Neueste Nachrichten aus Rostock und Warnemünde

Statistische Nachrichten: Stadtbereiche 2009
„Stadtbereiche 2009“ – so der Titel der Publikation, die unsere Hansestadt in Zahlen vorstellt. „Die Struktur und Entwicklung der einzelnen Stadtbereiche der Hansestadt Rostock ist sehr unterschiedlich“, erklärte Georg Scholze, Senator für Finanzen, Verwaltung und Ordnung. „Genaue Informationen dazu werden in der neuen Broschüre der Statistikstelle veranschaulicht.“ Das ausgesprochen umfangreiche Werk vermittelt eine Vielzahl an Daten zur Bevölkerungs- und Sozialstruktur, zur Wirtschaft und zum Arbeitsmarkt, zur Bautätigkeit sowie zum Wohnungsbestand, zum Kraftfahrzeugbestand, zur Kriminalstatistik wie auch zum Wahlverhalten. Der Bestand an infrastrukturellen Einrichtungen wie Kindertagesstätten, Kinderspielplätzen, Schulen, niedergelassenen Ärzten, Apotheken sowie Alten- und Pflegeheimen wird ebenfalls veranschaulicht. Auf über 400 Seiten werden straßengenaue Bevölkerungszahlen nebst detaillierten Untersuchungen zu allen Stadtbereichen präsentiert. Die Datensätze der 21 Stadtbereiche wurden mit den Daten der Stadt insgesamt und untereinander verglichen. Anhand dieser vielfältigen Angaben können strukturelle Problemstellungen analysiert und beurteilt werden. Veranschaulichend wirken viele farbige Grafiken und thematische Karten. Sehr interessant waren die großen Unterschiede, die beim Vergleich der einzelnen Stadtbereiche sichtbar wurden. Während die Kröpeliner-Tor-Vorstadt mit 18.873 Einwohnerinnen und Einwohnern der einwohnerstärkste Stadtteil ist, leben in Dierkow-Ost nur 1.126 Einwohnerinnen und Einwohner. Die Bewohnerinnen und Bewohner der Kröpeliner-Tor-Vorstadt sind durchschnittlich 36 Jahre jung. Das Durchschnittsalter der Warnemünder dagegen beträgt 53 Jahre. In Groß-Klein, Schmarl und Dierkow-Neu wurden die höchsten Arbeitslosenquoten von 16 Prozent festgestellt. Auch wurde ermittelt, dass sich 11 von den insgesamt 50 Apotheken der Hansestadt Rostock in der Stadtmitte befinden. In 7 Stadtbereichen gibt es dagegen gar keine Apotheke. Doch die Stadtbereichsinformation gibt darüber hinaus auch Auskunft über die Entstehung der Stadtbereiche und Gewerbeansiedlungen, die Entwicklung der Bausubstanz sowie das Auftreten von Straftaten. Carmen Becke von der kommunalen Statistikstelle im Hauptverwaltungsamt der Hansestadt Rostock verwies noch darauf, dass die statistische Broschüre auch als Pdf-Datei auf einer Daten-CD erhältlich sei. Mit dieser ließe sich vielfach besser arbeiten, meinte sie und erklärte auch, woher all die Informationen überhaupt bezogen werden: Datenquellen für die Publikation seien vor allem die amtliche Statistik in Schwerin und die Register der Stadtverwaltung. Die Publikation „Statistische Nachrichten: Stadtbereiche 2009“ steht ab sofort allen Interessierten zur Verfügung und kann beim Hauptverwaltungsamt in der Kommunalen Statistikstelle erworben werden.
19. Mai 2010 | Weiterlesen
Björn Kern: „Das erotische Talent meines Vaters“
„Von Nienhagen bis Warnemünde habe ich schon einen Strandspaziergang hinter mir“, verriet uns der Schriftsteller Björn Kern gestern zu Beginn seiner Lesung. Da derartige Wanderungen nicht nur hungrig, sondern auch müde machen, „müssen wir als Publikum aufpassen, dass uns der Autor nicht einschläft“, scherzte Katinka Friese vom Literaturhaus. Ans Einschlafen war an diesem kurzweiligen Abend natürlich nicht zu denken – weder beim Publikum, noch beim Autor. Ein wenig locken musste sie den Schriftsteller aber schon, so Katinka Friese. Nicht nur mit der Aussicht auf den erholsam-anstrengenden Strandspaziergang, sondern auch mit einer Lesung bei Bier und Lagerfeuer. Von den winterlichen Temperaturen Mitte Mai konnte ja niemand etwas ahnen. Vorstellen wollte Björn Kern an diesem Abend seinen neuen Roman „Das erotische Talent meines Vaters“. Bevor es soweit war, las der Autor aber erst einmal das Eingangskapitel seines Debütromans „KIPPpunkt“. Der Kipp- oder Wendepunkt, den Karsten, der jugendliche Held seines Erstlingswerks, erlebt, als er seine Freundin und damit den Bezug zur Realität verliert und nach einem Amoklauf in der JVA landet. „Obwohl oder auch gerade weil das so gar nichts mit meinem aktuellen Buch zu tun hat, lese ich daraus ganz gerne vor“, so Kern. Sei es doch der Text, der ihn überhaupt zum Schreiben gebracht hat. Vom jugendlichen Zivi und Amokläufer Karsten nun aber zu Jakob, seinem Vater mit dem erotischen Talent. Auf der einen Seite Jakob, 68er-Generation, freizügig, gerade seinen zweiten Frühling erlebend: „Ich werde verfolgt! Von der Damenwelt.“ Nach vier kämpferischen Jahrzehnten erlaube sich der Vater nun, „das Wir durch das Ich zu ersetzen, bevor es das Ich nicht mehr gäbe.“ Dem gegenüber steht sein bürgerlicher Sohn. Ein klassischer Vater-Sohn-Konflikt, nur mit umgekehrten Voraussetzungen. „Eigentlich versuchen Vater und Sohn nur, auf knapp 200 Seiten ins Gespräch zu kommen“, fasst es Björn Kern etwas salopp zusammen, „was jedoch grandios scheitert. Am Ende gibt der Sohn auf.“ Die Details sollen an dieser Stelle natürlich noch nicht verraten werden. Fragestunde. Was den aktuellen Roman von seinen bisherigen Werken unterscheide? „Atmosphäre mal drei Seiten Atmosphäre sein zu lassen“, sei etwas, das es in seinen bisherigen Romanen nicht gab. Aber eine Stimmung, wie an jenem Frühsommernachmittag am Bodensee einmal ganz ausführlich und bildhaft zu beschreiben, „war mir hier ganz wichtig“. Ein Jahr hat Björn Kern schließlich in Konstanz gelebt und nach dem ersten Provinzschock für den Berliner wollte er dort gar nicht mehr weg. Zwar abgedroschen und meist völlig ohne Realitätsbezug, aber doch die Frage der Fragen: Wie viel Autobiografisches steckt in dem Buch? Heute mal etwas abgewandelt: Hat der Vater das Buch gelesen und hat er sich zumindest teilweise darin wiederentdeckt? Figuren, die sich Vater nennen, deshalb aber noch lange nicht sein Vater sind, gab es auch schon zuvor. Die Frage der Enterbungsandrohung hätten sie somit bereits hinter sich, so Kern. „Und ja, er hat es gelesen, es hat ihm sehr gut gefallen, er hat vor sich hin geschmunzelt, aber wiedererkannt hat er sich nicht.“ Bliebe noch die Frage nach dem gewünschten Ableben. Auf was für Fragen man beim Lesen des Buches doch so kommen kann. „Ich würde gern einfach verschwinden, einfach so weg sein.“ Ohne große Hinterlassenschaften, ohne Grab, ohne Urne. Na ja, wäre das auch geklärt. „Wir versuchen das so einzurichten“, verspricht Katinka Friese. „Ein möglichst seichter Unterhaltungsroman“ schwebte Björn Kern beim Schreiben vor, „einfach, um mich selbst ein wenig zu schonen und weil ich keine Lust mehr auf die harten Themen hatte. Ich war dann doch überrascht, was die Leute jetzt alle anfangen da rein zu lesen.“ Von der Abrechnung mit den 68ern, über eine Psychogramm-Studie zwischen Vater und Sohn bis zur Abrechnung mit der Provinz. „Die ganzen Rückmeldungen, an die man überhaupt nicht gedacht hat“ fände er schon unterhaltsam, so Kern. „Wenn man das Buch einfach nur im Sommer auf dem Balkon liest, freut mich das aber genauso.“ Knapp 200 Seiten hat der Roman. Zum Glück nicht mehr, möchte ich sagen, denn hat man ihn einmal in der Hand, mag man ihn vor dem Ende kaum wieder weglegen. Trotz der oft langen Sätze (wohl eine heimliche Leidenschaft des Autors), fesselt das Buch. Was dem Vater sein erotisches Talent, ist dem Autor sein schriftstellerisches – somit genau die richtige Kost für einen dieser langen, unfreundlichen Mai-Abende. Das versprochene Bier und Lagerfeuer gab es zum Abschluss auch noch und so klang ein netter Abend im Garten des Peter-Weiss-Hauses aus. Ganz klar das Literaturhaus mit dem größten Charme, so der Autor. Vorausgesetzt, der Wind treibt den Rauch des Feuers nicht immer in seine Richtung. 10.000 gesunde Schritte auf der Flucht ums Lagerfeuer? Und das nach dem Strandspaziergang! Das Rostocker dürfte dennoch geschmeckt haben. Unter den Gästen fand sich übrigens auch der Rostocker Autor Volker H. Altwasser („Letzte Haut. Historischer Roman.“), der am Freitag eigentlich seinen neuen Roman „Altwassers letztes Schweigen. Ein Abwrackroman“ im Theater im Stadthafen vorstellen wollte. Da dieser erst am 28. Juni erscheint, verschiebt sich auch die Lesung auf Ende Juni – den Termin einfach schon mal vormerken! Zwei weitere Einträge für den Terminkalender gibt es gleich noch hinterher: Am 28. Mai ist der Berliner Schriftsteller Thomas Kapielski zu Gast, der den diesjährigen Preis der Literaturhäuser erhält. Am 2. Juni kommt dann Harry Rowohlt ins Literaturhaus Rostock – ich sag nur: „Pu der Bär“ und „Pooh’s Corner". Und wer so gar nicht liest, dürfte ihn vielleicht immerhin als Harry aus der Lindenstraße kennen.
19. Mai 2010 | Weiterlesen
Nikolai Pagodins „Aristokraten“ in der HMT
Bald schon wird es wohl keinen Raum in der Hochschule für Musik und Theater (HMT) mehr geben, in dem ich noch nicht war. Gestern ging es in das Studio 1. Dort wurde das Stück „Aristokraten“ von Nikolai Pagodin präsentiert. Und so begann es: Kein Licht erhellte den Raum. Ich sah nichts. Doch in der Dunkelheit erklangen die leisen Töne einer Mundharmonika. Dann wurde es plötzlich heller und drei Gestalten erschienen. Auf einem Bett im Hintergrund saß die Dame Njurka. Sie trug eine Art Monokel im rechten Auge und zeichnete in einem Buch herum. Auf einer Pritsche im Vordergrund lag die merkwürdig abwesend wirkende Kulakenfrau mit Kopftuch. Sie spielte Mundharmonika. Am Fenster stand Ninka. Sie schien die beiden anderen und den Raum, in dem sie sich befanden, noch nicht sehr lange zu kennen. „Guckt euch bloß den Himmel an“, sprach sie. Die Njurka sah kurz auf und antwortet irgendetwas auf Russisch. Ninka: „Wie heißt das hier eigentlich?“. Njurka antwortete: „Karelien, dreckige Gegend“. Plötzlich meldete sich die Kulakenfrau zu Wort: „Erst schuften, dann verrecken“. Ninka: „Schuften?“. „Am Kanal, drüben“, erwiderte Njurka. Die Kulakenfrau daraufhin sehr nachdrücklich: „Aber ohne uns!“ Die Szene spiele in der Frauenbaracke eines sibirischen Arbeitslagers, erklärte Prof. Harry Erlich vor Beginn der Darbietung. Er hatte die von den Studierenden im 6. Semester erarbeitete Fassung zusammengestellt. Das Stück wurde also nicht originalgetreu wiedergegeben. Vielmehr montierte man Szenenfetzen, Texte und Figurenentwürfe zu einer Szene „von der wir glauben, dass sie Interesse erwecken kann und hoffentlich auch wird“, so Prof. Erlich. Die Studierenden sind zukünftige Spielleiter. Später werden sie Schauspiele am Theater leiten. Damit sie aber auch einmal als Schauspieler erfahren, was es heißt, eine Gruppenszene zu inszenieren, wirkten sie an dieser Projektarbeit mit. Nikolai Pagodin schrieb das Stück „Aristokraten“ 1932. Es wird zur russischen Revolutionsdramatik gezählt. Prof. Marion Küster, die das Projekt ebenfalls anleitete, gab eine kleine Einführung in die Thematik der Aufführung. 1931 hätten in Karelien die Bauarbeiten für den Weißmeer-Ostsee-Kanal begonnen, sagte sie. Diesen Kanal, der St. Peterburg mit der Barentssee verbinde, hätten unzählige Häftlinge mit erbaut. Stalin habe ihn initiiert, um außenpolitisch die Stärke des Sozialismus zu demonstrieren. Die Häftlinge arbeiteten unter katastrophalen Bedingungen und hunderttausende starben dabei. Nikolai Pagodin war allerdings sehr pro-russisch eingestellt und so handelt sein Stück weniger von dieser negativen Seite des gigantischen Bauprojektes. Zurück zur gestrigen Aufführung. Die Kulakenfrau war politischer Häftling. Ninka und die Njurka dagegen Kleinkriminelle. Die Njurka etwa hatte hauptberuflich Papiere gefälscht. Stolz zeigte sie der Landstreicherin Ninka den selbst gezeichneten Miliz-Stempel. Da brauste auch schon die Taschendiebin „Zitrone“ auf und legte sich sogleich mit Ninka an. Alle im Raum verstummten aber, als Sonja den Raum betrat. Sie wirkte überaus brutal und gefühlskalt. So wollte sie etwa mit der Kulakenfrau ein Kartenspiel um die kleine Ninka in Gange bringen. Doch diese zog es vor, um die Ehre zu spielen. Das genügte Sonja nicht. Die Karten waren längst schon versteckt, als unversehens der Kalfaktor, ein Gefangener, der im Dienste der Vollzugsbeamten im Lager arbeitete, die Baracke betrat. In diesem Moment hielten plötzlich alle Frauen zusammen und schwuren, keine Spielkarten bei sich zu tragen. Er war sich jedoch sicher, welche gesehen zu haben. Grund seines Erscheinens war aber eigentlich eine Liste für den Arbeitseinsatz am nächsten Tag. Er versuchte, die Frauen zur Mitarbeit zu überreden. „Vom Arbeiten sind schon Pferde verreckt“, antwortete Ninka ihm. Auch mit dem Argument der Haftzeitverkürzung durch Arbeit konnte der Kalfaktor keine der Frauen überzeugen. Am Ende fragte Sonja alle Frauen: „Will hier jemand den Sozialismus aufbauen?“ Nachdem sich niemand meldete, zerriss sie die Liste. Es spielten Julia Giering als „Sonja“, Meike Faust als „Zitrone“, Anja Willutzki als „Ninka“, Julia Klein als Dame „Njurka“, Carola Romanus als „Kulakenfrau“ und Benjamin Salopiata als „Kalfaktor“. In dem kleinen Raum hatte ich den zukünftigen Spielleitern ganz aus der Nähe zuschauen können. Ihre schauspielerische Leistung faszinierte mich sehr. Die unterschiedlichen Charaktere wurden derart glaubwürdig vorgeführt, dass ich wohl nichts Falsches behaupte, wenn ich sage, wer selbst so spielen kann, wird später grandios inszenieren und Schauspieler anleiten können.
18. Mai 2010 | Weiterlesen
Hansa Rostock verliert Relegation und steigt ab
Alles oder nichts. Um nicht weniger ging es heute Abend für die Fußballer des FC Hansa Rostock im Relegationsspiel gegen den FC Ingolstadt 04. Die Bayern konnten das Hinspiel, zu dem die Rostocker Fans nach den Ausschreitungen in Düsseldorf ausgeschlossen waren, knapp mit 1:0 gewinnen. Hansa stand damit von Anfang an unter Zugzwang. Doch mit der Unterstützung der Zuschauer – 22.000 an der Zahl – wollten sie alles tun, um das Ergebnis umzubiegen und die verkorkste Saison doch noch zu retten. „Ich gehe seit 35 Jahren hier her, aber noch nie so ungern wie heute“, äußerte sich Vereinsmitglied Klaus Fischer vor dem Spiel. Er dürfte nicht der einzige Fan gewesen sein, der sich an diesem Abend mit einem mulmigen Gefühl ins Stadion begeben hat. Ein anderer Fan, Mario Dibowski, meinte im Vorfeld: „Alles wird gut, wir müssen das Beste hoffen.“ Zweckoptimismus war angesagt. Aber es wurde nicht gut. Bereits nach acht Minuten brachte Fabian Gerber die Ingolstädter mit 1:0 in Führung. Damit musste Hansa mindestens drei Tore schießen, um den Verbleib in der 2. Bundesliga zu erreichen. Zum Entsetzen der Fans konnte die Mannschaft das Spiel aber nicht mehr drehen, im Gegenteil, es sollte noch schlimmer kommen. Erneut war es Fabian Gerber, der den Ball in der 78. Minute zum 2:0-Endstand im Rostocker Tor versenkte. Das erhoffte Wunder in der Hansestadt blieb aus. Damit ist der erste Abstieg des FC Hansa Rostock in die Drittklassigkeit besiegelt. Der Verein steht nach einer katastrophalen Saison vor einem Scherbenhaufen und es wird einen großen Umbruch geben. Gerade einmal acht der Spieler im Kader verfügen über Verträge, die auch für die dritte Liga Gültigkeit besitzen, die Zukunft der übrigen Spieler ist ungewiss. Und auch im Aufsichtsrat wird es mit Sicherheit zu personellen Veränderungen kommen. Die Fans übten sich in der Schlussphase der Partie in Galgenhumor und skandierten: „Außer Walke könnt Ihr alle gehen“ oder „Walke in den Sturm“. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich die Mannschaft bereits aufgegeben, wie es schien. Dass Torwart Alexander Walke dem FC Hansa in der 3. Bundesliga erhalten bleibt, darf derweil bezweifelt werden – gerüchteweise begleitet er Fin Bartels zum FC St. Pauli. „Das war eigentlich schon die ganze Saison, die verpatzt war“, brachte Maik Schröder die Situation nach dem Spiel auf den Punkt, versuchte aber dennoch bei aller Enttäuschung noch positiv in die Zukunft zu blicken: „Vielleicht ist die dritte Liga ja ein neuer Start für etwas Gutes.“ Ein anderer Fan meinte nur resigniert „das dauert noch Monate, bis ich das verdaut habe“. Der Schock sitzt jedenfalls tief. Bleibt nur die Hoffnung auf einen schnellen Wiederaufstieg am Ende der nächsten Saison.
17. Mai 2010 | Weiterlesen
10. Rostocker Klaviernacht in der HMT
Chopin? Liszt? Haydn? Berühmte Komponisten waren das. Ja. Aber viel mehr wusste ich bisher, man möge es mir verzeihen, leider nicht. Klaviermusik, die mag ich. Aber ein klassisches Stück habe ich mir, heute tut es mir unsagbar leid, kaum einmal angehört. Gestern konnte ich in der Rostocker Hochschule für Musik und Theater all diese Defizite ins Gegenteil verkehren und den wundervollen musikalischen Darbietungen junger Klaviervirtuosen lauschen. Zur selben Zeit, als Werder Bremen in Berlin gegen Bayern München um den Pokal spielte und wahrscheinlich halb Deutschland daheim vor dem Fernseher saß, fand im Katharinensaal die bereits 10. Klaviernacht statt. Als ich die Kreuzgänge des altehrwürdigen Gebäudes betrat, herrschte dort schon reges Treiben. „Der Saal wird wohl voll werden“, dachte ich. Erwartungsvoll setzte ich mich in eine der vielen Sitzreihen und freute mich auf das mir in den nächsten Stunden zuteilwerdende Klangerlebnis. Was es mit dem kleinen Zettel, den ich beim Eintritt in die Hand gedrückt bekommen hatte und den vielen Namen, die darauf standen, auf sich habe, erklärte Prof. Matthias Kirschnereit. Zunächst aber begrüßte er alle Anwesenden herzlich. Dann erfuhr ich, das Papierchen mit den vielen darauf gedruckten Namen sei ein Stimmzettel. Die Klaviernacht werde nämlich durch einen kleinen Wettbewerb begleitet. Die vielen Namen gehören den Pianistinnen und Pianisten. Und mir, wie dem gesamten Publikum, wurde nun die schwierige Aufgabe zuteil, Kreuzchen auf dem Zettel zu vergeben – für sechs der insgesamt 18 Studierenden, deren Pianospiel ich am schönsten empfand. Am Ende des Abends sollten dann nach Auszählung der Stimmen in der Cafeteria des Hauses sechs sogenannte Publikumspreise von je 50 € übergeben werden. In diesem Jahr stiftete diese freundlicherweise das Pianohaus Möller. „Oh je“, ich wusste gleich, dass mir das nicht leicht fallen würde. Die gerade einmal 10 Jahre junge Ngyuen Hai Thao My eröffnete den Konzertmarathon mit dem „Walzer e-Moll op. posth.“ von Frédéric Chopin. Wie flink die kleinen Hände und Fingerchen über die Tastatur glitten. Solch famose Darbietung hab ich nie zuvor erleben können. Unglaublich, welch großes Talent schon in so kleinen Kinderseelen steckt. Ich war hellauf begeistert. Das war ein grandioser Auftakt. Ngyuen Hai Thao My ist, wie auch Charlotte Kuffer und Rebecca Krause, die nach ihr spielten, Schülerin der “young academy rostock”. Dieses „Internationale Zentrum für musikalisch Hochbegabte“ sieht sich der Frühförderung spitzenbegabter junger Musiker verpflichtet. Was dann kam, erfüllte mich durchweg mit Begeisterung. Ich hörte Stücke von George Gershwin, Sergei Wassiljewitsch Rachmaninoff, Edvard Grieg und Franz Liszt. Eike Andreas Letzgus spielte das Stück „Suggestion diabolique op. 4/4” von Sergei Sergejewitsch Prokofjew. Das gefiel mir sehr, konnte ich doch genau hören, wie diese „diabolischen Einflüsterungen“ zunächst zaghaft herantapsten und dann die Überhand gewannen. Während der ersten der zwei Pausen konnte das bereits erwähnte unheimlich wichtige Fußballspiel im Foyer mit verfolgt werden. Daneben war für Speis und Trank gesorgt und viele Konzertbesucher nutzten die Pause für ein kleines unterhaltendes Zusammentreffen. Sicher wurden hier auch schon die ersten Prognosen für die Publikumspreise abgegeben. Johann Sebastian Bach, Alexander Skrjabin, Claude Debussy – bald schon, das wusste ich, würde mir in Sachen Klaviermusik niemand mehr einen Schubert für einen Liszt verkaufen. Vollkommen fasziniert hörte ich auch den von Sarah und Susan Wang vorgetragenen Stücken aus der „Rhapsodie Espagnole“ von Maurice Ravel zu. Gegen 23:30 Uhr endete das fulminante Klavierkonzert und ich begab mich in die Cafeteria, wo der Publikumspreis bekannt gegeben werden sollte. Die Auszählung der Stimmen dauerte noch eine kleine Weile und so ward mir die Zeit gegeben, noch gemütlich einen Kaffee zu trinken. Etwas ermüdend hatten die 35 vorgetragenen Stücke trotz oder gerade dank ihrer Großartigkeit auf mich gewirkt. Neben Eike Andreas Letzgus erhielten Nikolai Gerassimez, Andreas Hering, Stefan Veskovic, Jinho Moon und Vasyl Kotys den begehrten Publikumspreis. Prof. Matthias Kirschnereit übergab ihnen die Urkunden und bedankte sich noch einmal bei allen Mitwirkenden. Ich beschloss am Ende der Klaviernacht, mir bald schon meine erste Klaviermusik-CD zu kaufen und fuhr, froh über die fulminante Erweiterung meines kleinen musikalischen Kosmos, nach Hause.
16. Mai 2010 | Weiterlesen
18. Rostocker E.ON edis Citylauf
„Es gibt kein schlechtes Laufwetter” kommentierte Moderator Matthias Bohm heute Morgen den 18. Rostocker E.ON edis Citylauf. Vom regnerischen und kühlen Wetter ließen sich die Läufer und Läuferinnen jedenfalls nicht abschrecken. Auch nicht vom Gegenwind und so erlebte der Citylauf in diesem Jahr wieder eine rege Beteiligung. Im Laufe des Tages wurde dann auch das Wetter besser. In sechs Disziplinen begaben sich mehr als 2.000 Sportler auf den 3 km langen Rundkurs durch die Rostocker Innenstadt. Zum zweiten Mal wurde, nach dem großen Erfolg im Vorjahr, auch wieder der Staffellauf über fünf mal drei Kilometer ausgetragen. Die Starts erfolgten – je nach Disziplin – am Neuen Markt, dem Universitätsplatz oder am Kröpeliner Tor. Für Stimmung an der Zielgeraden am Neuen Markt sorgten Sascha Paul, Erik Hansen und Felix Behnert vom Projekt „Beach Drumming“ des Musikvereins Amber-City e.V. Sie spornten die Zuschauer mit improvisierten Rhythmen zum Anfeuern der Sportler an. Den Anfang machten um kurz vor zehn Uhr morgens die Handbiker, dicht gefolgt von den Staffelläufern und den Läufern des Halbmarathons. Die 20,23 km lange Strecke konnte Oliver Polling bei den Handbikern am schnellsten zurücklegen. Er benötigte dafür gerade einmal 43 Minuten und 36 Sekunden. Auf Platz zwei und drei folgten Björn Kanter und Jan Beckmann. Den Halbmarathon über 21,1 km konnte bei den Damen die Vorjahreszweite Claudia Fiddecke für sich entscheiden. Sie setzte sich mit einer Zeit von 1 Stunde, 33 Minuten und 5 Sekunden vor der Konkurrenz durch. Bei den Herren dagegen siegte Jasper Menze in einer sensationellen Zeit von 1:11:32. Der Chemiestudent ist vor gerade einmal drei Monaten aus dem Ruhrgebiet nach Rostock gezogen und konnte sich bei seiner Premiere beim Citylauf gleich den Sieg sichern. Dabei verbesserte er sogar seine persönliche Bestzeit um ganze drei Minuten und das obwohl er nach eigener Aussage kaum trainiere. Im nächsten Jahr möchte er auf jeden Fall wieder mit dabei sein um seinen Titel zu verteidigen. „Die Strecke ist zu kurz, die sehen alle noch viel zu gut aus“, kommentierte Moderator Matthias Bohm den Zieleinlauf der Staffelläufer. Bereits im Vorjahr gehörte der Staffellauf zu den Highlights der Veranstaltung und auch in diesem Jahr sollte sich daran nichts ändern. Ganze 50 Staffeln gingen am Morgen an den Start, einige davon in extravaganten Kostümen, die am Ende prämiert wurden. Der Sieg in dieser Disziplin ging an die Staffel des 1. LAV Rostock, die als einziges Team die Strecke in weniger als einer Stunde zurücklegen konnte. Auf den Plätzen folgten die Teams „Verlaufen“ und die Staffel des LT Sportstudios. Einen Sonderapplaus hatten sich die Youngsters „die schnellen Wadenbeißer“ verdient. Simon (7), Johannes (10), Jakob (9), Fiete (10) und Josi (5) konnten die Strecke als jüngstes Team in 1:20:14 bewältigen. Trotz Zaubertrank reichte es für das Team Sprintefix.de nicht zum ersten Platz. Dafür konnten Fritz Lange als Lügfix, Karl Lange als Obelix, Jana Kiesendahl als Falbala, Roland Kiesendahl als Asterix und Felix Schröder als Miraculix aber den Preis für den besten Staffelstab entgegennehmen. Sie trugen einen Hinkelstein durch die Rostocker Innenstadt. Damit wiederholten die fünf Läufer ihren Erfolg des Vorjahres. Da hatten sie bereits – als Urmenschen verkleidet – die Zuschauer begeistern können. Als Belohnung für ihre Kreativität dürfen die Wahlgallier den FC Hansa Rostock am Montag gegen den FC Ingolstadt im Stadion unterstützen. Am Mittag waren dann die Läufe über drei, sechs und zehn Kilometer angesagt. Allein für den 3 km langen Schnupperlauf gab es im Vorfeld über 600 Anmeldungen. Jung und alt begaben sich auf die 3 km lange Runde – ein regelrecht generationenübergreifendes Ereignis. Bereits zum 8. Mal mit dabei war in diesem Jahr auch wieder die Rockband „City“, die für einen guten Zweck an den Start ging. Die Musiker sammelten während des 3 km Laufes Geld für den Fischkutter e.V., einen Verein, der sich um benachteiligte Jugendliche kümmert. Von dem gesammelten Geld möchte die Band dem Verein ein Keyboard schenken. Den Sieg sicherte sich Lukas Reichswald in der Herrenwertung. Die schnellste Frau im Feld war Leonie Poppe. Auf der 6 km Strecke konnten sich Katharina Splinter und Reno Kolrep durchsetzen. Den finalen Lauf über 10 km gewannen Dennis Mehlfeld und die Triathletin Christiane Pilz. In allen Disziplinen erreichten insgesamt 2.128 Läufer das Ziel. Die zahlreichen Zuschauer und Sportler konnten sich außerdem an verschiedenen Ständen stärken, mit Getränken versorgen und gemeinsam feiern. Der 18. Citylauf war damit wieder ein voller Erfolg. Dieses Jahr nicht mitgelaufen? Dann haltet Euch den 22. Mai 2011 am besten schon einmal frei, denn da startet der 19. Rostocker Citylauf.
16. Mai 2010 | Weiterlesen
Marc Lindemann: „Unter Beschuss“
Am Mittwochabend war der Politologe Marc Lindemann in der Buchhandlung Weiland zu Gast, um sein Buch: „Unter Beschuss. Warum Deutschland in Afghanistan scheitert“ in Rostock vorzustellen. Als Nachrichtenoffizier ist er 2005 sowie in den Jahren 2008 und 2009 für die Bundeswehr in Afghanistan im Einsatz gewesen. Dort hatte er sicherheitsrelevante Informationen beschafft und aufbereitet. Lindemann hatte Lageberichte verfasst und enge Kontakte zur afghanischen Bevölkerung, befreundeten Streitkräften sowie Geheimdiensten gepflegt. Was er über das brisante Thema: „Afghanistan“ zu sagen hatte, interessierte mich sehr. Ich sicherte mir also meinen Platz in der ersten Reihe und wartete zusammen mit zahlreichen weiteren höchst interessierten Zuhörern gespannt auf den Beginn der Veranstaltung. Er werde nicht aus dem Buch vorlesen, stellte Lindemann sogleich klar. Erscheine es ihm doch viel lohnenswerter, einen Vortrag zu halten und währenddessen, wie auch danach, über die Themen zu diskutieren. Zunächst vermittelte der Autor einen Eindruck davon, welche NATO-Mitgliedstaaten im Rahmen der Sicherheits- und Aufbaumission „ISAF“ 2002, infolge der Terroranschläge vom 11. September, militärische Kräfte nach Afghanistan entsendeten und wo im Land diese stationiert wurden. Das Land wurde in sogenannte Regionalkommandos unterteilt. Deutschland entsendete Truppen in den Norden des Landes, in das Regionalkommando Nord. In diesem Gebiet blieb es lange Zeit ruhiger und friedlicher als in den üblichen Landesteilen. Das lag daran, dass die hier lebenden Ethnien nicht diejenigen waren, aus denen sich die Taliban rekrutierten. Überdies hatten die Taliban den Norden, auch vor 2001 schon, nie ganz erobern können. Was aber ist eigentlich der Auftrag der ISAF (International Security Assistance Force)? Welche Ziele werden und wurden mit ihr verfolgt? Formal werde sie zur Unterstützung der afghanischen Zentralregierung durchgeführt, erklärte Marc Lindemann. Die ISAF habe bei der Ausweitung der Autorität der afghanischen Regierung in die Provinzen, bei der Schaffung und dem Erhalt eines sicheren Umfeldes sowie bei der Anwendung der Grundsätze guter Regierungsführung unterstützend wirken sollen. Auf diese Weise habe man die Voraussetzungen für den Wiederaufbau, die Entwicklung und langfristige Stabilität im Land und schließlich den Rückzug von ISAF schaffen wollen. Die Regierung unterstützen und ihre Autorität ausweiten? Lindemann beteuerte, dass die Afghanen den 2001 gewählten afghanischen Präsidenten, Hamid Karzai, heute gemeinhin als Oberbürgermeister von Kabul verspotten würden. Seine Autorität reiche nicht über die Stadtgrenzen hinaus. Wobei und wie also soll die ISAF dieser autoritätslosen Regierung zur Seite stehen? Hier wird bereits ein erstes großes Problem der NATO-Mission ISAF deutlich. Was taten aber nun die Soldaten überhaupt, um die Ziele der ISAF zu verwirklichen? Ihr heutiges Vorgehen und die gesamte Situation vor Ort unterscheiden sich in erheblichem Maße von den Maßnahmen, die in den ersten Jahren in Afghanistan umgesetzt wurden und den damaligen Bedingungen, sagte Lindemann. Er selbst war 2005 und in den Jahren 2008 bis 2009 dort im Einsatz gewesen und berichtete, dass sich das Lager der Soldaten 2005 noch mitten in der Stadt befunden habe und es relativ ungesichert gewesen sei. Heute befände es sich dagegen außerhalb der Stadt und sei durch vielerlei Maßnahmen hochgesichert. Auch habe sich der Arbeitsalltag der Soldaten 2005 noch sehr viel ruhiger und entspannter gestaltet. Schwerpunkt seien Patrouille-Tätigkeiten gewesen. Man bildete Konvois und fuhr ins Land, um dort bestimmte Aufträge abzuarbeiten. Dies lief damals stets friedlich ab und die Soldaten wurden teilweise Fähnchen-schwingend von den Einheimischen in den Dörfern empfangen. Zudem sei die Bedrohungslage damals sehr schwach gewesen. Lindemann erfuhr von kaum einer Miene. Wenn doch, sei diese so harmlos gewesen, dass kaum ein Schaden daraus entstanden wäre. Er habe 2005 einen einzigen Raketenalarm erlebt. Diesem wären jedoch keine Raketen gefolgt. Überdies habe er von keinem einzigen Selbstmordanschlag erfahren. Was geschieht heute in Afghanistan? Es herrsche Krieg, sagte Lindemann. Die Taliban seien zu einer irregulären Armee erstarkt. Die Bundeswehr sei nur noch mit gepanzerten Fahrzeugen im Einsatz. Außerhalb des Lagers spreche man von feindlichem Gebiet und die Soldaten, die hinausfahren würden, könnten sich sehr sicher sein, innerhalb kürzester Zeit angegriffen zu werden, erfuhr ich. Der Feind halte sich an keine Kriegsführungsregeln. Er uniformiere sich nicht, agiere heimtückisch und mit Hinterlist und missbrauche die zivile Bevölkerung, indem er etwa aus Schulen oder Moscheen schieße und dort seine Waffenlager unterhalte. Marc Lindemann: „Die Bundeswehr kann sich ab 2008 nur noch selbst verteidigen“. Dabei waren sie doch ins Land gekommen, um zu helfen. Was ist falsch gelaufen? Welche Fehler sind begangen worden und was kann man wie besser machen? Springen wir gedanklich noch einmal zurück ins Jahr 2005. Welche Aufträge haben die Soldaten damals überhaupt ausgeführt? Marc Lindemann konnte natürlich nur davon berichten, was er selbst erlebt und gesehen hatte. Während der Patrouille-Fahrten ins Land sprach er, und das war seine Hauptaufgabe als Nachrichtenoffizier, mit den Einheimischen. Er fragte nach Problemen. Man habe ihm von Kindesentführungen und Vergewaltigungen, aber auch von Problemen rein baulicher Natur berichtet. Es hätten Gebäude gefehlt und man habe Brücken benötigt. Lindemann erklärte am Mittwochabend, er habe ihnen stets nur eines antworten können. Und zwar habe er sagen müssen: „Dafür sind wir nicht zuständig“. Tatsächlich ist ja auch die Unterstützung der afghanischen Regierung oberstes Ziel der ISAF. Zunächst hätte also die einheimische Polizei um Hilfe gebeten werden müssen. Diese allerdings sei damals wie heute überaus korrupt und aus diesem Grund vollkommen unzuverlässig, erklärte der Autor. Auch hätten die Soldaten keinerlei Mittel besessen, um bauliche Maßnahmen umzusetzen. Man patrouillierte also weiterhin und schrieb, wie Marc Lindemann, viele Lageberichte. Doch wer las diese Berichte überhaupt und was hatte man damit erreicht? Man hatte erreicht, dass die afghanische Bevölkerung mit der Zeit zu der Erkenntnis gelangte, dass diejenigen, die eigentlich ins Land gekommen waren, um ihnen zu helfen, gar nichts ausrichten konnten und dass einfach nichts geschah. Aus dieser Enttäuschung erwuchsen nach und nach natürlich Missmut und Erbitterung. Lindemann: „Es wurde von Beginn an viel zu zögerlich vorgegangen“. Dabei bezog er sich auf militärische wie auch zivile Maßnahmen. Das Militär habe zu wenige Kräfte nach Afghanistan geschickt und anscheinend habe man nach dem Feldzug von 2001 auch gar kein richtiges Konzept darüber besessen, „wer wann was wozu“ tue, erklärte er. Auch beim zivilen Wiederaufbau seien viel zu geringe Mittel eingesetzt worden, weshalb heute kaum Fortschritte zu erkennen seien. Überdies hätte man die Aufständischen von der Zivilbevölkerung trennen müssen. Das heißt, man hätte den Menschen von Anfang an intensiver zeigen müssen, dass es sich lohne, mit der NATO zusammenzuarbeiten, da sie Sicherheit und eventuell einmal einen Arbeitsplatz gewährleisten könne. Menschen nämlich, die ihre Türen aus den genannten Gründen der NATO öffnen würden, würden sie vor Aufständischen verschließen, sagte Lindemann. Dies sei jedoch kaum oder in zu geringem Maße geschehen, meinte er. Was ist nun Marc Lindemanns Lösungsvorschlag? Der ehemalige Nachrichtenoffizier gab zu verstehen, über so etwas, wie eine Generallösung, verfüge auch er nicht. Jedoch könne man versuchen, das, was bisher nicht funktionierte, in eine bessere Richtung zu lenken. Man könne etwa die Machtbefugnis mehrerer regionaler Regierungsvertreter stärken. Zudem müssten deutlich mehr finanzielle Mittel für den zivilen Wiederaufbau eingesetzt werden. Doch, um zu zeigen, dass es sich lohne, mit dem Militär und der NATO zusammenzuarbeiten, sollten militärische und zivile Operationen viel enger koordiniert werden. Denn die Menschen bräuchten eben sofort Hilfe, wenn etwa eine Brücke oder ein Haus zerstört wurde. Während des gesamten Vortrags entbrannten immer wieder heftige Diskussionen. Viele Hörer hatten sich anscheinend schon lange intensiv mit dem Thema beschäftigt. Es sei ja gar nicht bewiesen, dass die Taliban für die Anschläge am 11. September verantwortlich seien, hörte ich. Amerika habe doch auch afghanische Kämpfer während der russischen Invasion unterstützt. All diese Anmerkungen wurden aufs Heftigste diskutiert. Man sprach zudem über die sogenannten Warlords. Kriegsanführer, die bis heute in Afghanistan herrschen. Sie wurden während des Feldzuges der NATO unterstützt und kämpften mit dieser 2001 gegen die Taliban. Wie aber, fragte Lindemann, könne man für Stabilität im Land sorgen, wenn man gleichzeitig solche Kriegsverbrecher unterstütze? Auch über die afghanische Kultur wurde diskutiert. Kann man beispielsweise respektieren, dass Frauen in Afghanistan kaum ein selbstbestimmtes Leben führen können? Der Zwang ihrer ständigen Verschleierung ist meiner Meinung nach, noch das geringste Problem. Viel grausamer und verachtungswürdiger sind doch die vielfach stattfindenden Vergewaltigungen im Land und die Tatsache, dass es in Afghanistan gang und gäbe ist, neunjährige Mädchen mit Greisen zu vermählen. Auch kann man sich ja fragen, ob es überhaupt möglich ist, mit Waffenkraft Frieden zu stiften. Die Terrorismus-Debatte, die Waffenlager und Mohnfelder Afghanistans sowie die Weltmacht Amerika wurden angesprochen. Eine unglaublich komplexe Thematik. Der Untertitel des Buches: „Warum Deutschland in Afghanistan scheitert“, lässt vermuten, Marc Lindemann befürworte den Abzug deutscher Soldaten aus Afghanistan und ein Scheitern dort sei seiner Meinung nach so oder so vorprogrammiert. Das Gegenteil aber ist der Fall. Er vertritt die Meinung, man solle unbedingt im Land bleiben und die Mission weiterführen. Lindemann: „Ich sehe einfach keine andere Wahl. Wenn etwas nicht gut ist, dann kann ich es gut machen und gehe nicht.“ Wer mehr über das Thema und Marc Lindemanns Buch erfahren möchte, kann sich auf der Website zum Buch ausführlicher informieren.
16. Mai 2010 | Weiterlesen
Beachvolleyball: Inchez-Cup in Warnemünde
Alles war bereit am heutigen Samstagmorgen in Warnemünde, bereit zum Start in die neue Beachvolleyball-Saison. Die Spielfelder, insgesamt 24 an der Zahl, waren aufgebaut und die Sportler zahlreich erschienen. Insgesamt 1.500 Euro Preisgeld warteten auf die Siegerduos. Es sollte der Auftakt zu den Landesmeisterschaften Mecklenburg-Vorpommerns werden, dem ersten von insgesamt acht Ranglistenturnieren in diesem Jahr. Alles war bereit, außer dem Wetter. Bei kühlen 8°C, Regen und Wind musste das Turnier leider abgesagt werden. Die Entscheidung darüber wurde von den Volleyballern und Volleyballerinnen selbst getroffen. Das Reglement schreibt vor, dass das Turnier wetterbedingt abgesagt wird, wenn mehr als die Hälfte der gemeldeten Mannschaften für den Abbruch stimmen. Mit einem Verhältnis von etwa 70 Nein- zu 40 Ja-Stimmen fiel die Entscheidung eindeutig aus. „Es ist schade, besonders für die Teams, die von weiter weg angereist sind“, meinte Steffen Bock, Vorsitzender des Organisators Active Beach e.V. im Hinblick auf die Mannschaften aus Hamburg oder Berlin. Angemeldet hatten sich 67 Herren- und 44 Frauenteams. Mit dabei waren bei den Herren auch die Titelverteidiger aus dem Vorjahr. Viele der gemeldeten Teams waren bereits am Donnerstag beim „Hello-Again-Quadro-Turnier Warnemünde“ anwesend, um sich schon einmal auf das Ranglistenturnier einzustimmen. Das nächste Ranglistenturnier findet am 12. und 13. Juni in Neustadt-Glewe statt. Weitere Turniere folgen in Graal-Müritz, Freest, Greifswald, Ückeritz und Karlshagen. Das Saisonfinale wird dann im August wieder in Warnemünde ausgetragen. „Nächste Woche versuchen wir es noch einmal mit dem An-Bagger-Cup“, gibt sich Steffen Bock optimistisch. 144 Mannschaften haben sich für dieses Turnier bereits angemeldet. Bleibt für die Sportler nur zu hoffen, dass sich das Wetter dann von einer besseren Seite zeigt.
15. Mai 2010 | Weiterlesen
Volker Lechtenbrink - Autobiografie bei Weiland
Volker Lechtenbrink zu Gast in Rostock – am Montag wurde er zur Lesung seiner Autobiografie bei Weiland erwartet und dies nicht nur von mir, wie ich noch vor Beginn der Veranstaltung feststellen durfte. Ich erschien zwar schon 40 Minuten vor der Zeit in der Buchhandlung, doch waren schon etwas mehr als die Hälfte der 200 bereitgestellten Stühle von Fans des Künstlers in Beschlag genommen worden. Letztlich verwundert diese Tatsache nicht, da Volker Lechtenbrink auf viele Jahrzehnte eines künstlerischen Schaffens zurückblicken kann. Und was hat der 66-jährige bis heute nicht schon alles gemacht! Neben zahlreichen Engagements an Theatern als Bühnenschauspieler, arbeitete er selbst auch als Intendant, wirkte in Fernsehfilmen mit, führte Regie in Filmproduktionen, war erfolgreicher Schlagersänger und dazu noch Synchronstimme von Schauspielern wie Kris Kristofferson und Burt Reynolds. Weiterhin nahm er Hörspiele auf (auch für Kinder) und spricht bis heute Dokumentationen im TV. Sein Markenzeichen ist seine unverwechselbare Stimme, an der man Lechtenbrink sofort erkennen kann, ohne ihn zu sehen. Nun war er da. Gleich zu Beginn höflicher Applaus von allen Sitzplätzen. Alle besetzt natürlich. Lechtenbrink begrüßte sein Publikum und dankte zwei Rostockerinnen, die ihn zuvor vor der alten Weiland-Filiale in der Kröpeliner Straße abfingen und zur neuen mitnahmen. Er hatte sich noch eben die Rostocker Innenstadt angeschaut und resümierte, dass Rostock eine tolle Stadt sei. Die Idee zu einem Buch trug Lechtenbrink schon einige Jahre in sich. Immer mal wieder machte er sich seit frühester Jugend Notizen auf Zetteln. Darauf unterschiedlichste Begebenheiten, Anekdoten und Geschichten zu Künstlerkollegen, Prominenten und seinen Familienmitgliedern. Als er mit Intendant und Regisseur Jürgen Flimm in einem Auto im Stau feststeckte, wussten sich beide so Einiges an Anekdoten über künstlerische Weggenossen zu erzählen. Lechtenbrinks ehemalige Frau, Jeanette Arndt, riet ihm, sein Buch zu schreiben, was er dann auch in die Tat umsetzte. Herausgekommen sei dabei „ … eine Mischung aus Erinnerung und Biographie“, die nicht chronologisch geschrieben ist, dafür sprunghaft und temperamentvoll zu unterhalten weiß. Der Einstieg ins Buch. Volker Lechtenbrink liest das Kapitel an, in dem es um seine Zeugung geht. Der Vater schwängert seine Ehefrau, um diese vor der drohenden Einberufung in eine Munitionsfabrik zu bewahren. Mit Erfolg. Am 18. August des Jahres 1944 erblickt ihr Sohn Volker das Licht der Welt. Zehn Tage später schon flieht die Familie aus Ostpreußen in Richtung Bremen. Es folgt eine Schilderung, in welcher der Autor seine ganze Verehrung für den Vater Ausdruck verleiht. Mit den Augen des damaligen kleinen Jungen Volker liest er die Szene, in der Lechtenbrink Senior seinem Sohn ein Fahrtenmesser auf dem Bremer Freimarkt, einem Rummelplatz, ergattert. Mit viel Witz und voll Herzenswärme geschrieben und vorgetragen. Das Rostocker Publikum biegt sich dabei vor Lachen, klatscht enthusiastisch Beifall. Lechtenbrink schildert in Anekdoten seine Zeiten am Hamburger Johanneum und an der dortigen Hochschule für Musik und darstellende Kunst. In „Die Brücke“, einem Antikriegsfilm von Regisseur Bernhard Wicky, bekommt er seine erste Rolle in einem Film. Als Vorbild gibt Lechtenbrink Hansi Lothar an, mit dem er seinerzeit arbeiten durfte und der ihn stark beeindruckte. Als dieser mit 37 Jahren stirbt, steht für Volker Lechtenbrink fest, dass er auch nicht älter werden wolle. Mit immer geringer werdendem Abstand zu diesem Lebensalter, muss er allerdings erkennen, dass er doch sehr am Leben hängt und dies ist auch ein Grund, warum er seinen Mitmenschen so viel Freude bereitet. Hier ist Einer, der das Leben liebt und sich trotz Schwierigkeiten, immer wieder aufrafft, um weiterzumachen. Seinen Familien oder besser seiner „Patchworkfamilie“ sind mehrere Kapitel gewidmet, in denen er von aufgetretenen Schwierigkeiten, wie zum Beispiel Scheidungen, erzählt und immer wieder das gemeinsam verbindende Element, die Nächstenliebe, beschwört. In den folgenden Auszügen liest der Autobiograph bei Weiland von seinen Erlebnissen mit großen Schauspielkolleginnen und -kollegen. Er erzählt vom Aufeinandertreffen mit Robert de Niro, der ihn nur „Wolka“ nennt, und ihrem morgendlichen Ritual an zwei Balkonfenstern in einem New Yorker Hotel. Wie er als Entertainer der TV-Show „Life. Volker Lechtenbrink.“ Anthony Quinn als Interviewpartner gewinnen konnte und warum er Schauspielerin Nadja Tiller anfangs sehr schüchtern gegenüber trat. Von Lechtenbrink verehrte Kollegen wie Horst Frank, Walter Giller, Hildegard Knef, Monika Bleibtreu und Dirigent Horst Kleiber werden mit besonderer Aufmerksamkeit im Buch bedacht. Die Rostocker jedenfalls wurden prächtig unterhalten. Da wurde geklatscht und gelacht bei fast jeder seiner Pointen. Schließlich konnten Fans noch ein paar drängende Fragen loswerden, die Volker Lechtenbrink geduldig beantwortete. Mit dem Signieren des bei Hoffmann und Campe erschienen Buches endete die Lesung nach zwei Stunden. Ein Allroundtalent zog hier (Zwischen-)Bilanz.
14. Mai 2010 | Weiterlesen
Ausstellung SACRA in Rostocker Universitätskirche
In der alten Rostocker Klosterkirche „Zum Heiligen Kreuz“, der jetzigen Universitätskirche, wurde heute die Ausstellung „SACRA“ eröffnet. Aus diesem Anlass erklangen um 17:00 Uhr unter der Leitung von Universitätsmusikdirektor Thomas Koenig Chorwerke von Josquin des Prez und Dieter Schnebel mit dem Vokalensemble St.-Katharinen Rostock. Ich konnte schon am Dienstag einen ersten Blick auf die Kunstwerke werfen. Eine Rauminstallation über dem Gestühl im Kirchenschiff fiel mir sofort auf, als ich die Kirche betrat. Gewölbte Formen an roten Fäden mit grau-rötlichem Muster entdeckte ich da. Unterhalb der Orgel erblickte ich sieben Objekte aus Glas mit verschiedenen handschriftlichen Texten. Auch ein recht unkonventionell anmutender und sehr bunt gestalteter Flügelaltar weckte meine Neugier. Doch worum geht es hier eigentlich? Was eint all diese Objekte und was bedeutet SACRA? SACRA ist ein lateinisches Wort. Übersetzt heiße es „die heiligen Dinge“ und Ausgangsidee des Projektes sei eben die Frage nach dem Heiligen, nach heiligen Räumen oder heiligen Zeiten gewesen, erklärte Prof. Dr. Eckart Reinmuth von der Theologischen Fakultät der Universität Rostock. Zusätzlich wies er darauf hin, dass gegenwärtig Prozesse zu beobachten seien, „die einerseits vom Schwinden des Heiligen im öffentlichen Bewusstsein zeugen“ und „andererseits von einem neuen Interesse an heiligen Dingen berichten“ würden. Was aber das „Heilige“ heute bedeuten könne, mit dieser Frage sollten sich Künstlerinnen und Künstler auseinandersetzen – mit dem Ziel, einen Kirchenraum für einen bestimmten Zeitraum zu gestalten. Was ist uns heute heilig und ist uns Heiliges nicht längst schon fremd und unvertraut geworden? Fragen wie diese standen bei dem Projekt im Mittelpunkt des Interesses. Die Künstlerin Ulrike Freiberg lebt und arbeitet in Greifswald. Sie hat in Kiel freie Kunst studiert und ist Dozentin in den Greifswalder Kunstwerkstätten. Eine Taufschaukel, zwischen Altarraum und Hauptschiff installiert, ist ihr Beitrag für das Projekt. Sie ist Ergebnis des Zusammenwirkens der vier Elemente. Aus Erde und Wasser wurde sie geformt, an der Luft hat man sie getrocknet und im Feuer wurde sie gebrannt. Gefüllt mit Wasser symbolisiert sie die Quelle lebensspendender Kraft sowie Weiblichkeit und Reinigung. Die geistige Dimension der Geburt ist in ihr ebenfalls versinnbildlicht. Als Schaukel soll sie an das unschuldige und ursprüngliche Wesen im Menschen, an sein Selbst, erinnern und als Pendel steht sie für den Ablauf der Zeit wie auch deren Stillstand. Der sakrale Raum der Kirche interessierte sie aufgrund seiner Größe und Höhe. Aber auch die über die Jahrhunderte bereits erfolgte Gestaltung mit kirchlichen Requisiten stellte eine Herausforderung dar. Denn von vornherein sei der Künstlerin klar gewesen, dass ihr Kunstwerk hier nicht allein für sich, sondern nur im Kontext seiner Umgebung verstanden und wahrgenommen werden würde. Zudem reize sie die Einwirkung des natürlichen Lichts sowie der Luftzirkulation im kirchlichen Raum, die ihr Werk beständig in Bewegung versetze, erklärte sie. Was dem Menschen heilig ist, diese Frage bewegt auch Janet Zeugner. Sie studierte an der Hochschule Wismar in Heiligendamm und Wismar Design und schloss das Studium mit dem Schwerpunkt Experimentelle Fotografie ab. Dinge, die der Mensch erschafft, und die Bedeutung, die er diesen beimisst, interessieren die Künstlerin. So faszinierte sie besonders ein zentrales Kirchenfenster der Universitätskirche, von dem es ein Duplikat in der Stadt Tsingtau in China gibt. Was das etwa für ein heiliger Ort in China sei, an dem sich dieses Duplikat befindet, fragte sie sich. Ist ein Vergleich zwischen beiden Orten möglich? Janet Zeugner lebte selbst eine Zeitlang in China. In ihren Arbeiten möchte sie Verknüpfungen zwischen beiden Städten schaffen , ebenso wie zwischen den Menschen, die dort leben. Es sind ebenfalls Fenstergestaltungen. Allerdings handle es sich nicht um Glasarbeiten, sondern um experimentelle Schwarzweiß- und Farbfotografien, erklärte sie. Angela Preusz studierte Kommunikationsdesign an der Fachhochschule für Gestaltung in Hamburg und ist seit 1983 freischaffende Künstlerin. Sie schuf die Lichtprojektion „Kokoning“. Mittelpunkt dieser Arbeit sind die 49 zumeist mittelalterlichen Grabplatten von Nonnen, Priestern und Bürgern der Stadt Rostock, die an das religiöse Leben jener Zeit im 13. Jahrhundert erinnern, in der das Zisterzienserkloster zum „Heiligen Kreuz“ gegründet wurde. Die Künstlerin arbeitet mit digitalen Medien und schuf Darstellungen von Frauen der Gegenwart, die sie auf die Grabplatten projiziert. Auf diese Weise schafft sie Verbindungen zwischen den Nonnen von damals und den Frauen heute. Fragen der Identität und des Heil(ig)seins sind Teil dieser Auseinandersetzung. Kunst in der Kirche? Eine jede Kirche ist Zeugin des Zusammenwirkens von Religion und Kunst und sie birgt einen sakralen Raum, der in unserer kaum mehr durchschaubaren Welt der Orientierung dienen kann. Die Wirkung dieses Raumes sollte im Projekt SACRA künstlerisch aufgearbeitet werden. Auch die Begegnung zwischen fremden und vertrauten Traditionen und moderner Formensprache spielten dabei eine Rolle. Zudem war es ein Ziel, die Raumwahrnehmung der Besucher einer Kirche einmal zu verlangsamen. Wieviel Zeit verbringt man gewöhnlich schon in einer Kirche? Und kann man dabei überhaupt allen Gegenständen die gebührende Aufmerksamkeit schenken? Die Ausstellung SACRA wirft so viele Fragen auf und regt zum Nachdenken an. Wer sie nicht besucht, verpasst acht eindrucksvolle, künstlerische Positionen und die Möglichkeit, sich einer Antwort auf die Frage nach dem, was uns heilig ist, wieder ein Stück weit anzunähern. Veranstaltet wird SACRA vom Professionalisierungs- und Vernetzungsprojekt für Künstlerinnen in Mecklenburg-Vorpommern „Die Kunst von Kunst zu leben“ und dem „Institut für Text und Kultur“ der Universität Rostock. Kooperationspartner sind das Kulturhistorische Museum Rostock, die Evangelische Akademie Mecklenburg-Vorpommern sowie die Unabhängige Studiengemeinschaft für Kultur und Zeitgeist. SACRA kann vom 14. Mai bis zum 24. Juni, dienstags bis sonntags, besichtigt werden. Der Eintritt ist frei. Überdies laden die Veranstalter des Projektes zu einem vielfältigen Begleitprogramm ein. Es nimmt Bezug auf die Ausstellung und die Werke der Künstlerinnen und Künstler.
13. Mai 2010 | Weiterlesen
„A Hart Days Neid“ im Literaturhaus
„Bastian, warte! Das klang interessant. Was war denn das? Das hab ich noch gar nicht gehört.“ „So ’n Minnesänger, Neidhart oder so – kennst Du den?“ „Nee, von dem hab ich noch nichts gehört.“ Mit ihrem Musikergespräch eröffneten Max und Sebastian den Dienstagabend im Literaturhaus, an dem uns Studenten der Hochschule für Musik und Theater (HMT) sowie der Uni Rostock den Dichter-Komponisten Neidhart näher bringen wollten. Wer sich beim Lesen der Überschrift schon voller Entsetzen gefragt haben mag, wie es um meine Rechtschreibung bestellt ist, darf sich entspannen. „A Hart Days Neid“ – ein Wortspiel und auch eine kleine Anspielung, war Neidhart sozusagen doch ein früher Beatle, wie es in der Ankündigung hieß. Neidhart, 13. Jahrhundert, Mittelalter – gibt es da denn überhaupt Noten? So richtig nicht, erklärte Bastian. Die ersten Aufzeichnungen stammen aus dem 14. Jahrhundert – da war Neidhart schon 100 Jahre tot. Und Noten wären es auch nicht unbedingt, eher „Pünktchen und Häkchen“, die wohl für die Tonhöhe stehen und dafür, ob man aufwärts oder abwärts singt – alles eher vage. Doch, was ist mit dem Rhythmus? Die einen gehen von einem Dreivierteltakt aus, andere tendieren eher zu einem Sprechgesang, eine Art Mittelalter-Rap sozusagen. Da bleibt viel Platz für musikalischen Spielraum. Und wer ist dafür prädestiniert, unbekannte Stücke jeglicher Stilrichtungen neu zu interpretieren? Richtig, die Band „Hybrid Cosmics“ ist es. Ein paar Leser dürften sich noch an ihren Auftritt bei der Langen Nacht der Wissenschaften erinnern. Zum Einstieg gab es eine kleine Zeitreise. Studenten der HMT hatten das Mittelalter in ihre Hochschule geholt und dieses im Video festgehalten. „Hybrid Cosmics“ sorgten für die stilvolle Untermalung im Metal-Stil. Neidhart – wer war das eigentlich und wie stellt man ihn am Besten vor? Per Film? Natürlich nicht, schließlich waren wir heute im Literaturhaus zu Gast. Also mittels Buch? Wieder daneben. Klar, in unserer Zeit stellt man Künstler einfach in einer Talkshow vor. Praktisch natürlich, wenn der Protagonist selbst zugegen ist. Und so hatte die Moderatorin (Manuela Dierck) neben weiteren illustren Gästen auch Neidhart (Thomas Linke) persönlich zu Gast in ihrer neuesten Ausgabe von „Midnight mit Neid“. Was Neidhart auszeichnet? Als einer der bekanntesten Lyriker des Mittelalters hat er den Minnesang revolutioniert. Weg vom Hofe, ließ er auch das einfache Volk teilhaben – die Dörper, wie er sie nannte. Etwas, das Meister Reinmar (André Marschke) so gar nicht schmecken wollte: „Neidhart, ich bin empört! Etwas so Erhabenes, ein Ritter, der in seiner Rüstung einer Dame seinen Dienst erbietet, mit einem Dörper gleich kommen zu lassen, der um ein paar Küsse von einer Magd winselt.“ Für Abwechslung sorgte Neidhart zudem mit seinen Sommer- und Winterliedern. „Der Unterschied ist ganz einfach“, so Neidhart, „in den Sommerliedern ist der Liebhaber erfolgreich, er kommt sozusagen zum Zuge. In den Winterliedern muss er zurückstecken.“ Berichtet der Sänger in den Winterliedern selbst von seinem Misserfolg, dürfen in den Sommerliedern die Frauen von den Erfolgen des Künstlers erzählen. Eine Sicht, die es in der klassischen Minne bislang nicht gab. Und da wäre noch Frau Welt, der Neidhart im von Palaverotti (Matthias Anding) vorgetragenen Winterlied 28 eine Absage erteilt. Ehrerbietige Worte des lyrischen Ichs an die angebetete Minnedame? Mitnichten! Boshafte Anschuldigungen gibt es stattdessen: „Schamlose Vagabundin, Lockspalt aller Sündenschmach, freche Herrenhure!“ Winterlieder, Sommerlieder – passend zur Jahreszeit war nun wirklich mal eines der Sommerlieder dran: Nummer 14, rezitiert von Waltraud von der Sommerweide (Juliane Lau). Doch, halt, stopp kam Protest aus dem Publikum. Das Sommerlied 14 würde sie ganz anders kennen, so Zuschauerin Doreen: „Neulich erst habe ich den Text im Deutschlandfunk gehört und ich bin mir ganz, ganz, ganz sicher, dass es ein anderer Text war.“ Das Praktische an Talkshows? Für derartige Fragen aus dem Publikum gibt es Experten, wie Prof. Etzelin Hart (Lisa Kranig) – Forschungsschwerpunkte: die Philologie der klassischen Minne und das Rostocker Liederbuch. Die Vielzahl an überlieferten Versionen von Neidharts Texten mache die Sache nicht unbedingt einfacher, erläuterte sie. Es würde zwei Ansätze geben. Der klassische Ansatz versucht die Urfassung des Liedes zu rekonstruieren, „so wie Neidhart es einmal gedachtet haben könnte.“ Teile aus den verschiedenen Überlieferungen werden zu einem möglichst authentischen Ganzen zusammengesetzt. Die neuere Philologie akzeptiere die Varianz, „dass es von einem Lied mehrere unterschiedliche Fassungen gibt.“ Sie akzeptiere die Varianz nicht nur, sondern stelle die verschiedenen Fassungen sogar ganz bewusst nebeneinander dar. Und so gab es zum Abschuss noch zwei musikalische Interpretationen des Sommerlieds 14. Zum einen von den „Hybrid Cosmics“, zum anderen wagte sich Sebastian nach dem Auftakt noch einmal an eine sehr gelungene Interpretation (Video bis zum Ende schauen!). Die Zusammenarbeit von HMT und Uni Rostock hat sich gelohnt. Ein kurzweiliger Abend ist entstanden, der Licht ins düstere Mittelalter und Neidharts Schaffen bringt. Szenische Lesungen, musikalische Interpretationen, eine Talkshow mit illustren Gästen und – nicht zu vergessen – ganz viel Humor. Für alle, die Neidhart verpasst haben, gibt es an dieser Stelle zumindest ein paar kurze lange Videoimpressionen:
13. Mai 2010 | Weiterlesen
Darwineum - ab 2012 im Rostocker Zoo
Der kleine Orang-Junge Sabas schaute mir gestern ganz tief in die Augen. Das auffallend fröhliche und aufgeschlossene Kerlchen ist 2003 geboren worden. Doch Sabas braucht, wie all seine Artgenossen im Rostocker Zoologischen Garten, unbedingt ein neues Zuhause. Die Unterkünfte der Affen bieten keine artgerechte Haltung. Sie sind schon über vierzig Jahre alt und viel zu klein. Deshalb wurde schon 2003 die Spendenaktion „Schaffen für die Affen“ ins Leben gerufen. Seitdem wurde für den Bau einer neuen Menschenaffenanlage, dank engagierter Institutionen, Schulen, Vereine, Firmen und Einzelpersonen eine Spendensumme von 1 Million Euro zusammengetragen. 2012 soll es nun soweit sein. Dann wird eine neue Affenanlage eröffnet. Dabei wird es sich allerdings nicht um ein schlichtes Gehege handeln. Schon der Name des geplanten Objektes, „Darwineum“, lässt vermuten, dass weitaus mehr geboten wird. Was genau das sei und wie das Darwineum aussehen soll, erfuhr ich gestern bei der Projektpräsentation im Aquarium des Rostocker Zoos. An einer der Außenwände des Aquariums ist eine Tafel mit dem Bildnis Darwins angebracht. Wie passend, dass ich hier mehr über das geplante Bauwerk erfuhr. Zoodirektor Udo Nagel verriet, dass das Darwineum „tatsächlich das einzige auf der Welt“ sein werde. Er betonte auch die Zusammenarbeit mit dem Senckenbergmuseum in Frankfurt am Main, der Universität Rostock und einem kleinen Museum des afrikanischen Kleinstaats Malawi. Worum aber handelt es sich nun genau? Das Darwineum soll eine Zeitreise durch die menschliche Entstehungsgeschichte erfahrbar machen. Woher kommt der Mensch und wie kam es dazu, dass er sich aus einzelligem Leben entwickelte? Diese Fragen sollen ab dem Frühjahr 2012 im Zoologischen Garten Rostock beantwortet werden. Ausgehend von Darwins Evolutionstheorie sollen die erdzeitliche Entwicklungsgeschichte und die kulturelle Evolution des Menschen vor Augen geführt werden. Dafür wird auf einem ehemaligen Schießplatz neben dem Zoo ein Erweiterungsbau errichtet, der „Geschichte, Mensch und Tier unter einem Dach vereint“, erklärte Zoodirektor Udo Nagel. Dieser „bietet eine einzigartige Kombination aus einer lebendigen zoologischen Sammlung und musealen Ausstellung“. Die Bauleitung des 25 Millionen schweren Investitionsvorhabens liegt in der Hand des Unternehmens „Inros Lackner AG“ aus Rostock. Diese arbeiten mit erfahrenen Zoo-Architekten um Peter Rasbach aus Oberhausen sowie dem Ing.-Büro Jochen Döhler zusammen. Finanziert wird das Projekt maßgeblich aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE). Die Stadt übernimmt einen Eigenanteil, der sich aus der bereits erwähnten Spendensumme von 1 Million Euro und einem Zookredit von 2,9 Millionen Euro zusammensetzt. Der bekannte Zoo-Architekt Peter Rasbach stellte das Bauprojekt Darwineum vor. Er erklärte, die Gorillas und Orang-Utans würden ihre neue Heimstätte in einem abgesenkten 500 Quadratmeter großen Tropenhaus finden. Dieses werde mit einem hellen Foliendach, einer offene Vogelvoliere für Exoten, einer Hängebrücke sowie Terrarien für die Affen ausgestattet sein. Das Tropenhaus soll in zwei Ausstellungsbereiche eingebettet und von einer großzügigen 8.000 Quadratmeter umfassenden Außentieranlage umgeben werden, fügte er hinzu. 5.000 Quadratmeter davon werden die Auslauffläche der Gorillas bilden. Den Orang-Utans wird ein Tummelplatz von etwa 3.000 Quadratmetern zur Verfügung stehen. Die gesamten Auslaufflächen sollen, den natürlichen Lebensverhältnissen der Affen entsprechend, bepflanzt und mit Sumpfoasen, Wasserläufen wie auch Kletterlandschaften ausgestaltet werden. Peter Rasbach versuche „die Bedürfnisse der Tiere und die Wünsche der Betrachter optimal in Einklang“ zu bringen, so Udo Nagel. Der anerkannte Fachmann hat schon an Projekten in vielen namhaften Zoos, wie Leipzig, Dortmund, Duisburg, Frankfurt, Köln, sowie im Loro Park auf Teneriffa mitgearbeitet. Die neuen Unterbringungsmöglichkeiten ermöglichen es dem Zoo, wieder stärker in die Zucht einzusteigen. Die Affenhaltung solle schrittweise ausgeweitet und Gorilla-Mann Assumbo ein paar Weibchen bekommen. Auf etwa 1.600 Quadratmetern der Außenanlage werden die Kattas, kleine wieselflinke Halbaffen mit Ringelschwanz, zusammen mit den Galapagos-Schildkröten, eine neue Heimat finden. Auf einer weitläufigen Terrasse mit 150 Sitzplätzen wird man die Tiere beobachten können. Die Ausstellungsgestaltung übernahm das Stuttgarter „Atelier Brückner“. Dessen Geschäftsführerin, Shirin Frangoul-Brückner stellte das erarbeitete Konzept vor. In zwei interaktiven und dreidimensional ausgestatteten Ausstellungskomplexen wird der Besucher erfahren, wie nah wir Menschen mit den Menschenaffen verwandtschaftlich verbunden sind. Im 1.300 Quadratmeter großen ersten Ausstellungsbereich, der „Bibliothek des Lebens“ soll die Entstehung des Lebens auf der Erde veranschaulicht werden. Auf einem evolutionsgeschichtlichen Lehrpfad wird diese Entwicklung im Zeitraffer nachgezeichnet. Einfachste einzellige Arten, wie das Pantoffeltierchen, Quallen, Seepferdchen , Würmer, Korallenriffs, erste Wirbeltiere, wie Lurche und Reptilien bis hin zu den Dinosauriern und immer intelligenteren Tieren, über die Affen, bis hin zum Menschen, werden da zu entdecken sein. Von den Tierarten, die die 500 Millionen Jahre Evolution überlebten, sollen beispielsweise Schlammspringer, Blattscheideameisen, Pfeilschwanzkrebse sowie Schnabeligel bewundert werden können. In fächerförmig um einen zentralen Innenraum gelegten Themenkabinetten wird der Besucher in verschiedene Erdzeitalter eintauchen und Überraschendes entdecken können. In einem Raum etwa, wird man sich mittels einer dreidimensionalen Projektion, als inmitten einer Dinosauriergruppe stehend, fühlen. Im Zentrum der kreisförmig angelegten Bibliothek soll eine Urzelle stehen. Sie wird mit einer fünf Meter breiten Multitouch-Oberfläche ausgestattet sein. Auf dieser wird dann der Ursprung aller Lebewesen interaktiv vermittelt. Über den Namensgeber der Einrichtung, Charles Darwin, wird der Besucher natürlich ebenfalls viel erfahren können. In multimedialen Logbüchern sollen Stationen seiner Forschungsreisen nachempfunden werden können. Im Tropenhaus werden taktile Grafiken die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Menschenaffen und dem Homo Sapiens vermitteln. Im 400 Quadratmeter großen dritten Ausstellungsbereich werden sich ein Tagungszentrum, ein Kino, ein Shop sowie eine gastronomische Einrichtung befinden. Das „Forschungslabor“ wird Kernstück des letzten Abschnittes sein. Hier sollen die unglaublichen Potenziale der modernen Forschung zur Anschauung gebracht werden. Zentrales Element dieses Labors wird eine begehbare Stammzelle sein. Hier wird sich der Besucher, indem er verschiedene Gencodes zusammenlegt, selbst als Forscher betätigen können. Bernd Fischer, Geschäftsführer des Tourismusverbandes Mecklenburg-Vorpommern erläuterte anschließend die Bedeutung des DARWINEUMS für Mecklenburg-Vorpommern als Tourismusland. Er bezeichnete sogenannte Edutainment-Einrichtungen, wie das DARWINEUM als „Motoren für die touristische Entwicklung des Landes“, die „für eine sehr breite Masse an Menschen ein starkes Argument für eine Reise“ in bestimmte Regionen seien. Zudem sei das Image des Landes maßgeblich durch die Natur geprägt und der Mensch fände hier ein Stück weit zu seinen Wurzeln und sich selbst. Er betonte auch das Lernerlebnis für Jung und Alt in der Natur als einen wesentlichen Faktor der touristischen Angebote in Mecklenburg-Vorpommern. Die Bedeutung des DARWINEUMS für das Landesmarketing unterstrich Peter Kranz, Leiter der Projektgruppe Landesmarketing M-V. Dass Menschen im DARWINEUM für die Fragen: „woher kommen wir“ und „wohin gehen wir“ begeistert werden, stehe „Mecklenburg-Vorpommern sehr gut zu Gesicht“, sagte er. „MV tut gut“ heiße ja nicht nur, dass sich, wer hierher komme, wohlfühlen werde, weil es in Mecklenburg-Vorpommern tolle Strände und Binnenseen sowie Wellness und Erholung gäbe, sondern auch, weil er hier spielerisch Wissen erfahren könne. „Wenn doch auch Assumbo schon wüsste, wie gut es ihm bald gehen wird und dass er dann mit mehreren Artgenossen zusammenleben kann“, dachte ich als ich den Rostocker Zoo wieder verließ und noch einmal an seinem Käfighaus vorüber ging. Am 28. Mai findet übrigens die 12. Klassik-Nacht: „Donau-Klänge“ zugunsten der Menschenaffen statt. Die Benefizkonzerte wurden bisher stets dazu genutzt, über den Entwicklungsstand in Sachen „Schaffen für die Affen“ zu informieren. „Das wird auch weiterhin so sein“, versprach der Zoodirektor.
12. Mai 2010 | Weiterlesen
Neues Terahertz-Spektrometer der Uni Rostock
„Wir wollen den Molekülen beim Tanzen zusehen.“ So beschreibt Prof. Dr. Ludwig von der Universität Rostock das Vorhaben seiner Forschungsgruppe im Bereich der theoretischen und physikalischen Chemie. Zum Tanzen anregen soll die Moleküle das neue Terahertz-Spektrometer „TPS spectra 3000“ der Firma Teraview aus Cambridge, Großbritannien, das sich seit einer Woche im Besitz der Arbeitsgruppe befindet. Finanziert wurde das 300.000 Euro teure Gerät mit Geldern aus dem Konjunkturpaket der Bundesregierung. Teraview ist derzeit die einzige Firma weltweit, die Terahertz-Spektrometer vertreibt. Bekannt ist die Technologie in der Bevölkerung bislang in erster Linie als „Nacktscanner“ an Flughäfen, wo Terahertz-Strahlung in der Sicherheitstechnik eingesetzt wird, um Waffen, Plastiksprengstoff oder auch Drogen aufzuspüren. Eine Fragestellung, an der Professor Ludwig und seine Mitarbeiter aber nicht interessiert sind. Sie interessiert viel mehr, wie Moleküle schwingen und miteinander in Wechselwirkungen treten – der eingangs erwähnte „Tanz der Moleküle“. Die Terahertz-Strahlung liegt im Frequenzbereich zwischen der Mikrowellen- und der Infrarotstrahlung. Dass die Technik, die es seit ca. 10 Jahren gibt, bislang noch keine weite Verbreitung gefunden hat, liegt vor allem daran, dass ein kommerzielles Gerät erst seit zwei Jahren existiert. Das Problem lag dabei stets an der Erzeugung der Terahertz-Strahlung, da dazu ein Ultrakurzpulslaser notwendig ist, der im Femtosekundenbereich Laserpulse abgibt. Eine Femtosekunde entspricht dem billiardsten Teil einer Sekunde. Damit waren bislang nur komplizierte Lösungen mit hohem Platzbedarf möglich, die sich die Forschungsgruppen selbst aus Einzelteilen zusammenstellen mussten. Doch mit Quantenkaskadenlasern und Germaniumlasern gibt es heutzutage leistungsfähige Strahlungsquellen für den Terahertzbereich. Damit ist es möglich ein Gerät zu bauen, das „nur noch so groß ist wie ein Standkopierer“, wie Professor Ludwig erklärt. Da Terahertz-Strahlung die Energie sehr schwacher Wechselwirkungen besitzt, die zwischen Molekülen auftreten, können diese Wechselwirkungen nun untersucht werden. Es ergeben sich dann spektrale Fingerabdrücke, die für die untersuchten Moleküle jeweils spezifisch sind und nur in diesem Wellenlängenbereich auftreten. Damit kann die Terahertz-Spektroskopie helfen, fehlende Informationen zu ergänzen, die mit bereits etablierten Techniken wie Raman- oder Infrarot-Spektroskopie nicht zugänglich sind. Nicht nur Feststoffe, sondern auch Pulver, Flüssigkeiten oder Gele können prinzipiell mit dem Spektrometer zerstörungsfrei analysiert werden. Die Proben können dabei von minus 200°C bis plus 200°C temperiert werden. Zudem verfügt das Gerät über eine sogenannte „Imaging“ Einheit, mit der auch bildgebende Untersuchungen durchgeführt werden können. Auf diese Weise lassen sich beispielsweise Grenzflächen zwischen verschiedenen Substanzen untersuchen. Was hat die Arbeitsgruppe um Professor Ludwig nun mit dem Spektrometer vor? Die Forscher wollen sich ganz unterschiedlichen Bereichen widmen, die von der Untersuchung ionischer Flüssigkeiten, über wässrige Lösungen bis hin zu Biomolekülen reicht. Bei ionischen Flüssigkeiten handelt es sich um flüssige Salze mit vielfältigen Einsatzmöglichkeiten, z.B. als Alternative zu organischen Lösungsmitteln. Diese finden sich in vielen Alltagsprodukten und sind häufig gesundheitsschädlich. Bei ihren Forschungsvorhaben planen die Chemiker zudem eine intensive Zusammenarbeit mit der Medizin. Ein logisches Vorhaben, da die Terahertz-Spektroskopie ein nicht-invasives Verfahren ist. Damit können sich Möglichkeiten ergeben, Untersuchungen, die bislang eine Blutentnahme erfordern, ohne selbige durchzuführen. Zudem besitzt die Terahertz-Strahlung nur eine sehr geringe Energie, sodass – im Gegensatz zur Röntgenstrahlung – keine Belastung für den untersuchten Patienten entsteht. Des Weiteren bietet die Technik die Möglichkeit, Wirkstoffe in Arzneimitteln zu untersuchen. Dabei lässt sich beispielsweise die sogenannte „Händigkeit“ von Molekülen sehr gut unterscheiden. Einige Substanzen liegen chemisch gesehen als Bild und Spiegelbild vor, mitunter mit sehr unterschiedlichen Auswirkungen auf den Menschen, so dass nur einer der beiden Stoffe als Wirkstoff geeignet ist. Ein bekanntes Beispiel mit tragischen Folgen war das Contergan. „Wir sind dem Steuerzahler auch etwas schuldig“, meint Professor Ludwig mit Blick auf die Finanzierung des Gerätes durch Staatsmittel. Aus diesem Grund ist ein breiter Einsatz des Spektrometers geplant, um den maximalen Nutzen sowohl für die Grundlagenforschung als auch für die Anwendung zu gewährleisten. Dem Tanz der Moleküle steht im Dr.-Lorenz-Weg 1 jedenfalls nichts mehr im Wege.
10. Mai 2010 | Weiterlesen
OPEN STAGE - Schülerkonzert in der HMT
Am Sonntag besuchte ich das zweite Schülerkonzert „Open Stage“ des Deutschen Tonkünstlerverbandes Mecklenburg-Vorpommern (DTKV M-V) im Kammermusiksaal der Hochschule für Musik und Theater (HMT). Wer es noch nicht weiß, der DTKV M-V ist ein Berufsverband für Musiker. Interpreten, Komponisten und Musikpädagogen finden in ihm ihre Standesvertretung. Tonkünstler des Abends waren Musikpädagogen sowie deren Schüler aus ganz Mecklenburg-Vorpommern. Sie präsentierten ein äußerst abwechslungsreiches musikalisches Programm. Das Repertoire reichte von Johann Sebastian Bach bis hin zu Jimi Hendrix. Als ich den Kammermusiksaal betrat, war dort kaum noch ein freier Stuhl auffindbar. So viele junge Musiker und deren Eltern, Freunde und Musiklehrer waren angereist. Wie sie war auch ich sehr gespannt auf das nun folgende Musikerlebnis. Clara Tschullik aus Rostock eröffnete den musikalischen Reigen mit dem Klavierstück „Um die Wette“ von Nikolai Podgornov. Hoch konzentriert saß die gerade einmal siebenjährige kleine Pianistin am Klavier. Ihre Füße erreichten kaum den Fußboden unterhalb des Hockers. Sie begeisterte das Publikum und bekam am Ende ihres Auftrittes, wie alle Akteure des Konzertes, eine wunderschöne weiße Rose überreicht. Der Sänger und Gitarrist Julien Pockrandt ist elf Jahre alt. Den Song „You can sing now“ hat er selbst geschrieben. Als er ihn vorspielte und sang, wusste wohl jeder im Saal, dass hier ein Ausnahmetalent sein Können unter Beweis stellte. Mit dem Song hat Julien vor kurzem erst die MV-Spion-Musikmeisterschaft gewonnen und sich dabei gegen zahlreiche erwachsene Musiker behaupten können. Das ist wirklich kein Wunder, dachte ich mir. Spielt und singt er doch jetzt schon wie ein ganz großer Tonkünstler. „Tequila Sunrise“ von Pamela Wedgwood, ein kleines Stück im Stile eines Samba, spielte Anton Keller auf der Trompete zusammen mit seinem Vater Martin Keller am Klavier vor. Anton sei der dienstälteste Trompetenschüler in der Musikschule seiner Eltern, die sich im kleinen Örtchen Alt Jabel im Landkreis Ludwigslust befände, erklärte sein Vater. Ich erfuhr auch, dass Anton neun Jahre alt sei und im Jahr der letzten Fußball-WM angefangen habe, Trompete zu spielen. Aufgrund des damals grassierenden Fußball-Fiebers habe er allerdings während eines Fußballspiels beide Frontzähne verloren und spielte deshalb zwei Jahre lang ohne diese. Nun besitze er aber wieder richtige Zähne und für das „Open Stage“ – Konzert habe er sich viel vorgenommen, so Martin Keller. Das Samba-Stück klang kraftvoll, heiter und lebensfroh. Das Fehlen der zwei Zähne hat Antons Fähigkeiten offensichtlich keinen Abbruch getan. Ebenfalls aus Alt Jabel stammt das Celloquartett die „Landstreicher“, bestehend aus Ulrike Keller, Carl-Eric Schuhr, Paul Tuttas und Johannes Keller. Die Herren des Ensembles hätten alle drei bereits vor einigen Jahren begonnen, Cello zu spielen und sehr schnell zueinandergefunden, verriet Ulrike Keller, ihre Musiklehrerin. Sie machen gerne Straßenmusik. Was den wunderbar passenden Namen nahelegte. An diesem Abend spielten sie das barocke Stück „Trumpet Tune“ von Henry Purcell und das sehr modern klingende Werk „Auf Geht’s“ von Joschi Schumann. Die Violinistin Anne Sophie Biffar aus Greifswald erhält schon sehr lange Musikunterricht. Sie ist Stimmführerin im Landesjugendorchester und war mehrfach Preisträgerin beim Landeswettbewerb „Jugend musiziert“. Ihr Lehrer, Peter Rann aus Stralsund, erzählte eine kleine Anekdote aus der gemeinsamen Lehrzeit. Als Anne Sophie noch sehr viel jünger war, habe er ihr geraten, mehr an ihren technischen Grundlagen, wie etwa dem Vibrato, zu arbeiten. Dann könne sie ihrem Publikum mittels der Musik eine viel interessantere Geschichte erzählen, sagte er ihr. Sie entgegnete ihm jedoch: „Ja, aber ich will doch gar nichts erzählen“. „Willst du uns heute etwas erzählen?“, fragte er Anne Sophie daraufhin. „Ja“, meinte sie, „natürlich“. Begleitet von Olga Bille am Klavier bot sie das „Scherzo in c-Moll“ von Johannes Brahms dar. „Zum Abschluss dürfen wir es noch einmal krachen lassen“, sagte Andreas Gomoll, Lehrbeauftragter für Gitarre Pop World an der HMT und 2. Vorsitzender des DTKV M-V. Er hatte das „Open Stage“ 2010 mit organisiert und ist obendrein der Gitarrenlehrer von Oliver Herlitzka. Oliver ist 19 Jahre alt und kommt aus Kühlungsborn. Der Sänger und Gitarrist hatte seine Band „Nutshell“ mitgebracht. Zusammen mit Tom Pietsch am Bass und Hannes Brenke an den Drums trug er „Fire“ von Jimi Hendrix und „Are You Gonna Go My Way“ von Lenny Kravitz“ vor. Prof. Dr. Hartmut Möller, Vorsitzender des DTKV M-V und seit 2001 Professor für Musikwissenschaft an der HMT, sprach zum Abschluss den Müttern und Großmüttern, die sich am Muttertag auf den Weg nach Rostock gemacht hatten, seinen Dank aus. Auch den Schülern und Lehrern dankte er für das sehr vielfältige Programm. Dann hob er hervor, dass die HMT ohne die musikalische Arbeit in ganz Mecklenburg-Vorpommern „als einsamer Leuchtturm stehen“ würde. Im nächsten Jahr wird es wieder ein „Open Stage“-Konzert geben. Es wird auch dann allen Mitgliedern des DTKV M-V und deren Schülern die einmalige Möglichkeit bieten, ihr über das Jahr erlerntes Können zu präsentieren. Eine Freude auch für alle Verwandten und Freunde der jungen Musiker. Für mich war das Konzert wieder einmal ein Beweis dafür, wie viele begabte Menschen es doch gibt, die obendrein schon von klein auf spüren, dass es nur eines gibt, was sie tun wollen und können und die damit so Vielen ein Geschenk sind.
10. Mai 2010 | Weiterlesen
VentureCup-MV 2010 - Finale in der HMT
Eine Brücke zwischen Wissenschaft und Wirtschaft möchte er sein, der VentureCup-MV 2010. Der Ideenwettbewerb des Landes hat es sich zum Ziel gesetzt, innovative Forschungsergebnisse und -ideen in konkrete Geschäftsideen und Unternehmensgründungen weiterzuentwickeln. Preisgelder in der Gesamthöhe von 615.000 Euro werden im Rahmen des Wettbewerbs vergeben. 43 Bewerbungen sind aus dem ganzen Land eingegangen, 24 davon haben es bis ins Finale geschafft. Am Freitag wurden die ersten Preise in den Kategorien „Mentor des Jahres“ und „Gründerteam“ in der Hochschule für Musik und Theater (HMT) verliehen. Im ersten Teil wurden die Preisträger in der Kategorie „Mentor des Jahres“ geehrt. Über den Sieg und ein Preisgeld in Höhe von 40.000 Euro konnte sich Prof. Klaus-Dieter Weltmann vom Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie (INP Greifswald e.V.) freuen. Auf den weiteren Plätzen folgten Prof. Kersten Latz vom Bereich Bauingenieurwesen der Hochschule Wismar (20.000 Euro) sowie Prof. Dirk Timmermann vom Institut für Angewandte Mikroelektronik und Datentechnik (IMD) der Universität Rostock (10.000 Euro). Weiter ging es mit den Gründerteams des Jahres. Über einen dritten Preis und damit einen Gewinn von 10.000 Euro konnten sich Julia Kaufmann und Irina Kirner zusammen mit ihrem Mentor Prof. Dr. Martin Benkenstein von der Universität Rostock freuen. Mit ihrem Projekt „mystery shopping and more“ gewannen sie im letzten Jahr bereits den 1. Preis beim Ideenwettbewerb der Uni Rostock. Unter dem Slogan „Wissen Sie, wie Ihre Kunden WIRKLICH denken?“ kombinieren die beiden Rostockerinnen die Marktforschungsinstrumente Testkauf, Befragung und Beobachtung, um eine externe Kundenzufriedenheitsanalyse zu erstellen. Langfristiges Ziel: Die Entwicklung, Vergabe und Etablierung eines Siegels für die Kundenzufriedenheit. „Von allen vorgestellten Teams haben gerade die beiden Damen bestimmt den größten, eindeutig klarsten unternehmerischen Impetus gezeigt“, lobte die Jury. Mit einer Organisationsplattform für Studierende gingen Henning Möller und Dirk Reske von der Fachhochschule Stralsund ins Rennen. „StudiOrga – Gut organisiert ist halb bestanden“ lautet ihr Slogan. Von der Semesterplanung (Terminkalender, Adressbuch, Kursverwaltung und Onlinefestplatte) über den Studi-Market (Marktplatz und Jobbörse) bis zu Informationen rund ums Studium soll das Angebot reichen. „StudiVZ – kennen wir alle“, hätten sie zuerst gedacht, so Dr. Michael Wallmeyer von der Expertenjury. „Doch Pustekuchen. Es ist eben genau das nicht! Wir haben uns überzeugen lassen, dass es wirklich eine originäre Idee ist.“ Aussichten für die Zukunft? Wallmeyer beschrieb es ganz unkonventionell: „Die größte Chance, mit diesem Geschäft reich werden zu können, liege gar nicht darin, Umsätze zu generieren, sondern sich in drei bis fünf Jahren für ziemlich viel Geld aufkaufen zu lassen.“ Hype, Blase, Wirtschaftskrise? Bis es so weit ist, gab es einen dritten Preis und 10.000 Euro zur Überbrückung. Dass wir unsere Haut vor zu viel Sonneneinstrahlung schützen müssen, dürfte längst jedem bekannt sein – die Sonnenmilch ist der treueste Begleiter im Sommerurlaub. Dass aber auch viele Kunststoffe und Lacke durch UV-Strahlung an Glanz und Oberflächenfestigkeit verlieren, brachte Janis Herrmann, Fabian Junge und Andreas Lampka von der Hochschule Wismar auf eine Idee. Sie entwickelten eine permanente „Sonnencreme“ für Kunststoffe und Lacke. In eine bereits bekannte Beschichtung eingebrachte nanoskalige Metalloxide brachten ihnen bei der Entwicklung den Durchbruch. Sie sorgen für Reflexion, Streuung sowie Absorption und damit für den Schutz der Kunststoffe. Das erhebliche Marktpotenzial habe die Jury überzeugt, „wobei wir mit dem Team darum ringen mussten, dass wir das Marktpotenzial noch viel höher einschätzen, als es das Team selber eingeschätzt hat, weil wir glauben, dass es noch viel mehr Anwendungsfelder gibt“, so Dr. Michael Wallmeyer. Ein zweiter Preis und 15.000 Euro waren der Lohn. „baCam – compatibility analytics“ lautete das Thema des Teams von der Universität Greifswald. Klingt kompliziert? Ist es vermutlich auch. Dr. Nils-Olaf Hübner, Ina Koban, Ruthger Matthes, Claudia Bender und Claudia Hübner entwickeln innovative Biofilmmodelle für human- und veterinärmedizinische Testsysteme. Sie ermöglichen es, Materialien und Substanzen auf ihre Bioverträglichkeit zu testen – schnell, kostengünstig und durch den Verzicht auf Tierversuche ethisch unbedenklich. Ein Punkt, der auch die Jury besonders überzeugt hat. Obwohl das Verfahren nicht schutzfähig sei, war die Jury von der Wettbewerbsfähigkeit überzeugt: „Es ist hier ein sehr großes Know-how vorhanden, das nicht so einfach von Anderen übernommen werden kann.“ 15.000 Euro und einen zweiten Preis gab es für das Team. 20.000 Euro als Gründerteam des Jahres verdienten sich Robert-Josef Brockmann, Johannes-Peter Kallmeyer, Judith Brockmann, Rita Tertilt und Mirko Marquardt vom Max-Planck-Institut für Plasmaphysik (IPP) aus Greifswald. Entwickelt haben sie ein partielles Vakuum Messverfahren zur Dichtigkeitsprüfung von Bauteilen. Mittels eines zum Patent angemeldeten UST-Gases lassen sich unter atmosphärischen Bedingungen Leckraten erkennen, die sonst nur mit einem Vakuum-Test erkannt werden können. Für den Anwender ergeben sich deutliche Zeit- und Kosteneinsparungen. „Das Team ist sehr aktiv“, so die Jury, „das Verfahren ist wettbewerbsfähig, ist geschützt und ganz dicht am Markt dran, dort wo man Geld verdienen kann.“ „Wenn sie das nicht schaffen, müssen sie mit dem Klammerbeutel gepudert sein“, scherzte Dr. Wallmeyer. Einen Preis gab es noch zu vergeben und zwar in der Kategorie Serviceteam. Dieser ging an Dr. André Schlichting und Jens Kruse von der Universität Rostock. Mit ihrem Mentor Dr. Hans-Stephan Bosch entwickelten sie ein massenspektrometrisches Verfahren zur Charakterisierung komplexer Vielstoffgemische. Es bietet die Möglichkeit zur schnellen Aufnahme eines molekular-chemischen „Fingerabdrucks“ verschiedenster Proben. Eigentlich werden die Preise in den Kategorien Service- und Forscherteam erst im Juni in Greifswald vergeben. Doch das Team wolle seine Idee jetzt auch am Markt umsetzen und damit Geld verdienen, sodass es nach Meinung der Jury hier bei den Gründern besser aufgehoben war. Über einen dritten Platz und 15.000 Euro konnte sich das Team von der Uni Rostock freuen. Weiter geht es im VentureCup-MV bereits am 4. Juni im Pommerschen Landesmuseum in Greifswald. Dort werden die Gewinner in den Kategorien Nachwuchsforscher und Forscherteam prämiert. Immerhin geht es dann noch einmal um Preisgelder in Höhe von insgesamt 450.000 Euro.
9. Mai 2010 | Weiterlesen
8. Ostseepokal in Rostock
Das Wetter meint es nicht gut mit dem Ostseepokal. Nachdem es im Vorjahr windig, nass und recht kalt war, war es in diesem Jahr zwar weitgehend trocken, doch mit 8°C alles andere als warm. Die jungen Athleten zeigten sich davon jedoch völlig unbeeindruckt und das Wetter tat ihrer Leistung keinen Abbruch. Und so wurde auch der 8. Ostseepokal ein Sportfest für die Teilnehmer und Zuschauer. Bereits zum 8. Mal fand die Veranstaltung für 8 bis 13-jährige Schüler in diesem Jahr statt. Angereist waren dafür mehr als 500 Nachwuchsathleten und -athletinnen und das nicht nur aus Norddeutschland, sondern auch aus Schweden und Russland. Dem Zuschauer wurde ein abwechslungsreiches Programm aus verschiedenen Disziplinen, wie Weitsprung, Schlagballwurf, Distanz- und Kurzstreckenläufen, sowie Hochsprung geboten. Vorjahressiegerin Wiebke Lehmann vom Schweriner Sportclub war in diesem Jahr wieder mit dabei und wie bereits im letzten Jahr durfte sie sich über eine Medaille freuen. Sie gewann in der Altersklasse der 13-jährigen den Schlagballwurf mit einer Weite von 47,5 Metern, vor Lena-Marie Gautsch (ebenfalls Schweriner SC) und Elisabeth Groß (Fortuna Schmölln), die beide auf 43,50 Meter kamen. Jolina Skupch von der HSG Uni Rostock erreichte im Finale der Youngsters, auf die Distanz von 50 Metern den sechsten Platz. Damit hat es zwar nicht ganz zu einer Medaille gereicht, dennoch darf die 8-jährige stolz auf ihre Leistung sein, gehört sie doch zu den besten in ihrer Altersklasse. Und wer weiß, vielleicht reicht es ja im nächsten Jahr zur Medaille. Siegerin in dieser Disziplin wurde Jona Bauer mit einer Zeit von 8,09 Sekunden. Einigen Nachwuchsathleten gelang es gleich in mehr als nur einer Disziplin zu triumphieren. So durfte sich Nina Konrad (12) vom SC Trebbin über Gold im Weitsprung (4,88 m) und im 75-Meter-Lauf (10,36 s) freuen. Im 50-Meter-Lauf und im Weitsprung waren bei den Jungen in ihren Altersklassen Roman Zöllner (8) und Tim Lübbert (9) – beide vom SG Dynamo Schwerin – erfolgreich. Als einer der erfolgreichsten Sportler ging Erik Schnittke (12, Fortuna Schmölln) aus dem Turnier hervor. Er sicherte sich die Goldmedaille in nicht nur einem, sondern gleich in vier Wettkämpfen. Hochsprung (1,56 m), Weitsprung (5,60 m), Ballwurf (56,00 m) sowie den 75-Meter-Lauf (9,78 s) konnte er für sich entscheiden. Doch damit nicht genug: Gleich in seinem ersten Versuch im Weitsprung stellte er einen neuen Turnierrekord auf. Dabei verbesserte er die bisherige Turnierbestweite in seiner Altersklasse von 5,33 Meter um 27 Zentimeter auf 5,60 Meter. In zwei weiteren seiner sechs Versuche gelang es ihm sogar, diese Weite zu wiederholen. Leider können wir an dieser Stelle nicht auf die Ergebnisse sämtlicher Disziplinen eingehen, allerdings können die vollständigen Ergebnisse aller Wettkämpfe in Kürze auf der offiziellen Website abgerufen werden. Nach einem erfolgreichen Turnier in diesem Jahr bleibt den Veranstaltern und Nachwuchsathleten nur zu wünschen, dass das Wetter im nächsten Jahr endlich wieder einmal mitspielt, wenn der 9. Ostseepokal in Rostock ausgetragen wird.
9. Mai 2010 | Weiterlesen
Karat-Biographie - Lesung und Musik in Rostock
Ich hatte mich am Mittwoch, wie eh und je, früher als nötig auf den Weg zu meinem abendlichen Termin gemacht. Da hat man mehr Zeit, um in Ruhe den Ort des Geschehens auszukundschaften und kriegt allermeistens einen guten Platz in den vorderen Reihen, dachte ich jedenfalls. Diesmal war alles ein wenig anders. Als ich die Thalia-Buchhandlung in der Breiten Straße erreichte und mich von der tollen Rolltreppe in den ersten Stock bugsieren ließ, erkannte ich gleich, dass ein Platz in den vorderen Reihen wohl kaum mehr zu ergattern war. Und das, obwohl ich schon eine halbe Stunde vor Beginn der Veranstaltung erschien. Tja, das lag wohl an den Hauptakteuren des Abends. Das waren allerdings nicht etwa Dichter oder gar Literaten. Nein, es handelte sich um die Musiker der wohl bekanntesten Ostrockband „Karat“. Und die vielen bereits vor mir angereisten Leute, die da schon saßen und aufgeregt mit einander plauderten, das waren also vermutlich eingefleischte, echte, hundertprozentige, „wir geben alles um dabei zu sein“ Fans. Ich fand gerade noch einen Platz in der sechsten Reihe und sah den Thalia-Mitarbeitern beim Aufbau der Tontechnik zu. Bis irgendwann – alle Fans jubelten – „Karat“ und Christine Dähn erschienen. Die TV- und Hörfunkjournalistin war in der DDR Moderatorin beim allseits bekannten Jugendradiosender „DT64“ und Fernsehmoderatorin beim MDR. Nun hat sie zum 35-jährigen Bandjubiläum der Ostrocker einen ansehnlichen Text-Bildband vorgelegt. Gegenstand des Werkes ist die Geschichte der Musiker. Doch diese kommen im Buch auch selbst zu Wort. Die Moderatorin stellte zunächst alle Bandmitglieder vor. Anschließend lenkte sie die Aufmerksamkeit des Publikums auf den heutigen Sänger, Claudius Dreilich. Er hatte 2005 die gesangliche Nachfolge seines Vaters, Herbert Dreilich, angetreten. Herbert war am 12. Dezember 2004 infolge eines Krebsleidens gestorben. „Musstest du sehr viel üben? Oder hast du alles aus dem Ärmel geschüttelt?“, fragte Christine Dähn den Sänger. Es sei nicht leicht, die Lieder von Karat zu singen und auf ein langes Gesangsstudium könne er auch nicht zurückblicken, sagte Claudius. Doch er habe sehr sehr viel geübt und geprobt. Im Buch wird der erste Auftritt von Claudius mit Karat geschildert. Dabei kommen seine ganz persönlichen Gedanken und Gefühle zum Ausdruck. Vor allem der Stolz auf den Vater und die tiefe Verbundenheit zu ihm ließen ihn in der Band ein neues Zuhause finden. Vor dem Beginn seiner Zeit mit Karat war er Manager bei IKEA. Damit er aber „nicht wie ein IKEA-Mann auf der Bühne steht“, wie Christine Dähn es ausdrückte, ist Michael Schwandt, Schlagzeuger der Band, mit Claudius durch die angesagten Berliner Independent-Clubs getourt. Dabei sollte der ehemalige Manager lernen, wie man sich so natürlich wie möglich auf der Bühne bewegt. Beim Konzert einer nordischen Band sahen die beiden einen Sänger in ekstatischer Inbrunst die Scheinwerfer von der Decke reißen. Claudius damals zu Michael: „Also ich kann mir nicht vorstellen, dass ich beim Schwanenkönig irgendwie versuche, eine Lampe herunterzureißen.“ Anekdoten wie diese sollten noch den ganzen Abend für Amüsement und Frohsinn sorgen. Gute Stimmung brachten überdies mehrere Gesangseinlagen der Band. Sie sangen ihre Lieder jedoch ganz ohne die bei Konzerten übliche technische Verzerrung der Instrumente und Stimmen. Das klang viel uriger, natürlicher und weitaus mehr als nur lagerfeuerverdächtig. Bernd Römer, Gitarrist bei Karat, erzählt im Buch von einem Vorspiel beim berühmten Horst Krüger, Rockmusiker, Bandleader und Komponist in der DDR. Bernd reparierte zu diesem Zeitpunkt noch Radiogeräte in Erfurt und glaubte, das Vorspiel auf der exquisiten Gitarre Horst Krügers in Ost-Berlin verpatzt zu haben. Dem war natürlich nicht so. Und so stand der musikalischen Karriere des Gitarristen nichts mehr im Wege. So ging das nun weiter. Musikalische Einlagen, selbsterzählte Anekdoten der Musiker und von Christine Dähn vorgelesene Textstellen aus der Biographie ergaben ein abwechslungsreiches, stimmungsvolles wie auch poetisches Abendprogramm. Martin Beckers Einberufung in die Armee, seine Versetzung nach Eggesin im Landkreis Uecker-Randow und die dort erlebten Eindrücke waren Themen einer weiteren Textstelle des Buches. Während der dienstfreien Zeiten spielte er mit anderen Musikern Keyboard im Kulturhaus. Das war der Beginn seiner musikalischen Laufbahn. Auch vom privaten Klavierunterricht während der Schulzeit erzählte Martin Becker. Sein strenger Lehrer hätte ihm, als sich seine Neigung zur Pop- und Jazzmusik offenbarte, „beinahe mal den Flügeldeckel auf die Finger geschlagen“, sagte er. Martin spielte bei „Tutti-Paletti“, der Matthias-Lauschus-Band und in der Begleitband Frank Schöbels. Seit 1992 ist er bei Karat. Der frühe Klavierunterricht wird dieser Karriere wahrlich nicht geschadet haben. Claudius Dreilichs Vater, Herbert Dreilich, bleibt unvergessen. In Gedenken an ihn sangen die Jungs „Uns zwingt keiner auf die Knie“. Ein Lied, das Herbert liebte und sie ihm seit seinem Tod auf unzähligen Konzerten gewidmet hatten. Das Publikum war inzwischen schon soweit „aufgewärmt“, dass es klatschte, jubelte und mitsang. Konzertstimmung machte sich also breit. „Christian ist ein Mann des Blues“, erklärte Christine Dähn. Der Bassist war Mitglied der ostdeutschen Bluesrockband „Engerling“. Was es mit seinem sogenannten „Liege-Pass“ auf sich hatte, beschrieb die Moderatorin ausführlich in der Karat-Biographie. Da er sich in der DDR für die Kirche und die Umwelt engagiert hatte, galt er in den Augen von Polizei und Staatsmacht nicht gerade als „Tugendritter“. Deshalb erhielt er einen „Liege-Pass“. Das war aber nur die Vorstufe eines richtigen Reisepasses. Und so verpasste Christian ein wichtiges Konzert mit Karat in der BRD. Die Band ließ Christian jedoch nicht im Stich und irgendwann wurde der „Liege-Pass“ zum gängigen Pass umfunktioniert. Von da an konnte auch Christian mit der Band im Ausland auftreten, was ihn sehr glücklich machte. Christine Dähn: „Micha, wann hast du angefangen Musik zu machen?“. Michael Schwandt: „Relativ spät, mit 18 Jahren erst.“ Im Buch ist die Rede von Michaels Eignungsprüfung an der Hochschule für Musik in Weimar. Er glaubte damals, nicht angenommen zu werden. Die Dozenten lobten allerdings sein Können, prophezeiten jedoch, dass er stets wird hart arbeiten müssen, um sich dieses Talent zu bewahren. Michael erzählte, dass sie Recht gehabt hätten und er auch heute noch viel proben und üben müsse. Das habe eben damit zu tun, dass er erst so spät angefangen habe, Musik zu machen, erklärte er. Seine unverwechselbare und großartige Begabung auf dem Schlagzeug stellt er gleichwohl bei jedem Konzert unter Beweis. Am Ende des Abends hielt die Jungs von Karat wie auch das Publikum nichts mehr auf den Sitzplätzen und die Buchhandlung verwandelte sich in einen kleinen aber feinen Konzertsaal. Bei „Über sieben Brücken“ konnte sogar ich mitsingen. Hätte ich können, wenn ich der Generation meiner Eltern angehören würde. Die Fans waren auf jeden Fall vollkommen „aus dem Häuschen“ und auch der Band sah man das Vergnügen aus den Augen blitzen. Das war eine Lesung der etwas anderen Art. Sehr unterhaltsam, musikalisch, lustig, interessant und abwechslungsreich. Als dann auch noch bekannt gegeben wurde, dass die Bücher gerne noch signiert werden, wurden diese förmlich aus den Regalen „gerissen“. Ich konnte geradeso noch so zwei volle Regalreihen fotografieren. Zum 35-jährigen Bestehen der Band erscheinen in diesem Jahr nicht nur das Album „Weitergehn“ und die Band-Biographie von Christine Dähn. Es wird überdies eine Jubiläumstour und eine DVD über die Band geben. Ein kleiner Tipp für die Fans aus Rostock und Umgebung: Karat werden auch zur Hansesail in diesem Jahr wieder in der Hansestadt sein und hier auftreten. Als ich die Buchhandlung verließ, drängten sich noch viele Fans um die Band. Karat hatte sie an diesem Abend wieder einmal glücklich gemacht und ihre Herzen im Takt der Musik erwärmt. Das machte auch mich irgendwie froh und ich hatte viel zu erzählen, als ich nach Hause kam.
8. Mai 2010 | Weiterlesen
1. Rostocker Drachenboot Langstreckenrennen
Pünktlich zur Mittagszeit wurde am heutigen Samstag erstmalig das Rostocker Drachenboot Langstreckenrennen ausgetragen. Das Besondere an dem Rennen: Alle Teams starteten gleichzeitig. Ein ungewöhnliches Ereignis, denn für gewöhnlich werden bei dieser Art von Rennen keine Massenstarts durchgeführt. Schließlich bedarf es hoher Konzentration und Disziplin bei den Ruderern Paddlern und Paddlerinnen (Dank an Charly für den Hinweis), um den jeweiligen Schlagrhythmus zu halten. Ein kleines Wunder also, dass bei dem Durcheinander an Trommelschlägen und Kommandos unmittelbar nach dem Start alle Teams problemlos ihren Rhythmus fanden. Insgesamt elf Mannschaften traten bei kühlen 8°C zum Kräftemessen auf der Warnow an. Neben den verschiedenen Rostocker Teams gingen auch Mannschaften aus Schwerin, Greifswald und Hamburg an den Start. Wahlweise konnte die vollständige Strecke über zehn Kilometer oder, für die Fun- und Jugendteams, die Strecke über fünf Kilometer zurückgelegt werden. Organisiert wurde das Ereignis von den Kanufreunden Rostocker Greif. Den besten Start erwischten die „Nordex Warriors“ und „de Pierknüppels“, die sich von der ersten Sekunde an ein Kopf an Kopf Rennen lieferten und ein hohes Tempo vorlegten. Nach einer knappen halben Stunde war es dann soweit und die ersten Boote näherten sich der Ziellinie – zumindest auf der fünf Kilometer langen Strecke. Für alle anderen galt es, noch eine weitere Runde zu drehen. Die Führung im Feld hatte zu diesem Zeitpunkt souverän das Team „Dragon Club“ aus Rostock übernommen, das die komplette Distanz zurücklegte. Knapp ging es bei der Entscheidung über die fünf Kilometer zu, denn die „Nordex Warriors“ und „de Pierknüppels“ lagen nach wie vor Kopf an Kopf und so wurde es ein Herzschlagfinale. Am Ende konnten sich „de Pierknüppels“ mit einem Vorsprung von nur sechs Zehntelsekunden und einer Zeit von 29 Minuten und 56 Sekunden durchsetzen und das Rennen gewinnen. Das Team „Dragon Club“ konnte unterdessen seine Führung über die lange Distanz verteidigen und siegte am Ende klar mit über einer Minute Vorsprung und einer Gesamtzeit von 57 Minuten und 5 Sekunden. Den zweiten Platz in dieser Disziplin sicherten sich „de Zuariner“ aus Schwerin vor „Wan Sui Dragon“ aus Hamburg. Die Mannschaft „COPACATI“ aus Greifswald lief zwar als Schlusslicht ein, feierte sich im Anschluss aber trotzdem wie die Sieger. Und das zu Recht, schließlich haben sie als einzige Frauenmannschaft die komplette Distanz über zehn Kilometer absolviert. Bei der anschließenden Siegerehrung durfte sich jedes Team noch einmal auf der Bühne präsentieren und gebührend feiern lassen. Für die Siegermannschaft gab es zudem ein Preisgeld in Höhe von 200 Euro. Ein Ehrenpokal wurde den fleißigen Helfern der DLRG überreicht, die das Rennen begleitet hatten und zudem für das leibliche Wohl der Sportler und Gäste sorgten. Nach der Siegerehrung konnte auf der anschließenden Party noch weitergefeiert werden. Für die Sportler heißt es nun nach Rennende aber nicht die Füße hochzulegen, sondern weiter zu trainieren. Spätestens am 8. September gilt es nämlich wieder in Topform zu sein, wenn das bereits 8. Herbstrennen startet. Nach der gelungenen Premiere des Langstreckenrennens planen die Kanufreunde zudem bereits die 2. Auflage für das kommende Frühjahr. Die „Nordex Warriors“ werden mit Sicherheit wieder dabei sein, um die Rechnung mit „de Pierknüppels“ zu begleichen.
8. Mai 2010 | Weiterlesen
Juniorstudium an der Universität Rostock
Wer als Gymnasiast nicht bis zum Abitur warten will, um Universitätsluft zu schnuppern, kann sich in Rostock für ein mediengestütztes Juniorstudium einschreiben. Neben den alltäglichen Schulaufgaben besteht so die Möglichkeit, sich vor einem Studium intensiver mit einem bestimmten Fachbereich auf wissenschaftlichem Niveau zu beschäftigen. „Wir fördern Schüler, die mehr machen wollen, als in der Schule angeboten wird,“ sagt Professor Dr. Djamshid Tavangarian, Leiter des Lehrstuhls für Rechenarchitektur, bei dem das Projekt angesiedelt ist. Die Juniorstudenten können an 26 Lehrveranstaltungen aller Fakultäten teilnehmen. Allerdings müssen sie sich dafür nicht in Rostocker Hörsäle begeben, sondern können bequem vom heimischen Computer aus lernen. Möglich wird dies durch eine webbasierte Lernumgebung. Mithilfe der Internetlernplattform stud.ip werden Lernmaterialien bereitgestellt und der Austausch von Schülern, Dozenten und Tutoren gesichert. Damit sich die Beteiligten nicht nur virtuell kennen lernen, werden pro Semester drei Präsenzveranstaltungen angeboten. „Ursprünglich war das Juniorstudium nur für Mecklenburg-Vorpommern gedacht. In Zeiten des Internets können wir aber keine Grenzen ziehen. Der Anteil der Anfragen aus anderen Bundesländern macht mittlerweile etwa 40 Prozent aus. Der mit 920 Kilometern am weitesten entfernte Wohnort eines Teilnehmers ist Pfullendorf im Süden Deutschlands,“ erklärt Djamshid Tavangarian. Für ihn ist gute Bildung unverzichtbar. Gerade in Deutschland sieht er die Förderung von Know-how als nötige Kompensation für fehlende Rohstoffe: „Wir wollen versuchen, die Schülerinnen und Schüler zu motivieren mehr zu studieren.“ Dem Leistungsgedanken misst er besondere Bedeutung bei. Er sieht das Juniorstudium als Schnupperstudium, um keine Zeit zu vergeuden. Probleme, die bei der Wahl geeigneter Fächer und Hochschulen sowie die Umstellung auf universitäre Lernformen entstehen, können durch das Juniorstudium schon vor dem eigentlichen Studium verringert werden. Das bestätigt auch Sandrina Kreutschmann aus der Rostocker Werkstattschule: „Ich habe nach einer klaren Richtung gesucht. Im Juniorstudium habe ich seit dem Sommersemester 2009 Neurobiologie, Anatomie der Sinnesorgane, Einführung in die Informatik und die Fullbright Lectures belegt. So hatte ich Gelegenheit, Verschiedenstes in einem geschützten Raum auszuprobieren. Ich habe eine große Menge an Erfahrungen und Wissen gesammelt.“ Nun hat sie ihr Abschlusszertifikat in der Hand und kann sich voll auf die anstehenden Abiturprüfungen konzentrieren. Im Wintersemester möchte sie ein Philosophiestudium aufnehmen. Die neunzehnjährige Luise Borufka ist bereits Studentin der medizinischen Biotechnologie. Sie sagt, dass ihr das Juniorstudium bei der Vorbereitung auf ihr Studium sehr geholfen hat. Durch das besondere Kurssystem an ihrem Gymnasium war es ihr nur begrenzt möglich, sich für ihr berufliches Ziel relevante Lerninhalte besonders im Bereich der Naturwissenschaften anzueignen. Diese Wissenslücken konnte sie schließlich mit dem Juniorstudium füllen. Der Prorektor für Studium und Lehre Professor Dr. Stefan Göbel zeigt Verständnis für die Schulen: „Man kann sagen, dass sich das Wissen alle zehn Jahre verdoppelt. Diese Entwicklung im Unterricht umzusetzen, können Schulen nicht leisten. Deshalb sind solche Zusatzangebote sinnvoll.“ Gerne gibt er zu, dass die Universität das Juniorstudium nicht uneigennützig fördert, sondern sich damit auch den wissenschaftlichen Nachwuchs sichern will. Nachdem das ursprüngliche Pilotprojekt zu Ende geht, soll es nun weitergeführt und etabliert werden. Kurt Schanné vom Bildungsministerium erklärt, dass das Juniorstudium bei der Novellierung des Landeshochschulgesetzes ausdrücklich verankert wird. Schon jetzt können sich die zukünftigen Studenten ihre Zertifikate als Studienleistungen anrechnen lassen und so Zeit sparen. An der Universität Rostock stellt die Anerkennung der Zertifikate kein Problem dar. Denn die Veranstaltungen des Juniorstudium sind Teil des regulären Vorlesungsverzeichnisses. Auch die Abschlussprüfungen stellen die gleichen Anforderungen an Schüler und Studenten.
8. Mai 2010 | Weiterlesen
Paperboat: 14. Internationaler Papierschiff Wettbewerb
„Runter kommen sie alle“, heißt es umgangssprachlich so schön. „Sinken werden sie alle“, hätte da passenderweise das Motto der heutigen Veranstaltung in der Schiffstechnik der Uni Rostock lauten können, wurde hier doch „Schiffe versenken“ gespielt. Nein, nicht auf die klassische Weise mit Stift und Papier. Hier wurden echte Schiffe versenkt – Schiffe aus Papier, versteht sich. Das Versenken war natürlich nicht das eigentliche Ziel des Wettbewerbs. Vielmehr ging es um die Zuladung, die die selbst gebastelten – oder besser konstruierten – Schiffchen aufnehmen können, bis sie untergehen. Bereits zum 14. Mal wurde der Internationale Papierschiff Wettbewerb heute am Lehrstuhl Schiffbau der Universität Rostock ausgetragen. Worum es geht? In einem Aquarium werden die Schiffe langsam mit Blei beladen – bis zum Untergang. Das Schiff mit der höchsten Tragfähigkeit gewinnt. Zehn Gramm durfte solch ein Schiff maximal wiegen, viel mehr Vorschriften existieren nicht. Und so gab es reichlich Konstruktionen zu bestaunen, in allen Formen und Farben und – wie es sich gehört – mit klangvollen Namen. Eines hatten sie heute aber alle gemeinsam, sie wurden dem nassen Element geopfert. Von der „MS St. Pauli“ (David-Sodi Ritz, Wossidlo-Gymnasium Waren), über „Hertha“ (Team MCG, Marie-Curie-Gymnasium Wittenberge) bis zur „Gossachta“. „Gossachta“? „Ist doch ganz klar“, erklärten mir die sympathischen Schülerinnen der Bertha-von-Suttner-Oberschule aus Berlin-Reinickendorf: „Goss(e)-acht-a“ – Ulf Gosse lautet der Name ihres Physiklehrers und sie gehen in die Klasse 8a. Logisch, oder? Erwachsene können manchmal etwas begriffsstutzig sein. Jetzt aber schnell ein Themenwechsel, bevor noch jemand auf die Idee kommt, die Schüler wollten mit dem Bootsnamen ihren Lehrer symbolisch versenken. Wer die Idee zur Teilnahme hatte? Ihr Lehrer habe ihnen vom Wettbewerb erzählt und sie seien natürlich sofort begeistert gewesen, erzählen sie mir. Gearbeitet haben die Schüler in vier Teams, die Grundlagen kamen aus dem Physikunterricht und einen Tag wurde intensiv zusammengearbeitet. Zum heutigen Wettbewerb waren sie extra mit dem Zug aus Berlin angereist. Unterricht kann also doch Spaß machen – man muss nur auf die richtige Schule gehen. Als kleiner Geheimtipp wurde Jörn Kiele gehandelt, der zusammen mit Hannes Müller mit seinen Schiffen „Schwimm?“ und „Schwimm!“ ins Rennen ging. So nutzte ich die Gelegenheit, mir seine Konstruktionen in noch trockenem Zustand anzuschauen. Sein Studienfach? „Ich habe gerade eineinhalb Jahre in Stockholm studiert“, verrät er mir, „Leichtbau und Verbundbaustoffe.“ Wenn das nicht passt! Ist hohe Festigkeit bei geringem Gewicht doch gerade bei diesem Wettbewerb von enormer Bedeutung. Ansonsten habe er in Dresden Maschinenbau studiert, mit der Vertiefung auf Luft- und Raumfahrt. Eigentlich sei er aber schon fertig: „Die Diplomarbeit ist abgegeben, ich warte nur noch auf das Ergebnis und einen Termin für die Verteidigung“, erzählte er mir. Luftfahrt und Schiffbau seien gar nicht so weit voneinander entfernt, ein Flugzeug- und ein Schiffsrumpf sind sich von der Art her sehr ähnlich. „Es gehe darum, die Konzepte zu verstehen, wo Kräfte auftreten, wie man sie abstützt und wie man Versteifungen sinnvoll gestaltet.“ Beeindruckend anzusehen waren die Querversteifungen. Wie sein Schiff entstanden ist? Mittels 3-D-Modell am Computer, „dann habe ich mir Schablonen zum Ausschneiden ausgedruckt“, so der Konstrukteur. Hightech beim Schiffe versenken! Eine Institution im Papierschiffbau ist Familie Lüdtke aus Güstrow. Steht Gabriele Lüdtke doch auf Platz eins und zwei der ewigen Bestenliste, Tochter Jessica folgt auf Rang fünf. Mit einer Tragfähigkeit von sage und schreibe 5.132 stellte Gabriele Lüdtke 2008 den Bestwert auf, im letzten Jahr lag sie mit 5.045 Gramm nur knapp dahinter. Was die Weltrekordlerin gelernt hat? Damenmaßschneiderin ist sie. Ein paar Parallelen gib es da schon, so Gabriele Lüdtke, „man muss aufpassen, dass man Nähte nicht zu breit macht, sie müssen elastisch sein und auch beim Schnitt müsse man die Rundungen so berechnen, dass sich der Stoff ausdehnen kann. Das habe ich einfach aufs Schiff übertragen.“ Wie lange der Bau der Boote etwa dauert? „Das geht schnell, wir haben Schablonen – einer schneidet zu, der andere filzt, … – zwischen Kaffee und Abendbrot ist alles erledigt.“ Da in diesem Jahr keine Luftkammern mehr erlaubt seien, handelt es sich allerdings um eine komplette Neukonstruktion, so erfuhr ich. Ob dies für sie eine Art Familienwettstreit wäre, wollte ich von den Beiden noch wissen, so nach dem Motto, der Gewinner muss ein Jahr lang nicht mehr abwaschen. „Keine schlechte Idee“, so Gabriele Lüdtke schmunzelnd, „aber daran hätten sie bisher noch nicht gedacht.“ Das Erfolgsgeheimnis der Familie? „Von der Natur abgeschaut“, könnte man es umschreiben. „Bionik“ sei schon im Spiel, erläutern mir die Beiden. Bei ihm hätten die Baumwurzeln Pate gestanden, die schräg in die Erde gehen und dem Baum Stabilität verleihen. Bei Gabriele Lüdtke waren es Bienenwaben, die als Vorbild dienten – kein Wunder bei dem Schiffsnamen „Wabienchen“. Ein Geheimnis sei auch die Befüllungsanlage, die mir kurz demonstriert wurde. Sie soll die Kugeln anfangs gleichmäßig in die Verstrebungen verteilen. Das Schöne an solch einem Wettbewerb? Der Ausgang lässt sich einfach nicht vorhersagen. Und so musste sich die Titelverteidigerin heute geschlagen geben. Trotz Befüllungsanlage verteilten sich die Bleikugeln einfach nicht schnell und gleichmäßig genug in den Verstrebungen. Wer statt der Titelverteidigerin gewonnen hat? Kai Neumann (12) und sein jüngerer Bruder Sten (11) aus Hohen Wangelin haben heute allen die Show gestohlen. 2.457 Gramm trug das Papierschiff „Bob“ der beiden Schüler von der Fleesenseeschule in Malchow. Besonders Sten hielt es vor Spannung kaum noch aus. Mit einer vorsichtigen Prognose von 1.500 Gramm kamen noch etliche Boote nach ihnen an die Reihe und so mussten die Beiden lange bangen, ob ihr Ergebnis reicht. 500 Euro gab es neben dem Wanderpokal für die Brüder. Nicht wenig Geld für Jungs in diesem Alter – was sie mit dem Gewinn machen? „Keine Ahnung“, waren sich beide einig. Wer jetzt denkt, Physik müsse das Lieblingsfach solch erfolgreicher Schiffsbauer sein, hat sich geirrt. Mathe und Sport sind es bei Sten, Mathe und Englisch bei Kai. Lediglich drei oder vier Tage hätten sie an Ihrem Siegermodell gebastelt „und zwar jeweils nur eine dreiviertel Stunde pro Tag“, betonte Kai. Die weiteren Plätze machten heute die Schüler des Wossidlo-Gymnasiums Waren unter sich aus. Bronze und Silber gingen mit der „Waren“ (2.276 Gramm) und der „PS Emil“ (2.208 Gramm) an Emil Baumotte und Raphael Creutzburg. Platz vier gab es für die „Stella Maris“ (2.210 Gramm) von Antonia Sehmsdorf, Platz fünf für die „M.S. Crackmayre“ (2.103 Gramm) von Jonas Gretzler und Kristopher Kuhn. Ein beachtlich knappes und konstantes Ergebnis! Ach ja, der anwesende Lehrer der Warener Schüler ist übrigens auch der Onkel der beiden Neumann-Brüder. Die Waren-Müritz-Gegend scheint durchaus ein gutes Plätzchen für Papierschiffbauer zu sein. Neben der Paradedisziplin, der höchsten Tragfähigkeit, wurden aber noch weitere Preise vergeben. So für die beste Konstruktion. Hier siegten Jörn Kiele und Hannes Müller mit ihrem Boot „Schwimm?“. Die Konstruktion ihres knall-orangenen Schiffes hatte es also nicht nur mir angetan. Auch die Jury zeigte sich von ihr beeindruckt. Auf dem zweiten Platz landete der Rostocker Dirk Krompholz mit seiner „Schuhbert“. Mit 50 Euro Preisgeld wurde ihm die Anreise versüßt. Helga Sieber durfte sich mit „Hella“ über Platz drei freuen. Prämiert wurde auch die beste Prognose. Ins Verhältnis gesetzt wurden hier die Prognosen der Schiffbauer zur tatsächlichen Tragfähigkeit. Viele hatten leider gar keine Prognose gewagt. „Das soll für alle ein Ansporn sein“, so Prof. Robert Bronsart, „beim nächsten Mal eine Prognose abzugeben.“ Denn nur so kann man teilnehmen und gewinnen. Und zu gewinnen gab es was – 100 Euro abzüglich der Abweichung von der eigenen Schätzung, um genau zu sein. 4,1% waren dies bei den Gewinnern Julia Reinkober und Laura Stock (Gymnasium Wellingdorf) mit ihrer „Schwentine“. Wie viel das in Euro und Cent macht? Ach egal! Wer will denn jetzt rechnen? Freude ist angesagt und die war den beiden Schülerinnen ins Gesicht geschrieben. Platz zwei ging an Michael Wolgast („PFS Enterprise“, Wossidlo-Gymnasium Waren), den dritten Rang gab es auch hier für die Brüder Kai und Sten Neumann und ihre „Justus“. Nach dem Wettkampf ist vor dem Wettkampf. Das konnte man zumindest meinen, wurden vor dem Haus doch schon eifrig Fachgespräche geführt – zwischen den Titelverteidigern und Weltrekordlern Lüdtke und den Gewinner-Brüdern Kai und Sten Neumann. Da darf man jetzt schon gespannt sein auf die 15. Auflage des Internationalen Papierschiff Wettbewerbs im kommenden Jahr.
7. Mai 2010 | Weiterlesen
Ausstellung von Sabine Schönig: „Stadt am Wasser“
Eine Ausstellung mit Aquarellen von Sabine Schönig wurde unter dem Titel „Stadt am Wasser“ am 6. Mai in der Neuen Musikschule „Carl Orff“ eröffnet. Zu diesem Anlass gestalteten Schüler eine musikalische Feierstunde, bei der auch die Künstlerin selbst anwesend war. Doch bevor es losgehen konnte, mussten erst einmal Stühle gerückt und herangeschafft werden, so sehr füllte sich der kleine Unterrichtsraum mit Gästen. Den Anfang machte Nele an der Violine. Begleitet von einer Lehrerin am Flügel, präsentierte sie gekonnt ein Allegro in D-Dur von Rieding. Später waren auch noch Friedel Freitag an der Trompete, Helene Richter, die mit ihrem Lehrer ein Konzert für 2 Klarinetten von Mozart vortrug, und Franziska Rudolf mit einer Akkordeonversion des bekannten Rags „The Entertainer“ von Scott Joplin zu hören. In ihrer Ansprache wies die Musikschulleiterin Franziska Pfaff darauf hin, wie sehr diese Ausstellung im Haus erwartet wurde, und stellte die Künstlerin und ihr Werk vor. Sabine Schönig wurde in Stralsund geboren und lebte den größten Teil ihres Lebens in Rostock. „Die Meeresnähe dieser beiden Städte hat mich immer fasziniert, mein Leben bereichert und geordnet“, beschreibt sie den Einfluss der beiden Orte. Nach ihrem Studium der Anglistik und Germanistik und der Geburt ihres Sohnes arbeitete sie im Buchhandel. 10 Jahre lang war sie beispielsweise für das Norddeutsche Antiquariat tätig. In dieser Zeit begann auch ihr Interesse an der Malerei und Textilgestaltung. Gelernt hat sie das Malen von Jorinde Gustavs und Waldemar Krämer. Seit 1992 brachte sie ihre Fähigkeiten als Künstlerin auch beruflich als Kursleiterin an der Kunstschule Rostock und der Volkshochschule Rostock ein. Von 1997 bis 1998 bildete sie sich im Bereich Multimedia-Gestaltung“ fort. „Künstlerisch sind es heute immer wieder die Zeichnung und das Aquarell, die mich begeistern,“ sagt Sabine Schönig über ihre bevorzugten Maltechniken. „Die Aquarellmalerei gilt als eine besonders schöne Technik in der Bildenden Kunst. Diese Technik lässt wenig Korrekturmöglichkeiten zu und erfordert entschlossenes und zügiges Arbeiten. In gewisser Weise eine Vorwegnahme des Ergebnisses. Auf diesen Prozess lasse ich mich immer wieder gerne ein, in der Natur, bei jedem Wetter, am Wasser.“ Sabine Schönig malt gern draußen und direkt vor Ort. Die Ausstellung „Stadt am Wasser“ zeigt vor allem Motive von mecklenburgischen Küstenlandschaften in hellen blauen, grünen und erdfarbenen Tönen. Ihre Weite wird durch sanfte und fließende Formen dargestellt. Die Bilder drücken nicht nur die momentane Stimmung der Landschaft aus, sondern spiegeln auch die der Malerin wider. Auf die Frage, warum sie male, antwortet Sabine Schönig: „Man muss malen. – Es gibt mir Ruhe, Konzentration, Sicherheit. Es verbindet mich mit dem Leben.“ Die Ausstellung „Stadt am Wasser“ von Sabine Schönig kann noch bis zum 9. Juli 2010 in der Neuen Musikschule „Carl Orff“ besucht werden.
7. Mai 2010 | Weiterlesen
Universitätsklinik eröffnet Herzzentrum
Gute Nachrichten für Patienten. Um Herz- und Kreislauferkrankungen am Rostocker Universitätsklinikum künftig noch besser zu erkennen und zu behandeln, wollen die Spezialisten aus den Bereichen Kardiologie, Kinderkardiologie, Herzchirurgie sowie Anästhesiologie und Intensivtherapie ihre Kräfte im Universitären Herzzentrum Rostock (UHZ) bündeln. „An oberster Stelle steht für uns die Qualität der Krankenversorgung“, erklärt der Sprecher der neuen Einrichtung Professor Dr. Andreas Liebold. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, sollen interdisziplinäre Behandlungsteams gemeinsame Visiten und Sprechstunden durchführen. Weitere Synergieeffekte verspricht sich der Herzchirurg vom Austausch ärztlichen und pflegerischen Personals sowie von Leitlinien-basierten Therapieentscheidungen. Auf diese Weise sollen sich die Behandlungswege und Verweildauern der Patienten verkürzen. Gewünschte Nebenwirkungen dieser Vorgehensweise sind eine wirtschaftliche Effizienzsteigerung und eine höhere überregionale Attraktivität der Klinik. Schon jetzt kommen die Patienten aus einem Umkreis, der bis nach Berlin und Hamburg reicht. Andreas Liebold ist von der Qualität und Einzigartigkeit der Angebote überzeugt: „Wartezeiten gibt es nicht. Sobald eine Diagnose gestellt wurde, erfolgt die Behandlung.“ Obwohl sich die Einrichtungen der verschiedenen Kliniken bereits in räumlicher Nähe auf dem Gelände der Schillingallee befinden, beschreibt Andreas Liebold das Rostocker Herzzentrum derzeit noch als virtuelle Glaubensgemeinschaft: „Die Gründung ist der erste Schritt. Als zweiter Schritt steht eine logistische Vereinigung an. Ein Neubau ist für 2014 geplant.“ Dieser soll dann über einen Hybrid-OP verfügen, der Chirurgen und Kardiologen, Diagnostik und Therapie vereint. Nachdem der erste Schritt mit dem Startschuss für das Herzzentrum im Beisein von Bildungsminister Henry Tesch am 6. Mai genommen wurde, ließen die Ärzte noch Einblicke in ihre Arbeitsbereiche zu. In der Chest-Pain-Unit erläutert der Ärztliche Direktor der Universitätsklinik Professor Dr. Peter Schuff-Werner, dass sich Menschen mit Brustschmerzen (engl. Chest-Pain) direkt an diese Ambulanz wenden können, ohne vorher den Hausarzt oder andere Stationen aufsuchen zu müssen. Da bei Schmerzen in der Brust eine schwere Herz- oder Kreislauferkrankung nicht ausgeschlossen werden kann, wird auf diese Weise eine schnelle Hilfe möglich. [ad]Für das hohe fachliche Niveau der Behandlungen sorgt nicht zuletzt auch die wissenschaftliche Begleitung, die ein weiteres zentrales Anliegen des Herzzentrums ist. Weitere Aktivitäten sollen sich mit einem Curriculum ärztlicher Weiterbildung und Forschungsprojekten befassen. Der Erfolg des neuen Herzzentrums hängt jedoch nicht nur von der fachlichen Qualität ab, sondern setzt auch ein hohes Maß an Kooperationsbereitschaft der einzelnen Beteiligten voraus. Professor Dr. Dietmar Bänsch, zuständig für Elektrophysiologie und Katheterablation von Rhythmusstörungen im UHZ, macht diesen Aspekt zum Abschluss der Führung noch einmal deutlich und weist daraufhin, wie sich die einzelnen Ärzte einbringen und sich gegenseitig unterstützen.
7. Mai 2010 | Weiterlesen
Unternehmer des Jahres 2010 in MV
Donnerstag ging es wieder einmal in die Hochschule für Musik und Theater. Doch diesmal gab es keine Premiere eines Stückes, von Gesängen oder Tänzen, sondern Wirtschaftminister Jürgen Seidel hatte eingeladen. Der Landeswettbewerb zum Unternehmer des Jahres 2010 sollte heute seinen Höhepunkt und Abschluss in der Ehrung verdienter unternehmerischer Persönlichkeiten finden. Der im Dezember letzten Jahres ausgelobte Wettbewerb soll Werbung für die Wirtschaft, die Unternehmen und für das Unternehmertum sein. Verantwortlich dafür zeichnet sich eine Kooperation vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus, dem Ostdeutschen Sparkassenverband mit den Sparkassen Mecklenburg-Vorpommerns, den drei Industrie- und Handelskammern sowie beiden Handelskammern und der Vereinigung der Unternehmerverbände. Als Anreiz winken potentiellen Preisträgern nicht nur 5.000 Euro sondern auch eine Stehle der Rostocker Designerin Anna Silberstein. Vor den zahlreich erschienen Gästen eröffnete am frühen Abend das „Duo Delightful“ die Veranstaltung mit Jazzmusik. Im Anschluss daran richtete auch gleich der Wirtschaftsminister sein Grußwort an die Hörerschaft. Er betonte die Bedeutung des Landeswettbewerbes, verwies auf die zu beiden vorhergehenden Veranstaltungen gestiegene Anzahl qualifizierter Vorschläge und betonte, dass gerade in wirtschaftlich turbulenten Zeiten unternehmerischer Mut und Verantwortung mehr denn je gefragt seien. Der Landeswettbewerb setzt die richtigen Zeichen.“ Als Gastredner folgte unserem Landesminister Prof. Dr. Hans-Olaf Henkel. Der ehemalige Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie war selbst über einen langen Zeitraum erfolgreicher Unternehmer und ließ seine gemachten Erfahrungen und Denkanstöße in seine Rede einfließen. Nun aber zur eigentlichen Preisverleihung. Vergeben wurde der Titel „Unternehmer des Jahres in Mecklenburg-Vorpommern“ in den Kategorien „Unternehmerpersönlichkeit“, „Familienfreundliches Unternehmen“ und „Fachkräftesicherung“. Die Jury hatte entschieden. In der Kategorie „Unternehmerpersönlichkeit“ wurde Helmut Hoffrichter geehrt. Die von ihm 1992 gegründete „Hoffrichter GmbH“ entwickelt, fertigt und vertreibt medizintechnische Geräte und Materialien und sorgt mit einem Exportanteil von über 50% dafür, dass Mecklenburg-Vorpommern ein innovatives und engagiertes Aushängeschild in der Medizintechnik vorweisen kann. Mit der Auszeichnung wurde auch die Arbeit der über 120 Beschäftigen im Unternehmen gewürdigt. Christiane Hatscher, Gesellschafterin der „Bäckerei und Konditorei Hatscher GmbH“ in Stavenhagen, nahm den Preis in der Kategorie „Familienfreundliches Unternehmen“ entgegen. Die Schaffung von familienfreundlichen Arbeitsbedingungen und ein besonderes Ausbildungsmanagement in der mittlerweile 3. Generation dieses Unternehmens hatten die Jury überzeugt. Die „BPB Stahlbau GmbH Bützow“ heimste in der Kategorie „Fachkräftesicherung“ den begehrten Titel ein. In diesem Betrieb werden die Auszubildenden zum Metallbauer durch eine Kooperation der Bützower Stahlbau GmbH mit der Hochschule Wismar ganz besonders geschult und unterstützt. Stellvertretend für sein Unternehmen nahm Ulrich Bacher den Preis entgegen. Da waren nun alle Trophäen vergeben, dachte ich. Doch dann wurde noch Herr Rolf Seelige-Steinhoff aufgerufen, der den Sonderpreis mitnehmen durfte. Er ist geschäftsführender Gesellschafter der „Seetel Hotel GmbH & Co. Betriebs KG“ in Ahlbeck. Minister Seidel betonte die überaus erfolgreiche Entwicklung des familiengeführten Unternehmens und verwies auf die imposante Zahl von 264 Lehrlingen, die seit 1996 in diesem Unternehmen ausgebildet wurden. Nach der nun wirklich letzten Präsentation eines Preisträgers versammelte man sich zum geselligen Plausch am Buffet und ich machte mich auf meinen Heimweg. Bei all der Unkerei rund um die Griechenlandkrise konnte mir mein Heimatland „Meck-Pomm“ heute Abend mal wieder etwas Mut machen – „MV tut gut, Meck-Pomm mach Mut“ oder so ähnlich.
7. Mai 2010 | Weiterlesen
Aktionstag für Menschen mit Behinderung 2010
Anlässlich des Europäischen Aktionstages zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung fand gestern ein vielfältiges und – im wahrsten Sinne des Wortes – kunterbuntes Veranstaltungsprogramm im Foyer des Rathauses und auf dem Universitätsplatz statt. Unter dem Motto: „Inklusion – Dabei sein! Von Anfang an.“ wurde an das Recht von Menschen mit Behinderung erinnert, von Anfang an und in allen Lebenssituationen voll und ganz dabei sein zu können. Ich war auch voll dabei und kann allerlei Interessantes berichten. Zur Eröffnung des Aktionstages sprach um 9.00 Uhr der Oberbürgermeister der Stadt Rostock, Roland Methling, im Foyer des Rathauses. Er wies darauf hin, dass derzeit etwa 18.000 behinderte und chronisch kranke Menschen in Rostock leben würden und sagte: „Gerade am heutigen Tag fordern wir alle ihren Anspruch auf Selbstbestimmung und gleichberechtigte Teilhabe ein.“ Ihm sei gleichwohl bewusst, fuhr er fort, dass auf Straßen, Plätzen wie auch öffentlichen Einrichtungen der Stadt noch zahlreiche Barrieren abgebaut werden müssten. Der Abbau von Barrieren, die in den Köpfen beständen, müsse jedoch täglich wahrgenommen und als gemeinsame Aufgabe angesehen werden. Die Ratifizierung der UN-Konventionen über die Rechte von Menschen mit Behinderung am 26. März 2009 bezeichnete er als einen „echten Meilenstein für Teilhabemöglichkeiten und Selbstbestimmung“. Schließlich eröffnete er die Fotoausstellung „Miteinander“. Diese hatte der Verein „barrierefreies rostock e.V.“ organisiert und begleitet. Ausgestellt wurden bereits zum achten Mal Werke von behinderten und nicht-behinderten Amateurfotografinnen und Amateurfotografen aus Rostock. Privatpersonen, Mitarbeiter von Einrichtungen für behinderte Menschen und behinderte Menschen hatten ihre ganz eigene Sicht der Dinge fotografiert. Momentaufnahmen, kleine Augenblicke des Glücks sowie Fotografien von Pflanzen, Tieren und Menschen sah ich da. Der Verein: Selbsthilfe M-V e.V. veranstaltete von 9.30 Uhr bis 11.45 Uhr ein öffentliches Diskussionsforum im Rathaus-Foyer. Unter dem Motto „Wer? Wann? Wo? Wie? Warum? – Miteinander für Teilhabe“ standen Wiltraud Kornagel und Petra Kröger vom Rostocker Beirat für behinderte und chronisch kranke Menschen, die Landtagsabgeordnete Irene Müller, Renate Radloff vom deutschen Schwerhörigenbund und Bernd Rohsmannek vom Behindertenbeirat der Stadt Güstrow allen Interessierten Rede und Antwort. Mich zog es indes auf den Universitätsplatz. Auf dem Weg dorthin kam ich an einem äußerst farbenfrohen Verkaufsstand vorbei. Da wurden knallgrüne Frösche mit leuchtend gelben Kugelaugen, bunte Holzblumen, Mobiles und selbstgetöpfertes Keramikgeschirr mit wunderbaren Mondnachtmotiven feilgeboten. Man hat mir mein Interesse wohl gleich angesehen. Na, jedenfalls sprachen mich Manja Kirschnick und Jeannette Winkler alsbald an und ich nutzte diese Gelegenheit dazu, mehr über diese bunten Kostbarkeiten in Erfahrung zu bringen. Die beiden erzählten mir, dass Menschen mit psychischen Erkrankungen und Behinderungen diese liebevollen kleinen Dinge in den Rostocker DRK-Werkstätten angefertigt hätten. Sie bräuchten – wie jeder Mensch – ebenso eine feste Tagesstruktur wie eine Tätigkeit, die ihr Selbstwertgefühl steigere. Ein bezahlter Arbeitsplatz in den Werkstätten ermögliche ihnen all dies, so Jeannette. Die Früchte dieser Arbeit würden dann, wie an diesem Tage an einem Verkaufstand auf Straßenfesten, auf Märkten oder in den Verkaufsläden der DRK-Werkstätten in Rostock verkauft werden. Zu gern hätte ich noch ein kleines Pläuschchen mit den Beiden gehalten. Doch mein Reportergewissen riet mir, mich weiter umzuschauen. Auf dem Universitätsplatz war eine Memorywand aufgebaut worden. Wer wollte, konnte daran zwei Felder umdrehen und erhielt, wenn die auf der Rückseite der Felder erscheinenden Symbole übereinstimmten, einen kleinen Preis. Als ich gerade zugegen war, gewann Angelika Schneider eine ulkige kleine grüne Dose. Später erzählte sie mir, dass sich darin wohl Sämereien befänden. Angelika hatte ihren Preis gerade erst in die Tasche gesteckt, da zog auch schon die Theatergruppe „Die Verzauberten“ die Aufmerksamkeit aller auf sich. Sie schwangen und schunkelten ein Mädchen in einem Tuch hin und her und versetzten es dadurch in grenzenlose Freude. Obendrein balancierten buntgekleidete Artisten auf großen Bällen und wurden in die Luft gehoben. Es war ein einziges Freudenstück voller kleiner Glücksmomente. Musikalische Klänge durften hier selbstverständlich nicht fehlen. Am Ende der Darbietung tanzten alle ausgelassen miteinander. Fünf Minuten vor zwölf Uhr erlebte ich die Trommelgruppe „Ramboleros“ auf dem Universitätsplatz. Sie begeisterten mit einem einzigartigen Trommelwirbel. Die Musiker hatten unheimlich viel Spaß und ließen all ihren musikalischen Energien freien Lauf. Solch ein Trommelwirbel ertönte zeitgleich in allen europäischen Städten, in denen ebenfalls der Aktionstag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung ausgerichtet wurde. Das Publikum klatschte bald schon lautstark mit. Die „Ramboleros“ strahlten vor Freude. Anschließend startete ein Demonstrationszug von der Bühne aus über die Lange Straße zum neuen Markt. Auch er wurde von lautem Trommelwirbel begleitet. Diesmal kam dieser aus der Trommel eines riesigen Akrobaten auf Stelzen. Er trug einen schicken blauen Mantel und auf dem Haupte einen schwarzen Zylinder. Ich hatte an diesem Tag wieder viel gesehen, gelernt und erlebt. Vor allem hat mich das Engagement der vielen Vereine, Verbände und Organisationen, die sich für die Gleichstellung von behinderten Menschen einsetzen und sie in ihrem täglichen Leben unterstützen, beeindruckt. Der Aktionstag wurde vom „Team 5.5.“, das sich aus den Vereinen: Selbsthilfe M-V e.V., barrierefreies rostock e.V., baf e.V., Behindertenverband Rostock e.V., Sprecherrat des Beirates für behinderte und chronisch kranke Menschen der Hansestadt Rostock, Ohne Barrieren e.V. und dem Verein Integrativer Treff e.V. zusammensetzt, organisiert. Schön, dass es ihn gibt. Trägt er doch auf eindrückliche Weise dazu bei, dass die „Barrieren, die auch in den Köpfen vorhanden sind“, wie sich der Oberbürgermeister ausdrückte, abgebaut werden.
6. Mai 2010 | Weiterlesen
Erste Port Party 2010 in Rostock-Warnemünde
Die diesjährige Kreuzschifffahrtssaison hat begonnen. Den Anfang machte die AIDAblu mit einem Premierenanlauf des Warnemünder Kreuzfahrthafens. Das siebte Schiff der AIDA-Flotte ist fast nagelneu. Im Februar 2010 getauft und in Dienst gestellt, befindet es sich zum ersten Mal auf einer Ostseerundreise, welche die Fahrgäste in den nächsten zehn Tagen nach Tallinn, St. Petersburg, Helsinki, Stockholm, Danzig und Kopenhagen führen wird. Am 15. Mai kehrt die AIDAblu dann wieder nach Rostock zurück. An Bord sind mehr als 2000 Passagiere. Sie kommen aus ganz Deutschland und über 13 Nationen weltweit. Um ihr Wohlergehen kümmern sich etwa 600 Besatzungsmitglieder. 2,1 Millionen Liter Trinkwasser wurden verladen, 10.000 Liter Wein und etwa 700 verschiedene Getränkesorten. Einmalig auf der Welt ist die eigene Brauerei an Bord des Kreuzliners. Am Abend trotzten zahlreiche Schaulustige den empfindlich kalten Temperaturen und kamen zum Pier 7 um das 252 Meter lange und 32,2 Meter breite Schiff der Reederei AIDA Cruises in Augenschein zu nehmen und das Ereignis mit einer Port Party zu feiern. Die beiden Moderatoren Marco Vogt und Horst Marx präsentierten ein maritimes Programm mit Livemusik des Gitarrenpopduos „Mission For Two“. Ein Shantychor durfte natürlich auch nicht fehlen. Mit traditionellen Seemannsliedern brachten „Luv un Lee“ auch die Passagiere der AIDAblu auf den Balkons der Außenkabinen zum schunkeln. „Das Besondere hier in Rostock ist der dichte visuelle Kontakt zu den Gästen vor Ort“ lobte Kapitän Dr. Friedhold Hoppert: „Beim Winken erkennt man noch die Augen der Menschen. Das ist sehr persönlich und mit einer großen Herzlichkeit verbunden.“ In keinem anderen Hafen kämen interessierte Zuschauer so nah an die großen Ozeanriesen. Aber nicht nur der große Kreuzliner war für die Besucher zu bestaunen. Auch der Notfall- und Unterstützungsschlepper Fairplay 26 mit Kapitän Bernhard Kittel beeindruckte mit einem Schlepperballett zu Walzerklängen. Diesmal allerdings ohne Tanzpartner, da alle anderen Schlepper im Einsatz waren. Gegen 22 Uhr wurde die AIDAblu schließlich mit einem Höhenfeuerwerk verabschiedet. Begleitet von dröhnenden Schiffshörnern und feierlicher Musik winkten zahlreiche Besucher am Ufer dem Schiff bei seiner Abreise zu. Bereits am 10. Mai trifft das nächste Kreuzfahrtschiff in Rostock ein. Dann ist die Celebrity Eclipse einen Tag zu Gast in Warnemünde.
6. Mai 2010 | Weiterlesen
Melden macht Mäuse! - Hauptwohnsitz nach Rostock
Antonia Polak hatte heute Morgen allen Grund zur Freude. Die 1001. Studentin, die im Sommersemester 2010 ihre Hauptwohnung in Rostock angemeldet hatte, erhielt einen Blumenstrauß und die herzlichsten Glückwünsche von Rostocks Oberbürgermeister Roland Methling. Im Rahmen der Werbeaktion der Stadtverwaltung „Melden macht Mäuse!“ erhielt Antonia wie schon 1112 Studierende, die sich von Januar bis April 2010 anmeldeten, einen Zuschuss in Höhe von 100 Euro aus der Stadtkasse Rostocks. Ihren letzten Hauptwohnsitz hatte Antonia in Berlin. Was ihr denn an Rostock am besten gefalle, fragte Roland Methling die Studentin. „Das Wasser natürlich. Das Meer, der Strand und Warnemünde, aber auch den Hafen finde ich ganz toll“, antwortete sie. Um heute zu gegebener Stunde im Rathaus sein zu können, hatte Antonia die Vorlesung „Geschichte der Medizin“ verpassen müssen. Das werde sie natürlich durch fleißige Arbeit wieder nachholen, erklärte der Oberbürgermeister. Bevor es die Aktion „Melden macht Mäuse!“ in Rostock gab, wurde von allen Studenten, die ihren Hauptwohnsitz noch nicht in der Hansestadt angemeldet hatten, eine Zweitwohnsitzsteuer erhoben. Diese Maßnahme sollte ebenfalls dazu führen, dass möglichst viele Studierende hier ihren Erstwohnsitz anmelden. Vom neuen Verfahren profitieren allerdings nicht nur die Studenten, sondern auch die Stadt. Roland Methling: „Dieser Weg ist nicht nur besser als das Damoklesschwert einer Zweitwohnungssteuer, er ist auch erfolgreicher.“ Grund dafür sind die 700 Euro des Landes, welche die Stadt im Rahmen allgemeiner Finanzzuweisungen für jede Einwohnerin und jeden Einwohner erhält, der sich mit der Hauptwohnung in Rostock anmeldet. Der Vorsitzende des StuRa der Universität Rostock, Philipp da Cunha: „Wir unterstützen das natürlich. Denn die Zweitwohnsitzsteuer war keine richtige Alternative.“ Der für die Aktion bereitstehende Etat wurde zwischenzeitlich um 100.000 Euro aufgestockt. „Gemeinsam mit dem Allgemeinen Studierendenausschuss der Universität Rostock wollen wir diesen erfolgreichen Weg fortsetzen“, betonte Roland Methling. Ebenfalls froh über die erfolgreiche Zusammenarbeit von Universität und Stadt zeigte sich Heiko Marski, studentischer Prorektor der Universität Rostock. Er habe selbst über ein Jahr Zweitwohnsitzsteuer gezahlt und fände das Projekt sehr gut, sagte er. Bei der Anmeldung ihres Hauptwohnsitzes in Rostock erhalten Studierende seit Beginn des Wintersemesters 2009/2010 ein Bonusheft. Dieses enthält neben Informationen und Coupons ein Antragsformular, das es möglich macht, einen Zuschuss in Höhe von 100 Euro von der Stadt zu erhalten. Wofür Antonia dieses Geld verwendet hat? Ein Pathologie-Buch habe sie sich zugelegt, so die Studentin.
5. Mai 2010 | Weiterlesen