Neueste Nachrichten aus Rostock und Warnemünde

Dünenkataster zeigt Küstenveränderungen

Dünenkataster zeigt Küstenveränderungen

Neben der Ausstellungseröffnung mit Fotografien von Holger Blau gab es am Freitag ein weiteres sehr interessantes Thema im Staatlichen Amt für Umwelt und Natur (StAUN) Rostock. Es ging um den Hochwasserschutz an der Ostsee und um die Dünen. Um Sicherheit auch bei extremen Sturmfluten zu gewährleisten, werden mehr als 100 Kilometer der Küste Mecklenburg-Vorpommerns durch Dünen geschützt. Anders als Deiche sind Dünen jedoch bei Hochwasser beweglich und es finden ständig Umlagerungen statt. Um Aufschluss über den Zustand der Dünen zu erhalten und bei Durchbruchsgefährdung schnell reagieren zu können, wurde nun ein teilautomatisiertes Dünenkataster entwickelt. Auf Grundlage regelmäßiger Vermessungen können so langfristige Küstenveränderungen dokumentiert werden. Diese Daten sind auch für die Beurteilung der Klimaentwicklung und deren Auswirkung auf den Küstenrückgang von Bedeutung. „Mithilfe eines Computerprogramms kann jetzt auf die ursprüngliche Düne, welche dem geforderten Soll-Zustand entspricht, der aktuelle Ist-Zustand wie eine Schablone gelegt werden. Auf diese Weise wird sofort erkennbar, wo es welche Veränderungen gegeben hat und wo eventuell eingegriffen werden muss,“ beschreibt Hans-Joachim Meier, Leiter des Staatlichen Amtes für Umwelt und Natur Rostock (StAUN) das Prinzip des neuen Werkzeugs für die Umweltverwaltung im Land. Seit 1993 werden die Küstenflächen in Zeitabständen von fünf bis sieben Jahren vermessen, nach Sturmfluten auch häufiger. Bisher erfolgte die Vermessung vom Land aus. Zukünftig werden die Dünen vom Hubschrauber aus aufgenommen. „Die Daten der Luftbilder stehen uns dann bereits nach 48 Stunden zur Verfügung. Diese sind dann Planungsgrundlage für die Reparatur oder den Neubau von Dünen,“ erklärt Knut Sommermeier von der Abteilung Küste die Vorteile der neuen Methode. „Mit dem Kataster konnte man gut erkennen, wie sich das Dünenprofil abgearbeitet hat“, veranschaulicht Hans-Joachim Meier die Funktionsweise des neuen Dünenkatasters am Beispiel der kürzlichen Dünenabbrüche in Graal-Müritz und Markgrafenheide, die mit Ausnahme der eingedeichten Ortskerne, allein durch Dünen geschützt werden. Die Erfordernisse einer Düne für den Küstenschutz sind nicht überall gleich, sondern standortabhängig. Entscheidend sei der Dünenfuß. Mit 30 bzw.35 Metern sei die Breite der Dünen hier jedoch ausreichend, beruhigt der Chef des StAUN Rostock. Für den Naturschutz gelten jedoch andere Maßstäbe. Um den auf Dünen lebenden Tieren und Pflanzen ausreichend Rückzugsmöglichkeiten zu bieten, werden hier höhere Werte angesetzt.

3. Juni 2010 | Weiterlesen
Neuer Hubschrauber am Südstadt-Klinikum

Neuer Hubschrauber am Südstadt-Klinikum

„Jede Minute zählt“, betonte Manuela Schwesig, Ministerin für Soziales und Gesundheit in Mecklenburg-Vorpommern, heute in ihrer Ansprache zur offiziellen Einweihung des neuen Intensivtransport-Hubschraubers am Klinikum Südstadt. Der Regionalvorstand der Johanniter in Mecklenburg-Vorpommern Nord, Frank Baudisch, ergänzte: „Je schneller ein Patient behandelt werden kann, desto besser stehen seine Heilungschancen“. Besagte Heilungschancen dürften sich durch die Anschaffung des neuen Hubschraubers in Notfällen deutlich verbessert haben. Es handelt sich dabei um einen Eurocopter AS 365 N (Dauphin II) der Leistungsklasse 1, nach den Betriebsvorschriften für den Verkehr mit Helikoptern. Betrieben wird der Hubschrauber durch die Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. Kooperationspartner sind die Rotorflug GmbH und das Klinikum Südstadt. Diese Kooperation besteht bereits seit 17 Jahren mit einem bis heute unveränderten Team von Notärzten, Piloten und Rettungsassistenten. Das neue Modell, das bereits seit April im Einsatz ist, ersetzt nun das Vorgängermodell nach 4.300 geflogenen Einsätzen. Der Helikopter kommt auf eine Fluggeschwindigkeit von 300 km/h, bei einer Reichweite von etwa 1.000 km pro Tankfüllung. Damit ist nicht nur ein Einsatz in Deutschland, sondern auch im benachbarten Ausland möglich. Ganz Mecklenburg-Vorpommern kann so innerhalb von 40 Minuten erreicht werden, Stralsund beispielsweise in 19 Minuten, und selbst München kann in weniger als drei Stunden angeflogen werden. Der Hubschrauber ist bei Bedarf zudem rund um die Uhr im Einsatz. Im Vergleich zum Vorgänger können außerdem mehr Personen und mehr Technik im Hubschrauber untergebracht werden, wodurch auch eine bessere Versorgung der Patienten gewährleistet wird. Neben Pilot, Notarzt, Rettungsassistent und Patient finden drei weitere Personen Platz an Bord. Der Vierblattrotor gewährleistet zudem einen besonders schwingungsarmen Flug. Etwa 100 Gäste hatten sich zur Einweihung am Hangar der Klinik eingefunden. Begrüßt wurden sie von Hans-Joachim Woller, dem Landesvorstand Nord der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. Nach der Ansprache von Ministerin Schwesig, die sich über „Kaiserwetter“ freuen durfte, nahm Pastor Henry Lohse die Einweihung vor. „Einen Hubschrauber einzuweihen, das ist auch in meiner 35-jährigen Amtszeit Neuland“, freute sich dieser über die ihm zuteilwerdende Ehre. Die Redner betonten in ihren Grußworten die große Bedeutung des Hubschraubers für ein großes, aber dünn besiedeltes Land wie Mecklenburg-Vorpommern. Dr. Baetgen, Vorstandsvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der in Mecklenburg-Vorpommern tätigen Notärzte e.V., sprach von einem „beeindruckenden Instrument moderner Intensivtransporte“. Und auch der ärztliche Direktor des Klinikums Südstadt, Professor Dr. Ludwig, bezeichnete den Helikopter als eine einmalige Möglichkeit zur Verlegung Intensivkranker Erwachsener und Kinder. Dies wird auch durch die zunehmende Spezialisierung von Kliniken immer wichtiger. Im Anschluss an den offiziellen Teil der Veranstaltung konnten die geladenen Gäste und Schaulustigen noch einen Blick in den Helikopter werfen, sich mit der Besatzung unterhalten oder sich am Buffet stärken. Bleibt nur noch, der Besatzung um Pilot Uwe Kunze viel Erfolg für die zukünftigen Rettungseinsätze zu wünschen.

2. Juni 2010 | Weiterlesen
Mentoring-Programm wird „Ausgewählter Ort 2010“

Mentoring-Programm wird „Ausgewählter Ort 2010“

„Leidenschaft und Visionen – das brauche man, um ein Unternehmen erfolgreich zu gründen. Was man darüber hinaus noch benötigt, lernt man am Besten von einem erfahrenen Unternehmer“, so die Moderatorin Michaela Mann anlässlich der Festveranstaltung zur Auszeichnung des Mentoring-Programms M-V mit dem Preis „Ausgewählter Ort 2010“ am Montag in Rövershagen. Fünf Jahre gibt es nun schon diese Initiative des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Die Idee: ausgezeichnete Geschäftsideen und Fachwissen von Existenzgründern mit der unternehmerischen Kompetenz gestandener Manager zu verknüpfen, um marktfähige Produkte umzusetzen und Unternehmen auf einen erfolgreichen Weg zu bringen. Über 100 Tandems, bestehend jeweils aus einem Mentor und Gründer (Mentee), haben bislang in allen Branchen an dem Programm teilgenommen und Firmen gegründet. Die Mentoren unterstützen die Gründer, indem sie diese an ihren Kenntnissen und Fähigkeiten teilhaben lassen und Ratschläge für die Geschäftsentwicklung vermitteln. Auf diese Weise sollen typische Anfängerfehler und Risiken vermieden werden. Gleichzeitig wird der wertvolle Zugang zu Entscheidungsträgern, Netzwerken und auch zur Finanzierung erleichtert. Auch für die Mentoren stellt die enge Zusammenarbeit eine Bereicherung dar. Die Mentorin Dr. Dagmar Braun sagte beispielsweise: „Die Begleitung von jungen Leuten auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit bringt mir Einblicke in neue Technologien und beflügelt meine eigene Fantasie. Mentoring macht immer dann besonders viel Spaß, wenn es sich um eine Win-win-Situation für alle Beteiligten handelt.“ Robert Dahl, der seit 18 Jahren erfolgreicher Unternehmer ist, unterstützt das Programm als Mentor ebenfalls gern. Er selbst habe in seinem Vater einen Mentor gefunden. Für jene, bei denen diese Möglichkeit nicht besteht, biete das Mentoring-Programm einen hervorragenden Ersatz. Der Inhaber von Karls Erlebnisdorf ließ sich von den künstlerischen Ideen Jörg Schlinkes überzeugen, der ein spezielles Herstellungsverfahren von Kletterwänden und anderen gegossenen Formelementen entwickelte. Er beauftragte ihn auf seinem Gelände einen Wasserspielplatz, die „Ferkelskuhle“, zu bauen. Bei den Gästen erfreut sich dieser jetzt großer Beliebtheit und bescherte Jörg Schlinke weitere Aufträge. Das Mentoring-Programm M-V wurde nun mit dem Preis „Ausgewählter Ort 2010“ des bundesweit ausgetragenen Innovationswettbewerbs „365 Orte im Land der Ideen“ ausgezeichnet, welcher von der Standortinitiative „Deutschland – Land der Ideen“ und der Deutschen Bank unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Horst Köhler durchgeführt wird. Auch wenn der Bundespräsident am Tag der Preisverleihung seinen letzten Amtstag hatte, „bleibt die Leistung der Beteiligten am Mentoring-Programm natürlich sehr bedeutsam“, würdigte Staatssekretär Rüdiger Möller, der den Wirtschaftsminister Jürgen Seidel vertrat, das Engagement. Er unterstrich die positive Rolle der Unternehmer, die Arbeitsplätze schaffen und für ein attraktives Angebot von Produkten und Dienstleistungen sorgen. „Davon profitiere schließlich auch der gesamte heimische Wirtschaftsraum“, machte er deutlich. Aus mehr als 2.200 eingereichten Bewerbungen überzeugte das Mentoring-Programm M-V die Jury. Damit zählt das Projekt zu den 365 Preisträgern, die mit ihren zukunftsfähigen Ideen Deutschland als „Land der Ideen“ repräsentieren. Neben dem Mentoring-Programm wurden und werden in diesem Jahr vier weitere Initiativen des Landes geehrt. Im Vergleich zu anderen Bundesländern steht Mecklenburg-Vorpommern mit fünf Preisträgern an letzter Stelle. „Das ist eindeutig zu wenig“, war die Meinung mehrerer Redner auf der Festveranstaltung, auf der der Austausch zwischen Mentoren und Gründer in anschließenden Gesprächen beim „Mentoring-Menü“ und Musik fortgesetzt wurde.

2. Juni 2010 | Weiterlesen
Gentechnik-Prozess - Tumult im Amtsgericht

Gentechnik-Prozess - Tumult im Amtsgericht

Hausfriedensbruch – so lautet der Vorwurf des Staatsanwalts gegen drei mutmaßliche Genfeld-Besetzer, denen heute vor dem Amtsgericht Rostock der Prozess gemacht werden sollte. Am 3. April 2009 hatten etwa 20 Aktivisten ein Genversuchsfeld beim AgroBioTechnikum in Groß Lüsewitz nahe Rostock besetzt, um die Aussaat gentechnisch veränderten Saatguts zu verhindern. Das Feld wurde in einem Polizeieinsatz geräumt, doch die Sache sollte ein Nachspiel haben. Zum ersten Mal kam es bei dieser Sachlage in Deutschland tatsächlich zu einem Strafverfahren. Hausfriedensbruch wirft die Staatsanwaltschaft drei Besetzern vor. Gegen einen Strafbefehl über je 600 Euro legten diese Widerspruch ein, sodass für heute ein öffentliches Verfahren vor dem Amtsgericht Rostock angesetzt wurde. Dazu sollte es jedoch nicht kommen, der Prozess musste ausgesetzt werden, noch bevor er richtig begann. Andauernde Zwischenrufe machten einen geordneten Ablauf unmöglich. Während der Richter versuchte die Verhandlung zu eröffnen, ergriff einer der Angeklagten mehrmals das Wort, um eine Erklärung zu verlesen. Auch der Hinweis, bei Konfrontationen den Saal räumen zu lassen, hielt die Angeklagten und etwa 30 anwesende Sympathisanten nicht davon ab, mit unaufgeforderten Wortmeldungen, Pfeifen und Gesängen zu stören. Ein Prozessbeobachter nahm die Aufforderung, Mütze und Sonstiges abzunehmen, sogar wörtlich und begann sich gänzlich zu entkleiden. Ein anderer spielte auf der Mundharmonika. Nachdem der Richter den Raum kurzzeitig verlassen hatte, wurden Protestbanner ausgebreitet. Schließlich betraten zunächst die Justizbeamten und nur wenig später auch die Polizei den Gerichtssaal, um ihn zu räumen. Den Anweisungen der Polizei widersetzten sich die Protestierenden jedoch weiterhin. Einige hatten sich an den Stühlen mit Kabelbindern fixiert. Viele wurden herausgetragen. Auch auf dem Flur setzte sich die Auseinandersetzung fort. Während die Polizei versuchte, die Protestierenden zur Ruhe zu bringen, hielten diese mit Konfetti, Kronkorken und knallenden Luftballons dagegen. Auch außerhalb des Gerichtsgebäudes kam es noch zu tumultartigen Szenen. Sechs Personen wurden nach ersten Polizeiangaben in Gewahrsam genommen, um ihre Personalien festzustellen. Einer der Angeklagten beschwerte sich darüber, dass er von den Polizisten geschubst wurde. „Ich habe einen fairen Prozess erwartet, stattdessen hat der Richter autoritär abgeblockt“, sagt er über die Geschehnisse im Gerichtssaal. Ein anderer Angeklagter macht deutlich, dass die Protestierenden im Wesentlichen zwei Anliegen Ausdruck verleihen wollten. Zum einen wehren sie sich gegen die Agro-Gentechnik. Sie sehen in ihr eine erhebliche Gefahr für Mensch und Umwelt und betrachten sie als überflüssig. Zum anderen kritisieren sie die Rolle der Staatsorgane, die in ihren Augen dazu beiträgt, die grüne Gentechnik gegen den Willen einer Mehrheit der Bevölkerung durchzusetzen. Aus diesem Grund waren sie während des Verhandlungstermins auch nicht bereit dem Gericht Respekt entgegenzubringen, heißt es in einer Erklärung der angeklagten Anti-Gentechnik-Aktivisten. Das Verfahren wurde bis auf Weiteres ausgesetzt. Ein neuer Verhandlungstermin muss anberaumt werden.

1. Juni 2010 | Weiterlesen
Thomas Kapielski - Laudatio & Lesung

Thomas Kapielski - Laudatio & Lesung

„In Rostock war einem Manne um etwa die gleiche Zeit, nämlich vorige Woche, bei Neumond, kurz vor Frühlingsanfang die Zunge im Halse einer Bierflasche stecken geblieben.“ Mit einer charmanten ‚Fälschung‘ seines eigenen Textes begann Thomas Kapielski am Freitag seine Lesung im Literaturhaus und ließ das Berliner Kindl spontan zu einem Rostocker Pils werden. „Dies war erst gar nicht aufgefallen. Der Mann hockte tränenden Auges eine Pfeffer-Salz-Mostrich-Kombination fixierend seit Stunden gebeugt über der Flasche. Man wähnte ihn schlicht besoffen, bestenfalls nachdenklich, hatte es in Wahrheit aber mit einem Verzweifelten zu tun, der sich heimlich mühte, seine festgesaugte Zunge aus der Flasche zu ziehen.“ Mit seinem Humor sorgt Kapielski für die ersten Lacher, mit seiner Berliner Schnauze zieht er das Publikum in seinen Bann. Abschweifend, zurückkommend, auf den Punkt gebracht. Kapielski spielt förmlich mit den Worten und ja, er ist ein verdammt guter Spieler. Liest – oder noch besser hört – man ihn, sitzt man mit ihm am Stammtisch, mittendrin in einer dieser Berliner Kneipen. Sprachliche Begabung, Wortwitz und sein ihm ganz eigener Humor dürften die Eigenschaften sein, die Kapielski ausmachen. Und sie sind es, die dafür sorgen, dass das breite Grinsen aus dem Gesicht frühestens wieder verschwindet, wenn man sein Buch zur Seite legt. Im März wurde Kapielski auf der Leipziger Buchmesse der „Preis der Literaturhäuser 2010“ verliehen. Ein Preis, so erläuterte Martin Ortega in seiner Einleitung, der jährlich einem Schriftsteller verliehen wird, der sich in besonderem Maß um das Gelingen von Literaturveranstaltungen verdient gemacht hat. Eine Urkunde oder etwas Ähnliches würde es zwar nicht geben, so Ortega, dafür aber ein kleines Geschenk des Literaturhauses – eine Nasenflöte. Ist Thomas Kapielski doch nicht nur Autor und bildender Künstler, sondern auch Musiker im „Original Oberkreuzberger Nasenflötenorchester“ – eine kleine Kostprobe seines Könnens gab Kapielski am Ende zum Besten. Verbunden mit dem Preis und dem Preisgeld von 11 mal 1.000 Euro sei die ‚Auflage‘ oder vielmehr Ehre, in jedem der elf Literaturhäuser aufzutreten – Rostock war die letzte Station seiner Rundreise. „Ich kann Ihnen versprechen, das ist ein großes Vergnügen“, bekräftigte Ortega, der ihn bereits am Vortag in Berlin erleben durfte. Eine weitere Besonderheit: In jeder Stadt darf sich der Preisträger seinen Laudator selbst aussuchen. So hatte der Autor für die passenden Worte praktischerweise einfach seine Ehefrau mit nach Rostock gebracht. Als Lebensgefährtin habe sie einen ganz besonderen Blick auf den Preisträger, erklärte Dubravka Dalfogo. Gemeinsam mit dem 13-jährigen Sohn Lukas durchforste sie jedes neue Werk „nach kleinen Geschichten aus unserem Familienleben.“ Auch wenn ihr Mann dann immer entgegne, dass alles nur Literatur und erdichtet sei, „hat sich manche Episode doch so zugetragen, wie im Werk sprachgewaltig beschrieben.“ So sei auch ihre Mutter ab und an zu beruhigen, „die sich nach Lektüre bestimmter Passagen Gedanken über unser Eheleben macht.“ Im guten Sinne sei ihr Mann konservativ, verriet Dubravka Dalfogo. Die Komplexität und Mannigfaltigkeit der deutschen Sprache liege ihm am Herzen, neudeutsche Sprachverwirrungen und überflüssige Anglizismen seien ihm ein Graus. Auch die Rechtschreibreform würde ihr Mann eher als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme der akademischen Bürokratie sehen. Niemals würde er die Konjunktion „daß“ mit „ss“ zu schreiben. „Das Buckel-S ist sein Lieblingsbuchstabe – den liebt er, den gibt er nie wieder her.“ „Indem er scheinbare Banalitäten gerade in ihrer Banalität aufzeigt“, bringe er den Leser zum Lachen, „er lacht aber nie aus. Es ist nie Häme, die sich hinter seinem Humor verbirgt.“ Zeit, den Autor zu Wort kommen zu lassen. Salvator, das Starkbier vom Nockherberg – wo man das in Berlin kauft? Klar, bei Getränke Hoffmann, „den wir da salopp Tränke-Hoffi nennen.“ Der ultimative Berlin-Tipp? „Wenn Sie jemals in Berlin weilen und Sie brauchen eine wirklich solide Plastiktüte, dann empfehle ich immer die von Getränke Hoffmann.“ Ein wenig schweifte Kapielski ab, doch „ich erzähle lieber, weil lesen können Sie das alles selber, dazu schreib ich’s ja auf.“ Sieben Flaschen des Salvator- oder Erlöser-Biers scheint diese stabile Plastiktüte zumindest problemlos tragen zu können. Auf jeden Fall wurden sieben Flaschen gekauft, bei Tränke-Hoffi. Sieben, „die verwegene Sieben, die sich aus der klaren Vier und der törichten Drei“ ergibt. Der Abend konnte beginnen. „Nach dem dritten, vierten Salvator und der noch ganz sachlich rezipierten Tagesschau verhedderte ich mich unversehens an einer Abendsendung, die eben als Präambulum den Stehgeiger André Rieu inmitten japanischer Kinder darbot, die einige von ihm begeigte deutsche Weihnachtslieder sangen. Durch diese Hybridfügung, Salvator plus Rieu geteilt durch zwei, kippte meine Stimmung ins Unsägliche.“ Ergebnis? Ein nagelneuer Rausch, der immerhin eine „dringliche Bundesbetäubungsmitteilung“ wert ist. Ein Rausch, der endet „auf dem Nockherberg, wo dann Hopfen wächst und alles von Neuem bei Getränke Hoffmann anfängt“ – ein bierseliger Abend mit Rieu. Im Anschluss gab Kapielski noch ein paar Episoden aus seiner „Ortskunde“ zum Besten. Von Schwerin, das „schwer in“ als Marketingkonzept vertragen könnte, bis Ulbenort, wo man jüngst bei Ausgrabungen eine erstaunlich gut erhaltene U-Bahn-Station entdeckte: „Selbst Wartende funktionierten noch.“ Für seine „Ortskunde“ hat der Autor übrigens Deutschland nicht etwa per Auto, Bahn oder gar zu Fuß bereist, sondern ganz modern am Computer, mit Google Earth. Fast schon ein wenig abrupt ging der Abend zu Ende. Mag sein, dass elf Stationen in knapp vier Wochen doch etwas schlauchen. Vielleicht lag es aber auch nur daran, dass man ihm einfach ohne Ende zuhören kann und die Zeit viel zu schnell verflog. Wie dem auch sei: Rieu einschalten, Kapielski in die eine Hand, das Salvator (ein anderes Starkbier dürfte es ersatzweise auch tun) in die andere und dann den Abend genießen – bestimmt kein schlechter Tipp. Auf eines der drei Dinge könnte man vielleicht noch verzichten. Prost! Nicht vergessen: Am Mittwoch um 20 Uhr liest und erzählt Harry Rowohlt im Literaturhaus.

30. Mai 2010 | Weiterlesen
12. Klassik-Nacht „Donau Klänge“ im Zoo Rostock

12. Klassik-Nacht „Donau Klänge“ im Zoo Rostock

Zum Dreivierteltakt schunkelten gestern etwa 3.000 Gäste bei der 12. Klassik-Nacht im Rostocker Zoo. Der Zoodirektor Udo Nagel leitete den Abend mit „Alles Walzer“, den typischen Eröffnungsworten des Wiener Opernballs, ein und überließ dann der Norddeutschen Philharmonie Rostock unter dem Dirigenten Uwe Theimer die Bühne, der selbst viele Jahre dieses gesellschaftliche Ereignis in der Wiener Staatsoper leitete. Zusammengestellt hatte Theimer ein vielfältiges Programm mit Walzermelodien der Familie Strauß und Joseph Lanner sowie Werken der Wiener Klassik von Haydn, Mozart und Beethoven. Der Wiener Komponist Franz Schubert war ebenfalls mit seinem Militärmarsch Nr. 1 vertreten. Eröffnet wurde das Konzert mit der heimlichen Nationalhymne Österreichs dem Walzer „An der schönen blauen Donau“ von Johann Strauß (Sohn). Den ersten musikalischen Schwerpunkt bildeten die Werke der Komponisten der Wiener Klassik. Mit seiner charmanten Wiener Sprachfärbung erzählte der Dirigent dem Publikum von der Zeit der Kaffeehäuser und der türkischen Mode. Zu hören waren dann zwei türkische Märsche von Mozart und Beethoven, in denen die kleinen Becken mit ihrem besonders hellen Klang die türkische Farbe in die Musik brachten. Aber auch der Erste im Dreigestirn der Wiener Klassik durfte nicht fehlen. In Joseph Haydns 3. Satz aus dem Konzert für Trompete und Orchester solierte Christian Packmohr von der Norddeutschen Philharmonie Rostock. Das weitere Programm widmete sich den bekannten Walzerkomponisten Joseph Lanner und der Strauß-Dynastie. Bei dem Walzer „Die Mozartisten“ von Lanner erzählt Uwe Thiemer, der die Norddeutsche Philharmonie nicht zum ersten Mal anleitet, dass es für die Musiker doch recht ungewohnt war, die bekannten klassischen Themen nun im Dreivierteltakt zu spielen. Als der Dirigent die Stücke „Die Biene“, „Tarantel“ und „Die Libelle“, die er wegen des zoologischen Bezugs ausgewählt hat, anmoderiert, erhalten die Zuhörer eine kleine Polkakunde gleich dazu. Das Publikum ist vom Konzert angetan. „Es ist wunderbar“, schwärmt das Ehepaar Eckhard und Waltraud Areschke und berichtet, dass sie fast jedes Jahr bei der Klassik-Nacht dabei wären und das besondere Ambiente des Konzerts im Zoo genießen. Auch Renate Greupner ist Stammgast. „Es ist immer ein schönes Erlebnis, wenn das Wetter mitspielt“, sagt sie zufrieden. Dass das norddeutsche Publikum sich für die beschwingte Musik von der Donau begeisterte, wurde im besonderen Maße bei der Zugabe sichtbar, als die Reihen zu den Klängen freudig wiegten. Freuen dürften sich auch die Menschenaffen. Fließt der Erlös von rund 40.000 Euro wie schon in den Jahren zuvor in das geplante Darwineum. Nachdem die letzten Donauklänge verstummt waren, konnten die Gäste noch auf einer Mondschein-Expedition den nächtlichen Tierpark erkunden.

29. Mai 2010 | Weiterlesen
Fotografien von Holger Blau im StAUN Rostock

Fotografien von Holger Blau im StAUN Rostock

Mit einem besonderen Blick fürs Detail fotografiert Holger Blau die Landschaften Vorpommerns. Er möchte damit vor allem die Schönheit seiner Heimat festhalten und das zu jeder Jahreszeit. Dabei versucht er immer wieder, in unscheinbaren Dingen etwas Interessantes zu entdecken, seien es nun rostige Eisenscharniere oder ein Huflattich, der sich durch die Steine quält. „Jedes Bild hat eine Geschichte“, sagt der Stralsunder und zeigt auf ein Porträt einer Möwe: „Tierfotografie ist besonders schwer, aber diese Möwe wollte fotografiert werden. Sie hat sich mir irgendwie aufgedrängt.“ Seine Bilder sind Momentaufnahmen. Ob Natur oder Personen, Holger Blau fotografiert aus der Situation heraus. „Es ist immer der Moment – vielleicht – der fotografiert wird, der den Blick öffnet,“ sagt er über den Entstehungsprozess. Unterstützt wird er bei der Motivsuche mittlerweile auch von seiner Frau Carola, die sich über die positive Resonanz auf die Bilder ihres Mannes freut. Sie weist auf ein Foto, das eine alte, reich verzierte Tür zeigt, vor der ein Sonnenblumenstrauß abgestellt wurde. „Es war unglaublich, wie stark das Bild auf die Betrachter gewirkt hat“, berichtet sie begeistert von ihren Beobachtungen auf einer der vielen Ausstellungen, auf denen das Werk ihres Mannes gezeigt wurde. Begonnen hat das Interesse an der Fotografie des diplomierten Biologie- und Chemielehrers bereits während seiner Studienzeit in Güstrow. Stundenlang saß er damals im Fotolabor der Hochschule um seine Filme selbst zu entwickeln, die er in seine Abschlussarbeit einfließen ließ. Nachdem er in den 1990er Jahren seinen Beruf wegen einer schweren Erkrankung aufgeben musste, entdeckte er seine alte Leidenschaft wieder. Mit seiner ersten Kamera, einer EXA 1a, schießt er heute noch ab zu Fotos. Mittlerweile ist er jedoch auf eine moderne Digitalkamera umgestiegen. Auf die Nachbearbeitung am Computer verzichtet Holger Blau jedoch weitestgehend. Das Besondere an der Präsentation seiner Arbeiten sind die Rahmen. Das antik erscheinende Holz unterstreicht die ländlichen Motive seiner Bilder auf bemerkenswerte Weise. Noch bis zum 24. August können Besucher die Ausstellung „Vorpommern – Landschaft und Detail“ mit Aufnahmen von Holger Blau in der 11. Etage des Landesbehördenzentrums in der Rostocker Südstadt besichtigen. Es ist bereits die 45. Kunstausstellung des Staatlichen Amtes für Umwelt und Natur (StAUN) Rostock.

28. Mai 2010 | Weiterlesen
Schönheit pur. Mecklenburg von 1900 bis 1945

Schönheit pur. Mecklenburg von 1900 bis 1945

Mecklenburg bietet und bot einzigartige Motive für künstlerisches Arbeiten. In einem Gemeinschaftsprojekt wollen nun das Kulturhistorische Museum Rostock, das Max Samuel Haus Rostock und die Ernst Barlach Stiftung Güstrow erstmals einen Überblick über die Kunstlandschaft Mecklenburgs zwischen der Wende zum 20. Jahrhundert bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs geben. Aus diesem Anlass wurde gestern die Ausstellung „Schönheit pur. Mecklenburg – ein Land für Künstler 1900-1945“ eröffnet. „Ziel ist es der Mecklenburger Kunst ihren Platz in der regionalen, nationalen und internationalen Kunst zuzuweisen“, so Dr. Heidrun Lorenzen, Kuratorin und Leiterin des Kulturhistorischen Museums über das Anliegen des Projektes. Dafür wurde eine Fülle von Exponaten zusammengetragen, die das Können und die vielfältigen Ausdrucksweisen bekannter und weniger bekannter Künstler der Region darstellen. Zu sehen sind sie bis zum 22. August in drei Häusern. Das Kulturhistorische Museum konzentriert sich auf die Malerei und zeigt 100 Werke unter anderem aus mecklenburgischen Künstlerkolonien. Das Max-Samuel-Haus ermöglicht einen Blick auf die Grafiken zahlreicher Kunstrichtungen in Mecklenburg. In der Ernst Barlach Stiftung werden Plastiken und Grafiken gezeigt, die die Entwicklung der Bildhauerei abbilden. „Die bildende Kunst hat in Mecklenburg eine eigenständige Entwicklung genommen. Bahnbrechendes, mit Ausnahme von Barlach, ist jedoch eher selten. Dennoch wurde die Moderne reflektiert, was an zahlreichen stilistischen Einflüssen zu erkennen ist“, fasst Heidrun Lorenzen die Ergebnisse der Forschungsarbeit zusammen, die der Ausstellung vorausgingen und auch in einem umfassenden Begleitbuch erschienen sind. Bei der Aufarbeitung des Archivs konnten einige wertvolle Schätze geborgen werden. Zum Beispiel die Malerin Elsbeth Huther, die sowohl mit großformatiger Landschaftsmalerei, als auch mit einem gänzlich abstrakten Aquarell vertreten ist. Für die Kuratorin eine Sensation: „Bereits in den frühen 20er Jahren gab es Künstler in Mecklenburg, die abstrakt gemalt haben. Das war uns bislang nicht bekannt.“ Ebenfalls unbekannt war die kulturhistorische Entdeckung, dass es bereits im Jahre 1908 in Rostock eine Ausstellung mit Werken der einflussreichen Künstlergruppe „Brücke“ gegeben hat. Auch Dr. Volker Probst, Leiter der Ernst Barlach Stiftung kann auf einen spannenden Fund verweisen. Zwei Kohlezeichnungen von Ernst Barlach, die in der Zeit des Nationalsozialismus als entartete Kunst beschlagnahmt wurden und als verloren galten, konnten wieder aufgespürt und in die Ausstellung aufgenommen werden. Die ersten Besucher der Ausstellung im Kulturhistorischem Museum sind schon mal begeistert. „Die Auswahl und die Ausleuchtung haben mir sehr gut gefallen. Das Thema entartete Kunst und die Zeitepoche finde ich sehr interessant,“ schwärmt Herr Göseke. Auch das Ehepaar Schmidt aus Magdeburg ist sehr von der Ausstellung angetan: „Wir haben die Werke aus der Künstlerkolonie Schwaan wiedererkannt. Als eher konservative Kunstbetrachter finden wir es toll, dass diese Zeit aufgearbeitet wurde.“ Herr und Frau Pitann besuchen oft Ausstellungen und freuen sich über bekannte Sachen, aber auch über Neues. So haben sie ein Porträt von Kate Diehn-Bitt entdeckt, das sie zuvor noch gar nicht kannten. Am 30. Mai finden die Ausstellungseröffnungen im Max-Samuel-Haus und in der Ernst Barlach Stiftung Güstrow statt. Begleitet wird die Dreifach-Schau von einer Reihe von Vorträgen, die sich einzelnen Aspekten der Kunstgeschichte Mecklenburg widmen.

28. Mai 2010 | Weiterlesen
Tanzland-Studios: „Alarm in der Schule“

Tanzland-Studios: „Alarm in der Schule“

Morgen wird das Kindertanzstück „Alarm in der Schule“ im Großen Haus des Volkstheaters vorgeführt. 250 Kinder und Jugendliche aus den Rostocker „tanzland-studios“ bereiten sich schon seit langem darauf vor und ich durfte gestern bei den letzten Proben dabei sein. Die „tanzland-studios“ befinden sich ganz in der Nähe der Nikolaikirche in der östlichen Altstadt. Betrieben werden sie vom Tanztheaterprojekt Rostock, das Tanzbegeisterte 1992 gegründet hatten. Gegenwärtig geben dort sechs Trainingsleiterinnen und Trainingsleiter Tanzkurse für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Zu ihrem Repertoire gehören die unterschiedlichsten Tanztechniken. Auch im Tanztheater, Ballet, Improvisation und Körperarbeit werden Kurse angeboten. Zudem werden immer wieder Tanzstücke erarbeitet. In den letzten Jahren wurden über 50 Tanzproduktionen der „tanzland-studios“ aufgeführt, zuletzt das sehr erfolgreiche Tanzstück „Lyrik in orange“. Doch nun zurück zu den gestrigen Proben. Ich fand das „tanzland“ recht schnell. War ich doch einige Wochen zuvor schon im schönen Café „À Rebours“, das sich direkt daneben befindet. Schon im Hausflur hörte ich aufgeregte Kinderstimmen, denen ich nur folgen musste. Studio 1 befindet sich im ersten Stock. Dort angekommen, wurde ich sogleich recht freundlich von Brit Bauermeister und Steffen Höll begrüßt. Sie leiteten den ersten Kindertanzkurs, den ich an diesem Tag miterleben durfte. Es dauerte noch ein kleines Weilchen, bis sich alle kleinen Tanzakteurinnen eingefunden hatten und so blieb mir noch etwas Zeit, mich in Ruhe umzuschauen. Das Studio sieht ganz so aus, wie ich es mir vorgestellt hatte – ein großer heller Raum mit einer Spiegelwand. Während Steffen noch die Musik für die nächste Stunde am Computer zusammenstellte, trudelten nach und nach sechs kleine Mädchen ein. Das waren Pauline Lückemann, Natalie Goebel, Lucy Paulin Maier, Clara Luise Lange, Lara Sophie Kleinfeldt und Jenny Krull. Auch am folgenden Tanzkurs nahm kein einziger Junge teil. Ich fragte Steffen Höll, ob das so geplant sei. Er erzählte mir aber, dass das daran läge, dass Jungs nun einmal generell nicht so gern wie Mädchen zum Tanzen gehen würden. Doch es gäbe auch Kurse für Jungen im „tanzland“. Die Kleinen wirbelten schon vor Beginn des Kurses unbändig und kichernd durchs Studio. Dann hieß es plötzlich: „Konzentration“ und Steffen und Brit riefen die Mädels zusammen. Bevor die Probe begann, gab es nämlich noch eine kleine Lagebesprechung auf dem Tanzboden. Dann positionierten sich die sechs in zwei Dreiergruppen an der linken und rechten Seite des Raumes. Die Musik setzte ein. Schritte waren zu hören und ein Hund oder Wolf jaulte. Ich vernahm das gruselige Knarren einer Tür. Dabei bewegten die sechs ihre Arme langsam von links nach rechts. Ganz so, als würden sie selbst gerade diese Tür öffnen. Es war der Song „Thriller“ von Michael Jackson, zu dem sie sich dann voll Freude aber auch konzentriert bewegten. Dabei standen sie sich gegenüber und konnten die jeweils andere Gruppe sehen. Weil alles so gut funktionierte und sich die Mädels so viel Mühe gegeben hatten, durften sie nun spielen. Im Nu waren Ringelreifen, Tobematten und ein bunter Stofftunnel aus der Ecke geholt und sie konnten sich nach Herzenslaune austoben. In der Zwischenzeit bereiteten ihre Mamas die Kostüme für die große Vorführung am Samstag vor. Sie hatten dunkle Shirts und weiße Laken mitgebracht. Die Laken wurden auseinandergerissen und fetzenweise auf die Shirts getackert. Das war gar nicht so leicht. Aber die Muttis gaben sich große Mühe. Ihre Töchter werden übrigens die „Knochenkarle“ spielen. Sie werden kleine Zombies sein, die im Biologieraum ihr Unwesen treiben. Die weißen Flicken auf den Kostümen erinnerten mich an Mullbinden. Die „Knochenkarle“ werden fetzig aussehen, dachte ich mir. Die Zeit verging so schnell und die erste Tanzstunde neigte sich schon ihrem Ende entgegen. Auch die kleinen Tänzerinnen des darauffolgenden Kurses werden am Wochenende „Knochenkarle“ tanzen. Zu Beginn des zweiten Kurses probten deshalb beide „Knochenkarle“-Gruppen ihren gemeinsamen Auftritt. „Thriller“ wurde wieder angespielt. Pauline, Natalie, Lucy, Clara Luise, Lara Sophie und Jenny standen erneut an der linken und rechten Seite des Raumes. Doch die Mädels der zweiten Gruppe hatten sich nun zusätzlich in der Mitte aufgestellt und auch sie öffneten jetzt langsam eine imaginäre knarrende Tür. Dann pirschten sie sich wankend und tanzend nach vorn. Da senkten die halbtoten Wesen alle zugleich ihre Oberkörper und hoben ihn sodann langsam wieder empor. Es wird ein gruseliges Abenteuer sein, das die „Knochenkarle“ am 29. Mai im Volkstheater präsentieren werden. Alle Kinder, die ich erleben durfte, waren so begeistert dabei und hatten so viel Freude und Spaß an der Bewegung. Wenn schon die Proben mich derart begeisterten, wie wird dann wohl erst das ganze Stück wirken? Am Wochenende werden neben den „Knochenkarle(n)“, Regentropfen, Geister und Noten, Moleküle, Sternentänzer, Luftballons, Geisterbäume, Roboter und Puppenballerinas in der Schule für allerhand „Alarm“ sorgen. Das „Knochenkarlchen“ Friederike Machur freut sich schon sehr auf die Vorstellung. Natürlich werden ihre Eltern auch da sein, erzählte sie mir. Ich fragte sie, was ihr am Tanzen so gefalle. „Also der Tanz und die Schritte und die Kombinationen“, sagte sie. Ja, und sie sei auch ein bisschen aufgeregt, verriet sie mir. Ich glaube, die Aufführung wird für Friederike, wie für alle Tänzerinnen und Tänzer des Stückes ein ganz tolles Erlebnis werden. Und ein bisschen Lampenfieber gehört ja schließlich auch dazu, denke ich. Während dann die zweite „Knochenkarle“-Gruppe mit ihrer Trainingsleiterin Galina Weber- Poukhlovski die sogenannte „Schmetterling“s-dehnübung vollführte, konnte ich Steffen Höll eine Frage stellen, die mir schon die ganze Zeit im Kopf herum schwirrte. Er leitet auch Tanzkurse für Erwachsene und ich wollte nun gern wissen, worin sich die Arbeit mit Kindern von der mit Erwachsenen unterscheidet. Er mache eigentlich mit Erwachsenen wie auch Kindern, die mit dem Tanzen beginnen, zunächst immer dieselben Übungen zur Stärkung des Rhythmusgefühls, erzählte er mir. Da Kinder aber noch nicht so gehemmt wie Erwachsene seien, könnten sie diese viel schneller umsetzen. Sie seien allerdings oftmals nicht ganz so aufnahmefähig wie Erwachsene und könnten manche Bewegungen technisch auch noch gar nicht verwirklichen. „Ansonsten machts mit Kindern manchmal mehr Spaß“, verriet mir der Trainingsleiter. Denn in der Vorbereitung müsse man wesentlich mehr mit ihnen agieren und das, was man ihnen beibringen wolle, möglichst sinnvoll präsentieren. Sie „zeigen einem“ nämlich „wesentlich schneller, wenn ihnen etwas nicht gefällt“ als Erwachsene. Diese diskutieren darüber lieber noch ausführlich nach der Übung. Dafür müssten erwachsene Tänzer, im Gegensatz zu Kindern, wieder lernen, „dass so eine Bewegung eigentlich natürlich entsteht“, sagte Steffen. Die Inszenierung und Choreographien des Kindertanzstückes „Alarm in der Schule“ erarbeiteten Andrea Krüger, Yvonne Blumenthal, Claudia Deichen, Galina Weber- Poukhlovski, Brit Bauermeister, Steffen Höll, Eric Steinbacher und Peter Mann. Wer sprechende Bäume, tanzende Riesentropfen, die kleinen „Knochenkarle“ und vieles mehr selbst erleben möchte, kann das Stück am 29. Mai um 10.00 und 12.00 Uhr im Großen Haus des Volkstheaters erleben. Die kleinen Tänzerinnen und Tänzer freuen sich jetzt schon auf ihr Publikum. Am 6. Juli diesen Jahres um 20.00 Uhr findet zudem die Premiere des Tanzstücks „scanning“ im Rostocker Peter-Weiss-Haus statt. Mehr über dieses Stück und die Kurse der „tanzland-studios“ erfährt man unter www.tanzland-rostock.de.

28. Mai 2010 | Weiterlesen
Internationale Uwe-Johnson-Tagung in Rostock

Internationale Uwe-Johnson-Tagung in Rostock

„Bei uns schrieb er seine letzten Werke und starb. Hier, wo er womöglich seine ersten verfasst hat, lebt er jetzt auf und lebt er weiter.“ So brachte es Dr. Robert Gillet von der Queen Mary University of London gestern in seinem Eröffnungsvortrag zum Ausdruck. Die Rede ist von dem Schriftsteller Uwe Johnson, dessen Werk und Leben sich seit gestern eine viertägige internationale Tagung in Rostock widmet. „Ohne Werk, kein Leben. No writing, no life“, brachte Gillet es auf den Punkt. Und so steht die Tagung folgerichtig ganz unter dem Motto „Uwe Johnson. Werk und Leben“. Ausgerichtet wird das Treffen von der gerade erst gegründeten Uwe Johnson-Gesellschaft in Zusammenarbeit mit dem Institut für Germanistik der Universität Rostock. Prof. Dr. Holger Helbig, Gründungsmitglied und Inhaber der Uwe-Johnson-Stiftungsprofessur, hat die wissenschaftliche Leitung übernommen. Drei Monate nach der Gründung erlaube es die Tagung, „auf erfreuliche Art und Weise zeigen zu können, dass es uns gibt“. Möchte die Uwe-Johnson-Gesellschaft doch ebenso Anlaufpunkt für die Forschung wie auch für alle Fans des Schriftstellers sein. Sein Dank ging an den Rektor der Universität Rostock, Wolfgang Schareck, der die Pflege und Förderung Uwe Johnsons zur Chefsache erklärt habe. Nicht zu vergessen sei Dr. Ulrich Fries, der Stifter der Professur. Immer wieder habe er die Johnson-Forschung angeregt und unterstützt, „beileibe nicht nur mit Geld, aber auch damit“, so Helbig. Ohne ihn würde es weder das Johnson-Jahrbuch noch den Kommentar zu den „Jahrestagen“ geben. „Man kann Wissenschaft nicht unter einer Glasglocke betreiben“, betonte Helbig. Ziel der Gesellschaft und der Tagung sei es daher, nicht nur die Ergebnisse der Forschung öffentlich zu machen, sondern das „Erlebnis Literatur“ zu vermitteln. Unterstützt wird die Tagung vom Literaturhaus sowie von der Hansestadt Rostock. Im repräsentativen Ambiente des Bürgerschaftssaals findet die Tagung im Rathaus statt und „wir sind tatsächlich eingeladen worden, die Räume zu nutzen und nicht etwa zu mieten“, so Helbig. Für Roland Methling eine Selbstverständlichkeit. „Jetzt kommt zusammen, was zusammengehört“, fühlte sich der Oberbürgermeister an die Wendezeit erinnert. „Rostock war es Uwe Johnson wert, gut von dieser Stadt zu schreiben und vermutlich auch gut an sie zu denken.“ Aus diesem Grund will und wird Rostock das Andenken Uwe Johnsons bewahren, bekräftigte Methling. Dazu gehöre auch weiterhin „der Traum des Oberbürgermeisters, an der Nordkante des Neuen Marktes ein Zuhause für die Literatur zu schaffen – mit Kempowski, mit Uwe Johnson und mit unserem Rostocker Literaturhaus“. Auch für Rektor Wolfgang Schareck war die Umgebung eine neue Erfahrung: „Ich hab das erste Mal die Gelegenheit, von diesem Pult zu sprechen. Hier steht es sich gut, Herr Oberbürgermeister!“ Gibt es da etwa Ambitionen? „Doctrina multiplex – veritas una“ – als das Motto der Universität entwickelt wurde, war mit Wahrheit sicher etwas anderes gemeint, als es Uwe Johnson getrieben hat. Und doch, so Wolfgang Schareck, sei es die Wahrheitsliebe gewesen, die Uwe Johnson hier in Rostock zum Schriftsteller werden ließ. Rostock war es, wo Uwe Johnson sich gegen Schauprozesse stellte, wo er sich gegen das wandte, was die SED mit der Jungen Gemeinde machte und wo er der DDR Verfassungsbruch vorwarf. Auch wenn es von 1952 bis 1954 nur ein kurzer Abschnitt war, den Johnson an der Rostocker Universität verbrachte, sei es doch ein für ihn prägender gewesen. Von allen Autoren, die mit Rostock verbunden sind, sei Uwe Johnson zweifelsfrei der gewichtigste, betonte Schareck. Johnsons Lebenslauf sei eine Reflexion der Zeit der deutschen Teilung mit all ihrer Problematik. Er ist auch der Nachkriegsautor, der international besondere Beachtung gefunden hat, wie man gut am Teilnehmerfeld dieser Tagung erkennen könne. „Rostock möchte ein Ankerpunkt für die Uwe Johnson-Forschung sein“, so der Rektor. Mit der Gründung der Gesellschaft sowie der Tagung sei eine gute Basis geschaffen, denn hier werde „nicht auf Netzwerke und Strukturen gebaut, sondern auf Themen.“ „Nach Vollkommenheit hege ich wenig Sehnsucht”, schrieb Johnson im Jahre 1952 an seine ehemalige Deutschlehrerin, „aber glücklich möchte ich von Zeit zu Zeit schon sein.“ An diesen Tagen in Rostock hätte der Schriftsteller bestimmt seine Freude gehabt. Und wer weiß, vielleicht schaut er dieser Tagung auch von oben zu und muss ab und an ein wenig schmunzeln über all die Auslegungen und Interpretationen seiner Werke und seines Lebens. Denn immer noch gilt: „Identität des Autors zweifelhaft“. Die Tagung läuft noch bis Sonntag. Interessierte sind herzlich willkommen, auf der Website der Gesellschaft gibt es das vollständige Programm.

28. Mai 2010 | Weiterlesen
Prüfung bestanden: Paula hat den Führerschein

Prüfung bestanden: Paula hat den Führerschein

„Die Prüfung läuft noch“, informiert Dr. Manfred Preetz, der Landesstellenleiter der Technischen Prüfstelle in der DEKRA-Niederlassung Rostock. Zu diesem Zeitpunkt, am 27. Mai, wird gerade die einmillionste Fahrerlaubnisprüfung abgenommen. Während wir auf das Ergebnis warten, stellt Dr. Gerd Neumann, Geschäftsführer vom DEKRA-Prüfwesen, die neueste technische Errungenschaft vor – die virtuelle Kundenakte. Damit steht eine komplette EDV-Lösung zur Verfügung, mit der alle Kommunikationsprozesse zwischen Fahrschule, technischer Prüfstelle und Fahrerlaubnis-Behörde zukünftig elektronisch ablaufen. Auf diese Weise verringert sich die aufwendige Papierablage und der Weg zum Führerschein verkürzt sich um neun Tage. „Die neue Anwendung bietet einen großen Vorteil für die Prüflinge“, erklärt Gerd Neumann: „Jeder, der die Führerscheinprüfung besteht, erhält noch vor Ort im Fahrzeug die gedruckte vorläufige Fahrberechtigung, mit der er sofort losfahren kann.“ So auch die 18-jährige Paula Schmidt, die mit dem Fahrschulwagen auf dem Gelände vorfährt. Sie hat gerade die praktische Fahrprüfung bestanden, die zum millionsten Mal seit 1990 in Mecklenburg-Vorpommern erfolgreich durchgeführt wurde. Nachdem sie aus dem Auto ausgestiegen ist, fällt sie ihrer Mutter überglücklich in die Arme. Diese bedankt sich beim Fahrlehrer Sven Patzer. Ihre Tochter Paula ist bereits das vierte Kind, welchem er das Autofahren beigebracht hat. „Sie war ganz sicher“, berichtet der Fahrlehrer von der Prüfungsfahrt, „es gab einen kleinen kritischen Moment bei der Verkehrsbeobachtung. Aber sie war sehr souverän.“ Die Schülerin selbst erzählt, dass sie beim Fahren aufgeregter war als sonst: „Am Anfang hatte ich Angst, aber Herr Patzer und der Prüfer haben sie mir genommen.“ In der nächsten Zeit, so die Schülerin, würde sie noch ungern allein fahren und hätte lieber noch jemanden an ihrer Seite. Die Schülerin kann sich vorstellen, ihre Mutter im Urlaub beim Autofahren zu entlasten. Ein eigenes Auto sei noch nicht nötig. Die Wege zur Schule und in der Stadt könne sie gut wie bisher auch zu Fuß oder mit dem Fahrrad bewältigen. Zu den ersten Gratulanten gehört auch der Verkehrsminister des Landes Mecklenburg-Vorpommern Volker Schlotmann. „Der Führerschein wird allgemein als Dokument des Erwachsenseins empfunden“, sagt er über dessen Bedeutung. Auch er freut sich über die bestandene Fahrprüfung. Angesichts der im Vergleich zu anderen Bundesländern relativ hohen Durchfallquote ist es nicht selbstverständlich, die theoretische und praktische Fahrprüfung gleich beim ersten Mal, wie Paula Schmidt, zu bestehen. Zuvor hatte der Verkehrsminister schon die Unfälle, die überdurchschnittlich oft durch junge Fahrer verursacht werden, angesprochen. Aufgrund der positiven Erfahrungen des begleiteten Fahrens ab 17, kann er sich auch eine Senkung auf 16 Jahre vorstellen. „Unsere Jugendlichen sind nicht dümmer als in den USA. Warum soll das nicht möglich sein?“ schätzt Schlotmann ein und hat vor für diese Idee politische Mehrheiten zu gewinnen.

27. Mai 2010 | Weiterlesen
Ideenwettbewerb für Museumsgebäude

Ideenwettbewerb für Museumsgebäude

Dem ehemaligen „Rostocker Schifffahrtsmuseum“ gilt es wieder neues Leben einzuhauchen. Dieses traditionsreiche, maritime Museum der Hansestadt befindet sich in der August-Bebel-Straße 1 und ist schon von Weitem mit bloßem Auge als ein Sanierungsfall auszumachen. Um Abhilfe zu schaffen, gab es einen Ideenwettbewerb – am Dienstag luden Vertreter der Stadt zur Präsentation der Ergebnisse ins Kulturhistorische Museum ein. Das Gebäude ist für Rostock voller Geschichte und nicht nur architektonisch wertvoll. Anno 1875 von der Societät als Gesellschaftshaus erbaut, wurde es 1903 in die damalige Museumslandschaft eingebunden. Zu DDR-Zeiten diente es 35 Jahre als das bis heute bekannte Schifffahrtsmuseum. Mit der gesellschaftlichen Wende kam es ab 1989 aufgrund fehlender Gelder im Stadthaushalt zu Problemen. 2003 musste es gar geschlossen werden. Drei Jahre später übernahm der Nachfolger des einstigen Bauherrn, die Societät Rostock maritim e.V., das Museum ehrenamtlich. Im Rahmen eines von der Europäischen Union kofinanzierten Projektes wurde nun dieser Ideenwettbewerb von unseren Stadtoberen als Chance ergriffen, die Neuordnung der musealen Landschaft in Rostock anzupacken und das Museum in der August-Bebel-Straße gleich mit ins Boot zu holen. Möglichst saniert, versteht sich. Gastgeberin am Veranstaltungsort war die Leiterin des Kulturhistorischen Museums, Dr. Heidrun Lorenzen. Sie begrüßte alle Anwesenden im Kreuzgang des Klosters. Neben Projektverantwortlichen und interessierten Bürgern waren auch Oberbürgermeister Roland Methling und Kultursenatorin Dr. Liane Melzer erschienen. Der Ort der Präsentation war mit Bedacht gewählt worden. Schon seit Langem reichen die Räumlichkeiten des Kulturhistorischen Museums mit seiner Ausstellungsfläche von 1.866 qm nicht aus, um die sage und schreibe über 136.000 Objekte der Kultur- und Alltagsgeschichte unserer Region auch nur annähernd vorstellen zu können. Darum soll das ehemalige Schifffahrtsmuseum nun im Kulturhistorischen Museum aufgehen und auch räumlich eine Annäherung beider Gebäudekomplexe erreicht werden. Was meinte unser Stadtoberhaupt zu der Idee und den eingegangenen Projekten? Zunächst rekapitulierte Roland Methling die wechselvolle Historie des Hauses in der August-Bebel-Straße 1. Einem der letzten „hässlichen Entlein“ der Hansestadt würde nun bald der „Garaus“ gemacht werden. Im positiven Sinne versteht sich. Neben der gerade in Sanierung befindlichen „Großen Stadtschule“ am Rosengarten und dem Rathaus sei es das „letzte große Gesellschaftsgebäude in der Hansestadt Rostock, das einer Veränderung harrt“, so Methling. Er begrüßte den Ideenwettbewerb außerordentlich und bedankte sich für den Eingang der sieben Projektvorschläge. Eine fachkundige Jury habe alle eingereichten Arbeiten sorgsam studiert und kam zu dem Schluss, dass gleich zwei Projektteams ein zweiter Preis verliehen werde. Kein Erster zwar, aber in Kombination seien beide Ausarbeitungen zusammen die zurzeit attraktivste Variante. Preisträger sind die „GPK Architekten“ in Zusammenarbeit mit „Rutsch + Rutsch Innenarchitektur GbR“ und weiteren Zuarbeitenden, deren Konzept zur Einbindung des Museums in die Umgebung besonders gewürdigt wurde. Einen weiteren zweiten Preis erhalten die „dk architekten“ mit Sitz in Stuttgart. In ihrer Arbeit gelänge besonders die Verschmelzung von historischer und moderner Architektur. Dies führe beim Betrachter gleichsam zu einer Rückbesinnung auf den vorhandenen Standort. Auch infrastrukturelle Probleme am derzeitigen Standort sind überdeutlich. An das Haus August-Bebel-Straße 1 schließt sich ein nur etwa zwei Meter breiter Fußweg an, daneben eine Hauptverkehrsstraße. Die „GPK Architekten“ sehen deshalb eine Untertunnelung der viel befahrenen Straße an dieser Stelle vor. Der Tunnel verbindet eine flächige Absenkung im Bereich des Rosengartens und das Hauptgebäude am jetzigen Standort. Im Bereich des Tunnels können dann Tagungsbereiche, Kunstterassen, die Touristen-Information und auch ein Café angelegt werden. Ein Zugewinn an Ausstellungsfläche von nahezu 3000 qm ist möglich. Der OB regte an, einen weiteren Wettbewerb der Ideen auszuloben, der sich noch mehr mit den inhaltlichen Kriterien zum Museum befasse. „Man sollte weitermachen.“, so seine Ermunterung an alle Anwesenden. Damit übergab er das Wort der Kultursenatorin. Dr. Liane Melzer beschwor gleichsam die Vision eines „musealen Leuchtturmes von überregionaler Bedeutung“, die von dieser Neuordnung der Museenlandschaft in der Hansestadt ausgehen könne. Der Zugewinn an Ausstellungsfläche sei im Ideenwettbewerb gefordert und schließlich auch eingelöst worden. Das Gebäude des Schifffahrtsmuseums sei „wunderbar entwicklungsfähig“. Der Museumskomplex werde ganz klar auch zur Belebung der Innenstadt beitragen. Als Termin für die Fertigstellung dieses musealen Großprojektes ist das Jahr 2018 anvisiert. Ist noch etwas hin, denke ich bei mir. Dann wird Rostock 800 Jahre alt sein und vermutlich viel feiern. Warum nicht auch die Einweihung des neuen, erweiterten Standortes des Kulturhistorischen Museums in der August-Bebel-Straße 1? Das Einzige, was dem heute entgegensteht, dürften vermutlich die Kosten für dieses Vorhaben sein. Diese sind in der jetzigen Phase des Projektes noch nicht bekannt. Ob die Rostocker Bürgerschaft da Gelder zusagen wird? Interessierte und Neugierige können sich die sieben Projekte in der Ausstellung im Kulturhistorischen Museum noch bis zum 17. Juni 2010 zu den gewohnten Öffnungszeiten ansehen.

27. Mai 2010 | Weiterlesen
Grundsteinlegung für Hörsaal der Uni Rostock

Grundsteinlegung für Hörsaal der Uni Rostock

Der Grundstein für einen weiteren Hörsaal auf dem Campus Ulmenstraße wurde gelegt, ein wichtiger Meilenstein zum Bau des spiegelverkehrten Zwillingsbruders des Audimax, welcher sich in unmittelbarer Nachbarschaft befindet. Von außen wird das neue Gebäude in seiner Form und Gestaltung dem bereits 2004 errichteten größten Hörsaal der Universität Rostock ähneln. Als Fassade werden schuppig übereinanderliegende patinierte Kupferplatten Natursteinwände und große Glasflächen zum Einsatz kommen. Der Stahlbeton- und Eingangskubus wird farbig vom gegenüber befindlichen Audimaxgebäude abgesetzt. Mit dem Bau, der im Herbst 2011 fertig gestellt sein soll, wird die Gestaltung des denkmalgeschützten Kasernenkomplexes in der Kröpeliner-Tor-Vorstadt abgeschlossen. Der architektonische Kontrast der beiden modernen Hörsaalgebäude zu den historischen roten Backsteinbauten verkörpert auf architektonische Weise das Motto der Universität Rostock: „Traditio et Innovatio“. „Mehr als die Vergangenheit interessiert mich die Zukunft“, zitiert Rektor Professor Dr. Wolfgang Schareck den Ehrendoktor der Universität Albert Einstein. Der Hochschulleiter freut sich über den Neubau und versichert, dass mit dem 4,1 Millionen teuren Bau in die Zukunft investiert werde. Gerade im Hinblick auf die von Studierenden oft angemahnten schwierigen Hörsaalbedingungen, stelle das neue Gebäude eine Entlastung dar. Um zwei Hörsäle mit 300 und 250 Plätzen wird die Lehrveranstaltungskapazität nun erweitert. Auf dem neuesten Stand der Technik werden diese mit entsprechenden audiovisuellen Medien ausgestattet. Mit dem im Auditorium Maximus bereits installiertem System wird es sogar möglich sein, simultan gestaltete Vorlesungen oder Kongresse für bis zu 1050 Teilnehmern durchzuführen. „Die Bedingungen für Lehrende und Lernende werden sich verbessern“, sagte auch der Bauminister des Landes Mecklenburg Vorpommern Volker Schlotmann, der zur Grundsteinlegung aus Schwerin angereist war, um den Beteiligten seine Glückwünsche zu übermitteln. Gemeinsam mit Professor Dr. Wolfgang Schareck bestückte er die Kupferkassette mit Bauplänen, zwei Tageszeitungen, Münzen, einem Informationsblatt und einer Urkunde, bevor sie in den Bau eingemauert wurde. Nach einer alten Tradition soll dieses Bauopfer den Sinn und Zweck des Baues befördern.

27. Mai 2010 | Weiterlesen
„Klima schützen kann jeder – Schüler StAUNen …“

„Klima schützen kann jeder – Schüler StAUNen …“

Karina Jens zeigte sich heute nicht nur erfreut über das einfallsreiche Wortspiel „Schüler StAUNen …“, in dem das Kürzel des Staatlichen Amtes für Umwelt und Natur (StAUN) Rostock enthalten ist. Auch die Tatsache, dass 37 zum 13. Schülerprojektwettbewerb des StAUN eingereichte Projektarbeiten an diesem Tag im Foyer des Rathauses bestAUNt werden konnten, erfüllte sie mit Freude. Die Bürgerschaftspräsidentin der Hansestadt Rostock eröffnete den Aktionstag „Klima schützen kann jeder – Schüler StAUNen …“, zu dem das Rostocker StAUN, die Neue Verbraucherzentrale in Mecklenburg und Vorpommern e.V. sowie die Klimaschutzleitstelle Rostocks eingeladen hatten. Dabei verriet sie, in Rostock sei in Sachen Klimaschutz in den vergangenen Jahren schon allerhand geschehen. So konnte etwa „der Ausstoß von Kohlendioxid im regionalen Bilanzrahmen um knapp die Hälfte reduziert werden“. Das StAUN hatte den 13. Schülerprojektwettbewerb schon im Oktober 2008 ausgeschrieben. Schülerinnen und Schüler aus Rostock und den Landkreisen Bad Doberan wie auch Güstrow waren dazu aufgerufen worden, einzeln, als Projektgruppe oder als Klasse Projektarbeiten einzureichen, die sich mit den Themen „Biologische Lebensräumen unserer Region“, „Wasser schützen“, „Nutzung von Abfällen, nachwachsenden Rohstoffen und regenerativen Energien“, „Küstenschutz in Mecklenburg-Vorpommern“, „Mobilität und Umweltschutz in der Region Rostock“ und „Klimaschutz schmeckt“ befassen. Auf der Schüleraktionsmeile im Rathaus konnten die Teilnehmer des Wettbewerbs ihre Projekte heute präsentieren. Zudem sollten 15 Preisträger feierlich geehrt werden. Dazu war auch der Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz M-V, Dr. Till Backhaus, in die Hansestadt gekommen. Isabelle Riedel, Theresa Engel und Natalja Bier von der Fritz-Reuter-Grundschule in Kühlungsborn erzählten mir, was sie alles im Juni 2009 während ihrer Projektwoche unter dem Thema Wiesenwelten erlebt hatten. Von Isabelle erfuhr ich mehr über das „Insektenhotel“, das die Schüler ihrer Schule gebaut hatten. Vor ihr auf dem Tisch ausgebreitet lagen verschiedene Hölzer, Steine und Stroh. „Also Insekten lieben es ja, wenn es so weich ist und auch hohl, wo sie hineinkriechen“, erklärte die Schülerin. Sie zeigte mir Rohrkolben, Schilf und ein Holunderästchen. Dies habe besonders weiches Mark. Das würden die Käfer mögen, so Isabelle. Auch einen Ziegelstein, in dem bereits Insekteneier platziert waren, konnte ich da entdecken. Theresa Engel zeigte mir ein Buch. Darin war die Vorlage abgedruckt, nach der die Schüler das Hotel für all die krabbeligen kleinen Tierchen gebaut hatten. Dann erklärten mir die drei noch viel Wissenswertes über Wildbienen, Schlupfwespen und Tausendfüßler. Ein weiteres kleines Abenteuer erlebten die Schüler, als ein Imker sie besuchte. Er habe ihnen allerhand von den Bienen erzählt und sogar welche mit in die Schule gebracht. Obendrein habe er den Schülern ein Glas Honig geschenkt, erzählten mir die Mädchen von der Kühlungsborner Fritz-Reuter-Grundschule. Natalja Bier und die ehemalige Schulleiterin, Monika Paulicks, sagten mir dann noch, was es mit der schönen Umweltzeitung auf sich habe, von der ich sogleich ein Exemplar kaufte. Monika Paulicks hatte das Umweltzeitungs-Projekt geleitet. Ziel der Zeitung sei es gewesen, „all die schönen Dinge, die wir in der Projektwoche unter dem Thema Wiesenwelten gestaltet haben, der Öffentlichkeit nahe zu bringen“, sagte sie. Auch werde die liebevoll aufbereitete Publikation als Dankeschön an alle Unterstützer des Projekts angesehen. Überdies würden die Projekte den Kindern auf diese Weise länger in Erinnerung bleiben, so Monika Paulicks. Natalja zeigte mir einige Fotos aus dem Druckwerk „Wiesen-Welten“. Ein Junge war da zu sehen, der einen sage und schreibe 1,10 Meter langen Löwenzahn gefunden hatte. Zwei Kinder hatten ein Gedicht für die Zeitung geschrieben und auch das „Insektenhotel“, der Imker und vieles, vieles mehr sind darin abgebildet. Schüler und Lehrer hatten Texte zu den Bildern verfasst. Das Thema Umwelt wird an der Fritz-Reuter-Grundschule in Kühlungsborn groß geschrieben. Auf der ersten Seite der Umweltzeitung ist das neue Logo der Bildungseinrichtung abgebildet. Monika Paulicks erklärte mir, der große Baum in der Mitte des kreisrunden Signets stehe dafür, dass sich die Grundschule am Waldesrand befände. Daneben seien eben die Naturverbundenheit und die vielen Aktivitäten zum Thema Umwelt und Natur damit versinnbildlicht. Drei Möwen im Baum würden auf das Wappen von Kühlungsborn verweisen und warum man den Kreis als Form wählte, dazu hatte Tim Bachnick schon vor längerer Zeit eine ganz tolle Erklärung, sagte mir die ehemalige Schulleiterin Monika Paulicks. „Das bedeutet: Wir sind eine feste Gemeinschaft und halten zusammen“, sagte er einst. Bevor es nun aber endlich zur Auszeichnung des 13. Schülerprojektwettbewerbes kam, hielten noch der Amtsleiter des StAUN Rostock, Hans-Joachim Meier, der Oberbürgermeister der Hansestadt Rostock, Roland Methling und Dr. Till Backhaus, Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz M-V ihre Grußworte. Hans-Joachim Meier bedankte sich bei allen Partnern und Sponsoren des Wettbewerbs sowie den Organisatoren der Veranstaltung. Roland Methling freute sich darüber, dass viele Projekte sich „auch mit dem, was unsere Region ausmacht, nämlich dem Thema Wasser“ befassen. Dann gab er zu, er habe noch nicht gewusst, dass aus einem Kilo Holz neun Schulhefte und aus Altpapier achtzehn Schulhefte entstehen können. Auch der Oberbürgermeister hat also heute viel Neues entdecken können. „Da wird Einem warm ums Herz, wenn man sieht, was hier passiert und wie viel Hoffnung in den jungen Menschen für unser Land steckt“, sagte er abschließend. Dr. Till Backhaus verlieh seiner Begeisterung über das Engagement der Schüler und Lehrer Ausdruck. Der Schülerprojektwettbewerb habe das Ziel „Schüler StAUNen zu lassen“, so der Minister. Dann sprach er über den drohenden Klimawandel, den Lebensraum Ostsee, den Wissensdurst der Jugend, die gerade drohende Hochwasserflut in Brandenburg, die Niedermoore Mecklenburg-Vorpommerns, das Rostocker StAUN, die Artenvielfalt unseres Bundeslandes, die Glückszahl 13, die gerade wunderschön blühenden Rapsfelder, den Gewässerreichtum Meck-Pomms und regenerative Energien. Er betonte auch den Vorteil, den der Verbrauch regionaler Produkte für die Umwelt mit sich bringe. 498 Schülerinnen und Schüler hätten am Wettbewerb insgesamt teilgenommen und eigentlich hätten alle etwas daraus gewonnen und sich für unsere Region eingesetzt, verriet er zum Abschluss. Anschließend ging es an die Ehrung der Preisträger des 13. Schülerprojektwettbewerbes „Schüler StAUNen …“. Als Zweites wurden die Schülerinnen und Schüler der Projektgruppe „Schülerzeitung“ der Klassen 3 und 4 des Schuljahres 2008/2009 von der Fritz-Reuter-Grundschule in Kühlungsborn mit einem Preis des StAUN Rostock ausgezeichnet. Dr. Till Backhaus und Hans-Joachim Meier überreichten eine Urkunde und beglückwünschten die Preisträger. Neben ihnen hatten 14 weitere Projekte Preise erhalten. Die Freude über die Anerkennung ihrer Leistung war natürlich bei allen Preisträgern groß. Neben den Schülern stellten an diesem Tag weitere regionale Akteure ihre Aktivitäten in Sachen Klimaschutz im Rathausfoyer vor. An den Informationsständen des Europäischen Integrationszentrums Rostock e.V, der Organisatoren der Energiesparkampagne „Change – Energiebewusst Handeln“ an der Universität Rostock, des ADFC Rostock, des StAUN Rostock als Praxispartner im RADOST-Projekt, der Klimaschutzleitstelle der Hansestadt Rostock sowie der Neuen Verbraucherzentrale konnte ich viel Wissenswertes in Erfahrung bringen. Darüber hinaus war die Ausstellung „Klima schützen kann jeder“ der Neuen Verbraucherzentrale äußerst informativ und eine echte Bereicherung für die Veranstaltung. Am Ende hatte ich eine Menge an Broschüren und Flyern zum Thema Klimaschutz in meinem Rucksack und viele Wissenslücken diesbezüglich in meinem Kopf geschlossen. So wird es Vielen ergangen sein – ein durch und durch gelungener Aktionstag.

27. Mai 2010 | Weiterlesen
Anfüttern für die 12. Klassik-Nacht im Zoo Rostock

Anfüttern für die 12. Klassik-Nacht im Zoo Rostock

Nur noch drei Tage bis zur 12. Klassik Nacht im Rostocker Zoo. Höchste Zeit für den Dirigenten Uwe Theimer, sich mit den Besonderheiten des Konzerthauses vertraut zu machen. Am 28. Mai will der Österreicher mit der Norddeutschen Philharmonie hier „Donau Klänge“ präsentieren. Heute geht er schon mal mit den beiden Binturong-Brüdern Abang und Banu auf Tuchfühlung. „Angst habe ich nicht“, sagt er gelassen, bevor er das Gehege in der Nähe des Veranstaltungsplatzes betritt: „Ich bin auf einem Bauernhof aufgewachsen.“ Als er dann zwischen den beiden Marderbären steht, wird deutlich, dass das Dirigieren seine Profession ist. Nur hat er heute statt seines Taktstockes und eines Orchesters eine Banane und zwei Binturongs, die ihm folgen. Unterstützt wird er dabei von Kuratorin und Leiterin der Tierpflege Antje Zimmermann. Sie erklärt auch den Zusammenhang zwischen der Wahl der Tiere und dem Thema des Konzerts: „Geografisch betrachtet, gibt es nicht viele Gemeinsamkeiten. Die Binturong stammen nicht aus Europa, sondern aus Asien. ,Donau Klänge‘ kann man vielleicht mit Kaffeehausatmosphäre in Verbindung bringen. Es gibt eine verwandte Schleichkatzenart die Kaffeebohnen frisst. Wenn diese wieder ausgeschieden werden, wird daraus sehr wertvoller Spitzenkaffee hergestellt.“ Uwe Theimer, der seine musikalische Ausbildung bei den Wiener Sängerknaben sowie der Akademie für Musik und darstellende Kunst Wien erhielt und bereits auf allen Kontinenten Konzerte dirigiert und begleitet hat, will auch bei der Gestaltung des Programms seine Spezialität die Wiener Musik und die Zoologie miteinander verbinden. So können sich die Besucher der Klassik-Nacht auf drei Polkas mit den Titeln „Die Biene“, „Die Libelle“ und „Tarantel-Galopp“ freuen. Außerdem wird der Walzer „Die Schönbrunner“ von Lanner erklingen. „Der Wiener Zoo in Schönbrunn ist der älteste Zoo der Welt“, erläutert Uwe Theimer seine Entscheidung. Neben den bekannten Walzermelodien der Familie Strauss werden auch die Komponisten der Wiener Klassik nicht fehlen. So wird die Norddeutsche Philharmonie Rostock auch Werke von Mozart, Beethoven und Haydn vortragen. Die Erlöse aus der Klassik-Nacht kommen dem Darwineum mit der neuen Menschenaffenanlage des Zoos zugute. Ziel ist es unter dem Motto „Schaffen für die Affen“ bis 2012 ein neues Zuhause für die drei Orang-Utans Saba, Sunda und Assumbo zu bauen. Karten gibt es noch an den Vorverkaufskassen. Auch bei nassem Wetter ist für die Konzertbesucher gesorgt. Im Anschluss der „Donau-Klänge“ beginnt eine Mondschein-Expedition durch den nächtlichen Zoo.

26. Mai 2010 | Weiterlesen
„Rallye Fernost“ im Marine Science Center

„Rallye Fernost“ im Marine Science Center

Noch ist es ruhig im Marine Science Center im Yachthafen Hohe Düne an diesem Nachmittag. Die Seehunde genießen die Sonne oder schwimmen entspannt um den Ausflugsdampfer „Lichtenberg“ herum, der zu einer Robbenforschungsstation umgebaut wurde. Kurze Zeit später nähert sich eine Gruppe junger Leute von der Mole. Es sind die Nachwuchsjournalisten Anaïs, Janina, Katharina, Kimberly, Laura und Pascal. Alle stammen aus den alten Bundesländern und wollen nun mithilfe der „Hochschulinitiative Neue Bundesländer“ auf der „Rallye Fernost“ die Hochschulen in Mecklenburg Vorpommern und Brandenburg erkunden und darüber berichten. Dafür haben sie sich erfolgreich mit kreativen Texten und Videos um einen Platz im Rallye-Team beworben. Nun stehen sie als „Team Rot“ im Wettstreit mit drei weiteren Teams, deren Entdeckungstour durch die Neuen Bundesländern parallel startet. Die erste Station für das Team Rot ist die Universität Rostock. Nachdem am Vormittag schon ein Interview abgedreht wurde, steht nun „Wettrobben“ auf dem Plan. Was sich dahinter verbirgt, erklärt Professor Dr. Guido Dehnhardt, Leiter der Forschungseinrichtung: „Wir beschäftigen uns mit der Frage, wie sich Meeressäuger, vor allem Seehunde, orientieren. Wir erforschen ihre Sinnessysteme und Informationsverarbeitung.“ In einem Experiment sollen die 16- bis 20-jährigen Schüler anschließend die hydrodynamische Spurenverfolgung der Seehunde kennenlernen. Ausgestattet mit Neoprenanzügen geht es dafür ab ins Wasser zu den Tieren. Vorher gibt es noch eine Einweisung durch die Biologin Nele Gläser: „Seehunde sind Raubtiere. Wie Hunde können sie beißen. Aber wenn ihr die Tiere nicht beunruhigt, wird nichts passieren.“ Als Erstes sind Pascal und Anaïs an der Reihe. Das 10 Grad Celsius kalte Wasser löst bei ihnen einen kleinen Schock aus, aber schnell verharren sie regungslos und warten auf den Seehund Henry. Alles wird für das Experiment vorbereitet. Nele Gläser stülpt dem Seehund Henry eine Maske und Gehörschützer auf. So kann er nicht sehen und hören, wie der Physiker Lars Miersch unter Wasser eine Spur zu einem der Fernostreporter legt, die der Seehund anschließend nur mithilfe seiner hochsensiblen Barthaare verfolgen soll. Das Experiment funktioniert. Die Teilnehmer sind begeistert, der Seehund auch. Bevor die beiden aus dem Wasser steigen, verteilt Henry noch einen dicken Knutsch an Pascal und Anaïs. „Das war richtig, richtig cool“, schwärmt die Zehntklässlerin aus Niedersachsen: „Eine wirklich besondere Erfahrung.“ „Und wie war der Knutsch?“ fragt die Kamerafrau vom Team, die alles aufzeichnet. „Ja, aus Henry ist zwar kein Prinz geworden, aber ich würde ihn trotzdem mitnehmen. Platz in der Badewanne gibt es noch“, lacht Anaïs. Auch für Pascal aus Nordrhein-Westfalen ist es ein ungewöhnliches Erlebnis. Trotzdem kommt ein Biologiestudium für ihn wohl nicht in Frage. Biochemie ist nicht so sein Ding. Er sieht seine berufliche Zukunft im Bereich der Medien. Sein Traum wäre es Filmregie zu studieren, vielleicht sogar in Potsdam. Für ihn sind die ostdeutschen Hochschulen wegen ihres interessanten Studienangebots reizvoll. „Ein großer Vorteil ist auch, dass keine Studiengebühren erhoben werden“, weiß der 20-Jährige. In den nächsten Tagen werden die sechs Nachwuchsjournalisten noch Gelegenheit haben die Fachhochschulen in Stralsund und Eberswalde zu begutachten. Ihre Erlebnisse können Internetnutzer auf der Website http://www.studieren-in-fernost.de/rallye/ mitverfolgen und für das beste Team abstimmen. Am Samstag findet schließlich die Abschlussveranstaltung in Potsdam statt, wo alle Teilnehmer der „Rallye Fernost“ aufeinandertreffen und das beste Team gekürt wird.

26. Mai 2010 | Weiterlesen
Kurkonzert im Kurgarten Warnemünde

Kurkonzert im Kurgarten Warnemünde

Der Himmel über Rostock war am Pfingstmontag ziemlich bedeckt. Am Vormittag hatte es sogar geregnet. Sehr gemütlich und frühlingshaft war das nicht. Dennoch sattelte ich mein Pferd, „ähm“ Fahrrad, und machte mich so gegen 14 Uhr auf die Hufen, „ähm“, fuhr damit nach Warnemünde. Ich war schon losgefahren, da fiel mir auf, dass ich meinen Regenschirm vergessen hatte. Einen solchen sollte ich aber wohl dabei haben, dachte ich. Man weiß ja nie. Gerade regnete es zwar nicht. Aber es sah so aus, als würde es das ganz sicher bald tun. Also, „kehrt marsch“ und Schirm geholt. Für alle Fälle gewappnet, betrat ich kurz vor 15.30 Uhr den Kurgarten. Ach ja, ich hab ja noch gar nicht erzählt, was ich da überhaupt wollte. Ein pfingstfröhliches Kurkonzert wollte ich mir natürlich genehmigen. Der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Bad Lippspringe (Westfalen) hatte sich angekündigt. Au ja, wie lange hatte ich schon keine Blasmusik mehr gehört? Wie ich dachten wohl nicht viele, vor allem bei dem Wetter. Jedenfalls zählte ich neben mir kaum vier Personen auf den Zuschauerbänken vor der Bühne des Kurgartens. Die Blasmusikanten ließen sich davon nicht beirren und legten trotzdem pünktlich los. Als erstes spielten sie ein von Jacob de Haan komponiertes Stück, das die Stilrichtungen des Barock, Pop und Jazz vereint. Das war ein schwungvoller Auftakt. Danach begrüßte Christian Landerbarthold stellvertretend für den gesamten Musikzug alle Zuhörer. Er führte mit seinen Erläuterungen durch die gesamte musikalische Veranstaltung. So kündigte er auch das zweite Stück „Antonins new world“ an. Es werde in Anlehnung an Antonin Dvořáks Wirken in der neuen Welt Amerika gespielt, verriet der freundliche Blasorchester-Moderator aus Bad Lippspringe. Auch das Stück gefiel mir sehr. Außerdem füllte sich der Kurgarten so langsam mit weiteren Zuhörern. Die Musik lockte sie aus allen Richtungen heran. Gute Laune machte sich breit. Manch einer wippte im Takt hin und her. Einige Kinder sah ich gar fröhlich beschwingt zur Musik herum hüpfen. Der Musikzug kommt, wie sein Name verrät, aus Bad Lippspringe. Das liegt in Ostwestfalen und ist eine Kurstadt in der Nähe von Paderborn. Seit über hundert Jahren gibt es das Blasorchester schon. Derzeit besteht es aus etwa fünfzig Musikern. Vierzig davon erlebte ich im Kurgarten. Eine Konzerttournee führte sie zu Pfingsten an die Ostseeküste. Wie ging es aber nun weiter im Programm? Ich hörte noch ein Medley britischer Sea-Songs von Henry Wood, den Graf-Zeppelin-Marsch und drei Songs von Eric Clapton. Währenddessen zog sich jedoch der Himmel immer weiter zu und es wurde immer dunkler und ungemütlicher in Warnemünde. Aus diesem Grund verschwand dann ein Hörer nach dem anderen. Und es musste ja so kommen. Dann fing es auch noch an zu regnen. Jetzt saßen ich und eine einzige weitere tapfere Person ganz allein vor der Bühne. Und wir konnten unsere Stellung auch nur halten, weil wir beide unsere Regenschirme nicht zu Hause hatten liegen lassen. Das musikalische Programm auf der Bühne wurde fortgesetzt. Der Regen prasselte auf meinen Schirm und ich überlegte, ob ich den Heimweg antreten sollte. Doch irgendetwas hielt mich noch zurück. So lauschte ich dann der Titelmelodie des Louis de Funès – Films „Der Gendarm von Saint Tropez“ und einem Abba-Medley mit Songs, wie „Dancing Queen“, „Money Money“ und „Mama Mia“. Anschließend gab es eine fünfzehn-minütige Pause. Auch jetzt noch hörte es nicht auf zu regnen. Die zweite Hälfte des Kurkonzertes begann schwungvoll mit dem modernen Marsch „Step out and Swing“, der Swingrhythmen und Blueselemente verbindet. „Hab ich eigentlich schon die Dirigentin Sabine Bunte vorgestellt?“, fragte der Moderator plötzlich. Hatte er noch nicht. Bis eben. Seit 1989 ist sie Mitglied im Musikzug und dirigiert ihn seit 2000. Man spielte noch ein Medley des „erfolgreichsten Bandleaders der Welt“, wie Christian Landerbarthold verriet. Es handelte sich um den Liederreigen „James Last – Golden Hits“. Eil der weil passierte, womit wohl keiner der Anwesenden mehr gerechnet hätte. Die Wolkendecke lockerte sich allmählich auf, man sah hier und da ein kleines Stück blauen Himmel und da war sie, die Sonne. Nun erstrahlte sie in vollem Glanze und erfreute alle mit ihrer wärmenden Kraft. Daraufhin erschienen auch wieder zahlreiche große und kleine Hörer und lauschten den heiteren Klängen. Ich war mir sicher, die Musikanten des Musikzuges der Freiwilligen Feuerwehr Bad Lippspringe hatten die Wolken mit ihrer rhythmischen wie auch ausdauernden klang-künsterischen Tatkraft hinfort musiziert. Während ihrer letzten Stücke ward die Bühne in goldgelbes Licht getaucht. Das waren „Selections from Starlight Express”, ein spanischer Paso Doble und das Medley “Italo-Oldies”. Mit dem Medley „Spirit of sixty-nine“ beendete das Blasorchester seinen Auftritt. Dabei klatschte das Publikum zum Takte der Musik. Wenn sich auch die Sonne erst verspätet durch die Wolken gekämpt hatte, es war ein heiteres Nachmittagsprogramm, das viele Warnemünder Gäste erfreute. Vielleicht kommen die Blasmusikanten ja irgendwann noch einmal zu uns in den Norden und hoffentlich hat es ihnen hier gefallen. Ich hatte in den letzten Wochen schon so einige musikalische Veranstaltungen besucht. Auch diese bereichert meinen musikalischen Erfahrungsschatz. Auf dem Heimweg ließ ich mir die Sonne ins Gesicht scheinen und pfiff noch das eine oder andere soeben gehörte Lied vor mich hin.

25. Mai 2010 | Weiterlesen
„Kunst offen“ in Rostock

„Kunst offen“ in Rostock

Pfingsten und die Aktion „Kunst offen“ gehören in Mecklenburg Vorpommern zusammen und das nun schon seit 15 Jahren. Ich erinnere mich gern, wie wir früher bei schönstem Frühlingswetter mit dem Rad über die Dörfer fuhren zu den Ateliers der bildenden Künstler, die in der Abgeschiedenheit der ländlichen Idylle ihrem Metier nachgehen. In diesem Jahr will ich den Künstlern in Rostock über die Schultern schauen. So versprechen es zumindest die Organisatoren vom Tourismusverband Mecklenburg-Schwerin e.V. und vom Verband Mecklenburgische Ostseebäder e.V. Es ist Pfingstsonntag. Die Sonne lacht wärmend vom fast wolkenlosen Himmel, ideales Strandwetter. Ich beschließe, nach Warnemünde zu fahren. Dort sind auf dem Informationsblatt der Aktion zwei Anlaufpunkte verzeichnet. Zuerst geht es in die Galerie Möller. Schon von Weitem erkenne ich sie an dem gelben Kunst-offen-Schirm über der Tür. Zu sehen sind Grafiken von Helena Bergenrud und Keramiken von Antje Halter. „Kann man denn den Künstlern hier auch über die Schultern schauen?“ frage ich den Mann am Tresen. „Nein unsere Künstlerinnen kommen aus Schweden und Halle. Wir stellen nur ihre Werke aus. Hier sind sie jedoch nicht.“ Schade. Mein nächstes Ziel ist als Atelier ausgewiesen. Ob ich hier einen Künstler an seiner Arbeitsstätte finden kann? Als ich in der Tür stehe, werde ich darüber informiert, dass es keine Ausstellung gäbe und dass man sich im Haus auch nicht erklären könne, warum sie im Programm für Kunst offen auftauchen. Also wieder kein Künstler. Ich mache mich enttäuscht auf den Heimweg. Als ich über die Brücke am Alten Strom schlendere, entdecke ich Svetlana Shanurenko. Sie hat ihre Pinsel und Farben ausgepackt, um ihre Eindrücke vom Warnemünder Treiben auf Papier zu bringen. Neben ihr liegen ein paar ihrer Aquarelle, auf denen vor allem Landschaften abgebildet sind. Endlich habe ich eine Malerin gefunden und ganz offen unter freiem Himmel. Am nächsten Tag, Pfingstmontag, nehme ich mir die Rostocker Innenstadt vor. Eine dicke Wolkendecke hat sich über die Stadt gezogen aus der leichter Regen fällt. Beim Lesen des Kleingedruckten im Programmheft bemerke ich, dass am letzten Tag der Aktion Kunst offen in der Rostocker Innenstadt gerade mal eine Ausstellung geöffnet ist. Im Wittespeicher können zwölf macrophotographische Exponate ohne Rahmen betrachtet werden, die im Jahre 2002 für eine Ausstellung zum Thema Microkosmos einer Glasperle entstanden sind. Die Künstlerin selbst bleibt unbenannt und ungesehen. Trotz Regen laufe ich weitere Ateliers, Werkstätten und Galerien ab. Doch überall sind die Türen geschlossen. Als ich in der Bahnhofstraße an der Tür der Porzellanwerkstatt von Petra Benndorf klingel, wird mir unerwartet geöffnet. Ich darf eintreten in eine wunderschöne Ausstellung mit Malereien von Grit Sauerborn und Objekten und Gefäßen aus Porzellan von Petra Benndorf. In der oberen Etage kann ich mir sogar den Arbeitsplatz anschauen. Ich erkundige mich, ob man die Künstlerin in den letzten beiden Tagen an der Drehscheibe beobachten konnte. „Nein,“ lautet die Antwort: „Wir hatten so viele Besucher hier. Das wäre gar nicht möglich gewesen.“ Nachdem ich mir alles anschaut habe, wird mir empfohlen zum Alten Markt zu gehen. Dort hätte eine Galerie ganz neu eröffnet und befände sich deshalb noch gar nicht auf der gedruckten Kunst-offen-Liste. Gesagt, getan, auf zur „galerie marjungfru“. Hier erlebe ich nun alles so, wie ich es mir vorgestellt habe: die Tür ist offen und das Ambiente einladend. Von acht Künstlern wurde eine vielfältige Sammlung zusammengetragen, unter anderem Malerei, Grafik und Buchillustrationen von Klaus Gumpert, Schmiedekunst von Marcus Grosser, Keramik von Tom Giertz, Porzellan und Keramik von Tonio Schmidt, Kerzendesign von Manuela Werk und Ölmalerei von Marko Bennin. Ein Künstler ist sogar selbst anwesend. Tino Langrock zeigt seine Malereien, Unikatschmuck und Skulpturen. Er hat gerade darüber nachgedacht zu schließen. Aber nun holt er doch noch seine schwedische Schnitzaxt heraus, stellt seinen Sägebock nach draußen und zeigt mir, wie er an seinen Holzfiguren arbeitet. Inzwischen sind weitere Besucher in die Galerie gekommen. Bei einem Kaffee plaudern sie mit dem Künstler über die Ausstellungstücke. Es sind Kenner. Sofort identifizieren sie die Glasarbeiten von Andre Max Werner Blumberg aus Kühlungsborn. „Diese Stücke wurden extra für uns angefertigt. Wir möchten das Besondere ausstellen,“ erklärt Tino Langrock. Ja, hier kann man wirklich auf Kunst und Künstler zugehen, das Schöne und Ungewöhnliche betrachten und in einer kreativen Umgebung mit dem Kunstschaffenden ins Gespräch kommen. Das ist „Kunst offen“. Als ich die Galerie verlasse und mich auf den Heimweg mache, hat der Regen aufgehört und die Abendsonne streckt noch einmal ihre Strahlen durch die ziehenden Wolken.

25. Mai 2010 | Weiterlesen
„Luv un Lee“ und Kathy Kelly in der KTV

„Luv un Lee“ und Kathy Kelly in der KTV

Am Freitag wurde ich in der Kröpeliner-Tor-Vorstadt Zeugin eines musikalischen Zusammentreffens der besonderen Art. Kathy Kelly, die viele Jahre lang Produzentin und Sängerin der erfolgsgekrönten Familiencombo „The Kelly Family“ war, musizierte gemeinsam mit dem Rostocker Shanty-Chor „Luv un Lee“ in der Heiligen-Geist-Kirche. Als ich diese erreichte, war sie schon recht gut gefüllt und ich hatte großes Glück, noch einen Platz in der ersten Reihe erwischen zu können. „Grande Dame of Gospel and Folk“ wird sie genannt. Kathy Kelly wurde 1963 in Massachusetts geboren und fand fünf Jahre später in Spanien eine neue Heimat. Als sie 15 Jahre alt war, begann ihre Familie die Laufbahn als Straßenmusiker. Die Kellys entwickelten sich zur weltbekannten Kultband. Ihr Album „Over the Hump“ war in Deutschland die meistverkaufte Platte aller Zeiten. Derzeit befindet sich Kathy auf ihrer „Gospel-European Tour“. Diese führte sie auch nach Rostock. Gospelsongs und Seemannslieder, ob das zusammenpasst? Von langen Reisen, harter Arbeit, Liebe und der Sehnsucht nach der Heimat erzählen jedenfalls Shantys wie auch Gospelsongs. Und dass diese Genres sehr wohl miteinander harmonieren, konnte ich an diesem Abend selbst erleben. Zuvor hatte ich mich noch ein wenig zu gedulden. Die Tür im Chorbereich, der zur Bühne umfunktioniert worden war, ging ab und an auf. Dann stiefelten aber immer nur Tontechniker oder andere wichtige Konzert-Organisations-Management-Leute hindurch. Sie warfen einen verstohlenen Blick auf das Publikum, redeten mit anderen wichtigen und ebenfalls sehr beschäftigten Menschen und stimmten Musikinstrumente. Ich wurde schon richtig ungeduldig, da traten die Chorsänger von „Luv un Lee“ endlich vor ihr Publikum. Und was war das für ein Auftritt! Während sich der Chor noch positionierte, trat einer der Sänger in den Vordergrund und läutete feierlich den Beginn des Abendprogramms an der „Luv un Lee“-Glocke ein. Dann färbte sich der gesamte Chorbereich rot und die Matrosen von „Luv un Lee“ stimmten ihr erstes Lied an. Die Shanty-Truppe gibt es schon seit 1981. Damals wurde sie vom VEB Fischkombinat Rostock gegründet. Seit 1990 werden ihre Lieder im NDR und auf weiteren Sendern ausgestrahlt. Zwei Tourneen durch die USA haben sie erlebt und sie sangen 1999 im Rahmen eines Sommerfestes zum Ende der Amtszeit des einstigen Bundespräsidenten Roman Herzog auf Schloss Bellevue. Ihr Repertoire umfasst Shantys, Seemannslieder, maritime Evergreens, Heimat- und Scherzlieder sowie weihnachtliche Lieder. Diese singen sie auf hochdeutsch, englisch und „up platt“. Nun aber zurück zum Konzert. Ihr zweites Lied an diesem Abend war „Gelbe Rose von Texas“. Es ist von Seeleuten aus Amerika nach Europa gebracht worden und handelt von Liebe und einem schönen Mädchen. Das nächste Lied, „Sailing“, bezog sich auf den Augenblick an Bord eines Schiffes, indem die optimistische Stimmung der Seefahrer in Sehnsucht nach zu Hause umschlägt. „So mancher Sturm wird wehn, bis wir uns wiedersehn“, sangen „Luv un Lee“. Der Klang ihrer Stimmen ertönte in der Kirche noch eindrucksvoller als an anderen Orten. Die Heiligen-Geist-Kirche schien mir der rechte Ort zu sein, um diesen phantastischen Sängern noch mehr Klangraum zu geben. Die Wirkung ihrer Darbietung steigerte sich dadurch sehr. Nach dem fünften Lied trat der Shantychor zunächst ab, um dem Star des Abends Freiraum auf der improvisierten Bühne zu gewähren. Kathy Kelly nahm diesen dankend an. Nach nur kurzer Begrüßung des Publikum stimmte sie den Opener „Who´ll Come With Me“ an. Dabei begleitete sie der Keyborder Andreas Recktenwald. Beide wussten das Publikum in Handumdrehen zu begeistern. Neben gefühlvollen Balladen stimmten sie auch stimmungsgeladene und heitere Songs an. Kathy erwies sich bei der Performance als absolute Multiinstrumentalistin. Spielte sie eben noch Akkustikgitarre, griff sie beim nächsten Song schon zum Akkordeon. Neben englischsprachigen Titeln erklangen auch deutsche und spanische. Bei Letzteren musste ihr besonders warm ums Herz geworden sein, denn sie erwähnte anschließend ihre glücklichen Erinnerungen an ihre Kindheit in Spanien. Nun folgte eine Pause. Danach trat erneut der Shantychor vor die Mikrophone. Die „Islandfischer“, ein altes flämisches Fischerlied, eröffnete von neuem den maritimen Liederreigen. Nach dem „Samoasong“ und einigen weiteren gab der Chor das „Seemannslied-Medley“ zu Gehör. Die Zuhörer klatschten dabei im Takte. Bei solch guter Stimmung ließen es sich beide, der Chor und Kathy Kelly, nicht nehmen, zum Höhepunkt dieses Konzertes gemeinsam aufzutreten. Bei Evergreens, wie „La Paloma“ oder „Rolling Home“, konnten sie ihr ganzes Können vereinen. Die Hörerschaft geriet dabei ganz aus dem Häuschen. Am Ende der Veranstaltung waren sowohl „Luv un Lee“, Kathy Kelly wie auch das Publikum dankbar für diesen gelungenen Abend. Als besonderen Abschluss darf auch Kathys Resümee verstanden werden, dass Rostock ihrer Meinung nach vor zwanzig Jahren schon eine liebenswerte und schöne Stadt gewesen, heute aber noch viel schöner sei.

24. Mai 2010 | Weiterlesen
25. An-Bagger-Cup am Warnemünder Strand

25. An-Bagger-Cup am Warnemünder Strand

Nachdem der Inchez-Cup wegen Dauerregens am vorigen Wochenende abgesagt werden musste, ruhten nun alle Hoffnungen auf dem Pfingstwochenende, um mit dem An-Bagger-Cup und dem MUMien-Cup in die Warnemünder Beach-Volleyball-Saison zu starten. Der Samstag verhieß nichts Gutes. Dichter Nebel hatte sich über den Strand gelegt. Die Temperaturen waren entsprechend kühl. Der Leuchtturm verschwand im Dunst und von der Warnow dröhnten unablässig die Hörner der Schiffe, die sich ohne Sicht zurechtfinden mussten. Aber die Beachvolleyballer, die aus dem ganzen Norden Deutschlands angereist waren, trotzten den widrigen Bedingungen am Samstagmorgen. 24 Felder wurden aufgebaut. 144 Zweier-Mannschaften traten gegeneinander an, in gemischten Teams natürlich – es handelt sich ja schließlich um einen An-Bagger-Cup. Es durfte sich also nicht nur beim Volleyball von unten zugespielt, sondern auch ausdrücklich geflirtet werden. Um den Bedürfnissen beider Geschlechter beim Spiel gerecht zu werden, wurden die Netze auf eine Höhe von 2,35m eingestellt, ein fairer Kompromiss. Außerdem galt es noch einen Ehrenkodex zu beachten, nachdem die Frau über die Frau spielen muss bzw. der Mann über den Mann, um Zweikämpfe möglichst gleichgeschlechtlich zu halten. Na ja, daran konnte sich im Eifer des Gefechts nicht immer gehalten werden. Manchmal sahen die Herren beim Angriff der Damen ganz schön alt aus. Ein Spieler entwickelte eine derartige Dynamik, dass er mit einem Sprung gleich zwei Volleyballnetze niederriss. Dank des Organisationsteams von Active Beach e.V. wurden sie schnell wieder aufgerichtet und die beiden Partien konnten weitergespielt werden. „Zunächst wird in den 24 ausgelosten Vorrundengruppen mit jeweils sechs Teams gespielt, ehe es dann je nach der Platzierung für die Mannschaften in den A-, B- oder C-Cup geht“, erläuterte Steffen Bock, Leiter des Turniers, den Ablauf: „Die besten Mannschaften spielen dann bis zum Sonntagnachmittag den Turniersieg aus.“ Am Sonntag war dann schließlich alles wieder gut. Strahlende Sonne, blauer Himmel – bei bestem Beachvolleyballwetter konnten schließlich nach den letzten Zwischenrunden bei den 16ern Double Outs die Sieger ermittelt werden. Die Hamburger Swantje Basan und Marian Heldt mussten sich im Finale des A-Cups den Lokalmatadoren Henrike Höft und Frank Thiesenhusen geschlagen geben. Stefanie Kelm und Christopher Fischer besiegten im kleinen Finale Sandra Gutsche und Toni Mester. Den ersten Platz im B-Cup gewannen Frauke Söhler und Jens Weschenfelder und über den Sieg im C-Cup konnten sich Kristin Schnittger und Sebastian Kluth freuen. Die nächste Chance beim An-Bagger-Cup anzutreten gibt es am 7. und 8. August während der Hanse Sail 2010. Alle Ergebnisse des Turniers gibt es hier.

24. Mai 2010 | Weiterlesen
Anna Vynogradova: „BLICKE“

Anna Vynogradova: „BLICKE“

Dieses leckere Büfett erwartete mich am Mittwochabend beim Rostocker Frauenkulturverein „Die Beginen e.V.“ im Heiligengeisthof 3. Salzige und süße Kekse, Obst, Wein, Sekt, Wasser und Tee begrüßten alle Gäste der Ausstellungseröffnung BLICKE und warteten darauf, endlich vernascht zu werden. Ich gönnte mir die eine oder andere Köstlichkeit und warf einen ersten BLICK auf die Kunstwerke Anna Vynogradovas. Die Künstlerin wurde 1974 in der ukrainischen Stadt Charkow geboren. Dort studierte sie bis 2006 Bildhauerei. Ein Jahr später zog sie nach Deutschland. Seit dem vergangenen Jahr absolviert sie ein Fernstudium in der Ikonenmalerei. In der Ausstellung BLICKE werden Acrylmalereien, Zeichnungen und eine Ikone von Anna Vynogradova gezeigt. Der Titel der Werkschau ist Programm. Es sind BLICKE, die dem Betrachter der Kunstwerke begegnen. Ein Acryl-Gemälde zeigt das Auge eines Pferdes. Steht man davor, zieht es einen magisch an. Man versinkt in diesem tiefdunklen Auge. Gleichzeitig schaut es den Betrachter an. Tier und Mensch kommunizieren scheinbar miteinander. Doch was könnte ich der Kreatur wirklich mitteilen? Was weiß sie über mich? Ein Zyklus von Zeichnungen mit dem Titel „Mascha“ zeigt eine junge Frau. Auch sie blickt aus dem Bild heraus und schaut den Betrachter an. Was erfährt er über sie? Ihre Gesichtszüge sagen mehr als tausend Worte. Franziska Roeber eröffnete die Abendveranstaltung mit dem dritten Satz einer „Suite in h-Moll“ von Jean Daniel Braun auf der Querflöte. Sie studiert derzeit Theologie in Rostock. Dann führte die Kuratorin der Ausstellung, Daniela Boltres, die Anwesenden in das Werk Anna Vynogradovas ein. Sie erklärte, dass das Bild „Nophretete aus Rostock“ eine Auftragsarbeit gewesen sei. Es zeige eine Frau aus Rostock, wie sie sich selbst sieht. Oberhalb einer Wüstenlandschaft erscheint am Firmament ihr Portrait in Gestalt der Nophretete. Daniela Boltres: „Sie stellt sich in eine kulturell akzeptierte, verehrungswürdige ästhetische Tradition“. Das führe dazu, dass sie sich dem Heute entrücke. Anschließend wandte sie sich der Ikonenmalerei Anna Vynogradovas zu. Ikonen, das sind Heiligenbilder. Sie sind kirchlich geweiht und sollen eine Verbindung zwischen dem Betrachter und dem Dargestellten, indirekt auch zwischen dem Betrachter und Gott sein. Die Kuratorin erläuterte, dass sich die „religiöse Gestimmtheit der Malerin“ in den Ikonen offenbare. Bestandteil der Ausstellung ist ein Abbild der heiligen Xenia, einer Frau, die im 18. Jahrhundert in St. Petersburg lebte und wirkte. Sie setzte sich zeit ihres Lebens unermüdlich und selbstlos für die Armen und Hilfsbedürftigen der Stadt ein. In den Ikonen werde Göttliches transparent, sagte Daniela Boltres und sprach von den „von Gott berührten“. Diese hätten einen veränderten BLICK auf die Welt. „Es sind diese BLICKE, mit denen die Ikonen den Himmel aufreißen und in den wir auch mit der Malerin hineinschauen können“, führte sie aus. Anna Vynogradova hatte eine kleine Ikonenwerkstatt mit in die Ausstellung gebracht. Neben noch unvollendeten Ikonen, Übungsstücken, Farben, Pinseln und einem kleinen Strauß verschiedenfarbiger Blumen, waren da Kataloge und Bildbände zur Ikonenmalerei auf einem kleinen Tisch verteilt. Nachdem nun Franziska Roeber den ersten Satz der „Fantasia in fis-Moll“ von Georg Philipp Telemann gespielt hatte, lud die Künstlerin selbst zu einem Gespräch in die kleine Ikonenwerkstatt ein. Da erfuhr ich dann, was Anna Vynogradova so sehr an der Ikonenmalerei fasziniert. Zum einen sei das die Tatsache, dass auf dem kleinen Raum der Ikone Komponenten aus der gesamten Welt versammelt seien. Tierische Bestandteile, wie etwa Eier, aber auch Mineralien und verschiedene Pigmente seien das. Diese Pigmente stammen aus dem Baikal, aus Sachsen und vielen anderen Orten auf der ganzen Welt. Die Farben werden also selbst angemischt. Interessant sei überdies der Verlauf der Linien in einer Ikone. Auf einer Vorstudie der Ikonenmalerin war das besonders deutlich zu erkennen. Alle Linien scheinen auf geheimnisvolle Weise miteinander verbunden zu sein. So wandern die Augen des Betrachters den Linien folgend über das gesamte Abbild und versenken sich darin. „Das ist eine Technik, die man tausende Jahre lang verbessert hat“, so die Ikonenmalerin. Ob es da eine bestimmte Formensprache und feste Regeln gäbe, wurde Anna Vynogradova gefragt. „Ja“, antwortete sie, „alles hat Bedeutung“. Wenn beispielsweise eine Figur auf einem Felsen stehend abgebildet sei, dann stehe dieser Felsen sinnbildlich für die bereits vollzogene und erfolgreiche Mühe und Arbeit auf dem Weg zu Gott. Auch die Farben, die Positionen der Figuren und die Hintergrundmotive seien vorgeschrieben. All dies trage Bedeutung. Und kann man nicht auch gegen diese Regeln verstoßen? Nein, das wolle man auch gar nicht, erklärte sie. Entscheiden könne man, welchen Farbton man wähle. Fest stehe aber: „Ikonen malt man nicht. Ikonen lassen sich malen“. Außerdem sei der Schaffensprozess auch immer ein Dialog und die Künstlerin befinde sich damit in einem Gespräch, erklärte sie. Um Kommunikation geht es Anna Vynogradova also in ihrer Kunst. Das ist auch der Grund, warum ihr BLICKE so wichtig sind. BLICKE sind „immer eine Einladung zur Kommunikation“, erzählte sie einst Daniela Boltres. Diese Einladung wird in der Ausstellung BLICKE, die es ab sofort in den Räumlichkeiten des Rostocker Frauenkulturvereins „Die Beginen e.V.“ zu erBLICKEn gibt, auf vielfältige Weise zum Ausdruck gebracht. Die Ausstellung bildet übrigens den Auftakt zur Kunstreihe „Künstlerinnen präsentieren Künstlerinnen“. Gespannt darf man also auch auf die kommenden Ausstellungen im Heiligengeisthof 3 sein. Wer sich wie ich den Werken Anna Vynogradovas auch einmal schreibend nähern möchte, kann dies am 29. Mai von 10.00 bis 13.00 Uhr im Workshop: „Schreiben zu Kunst“ tun. Die Kuratorin und Autorin Daniela Boltres wird diesen leiten und freut sich schon heute darauf.

23. Mai 2010 | Weiterlesen
Bundesjugendtreffen der Sporttaucher

Bundesjugendtreffen der Sporttaucher

„Unter Wasser gibt es mal was anderes zu sehen, als hier oben“. So oder so ähnlich äußerten sich viele junge Sporttaucher einhellig am Pfingstwochenende beim Bundesjugendtreffen des Verbandes Deutscher Sporttaucher (VDST) über ihr Hobby. Über 100 Nachwuchstaucher aus dem gesamten Bundesgebiet hatten sich in Warnemünde versammelt, um Gleichgesinnte kennenzulernen und neue Unterwasserreviere zu erkunden. Und was gibt es da nun zu sehen? Maximilian Schladt aus Niedersachsen kommt am Samstagmorgen mit Schnorchel, Maske und Neoprenanzug aus den Fluten der 10°C warmen Ostsee und erzählt: „Die Sicht ist ganz klar. Man kann die Sandbänke gut erkennen. Auf einer habe ich sogar eine Scholle entdeckt. Und zwei kleine Quallen konnte ich auch beobachten.“ Der 14-jährige war mit einer Gruppe von sieben Leuten etwa 90 Meter weit ins Meer gegangen. Dort ist es ungefähr vier bis fünf Meter tief. „Diese Jugendlichen haben schon mindestens zwei Jahre Erfahrung,“ erklärt mir ein Tauchlehrer. „Sicherheit ist sehr wichtig. Tauchen kann gefährlich werden, deshalb müssen gewisse Regeln eingehalten werden. Wir achten darauf, dass die Kids diese auch verstehen.“ Ab acht Jahren werden Kinder an das Tauchen in den Tauchsportvereinen herangeführt. Ihre Fähigkeiten können sie bei verschiedenen Prüfungen unter Beweis stellen und so die Schnorchelabzeichen Otter und Robbe und die Kindertauchsportabzeichen in Bronze, Silber und Gold erwerben. Während wir aufs Wasser schauen und die restliche Tauchgruppe beobachten, ist Nick Schwochow neben uns damit beschäftigt, eine Rettungsboje klarzumachen. „Wurde die heute schon gebraucht?“ frage ich. „Nein, aber falls es nötig sein sollte, ist sie einsatzbereit.“ Eine Gruppe Kinder kommt von einer kleinen Strandexkursion zurück. In einem Eimer haben sie ein paar Fundstücke gesammelt. Peter Helbig aus Hessen greift einen Blasentang heraus und erläutert die Besonderheiten der Unterwasserpflanze. Dann zieht er einen Zigarettenstummel hervor: „Der gehört natürlich nicht ins Meer.“ Den Tauchlehrern und Betreuern ist es ein Anliegen ihren Schützlingen nicht nur die Techniken des Tauchens zu vermitteln, sondern ihnen auch marine Lebensformen und den Naturschutzgedanken näher zu bringen. Es gibt also jede Menge zu entdecken und zu lernen für die 8 bis 20-Jährigen beim Bundesjugendtreffen der Sporttaucher an der Ostsee. Der Spaß darf dabei natürlich auch nicht zu kurz kommen. Mit Beachvolleyball und Staffelspielen sollen die Kids in Bewegung gebracht werden und das ist auch bitter nötig bei den kühlen Temperaturen am Strand. Zum Glück geht es nachmittags in die warme Neptun Schwimmhalle. Hier können sich die jungen Taucher an drei Stationen ausprobieren. Bei der ersten erhalten sie eine Einführung in die Unterwasserfotografie. Mit speziell ausgerüsteten Kameras werden lustige Figuren im Wasser in Szene gesetzt. Besonders gelungene Fotos kommen anschließend in den Fotowettbewerb, der während des Treffens durchgeführt wird. Bei der zweiten Station wird Unterwasserrugby gespielt. Thomas Sträßler aus dem Saarland erklärt kurz die Spielregeln und dann geht es auch schon los. Gemischte Teams mit jeweils sechs Spielern kämpfen um den kleinen, aber schweren mit Salzwasser gefüllten Ball und versuchen ihn in einen der am Beckenboden angebrachten Körbe zu bringen. Während sich beim Unterwasserrugby im Schwimmbecken eine hohe Dynamik entwickelt, geht es im Sprungbecken besonnener zu. Hier können sich die Taucher mit dem Drucklufttauchgerät vertraut machen und ein paar Übungsrunden mit der Ausrüstung schwimmen. Nachdem sich die Tauchgäste die Unterwasserwelten Rostocks angeschaut haben, geht es am nächsten Tag ins Ozeaneum nach Stralsund. Dort erwartet sie ein Einblick in die nördlichen Meere. Hier noch ein paar Impressionen der Nachwuchstaucher von ihren Tauchgängen in der Ostsee (Fotos: VSK Moorteufel):

23. Mai 2010 | Weiterlesen
Eröffnungskonzert: „Wien 1910“ in der HMT

Eröffnungskonzert: „Wien 1910“ in der HMT

Das klang nicht gerade sehr harmonisch, was ich da am Dienstagabend während des Eröffnungskonzertes des Kammermusikfestivals „Wien 1910“ der Hochschule für Musik und Theater (HMT) im Katharinensaal vernahm. Pauline Reguig spielte Violine und Yasuko Sugimoto Klavier. Doch die Tonabfolgen beider Instrumente schienen mir, kaum aufeinander abgestimmt zu sein. Ein paar Anschläge auf dem Klavier, eben noch leise, dann plötzlich laut. Dazu die Geige, deren Töne ganz für sich allein dahinzuklingen schienen. Qietschig hoch, in schnellem Tempo, dann ein jeher Abbruch. Stille. Plötzlich ging es weiter. Ich hatte keine Melodie erkennen können. Die Musik wühlt innerlich auf, dient aber wohl kaum der Entspannung. Nur, weil ich sie nicht so recht verstehe, heißt das allerdings noch lange nicht, dass es keine großartige Musik ist. Es war nur das erste Mal, dass eine moderne Komposition in meine Ohren drang. Und an das Fehlen jeglicher Melodie müssen diese sich wohl noch ein wenig gewöhnen. Das Stück „Fantasie für Violine und Klavier op. 47“ komponierte Arnold Schönberg 1949. Er war ein Wegbereiter der modernen Musik und seine Kompositionen waren Teil des musikalischen Programms des fünften Kammermusikfestivals der HMT. Erstmals war dieses nicht dem Werk eines einzelnen Künstlers gewidmet. Stattdessen nahm man das musikhistorisch bedeutsame Schwellenjahr 1910 und die Stadt Wien in den Fokus. Worum geht es? Der Dozent, Jan Philipp Sprick und Prof. Dr. Birger Petersen hatten die künstlerische Leitung des Festivals übernommen und gaben, nachdem sie das Publikum herzlich begrüßt hatten, eine kleine Einführung in das Thema. 1910 fand ein musikalischer Epochenwechsel statt. Die romantische Musik wurde von modernen Kompositionen abgelöst und eine neue musikalische Ära begann. Wien war zu jenem Zeitpunkt ein Zentrum der Musikkultur. Der Titel „Wien 1910 – Aufbruch in die Moderne“ verweist also auf eine aufregende Zeit der Veränderungen und des Wandels an einem bedeutenden Ort. Herausragende Komponisten jener Tage waren neben Arnold Schönberg, Gustav Mahler, Alban Berg, Erich Korngold und Hanns Eisler. Sie waren es, die mit ihrer kompositorischen Arbeit die Musik des 20. Jahrhunderts initiierten. Ihre Kompositionen bildeten deshalb auch einen Schwerpunkt des Festivals. Nun aber zurück zum Eröffnungskonzert. Es begann mit Lukas Umlauft. Er trug, noch bevor irgendein Musiker sein Instrument ergriff, den „Prolog zu Lysistrata des Aristophanes“ von Hugo von Hofmannsthal vor. Dieser österreichische Schriftsteller gilt als einer der wichtigsten Repräsentanten der Wiener Moderne, also genau jener Zeit, der das sich Festivalprogramm verpflichtete. Als einsamer Dramaturg stellte sich Lukas Umlauft dem Publikum gegenüber und sprach über Kultur, Gelehrsamkeit, das Theaterschaffen und eine „gigantische Komödie“. Dann wurde ein „Langsamer Satz für Streichquartett“ von Anton Webern vorgetragen. „Hach“, da war sie wieder, die Melodie. Ich konnte mich in das Stück hinein versenken und davon in weite Fernen tragen lassen. Ein einzigartiges Wechselspiel der Gefühle bot sich mir dar. Später erfuhr ich, dass es 1905 entstand. Das bedeutet, es steht noch deutlich in der Tradition der Spätromantik, ist also noch nicht ganz so modern, wie das von Arnold Schönberg eingangs von mir erwähnte Stück. Vor der Pause wurden noch Schönbergs „Drei Stücke für Kammerensemble“ von 1910 vorgetragen. Wieder schienen mir die Instrumente kaum aufeinander bezogen zu sein. Und wieder gab es abrupte Pausen und scheinbar frei assoziierte Tonabfolgen. Schönberg mied ganz bewusst Schematismen und formelhafte Wiederholungen und schuf auf diese Weise Kompositionen, die eine ganz neue, zuvor nie dagewesene und besondere Ausdrucksstärke besitzen. In der Tat bewegten mich die Stücke. War doch kein Ton vorhersehbar. Ein Umstand, der meine innere Anspannung nicht versiegen ließ. Während der Pause gönnte ich mir, wie so einige Konzertbesucher einen leckeren Weißwein und fragte mich: „Gibt es eigentlich Entspannungsübungen für die Ohren? Ohr-Yoga?“. Als dann wieder alle Freunde der modernen Kammermusik ihre Sitzplätze im Katharinensaal gefunden hatten, begann der zweite Teil des Festival-Auftakt-Konzertes. Vorgetragen wurde ein von Franz Schubert komponiertes „Streichquartett d-Moll D 810“, das Gustav Mahler überarbeitet hatte. Auch er stand mit seinem Werk auf der Schwelle zur modernen Musik und seine Kompositionen markieren den Übergang von der Spätromantik zur Moderne. So berief sich neben vielen auch Arnold Schönberg vielfach auf ihn. Das Stück gefiel mehr sehr und ich konnte wohltuend dahin schwelgen. Im Rahmen des diesjährigen Kammermusikfestivals erklangen allerlei Kammermusikkonzerte. Auch ein Lieder- und Klavierabend sowie die Lesung: „Verflossen ist das Gold der Tage …“ mit Texten von Georg Trakl und Hugo von Hofmannsthal wurden geboten. Das vielseitige Programm sorgte ganz sicher nicht nur bei mir für interessante musikalische Erlebnisse und aufschlussreiche Erkenntnisse über den kammermusikalischen „Aufbruch in die Moderne“ im Wien von 1910.

22. Mai 2010 | Weiterlesen
Ausstellung der Dienstagsmaler im Börgerhus

Ausstellung der Dienstagsmaler im Börgerhus

„Bi uns tu Hus“ heißt die neue Ausstellung der Dienstagsmaler, die ab sofort im „Börgerhus“ in Groß Klein zu sehen ist. Dienstagsmaler? „Bi uns tu Hus“? Eins nach dem anderen! Die Dienstagsmaler gibt es seit dem Frühjahr 2006. Schon bald nach der Gründung des Stadtteil- und Begegnungszentrums „Börgerhus“ fanden sie sich dort zusammen, die Hobby- und Freizeitmaler Anita Doß, Gerlinde Bütow, Jochen Krey, Edith Kurtz, Gudrun Herold und Erhard Eycke. Das Malen entspannt und erfüllt sie mit Freude. Sie treffen sich jeden Dienstag, um gemeinsam zu unterschiedlichen Themenkreisen und in ganz verschiedenen Techniken künstlerisch tätig zu werden. Drei Jahre lang leitete Margot Domhardt die Malgruppe. Ab 2009 tut dies Gudrun Herold. Diese meint allerdings, dass eine fachliche Anleitung gar nicht nötig sei. Vielmehr bringe jeder Einzelne sein Wissen immer wieder von Neuem in die Gruppenarbeit mit ein und so würden alle stetig voneinander lernen und Fortschritte machen. Am vergangenen Dienstag, einen anderen Wochentag hätte man wohl kaum wählen können, eröffnete Gudrun Herold die mittlerweile vierte Ausstellung der Gruppe und verriet Näheres über den Titel der Werkschau. Obwohl nur wenige der Hobbymaler Mecklenburger seien, hätten sie die mecklenburgischen Worte „Bi uns tu Hus“ gewählt. Das habe damit zu tun, dass fast alle ausgestellten Werke in der hiesigen Landschaft entstanden seien und Motive dieser Gegend zeigten. Die Malgruppe habe direkt vor Ort gemalt, was sie faszinierte. So entstanden ihre Bilder etwa im Dorf Groß Klein, im Rostocker Stadtgebiet und in ganz Mecklenburg. Dabei hätten sie sich jedoch nicht auf eine bestimmte Technik beschränkt, erklärte die Gruppenleiterin. Die Ausstellung zeige vielmehr Aquarelle, Pastelle, Acryl-Gemälde wie auch Collagen. Mit den ebenfalls mecklenburgischen Worten „denn man tau“ lud sie anschließend alle Interessierten zu einem ersten kleinen Rundgang ein. Edith Kurtz schuf zwei Aquarelle und ein Werk, in dem Aquarellfarben und Zeichentusche zugleich zur Anwendung kamen. Die Aquarelle zeigen die unruhige Ostsee und ein Fischerboot am Strand. Beide seien aber nicht direkt vor dem Motiv entstanden, verriet die Künstlerin. Vor Ort habe sie Fotografien geschaffen, die dann zu Hause als Vorlage dienten. Das Bild, in dem sie Tusche- und Aquarelltechnik verband, zeigt ein goldgelbes Kornfeld. Darüber ziehen dichte Wolken vorüber. In der Ferne am Horizont erstreckt sich eine Reihe von Häusern. Rote Mohnblumen säumen den Feldesrand im Vordergrund. Zeichnerische Elemente ermöglichten eine sehr detailreiche Darstelllung. Die Farbgebung haucht der Landschaft frühlingshaftes Leben ein. So erscheinen die im Wind flackernden roten Fähnchen des Fischerbootes vor dem hellblauen Himmel auf einem der Aquarelle, wie auch schon die Mohnblumen im goldgelben Feld, gleichsam als Boten des Frühlings und der Lebensfreude. Der Frühling inspirierte Anita Doß zu der Darstellung eines Tulpenstraußes. Auch hier goldgelbe und rote Farbtöne. Es ist ein Aquarell, das mit Pastellkreide übermalt wurde. Zwei wunderschöne Tuschezeichnungen der Künstlerin verweisen auf ihr großes zeichnerisches Talent. Die Rinde von Bäumen, ihre knorrigen Äste, Gräser und Sträucher, daneben ein altes Fachwerkhaus, all dies ist bis ins kleinste Detail wiedergegeben. Die Motive insgesamt sprechen von Ruhe und Ausgeglichenheit. Sicher sind es auch Orte der inneren Harmonie. Ein mit Pastellkreide geschaffenes Bild zeigt ein Rotkehlchen. Anita Doß erinnert damit an den letzten langen und kalten Winter in Mecklenburg. Das Vögelchen plustert sich auf. Muss es doch die wenige Körperwärme, die ihm noch geblieben ist, bei sich behalten. Collage-Techniken haben es Gerlinde Bütow angetan. „Muschelträume“ nannte sie ein Werk, das den Himmel mit dem Meer verbindet. Darin verarbeitete sie natürliche Materialien, wie Muscheln, Strandsand und Holz. „Am Barther Bodden“ und „Frühsommer auf Rügen“ sind Werke, die ebenfalls durchs Collagieren entstanden. Die Künstlerin arbeitete hier alte Kalenderbilder in ihre Acrymalereien ein. Der Unterschied zwischen fotografischem Kalenderbild und Malerei ist nur bei näherer Betrachtung erkennbar und fasziniert. Traum und Wirklichkeit, Realität und Fantasie erscheinen vereint. Auch strahlen die Bilder dank leuchtkräftiger Farben. „Frag doch das Meer“, ein Bild, das durch den Kontrast von Blau und Orange besticht. Gerlinde Bütow verarbeitete hier ein altes Volkslied. Zwei Mädchen sitzen am Meer und sehnen sich nach dem Liebsten. Der lange kalte Winter war ihr, wie schon Anita Doß, Anlass ein winterliches Motiv zu malen. Gerlinde Bütow aber stellte Warnemünde in schneeweißer Landschaft dar. Das Meer spielt auch in den von Jochen Krey ausgestellten Werken eine große Rolle. Er malte den Leuchtturm von Hiddensee, eine Steilküste, und ein Fischerboot am Bodden. Den Leuchtturm und die Steilküste führte er in Acrylfarben aus, das Motiv am Bodden in Aquarellfarben. Die Farbgebung wirkt sehr natürlich. Der Künstler malte harmonische Orte voll Ruhe und Ausgeglichenheit. Nichts stört hier die Natur. Im Bild „Am Bodden“ meint man, beinahe das Rauschen des Windes im Schilf vernehmen zu können. Die Hobbykünstlerin Gurdrun Herold zeigt einen „Blick auf das Schweriner Schloss während der BUGA“, „Rostock um 1893“, „Haus: Tausendscheun“ im Dorf Groß Klein, den an der Warnow anliegenden „Notfallschlepper Fairplay 26“ und eine „Reetgedeckte Scheune in Mäkelborg“. Sie verband Tuschezeichnungen mit Aquarellfarben, arbeitete aber auch mit Finelinern und Pastellkreide. Ihre Begeisterung für die Zeichnung und detailgenaue Wiedergabe des Gesehenen ist nicht von der Hand zu weisen. Die Farben leuchten nicht, wirken aber auch hier sehr natürlich. Sehr romantisch und verträumt, ein wenig wie verzaubert, muten die in Pastellkreide ausgeführten Bilder an. Wie etwa das Haus „Tausendscheun“. Es wird von Bäumen und Sträuchern umringt, die im Lichte funkeln. Ganz fein, gleichzeitig zart und weich erscheint das Blattwerk. Die „Reetgedeckte Scheune in Mäkelborg“ wurde zunächst mit einer Rohrfeder gezeichnet und später dann mit Pastellkreide überarbeitet. Einsam steht sie da. Wie im Traume. Die Pastellkreide ermöglichte das Darstellen von Lichtreflexen. Ein Flirren liegt in der Luft. Etwas Märchenhaftes hat auch dieses Motiv an sich. Die Leiterin der Dienstagsmaler stellte zwei Bilder des Hobbymalers Erhard Eycke vor. Er war leider nicht zur Ausstellungseröffnung erschienen. Sie erklärte, Erhard Eycke arbeite sehr gern mit Acrylfarben und habe sich an einem Motiv des Malers Otto Malchin versucht. Es ist in erdigen Farben gehalten. Die „Kleinstadt am Wasser“ malte er in leuchtenderen Farben. Die roten Dächer der Häuser und der Turm einer Backsteinkirche ragen in den tiefblauen Himmel hinein. Es muss ein sehr sommerlicher Tag gewesen sein, der hier dargestellt wurde. Im Vordergrund erscheinen Schilfgräser an einem Gewässer. Nicht nur die Freude am Malen und Zeichnen eint die Dienstagsmaler. Auch ihre Liebe zur Natur verbindet sie. Die Ausstellung „Bi uns tu Hus“ ist ein Zeugnis dieser Naturverbundenheit. Gleichsam wird, wer die Werke betrachtet erkennen, dass ein jeder von ihnen seine ganz eigene Handschrift entwickelt hat. Wer wieder einmal in Groß Klein zu tun hat, die Natur und seine Heimat liebt und obendrein kunstinteressiert ist, sollte dem „Börgerhus“ auf jeden Fall einen Besuch abstatten. Ach übrigens, es werden noch weitere Hobby- und Freizeitmalerinnen und –maler gesucht. Die Dienstagsmaler treffen sich jeden Dienstag von zehn bis zwölf Uhr im Groß Kleiner Stadtteil- und Begegnungszentrum am Gerüstbauerring 28. Interessierte sind immer herzlich willkommen.

21. Mai 2010 | Weiterlesen
„LEBEN 2.0 - Update Your Life“ im Volkstheater

„LEBEN 2.0 - Update Your Life“ im Volkstheater

„Die Zahlen heute: 3, 8, 11, 15, 22, 25“ – stopp! Ein Sechser muss genügen. Wer den 17-Millionen-Jackpot knacken möchte, muss sich die Superzahl schon selbst abholen. Wo und wann? Morgen, am Freitag, im Ateliertheater bei der Premiere von „LEBEN 2.0 – Update Your Life“, einer Stückentwicklung des Theaterjugendklubs. Tja, an dieser Stelle endet dann heute auch schon mein Bericht. Eine Entwicklung weg vom Mann der vielen Worte. Aber hey, ist die Aussicht auf den Jackpot nicht Grund genug, sich das Stück anzusehen? Toll ist das Stück schon, ich habe mir heute die Generalprobe angeschaut. Vielleicht fehlt hier und da ein wenig der rote Faden, aber wirklich nur hier und da und auch nur ein ganz klein wenig. Die Mitglieder des Theaterjugendklubs haben in jedem Fall mit ihrem Spiel überzeugt. Egal ob Christof Lange als HD Klum, Alex Friedland als Leon Omega, Lea-Marie de Boor als Ellen alias Mila oder Lukas Gabriel als Moritz alias Milo. Dem Stück tat es nicht mal einen Abbruch, dass eine der jungen Schauspielerinnen ihre Stimme für die Premiere schonen musste und nur pfeifen durfte. Könnte man als Running Gag fast so beibehalten – kleiner Spaß. Eigentlich könnte ich jetzt doch wieder zum Mann der vielen Worte werden und ganz viel über die Inszenierung schreiben. Zumal es auch tolle Bilder auf der Bühne gab. Bilder, aber leider keine (passenden) Fotos. Okay, dass es dem Schauspielleiter nicht recht sei, dass an diesem Tag Fotos gemacht werden, wusste ich bereits vorher. Etwas unverständlich, aber nun ja. Dass das eigene Team sehr wohl vom Anfang bis zum Ende knipste, ließ mein Verständnis dann allerdings doch etwas schwinden. Welch unbegründete Panik vor ‚externen‘ Bildern am Volkstheater auch immer herrschen mag. Ein Programm oder zumindest eine Liste mit Rollen- und Schauspielernamen gab es leider ebenfalls nicht und da alle Gäste nach der Probe – schneller als ich denken konnte – hinausgebeten wurden, blieb auch keine Chance zur Nachfrage. Nun könnte ich natürlich alle Darsteller als Jane oder John Doe bezeichnen – bei der Fülle an Mitwirkenden dürfte dies aber etwas verwirren, zumal es John Doe Fox auch noch als Rolle gab. Tolles Stück, tolle Schauspieler, schlechte Öffentlichkeitsarbeit (Janny Fuchs sei an dieser Stelle ausdrücklich ausgenommen). Keine Infos, kein Bericht. Wen das interessiert? Wohl niemanden, die Besuchszahlen entwickeln sich ja ach so erfreulich. Zudem ist es doch eh nur das Internet, ach was sag ich, eine einzelne Internet-Site. Womöglich gar noch mit jungem Publikum. Und das bei einer Aufführung von ebenso jungen Schauspielern und ganz zufällig auch noch zum Thema Internet und Web 2.0 – passt doch eh nicht. Womöglich könnte sich gar noch ein neuer Besucher ins Theater verirren – Schock! Wer trotzdem wissen möchte, wie die jungen Schauspieler des Theaterjugendklubs ihre Sicht auf das Leben in Zeiten von Google, FaceFoxbook und Co. auf die Bühne bringen, was es mit Omega auf sich hat und wie ein Knopfdruck und eine Frequenz unser aller Leben auslöschen können – morgen um 19:30 Uhr ist Premiere. Und sei es nur, um die Superzahl für den Jackpot abzugreifen – der Kreis schließt sich. Ach ja, der Vollständigkeit halber: Das zur Verfügung gestellte Foto stammt von Christine Ruynat, danke.

20. Mai 2010 | Weiterlesen
Universum Champions Night - Boxen in Rostock

Universum Champions Night - Boxen in Rostock

Am Samstag fliegen in der StadtHalle Rostock wieder einmal die Fäuste. Im Rahmen der „Universum Champions Night“ stehen drei Kämpfe im Schwergewicht auf dem Programm. Gestern zeigten sich die Boxer aber erst mal ihren Fans – beim öffentlichen Training im Ostseepark Sievershagen. Neben den Schwergewichten steht Vitali Tajbert (27), Weltmeister des World Boxing Council (WBC) im Superfedergewicht, in Rostock seine erste Titelverteidigung bevor. Im November 2009 hat er in Kiel den Mexikaner Humberto Mauro Gutierrez besiegt. Nun trifft Vitali wieder auf einen Gegner aus Mexiko, auf den überaus erfahrenen Hector Velazquez (35). Für Box-Fans dürfte es ein Leckerbissen werden. „Ein K.o. kann ja jeder“, so Vitali Tajbert, „ich will 12 Runden die Fans begeistern.“ Im Hauptkampf trifft Schwergewichtler Ruslan Chagaev (31) auf den Australier Kalivath Gerald Meehan (40). Mit einer Größe von 1,86 m ist Chagaev zehn Zentimeter kleiner als der Hüne Meehan und liegt mit Platz 3 der WBA-Rangliste direkt hinter seinem Gegner. Für Chagaev, Kampfname „White Tyson“, dürfte es am Samstag in Rostock um alles oder nichts gehen. Im Juni verlor der Usbeke in Schalke seinen WBA-Titel gegen seinen ehemaligen Stallkollegen Wladimir Klitschko. Nach 11 Monaten Pause steigt er hoch motiviert wieder in den Ring, zum offiziellen WM-Ausscheidungskampf der WBA. Das Ziel ist klar: Die WM-Krone der WBA soll zurückerobert werden. Mit allen Wassern gewaschen sein dürfte aber auch sein Gegner Meehan, Kampfname „Checkmate“. Wird er doch von Box-Promoter-Legende Don King betreut. In seiner ihm typischen Art meldete sich King schon im Vorfeld zu Wort: „Meehan wird Chagaev ausknocken. Es wird eine Zerstörung.“ – Samstag werden die Fäuste sprechen. Don King hatte heute seinen Auftritt im Rostocker Rathaus. Mit den Worten „Ich bin ein Rostocker!“ trug sich eine der umstrittensten Figuren des Boxsports auf Einladung von OB Roland Methling ins Gästebuch der Hansestadt ein. Ob Roland Methling mit dem überdimensionierten Boxhandschuh am Samstag selbst in den Ring steigen oder einfach nur mal kräftig auf den Tisch hauen möchte – abwarten! Am meisten Spaß dürften gestern Nachmittag aber ganz sicher die Jungs und Mädels des Kinderhilfsprojektes Frogs for Future gehabt haben. Der Verein unterstützt Kinder aus sozial benachteiligten Familien und ermöglicht ihnen mit Paten und Sponsoren die Mitgliedschaft in Sportvereinen. Wann bietet sich für die Kids schon mal die Möglichkeit, mit ihren Idolen Chagaev und Tajbert gemeinsam im Ring zu stehen? Vitali Tajbert zeigte sich gut gelaunt und lud die begeisterten Kids spontan zur Champions Night ein. Was man braucht, um ganz nach oben zu kommen? „Vor allem Disziplin und Respekt“, gab der Weltmeister im Superfedergewicht dem neugierigen Nachwuchs mit auf den Weg. „Respekt vor dem Trainer, dem Gegner und den Mitmenschen.“ Anschließend verteilte Vitali Tajbert noch Minihandschuhe an die kleinen „Weltmeister von Morgen“. Bei einem kleinen Geschicklichkeitsspiel gab es als Abschluss für die Zuschauer noch etwas zu gewinnen – Freikarten für die Boxveranstaltung am Samstag. Alice Berger bewies beim Fangen des fallen gelassenen Balls eine gute Reaktionsfähigkeit und durfte sich mit Söhnchen Leonardo (3) über zwei Eintrittskarten fürs Wochenende freuen. Der Dreijährige dürfte aber wohl daheimbleiben.

20. Mai 2010 | Weiterlesen