine weitere Kandidatin, die sich um ein Stipendium der Horst-Rahe-Stiftung bewirbt, ist die junge Pianistin Kärt Rubel. Sie stellte sich mit einem Auszug einer Sonate von Sergej Prokofieff vor. Ihre Zwillingsschwester Triin Ruubel wird bereits von der Stiftung unterstützt. Gemeinsam gestalteten sie an der Violine und am Flügel mit der Carmen-Fantasie von Pablo de Sarasate den Abschluss des Konzertabends. Aber nicht nur Anwärter und Neulinge der Horst-Rahe-Stiftung wirkten am Neujahrkonzert mit. Ravi Shankar Domingues gab mit einem Stück von Antonio Pasculli seine Abschiedsvorstellung. Der Oboist aus Brasilien ist nur noch ein paar Wochen für die Abschlussprüfungen in der Hansestadt. Dann wird er in sein Heimatland zurückkehren, wo ihm ein Orchester nach einem Gastspiel im Sommer auf der Stelle ein festes Engagement angeboten hatte. Den besonderen Anspruch der Young Academy Rostock, junge Talente von weither zu fördern, unterstrich auch deren Leiter Professor Stephan Imorde. Zweieinhalb Jahre nach der Gründung der YARO vermeldete er, dass das Internationale Zentrum für musikalisch Hochbegabte mit 21 Frühstudenten und 49 Schülerinnen und Schülern im YARO-Netzwerk seine Kapazitätsgrenze erreicht hat. Als besonderes Projekt in diesem Jahr kündigte der Dozent der HMT die Zusammenarbeit mit dem bekannten Dirigenten und Pianisten Daniel Barenboim an, der sich die Rostocker Musikhochschule als einen Partner für den Aufbau seines West-Eastern-Divan-Institutes gewünscht habe. Bereits im Frühjahr sollen Musiker aus Israel und arabischen Ländern nach Rostock kommen und gemeinsam mit den jungen Musikern der YARO musizieren.
28. Januar 2011 | Weiterlesen
SpielLust Theaterfestival 2011 an der Bühne 602
Heute Vormittag ging es los, das Theaterfestival SpielLust 2011 an der Bühne 602. Bis Sonntag zeigt der Landesverband Freier Theater Mecklenburg-Vorpommern zehn Produktionen, welche die Vielfalt der freien Theater in unserem Bundesland widerspiegelt. Vor allem Märchen und Kinderbücher liefern die Vorlagen für die gezeigten Schau- und Puppenspiele. Bis auf zwei Aufführungen werden die Bühnenstücke speziell für Kinder inszeniert. Für die großen Theaterbesucher dürften die Abendvorstellungen interessant sein. So führt die Compagnie de Comédie am Freitag um 20 Uhr „Mondscheintarif“ nach dem Bestseller von Ildikó von Kürthy auf. Und am Samstag ab halb elf wird Miss Hertha Ottilie van Amsterdam vom Theater Liebreiz ihren Charme im Foyer der Bühne 602 versprühen und Chansons von Edith Piaf und Marlene Dietrich zum Besten geben. Auch eine Premiere steht auf dem Programm des Theaterfestivals. Am Samstag wird um 14 Uhr „Prinzessin gesucht – Heirat nicht ausgeschlossen“ vom A Mano Theater nach einem Kunstmärchen von Richard von Volkmann-Leander zum ersten Mal aufgeführt. Offiziell eingetrommelt, eingeblasen, eingepfiffen und eingesungen wird das SpielLustfestival morgen um 16 Uhr, wenn die Optimistische Kurkapelle Mecklenburg-Vorpommern bei einem Umzug in der Innenstadt aufspielt. Schon heute machte jedoch das Figurentheater Ernst Heiter mit „Der Froschkönig“ den Auftakt. Auch wenn die Inszenierung des Märchens nach den Brüdern Grimm mit edlen Stoffen aus Gold und Samt alles andere als billig wirkt, spielen ein Apfel und ein Ei eine besondere Rolle. Aus ihnen zaubern Prinzessin Gabriele (Katharina Sell) und ihr Mann Eduard (Frank Hirrich) den König und die Königstochter. Der Frosch darf natürlich auch nicht fehlen. Den hatte Eduard parat, der zum königlichen „Wasserpatscher“ eine spezielle Verbindung hat. Denn das Märchen vom „Froschkönig“ ist die Geschichte von Prinzessin Gabriele und Prinz Eduard. Nach 37 Jahren schauen sie auf den Anfang ihrer Ehe zurück und erzählen, wie aus einem Frosch ein schöner Prinz und aus einem spielenden Kind eine verheiratete Frau wurde. Die allerdings immer noch so bockig wie ein Kleinkind ist und ihrem Mann „ausversehen“ die leckeren Kekse wegfuttert. Zur Freude des jungen Publikums, das dem sehr amüsanten Theaterstück aufmerksam folgt und sich wohl wiedererkennt. Am Ende geht natürlich alles gut. Die Prinzessin erlöst den Prinzen. Nach langem Hin- und Herüberlegen entschließt sie sich übrigens auf das grimmsche An-die-Wand-Werfen zu verzichten und den Frosch ganz romantisch zu küssen. Prinz und Prinzessin heiraten und leben – wie das Publikum sehen kann – noch heute. Und damit es keinen Knatsch wegen des aufgefutterten Backwerks gibt, brachte für die beiden völlig überraschend der vierjährige Ben aus dem Publikum einen von seinen Butterkeksen auf die Bühne. Ein wunderbares Theatererlebnis, das Lust auf mehr macht. Die nächste Gelegenheit dazu bietet sich schon am Freitag ab 10 Uhr an der Bühne 602 bei dem Puppenstück „Oh, wie schön ist Panama“ vom Schnuppe Figurentheater.
27. Januar 2011 | Weiterlesen
Volkstheater Rostock vergibt Kompositionsauftrag
„Es ist unglaublich, wie viele Kleine es in dieser Stadt gibt“, staunt der Intendant des Rostocker Volkstheaters Peter Leonard und erzählt von den vielen Kindern, denen er täglich auf seinem Weg zur Arbeit begegnet. Das macht natürlich Lust das Angebot des Theaters für Kinder und Jugendliche zu vertiefen und zu verbessern. Bereits jetzt schon inszeniert das Volkstheater Bühnenstücke extra für das junge Publikum. Auch die Norddeutsche Philharmonie stellt ihre Orchesterinstrumente und klassische Musik seit vielen Jahren den kleinsten Zuhörern vor. Nun sollen auch die Aktivitäten im Bereich Tanztheater und Musiktheater weiter verstärkt werden. Mit Bronislav Roznos‘ Tanztheater „Pinocchio“ ist der Anfang getan. Und auch der Kinderchor der Singakademie feierte in der letzten Spielzeit mit dem Kindermusical „Max und Moritz“ eine erfolgreiche Premiere. An jenem Abend stellte sich für die jungen Sängerinnen und Sänger auch die Frage nach dem nächsten Stück. Schnell waren sich alle einig: Dornröschen soll es werden. Babette Bartz, die bereits für die musikalische Inszenierung des Wilhelm Busch Klassikers zuständig war, bekam den Auftrag das Libretto zu verfassen. Mit Dieter Kempe fand das Volkstheater schließlich einen Komponisten, der bereits Erfahrungen mit Kindermusicals hat. So wurde er beauftragt, dem Rostocker Kinderchor das Musical „Dornröschen“ auf den Leib zu schreiben. Für ihn ist es das erste Mal, dass er für Kinderstimmen komponiert. „Mir hat Mut gemacht, als ich sie bei ‚Max und Moritz‘ sehen konnte. Da war mir klar, dass der Kinderchor musikalisch und auch szenisch fit ist.“ Mehr als die Hälfte des Stückes sei schon fertig. Die stilistische Spanne des Musicals wird von „klassisch anmutend bis zu modernen Elementen“ reichen, macht Dieter Kempe neugierig. Neben dem Gesang wird vor allem das Klavier den Charakter des Stückes bestimmen. Weitere Klangfarben sollen durch ein Keyboard ergänzt werden. Auch ein Schlagzeug möchte der Komponist noch einbringen. Schon jetzt stößt das Musical „Dornröschen“ bei den Kindern der Singakademie auf große Begeisterung, hat Daniel Arnold beobachtet. Am Ende des letzten Jahres hatte der junge Musiklehrer die musikalische Leitung des Chores übernommen und studiert nun das Stück mit den jungen Sängern ein. Zweimal in der Woche wird dafür geprobt. Eine intensive Arbeit ermöglicht auch das Chorlager in den Winterferien. Derzeit gehören 18 Mitglieder zum Kinderchor. Es sollen aber noch ein paar mehr werden, wünscht sich der Chorleiter. Am 1. September soll schließlich die Uraufführung von „Dornröschen – Ein Musical für Kinder“ im Theater im Stadthafen gefeiert werden. Etwa 5000 Euro nimmt das Volkstheater für diesen Kompositionsauftrag in die Hand. Gefördert wird das Projekt vom Kinderchor der Rostocker Singakademie e.V., der Warnowquerung GmbH und der Zeit-Stiftung. „Ein Auftragswerk ist etwas ganz Besonderes für ein Theater in der jetzigen Zeit“, betont Peter Leonard. Bisher setzt das Rostocker Volkstheater vor allem auf die Produktion bekannter Werke. „Aber das Repertoire ist auch zu erweitern“, ist dem Intendanten wichtig. „Wir wollen auch für die Zukunft bauen, leben und schaffen.“
27. Januar 2011 | Weiterlesen
AStA der Uni Rostock – Rücktritt vom Rücktritt
Er liebt mich, er liebt mich nicht, er liebt mich … – wie die Geschichte weitergeht, wissen wir alle aus unserem Kindergarten- bzw. neudeutsch Kita-Zeitalter. Es hängt davon ab, ob man das vierblättrige Kleeblatt zum Zupfen gefunden hat oder nicht. Nun ist allerdings gerade Winter. Anfang Januar lag unsere schöne Hansestadt unter einer prachtvollen weißen Schneedecke und viel Grün war nicht zu entdecken. Irgendwie müssen in der Stadt aber wohl doch einige der beliebten Kleeblätter aufgetaucht sein, zumindest beim Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) der Uni Rostock. Am 13. Januar erklärte Christian Berntsen, Vorsitzender des AStA, etwas überraschend seinen Rücktritt zum 9. Februar. Die Pressekonferenz war schon angekündigt, wurde jedoch verschoben und nun ist er da – der Rücktritt vom Rücktritt, das zweite Blättchen wurde sozusagen gezupft. Doch von vorne: Anlass für diesen Schritt war ein Streit über die kulturellen Veranstaltungen an der Uni und das leidige Thema Geld. Bei der Sitzung des StudentInnenrates (StuRa) am 12. Januar kam ein Angebot auf den Tisch, mittels Promotion das Budget für das Campuserwachen im Frühling um etwa 1.000 Euro zu entlasten. Problem an der Sache? Es handelt sich um Tabakwerbung – zwei Promoter sollten beim Campuserwachen für die Zigarettenmarke Lucky Strike werben. Trotz einiger Bedenken stimmte der StuRa mit knapper Mehrheit für den Vorschlag. Vielleicht hatte man hier den Eindruck, die Studenten wären reif genug, um sich von derartiger Werbung nicht mehr beeinflussen zu lassen. Da Tabak- und Alkoholwerbung an der Uni Rostock nicht gestattet sei, sah sich Berntsen nach eigener Aussage weder willens noch in der Lage, den Beschluss mitzutragen. Nun mag dies tatsächlich der Anlass für den Rücktritt gewesen sein, wohl aber kaum der wirkliche Grund. Wurde der Beschluss zur Tabakwerbung durch den StuRa doch lediglich vorbehaltlich der Prüfung durch das Rektorat gefasst und hat es bislang nur bis zum Justiziariat geschafft. Um Geld ging es auch bei einem weiteren Problem. Das Landeshochschulgesetz schreibt vor, dass Gelder der Studierendenschaft „Von Studenten, Für Studenten, Mit Studenten“ einzusetzen sind. Der AStA-Vorsitzende sah ein Problem darin, dass Studenten bei der kommenden Kulturwoche nicht genug Vorteile bekämen. So wurde etwa über einen Eintritt beim Poetry Slam diskutiert – im Gespräch waren ein bis drei Euro für Nicht-Studenten – doch letztendlich entschied der StuRa, die Veranstaltung mit der langen Tradition weiterhin eintrittsfrei zu belassen. Es kriselt wohl mächtig hinter den Kulissen, innerhalb des StudentInnenrates ebenso wie zwischen AStA und StuRa. Ein wenig kommt man sich an der Rostocker Uni vor wie in der ‚großen‘ Lokalpolitik – die Bürgerschaft beschließt, der Oberbürgermeister sieht einen Rechtsbruch, geht in Widerspruch, die eigentliche Arbeit bleibt liegen. Da traf es sich gut, dass am Freitag das Richtfest fürs neue Hörsaalgebäude der Uni Rostock gefeiert wurde und die noch größere Prominenz der Landespolitik zugegen war. Nicht nur Bauminister Volker Schlotmann (SPD) und sein Amtskollege Henry Tesch (CDU) aus dem Kultusministerium zeigten, wie man auch über Parteigrenzen hinweg konstruktiv zusammenarbeiten kann. Auch Mathias Brodkorb, bildungspolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, nutzte die Chance für ein paar klärende Worte mit dem AStA-Vorsitzenden – von „vertragen“ und „entschuldigen“ war hier die Rede. Nun also der Rücktritt vom Rücktritt. Friede, Freude, Eierkuchen herrschte dann auch bei der heutigen StuRa-Sitzung. Böse Zungen mögen behaupten, dass Probleme mal wieder unter den Tisch gekehrt wurden. Im Ergebnis lehnt der StuRa das Rücktrittsgesuch von Berntsen ab – „aufgrund der bisherigen guten und konstruktiven Zusammenarbeit“, wie es heißt. Gleichzeitig bekennt sich der StuRa zu Punkten, die eigentlich selbstverständlich sein sollten – etwa ungeachtet persönlicher Interessen zu wirken, es nicht zu persönlichen Argumentationen kommen zu lassen, die Arbeit der AStA-Mitglieder zu schätzen und zu respektieren und sich klar zu geltenden Satzungen, Ordnungen und Gesetzen zu bekennen. Für morgen um 10 Uhr ist – mal wieder – eine Pressekonferenz angesetzt und Christian Berntsen wird demnach bleiben. Wahrscheinlich, denn die Nacht ist noch lang und das Kleeblatt hat noch ein Blatt, mindestens eins …
26. Januar 2011 | Weiterlesen
Volkskrankheit Arthrose und was die Medizin leisten kann
Deutschland im Jahre 2050: Jeder dritte Deutsche ist über 60 Jahre alt, mindestens jeder zweite davon hat Gelenkbeschwerden – Arthrose ist zur Volkskrankheit geworden. Prof. Dr. Rainer Bader, der an der Orthopädischen Klinik und Poliklinik der Universität Rostock das Forschungslabor für Biomechanik und Implantattechnologie (FORBIOMIT) leitet, spricht von einem „Thema, das Jüngere und Ältere beschäftigt, denn jeder wird einmal alt und läuft Gefahr Arthrose zu bekommen“. Bereits heute hat jeder Zweite über 60 Jahren Gelenkbeschwerden, Tendenz steigend. Aufgrund des demografischen Wandels wird die Zahl weiter zunehmen. Dabei drängt sich die Frage auf, wie die vielen alten Menschen versorgt werden sollen, woher das Geld kommen soll. „Wir müssen dafür sorgen, dass wir bis ins hohe Alter mobil bleiben“, weiß Bader die Situation einzuschätzen. Welchen Beitrag die Medizin dazu leisten kann, darum ging es gestern Abend in seinem Vortrag „Operative Therapiemöglichkeiten bei Arthrose des Knie- und Hüftgelenks zum Erhalt der Mobilität und Selbstständigkeit im Alter“. Gehalten wurde dieser im Rahmen der Interdisziplinären Ringvorlesung „Erfolgreich Altern“, die damit auch für dieses Semester ihren Abschluss fand. Die Begrüßung der Zuhörer und Vorstellung des Referenten wurde von Thomas Kirstel vorgenommen. Bei Arthrose handelt es sich um Gelenk- bzw. Knorpelverschleiß, der seine Ursache z. B. in einseitiger Belastung haben kann. Patienten mit Arthrose klagen über Gelenkschmerzen, Schwellungen, Steifheitsgefühle, Bewegungseinschränkung, Überwärmung oder Formveränderung des Gelenks. „Was wir machen wollen, ist, den Patienten ins aktive Leben zurückzuholen“, gibt Bader das Ziel der Medizin aus. Bei einer fortgeschrittenen Arthrose bedeutet das derzeit eine Prothese, wie beispielsweise ein künstliches Hüftgelenk, einzusetzen. Allein in Deutschland werden jährlich etwa 200.000 künstliche Hüft- und ca. 170.000 künstliche Kniegelenke operativ eingesetzt. „Gelenkersatz dient dem Staat auch, um Kosten zu sparen“, so Bader, denn ein Patient, dem seine Mobilität durch eine Prothese zurückgegeben wird, kostet im Endeffekt weitaus weniger als jahrelange Pflege. Von der Verbesserung der Lebensbedingungen einmal ganz abgesehen. Was kann die Medizin aber nun unternehmen, um es gar nicht erst soweit kommen zu lassen? Es gibt eine ganze Reihe von Therapieverfahren, die geeignet sind, um geschädigtes Knorpelgewebe zu regenerieren. Wichtig ist allerdings, dass bereits frühzeitig damit begonnen wird, solange es sich noch um kleine Defekte handelt. Knorpelgewebe wächst nämlich nur sehr schlecht nach und lässt sich auf natürlichem Wege kaum regenerieren. Ein möglicher Behandlungsansatz ist es, nicht belastetes Knorpelgewebe zu entnehmen und anschließend an die geschädigte Stelle zu transplantieren. Das große Problem dabei: Es steht nur eine sehr begrenzte Menge an Knorpel dafür zur Verfügung. Eine andere Möglichkeit ist es, dem Patienten Knorpelgewebe zu entnehmen und im Labor daraus Knorpelzellen zu züchten und diese wiederum zu implantieren. Das klingt in der Theorie zunächst sehr gut, allerdings ist dabei zu beachten, dass sich die Wachstumsbedingungen im Labor stark von denen im menschlichen Körper unterscheiden und es sehr schwierig und entsprechend teuer ist, die Zellen zu züchten. Ein neuer Ansatz, der Abhilfe schaffen könnte, ist die sogenannte Chondrosphären Technik. Dabei werden die Knorpelzellen in kleinen Kügelchen im Labor angezüchtet, was den Prozess erheblich vereinfacht, und diese Kügelchen an den Knorpelschaden implantiert. Damit konnten bereits vielversprechende Ergebnisse erzielt werden. Trotz allem wird es aber wohl noch einige Jahrzehnte dauern, bis es der Medizin gelingt, auch schwere Fälle von Arthrose durch das Regenerieren des Knorpels zu behandeln. Bis dahin wird der letzte Ausweg auch weiterhin Gelenkprothese heißen, wobei die Technik stetige Fortschritte macht und moderne Prothesen immer größere Bewegungsfreiheit erlauben. Am besten ist es aber natürlich, es gar nicht erst soweit kommen zu lassen und Gelenkprobleme frühzeitig behandeln zu lassen.
26. Januar 2011 | Weiterlesen
Bürgerforum der Ostseezeitung zum Darwineum
Mangelnde Kommunikation war ein Punkt, der am gestrigen Abend besonders oft angemahnt wurde. Auch der Gastgeber, die Rostocker Ostseezeitung, kam bei dieser Kritik nicht ungeschoren davon. Sie hatte interessierte Bürger zu einem Forum zum neuen Großprojekt des Rostocker Zoos eingeladen. Denn über das Darwineum fühlen sich viele Einwohner falsch oder nur unzureichend informiert. Neben Zoodirektor Udo Nagel stellten sich auch Rostocks Bau- und Umweltsenator Holger Matthäus sowie Jürgen Seidel, Minister für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern den Fragen der Rostocker. Gleich zu Beginn nutzte Udo Nagel die Gelegenheit in einem mit Bildern und Karten veranschaulichten Vortrag das Darwineum in seiner Größe, seinem Inhalt und seinem Zweck vorzustellen. Dabei stellte er auch einige Zahlen zu den Ausmaßen der Flächen im Barnstorfer Wald klar. So seien die Barnstorfer Anlagen 106 Hektar groß. Davon wurden dem Zoo mit dem Erbbaurecht 56 Hektar zugesprochen. Für das Gebäude des Darwineums werden 2 Hektar bebaut. Eingezäunt wurden etwa 9 Hektar. Um den Zaun nach innen zu versetzen, sei bereits eine neue Baugenehmigung beantragt, informierte der Zoodirektor, der damit auf Kritik seitens der Sportler hinsichtlich der halbierten Wege reagiert. Für 4,13 Hektar des Barnstorfer Waldes wurde von der Landesforstbehörde eine Waldumwandlung genehmigt. Dafür müssen 6,2 Hektar neu aufgeforstet werden. Da es sich auch bei dem Baukörper um einen Eingriff in Natur und Landschaft handelt, wird es mehrere Ausgleichsmaßnahmen geben, geht Holger Matthäus auf naturschutzrechtliche Bedenken ein. So sollen zwei Naturwaldparzellen in unmittelbarer Nähe eingerichtet und zusätzliche Fledermauskästen angebracht werden. Auch an eine Dachbegrünung ist gedacht. Der Rostocker Senator wunderte sich über den Informationsbedarf. Schließlich sei das Projekt in den Ortsbeiräten vorgestellt worden und auch die Gutachten und Unterlagen der Behörden, die die Planung begleiten, seien keine Geheimdokumente, betonte er und war froh, bei diesem Forum auf Fragen eingehen zu können. So konnte auch der Zoodirektor gleich das Gerücht aus der Welt schaffen, dass im westlichen Teil des noch unbebauten Zoogeländes ein Kletterwald entstehen soll. Diese Idee sei zwar an den Zoo herangetragen, nach dem Gespräch mit den Sportlern aber wieder verworfen worden. „Es wird dort zusätzlich keine Vergabe an Dritte geben“, bestätigte Udo Nagel. Neben Fragen zum Standort, der Skepsis an der Einmaligkeit des Darwineums und ob dieses Konzept auch nach Rostock und Mecklenburg-Vorpommern passe, bewegte vor allem die Finanzierung des Projektes die Forumsteilnehmer. Einige Kritiker befürchten, dass es ähnlich wie der IGA-Park oder der Warnowtunnel zu einer Schuldenfalle für Rostock werden könnte. Auf 26,8 Millionen Euro belaufen sich die Gesamtkosten des Darwineums. 22,8 Millionen davon werden vom Land aus einem Programm zur Förderung der Infrastruktur zur Verfügung gestellt. „Ein solches Projekt ist für Mecklenburg-Vorpommern für die Stadtentwicklung von großer Bedeutung. Wir müssen unseren Standort ausbauen“, sagte Jürgen Seidel und wies auf die große Bedeutung des Tourismus und die damit verbundenen Arbeitsplätze hin. Dass dies richtig sei, bestätigen auch die jetzigen Entwicklungen des Ozeaneums und des Müritzeums, so der Wirtschaftsminister. So liegen die Besucherzahlen im Ozeaneum in Stralsund, in das das Land rund 60 Millionen Euro investierte, bei einer Million. Bevor das Müritzmuseum in Waren mit knappen 16 Millionen Euro Landesförderung zum Müritzeum ausgebaut wurde, lockte es etwa 60.000 Besucher an. Nun wollen sich dort etwa 200.000 Besucher die Süßwasserwelten unserer Region ansehen. „Wir stehen hinter diesem Konzept. Wir glauben, dass dies etwas sehr Vernünftiges werden kann, wo wir am Ende alle davon profitieren, sowohl die Bürger als auch die Gäste,“ verteidigte er das Darwineum vor den Skeptikern. Wie wichtig die Investition in den Zoo ist, versuchte auch Udo Nagel deutlich zu machen und berichtete, dass bundesweit die Besucherzahlen um 5 bis 25 Prozent eingebrochen seien. Nur Tiergärten, die investiert haben, hätten Zuwächse zu verzeichnen. Der Leipziger Zoo beispielsweise soll mit dem Pongoland und anderen Gehegen seine Besucherzahlen verdoppelt haben. Auch der Rostocker Zoo muss seine Besucherzahl steigern, die sich im letzten Jahr bei 505.000 bewegte. 50 Prozent mehr Gäste müssen kommen, damit der vergrößerte Zoo wirtschaftlich ist. „Wir haben zu wenig Besucher in der nasskalten Jahreszeit. Mit dieser Investition wollen wir genau das erreichen, dass wir mehr Besucher bekommen. Wenn wir gar nichts machen, werden die Zahlen stagnieren“, ist sich Udo Nagel sicher. Und was passiert, wenn das Darwineum nicht gebaut wird? Dann fließen die Fördermittel anderen Projekten zur Stärkung der Infrastruktur im Land zu, der Barnstorfer Wald bliebe wohl verschont und die Haltung der Menschenaffen müsste irgendwann eingestellt werden. Nach den Elefanten hätte der Rostocker Tiergarten dann noch eine Attraktion weniger, was wiederum nicht ohne Auswirkungen auf die Einnahmen und die Sicherheit der Arbeitsplätze des Zoos bliebe. Diese und noch weitere Zusammenhänge versuchten nicht nur Jürgen Seidel, Holger Matthäus und Udo Nagel deutlich zu machen, sondern auch zahlreiche Befürworter und Kritiker des Darwineums, die sich zu Wort meldeten.
26. Januar 2011 | Weiterlesen
Anna Mitgutsch: „Wenn du wiederkommst“
Auf dem Plakat der LiteraTour Nord sieht Anna Mitgutsch ein wenig so aus wie eine strenge Oberlehrerin. Doch als sie am Dienstag die Bühne der „anderen buchhandlung“ betrat, merkte man sofort, dass heute eine sehr sympathische Autorin aus ihrem aktuellen Roman vorlesen sollte. „Wenn du wiederkommst“ so der Titel des Buches, dass nach Aussage der Autorin eigentlich eine Totenklage ist, was jedoch Verlag und Agentur nicht auf dem Titel haben wollten. Es war das erste Mal für Anna Mitgutsch in Rostock, obwohl der Inhaber der Buchhandlung, Manfred Keiper, betonte, dass sie schon längst hier gelesen haben sollte. Immerhin ist „Wenn du wiederkommst“ ihr achter Roman, mit dem sie nun an der 19. Auflage der LiteraTour Nord teilnimmt. In dem Buch geht es vor allem um den Umgang mit Trauer. Die Protagonistin, die gleichzeitig auch die Erzählrolle übernimmt, hat nach einer 35-jährigen Beziehung ihren Mann Jerome verloren, obwohl die beiden nach einer 15-jährigen Pause gerade wieder zueinandergefunden haben. Die Frau beschreibt mithilfe der jüdischen Trauerrituale, wie man mit Trauer umgehen kann, aber auch wie man unter dieser Trauer leidet, was man durchmacht und auch wie andere Menschen mit dem Verlust umgehen. Die Trauerbeschreibung wird immer wieder mit Rückblicken auf die Vergangenheit gemischt, sodass ein sehr stimmiges und doch zugleich bedrückendes Gefühl beim Leser aufkommt. Und dieses Gefühl kam auch bei der Lesung rüber. Nach einer kurzen Einleitung las Anna Mitgutsch etwa eine Stunde, ohne dazwischen etwas über das Buch zu sagen. Sonst ist es dadurch schwierig, dem Autor und den Sprüngen im Buch zu folgen, doch hier hatte man dieses Problem nicht – ob das nun an der sehr guten Vortragsweise oder der Auswahl der Lesestellen lag, kann ich nicht sagen. Die bedrückte Stimmung des Buches kam sehr gut rüber, eine Stimmung, die aber nie zu sehr ins Depressive abdriftet. Nachdem sie das Buch zugeschlagen hatte, wünschte ich mir, dass das anschließende Gespräch doch dieses Mal ausfallen würde. Es hätte sicher nicht geschadet, hätte man die Stimmung einfach so wirken lassen und dies bestätigte auch Literaturprofessor Lutz Hagestedt: „Schade, dass ich Ihnen jetzt noch Fragen stellen muss.“ Doch zum Glück schadete das Gespräch der Stimmung im Raum nicht, die Anspannung löste sich etwas und es wurde zum Ende hin sogar gelacht. Anna Mitgutsch berichtete, dass sie immer sehr viel Zeit für die Vorbereitung eines Romans braucht. Auch konnte sie die Frage einer Dame aus dem Publikum beantworten, warum das Buch denn an den jüdischen Trauerritus angelehnt sein. „Das ist ganz einfach, ich bin selbst Jüdin. Aber ich hatte beim Schreiben eine Idee: Alle Religionen beruhen auf der Idee, dass man nicht akzeptieren kann, dass ein geliebter Mensch tot ist.“ Richtig lustig wurde es dann, als Hagestedt seine Lesart des Buches präsentierte, die Anna Mitgutsch vehement verneinte: „Das haben Sie erfunden!“ konterte sie den Ausführungen Hagestedts, sodass sich ein richtiges Streitgespräch auf der Bühne entwickelt hat. Am Ende räumte der Professor ein: „Literaturwissenschaftler braucht es hier oben nicht“, und gab das Wort ans Publikum ab. Die zwei Wortmeldungen lobten noch einmal die Lesung und das Buch, was einen idealen Abschluss für den Abend darstellte. Natürlich wurden auch wieder Bücher signiert. Unter anderem suchte Brigitte Leidig das Gespräch mit der Autorin. Mir verriet sie, dass es ihr wunderbar gefallen hat. „Ich liebe Anna Mitgutsch und es ist ein wichtiger Roman, um zu sehen, wie man mit Trauer und Tod umgehen kann. Auch der Schreibstil ist toll.“ Die letzte Lesung der Tour findet am 8. Februar wieder in der „anderen buchhandlung“ statt. Dann präsentiert Jan Faktor seinen Roman mit dem vielsagenden Titel: „Georgs Sorgen um die Vergangenheit oder im Reich des heiligen Hodensack-Bimbams von Prag”.
25. Januar 2011 | Weiterlesen
30 Jahre Luv un Lee
Maritim ging es zu, am Freitag im Rostocker Rathaus. Die Plätze im Festsaal reichten nicht aus. Sogar vor der Tür saßen die Fans von „Luv un Lee“, um das Jubiläumskonzert des Rostocker Shantychors zu hören. „Immer, wenn der Shantychor ‚Luv un Lee‘ auftritt“, schwärmte Ministerpräsident Erwin Sellering, „dann ist gute Stimmung“ und schwelgte gleich in Erinnerungen. So dachte er an das Jahr 2008 zurück, als die Jungs schon bei seiner Nominierung zum Ministerpräsidenten sangen. „Sehr überraschend“ auch der Auftritt bei seiner Hochzeit vor der Stiftskirche im letzten Jahr – aber eine „sehr gelungene Überraschung“, bekräftigte das Landesoberhaupt. 2500 Konzerte in 30 Jahren, Auftritte in 15 Bundesländern – nur das Saarland fehlt noch in der Statistik – und Gastspiele, die den Chor bis in den USA führten, sprechen eine deutliche Sprache. Sieben Benefizkonzerte bestreiten „Luv un Lee“ in jeder Saison. Immer mit dabei ist das kleine Spendenboot für die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger. Als „Markenzeichen für die Hansestadt und gern gesehener Botschafter für unser Bundesland“, würdigte Sellering den Chor. Der 29. November 1990 ist ein Datum, betonte Oberbürgermeister Roland Methling, das er nicht so schnell vergisst. An diesem Tag stellte er das Projekt eines Windjammertreffens vor, dass seitdem als Hanse Sail unzertrennlich mit unserer Heimatstadt Rostock verbunden ist. Mit tatkräftiger Unterstützung des Shantychores, deren Mitglieder zu „Steuermännern der Hanse Sail“ geworden sind. Zur Feier des Tages wurden Sellering und Methling ebenso wie Moderator Horst Marx als Ehrenmitglieder des Shantychores aufgenommen. Eine Ehre, die bisher nur Hans-Jürgen Papenfuß zuteilwurde. Durch ihn wurde am 21. Januar 1981 im VEB Fischkombinat Rostock die Shantygruppe „Luv un Lee“ gegründet, vor genau 30 Jahren. Zwei der Gründungsmitglieder, Martin Nabel und Klaus-Dieter Brüngel, sind auch nach den 30 Jahren immer noch aktiv dabei. Und es gibt – eher ungewöhnlich in der Männer-dominierten Shantywelt – mit Renate Baarck auch eine Frau, die den Chor am Schifferklavier unterstützt. Ihr Publikum hatten die sympathischen Shanty-Sänger auch an diesem Tag von Beginn an fest im Griff. Die Gäste klatschten, schunkelten und stimmten beim letzten Lied kraftvoll mit ein. „Wo de Ostseewellen trecken an den Strand“ beendete die ersten 30 Jahre und läutete die nächsten ein.
24. Januar 2011 | Weiterlesen
Universität Rostock - Richtfest für neues Hörsaalgebäude
Morgens um sieben in Rostock. Die Studenten schlafen, der Campus ruht. Nein, nicht der ganze Campus. Im Arbeitszimmer des Rektors brennt schon Licht. Und nicht nur dort. Auch die Baustelle für das neue Hörsaalgebäude gleich gegenüber ist um diese Zeit schon hell erleuchtet. Aufmerksam verfolge er, wie die Arbeiten voranschreiten, berichtet Professor Dr. Wolfgang Schareck beim Richtfest für das neue Hörsaalgebäude der Uni Rostock. Nachdem er im letzten Jahr bereits den Grundstein gelegt hatte, ist er danach noch oft auf der Baustelle gewesen und hat etwa beobachtet, wie die großen, sechs Tonnen schweren Bauteile verankert wurden. „Ich habe gesehen, dass hier konstruktiv und gut gearbeitet wird“, lobt er die beteiligten Handwerker und Planer. Zum Dank für ihre Arbeit und als Atempause zwischen der Fertigstellung des Rohbaus und dem Beginn des Innenausbaus wurde am Freitag das Richtfest gefeiert. 4,1 Millionen Euro werden in den Zwillingsbau des Audimax investiert. „Insbesondere für die Lehre wird es positiv sein, dass wir hier drei Hörsäle haben“, bekräftigt Schareck mit Blick auf die beiden neuen Lehrräume, die 300 bzw. 250 Studenten Platz bieten. Als wichtigen Schritt, „um die Attraktivität des Landes als Studienort zu steigern“, bezeichnete Bauminister Volker Schlotmann das Bauvorhaben. 190 Millionen Euro investiert das Land insgesamt in die Universität und das Universitätsklinikum. „Wir dokumentieren damit“, so der Minister, „dass wir nicht nur von Bildung reden, sondern wirklich etwas tun.“ Bis jetzt liege das Bauvorhaben absolut im Zeitplan, zeigten sich alle Beteiligten erfreut. Einer rechtzeitigen Fertigstellung zum Wintersemester stehe somit nichts im Wege. Genau rechtzeitig, wird aufgrund der ausgesetzten Wehrpflicht doch zum Herbst mit weiter steigenden Studentenzahlen gerechnet. So müssen sich diese hoffentlich nicht mit überfüllten Hörsälen plagen. Einen Vorschlag von Minister Schlotmann nahmen Studenten und AStA gleich dankbar auf. Für die Einweihung im November regte er eine große Studentenparty an, damit die letztendlichen Nutznießer mal „in Massen kommen.“ Gern wären dann auch Schlotmann und sein Amtskollege, Bildungsminister Henry Tesch, dabei zu Gast. Vorausgesetzt, die Wähler bestätigen sie vorab bei der kommenden Landtagswahl.
24. Januar 2011 | Weiterlesen
Hanse Sail Rostock 2011 – volle Segel voraus!
Was die „Bounty“ und die „Gorch Fock“ gemeinsam haben? Richtig, beide sind durch eine Meuterei in die Schlagzeilen geraten. Die „Bounty“ vor gut 200 Jahren, das Segelschulschiff „Gorch Fock“ gerade erst vor ein paar Tagen. Die zwei Segelschiffe teilen aber noch eine weitere Gemeinsamkeit: Beide sind bei der Hanse Sail 2011 in Rostock zu Gast. Die 1961 erbaute Replik der legendären „Bounty“ kommt im Sommer zum ersten Mal aus den USA nach Rostock. Ansonsten hat die Hanse Sail nach ihrem 20-jährigen Jubiläum 2010 auch in diesem Jahr wieder einiges für Segelfreunde zu bieten. 2011 kommen so viele A-Klasse Schiffe zur Sail nach Rostock, wie seit 1996 nicht mehr, gaben die Veranstalter heute im Rahmen der „boot“ Düsseldorf bekannt. So wird in diesem Jahr etwa der 2010 erbaute weltgrößte 2-Mast-Toppsegelschoner „Wild Swan“ aus den Niederlanden nach Rostock kommen. Das nicht nur aus der Werbung bekannte Schiff mit den grünen Segeln, die „Alexander von Humboldt“ wird 2011 zum letzten Mal in der Hansestadt zu Besuch sein, bevor es von seiner Nachfolgerin, der „Alex II“, abgelöst wird. Doch auch viele alte Bekannte werden zur Sail 2011 wieder in Rostock erwartet. Unter ihnen die Schonerbrigg „Greif“ aus Greifswald, die bis zur Wende als Segelschulschiff „Wilhelm Pieck“ unterwegs war und in diesem Jahr ihren 60. Geburtstag feiert. Ebenso wie der Dampfeisbrecher „Stettin“ ist sie seit 20 Jahren ununterbrochen bei der Hanse Sail zu Gast. Wieder mit dabei sind auch die „Mir“, die „Sedov“ und die „Kruzenshtern“ aus Russland sowie die polnische „Dar Mlodziezy“. Eine Schiffsgruppe soll in diesem Jahr vor und während der Hanse Sail besonders gewürdigt werden – die „neuen Großen“. Dabei handelt es sich um Windjammer, die nach 1945 gebaut wurden. Immerhin fast 50 der 450 aktiven Großsegler wurden nach dem Zweiten Weltkrieg gebaut, einige von ihnen machen während der Hanse Sail 2011 in Rostock fest. Die 21. Hanse Sail findet vom 11. bis 14. August 2011 in Rostock statt.
24. Januar 2011 | Weiterlesen
Darwineum-Streit: Zoo und Sportler erarbeiten Konsens
„Das sind überhaupt gar keine unlösbaren Probleme,“ sagte Oberbürgermeister Roland Methling während seines Überraschungsauftritts beim Treffen der Vertreter des Sports und des Zoos am Freitag. Nachdem für die Vereins- und Freizeitsportler im Barnstorfer Wald spürbar wurde, dass der Bau des Darwineums die Trainingsbedingungen verändern wird, hatten sich Vertreter der Rostocker Sportvereine und des Zoos bereits im Dezember zu einem ersten Gespräch zusammengefunden, um sich über die Interessen beider Seiten auszutauschen. Bei der Fortsetzung dieser Runde sollte über drei Punkte geredet werden. Drei Punkte, die vor allem die Belange der Sportler ins Auge fassen. Daher passte es den meisten Teilnehmern der Runde gar nicht, dass sich Darwineum-Kritiker, die sich vor der Tür versammelt hatten, ebenfalls an dem Gespräch beteiligen wollten. Sowohl der Zoo als auch die Sportvertreter waren sich einig, dass dies den Rahmen sprengen würde. Für Unruhe sorgte daher auch die Ankündigung, dass diese die Unterstützung des Oberbürgermeisters hätten. Nur wenige Minuten später stand dieser dann höchstpersönlich im Raum, um deutlich zu machen, dass er das Darwineum nie infrage gestellt hat. Doch zurück zu den Kompromissvorschlägen, die vom Triathlonclub TC Fiko und dem 1. LAV erarbeitet wurden und auf dessen Grundlage die anwesenden Sportvertreter und der Zoo einen Konsens herbeiführen wollten. Um die Umsetzbarkeit dieser Vorschläge zu überprüfen, hatten bereits im Vorfeld Baustellenbegehungen und Beratungsgespräche stattgefunden. Auch die drei Senatoren und verschiedene Amtsleiter der Stadt waren dafür hinzugezogen worden. Der erste Punkt betraf die Laufstrecken. Um die Qualität der vorhanden Wege zu erhalten, sollten die Zäune des Darwineums, die deren Breite halbieren, um einige Meter zurückgesetzt werden. Einig waren sich Sportler und Zoo, dass im Bereich Barnstorfer Tannen und Stadtweide vom Stadtforstamt zusätzliche Laufwege entstehen sollen. Im zweiten Punkt ging es um den Erhalt des Weges zur Jägerhütte. Hier wäre eine Querung eine mögliche Lösung. Wie diese finanziert werden soll, wird derzeit noch einmal durchgerechnet. „Ein Tunnel oder eine Brücke für eine Million Euro ist aber auch nicht zielführend“, gab der Oberbürgermeister zu bedenken, der Lösungen anstrebt, die man auch „in 50 Jahren noch erklären kann“. Im dritten Punkt wurde die Rückgabe des Erbbaurechts des Zoos für die weiteren Teile des Barnstorfer Waldes gefordert. Auch hier wird im Moment noch überprüft, welche Auswirkungen dies für Zoo und Stadt hätte. Nachdem bereits der erste Kompromissvorschlag vom Zoo im Dezember von vielen Sportvereinen mitgetragen wurde und sich fünf Vereine, darunter auch der FC Hansa und der Tauchsportklub, aus diesem Prozess zurückgezogen hatten, stimmten auch diesem Vorschlag die anwesenden Vertreter der organisierten Sportler mehrheitlich zu. „Wir haben hier wirklich einen Kompromiss gefunden, der zutiefst die Belange der Sportler berücksichtigt. Wir stehen zu diesem Kompromiss mit der Prüfung, die die Kosten genau analysiert“, sagte Ralf Skopnik für den 1. LAV. Nur für Dr. Jens Schweder, Vorsitzender des Triathlonklubs TC Fiko war dies „der falsche Rahmen, um eine Entscheidung zu fällen.“ „Es liegen noch nicht alle Fakten auf den Tisch,“ betonte er und fühlte sich sogar „vorschnell über den Tisch gezogen.“ Jedoch blieb er mit seiner Meinung allein. Vielen war wichtig, dass der Sport nicht für andere Interessen instrumentalisiert wird und die „Verhältnismäßigkeit gewahrt bleibt.“ „Wie sind 40.000 Vereinsmitglieder in unserer Stadt“, wies Roland Bothe, Vereinsberater vom Stadtsportbund hin und schätzte, dass etwa 200-300 Sportler regelmäßig im Barnstorfer Wald laufen. Nicht nur er befürchte, dass das Geld, welches die Stadt in eine Querung investieren würde, an anderer Stelle bei der Sportförderung eingespart werden müsste.
23. Januar 2011 | Weiterlesen
7. Rostocker Spendenlauf 2011
Laufen für einen guten Zweck. Das war heute Vormittag das Motto der Läufer und Läuferinnen, die sich am LT Club versammelt hatten, um am mittlerweile 7. Rostocker Spendenlauf teilzunehmen. Bei Temperaturen um die 0°C war es zwar auch in diesem Jahr nicht wirklich warm, im Vergleich zu den Temperaturen im zweistelligen Minusbereich des Vorjahres dürfte es einigen Teilnehmern aber fast sommerlich vorgekommen sein. „Wir wollen das Ergebnis des Vorjahres toppen“, gab Roman Klawun vom Organisator Pro Event das Ziel der Veranstalter vor dem Start aus. Dieses Ziel konnte nicht zuletzt dank den besseren Wetterverhältnissen auch problemlos erreicht werden. Mit 270 Teilnehmern gingen etwa doppelt so viele Läufer an den Start wie beim 6. Spendenlauf. Dabei blieb es jedem Teilnehmer selbst überlassen, die Höhe der Startgebühr zu bestimmen. Die auf diese Weise eingegangenen Spenden gingen geschlossen an den Hanse-Tour Sonnenschein e.V., der schon seit etlichen Jahren gegen Krebs und chronische Krankheiten bei Kindern kämpft. Der Verein ist seit zwei Jahren Partner des Spendenlaufs, der vor 7 Jahren nach der Tsunami Katastrophe in Kooperation mit UNICEF als Hilfsinitiative ins Leben gerufen wurde. Dank der regen Beteiligung durfte sich der Verein über Spenden in Höhe 1561 € freuen. Kurz nach 11 Uhr war es dann soweit und am LT Club erfolgte der Startschuss für den Lauf durch den Barnstorfer Wald. Wahlweise 2,5 km, 5 km oder 10 km standen für die Läufer auf dem Programm. Der Start erfolgte für alle Strecken zur gleichen Zeit. Der Wettkampfcharakter stand bei dieser Veranstaltung sicherlich im Hintergrund, trotzdem versuchten natürlich viele Teilnehmer eine möglichst gute Zeit abzuliefern. Eine offizielle Siegerehrung gab es zwar nicht, denn „der Gewinner ist die Hanse-Tour Sonnenschein“, wie Roman Klawun verlauten ließ. Dennoch wollen wir Euch die Ergebnisse nicht vorenthalten. Über die 2,5 km Strecke setzten sich am Ende Peggy Frahm (LAV Sanitz) bei den Frauen/Schülerinnen und Marvin Schwedes (1. LAV Rostock) bei den Männern/Schülern durch. Auf den Plätzen folgten Robert Jantzen aus Hamburg und Maximilian Heise sowie Greta Grobbecker (beide Sportclub Laage e.V.) und Aina Sörgel. Tom Richter (SC Riesa) bewältigte die 5 km Strecke als schnellster vor Thomas Schröder (Gnoiener SV 24) und Tobias Naß (Sportclub Laage e.V.). Für Richter, der seit einem Jahr in Rostock studiert und in Zukunft für den TC Fiko Rostock starten wird, war es die erste Teilnahme am Spendenlauf. Der geübte Läufer sprach anschließend von einem „kleinen Läufchen am Sonntag“. Nadine Stäcker (Rostock) ging bei den Frauen als Erste ins Ziel und setzte sich mit einer Zeit von 24 Minuten und 5 Sekunden gegen Stella Grobbecker (Hanse-Tour Sonnenschein) und Ina Bauermann (Rostock) durch. In der Königsdisziplin über 10 km, die insgesamt 113 Läufer bewältigten, war es schließlich der Vorjahreszweite Frank Schütz (ESV LOK Neustrelitz) der in einer Zeit von 38 Minuten und 6 Sekunden als Erster ins Ziel ging, gefolgt von Marcus Hill (TC Fiko Rostock), der für die Strecke 39 Minuten und 7 Sekunden benötigte. Auf Platz drei folgte Dirk Albrecht vom Greifswalder SV 04. Die schnellste Frau im Feld war Katharina Splinter vom 1. LAV Rostock, die sich gegen Petra Gierer (Papendorf) und Christin Lettow (1. LAV Rostock). Für die Veranstalter von Pro Event war es eine rundum gelungene Veranstaltung mit reger Beteiligung, die auch etliche Läufer anzieht, die für gewöhnlich nicht bei Laufveranstaltungen teilnehmen. Vielleicht hat ja der eine oder andere von euch Lust darauf bekommen im nächsten Jahr selbst einmal teilzunehmen, bei so einem kleinen Läufchen am Sonntag.
23. Januar 2011 | Weiterlesen
FC Hansa Rostock - Wege aus der Krise
An Krisen mangelte es in den letzten Jahren nun wirklich nicht. Auf die Finanzkrise folgte die Eurokrise und irgendwie wird man das Gefühl nicht los, dass das Ende der Fahnenstange damit noch lange nicht erreicht ist. Von nicht ganz so globaler Bedeutung, aber für viele Rostocker Fußballfans umso schmerzhafter dürfte da die Krise gewesen sein, in die der FC Hansa Rostock in der letzten Saison gestürzt ist. Eine Krise, an deren Ende nach den verlorenen Relegationsspielen gegen den FC Ingolstadt der Abstieg aus der zweiten in die dritte Liga stand. Wie der Verein sich aus dieser Krise wieder herauskämpfen möchte bzw. sich bereits herausgekämpft hat, darum ging es im Vortrag von Hansa Manager Stefan „Paule“ Beinlich im Plenarsaal des Oberlandesgerichtes am gestrigen Abend. Für Beinlich alles andere als eine Routinesituation, da „Wege aus der Krise – Strategien eines Fußballvereins“ erst der zweite Vortrag war, den er in seiner Funktion als Manager hielt. Nach einer kurzen Begrüßung durch den Präsidenten des Oberlandesgerichtes, Burkhard Thiele, war es an Beinlich, den zahlreich erschienen Gästen – es mussten sogar noch zusätzliche Stühle organisiert werden – diese Strategien zu erläutern. Den Schwerpunkt legte der ehemalige Profifußballer dabei bewusst auf den sportlichen Aspekt des Unterfangens. Zuvor schilderte er allerdings einige der Gründe für das schlechte Abschneiden in der vergangenen Saison. Da wäre natürlich zum Einen, dass der Verein zwar über gute Einzelspieler verfügte, diese aber keine Einheit auf dem Platz darstellten. „Ich denke, man hätte mit dieser Mannschaft nicht absteigen müssen“, brachte Beinlich diesen Umstand auf den Punkt. Darüber hinaus gab es aber auch eine unzureichende Pflege der Sponsoren und zu wenig Gewinn aus der Nachwuchsarbeit, aus der z.B. auch Toni Kroos, der inzwischen beim FC Bayern spielt, entstammt. Gute Nachwuchsspieler wurden weder im Verein gehalten, noch gewinnbringend verkauft. Ein großer Verlust, vor allem wenn man bedenkt, dass die A-Jugend im vergangenen Jahr deutscher Meister wurde, was für die hervorragende Jugendarbeit in Rostock spricht. Als Beinlich im Juni 2010 seinen Posten antrat, fand er entsprechend einen Trümmerhaufen vor. Lediglich sechs Spieler waren nach dem Abstieg noch unter Vertrag, es gab kein Trainerteam, kein Scouting (am 20.Mai 2007 gab es die letzten Beobachtungen durch einen Scout) und nur noch fünf Prozent der Sponsoren waren übrig geblieben. Außerdem waren aufgrund der finanziellen Lage betriebsbedingte Kündigungen unumgänglich und die Angestellten entsprechend enttäuscht und verunsichert. „Das war das Schwerste, was ich bisher tun musste, einem Mitarbeiter zu sagen, dass er zwar super gearbeitet hat, aber trotzdem nicht weiter beschäftigt werden kann“, erinnert sich Beinlich an die ersten Wochen als Hansa Manager. Zudem musste alles sehr schnell gehen, denn innerhalb von zwei Wochen galt es, Trainer und Mannschaft aus dem Hut zu zaubern – kein leichtes Unterfangen ohne Scouting Team. Gut, dass bei Beinlich das Motto „geht nicht – gibt’s nicht“ großgeschrieben wird: „Für mich ist es häufig zu einfach, wenn man sagt: geht nicht.“ Das Ziel war es nun, zunächst neben dem unerfahrenen Manager Beinlich, einen in Liga zwei und drei erfahrenen Trainer zu installieren, was mit Peter Vollmann auch gelungen ist. Um die Mannschaft zu vervollständigen, wurde zunächst im eigenen Verein in der Jugendarbeit und der zweiten Mannschaft gesucht und erst anschließend wurden weitere Spieler verpflichtet. Dabei wurde das Spielsystem (für alle Fußballexperten: ein 4-4-2 mit Raute oder flacher vier im Mittelfeld) im Vorfeld festgelegt und die geeigneten Führungsspieler und Spieler, die sich von diesen führen lassen, gesucht. Wobei die Mannschaft natürlich flexibel genug aufgestellt ist, um bei Bedarf auch andere Spielsysteme einzusetzen. Gleichzeitig wurde der ehemalige Co-Trainer Thomas Fink damit beauftragt, das Scouting System neu aufzubauen. Bei der Jugendarbeit wurden trotz geringerem Vereinsbudget keine Kürzungen vorgenommen, um das hohe Niveau auch in Zukunft halten zu können. Dass hinter der Vorgehensweise ein handfestes sportliches Konzept steckt, beweisen die aktuellen Erfolge der Mannschaft. Und auch was die Sponsoren angeht, ist der Verein heute auf dem Niveau von vor dem Abstieg. Dank einem gelungenen Neuanfang könnte die direkte Rückkehr in die 2. Bundesliga gelingen. Die abschließenden Worte gingen schließlich an Admiral Jürgen Mannhardt, der den FC Hansa auf einem guten Weg sieht und nach Beinlichs Vortrag wieder einmal richtig Lust darauf bekommen hat ins Stadion zu gehen. Vielleicht ja gleich morgen beim Spiel gegen Erfurt.
21. Januar 2011 | Weiterlesen
Elektrisch mobil in Mecklenburg-Vorpommern
Heute fand im Technologiezentrum Warnemünde (TZW) die Auftaktveranstaltung zum Netzwerk „Elektromobilität in Mecklenburg-Vorpommern“ statt. Unter Federführung der ATI Küste haben sich bislang 19 Partner im Netzwerk zusammengeschlossen. Die Auftaktveranstaltung sieht Wirtschaftsminister Jürgen Seidel als ein Signal an alle Beteiligten im Bereich der Elektromobilität: „Wir können wirklich helfen und wir wollen helfen, diesen Bereich entsprechend voranzubringen.“ Es gehe weder darum, Elektroautos für Privatpersonen zu fördern (über diese Frage wird auf Bundesebene noch heftig diskutiert), noch von Grund auf neue Fahrzeuge im Land zu entwickeln. Der Schwerpunkt liege vielmehr auf der Infrastruktur, Servicekonzepten und Geschäftsmodellen, betonte der Minister. Kurorte, Landschafts- oder Naturschutzgebiete seien Bereiche, so Seidel, die förmlich „nach Elektromobilen schreien“ – Gebiete, in denen es nicht nur um Abgas-, sondern auch um Lärmvermeidung gehe. Elektromobilität im Tourismus sei daher ein ganz wichtiger Bereich, in dem MV eine besondere Stärke hat und dem sich das Netzwerk annehmen wolle. Die Verbindung von Elektromobilität und erneuerbaren Energien sei der zweite wichtige Bereich, den sich das Netzwerk in die Agenda geschrieben hat. Erneuerbare Energie zwischenzuspeichern und in Elektromobilität umzusetzen, sei eine wichtige Aufgabe, wenn es um Effizienz und CO2-Bilanz gehe. Zwei konkrete Planungen gibt es im touristischen Bereich bereits. Pedelecs, elektrisch unterstützte Fahrräder, sollen im Tourismus des Landes eine größere Verbreitung finden. „Wir wollen den Fahrradweg Berlin – Kopenhagen entsprechend ausbauen“, erläuterte Seidel. So sind etwa Ladestationen und Batteriewechselstellen geplant. Das zweite Projekt betrifft die „längste Promenade Europas“ von Bansin, über Heringsdorf bis Swinemünde. Im Rahmen der Promenadenerweiterung soll hier gleich die entsprechende Infrastruktur für den Einsatz von Elektrofahrzeugen geschaffen werden. Sowohl im Bereich der Elektrofahrräder und Pedelecs für Touristen als auch auf dem Gebiet der Ver- und Entsorgung sowie im touristischen Shuttleverkehr. Etwa 65 Millionen Euro stehen von ursprünglich 155 Millionen im Bereich Verbundforschung noch zur Verfügung. Am Geld werde es nicht scheitern, betonte Seidel ausdrücklich. Gefragt seien jetzt konkrete Ideen und Projekte. Anwendungsorientierte Forschung laute das Ziel. „Wir wollen Produkte und Verfahren haben, nicht nur wissenschaftliche Veröffentlichungen.“ Erste Erfahrungen gibt es bereits, sowohl was den Einsatz von Elektrofahrzeugen als auch das Networking betrifft. So bringen das AC Autohaus Am Fischereihafen in Rostock und die enysys aus Hohen Luckow gemeinsam elektrisch angetriebene Spezialfahrzeuge auf den Markt, die speziell für den regionalen, touristischen Individualverkehr gedacht sind. Zwei kleine Elektrobusse sind bereits in Mecklenburg-Vorpommern im Einsatz, berichtet Maik Orth, Chef der enysys. Seit 2008 ist ein Bus in Kühlungsborn unterwegs, 2009 und 2010 ist ein weiteres Fahrzeug in Stralsund gefahren. Auch der rote Bus vor dem TZW wurde schon verkauft und werde demnächst in Mecklenburg fahren, möglicherweise sogar in Warnemünde. Die Fahrzeuge selbst kommen aus China, müssen für den deutschen Markt aber um- und aufgerüstet werden, erklärt Orth. Für die großen deutschen Hersteller sei dies kein Markt. „Es ist eher eine Nische, damit aber auch eine Chance für uns“, beschreibt der Unternehmer das Potenzial.
21. Januar 2011 | Weiterlesen
6. Prosawettbewerb des Instituts für Germanistik 2011
Sechs, drei, eins lauteten die Zahlen des Tages am Dienstag im Peter-Weiss-Haus. Bereits zum sechsten Mal fand in diesem Jahr der Prosawettbewerb des Instituts für Germanistik statt, drei Preisträger gab es und natürlich wurde auch wieder ein Publikumsliebling gekürt. Veranstaltet wurde der Prosawettbewerb auch in diesem Jahr in Zusammenarbeit mit dem Literaturhaus Rostock und mit Unterstützung der „anderen buchhandlung“. Bis Mitte Dezember konnten Studenten ihre Erzählungen einsenden, wobei es nur zwei Bedingungen gab: Die Texte durften einen Umfang von fünf Seiten nicht überschreiten und mussten anonym – nur mit Pseudonym und Telefonnummer – eingereicht werden. Der Grund liegt auf der Hand, soll die Jury doch möglichst unvoreingenommen an die Auswahl gehen können. Und so ist es dann auch für die Jurymitglieder selbst immer wieder spannend, wer sich letztendlich hinter Pseudonym und Telefonnummer verbirgt. So versteckte sich etwa hinter „Henriette Grimm“ die 21-jährige Charlotte Quandt, die mit ihrem Text „Naiv“ den dritten Platz belegte. Naiv erscheint die Protagonistin ihrer Erzählung, die Germanistik studiert – „nicht auf Lehramt, nein auf Taxifahrer – das erschien mir irgendwie entspannter.“ Entspannt zu sein, ist überhaupt das Wichtigste in dieser, ihrer Generation der 16- bis 26-Jährigen. „Pizza bestellen, weil’s stressig wäre einkaufen zu gehen, per Internet kommunizieren, auch wenn man im selben Raum sitzt.“ Doch gibt es auch Süchte und Ängste. Die Sucht nach Nasenspray, ohne das sie nicht schlafen, nicht atmen kann und da sind die Ängste, die alle damit zu tun haben, nicht atmen zu können – sei es unter Wasser, im Fahrstuhl oder in einer festen Beziehung. Süchtig nach Liebe, Aufmerksamkeit, Zuwendung und Sex. Und da ist Jonas – schöne Schultern und eine Mädchennase. Er liebt sie nicht und ist nicht auf dem Weg dahin, es ist einfach nur so „unkompliziert“ mit ihr. Arschloch. Oder die Sucht nach Schokolade. Ja, wie alle „dummen, kleinen Mädchen“. Doch bei ihr ist es mehr. Schokolade zum Frühstück, Schokolade zum Abendessen. Stullenfresser? Wie können sich Menschen zum Abendessen eine Stulle machen? „Stulle heißt Tod.“ Ein herrlich erfrischend geschriebenes Abbild der jungen Generation. Und wie viel Charlotte steckt in der Protagonistin? Lächeln. Schweigen. Das Studienfach passt, der Führerschein ist vorhanden, der Taxischein noch nicht, aber es ist ja noch Zeit. Als „Therapie für das regelmäßige Schreiben“ sieht die Studentin der Germanistik und Erziehungswissenschaften ihre Erzählungen. Hat sie als ‚Freie‘ in Bützow doch bis zu vier Artikel am Tag für die SVZ geschrieben, was ihr jetzt irgendwie fehle. Und was mit Jonas? ER war auch im Saal und hat nicht für sie gestimmt, erzählt Charlotte. Egal. Für die Zuhörer war sie an diesem Abend klarer Favorit, was ihr zusätzlich den Publikumspreis einbrachte. Glückwunsch! Ganz anders die Geschichte „Schuldverkäuferin“ der zweitplatzierten Manuela Kunze, die im 8. Semester Germanistik und Öffentliches Recht studiert. „Sie, Petra, sitzt auf halber Treppe, schaut ins Dunkel, beobachtet ihn beim Rauchen, gibt sich ihren Rachegedanken hin. Ihre Sucht ist das. Er raucht und säuft, sie stellt sich vor.“ Er, Karl Kolberg, ist ihr Vater. Im Suff hat er die Mutter geschlagen. Petra hat sie beschützt, das war doch ihre Aufgabe. Viele Jahre ist es her und noch immer sitzt Petra auf der Treppe, jeden Abend, kann nicht weg. Sicher, es war früher, nicht jetzt, doch das darf ihr niemand sagen. Sie hängt fest, auf halber Treppe, in ihrem Leben. „Wenn sich doch nur etwas ändern würde. Aber ich kann doch erst, wenn …“ „Mit wenigen Sätzen Figuren zu beschreiben, die Sprache, Gesten, Mimik, Gedankenfetzen – das ist eine der Stärken von Manuela Kunze“, lobte Jurymitglied Petra Porto – ein verdienter zweiter Platz! „Die Ideen kommen schon aus der Umgebung“, erzählt die Rostockerin, die 2007 schon einmal den Publikumspreis gewonnen hat und zurzeit an ihrem ersten Roman arbeitet. Es komme einfach öfter vor, als man denkt – „bei den Nachbarn, bei dem Menschen, der einem in der Straßenbahn gegenübersitzt.“ Ihr Blick in die Zukunft? „Hauptsache schreiben! Und sei es bei Toast und Kerzenlicht.“ Ganz vorn in der Gunst der Jury lag in diesem Jahr Carlo Ihde. „In umständlicher Weise freundlich und geschäftig“ ist die Erklärung, die der Duden für den Begriff ‚Betulichkeit‘ bereithält und es ist zugleich der Titel von Ihdes Erzählung. Betulich geht es zu in Büdelsheim, ja fast schon beklemmend betulich, wurde der Stillstand in Büdelsheim doch zum Programm erhoben, um eine eventuell mögliche Katastrophe zu vermeiden. „So behielt man seit 30 Jahren um der Alten willen die Lüge bei, man trabe über ein glorioses Plateau, wohlgemerkt in Nullgeschwindigkeit. Ein ‚abwärts‘ würde in Büdelsheim so für alle umgangen werden können, vieles andere aber auch.“ „Die Büdelsheimer Betulichkeit hat tatsächlich das Potenzial, zum geflügelten Wort zu werden“, lobte Juror Ricardo Ulbricht. Inspiriert hat den Germanistikstudenten seine Bachelor-Arbeit, die er gerade abgegeben hat – über eine Erzählung von Irina Liebmann aus den 80ern, in denen sie die Wiederholung verwendet, um Stillstand darzustellen. Fragwürdige Mythen, Pfründe, die gegen den Fortschritt verteidigt werden müssen – vielleicht ist es auch eine „kleine Parabel auf die DDR“, gibt sich der 24-Jährige nachdenklich. Berufswunsch Schriftsteller? Das hielte er schon für etwas „naiv“. Aber erstmal ist jetzt der Master geplant, in Philosophie, seinem Zweitfach.
21. Januar 2011 | Weiterlesen
„Schwarzes Theater“ vom Integrativen Treff
Im Dunkeln ist gut munkeln, heißt es zukünftig beim Integrativen Treff in Rostock. Denn der Verein hat jetzt ein Schwarzlichttheater. „Schwarzes Theater“ nennt sich das neue Projekt mit dem Kunst und Unterhaltung für behinderte und nicht behinderte Kinder, Jugendliche und Erwachsene geboten werden soll. Bereits vor drei Jahren wurde der Integrative Treff, der mit unterschiedlichen Sport- und Freizeitangeboten Menschen mit und ohne Behinderung zusammenführt, mit dem Goldenen Stern des Sports ausgezeichnet. Damit verbunden war ein Preisgeld von 10.000 Euro, das nun in das Schwarzlichttheaterprojekt investiert wurde. „Wir haben genau überlegt, wie wir das Geld sinnvoll anlegen“, sagt Vereinsvorsitzender Michael Schmidt. Es wurden Schulungen besucht und die Ausstattung für das „Schwarze Theater“ gekauft. Nun möchte der Verein eine Übungsgruppe etablieren, in der sich Interessierte einmal wöchentlich zum Schwarzlichttheater treffen. Auch einzelne Projekte und Workshops sollen angeboten werden, informiert Projektleiterin und Geschäftsführerin des Vereins Monika Beu. „Viele Menschen mit Handicap haben vielleicht die Schwierigkeit sich überhaupt mal zu präsentieren oder sind zu ängstlich sich zu zeigen. Beim Schwarzlicht ist es so, dass die Zuschauer nicht wissen, wer auf der Bühne steht. Dadurch, dass die Akteure nicht direkt zu sehen sind, sondern nur ihre Hände, kann ihnen die Angst genommen werden und sie fühlen sich freier“, beschreibt Berit Köpsel die Vorteile dieser besonderen Form des Theaterspielens. In nur fünf Proben hat die Vereinssportlehrerin mit der Trommelgruppe des Integrativen Treffs eine Show einstudiert, die zeigen soll, was es mit dem „Schwarzen Theater“ auf sich hat. Doch bevor es letzten Donnerstag im Peter-Weiss-Haus (PWH) vorgestellt wurde, gab es von den 14 lern- und geistigbehinderten Akteuren auf der Bühne noch einen ordentlichen Trommelwirbel für das neue Projekt. Dann wurden die hellen Lichter ausgeknipst und eine beeindruckende Show mit fluoreszierenden Effekten dargeboten. In fünf Musiktiteln zeigte die Theatergruppe, welche erstaunliche Wirkung mit weißer und neonfarbiger Kleidung und Requisiten bei Schwarzlicht erzielt werden kann. Wessen Interesse nun geweckt wurde, der kann sich ab März beim Integrativen Treff melden. Dann soll es mit dem „Schwarzen Theater“ im PWH so richtig losgehen.
20. Januar 2011 | Weiterlesen
Ausstellung „Der schlaue Schwarm“ in der Darwin-Box
Wie entsteht ein Stau auf der Autobahn? Und wie lässt sich dieses Ärgernis vermeiden? Antworten auf diese Fragen suchen Wissenschaftler unter anderem im Tierreich. Bei Ameisen haben sie zum Beispiel beobachtet, dass einzelne Suchameisen sich schnell neu orientieren und so das Hindernis in nur kurzer Zeit umgehen. Dieses komplexe Zusammenwirken einzelner Tiere wird auch als Schwarmintelligenz bezeichnet. Aber wie kann man diese Beobachtungen mit technischen Erfindungen für den Menschen nutzbar machen? Damit beschäftigt sich die Bionik, die auch in diesem Jahr wieder das Jahresthema des Rostocker Zoos bestimmt. 2011 wird unter dem Motto „Der schlaue Schwarm“ das Verhalten von Insekten, Fischen, Vögeln und anderen Tieren unter die Lupe genommen, die sich zu großen Verbänden zusammenschließen. Frank Fuchs und sein Team von der Edutainment-Abteilung des Zoos haben zu diesem Thema eine Ausstellung entwickelt. In der Darwin-Box ist diese nicht nur zu sehen, sondern auch Anfassen ist hier ausdrücklich erwünscht. „Das ist unsere Philosophie“, erklärt Frank Fuchs: „Wissen wird am Besten dann transportiert, wenn man es mit allen Sinnen erlebt.“ So sollen die Schwarmbildung, ihre Grundregeln und Vorteile sowie die Anwendung dieser Erkenntnisse durch den Menschen mit großen Schautafeln, anschaulichen Modellen und spielerischen Experimenten den Zoo-Besuchern näher gebracht werden. Sie können hier erfahren, wie Raubfische einzelne Tiere aus einem Fischschwarm fixieren und erbeuten oder was die Erstürmung einer Burg mit der Schwarmforschung zu tun hat. Welche Lösung sich die Wissenschaftler zur Vermeidung von Staus bei den Ameisen abgeschaut haben, wird hier ebenfalls erklärt. Unterhaltsam und besonders für die jüngeren Zoo-Besucher geeignet, greift der neue animierte Zoo-Film das Jahresthema auf. Die Hauptrolle spielt hier der Urgroßvater von Kapitän Eisbär, der auf einer Insel strandet. Erst nach langer Zeit schafft er es, sie mithilfe eines Eintagsfliegen-Schwarms zu verlassen. Zur Einführung in das Thema „Der schlaue Schwarm“ gab es zur Ausstellungseröffnung einen Fachvortrag des Verhaltensbiologen Professor Dr. Jens Krause vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei in Berlin. Er erläuterte unter anderem Ansätze und Modelle zur Untersuchung von Schwarmverhalten. Auch einige Oberstufenschüler der Rostocker Werkstattschule waren zur Ausstellungseröffnung gekommen. Mit der Absicht innerhalb ihres Biologie-Projektkurses eine Arbeit für den Schülerwettbewerb „Jugend forscht“ zu entwickeln, wollten sie sich in der Darwin-Box „inspirieren lassen“. Auch am Bionik-Wettbewerb werden sie teilnehmen, den der Rostocker Zoo in diesem Jahr bereits zum dritten Mal durchführt.
20. Januar 2011 | Weiterlesen
Sanierungsgebiet „Stadtzentrum Rostock“
Rostock liege ihm „ganz besonders am Herzen“, betonte Bauminister Volker Schlotmann heute Morgen im Rostocker Rathaus. Es sei kein Geheimnis, dass er besonders gern nach Rostock komme und wenn er – wie heute – Geld dabei hat, sei die Aufnahme umso freundlicher. Bevor es ans Geld verteilen ging, brannte dem Minister aber noch ein Streit oder vielmehr ein „unnötiger Zank“, wie er es nannte, unter den Nägeln – Stichwort Darwineum. „Ich kann hier klipp und klar und deutlich sagen“, erklärte Schlotmann, „ich stehe voll und ganz hinter diesem Projekt.“ Aus seiner Sicht läuft hier „ganz viel Kommunikation“, das sei „völlig anders als in anderen Großprojekten“. Für ihn entstehe im Rostocker Zoo ein „wissenschaftspolitisches Highlight, das seinesgleichen sucht“. Ihm „war danach, das heute Morgen einfach noch mal so deutlich zu sagen“. Doch zurück zum Thema Geld. Zwei Förderbescheide hatte Schlotmann im Gepäck, die er heute im Beisein des Rostocker Bausenators Holger Matthäus an Oberbürgermeister Roland Methling übergab. Im Rahmen der Städtebauförderung für das Sanierungsgebiet „Stadtzentrum Rostock“ stehen für zwei Einzelmaßnahmen zusammen 2,6 Millionen Euro Städtebaufördermittel zur Verfügung. Die erste Maßnahme betrifft die Umgestaltung der Vorfläche des Kröpeliner Tores – vom Tor bis zum Schröderplatz. Entstehen werden hier unter anderem fünf Torelemente aus Stahlbeton, die eine Verbindung zwischen Stadtmauer und Kröpeliner Tor schaffen und zusammen den neuen Eingangsbereich zur Innenstadt bilden sollen. Bänke und Sitzmauern zum Verweilen sind ebenso geplant wie Stellplätze für Fahrräder. Und am Rand der Wallanlagen soll eine Aussichtsplattform entstehen. Der erste Bauabschnitt wird sich von Mitte August bis zum Jahresende erstrecken, ein zweiter dann 2012 folgen. Die Gesamtkosten der Maßnahme sind mit 1,7 Millionen Euro veranschlagt, 1,4 Millionen kommen davon aus Städtebauförderungsmittel. Die zweite Maßnahme betrifft die zum Jahresende vorgesehene Neugestaltung der Brachfläche unterhalb der Petrikirche/-schanze. Hier ist eine Grünfläche für den Freizeit- und Sportbereich geplant sowie ein öffentlicher Parkplatz für 61 Pkw und neun Reisebusse. Stellplätze für Fahrräder sollen entstehen und eine Toilettenanlage errichtet werden. Die Gesamtbaukosten liegen hier bei 1,7 Millionen Euro, wovon 1,2 Millionen Euro durchs Städtebauförderungsprogramm finanziert werden. Holger Matthäus, Senator für Bau und Umwelt, erinnerte an die alte Handelsstraße von Lübeck ins Baltikum: „Alle Reisenden, die Rostock in den letzten Jahrhunderten von Ost nach West durchquert haben, sind durch diese Tore gekommen.“ Daher sei es touristisch sehr bedeutsam, diese Flächen frei zu halten und behutsam neu zu gestalten. 2,6 Millionen gut angelegte Euro, um die beiden Eingangstore in die Stadt attraktiv zu gestalten, so der Senator. Ein Wermutstropfen jedoch blieb für Schlotmann – die vom Bund um 25 Prozent gekürzte Städtebauförderung. „Das sind mehrere Millionen pro Jahr, die uns fehlen“, bekräftigte der Minister. Was Rostock betrifft, hatte unser Stadtoberhaupt aber schon die passende Lösung parat. Land und Stadt teilen sich einfach die fehlenden 25 Prozent, macht für jeden der Beteiligten 12,5 Prozent – bei eh schon leeren Stadtkassen kommt es darauf vermutlich auch nicht mehr an. Was ist, wenn diese Idee bleibt, was sie ist, eine Idee nämlich, dazu wollte sich Methling heute noch nicht so recht äußern. Ob es in diesem Fall bei der bisherigen Prioritätenliste bleibt und die hinteren Projekte einfach entfallen oder ob die Liste noch einmal überarbeitet wird, ließ der Oberbürgermeister offen.
19. Januar 2011 | Weiterlesen