Neueste Nachrichten aus Rostock und Warnemünde

Liederabend mit Wolfgang Rieck

Liederabend mit Wolfgang Rieck

Klostergarten … wo ist der eigentlich? Diese Frage stellte sich mir, als ich gestern Abend durch unsere Rostocker Innenstadt irrte. Ein Rütteln an der Türklinke des Heimatmuseums brachte wenig Erfolg, doch so verkehrt war die Adresse letztlich gar nicht. Hätte man gesagt „Sommertheater“, hätte ich hingegen sofort Bescheid gewusst, denn kein anderer Ort scheint der ominöse Klostergarten zu sein. Trotz immer wiederkehrenden Platzregens sollte der erwartete Liederabend mit Wolfgang Rieck unter freiem Himmel stattfinden. So ganz Open Air war es dann zum Glück doch nicht – jemand hatte sich die Mühe gemacht, vorsorglich ein gutes Dutzend Stühle mit Sitzkissen auf die überdachte Bühne zu räumen. Mehr Zuschauer als Stühle wurden es dann tatsächlich nicht, so musste aber wenigstens auch niemand mit der nassen Tribüne vorlieb nehmen. Mit dem Künstler selbst kann die geringe Publikumsmenge jedoch nichts zu tun haben, denn Wolfgang Rieck machte auf mich von Anfang an einen sehr sympathischen und freundlich offenen Eindruck. Hat sicher etwas mit dem Wetter zu tun … oder der Fußball WM. Die ist ja jetzt überall Thema. Umso besser für die wenigen Musikbegeisterten, denn so entstand keine zwei Meter vom Künstler entfernt doch eine kuschelige, fast intime Atmosphäre, was bei Live-Musik ja immer gut ankommt. Ohne sich noch lang vorzustellen, begann Sänger und Liedermacher Wolfgang Rieck sein Programm mit einem Liebeslied, begleitet von ihm selbst auf einer kleinen Akustik-Gitarre. „… Ich möchte mit dir, Liebste, gern liegen in den Betten, in denen ich lag …“ Der Originaltext stammt zwar von einem österreichischen jüdischen Poeten, das Lied hatte für mich aber auf Anhieb einen leicht mittelalterlichen Hauch, was mich natürlich sofort begeisterte. Nachdem tosender Applaus aufbrandete, stellte der gebürtige Rostocker sich selbst und sein Programm kurz vor. Es würden unterschiedliche Lieder aus unterschiedlichen Bereichen kommen, die zu erwartenden Instrumente ließen ja bereits auf der Bühne auf sich neugierig machen. Und als gelernter Vollmatrose würde er vor allem Seemannslieder singen, wie es sich gehöre. Na das konnte ja spannend werden. Schon beim zweiten Lied zeigte Wolfgang Rieck dann auch sogleich seine andere Spezialität, nämlich Plattdeutsch. Bis Anfang der neunziger Jahre hatte er zusammen mit Joachim Piatkowski 17 Jahre lang im Duo ausschließlich platt gesungen, ein Muss also für diesen Abend. Das zweite Lied war also ein plattdeutsches mit dem Titel „Die Landstraße“, den Originaltitel kann ich leider nicht originalgetreu wiedergeben. Wolfgang Rieck erklärt jedoch im Vorfeld, dass es sich um ein altes Fernwehlied handele, was mir das Verständnis etwas erleichterte. Auch das nächste Stück war in dieser Sprache gehalten. „Land in Sicht“ war ein vertontes Gedicht von Hans Bötticher aka Joachim Ringelnatz, welches stimmungsvoll die Gefühle eines Seemanns beschrieb, der nach langer Zeit am Horizont wieder die heimatlichen Gefilde auftauchen sieht. „Das Publikum muss aber nicht bloß rumsitzen, sondern darf sich aktiv beteiligen“, verkündete Wolfgang Rieck einige Lieder später. Wir durften also mitsingen. Obwohl die besprochene Textstelle nicht allzu schwer schien, verpassten wir gleich beim ersten Versuch unerwartet den Einsatz. Der Künstler sah das allerdings mit viel Humor und schließlich brachten wir das ganze Lied gemeinsam problemlos zustande. Das insgesamt etwa zweistündige Programm war leider viel zu schnell vorbei. Nach einem von ihm selbst verfassten Schlaflied trennte sich unsere kleine Gruppe und ging wieder ihrer Wege. Wer jetzt neugierig geworden ist, kann Wolfgang Rieck demnächst wieder live erleben, nämlich am 13. Juni um 13:00 Uhr auf dem Traditionsschiff in Schmarl und am 9. Juli um 15:00 Uhr am Strandzugang 14 in Kühlungsborn. Mehr Infos auf www.wolfgang-rieck.de.

12. Juni 2010 | Weiterlesen
BALMUN 2010 - Baltic Model United Nations

BALMUN 2010 - Baltic Model United Nations

Erst vor kurzem habe ich davon geträumt, wieder zur Schule zu gehen – „geträumt“ ist dabei in seiner wortwörtlichen Bedeutung zu verstehen. Der geregelte Tagesablauf, die vielen alten Freunde, die gemeinsamen Probleme und Ärgernisse – irgendwie schien mir das alles ziemlich verlockend. Dass sich dieser Traum so schnell bewahrheiten würde, hatte ich jedoch nicht geahnt. Nun ja, das Innerstädtische Gymnasium am Goetheplatz ist zwar nicht meine alte Schule, aber doch eine gute Gelegenheit, um mal wieder in das alte wohl bekannte Gefühl hineinzuschnuppern. Anlass dieser Möglichkeit war das BALMUN 2010, abgekürzt von Baltic Model United Nations. Dabei handelt es sich um eine mehrtägige Konferenz (10. bis 13. Juni), bei der Schüler unter realitätsnahen Bedingungen das politische Geschehen der UN nachempfinden sollten. Untertitel dieser Konferenz waren „Facing regional challenges in a globalized world“ sowie „Caring for climate. Political and economic solutions“ – einen gratis Englisch-Aufbaukurs gab es also auch gleich mit dazu. Nach anfänglichen Orientierungsschwierigkeiten im renovierten Schulgebäude des ISG, welche durch seltsame Wegweiser und unverständliche Abkürzungen nicht gerade erleichtert wurden, fand ich endlich einen Verantwortlichen. Na ja, eigentlich einen Schüler, der mit Anzug und Namensschildchen recht wichtig aussah. „Die GA sind in der Aula“, erklärte er, zeigte mir aber freundlicherweise auch gleich noch den Weg. Die beeindruckende Aula war also zum politischen Schauplatz umgebaut worden. Im Flur davor standen zahlreiche Schüler verschiedener Herkunft, die sich teilweise richtig aufgebrezelt hatten. Um nicht viel erklären zu müssen, wird an dieser Stelle der Dress Code aus dem Conference Program zitiert: „Boys need to wear a suit including a tie. Girls have to wear a pantsuit, a skirt and a blouse or something similar. Jeans, sneakers and T-shirts will not be tolerated.“ Jetzt ratet mal, wer ausgerechnet heute Letzteres an hatte … Nachdem sämtliche teilnehmende Schüler in der Aula Platz genommen hatten, konnte es losgehen. Laut Programmheft stand zunächst die „Formal Opening Ceremony“ bevor, welche unter anderem Reden des President of the GA (übrigens General Assembly) und des Schulleiters des ISG beinhaltete. Präsidentin und damit die Glückliche mit dem besten Sitzplatz war die Schülerin Eline Severijnen, die mit gutem Englisch und starker Souveränität ordentlich Eindruck machte. Die erste Eröffnungsrede am Podium durfte Thomas Döring halten, der seit 2002 Schulleiter des Innerstädtischen Gymnasiums ist. Er berichtete von der enttäuschenden Klimakonferenz 2009 in Kopenhagen, betonte die Wichtigkeit des Klimas und damit verbunden das Engagement der „Young Generation“. „It’s up to us, up to everyone, to save our planet“, brachte die Schülerin Clara Leiva Burger das später noch einmal genau auf den Punkt. Diesbezüglich stehen natürlich das Teilnehmen an öffentlichen Wahlen und der eigene Beitrag zum Klimaschutz ganz oben auf der To-do-Liste. Die BALMUN Konferenz fand in dieser Ausführung nun schon im dritten Jahr statt. Insgesamt waren etwa 150 Schüler aus ganz Deutschland, den Niederlanden, Tschechien, Kirgisistan (wo gerade wieder ethnische Konflikte mit der usbekischen Minderheit aufflammen), der Ukraine und Gambia angereist. Interessant ist dabei, dass Deutschland von Schülern aus den Niederlanden und die Niederlande von deutschen Schülern vertreten wurden. Es gab also nicht so etwas wie einen Heimvorteil. Rektor Thomas Döring fasste das Konzept von BALMUN noch einmal zusammen. Zum einen sollte die Konferenz eine realistische Kopie der UN darstellen, damit die Teilnehmer Eindrücke von echter Politik gewinnen konnten. Zum anderen sollte es eine ideale Version der Wirklichkeit sein. Die Schüler sollten neue Ideen und Lösungen für realistische Probleme finden und dabei natürlich auch neue Freundschaften schließen. Auch Dr. Joachim W. Dippner vom Leibniz Institute for Baltic Sea Research in Warnemünde durfte mit seiner Rede einen Teil zur Eröffnungszeremonie beitragen und damit gleich noch eine kleine Nachhilfestunde bezüglich des Klimawandels geben. Seiner Meinung nach trägt der Mensch zwar keinen unwesentlichen Beitrag zur Klimaveränderung bei, nebenbei wären aber auch noch natürliche Ursachen verantwortlich, die es schon immer gegeben hatte. Dazu zählen etwa die sich verändernde Form der Erdumlaufbahn, der Neigungswinkel der Erdachse und die abnehmende Sonnenaktivität. „We have only one world and no time for experiments“, war seine schön formulierte Take-Home-Message und damit der Abschluss des Vortrags. Nach einer weiteren aber etwas kürzeren Rede stand endlich die Pause bevor – und damit mein wohlverdienter heißer Kaffee und ein weniger verdienter fetter Negerkuss. Die knapp 20 Minuten Unterbrechung wurden von den Schülern ganz unterschiedlich genutzt. Einige feilten an ihren Reden und der Rhetorik, andere bedienten sich schmatzend und schwatzend am Buffet und wieder andere verwechselten scheinbar die Schule mit einem Laufsteg. Ja, ja, Heidi Klums Quotenhit hinterlässt so seine Spuren … Mit den vorherigen Reden war es mit der Opening Ceremony natürlich noch nicht getan. Nach der Pause folgten die Opening Speeches der Ambassadors, Committees, SC und SpC – das Programm ging noch bis zum Abend so weiter. Wer mehr erfahren möchte, kann ja mal auf www.balmun.de vorbei schauen. Wer die Teilnehmer der Konferenz einmal unter lockereren Bedingungen kennen lernen will, hat dazu am Samstag ab 20:00 Uhr beim BALMUN Dance in der Bacio Lounge Gelegenheit.

12. Juni 2010 | Weiterlesen
„Rostocks Eleven“ 2010 für Anne Theuerkauf

„Rostocks Eleven“ 2010 für Anne Theuerkauf

Elf junge Wissenschaftler von elf wissenschaftlichen Einrichtungen der Forschungsregion Rostock – „Rostocks Eleven“ – stellten sich am 10. Juni der Aufgabe, ihr Forschungsthema anschaulich darzustellen und den Nutzen ihrer Arbeit deutlich zu machen. Begutachtet wurden ihre Vorträge von elf Journalisten aus dem gesamten Bundesgebiet, die schließlich aus den Vorträgen den besten Nachwuchswissenschaftler kürten. „Wir haben es uns wirklich nicht leicht gemacht“, sagte Jurymitglied Magdalana Hamm, die als Jahreshospitantin im Ressort Wissenschaft der Wochenzeitung DIE ZEIT arbeitet. Am Freitag legte sich die Jury schließlich auf Anne Theuerkauf vom Leibniz-Institut für Atmosphärenphysik in Kühlungsborn (IAP) als Gewinnerin des Nachwuchswissenschaftspreises „Rostocks Eleven“ fest. „Mit Ballons das Chaos erforschen“ lautete das Thema des Vortrags, mit dem die 28-jährige Physikerin die Jury überzeugte. Darin erläuterte sie, wie mit Hilfe von Stratosphärenballons kleinsträumige Fluktuationen der Windgeschwindigkeit in 35 Kilometer Höhe erforscht werden. Chaotisch ablaufende Prozesse in der Stratosphäre sind ein noch sehr junges Forschungsthema, das aber für die Luft- und Raumfahrt sowie Erkenntnisse über den Klimawandel von großer Bedeutung ist. „Ziel unserer Forschungen ist es, die in der Stratosphäre ablaufenden Prozesse besser zu verstehen und damit einen Beitrag zur Klimaforschung zu leisten“, erklärte Anne Theuerkauf, die an der Freien Universität Berlin Meteorologie und im Nebenfach Physik und Geographie studierte. Ihre Diplomarbeit schrieb sie über die Modellierung arktischer Grenzschichten. Sie arbeitete auf der deutschen Arktisstation in Spitzbergen (Norwegen) und absolvierte ein Auslandsemester an der Universität Uppsala (Schweden). Seit 2007 ist sie Doktorandin am Leibniz-Institut für Atmosphärenphysik Kühlungsborn. Platz zwei belegte Dr. Sandra Düpjan vom Leibniz-Institut für Nutztierbiologie Dummerstorf mit ihrem Beitrag „Wie bewerten Schweine ihre Umwelt? – Neue Wege für den Tierschutz“. Dieser Vortrag, so hob die Jury in ihrer Begründung hervor, habe besonders mit seiner Anschaulichkeit und Lebendigkeit bestochen. Platz drei ging in diesem Jahr an Markus Krohn vom Department Aging Science and Humanities der Interdisziplinären Fakultät der Universität Rostock. Der 32-jährige vermochte es, in seinem Vortrag „Wenn die Müllabfuhr des Gehirns nicht mehr funktioniert“ den komplexen Charakter von Alzheimererkrankungen verständlich darzustellen, Einblick in die aktuellsten Forschungen zu geben und dabei mit gängigen Vorurteilen aufzuräumen. Der Nachwuchswissenschaftlerpreis „Rostocks Eleven“ wird vom Verein „Rostock denkt 365°“ unterstützt, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, den wissenschaftlichen Austausch in der Region Rostock zu fördern. Die diesjährige Gewinnerin Anne Theuerkauf freute sich über den mit 365 Euro dotierten Preis und bot bei der Verleihung in der Universitätskirche am Freitag an, das Geld dem Verein für seine Arbeit zu spenden.

12. Juni 2010 | Weiterlesen
DAAD Stipendiatentreffen in Rostock

DAAD Stipendiatentreffen in Rostock

„Das ist ein toller Anblick, so ein volles Auditorium“, freute sich Professor Dr. Wolfgang Schareck, Rektor der Universität Rostock, über die zahlreich anwesenden Stipendiaten im Auditorium Maximum der Universität in der Ulmenstraße. Der Anlass: die offizielle Eröffnung des Stipendiatentreffens des Deutschen Akademischen Austausch Dienstes (DAAD), das vom 11. bis 13. Juni in Rostock stattfindet. Dazu haben sich etwa 360 Stipendiaten aus 86 Ländern in der Hansestadt versammelt, um eine Möglichkeit zu haben, sich kennenzulernen und ihre Erfahrungen auszutauschen. Die Studenten stammen vorwiegend aus Mittel- und Osteuropa sowie aus Lateinamerika, aber beispielsweise auch aus Ägypten oder Indonesien. „Wie kann man ein internationales Studententreffen eröffnen?“ fragte sich zu Beginn der Veranstaltung Assia Cunego. Und so spielte die Harfenistin im Laufe der Veranstaltung vier Stücke, die eine kleine musikalische Weltreise darstellten. Dargeboten wurde beispielsweise Musik von Ippolitow-Iwanow, einem russischen Komponisten, dessen Werke Einflüsse armenischer volkstümlicher Musik beinhalten. Die Begrüßung nahm Deutschlands Rektor des Jahres Wolfgang Schareck vor. Er stellte in aller Kürze die Geschichte der Universität Rostock sowie die neun Fakultäten vor. Er lobte zudem die Innovationskraft, die auch im Motto der Universität „Traditio et innovatio“ verankert ist, merkte aber auch kritisch den geringen Anteil an ausländischen Studenten an. Dieser konnte zwar zuletzt von nur 4 % auf immerhin 5,5 % erhöht werden, zu den angestrebten 10 % fehlen dann aber doch noch einige Prozentpunkte. Mehr englischsprachige Studiengänge sollen u.a. helfen, den Anteil in Zukunft zu erhöhen. Der Vizepräsident des DAAD, Professor Dr. Max Huber, begrüßte ebenfalls die Stipendiaten im Auditorium und sprach mit Blick auf die vielen unterschiedlichen anwesenden Nationalitäten von „einer kleinen Uno hier im Saal“. Die Universität Rostock bezeichnete er als „akademischen Leuchtturm“ gestern und heute. „Wir alle sind voller Neugierde Sie kennenzulernen“, richtete er sich dann direkt an die Studenten. Er stellte die doppelte Rolle der Stipendiaten als Botschafter ihrer Heimatländer in Deutschland und schließlich auch als Botschafter Deutschlands in ihren Ländern heraus, wenn sie nach Ende ihres Studiums wieder dorthin zurückkehren. Um Vernetzung, allerdings nicht von Nationen, sondern von unterschiedlichen Fachgebieten innerhalb der Universität, ging es dann im Vortrag von Professor Dr. Udo Kragl, dem Dekan der Interdisziplinären Fakultät der Universität Rostock. Er stellte anhand von ausgewählten Beispielen die Interdisziplinäre Fakultät und ihre drei Profillinien – Leben, Licht & Materie, Maritime System und Erfolgreich Altern – vor. Der aus Ägypten stammende Mohammed Khalil, Student der pharmazeutischen Biologie an der TU Braunschweig, freute sich über die „schöne Gelegenheit, andere Stipendiaten zu treffen“. Er, Mohammed Mowafy, und Hisham El Safti hatten jedenfalls sichtlich Spaß an der Veranstaltung. Zu erzählen werden die Studenten sich auf jeden Fall mehr als genug haben. Nach Ende der Eröffnungsveranstaltung ging es zum gemeinsamen Abendessen. Am Samstag wird es dann Vorträge verschiedener Stipendiaten zu ihren Fachgebieten geben, bevor Joachim Gauck, Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten, einen Plenarvortrag zum Thema „Ost und West – eine Betrachtung deutscher Verhältnisse“ halten wird – übrigens leider nicht öffentlich, wie die Universität mit Blick auf verschiedene Medienberichte noch einmal betonte. Am Nachmittag haben die Studenten dann Zeit die Stadt zu erkunden, bevor es am Sonntag wieder an die Hochschulorte zurückgeht. „Die Welt ist wie ein Buch. Wenn Sie nicht reisen, dann ist es so, als hätten Sie nur eine Seite gelesen.“ Mit diesem Zitat von Augustinus schloss Wolfgang Schareck seine Begrüßungsrede. Die anwesenden Stipendiaten sind da auf jeden Fall schon weiter. Wünschen wir ihnen viel Erfolg für ihre weitere Reise.

11. Juni 2010 | Weiterlesen
Charta der Vielfalt

Charta der Vielfalt

Ein grundlegendes Bekenntnis zu Vielfalt, Toleranz, Fairness und Wertschätzung von Menschen in Unternehmen legten die vier Unterzeichner der „Charta der Vielfalt“ am 10. Juni im Saal der Industrie- und Handelskammer ab. „Bei der Charta der Vielfalt geht es um eine angenehme Unternehmenskultur, um Anerkennung und Wertschätzung der Vielfalt“, erläuterte Bernd Knopf vom Büro der Beauftragten der Bundesregierung für Migration und Integration die Bedeutung der Urkunde. Initiiert wurde die „Charta der Vielfalt“ 2006 von vier deutschen Großunternehmen und wird seither von der Integrationsbeauftragten der Bundesregierung koordiniert. Schirmherrin ist die Bundeskanzlerin. 810 Unternehmen, Institutionen und Vereine haben bisher bundesweit das Dokument unterzeichnet. Nun gehören auch das Unternehmen Ferdinand Schultz Nachfolger Verwaltungsgesellschaft mbH & Co. KG, die Informatik Center Roggentin GmbH sowie die Agentur für Arbeit Rostock und der Zoo Rostock dazu. Sie haben sich damit verpflichtet ein Arbeitsumfeld zu schaffen, das frei von Vorurteilen und Ausgrenzung ist. Es soll eine offene Unternehmenskultur etabliert werden, die auf Einbeziehung und gegenseitigem Respekt basiert. „Jeder soll dort eingesetzt werden, wo seine Stärken liegen, wo die höchste Leistung erzielt wird“, sagte Peter Volkmann, Geschäftsführer des Geschäftsbereiches Handel, Dienstleistungen, Tourismus, Außenwirtschaft, Europa der IHK zu Rostock. Die demografische Entwicklung erfordere neue Personalstrategien. Deshalb sei „Diversity Management“ (im Sinne der konstruktiven Nutzung sozialer Vielfalt) auch zunehmend ein Thema für Klein- und Mittelständische Unternehmen der Region, so Peter Volkmann weiter. Waren es 2006 noch 24.000 Schulabgänger, so stehen dem in diesem Jahr nur noch 10.000 gegenüber. Auch der Anteil der arbeitsfähigen Bevölkerung, der heute bei etwa 62 Prozent liege, werde bis 2030 auf 49 Prozent sinken. „Immer mehr Menschen werden am Arbeitsmarkt gebraucht“, machte Staatssekretär im Landesministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Dr. Stephan Rudolph aufmerksam. „Wir müssen dafür Sorge tragen, dass jeder mitgenommen wird, der auch mitgenommen werden will. Aber da sind wir noch nicht“, stellte er die Bereitschaft zur Vielfalt in Mecklenburg Vorpommern und die Attraktivität des Landes für Menschen von außerhalb in Frage. Dabei sprechen viele Gründe für die Anerkennung der Vielfalt.“Internationalität ist ein Wettbewerbsvorteil, gerade wenn das Unternehmen global agiert. Durch Heterogenität in Sprache und Mentalität der Mitarbeiter entwickelt sich Kreativität und auch das Erscheinungsbild der Region und der Stadt profitiert von der Vielfalt“, zählt Christian Weiß von Rostock Business die Vorteile auf. Etwa 50 Rostocker Unternehmen, Vereine und Institutionen haben sich bereits der „Charta der Vielfalt“ verpflichtet. Bei der Veranstaltung am Donnerstag, die von der Industrie- und Handelskammer zu Rostock, Migra e. V. und der Bürgerinitiative „Bunt statt Braun“ bereits zum zweiten Mal durchgeführt wird, berichtet Mykhailo Lyubich wie er aus der Ukraine nach Rostock zu Suzlon Energy, einem internationalen Unternehmen, welches seinen Ursprung in Indien hat, gekommen ist. Als Elektrotechniker und Fachmann für Computersysteme promovierte er an der Rostocker Universität und ist seit 5 Jahren für den Windkrafthersteller tätig.

11. Juni 2010 | Weiterlesen
Bildungsstreik in Rostock - 9. Juni 2010

Bildungsstreik in Rostock - 9. Juni 2010

„Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Bildung klaut“, tönte es lautstark am 9. Juni in der Rostocker Innenstadt. Etwa 800 Schülerinnen und Schüler, Studierende und Auszubildende versammelten sich, um ihre Unzufriedenheit mit den Schul- und Ausbildungsbedingungen zum Ausdruck zu bringen und schlossen sich damit dem bundesweiten Bildungsstreik an. Kritisiert wurde vor allem, dass das Bildungswesen zusehends nach wirtschaftlichen Interessen ausgerichtet wird und zu wenig Geld für Schulen und Universitäten vorhanden sei. „Aufgabe der Bildung ist nicht allein die Qualifikation zur Arbeit“, sagte Heiko Marski, studentischer Prorektor der Universität Rostock und erinnerte an das humanistische Bildungsideal, welches nach Meinung vieler Demonstranten zusehends ins Hintertreffen gerät. „Es ist zu wenig Zeit für Individualität. Die Klassen sind zu groß“, beklagte sich beispielsweise Henrike, Schülerin aus dem Friderico – Francisceum Gymnasium in Bad Doberan. „Wir spielen noch Handball. Aber mit zwei Matheklassenarbeiten innerhalb von drei Wochen haben wir einfach Stress bei der Stoffbewältigung“, ergänzte ihre Mitschülerin Sophia. Sie rechnen etwa mit neun Stunden täglich, die sie für die Schule aufbringen. Bessere Finanzausstattung für mehr Lehrer und kleinere Klassenstärken fordern auch die Studenten Georg, Henrik und Philipp. Sie wollen sich mit den Schülern solidarisch zeigen, haben aber auch Verbesserungsvorschläge für die Situation im Studium. „Die Finanzen müssen gestärkt werden. Wir brauchen eine bessere Personalausstattung, damit eine intensivere Betreuung möglich ist“, sagte Henrik. Philipp gibt zu bedenken, dass so auch die Zahl der Abbrecher verringert werden könnte. Auch die Lerninhalte der Lehr- und Studienpläne wurden von den Schülerinnen und Studenten an bestimmten Punkten in Frage gestellt. Danny, Hannes, Sandra und Anna vom Richard-Wossidlo-Gymnasiums in Ribnitz-Damgarten nahmen ebenfalls mit ihren Mitschülern an den Protesten teil. Sie wurden dabei von vielen Menschen unterstützt, erzählen sie. „Die Materialien für unsere Transparente haben wir kostenlos von einem Geschäft bekommen“, war Danny dankbar. Auch bei ihren Lehrern findet ihr Engagement Zustimmung. Auf Missstände bei der Situation der Lehrer und der Lehrerausbildung machte Cornelia Mannewitz von der Gewerkschaft für Erziehung und Bildung aufmerksam. Außerdem forderte sie mehr Geld für Studierende, eine deutlichere BAföG-Erhöhung als bisher vorgesehen und ein Studienhonorar: „Studierende sollen nicht zahlen, sondern Geld dafür bekommen, weil sie studieren“, schlug sie in ihrer Ansprache vor. „Bildung ist nicht umsonst. Sie kostet Geld“, machte die Vertreterin des Personalrates der Universität Rostock deutlich. „Bildung muss aber für alle zugänglich sein, ohne soziale Hürden“, sagte sie und beklagte, dass das Verständnis von Bildung als Investition in die Zukunft oft nur eine hohle Politikerphrase sei und veranschaulichte dies mit der Personalentwicklung an der Universität Rostock, die die Studierenden nun mit überfüllten Hörsälen ausbaden müssten. Ein weiteres Problem, welches die Studierenden beschäftigte, ist die Umsetzung der Bologna-Beschlüsse, die mit international vergleichbaren Bachelor- und Masterabschlüssen die Mobilität und Wettbewerbsfähigkeit in Europa fördern soll. Hier werden vor allem Defizite bei der inhaltlichen Gestaltung der Studiengänge, der Organisation und der Akzeptanz der Abschlüsse gesehen. Mit ihrem Protest wollen die Schülerinnen und Schüler, die Studierenden und Auszubildenden auf die Missstände im Bildungswesen aufmerksam machen und Präsenz zeigen. Viele haben die Hoffnung, dass sich durch ihr Engagement etwas verändern wird. „Der bundesweite Streik wird was bringen“, ist sich der 13 jährige Michel sicher.

10. Juni 2010 | Weiterlesen
Rostocker Umweltpreis „Joe Duty“ für IN NATURA

Rostocker Umweltpreis „Joe Duty“ für IN NATURA

„Es ist toll, dass es hier so etwas gibt“, sagt Susanne Engler und beobachtet, wie sich ihr zweijähriger Sohn Jarne mutig einer Ziege nähert: „Wir kommen hier öfter her.“ Gemeint ist der ASB Freizeitpark IN NATURA in Rostock-Lichtenhagen. Dieses Projekt der Gesellschaft für Kinder- und Jugendhilfe des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) ist nun mit dem Umweltpreis der Hansestadt Rostock „Joe Duty“ geehrt worden. Im Projekt IN NATURA verbinden sozialpädagogische Fachkräfte des ASB und engagierte Ehrenamtliche aktiven Umweltschutz mit Sozialarbeit für Kinder, Jugendliche und Familien. Dafür wurde seit 2003 ein etwa 3,5 Hektar großes Gelände in Rostock-Lichtenhagen nach ökologischen Prinzipien in einen öffentlich zugänglichen Spiel- und Erlebnisbereich umgestaltet. Das Ziel des Projektes ist es, Umweltbildung anhand konkreter Beispiele erlebbar zu vermitteln, zum Beispiel bei der Tierpflege auf dem Kinderbauernhof, beim Erforschen ökologischer Nischen im Naturgarten oder beim Kochen in der „Grünen Küche“ und im Lehmbackofen. Anliegen ist es dabei nicht allein das Kennen lernen von Pflanzen und Tieren, sondern insbesondere das anschauliche Erleben der Natur als einen Kreislauf. „Wir versuchen die Kinder und Jugendlichen indirekt, mit leicht zugänglichen Angeboten für die Natur zu interessieren. Die Aktionen müssen spannend sein, am Besten gelingt es, wenn sie selbst aktiv werden und mal mit anfassen dürfen, wie bei unseren Tieren“, sagt Projektmitarbeiterin Steffie Fust. Etwa 7.000 Kinder und Jugendliche besuchen jährlich die Angebote. Viele von ihnen kommen aus benachteiligten Familien mit unterschiedlichen sozialen Problemen aus dem unmittelbaren Wohnumfeld und verbringen hier ihre Freizeit. Aber auch Projekttage für Kindergruppen und Schulklassen werden angeboten. „In der umweltpädagogischen Arbeit des Projektes IN NATURA wird richtungsweisend und erfolgreich gezeigt, welche Synergieeffekte zwischen Sozialarbeit und Umweltschutz möglich sind“, würdigte der Senator für Bau und Umwelt Holger Matthäus das Engagement anlässlich der feierlichen Verleihung des Umweltpreises am 8. Juni. Auch Oberbürgermeister Roland Methling hob in seiner Rede die Bedeutung des Umwelt- und Naturschutzes hervor: „Wir sind auf eine intakte Umwelt angewiesen. Der Schutz der Umwelt ist Schutz der Kinder und Enkelkinder. Wir dürfen deshalb nicht müde werden unsere Erde und ihr sensibles Gleichgewicht zu bewahren. Die Natur ist ein Wert an sich. Wir alle sind ihr Anwalt oder sollten es zumindest sein.“ Projektleiterin Anne-Kathleen Schäfer freute sich über den mit 3.500 Euro dotierten Preis. „Das Geld werden wir in ein Gründach für unseren Stall investieren, damit es im Sommer darin nicht so heiß wird“, sagt sie über ihre Pläne. Weitere Bewerber für den diesjährigen Umweltpreis waren Anke Paap mit ihrem Projekt „beached art“, Strandgutcollagen, mit denen sie auf das Plastikproblem aufmerksam machen will, welches zunehmend die Meere belastet; Dr. Martin Götze, der eine Vielzahl von Projekten auf dem Gebiet der Ökologie und Umwelt organisierte und die NABU Umweltbibliothek. Der Umweltpreis der Hansestadt „Joe Duty“ wird alle zwei Jahre verliehen und soll herausragende Leistungen des ehrenamtlichen Umwelt- und Naturschutzes würdigen und die kritische Auseinandersetzung mit Umweltproblemen in der Öffentlichkeit fördern. Benannt ist er nach dem Rostocker Natur- und Umweltschützer Joe Duty, durch dessen Engagement zahlreiche ökologisch wertvolle Lebensräume erhalten werden konnten.

9. Juni 2010 | Weiterlesen
KESS: Kinder-Eltern-Spiel-Studier-Zimmer

KESS: Kinder-Eltern-Spiel-Studier-Zimmer

Dass es nicht ganz einfach ist, Familie und Karriere unter einen Hut zu bringen, ist allgemein bekannt. Um ihre zahlreichen Studenten deshalb bei der Familienplanung zu unterstützen, hat sich die Rostocker Universität jetzt etwas ganz Besonderes ausgedacht: nämlich KESS, das Kinder-Eltern-Spiel-Studier-Zimmer. Zuerst einmal gab es eine große Premiere für mich, da ich noch niemals zuvor in der Rostocker Universitätsbibliothek gewesen war. Warum auch, als Nicht-Studentin? Von außen ist das imposante Gebäude natürlich wohl bekannt, vor allem aus meinen vielen Fahrstunden in der Südstadt. Der Innenraum war jedoch noch viel beeindruckender, als ich es mir je vorgestellt hatte. Da lohnt es sich ja fast, in Rostock zu studieren. Um mich nicht gleich zu verlaufen, ließ ich mir den Weg zum neuen Kinder-Eltern-Zimmer an der Anmeldung beschreiben. Treppe rauf, Mittelgang folgen, immer geradeaus. Kein Problem. An der unscheinbaren Glastür schließlich angekommen, deutete auch schon eine bunte Beschriftung darauf hin, dass ich mein Ziel offensichtlich erreicht hatte. Als erste neugierige Besucherin wurde ich auch sogleich von Annette Meier, Geschäftsführerin der Familienfreundlichen Hochschule, und Christina Haacker, Sozialreferentin des AStA, freundlich begrüßt. Auch das neue Zimmer beeindruckte mit freundlichen Farben und viel Sonnenlicht, wie man es von einem Kinderzimmer erwartet hätte. Der erste potenzielle Nutzer der neuen Räumlichkeiten traf wenig später ebenfalls ein. Der kleine Piet, gerade mal ein halbes Jahr alt, sah sich aufmerksam vom Arm seiner jungen Mutter aus um und fand offensichtlich ebenso Gefallen am Kinder-Eltern-Zimmer wie sie. Zur feierlichen Eröffnung kam natürlich auch Prof. Wolfgang Schareck dazu, Rektor der Universität Rostock. „Wir wollen nicht nur familiengerecht, sondern familienfreundlich sein“, begründet er die neue Investition. Im KESS können die Studenten Arbeit und Familie perfekt miteinander verknüpfen, aber auch Gastprofessoren und Nicht-Eltern sind im neuen Zimmer gern gesehen. Vom Gitterbett bis zur kleinen Sitzecke ist das KESS für Kinder aller Altersgruppen geeignet. Auch Spielzeug, Bücher und Plüschtiere stehen zur intensiven Beschäftigung und zum Liebhaben bereit. „Eltern können gern auch Spielzeug stiften, das zu Hause nicht mehr benötigt wird“, erklärt Prof. Schareck die Idee des KESS. Aus Sicherheitsgründen gibt es im neuen Bibliothekszimmer allerdings keine Computer. „Die vielen Kabel wären für die Kinder viel zu gefährlich“, sagt Annette Meier. Laptops können aber selbstverständlich mitgebracht werden und auch das Ausleihen eben dieser ist in Planung. Wegen der positiven Resonanz bei Professoren und Studenten wurde bereits gestern zeitgleich ein zweites Kinder-Eltern-Spiel-Studier-Zimmer in der Ulmenstraße (Haus 3) eröffnet, welches junge Eltern nutzen können. Zum Andenken an den Tag dürfen sich alle noch an einem gemeinsamen Kunstwerk beteiligen, welches zukünftig das KESS schmücken soll: eine weiße Leinwand mit bunten Handabdrücken. Ob der kleine Piet die winzige grüne Hand wohl als seine eigene identifizieren wird, wenn er in 20 Jahren hier studiert?

9. Juni 2010 | Weiterlesen
Mädchen-Technik-Kongress und Tag der Technik

Mädchen-Technik-Kongress und Tag der Technik

Was hat die Papierfaltkunst Origami mit Mathematik zu tun? Wie kann man spielend leicht einen Roboter programmieren? Was ist Kinetische Kunst? Diese und noch viel mehr Fragen sollen am 18. Juni beim Mädchen-Technik-Kongress und dem Tag der Technik beantwortet werden. Die Idee dieses Tages ist in erster Linie, das Interesse zu wecken und Schüler für technische Berufe zu begeistern. Dabei sollen vor allem Mädchen realitätsnah die sogenannten MINT-Berufe und -Wissenschaftsfelder (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) kennen lernen und in die Unternehmen rein schauen dürfen. Da Mädchen laut Birgit Krumpholz, Projektleiterin des Mädchen-Technik-Kongresses, eine andere Aufbereitung der Informationen benötigten als Jungen, würde dieser in Norddeutschland einzigartige Tag veranstaltet. Beim Kongress können sich die Mädchen teilweise unter sich ausprobieren, teilweise gibt es auch gemischte Stationen. Daher ist der Tag der Technik auch für Jungen interessant und soll vor allem Schulklassen aus ganz MV anlocken. Birgit Krumpholz konnte sich besonders über die vielen Anmeldungen im Vorfeld freuen. Bereits jetzt hätten sich über 500 Schülerinnen und Schüler für den Kongress angemeldet, von denen sogar etwa die Hälfte Mädchen seien. „Das ist sehr viel, normalerweise liegt der Frauenanteil im Technikbereich bei etwa fünf Prozent“, so Birgit Krumpholz. „Ziel der Veranstaltung ist, dass auch in Zukunft möglichst viele interessierte junge Menschen ein technisches Studium in unseren Bundesland aufnehmen“, erklärt Gerhard Winkelmann, Geschäftsstellenleiter des Vereins Deutscher Ingenieure MV. Seit über 150 Jahren schon widmet sich dieser Verein dem Nachwuchs im Bereich der Technik. Von 10:00 bis 14:00 Uhr steht der Universitätscampus in Warnemünde am nächsten Freitag allen Interessierten und Wissbegierigen offen, der Eintritt ist frei. In dieser Zeit werden spannende Vorträge gehalten, Workshops durchgeführt, Mitmach-Stationen angeboten, Ausstellungen gezeigt und auch Firmen und Werkstätten können besichtigt werden. Weil neben so viel Wissenschaft natürlich auch der Spaß nicht zu kurz kommen soll, wird Jean Pütz auf dem Campus seine naturwissenschaftliche Pützmunter-Show zeigen und dabei zum Staunen, Schmunzeln und Nachmachen anregen. Außerdem wird es eine Tombola und Werbebeutel geben, einige der Preise gab es heute schon zu begutachten. Natürlich allesamt in dem MINT-typischen grellen Orange, erregten besonders das USB-Stick-Armband und der Nagellack Aufsehen, wobei letzterer fast schon ins Neon-Orange überging. Vielleicht die neue Trendfarbe? Prof. Alke Martens, hauptberuflich Informatikerin und Juniorprofessorin der Universität Rostock, erklärte die Notwendigkeit von Frauen in Technik-Berufen: „Gemischt-geschlechtliche Teams sind bei Kommunikation und Forschung das absolute Nonplusultra. Außerdem ist die Informatik wegen ihrer Denkstrukturen eigentlich der ideale Bereich für Frauen, der hohe Technikanteil schreckt viele nur leider ab.“ „Technik ist nicht immer ernst, sie kann auch lustig sein“, behauptete zumindest Gerhard Winkelmann. Also liebe Leser, vergesst die alten Vorurteile und lernt Technik mal von einer neuen Seite kennen. Mehr Informationen gibt es auf www.technikkongress.uni-rostock.de oder www.tagdertechnik.uni-rostock.de

8. Juni 2010 | Weiterlesen
Sonne, Strand und gute Laune

Sonne, Strand und gute Laune

An diesem Wochenende hat es die Sonne ja mal richtig gut mit uns gemeint. Mussten wir in den vergangenen Wochen noch hoffen, dass wir bei der Grillparty nur mit Nieselregen davon kommen, war in den letzten Tagen an Nässe von oben gar nicht mehr zu denken. Der Regenschirm fand seine neue Bestimmung als Sonnenschutz und das Regencape konnte mit dem Bikini getauscht werden. Doch was tun bei so überraschend vielen Sonnenstunden und sommerlichen Temperaturen? Am Sonntag zierte keine Wolke den strahlend blauen Himmel und auch kein frisches Lüftchen war in Rostock zu spüren. Das Schoko-Eis war vermutlich wieder in jedem Supermarkt ausverkauft und die Sonnencreme musste erstmal aus der hintersten Ecke des Schrankes hervorgekramt werden. Grund genug für einen Großteil der Bevölkerung auf den Balkon, in den Kleingarten oder an den Strand zu pilgern. Zum Glück für alle Strandbesucher hatte sogar der Rewe in Warnemünde am Sonntag geöffnet, sodass der vergessene Einweg-Grill, die Sonnencreme und das kühle Dosenbier schnell noch eingekauft werden konnten, bevor es ans Meer ging. Dort angekommen erwies es sich zunächst scheinbar als Meisterleistung, ein ruhiges Plätzchen mit wenig Steinen im Sand zu finden, doch in den hinteren Strandbereichen lichtete sich das Gedränge allmählich. Dank des frischen Ostseewindes waren die Temperaturen am Strand gut auszuhalten und fürs Sonnenbaden beinahe schon etwas zu kühl. In der Luft waren es auch am frühen Nachmittag kaum 20°C, das Wasser erreichte gerade mal 13°C. Kein Wunder also, dass die breite Masse sich mit Grillen und Bräunen begnügte und nur wenige sich wagemutig ins Meer stürzten. Trotz vergleichbar milden Strandwetters sollte die Sonne jedoch keinesfalls unterschätzt werden. Auf dem Heimweg klebte mir die für den Sommer typische Mischung aus Schweiß, Sonnencreme und Strandsand auf der Haut, doch ich hoffte wenigstens, dank meiner Vorsichtsmaßnahmen einem Sonnenbrand entkommen zu sein. Aber nichts da, zum Abend hin merkte ich schon, welche Stelle ich vergessen hatte einzucremen – meine ohnehin schon vom Barfußpfad zugerichteten Füße!

7. Juni 2010 | Weiterlesen
Kooperation der Unis Rostock und Alabama

Kooperation der Unis Rostock und Alabama

Die Universität Rostock will zukünftig enger mit der University of Alabama in Huntsville (UAH) zusammenarbeiten. Um dies zu bekräftigen, unterzeichneten heute Rektor Professor Dr. Wolfgang Schareck und Professor Dr. David B. Williams, Präsident der UAH, eine Vereinbarung, die Kooperationen in den Bereichen Wissenschaft, Ausbildung und Kultur vorsieht. „Zusammen sind wir stärker“, sagte David B. Williams, als er seine Universität im Rostocker Audimax vorstellte. Die 1950 gegründete Universität in Huntsville ist bekannt für ihre Forschung und Lehre in den Bereichen Astrophysik und Atmosphärenwissenschaften und pflegt eine enge Zusammenarbeit mit der NASA. Mit der Universität Rostock will sie vor allem auf dem Gebiet der Systemischen Ingenieurwissenschaften und Anwendungen, wie zum Beispiel Automatisierungstechnik, Materialforschung, Ressourceneffizienz und Energieforschung kooperieren. Geplant ist auch ein Austausch auf den Gebieten Atmosphären- und Erdsystemwissenschaften, Gesundheit und Lebenswissenschaften sowie Maritime Sicherheit. Der Austausch soll durch gemeinschaftliche Forschungsprogramme und Projekte gefördert werden. „Die Beziehung soll gestärkt werden. Doch es liegt nicht nur an den Forschern, sondern auch die Studierenden müssen sich austauschen“, machte Wolfgang Schareck deutlich. Für den wissenschaftlichen Nachwuchs wollen beide Universitäten Auslandsstudienprogramme anbieten. Außerdem sind Graduierten-Anschlussprogramme für Doktoranden, insbesondere auf dem Gebiet der Systemischen Ingenieurwissenschaften angedacht. Der Rektor der Rostocker Universität freut sich auf eine stärkere internationale Zusammenarbeit. Derzeit gibt es Kooperationsvereinbarungen mit 50 Universitäten weltweit, vor allem aus dem Ostseeraum. Die Kooperation mit der University of Alabama in Huntsville ist die achte in den USA. Zur Vertragsunterzeichnung war eine hochrangige Delegation aus Alabama angereist. Stationen ihrer Reise waren Neustrelitz, Greifswald, Stralsund und das historisch-technische Museum in Peenemünde. Heute stand eine öffentliche Vorlesung mit dem Titel „Space, Research & Technology Lecture“ im Audimax der Universität Rostock auf dem Besuchsprogramm. Der ehemalige Chef-Administrator der NASA, Professor Michael D. Griffin, heute Honorarprofessor an der University of Alabama in Huntsville äußerte sich zur Bedeutung des Forschungsschwerpunkts „systemische Wissenschaften“. Höhepunkt der Vorlesung war für viele aber der Vortrag von Thomas Reiter, der als erfahrenster Raumfahrer Deutschlands gilt. Er ist zweifacher Langzeit-Astronaut und war der erste Deutsche, der einen Weltraumausstieg unternahm. Seit 2007 ist er Mitglied im Vorstand des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt und stellte in dieser Funktion in seiner Vorlesung wichtige Arbeitsschwerpunkte des Forschungszentrums vor.

7. Juni 2010 | Weiterlesen
Vierfachanlauf im Kreuzfahrthafen Warnemünde

Vierfachanlauf im Kreuzfahrthafen Warnemünde

Zum ersten Mal legten heute Morgen vier Kreuzfahrtschiffe auf einmal im Seebad Warnemünde an. Für einen Tag machten die „Azamara Journey“, die „Grand Mistral“, die „Norwegian Sun“ und die „Sea Cloud II“, die größte Dreimastbark der Welt, am Passagierkai in Rostock-Warnemünde fest. In der Vergangenheit hat es zwar schon einige Vierfachanläufe gegeben, mangels Liegeplätzen musste aber immer einer der Kreuzfahrtriesen auf den Rostocker Überseehafen ausweichen. Nachdem der Kai saniert wurde und neue Abfertigungsgebäude entstanden sind, gibt es nun im Seebad genügend Platz. Hinzu kommt, dass die „Sea Cloud II“ zwar die größte Dreimastbark der Welt ist, mit 117 Metern Länge für Kreuzfahrtschiffe aber fast schon klein erscheint und sich so bequem zusammen mit der Grand Mistral den Liegeplatz P8 im Werftbecken teilen konnte. Zusammen benötigen die „Azamara Journey“, die „Grand Mistral“, die „Sea Cloud II“ und die „Norwegian Sun“ etwa 770 Meter Kailänge. Mitgebracht haben sie rund 5.000 Passagiere und 2.000 Crewmitglieder. Trotz der frühen Morgenstunde und des strömenden Regens fanden sich einige Schaulustige am Warnemünder Kai ein. Ein Paar aus dem Harz, welches im Seebad seinen Urlaub verbringen möchte, war extra in der Nacht schon losgefahren, um rechtzeitig zum „Schiffe gucken“ anzukommen, obwohl die beiden ihre Ferienwohnung erst gegen Mittag beziehen können. „Man kann ja die Schiffe im Internet beobachten. Oft sind sie schon eine Stunde früher da. Deshalb sind wir schon um halb eins losgefahren, um sie nicht zu verpassen“, erzählte der Mann, der die Ankunft der Schiffe mit seiner Kamera festhielt. Bisher hatten die beiden noch keine Gelegenheit selbst mal Gast auf einem Kreuzliner zu sein. „Aber eine Runde würden wir schon ganz gerne mal drehen“, sind sich die beiden einig, während sie das Anlegen der „Norwegian Sun“ am Pier 7 beobachten. Aus Anlass dieses besonderen Vierfachanlaufs gibt es eine heute Abend eine Port Party mit maritimer Musik und Unterhaltung direkt an der Kaikante am Pier 7. Das Auslaufen der Schiffe wird mit einem Schlepperballett und einem Feuerwerk begleitet. Am 10. Juli wird es dann den zweiten Vierfachanlauf in Warnemünde geben. An vier weiteren Tagen legen die Schiffe im Dreierpack an. Bildergalerie:

7. Juni 2010 | Weiterlesen
Eröffnung des Barfußpfades im IGA-Park

Eröffnung des Barfußpfades im IGA-Park

Schöneres Wetter hätte sich der IGA-Park für seinen verspäteten Kindertag wohl nicht aussuchen können. Schon am frühen Vormittag verwöhnte uns die Spätfrühlingssonne mit sagenhaften 20°C – vor anderthalb Wochen hätte man das gar nicht für möglich gehalten. Kein Wunder, dass man da erstmal skeptisch bleibt und ich mich tatsächlich noch überreden ließ, eine dünne Jacke mitzunehmen. „Könnte im Schatten ja kalt werden …“ Aber nicht nur das Kinderfest und das gute Wetter lockten heute zahlreiche Besucher in den Rostocker IGA-Park. Auch die offizielle Eröffnung des neu errichteten Barfußpfades stand auf dem Programm und machte die ehemalige Gartenschau damit zur Attraktion für Besucher und Einheimische. Den Startpunkt zu finden war nicht weiter schwer. Mit Karten kann ich zwar nicht viel anfangen, doch die ungefähre Richtungsangabe der Kassiererin und die vielen kleinen Hinweisschilder führten mich schließlich schneller als gedacht zum Ziel. Etwa im Schatten des mächtigen Weidendoms gelegen wurde der Start für den Abenteuerpfad errichtet. Wasserspender stärken im Schatten der Bäume die Verdurstenden, montierte Schläuche dienen gleichzeitig der Fußreinigung. Damit man sich während des Rundgangs nicht noch das eigene Schuhwerk über die Schulter hängen muss, steht den Besuchern eine Reihe von Schließfächern zur Verfügung, in denen schließlich sogar noch meine Jacke Platz fand. Zur feierlichen Eröffnung pünktlich um elf Uhr erschienen auch Bürgerschaftspräsidentin Karina Jens und IGA-Park-Geschäftsführer Jörg Vogt, um den Anlass entsprechend zu würdigen. Und um der Würdigung noch ein bisschen Symbolgehalt zu verleihen, durfte erstere mithilfe der Kinder Emilie und Florian das rote Absperrband durchschneiden und damit den Barfußpfad für die Besucher freigeben. Doch was wäre eine Eröffnung ohne einen ersten Rundgang, um sich selbst von der neuen Touristenattraktion des Parkgeländes zu überzeugen? Wagemutig, wie ich bin, war ich mir selbstverständlich nicht zu schade, den Pfad selbst für meine lieben Leser zu testen und dabei auch nasse Füße zu riskieren. Bevor „wagemutig“ jedoch zu „waghalsig“ wird, muss man natürlich über mögliche Tücken und Risiken im Bilde sein. „So 70 Zentimeter kann man schon mal weg sein“, hieß es da von den Verantwortlichen. „Was?“, kam es sofort erschrocken von unserer lieben Bürgerschaftspräsidentin, die ihrerseits ebenfalls ihre rosa lackierten Zehnägel entblößte und den Rundgang wagen wollte. Der Rostocker Barfußpfad ist einer von etwa 62 in ganz Deutschland. Es gibt zwei verschieden lange Wege, die etwa einen und zwei Kilometer lang sind und durch den Nordosten des IGA-Parks führen. Auf der Strecke sind 16 Mitmach-Stationen verteilt, die sämtliche Sinne des Besuchers fordern. Dabei werden natürlich auch die verschiedensten Vegetationszonen durchquert, wie etwa Wald, Wiese, Sumpf und Strand. Los ging der Pfad mit harmlosen Betonplatten auf einem harmonischen Waldweg. „Das ist ja wie als wenn ich bei mir zu Hause über die Terrasse gehe“, zeigte sich Karina Jens begeistert. Die erste Hürde ließ allerdings nicht lange auf sich warten. Schon nach der ersten Wegbiegung tauchte unvermittelt eine Kuhle mit Heu auf, die Besucher und Prominenz gleichsam tapfer durchquerten. Aber nicht nur neue Hindernisse wurden für den Pfad errichtet, auch alte Parkelemente wurden in diesen mit eingebunden. So durften sich die Mutigen bei der nächsten Station durch den Weidentunnel tasten – gern auch mit geschlossenen Augen. Die Kurzbeinigen und Kleinwüchsigen hatten an dieser Stelle einen kleinen Vorteil, der sich an späterer Stelle aber noch vielfach ausgleichen würde. Nach der „Steinschlange“ und dem kleinen Spielplatz wurde es richtig schön nass für die Füße und all jene, die sich erfolgreich vor dem Ausziehen der Schuhe gedrückt hatten, bereuten diese Entscheidung möglicherweise erstmals. Kurz darauf standen wir auch schon vor der entscheidenden Weggabelung, man könnte auch sagen: in unserer bisher recht großen Gruppe wurde die Spreu vom Weizen getrennt. Und der wagemutige Weizen mit der Kamera um den Hals geht natürlich mit den langen Weg, ist doch klar. Keine schlechte Entscheidung, denn schon nach wenigen Metern wandte sich der Holzbohlenweg als Brücke über einen Arm der Warnow und belohnte die Mutigen mit einem Blick auf große Fische und eine schön gestaltete Parkanlage. Doch auch die wahren Herausforderungen der Strecke standen kurz bevor. Nach einigen Mitmach-Stationen fand sich unsere kleine Gruppe plötzlich vor einer tiefen Lehmgrube wieder, die an den Seiten mit Geländern ausstaffiert war. Nur diejenigen mit geringer Hemmschwelle und kürzerer Hose wagten den Abstieg ins Ungewisse – und erklommen auf der anderen Seite mit strahlender Begeisterung und matschig braunen Füßen wieder das Grasland. Was vom Lehm nach weiteren Stationen und ein paar hundert Meter über Rasen und Asphalt noch nicht auf der Strecke geblieben war, wurde spätestens vom klaren Warnow-Wasser abgespült. Denn unvermittelt traten wir aus dem Schatten der Bäume und fanden uns am Strand des IGA-Parks wieder, wo sich die Gruppe begeistert in die kühlen Fluten warf – jedenfalls knöchelabwärts. Und da war es dann auch schon: das gefürchtete Hindernis mit den 70 Zentimetern abwärts. An einer schmalen aber nicht zu verachtenden Stelle sah der Pfad vor der Kulisse des Traditionsschiffes vor, dass der Besucher den Flussarm durchwaten sollte. Eine Messlatte am unerreichbaren anderen Ufer zeigte sogar einen Wasserstand von ganzen 80 Zentimetern an. Ein besonders tapferer Herr aus der Gruppe wagte schließlich den Anfang und stieg in den Fluss. Trotz kurzer Hose und langer Beine sah er allerdings nach noch nicht einmal der Hälfte der Strecke ratlos zu uns zurück, das Wasser war einfach zu tief. Sven, unser Pfadführer von der Umweltbildung, hat dafür die Erklärung: „Der Boden bewegt sich im Wasser, da kann es schon mal tiefer sein. Gegen eine nasse Hose hilft nur den Hintern in die Sonne halten, auch wenn’s dusselig aussieht.“ Nur gut, dass der Weg durch den Fluss sich über die Brücke umgehen lässt. Die letzten beiden großen Highlights waren dann wieder auf dem Weg, der mit der kleinen Strecke zusammenführt. Zum einen bot der Pfad einige Meter Abenteuer durch tiefen Morast im Wald, zum anderen durften besonders Mutige ihre Schmerzempfindlichkeit auf dem Scherbenbett testen. Viel zu schnell war unser Rundgang beendet. Ein bisschen wehmütig wurde ich dann schon, als plötzlich wieder der Waschplatz mit den Schließfächern vor uns auftauchte. Dort wurden die letzten Lehmklumpen, Heubüschel und Kieselsteinchen von den Füßen gespült und diese dann in Ermangelung eines Handtuchs an der warmen Mittagssonne getrocknet. Der Barfußpfad kann übrigens unter fachlicher Führung auch in Gruppen und mit Schulklassen besucht werden, mehr Informationen gibt es unter www.IGA2003.de

6. Juni 2010 | Weiterlesen
„I'm not there“ - Nichtporträts von Tim Kellner

„I'm not there“ - Nichtporträts von Tim Kellner

Der Titel „I’m not there“ weckte meine Neugier. Bisher kannte ich ihn von einem Bob-Dylan-Song und dem gleichnamigen Film über sein Leben. Jetzt hat der Fotograf und Gewinner des Rostocker Kunstpreises Tim Kellner eine Ausstellung unter diesem Titel in der Galerie Wolkenbank eröffnet. Auf der Vernissage am 4. Juni erklärte mir der Künstler aber dann, dass die Verbindung zu Bob Dylan nicht beabsichtigt sei. „Durch meine Stipendien Aufenthalte in den USA und Australien steht mir die englische Sprache nahe und inhaltlich passt der Satz zu meinem Projekt“, sagte Tim Kellner über die Entstehung des Titels. Zu sehen sind großformatige Porträts, meist farbig. Das Besondere daran: Den abgebildeten Personen wurde ein wesentlicher Teil, der ihre Individualität sichtbar macht, genommen – das Gesicht. Was wie eine hastige Momentaufnahme wirkt, ist teilweise eine aufwendig inszenierte Studiosituation. Vor zwei Jahren hat die Arbeit an diesem Projekt begonnen. Tim Kellner zeigt auf eine Wand mit zwei Schwarz-Weiß-Fotografien, auf denen Personen abgebildet sind, deren Gesichter dem Betrachter abgewandt sind oder im Halbschatten liegen: „Die Elemente der Bilder habe ich zusammengestellt, die Personen im Raum, die Lampen, das Licht. Alles sollte aber plausibel sein. Das gelingt nicht immer. Dadurch entsteht Reibung, die die Wahrnehmung bewusst macht.“ „Christof“, ebenfalls eine Schwarz-Weiß-Aufnahme, ist das erste Porträt gewesen. Der junge Mann steht noch im Raum. Seine Gesichtszüge sind verschwommen, aber immer noch erkennbar. Bei fünf großen Farbbildern reduzierte sich schließlich das Interesse des Fotografen auf das Porträt. „Diese Bilder sind durch intensive Bearbeitung am Computer entstanden. Ich habe jeweils mehrere Porträtaufnahmen zu einer einzigen zusammengesetzt“, erklärte Tim Kellner seine Arbeitsweise. Im „Portrait#1“ ist zu erkennen, dass diese Technik noch für das gesamte Bild angewendet wurde. Bei den anderen vier konzentriert sich die Manipulation auf das jeweilige Gesicht. Auf diese Weise entstand der Eindruck der Unschärfe. Die individuellen Merkmale der Gesichter verflüchtigten sich. Das Subjekt ist nicht mehr da. Außerdem zu sehen sind drei Werke, die der Reihe „Stages“ entstammen. Auch diese Serie „atmet diesen Geist des Flüchtigen. Die aufgenommenen Szenen zeigen, wie wenig sich Kellner um die Individualität seines Personals kümmert. Die von ihm fotografierten Menschen scheinen, als seien sie lediglich in Kauf genommene Störfaktoren bei der Betrachtung seines eigentlichen Gegenstands. Am Ende bleiben in vielen Arbeiten Kellners leere, wesenlose Container zurück, die mit Geist zu füllen zur Aufgabe des Publikums wird“, sagte Thomas Klemm über das Werk seines Freundes. Noch bis zum 24. Juli können Interessierte der Aufforderung von Thomas Klemm nachkommen und die Ausstellung von Tim Kellner in der Galerie Wolkenbank besuchen.

6. Juni 2010 | Weiterlesen
A. R. Penck in der Kunsthalle Rostock

A. R. Penck in der Kunsthalle Rostock

„Wie schaffen wir es, dass wir A. R. Penck nach Rostock bekommen? Immerhin haben wir für ihn die Kunsthalle renoviert“, witzelte Rostocks Bürgermeister Roland Methling bei der Wiedereröffnung der Rostocker Kunsthalle am heutigen Sonntagnachmittag. A. R. Penck nahm zwar nicht persönlich an der Ausstellungseröffnung teil, seine Werke haben aber ihren Weg nach Rostock gefunden und können nun besichtigt werden. Die Ausstellung wurde vom Direktor der Kunsthalle, Dr. Jörg-Uwe Neumann, eröffnet, der dem Oberbürgermeister und dem Land für die Konjunkturgelder dankte, die für die Renovierung der Kunsthalle bereitgestellt wurden. Insgesamt waren für die Baumaßnahmen fast eine Millionen Euro nötig. Da dabei effizient gewirtschaftet wurde, können nun auch noch die Fenster renoviert werden, und zwar so, dass es möglich sein wird, Großobjekte in Zukunft direkt in die Kunsthalle zu fahren. Außerdem meinte er, dass er sich keine bessere Ausstellung als diese zum Thema 20 Jahre deutsche Einheit vorstellen könne. Nach den Grußworten des Bürgermeister richtete Kurator Detlef Weitz das Wort an die Besucher. Er warf zunächst die Frage auf, ob man es wagen könne, die Sammlung der Kunsthalle mit so einem ausdrucksstarken Künstler wie A. R. Penck zusammenzubringen. Seine Antwort darauf: „Wir haben es einfach gemacht.“ Er betonte zudem das enorme Potential der Kunsthalle Rostock für zukünftige Ausstellungen. Die Ausstellung zeigt etwa 40 Bilder von A. R. Penck aus der Sammlung der Familie Böckmann aus Berlin, die auch unter den Gästen war. Gezeigt werden Bilder aus der gesamten Schaffensperiode von Penck im Zeitraum von 1956 bis 2007. Kombiniert werden die Bilder mit literarischen Texten aus seiner Feder, sowie Fotografien und biografischen Angaben zu seinem Leben. A. R. Penck, der mit bürgerlichem Namen Ralf Winkler heißt, beschäftigt sich in seinen Werken mit der Frage „wie kann man Deutschland darstellen, wie kann man Deutschland malen?“ Seinen Künstlernamen hat er übrigens nach dem Eiszeitforscher Albrecht Penck gewählt. Ein gutes Pseudonym für die Zeit des kalten Krieges. Der Autodidakt erkannte früh sein künstlerisches Talent und entwickelte schnell einen ganz eigenen Stil, da er erkannte, dass dies nötig ist, um die Menschen mit seiner Kunst zu erreichen. Seine Bilder erinnern mit ihren Strichmännchenzeichnungen häufig an Höhlenmalereien. Auch als Musiker machte sich Penck in der Free-Jazz-Szene einen Namen. Insofern ist es nur konsequent, dass die Vernissage mit Improvisationsmusik von Lothar Fiedler an der Gitarre untermalt wurde. Die Musik, die mal verspielt, mal fast schön verstörend wirkte, harmonierte sehr gut mit der Stimmung in Pencks Werken. Die Besucher waren sehr positiv von der Ausstellung angetan. Landtagsabgeordneter Peter Stein meinte beispielsweise: „Ich bin beeindruckt ob der Fülle, die hier zusammengekommen ist.“ Bisher habe er nur einzelne Illustrationen in Zeitschriften gesehen, aber nie ein Werk Pencks in Originalgröße, heute gleich etwa 40 auf einmal. Auch Heidi Vogt zeigte sich begeistert: „Ich bin beeindruckt. Es ist einfach eine völlig neue Interpretation Deutschlands.“ Des Weiteren lobten die Ausstellungsbesucher die schöne und sehr geräumige Präsentation der Werke. Die Ausstellung war zuletzt im vorigen Jahr in Bremen in der Weserburg zu besichtigen, damals passend zum Thema 20 Jahre Mauerfall. In Rostock wird sie noch bis zum 29. August für Besucher geöffnet sein. Wer sich also einmal auf eine ganz neue Interpretation Deutschlands einlassen möchte, der sollte in der nächsten Zeit der Kunsthalle einen Besuch abstatten.

6. Juni 2010 | Weiterlesen
Organspende und Organtransplantation

Organspende und Organtransplantation

„Wenn man will, dass einem geholfen wird, ist man dann auch bereit zu geben?“ Diese Frage stellte Manuela Schwesig, Ministerin für Soziales und Gesundheit, anlässlich einer Gesprächsrunde zum Thema „Organtransplantation, eine Herausforderung an die Gesellschaft“ auf der 6. Nationalen Branchenkonferenz der Gesundheitswirtschaft in Rostock. Mehr als 12.000 Menschen warten in Deutschland auf ein Spenderorgan. Jeden Tag sterben drei Menschen, die eine Organspende hätte retten können. Der Bedarf steigt. Die Zahl der Patienten, die aufgrund ihres Alters oder Diabeteserkrankungen auf Spenderorgane oder Gewebe angewiesen sind, nimmt zu. Problematisch ist deshalb, dass die Anmeldungen für eine Spende sinken. Im letzten Jahr wurden 4.700 Organe und außerdem auch Gewebe transplantiert. Die durchschnittliche Spenderrate im gesamten Bundesgebiet beträgt 15 pro eine Million Einwohner. „Es könnten aber 40 Organspender pro eine Million Einwohner sein“, erläutert Professor Dr. Günter Kirste, Vorstand der Deutschen Stiftung Organtransplantation, die Situation in Deutschland. Mecklenburg-Vorpommern zählt zu den Vorreitern. Hier kommen immerhin 26 Spender auf eine Million Einwohner. Über das gute statistische Ergebnis freut sich Manuela Schwesig: „Wir wollen uns darauf aber nicht ausruhen. Jeder einzelne Fall zählt.“ Angesichts der nicht ausreichenden Spenderquote stand deshalb die Frage, wie sie zu steigern sei, im Mittelpunkt des Expertengesprächs. Zwei Ansätze wurden dabei besonders intensiv diskutiert: zum einen, wie die Bereitschaft der Bevölkerung zum Spenden erhöht werden kann und zum anderen, wie strukturelle und organisatorische Abläufe verbessert werden können. Eigentlich ist die Zustimmung zur Organtransplantation mit etwa 75% recht hoch. Dennoch besitzen nur 17% der Deutschen einen Spenderausweis und haben sich bewusst dafür entschieden, nach ihrem Tod einem anderen ihre Organe zur Verfügung zu stellen und so Leben zu retten. Das Hauptproblem ist die Spannungssituation, die unmittelbar nach dem Versterben des Patienten entsteht. Angesichts des Todes ihres Angehörigen reagieren viele Menschen unsicher und ablehnend gegenüber einer Organentnahme. Um dieser Unsicherheit aus dem Wege zu gehen, plädierten viele der Anwesenden für eine systematische Abfrage beispielsweise im Rahmen des Ersten Hilfe Kurses des Führerscheinlehrgangs. Kontrovers wurde die Widerspruchslösung debattiert, wie sie etwa in Spanien gilt. Hier ist die Organentnahme zu Transplantationszwecken nach dem Tod zulässig, wenn der Verstorbene dem nicht zu Lebzeiten widersprochen hat. Manuela Schwesig wies daraufhin, dass diese Lösung derzeit in der Bevölkerung in Deutschland nicht mehrheitsfähig sei. Und auch Wolfgang Schareck, Rektor und Professor für Gefäß- und Transplantationschirurgie an der Universität Rostock hält nichts von einer Gesetzesänderung. „Das bringt nichts. Ich bin zuversichtlich aufgrund der Gesundheitskarte. Da soll die Entscheidung von jedem verzeichnet werden. Eine Änderung bzw. Umentscheidung ist später auch noch möglich.“ Das größte Potenzial sahen die Experten in der Aufklärung. Der Landtagsabgeordnete Ralf Grabow aus Rostock – selbst Betroffener – hat es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, das Thema Organtransplantation noch stärker ins öffentliche Bewusstsein zu bringen. Dafür hat er gemeinsam mit Ärzten und Betroffenen einen Verein gegründet, der vor allem in Schulen informieren will. „Die Gesellschaft muss sich damit auseinandersetzen. Wir wollen, dass Schüler Multiplikatoren werden, die das Thema zu Hause mit den Eltern besprechen“, sagte Ralf Grabow über das Ziel des Vereins. Manuela Schwesig begrüßte diese Initiative. Sie ergänzte, dass das Thema Organtransplantation in den Lehrplänen der 7. und 8. Klasse durchaus vorgesehen ist. Allerdings werden diese Vorgaben nicht überall umgesetzt. Verbesserungsbedarf sahen die Teilnehmer der Gesprächsrunde auch hinsichtlich der Strukturen und Organisation in den Kliniken selbst. Wegen der hohen Arbeitsbelastung der Ärzte wird das Thema zu oft vernachlässigt. Dies führt dazu, dass Fälle, bei denen eine Organentnahme in Frage kommt, nicht gemeldet werden und Gespräche mit den Angehörigen nicht oder nur unzureichend stattfinden. Ein Transplantationsbeauftragter, der seine Kollegen entlastet und den Angehörigen als professioneller Gesprächspartner zur Verfügung steht, könnte hier unterstützend wirken. Der gestrige Tag der Organspende sollte für jeden Einzelnen Anlass sein, noch einmal intensiv über das Thema Organspendeausweis nachzudenken.

6. Juni 2010 | Weiterlesen
15. Street – Basketball – Tour MV 2010

15. Street – Basketball – Tour MV 2010

Bereits zum 15. Mal machte am heutigen Morgen die Street – Basketball Tour an der Sportanlage des Ostseegymnasiums in Rostock Evershagen Halt. Insgesamt 13 Teams aus den Kreisen Rostock, Doberan und Güstrow traten dabei gegeneinander an, um sich für die Landesmeisterschaften in Schwerin am 3. Juli zu qualifizieren. Manche der Teams sind bereits seit vielen Jahren regelmäßig dabei. Organisator der Veranstaltung war die Sportjugend Mecklenburg Vorpommern, die dabei von Coca Cola, Antenne MV und der AOK M-V unterstützt wurde. Gespielt wurde zunächst in drei Gruppen, wobei die Mannschaften der männlichen Basketballer der Altersklasse 18 und älter in zwei Gruppen mit je vier Teams an den Start gingen. Die jüngeren Teams sowie die Frauen- und Mixed-Mannschaften bildeten eine Gruppe mit fünf Teams. Aus den Vierergruppen spielten anschließend im Halbfinale die beiden ersten gegeneinander. Unter den dritt- und viertplatzierten der Gruppen wurden die Plätze fünf bis acht ausgespielt. Gespielt wurden 10 Minuten pro Partie oder bis eine Mannschaft 16 Punkte erreichte. Bei einem Unentschieden wurde ein weiterer Punkt zur Entscheidung ausgespielt. Für die Qualifikation zum Landesfinale galt allerdings nicht die Gesamtplatzierung, sondern der Vergleich innerhalb der Landkreise Rostock, Doberan und Güstrow. Aufgrund der geringen Teilnehmerzahl, mit beispielsweise nur einer Mannschaft aus Doberan, qualifizierten sich letztlich aber alle Teams. Die beiden Erstplatzierten beim Landesfinale dürfen dann beim Bundesfinale in Münster antreten. Vielleicht gelingt dies ja einem der Teams. Zum Aufwärmen wurde vor Turnierstart noch ein Shoot-out Wettbewerb von der 6er Linie durchgeführt. Diesen konnte Andrew Blanca von der TSV Stylers für sich entscheiden. Als Preis gab es Gutscheine von McDonald’s. In der 5er Gruppe setzte sich am Ende das Mixed-Team „Sigi und die Kakerlaken“ aus Doberan souverän und ungeschlagen durch. Auf den Plätzen folgten „Die Graaler“, ebenfalls aus Doberan und das Team „Big Panthers“ aus Rostock. In beiden Vierergruppen erreichten die Gastmannschaft „Dargun Tigers“ und „Dierkow Machine“ aus Rostock als Gruppensieger die Finalrunden. Die Teams „BIG“ aus Rostock und „Fuchskacke Gradebusch“ aus Güstrow wurden jeweils Gruppenzweiter und kamen damit ebenfalls weiter. In den Finalrunden setzte sich „Dierkow Machine“ souverän durch und wurde vor den „Dargun Tigers“ Erster. Im Spiel um Platz 3 lieferten sich BIG und „Fuchskacke Gradebusch“ ein enges Spiel, das die Mannschaft aus Güstrow am Ende knapp mit 9:8 gewinnen konnte. Obwohl es sich um die Qualifikation zum Landesfinale handelt, ist die Zukunft der Veranstaltung ungewiss, da in den letzten Jahren die Teilnehmerzahl stetig abgenommen hat. Andreas Blümel, Vereinsberater der Sportjugend Rostock, führt dies auf die abnehmende Euphorie gegenüber der Sportart zurück. Vor einigen Jahren traten noch über 50 Teams gegeneinander an, heute nur noch 13. Die Spieler würden sich ihrerseits aber sicherlich über eine Neuauflage des Turniers im nächsten Jahr freuen.

6. Juni 2010 | Weiterlesen
10. Rostocker Kunstnacht

10. Rostocker Kunstnacht

Die 10. Rostocker Kunstnacht in der Östlichen Altstadt begann am helllichten Tag bei strahlendem Sonnenschein. Über 30 Mitveranstalter boten mit Ausstellungen, Lesungen, Konzerten, Theatervorstellungen und Performances ein so interessantes und umfangreiches Programm, dass einem die Auswahl wirklich schwer fallen konnte. Ich entschied mich, mit „Gut Ding Will“ im Fischerbruch zu beginnen. In der Idylle eines Gartens an einem ruhigen Seitenarm der Warnow präsentierten die Künstler ihre Werke zwischen Obstbäumen und stellten auch im Verlauf des Abends noch Bilder her. Zur Abkühlung zog es mich als Nächstes in die Gewölbegalerie. Für „Die Liebe – Amor“ den musikalischen Abend zwischen gestern und morgen war es noch zu früh. So konnte ich mich in Ruhe den ausgestellten Holzskulpturen und Bildern widmen. Im Künstleratelier nebenan war eine Fotoausstellung angekündigt. Als ich in der Tür stand, war erstmal nur ein schwebender weißer Kasten zu sehen. Um die Ecke saß der Fotograf Jürgen Rolfs zwischen einem Computer und einer Kamera. „Hier entsteht heute Abend erst das Kunstwerk“, klärt er auf. „Die Besucher können Teil meiner Performance werden.“ Was sollten diese tun? Die Besucher begaben sich in den schwebenden Kasten. Dieser hatte auf allen Ebenen Löcher, hinter denen sich ein neues Bild befand, oder auch nicht. Als Beobachter dokumentiert Jürgen Rolfs mit der Kamera alle Versuche der Besucher, die Löcher zu finden. Anschließend sollten sie ausgedruckt und aufgehängt werden. Inspiriert wurde der Autodidakt von seinen Beobachtungen, die er auf Ausstellungen gemacht hat: „Mich interessiert, wie die Betrachter sich einem Bild nähern. Einige, oft selbst Künstler, gehen ganz dicht heran und beugen und hocken sich davor“, erzählt Jürgen Rolfs über die Idee für seine Aktion. Hört sich interessant an, da ich aber eine der Ersten war und noch keine Fotos fertiggestellt waren, wollte ich später noch einmal vorbeikommen, um mir die Ergebnisse anzuschauen. Inzwischen führte mich meine Kunstnachttour in weitere Ausstellungen – in die Galerie Wolkenbank, wo Fotografien von Tim Kellner zu sehen waren und ins Künstleratelier im Schleswig-Holstein-Haus. Hier waren unter dem Titel „Fundorte“ Objekte und Installationen der Künstlerin Annette Czerny ausgestellt. Fotos, Skulpturen, Malerei, Installationen – nach so viel bildender Kunst, brauchten meine Augen mal eine Pause. Also kümmerte ich mich jetzt um meine Ohren und besuchte ein Harfenkonzert in der Hochschule für Musik und Theater. Alena Butt hieß die Musikerin, die das Programm zum größten Teil gestaltete. Ich lauschte den barocken Klängen eines Harfenkonzerts von Georg Friedrich Händel und einer klassisch-modernen Sonate von Paul Hindemith. Andreas Wehrenfennig von der Staatskapelle Halle stellte dem Publikum Kompositionen des englischen Harfenvirtuosen Elias Parish-Alvars vor. Er war einer der Ersten, die die neuen Spielmöglichkeiten der Doppelpedalharfe voll ausreizte. Welche Klangeffekte dadurch entstehen, zeigte Andreas Wehrenfennig mit seiner Introduktion und Variation über ein Thema aus Bellinis Oper „Norma“. Dass auch ausgefallene Kleidungsstücke, Hüte und Accessoires große Schöpfungskraft voraussetzen und deshalb auch Mode als Kunst bezeichnet werden kann, davon konnten sich die Besucher der Kunstnacht bei der Modenschau von Yadviga Adesskaya in der Grubenstraße überzeugen. Auch kunstvoller Schmuck wurde an vielen Orten präsentiert. Bei Romy Niekammer beispielsweise durfte man einen Blick in ihre Goldschmiede werfen, wo sie farbenfrohe Edelsteine zu fantasievollen Schmuckstücken verarbeitete. Mode und Schmuck wurden auch in der Produzentengalerie artquarium gezeigt. Malerei und Skulpturen machten die Ausstellung dort zu einer der vielseitigsten an diesem Abend. In der Gerberei hingegen konzentrierte man sich auf die Präsentation der Bilder eines Künstlers aus Hannover, My Rho. Zusammengefasst unter dem Titel „Fetischträume dreidimensional gefangen“ zeigen die Bilder Frauen, die als Tiere fantasievoll inszeniert wurden. Ursprünglich als dreidimensionale Darstellung mit dem Computer hergestellt, zeichneten sie sich durch eine besonders intensive räumliche Tiefe aus. Erotisch ging es auch im Café À Rebours zu. Hier entführte der Berliner Salontenor Daniel Malheur mit seinem Monokel Pop in die wilden 20er Jahre. Begleitet von seinem Trichtergrammofon sorgte mit alten Kabarettschlagern und Chansons, die er mit ausladender Mimik und Gestik vortrug, für viel Amüsement beim Publikum. Seinen Abschluss fand die Kunstnacht in der Nikolaikirche. Hier waren bereits am Nachmittag die 4. Norddeutschen Maler- und Grafikertage eröffnet worden, eine Gelegenheit für viele Künstler der Region ihre Arbeit vorzustellen und zu verkaufen. Einer von ihnen war der Vedutenzeichner Kjeld Heinze, der seine zeitgenössischen Ansichten von Mecklenburg-Vorpommern mitgebracht hatte. Auf beeindruckende Weise bringt er mit einem Bleistift fotorealistische Stadtansichten und Landschaften auf Papier. „Bei diesem Baum fasziniert mich, wie nach und nach die Formen entstehen“, erklärte Kjeld Heinze, als er auf ein vor ihm liegendes Bild wies, welches gerade auf Grundlage eines Fotos entstand. Er erzählte, dass er sich das Zeichnen selbst beigebracht hat und die präzise Darstellung eines Motivs etwa 60 Stunden in Anspruch nimmt. Gegen Mitternacht begann in der Kirche das Kunstnachtfest. Unter Mitwirkung von „Tanzland“, der Gruppe Claudia Graue und Wolfgang Schmiedt und den Timskis feierte das Publikum noch bis in die frühen Morgenstunden. Viele von ihnen zeigten sich begeistert. „Eine großartige Stimmung. An einigen Orten ging es ganz schön turbulent zu. Ich habe mich dann gern zu den ruhigeren Plätzen zurückgezogen“, fasste ein Besucher seine Erlebnisse auf der 10. Rostocker Kunstnacht zusammen.

6. Juni 2010 | Weiterlesen
7. Papendorfer Triathlon 2010

7. Papendorfer Triathlon 2010

„Noch lebe ich“, so die Aussage von Varta-Repräsentant Daniel Selim kurz vor dem Start der Männer beim 7. Papendorfer Triathlon. „Ankommen hat oberste Priorität“, ergänzte Selim, der zum ersten Mal einen Triathlon absolvierte. Mit seinem Start reihte er sich in die Tradition der Varta-Repräsentanten der letzten Jahre ein, die ebenfalls selbst am Triathlon in Papendorf teilgenommen hatten. Das sportliche Ereignis war Teil der Varta TriEnergy Tour 2010, die in insgesamt elf Städten in ganz Deutschland Halt macht, so in Bremen, Berlin oder Freiburg. Im Rahmen der Tour wird Breitensport für die ganze Familie geboten, wobei der Spaß am Sport im Vordergrund steht. Heino Grewe-Ibert verkündete dazu passend das Motto des Triathlons: „Menschen stärken und junge Menschen für den Sport begeistern.“ Organisiert wird die Tour gemeinsam von Varta und der Deutschen Triathlonunion (DTU). Verantwortlich für die Veranstaltung in Papendorf zeichnete sich der Triathlonclub FIKO Rostock. Am Leben blieben zum Glück alle der teilnehmenden Sportler an diesem Samstag. Bei strahlendem Sonnenschein begaben sich etwa 400 Teilnehmer auf die Strecke, um zu schwimmen, Fahrrad zu fahren und zu laufen. „Petrus spielt ja hervorragend mit“, freute sich auch Papendorfs Bürgermeister Klaus Zeplien. Zeplien betonte zudem, dass es sich beim Triathlon um einen sehr anspruchsvollen Sport handelt, sowohl für die Athleten, als auch für die Organisatoren. In diesem Sinne bedankte er sich bei allen Sportlern und Helfern, die zum Gelingen des Ereignisses beigetragen haben. Am Vormittag gingen zunächst die Schüler und Jugendgruppen an den Start. Insgesamt handelte es sich um 52 Nachwuchssportler, so viele wie noch nie. Das Schwimmen wurde in diesen Altersklassen allerdings aus Sicherheitsgründen abgesagt, da das Wasser im See in den Tagen zuvor nur 12°C betragen hatte. Für einen Start sind mindestens 14°C Voraussetzung. Unter den jüngsten Teilnehmern (6 und 7 Jahre) konnten sich Jette Struck bei den Mädchen und Carlos Schenk bei den Jungen durchsetzen. Beide starteten für das Endurance Team Neubrandenburg, Carlos war vor Kurzem auch schon beim Swim & Run erfolgreich. Bei den acht- und neunjährigen Sportlern, die 2,5 km Fahrrad fuhren und 400 m liefen, gewannen Stine Hinrichs vom SC Neubrandenburg und Jonas Mier vom SC Empor Rostock 2000. Die Schüler der Gruppe B (10 und 11 Jahre) absolvierten bereits 5 km auf dem Fahrrad und 1 km laufend. Dort setzten sich jeweils Anna-Lena Stirnemann und Louis Schenk, beide vom SC Neubrandenburg, durch. Unter den Schülern der Altersklasse 12/13 und den Jugendlichen mit 14 und 15 Jahren ging es um die Landesmeisterschaft. Bei den Schülern sicherten sich Maik Waldow und Lena Meißner den ersten Platz (beide SC Neubrandenburg). Bei den Jugendlichen siegte Max Hübner in einer Zeit von 33 Minuten und 42 Sekunden vor Johannes Schmitz und Paul Schnee, alle drei vom SC Neubrandenburg. Bei den Mädchen gewann Jenny Hildebrandt (SC Neubrandenburg) in 35 Minuten und 26 Sekunden vor Luise Grambow (SC Neubrandenburg) und Lisa-Sophie Sturm (Tangermünder LV 94) durch. Am Nachmittag erfolgte dann der Start der Staffeln und des Jedermann-Triathlons. Als Erstes stand das Schwimmen im Papendorfer See über eine Distanz von 650 m auf dem Programm. Dabei begaben sich neben den Staffelteilnehmern, zunächst noch die Frauen und Männer über 40 ins Wasser. Der Triathlon der Männer unter 40 startete gut eine Stunde später in einer zweiten Welle. Nach dem Schwimmen folgten 20 km auf dem Fahrrad und 5 km Laufen. Bei den Familienstaffeln, die in einer getrennten Wertung starteten, wurde jede Disziplin von einem anderen Familienmitglied zurückgelegt. Moderator Stephan Klein kommentierte unermüdlich die verschiedenen Wettbewerbe und sorgte damit zusätzlich für Stimmung am Streckenrand. Für das leibliche Wohl der Zuschauer und Sportler war ebenfalls bestens gesorgt. Doch mit dem Ende des sportlichen Teils sollte noch lange nicht Schluss sein in Papendorf – im Anschluss wurde auf dem Marktplatz noch gegrillt und gefeiert. „Hier stimmt das Netzwerk“, meinte Heino Grewe-Ibert von der DTU und so dürfte dem 8. Papendorfer Triathlon im nächsten Jahr nichts im Wege stehen. Neue Gesichter sind dann sicher gerne gesehen, vielleicht bist du ja eins davon.

5. Juni 2010 | Weiterlesen
Harry Rowohlt - Lesung im Literaturhaus

Harry Rowohlt - Lesung im Literaturhaus

„Nacht der Amateure“, so heiße die Silvesternacht unter uns Profitrinkern, erklärte Harry Rowohlt zu Beginn seiner Lesung im Literaturhaus Rostock. Doch mit dem Alkohol hat er es nicht mehr so, der „Ambassador of Irish Whiskey“. Statt Whiskey steht eine Wasserflasche auf dem Tisch. Polyneuropathie zwinge ihn zu einer gewissen Enthaltsamkeit, aber viermal pro Jahr dürfe er sich noch gepflegt die Kante geben, so sein Arzt – „ich bin schon überfällig.“ Wann man überhaupt betrunken ist? „Wenn man nicht mehr ohne fremde Hilfe auf dem Rücken liegen kann“, so eine irische Faustregel. Einem Laster frönt er aber noch, dem Rauchen. Wobei er als Raucher das allgemeine Rauchverbot durchaus begrüße, wie Rowohlt verriet. „Früher musste man auf Feten stundenlang ermitteln, wer die Netten und die Klugen sind. Jetzt geht man vor die Tür.“ Harry Rowohlt (65) – Übersetzer, Kolumnist, Autor, Schauspieler und wohl einer der begnadetstes Rezitatoren unserer Zeit. Viele junge, angehende Autoren würden ihn immer wieder nach Tipps fragen, um veröffentlicht zu werden. „Machen Sie’s wie ich. Ich schreibe nur auf Bestellung und brauche mir dann um die Veröffentlichung keine Sorgen zu machen.“ Nachteil der Geschichte? Man habe kaum unveröffentlichtes Material für die Lesungen, worüber sich erst kürzlich ein junger Mann bei einer Veranstaltung beschwert hätte. Heute hatte er jedoch etwas dabei. Ganz zufällig sei es noch unveröffentlicht, verriet Rowohlt, da der Verlag vergessen hat, das Buch beim Zwischenhändler anzumelden. „Dass man seine Bücher ungern los wird“, sei schon eine komische Verlagspolitik, aber er könne es verstehen, denn es sei ein „wirklich schönes Buch“. „Sie sind ein schlechter Mensch, Mr. Gum!“, so der Titel des Kinderbuchs von Andy Stanton, das Rowohlt übersetzt hat. Eigentlich hieße es ja „Herr Gum“, aber das Buch solle auch verfilmt werden. Und „Mister“ lippensynchron mit „Herr“ zu übersetzen, „das sieht nicht aus“, wie der Hamburger zu sagen pflegt. „Er war der komplette Horror. Und er hasste Kinder, Tiere, Spaß und Maiskolben mit Butter und Salz.“ Was er hingegen liebte, dieser Mr. Gum? Den ganzen Tag im Bett herum zu dösen, einsam zu sein, Sachen grimmig anzusehen, in der Nase zu bohren und die Popel zu essen. – „Ich finde das ganz gut, dass das ausgerechnet in einem Kinderbuch thematisiert wird“, scherzte Rowohlt. Das Haus von Mr. Gum? Völlig verkommen. Überall Müll und Dreck, das Schlafzimmer war eine einzige Sauerei und in den Küchenschränken wohnten Insekten – „richtig große und jedes Insekt hatte ein Gesicht und einen Namen – und einen Beruf.“ Sein Garten jedoch war „der hübscheste, grünlichste, geblümteste, gartenartigste Garten“ im ganzen Ort. Wie ganz erstaunlich der Garten war? „Denk Dir eine Zahl zwischen eins und zehn, multipliziere diese Zahl mit fünf, addiere zu der Zahl 350, ziehe 11 ab, wirf all diese Zahlen weg und stell Dir einen ganz erstaunlichen Garten vor!“ Wenn jemand behauptet, er sei in einer Lesung gar nicht mehr aus dem Lachen herausgekommen, war er bei Rowohlt. Oder er war noch nie bei Rowohlt – und lügt. Die Lachmuskeln des Publikums wurden an diesem Abend wirklich strapaziert. Warum der Garten von Mr. Gum so hübsch, grünlich, geblümt und gartenartig war bei dem verkommen Haus? „Weil sonst eine ärgerliche Fee in seiner Badewanne erschienen wäre und ihn mit einer Bratpfanne gehauen hätte. Du siehst, es gibt immer eine ganz simple Erklärung für Sachen.“ Beim Übersetzen der Figur „Martin Münzwäscherei, der eine Münzwäscherei betrieb“ wurde Rowohlt schlagartig klar, warum ihn so viele fragen, weshalb er nicht den Rowohlt-Verlag leite. Klar, wenn man so heißt … Tolle Figuren, die bildlichste Bildsprache und, so verriet uns Rowohlt, Andy Stanton sei auch ein Freund des geglückten Vergleichs. „Er sauste aus dem Bett wie eine schuldbewusste Zwiebel“ sei eines dieser Bildnisse. „Vergleichen muss man können“, so Rowohlt. Was passiert, als eines Tages ein Hund auftaucht und den Garten von Mr. Gum beim Spielen verwüstet? Buch kaufen und lesen! „Any minute now“ müsste es erscheinen und dürfte für die Eltern mindestens genauso lesenswert sein wie für die Kleinen. Kolumnen, Briefe, Anekdoten und Witze füllten den zweiten Teil des „Paganini der Abschweifungen“, wie ihn einst die Kieler Nachrichten nannten. „Polen 1941. Ein Hitlerjunge schlägt einen bereits erwachsenen jungen Polen zusammen, nimmt ihn dann noch mal unter die Füße und drischt mit seinem Karabiner auf ihn ein, bis der Pole fleht: ‚Nicht, nicht weiter peinigen, ich werd’ doch einst der Papst.‘ Sagt der Hitlerjunge: ‚Und i werd dei Nachfolger.‘“ Neben dem Papst reichte das Spektrum von Robert Gernhardt, über die „Backwarenfachverkäuferin, rassiger Klopfer mit ansehnlichem Migrationshintergrund“, unsere neue Nationalheldin Lena, die anfangs Oslo noch in Finnland vermutet hat („Dafür kriegt man halt in Hannover Abitur.“), bis zum Fußball: „Ich weiß nicht, ob ich es gut finden soll, dass Pauli jetzt aufgestiegen ist. Auf die Weise brauchen wir uns wenigstens ein Jahr nicht mit den Hansa-Fans rumzuschlagen. Na ja, nur ein Jahr lang.“ Ein brillanter Rowohlt, 180 Minuten Spaß, Lacher auf Lacher, ein begeistertes Publikum und als „unverlangte Zugabe“ noch vier Gedichte – was möchte man mehr? Spaßig weiter geht es im Literaturhaus bereits am kommenden Donnerstag (10. Juni). In der „Nacht der schnellen Nummern“ lesen ab 19:30 Uhr vier Autoren der berüchtigten taz-Wahrheit-Seite.

5. Juni 2010 | Weiterlesen
„Erstes Sehen“ – Galerie am Alten Markt

„Erstes Sehen“ – Galerie am Alten Markt

„Das sind zwei Dinge, die so gut zusammenpassen, dass man schon von Seelenverwandtschaft sprechen könnte“, kommentierte Ausstellungsbesucher Ludwig Nollmeyer die Werke von Wiebke Loseries und Hagen Süd in der Galerie am Alten Markt. Dort fand am heutigen Abend die Vernissage „Erstes Sehen“ statt, die literarische Werke von Hagen Süd mit Grafiken und Textilkunst von Wiebke Loseries verknüpft. Die Ausstellungseröffnung wurde im Rahmen der 10. Rostocker Kunstnacht ausgetragen, bei der insgesamt über 30 Veranstaltungen aus so unterschiedlichen Bereichen wie Literatur, Film, Musik oder Malerei besucht werden konnten. „Ich freue mich, dass junge Kunst gezeigt wird, die pur und ehrlich ist“, leitete Matthias Dettmann vom Kunstverein zu Rostock e.V. die Veranstaltung ein, für die er auch verantwortlich zeichnete. Anschließend wurden ausgewählte Texte von Hagen Süd verlesen. Eine Aufgabe, der sich Bernd Hölscher, seines Zeichens Schauspieler am Volkstheater Rostock, gerne widmete. Diese Ehre wurde ihm auf direkte Anfrage von Wiebke Loseries zuteil, was Hölscher als einen glücklichen Zufall bezeichnete, da er die Texte sehr spannend fand. Es handelt sich bei der Ausstellung um die erste Zusammenarbeit der beiden Künstler. Diese kam zustande, nachdem Wiebke Loseries zwei kurze Gedichte von Hagen Süd in der Literaturzeitschrift „Risse“ gelesen hatte. Bereits zuvor hatte Matthias Dettmann die Rostocker Künstlerin dazu angeregt, ihre Illustrationen in Verbindung mit literarischen Texten zu bringen. Die Kreide- und Kohlezeichnungen von Wiebke Loseries entstehen nach eigener Aussage der Künstlerin spontan und sind nicht im Vorfeld geplant. Loseries meinte dazu: „Ich lege dann einfach los und der Strich sucht auf dem Papier“. Dabei spiegeln die Werke in vielen Fällen Lebenserfahrungen wider. Zum Zeichnen ist die Künstlerin durch ihr Studium der Angewandten Kunst in Schneeberg gekommen, währenddessen sie auch bereits mehrmals grafische Werke ausstellte. Die Reaktionen der anwesenden Gäste waren durchgehend sehr positiv. Heinke Bräuer sprach beispielsweise von einem „sehr schönen Dialog“ der Texte und grafischen Arbeiten. Diese Ansicht wurde von vielen weiteren Besuchern geteilt und das, obwohl die Texte und Grafiken vollkommen unabhängig voneinander entstanden sind. Dr. Heinz Winkelmann meinte sogar, „da könnte man gut ein Buch daraus machen“. Ein interessanter Gedanke, den auch Organisator Matthias Dettmann und einige andere Gäste aufnahmen. Da bereits weitere Zusammenarbeiten der beiden Künstler in Zukunft angedacht sind, könnte dieser Wunsch durchaus wahr werden. Wer die Eröffnung verpasst hat, der hat noch bis zum 10. Juli Zeit, sich die Ausstellung anzusehen oder am besten gleich direkt am Künstlergespräch mit Wiebke Loseries und Hagen Süd am 19.6.2010 um 19:30 Uhr in der Galerie am Alten Markt teilzunehmen.

4. Juni 2010 | Weiterlesen
Vorstellung des neuen Risse-Heftes

Vorstellung des neuen Risse-Heftes

Literatur im Bunker – na das ist doch mal eine tolle Abwechslung. Die Mittagshitze ermüdet zwar nicht mehr Geist und Glieder, die Abendsonne hat es aber dennoch ganz schön in sich. Da macht sich schon ein wenig Erleichterung unter den wartenden Literaturfreunden breit, als endlich der Einlass in die frühere Kriegsfestung gewährt wird. Drinnen ist von wärmenden Sonnenstrahlen keine Spur mehr, stattdessen wird buntes Licht von den dicht plakatierten Wänden und den Schallplatten an der Decke der Cocktailbar reflektiert. Die Tischgruppen vor der kleinen Bühne sind fast vollständig besetzt, kuschelige Stimmung kommt trotzdem nicht auf. „Schön frisch ist es hier“, ja sogar fast das gleiche Klima wie im Literaturhaus, könnte man meinen. Und der Vergleich ist gar nicht mal so weit hergeholt. Tatsächlich wird die Vorstellung des neuen Bands der „Risse“ vom Bunker, der Denkmalpflege und dem Literaturhaus präsentiert. Eigentlich sollte sie auch in letzterem stattfinden, allerdings verzögert sich dort noch der Umbau, sodass nicht genug Räumlichkeiten zur Verfügung stehen und die heutige Veranstaltung kurzerhand in den Bunker umverlegt werden musste. Zum Trost erwarten die Gäste eine durchaus reizvolle Umgebung und ein kostenloses Buffet für hinterher. In diesem Ambiente soll also die Präsentation des neuen Risse-Heftes, inzwischen schon die 24. Ausgabe, stattfinden. Seit 1997 gibt der gleichnamige Verein zwei Mal im Jahr die Literaturzeitschrift heraus, an der jeweils verschiedene Autoren der näheren und weiteren Umgebung mitwirken. Drei Autoren der aktuellen Ausgabe waren zur Buchpremiere erschienen, um aus ihren Beiträgen vorzulesen und Lust auf mehr zu machen. Die erste dieser Autoren war die Rostockerin Daniela Boltres. Die gebürtige Rumänin hatte sich schon am letzten Risse-Heft mit einem Lyrik-Text beteiligt, in der aktuellen Ausgabe stellt sie einen Teil aus ihrem Romanprojekt vor. Daniela Boltres schreibt in drei Sprachen, inhaltlich beschäftigen sich ihre Texte vorwiegend mit ihrem eigenen bewegten Leben. Zu Beginn liest die Autorin nur gefühlte zwei Sätze vor, blättert dann in ihren Textseiten, wechselt unvermittelt die Sprache und liest einen anderen Text, der mir unverständlich bleibt. Nach einer Weile kehrt sie wieder ins Deutsche zurück: „Wenn es schneit, wenn es schneit, erinnere ich mich an meine Mutter …“ Es folgt eine Reihe gefühlsintensiver Gedankenbeschreibungen, die nicht immer nur farbenfroh und glücklich sind. Nach diesen interessanten Eindrücken betritt der Berliner Oliver Kluck die kleine Bunker-Bühne. Dieser begann einst in Rostock ein Studium für Ingenieurwissenschaften, entschied sich später aber für Prosa in Leipzig. Ein Glück, möchte man sagen. Im Risse-Heft wurde ein Auszug aus seinem ersten Roman abgedruckt, zur Premiere wollte er allerdings eine andere Textstelle vorlesen. Später blieb jedoch noch mehr Zeit als erwartet, sodass der junge Autor spontan auch aus dem Heft einen Ausschnitt vortrug. Zum Schluss las schließlich auch noch die Rostockerin Frauke Kieffer aus dem Risse-Heft vor, für die es bereits der dritte Text in den Heften ist. Als ihre Markenzeichen werden Kurzprosa und trockener bis schwarzer Humor genannt. In ihrem vorgestellten Text geht es um den seltsamen Herren Magnus Braderson, der durchaus zum Weiterlesen verführt. Wie im Flug scheint die Zeit vergangen zu sein, viel zu schnell ist die Lesung zu Ende. Auf alle Interessierten und Literaturhungrigen warteten im Anschluss nicht nur das erwähnte Buffet, sondern auch Gespräche mit den Autoren und natürlich der mögliche Erwerb der Risse-Hefte. Auch die Webseite des Risse-Vereins soll an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben.

4. Juni 2010 | Weiterlesen
6. Branchenkonferenz Gesundheitswirtschaft

6. Branchenkonferenz Gesundheitswirtschaft

Gesundheit ist nicht nur der Zustand des Wohlergehens, sondern auch ein enormer Wirtschaftsfaktor. Die medizinische Versorgung gilt als einer der größten Kostenfaktoren der Volkswirtschaft und zählt zugleich zu den wachsenden Wirtschaftsmärkten. Um die Chancen und Probleme der Branche auszuloten, trafen sich am 2. und 3. Juni etwa 600 Vertreter der Bereiche Gesundheit, Politik und Wirtschaft aus dem In- und Ausland zur „6. Nationalen Branchenkonferenz Gesundheitswirtschaft“ im Kongresszentrum Höhe Düne in Rostock. Unter dem Motto „Krisenfest durch Qualität und zukunftssicher durch Innovation“ diskutierten die Experten aktuelle Fragestellungen und potenzielle Lösungen. Neben ausgewählten Fachthemen wie Versorgungskonzepten bei Volkskrankheiten, Gesundheitstourismus, medizinische Innovationen und Wissensentwicklung im Zeitalter von Web 2.0 ging es auch um die Bedeutung der Gesundheitsbranche allgemein. Laut Bundesgesundheitsministerium liegt der gesamte Jahresumsatz der Gesundheitswirtschaft in Deutschland bei 280 Milliarden Euro, die Zahl der Beschäftigten bei 4,6 Millionen. „Die Gesundheitswirtschaft ist eine vergleichsweise krisensichere Branche“, stellte der Ministerpräsident Erwin Sellering auf der Konferenz fest: „Mehr als angenommen ist sie ein Wachstumstreiber und deshalb wollen wir sie weiter ausbauen und entwickeln.“ Mit 12% am Bruttoinlandsprodukt hat die Gesundheitswirtschaft im Vergleich zu anderen Bundesländern in Mecklenburg-Vorpommern eine überdurchschnittlich hohe Bedeutung. Hier beträgt das Umsatzvolumen 4,2 Milliarden Euro und bietet Arbeitsplätze für 86.000 Beschäftigte. „Die Gesundheitswirtschaft ist eine Stärke unseres Landes“, sagte Wirtschaftsminister Jürgen Seidel. Diese zu entwickeln und deutlich nach außen zu tragen sei nur vernünftig. Jedoch möchte er sich nicht nur auf Dienstleistungen verlassen. Wertschöpfung sei auch über industrielle Entwicklung nötig, betonte Jürgen Seidel und verwies als Beispiel auf die in Rostock entwickelte Medizintechnik. 130 Unternehmen sind im Bereich der Biotechnologie in Mecklenburg-Vorpommern tätig. Für Forschung mit besonderem Augenmerk auf die Anwendungsorientierung werden im Land 155 Millionen Euro eingesetzt. „Wir wollen uns als das Kompetenzzentrum etablieren und die internationale Zusammenarbeit in der Ostseeregion intensivieren“, fasst der Wirtschaftsminister seine Ziele zusammen. Birgit Fischer, Vorsitzende der Barmer GEK, vertrat auf der Konferenz die Sicht der Krankenkassen und forderte, dass Gesundheit für alle bezahlbar bleiben muss. Sie bemängelte vor allem Strukturschwächen. Hier fehle es an Abstimmung. „Das ist eine Frage der Organisation und nicht des Know-hows“, wies sie auf Verbesserungspotenziale hin. Bei der Frage, wie individuell auf die Patienten eingegangen werden kann, plädierte sie für Prioritätensetzung. „Priorisierung heißt nicht Leistungsbegrenzung, sondern beinhaltet die Frage, welche Behandlung für den Patienten die wirkungsvollste ist.“ Einem Präventationsgesetz gegenüber zeigte sich Fischer aufgeschlossen, es käme aber auf die Umsetzung und die Verteilung der vorhandenen Mittel an, betonte sie. Das Thema Kosten und seine Gesundheitspauschale hinderten Gesundheitsminister Philipp Rösler gestern am Kommen. Statt auf der Branchenkonferenz in Warnemünde zu reden, hieß es für ihn ab zum Rapport bei der Kanzlerin. Vertreten wurde er vom parlamentarischen Staatssekretär beim Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie Hans-Joachim Otto. Dieser unterstrich noch einmal, dass sich die Gesellschaft auf veränderte Altersstrukturen einstellen müsse, was künftig einen Mehrbedarf in den Bereichen Pflege und Betreuung mit sich brächte. „Die Steigerung von Lebensqualität im Alltag wollen wir uns auch zukünftig leisten können“, betonte Otto. Die Branchenkonferenz Gesundheitswirtschaft ist 2004 ins Leben gerufen worden. Seither erfreut sie sich deutschlandweit beachtlicher Resonanz. Dass die Teilnehmer auch hinter dem stehen, was sie sagen und beispielsweise selbst aktiv werden, wenn sie zur Gesundheitsvorsorge mehr Bewegung anmahnen, konnten sie in einer Bewegungspause unter Beweis stellen, die von der Olympiasiegerin Heike Drechsler angeleitet wurde. Im nächsten Jahr soll sich die Branchenkonferenz Gesundheitswirtschaft international aufstellen und auf den Ostseeraum erweitert werden.

4. Juni 2010 | Weiterlesen
Klassik trifft Pop in der HMT

Klassik trifft Pop in der HMT

Nach etwas ungemütlichen Überraschungen zum Wochenanfang war gestern wohl einer der bisher schönsten Tage des Jahres. Da wird man beinahe optimistisch und glaubt noch an einen verspäteten aber heißen Sommer. Die Sonnencreme war da definitiv die richtige Entscheidung, meine Sonnenbrille hab ich den ganzen Tag über vermisst – sogar abends noch. Da könnte man fast meinen, die Sonne will sich bei der erstbesten Gelegenheit gleich für den ganzen langen und üblen Winter revanchieren. Wer hätte da was dagegen? So war es auch zum Abend hin noch herrlich angenehm warm mit einer leichten Brise in der Luft, als ich auf dem Weg zur HMT war. Dort sollte unter dem viel versprechenden Titel „Klassik trifft Pop“ ein Gesangsabend mit Studenten der Hochschule stattfinden. Das Motto des Abends ließ jedenfalls schon mal auf ein abwechslungsreiches und unterhaltsames Programm hoffen. Nach anfänglichen Orientierungsschwierigkeiten fand auch ich mich vor dem Kammermusiksaal der HMT ein, wo schon andere Musikinteressierte und Eltern der Studenten auf den Einlass warteten. Die letzten Proben schienen allerdings noch im vollen Gange zu sein, sodass das Warten ein erstes Überfliegen des Programmheftes ermöglichte, welches überraschend schnell vergriffen war. Im Gegenzug wurde der Gesangsabend ohne Umschweif begonnen. Später sagte man, dass eine Begrüßung und Einleitung in den Abend nicht für nötig gehalten wurden und man deshalb darauf verzichtet hatte. So begann das Programm mit „Wouldn’t It Be Loverly“ aus dem Musical „My Fair Lady“, vorgesungen von einer Studentin mit dem schönen Namen Coco Joura, die auf dem Klavier begleitet wurde. Ein gelungener Anfang, der das Publikum begeisterte und die Erwartungen für den weiteren Abend stark anhob. Etwas dramatischer hingegen wurde es schon beim zweiten Lied. Die Studentin Rebekka Bernstein sang die Arie der Eurydike aus der Oper „Orpheus und Eurydike“, der Übergang zwischen Pop und Klassik war dabei fast unmerklich und sehr gelungen. Einen Sprung zurück zum Pop machte Lea Peters wieder beim nächsten Stück, als sie in Klavierbegleitung Karla Bonoffs „Goodbye My Friend“ sang. Etwas Abwechslung und Auflockerung der Stimmung brachten anschließend Maria Likhtermann und Frider Post, die gemeinsam das Duett „Là ci darem La mano“ aus Mozarts Oper „Don Giovanni“ zum Besten gaben. Das Zusammenspiel beider Sänger vor den anmutenden Klängen des Flügels zog dabei nicht nur mich in seinen Bann. Besondere Highlights waren später noch Hsin-Han Chang, die bei „My All“ mit Gitarre und Percussion begleitet wurde und für deren Stimme ich mich schon bei früheren HMT-Veranstaltungen begeistern konnte. Genauso wie Johannes Jenß, der Jamie Cullums „Photograph“ gleichzeitig auf dem Flügel spielte und sang. Den unumstrittenen Höhepunkt und gleichzeitigen Abschluss des Abends stellte Robbie Williams „Angels“ dar, welches von fast allen Sängern des Abends gemeinsam und mit großer Begeisterung auf der Bühne gesungen wurde. Insgesamt war es ein sehr gelungener Abend, den die HMT mit ähnlichem Programm hoffentlich wiederholen wird.

4. Juni 2010 | Weiterlesen
Stadt-Umland-Enwicklung = Regiopole?

Stadt-Umland-Enwicklung = Regiopole?

Erwin Sellering als Gärtner von Ole von Beust und Klaus Wowereit? Mecklenburg-Vorpommern als Garten der Metropolen Hamburg und Berlin? Fragen, denen sich gestern das 8. Symposium zum Thema „Stadt-Umland-Entwicklung – Konzepte und Visionen“ in unserer Hansestadt widmete. Veranstaltet vom Wissenschaftsverbund Um-Welt (WVU) der Universität Rostock und dem Staatlichen Amt für Umwelt und Natur (StAUN) trafen sich gestern rund 100 Politiker und Wissenschaftler, um sich über eine nachhaltige Entwicklung des ländlichen Raumes auszutauschen. Drei Konzepte und Visionen standen im Mittelpunkt der Veranstaltung: die „Nord-Süd-Initiative“, der „Garten der Metropolen“ sowie die „Regiopole Rostock“. Björn Swinarski von der IHK zu Rostock stellte die „Nord-Süd-Initiative“ vor. Sie hat sich die Entwicklung eines neuen Wirtschaftsraumes auf die Fahnen geschrieben. Nicht ganz unbescheiden gleich den kompletten „Wirtschaftsraum Zentraleuropa“. Von Skandinavien bis zur Adria soll er reichen. 21 Partner haben sich dafür zusammengeschlossen. Abzüglich der Industrie- und Handelskammern schrumpft die Zahl auf 10, darunter vorrangig Unternehmen aus der Transport- und Logistikbranche. Dies lässt erahnen, in welche Richtung das Ganze geht – in den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur. Die Transeuropäischen Verkehrsachsen sollen über Berlin und Rostock bis nach Kopenhagen ausgebaut werden. Ob eine Transitstrecke für den Güterfernverkehr hilfreich ist, um den ländlichen Raum nachhaltig zu entwickeln?  Diese Frage dürfte sich auch Dr. Jan Dieminger vom Landesumweltamt Güstrow gestellt haben. „Ob wir noch mehr Wirtschaftswachstum und noch mehr Verkehr in unserem Land tatsächlich brauchen“, lautete sein Einwand. Gerade bei der „Nord-Süd-Initiative“ würde er die Nachhaltigkeit vermissen. „Nachhaltigen Umweltschutz oder eine nachhaltige Wirtschaftsentwicklung“, wie an diesem Tag oft angeführt, würde es für ihn nicht geben, so Dieminger, „es kann nur eine nachhaltige Gesamtentwicklung geben.“ Prof. Dr. Wolfgang Nieke von der Uni Rostock pflichtete ihm bei. An oberster Stelle steht laut UNO der Schutz der Ressourcen. „Das Wirtschaftswachstum soll, wenn möglich, davon nicht beeinflusst werden.“ Politiker drehen das leider etwas um und setzen das Wirtschaftswachstum an die erste Stelle. „Da müssen wir aufpassen, dass uns der Nachhaltigkeitsgedanke nicht als kleine grüne Blume an der Seite herunterfällt“, so Nieke. Der „Garten der Metropolen“ lasse schon gewisse Assoziationen zu den„blühenden Landschaften“ aufkommen, gab Prof. Dr. Peter Adolphi von der Akademie für nachhaltige Entwicklung M-V zu, „doch lassen sich blühende Landschaften nicht herbei subventionieren.“ Der „Garten der Metropolen“ sei dabei kein Konzept, erläuterte Adolphi, sondern vielmehr eine Vision, ländliche Gebiete als lebenswerte Räume erhalten, entwickeln und gestalten zu können. „Nachhaltige Entwicklung ist, obwohl inflationär verwendet, eigentlich weitgehend ein nicht verstehbarer Begriff“, so Adolphi. Ein Zitat aus den Reihen von Greenpeace würde es für ihn treffend umschreiben: „Mehr Zufriedenheit mit weniger Ressourcenverbrauch“. Interessant sei an dieser Sichtweise, dass „mehr Zufriedenheit“ für jeden Einzelnen eine sehr unterschiedliche, ganz individuelle Bedeutung haben kann. Auffallend wäre natürlich, dass derzeit eher das Gegenteil der Fall ist – mehr Ressourcenverbrauch und dennoch weniger Zufriedenheit. „Wenn die Individualität der Zufriedenheit zutrifft, dann sollte man bitte auch die Ausführung den Individuen überlassen.“ Klingt etwas gelb, sei aber nicht so gemeint. Vielmehr hätten die ländlichen Räume die Chance, autark zu wirtschaften, Ihre Angebote individuell zu gestalten, sich auf die vermögenden Metropolen zu beziehen und von diesen zu profitieren. Der Gärtner sei nämlich keineswegs zu diskreditieren. Er kann sich selbst versorgen und – zumindest teilweise – unabhängig leben. Auf den ländlichen Raum übertragen, muss er beispielsweise keinen Strom und keine Wärme kaufen (Bioenergie-Dörfer sind ein aktuelles Projekt) oder kann Teile der Entsorgung selbst auf dem Komposthaufen vornehmen. Der Garten sei für ihn das Bild eines kleinteiligen Wirtschaftsraums, der sehr dicht am Verbraucher sei. Gerade hier hätte der Raum zwischen Hamburg und Berlin große Potenziale. Nicht die Verzichtsdiskussion sei dabei das Thema, sondern vielmehr die Konzentration auf das, was wirklich gewollt wird. Was kann ich zu welchen Kosten mit den vorhandenen Ressourcen in meiner Gemeinde erreichen, wie bleibt die Wertschöpfung im Dorf? Der Verzicht auf Überflüssiges stelle sich dabei von ganz alleine ein, so Adolphi. Nachhaltigkeit im ländlichen Raum mal auf eine etwas andere, dezentrale Weise betrachtet – charmant und interessant! Weitere Informationen – auch zu dem mit immerhin 10.000 Euro dotierten Zukunftspreis der Akademie – gibt es unter http://www.nachhaltigkeitsforum.de. Regiopole – mehr als nur ein schicker Begriff für all die Städte, bei denen es nicht zur Metropole reicht, die sich aber für mehr als nur ein Oberzentrum halten? Dieser Frage ging Gerd Schäde vom Regionalen Planungsverband Mittleres Mecklenburg/Rostock nach. Elf Metropolregionen gibt es in Deutschland, darüber hinaus zahlreiche Oberzentren. Nun gibt es einige größere Mittelstädte, die eine Dynamik entwickeln, welche über die normaler Oberzentren hinausgeht. Entstanden an der Universität Kassel, ist der Begriff Regiopole bisher nicht viel mehr als ein Begriff. An der Anerkennung durch die Ministerkonferenz für Raumordnung (MKRO) werde aber bereits gearbeitet. Die Regiopolregion Rostock soll als wirtschaftliches, soziales, wissenschaftliches und kulturelles Zentrum des Landes ausgerichtet werden. „Letzten Endes geht es immer und überall ums Geld“, so Schäde. Der Regiopolstatus muss im Finanzausgleich entsprechende Berücksichtigung finden. Das Ziel sei es, „als Wirtschaftsraum Rostock in der zweiten Wirtschaftsliga Deutschlands zu bleiben“, betonte Schäde. In die erste Liga sei es kaum zu schaffen, aber „wir wollen natürlich auch nicht absteigen wie Hansa.“ Neben qualitativem Wachstum in der Regiopole auch „gesundes, intelligentes Schrumpfen“ zu beherrschen, wird in der Zukunft zur Nagelprobe werden, machte Schäde die Problematik deutlich, die der Bevölkerungsrückgang ganz unweigerlich mit sich bringe. „Rostock ist unser wirtschaftliches und kulturelles Zentrum hier in der Region, aber um zu einer Regiopole zu werden, haben wir noch ein ganzes Stück zu tun“, brachte Dr. Rainer Boldt, stellvertretender Landrat im Landkreis Güstrow, seine Bedenken zum Ausdruck. „Eine Zusammenarbeit in der Region setze voraus“, so Boldt, „dass man Vertrauen zueinander hat und dass alle Seiten das Vertrauen haben, dass es jedem etwas bringt.“ Das Kirchturmdenken sei jedoch leider überall – auch hier in Rostock – noch ziemlich verbreitet. So verschieden die Konzepte und Visionen auch waren, zeigen sie doch, dass es verschiedene Möglichkeiten für die Entwicklung des ländlichen Umgangs und die Zusammenarbeit mit den Städten gibt. Änderungen sind unumgänglich, allein schon aufgrund des demografischen Wandels. Es gibt jedoch mehr als nur Politik, Raumordnung und Landschaftsplaner. „Man sollte sich davor hüten, der bessere Raumordner für jeden Bürger zu werden“, brachte es Prof. Adolphi auf den Punkt. Hans-Joachim Meier vom StAUN wies zum Abschluss noch einmal auf die 11. Regionale Nachhaltigkeitsausstellung hin, die im Rahmen des Symposiums eröffnet wurde. Der eigentlich geplante Rundgang durch die Posterausstellung fiel diesmal etwas knapp aus – das Wetter war wohl einfach zu schön und lockte die Teilnehmer zur Mittagszeit doch eher nach draußen. Neben den bereits beschriebenen drei Projekten finden sich hier weitere interessante Themen, beispielsweise ein Planungsleitfaden für ein barrierefreies Rostocker Stadtzentrum. Bis zum 18. Juni ist die Ausstellung noch in der Agrar- und Umweltwissenschaftlichen Fakultät der Universität Rostock zu sehen. Vom 12. Juli bis zum 13. August ist sie im Umweltamt Rostock zu Gast, anschließend in Güstrow und Bad Doberan.

3. Juni 2010 | Weiterlesen
Zirkus Probst und Zirkus Fantasia

Zirkus Probst und Zirkus Fantasia

„Jaaaaaaallijallijallijalli!“ Nicht nur ich, auch einige ahnungslose Touristen drehen sich verwundert um auf der Suche nach dem Ursprung dieses ungewohnten Geräusches. Und der ist nicht allzu schwer zu finden. Zwei junge Frauen versuchen gerade mühsam ein störrisches Eselpärchen, ganz wie aus dem Bilderbuch, am Ufer des Rostocker Stadthafens entlang zu führen – eigentlich kein ungewöhnlicher Anblick mehr, baut dort doch seit heute Zirkus Probst seine Zelte auf. Bei einem kleinen Rundgang wird schnell deutlich, mit wie vielen Wagen und Gepäck der Zirkus eigentlich unterwegs ist. Besonders faszinieren die wenigen Schaulustigen natürlich die Tiger, die in einiger Entfernung in der Mittagssonne dösen. Aus einem Anhänger lukt neugierig ein imposantes Kamel, die schönen Schimmel dürfen gerade ihr vorübergehendes neues Heim beziehen und lenken dabei so einige Aufmerksamkeit auf sich. Mein Ziel ist allerdings das Zelt auf der anderen Seite, im Zirkus Fantasia – ohne Tiere. Dort soll heute das Programm für die kommende große Geburtstagsgala beider Zirkusse vorgestellt werden, die in diesem Jahr zusammen 80 Jahre alt werden. Anlässlich des großen Jubiläums wird es am 11. Juni um 15:00 Uhr eine gemeinsame Show beider Zirkusse geben. „Das ist eine einmalige Vorstellung, so etwas wird es sicher nicht noch einmal geben“, sagt Patrick Adolf vom Zirkus Probst zu dem großen Vorhaben. In der Geburtstagsgala werden die beiden sehr unterschiedlichen Zirkusformen unter dem Dach des Zirkusses Probst miteinander vereint, das Programm steht jetzt schon fest. Zu den Highlights der Show zählen die Tiger, die mongolischen Artisten, der Haustierzirkus und das Tennis-Hochrad-Jonglage-Theater von Fantasia. Dabei werden sich beide Zirkusse in den Showeinlagen abwechseln und teilweise sogar vermischen. „Unser Ziel ist, dass man nicht merkt, wer die Profis und wer die Amateure sind“, sagt Patrick Adolf. Auch der achtjährige Alexander Probst, Sohn von Rüdiger Probst, wird bei der Geburtstagsgala zum ersten Mal richtig in der Manege auftreten. „Für uns steht der Spaß im Vordergrund“, sagt Arne Feuerschlund, der selbst Artist und Projektleiter im Zirkus Fantasia ist. Da beim Mitmach-Zirkus sicher noch keiner der jungen Artisten vor einem so großen Publikum aufgetreten ist, wird keine Perfektion erwartet und es werden sich viele Überraschungen erst während der Vorstellung ergeben. Fantasia ist als stationärer Zirkus jährlich von Mai bis Ende Oktober im Rostocker Stadthafen angesiedelt. Seine erste Saison hatte er 1996, seitdem hat er sich von Jahr zu Jahr weiterentwickelt und nicht nur an Quantität sondern auch an Qualität stark hinzugewonnen. Neben Projekten mit Schulen und fast täglichen Kursen vom Jonglieren bis zur Feuershow gibt es ein buntes Programm, welches Theaterstücke, Konzerte, Infoveranstaltungen und Filmabende beinhaltet. Nichtsdestotrotz stellt die große Jubiläumsgala für beide Zirkusse einen besonderen Höhepunkt der Saison dar. Der Eintrittspreis von zehn Euro (pro Person, ab sechs Jahren) kommt der Projektarbeit des Zirkus Fantasia zugute. „Wir hoffen, dass wir ein volles Zirkuszelt bekommen“, sagt Arne Feuerschlund mit ungebrochenem Optimismus. Wir hoffen es auch!

3. Juni 2010 | Weiterlesen