Neueste Nachrichten aus Rostock und Warnemünde

Malereien von Aristide K. Ahlin
Bereits zum sechsten Mal öffnete am Mittwochabend die Berlitz Sprachschule ihre Türen für die Kunst. Wofür Elisabeth Glöde, Leiterin der Schule, auch eine ganz einfache Erklärung parat hatte. Denn schließlich seien sie und ihre Kollegen mit ihrem Unterricht für Kommunikation zuständig. „Aber neben der Sprache gibt es ja auch noch andere Kommunikationsmittel, wie zum Beispiel das Bild“, so Glöde. So kommt es also, dass man bereits in der Garderobe von einem kleinen Vogel im Ei begrüßt wird. Es handelt sich gleich um das erste Werk des afrikanischen Künstlers Aristide K. Ahlin, dem man hier begegnet. Weitere seiner Werke finden sich verstreut durch die gesamten Räumlichkeiten. Ein bunter Mix aus Farben und Formen, der seine afrikanische Wurzeln erkennen lässt. Ahlins Lebenspartnerin Susanne Lilienthal stellte bei der Eröffnungsrede den Lebensweg des Künstlers vor. Für Afrika ungewöhnlich, unterstützte ihn sein Vater schon früh mit den kostspieligen aber nötigen Materialien zum Malen. Nach seinem Studium und einer Zeichenausbildung war er in seiner Heimat erfolgreicher Künstler. Die Tatsache, dass er sich heute in Deutschland aufhält, ist den politischen Unruhen in seiner Heimat Togo zuzuschreiben. Gerardo Hernandez, ehemaliger Lehrer der Schule und ebenfalls: „Ein Kind von Mama Afrika“, wie er es sagt, ergänzte noch einen weiteren Grund für Ahlins Immigration nach Europa. Er sei auf der Suche nach der Wahrheit, nach Erleuchtung. Dabei habe er allerdings nie Afrika hinter sich gelassen, sondern immer in seinem Herzen mitgetragen. Daher seien alle Bilder auch so voll von Farben, sagt er. Recht hat er, denn nahezu alle Bilder sind unglaublich farbenfroh. Egal ob das nun ein strahlendes, helles Bunt oder ein eher dunkleres, erdiges meint. Eine weitere Gemeinsamkeit stellen die Motive der Bilder dar. Starken Einfluss hat die afrikanische Mythologie, aber auch die katholische Religion, mit der Ahlin aufgewachsen ist. So kommt es also, dass entweder Tiere oder Szenen des alltäglichen Lebens in Afrika ihren Weg auf seine Bilder gefunden haben. Besonders die Tiere würden Ahlin am Herzen liegen, weiß Susanne Lilienthal. Sie seien ein großer Teil der Mythologie und würden trotzdem nicht oft gemalt. Deshalb sei es Ahlins Anliegen, genau das zu tun. „Alle Tiere haben ihre eigene Bedeutung“, erzählt er mir. So zum Beispiel auch das schon erwähnte Küken, das aus dem Ei schlüpft. Der Titel dieses Bildes lautet „Kosmisches Ei“. Es stellt die Entstehung der Welt nach der afrikanischen Schöpfungsmythologie dar. Ebenso gibt es Bilder von Großkatzen, Bienen und Ameisen zu bestaunen. Gerade die Bilder der Insekten scheinen dabei für europäische Betrachter etwas unkonventionell. Nicht etwa wegen des Motivs, der Malgrund ist das Ungewöhnliche, denn der Künstler greift hier auf Raufasertapete zurück. Jedoch lässt sich das auch auf seine Heimat zurückführen. Während wir hier in einer Wegwerfgesellschaft lebten, nutze man in Afrika alle vorhandenen Materialien, erzählt Susanne Lilienthal. Neben den verschiedenen Malgründen variieren auch die verwendeten Farben. So finden sich nicht nur ausschließlich Öl- oder Acrylmalereien in der Ausstellung, sondern auch Aquarelle und Gouache Bilder. Auffällig ist zudem, dass der Künstler sich nicht an einen Malstil hält, sondern zwischen dem Naturnahen und dem eher Abstrakten wechselt. Außerdem sind nicht alle Motive sofort erkennbar. Einige Bilder sind in Schichten gemalt und so muss man ein zweites Mal hinschauen, um alles zu erkennen. Die Bilder von Aristide K. Ahlin sind also in mehr als einer Hinsicht sehr vielseitig. So bleiben mir zum Schluss noch die Worte von Gerardo Hernandez: „Er bringt die Wahrheit aus Afrika mit. Und diese Wahrheit soll den Menschen nahegebracht werden." Wer sich also Afrika näherbringen lassen möchte, sollte auf jeden Fall einen Blick auf Aristide K. Ahlins Bilder werfen. Da sich die Bilder in den Unterrichtsräumen der Sprachschule befinden, sollte vorher ein Termin abgesprochen werden. Das wird noch ein Jahr lang möglich sein.
17. Februar 2011 | Weiterlesen
Umweltsiegel für die Messe- und Stadthallengesellschaft
Ob Florian Silbereisen, Hexe Lillifee oder die Rostocker Handballmannschaft HC Empor – in der Stadthalle stehen die Stars aus Show und Sport im Rampenlicht. Dabei wird natürlich viel Energie verbraucht. Um den Stromverbrauch zu senken, verwendet die Rostocker Messe- und Stadthallengesellschaft schon seit einiger Zeit Energiesparlampen. Das tut nicht nur der Umwelt gut, sondern auch dem Geldbeutel. 25,7 Megawatt und 4100 Euro können so nämlich jährlich eingespart werden. Einen ähnlichen Effekt haben auch die Müllpressen in der Stadthalle und in der HanseMesse. Vier Fünftel der Transportkosten können dadurch eingespart werden. Bei ungefähr 65 Tonnen Müll, die im Jahr anfallen, kann so der CO2-Ausstoß um 950 Kilogramm verringert werden. Mülltrennung, Recyclingpapier, Soja-Tinte für den Drucker, erdgasbetriebene Autos, eine Trinkwasseraufbereitungsanlage, Verwendung von Bio-Produkten beim Catering oder ökologischer Baustoffe bei der HanseMesse – in vielen Bereichen bemüht sich die Rostocker Messe- und Stadthallengesellschaft um umweltbewusstes und nachhaltiges Wirtschaften. „Das grüne Engagement ist für uns schon lange selbstverständlich“, sagt ihre Geschäftsführerin Petra Burmeister. Nun wurde das Unternehmen als erstes in Mecklenburg-Vorpommern dafür mit dem „Green Globe“ ausgezeichnet. Für dieses Umweltgütesiegel der Touristik- und Veranstaltungsbranche galt es, bis zu 150 Kriterien zu erfüllen. „Die Kriterien zu erfüllen ist keine Selbstverständlichkeit. Die verschiedenen Bereiche müssen genau nachgewiesen werden“, betonte Joachim König, Präsident des Europäischen Verbandes der Veranstaltungs-Centren e.V. (EVVC), der das Zertifikat überreichte. Gleich beim ersten Anlauf hat die Rostocker Messe- und Stadthallengesellschaft davon 84 Prozent geschafft. Nach anfänglicher Freude stand aber sofort die Frage im Raum, wie das noch zu steigern sei, erzählt Petra Burmeister. So habe sich das Unternehmen vorgenommen, bis zur nächsten Zertifizierung in zwei Jahren weitere fünf Prozent draufzulegen. So wolle man sich unter anderem zukünftig in der Umweltallianz MV engagieren und sie beispielsweise bei der Öffentlichkeitsarbeit auf den Messen unterstützen. Bei der Umweltallianz handelt es sich um eine freiwillige Vereinbarung zwischen Landesregierung und gut 70 Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern, mit dem Ziel über die gesetzlichen Vorschriften hinaus umweltgerecht und nachhaltig zu wirtschaften. Die Rostocker Messe- und Stadthallengesellschaft ist die bisher einzige aus ihrer Branche in diesem Netzwerk und wurde mit der Übergabe einer Urkunde durch Thorsten Permin, Referatsleiter im Umweltministerium, offiziell in dieses Netzwerk aufgenommen.
16. Februar 2011 | Weiterlesen
Long Voyage und AndA im Peter Weiss Haus
Nachdem im Januar mit Sarsaparilla die Konzertreihe „Like Water“ im Peter Weiss Haus eröffnet wurde, gab es nun am gestrigen Abend die Fortsetzung. Diesmal mit dabei: „Long Voyage“ aus Leipzig und „AndA“ aus Oldenburg. Hinter „Like Water“ verbirgt sich eine Konzertreihe für akustische und ruhige elektronische Musik, die vom Label und Künstlernetzwerk Analog Soul organisiert wird. Neben Rostock gibt es dabei auch Konzerte in Leipzig, Jena und Chemnitz, wobei sich die Bands von Stadt zu Stadt unterscheiden können. Doch zurück nach Rostock ins Peter Weiss Haus. Dort durften die Gäste auch gestern wieder auf Holzklappstühlen Platz nehmen und so entspannt der Musik lauschen. Wobei beim Auftritt der Indie-Folk Band „Long Voyage“, der eine oder andere wahrscheinlich lieber gestanden hätte, da deren Songs überwiegend im Up-Tempo Bereich zu finden waren. Doch auch so konnten die beiden Leipziger Marcus Katscher (Percussions) und Daniel Deichfuß (Akkordeon, Gitarre) gemeinsam mit ihrem kanadischen Sänger Nicolas Huart das Publikum überzeugen. „Das Schönste war, dass man den Jungs angesehen hat, dass es ihnen Spaß macht“, äußerte sich Matthias Röpke während der Umbaupause und auch Irene hatte der Auftritt gefallen: „Sehr gute Band. Ich fand es etwas schade, dass gestuhlt war.“ Anschließend war es für das Duo „AndA“ an der Zeit, die Bühne zu betreten. Zuvor hatten sie diese in die reinste Kommandozentrale verwandelt. Da tummelten sich Walkie-Talkies, eine Säge, alte Radios oder ein Telefon, das als Mikrofon verwendet wurde, neben Gitarren und allerlei anderem Equipment. Und damit kann man nun Musik machen? Ja, man kann. Zumindest können es Martin Seedorf und Lars Kämpf. Ursprünglich hatten sie mit Gitarrenpop angefangen, doch das wurde ihnen irgendwann zu langweilig und so hielten zunehmend experimentelle Ansätze Einzug in ihre Musik. Die beiden Musiker sehen ihre Auftritte auch weniger als klassische Konzerte, sondern vielmehr als Medienkunstwerke. Wobei sie betonen, dass es sich bei den Stücken trotz allem immer noch um Songs handelt. In der Praxis sieht das Ganze so aus, dass mit Hilfe von Livesampling ganz eigene Klangwelten geschaffen werden. Der mit einem Stethoskop abgehörte Herzschlag wird beispielsweise zum Beat eines Songs oder eine gerade eben noch live gespielte Gitarrenmelodie wird im nächsten Moment am Computer zerhackt und in einen Breakbeat integriert, wobei die Übergänge stets fließend sind. So richtig lässt es sich eigentlich nicht beschreiben, was da auf der Bühne vorging, man muss es live gesehen haben. Das Publikum, wie z.B. Doreen Selent, war am Ende jedenfalls begeistert: „Ich fand es total schön, innovativ und einmalig. Mehr davon!“ Mehr davon wird es am 11. März geben, wenn die Konzertreihe im Peter Weiss Haus mit „Alin Coen“ und „Miss Emily Brown“ in die dritte Runde geht. Ein Datum, das Ihr Euch ja schon einmal vormerken könnt.
16. Februar 2011 | Weiterlesen
Neues Polizeigebäude in Rostock-Dierkow
Nicht nur Kriminelle, sondern gerade auch Bürger sollen das neue Polizeigebäude in Dierkow annehmen. Das wünschte gestern Bau- und Verkehrsminister Volker Schlotmann dem Polizeirevier Dierkow und der Außenstelle des Kriminalkommissariats für ihr frisch erbautes Dienstgebäude. Das dreigeschossige Haus, das schon von Weitem durch die Farben Blau und Grau als Sitz der Polizei unverkennbar ist, mag vielleicht keine architektonische Perle sein. Aber es passe in das bauliche Umfeld, wurde das äußere Erscheinungsbild gleich von mehreren Rednern anlässlich der feierlichen Einweihung in Schutz genommen. Aber nicht nur das Gebäude, sondern auch der Standort der Dienststelle in der Theodor-Heuss-Straße ist neu. Der bisherige Standort am Heinrich-Heine-Platz, der 1938 erbaut wurde, habe zwar schon eine längere Tradition, sei aber wegen der Qualität nicht länger akzeptabel gewesen, so Thomas Laum, Leiter der Polizeidirektion Rostock. Im Jahr 2008 begannen schließlich die Planungen für ein neues Gebäude auf dem jetzigen Gelände, das zuvor längere Zeit brachgelegen hatte. Nach 15-monatiger Bauzeit wurde es schließlich fertiggestellt. Etwa 2,3 Millionen Euro investierte das Land insgesamt in den Bau der Polizeidienststelle. Weitere 29 Millionen sollen noch bis 2014 nach Rostock in die Polizeistandorte in Waldeck und in der Ulmenstraße fließen, kündigte Volker Schlotmann an. Die neue Polizeidienststelle in Dierkow „ist modern und funktional eingerichtet. Sie ist verkehrsgünstig gelegen. Sie erfüllt alle Ansprüche, die polizeilicherseits an ein Dienstgebäude zu stellen sind“, zählte Thomas Laum die Vorteile auf. Auf 620 Quadratmetern Nutzfläche sollen hier zukünftig etwa 63 Mitarbeiter des Polizeireviers Dierkow und der Außenstelle des Kriminalkommissariats tätig werden. Ihr Zuständigkeitsbereich deckt dabei einen großen Teil Rostocks östlich der Warnow ab und erstreckt sich von Brinckmansdorf im Süden bis nach Hohe Düne und Markgrafenheide im Norden. In diesem etwa 106 qkm großen Gebiet leben rund 41.000 Einwohner. Davon mehr als 23.000 in den Stadtteilen Dierkow-Neu und Toitenwinkel. „Wir als Polizei haben hier einiges zu tun. Das Einsatzgeschehen ist vielfältig und wird gerade in genannten Ballungsgebieten sicherlich auch geprägt von den sozial schwierigen und zum Teil prekären Verhältnissen“, sagte Thomas Laum. So hätten sich im Jahr 2009 im Zuständigkeitsbereich der Dienststelle mehr als 3800 Straftaten und mehr als 1100 Verkehrsunfälle ereignet. Mehr als zwei Drittel dieser Straftaten konnten von den Polizeibeamten aufgeklärt werden. Zukünftig soll nun die neue Polizeidienststelle für optimale Arbeitsvoraussetzungen sorgen. Zur Einweihung führte Revierleiter Uwe Tredup die Gäste durch die Räumlichkeiten, damit sie sich von den Rahmenbedingungen vor Ort einen Eindruck verschaffen konnten. Besonders lobte er den kurzen Weg über den Flur zu seinem Kollegen Ralf Jahnke, dem Leiter der Kriminalaußenstelle. Dies würde einige Arbeitsprozesse erleichtern, so der Revierleiter. Auf besonderes Interesse bei den ersten Besuchern der Polizeidienststelle stieß der sogenannte Absetzraum. „Es ist keine Gewahrsamszelle“, betonte Uwe Tredup. Dennoch soll auch hier keiner herauskommen können. Immerhin soll es dank einer modernen Fußbodenheizung angenehm warm bleiben. Und wer dann darin sitzt und aufmerksam lauscht, wird vielleicht ein Ticken wahrnehmen können. Das kommt dann wahrscheinlich von den Uhren der Herren Minister Schlotmann und Caffier, die ihre Zeitmesser in einer Schatulle bei der Grundsteinlegung einbauen ließen. Aber so leise wird es wohl nicht werden, denn auf der Polizeidienststelle wird rund um die Uhr gearbeitet.
15. Februar 2011 | Weiterlesen
Rainald Grebe und das Orchester der Versöhnung
Ein Mann, in ein Brautkleid gehüllt, mit Schleier, betritt die Bühne. Dabei hat er handelsübliche Abflussrohre. Diese legt er ins Publikum und macht darauf Musik. Ist das Rainald Grebe? Nein, das ist erst der Anfang von einem Abend, der einen häufig ratlos zurücklässt, aber noch häufiger zum Lachen bringt. Unter dem Schleier versteckte sich nicht Grebe, sondern einer seiner Mitmusiker. Der Protagonist betrat kurz darauf die Bühne, wie für ihn üblich, mit einem Indianerkranz auf dem Kopf. Überhaupt waren die Kostüme sehr gut gelungen. DJ Smoking Joe trug einen Anzug, der an Captain Jack erinnerte, Buddy Casino an der Orgel hatte einen aufgesetzten roten Irokesen, Serge Radke am Bass sah aus wie ein indischer Schlangenbeschwörer und Martin Brauer am Schlagzeug hatte mehrere unterschiedliche Kopfbedeckungen, unter anderem einen Karton und einen Fisch. Martin Brauer wurde auch mit besonders tosendem Applaus von der fast ausverkauften Stadthalle begrüßt, ist er doch er ein Kind der Stadt. Und das wusste Grebe, der sich überraschend gut in der Region auskannte und selbst auch schon mal im Moya gespielt hat, natürlich besonders herausragend anzumerken. Weiterhin waren auf der Bühne noch Marcus Baumgart an der Gitarre und ein Streichquartett. Bis das Konzert so richtig anfing, verging erstmal eine gute halbe Stunde. So lange hat es gedauert, bis alle Musiker nach und nach die Bühne betraten, begleitet von Sprüchen und Geschichten von Grebe. Rahmenhandlung, wenn man es so nennen will, war die angebliche Burn-out-Syndrom Erkrankung von ihm, woraufhin er ein halbes Jahr nichts macht und dann noch Afrika besuchte. Von den gesammelten Eindrücken und Erfahrungen erzählte er häufig in Liedform, aber auch in kleinen Anekdoten. Der Künstler zeichnet sich durch eine sehr genaue Beobachtungsgabe aus. Das zeigte sich vor allem in dem Lied „20. Jahrhundert“. Darin werden viele Sachen aufgezählt, die für uns heute noch ganz selbstverständlich sind, beziehungsweise vor einigen Jahren waren, mit denen aber Jugendliche in zehn Jahren nichts mehr anfangen können. Auch ein Lied über das Angeln und den damit verbunden Folgen fand sich im Programm wieder. Wie ein Wirbelwind fegte Grebe während des dreistündigen Programms über die Bühne. Mal in einem alten Bürodrehstuhl, der auch als Klavierstuhl verwendet wurde und natürlich auch zu Fuß, unterstützt von kleinen Tanzeinlagen. Für eine große Tanzeinlage bedurfte es dann der Hilfe aus dem Publikum. Bei „Handtaschentanz im Haus der Kulturen der Welt“ sollten Damen (es kamen auch einige Herren) auf die Bühne kommen und dann mit Handtaschen tanzen. Das sah sehr merkwürdig, aber auch sehr lustig aus. Natürlich durften auch Klassiker im Programm nicht fehlen. So gab es als zweite Zugabe Grebes vielleicht bekanntesten Song, nämlich „Brandenburg“. Das ganze Programm wurde auch durch sehr gute Lichteffekte unterstützt und auch die Bühne, die mit den angebrachten Girlanden ein wenig an das Deck eines Kreuzfahrtschiffes erinnerte, machte Eindruck. Zum Abschluss gab es erst den Song „Landleben“, der angeblich durch den Besuch des Bauernhofs von Martin Brauer bei Wismar inspiriert wurde und als letztes Lied, sehr passend, „Doreen aus Mecklenburg“. „Dafür stehen wir, Ayurveda und Hartz 4.“ Ganz so schlimm ist es nicht, aber im Kern leider doch treffend. So gab es vor allem für dieses Lied viel Applaus und die Leute konnten zufrieden nach Hause gehen. Wer das Konzert verpasst hat, muss nicht zu enttäuscht sein. Einerseits gibt es das Programm auch als CD zu kaufen, andererseits verriet Grebe während des Konzerts schon seine weiteren Planungen bis ins Jahr 2023. Und dabei war auch ein weiterer Besuch in Rostock. Wir sind gespannt, ob der Plan so aufgeht.
13. Februar 2011 | Weiterlesen
Christoph Maria Herbst: „Ein Traum von einem Schiff“
Was hat – nach Christoph Maria Herbst – die Bildzeitung mit der deutschen Gerichtsbarkeit gemeinsam? Beide sind „unabhängig, überparteilich und der Wahrheit verpflichtet“. Und vor allem haben ihm beide in letzter Zeit das Leben etwas schwerer gemacht. Schließlich wurde gleich das Romandebüt des Schauspielers mit einer einstweiligen Verfügung belegt. Dabei geht es in „Ein Traum von einem Schiff – eine Art Roman“ doch nur um die mehr oder weniger fiktiven Erlebnisse Herbsts bei den Dreharbeiten zu einer Episode des „Traumschiffs“. Zum reinsten „Thilo Sarrazin der Belletristik“ haben sie ihn hochstilisiert, wie Herbst sich mit einem Augenzwinkern empört. Auch handele es sich bei der ganzen Angelegenheit nicht etwa um eine ausgeklügelte Marketingstrategie, wie vielleicht manche vermuten mögen, sondern schlichtweg um eine Groteske. Auf die Absatzzahlen des Buches, wenn es dann wieder erwerbbar ist, wird es sich wohl kaum negativ auswirken, schließlich dürften viele erst durch die einstweilige Verfügung neugierig auf das Buch geworden sein. Etwa 100.000 Exemplare der ungeschwärzten Auflage gingen übrigens zuvor bereits über den Ladentisch. Gestern Abend stellte der Stromberg Darsteller das umstrittene Werk nun vor ausverkauftem Haus in der Universitätsbuchhandlung Thalia vor. Da es das Buch nicht zu kaufen gab, äußerte Herbst seine Bereitschaft, grundsätzlich alles zu signieren, was gewünscht wird, Körperteile eingeschlossen. Los ging es mit dem ersten Kapitel, in dem beschrieben wird, wie der Kontakt mit Wolfgang Rademann, dem Macher der Traumschiff-Reihe, zustande kam. Herbst beschreibt Rademann darin als jung gebliebenen Charisma-Koloss, dessen Lieblingswörter „Knüller, Knaller und Kracher“ seien. Am Ende des Kapitels steht die Zusage ans Traumschiff und folgerichtig beginnt das zweite Kapitel mit den Worten „Was habe ich getan?“ Im weiteren Verlauf der Lesung geht es um den Flug nach Panama, den Ausgangsort der Reise, Albträume im Hotelzimmer und Kennenlernabende. Das Motto dabei: „Ein Käfig voller Narren und ich mitten drin. Oha, das wird ein Spaß.“ Ein Spaß war es auch, Christoph Maria Herbst zuzuhören, der mit Wortwitz und pointierter Leseweise dem Publikum zahlreiche Lacher entlockte. Entsprechend schnell verging auch die Zeit, und obwohl das Publikum noch gar keine Zeit hatte, eine Zugabe zu fordern, gab Herbst noch ein Kapitel zum Besten. „Ein paar weiße Seiten habe ich noch gefunden“, scherzte er zuvor in Anspielung auf die geschwärzte Ausgabe, aus der er vorlas. Für Stromberg Fans gab es übrigens auch gute Nachrichten, denn die Produktion der fünften Staffel steht kurz bevor. „Der Papa lässt grad wachsen“, erklärte Herbst sein Erscheinungsbild, das in Kürze wieder in Bernd Stromberg verwandelt wird. Eine Nachricht, die vom Publikum mit Applaus aufgenommen wurde. Wer nun neugierig geworden ist und das Buch noch nicht sein eigen nennt, kann ab nächster Woche eine geschwärzte Auflage erwerben. Allerdings wird der Scherz Verlag, der das Buch vertreibt, gegen die einstweilige Verfügung Einspruch einlegen, um die ungeschwärzte Version zurück in den Handel zu bringen. Es könnte sich also lohnen, noch ein wenig mit dem Kauf zu warten.
12. Februar 2011 | Weiterlesen
Ferientheater: Der kleine Hobbit (nach J. R. R. Tolkien)
Die Bühne 602 lud heute Vormittag ein, einer wunderlichen Mär zu folgen. Zu Gast im Stadthafen war das Figurentheater Winter und im Gepäck hatte es eine Inszenierung nach J. R. R. Tolkien – „Der kleine Hobbit“. Sicherlich kennen wir alle die Geschichten um den Herrn der Ringe, doch was geschah eigentlich davor? Hiervon handelte die etwa einstündige Vorstellung, die sich durch viel Handarbeit auszeichnete. Mit handgemachter Musik und bunt bemalten, etwa 70 Zentimeter großen Figuren sollte sie das Publikum in eine Welt der Fantasie entführen. Doch kommen wir erst einmal zum Anfang der wunderlichen Geschichte. Wir befinden uns in der Außenstelle des Auenlandes – in Rostocks schönem Stadthafen, genauer gesagt an der Bühne 602, dem Zuhause von Bilbo Beutlin. Er ist ein Hobbit – nicht schwer zu erkennen durch Größe und die knubbeligen Füße. Ein wenig mutig, ein wenig ängstlich. Manchmal überheblich, witzig, schüchtern oder aber auch vorschnell. Fast menschlich, oder? Doch was wäre ein Hobbit auf einer Bühne ohne Abenteuer? Vermutlich jedenfalls nicht so sehenswert. Hier kommt der große und weise Zauberer Gandalf ins Spiel. Ein Drache habe den Schatz der Zwerge gestohlen und sei mit ihm auf den einsamen Berg gezogen. Doch die einzige Öffnung zu seiner Höhle wäre so klein, dass nur ein Hobbit von Bilbos Gestalt hindurchpassen würde. Nicht ganz freiwillig (denn Rostocker seien ruhige Leute, er solle es doch einmal in Warnemünde probieren!), aber frohen Mutes, machen er und drei Zwerge sich auf den Weg durch die Nebelberge. Ziel der Aktion ist es, den Schatz zurückzugewinnen. Zum Glück „kennt Bilbo keine Angst – zumindest nicht persönlich“, denn die Wege durch die Nebelberge sind die gefährlichsten und beschwerlichsten in ganz Mittelerde. Es wimmelt an ihnen nur so von Orks und Geistern. Doch Elrond, ein guter Elb, zeigt ihnen den Weg hindurch und die vier Reisenden finden hinaus in Richtung des einsamen Berges. Wie durch einen Zufall bekommt der kleine Hobbit einen magischen Ring in die Hände. Damit gelingt es ihm schließlich, den Drachen hinaus in die Stadt zu locken und den Schatz zu befreien. Das Abenteuer ging gut aus für den kleinen Hobbit und seine Gefährten. Alle etwa zehn Puppen erhielten durch Maren und Willi Winter eine individuelle Persönlichkeit, die sich vor allem durch sprachliche Feinheiten auszeichnete. Voll auf die Darstellung konzentriert, gab es allerdings viel zu wenig Gelegenheiten während der einstündigen Vorstellung zwischen den Akteuren auf der Bühne und den Zuschauern zu interagieren. Gerade bei jungem Publikum, das wie hier überwiegend aus Kindern im Kindergartenalter bestand, hätte eine stärkere aktive Einbeziehung in das Stück vielleicht noch mehr Aufmerksamkeit mit sich gebracht. Hier und da sorgten einige Lacher für Aufheiterung, insgesamt ließen sich aber leider nur wenige in das Abenteuer einfangen.
11. Februar 2011 | Weiterlesen
Letzte Lesung der LiteraTour Nord 2010/2011
Auch wenn noch nicht entschieden ist, wer die LiteraTour Nord 2010/2011 gewinnt – feststeht, wem eigentlich ein Ehrenpreis für den außergewöhnlichsten Titel des Jahres gebührt: Jan Faktor und seinem Roman: „Georgs Sorgen um die Vergangenheit oder Im Reich des heiligen Hodensack-Bimbams von Prag.“ Ein Titel, der zwar viel sagt, aber noch mehr offenlässt. Um den Roman vorzustellen und auch Fragen zu beantworten, kam Jan Faktor am Dienstag ins Peter-Weiss-Haus. Die Lesung markierte den Schlusspunkt der LiteraTour Nord. Zum ersten Mal in dieser Saison fand die Lesung nicht in der anderen buchhandlung, sondern im Peter-Weiss-Haus statt. So war es diesmal auch Katinka Friese vom Literaturhaus Rostock, welche die ungefähr 60 Gäste begrüßte und, schon fast zu einer Tradition geworden, Zeit gab, um Handys auszuschalten. Dann betrat Jan Faktor die Bühne. Die Atmosphäre bei der Lesung war nicht so familiär wie in der anderen buchhandlung, da der Abstand zum Publikum größer war, dafür wirkte die Veranstaltung erhabener. Der Autor wirkte von Anfang an zurückhaltend aber sehr symphytisch. 636 Seiten umfasst das Buch, was er aber sehr trocken kommentierte: „Es ist kein dünnes Buch, aber auch nicht richtig dick. Es ist kein überflüssiges Wort in dem Buch. Und das Manuskript sah auch dünner aus, sodass ich selbst überrascht war, wie dick das fertige Buch war.“ Als erstes Stück las der gebürtige Tscheche etwas zum Aufbau der damaligen Wohnung der Familie vor. In dem Buch erzählt Protagonist Georg rückblickend von seiner Kindheit und Jugend im Prag der Nachkriegszeit. Und auch wenn der Titel anderes vermuten lässt, ist das Buch im Kern sehr ernst und beschäftigt sich auch mit familiären Problemen und dem Aufenthalt in Konzentrationslagern. Aber natürlich bleiben auch lustige, zum Teil sehr anstößige Passagen nicht außen vor. So zum Beispiel die zweite vorgetragen Stelle, die Harnflecken in Sporthosen zum Thema hatte und mit den Worten „Die Schwanzgröße spielte in der Grundschule keine besondere Rolle“ begann. Auch im anschließenden Gespräch mit Literaturprofessor Lutz Hagestedt blieb Faktor sehr besonnen und freundlich. So verriet er, wie er auf den ersten Satz des Buches gekommen ist: „Ich saß auf der Toilette beim Pinkeln und da ist er mir plötzlich eingefallen. Danach ging es dann ganz leicht.“ Dreieinhalb Jahre hat er an dem Buch gearbeitet, die erste Idee sei aber schon 25 Jahre alt. Und endlich wurde auch die Frage geklärt, warum so ein langer Titel gewählt wurde. „Georgs Sorgen um die Vergangenheit war klar. Aber ich wollte, dass Prag mit in den Titel kommt, aber nicht zu auffällig. Daher der Hodensack als Ablenkungsexplosion.“ Ich glaube die Strategie ist aufgegangen. Nach der Lesung konnten alle Gäste, die vorher schon die anderen fünf Lesungen besucht hatten, ihren Favoriten wählen. Der Autor, der die meisten Stimmen auf sich vereint, bekommt die Publikumsstimme. Die Jury selbst hat zwölf Stimmen. Man darf also sehr gespannt sein, wer am besten ankam. Entschieden wird dies Ende Februar, die Preisvergabe ist dann im Juni.
11. Februar 2011 | Weiterlesen
Vorauswahl zur 52. Internationalen Mathematik-Olympiade
Nachdem die 50. Internationale Mathematik-Olympiade (IMO) 2009 hier bei uns in Deutschland stattfand, ist der Austragungsort der diesjährigen Veranstaltung Amsterdam. Doch bis dorthin ist der Weg nicht nur weit, sondern auch steinig und mit Stolpersteinen gepflastert. Bundesweit wurden kleinere Mathematik-Olympiaden an den Schulen veranstaltet. Zusätzlich gab es auch die Möglichkeit zur Teilnahme an einem Bundeswettbewerb. Insgesamt wurden 16 deutsche Jugendliche ermittelt, die nun zu den verschiedensten Auswahlwettbewerben geschickt wurden – etwa zu dem, der gerade auf (oder neben) dem Jugendschiff Likedeeler in Rostock stattfand. Zusätzlich zu den 16 Deutschen ist auch eine Französin mit an Bord des „Matheschiffes“ mit Kurs auf Holland. Neben vielen Klausuren wurden Mathebücher gewälzt und fleißig das abgeschrieben, was Dr. Hans-Dietrich Gronau von der Uni Rostock an die Tafel schrieb. Er ist der „Pythagoras“, der die Schüler diese Woche durch die Welt der Zahlen, Formeln und Gesetze begleitet und geleitet hat. Und Schüler, die bei der IMO teilnahmen, hätten es auch im späteren Leben oft weit gebracht, verriet er mir. So sei zum Beispiel Dr. Bodo Laß vor 20 Jahren erfolgreicher Teilnehmer des weltweiten Mathematikcontestes gewesen. Jetzt lebe er in Frankreich und unterstütze dort mit viel Engagement Projekte rund um Jugendliche. Mit einem Lächeln fügte er hinzu, dass sich selbst unsere jetzige Bundeskanzlerin Angela Merkel oft den mathematischen Hürden des Wettbewerbes stellte und dabei nicht einmal schlecht abschnitt. Am Ende der Lehrgangswoche in Rostock und den noch folgenden in Bad Homburg und im Schwarzwald werden insgesamt sechs Jugendliche ausgewählt sein, die unser Land im Sommer dieses Jahres vertreten werden. Bereits viermal unter diesen sechs Auserwählten gewesen ist Lisa Sauermann (18) aus Dresden. In der 4. Klasse nahm sie zum allerersten Mal an einem Mathematik-Wettbewerb teil, aber eigentlich interessierten sie Rätsel und Knobelaufgaben schon immer. Seit der 8. Klasse nahm sie jedes Jahr an der IMO teil – und das mit Erfolg. Bereits eine Silber- und – sage und schreibe – drei Goldmedaillen gingen bisher auf ihr Konto. Sollte sie dieses Jahr noch eine Goldmedaille bekommen, wäre sie die erfolgreichste IMO-Teilnehmerin in der seit 1959 bestehenden Geschichte. Für sie stehen bei einem solchen Wettkampf jedoch nicht nur die mathematischen Künste im Vordergrund. „Natürlich ist es schön, gut abzuschneiden. Aber genauso wichtig finde ich es, neue Menschen kennenzulernen, um sich dadurch auch persönlich weiterzuentwickeln.“ Doch neben der ganzen Mathematik bleibt sogar noch etwas Zeit übrig. Sie ist nämlich nicht nur im Bereich der Zahlen begabt, sondern auch sportlich. Somit zählen Radfahren, Wandern und Jonglieren zu einem ausgewogenen Trainingsprogramm immer mit dazu. Aber Mathe ist ihr Leben. Später möchte sie das, was sie zurzeit bereits auf regionaler Ebene tut, noch weiter ausdehnen. Ihre spezielle Förderung sei ein Geschenk und das weiß sie zu schätzen. Deshalb möchte sie ihr Wissen gerne teilen und weitergeben. Vielleicht steht sie schon bald selbst vor einer Horde Mathehungriger – wer weiß das schon. An der Uni jedenfalls ist sie auch jetzt schon gerne gesehen, wenn das Mathefieber ruft. Ich jedenfalls drücke allen heute kennengelernten Teilnehmer ganz fest die Daumen und hoffe, dass sie Deutschland gebührend vertreten werden.
9. Februar 2011 | Weiterlesen
8. Europaweiter „Safer Internet Day“ sorgt für Aufklärung
„Es wurde ein Virus verifiziert!“ Oh mein Gott, muss mein Computer jetzt zum Arzt? Nein – keine Panik – Euer Computer muss nicht zum Arzt. Doch Ihr habt die Chance, solchen Viren schon im Voraus den Garaus zu machen. Wie so etwas vonstattengeht oder aber, wie überhaupt ein solcher Befall passieren kann, lernten gestern Nachmittag neun Damen und drei Herren, einer Generation entstammend, die nicht mit (oder aber im?!) Internet groß geworden ist. Mutig ist dies allemal – Grund für mich, mir die Sache einmal genauer anzuschauen. Als Erstes sollte angegeben werden, wie sehr das Internet bereits, denn eine gewisse Basis wurde vorausgesetzt, in den täglichen Tagesablauf involviert ist. Doch hier entstanden Angaben zwischen noch nie und mehrere Stunden täglich, bunt gemischt also. Doch sicher vor eventuellen Gefahren zu sein, das wollten sie alle. Wie sagt man doch so schön: „Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste.“ Und auch Dozentin des Frauen-Technik-Zentrums in der Rostocker Südstadt Wera Straßburg weiß, dass sich Gefahren auf den ersten Blick sehr schlecht erkennen lassen – gerade für Laien. „Das persönliche Sicherheitsbedürfnis eines jeden Individuums überträgt sich auch auf sein Verhalten im Internet. Leute, die abends jedes Fenster schließen und alles verriegeln, neigen statistisch gesehen auch zu erhöhtem Sicherheitsbedürfnis in den Weiten der Onlinewelten.“ Hatten sich einige der Teilnehmer vorher schon mit Postfächern und Geldgeschäften im Internet befasst, so wurden natürlich auch Fragen nach der Sicherheit von Passwörtern gestellt. Ist Online-Banking, welches in den letzten Jahren immer mehr Benutzer hinzugewinnen kann, wirklich sicher? Oder behalte ich doch lieber meinen Sparstrumpf unter dem Kopfkissen und bezahle alles in bar? Natürlich kann niemand eine hundertprozentige Sicherheit gewährleisten, doch konnten gestern zumindest einige Unklarheiten beseitigt werden. Passwörter dürfen nämlich niemals (!) ein Wort, das so auch im Duden steht, enthalten. Am besten geeignet sind Kombinationen aus Buchstaben, Zahlen und vielleicht sogar einigen Sonderzeichen. Ihr habt das alles schon gewusst, denkt Ihr jetzt? Vielleicht, aber so geht es eben nicht allen. Und das ist überhaupt nicht schlimm oder beschämend. Wir alle können noch voneinander lernen, da bin ich mir sicher. Auch zum Lernen gekommen war Rainer Wickborn (61). Der Fast-Rentner ist schon fleißig im Netz tätig. Seien es die Überweisungen, die noch zu erledigen sind, die Einkäufe oder aber einfach nur der „Weg“ zum Postfach – alles ist im Internet möglich. Und er nutzt diese Angebote fast täglich – ein Grund jedenfalls, sichergehen zu wollen. „Ich möchte hier einfach mehr erfahren, als ich bisher schon weiß.“ Und genau das ist das Ziel dieses 8. „Safer Internet Days“: das Bewusstsein zum Thema sichere Internetnutzung und ständige Aufmerksamkeit beim Surfen durch die verschiedensten Seiten zu schärfen. Ganz sicher und ohne Eingabe von Passwort oder Kontonummer, liest sich übrigens unser Online-Blog über Rostock.
9. Februar 2011 | Weiterlesen
Benefizkonzert im jüdischen Theater „Mechaje“
Was ursprünglich in der Langen Straße 9 einmal eine Gaststätte war, ist seit Mai letzten Jahres der Musik-Theater-Salon des jüdischen Theaters Mechaje bzw. soll es einmal werden. Das Ensemble an sich existiert bereits seit 1997 und tritt regelmäßig in verschiedenen Theatern in Mecklenburg-Vorpommern und darüber hinaus auf. Mit dem Musik-Theater-Salon ist nun eine Spielstätte im Herzen der Stadt Rostock am entstehen. „Wir müssen jüdische Kultur in die Mitte der Gesellschaft bringen. Das kennen die meisten Leute nicht, aber da gibt es ganz tolle Sachen zu entdecken“, fasst Dr. Manfred Hilsner, der Vorsitzende des Trägervereins des jüdischen Theaters, die Motivation hinter dem Vorhaben zusammen. Der Standort des Salons dürfte dafür ideal sein. Allerdings fehlt es dem Mechaje, wie vielen anderen Spielstätten auch, am Geld für die Renovierung. Vieles wird daher in Eigenregie durchgeführt und mit Spenden finanziert. Doch bis die neue Spielstätte endlich komplett fertiggestellt ist, wollen die Betreiber nicht warten, weshalb bereits eine Reihe von Benefizkonzerten in den neuen Räumlichkeiten veranstaltet wird. Die latente Baustellenatmosphäre trägt ihren Teil zur Atmosphäre bei – und das ist keineswegs negativ gemeint. Das erste Konzert der Reihe war im Oktober des letzten Jahres, das zweite folgte heute Abend. Dabei spielten Jens Hoffmann am Klavier und Frank Thoenes am Kontrabass – eine Kombination, die man so sicherlich nicht jeden Tag zu hören bekommt. Gespielt wurden Stücke aus ihrem Programm „Tiefflug – Höhenflug“. Für die beiden Lehrer der HMT war es der erste gemeinsame Auftritt in dieser Kombination, weitere sollen folgen. Gespielt wurden zunächst Stücke von Henry Eccles und Reinhold Glière, Frank Liszt sowie dem finnischen Komponisten Teppo-auto Aho. Frank Thoenes kommentierte die Stücke jeweils zuvor und gab kleine Anekdoten über die Komponisten weiter. Nicht fehlen durfte natürlich auch je ein Klavier- und Kontrabasssolo. In der zweiten Konzerthälfte wurden dann Opernstücke von Giovanni Bottesini, Nicoló Paganini und Nino Rota aufgeführt. Letzterer dürfte vielleicht einigen von Euch durch seine Filmmusik für Francis Ford Coppolas Klassiker „Der Pate“ bekannt sein. „Das Mechaje hat ja immer besondere kulturelle Veranstaltungen“, freute sich Bürgerschaftspräsidentin Karina Jens anschließend über ein sehr schönes Konzert. Auch Hans Kreher hatte Gefallen daran gefunden: „Es war sehr beeindruckend. Kontrabass in der Art habe ich noch nie gehört und auch das Klavier dazu war sehr schön“, schwärmte der Landtagsvizepräsident. „Wir freuen uns, dass wir mit unserem Beitrag vielleicht auch etwas anschieben können, was zum Gedeihen der Rostocker Kultur beiträgt“, gab sich Frank Thoenes am Ende des Konzertes dagegen bescheiden. Es bleibt dem Mechaje zu wünschen, dass es weiter gedeiht und damit die Rostocker Kulturlandschaft ein Stück weit bereichert. Das nächste Benefizkonzert wird aller Voraussicht nach im März oder April stattfinden. Zuvor wird aber noch im Theater am Stadthafen die Theaterrevue „Tante Minja oder der Exodus“ aufgeführt. Eine gute Gelegenheit, um mal einen Blick zu riskieren.
8. Februar 2011 | Weiterlesen
Ferientheater: Der Kuckuck und der Esel
Fröhliche Kinderstimmen, lustiges Gemurmel und wild umherspringende, in schillernden Farben gekleidete, Gestalten. Das war mein erster Eindruck, als ich heute Vormittag die Bühne 602 im Rostocker Stadthafen betrat. Es sind Ferien in der Hansestadt – und das bedeutet nicht nur, dass die Großen endlich mal nicht von Hausaufgaben geplagt sind, sondern auch, dass die Kleinsten der Rostocker beschäftigt sein wollen. Und was eignet sich da besser als ein Theaterstück?! Doch heute war es nicht nur irgendein Theaterstück – nein, es war eine Mischung aus Musik, Unterhaltung und Lehrprogramm. Sicherlich kennt jeder die Geschichte vom Kuckuck und dem Esel, die sich streiten, weil jeder von beiden der bessere Sänger sein will. Doch selten habe ich die Geschichte so bunt und voller Lebensfreude gesehen, wie sie Sabine Zinnecker vom Dorftheater Siemitz heute verkörpert hat. Selbst zum Mitmachen inspiriert, verfolgten gespannte Kinderaugen die Reise durch die Welt von Simsalabim, dem Kuckuck, und Huckepack, dem Esel. Beide Figuren sangen und tanzten auf der Bühne, um sich gegenseitig zu übertrumpfen und zeitgleich die Kinder in die Welt der Fabeln zu entführen. Waren am Anfang noch nicht alle mutig genug, ihre Stimmen zu erheben, so stimmten spätestens bei dem Lied „Heut ist ein Fest bei den Fröschen am See, Ball und Konzert und ein großes Diner“ alle mit ein und der Saal erwachte. Doch auch die konzerthungrigen Frösche vermochten es nicht, den Streitenden zu sagen, wer besser sänge. Erst der musikalische Riese Timpetu, den sie nach mehreren Strapazen wie durch ein Wunder erreichten, hatte die Stärke, das Problem von Kuckuck und Esel zu klären. Fast wie bei einem Casting, mussten beide ihr Können unter Beweis stellen. Dann waren die Kinder gefragt – wer singt nun besser? Doch so eine Entscheidung zu fällen, ist nicht immer leicht. Das merkten auch die Kinder, denn zeitweise sympathisierten sie mit Simsalabim und dann wiederum mit Huckepack. Und dass ein Streit sich gerade wegen solcher Lappalien nicht lohnt, sahen dann doch alle ein. Letztendlich entschied Timpetu, dass doch beide keinen Deut besser wären als der jeweils andere. Sollten sie sich doch lieber zusammentun, um gemeinsam zu musizieren. Gemeinschaft ist eben doch wichtiger als Zwietracht. Noch immer ganz fasziniert vom Theaterstück, berichtete mir die kleine Annelie (3) hinterher, dass ihr Lieblingslied das mit dem Kuckuck und dem Esel war. Dieses stimmte sie mit ihrer Oma und mir auch gleich noch einmal an. „Der Kuckuck und der Esel, die hatten einen Streit …“ Später, so verriet sie mir dann noch, möchte sie einmal eine richtige Tänzerin mit Mikrofon werden und auch vor so vielen Leuten auf der Bühne stehen, wie sie es heute gesehen hat. Dann wünsche ich ihr hiermit für diesen frühen Berufswunsch alles Gute und hoffe, sie bald einmal auf statt vor der Bühne zu sehen. Vielleicht verkörpert sie ja selbst einmal eine Figur im Theater der Compagnie de Comédie am Ufer der Warnow. Dann werden Dutzende Kinderaugen fasziniert zu ihr aufschauen, aber das ist eine andere Geschichte …
8. Februar 2011 | Weiterlesen
Alexandre Tansman - Ausstellung und Konzert in der HMT
Ich gebe es zu: Alexandre Tansman war mir bis vor Kurzem kein Begriff. Allerdings bin ich mir relativ sicher, dass es nicht nur mir so geht. Denn Hand aufs Herz, wer von Euch ist wirklich mit dem Werk des Komponisten vertraut? Nicht umsonst trägt die neue Ausstellung in der Hochschule für Musik und Theater (HMT) den Titel „Berühmt und wieder vergessen – Das Schicksal des Komponisten Alexandre Tansman“. Diese wurde am Sonntagnachmittag eröffnet, gefolgt von einem Klavierkonzert. Konzipiert wurde die Ausstellung von einer Gruppe von HMT Studenten um Stefanie Schliebe, die sich seit März des vergangenen Jahres mit Leben und Musik Tansmans auseinandergesetzt hatte. Das Ergebnis kann nun in den Kreuzgängen der HMT betrachtet werden. Die verschiedenen Lebensabschnitte Tansmans sind dabei farblich voneinander abgegrenzt. Musik darf natürlich ebenfalls nicht fehlen und so gibt es eine Auswahl an Hörbeispielen, die sich die Ausstellungsbesucher in aller Ruhe anhören können. „Die Musik verfemter Komponisten ist wichtig, aber das ist nur das Eine. Dahinter stehen Schicksale“, betonte Professor Christfried Göckeritz, der Rektor der HMT, das Anliegen der Ausstellung in seinen einleitenden Worten. Betrachtet man die Biografie Tansmans, dann ist es eigentlich unverständlich, dass dieser in Vergessenheit geraten konnte. Er gewann 1919 gleich die drei ersten Preise des nationalen Kompositionswettbewerbes in seinem Geburtsland Polen, ging wenige Jahre später erstmals auf Amerikatournee und wurde sogar einmal für einen Oskar in der Kategorie „Beste Filmmusik“ nominiert. Allerdings musste Tansman aufgrund seiner jüdischen Herkunft auch vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten fliehen, wobei ihm seine Bekanntschaft mit Charlie Chaplin bei der Flucht in die USA eine große Hilfe war. Zuvor war ihm nur zwei Tage vor der deutschen Invasion die Flucht von Paris nach Nizza gelungen. Nach Kriegsende kehrte er mit seiner Familie wieder nach Paris zurück. Während seines Lebens schrieb der virtuose Pianist eine ganze Reihe Sinfonien und Orchesterwerke, die es wert sind, in Erinnerung gerufen zu werden. „Es ist nicht ganz nachzuvollziehen, dass er vergessen wurde“, äußerte sich auch Volker Ahmsel, der Leiter des Zentrums für verfemte Musik an der HMT, über das Schicksal Tansmans. Darüber hinaus beschrieb er dessen Musik als sehr geistreich, spritzig, romantisch, jazzig und schön. Und damit die Gäste auch in den Genuss kommen konnten, diese live zu hören, wurde im Anschluss an die Ausstellungseröffnung gleich noch ein Klavierkonzert im Kammermusiksaal der HMT gegeben. Dort spielten zunächst die beiden elfjährigen Rebecca Krause und Nguyen Hai Thao My, beides Schülerinnen am Konservatorium „Rudolf Wagner-Régeny“ Musikschule Rostock, vierhändig das Stück „En Tour la T.S.F.“. Jeder Teil des Stücks repräsentiert dabei verschiedene Radiostationen, zwischen denen gewechselt wird. Anschließend spielte Aya Matsushita, die Klavier an der HMT studiert, das Stück „5 Capricen pour piano“. Die folgenden Stücke wurden von den Zwillingsschwestern Susan und Sarah Wang aufgeführt, wobei ein weiteres Stück von Tansman und je eines von Igor Strawinsky und Darius Milhaud gespielt wurde. Die beiden Pianistinnen, die 2010 beim internationalen Musikwettbewerb der ARD den 3. Platz belegt hatten, begeisterten mit ihrem virtuosen Spiel das Publikum. Zwischendurch führte Volker Ahmsel kurze Gesprächsrunden mit Mireille Tansmann, der Tochter Alexandre Tansmans, die extra zur Ausstellungseröffnung angereist war. Dabei erzählte sie unter anderem aus Kindheitserinnerungen an ihren Vater. Wer die Ausstellungseröffnung verpasst hat, der hat noch bis zum 28. Februar die Möglichkeit, in der HMT vorbeizuschauen.
8. Februar 2011 | Weiterlesen
Abguss-Sammlung antiker Plastik der Universität Rostock
„Warum in die Ferne schweifen? Sieh das Gute liegt so nah,“ bemerkte schon der gute alte Goethe und er hatte mal wieder recht. Um antike Figuren zu sehen, könnte man natürlich nach Rom, Paris oder London fahren. Auch in den Museen in München und Berlin gibt es beachtliche Sammlungen. Aber eigentlich muss man keine weiten Reisen auf sich nehmen. Denn Büsten antiker Philosophen und Politiker oder Statuen griechischer und römischer Götter aus dem klassischen Altertum können dreidimensional und aus unmittelbarer Nähe auch in Rostock betrachtet werden. Gut, es handelt sich hier nicht um Originale aus Marmor, sondern „nur“ um Gipsabgüsse, die im ehemaligen Hörsaal 4 in der Ulmenstraße 69 ausgestellt werden. Aber „man kann direkt am Stück studieren. In mancherlei Hinsicht ist das schon von Vorteil“, unterstreicht Marcel Pantke die Bedeutung der Abguss-Sammlung des Heinrich Schliemann-Instituts der Universität. Der 33-Jährige hat in Rostock klassische Archäologie studiert und weiß die Sammlung zu schätzen. „Man geht auf jeden Fall anders an die Abbildungen heran und fährt auch eher zu den Originalen“, erklärt der Altertumswissenschaftler, der die meisten Stücke früher nur aus Büchern kannte. Aber auch an der Universität Rostock war es bis vor Kurzem nicht so einfach, die antiken Plastiken so nebeneinander und übersichtlich zu betrachten wie jetzt in dieser Gesamtschau. Auf dem Dachboden des Hauptgebäudes, auf den Fensterbänken der Seminarräume – an vielen verschiedenen Orten waren die wertvollen Stücke verteilt und teilweise sogar schon fast in Vergessenheit geraten. Nun präsentiert das Heinrich Schliemann-Institut erstmals alle Bestände umfassend, und zwar nicht nur für Studenten, Professoren und Mitarbeiter der Universität. Immer freitags zwischen 14 und 16 Uhr ist es auch anderen Interessierten möglich, die Ausstellung in dem etwa 300qm großen Saal zu besuchen. Sie können hier an den zumeist schneeweißen Exponaten entlangwandeln, sie studieren oder einfach nur ihre Schönheit genießen. Was man ihnen auf den ersten Blick nicht unbedingt ansieht: Auch die Kopien haben größtenteils schon eine lange und bewegte Zeit hinter sich. So begann man in Rostock bereits um 1872, Abgüsse antiker Originale herzustellen. Erheblich erweitert wurde der Rostocker Bestand durch eine Schenkung des Großherzogs im Jahre 1919. In Greifswald wurde sogar schon ab 1845 eine Abguss-Sammlung gegründet. Allerdings ist sie während des Krieges und in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts gänzlich zerstört worden. Auch die Rostocker Sammlung musste durch Kriege und auch später noch schmerzliche Verluste verkraften. So wurde 1958 ein Großteil an die Humboldt Universität in Berlin abgegeben, wo die meisten Stücke verloren gingen. Ab 1992 begann schließlich die Sanierung der verbliebenen Stücke, neue Stücke wurden dazu gekauft und sogar einige wenige Gipsabgüsse aus Berlin konnten wieder zurückgeholt werden. Heute umfasst die Sammlung zudem Abgüsse des mittlerweile geschlossenen Instituts für Altertumswissenschaften der Universität Greifswald. Vor allem als didaktisches Instrument für Studenten der Kunstgeschichte oder Archäologie dienten die Gipsfiguren ursprünglich. Aber auch wohlhabende Bürger schmückten sich gern mit Kopien antiker Skulpturen. „Im 19. Jahrhundert wollte jeder einen Pompeius haben“, erzählt Marcel Pantke, der die Ausstellung während der Öffnungszeiten beaufsichtigt. Besonders stolz ist das Heinrich Schliemann-Institut auf seine „Aphrodite von Melos“. Die originale Marmorstatue aus dem 2. Jh. v. Chr. könnt ihr im Louvre in Paris bewundern. Hier in Rostock seht ihr die Göttin der Liebe in Gips. Ebenfalls etwas Besonderes dürfte der Wagenlenker von Delphi sein, eine der wenigen Bronzeabgüsse der Sammlung. Zum Original aus der Zeit der frühen Klassik gehörten ursprünglich auch noch ein Wagen und ein Pferdegespann. Die wurde bei einem Erdbeben zerstört. Der Wagenlenker ist erhalten geblieben und steht heute im Museum von Delphi. Aber wie gesagt, warum nach Paris und Delphi reisen, wenn ihr den Wagenlenker von Delphi, die Aphrodite von Melos und noch viele weitere Abbilder antiker Persönlichkeiten auch in Rostock in der Abguss-Sammlung betrachten könnt.
8. Februar 2011 | Weiterlesen
Leuchtturmrock in Warnemünde
Bratwürste, Glühwein, unerschrockene Winterschwimmer, Pferde – das Warnemünder Wintervergnügen 2011 bot seinen Besuchern dieser Tage so allerhand. Doch nicht nur tagsüber gab es Programm, auch für die Abendstunden hatten sich die Veranstalter etwas ausgedacht. Und so wurde am Freitagabend ab 20 Uhr in verschiedenen Bars rund um den Leuchtturm Livemusik unter dem Motto „Leuchtturm Rock“ dargeboten. Nachdem im Vorjahr bereits in vier Bars Musik zwischen Pop, Rock und Blues gespielt wurde, beteiligten sich in diesem Jahr gleich sechs Bars an der Veranstaltung. Doch der Reihe nach. Im Steakhaus Hurricane spielte die ostfriesische Band „Level One“ auf, die nach eigener Aussage alles spielt, was Spaß macht, von Rammstein bis Rosenberg – eine bunte Mischung also aus Pop, Rock und Klassikern. Die Mischung kam jedenfalls an und es dauerte keine drei Lieder, bis die ersten Gäste begannen, das Tanzbein zu schwingen. Die Band, die zwischen 120 und 140 Konzerte im Jahr spielt, ist übrigens alles andere als ein Neuling hierzulande. Bereits 28 Mal, Freitag mit eingeschlossen, spielten sie schon in Rostock und Umgebung, einmal sogar in der Rostocker Stadthalle. Es dürfte nicht der letzte Auftritt gewesen sein, wenn man den Aussagen der Band Glauben schenkt: „Wir kommen zwar von der Nordsee, aber wir lieben die Ostsee.“ Im Alabama spielten „Alabama Boogie Kings“ Blues und Southern Rock. Die erst vor einem Jahr formierte Band um Christian Eckermann beherrschte ihre Instrumente glücklicherweise besser als ihren Bandnamen, kündigten sie sich nach der Pause doch als Louisiana Boogie Kings an. Eckermann (rechts im Bild) ist in der Rostocker Musikszene auch über die Band hinaus engagiert, da er über zahlreiches Equipment verfügt und überschüssiges Material günstig an Nachwuchsbands verkauft, ohne wirklich etwas daran zu verdienen. Im Cubar gab es dagegen lateinamerikanische Rhythmen von Mario Fuentes zu hören, wobei sich hier und da auf Wunsch der Gäste auch alles andere als lateinamerikanisches Liedgut einschlich, wie etwa „Über den Wolken“. Fuentes bemerkte dazu scherzhaft: „Mein Vater würde mich umbringen, wenn er das hören würde.“ Vom Cubar ging es weiter ins Cooast, wo Olaf Hobrlant von der Band Spill gemeinsam mit Karolin Hinz Country Songs, unter anderem von Johnny Cash, spielte. Andreas Buhse, Betreiber des Cooast, zeigte sich zufrieden mit dem Verlauf des Abends. „Es geht darum für Warnemünde etwas zu machen, damit was los ist“, betonte er die Bedeutung der Veranstaltung. Auch nebenan in Kläusis Kartoffelstube wurde musiziert. Christian „Jack“ Hänsel gab auf der Gitarre Musik aus den 60er und 70er Jahren zum Besten, wobei das Hauptaugenmerk auf Songs der Beatles lag. Inhaber Klaus Jannsen äußerte sich in ähnlicher Weise wie Andreas Buhse: „Die Leute sollen wissen, dass bei uns nicht nur geschlafen wird im Winter.“ Zuletzt stand noch das Gosch auf dem Programm. Dort hatte die Band „Van Sander“ gespielt. Hatte? Ja, denn leider war der Auftritt bereits zu Ende, als ich schließlich dort angekommen war, was besonders schade ist, da die Band an diesem Abend erstmals die eigens für das Warnemünder Wintervergnügen komponierte Hymne „Hand in Hand“ gespielt hat. Doch auch ohne Hymne war es ein sehr abwechslungsreicher Abend mit jeder Menge guter Musik verschiedenster Stilrichtungen. Da sollte eigentlich für jeden etwas dabei gewesen sein – mit oder ohne Hymne.
7. Februar 2011 | Weiterlesen
Neuer Fähranleger für die Linie Rostock-Gedser
„Eine Fähre soll so einfach zu benutzen sein wie eine Brücke“, sagte der Staatssekretär vom Ministerium für Verkehr, Bau und Landesentwicklung Sebastian Schröder heute bei der Vertragsunterzeichnung für den neuen Fähranleger im Rostocker Hafen. Zusammen mit zwei neu gebauten Fähren ermöglicht dieser Anleger der Reederei Scandlines schnellere Verbindungen und höhere Transportkapazitäten von und nach Dänemark. Nach langjährigen Bemühungen sei dies ein enorm wichtiger Abschluss für die Entwicklung unseres Landes. Schnelle, gute und vor allem einfache Erreichbarkeit Rostocks sei das Ziel dieser Vertragsunterzeichnung. „Rostock befindet sich nicht am Rande Deutschlands, sondern im Herzen Europas.“ Die Meeresautobahn zwischen Rostock und Gedser ist ein großes Projekt mit hoffentlich ebenso großem Erfolg. Scandlines Aufsichtsratsvorsitzender Bengt Pihl glaubt fest an die zunehmende Bedeutung des östlichen Korridors mit unserer Hansestadt als Standort. Außerdem freue er sich sehr über die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit der Hafen-Entwicklungsgesellschaft Rostock (HERO), bei der Unterzeichnung vertreten durch Geschäftsführer Dr. Ulrich Baumeister, die in das gesamte Projekt 24 Millionen Euro investieren will. Scandlines habe mit den neu entwickelten Fährtypen versucht, effizient und energiesparend zu bauen. So könne man zum Beispiel bei 130 Prozent mehr Volumen mit nur 35 Prozent des sonstigen Energieverbrauches fahren. Außerdem wurden die Ruder und der Rumpf so überarbeitet, dass die Fährschiffe auch in flachen Gewässern keinen Behinderungen ausgesetzt seien. Das Schiff passt sich quasi an die äußeren Gegebenheiten an. Innovation und Modernität sind jedoch nicht nur im Bereich der Schiffe zu erkennen, sondern auch an der geplanten Hafenanlage. Dr. Ulrich Baumeister freut sich, berichten zu können, dass neuartige Rampen das Be- und Entladen der einzelnen Fähren zeitgleich ausführen lassen. So werde nicht nur die Ladezeit verkürzt, sondern auch gleichzeitig die Möglichkeit geschaffen, die Anzahl der Fahrten zu erhöhen. Im Jahr 2010 transportierte die Reederei auf ihren insgesamt neun Routen 16 Millionen Passagiere, 3,7 Millionen Pkw und über eine Million Lkw und Trailer. Gerade weil Rostock ein Knotenpunkt der Schifffahrt wischen Zentraleuropa und Skandinavien ist, sei dieses Projekt auch „psychologisch wahnsinnig wichtig“. Dies stellt Rostocks Position als einen der führenden Fährhäfen Europas auch für die Zukunft sicher. Mit einen Lächeln im Gesicht, sich freuend auf die kommende und hoffentlich erfolgreiche Partnerschaft und Zusammenarbeit, unterzeichneten Bengt Pihl und Dr. Ulrich Baumeister anschließend im Beisein des Staatssekretärs und der Pressevertreter den Vertrag und beschlossen damit endgültig den geplanten Ausbau des Fähranlegers am Liegeplatz 54. “Wir erweisen damit nicht nur uns selbst einen Dienst, sondern auch der Stadt Rostock und der Umgebung.”
7. Februar 2011 | Weiterlesen
Lebenstanz – Malerei und Zeichnungen von Ute Laux
Das trübe Wetter will kein Ende nehmen. Schon seit Tagen dämpft eine dicke Wolkendecke das Sonnenlicht. Wie soll sich da Farbenpracht entfalten? Was bleibt, ist ein gräulich graues Grau und die Hoffnung auf den Frühling. Wer nicht so lange warten mag und vorher schon nach visueller Aufheiterung giert, dem sei ein Besuch im Haus Böll empfohlen. Noch bis zum 18. Februar stellt Ute Laux hier eine Auswahl ihrer Malereien und Zeichnungen der letzten dreizehn Jahren aus. Darunter mehr als ein Dutzend großformatige Gouache-Bilder, die schon bei der Betrachtung aus der Ferne durch ihre satten, freundlichen Farben Lebendigkeit und Wärme ausstrahlen. Von wegen Winterstarre – in den Bildern von Ute Laux pulsiert das Leben. Malereien mit Titeln wie „Die Tür in die Welt“, „Das Ei“; „Junger Stier im Frühling“ oder „Jugend“ strotzen vor Aufbruchstimmung. Energie und Bewegung strömen dem Betrachter in „Pochendes Herz“ oder „Der Rote Fluss“ entgegen. Ihre Formensprache bewegt sich dabei im Spannungsfeld von Abstraktion und Abbildung. Aber vor allem die Farben sind es, die die Kraft haben, positiv auf die Stimmung zu wirken. Kunst als Therapie gegen den Winterblues, das dürfte wohl auch im Sinne der Malerin sein. Denn neben der künstlerischen Arbeit ist für Ute Laux seit Langem auch die kunsttherapeutische Arbeit für Kinder, Jugendliche und Erwachsene von großer Bedeutung. Nach ihrer Berufsausbildung zur Feinkeramikerin und ihrem Studium an der Kunsthochschule in Halle zog es die gebürtige Leipzigerin nach Schwerin. Seit 1998 ist sie hier freiberuflich tätig und kann auf eine Reihe von Ausstellungen stolz sein. Für die Ausstellung in Rostock hat sie, neben den Gouache-Bildern, auch etwa zehn Tee- und Pinselzeichnungen ausgewählt. Im kleineren Format und farblich auf das Minimalste reduziert, strahlen aber auch sie nicht weniger Lebensfreude aus. Hier sind es die Motive und schwungvollen Formen, die diesen Eindruck vermitteln. Besonders ins Auge fällt dabei das Triptychon im Eingangsbereich des Hauses. „Lebenstanz“ ist eine Darstellung des Tanzes zu den Königsliedern aus dem Hohelied Salomo und hat der Ausstellung ihren Namen gegeben. Ein Dokumentarfilm über die Tänzerin Gret Palucca hatte Ute Laux zu dieser Arbeit inspiriert. „Ich habe mich so stark in ihrer Ausdruckskraft, in ihrer Bewegung, ihrer Körperlichkeit wiedergefunden, dass ich danach unbedingt diese Tuschezeichnungen machen musste“, erzählt sie über die Entstehung von „Lebenstanz“. „Das Hohelied Salomon ist ein Text, der mich schon lange beschäftigt. Ich liebe den Text. Zur Liebe und zum Leben gibt es, glaube ich, keine schöneren Worte. Insofern habe ich dann aus den Tuschezeichnungen zu Gret Palucca die passenden Ausdrucksformen zusammengesetzt, um diese Bilder zu schaffen.“ Ein Prozess, der sich bereits über Jahre fortsetzt und Ute Laux nicht loslässt: „Für mich ist das einfach ein Zeichen für authentisches Leben: so pur sein wie möglich mit ungeheurer Kraft und Lebensfreude sich selber, den Menschen und dem Leben begegnen mit allem Wert, den es hat und allen Ausdrucksformen.“ Dass es die Malerin versteht, dieses Lebensgefühl mit ihren Bildern zu vermitteln, davon überzeugt euch am Besten selbst. Die Ausstellung kann noch bis zum 18. Februar montags bis donnerstags von 10 bis 17 Uhr im Haus Böll besucht werden.
7. Februar 2011 | Weiterlesen
2. Benefizkonzert der Universität Rostock
Das verheerende Erdbeben in Haiti löste zu Beginn des letzten Jahres weltweit eine Welle der Hilfsbereitschaft unter den Menschen aus. Angesichts der humanitären Katastrophe organisierte auch die Universität Rostock spontan ein Benefizkonzert, um Spenden für die Opfer auf der Karibikinsel zu sammeln. 5000 Euro spendeten damals die Besucher des Volkstheaters, nachdem sie einen Abend den Klängen des Freien Studentenorchesters Rostock (FSOR) und des Chors Celebrate gelauscht hatten. Das Geld wurde der Caritas übergeben, die dafür Decken und andere Materialen, die dringend benötigt wurden, kaufte. Auch bei der zweiten Auflage ist die katholische Hilfsorganisation wieder Partner der Spendenaktion der Universität. Jedoch sollen die Gelder diesmal nicht weit weg in die westliche Hemisphäre fließen, sondern hier vor Ort, in unserer Hansestadt, für den guten Zweck eingesetzt werden. Pflegekindern in Rostock ein neues Zuhause geben, war das Anliegen des diesjährigen Benefizkonzertes. „Die Caritas kümmert sich um Pflegekinder in Rostock und versucht sie in Familien zu vermitteln, schult diese Familien und unterstützt die Pflegekinder“, informierte der Rektor der Universität, Professor Dr. Wolfgang Schareck, zu Beginn des Konzertabends. Seit 2008 unterhält die Organisation ein Pflege-Familien-Zentrum in Rostock, in dem sie über 100 Kinder betreut. In den vergangenen zwei Jahren konnten 30 Kinder in Pflegefamilien vermittelt werden. Die Spendeneinnahmen des Benefizkonzertes sollen dazu beitragen, dass es noch mehr werden. Einen großen Dank sprach der Rektor daher auch den Akteuren auf der Bühne aus, die unentgeltlich ihr musikalisches Können zur Verfügung stellten und so für zwei unterhaltsame Stunden sorgten. Den ersten Teil übernahm wieder das Freie Studentenorchester, ein sinfonisch besetztes Orchester aus Studenten verschiedener Fachrichtungen der Universität und der Hochschule für Musik und Theater. Unter der Leitung von Henning Ehlert, Kapellmeisters des Theaters Vorpommern, präsentierten die jungen Hobbymusiker klassische Musik aus dem 19. Jahrhundert von Guiseppe Verdi, Jean Sibelius, Georges Bizet und Johann Strauss. Der zweite Teil des Konzertes wurde vom Rock-Pop-Gospelchor Celebrate gestaltet. Gut 60 Sänger, viele von ihnen Studenten, boten ein energievolles Programm aus traditionellem Gospel, Rock-Balladen und heiteren Popsongs. Am Ende gab es für die Musiker und Sänger großzügigen Applaus vom Publikum, das so zahlreich erschienen war, dass zusätzliche Stühle in den Saal gestellt wurden. Diese Großzügigkeit wünschten sich die Initiatoren auch hinsichtlich der Spendenbereitschaft. Wie viel letztendlich durch die Veranstaltung, deren Eintritt kostenlos war, gesammelt wurde, muss nun ausgezählt werden.
7. Februar 2011 | Weiterlesen
Reiten beim 2. Warnemünder Wintervergnügen
Ihr liebt Pferde, die Ostseeküste und Euch können auch kleinere Orkanböen nichts anhaben? Dann wart Ihr gestern in Warnemünde genau richtig. Im Mittelpunkt des Samstagnachmittags standen nämlich sie – die Pferde. Große, kleine, dicke, dünne, einfarbige und bunte Vierbeiner kamen gestern aus dem Großraum Rostock direkt an den Strand „getrabt“. Das Meer ruft und die Pferdefreunde folgen. Um sich dem Seebad zu präsentieren, begann die Veranstaltung mit einem großen Umzug durch Warnemünde. Begleitet von der Freiwilligen Feuerwehr und einem Polizeiauto, fühlten sich auch die kleinsten Ponys und Reiter unter den Umherziehenden dazu bereit, den Alten Strom entlang zu reiten. Dann einmal rings herum um die Kirche und zurück zum Hauptaustragungsort der Veranstaltung – an den Strand. Hier stand ein Dressurviereck für alle Teilnehmer bereit, wie es sonst nur auf „richtigen“ Turnieren zu finden ist. Im Folgenden zeigten die verschiedensten Gruppierungen von Pferden, Reitern und teilweise sogar Hunden ihre Talente. Ob extra für diesen Tag einstudiert oder mit einem Auszug aus dem aktuellen Trainingsprogramm, blieb dabei jedem selbst überlassen. Das Publikum wurde Zeuge kleinerer Kunststücke, die es sonst nur im Zirkus zu bewundern gibt. Hund und Kind zusammen auf dem Pferd, Rücken an Rücken auf dem edlen Ross sitzend oder mal eben einen Handstand auf der Kruppe des Tieres zu vollführen, waren dabei keine Seltenheit. Gezeigt wurden jedoch nicht nur englisch-gerittene Pferde (für alle die, die damit nichts anzufangen wissen, ist dies in etwa der Begriff dafür, was Ihr Euch vermutlich unter ganz normalem Reiten vorstellt), sondern auch richtige Westernpferde. Hierbei konnten die Zuschauer sogar noch einen kleinen Exkurs in die englische Sprache erleben. Was auf Deutsch „antraben“ bedeutet, hieß nun: „Jog your horse, please, jog your horse!“ Das weckt doch glatt den Cowboy in uns, oder?! War diese Einlage zum Angewöhnen an die Westernreiterei gedacht, so zog das tempogeladene Wettrennen um Strohballen herum die Begeisterung des Publikums endgültig auf sich. Wehende Mähnen und Mäntel ließen Einheimische und Urlauber laut applaudieren. Neben Actioneinlagen durften aber auch harmonische Beiträge nicht zu kurz kommen. So wurde bei einem Pas de deux (französisch: „Schritte zu zweit“) vor allem verlangt, dass möglichst viele Figuren synchron ausgeführt werden. Wind und Wetter hatten zwar auch hierbei ihre Finger im Spiel, doch die Teilnehmer ließen sich nicht aus der Ruhe bringen. Apropos Ruhe – obwohl die Veranstaltung so groß angelegt war, herrschte überall ein angenehmes Gemeinschaftsgefühl. Auch Christina Boesel war von der Stimmung angetan. „Dass so viele Pferde an einem Ort zusammen sind, Kinder und Hunde dazwischen herumtollen und nichts passiert, ist wirklich etwas Besonderes. Wo hat man so etwas auf größeren Turnieren schon mal?“ Sie selbst nahm auf ihrem bunten Pferd „Pointy“ am Umzug teil und stellte danach ihr Dressurkönnen im Viereck unter Beweis. Die Höhepunkte der Veranstaltung waren verschiedene Rennen, die direkt dort stattfanden, wo die Wellen an den Strand schlugen. So versuchte zum Beispiel ein Auto schneller zu sein als ein galoppierendes Pferd – doch ohne Chance. Vier Hufe sorgen im tiefen und nassen Strandsand eben für einen wesentlich besseren Halt, als es die vier Winterreifen tun. Mir bleibt jetzt nur noch eins zu sagen: Danke an die Veranstalter und vor allem die Teilnehmer für dieses gelungene Spektakel. Hoffentlich sehen wir uns nächstes Jahr wieder…
6. Februar 2011 | Weiterlesen
Atomkraftgegner machen gegen Castortransport mobil
Voraussichtlich am 17. Februar soll wieder ein Castortransport in Richtung Lubmin bei Greifswald rollen. Hier sollen dann 140 sogenannte Glaskokillen aus der ehemaligen Wiederaufbereitungsanlage in Karlsruhe zwischengelagert werden. Bei dem Atommüll handelt es sich um 60 Kubikmeter einer hoch radioaktiven Plutonium-Uran-Flüssigkeit, die in Glas eingeschmolzen und verfestigt wurde. Die Vorbereitungen für die Absicherung der Überführung laufen bei der Polizei bereits auf Hochtouren. Auch die Atomkraftgegner machen mobil und läuteten heute ihre Proteste gegen den Transport mit einer Demonstration in Rostock ein. Es gilt als wahrscheinlich, dass in gut zwei Wochen hier der Zug mit den fünf hoch radioaktiven Behältern durchfährt. Bereits beim letzten Castortransport ins vorpommersche Seebad Lubmin vor zwei Monaten führte die Strecke durch unsere Hansestadt. Schon damals zeigte sich, dass sich die Atomkraftgegner nicht durch widrige Wetterbedingungen von ihrem Protest abbringen lassen. So trotzten auch am heutigen Samstagnachmittag etwa 200 Aktivisten dem stürmischen Wetter und versammelten sich am Rostocker Hauptbahnhof. Ausgestattet mit bunten Fahnen, angemalten Gesichtern und einigen Transparenten hatten sie nicht nur dem grauen Himmel etwas entgegenzusetzen, sondern auch der Atompolitik der Bundesregierung. „Ich finde es wichtig, dass wir hier demonstrieren“, sagte Tobias Lerche. „Ich habe den Eindruck, die Leute haben viel zu lange gedacht, im Nordosten oder Mecklenburg-Vorpommern sei es ruhig, da passiert nichts und diese Zeiten müssen vorbei sein.“ „Es geht um mehr als nur um den Castor“, rief Daniel Holtermann vom Anti-Atom Bündnis NordOst den Demonstranten zu. „Die Transporte sind unnötig. Es gibt keine sicheren End- und Zwischenlager“, meint der Aktivist in seiner Ansprache und bezeichnete das Hin- und Hergeschiebe des radioaktiven Abfalls als „Atomtourismus“. Begleitet von Musik und Anti-Atom-Rufen, zogen die Demonstranten lautstark, aber friedlich, zum Neuen Markt und im Anschluss durch die Kröpeliner Straße zum Doberaner Platz. Vor allem junge Erwachsene, aber auch viele Ältere und Kinder beteiligten sich an dem Protest. Unter ihnen auch der neunjährige Bjarne und der achtjährige Vali. Die beiden Freunde trugen, wie viele andere auch, eine grüne „Atomkraft? Nein Danke“-Fahne und fanden es wichtig „dabei zu sein“. Auch Josefine Springer wollte ihren Unmut auf der Demonstration zum Ausdruck bringen. „Atomkraft birgt Risiken, die ich einfach nicht akzeptieren kann.“ Neben den „gruseligen Bedingungen beim Uranabbau“ befürchtete die 25-jährige Studentin vor allem, dass sich immer mehr Atommüll ansammelt. „Andere Länder machen es uns nach, in denen die Sicherheitsstandards nicht so hoch sind. Wir haben Verantwortung Vorreiter zu sein und auszusteigen.“ Sofortiger Ausstieg und eine Energiewende hin zu erneuerbaren Energien, war eine der Kernforderungen der Demonstranten. In Mecklenburg-Vorpommern werden bereits heute schon 51 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien hergestellt. Das müsse weiter ausgebaut werden, forderte Ulrich Söffker, Landesgeschäftsführer der Grünen und wies auf das Energiesparen und den Wechsel des Stromanbieters als Möglichkeiten hin, selbst aktiv zu werden. Die nächste Möglichkeit gegen Atomkraft zu demonstrieren, gibt es am 12. Februar um 14 Uhr auf dem Marktplatz in Greifswald.
5. Februar 2011 | Weiterlesen
Eis frei: Die Rostocker Seehunde gehen baden
Hatte ich gestern noch von wenigen Besuchern beim Zweiten Warnemünder Wintervergnügen berichtet, so wurde ich bereits heute Vormittag eines Besseren belehrt. Bei weiterhin eisigen Temperaturen und einem noch kräftiger wehenden Wind als gestern pilgerten bereits zu früher Stunde viele Interessierte an den Strand. Nicht etwa, um sich gemütlich mit einem Handtuch und einem guten Buch in den weichen Sand zu legen – nein, sie kamen wegen der Rostocker Seehunde. Und diese sind nicht etwa animalischen Ursprungs. Sie dürften wohl zu den Mutigsten und Waghalsigsten unserer Region gehören. Sie trotzen Sturm und Nässe genauso wie ich, doch sie tun es in der Ostsee. Ihr habt richtig gehört – IN der Ostsee. Der Deutsche Wetterdienst meldete fröstelnde 3,1 °C Wassertemperatur, doch keiner ließ sich davon abschrecken. Auch ein paar mutige Besucher ließen sich dazu überreden, ins kühle Nass zu tauchen. Denn immerhin winkte nach dem Überleben ein Erlass der Kurtaxe für das gesamte Jahr 2011. Begleitet (zumindest bis zum Wasserrand) von den heißen Samba-Trommel-Rhythmen der Sambucus percussionGroup, begaben sich Dutzende Verkleidete in Richtung Meer. Der Fantasie schien bei der Kostümierung rein gar nichts im Weg gestanden zu haben. So reihten sich zum diesjährigen Thema „Tanz auf dem Meer“ Teufelsgestalten neben Prinzessinnen und Bienen an. Ein richtiges Kuddelmuddel. Monika Hogh-Lehner (54 – aber gefühlte 45) hielt es indessen ganz anders. Die in Lichtenhagen Ansässige „lebt für und mit Warnemünde“. Seit 15 bis 16 Jahren praktiziert sie zusammen mit den Seehunden das Eisbaden, doch ihr diesjähriges Schwanenkostüm war ihr dann für die Fluten doch zu schade. So entschied sie sich für einen Tanz im Adams- bzw. in diesem Falle eher Eva-Kostüm. „Wenn ich Flügel hätte, würde ich gewiss abheben!“ beteuert sie. Dies zu glauben fällt mir, gerade auch wegen des Kostüms, nicht schwer. Gerade noch im Rausch von Monika Hogh-Lehners Euphorie, sprachen mich zwei echte Sachsen-Anhaltiner an. Voller Enthusiasmus mussten sie unbedingt loswerden, wie begeistert sie von der Showeinlage im Wasser waren. Immer wieder hörte ich: „Einfach klasse, Wahnsinn!“ Jedes Jahr verbringt Familie Giese einige Tage an unserer schönen Ostseeküste. Dieses Mal ist Warnemünde der Zielort, wo sie seit Mittwoch Quartier bezogen haben. Und es habe sich für sie definitiv gelohnt, versicherten sie mir. Angesteckt von der Begeisterung drehe ich mich noch ein letztes Mal um und lasse meinen Blick durch den bunt zusammengewürfelten Haufen aus knalligen Farben und Formen streifen. Der 77 Mitglieder zählende Verein, der seit 1988 besteht, hat es tatsächlich geschafft, die Besucherzahl von gestern zu verdrei- oder sogar zu vervierfachen.
5. Februar 2011 | Weiterlesen
Auftakt zum 2. Warnemünder Wintervergnügen 2011
Der Geruch von Bratwurst und Glühwein steigt mir in die Nase. Links neben mir sehe ich einen Mutzenstand und die klimatischen Verhältnisse am Ostseestrand lassen nicht daran zweifeln, dass Winter ist. Jedoch schlendere ich heute nicht über den Rostocker Weihnachtsmarkt, wie es vielleicht durch die vielen Buden und das kleine Karussell den Anschein erwecken mag, sondern über das Areal zwischen Warnemünder Leuchtturm, Strand und Promenade. Bis auf die Höhe des Hotels Hübner stehen hier kleinere und größere Buden. Ich bin also mitten im 2. Warnemünder Wintervergnügen, dem Saison verlängernden Ereignis für Groß und Klein. Von heute bis Sonntag sollen sich hier Interessierte und Neugierige tummeln. Doch leider scheinen die Besucheranstürme zu Beginn auszubleiben. Mehrere Imbissbudenbesitzer erzählen mir, dass ihnen das Wetter einen gehörigen Strich durch die Rechnung gezogen habe. Sie können ihre Stände nicht vollständig ausbreiten oder müssen einen Teil davon sogar wieder zuhängen, damit der Wind die verschiedensten Verkaufsstücke oder Servietten und Plastikbesteck nicht wegwehen kann. Es ist eben Sturm an der norddeutschen Küste. Doch genug mit dem Verbreiten von negativen Eindrücken. Einige von Euch haben sich trotz des Wetters (denn bekanntlich gibt es ja kein schlechtes Wetter – nur unpassende Kleidung) auf den Weg nach Warnemünde gemacht. Und darüber war nicht nur ich froh, sondern vor allem auch Schausteller und Veranstalter waren es. Immerhin haben sie ein dreitägiges Ereignis organisiert, das Besucher aus ganz Mecklenburg-Vorpommern dazu animieren soll, Warnemünde zu erkunden. Eigens deswegen haben sogar die Geschäfte bis zum Sonntag geöffnet. „Schusters Strandbar“ verwandelt sich in die „Winterlounge“ und Rostocker Feuerwehrleute sorgen dafür, dass den treuen Besuchern nicht – auf gut Deutsch gesagt – der Hintern abfriert. Insgesamt werden zwei Strandfeuer errichtet, sodass jeder Platz genug hat, sich warme Gedanken zu machen. Für weitere Gemütlichkeit sorgen 19 aufgestellte Strandkörbe, die zur Strandoase gehören. Hier drinnen können sich die Fröstelnden unter uns wieder vollständig aufwärmen. Mit Glühwein und Tee in Hand und Kehle ist man dann auch noch ein weiteres Mal dazu breit, sich hinauszuwagen. Und es lohnt sich. Wer heute schon Gast des Spektakels war, konnte sich davon überzeugen, dass es sich morgen erst richtig lohnen wird, an den Strand zu pilgern. Die Pferdefreunde der Ostseeküste gaben kleinere Kostproben, um morgen dann richtig durchzustarten. Dann steht nämlich der große Umzug durch Warnemündes Altstadt an. Anschließend werden sie die Zuschauer mit den Tricks der Reitkunst im Viereck verzaubern. Und siehe da, je später der Nachmittag und je größer das Feuer, desto mehr Menschen werden es, die es wagen, sich dem Sturm auszusetzen. Endlich lächeln auch einige derer wieder, die sich während der drei Tage unserer Verköstigung verschrieben haben. Und vielleicht kann ich morgen dann von vollen Straßen und einer Menge Schaulustiger am Strand berichten, wenn es unter anderem heißt: Eis frei für die Rostocker Seehunde.
4. Februar 2011 | Weiterlesen
Ausstellung „Noch mal leben“ in der Kunsthalle eröffnet
In unserer modernen, leistungsorientierten Gesellschaft hat das Thema Tod im Alltag keinen Platz. Wir wissen zwar, dass wir alle eines Tages sterben müssen, verdrängen unsere Sterblichkeit aber gerne, wollen nichts davon wissen. Der Tod wird regelrecht tabuisiert. In der Kunsthalle wurde nun eine neue Ausstellung mit dem Titel „Noch mal leben“ eröffnet, die Tod und Sterben nicht verdrängt, sondern in den Mittelpunkt rückt, wobei die Ausstellungsmacher sehr behutsam und respektvoll mit dem Thema umgegangen sind. Zu sehen sind 26 Schwarz-Weiß Portraits von Menschen, die zum Zeitpunkt des Portraitierens ihrem Tod bereits sehr nahe waren. Dabei entstand jeweils ein Foto in der Zeit vor und eines unmittelbar nach dem Tod. Neben den Porträts von Walter Schels gibt es Texte von Spiegel Reporterin Beate Lakotta zu lesen, in denen die Sterbenden noch einmal zu Wort kommen. Die Ausstellung möchte dabei in keinster Weise bloßstellen oder schockieren, sondern vielmehr das Thema Sterben und Tod, das zunehmend in die Krankenhäuser verlegt wird, in das öffentliche Bewusstsein zurückholen. „Wir können das nicht ignorieren“, äußerte sich Christine Kruz vom Förderverein Hospizinitiative Rostock e.V. vor Beginn der Ausstellungseröffnung am gestrigen Abend. Damit brachte sie das Anliegen der Rostocker Hospizdienste (Förderverein Hospizinitiative Rostock e.V., Ambulanter Kinderhospizdienst Rostock und Ambulanter Hospizdienst Rostock), die die Ausstellung in Zusammenarbeit mit der Kunsthalle nach Rostock geholt hatten, auf den Punkt. In ihren einleitenden Worten betonte sie zudem den lebensbejahenden Aspekt der Ausstellung, die auch dazu anregen soll, bewusst zu leben. Die Besucher sollen die Ausstellung verlassen können und sagen: „Diesen Tag möchte ich noch mal leben.“ Auch Walter Schels betonte diesen Aspekt: „Was ich in der Hospiz gelernt habe, das ist das Hinhören, als wäre es das letzte Mal.“ Weiterhin ging er auch auf die von der NNN im Vorfeld der Ausstellung aufgeworfene Frage „Ist das noch Kunst?“ ein. Er verwies dabei auf das Zitat eines alten Rabbiners, der einmal zu ihm gesagt hatte, Kunst komme nicht von Können, sondern von Kunde, eine Kunde bringen aus einer anderen Welt. „Dieser Satz, den würde ich jetzt hier übertragen auf die Bilder. Insofern erlaube ich mir zu sagen: Das ist Kunst.“ Neben Dr. Jörg-Uwe Neumann, dem Leiter der Kunsthalle, der von einer sehr bewegenden Ausstellung sprach, richtete auch Staatssekretär Nikolaus Voss einige Worte an die Gäste. In seiner Rede betonte er die Bedeutung der Hospizarbeit in unserer heutigen Gesellschaft, die er als eine der bedeutendsten Bürgerbewegungen Deutschlands würdigte. Über die eigentliche Ausstellung hinaus wird es auch ein Begleitprogramm geben, das sich über die kommenden Wochen erstreckt. So wird es jeweils mittwochs Vorträge, einen Spielfilm, sowie ein Konzert von Studenten der HMT geben. Zudem wird den Rostocker Hospizen und dem ökumenischen Trauernetzwerk Rostock Gelegenheit gegeben sich vorzustellen. Die Ausstellung selbst wird noch bis zum 20. März zu sehen sein.
4. Februar 2011 | Weiterlesen
Alf Ator, Vater von Gott, zu Gast in Rostock
Konzerte mit Playback sind furchtbar. Man will sehen, wie ein Sänger live klingt und ob er die Stimmung des Konzertes aufnehmen kann. Eine Lesung mit Playback dagegen ist eine geniale Idee und das Markenzeichen von Alf Ator, Mitglied der Band Knorkator. Doch bevor diese im Frühling wieder das Land unsicher macht, gab es am Donnerstag noch einen Solobesuch in Rostock. Mit dabei: viele Requisiten, ein weites Gewand und viele vorgesprochene Aufnahmen. Vor einigen Monaten begeisterten schon Stumpen und Buzz Dee von Knorkator im M.A.U. mit vielen verrückten Einfällen und einer ganz besonderen Lesung. Doch Alf Ator muss seinen Bandkollegen in nichts nachstehen. Denn schon zu Beginn des Programms „Das Geheimnis meiner Schönheit“ wird klar, was so besonders ist. Man hört Jubel und Schritte, dann betritt der Künstler die Bühne, barfuß und ganz in Weiß und begrüßt seine Gäste. Alles, was wir hören, kommt vom Band und bildet so ein obskures Gesamtkunstwerk. Denn Ator bewegt seinen Mund bewusst nicht synchron und auch die Schritte stimmen nicht immer überein. Und trotzdem wirkt das Ganze nicht zu perfekt. Denn auch Verhaspler und Spiele mit dem Medium Playbacklesung sind mit eingebaut. So kann es schon mal passieren, dass die Kassette einen Hänger hat oder zu schnell abgespielt wird – zur Begeisterung des Publikums von einer unglaublichen Lockerheit Ators begleitet. Auch seine Bühnenpräsenz ist wirklich enorm, aber das ist ja auch logisch. Muss er sich doch keine Texte merken oder wird von ungeplanten Situationen überrascht. „Der Vorteil einer Playbacklesung liegt doch klar auf der Hand – man kann sich vor der Show betrinken, ohne dass einer etwas merkt!“ Ab und zu griff er dann aber doch live zum Mikrofon. Besonders wenn er am Polylux Platz nahm. Denn wo andere Künstler mit Beamer und Laptop arbeiten, wird Ator fast ein bisschen nostalgisch und wirft ganz altmodisch Folien an die Wand. Zu sehen sind dabei vor allem von Bildern unterstütze Wortspiele, die auch schon in Büchern erschienen sind. Wer es verpasst hat, kann es dann auch bald im neuen Buch „The Best of fast allen Comics“ nachlesen. Wie von einem Mitglied der Band Knorkator nicht anders zu erwarten gab es auch Musik zu hören, allerdings ins Konzept der Playbacklesung eingepasst. Um wenigstens den Anschein einer Band zu haben, suchte sich der gebürtige Schweriner Leute aus dem Publikum, die sich dann mit lustigen Instrumenten zur Musik bewegen mussten. Und wenn einige anfangs auch etwas zaghaft waren, geweigert hat sich niemand. Einige Gäste kamen sogar mehrfach dran und durften ihr Können auch in Playbacktheaterstücken beweisen. Eine besondere Rolle hatte Juliane Levermann. Die Abiturientin wurde für ein Lied als Schlagzeugerin rekrutiert. Ihr Drumstick war dabei eine große Gummikeule und die Trommeln die Köpfe der anderen Zuschauer. Man hat ihr deutlich angesehen, dass sie Spaß daran hatte, den Gästen auf den Kopf zu hauen. Und es hat sich auch niemand darüber beschwert. „Mir hat es echt klasse gefallen!“ sagte die Abiturientin. Sie war auch schon bei Stumpen, fand hier aber die Einbindung des Publikums besonders gut. „Es war angenehm peinlich!“ Sie wird auch zwei Konzerte der Band im April besuchen, eines in Potsdam und eines wieder im M.A.U. Club. Dafür gibt es jedoch leider keine Karten mehr. Halb so schlimm, steht im Herbst doch eine weitere Tour auf dem Programm und auch an den von Stumpen versprochenen Auftritt bei der Hanse Sail sei an dieser Stelle noch mal erinnert. Und vielleicht verrät Alf Ator dann auch endlich das Geheimnis seiner Schönheit. Denn dieses Rätsel blieb am Donnerstag leider ungelöst.
4. Februar 2011 | Weiterlesen
Element of Crime Tour 2011 in Rostock
Tatort: Rostocker Stadthalle, 2. Februar 2011. Angeklagt: Die Band Element of Crime mit Violinist Christian Komorowski. Das Verbrechen: Verbreitung von Romantik, Anstiftung zur Freude und mutwillige Herbeiführung von Gänsehaut. Bei ihrer Tat wurden sie von ungefähr 1000 Zeugen beobachtet. Hier der genaue Polizeibericht. An einem kalten Mittwochabend hat sich ein sehr bunt gemischtes Publikum in der Stadthalle eingefunden, um dem Auftaktkonzert der zweiten Tourneehälfte von Element of Crime beizuwohnen. Element of Crime befindet sich schon im 26. Jahr der Bandgeschichte. Anfangs noch ausschließlich auf Englisch, findet sich auf ihrem aktuellen Album (wenn man das Coveralbum „Fremde Federn“ außen vorlässt), das auch wie die Tour „Immer da wo du bist bin ich nie“ heißt, nur ein englischer Song. Jeder erfolgreiche Kriminelle braucht einen Komplizen. So kündigte Sänger und Gitarrist Sven Regener zu Beginn die Künstlerin Maike Rosa Vogel an. Diese hatte die etwas undankbare Aufgabe, das Publikum in Stimmung zu bringen. Undankbar deshalb, weil wir Nordlichter ja immer etwas länger brauchen, um aufzutauen. So wurden die vier Song zwar artig beklatscht, aber die schönen Texte und die an Judith Holofernes erinnernde Stimme nicht genug gewürdigt. Vielleicht war die Bühne auch einfach zu groß für so eine zierliche Person. Vielleicht war das aber auch nur ein Ablenkungsmanöver. Denn nach einer erfreulich kurzen Umbaupause betraten Regener, Schlagzeuger Richard Pappik, Gitarrist Jakob Ilja und Bassist David Young die Bühne. Ein weiterer Komplize war Christian Komorowski an der Geige, der auch nicht davor zurückschreckte, das Instrument wie eine Gitarre zu spielen. Was man sofort merkt: Der Sound ist super. Man versteht fast jedes Wort vom Gesang und die Instrumente waren trotzdem nicht zu leise. Auch das Licht muss gelobt werden. Denn es unterstrich die gute Atmosphäre und es gab (bewusst oder unbewusst) einen schönen Schattenwurf an der Wand. Das Publikum war gut durchgemischt, jedoch war die ältere Generation klar in der Überzahl. Sicherlich waren viele Fans der ersten Stunde im Saal und nach einer kleinen Aufwärmphase sprang dann auch der Funken über und es wurde frenetisch geklatscht, mitgesungen und sogar ein bisschen getanzt. Die Berliner hatten dafür auch die passenden Lieder im Gepäck. Schon das Eröffnungsstück „Kopf aus dem Fenster“ war bestens dazu geeignet. Aber eigentlich schätzen die Fans vor allem die ruhigeren Töne. Besonders wenn Regener zur Trompete greift, ist Gänsehaut garantiert. Der ganze Abend stand übrigens unter dem Schlachtruf „Romantik!“ – nach dem Album von 2001. So wundert es auch nicht, dass die Liebe ein zentrales Thema des Abends war. Typisch für „Rockstars“ verließen die Musiker irgendwann die Bühne, um dann von den Zugaberufen angefeuert noch einmal auf die Bühne zu kommen. Drei Mal spielten sie das Spiel mit dem Publikum. Wollten sie sich damit vielleicht ein Alibi verschaffen? Wenn ja, war es nicht sehr erfolgreich. Denn bei der dritten Zugabe begangen sie ein weiteres Verbrechen. Diebstahl. Eiskalt haben sie sich den Pet Shop Boys Hit „You Only Tell Me You Love Me When You’re Drunk” zu eigen gemacht und zum Schein in ein neues musikalisches Gewand gepackt. Erwischt! Für das perfekte Verbrechen muss die Band also wohl noch einige Jahre Musik machen. Dafür setzen sich auch die „Kronzeugen“ Claudia und Rene Both sowie Marco Sestu und und Sandra Kunkel ein. Um beim Prozess dabei sein zu können, reisten sie extra aus Wismar an. Die Verbrecherkarriere von Element of Crime begleiten sie schon seit ihrer Jugend, „also mindestens 15 Jahre!“ Und trotzdem waren sie das erste Mal live dabei. Und ihr Urteil: „Auch wenn wir gerne noch „Rote Rosen“ oder „Bring den Vorschlaghammer mit“ gehört hätten, hat es uns super gefallen. Für heute kommt die Band also mit einer Bewährungsstrafe davon. Aber nur unter den Bedingungen, weiter so gute Musik zu machen und bald wieder für ein Konzert nach Rostock zu kommen.
3. Februar 2011 | Weiterlesen
Ausstellung „Pimaldaumen“ eröffnet
„Das runde ist die Idealform der Natur“. So beginnt der Inspirativtext zur Ausstellung „Pimaldaumen“, den Anna Silberstein bei deren Eröffnung am gestrigen Abend den Gästen vorstellte. Weiterhin heißt es: „Um Ordnung in diese Welt zu bringen, umgibt sich der Mensch mit Zahlen, doch mitunter sträubt sich die Natur gegen 100-prozentige Berechenbarkeit“. Bei der Kreiszahl Pi ist das beispielsweise der Fall. Mehr als 2,7 Billionen Dezimalstellen wurden bereits berechnet – kein Ende in Sicht. Wie die zehn ausgestellten Künstler das Thema „rund“, für das das Pi im Titel steht, interpretieren, kann nun besichtigt werden. Bei den Künstlern handelt es sich neben Anna Silberstein, um Felix Fugenzahn, Andrea Schürgut, Elvira Krüger, Felix Teredow, Susanne Lilienthal, Erdmute Blach, Silke Paustian, Asta Rutzke und Kathrin Jakobs. Die ausgestellten Werke können übrigens auch käuflich erworben werden. Vor Beginn der Eröffnung hatte sich um 19 Uhr schon eine Schar Interessierter vor dem Artquarium versammelt. Gegen die Kälte wurde Glühwein ausgeschenkt. Bevor die Türen aber geöffnet wurden, gab es noch eine Tanzperformance zu bewundern. Andrea Krüger-Bernstein, die auch Tanzlehrerin am Tanzland ist, zeigte zunächst ein Schattenspiel im Fenster der Galerie und führte anschließend einen Tanz auf der Straße vor. Nun wurde es Zeit der Kälte zu entfliehen und die Galerie zu betreten, die bei der Gästeschar aus allen Nähten zu platzen schien. Zu Beginn verlas Anna Silberstein noch besagten Inspirativtext, bevor die Gäste die Ausstellung erkunden konnten. Auf eine Laudatio wurde bewusst verzichtet. Wenn die Werke von zehn verschiedenen Künstlern aufeinander treffen, kann mit einer großen Vielfalt gerechnet werden. Das ist auch hier der Fall und so gibt es Malerei neben Schmuck oder Objekte neben Fotografie oder beispielsweise auch Siebdrucke zu sehen. Letztere stammen von Felix Fugenzahn, der zuvor ein Jahr lang an seiner Werkstatt gearbeitet hat, um die Technik einsetzen zu können. „Marmelade und Käse I und II“ sind nun erste Ergebnisse dieser Arbeit. „Ich liebe ungegenständliche Sachen und musste mich dann ungegenständlich dem Thema Pimaldaumen nähern“, beschreibt er den Entstehungsprozess. Und so stehen in den beiden Bildern einmal ein runder Gegenstand einer eckigen Welt und einmal ein eckiger Gegenstand einer runden Welt gegenüber. Ursprünglich sollten die beiden Drucke entsprechend auch „angeeckt und abgerundet“ heißen, was Fugenzahn letztlich aber zu plakativ erschien, woraufhin der neue Titel entstand. Schließlich handelt es sich bei Marmelade und Käse auch um zwei Dinge, die „sich eigentlich nicht so grün sind, die aber trotzdem viele Menschen essen.“ Wer nun neugierig geworden ist und die Ausstellung besichtigen, oder vielleicht sogar etwas kaufen möchte, der sollte sich beeilen, denn sie wird nur für einen Monat im Artquarium zu sehen sein.
2. Februar 2011 | Weiterlesen