Neueste Nachrichten aus Rostock und Warnemünde

Verlage vor Ort - Bücher aus Mecklenburg-Vorpommern
Märchen, Rosa, aber nicht doof – so lautet ein Ansatz, den der Hinstorff Verlag mit seinen Kinderbüchern verfolgt. Und der Erfolg gibt ihm recht. „Das Märchen von der Prinzessin, die unbedingt in einem Märchen vorkommen wollte“ entspricht diesen drei Kategorien und ist im letzten Herbst erschienen. Inzwischen erfreut es sich bei den Lesern einiger Beliebtheit und ist zu einem regelrechten Bestseller für den Verlag avanciert. Hohe Verkaufszahlen sind für einen Verlag natürlich wünschenswert, aber nicht das einzige Ziel. „So ein Buch traut sich nicht jeder“, sagt Dr. Florian Ostrop vom Hinstorff Verlag und öffnet ein Bilderbuch von Jens Thiele. In „Wenn auf den grünen Hügeln“ geht es um Gefühle. Das Besondere daran sind die ausdrucksstarken Collagen, die für viele wohl etwas ungewohnt aussehen dürften. Aber auch schon bei der Ausgabe von „Hänsel und Gretel“ kamen Zweifel über die Kindertauglichkeit der Aufmachung auf. Doch Florian Ostrop, der selbst zwei Kinder hat, winkt ab: „Es funktioniert.“ Das dachten sich auch die Juroren des Deutschen Jugendliteraturpreises und zeichneten es als bestes Bilderbuch 2008 aus. Aber nicht nur mit künstlerischen Kinderbüchern erreicht der traditionsreiche Rostocker Verlag überregionale und nationale Aufmerksamkeit. Bildbände und niederdeutsche Literatur gehören ebenfalls zu dessen Spezialitäten. Eine Auswahl von Hinstorff-Klassikern und Neuheiten wird jetzt in der Universitätsbuchhandlung Weiland ausgestellt. Unter dem Motto „Verlage vor Ort“ präsentieren sich im Erdgeschoss des Hauses in der Kröpeliner Straße noch weitere Buchhersteller wie der Rostocker Verlag Redieck und Schade, der Steffen Verlag aus Friedland, der Demmler Verlag aus Ribnitz-Damgarten, der Stralsunder Mückenschwein Verlag oder der Klatschmohn Verlag, der in Bentwisch ansässig ist. Die Leipziger Buchmesse steht kurz bevor. Damit könne man zwar nicht konkurrieren, sagt Weiland-Filialleiter Florian Rieger mit einem Augenzwinkern, dennoch „wollen wir die Verlage, mit denen wir regelmäßig zusammenarbeiten, die Möglichkeit geben, sich zu präsentieren.“ Es gebe eben mehr als Gefäßstützen und Windräder, die in Mecklenburg-Vorpommern hergestellt werden. Dazu gehören auch „schöne, ästhetische Sachen“ wie Bücher, möchte der Buchhändler nicht vergessen wissen. Der Hinstorff-Verlag dürfte wohl zu den größten und bekanntesten Verlagen unseres Bundeslandes zählen. Von nur einer Frau und einer „kleinen Hilfskraft“ hingegen wird der BS-Verlag gestemmt. Angelika Bruhn hat seit 2000 460 Titel verlegt. Vor allem regionale Bücher, historische Romane, Seefahrerbücher und plattdeutsche Literatur zählen zu ihren Spezialitäten. In diesem Jahr wird sie 45 neue Titel auf der Leipziger Buchmesse vorstellen. Dann gibt es bestimmt auch ein Wiedersehen mit ihren Kollegen der anderen Verlage aus Mecklenburg-Vorpommern. Die Ausstellung bei Weiland wird noch bis zum 30. Juni zu sehen sein. Am 27. Mai bei der Langen Nacht der Bücher werden sich noch einmal Vertreter aller Verlage zu einem Podiumsgespräch zusammenfinden.
2. März 2011 | Weiterlesen
8. Physiktag der Universität Rostock 2011
„Zeit ist das, was man an der Uhr abliest“, sagte einst Albert Einstein. Und Zeit war auch das Motto des achten Physiktages der Universität Rostock. Schüler von der neunten bis zur zwölften Klasse waren eingeladen, einen Tag Universitätsluft zu schnuppern und ihr Physikwissen zu präsentieren. Im Mittelpunkt stand wie jedes Jahr der Wettstreit um den Wanderpokal „Rostocker Leuchtturm“. Dieses Jahr hatten sich 18 Schulen aus ganz Mecklenburg-Vorpommern angemeldet, um ihre Schüler ins Rennen zu schicken. Der Startschuss für den Vorausscheid fiel um Punkt 08:23 Uhr, eine doch etwas irritierende Zeit. „Das war ein kleiner Gag, weil das Thema ja die Zeit ist“, erzählt Viola von Oeynhausen, die das Ganze organisiert hatte. Zunächst mussten alle Schüler einzeln ein paar Fragen beantworten, die mit der physikalischen Größe der Zeit zu tun hatten. Auf dem Flur des Audimax in der Ulmenstraße bangte Ute Albrecht mit ihren Schülern vom Alexander-von-Humboldt-Gymnasium in Greifswald mit. Sie waren die Sieger des letzten Jahres und hofften nun darauf, den Leuchtturm wieder mitnehmen zu können. „Alle anderen haben bisher auch immer zweimal gewonnen“, erzählt sie. „Es wäre schön, wenn wir das auch schaffen würden.“ Während dann die Fragebögen ausgewertet wurden, lauschten Schüler und Lehrer einer Schauvorlesung, die von Physikstudenten gestaltet und auch gehalten wurde. Um das junge Publikum in den Bann der Physik zu ziehen, hatten sich die Studenten überlegt, eine Folge der Simpsons zu inszenieren. So verstrickten sie die Handlung rund um Springfield mit den Experimenten, die Lust auf mehr machen sollten. Schließlich war der Grundgedanke des Physiktages der, mehr Studenten für das Physikstudium zu gewinnen. Tatsächlich hätten sich die Zahlen der Anfänger auch wirklich erhöht, erzählt Viola von Oeynhausen. Nachdem die Simpsons jeglichen Flüssigstickstoff verbraucht hatten, der zu finden war, ging es weiter im Programm und die vier besten Schulen wurden bekanntgegeben. Neben den Titelverteidigern vom Humboldt-Gymnasium schafften es außerdem noch das CJD aus Rostock, das Goethe-Gymnasium aus Stralsund und das Albert-Einstein-Gymnasium aus Neubrandenburg ins Finale. Vier Schüler aus jeder Schule traten dann in vier Aufgaben gegeneinander an. Sie mussten physikalische Phänomene erklären oder im Vorfeld prognostizieren. Und das Ganze dann möglichst so, dass es jeder verstehen konnte. Nachdem alle Punkte für Richtigkeit und Originalität vergeben waren, ging es an die Siegerehrung. Und tatsächlich blieb die Zwei-Siege-Tradition bestehen, wenn auch nur knapp. Der Leuchtturm trat seine Reise zurück nach Greifswald an und die Schüler des Humboldt-Gymnasiums können sich nun überlegen, wohin es mit ihrem Gewinn gehen soll. Dieser besteht nämlich aus einem Gutschein für eine Reise zu einem Science Center irgendwo in Deutschland. Nicht nur die Gewinner, sondern auch alle anderen, konnten danach vor Ort noch ein bisschen Wissenschaft entdecken. So fanden mehrere Vorträge zum Thema Zeit statt, die neben der physikalischen Seite auch die philosophische beleuchteten. Wer sich nicht einfach nur berieseln lassen wollte, der konnte aus drei interaktiven Angeboten wählen. So durfte zum Beispiel gleich noch mehr experimentiert werden. Tja und dann war die Zeit auch schon wieder rum. Ob sie einem nun kurz oder lang vorkam, ist dann wohl relativ, wie Albert Einstein sagen würde. Inzwischen ist der „Rostocker Leuchtturm“ ein fester Termin in den Kalendern der Schulen geworden. So werden sich wohl auch im nächsten Jahr wieder die Schüler der neunten bis zwölften Klassen treffen und sich praktisch mit Physik auseinandersetzen.
1. März 2011 | Weiterlesen
15. Rostocker Sportlerehrung 2011
Das Sportjahr 2011 ist zwar bereits in vollem Gange, doch heute Abend wurde noch einmal auf ein erfolgreiches Sportjahr 2010 zurückgeblickt. Im Rahmen der mittlerweile 15. Sportlerehrung im Marmorsaal des Hallenschwimmbades Neptun wurden Sportler, Trainer und Sportfunktionäre, die sich im letzten Jahr um die Hansestadt Rostock verdient gemacht haben, für ihre Leistungen ausgezeichnet. Dass 2010 ein erfolgreiches Sportjahr für Rostock war, unterstreichen schon allein die Zahlen. Mehr als 40.000 Mitglieder zählten die 185 Rostocker Sportvereine im letzten Jahr. 103 Sportlerinnen und Sportler konnten entweder eine deutsche Meisterschaft oder einen Platz unter den ersten drei bei internationalen Wettbewerben erringen. Da es allerdings den Rahmen der Veranstaltung gesprengt hätte, alle dieser Sportler und Sportlerinnen zu ehren, wurden eine Reihe ausgewählter Leistungsträger stellvertretend für alle geehrt. Eröffnet wurde die Veranstaltung mit Musik durch die Norddeutsche Philharmonie, der Oberbürgermeister Roland Methling angesichts der schwierigen Zeiten für das Volkstheater Rostock besonders für ihren Auftritt dankte. In seiner Ansprache betonte Methling, dass es im vergangenen Jahr „Erfolge in der gesamten Palette der Rostocker Sportwelt“ gegeben hat. Rostocks Sportler und Sportlerinnen lobte er als Botschafter und Sympathieträger der Hansestadt Rostock bei nationalen und internationalen Wettkämpfen. Auch auf die Verantwortung der Stadt gegenüber dem Sport ging der Oberbürgermeister in seiner Rede ein: „Es war das erste Jahr, in dem wir unsere Verpflichtungen gegenüber dem Sport unabhängig vom Haushalt durchgesetzt haben.“ Auf diese Weise konnten 2010 zahlreiche Sanierungsmaßnahmen, wie beispielsweise die Generalsanierung der Drei-Felder-Sporthalle Möllner Straße und Investitionen, wie etwa eine Gebäudeerweiterung der Eissporthalle, durchgeführt werden. Darüber hinaus wurden über 750.000 Euro in die Förderung der Sportvereine und -verbände investiert. In diesem Jahr sollen zudem erstmals 20.000 Euro zur Förderung der Olympiateilnehmer 2012 bereitgestellt werden – unter Vorbehalt der Entscheidung der Bürgerschaft. Nach der Ansprache war es schließlich soweit und die Ehrungen konnten beginnen. Dr. Liane Melzer, Kultur- und Sportsenatorin der Hansestadt, übernahm jeweils die Laudatio, während Oberbürgermeister Roland Methling, Bürgerschaftspräsidentin Karina Jens und Herbert Pankau, Präsident des Stadtsportbundes, die Auszeichnungen übergaben. Geehrt wurden Sportler aus den Bereichen Schwimmen, Eiskunstlauf, Rudern, Fußball, Leichtathletik, Wasserspringen, Kung-Fu und Tauchen. Außerdem wurden Holger Sund (HSG Warnemünde) und Franka Götzke (SG Fiko Rostock) für besonderes ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet. Neben den sportlichen Leistungsträgern wurden zudem jeweils deren Trainer geehrt, die schließlich einen nicht ganz unerheblichen Anteil am Erfolg ihrer Schützlinge haben. So wurde beispielsweise Torwart Kevin Müller von den A-Junioren des FC Hansa Rostock und seinem Trainer Michael Hartmann die Ehre zuteil, ihre Meistermannschaft zu repräsentieren. Anschließend wurden weitere Auszeichnungen für ehrenamtliches Engagement in Form von Ehrennadel verliehen. Elke Braun (SV Nord-West Rostock 74), Klaus-Georg Hagen (HSG Warnemünde), Renate Vogel (HSG Universität Rostock), Clemens Müller (Stadtsportbund Rostock), Dr. Elke Losand (Baltic Night Fever Marathon) und Astrid Geron (Wasserspringerclub Rostock) durften sich jeweils über eine Auszeichnung freuen. Zu guter Letzt war es an der Zeit, auch den Nachwuchs zu ehren. Melanie Domesle (2. Vorsitzende der der Sportjugend Rostock) rief dazu die Jugendmeister nach vorne, „auf die wir, die Sportjugend, mächtig stolz sind.“ Und da Sportler bekanntlich viel auf Wettkampfreisen sind, bekam jeder von ihnen einen Kulturbeutel überreicht. Damit dürfte den nächsten Wettbewerben ja nichts mehr im Wege stehen. Nach so vielen Ehrungen und einem erfolgreichen Sportjahr 2010 bleibt uns nur noch, den Sportlern und Verantwortlichen ein mindestens genauso erfolgreiches und vor allem verletzungsfreies Sportjahr 2011 zu wünschen.
1. März 2011 | Weiterlesen
Weisz auf Schwarz – Literaturzeitschrift made in Rostock
Was ist WAS? WAS ist die Kurzform von „Weisz auf Schwarz“, der Name einer „zeitschrift für herbarisierte vergänglichkeitsformen“, wie es in der Titelzeile so schön heißt. Dahinter verbirgt sich eine Sammlung literarischer Texte und Essays, die halbjährlich von einem jungen Redaktionsteam in kleinen privaten Lesezimmern in der Kröpeliner-Tor-Vorstadt (KTV) zusammengestellt wird. Die Idee dazu entstand vor etwa vier Jahren. „Wir waren total unzufrieden damit, dass, was Literatur angeht, in Rostock zu wenig passiert. Wir haben angefangen, die wildesten Ideen zu entspinnen, was wir alles machen könnten, um Literatur präsenter zu machen und dann sind wir relativ schnell bei der Zeitschrift gelandet“, fasst Redaktionsmitglied Ole Krüger die Entstehung von WAS zusammen. Frisch gedruckt und liebevoll per Hand mit einem originellen Loch im Titelblatt versehen, liegt mittlerweile die elfte Ausgabe vor. Gemeinsam mit den Redakteuren, ähm … Redaktionären, wie sie sich selbst lieber nennen, durfte ich schon einmal einen Blick hineinwerfen. „Diesmal sind wir viel breiter geworden. Wir haben noch nie so viel alleine an einer Ausgabe gearbeitet“, macht Steffen Dürre, Chefredakteur und Herausgeber der WAS neugierig. Beim Durchblättern der weißen Seiten fällt schon einmal auf, dass neben den schwarzen Texten auch Bilder eine bedeutende Rolle spielen. Diese haben es in sich, sind sie doch weit mehr als bloße visuelle Auflockerung und Dekoration. Gezielt auf die Texte zugeschnitten, sollen sie diese in einem anderen Licht beleuchten, aber nicht darin eingreifen. Sie stehen sowohl illustrativ als auch für sich allein neben dem geschriebenen Wort. Eine ganze Bildergeschichte fand in der neuen Ausgabe Platz. Und auch für die „Photosynthese“ in der Mitte des Heftes wurde viel Arbeit für ein aufwendiges Setting am Strand hineingesteckt. Im Mittelpunkt des Interesses von WAS steht aber ohne Zweifel das Wort. Bei der Auswahl der Texte geht es immer um Wagnisse, sowohl thematisch als auch sprachlich, sagt Steffen Dürre. Beides treffe auf Eckard Sinzig zu, der mit einem Auszug aus seinem Roman „Die Jungfrauenhatz. Eine Horrorburleske“ vertreten ist. „Sinzig ist interessant, weil er teilweise sehr akademisch erzählt. Aber unter der Oberfläche ist er ein massiv anstrengender, bösartig moderner Zeitgenosse“, stimmt der Chefredakteur schon einmal auf die Lektüre ein. Mit 82 Jahren fällt Sinzig jedoch aus dem eigentlichen Alterskanon heraus, dem sich WAS vorwiegend widmet. Denn der Anspruch der Redaktion ist es, junge und experimentelle Literatur zu fördern. Doch „es geht uns primär nicht um junge Autoren, sondern um junge Sprache. Es geht um jungen Esprit, den die Sprache ausstrahlt; ob der etwas zu sagen hat“, macht Steffen Dürre deutlich. Diesen jungen Esprit glauben die sieben Redaktionäre in Gedichten von Klavki, Michael Zoch oder Robert Monat gefunden zu haben. Aber nicht nur Lyrik, auch Prosa und Essays werden in der WAS abgedruckt. So hat der Jungdramatiker Oliver Kluck der Rostocker Literaturzeitschrift einen theoretischen Text überlassen. Darin gibt er Einblick in seine Ideen, wie man das Theater verändern müsste, um es für das Publikum attraktiver zu machen. Nicht ganz uninteressant, wenn man an die jüngsten Erfolge seiner Aufführungen denkt, für die er mit dem Kleist-Förderpreis ausgezeichnet wurde. Der letzte Gewinner dieses Preises Wolfram Lotz konnte übrigens ebenfalls für die neueste WAS Ausgabe gewonnen werden. Aber nicht nur Nicht-Rostocker, sondern auch einige Local-Heroes der Poetenszene unserer schönen Hansestadt haben Texte beigesteuert. Martin Stegner ist nur einer davon. Vor drei Jahren wurde er auf einer Lesebühne entdeckt und gehört nun zum WAS-Team, das nicht nur gern liest, sondern auch selbst Texte verfasst. „Ich fühle mich extrem gefördert. Das hier ist eine Anlaufstelle für Leute, die Lust haben über Literatur zu diskutieren und sich über Texte austauschen wollen, die sie selbst geschrieben haben“, schwärmt der junge Autor und studierte Zoologe. Auch Martin Badenhoop, Zweiter bei der letzten Rostocker Lyriknacht, verstärkt die Redaktion der Literaturzeitschrift und ist mit dem Gedicht „Wahlweise gestern“ im neuen WAS-Heft zu finden. Na, neugierig geworden? Dann wollt ihr bestimmt wissen, wie ihr „Weisz auf Schwarz“ selbst einmal in euren Händen halten könnt. Für vier Euro könnt ihr die Zeitschrift in der anderen Buchhandlung, in der Universitätsbuchhandlung Weiland, im Literaturhaus, im Pressezentrum oder in der Produzentengalerie artquarium erwerben. Auf der WAS-Website ist es zudem möglich, sich die Zeitschrift per Post direkt nach Hause zu bestellen. Die nächste Ausgabe ist übrigens für den Sommer geplant. Die Veröffentlichung soll dann wieder mit einem Textfest gefeiert werden. Bereits im letzten Jahr fand dieses unter dem Titel „drinnen=draußen“ großen Anklang.
1. März 2011 | Weiterlesen
Theaterrevue des jüdischen Theaters Mechaje
In der Langen Straße 9 entsteht derzeit der neue Musik-Theater-Salon des jüdischen Theaters Mechaje. Erst in den letzten Tagen hat der Zentralrat der Juden zusätzliche finanzielle Unterstützung zugesagt. Da die Räumlichkeiten aber noch nicht fertiggestellt sind und für die Theaterrevue „Tante Minja oder Der Exodus“ wahrscheinlich auch etwas zu klein sein dürften, wurde das Theater im Stadthafen als Austragungsort ausgewählt. Die Premiere fand allerdings bereits im Dezember des letzten Jahres im Ateliertheater des Volkstheaters statt. Um Punkt 18 Uhr begann schließlich vor gut gefülltem Haus die Vorstellung, nachdem zuvor noch schnell die Kopfhörer auf ihre Funktion überprüft worden waren. Kopfhörer im Theater? Ja Ihr habt richtig gelesen, denn das Stück wurde in russischer Sprache aufgeführt und über die Kopfhörer für alle diejenigen ins Deutsche übersetzt, die der russischen Sprache nicht mächtig waren – mich eingeschlossen. Also Kopfhörer aufgesetzt und los ging’s. Zunächst kam eine Stimme aus dem Off, die aus den zehn Geboten vorlas: „Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus Ägypten aus der Knechtschaft geführt hat.“ Anschließend betrat Michael Beitman-Korchagin, der bei dem Stück Regie geführt hatte, die Bühne und richtete sich an das Publikum: „So steht es in der Thora. Doch wie zieht man aus der Sowjetunion aus, nach Israel, Deutschland oder die USA?“ Inhaltlich ging es folglich um die Situationen verschiedener jüdischer Personen, die auf der Suche nach Glück aus der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland, Israel oder die USA ausgewandert waren und darum, auf welche Unwägbarkeiten, aber auch Freuden sie dabei gestoßen sind. Da gab es beispielsweise den Schriftsteller, der in die USA geht. Dort bekommt er die Chance auf ein Fernsehinterview, das allerdings zur reinen Werbeveranstaltung verkommt. Eine andere Szene handelt von einem Ingenieur, der nach Deutschland kommt. Da seine Ausbildung aber als veraltet angesehen wird, muss er auf die Möglichkeit für eine Umschulung warten. Bis dahin vertreibt er sich lieber die Zeit damit, den idealen Bohrer zu finden, um ein Bild an der Wand aufzuhängen, was nach drei Wochen auch endlich gelingt. Aber wer ist denn nun diese Tante Minja? Tante Minja ist eine Hochzeitsvermittlerin, die noch im Alter von 75 Jahren beschließt, nach Israel auszuwandern. Kaum dort angekommen, macht sie mit genau dem weiter, was sie offensichtlich am besten kann: Menschen miteinander verkuppeln. Warum sollte sie auch etwas ändern, denn sie weiß: „Solange du mit deinem Leben unzufrieden bist, wird es an dir vorbeiziehen.“ Auch wenn das Stück sehr humoristisch ausgerichtet ist und zahlreiche amüsante bis ein wenig verrückte Szenen aufweist, werden auch immer wieder ernste Momente eingestreut, die der Vorführung Tiefe verleihen. „Die künstlerische Qualität ist uns sehr wichtig“, betonte Regisseur Michael Beitman-Korchagin anschließend auch den eigenen Anspruch des Ensembles. Beim Publikum stieß die Theaterrevue auf Gegenliebe. Der 89 jährigen Charlotte Rösler hatte die Aufführung jedenfalls gut gefallen, zudem betonte sie, dass sie immer wieder gerne zu Stücken des jüdischen Theaters Mechaje gehe. Dr. Manfred Hilner, Vorstandsvorsitzender des jüdischen Theaters, war ebenfalls zufrieden: „Am besten hat mir die Persiflage auf die amerikanische Szene gefallen.“ Wer sowohl die Premiere als auch die Aufführung im Theater im Stadthafen verpasst hat, der hat am 6. März noch einmal die Chance das Stück zu sehen. Dafür müsst Ihr dann allerdings nach Schwerin in das Theater E-Werk fahren. Die nächste Aufführung des Mechaje in Rostock (Splitter der Kristallnacht) wird dann erst im November, ebenfalls im Theater im Stadthafen, stattfinden. Zuvor ist das Ensemble aber nicht untätig, denn es ist unter anderem in Bayern und Hessen zu Gastspielen unterwegs.
28. Februar 2011 | Weiterlesen
Familientag in der Kunstschule Rostock
Bereits im Eingangsbereich der Kunstschule erkennt man das Thema des diesjährigen Familientags. Die Türen sind mit blauer Folie beklebt und lassen den dahinter liegenden Raum in einem schummrigen Licht erscheinen. Auch das Café im ersten Stock befindet sich ganz in der Gewalt der Blautöne. „Nur das mit dem Blaubeerkuchen hat nicht geklappt“, erzählt Karin Vogel, eine der beiden Geschäftsführerinnen der Kunstschule. In drei Projekten konnten sich die Kinder ausprobieren und neue Dinge entdecken. Im „Dia-Forschungslabor“ hatte Iris Thürmer allerhand Bastelmaterial zusammengetragen. Die Kinder konnten zum Beispiel mit Hilfe von Folie (natürlich überwiegend blauer) und Farbe kleine, transparente Bilder gestalten. Diese wurden dann mit einem Diaprojektor an die Wand geworfen. „Ich wollte die Kinder dazu anregen die verschiedensten Materialien zu erforschen“, sagt sie. Einen Raum weiter fand sich das „Fotolabor“. Hier hatte Janet Zeugner, die sonst einen experimentellen Fotografie-Kurs für Jugendliche und Erwachsene leitet, schon etliche Behälter mit ominösen Flüssigkeiten aufgestellt. Die Kinder konnten mit Hilfe von Fotochemikalien Bilder auf spezielles Papier malen und dann anschließend durch mit weiteren Chemikalien gefüllte Schalen ziehen. Durch das einfallende Licht färbten sich die Bilder mit ein bisschen Glück blau ein. In einer weiteren Station konnten die Kinder unter Anleitung von Wanja Tolko Bilder drucken. Zunächst mussten sie ihre vorgezeichneten Motive in Linoleum-Platten ritzten. Anschließend wurden diese dann mit Farbe bestrichen, die, wie sollte es anders sein, zumeist blau war. Die siebenjährige Annalena-Pauline verriet mir: „Das macht Spaß“. Sie war mit ihrer Mutter, Nicole Christel, extra aus Rostock-Schmarl gekommen. „Da unsere Fotos leider nichts geworden sind, nehmen wir auf jeden Fall die Sachen mit, die Annalena heute macht“, erzählt diese. Besonders das Druck- und das Fotolabor sollten den Besuchern näher gebracht werden. „Es wäre ganz schön, wenn wir ein bisschen Interesse dafür wecken könnten. So könnten wir vielleicht wieder ein paar neue Sachen ins Kursprogramm aufnehmen“, erklärt Karin Vogel. Neben den angebotenen Projekten gab es außerdem eine Ausstellung mit Bildern in den Fluren zu bestaunen. Diese stammen aus den Kursen der Kinder von drei bis dreizehn. „Dann können Oma und Opa auch mal gucken und die Kinder sind immer sehr stolz“, erzählt Christian Elgert, der sich um die Ausstellung gekümmert hat. „Und natürlich sehen die Kinder dann schon mal, wie so etwas an der Wand wirkt. Dann fühlen sie sich gleich noch ein bisschen mehr wie kleine Künstler.“ Besonders ins Auge stach dabei der große, bunte Engel, der im Treppenflur aufgehängt wurde. „Der ist in meinem Kurs entstanden“, erzählt Elgert. „Ich habe ihn vorgemalt und dann in einzelne Stücke zerlegt. Die Kinder konnten ihn dann ausmalen, ohne zu wissen, an welchem Stück sie gerade arbeiten. Erst zum Schluss hat man dann gesehen, wo was hingehörte.“ Die Kunstschule steht allen Interessierten von Montag bis Freitag immer von 10:00 bis 18:00 Uhr offen. Informationen zum Kursangebot finden sich auf der Homepage der Schule.
27. Februar 2011 | Weiterlesen
Marteria und Special Guests im M.A.U. Club
An Marteria kommt man hierzulande derzeit praktisch nicht vorbei, schließlich ist um den Rostocker Rapper im letzten Jahr ein regelrechter Hype entstanden. Nicht ganz unwesentlich dürfte dabei die Tatsache gewesen sein, dass auf dem 2010 erschienen Album „Zum Glück in die Zukunft“ so namhafte Künstler wie Jan Delay oder Peter Fox Gastauftritte hatten. Nachdem Marteria schon im letzten Jahr im Rahmen seiner „Zum Glück in die Zukunft“ Tour und als Special Guest bei der Tour der Fantastischen Vier in ganz Deutschland unterwegs war, folgt in diesem Jahr nun die Fortsetzung in Form der „Verstrahlt“ Tour. Diese machte gestern Abend auch in Marterias Heimatstadt Rostock Halt. Und wie das in Hip-Hop Kreisen so üblich ist, war Marteria, der mit bürgerlichem Namen eigentlich Marten Laciny heißt, natürlich nicht alleine unterwegs. Bevor er aber die Bühne betrat, durfte erst einmal der Rostocker Rapper Ostmaul das Publikum schon ein wenig aufwärmen und zeigen, was er so drauf hat. Das Publikum stand zu diesem Zeitpunkt allerdings teilweise noch vor dem ausverkauften MAU, da der Einlass nur sehr schleppend voran ging. Aus diesem Grund verzögerte sich auch Marterias Auftritt, schließlich sollten alle Fans eine Chance haben, die Show zu sehen. Den Auftakt machte schließlich Kid Simius, der auch Teil der Band of Robots ist, die Marteria auf seiner diesjährigen Tour begleitet. Kid Simius, der 2009 das erste Laptop Battle in Berlin gewonnen hatte, überzeugte mit einer ganz eigenen Mischung aus Hip-Hop, Electro, Dub Step und noch so manchem mehr. Darüber hinaus produziert er derzeit das neue Marsimoto Album. Marsimoto ist ein weiteres Projekt Martin Lacinys. Danach war es endlich für Marteria an der Zeit, die Bühne zu betreten. Nach einem A-cappella-Intro bestehend aus „Praise you“ von Fatboy Slim ging es direkt mit den Songs des Erfolgsalbums „Zum Glück in die Zukunft“ los, das den musikalischen Schwerpunkt des Abends bildete. Zwischendurch schlüpfte Marteria aber auch in sein Alter Ego Marsimoto und gab mit grüner Alienmaske und hochgepitchter Stimme einige Songs zum Besten. Zum Abschluss durfte der Hit „Verstrahlt“ natürlich nicht fehlen, der leider aber auch schon das Ende des Konzerts bedeutete. Unterstützt durch die in Roboterkostümen verkleidete Tourband lieferte er eine souveräne Show ab. Weitere Unterstützung erfuhr er dabei von Yasha und dem Rapper Chefkut, der 2009 den zweiten Platz bei der Weltmeisterschaft im Freestyle Rap belegt hatte. Am Ende des Konzerts bedankte sich Marteria bei seinem Publikum und betonte, dass das Konzert in Rostock bislang der Tourhöhepunkt für ihn war. Beim Publikum, wie beispielsweise bei Hajo, Linda und Dirk, die von einem großartigen Konzert sprachen, kam der Auftritt ebenfalls gut an. Einige Fans bemerkten allerdings, dass das MAU etwas überfüllt war und es besser gewesen wäre, vielleicht 20 bis 30 Karten weniger zu verkaufen. Gundula und Michael Zacher dagegen zeigten, dass Marteria nicht nur bei der jungen Generation gut ankommt. Gundula Zacher bezeichnete sich selbst sogar als Fan. Nach Ende des Konzertes war der Abend natürlich noch nicht vorbei, denn wer wollte, der konnte bei der After-Show-Party im Zwischenbau mit DJ Mas Massive und Special Guests ab 24 Uhr noch bis in die Morgenstunden weiterfeiern.
27. Februar 2011 | Weiterlesen
Ateliereröffnung in der Erich-Schlesinger-Straße
Das künstlerische Treiben auf dem Gelände des ehemaligen Dieselmotorenwerks erhält Kreativitätszuwachs. Sechs Künstler haben sich zusammengetan und die erste Etage in der Erich-Schlesinger-Straße 62 bezogen. Am Freitagabend fand die House-Warming-Party statt, bei der Freunde und Bekannte einen Blick in die Arbeitsräume werfen durften. Der Einzug erfolgte zwar schon im Januar, aber wie das nun mal so ist, stand bei der offiziellen Einweihungsparty noch nicht alles an seinem Platz. So will Janet Zeugner in ihrem Atelier noch eine Dunkelkammer abtrennen. Neben dem großen Waschbecken, in dem die Filme entwickelt werden sollen, stehen aber schon die Wände. Sie müssen nur noch aufgestellt werden, damit das lichtempfindliche Material optimal geschützt werden und die Arbeit richtig beginnen kann. Die 33-jährige Künstlerin hat an der Hochschule in Heiligendamm und Wismar Design studiert und sich auf experimentelle Fotografie spezialisiert. „Auf Basis der Fotografie mit Doppelbelichtung und Chemie male ich sozusagen auf den Bildern. Es ist ein Zwischending zwischen Malerei und Fotografie“, erklärt Janet Zeugner ihre Methode. Im Moment beschäftigt sie hauptsächlich das Thema Erinnerung. Aus ihren Erinnerungen an ihre rumänische Herkunft schöpft auch die Ateliernachbarin Daniela Boltres. Seit etwa einem Jahr versucht sich die 39-Jährige hauptberuflich als Autorin. Zwar hat sie schon zuvor Lyrik und Prosatexte verfasst – sowohl in ihrer Muttersprache Rumänisch als auch in ihrer Vatersprache Deutsch – nun aber arbeitet sie konzentriert an eigenen Drehbüchern und Übersetzungen. Der Raum, den sie sich mit der Drehbuchautorin Barbara Zuber Goldstein teilt, soll ihr dabei helfen, die nötige Disziplin aufzubringen. Und es scheint zu funktionieren. In den letzten beiden Wochen habe sie vier Kapitel ihres ersten Romans geschafft, erzählt sie stolz. Ihr Debütroman ist Daniela Boltres derzeitiges Hauptprojekt. Sie hat ihn nach der rumänischen Kultspeise „Sakuska“ benannt. Die Geschichte, die sie darin erzählt, hat auch viel mit ihrer eigenen Immigrationsbiografie zu tun. „Es gibt einige kulturelle Codes, die einem begegnen, wenn man immigriert, die man entziffern lernen muss. Auch wenn man die Sprache beherrscht, kann einem trotzdem vieles entgehen“, umreißt die Autorin das Thema von „Sakuska“. Ausgangspunkt der Geschichte ist die Sprachlosigkeit der Hauptfigur zu Beginn ihrer Immigration. „Sie ist stumm. Sie kann nicht über sich und ihre Gefühle sprechen, sondern nur über ihre Erinnerungen erzählen“, verrät Daniela Boltres. Wer jetzt wissen will, ob und wie die Hauptfigur ihre Sprache wiederfindet, der muss sich noch bis zur Veröffentlichung des Buches gedulden. Einige Auszüge las die Autorin jedoch den Gästen der Einweihungsparty schon einmal vor. Diese hatten sich dafür in dem wohl beeindruckendsten Atelier des Hauses versammelt. Ein großer heller Raum unter dem Dach, in den von oben und zwei gegenüberliegenden Seiten Tageslicht einfallen kann. Hier arbeiten der Fotograf Tim Kellner sowie die Maler und Grafiker Wanja Tolko und Tanja Zimmermann. Die beiden Herren sind aus der Rostocker Kunstschule hierhergezogen. Tanja Zimmermann arbeitete bisher auf dem Land in einem kleinen mecklenburgischen Dorf. Sie sagt, dass die Sehnsucht nach der Stadt sie zu dem Schritt bewogen habe, das Atelier mit dieser Gemeinschaft zu teilen, von der sie sich viele neue Anregungen erhofft. Obwohl es in dem Raum verschiedene Tische und Pulte gibt, bevorzugt die Künstlerin es, auf dem mit Folien ausgelegten Fußboden zu arbeiten. So entstehen dann ihre Malereien, in denen sie sich im Moment vor allem mit „Leere und Fülle“ beschäftigt. Einige ihrer Werke hatten die bildenden Künstler für die Eröffnungsfeier an den Wänden der Räume und Fluren ausgestellt. Auch ein Gang, der in eine größere Halle führt, wurde mit Fotoarbeiten und Malereien ausgestattet. Ob die Künstler hier schon mal ihre Fühler ausstrecken wollen, um Neuland zu erobern? Es bleibt ihnen auf jeden Fall viel Inspiration und Schaffenskraft dabei zu wünschen.
27. Februar 2011 | Weiterlesen
Schillers Räuber feiern Premiere im Theater im Stadthafen
Das Licht ist noch an und das Publikum in Gespräche vertieft, als man plötzlich lautes Trampeln hört. Auf einmal kommen alle elf Schauspieler vom Eingang hinter den Zuschauerplätzen hervor und drehen zwei Runden im Laufschritt. „Erster Akt. Erste Szene. Franken. Saal im Moorischen Schloss“, kommt es aus allen elf Mündern gleichzeitig. Dann treten fünf von ihnen auf die Bühne, ziehen sich den Reißverschluss ihrer blauen Bundeswehr-Trainingsjacke bis ganz oben zu: „Franz“, erklären sie. Ein weiterer Schauspieler (Björn-Ole Blunck) tritt auf die Bühne und verkündet: „Der alte Moor“. So wird die erste Szene des Stücks „Die Räuber“ von Friedrich Schiller im Theater im Stadthafen eingeleitet. Franz, einer der beiden Söhne vom alten Moor, hat einen Brief, von dem er behauptet, er enthalte Nachrichten über seinen Bruder Karl. Dieser befindet sich in Leipzig zum Studieren. Dass Franz keine positiven Gefühle seinem Bruder gegenüber hegt, wird dem Zuschauer schnell klar. Die fünf Karls spucken seinen Namen geradezu aus und wenden ihren Kopf in einer geringschätzigen Bewegung ab. Eine Intrige bahnt sich an. Franz will seinen Bruder schnellstmöglich loswerden und seinen Vater lieber heute als morgen im Grab sehen. Erst dann kann er das Leben führen, das ihm seiner Meinung nach zusteht. Durch den Brief hofft er, beides zu erreichen. Er tut alles, um seinen großen Bruder wie eine Schande für die Familie dastehen zu lassen. Und tatsächlich, der Vater schenkt ihm Glauben und verstößt Karl. Franz hofft nun, dass der Kummer darüber der letzte Nagel zum väterlichen Sarg sein wird. So nimmt die Handlung ihren Lauf. Karl bekommt einen von seinem Bruder verfassten Brief. Er kann nicht fassen, dass ihn sein Vater verstößt. Daraufhin wird er der Hauptmann einer Räuberbande, die es sich auf die Fahnen schreibt, den Unterdrückten und Armen zu helfen. Franz‘ Plan trägt also zur Hälfte schon Früchte. Jetzt ist er zwar der einzige Sohn, aber noch kein Erbe. Ist sein Vater doch aus härterem Holz geschnitzt, als er zunächst angenommen hat? Der inszenierte Tod von Karl scheint der einzige Weg, ihm den letzten Stich zu versetzen. Mit Erfolg – so scheint es. Franz wähnt sich am Ziel seiner Bemühungen. Denn nun ist auch Amalia frei, die eigentlich Karl liebt, und dieser sie. Er sieht seine Chance gekommen, sie ebenfalls an sich zu reißen. Doch sie währt sich mit Händen und Füßen. Auf keinen Fall wird sie ihren Karl aufgeben, sei er tot oder nicht. Währenddessen geht auch bei Karl nicht alles nach Plan. Die Handlungen seiner Räuberbande laufen immer weiter aus dem Ruder, weil sein Freund Spiegelberg in eine ganz andere Richtung arbeitet als er. „Stehlen, morden, huren, balgen heißt bei uns nur die Zeit zerstreun. Morgen hangen wir am Galgen, drum lasst uns heute lustig sein“, ist ihr neues Motto. Zum Schluss heißt es für alle, aus ihren Taten die Konsequenzen zu ziehen und auch zu tragen. Dazu sei an dieser Stelle nur verraten, dass es eine Menge Tote gibt. All das wird auf eine doch eher ungewöhnliche Weise inszeniert. Jeder Schauspieler schlüpfte im Laufe des Stücks in die verschiedensten Rollen. Zudem werden die Personen häufig durch eine ganze Gruppe dargestellt, die zumeist den Text im Chor vorbringt. Geschuldet ist das sicherlich der Fülle an Personen, die untergebracht werden mussten. Warum nicht einfach weniger Schauspieler genommen wurden, lässt sich jedoch ganz einfach erklären. Es handelt sich bei „Die Räuber“ um eine Koproduktion des Volkstheaters mit der Hochschule für Musik und Theater. Im jeweils dritten Semester bekommt der gesamte Jahrgang der Schauspielstudenten die Möglichkeit, sein Können auf einer Bühne des Theaters zu präsentieren. In diesem Jahr sind es zehn Jungschauspieler, die es auf ein Stück zu verteilen galt. Hier liegt vielleicht auch die Wahl der Kostüme begründet. Alle tragen einen originalen, blauen Bundeswehrtrainingsanzug. Dieser kann mit ganz einfachen Mitteln umgewandelt werden, um aus einer uniformen Masse einzelne Charaktere herauszuarbeiten. So lässt sich Franz daran erkennen, dass er die Jacke bis ganz oben zuzieht. Der alte Moor hat sie zum Teil geöffnet, Karl komplett. Die Räuber tragen eine Mütze und Amalie trägt offene Haare. Während der alte Moor immer von Björn-Ole Blunck verkörpert wird, kann man den Jungschauspielern der HMT keine einzelne Rolle zuweisen. Jeder verkörpert im Laufe des Stücks jeden, zumindest was die männlichen Rollen angeht. Amalia bleibt ganz den fünf Studentinnen vorbehalten. Außerdem wurde Spiegelberg kurzerhand ebenfalls zu einer Frauenrolle gemacht. Wie hätte man das auch anders lösen sollen, ist doch laut Schiller nur eine Frauenrolle zu vergeben. Wem das bisher alles zu modern klingt, dem sei gesagt, dass zumindest an den Großteil des Textes keine Hand angelegt wurde. Außer ein paar kleinen Einkürzungen und einigen kleinen Änderungen kann man die volle Pracht von Schillers Sprache erleben. Ich für meinen Teil fand es jedenfalls sehr gelungen. Wer sich selbst ein Bild davon machen möchte, wie sich die Jungschauspieler schlagen, der kann sich eine von weiteren sechs Vorstellungen ansehen. Diese werden am 1., 3. und 5. März, sowie am 7., 14. und 20. April stattfinden. Über etwaige Änderungen der Spielstätte kann man sich auf der Homepage des Volkstheaters informieren.
26. Februar 2011 | Weiterlesen
Rostocker Volkstheater sucht neue Spielstätten
„Wir sind leider ausverkauft“ – dass so ein Satz aus dem Mund eines Theaterintendanten kommt, hätte sich der Chef des Rostocker Volkstheaters Peter Leonard auch nicht träumen lassen. Seitdem er und die Stadtverwaltung am Dienstag die Schließung des Großen Hauses bekannt geben mussten, wird nun fieberhaft nach Ersatz gesucht. Im Falle der Pinocchiovorstellung, die für nächste Woche geplant war, gestaltet sich die Suche nämlich schwierig. Ein Ort, wo ausreichend Plätze, eine gute Akustik und ein geeigneter Tanzboden vorhanden sind, muss erst einmal gefunden werden. Deshalb fällt die nächste Aufführung des Tanztheaters am Mittwoch aus. „Tänzer können nicht auf jedem Fußboden tanzen“, gibt Chefchoreograf Bronislav Roznos zu bedenken und nimmt die Entwicklung flexibel einsetzbarer Bühnenbilder als Herausforderung für die kommende Zeit an. Dennoch ist Peter Leonard zuversichtlich, für die meisten in dieser Spielzeit geplanten Vorstellungen Ersatzspielstätten zu finden, betont aber, dass diese in jedem Fall nur Provisorien sein können. „Wir hoffen, dass uns das Publikum trotz dieser schwierigen Situation weiter treu bleibt“, wünscht sich der Intendant. Solange es noch keinen neuen Geschäftsführer für die Theater GmbH gibt, hat er auch die kaufmännische Leitung übernommen. In den vergangenen Tagen war dies schon recht gut gelungen. So war das Konzert der Pasternack Big Band, die nach der Schließung des MOYAs im Volkstheater einen neuen Auftrittsort gefunden zu haben glaubte, im als Ausweichort genutzten Saal 2 der Stadthalle ausverkauft. Mit über 300 Besuchern war auch die gekürzte konzertante Version von Figaros Hochzeit in der Heiligen-Geist-Kirche fast so gut besucht, wie zuvor Karten reserviert und verkauft wurden. Eine gekürzte und konzertante Darbietung des Musicals „My Fair Lady“ wird es am kommenden Wochenende auch im Barocksaal geben. Die für den 4. März angesetzte Max-Gold-Lesung wird in den Mai ins Peter-Weiss-Haus verschoben. Corina Wenke vom künstlerischen Management kündigt weiterhin an, dass das 7. Philharmonische Konzert in der Nikolaikirche gespielt wird. „Es ist zwar akustisch nicht hundertprozentig günstig, aber akustisch gute Bedingungen haben wir eigentlich auch im Großen Haus nicht gehabt.“ Peter Leonard ergänzt: „Dieser Ort ist nicht ideal, auch hinsichtlich der Parksituation. Aber wir werden einen Transport organisieren.“ Die Premiere für „Tagträumer“ am 11. März wird im Katharinensaal der Hochschule für Musik und Theater gefeiert werden können. „Wir haben seit Jahren eine sehr freundliche Kooperation mit der HMT. Die Zugänglichkeit des Katharinensaals ist aber eingeschränkt, da sie selber so viele Aktivitäten haben“, schließt Peter Leonard eine Dauerpräsenz dort aus. Ähnliches gilt wohl auch für die Räumlichkeiten der Rostocker Stadthalle und der Hanse-Messe. Für eine Nutzung der Messehalle in Schmarl für jeweils zwei Wochen im März und April überprüft das Volkstheater derzeit die technischen Voraussetzungen. Vor allem größere Produktionen des Musik- und Tanztheaters sollen dorthin verlegt werden. Höchstwahrscheinlich wird hier auch die Premiere von „1st Dancework with Orchestra“ stattfinden – eine Produktion des Tanztheaters Bronislav Roznos, bei der die Norddeutsche Philharmonie sowohl akustisch, als auch visuell Bestandteil sein wird. Eine schwere Entscheidung ist auch der Umgang mit dem Stück Effie Briest, welches sich schon in der Endphase der Proben befindet. „Wir arbeiten an der Idee, dass wir die Premiere im Großen Haus aufführen und per Live-Stream im Internet ausstrahlen“, verrät Peter Leonard. Es ginge dabei weniger um Internettheater, dem dann das für das Theater wesentliche Live-Moment fehle, sondern vielmehr um einen geeigneten Abschluss der kreativen Arbeit, bevor man das Stück im Herbst dann vor Publikum aufführen könne. Kurzfristig scheint das Theater also Lösungen zu finden. Wie geht es aber in der nächsten Spielzeit im Herbst bis zur Einweihung des Theaterneubaus weiter? Im Moment liegen alle Vertragsverhandlungen auf Eis und auch der Druck des neuen Spielplans 2011/12 verzögert sich. Der Eigenbetrieb „Kommunale Objektbewirtschaftung und -entwicklung der Hansestadt Rostock“ (KOE) rechnet derzeit mehrere Lösungsmöglichkeiten durch. Zum einen überprüfen Bauplaner, ob das Große Haus wieder bespielbar gemacht werden kann. Genaue Zahlen dazu werden für nächste Woche erwartet. Eine Brandschutzwand wurde schon vor einigen Tagen ins Foyer gebaut. „Ich finde die Idee nicht ganz klug, hier Geld zu investieren“, meint jedoch Peter Leonard und tendiert eher für eine Alternative. Diese sieht er in der Ertüchtigung der Halle 207 und dem Erwerb eines Theaterzeltes. Die Halle 207, die das Volkstheater schon seit zwei Jahren für das Sommerfestival nutzt, wird zwar für seine akustischen Qualitäten und die interessante Industriearchitektur gelobt. Alleine könne diese Spielstätte aber keine Dauerlösung für die nächsten fünf Jahre sein. Da sie nicht für größere dekorative Bühnenbilder geeignet sei, so der künstlerische Leiter des Volkstheaters Peter Leonard. Mit einem Zelt mussten auch schon andere Theater wie das in Magdeburg als Provisorium auskommen, allerdings nur für zwei Jahre. Bei der Standortfrage müssten aber Probleme wie Verkehrslärm und Sicherheit berücksichtigt werden. Peter Leonard geht davon aus, dass für ein Zelt mindestens ein sechsstelliger Eurobetrag investiert werden müsse. Die jeweiligen Kosten werden jetzt zusammengestellt, informiert Leonard. „Die Entscheidung treffen wir aber nicht, sondern die Stadt. Wir leisten nur die Zuarbeit, um ein Konzept vorzulegen.“ „Dass wir Einnahmeverluste aufgrund dieser Situation haben können, ist klar. Auch dass Mehrkosten entstehen, ist unabdingbar“, macht der Intendant deutlich. Der Wirtschaftsplan der Theater GmbH, von der die Stadt alleinige Gesellschafterin ist, ist aber nach der Schließung des Großen Hauses längst wieder hinfällig.
26. Februar 2011 | Weiterlesen
Ausstellung „Mein Land auf Leinwand“ im StALU MM
Wer würde schon damit rechnen, auf den Fluren einer Behörde von einer Flut bunter Kunstwerke begrüßt zu werden? Dabei seien eben diese eine beliebte Ausstellungsfläche, erzählt Anke Streichert. Sie ist zuständig für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Staatlichen Amt für Landwirtschaft und Umwelt Mittleres Mecklenburg (StALU MM). Nicht zuletzt wegen des regen Besucherverkehrs im Gebäude in der Erich-Schlesinger-Straße 35. So wurde also gestern schon zum 48. Mal neu dekoriert, wenn man so will. Bereits zum dritten Mal finden sich die Werke der Rostockerin Silke Tomasch an den Wänden. Vor acht Jahren hatte sie ihre Fotografien von Landschaften im Westen der USA im damaligen StAUN ausgestellt. Etwas später kam dann noch eine Fotoausstellung, diesmal zusammen mit ihrer Kollegin Birgit Müller-Klaes, mit Fotos aus der Natur unseres Landes. Als langjährige Freundin hielt Birgit Müller-Klaes dann auch eine kleine Rede zur Eröffnung der neuen Ausstellung. „Ihre Bilder sind unheimlich detailgetreu. Von Weitem sieht es aus wie ein Foto“, sagte sie. Und tatsächlich, wenn man sich zum Beispiel die Bilder der Kreideküste ansieht, so fühlt es sich fast an, als würde man einen Hauch Ostseeluft spüren. „Mein Anspruch ist es, alles realistisch zu malen“, erklärt Silke Tomasch. Hauptberuflich macht sie eigentlich aber etwas ganz anderes. Tagsüber ist sie im IT-Bereich des Finanzamts Rostock zu finden. „Ich male zum Ausgleich abends, um nicht vor dem Fernseher zu sitzen“, erzählt Silke Tomasch. Dass dabei eine so große Fülle an Bildern entstanden ist, ist wirklich erstaunlich. Noch viel erstaunlicher ist allerdings, dass sie sich alles selber beigebracht hat. Silke Tomasch malt hauptsächlich mit Öl auf Leinwand und verwendet dabei eine spezielle Nass-in-Nass-Technik. Es finden sich aber auch Bilder, die sie mit Acryl-, oder Aquarellfarbe gemalt hat. Auch mit Pastellkreide hat sie sich ausprobiert. Ihre Motive kommen fast immer von ihren Fotos, von denen sie rund 10.000 im Jahr knipst. „Wenn mir eins davon ins Auge sticht, dann male ich es auf Leinwand.“ Manchmal kommt es auch vor, dass sie ein Motiv aus vier Fotos zusammenstückelt. Außerdem verändert sie teilweise auch Dinge, die ihr an den Fotos nicht gefallen. „Auf meinen Bildern ist der Himmel immer blau“, verrät sie mir mit einem Grinsen. Wer realistische Naturmalereien mag, sollte sich unbedingt die Ausstellung im Gebäude in der Erich-Schlesinger-Straße 35 ansehen. Die Türen des Landesbehördenzentrums stehen dem Besucher von Montag bis Donnerstag von 09:00 bis 17:30 Uhr und freitags immer von 09:00 bis 17:00 Uhr offen. Noch bis zum 24. Mai werden die Bilder von Silke Tomasch die weißen Wände der Flure im elften Stock zieren.
26. Februar 2011 | Weiterlesen
„Bella Italia“ auf der Ostseemesse 2011
Von A wie Autopflegemittel, über B wie Blumenzwiebeln bis Z wie Zitroneneis – auf der Ostseemesse scheint es alles zu geben, was Groß und Klein für den alltäglichen Bedarf so benötigen könnte. Das lockt natürlich auch zahlreiche Besucher in die Hanse-Messe nach Schmarl. Gleich am ersten Tag der Messe, dem Tag der offenen Tür mit freiem Eintritt, strömten etwa 15.500 Neugierige in die Verbraucherschau, so die Veranstalter von der Rostocker Messe- und Stadthallengesellschaft. Italien ist in diesem Jahr das Sonderthema der Ostseemesse. Und was verbindet man so mit diesem Land am Mittelmeer? Pizza, Pasta und Amore? Dafür war zumindest der singende Koch Rocco Giacobbe zuständig, der an den ersten drei Messetagen zu Melodien italienischer Schlager mediterrane Speisen zubereitete. Italienische Leckereien werden aber auch noch an vielen weiteren Ständen zur Verköstigung angeboten. Neben Oliven und Wein zählte natürlich auch Eis zu den Spezialitäten des Landes. Auf einem italienischen Oldtimer „zelebriert Andolini’s das Eis vom Stein“, wie es vom Eisverkäufer so schön heißt. Auf einem -16 Grad kalten Granitstein werden verschiedene Sorten Milcheis mit Früchten, Schokolade oder Waffeln angerichtet. Hierzulande vielleicht noch ein eher unbekannter Eisgenuss. Kurios auch die Cliptoes-Schuhe. Durch ein besonderes Druckknopf-Clip-Verfahren lässt sich der Stil der Damenschuhe mit verschiedenen Applikationen verwandeln. Morgens noch im schlichten Business-Look und abends dann zum glamourösen Auftritt – Seidenschleifen, Blüten oder aber auch Kunststoffspinnen und Rasierklingen machen es möglich. Mit zehn Farben und einer große Vielfalt an Clips kann Frau ihrer Fantasie freien Lauf lassen und sich ganz individuell ihren eigenen Schuh kreieren. Und wo werden die Schuhe gefertigt? Ja klar in Italien, aus Ziegenleder und einzeln von Hand versteht sich, informiert Detlef Müller von cliptoes. Italienische Tanzschuhe gibt es also auf der Ostseemesse, fehlt nur noch die passende Musik. Die gab es beim Bühnenprogramm in der Hanse-Messe. Neben vielen Bands und Kindertanzensembles präsentierte auch das Volkstheater Auszüge aus seinem aktuellen Spielplan. Das Ensemble des Musiktheaters mit dem Opernchor unter der Leitung des Intendanten Peter Leonard war am Eröffnungstag ebenfalls auf das Sonderthema der Ostseemesse eingestellt und präsentierte Melodien aus italienischen Opern. Auch die Blumenschau steht ganz im Zeichen von „Bella Italia“. Für das Mittelmeerfeeling sorgen Wein, Zitrus- und Lorbeerbäume. Aber auch über hundertjährige Olivenbäume wurden zwischen dekorativen Strohballen und Ziegelbrüchen mit antiken Figuren aufgestellt. Ebenfalls ein Hingucker sind die 500 roten Rosen, die das „Amore“ in die Messehalle bringen. Für die akustische Auflockerung wurde ein Verschlag mit Hühnern eingerichtet. Vielleicht gibt es hier schon mal das eine oder andere Osterei. Zwischen den 10.000 Frühblühern kommt jedenfalls schon mächtig Frühlingsstimmung auf. Die Messe kann noch bis Sonntag besucht werden. Die Veranstalter rechnen wieder mit insgesamt über 30.000 Besuchern. Damit gehört die Ostseemesse zu den attraktivsten Verbraucherschauen in Mecklenburg-Vorpommern.
26. Februar 2011 | Weiterlesen
Ausstellungseröffnung „Soundscapes“ im Haus Böll
Welche Geräusche definieren Rostock? Diese Frage stellte sich Barbara Alge, Juniorprofessorin für Ethnomusikologie an der HMT, eines Nachmittags. Im Rahmen der „Eurolecture“, einem Gastdozentenprogramm der Alfred Toepfer Stiftung, entstand daraus die Idee des Projekts „Soundscapes“. Zusammen mit Frances Wilkins, der Gastdozentin aus Schottland, und Studenten der Hochschule für Musik und Theater (HMT) wurde es dann in die Tat umgesetzt. Ein Semester lang – von Oktober bis Februar – wurden die Geräusche der Stadt aufgezeichnet. Von Straßenbahngeräuschen über Bauarbeitslärm, bis hin zu den Klängen der Straßenmusiker – alles wurde festgehalten. Die ganze Idee basiert übrigens auf den Theorien von Raymond Murray Schafer. Was klein anfing, nahm nach und nach immer größere Dimensionen an, erzählt Barbara Alge in ihrer Einführungsrede. Die Fachhochschule Wismar hörte von dem Projekt und wollte sich sofort daran beteiligen. Dank ihrer Hilfe entstand die Homepage www.soundscapesrostock.de, auf der man sich ab heute alle 110 Klangaufnahmen anhören kann. Außerdem hat die Fachhochschule Wismar das Layout der Poster gemacht, die in der Ausstellung zu sehen sind. Sie erklären dem Besucher, was hinter dem Projekt steht. Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so wirke, erklärte Barbara Alge, stecke hinter der Anordnung der Poster doch ein System. Im Eingangsbereich wird dem Besucher der Kontext von „Soundscapes“ erläutert. Fragen wie, wer hat mitgemacht und wieso wurde es gemacht, werden hier beantwortet. Geht man weiter, folgen nähere Erklärungen zur Methode und den dahintersteckenden Theorien, sowie zur musikalischen Identität Rostocks. Hat man sich nun also die Basis erschlossen, geht es in den Raum der Studierenden. Hier haben sich die teilnehmenden HMT-Studenten ihre Gedanken gemacht und diese festgehalten. Themen wie die „Soundpolution“, also die Verschmutzung der Umwelt durch Geräusche oder die Visualisierung von Klang wurden von drei der teilnehmenden Studenten bearbeitet. Der letzte Teil der Ausstellung, im hintersten Bereich der Räumlichkeiten, bietet eine Vielzahl weiterer Themen. So wird zum Beispiel jeder Stadtteil Rostocks mit seinen eigenen Geräuschen dargestellt. Neben ein paar weiteren Elementen findet sich dort auch die Klanginstallation, die den Texten und Bildern die Hintergrundgeräusche liefert. „Es ist spannend aus diesem Blickwinkel die Stadt zu erkunden“, erzählt Iris Pitann, nachdem sie sich alle Poster angesehen hat. „Man ist ja eigentlich schon oft an diesen Orten gewesen, aber nie so gezielt.“ Auch der Student Daniel Wilke, der am Projekt mitarbeitete, erzählte mir, dass er nun bewusster durch die Straßen gehen könne. Er sagt aber auch, dass er ganz froh ist, nicht die ganze Zeit immer alles zu hören. Irgendwann würde es einfach stören. Außerdem war für ihn interessant, dass das Projekt auch einen methodisch/pädagogischen Ansatz in Augenschein nahm. Für ihn als angehenden Musiklehrer natürlich wie gemacht. Highlight des Abends war die Band „Hybrid Cosmics“, die sich ebenfalls aus Studenten der HMT zusammensetzt. Wie schon die Fachhochschule Wismar, waren sie von sich aus auf Barbara Alge zugekommen. Sie hatten den Plan, die gesammelten Tonaufnahmen in ein Musikstück zu verwandeln. Am gestrigen Abend stellten sie zum aller ersten Mal das Ergebnis vor. Eine Mischung aus Straßengeräuschen, Keyboard- und Gitarrensounds und denen eines Schlagzeugs. Die Musikstücke hatten sie zum Teil selber komponiert und zum Teil von bereits vorhandenen übernommen. Da sieht man also, dass uns vielleicht tagtäglich ein kleines Orchester aus Geräuschen entgeht, weil unser Gehirn sie ausblendet. Wer nun einmal bewusst durch Rostock laufen möchte, findet neben der Ausstellung auch eine Karte im Haus Böll (Mühlenstraße 9). Diese zeigt den Weg zu einem kleinen Klangspaziergang, auf dem man einmal genau hinhören kann. Die Ausstellung selbst ist noch bis zum 24. März geöffnet und kann kostenlos besucht werden.
25. Februar 2011 | Weiterlesen
Rostock Schwarzweiß. Karl Eschenburg und sein Rostock
„Wir eröffnen heute eine Ausstellung, die unsere Stadt zwar in schwarz-weiß zeigt, aber doch farbenfrohe Details präsentiert“, sagte Dr. Steffen Stuth, Leiter des Kulturhistorischen Museums. Auf 80 Fotografien und noch einmal 70 Bildern in einer Multimedia-Installation kann der Besucher das historische Rostock der zwanziger und dreißiger Jahre entdecken. So wird die Stadtgeschichte einmal auf eine ganz andere Art und Weise präsentiert. Teilweise inzwischen verloren gegangene Stadtansichten, aber auch altbekannte, sollen den Betrachter dazu bringen, bewusster durch die Straßen der Stadt zu gehen. Vielleicht auch einmal gezielt nach einem Motiv der Fotos zu suchen und sich die Frage zu stellen: Wie sieht das denn inzwischen aus? Wer käme zum Beispiel auf den Gedanken, dass sich dort, wo heute eine vierspurige Straße und ein großer Glaskasten das Stadtbild prägen, früher einmal ein großer Park befand? Das Bild vom Vögenteich ist wohl eins der besten Beispiele dafür, wie sich das Stadtbild über die Zeit veränderte. Natürlich fotografierte Karl Eschenburg (1900 – 1947) nicht nur Stadtansichten. Sein Hauptaugenmerk lag immer darauf, die Bürgerlichkeit der Stadt einzufangen. So fotografierte er zum Beispiel Arbeiter am Hafen oder das bunte Treiben in der Stadt. Es sind immer ungestellte Aufnahmen der Menschen und ihres Lebens. Besonders schön ist etwa ein Bild, auf dem ein Junge Luftballons hält. Eine Momentaufnahme, die für die Ewigkeit festgehalten wurde. Immer wieder wird einem beim Betrachten bewusst, was eigentlich verloren ging. Einige der abgebildeten Orte würden heute so nicht einmal mehr in Resten existieren, erzählt Steffen Stuth. Zum Beispiel ein Bild, das einen Teil der Stadtmauer zwischen Bussebart und Kanonsberg zeigt. Es liegt Schnee und Kinder rodeln die kleine Anhöhe hinter der Mauer runter. Heute befindet sich dort eine Straße. Aber nicht nur durch den Umbau der Stadt, sondern auch durch die Folgen des Kriegs, sind manche Orte komplett verändert. Besondere Perspektiven bekommen viele Bilder durch ihre Aufnahmeorte, für die Karl Eschenburg auch schon mal mit Plattenkamera und schwerem Holzstativ auf Kirchtürme und Kräne kletterte. Zum Glück fühlte sich Karl Eschenburgs Sohn, Wolfhard Eschenburg, immer der Archivierung aller Fotos, Abzüge und Glasplatten verpflichtet. Ohne ihn wären wichtige historische Zeugnisse vermutlich in der Versenkung verschwunden. Bereits 2005 hatte er die komplette Sammlung (rund 20.000 Bilder) an das Universitätsarchiv verkauft, um sie für die Nachwelt zu erhalten. Er sei nicht froh darüber, die Bilder nun los zu sein, aber wenigstens habe er einen guten Partner gefunden, sagt er. Es handelt sich bei der Ausstellung um eine Zusammenarbeit zwischen dem Kulturhistorischen Museum und dem Archiv der Universität Rostock. Grundgedanke war es, die Arbeit des Archivs darzustellen und deren Wichtigkeit hervorzuheben. Das wurde auch in den Reden zu Beginn der Veranstaltung klar. Nachdem Steffen Stuth in seinen einleitenden Worten erzählt hatte, was die Ausstellung ausmache, schloss sich Karina Jens an. Sie verdeutlichte noch einmal, wie wichtig die Dokumentation des Vergangenen sei. „Karl Eschenburg ist einer der großen Chronisten, die Rostock und Mecklenburg-Vorpommern fotografisch festgehalten haben.“ Auch Professor Dr. Wolfgang Schareck, Rektor der Universität Rostock, richtete ein paar Worte an die Besucher. Die Bilder zeigten nicht nur die Architektur, sondern auch das herzliche Miteinander der Menschen, betont er. Es sei nicht selbstverständlich, dass sich Menschen in alltäglichen Situationen fotografieren ließen. Bettina Kleinschmidt vom Universitätsarchiv versuchte den besonderen Charme der Schwarz-Weiß-Aufnahmen zu entschlüsseln. Vielleicht sei es die allgegenwärtige Überflutung von Farben in unserem Alltag, die es für uns so schön mache, die historischen Aufnahmen zu betrachten. Die letzten Worte des Abends richtete Wolfhard Eschenburg an die Besucher. Er brachte eine persönliche Note in die Ausstellung, als er den Werdegang seines Vaters erläuterte. Dem Zuhörer wurde klar, wie schwer es zu jener Zeit gewesen sein musste, Fotos zu machen. Noch dazu in diesem großen Umfang. Als dann die zahlreich erschienenen Besucher in die Ausstellungsräume strömten, hörte man an fast jedem Bild jemanden seine Überlegungen anstellen. Von wo wurde es aufgenommen? Was hat sich verändert? Auch die beiden Rostockerinnen Ingrid Forstreuter und Ingrid Faust kamen nicht umhin sich zu fragen, was sie als Kinder davon vielleicht schon einmal gesehen hatten. „Es ist ganz toll, so etwas, was man als Kind nicht erfassen konnte, hier zu finden“, erzählt Frau Forstreuter mir. Aber nicht nur für Rostocker ist die Ausstellung eine Bereicherung. Wer auch einmal Lust auf eine kleine Zeitreise hat, sollte sich die Ausstellung im Kulturhistorischen Museum auf keinen Fall entgehen lassen. Der Besuch ist kostenlos und von Dienstag bis Sonntag immer von 10 bis 18 Uhr möglich. Außerdem findet am 27. Februar um 11:00 Uhr eine erste Sonntagsführung statt. Erstmals wird es im Rahmen der Ausstellung auch Abendveranstaltungen geben.
25. Februar 2011 | Weiterlesen
Uni Rostock: Stiftungsprofessur Windenergietechnik
Bei einer schwachen Brise aus Südosten wurde gestern in der Universität Rostock der Vertrag für eine Stiftungsprofessur für Windenergietechnik unterzeichnet. Der in Rostock ansässige Windanlagenhersteller Nordex will diesen Lehrstuhl an der Fakultät für Maschinenbau und Schiffstechnik in den nächsten fünf Jahren mit insgesamt 1,25 Millionen Euro finanzieren. Derzeit wird eine internationale Ausschreibung vorbereitet, damit die Professur bis zum kommenden Wintersemester besetzt werden kann. Ab dem Sommersemester 2012 sollen sich dann auch Studenten für einen gleichlautenden Masterstudiengang einschreiben können. Steigerung der Effizienz und Zuverlässigkeit der Windkraftanlagen sowohl auf dem Land als auch auf dem Wasser – das sind die technischen Herausforderungen, die Nordex nun gemeinsam mit der Universität angehen will. Derzeit beschäftigt sich das Unternehmen schon mit der Entwicklung neuer Schwachwindanlagen und einer neuen Generation von Offshore-Windrädern. „Bei so viel Forschung- und Entwicklungsaktivitäten sind wir auch zwingend darauf angewiesen, sehr eng mit einer Hochschullandschaft zusammenarbeiten zu können“, betont Nordex-Vorstandsvorsitzender Thomas Richterich. In Rostock sieht er dafür ideale Voraussetzungen. „Die Stiftungsprofessur sei jedoch nicht nur ein idealer Forschungspartner, sondern auch eine Bildungseinrichtung für den dringend gesuchten akademischen Nachwuchs“, so Thomas Richterich weiter, dem vor allem die anwendungsorientierte Ausrichtung des Lehrstuhls wichtig ist. So wolle man bei gemeinsamen Forschungsprojekten Labore und Testeinrichtungen zur Verfügung stellen. Immerhin verfügt Nordex bundesweit über den größten Teststand für Rotorblätter. Weitere Investitionen in diesem Bereich seien geplant. Eine hohe Attraktivität, auch für internationale Studierende, sieht Professor Dr. Egon Hassel, der mit etwa 20 Einschreibungen für den Masterstudiengang rechnet. „Die Windenergietechnik, die an den Bereich der Umwelttechnik grenzt, ist für die Studenten sehr lukrativ und wird intensiv nachgefragt“, schätzt der Dekan der Fakultät für Maschinenbau ein. „Dass wir heute in der Lage sind, in einem sehr innovativen Feld der Windenergietechnik eine Stiftungsprofessur einzurichten, ist in sofern etwas ganz Besonderes, weil wir nicht nur einen großen Forschungsauftrag bekommen, sondern damit im besten Sinne Forschung und Lehre miteinander verbinden“, betont Professor Dr. Wolfgang Schareck. Für den Rektor der Universität ist eine gute Lehre eine wesentliche Voraussetzung für die Entwicklung marktfähiger Produkte und der Schaffung von Arbeitsplätzen für die Absolventen. „Wir haben die Hoffnung, dass wir dadurch junge innovative Ingenieure im Land halten und vielleicht auch Nachwuchs für Unternehmen der Branche generieren“, so Wolfgang Schareck. Die Idee für diese Stiftungsprofessur ist vor eineinhalb Jahren im Verein Wind Energy Network entstanden, dem etwa 80 Unternehmen die Windenergiebranche angehören. Zukünftig will man auch berufsbegleitende Studiengänge einrichten, denkt der Vereinsvorsitzende Andree Iffländer schon weiter. Die Stiftungsprofessur ist zunächst für fünf Jahre geplant. Danach hat sich die Universität verpflichtet, den Lehrstuhl zu verstetigen.
25. Februar 2011 | Weiterlesen
Schillers „Die Räuber“ im Theater im Stadthafen
Wenn Jungschauspieler ihre erste richtige Bühnenluft schnuppern, dann lernen nicht nur sie etwas davon, weiß Jörg Hückler, Schauspieldirektor und Chefdramaturg des Volkstheaters Rostock. Deswegen gibt es auch in diesem Jahr wieder eine Koproduktion mit der Hochschule für Musik und Theater (HMT). So weht ein frischer Wind durchs Haus und die angehenden Schauspieler können von den alten Hasen lernen. Die diesjährige Inszenierung des Volkstheaters und der HMT steht im Zeichen der „Räuber“. In dem Drama von Friedrich Schiller geht es um einen Bruderzwist, der weitreichende Folgen hat. Während der Ältere in Leipzig studiert, schmiedet der Jüngere bitterböse Intrigen in der Heimat. Franz, der jüngere Bruder, ist neidisch auf seinen Bruder Karl, der reicher von der Natur beschenkt wurde als er. Er ist hübsch, hat die Frau, die Franz auch liebt und wird obendrein auch noch alles erben. Um diesen Missstand zu beheben, spinnt Franz ein Netz aus Lügen, die seinen Vater dazu bringen Karl zu verstoßen. Daraufhin wird dieser Hauptmann einer Räuberbande, um „den Armen zu helfen und die Unschuldigen zu rächen“, wie es im Programm heißt. Natürlich kommt es, wie es kommen muss, der Plan misslingt und die Räuber rutschen mehr und mehr ins Böse ab. Karl muss sich fragen: Ist es das, was ich wollte? Für die Schauspielstudenten der HMT ist es das erste längere Projekt. Bis jetzt spielten sie nur Zwanzig-Minuten-Stücke, erzählt Lysann Schläfke. Außerdem sei es das erste Mal, dass sie professionell arbeiten würden, berichtet Torsten Flassig weiter. Bisher mussten sich die Studenten immer alleine um alles kümmern. Bei dieser Produktion werden alle Arbeiten, wie die an Bühnenbild, Kostüm und Maske, für sie erledigt. „Am ersten Tag fühlte ich mich etwas verloren, mit so vielen Leuten, die an der Produktion beteiligt sind“, verrät mir Torsten. Natürlich unterscheidet sich die Welt des Theaters ein wenig von der der Hochschule. Es ginge nicht nur um die persönliche Weiterentwicklung, sondern auch ums Geschäft, sagt Samira Hempel. „Man macht das nicht nur für sich, sondern auch für den Zuschauer.“ Nichtsdestotrotz sind sich aber alle drei einig, dass sie sich den richtigen Beruf ausgesucht haben. „Es fühlt sich nach dem an, was ich später machen möchte“, sagt Torsten. Die Besonderheit in diesem Jahr ist, dass zum ersten Mal der gesamte Jahrgang in einem Stück zu sehen sein wird. Bisher wurde immer in Gruppen geteilt. Schaut man sich nun aber die Liste der im Drama auftauchenden Rollen an, wird man eins bemerken. Zehn Schauspielstudenten und ein gestandener Schauspieler sind eigentlich ein paar Personen zu viel für die Hauptrollen. Samira aber erzählt, dass „jeder die Möglichkeit hat, seinen Moment zu haben“. Wie aber ist das möglich? Wer das herausfinden will, sollte sich unbedingt das Stück ansehen. Die Premiere findet am Freitag, dem 25. Februar, im Theater im Stadthafen statt. Wer dafür keine Karte mehr ergattern kann oder keine Zeit hat, der bekommt vielleicht an einem anderen Tag seine Chance das Geheimnis zu lüften. Im Spielplan vorgesehen sind weitere Vorstellungen am 01., 03. und 05. März, sowie am 07., 14. und 20. April.
24. Februar 2011 | Weiterlesen
Forschungsverbund entwickelt neuartige Gefäßstützen
Lösen sich teure Dinge einfach so in Luft auf, haben meist Langfinger ihre Hände im Spiel. Es bedeutet Ärger, Laufereien und wird oft zu einem Fall für die Versicherung. Ganz anders sieht dies bei einer neuen Generation von medikamentenbeschichteten Gefäßstützen – sogenannten Stents – aus, deren Entwicklung gestern in Warnemünde vorgestellt wurde. Dass sie sich, nachdem sie ihren Dienst getan haben, von selbst rückstandslos auflösen, ist nicht nur eine weltweit gefragte Neuentwicklung, sondern auch ein großer Schritt für die Herzmedizin. Für Professor Dr. Heyo K. Kroemer von der Universität Greifswald stellt die Entwicklung derartiger biomedizinischer Produkte einen wichtigen Beitrag zur Versorgung der älter werdenden Bevölkerung dar. „Ein ganz überwiegender Teil der Probleme, die wir in den nächsten Jahren erleben werden, wird sich im Gefäßbereich abspielen. An allen Ecken und Enden wird bei den alten Herrschaften etwas zugehen, was wir mit den Stents offen halten können.“ Das beschränke sich langfristig nicht nur auf Herz und Gehirn, sondern schließt auch die Peripherie, wie die Beine, mit ein, so der Pharmakologe. Da es sich bei der Entwicklung dieser kleinen röhrchenförmigen Implantate, die im Falle von verengten Arterien eingesetzt werden, um ein hochkomplexes Produkt handelt, haben sich gleich mehrere Forschungseinrichtungen des Landes unter der Führung des Warnemünder Medizintechnikunternehmens Cortronik zusammengetan. Das 1998 gegründete Unternehmen erforscht und entwickelt vaskuläre Implantate und Stentdesigns. Auch mit den dazugehörigen Fertigungs- und Beschichtungstechnologien beschäftigt sich Cortronik. Schließlich handelt es sich bei diesen biomedizinischen Produkten nicht um Waren von der Stange. „Wir haben es hier mit einem Stent-Implantat zu tun, das an Komplexität gar nicht mehr zu überbieten ist“, stellt Dr. Carsten Momma von Cortronik fest. Bei dem Forschungsprojekt wird es deshalb unter anderem darum gehen, die Zeitabläufe der Auflösung der Gefäßstütze und des Medikamententrägers sowie die Medikamentenabgabe besser aufeinander abzustimmen. Außerdem will man die Medikamentenstents verbessern. Bisherige Probleme wie Brüche, unvollständige Medikamentenabgabe und unzureichendes Einwachsen, aber auch das Thromboserisiko sollen verringert werden. „Hierfür wollen wir einen speziellen Grundkörper entwickeln, der dann medikamentenfrei beschichtet wird. Das heißt, in diese Oberflächen sollen nano- oder mikroporöse Strukturen eingebracht werden, in denen das Medikament eingebettet ist“, erläutert Carsten Momma. Mit der Entwicklung dieser mikroporösen Oberflächenschichten wird sich die Fachhochschule Wismar beschäftigen. Die Schweißtechnische Lehr- und Versuchsanstalt Mecklenburg-Vorpommern wird an den speziellen metallischen Legierungen und Kunststoffen arbeiten. Das Warnemünder Institut für Implantattechnologie und Biomaterialien wird für die Etablierung von Prüf- und Analyseverfahren zuständig sein. Die Universitäten werden sich mit dem Rostocker Institut für Biomedizinische Technik und dem Greifswalder Institut für Pharmakologie vor allem mit Grundlagenforschungen und Überprüfungen einbringen. Für das Projekt mit einem Gesamtvolumen von 10,6 Millionen Euro, das auf drei Jahre angelegt ist, verteilte Wirtschaftsminister Jürgen Seidel gestern schon einmal Fördermittelbescheide in Höhe von insgesamt 6,1 Millionen Euro. Damit handelt es sich um das bislang größte Verbundforschungsprojekt seit 2007. „Sinn und Zweck unserer Verbundforschungsförderung ist es, den Fachkräften im Land Perspektiven aufzuzeigen. Hierzu gehören attraktive und wissensbasierte Jobs in Mecklenburg-Vorpommern“, betonte der Minister.
24. Februar 2011 | Weiterlesen
Projekt „Schule liest“ in Toitenwinkel gestartet
„Ihr werdet mit den Büchern nach Afrika kommen, nach Peru“, versprach Dr. Liane Melzer, Senatorin für Jugend und Soziales, Gesundheit, Schule, Sport und Kultur. Sie eröffnete gestern Morgen die Einführungsveranstaltung des Projektes „Schule liest“ in Toitenwinkel. Die gesamte Sporthalle war vollgepackt mit Schülern, die sich etwas ungeduldig anhörten, was denn die Erwachsenen zu erzählen hatten. Viel interessanter war natürlich die Band „Los Talidos“, die mit ihrer spanischen Musik für das musikalische Programm sorgte. Außerdem hatte die Klasse 2a der Schule unter der Leitung ihrer Klassenlehrerin Frau Pifrèment ein Programm einstudiert. Sie rezitierten Gedichte und sangen Lieder, allesamt zum Thema Buch. Das Projekt ist eine Kooperation zwischen der „Grundschule an den Weiden“ und dem Literaturhaus Rostock. Ein ganzes Jahr lang sollen die Schüler interaktiv an Projekten teilnehmen und so die Lust am Lesen entdecken. Darüber hinaus geht es aber auch um die Vielfalt der Kulturen, die Umwelt und die Natur. Die Kinder sollen auf altersgerechte Art und Weise vermittelt bekommen, tolerant und hilfsbereit zu sein. Zu diesem Zweck werden im Laufe des Projekts sechs Autoren aus ihren Büchern vorlesen. Zusätzlich wird den Kindern die Chance gegeben, sich aktiv mit den aufgegriffenen Themen zu beschäftigen. So werden freie Mitarbeiter des Literaturhauses mit ihnen zahlreiche Projekte durchführen, wie zum Beispiel Rollenspiele oder Buchwerkstätten. Die Idee habe schon länger im Raum gestanden, erzählt Juliane Holtz, zuständig für die Projektleitung zur Leseförderung im Literaturhaus. Man wollte ein innerschulisches Projekt anschieben. Was fehlte, waren wie so oft die Gelder. Dass am Ende die Grundschule in Toitenwinkel ausgewählt wurde, hat mehrere Gründe. Zum einen war es dem Literaturhaus ein Anliegen, den Kindern den Zugang zu Kultur zu ermöglichen. Da die Schule nicht in der Innenstadt liege, sei es schwerer innerhalb der Schule Kultur zu entdecken, erzählt Gutrune Baginski vom Literaturhaus. In Toitenwinkel sei das Angebot einfach nicht vorhanden. Was natürlich auch nicht ungelegen kam, war die Förderung für Projekte im Stadtteil Toitenwinkel durch die „Rostocker Gesellschaft für Stadterneuerung, Stadtentwicklung und Wohnungsbau“. Ein weiterer Förderer des Projekts ist unter anderem das Unternehmen „dm-drogerie markt“. Dieses hatte zusammen mit der Deutschen UNESCO-Kommission zum Wettbewerb „Ideen Initiative Zukunft“ aufgerufen. Das Literaturhaus hatte sich mit seinem Projekt „Schule liest“ dort beworben und durfte sich in einer der Rostocker Filialen präsentieren. In einer Auslosung entschieden die Kunden, dass die Förderung in Höhe von 1.000 Euro in das Leseprojekt fließen solle. So dürfen sich nun also Kinder, Lehrer und Mitarbeiter des Literaturhauses auf ein interessantes Jahr freuen. Genau wie die Bücher, denn wie Juliane Holtz in ihrer Rede sagte: „Bücher freuen sich am meisten darüber, mit Kinderaugen gelesen zu werden.“
23. Februar 2011 | Weiterlesen
Volkstheater Rostock: Schließung des Großen Hauses
Der letzte Vorhang ist gefallen, das Volkstheater Rostock schließt. Nicht ganz und nicht für immer, doch mindestens bis zum Ablauf der aktuellen Spielzeit Ende Mai muss das Rostocker Theater auf seine größte und wichtigste Spielstätte verzichten – das Große Haus. Hauptproblem sind die gravierenden Mängel beim Brandschutz. Bereits 1942 wurde das Große Haus zur zentralen Spielstätte, Mitte der 70er gab es die letzten großen Umbaumaßnahmen. Seit der Wende finden regelmäßige Brandschauen nach der Versammlungsstättenverordnung statt, erläuterte Bausenator Holger Matthäus. Alle dabei aufgezeigten Mängel seien immer umgehend beseitigt worden. So erfolgte etwa die Direktaufschaltung der Brandmeldeanlage beim Brandschutz- und Rettungsamt, Brandlasten wurden aus Fluren und wichtigen Räumen entfernt, es wird keine Pyrotechnik mehr verwendet und zusätzlich wurden Brandschutzhelfer an wichtigen Stellen im Volkstheater postiert. Nach den letzten Brandschauen sei jedoch eine Reihe baulicher und technischer Mängel festgestellt worden, die abgestellt werden müssen, um einen gefahrlosen Betrieb sicherzustellen. „Es kann nicht ausgeschlossen werden“, so Matthäus, „dass es im Brandfall zu Situationen kommt, die wir nicht beherrschen.“ Eine nicht mögliche Trennung in Brandabschnitte, fehlende Brandschutztüren und Rauchabzüge wurden ebenso bemängelt wie nicht vorhandene zweite Rettungswege bei einer Reihe von Nutzungseinrichtungen des Hauses. Aber auch auf den ersten Blick scheinbar kleine Probleme dürften erhebliche bauliche Maßnahmen nach sich ziehen. Offene Leitungsdurchbrüche in den Wänden sorgen laut Matthäus dafür, „dass wir die gesamte Elektrik im Haus anfassen müssen.“ Daher könne derzeit weder ein Zeitrahmen für den Bauablauf bestimmt, noch etwas zu den Kosten gesagt werden. Experten arbeiten derzeit an Lösungsvorschlägen. Die Summe dieser ganzen technischen und baulichen Mängel ist so groß, dass erhebliche Maßnahmen notwendig sind. Ein Weiterbetrieb, bei dem sichergestellt ist, dass nichts passiert, sei in der jetzigen Form nicht möglich, erläuterte der Bausenator. Es sei eine der schwersten Entscheidungen, erklärte auch Oberbürgermeister Roland Methling, doch „die Sicherheit der Besucher des Volkstheaters Rostock, die Sicherheit der Schauspieler und der Künstler in diesem Haus geht vor“, betonte das Stadtoberhaupt und legte Wert darauf, dass das Bekenntnis der Hansestadt Rostock zum Volkstheater bestehen bleibt. Auch wenn keine Einsturzgefahr für das Große Haus besteht, werden die Bühnen der größten Spielstätte des Volkstheaters Rostock in den nächsten Monaten leer bleiben. Das hat Konsequenzen – sowohl für den Spielbetrieb als auch für die Besucher. Bereits das für morgen geplante Konzert der Pasternack-Big-Band wird in die Stadthalle verlegt. „Wir bemühen uns um Ersatz, solange das Große Haus nicht bespielbar ist“, versichert Intendant und Geschäftsführer Peter Leonard: „Wir sind für Sie da!“ Karten und Abonnements behalten vorläufig ihre Gültigkeit. Und auch die Mitarbeiter des Volkstheaters müssen sich keine Sorgen um ihren Arbeitsplatz machen, unterstrich Kultursenatorin Dr. Liane Melzer.
22. Februar 2011 | Weiterlesen
Rüdiger Fuchs: „Gombroman. Meine Dosis Polonium“
„Gombroman“, das ist nicht nur der Titel seines Buchs, sondern auch die Beschreibung des Autors selbst. Er sei gombroman, gibt Rüdiger Fuchs zu. Er habe sich fast schon manisch mit der Person Witold Gombrowicz beschäftigt. Fünf Jahre hat er damit verbracht, alles über den polnischen Autor herauszufinden und auf dessen Spuren zu wandeln. Herausgekommen ist ein Buch, das nicht so richtig ein Roman ist, aber eben doch ein bisschen. Der Autor selbst sagt, über die Form des Buches lasse sich streiten. Rüdiger Fuchs begann seine Lesung mit dem ersten Kapitel seines Buches. In diesem erzählt er, wie er überhaupt zu Gombrowicz kam. Er sei in einer nächtlichen Sendung des Deutschlandfunks über diesen Namen gestolpert. Auch wenn nichts von dem Gesagten in seinem Gedächtnis geblieben war, so doch eine Vorstellung. Die Vorstellung, dass die Werke Gombrowiczs hermetisch seien. Es schien bereits eine große, nach außen abgeschlossene Fangemeinde zu geben, der Fuchs unter keinen Umständen beitreten wollte. Sein Interesse aber blieb doch irgendwie bestehen und es reizte ihn herauszufinden, wie, nicht was, Gombrowicz schrieb. So habe er also immer wieder stichprobenartig in dessen Romane rein gelesen. Letztendlich muss der Stil dann ja doch eine gewisse Anziehungskraft auf ihn ausgeübt haben. Ansonsten hätte die gestrige Lesung im Peter-Weiss-Haus wahrscheinlich nicht stattgefunden. Nachdem Rüdiger Fuchs seinen ersten Ausschnitt beendet hatte, erzählte er ein wenig so über Gombrowicz. Dessen letzte Idee sei es gewesen, über Schmerz zu schreiben. Auch die darin auftretenden Personen hatte er bereits konzipiert. Ein Mann und eine Fliege. Bloß aufschreiben konnte er dies nicht mehr, da er vorher verstarb. Fuchs nutzte eben diese Idee als Inspiration für sein eigenes Werk. Nicht zuletzt das Titelbild – ein Mann mit einer übergroßen Fliege auf der Schulter – verrät genau diesen Hintergrund. Inwieweit dieses Thema in seinem Buch auftaucht, verriet Fuchs mit dem nächsten Ausschnitt, den er vorlas. Er entführt die Zuhörer in das „Institut für Nachhaltige Bioökometrisch-genomodigitale Insektenforschung“, das er in der Geschichte in Rostock angesiedelt hat. Der Fliegenforscher Goldbach beschäftigt sich in diesem Institut mit der Sprache der Fliegen. Dem Zuhörer präsentierte Fuchs einen Fetzen aus dem alltäglichen Laborleben, in dem man fast teilhat an der „Sternstunde der Fliegenlinguistik“. Kern der Handlung rund um Goldbach ist jedoch eigentlich dessen Lektüre eines Textes, der sich mit Witold Gombrowicz beschäftigt. Die Erzählung über Goldbach macht aber nur einen Bruchteil des Buches aus. Weitere Elemente sind Reiseberichte von Fuchs, die dieser auf den Spuren von Gombrowicz verfasste. Der Autor selbst erzählte, dass, wenn man sich fünf Jahre mit einer Person beschäftige, man automatisch „immer Verknüpfungen mit allem, was einen umgibt“ suche. So fanden also auch die Gedanken des Autors über dies und jenes ihren Weg auf die Seiten seines Buches. So erfuhr der Zuhörer zum Beispiel etwas über Fuchs‘ Ansichten zur Plastikverpackung von Hardcover Büchern und den kuriosen Zusammenhang mit ihrem Wert. Besonders diese Erklärung entlockte dem Publikum den ein oder anderen Lacher. Abgesehen davon finden sich noch viele weitere Beobachtungen in „Gombroman“, die sicherlich auch alle durchaus komisch sind. Die Prognose des Autors, es würden nach dem Lesen garantiert Fragen offenbleiben, kann ich nur teilweise zustimmen. Fakt ist, dass das Buch eine ungewöhnliche Fülle an Themen aufweist. Wie er selbst sagte, habe ihn diese Vielgestalt des Buches beim Auswählen der Kapitel in Schwierigkeiten gebracht. Damit es dem Leser etwas besser erginge, habe er sich eigens ein Leser-Leitsystem einfallen lassen. Jeder Bereich ist gekennzeichnet und so kann der Leser selbst entscheiden, ob er alles lesen möchte, oder nur ausgewählte Teile. Wer zum Beispiel keine Reiseberichte mag, könne diese einfach überspringen. Im anschließenden Gespräch mit Dr. Wolfgang Gabler vom Literaturhaus gibt er allerdings zu, dass der Leitfaden schon etwas ironisch gemeint war. Ihm als Autor wäre es natürlich am Liebsten, wenn das Buch von Anfang bis Ende in einem Stück gelesen würde. Außerdem habe er auch schon Rückmeldungen von Lesern bekommen, die die Benutzung des Leitfadens verwirrender fänden als die Lektüre in einem Stück. Aufgabe des Gesprächs sollte vor allem die Beantwortung etwaiger offener Fragen sein, die ja prognostiziert wurden. Man hatte jedoch oft das Gefühl, dass die Interpretationen von Gabler weitergingen, als die eigentlichen Gedanken des Autors. So bescheinigte Wolfgang Gabler Fuchs dessen „vollkommene Kompromisslosigkeit in seiner ästhetischen Radikalität“. Diese würde seine Liebe zur Literatur sichtbar machen. Darauf sagte Rüdiger Fuchs nur: „So radikal bin ich gar nicht.“ Er fühle sich natürlich geschmeichelt, aber die Radikalität sei nicht geplant gewesen. Dem Zuhörer wurde im Laufe des Abends klar, dass es viele Parallelen zwischen Gombrowicz und Fuchs zu geben scheint. Nicht zuletzt auch wegen der gemeinsamen Abneigung gegen jegliche Regeln und Normen. Fuchs sagt über sich selbst, all die Dinge, die man beim Schreiben nicht tun sollte, reizten ihn besonders. Er tue grundsätzlich genau das Gegenteil, fast schon zwanghaft. So erklärt sich also auch die unkonventionelle Form seines Werkes. Dem Leser jedenfalls wird das Buch, denke ich, eine Reihe an Lachern bescheren. Wer sich also von der Vielschichtigkeit noch nicht abgeschreckt fühlt und erfahren möchte, ob es Goldbach gelingt die Fliegensprache zu entschlüsseln, der sollte es unbedingt lesen. Als kleines Extra kann man auf der Internetseite des Charlatan-Verlags Fotos zu Rüdiger Fuchs Reiseberichten in Augenschein nehmen.
22. Februar 2011 | Weiterlesen
21. OstseeMesse 2011 in Rostock
Essen, Wohnen, Mode oder Freizeit – das Genießerherz wird ab kommendem Mittwoch wohl wieder höher schlagen, denn dann öffnet die 21. Ostseemesse ihre Pforten. Die Verbraucherschau zählt zu den größten Messen in Mecklenburg-Vorpommern. Auf einer Fläche von rund 10.500 qm werden 224 Aussteller in der Hanse-Messe in Schmarl ihre neusten Produkte und Dienstleistungen präsentieren. Diese kommen nicht nur aus unserem und anderen Bundesländern, auch Unternehmen aus Tschechien, Polen, Österreich, den Niederlanden und Belgien haben den Weg nach Rostock gefunden. Besondere Aufmerksamkeit gilt in diesem Jahr dem Land Italien. So wird neben einer Gemeinschaftspräsentation auch die 9. Blumenschau unter dem Motto „Bella Italia“ stehen. Mit Zitrusfrüchten, Wein und Oliven wird das beliebte Reiseziel am Mittelmeer in den drei Bereichen „Küche, Liebe und Kultur“ floristisch dargestellt, verrät Katrin Kröber vom Blumenschau-Team. Auch beim Floristen-Wettbewerb zum Thema „Amore“ und „Viva Italia“ wird das Schwerpunktland der diesjährigen Ostseemesse wieder aufgegriffen. Italienischen Charme soll auch Rocco Giacobbe an den ersten drei Messetagen versprühen. Der „Vollblutitaliener“, wie er von Annett Liskewitsch von der Rostocker Messe- und Stadthallengesellschaft angepriesen wird, verbindet in seiner Show seine beiden Leidenschaften Kochen und Singen. Den Besuchern wird er Rezepte aus seiner Heimat nach Melodien von Eros Ramazotti und Adriano Celentano vortragen und die Speisen dabei natürlich auch gleich zubereiten. Der singende Koch aus Italien ist jedoch nur ein Höhepunkt des diesjährigen kulturellen Rahmenprogramms. Tanzdarbietungen von Rostocker Kinderensembles, Livemusik von regionalen Bands und Kostproben aus aktuellen Stücken des Volkstheaters sollen ebenfalls für Unterhaltung sorgen. Bewährt und bekannt auf der traditionsreichen Ostseemesse sind auch der Blutspendedienst des Deutschen Roten Kreuzes Rostock, Modenschauen, die Aktionsstände mit „Radio und Fernsehen zum Anfassen" oder die Leselounge. Auch einen Kunsthandwerkermarkt und einen Kreativmarkt wird es geben. Bei Letzterem kann man gleich selbst die neuen Produkte ausprobieren und schöpferisch tätig werden. Für alle Sinne sollte es also vielfältige Anregungen geben auf der 21. Ostseemesse, die vom 23. bis zum 27. Februar in der Hanse-Messe in Schmarl stattfindet. Traditionell beginnt sie am Mittwoch mit einem Tag der offenen Tür, an dem der Eintritt für alle Besucher frei ist.
21. Februar 2011 | Weiterlesen
25 Jahre nach Tschernobyl – Menschen – Orte – Solidarität
Tschernobyl, das bedeutet übersetzt „dunkle schwarze Geschichte“. Und leider beschreiben diese Worte genau das, was sich am 26. April 1986 im Kernkraftwerk Tschernobyl ereignete. In Folge einer Kernschmelze und Explosion im Reaktorraum kam es zum Super-GAU. Bis heute gilt der Unfall als schwerste nukleare Havarie in der zivilen Nutzung der Atomkraft. Im April dieses Jahres jährt sich das Unglück bereits zum 25. Mal – und gerät zunehmend in Vergessenheit, insbesondere bei der jungen Generation, die die Zeit nicht selbst miterlebt hat. Genau an dieser Stelle setzt die Ausstellung „25 Jahre nach Tschernobyl: Menschen – Orte – Solidarität“ an, die gestern Nachmittag in der Werkstattschule in Rostock eröffnet wurde. Vor allem junge Menschen sollen für das Thema Atomkraft sensibilisiert und die Öffentlichkeit informiert und aufgeklärt werden, um zu verhindern, dass das Unglück in Vergessenheit gerät. Dabei ist den Ausstellungsmachern der persönliche Aspekt der Ausstellung besonders wichtig. Es geht nicht so sehr darum, alle Details des Unglückshergangs zu beleuchten, vielmehr soll das Schicksal der Menschen, die auch heute noch mit den Folgen zu kämpfen haben, in den Mittelpunkt gestellt und Solidarität geweckt werden. Mit Adam und Klaudia Waranets waren deshalb auch zwei Zeitzeugen persönlich anwesend, die nach dem Reaktorunfall als Liquidatoren eingesetzt wurden. Waranets erzählte, wie die Regierung der ehemaligen Sowjetunion die Bevölkerung für ganze zwei Wochen in Unkenntnis gelassen und anschließend nur die Kinder evakuiert hatte. Damals glaubten die Staatsoberhäupter noch, die Folgen der Katastrophe durch einfache Aufräumarbeiten neutralisieren zu können. Eine fatale Fehleinschätzung, denn tatsächlich sind die Folgen heute lebendiger als vor 25 Jahren. Folgen, an die Waranets tagtäglich erinnert wird, da auch seine Kinder und Enkelkinder an Schilddrüsenkrankheiten leiden. „Wir hätten die Ausstellung auch 25 Jahre Tschernobyl nennen können, denn es ist noch nicht vorbei“, erinnerte auch Ausstellungsmacherin Sabrina Bobowski vom Internationalen Bildungs- und Begegnungswerk Dortmund (IBB) an die langfristigen Schäden, die durch die Katastrophe entstanden sind. Ursula Timm vom Verein Ferien für Kinder von Tschernobyl hob in ihren einleitenden Worten ebenfalls den persönlichen Aspekt der Ausstellung hervor: „Es geht nicht nur um die Erinnerung, sondern auch um die Verbundenheit mit den Menschen.“ Schließlich sind es von hier aus gerade einmal 1.400 km bis nach Tschernobyl – viel näher als es vielen wahrscheinlich bewusst ist. Des Weiteren betonte sie aber auch, dass es darum gehe, „Zeichen zu setzen, gegen die Gleichgültigkeit der Energiepolitik“, da das Thema Atomkraft nicht zuletzt durch die Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke in Deutschland aktuell ist wie lange nicht mehr. „Wir haben den Eindruck, dass Tschernobyl aus den Diskussionen um die Zukunft der Energieversorgung bewusst herausgehalten wird“, äußerte sich Sabrina Bobowski in ähnlicher Weise. Allerdings unterstrich sie auch, dass Tschernobyl ein Thema sei, das vielen Menschen parteiübergreifend ein Anliegen sei. So ein Mensch ist beispielsweise Dr. Helga Knopf, die an der Werkstattschule Physik unterrichtet und die sich mit dafür verantwortlich zeichnet, dass die Ausstellung in den Räumlichkeiten der Schule stattfindet. Im Rahmen ihres Unterrichts behandelt sie regelmäßig das Thema Kernphysik, wobei sie zu bedenken gab, „dass es nicht ausreicht, das Thema nur von der Physik her anzugehen, sondern auch von der Ethik.“ Das Konzept der Ausstellung stellt eine Kombination aus Sach- und Fotoausstellung dar, die durch zahlreiche Filmausschnitte und Zeitzeugenberichte ergänzt wird. Darüber hinaus können eine Broschüre mit allen Informationen sowie ein Fotoband erworben werden. Wer die Ausstellung besuchen möchte, sollte sich beeilen, denn sie wird nur bis zum 25. Februar zu besichtigen sein. Darüber hinaus haben die Veranstalter für jeden Tag weitere interessante Programmpunkte organisiert. So wird es heute den Film „Tschernobyl – der atomare Schrecken“ von Bernd Dost zu sehen geben, inklusiv anschließendem Filmgespräch. In den nächsten Tagen wird es einen Vortrag mit anschließender Diskussion über das Für und Wider zur Atomkraft, Berichte und Gespräche mit Zeitzeugen, eine Dokumentation zum Thema Atommüll und einen Nachmittag der Begegnung mit Tschernobyl-Initiativen aus Mecklenburg-Vorpommern geben. Der Eintritt ist übrigens kostenlos.
21. Februar 2011 | Weiterlesen
3. Electrocution Festival im M.A.U. Club
Ganz im Zeichen elektronischer Musik stand der M.A.U. Club am gestrigen Abend. Zum dritten Mal wurde dort das Electrocution Festival ausgetragen. Fünf Bands und zwei DJs waren angetreten, um die Tanzfläche zum Kochen zu bringen. Den Anfang machten EDriver 69, die zum ersten Mal beim Electrocution Festival auftraten. Musik machen die drei Wahlberliner allerdings schon seit 15 Jahren. Ihren Stil beschreiben sie als „EBM mit ein bisschen mehr Groove. Nicht einfach nur Four to the Floor.“ Auf die Frage, was man von ihrem Auftritt an diesem Abend erwarten könne, antworteten sie nur: „Wir wollen heute einfach mal die Sau raus lassen. Einfach Spaß haben.“ Eine Vorgabe, die offensichtlich aufging, da das Publikum von Anfang an gut mitging. Nach einer kurzen Umbaupause betraten anschließend „Prager Handgriff“ die Bühne, ein Projekt, das bereits seit Anfang der 90er Jahre existiert und in diesem Jahr ein neues Album herausbringt. Mit ihrem ersten Song legten sie die Marschroute für den weiteren Abend fest und erklärten das M.A.U. zur Elektrorepublik. Mit den Schweden von Container 90 wurde es anschließend etwas punkiger. Die Band, die von Projekten wie der Deutsch Amerikanischen Freundschaft beeinflusst ist, vereint den EBM Stil mit Elementen aus Punk und Hardcore „Die Punk Attitüde ist sehr wichtig für uns“, betonten sie. Nach dem folgenden Auftritt von Mastertune bildete mit Absolute Body Control ein echtes Urgestein elektronischer Musik den Abschluss des Abends. Das Projekt der beiden Belgier Dirk Ivens and Eric Van Wonterghem existiert bereits seit Ende der 70er Jahre. Nach der Trennung in den 80ern folgte vor einigen Jahren die Reunion und ein neues Album namens „Shattered Illusion“. Wer dann noch nicht müde war, der konnte bei der anschließenden Party mit DJ Drill und Matze noch bis in die Morgenstunden weiterfeiern.
20. Februar 2011 | Weiterlesen
Verleihung des Projektpreises HMT-Interdisziplinär 2011
Mal über den Tellerrand schauen und sich nicht in seinem gewählten Studienfach einigeln, davon sollen auch Studierende der Hochschule für Musik und Theater (HMT) profitieren. Um hochschulinterne, institutsübergreifende Projekte zu fördern, hat die Hochschule dafür den Wettbewerb „HMT Interdisziplinär“ ins Leben gerufen. Bereits zum fünften Mal brachten Studierende aus den drei Instituten der Hochschule für Musik und Theater (HMT) Schauspiel, Musik und Musikpädagogik/Musikwissenschaften gemeinsam ein Stück auf die Bühne. In diesem Jahr traten insgesamt 31 Studierende mit sieben Projekten an. Der Clou an der ganzen Sache: Sie mussten alle ohne die helfenden Hände ihrer Dozenten arbeiten. Eine weitere Teilnahmebedingung war, dass Studenten aus mindestens zwei Instituten innerhalb einer Gruppe vorhanden sein mussten. Als Belohnung für ihre mehrmonatige Zusammenarbeit winkten Preisgelder von insgesamt 6000 Euro. Am Samstagabend wurden schließlich im Katharinensaal der HMT die Preise an die drei Erstplatzierten verliehen. Auch zwei Sonderpreise hatte die Jury, die sich hauptsächlich aus Hochschullehrern zusammensetzte, zu vergeben. Einer davon wurde für eine „hervorragende Projektidee“ verliehen, und zwar an das Projekt „Ehre deinen Vorgesetzten“. Zum Zweiten wurden die Auszubildenden der Bühnentechnik geehrt, für ihre künstlerische Mitarbeit bei den Stücken. Die eigentlichen Premieren aller Stücke hatten bereits in den vorangegangenen Tagen stattgefunden. Nach der Preisverleihung am Samstag wurden jedoch noch einmal die besten drei Stücke präsentiert. Den zweiten Platz teilten sich zwei sehr unterschiedliche Projekte. Im Nachhinein betrachtet kann man vielleicht sagen, dass beide einen Kampf zum Thema hatten. Während es bei „UBU ROI“ um den Machtkampf ging, stand bei „Das Quaken einer Ente erzeugt kein Echo“ der Kampf mit der Unsicherheit im Vordergrund. Dabei hatten beide Gruppen einen ganz unterschiedlichen Weg der Darstellung gewählt. Bei „UBU ROI“ geht es kurz und knapp gesagt darum, dass Vater UBU auf Drängen seiner Frau den König von Polen stürzen will. Als ihm das gelingt, nutzt er seine Macht aus, um sich ein bequemes Nest zu bauen. Dafür trifft er Entscheidungen, die allen anderen nicht gefallen, wird sogar zum Tyrannen. Die Lösung des Problems, er muss ebenfalls abgeschafft werden. Das Theaterstück basiert auf einer viel längere Originalfassung des französischen Schriftstellers Alfred Jarry. Dass gekürzt wurde, fiel jedoch nicht auf, denn das Ergebnis machte die Aussage trotzdem deutlich und wirkte nicht unvollständig. Besonders die interaktive Einbeziehung des Publikums war sehr gelungen. So war der Satz aus dem Programm – „Kommen Sie hoch auf die Bühne!“ – kein Scherz. Ein Teil des Publikums fand seine Plätze tatsächlich direkt neben der Bühne und musste seinen Teil zur Vorführung beitragen. Ganz ohne Hilfe des Publikums kam das Stück „Das Quaken einer Ente erzeugt kein Echo“ aus. Es kam ohnehin viel ruhiger und nachdenklicher daher. Die meiste Zeit über stand einer der Studenten auf der Bühne und hielt einen Monolog, der es jedoch immer in sich hatte. Es ging um die Unsicherheit, die sich in unserer heutigen Gesellschaft immer häufiger zur Hintertür hineinschleicht. Dabei lag der Fokus darauf, zu zeigen, in welcher Verkleidung dieses Gefühl auftauchen kann. Mal kommt es aus einem Selbst und gleich im nächsten Moment überfällt es einen von außen. Auf eindrucksvolle Weise wurde dem Zuschauer das Gefühl der Angst nahe gebracht. Man konnte es nachvollziehen, denn auch wenn nur in Teilen, so fand man sich doch irgendwo wieder. Der Eine in den so schön klingenden Beschreibungen der Vergangenheit. Der Nächste in der von zu vielen Informationen angefüllten Welt, in der wir ständig über das Handy erreichbar sind und es sein müssen. Am Ende des Stücks plädierten die Studenten dafür, dass eine Katastrophe passieren müsse. Sie sagen, es gäbe zu viele Menschen auf dieser Welt, um noch etwas Besonderes zu sein. Den Abschluss bildete eine Wand aus Pappkartons, von denen jeder Einzelne die Aufschrift „Quak“ trug. Was die Gleichplatzierung der beiden Stücke anging, war das Publikum anscheinend unterschiedlicher Meinung. Gabriele Prechtel sagte: „Ich fand das erste Stück besser, weil es viel lebendiger war.“ Ihr Mann, Walther Prechtel, sah das etwas anders: „Ich fand beide gut, für mich gab es kein Ranking zwischen den Stücken.“ Auf die Siegergruppe waren beide gleichermaßen gespannt, so wie wohl alle, die nach der Pause wieder zurück in den Katharinensaal strömten. „Brüderchen, komm tanz mit mir …“ wird wohl für alle Zuschauer nie wieder nur ein Kinderlied sein, wage ich zu behaupten. Denn in dem gleichnamigen Siegerstück haben dieses Brüderchen und Schwesterchen nicht mehr viel gemeinsam mit dem unschuldigen Lied. Schon als Kindern wurde Elisabeth und Paul gesagt, sie kämen sofort in die Hölle, wenn sie sich irgendwie körperlich nahe kämen. Gleich in der ersten Szene dachte man, man hätte ein Paar vor sich auf der Bühne. Gleich darauf erfuhr man aber, dass es sich um Bruder und Schwester handelte. So vergaß man kurz den ersten Eindruck, natürlich nicht für lange. Denn immer wieder wurde man darauf gestoßen, dass zwischen den beiden mehr ist, als da sein sollte. Zu allem Überfluss verstrickten sich dann aber auch andere Personen in diese unerlaubte Liebe. Immer wieder bot sich den Geschwistern die Flucht aus ihrer eigenen kleinen Welt, in der sie sich versteckten. Und doch endete das Stück letztlich mit ihrem Tod. Freiwillig, um sich endlich richtig nahe sein zu können. Mir kam es so vor, als wären die unausgesprochenen Dinge viel wortgewaltiger als die, die wirklich gesagt wurden. Und die Kleinigkeiten, wie die Auswahl der Kostüme, waren die eigentlich großen Dinge. Alle vier Studenten trugen die gleichen roten Shorts und blauen T-Shirts. Von Zeit zu Zeit wurde dann allerdings auch mal eine Jacke darüber gezogen oder eine Hose übergestreift. So konnte man zu jeder Zeit sehen, wer sich gerade in welcher Welt aufhielt. In der Elisabeth-und-Paul-Welt oder außerhalb davon. Zugehörig zu einem der beiden oder losgelöst. Man kann im Großen und Ganzen also sagen, es war ein sehr gelungenes Projekt, bei dem viele schöne Momente entstanden sind. Axel Meier, ein Erstsemester der Hochschule, könne sich nach seinem Mitwirken bei „UBU ROI“ durchaus vorstellen wieder mitzumachen, verrät er mir. Man darf also auch im nächsten Jahr wieder gespannt sein, wenn die HMT zur Verleihung des Projektpreises ruft. Wer weiß, was den Zuschauer dann wohl alles erwartet.
20. Februar 2011 | Weiterlesen
Das Zigeunerlager zieht in den Himmel
„Das Zigeunerlager zieht in den Himmel“ ist eigentlich ein russischer Film aus dem Jahr 1976, in dem es um eine tragische Liebesgeschichte zwischen einem Zigeunermädchen und einem Pferdedieb geht. Allerdings dienten der Film und die zugehörige Musikproduktion ebenfalls als Vorlage für Natascha Osterkorns gleichnamiges Konzertprogramm, mit dem sie gestern Abend auch in Rostock gastierte. Dabei stellte Osterkorn, die als Kind bei ihrer Großmutter, einer Roma-Zigeunerin, aufgewachsen ist, auch ihre mittlerweile dritte CD „Always happy“ vor. Bis auf den letzten Platz war die Bühne 602 gefüllt, als die studierte Pianistin mit ihren beiden Mitstreitern Vadim Kulitzkii (Gitarre) und Oljek Matrosov (Gitarre und Balalaika) die Bühne betrat. „Wir freuen uns sehr, dass Sie zum Lagerfeuern gekommen sind“, begrüßte sie zunächst das Publikum, bevor es auch gleich mit dem ersten Stück losging. Schließlich mag Natascha Osterkorn keine Ruhe. Gespielt wurden traditionelle russische Zigeunerlieder, in denen es, passend zur Handlung des Films, meistens um tragische, mal um glückliche Romanzen und natürlich die Liebe an sich geht. „So ist das bei Zigeunerliedern. Fast alle Lieder sind über die Liebe“, klärte die Sängerin das Publikum über den Inhalt der Lieder auf. Und so erfährt man im Laufe des Abends beispielsweise, was ein Zigeuner bei minus 40 °C nachts im Wald macht. Irgendeine Idee? Nein? Er sucht natürlich seine Frau. Oder dass ein Zigeuner, der heiraten möchte, zunächst sehr lange eine Frau sucht. Findet er sie schließlich, geht alles ganz schnell und es wird sofort geheiratet – manchmal auch ohne zu fragen. Vor jedem Lied erzählte Natascha Osterkorn kleine Anekdoten über deren Inhalt und entlockte dem Publikum damit einige Lacher, nicht zuletzt weil ihre beiden Mitmusiker auch schon mal als Vögelchen oder Pferd in die Geschichten eingebaut wurden. Langeweile kam jedenfalls zu keinem Zeitpunkt auf, auch weil die drei Musiker mit so viel Spielfreude auftraten, dass sie das Publikum im Handumdrehen für sich gewannen. Und was sagte Letzteres nun zum Konzert? „Ich habe sie schon mal gesehen und finde sie klasse“, äußerte sich Karola Schlemmer während der Pause. Für Viola Straube war es ebenfalls ein gelungener Abend: „Ich bin begeistert. Ich bin hundemüde hier angekommen und die Begeisterung ist sofort übergeschwappt. Es belebt.“ Zudem zeigten sich die Gäste beeindruckt von Kulitzkiis virtuosem Gitarrenspiel und betonten, wie perfekt die Musiker aufeinander eingespielt waren. Bei so viel Begeisterung durfte natürlich eine Zugabe am Ende nicht fehlen und da das Publikum gar nicht aufhören wollte mit Applaudieren, kehrten Osterkorn und ihre beiden Begleiter gleich drei Mal auf die Bühne zurück, um noch ein Lied zum Besten zu geben, bevor das Konzert dann wirklich zu Ende ging.
19. Februar 2011 | Weiterlesen
Gedenkfeier für Jo Jastram in der Nikolaikirche
Zum Gedenken an den Anfang Januar verstorbenen Bildhauer Jo Jastram fand heute in der Nikolaikirche eine öffentliche Trauerfeier statt. Etwa 600 Gäste waren der Einladung der Familie gefolgt, darunter Verwandte, Freunde, Kollegen und viele Menschen, die seine Kunst schätzen. Mit einem großen Strauß weißer Lilien und Kerzenlicht war die Nikolaikirche schlicht geschmückt. Zwei große Fotos – ein Porträt Jastrams und eins von seinem Atelier – erinnerten an den Künstler und seine Arbeit. Im Vordergrund war seine Plastik „Charons Nachen“ aufgestellt. Diese war „2005 aus dem Nachdenken über die körperliche Vergänglichkeit entstanden“, erinnerte Professor Dr. Horst Klinkmann. Neben dem Mediziner kamen der Maler Ronald Paris, der Jastram-Schüler und Bildhauer Michael Mohns sowie der Schriftsteller Volker Braun als enge Freunde und Weggefährten ebenfalls zu Wort. In bewegenden Reden würdigten sie Jo Jastram als Künstler und Menschen. Musikalisch gestaltet wurde die Gedenkfeier von einer Sängerin und einem Streichquartett der Hochschule für Musik und Theater, die Werke von Vivaldi, Händel und Bach präsentierten. Jo Jastram war am 7. Januar im Alter von 82 Jahren gestorben. Im Kreise seiner Familie wurde er am 7. Februar auf seinem Grundstück in Kneese bei Bad Sülze beigesetzt. Sein Lebenswerk umfasst eine Fülle von Plastiken und Reliefs, in denen er vor allem Menschen und Tiere figürlich darstellte und mit denen er auch international Aufmerksamkeit erlangte. In vielen Orten Norddeutschlands schmückt das Werk des gebürtigen Rostockers öffentliche Plätze. So hat er zuletzt für Ribnitz-Damgarten das Bronzeensemble „Der Zirkus kommt“ geschaffen. Neben dem zentral gelegenen „Brunnen der Lebensfreude“ in Rostock gibt es in unserer Hansestadt noch viele andere Figuren und Reliefs von Jo Jastram. In der Rostocker Kunsthalle erinnert derzeit eine Gedenkausstellung im Atrium an den Bildhauer. 23 Plastiken aus der Sammlung des Rostocker Kunstmuseums sind hier zu sehen.
18. Februar 2011 | Weiterlesen