Neueste Nachrichten aus Rostock und Warnemünde
60 Jahre Fischwirtschaft in Rostock-Marienehe
„Rostocker Hochseefischerei – 60 Jahre Fischwirtschaft in Rostock – Marienehe“ lautet das Motto der Ausstellung, die seit gestern auf dem Traditionsschiff zu sehen ist. Ich hatte bereits einen nicht ganz so kurzen Fußmarsch hinter mich gebracht, als ich an diesem Morgen das Traditionsschiff Typ „Frieden“ am Ufer des Breitlings in Rostock-Schmarl erreichte. War ich doch durch den gesamten IGA-Park gelaufen. Als ich das letzte Mal hier war, konnte man sich vor Menschenmassen kaum retten. Jetzt war mir absolut niemand begegnet und nur das morgendliche Gezwitscher und Gezirps der Vögelchen hatte mich auf meinem Weg begleitet. Das Traditionsschiff beherbergt das „Schiffbaumuseum Rostock“. Im Laderaum des ehemaligen Frachtschiffes finden ständig Ausstellungen statt, die es zu einem Herzstück des Rostocker Schiffbau- und Schifffahrtsmuseums machen. Gestern wurde dort die Ausstellung „Rostocker Hochseefischerei – 60 Jahre Fischwirtschaft in Rostock – Marienehe“ eröffnet. Dieses Ereignis würdigte der Shantychor „Luv un Lee“ schon zu Beginn der Veranstaltung überaus feierlich. Da wurde nämlich voller Hingabe das „Hochseefischerlied“ gesungen. Der 1981 gegründete Chor fühle sich sehr verbunden mit dem Fischkombinat Rostock und sei immer wieder glücklich, wenn er von der Hochseefischerei singen könne, erklärte sein Sprecher. Dr. Peter Danker-Carstensen, Leiter des Schiffbau- und Schifffahrtsmuseums, begrüßte sodann die Gäste. Anlass der Ausstellung sei die vor 60 Jahren erfolgte Gründung des Fischkombinats Rostock, erläuterte er. Dann erfuhr ich, dass sie in Zusammenarbeit mit ehemaligen Hochseefischern vorbereitet worden sei. Diese hätten sich in dem Arbeitskreis „Tradition Rostocker Hochseefischerei“ zusammengefunden. Großartig, dachte ich. Wenn wohl noch jemand weiß, wie es damals wirklich war, dann doch die Hochseefischer selbst, oder? Gezeigt würden Exponate, die die Geschichte der ostdeutschen Fischwirtschaft am Standort Rostock dokumentierten, führte Dr. Peter Danker-Carstensen weiter aus. „Es ist die Geschichte des 1950 gegründeten Kombinates, eines Zweckzusammenschlusses, wie er nur unter den Bedingungen der DDR damals entstehen konnte“, sagte er. Die Arbeits- und Lebensbedingungen der Hochseefischer sowie die Fangtechniken und deren Ergebnisse ständen dabei im Mittelpunkt. Ein Höhepunkt der Ausstellung sei ein eigens zu diesem Zweck angefertigtes Flächenmodell des Fischereihafens, wie er sich 1990 präsentierte, so Danker-Carstensen. Die Bürgerschaftspräsidentin der Hansestadt Rostock, Karina Jens, betonte die tiefe Verbundenheit der Menschen in Rostock mit dem Maritimen und der Schifffahrt und sagte: „gerade weil wir uns ja auch als Stadt am Meer verstehen und den maritimen Charakter immer wieder betonen, ist diese Ausstellung hier richtig. Denn wir sind auch heute eine Stadt, die mit dem Wasser, vom Wasser und am Wasser lebt.“ Darüber hinaus ließ sie es sich nicht nehmen, ihren Wunsch, das Traditionsschiff in den Stadthafen zu verlegen, anzusprechen. Der derzeitige Standort bringe einfach Probleme mit sich. Vor allem der erforderliche Anreiseweg gestalte sich oftmals problematisch, sagte sie. Oberbürgermeister Roland Methling erinnerte an die Tatsache, dass das Fischkombinat Rostock für einen langen Zeitraum der größte Fischfangbetrieb auf deutschem Boden war. Seit 1969 seien hier mehr als zweieinhalb tausend Tonnen Fisch angelandet worden. Ich erfuhr von ihm auch, dass der Fischverbrauch in der DDR außergewöhnlich hoch war. Bis zu zwanzig Kilo pro Kopf seien verbraucht worden, sagte er. Fisch sei damals sehr viel preiswerter gewesen. So habe es etwa Fisch für weniger als zwei Mark pro Kilo zu kaufen gegeben. Gerade Studenten hätten deshalb viel Fisch gegessen, weshalb die Küchen und Flure in den Studentenwohnheimen dann einen äußerst markanten Geruch angenommen hätten. Der Oberbürgermeister sprach da aus Erfahrung. Er habe von 1972 bis 1976 in Rostock studiert und sei wie viele andere damals ein Fan des Fischkombinates gewesen. Nach der Wende sei der volkseigene Großbetrieb dann leider entflochten und privatisiert sowie die Mehrzahl der Schiffe verkauft oder verschrottet worden, erklärte Methling. „Wie der Fischfang hier abgewickelt worden ist“ gehöre „zu den traurigen Kapiteln.“ „Die Schiffe des Fischkombinates und ihre Besatzungen trugen den Namen der Hansestadt Rostock über alle Weltmeere hinaus in die Welt und sie waren gute Botschafter für unsere Stadt“, sagte Fritz Hartung vom Arbeitskreis „Tradition Rostocker Hochseefischerei“. Außerdem erinnerte er an die herausragenden Leistungen, die die Hochseefischer unter oftmals schwersten Bedingungen erbracht hätten. Im Laufe des vierzigjährigen Bestehens des Betriebes hätten mehr als 50.000 Personen ihre Beschäftigung in diesem Produktionszweig gefunden, erklärte er. Doch die Hochseefischerei habe eine kaum mit anderen Tätigkeiten vergleichbare Verantwortung bei der Bewältigung der Gefahren im Eis der Polarmeere, bei Stürmen und Orkanen und bei der Beherrschung der komplizierten Technik an die Menschen gestellt. Zudem seien die Männer und Frauen auf den Fangschiffen oft monatelang auf See von ihren Familien getrennt gewesen und sie arbeiteten wochentags wie auch feiertags. „Das erfordert Menschen besonderer Art, die geprägt sind durch höchste persönliche Einsatzbereitschaft, Standhaftigkeit, Mut, Hilfsbereitschaft, Solidarität und Kameradschaft“, so Hartung. Der Arbeitskreis „Tradition Rostocker Hochseefischerei“ will diese Menschen und ihre Leistungen nicht in Vergessenheit geraten lassen. Die Ausstellung „Rostocker Hochseefischerei – 60 Jahre Fischwirtschaft in Rostock – Marienehe ist ein einmaliges Zeugnis dieses Bemühens. Nachdem der Shantychor im Lied „Rolling home“ die Erinnerung an die nach monatelanger Reise empfundene Freude der Hochseefischer auf ihre Heimat noch einmal heraufbeschworen hatte, galt die Ausstellung als eröffnet. Ich begab mich in einen der ehemaligen Frachträume des Traditionsschiffes und nahm die Exponate zur Geschichte des Fischkombinates Rostock in Augenschein. Modelle von Fischereischiffen, die Arbeitsbekleidung der Hochseefischer, Netzmodelle und technische Geräte sind da zu sehen. Darüber hinaus geben Schautafeln Aufschluss über das Leben an Bord eines Fangschiffes, die Gründung des Fischkombinates, die Fischverarbeitung an Land und vieles mehr. Auch ein Filmbeitrag über die Hochseefischerei in der DDR wird gezeigt. Ich entdeckte etwa das Modell eines Garnelentrawlers mit Ausleger –Technologie und zwei Schleppnetzen, aber auch Geräteträger für die Unterwasserbeobachtung. Ein freundlicher Herr erklärte mir, dass damit das Verhalten der Fischschwärme beobachtet worden wäre. Doch auch die Kunst kommt hier nicht zu kurz. So sind Kleinplastiken des ostdeutschen Bildhauers Wolfgang Eckardt ausgestellt. Dieser besaß ab 1961 ein Atelier im Fischkombinat und fühlte sich sehr mit diesem verbunden. Auf diese Weise wurden die Seefahrt und die Fischerei zu Hauptthemen seines künstlerischen Schaffens. In der Ausstellung kann auch das von ihm geschaffene Portrait des „Kapitän Heinz Adler“ betrachtet werden. Wer schon immer einmal mehr über die Hochseefischerei wissen wollte und obendrein ein reges Interesse für die Geschichte der DDR besitzt, sollte sich diese Ausstellung auf keinen Fall entgehen lassen. Leider ist sie nur für zwei Monate zu sehen. Danach wird sie in der Form nicht mehr existieren. Bis zum 4. Juli jedoch kann sie im Traditionsschiff auf dem IGA-Gelände noch besucht werden. Am 28. April, 19. Mai, 24. Juni und 1. Juli werden darüber hinaus jeweils um 16 Uhr Vorträge stattfinden. Am 4. Juli um 14 Uhr lädt das Museum zu einem Gesprächsnachmittag mit ehemaligen Hochseefischern ein.
24. April 2010 | Weiterlesen
Rechenzentrum der Uni Rostock - Richtfest
Gestern wurde im Rohbau des künftigen Instituts für Informatik auf dem Südstadt-Campus der Universität Rostock die Richtkrone aufgezogen. Im Institut werden sich nach Fertigstellung das Rechenzentrum sowie ein Audiovisuelles Medienzentrum befinden. Bauminister Volker Schlotmann freute sich über die, trotz des harten vergangenen Winters, erbrachte Leistung und sagte: „Hier werden Studien- und Arbeitsplätze der ersten Kategorie gewährleistet. Auch darauf können wir in Rostock stolz sein.“ Er führte weiterhin aus: „Ich glaube, mit diesem Institutsneubau wird ein weiteres überzeugendes Projekt im größten Entwicklungsgebiet der Universität in Angriff genommen.“ Die Gesamtbaukosten betragen ca. 21,3 Millionen Euro. Im Juni 2009 erfolgte die Grundsteinlegung. Inzwischen ist der Rohbau des viergeschossigen Gebäudes fast vollständig fertiggestellt. Im Dezember erfolgte die Dacheindeckung und man begann mit dem Einbau der Fensterelemente. Hohlräume für die Installation der Daten- und Elektrokabel sind verfertigt und erste Trockenbauwände bereits errichtet worden. Die Verglasung des Atriums wurde ebenfalls montiert. Schon im Sommer dieses Jahres soll mit der Errichtung der Unterkonstruktion für die Fassadenplatten begonnen werden. Ende Juni wird das Gerüst an der Südseite abmontiert. Der Umzug der Arbeitsplätze aus dem alten Informatikgebäude in den Neubau soll noch in diesem Jahr stattfinden. Im März 2011 wird das Bauvorhaben vollständig abgeschlossen sein. Dann werden auf einer Hauptnutzfläche von 4.201 m² Studien- und Arbeitsplätze für etwa 650 Studenten und Mitarbeiter der Universität geboten. Das Rechenzentrum stellt einen zentralen Punkt für die Kommunikationsstruktur aller universitären Standorte in Rostock dar. Hier sollen alle Daten von Forschung, Lehre und Verwaltung gesichert werden. Die hierfür notwendige hochgradige technische Ausrüstung des Gebäudes erfordert die Berücksichtigung alternativer Energiekonzepte. So können laufende Betriebskosten gesenkt werden. Der „Einsatz thermoaktiver Decken oder auch die Nutzung der Abwärme aus den Räumen mit hohen Wärmelasten“, erfreue ihn ganz besonders, erklärte Schlotmann. Der Neubau des Instituts für Informatik ist allerdings nur ein erster Schritt innerhalb einer ganzen Reihe von Baumaßnahmen auf dem Campus in der Südstadt. Derzeit befindet sich ein Entwurf für den Neubau der Physik in Arbeit. Forschungs- sowie Hörsaalgebäude und der Neubau für das Department Licht, Leben und Materie, eine 2007 gegründete interdisziplinäre Fakultät, sind ebenfalls Teil dieser Planungen. Seit dem Juli 2009 wird zudem das Gebäude des Fachbereichs Elektrotechnik saniert. [ad] Der Rektor der Universität Rostock, Prof. Wolfgang Schareck, erklärte, dass er den Bau des neuen Rechenzentrums als Meilenstein für die Entwicklung der Universität verstehe. „Zukunft kann man bauen“, sagte er. Djamshid Tavangarian, Leiter des Lehrstuhls für Rechenarchitektur, erklärte, dass er sich jetzt schon vorstellen könne, wie schön das Gebäude einmal aussehen werde und wie gut seine Kolleginnen und Kollegen hier arbeiten werden können. Nachdem dann auch der Richtspruch gesprochen worden war, galt es den vielen Worten Taten folgen zu lassen. Nach „alter Sitte“ wurde ein Glas geworfen und es zerbrach. Dann wurde die Richtkrone emporgezogen und die letzten Nägel eingeschlagen. Schließlich gab es einen feinen Festschmaus. Bis zur Fertigstellung des Gebäudes gibt es noch viel zu tun. Doch „es ist vollbracht, der Rohbau steht und auf ihm“ schon „der Richtkranz weht. Prost!“ Der Polier der Baustelle hätte es nicht treffender ausdrücken können: „gemeinsam mit aller Kraft wird es auch gelingen, das Werk zu Ende zu bringen“, sagte er.
22. April 2010 | Weiterlesen
Ideenwettbewerb Forschungsraum Rostock 2010
Der diesjährige Ideenwettbewerb des Forschungsraums Rostock geht in die heiße Phase. Wer seine Idee noch nicht eingereicht hat, muss sich sputen, bereits am 30. April ist Stichtag. Aus diesem Anlass lud die Universität Rostock heute alle Interessenten zu einer Informationsveranstaltung ein. „Die Universität von heute vermittle nicht nur Wissen“, so Pressesprecher Ulrich Vetter. „Sie müsse jungen Leuten auch den Weg ins Leben ebnen.“ Neben Beamtenlaufbahn oder akademischer Karriere könne dies auch eine Unternehmensgründung sein. Für Universitäten sei dies ein ziemlich neues Feld, wobei Rostock im Vergleich eine gute Figur mache. Was die Gründerfreundlichkeit betrifft, ist Rostock unter den ersten zehn Universitäten Deutschlands. „Wir sind da schon sehr weit. Wir sind aber noch nicht da, wo wir eigentlich hinwollen.“ Das Ziel sei es, noch viel mehr Studenten die Chance zu geben, nach dem Studium in ein unternehmerisches Leben zu starten – daher auch dieser Wettbewerb. Rektor Schareck war heute leider verhindert. Umso wichtiger war dem frisch gewählten Studentischen Prorektor Heiko Marski seine Teilnahme, da ihm dieser Wettbewerb ebenso wie Prof. Schareck besonders am Herzen liege. Speziell die sozialen Aspekte hob Marski hervor. „Ihr braucht nicht unbedingt die Idee, mit der Ihr Millionen verdienen könnt.“ Einen Verein, eine Hilfsorganisation oder irgendwas im sozialen Bereich zu gründen, etwas wovon man leben kann, ohne auf Gewinn aus zu sein – auch das werde durch das Gründerbüro tatkräftig unterstützt. „Wichtig sind Eure Ideen“, so Marski, das Handwerkszeug werde vom Gründerbüro vermittelt. Ihr habt Lust unternehmerisch tätig zu werden, aber keine eigene Idee? Auch hier kann das Gründerbüro helfen. Es gibt Ideen von außen, die nur darauf warten, umgesetzt zu werden. Ein solches Beispiel wäre das „Talent Exchange“ – eine Art Tauschkreis für die vielfältigen Talente von Studenten. Ein großer Gewinn sei da nicht zu erwarten, dennoch müsse es unternehmerisch geplant werden und könne sich durchaus tragen. Wenn sich ein Team findet, das dieses Projekt übernehmen möchte, wäre Marski sofort bereit, die Schirmherrschaft zu übernehmen. Eine Mentorin, die mit viel Einsatz hinter dem Projekt stehe, sei ebenfalls vorhanden – also, Freiwillige vor, meldet Euch im Gründerbüro! „Habt Ideen, werdet kreativ, reicht sie ein“, so Marski. Es gäbe nichts zu verlieren, man könne jedoch viel gewinnen, insbesondere an Erfahrung und Persönlichkeitsentwicklung – also nicht nur die Preisgelder. Wie läuft der Wettbewerb ab, was muss man beachten, welche Unterstützung gibt es? Antwort auf diese Fragen gab René Portwich vom Gründerbüro der Universität. Was gesucht wird? „Ideen. Das können ganz banale Ideen sein“, so Portwich, wie der kostenlose Uni-Block für jeden Studenten aus dem letzten Jahr. Ideen aus dem sozialen Bereich seien möglich, ebenso wie aus dem unternehmerischen Bereich, aber auch Forschungsideen aus Bereichen, in denen man arbeitet. Für die Anmeldung sei nicht viel notwendig, eine kurze Bezeichnung und drei Sätze zur Idee reichen vollkommen aus. Einfach die Anmeldekarte ausfüllen und einstecken. Online ist dies natürlich ebenfalls möglich. Anschließend gibt es zwei Monate Zeit, um die Idee zu verfeinern, eine Ideenskizze einzureichen und sich Mentoren aus Wirtschaft und Wissenschaft zu suchen. Das Gründerbüro bietet dabei vielfältige Unterstützung – von Seminaren, über Hilfe zur Ausarbeitung der Ideenskizze bis hin zur Mentorensuche. In den beiden Kategorien „Forscher“ und „Studierende“ werden insgesamt Preisgelder von 36.000 Euro ausgelobt. Vor allem aber gibt es Unterstützung bei der praktischen Umsetzung der Idee – sei es durch die Teilnahme am VentureCup oder Gründerstipendien. Zwei Beispiele aus den vergangenen Ideenwettbewerben sollten auch die letzten Zweifler überzeugen. Thomas Lipka und Nick Oherich gewannen 2006 den ersten Preis in der Kategorie „Forscher“. Ihre Idee? Federleichte Federn zu bauen – Leichtbaufedern aus faserverstärkten Kunststoffen. Aufgrund des Materials seien ihre Federn schon teurer als klassische aus Metall, dafür hätten sie aber eine hohe Ermüdungsfestigkeit und vor allem große Gewichtsvorteile. Nebenbei bieten die beiden Dienstleistungen im Ingenieurbereich an, allein schon „um die Liquidität zu sichern“, so Thomas Lipka. „So ein Werdegang hat immer Höhen und Tiefen. Wir haben es gelernt, auch mal ein Quartal ohne Einnahmen über die Runden kommen zu müssen.“ Inzwischen sei die Nachfrage aber da und es lohnt sich. „Unsere Branche und unsere Selbstständigkeit sind für uns schon das Ideale“, ist sich Thomas Lipka sicher. Michael Florus und Lars Kersten – so um die 3.000 Rostocker Studenten dürften ihre Idee Tag für Tag in den Händen halten – den kostenlosen Uni-Block meine ich. Die Idee eines werbefinanzierten Semesterblocks für Studenten brachte ihnen im letzten Jahr den 2. Platz in der Kategorie „Studierende“ des Ideenwettbewerbs ein. Ein gutes Beispiel dafür, dass es keineswegs nur bei der Idee bleiben muss. Sind die ersten 3.000 Blöcke doch gerade weggegangen wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln. Der Ideenwettbewerb habe den beiden wirklich weitergeholfen, weil „dadurch letztendlich Ernsthaftigkeit in das ganze Unternehmen hineingekommen ist.“ Ein Tipp für alle Interessenten? „Seid überzeugt von Eurer Idee“, bringt Lars es auf den Punkt, „nur dann könnt Ihr auch andere überzeugen.“ Auch wenn Lars und Michael noch nicht groß von Unternehmen sprechen wollen, sind sie doch auf einem guten Weg. Im Herbst soll die Auflage in Rostock bereits bei 15.500 Exemplaren liegen. Zudem konnten für das Wintersemester 2010 die Goethe-Universität Frankfurt am Main sowie die Uni Leipzig als Partner gewonnen werden. Zwölf weitere Universitäten haben für 2011 ihr Interesse bekundet. „Die Hauptherausforderung ist es, die Werbepartner zu finden“, so Michael, „mit den Werbepartnern steht und fällt das Ganze.“ Da kann man den beiden nur viel Erfolg und vor allem ganz viele zahlungskräftige Werbepartner wünschen!
21. April 2010 | Weiterlesen
Timo Parvela: „Ella in der Schule“
Ich wusste gleich, dass ich wieder einen Augenblick zu früh dran war, als ich heute Morgen das Peter-Weiss-Haus in der Doberaner Straße betrat. Da war erst einmal Niemand auf dem langen Flur zu sehen. Doch Licht brannte. Ich schlich also gemächlich die Treppe hinauf und schaute mich um. In einem Glaskasten entdeckte ich zwei „Ella“-Bücher von Timo Parvela, dem ich heute begegnen sollte. Kurz darauf lernte ich die überaus nette Praktikantin des Literaturhauses kennen. Sie schenkte mir unversehens einen Bonbon und freute sich sehr über mein Interesse. Dann zeigte sie mir, wo die Lesung stattfinden würde. Im sogenannten Möckelsaal nämlich. Der heißt so, weil ein gewisser Gotthilf Möckel um 1890 für die Innengestaltung des Saales verantwortlich war, erfahre ich im Zuge meiner späteren Recherchen. Der Saal ist doppelgeschossig und besitzt eine hölzerne Deckenkonstruktion. Ich schaute mich noch ein wenig um und da kam dann auch schon die erste Schulklasse. Timo Parvela und die Übersetzerin Elina Kritzokat waren inzwischen ebenfalls eingetroffen und so konnte die Lesung beginnen. Der finnische Kinderbuchautor sagte: „Guten Morgen“ und begann etwas auf Finnisch aus seinem Buch vorzulesen. Dann fragte er: „Habt ihr das verstanden?“ und die Kinder antworteten: „Nein!“. Er las dann noch einmal lauter und langsamer vor. Aber niemand verstand ihn, was sogleich für heitere Stimmung unter der jungen Hörerschaft sorgte. Sodann kam die Übersetzerin Elina Kritzokat zu Wort. Sie stellte sich vor und begann Parvelas Worte zu übersetzen. Zunächst erklärte der Autor, warum es in seinen Büchern immer um die Schule gehe. Er hätte, als er mit dem Schreiben begann, den Tipp erhalten, dass man am besten über etwas schreiben könne, was man sehr gut kenne. Ja, und er kenne nun einmal die Schule sehr, sehr gut. Das sei so, weil er selbst einmal Lehrer war. Auch seine Eltern, seine Frau und selbst deren Eltern seien Lehrer gewesen. Sogar alle Freunde und Bekannte des Schriftstellers übten diesen Beruf aus, sagte er. Aaaahhh, da wurde so Einigen etwas klar und wieder hatte Timo allen Kindern ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. Diese hatten es sich übrigens nicht nur auf den Stühlen im Saal bequem gemacht. Die am Boden liegenden superbequemen Matratzen eigneten sich ebenso vorzüglich für eine flauschige Lauschstunde. Elina Kritzokat las nun aus dem ersten auf Deutsch erschienenen Ella-Buch „Ella in der Schule“ vor. Ich hörte die Geschichte über einen Ausflug von Ellas Klasse ins Schwimmbad. Wie Mika seine Badehose dort verlor und der Lehrer samt seinen Kleidern ins Becken sprang und auf einer Seife ausrutschte. Auch die Geschichte einer rätselhaften Verschwörung wurde vorgetragen. Die Schüler entdeckten geheimnisvolle Briefe auf dem Arbeitstisch des Lehrers und mutmaßten daraufhin, dass es sich dabei eigentlich nur um einen Erpresserbrief handeln könne. Sie klebten sich deshalb, der Tarnung wegen, falsche Bärte an und begannen das vermeintliche Opfer zu beschatten. Schließlich wurde ein geheimnisvoller Koffer entdeckt, in dem die Kinder ein Lösegeld vermuteten. Sie tauschten ihn deshalb gegen einen Koffer mit Micky-Maus-Heften aus und folgten ihrem Lehrer weiter auf Schritt und Tritt. Was dann geschah? Ich kann doch hier nicht alles verraten, oder? Auch Elina Kritzokat erfreute die Kinder sehr. Ab und an musste sie die Lesung selbst vor Lachen unterbrechen. Ein wirklich amüsanter Morgen war das. Alle hatten unheimlich viel Spaß. Anschließend erzählte Timo, wie wichtig ihm der Humor in seinen Geschichten sei. Mit Humor könne man eben zu Menschen im verschiedensten Alter sprechen, sagte er. Er hätte es auch sehr schön gefunden, dass die Kinder hier in Rostock an denselben Stellen, wie die Kinder in Finnland gelacht hätten. Da habe sich gezeigt, dass der Humor die Menschen aus Finnland und Deutschland miteinander verbunden habe, obwohl ein großes Meer sie ja eigentlich voneinander trenne. In Finnland sind bereits 14 Ella-Bücher erschienen. In diesem Jahr wird das fünfzehnte veröffentlicht. Ins Deutsche sind bisher drei Bücher übersetzt worden. Gerade letzte Woche wurde in Finnland sogar ein Musical über „Ella“ uraufgeführt. Selbst ein Kinofilm werde gerade gedreht, erzählte Parvela. Dann wies er noch auf einen wichtigen Aspekt der Ella-Geschichten hin. Darin gehe es stets um die Erlebnisse einer bestimmten Gruppe von Kindern. Sie blieben immer zusammen, seien Freunde und unterstützten einander. Freunde seien im Leben sehr wichtig. Sie würden einem helfen, wenn man etwas nicht allein schaffe, sagte er. Diese Erfahrung sei gerade in unserer Zeit von großer Bedeutung. In einer Zeit, in der in Sendungen wie „Big Brother“, „Germanys next Topmodel“ oder „Deutschland sucht den Superstar“ vorgelebt werde, dass Menschen, die bestimmten Anforderungen nicht genügten, einfach abgeschoben werden. Im Anschluss an die Lesung durften alle Kinder noch Fragen an den Schriftsteller richten. Wie es so in Finnland sei, fragte ein Junge. Im Moment gäbe es dort noch kein einziges grünes Blatt. Denn der Frühling zeige sich in Finnland erst einen Monat später als in Deutschland, antwortete Timo Parvela. Wie lange er an einem Buch schreibe, lautetet die zweite Frage. Etwa drei Monate, erfuhren die Schüler. Ob ihm Rostock gefalle? Ja, sagte er. Vor allem die schönen Häuser am Neuen Markt und dass Rostock am Meer liegt, fände er toll. Könne er nicht auch ein Ella-Buch über Rostock schreiben? Mal sehen, vielleicht, ließ Parvela verlauten. Der Fragen-Ansturm nahm kein Ende und gerne wären die Kleinen wohl noch eine Weile dageblieben, doch die Lehrerin mahnte nun zum Aufbruch. Zur Freude der Klasse gab es für jeden noch ein Autogramm vom Schriftsteller. Schließlich wünschte er allen Kindern einen lustigen Frühling und einen netten Spaziergang zurück in die Schule. Darüber hinaus wünschte er ihnen, dass sie in diesem Jahr schöne Geschichten zum Lesen für sich fänden.
21. April 2010 | Weiterlesen
Logbuch Hanse Sail Rostock
„Wir könnten ein Buch schreiben über die Hanse Sail, ohne dass der Begriff Segelschiff auftaucht“, so Roland Methling. Könnten, Konjunktiv. Das Buch ist da und wurde gestern vorgestellt. Aber keine Sorge, Segelschiffe tauchen darin auf, reichlich sogar – in Wort und Bild. Dennoch geht es keineswegs nur um Schiffe und Segel. Etwas, das dieses Buch anders und besonders macht und wohl ein Grund, warum es Logbuch heißt, „Logbuch Hanse Sail Rostock“. Florian Rieger (Filialleiter, Weiland) und Eva Maria Buchholz (Verlagsleiterin, Hinstorff) hatten gestern zur Buchvorstellung geladen und das Who is Who der Hanse Sail Rostock kam. Oberbürgermeister Roland Methling, selbst viele Jahre für die Organisation der Sail zuständig, durfte da natürlich nicht fehlen. „Wenn ich hier in die Runde gucke, müsste ich eigentlich fast alle namentlich begrüßen“, so das Stadtoberhaupt. Die bedeutendste Bürgerbewegung Rostocks der letzten zwei Jahrzehnte sei die Hanse Sail. „Ein Geschenk, ein Glücksfall für die Hansestadt“, betonte er. „Das Buch ist eine Hommage an die Hansestadt Rostock als Ganzes, denn es ist eine Veranstaltung der Hansestadt Rostock“. Horst Marx, Moderator des Abends, hatte gestern seinen Lesetag, wie er uns verriet. Auf zwei Impulse hätte er beim Schmökern gewartet – ‚nein, so ist es nicht gewesen‘ und ‚ja, so war es‘ – nur der zweite Impuls schlug an. „Das Buch ist frisch und geradezu erfrischend geschrieben“. Doch erst einmal zu den beiden Autoren. Beide sind sie in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Hanse Sail Büros tätig. Klaus-Dieter Block als Urgestein, Annika Schulze ist 2008 dazu gestoßen. Zwei verschiedene Generationen mit zwei ganz verschiedenen Blickwinkeln sind dem Inhalt scheinbar gut bekommen. Wie man sich schon nach so kurzer Zeit auf ein Buch einlässt, wollte Horst Marx von der Autorin wissen. „Das ist Wahnsinn”, habe sie gedacht, als Klaus sie im September fragte. Gab es bis dahin doch nicht viel mehr als die Idee und das Konzept. „Ich wusste, das ist nicht viel Zeit, wollte es aber trotzdem unbedingt machen.“ Gelockt habe Annika vor allem die Chance, sich richtig in die Thematik einzuarbeiten. „Na ja, da kommen so ein paar Schiffe, das kriegst Du schon hin, das kann so schwer nicht sein“, habe sie anfangs gedacht, als sie bei der Hanse Sail anfing. Dass es viel mehr ist, habe sie dann schnell festgestellt. Aber auch, dass es noch kein Buch gibt, das hinter die Kulissen schaut. Alle bisherigen Bücher stellen „nur das da, was auch die Besucher erleben können.“ Somit bot sich die Chance für etwas ganz Neues. Klaus Dieter Block, Wirtschaftswissenschaftler, promoviert und habilitiert war ab 1997 viele Jahre als Stellvertreter von Roland Methling im Hanse Sail Büro tätig. „Ich hab’ ja schon viele verrückte Dinge in meinem Leben gemacht, aber dies war das größte Abenteuer“, bekennt er. Wie er zur Hanse Sail kam? Er komme aus dem Binnenland, aus Köthen, woher ja bekanntermaßen die meisten und besten Seeleute kommen. Was liegt da für einen Süßwassermatrosen in spe näher als der Schritt zur Hanse Sail? Vor allem bei seinem Motto: „Wer aus Köthen kommt, findet es überall auf der Welt schön.“ Er sei einfach fasziniert gewesen von der Veranstaltung, vor allem aber auch von den Möglichkeiten, die sich hier boten. Jetzt, zur 20. Sail, wäre die Zeit einfach reif gewesen für solch ein Buch. „Für mich ist es eine Zwischenbilanz nach 13 Jahren“, so Block, „für mich wohl eine Art Einstieg“, ergänzt Annika. „Wir haben schon den Bogen geschlagen von 1990 bis heute“, beschreibt Klaus-Dieter Block das Konzept. Es werde zwar nicht jedes Jahr beleuchtet, dafür gibt es aber eine kleine Chronik mit allen Höhepunkten und Premieren. Besonders gern erinnere er sich an 1997, an die Ankunft der „Khersones“ nach ihrer Kap-Horn-Umsegelung: „Ein Wahnsinnsereignis! Das ist schon was für Jungs und Mädchen, die früher Abenteuerromane gelesen haben. Hier bei der Hanse Sail kann man es wirklich erleben.“ Acht Kapitel, 144 Seiten, abgesprochen mit Verlag und Lektor – wie schwer fällt es da, sich selbst zu beschränken, sich von Themen zu verabschieden?„Am schwersten war der Anfang, etwas auszusuchen, was wirklich interessant ist“, erläutert Annika. Man wollte ja „alles abdecken – von lustigen Anekdoten bis hin zu kritischen Punkten.“ „Da war viel im Topf, was wir am liebsten in einen tausendseitigen Band gepackt hätten.“ Im Endeffekt sei es jedoch erstaunlich einfach gewesen, die interessantesten Teile auszuwählen. Dazu gehörte natürlich auch die Auswahl der Bilder. Und in diesem Zusammenhang durfte der Name Lutz Zimmermann nicht fehlen. Seit vielen Jahren Haus- und Hoffotograf der Sail, lieferte er einen Großteil der Bilder für das Buch. „Ich freue mich wirklich immer auf dieses Event“, so Zimmermann, „weil ich das Meer einfach liebe.“ Wie es sei, den Chef der Hanse Sail für vier Tage im Jahr zum Chef zu haben? „Das ist angenehm, ich sehe ihn meistens gar nicht. Er hat seinen Stress und ich meinen.“ Selbst Horst Marx konnte von dem Buch noch überrascht werden. Aufgrund seiner Mitarbeit im Pressebüro meinte er, einen Gutteil der Bilder zu kennen, aber „da sind Bilder bei, die ich nie gesehen hatte, großartige Bilder!“ Hat man den Chef der Hanse Sail im Publikum, sei natürlich die Frage gestattet, worauf wir uns in diesem Jahr, zur 20. Sail, freuen dürfen. „Wir können noch keine Million Besucher verkünden“, so Holger Bellgardt, auch wenn das schon oft vor der Sail gefragt würde. Highlights seien aber wieder die „Sedov“ und die „Kruzenshtern“ – die beiden größten Windjammer der Welt, die mit größter Selbstverständlichkeit nach Rostock kommen. Ebenso aber auch das polnische Vollschiff „Dar Mloziezy“, das 2007 zum ersten Mal bei der Sail zu Gast war. Die „Golden Lion“, ein neu gebauter 70-Meter-Schoner der Holländer, sei interessant und der 1912 erbaute 2-Mast-Schoner „Moya Metcha“, der in diesem Jahr zum ersten Mal aus Sankt Petersburg nach Rostock kommt. Was sich in dem Buch nun so alles finden lässt? Ein wenig ist das „Logbuch Hanse Sail Rostock“ wie der gestrige Abend – locker, lustig und bunt gemischt. Ein Rückblick, ein Ausblick und ein Blick hinter die Kulissen oder unters Deck, um es maritim auszudrücken. Meer, Schiffe und Crews, dazu viele Informationen zur Entstehung und Entwicklung der Sail. Dokumente, tolle Bilder natürlich und als Abschluss eine kleine Chronik sowie ein Blick ins maritime Gästebuch der Stadt. Genau das Richtige, um an den ungemütlichen Apriltagen darin zu schmökern und sich jetzt schon auf die 20. Auflage der Hanse Sail im August einzustimmen.
20. April 2010 | Weiterlesen
Restaurierter John-Brinckman-Brunnen übergeben
Heute fand in Brinckmansdorf die offizielle Übergabe des restaurierten Brinckman-Brunnens statt. Im Sommer 2009 wurden bauliche Mängel festgestellt und der Restaurator Wolfram Vormelker mit der Wiederherstellung des Brunnens beauftragt. Der Brunnen befindet sich im Stadtteil Brinckmansdorf an der Tessiner Straße. Doch dies ist bereits sein dritter Standort. Ursprünglich stand er auf dem Vögenteichplatz, 1935 wurde er umgesetzt, 1969 abgebaut und 1974 am Weißen Kreuz wieder aufgebaut. Paul Wallat, Bildhauer und Maler, hatte den Brunnen 1914 fertiggestellt. Die Mosaiken bringen Szenen aus dem literarischen Werk des niederdeutschen Dichters John Brinckman zur Darstellung. Der in Rostock geborene Schriftsteller schrieb seit 1854 niederdeutsche Gedichte und Erzählungen. Sein wohl bekanntestes Werk ist „Kasper Ohm un ick“, das Erinnerungen aus Brinckmans Kindheit aufgreift. Erschienen waren zu diesem Termin Norbert Wendt (Jahresköste der Rostocker Kaufmannschaft), Reinhard Wolfgramm (RGS), Dr. Liane Melzer (Kultursenatorin), Prof. Dr. Ingo Richter (Hanseatische Bürgerstiftung), Wolfram Vormelker (Restaurator) und Christian Plothe (Glasgestalter). Dr. Liane Melzer nutzte diese Gelegenheit, um der Jahresköste der Kaufmannschaft in Rostock für ihre Spende von 6.000 € zur Sanierung der Mosaiken und Reliefs des Brunnens zu danken. Wolfram Vormelker gab dann Auskunft über die von ihm durchgeführten Maßnahmen. So wäre der gesamte Brunnen von der Vermoosung und dem Befall mit Algen und Flechten befreit worden. Überdies habe man die Mosaiken, an denen sich bereits Steinchen gelöst hatten, gereinigt und einzelne Steinchen neu befestigt. Er erklärte auch, dass der Brunnen unsachgemäß an diesem Standort wiedererrichtet worden sei. Mängel, die auf diesen Umstand zurückzuführen sind, seien ebenfalls behoben worden. Im Juli 2009 wurde das Bronzerelief, welches ursprünglich am Brunnen befestigt war, gestohlen. Der Restaurator zeigte eine Abbildung des immer noch vermissten Stückes. In wessen Besitz es sich nun befindet und ob es sich jemals wieder anfinden wird, bleibt vorerst ungewiss. Im Zuge der Restaurierungsarbeiten fand sogar eine Suchaktion in dem Gebiet rund um den Brunnen statt – leider vergeblich. Prof. Dr. Ingo Richter „vertellte“ dann noch eine kleine Geschichte „up platt“ aus dem Werk „Kasper Ohm un ick“ von John Brinckman. Diese verstanden allerdings nicht alle Anwesenden – Platt snacken un verstahn kommt halt leider doch mehr und mehr aus der Mode. Nebenbei bemerkt floss heute seit langem das erste Mal wieder Wasser durch den Brunnen. Zuvor waren schon der „Brunnen der Lebensfreude“ und der „Möwenbrunnen“ wieder zum Sprudeln gebracht worden. Das ist ein weiteres Zeichen auf dem Weg in den Sommer, denke ich. Ganz bald schon wird das kühlende Wasser dieser spritzigen Bauwerke wieder für Erfrischungen sorgen und nicht nur die Kinder mit seinem Geplätscher erfreuen.
20. April 2010 | Weiterlesen
„Weitergeh’n“ - „Karat“ zu Gast in Rostock
„Na, was ist denn hier los?“, habe ich gedacht, als ich heute das Foyer des KTC betrat. Da hatte sich eine lange Menschenkette gebildet. Und die wurde immer länger und länger. Was ging hier vor sich? Hatte ich wieder einmal etwas verpasst? Gab es da etwas Besonderes im Angebot? Dazu hörte ich plötzlich eine Musik, die mir irgendwie bekannt vorkam. Das musste ich doch einmal aus der Nähe betrachten! So fuhr ich eine der vielen Rolltreppen hinab und hörte: „Es wird weitergeh’n. Schau nicht mehr zurück, einfach weitergeh’n, jeden Tag ein kleines Stück.“ Es war das Lied „Weitergeh’n“ von Karat, wie ich bald erfuhr. Ein Stück vom gleichnamigen neuen Album der 1975 in der DDR gegründeten Band. Ach, und wer hätte es gedacht? Die Jungs waren sogar selbst vor Ort und signierten ihr gerade erschienenes Werk. „Mannomann, wär‘ doch meine Mama jetzt hier“, dachte ich. Sie liebt die Lieder der fünf Ostrocker und ich bin deshalb auch ein wenig mit diesen aufgewachsen. Seit 2005 ist Claudius Dreilich Sänger der Combo. Sein Vater, der unvergessene Herbert Dreilich, Karat-Gründungsmitglied und Stimme von Karat, war am 12. Dezember 2004 gestorben. Wie schön doch, dass der Sohn in die Fußstapfen seines Vaters schlüpfte und dessen Erbe nun weiterführt, oder? Jetzt mischte ich mich „unters Volk“. Waren das alles eingefleischte Fans, die sich hier versammelt hatten und auf ein Autogramm warteten? Andreas Kowalski aus Groß-Klein verriet mir sofort seine Lieblingslieder von Karat. Das wären „Schwanenkönig“, „Über sieben Brücken“ und „Der blaue Planet“, wie er sagte. Er sei in Leipzig geboren, doch in Rostock aufgewachsen, erfuhr ich dann. Auch er war der Meinung, dass Herbert Dreilichs Sohn dieselbe Stimme wie sein Vater habe. Siegrid Sander aus Rostock und Conny Klapper aus Wismar waren schon zu DDR-Zeiten Fans von Karat. Die Musiker seien „Menschen, mit denen kann man sich ganz normal unterhalten. Die sind wie du und ich“, meinten sie. Ich wusste gleich, das sind waschechte Fans! Denn gerade letzte Woche, sagten sie, seien sie in Erfurt bei einem Konzert von Karat gewesen. Claudius ähnle seinem Vater von der Stimme und vom Aussehen her immer mehr, so Siegrid. Heidi Steinhage aus Heidberg kannte die Band auch schon lange. In Ribnitz-Damgarten habe sie Karat dann im letzten Sommer live erlebt. Vor allem war sie heute gekommen, um ihrem Freund und ihrer Tochter mit der signierten neuen CD eine Freude zu bereiten. Ihr Freund habe alle alten CDs von Karat und sei ein sehr großer Fan – „da freut sich mein Freund bestimmt ganz doll“. Ich erfuhr dann noch, dass ihre Tochter zwar vierundzwanzig Jahre jünger, aber dennoch ebenfalls sehr begeistert von der ostdeutschen Band sei. Ich hatte mir nun vorgenommen, die alten Lieder noch einmal zu Hause „aufzulegen“. Und in das neue Album „Weitergeh’n“ muss ich auch unbedingt noch einmal rein hören. Ab sofort ist es überall dort erhältlich, wo es Musik auf kleinen runden Scheiben zu kaufen gibt. Noch ein Tipp für alle Fans: Am 5. Mai sind Karat bei Thalia zu Gast und stellen dort in einer Lesung ihr gleichnamiges Buch vor.
19. April 2010 | Weiterlesen
Finnisches Literaturfestival KAKSINKERTAINEN
Vor dem Fernseher sitzen und den ersten Polizeiruf aus Rostock schauen? Oder ab ins Literaturhaus zur Eröffnung des Finnisches Literaturfestivals KAKSINKERTAINEN? Keine sonderlich schwere Entscheidung – wo ich gelandet bin, seht Ihr ja. Das Haus war gut gefüllt. Die Aussicht auf eine literarisch-musikalische Finnland-Nacht hatte scheinbar nicht nur mich angelockt. Kein Wunder, versprach doch allein M. A. Numminen einen mehr als unterhaltsamen Abend. Initiiert vom Netzwerk der Literaturhäuser und dem finnischen Partner FILI (Finnish Literature Exchange) wurden finnische Autoren zu einer Rundreise eingeladen. Elf Häuser in Deutschland, Österreich und der Schweiz bilden die Stationen. Zur Einleitung gab es einen kleinen Film von Maria Antas (FILI), der viel Wissenswertes über die Literaturlandschaft in Finnland vermittelte. Beispielsweise, dass in Finnland zwei Landessprachen (finnisch und schwedisch) gelten und es deshalb alles doppelt gibt. Für die gerade mal fünf Millionen Einwohner werden jedes Jahr etwa fünftausend neue Bücher in beiden Sprachen veröffentlicht. Sprache und Literatur seien extrem wichtig, da Finnland weder durch militärische Siege noch durch wirtschaftliche Potenz entstanden sei, sondern einzig durch Kultur. Das Kalevala gilt als Nationalepos und sei das wichtigste Buch für das finnische Selbstverständnis als Kulturnation. In Versen erzähle es die Geschichte von der Entstehung Finnlands und der Welt. Die Hauptfigur ist Väinämöinen. Im Gegensatz zu anderen Nationalepen sei er Künstler und kein Krieger oder Kämpfer. Ein wenig schrill und schräg würde es immer zugehen, wenn die Finnen nach Rostock kämen, deutete Katinka Friese vom Literaturhaus Rostock in ihrer Einleitung an. Wen wundert es da, dass es die finnischen Schriftsteller sogar bis ins Weltall geschafft haben? Frans Eemil Sillanpää – kaum einer würde den einzigen finnischen Literaturnobelpreisträger heute noch kennen. Unsterblich sei er trotzdem, wurde doch der Asteroid 1446 nach ihm benannt. Das Lieblingsbuch der Finnen stamme aber von Mika Waltari. Sein Welterfolg „Sinuhe der Ägypter“ wurde in den Fünfzigern sogar in Hollywood verfilmt. Gewünscht habe sich der Schriftsteller, dass zu seinen Ehren nach seinem Tod ein öffentliches Pissoir errichtet werde. Bekommen hat er nur ein Denkmal, dafür aber gleich zwei Meteoriten: 4266 (Waltari) und 4512 (Sinuhe). Schon ein komisches Völkchen, diese Finnen, mit einem ganz eigenen Humor. Und noch etwas zeichne den Literaturmarkt in Finnland aus. Wie der Alkohol, seien dort auch die Bücher etwa doppelt so teuer wie in Mitteleuropa. Thema des Tages, ach was sag ich, des ganzen Wochenendes? Klar, Island. Dort wurden zwar per Volksentscheid die Entschädigungszahlungen an ausländische Gläubiger gestoppt, aber das heißt ja nun nicht, dass gar nichts mehr aus Island käme. Die isländische Vulkanasche ist derzeit in aller Munde – nicht ganz so wörtlich, versteht sich. Ein wenig geschmunzelt hätten sie schon darüber, so Katinka Friese, „dass solch ein Vulkanausbruch in einem Kausalzusammenhang steht mit Literaturvermittlung.“ Nun hätte es aber auch sie getroffen, die beiden angekündigten Autoren konnten leider nicht anreisen – die Asche ist schuld. Moderator Frank Schlösser und Antje Mortzfeldt (Übersetzerin) meisterten die Situation aber souverän. Zwei Bücher sollten heute Abend vorgestellt werden. „Das zerbrechliche Leben“ von Robert Åsbacka greift das Schiffsunglück der Estonia von 1994 auf. Das Unglück mit 850 Toten sei für Finnland auch heute noch ein Trauma, so Antje Mortzfeldt, etwa wie der 11. September für die USA. Ein zerbrechliches Leben führt der achtzigjährige Johannes Thomasson. Ihn plagen Schuldgefühle, seit er seine Frau Siri vor zwölf Jahren bei dem Schiffsunglück verlor. Was wäre wenn? Wenn er sie nicht zuvor betrogen hätte? Wenn er an jenem 28. September mit ihr auf der Fähre nach Stockholm gewesen wäre? Einsam, fast ohne Kontakt zur Außenwelt lebt er, bis er eines Tages einem Jungen hilft, der von anderen bedroht wird. Dabei verletzt er sich am Fuß und Erinnerungen steigen in ihm auf. Neue Bekanntschaften, scheinbar zufällige Begegnungen und eine Rückkehr ins Leben folgen. Ein warmherziges, aber durchaus auch humorvolles Porträt eines alten Mannes, der zurück in die Realität findet. Zeit für ein kleines musikalisches Intermezzo! „Es ist eine Überraschung für Sie und für uns auch.“ Schließlich hätten sie nicht gewusst, dass sie heute hier auch finnischen Tango präsentieren ‚müssen‘, erklärt M. A. Numminen. Aber natürlich alles kein Problem für Numminen, habe er doch immer seine Trommelbesen dabei. Glücklicherweise fand sich auch eine sehr gute Trommel im Haus – das Postleitzahlenbuch. „Klingt gut“, befand der Meister. „Der Tango kam nach Finnland am 2. November 1913 um 14 Uhr“, so Numminen. Anfangs wäre der Tango ein Tanz für die Elite gewesen, nicht fürs Volk. Während des Winterkriegs 1939/40 habe der finnische Komponist Toivo Kärkis den Tango fürs Volk adaptiert. Wie Toivo Kärkis den Tango zum finnischen Tango machte? Er nahm zwei Elemente: die russische Romanze und den deutschen Marsch. Warum? „Weil die finnischen Männer nicht so gut tanzen können. Da brauchen wir einen starken Rhythmus”, klärt Numminen uns auf. Natürlich gab es auch eine Kostprobe, wozu hätte er denn sonst das Postleitzahlenbuch benötigt! Liljankukka (Lilienblume) sei ein auch heute noch sehr populäres Stück in Finnland. Er könne es zwar auswendig singen, „aber gleichzeitig zu übersetzen, wäre zu schwer.“ Jetzt war ich aber schon ein wenig enttäuscht! Die Texte der finnischen Tangos seien immer sehr traurig, ließ uns Numminen wissen. „Wir Finnen sind sehr glücklich, wenn wir traurige Geschichten in den Liedern hören.“ Zum Abschluss gab es noch ein humoristisches Stück auf deutsch, das er 1966 schrieb. „Ich mit meiner Braut im Parlamentspark“ heißt sein wohl berühmtester Tango, der seinerzeit sogar Radioverbot bekam. Zeit für das zweite Buch des Abends. In Joel Haahtelas „Sehnsucht nach Elena“ dreht sich alles um das älteste Thema der Welt, die Liebe. Ein Alter Ego, ein anderes Ich, habe der Autor für das Buch erschaffen – 81 Jahre alt, was man übrigens erst im letzten Drittel des Buches erfahre – ob ich das jetzt verraten durfte? Interessant, wie sich ein Autor in jemanden hinein versetzt, der doppelt so alt ist, wie er selbst, so Schlösser. Eine ganz normale Liebesgeschichte? Ein alter Mann, ein einsamer Mann, er schwärmt für eine junge Frau, von der er nicht viel mehr weiß als ihren Namen – Elena. Er will ihr nahe sein, fährt ihr sogar nach. Ist es noch Leidenschaft oder schon Besessenheit? Mehr Nähe zu Elena heißt für ihn auch mehr Nähe zur eigenen Vergangenheit, einer schmerzlichen Vergangenheit. Ob er Elena je kennenlernt? Kennenlernen wäre zu viel gesagt, aber mehr wollte Antje Mortzfeldt dann auch gar nicht verraten. Es sei in jedem Fall ein lesenswertes Buch mit unerwarteten Wendungen. Ein kleines Intermezzo hatte Numminen bereits gegeben und uns den finnischen Tango erklärt. Doch wer ist eigentlich dieser M(auri) A(ntero) Numminen? Komiker, Sänger, Komponist und Autor – seit 50 Jahren steht der Allrounder auf der Bühne, ist ein Exportschlager und gilt als der wohl schrägste Vogel Finnlands. In Finnland sei er auch als das „Weiße Kaninchen“ bekannt, die Kinderschiene von Numminen. Damit hätte er eine ganze Generation geprägt. Wenig verwunderlich, dass so viel Schrilles und Schräges aus Finnland kommt. Vertont hat Numminen auch Gedichte von Heine und selbst vor Wittgensteins „Tractatus logico-philosophicus“ habe er nicht halt gemacht. Mit seinem neuesten Projekt wird er diesem Ruf gerecht. „Verliebte Philosophen“ heißt es. Vertont hat er hier die Liebesbriefe von Martin Heidegger und Hannah Arendt. Viel schreiben kann und sollte man dazu eher nicht, man muss es einfach selbst erlebt haben! Teils Originalbriefe, teils eigene Texte („Auch die eiligsten Männer haben immer Zeit für die Liebe.“) hat Numminen eindrucksvoll vertont. Ebenso beeindruckend rezitiert von Herman und Ida Wallén als Heidegger und Arendt. Und natürlich vom Meister selbst, mit dem ihm eigenen Humor und seinem ganz unverwechselbaren Akzent. Das Fazit des Abends? Prof. Lutz Hagestedt (Neuere und Neueste deutsche Literatur an der Uni Rostock) fand es großartig: „Das ist schon eindrucksvoll, ich bin begeistert.“ Trotz dieser Komik hätte man doch die unerhörte Ernsthaftigkeit des Künstlers gespürt, so Hagestedt. Das sei eine Spielart von Komik, die man hier nicht kennt oder die zumindest selten ist. Vielleicht ein bisschen die neue Frankfurter Schule – Robert Gernhardt, F. K. Waechter, Loriot vielleicht – Leute mit Klasse halt. Dem ist nichts hinzuzufügen. Abgesehen natürlich von dem Tipp, dass es morgen weiter geht mit dem Finnischen Literaturfestival. Bereits früh um 10 ist im Volkstheater schräger Märchenspaß angesagt: „Der große böse Wolf“, ein finnisches Theaterstück für Kinder ab 8 Jahren. Um 20 Uhr stellt Finnland-Experte und Übersetzer Stefan Moster dann seinen Debütroman „Die Unmöglichkeit des vierhändigen Spiels“ vor.
18. April 2010 | Weiterlesen
FiSH X, Film des Jahres 2010, Helge Brumme: „Ralf“
Was erzähle ich zuerst? So viele Eindrücke haben mich gestern und heute beschäftigt. Die bedeutendste Nachricht? Helge Brummes 2008 gedrehter Dokumentarfilm „Ralf“ ist Film des Jahres 2010 beim Festival im Stadthafen Rostock (FiSH X) geworden. Zunächst erhielt er, wie auch „fallen gelassen“ von Daniel Büttner und Max Baberg, eine Goldmedaille. Sein Macher, Helge Brumme freute sich darüber „riesig“. Als dann Dr. Andresen vom Rotary Club Heiligendamm und Matthias Spehr, der Juryleiter, den Film des Jahres verkündeten, war die Freude noch viel größer. Helge plane bereits ein neues Projekt, ließ er dann verlauten. Sein letztes Filmprojekt wäre durchaus kostspielig gewesen, so käme ihm der mit 1.000 Euro dotierte Preis sehr gelegen, sagte er bei der Preisverleihung. Der Rotary Club Heiligendamm stiftete diesen Preis schon im siebten Jahr. Die Veranstalter des FiSH bedankten sich dafür. Aber spulen wir doch noch einmal zurück. Ich habe so viele tolle Filme auf diesem Festival gesehen. Einige müssen hier unbedingt noch erwähnt werden. Der Film „Rummel“ von Benjamin Teske aus Berlin zum Beispiel. Gezeigt wird darin ein Paar, das einen Abend auf dem Rummelplatz verbringt. Diese Unternehmung wird zum Desaster. Da die junge Frau ihren Freund ohne Unterlass mit ihren Beziehungsängsten und Problemen bestürmt. Dabei fahren die beiden Achterbahn und benutzen so ziemlich alle Fahrgeschäfte des Rummels. Ein Umstand, der es der Kameraführung wohl nicht leicht gemacht hat. Der Film thematisiert, klaro, die Liebesbeziehung zwischen Mann und Frau als „Achterbahn der Gefühle“, wie man so schön sagt. Ein wirklich heiterer und gleichsam so viel Wahrheit zum Ausdruck bringender Film über die Liebe. Er hat eine Silbermedaille erhalten und erhielt eine Einladung zu den 68. Deutschen Filmfestspielen in Krefeld. Der schon erwähnte animierte Kurzfilm „fallen gelassen“ ist auch ein echter Geheimtipp. Das schüchterne kleine Mädchen Anna wird von ihrem Mitschüler Lars zu einer Tat gezwungen, die schreckliche Folgen haben wird. Das Werk besticht vor allem auch durch die vielen verschiedenen Erzählperspektiven und Zeitebenen zwischen denen hin und hergesprungen wird. Eine unheimlich verschachtelte Erzählweise, die aber die Komplexität des menschlichen Handelns und dessen Folgen in großartiger Weise zur Darstellung bringen. Auf Olga Petrovas kleines Meisterwerk „Marivanna“ möchte ich unbedingt noch hinweisen. Olgas Oma hieß Marivanna. Deren sehr bewegende Lebensgeschichte wird im Animationsfilm erzählt. Die Grundlage dafür bildeten die Memoiren der Großmutter selbst. Einst hatte sie diese niedergeschrieben und Olgas Mutter verschenkte dann vor einem Jahr Kopien davon an alle Enkelkinder. Die Grafik des Films ähnelt einerseits älteren Computerspielen und erinnert andererseits an folkloristische Stickereien. Ein sehr nahegehender Film und eine Art einzigartiges Geschenk Olgas an ihre Oma. Sie erhielt heute eine Silbermedaille für das Werk. Komme ich nun zum heutigen Tag. Die Band „Wooden Peak“ aus Rostock eröffnete die letzte Veranstaltung im Rahmen des FiSH X im M.A.U.-Club. Ich wusste ja gar nicht, dass es in Rostock so bemerkenswerte Musikmacher gibt. Eine Mischung aus akustischen und elektronischen Klängen plus melancholischen Gesang ließ alle Anwesenden traumwandlerisch in weite Sphären hinweg schweben. Dann wurden viele, viele Preise vergeben. Auch erschienen allerlei wichtige Leute noch einmal auf der Bühne. Die Jurymitglieder etwa. Sie hätten den schwierigsten Job in diesen Tagen gehabt und es sei gar nicht so einfach, öffentlich eine Entscheidung zu fällen, erklärte der Festivalleiter Klaus Blaudzun. Zusammen mit der Festivalleiterin Henrike Hübner, dankte er anschließend allen Sponsoren und Unterstützern. Radio LOHRO sowie tv.rostock wurden als das Festival dokumentierende Institutionen noch einmal besonders hervorgehoben. Den Abschluss des diesjährigen FiSH bildete die Vergabe des Publikumspreises. Dieser wurde anhand der Stimmen der Festivalbesucher errechnet. Diese hatten im Laufe des Festivals auch je nach Belieben Geld für diesen gespendet. „Licht aus, Film ab!“ Der Preis ging in diesem Jahr an die Macher des Films „fallen gelassen“. Das war’s dann also. Ich verließ den M.A.U-Club und schlenderte, wieder einmal davon überzeugt, wie schnell doch die Zeit vergeht, nach Hause. Das FiSH ist eine einzigartige Möglichkeit für junge Filmemacher, Gleichgesinnten zu begegnen und ihre Werke zu präsentieren. Diese haben in ihrer Tiefgründigkeit und ihrem künstlerischen Anspruch über die Maßen beeindruckt. Sie waren phantastisch, kreativ, humorvoll, traurig, aufreibend, gesellschaftskritisch und melancholisch. Im nächsten Jahr bin ich auf jeden Fall wieder dabei. Und wer weiß, vielleicht ist dann schon der eine oder andere junge Filmemacher zum Profi geworden und sitzt in der Jury, wie Özgür Yildirim, der auch einst mit einem Beitrag am FiSH in Rostock teilnahm.
18. April 2010 | Weiterlesen
FiSH X - Junger Film in Rostock
Während Olaf gerade noch beim Medienkompetenzpreis 2010 war, durfte ich gestern den Jungen Film in Augenschein nehmen. Aber irgendwie war ich wieder viel zu früh dran. Gerade noch draußen am Stadthafen in der prallen Sonne dahin geschlendert, stolperte ich nun ins M.A.U. Huch, da konnte ich dann erst mal rein gar nichts sehen. Alles dunkel und überall Bildschirme. „Hmmmmm“. Man sah mir meine geistige Umnachtung wohl an. Denn im nächsten Moment kam schon jemand auf mich zu und erklärte mir, was, wo und wie hier stattfinden würde. Super, ich jetzt total glücklich, suchte mir einen Platz in der dritten Reihe vor der Hauptbühne und wartete. Ja, wartete und wartete. Irgendwann, die Plätze um mich herum waren auch schon besetzt, ertönte ein lautes Nebelhorn und diese beiden „Männekens“ betraten die Bühne. „Halbtagscineasten auf Ein-Euro-Basis“ seien das, las ich im Programmheft. „Fiete und Schiete“ heißen sie. Das Kabarettisten-Duo aus Rostock eröffnete gestern den Wettbewerb „Junger Film“ auf dem „Festival im Stadthafen“, kurz FiSH genannt. Wer es noch nicht weiß, das FiSH ist ein Filmfestival, das schon seit 2004 in Rostock veranstaltet wird. Nun aber zum gestrigen Abend. „Fiete und Schiete“ wollten darauf aufmerksam machen, dass bewegte Bilder die Menschen verändern. Vor der Wende hätten sie ja gar keinen Sender im Fernsehen empfangen können. Mittlerweile aber sei an ihren Dorf-Kollegen eine Reihe merkwürdiger Verhaltensstörungen erkennbar. Einer war beispielsweise „neulich in Bad-Doberan im Kino“ und da „lief so’n Film mit Brille, so 3D.“ Danach habe er sich blau angemalt und versucht, sich mit Bäumen und Pferden zu verbinden. „Avatar“ habe der junge Mann sich angeschaut. „Früher ist er noch zum Schnapsabend gekommen, aber seitdem ist er weg … und so hat sich alles verändert“, sagte Fiete. Schiete daraufhin: „Joah!“ Mark Auerbach moderierte den Wettbewerb „Junger Film“. Die hier präsentierten Werke bezeichnete er als „Filme, die sind frech, die sind unerhört, rau, authentisch und anders“. Vor allem seien es Filme „von jungen Filmemacherinnen und Filmemachern bis 27 Jahren aus ganz Deutschland“. Er begrüßte die Jury und wies auf eine Besonderheit des FiSH hin. Nach jedem Filmblock werde die Fachjury auf der Bühne öffentlich über die Filme sprechen, d.h. jeder werde erfahren, was die Jury denke. Matthias Spehr, Leiter der Jury und Filmdozent am Institut für neue Medien in Rostock, sprach sodann über die Vorauswahl der Filme. Es seien 30 Filme aus 400 Filmen ausgewählt worden. Ein schwieriges Unterfangen. Doch nach welchen Prinzipien wurde da ausgewählt? Es gäbe eine Art „FiSH-Manifest“, erklärte Spehr. Bestimmte, Regeln, die die Auswahl immer wieder prägten, seien das. So wolle man Filme „die vor allem nicht an Perfektion glänzen, sondern Filme die noch Reibeflächen haben, die rau sind. Wo wir merken, da sind Menschen noch auf dem Wege“. Filme, die noch Ecken und Kanten hätten, an denen man aber schon etwas ganz Eigenes und Besonderes, Neues erkennen könne, wären erwünscht. Filme mit „Herzblut“ eben. Ja, und gibt es Tendenzen im „Jungen Film“. Neue Themen seien aufgefallen. „Einsamkeit etwa, das Gefühl der Isolation und Unfähigkeit zur Kommunikation, vornehmlich in Beziehungen“ werde häufig thematisiert, daneben „die Sorge um die Welt“. Jetzt aber genug der vielen großen Worte. Filme wollte ich doch sehen, oder nicht? Die Filme des Festivals werden in sieben Blöcken präsentiert. Die Blöcke eins bis drei standen gestern auf dem Programm. Das filmkünstlerische Werk des ersten Blocks, „Alles ist die Noppe“ gefiel mir am besten. Die Gruppe „Nichtgedreht“ aus Witten produzierte den kleinen Animationsfilm 2009. Regie führte Kilian Helmbrecht. LEGO-Männchen verlassen ihre Wohnungen und machen sich im Gleichschritt am frühen Morgen auf den Weg in die Fabrik. Einer gleicht dem anderen. Vor der Fabrik hängt ein riesiges Plakat. Darauf steht: „Alles ist die Noppe“. Einer der Arbeiter träumt davon, die alles beherrschende Noppe zu zerstören. Ist das möglich? LEGO wird als System der festen Strukturen enttarnt. Ein Ausbruch daraus bleibt im Film nur ein Traum. Die Macher des Streifens, kaum 16 Jahre alt, waren leider nicht anwesend. Gern hätte ich ihre Kommentare gehört. Der Künstler, Autor und Filmemacher sowie Jurymitglied Steffen Zillig empfand die „Noppe“ als „schöne Metapher, die uns am Boden hält und daran hindert, abzuheben.“ Auch wäre es gut „einmal darüber nachzudenken, was sind die Noppen heute. Was ist unsere Noppe?“ Im zweiten Block beeindruckten mich eigentlich alle drei gezeigten Filme. Die Dokumentation „Ralf“ von Helge Brumme aus Hamburg allerdings am stärksten. Gezeigt wird ein junger Mann, der sein Musikstudium abgebrochen hat und nun in seiner Wohnung herumlungert. Einen Job an der Tankstelle hat er auch verloren. Nichts, außer seiner Gitarre und einem Zauberwürfel scheint ihn so richtig zu interessieren. Doch er ist sich seiner Situation vollkommen bewusst. Das macht den Film so einzigartig. Die Frage nach dem „WARUM?“, dem Grund seines Handelns, ja seiner Handlungslosigkeit, drängt sich dem Betrachter während der Vorführung immer intensiver auf. Helge habe ebenfalls „nicht verstehen können, wie jemand sein Talent und sich selbst so verschwendet“, sagte er im anschließenden Gespräch mit Moderator Mark. Das habe ihn beschäftigt und diese Frage habe er zum Ausdruck bringen wollen. Während der Sitzung der Jury entbrannte später die Diskussion darüber, ob eine Dokumentation die vorgefundenen Befindlichkeiten nur zeigen solle, oder ob nicht auch zugleich Lösungen vermittelt werden könnten. Jurymitglied Özgür Yildirim, Diplom-Regisseur aus Hamburg, vermisste eine Antwort auf das „WARUM?“. Im Publikum war man dagegen der Meinung, eine Dokumentation habe eben die Wirklichkeit genau abzubilden und Fragen aufzuwerfen. Mich hat der Film überzeugt, weil er so unheimlich authentisch ist. „Ralf“ ist sich seiner Lage bewusst und kennt eben auch keine Antwort. Genau das macht betroffen, regt aber auch zum Nachdenken an. Was kann man ändern? Wie können junge Menschen auf ihrem Lebensweg noch besser gefördert werden? Was führt zu dieser Leere in Ralf? Für diesen Tag hatte ich „genug gesehen“. Außergewöhnlich kreative und engagierte junge Menschen haben da die Ergebnisse ihrer Arbeit präsentiert. Sie wissen, im Gegensatz zu „Ralf“, was sie können und was sie wollen und bereichern die Welt obendrein mit ihren grandiosen kleinen Meisterwerken. Bis Sonntag zur Preisverleihung werde ich noch in Sachen „Fish“ unterwegs sein. Mal sehen, welche Filme ausgezeichnet werden und was ich noch so alles erlebe. Bis dahin, ahoi Matrosen und Freunde des „Jungen Films“.
17. April 2010 | Weiterlesen
Medienkompetenzpreis MV 2010
And the Oscar goes to … – nein, nicht der Oscar war es, der gestern im Theater im Stadthafen verliehen wurde. Der Meko, auch Medienkompetenzpreis genannt, wurde hier zum Auftakt des FiSH X vergeben, bereits zum fünften Mal übrigens. Da erzähle mir noch einer was von Fangquoten und Fischsterben! Gleich zwei kunterbunte Fische warteten auf ihre jungen Preisträger. Sowohl die Medienanstalt Mecklenburg-Vorpommern (MMV) als auch das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur Mecklenburg-Vorpommern (Kategorie „Schule“) stiften jeweils einen Preis. Zusätzlich waren Preisgelder im Umfang von 1.500 Euro ausgeschrieben. Insgesamt 33 Einsendungen gab es in diesem Jahr für den Medienkompetenzpreis. Sechs Projekte wurden ausgewählt und gestern im Stadthafen Rostock vorgestellt. Verlierer konnte es da kaum noch geben, ist es doch schon ein tolles Ergebnis in die Endrunde zu gelangen. Wie schon im Vorjahr übernahmen Manja Graaf und Jörg Krempien die Moderation der Veranstaltung und stellten Projekte sowie Teilnehmer in Kurzinterviews vor. „Aufregung im Adlernest“ gab es bei den Schülern und Schülerinnen der Grundschule Matzlow. In dem von ihnen gedrehten Trickfilm erzählen sie aus dem Leben des Seeadlers Siggi. Etwas martialisch klang es ja schon, als sich Seeadler Siggi und „die blöde Ente“ Waltraud wegen eines gefangenen Fisches in die Haare bekamen. Die Geräusche wurden aber auch alle selbst gemacht, ein am Schrank geriebener Luftballon wusste hier zu überzeugen. Mit ausgeschnitten Figuren und viel Knete haben sie die Szenen erstellt und dann Bild für Bild fotografiert. „Wir haben eine Woche gebraucht für einen fünf Minuten langen Film“, erklärt Johanna. „Kinder lieben Trickfilme und ich übrigens auch“, ließ uns Juror Prof. Rosenstock von der Uni Greifswald wissen. „Ein wunderbarer Trickfilm von Kindern einer vierten Klasse, dessen Charme sich die Jury nicht entziehen konnte, weil er von Anfang bis Ende spannend ist.“ Platz zwei gab es dafür in der Kategorie „Schule“ sowie 500 Euro Preisgeld. Die Jury war von den Beiträgen so begeistert, dass sie einfach keinen dritten Platz vergeben wollte. „Eine Reise nach Bernli“ unternahmen Schüler der Warnowschule Rostock, einer Förderschule zur individuellen Lebensbewältigung. Wo Bernli liegt? Direkt in Rostock! Schmarl diente als Drehort für die Phantasiestadt der Schüler. Zu dem Song „Deine Schuld“ von den Ärzten wurde ein buntes und schrilles Musikvideo gedreht. Sie haben den Ärzten sogar einen Brief geschrieben und die Erlaubnis erhalten, den Song in ihrem Film zu verwenden. „Ich heiße David Hasselhoff und bin Alkoholiker“ beendete Moderatorin Manja die Vorstellungsrunde. Nicht ganz ohne Grund, gab es doch die eine oder andere Anspielung auf die Serie „Knight Rider“ im Video. „Ja, ich bin Fan von der Serie“, bestätigte Sascha (18). Wie die meisten anderen würde auch er längst zur „Foundation für Recht und Verfassung“ gehören. Keine Ahnung, wovon hier die Rede ist? Serie schauen! Na ja vielleicht lieber doch nicht. Zusammen mit der Grundschule Matzlow durfte sich die Warnowschule Rostock für ihr Musikvideo über den zweiten Platz in der Kategorie „Schule“ freuen. Von David Hasselhoff zur Wende überleiten zu dürfen, ist natürlich eine Steilvorlage. Gerüchtweise soll er ja immer noch fest davon überzeugt sein, dass sein „Looking for freedom“ die Mauer zum Einsturz brachte. „Die Deutsche Revolution 1989 – Was war? Was ist? Was bleibt? Eine Spurensuche“ brachte Schülern die Zeit rund um Wende und Mauerfall näher. Nicht irgendwo, sondern hier bei uns, in Mecklenburg-Vorpommern. Nicht abstrakt, sondern in sehr persönlichen Interviews mit Zeitzeugen. 90 Schüler von sieben Schulen aus Rostock, Güstrow, Bützow und Ribnitz-Damgarten waren an diesem Projekt beteiligt. Kein Wunder, dass die Bühne fast gesprengt wurde. War die Klasse 9b des Christophorus-Gymnasiums Rostock doch gleich in voller Besetzung angereist. Anna von der „Rudolf Harbig“ Schule in Ribnitz-Damgarten recherchierte in Trinwillershagen. Dort wo sich Fuchs und Hase Bush und Merkel gute Nacht sagen oder das Wildschwein schmecken ließen. Zu DDR-Zeiten gab es hier die Vorzeige-LPG „Rotes Banner“, aus deren Umfeld sie Interviewpartner fand. Einen kleinen Fauxpas des Moderators gab es dann doch. Lieber Jörg, man fragt Damen nicht nach ihrem Alter. Punkt. Auch keine jungen Damen. Punkt. Schon gar nicht fragt man sie, wie alt sie zu einem bestimmten Zeitpunkt waren. Nein, auch oder erst recht nicht, wenn sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht mal in Planung, geschweige denn geboren waren. Und nein, es hilft auch nichts, wenn man Ihnen die Möglichkeit anbietet, ihr Alter negativ anzugeben. Welchen Bildungsauftrag Dir Minister Tesch für diesen Nachmittag auch immer mit auf den Weg gegeben hat, Du kannst doch keine Mathestunde aus der Preisverleihung machen und die arme Janine aus Bützow derart verwirren … Mit den (minus) sechs Jahren dürfte sie übrigens gar nicht so verkehrt gelegen haben, was ihr Alter zur Wendezeit betrifft. Ob solch ein praktisches Projekt den Geschichtsunterricht aufwerten würde, wollte der Moderator noch wissen. „Auf jeden Fall“, so Hannes vom Ostseegymnasium Rostock, „es macht einfach viel mehr Spaß, wenn man nicht immer nur ‚doofe‘ Bücher lesen muss." Ach ja, meine ehemalige Schule, die damals noch den Namen des ‚Kundschafters‘ Dr. Richard Sorge trug … Der „Abriß – Geschichte der SED“ war das einzige Buch, das wir hier kurz vor der Wende im Geschichtsunterricht lesen durften. Hannes, dagegen dürften alle Deine Schulbücher wie die spannendsten Romane wirken. Anfang der Achtziger führten etwa 40 Schüler der damaligen Schule völlig selbstständig eine Rockoper auf. Mit diesem Thema beschäftigten sich die Schüler des Ostseegymnasiums in ihrer Projektarbeit. „Es stimme nicht, dass die Schulen des Landes kein Interesse an der Aufarbeitung der DDR-Zeit haben, wie es in der OZ in dieser Woche zu lesen war“, so Prof. Roland Rosenstock (Uni Greifswald). Es gäbe viele engagierte Lehrer, die sich der Vergangenheit stellen, auch ihrer eigenen. Das Projekt sei der Beweis dafür. „Die Wahrheit über die DDR hat viele Gesichter und viele Geschichten“, so Rosenstock. Die Jury zeigte sich berührt und bewegt von den Zeitzeugen-Interviews und würdigte das Mammut-Projekt mit dem ersten Platz in der Kategorie „Schule“. Der erste Fisch des Tages hatte damit seine neuen Besitzer gefunden. „Wo kommt die Warnow her? Wie lang ist die Warnow? Wie tief ist die Warnow? Wie breit ist die Warnow? Wie viel Liter hat die Warnow? Was bedeutet der Name Warnow? …“ – Kinder können einem Löcher in den Bauch fragen. Die kleinen Warnow-Reporter sind der lebende Beweis! Bei ihrem Projekt handelt es sich ausnahmsweise nicht um einen Film. Mit Unterstützung des Lokalradios Rostock (LOHRO) entstand eine Radioreportage zum Thema Warnow – eine ganze Stunde lang und inzwischen bereits zweimal auf Sendung gegangen. Wie sie dazu gekommen sei, erklärt Charline (10) ganz pragmatisch: „Es gab eine Projektliste, wo wir ankreuzen durften, welcher unser erster, zweiter oder dritter Wunsch ist.“ Was Charline angekreuzt hat? Radioreporter – klar, oder? Wessen erster Wunsch das noch war? Alle Finger schnellen in die Höhe. Sogar der von Betreuer Lars (27) – es steckt wohl in jedem Mann ein kleiner Reporter. Für die Interviews hätten sie mit Aufnahmegeräten geübt, immer in Zweiergruppen. Am Anfang des Projektes gab es zudem ein leeres Buch. „In dieses Buch haben wir am Ende des Tages hineingeschrieben, was wir an diesem Projekttag gemacht haben“, so Alex (10). „Wir haben sogar einen Mann von der Wasserschutzpolizei interviewt“, erzählt Laura (11) stolz „und ihn nach seinem schlimmsten Erlebnis gefragt. Da ist mal ein Pkw in die Warnow gefallen und da war noch ein Mann drin …“ Schnitt! Es muss nicht immer Film sein! Das hat dieses Projekt gezeigt. Radio sei für ihn immer noch seine zweite große Liebe, so Juror Stefan Horn. „An einem großen Interview kann man auch als Profi ganz kläglich scheitern“, betonte er. Mit guter Vorbereitung könne man aber ein interessantes und charmantes Gespräch führen. Dies sei den Schülern gelungen. Ein kurzweiliges und interessantes Stück Hörfunk ist entstanden. Dafür wurden die jungen Radioreporter mit dem 3. Platz der Landesmedienanstalt belohnt. „Wenn wir mal nicht im Gefängnis waren, dann waren wir in der Schule“, beschreibt Elisa den hohen Zeitaufwand ihrer Arbeit. „Von einem Gefängnis ins andere“, bemerkte Moderatorin Manja mit einem kleinen Schmunzeln. „Wann hattet Ihr Freigang?“ Mit Unterstützung der Medienwerkstatt Identity Films haben die Schüler der Adolph-Diesterweg-Schule aus Stralsund ein ganz besonderes Projekt auf die Beine gestellt. Für den Beitrag „Lebensläufe“ besuchten sie Strafgefangene im Gefängnis. Wie sie auf die Fragen gekommen seien, die sie den Insassen gestellt haben, wollte die Moderatorin wissen. „Wir haben ein spezielles Training gehabt“, erklärt Vanessa, „haben da aber echt lange dran gesessen, bis wir das alles ausgearbeitet hatten.“ Stefan bestätigt: „Es gab sehr viele Fragen, deren Antworten ich wissen wollte. Unsere wichtigste Frage war: Wie sind die dazu gekommen? Warum sitzen die da? Was haben sie falsch gemacht und könnte uns das auch passieren?“ Fragen und das Herauskitzeln der Antworten sei das eine, der Schnitt aber immer das Schwierigste an so einem Projekt, erklärt Stefan Koeck von der Medienwerkstatt. „Über 80 Stunden Material (kein Wunder, dass die armen Schüler nur noch im Gefängnis saßen!) mussten auf 26 Minuten herunter geschnitten werden.“ Macht so ein Filmprojekt eigentlich Lust auf mehr? „Ich würde es mein ganzes Leben lang machen“, ist sich David sicher. Beeindruckt zeigte sich auch die Jury. Botschaften aus knackigen Antworten seien natürlich die einfacheren, so Stefan Horn. Für einen gescheiterten Lebenslauf gibt es aber eben keine allgemeingültige Erklärung. „Deswegen fehlt hier die Botschaft in dem Film. Die Botschaft setzt sich langsam in jedem Betrachter selbst zusammen. Das ist die bemerkenswerte Leistung des Films ‚Lebensläufe‘“ – ein verdienter zweiter Platz für die Stralsunder Schüler! Und der Medienkompetenzpreis MV 2010 geht an … – den Verein „Friedrichshof 13“. „Film ab – Leben auf dem Lande, Leben in der Stadt“ lautet der Titel ihres Beitrags. Ein Filmprojekt von Menschen mit Behinderungen über Menschen mit Behinderungen. Ein Film über den ganz normalen Alltag, den sie erleben. Liebe, Lust und Leid, wie bei jedem anderen auch. Die unterschiedliche Situation in der Stadt und auf dem Land sollte dabei besonders beleuchtet werden. So gab es eine Gruppe, die in Friedland drehte und eine Gruppe aus Rostock. „Ein Mensch mit einer Behinderung, warum soll er nicht im Fernsehen zu sehen sein, warum soll er keine Rolle spielen? Na klar!“, bringt Ronny (28, Video) es im Film zum Ausdruck. „Wir haben’s genauso drauf!“ Maria (22) aus Dahlen stand nicht nur Moderator Jörg Rede und Antwort. Nebenbei erzählt sie mir auch dies und jenes. Dass sie in den Diakoniewerkstätten Neubrandenburg für Webasto arbeitet und bei dem Film für Kamera und Regie zuständig war, was natürlich etwas mehr Spaß machte. Noch ein wenig mehr als alle anderen Beiträge habe die Jury dieser Film überzeugt, so Stefan Horn. „Nicht ganz üblich beim Medienkompetenzpreis ist es, dass die Macher und Akteure sich selbst und ihre Lage zum zentralen Thema der Produktion gemacht haben und dass das auch noch so überzeugend gelingt.“ Aus diesem Grund gehe der erste Platz, der Medienkompetenzpreis 2010, an „Film ab – Leben auf dem Lande, Leben in der Stadt“. So gut und fachkundig eine Jury auch sein mag, ist und bleibt der Publikumspreis für Filmemacher doch immer etwas ganz Besonderes. Das war heute kaum anders, zumal der Publikumspreis auch noch der größte war. Zumindest aufgespannt – gab es doch einen kunterbunten Schirm von Rok-TV. Weit auseinander lagen die Urteile von Jury und Publikum nicht. Auf dem 3. Platz landete mit 52 Stimmen der Sieger des Schulwettbewerbs „Was war? Was ist? Was bleibt?“. Acht Stimmen mehr und damit Platz 2 gab es für den Gewinner des Kompetenzpreises mit „Film ab – Leben auf dem Lande, Leben in der Stadt“. Denkbar knapp, mit nur einer Stimme Vorsprung, aber dennoch ganz vorn in der Gunst des Publikums lag die Adolph-Diesterweg-Schule mit ihrem Projekt „Lebensläufe“. Da haben die fünf sympathischen Mädels und Jungs aus Stralsund heute doppelt abgestaubt! Bestimmt ein guter Trost für die viele Zeit, die sie hintern Gittern verbringen mussten. Ach ja, zusätzlich zu Ruhm, Ehre und dem Schirm gab es für die Preisträger auch noch eine Geschenkkarte vom Media Markt über 100 Euro. Glückwunsch, trotz Schirm ein hoffentlich sonniges Wochenende und viel Spaß beim Shoppen! Irgendwie ist der Artikel heute ein wenig länger geworden als üblich und hat auch viel mehr Bilder bekommen. Besserung wird jedoch gelobt! Morgen gibt es einen Bericht über den derzeit malerischen Sonnenaufgang in Warnemünde, Montag dann einen Artikel zur Miss-Wahl. Bei beiden lasse ich als Ausgleich die Bilder weg – Phantasie ist dann gefragt! Tolle Aussichten, oder?
17. April 2010 | Weiterlesen
„Lyrik in Orange“ - Premiere in der HMT
Tanz und Lyrik, passt das zusammen? Sind Gedichte tanzbar? Spannende Fragen, auf die ich gestern Abend in der Hochschule für Musik und Theater Rostock (HMT) eine Antwort fand. Dort wurde das Tanzstück „Lyrik in Orange“ uraufgeführt. Und so wurde das Stück eröffnet: Drei Tänzerinnen, Katrin Warncke, Sabine Hilliger und Andrea Krüger Bernstein, setzten sich nebeneinander auf den Boden und banden sich die Augen zu. Anschließend begannen sie einander zaghaft und liebevoll zu berühren. Ein lauter durchdringender Herzschlag ertönte dabei und ich blickte wie gebannt auf die Bühne. Plötzlich war eine Frauenstimme zu hören: „Ich liebe jene ersten bangen Zärtlichkeiten, die halb noch Frage sind und halb schon Anvertrauen“, sprach sie – die ersten Worte des Gedichtes „Zärtlichkeiten“ von Stefan Zweig. Ein „Tanzstück nach Gedichten in fünf Bildern“ wurde aufgeführt. Die drei Tänzerinnen stellten dabei die verschiedensten Gefühle und Befindlichkeiten dar. Freude, Glück, Angst, Verzweiflung gar – aber auch Hoffnung sprach aus ihren Bewegungen. Die Musik, mal dramatisch, dann wieder sanft und ruhig, und auch das Bühnenbild steigerten die im Tanz heraufbeschworenen Emotionen. Warum Orange? Im Ayurveda stehe die Farbe für „Tanz, Musik und Feste“. Sie „wärmt“, bedeute aber auch „inspiriert zu sein, aktiv und voller Energie“, las ich im Programmheft der Aufführung. Die Tänzerinnen sprühten jedenfalls nur so vor Energie. Ihr Tanz war ein Wechselspiel von kraftvoller Vitalität und friedlicher Seelenruhe. „Have you considered orange?”, las ich schon vor Beginn der wunderbaren Darbietung auf einer Leinwand. Auch eine Vielzahl verschiedener orangener Dinge war da zu sehen. Ein orangenes Fahrrad und ein Damenstiefel etwa, oder eine Couch und eine orange gekleidete Menschenmasse. Wie verzaubert und voller kleiner Geheimnisse erschien mir all dies. Wunderbare Poesie also, wohin ich nur schaute. Beeindruckend auch die tänzerische Umsetzung der Verse aus T. S. Eliots „Four Quartets“. „Doch Glaube, Liebe und Hoffen sind alle im Warten. Warte ohne zu denken, … . Dann wird das Dunkel das Licht sein und die Stille der Tanz.“ Mehrere Reihen von Steinen lagen auf dem Boden, Andrea Krüger Bernstein dazwischen. Steine als Verweis auf die Ewigkeit? Was, wenn nicht Steine, währen ewiglich? Dämmriges Licht wird vom Boden aus auf die Tänzerin gerichtet. Ihr Schatten folgt ihren Bewegungen im gleichen Rhythmus an der Wand im Hintergrund. Sie kauert, verharrt, schleicht am Boden dahin. Das Warten, die Dunkelheit und das Licht, wie wunderbar im Tanz verewigt. Ein Haiku von Bina Hesse bildete den Abschluss der Vorführung. Die Drei Frauen, jetzt in weißen langen Kleidern, treten langsamen Schrittes in den Raum. In ihren Händen trägt jede eine orangene Schüssel. Langsam stellen sie diese ab und umwandeln sie. „Stilles Wasser tief“ höre ich die eine. Eine zweite ruft: „perlt um Gedanken herum“. In den Schüsseln befand sich Wasser. Erst zuletzt erfuhr dies der Zuschauer. Was aber genau damit dann noch geschah, sollte sich mein geneigter Leser selbst anschauen. Poesie ist tanzbar! Das weiß ich jetzt. Lassen auch sie sich davon verzaubern und sich entführen in eine Welt ergreifender Worte, rhythmischer Klänge und sinnlicher Bewegungen. Die zweite Vorstellung von „Lyrik in Orange“ findet am 24. April um 20:00 Uhr im Theater im Stadthafen statt. Die „Freie Company des Tanztheaterprojekts Rostock“ wird sich auf sie freuen.
16. April 2010 | Weiterlesen
Landolf Scherzer: „Immer geradeaus“
„Immer geradeaus“ heißt das neue Buch von Landolf Scherzer. „Dieser Titel passe doch auch zur DDR, oder nicht?“ meinte der Autor zu Beginn seiner Lesung. Schließlich habe man auch in der DDR „immer geradeaus“ gewollt. Doch er habe sich auf der im Buch beschriebenen Reise durch sechs osteuropäische Länder häufig nach einer Kurve gesehnt, hinter der es Neues zu entdecken gäbe. In seinem 2005 erschienenen Werk „Der Grenz-Gänger“ schilderte er bereits von seinen Erlebnissen auf einer abenteuerlichen Reise entlang des ehemaligen innerdeutschen Grenzstreifens. Sein neues Buch ist wieder ein Reise-Erlebnisbericht. Diesmal wanderte er fünf Wochen entlang der Grenze von Ungarn, Kroatien, Serbien und Rumänien. Bevor der Autor jedoch an diesem Abend zu lesen begann, wurde das Publikum noch auf einen besonderen Umstand hingewiesen. Er feiere heute seinen neunundsechzigsten Geburtstag, wurde da verkündet. Der Autor beteuerte aber, er habe die Lesung nicht an diesem Tag veranstalten wollen, um möglichst vielen Gratulanten zu begegnen. Das Publikum schmunzelte. Ohnehin sollten die nächsten anderthalb Stunden in der Thalia-Buchhandlung für alle Gäste recht amüsant werden. Landolf Scherzer wurde im Übrigen in Dresden geboren und studierte in Leipzig Journalistik. Heute lebt er in Thüringen, zwischen Suhl und Meiningen. Eigentlich wollte er seine Reise durch Osteuropa ganz anders antreten. Geplant war eine Fahrt mit seinem Freund Willi auf einem alten Deutz-Traktor mit angehängtem DDR-Bastei-Wohnmobil. Willi hatte, da er etwas ängstlich war, auch schon „Pfefferspray besorgt und ein Zeckenklo gebaut“, meinte Scherzer. Dieses bestand aus einem Plastikstuhl, in dessen Sitzfläche ein Loch geschnitten war. So hätte man, ohne den Kontakt mit gefährlichen Zecken fürchten zu müssen, die wichtigen „Geschäfte“ erledigen können. Scherzer: „Willi hatte alles im Griff!“ Doch alles kam, wie so oft im Leben, ganz anders. Willi fuhr der Traktor mitsamt dem alten Wohnmobil dann doch zu langsam und wer weiß schon, ob sie es damit überhaupt weit gebracht hätten. Jedenfalls drehte er kurzerhand um und unser Autor musste seine Reise doch allein antreten. Nun berichtete er von seinen Abenteuern und las aus seinem Buch vor. Die Verständigung sei kein Problem gewesen. Da hätten seine Sprachkenntnisse vollkommen ausgereicht. „Das Schwierige war nicht die Sprache, sondern das Schlafen“, erzählte er. Um einen Schlafplatz zu finden, habe es zwei Möglichkeiten gegeben. Entweder er hätte sich abends zu den Männern in die Kneipe gesetzt und darauf gehofft, dass ihn, nachdem er etliche Runden ausgegeben hätte, einer von ihnen mit zu sich nach Hause nähme. Oder er wäre einem „armen Mütterchen“ begegnet, das ihm einen warmen Platz zur Nachtruhe bot. Er habe aber auch in Kirchen und Getreidefeldern geschlafen. Einmal fand er sogar in einem Zigeunerhaus Unterschlupf. In Serbien gab ihm jemand einfach seinen Haustürschlüssel und bat ihn darum, diesen am folgenden Tag unter einen Stein vor dem Haus zu legen. Würde jemand in Deutschland wohl so etwas tun? Landolf Scherzer setzte sich nebenbei bemerkt während der ganzen Lesung auch nicht ein einziges Mal auf den dafür vorgesehenen Platz. Obwohl es bei Thalia ganz bestimmt keine Zecken gibt. Aber wer so weit wandert und von so zahlreichen Erlebnissen zu berichten weiß, der hat sicherlich auch nicht gerade viel Sitzfleisch. Oder? Ich war vergnügt. Wie er einer sehr armen, aber unheimlich gastfreundlichen Familie begegnete, deren Familienoberhaupt ein echter „Wohnstubenrennfahrer“ war, erfuhr ich dann. Die Begegnung Scherzers mit der Museumsleiterin Elfriede Klein im Lenau-Museum in Rumänien war eine ebenso heitere Geschichte. Die Leiterin erzählte dem Schriftsteller nämlich „was sie wirklich über den Dichter Lenau dachte“. Das war nichts Gutes. Dieser hätte nämlich zu vielen Frauen das Herz gebrochen und nicht heiraten wollen, erklärte die Frau. Im Nu war die Lesung vorbei. Doch der Autor stand dem interessierten Publikum noch für Fragen zur Verfügung und signierte die Bücher seiner Leser. Dafür setzte er sich dann auch. Es war ein heiterer Abend, der im Wesentlichen auf Landolf Scherzers vergnügliche Rede- und Vortragsweise zurückzuführen ist. Mit einem Schmunzeln im Gesicht verließ ich die Thalia-Buchhandlung.
15. April 2010 | Weiterlesen
1. Warnemünder Museumsabend im Heimatmuseum
Worum es an diesem ersten Museumsabend im Warnemünder Heimatmuseum gehen sollte, wusste jeder der Anwesenden spätestens in dem Moment, in dem er einen Blick auf das Rednerpult warf. Richtig! Das Thema der nächsten Stunde war „Bier“. Obwohl diese wohlschmeckende Angelegenheit Männern, wie ich glaubte, eher noch am Herzen, beziehungsweise am Gaumen, liegen dürfte, waren mindestens ebenso viele Frauen erschienen. Wie ich später erfuhr, spielten Frauen in der Geschichte des Bieres ohnehin eine wichtige Rolle. So hatte etwa Hildegard von Bingen als Erste über den Nutzen des Hopfens im Bier geschrieben und die Ehefrau Martin Luthers, Katharina von Bora, sei Brauerin von Beruf gewesen. Überhaupt hätten nicht die Mönche, sondern die Nonnen in den Klöstern das Bier gebraut. Das goldig-schaumige Getränk beschäftigt und beschäftigte also Männer wie Frauen in gleicher Weise. Hach, schon wieder was dazugelernt. Ich war schon reichlich früh an Ort und Stelle und hatte deshalb noch etwas Zeit, mich umzugucken. Das Heimatmuseum zeigt in liebevollem Arrangement unzählige Exponate und Informationen über die Geschichte von Warnemünde sowie die Fischerei und Seefahrt im Allgemeinen. Überdies werden den Museumsbesuchern das Lotsenwesen und die Seenotrettung anhand ausgewählter Ausstellungsstücke näher gebracht. Ich sah Modellschiffe, ein altes Fernrohr, Landkarten und historische Kleidungsstücke. Zudem konnte ich kurz in eine sogenannte „Achterstuw“ schauen, ein Schlafraum wie er am Ende des 19. Jahrhunderts in Warnemünde aussah. So hatte man hier also damals geschlafen!? Es werden noch viel mehr Räume gezeigt. Doch ich hatte ja schon einen Termin. Der Vortrag sollte nun gleich beginnen. Also nahm ich Platz. Zunächst begrüßte Uwe Heimhardt, Vorsitzender des Museumsvereins Warnemünde, die gespannte Hörerschaft. Nachdem er dann noch einmal klargestellt hatte, dass Bier ein Grundnahrungsmittel sei und nicht, wie häufig behauptet, dick mache, stellte er den Referenten des Abends, Jens Andrasch, vor. Dieser sei ein echter „Rostocker Jung“. Er sei 46 Jahre alt und beschäftige sich neben dem Beruf als Stahlbauschlosser schon seit über 20 Jahren mit der Rostocker Brauerei- und Gastronomiegeschichte, so Andrasch. Zudem habe er schon so manchen Artikel im Warnemünder Bäderjournal „Tidingsbringer“ veröffentlicht und „Das Rostocker Bierbuch“ sowie den Band „Die Trotzenburg. Vom Forsthaus zum Brauhaus“ verfasst. Beide erschienen im Rostocker Verlag „Redieck und Schade“. Wie er zu diesem Thema fand? Begonnen habe alles mit seiner Sammelleidenschaft. Seit 1978 schon habe er Bieruntersetzer gesammelt. „Irgendwann kam dann das Interesse dafür, was hinter den Deckeln steht“. Fortan begab er sich in das Archiv der Rostocker Brauerei und viele weitere Archive, um mehr zu erfahren. Aus der Fülle des über die Jahre erarbeiteten Materials trug er an diesem Abend recht interessante Begebenheiten vor. Zunächst gab es eine kleine allgemeine Einführung in die Geschichte des Bieres. Ausgangspunkt für die erste Herstellung eines Bieres sei höchstwahrscheinlich ein vergorener Brotteig gewesen, erläuterte Andrasch. Bereits in dem ältesten bekannten Werk der Weltliteratur, dem Gilgamesch-Epos, sei das Bier erwähnt worden. Doch das Gebräu jener Zeit muss ein „wildes und wirres Gepansche“ gewesen sein, fuhr der Redner fort. So verwendete man beispielsweise Ruß, um das Bier abzudunkeln. Der babylonische König Hammurabi habe dann die ersten Biergesetze erlassen. „Wann und von wem wurde das deutsche Reinheitsgebot verkündet?“ Das wusste das Publikum. Am 23. April 1516, Wilhelm IV. war es. Es besagte, dass fortan nur Gerste, Hopfen und Wasser zur Bierherstellung verwendet werden sollten. Mein Lerneifer fand längst noch kein Ende. Nun wurde es erst so richtig interessant. Andrasch begann über die Geschichte der hiesigen Rostocker Brauerei, die 1869 als Julius-Meyersche Bierbrauerei gegründet worden war, zu berichten. Ich erfuhr, dass am 1. August 1967 ein verheerendes Großfeuer in der Brauerei ausbrach, weil ein Arbeiter sich nicht an das Rauchverbot gehalten hatte. Dann berichtete der Referent von seinen Erlebnissen als „geheimnisvoller Biertester“ in Warnemünde. Er hatte einst innerhalb von sechs Stunden achtundsiebzig Warnemünder Gastronomiebetriebe besucht, um die dort angebotenen Biersorten in Erfahrung zu bringen. Dabei kam er zu dem Ergebnis, dass 44 Gastronomen regionale Biersorten im Angebot führten. Schließlich wurde noch die Geschichte des Rostocker Brauhauses „Trotzenburg“ zum Thema. Ich erfuhr, dass diese einst ein Forsthaus gewesen war und sich dann nach und nach zu einer Schankwirtschaft entwickelt hatte. Ein vorgetragener Briefwechsel zwischen dem Besitzer des einstigen Forthauses, Friedrich Moll, und einem sogenannten Krugwärter zu Bramow gab Aufschluss über die erste Entstehungsphase des Brauhauses. In Sachen Bier- und Brauereigeschichte bin ich nun also wirklich bestens informiert. Mit dem an diesem Abend erlangten Wissen werde ich in jeder geselligen Männerrunde auftrumpfen können. Die Museumsabende des Heimatmuseums in Warnemünde gibt es übrigens schon seit 2005. Der Vorstand des Museumsvereins rief sie ins Leben, um mehr Menschen ins Museum zu locken. Bisher, erzählte mir Uwe Heimhardt, fänden sich auch immer wieder neue interessante Themen für diese Abende. Man darf also schon auf den nächsten Warnemünder Museumsabend gespannt sein.
14. April 2010 | Weiterlesen
Spendenlauf, Erasmus–Gymnasium Lütten Klein
Als ich gestern Mittag den Platz vor dem Haupteingang des „Cinestar“ in Lütten Klein erreichte, bot sich mir ein amüsanter Anblick. Es war ein einziges Gewusel und Geschnatter. Unheimlich viele junge Menschen in sportlichen Outfits hatten sich hier versammelt. Sie waren voll freudiger Erwartung. So, als würde jeden Augenblick etwas Besonderes passieren. Was mochte dies sein? Alle waren bei bester Laune. Der eine oder andere zupfte noch einmal an seiner Trainingsjacke herum oder band sich die Turnschuhe richtig fest. Da rief mit einem Mal jemand alle jungen Sportler zusammen. Sie formierten sich und eine Art imaginäre Startlinie wurde gebildet. Dann hörte ich nur noch: „Auf die Plätze, fertig, LOS!“ und schon zischten sie dahin. Zunächst die ganz Wackeren und Schnellen, schließlich Langsamere und endlich nahezu dahin schleichende Mädchen und Jungen. Was sich hier abspielte, war nicht der Beginn eines bombastischen Marathons, wohl aber der Startschuss für den Frühjahrslauf des Erasmus-Gymnasiums Rostock Lütten Klein. Eigentlich war, wie schon zwei Jahre zuvor, ein Neujahrslauf geplant. Ein solcher musste aber in diesem Jahr witterungsbedingt abgesagt werden. Deshalb kamen die Schülerinnen und Schüler nun erst heute, kurz nach Ostern, so richtig aus der Puste. Das taten sie allerdings nicht einfach „aus Jux und Dallerei“, wie man so schön sagt. Vielmehr diente jeder erlaufene Meter, beziehungsweise jede geschaffte Runde der vorher abgesprochenen Wegstrecke von etwa 1 km durch Lütten Klein, einem guten Zweck. Neben etwas Konditionstraining galt es doch, auch eine möglichst hohe Summe an Spendengeldern zu erlaufen. Alle teilnehmenden Schüler hatten sich im Vorfeld der Veranstaltung eigene Sponsoren gesucht. Das konnten die eigenen Eltern und Verwandte, aber auch Bekannte oder gar Unternehmen sein. Wobei natürlich die Devise galt, je mehr Sponsoren, desto besser. Während des Laufes zählten dann die Klassenleiter alle zurückgelegten Runden ihrer Schüler und bestätigten deren Anzahl auf einem Spendenzettel durch ihre Unterschrift. Schließlich werden die Sponsoren den vorab ausgehandelten Betrag für jede zurückgelegte Runde an die Läufer zahlen und die Spendengelder werden in der Schule gesammelt. Es durfte übrigens auch gewalkt werden und jeder konnte sein Tempo selbst wählen. Der sportliche Wettkampf stand demnach weniger im Vordergrund. Manch einen sah ich die Aktion auch eher als eine Art Frühlingsspaziergang nutzen. Schließlich scheint ja die Sonne in vollen Zügen und es ist ein herrlicher Frühlingstag, werden sie sich gedacht haben. Zwei junge Herren fielen mir dann auch noch auf. War etwa die Angst vor einem womöglich unerwartet hereinbrechenden Schneesturm der Grund für die gewählte Kopfbedeckung? Oder hatten beide gerade noch einen letzten Winterschnupfen auskurieren müssen? In ihren Pudelmützen gaben sie jedenfalls ein putziges Bild ab. Diejenige Klasse, die den höchsten Spendenbetrag pro Schüler erzielt hat, darf sich auf eine besondere Überraschung freuen. Freuen werden sich gewiss aber die Kinder der Rostocker Uni-Klinik. Denn der Erlös des Frühjahrslaufes wird ihnen zugutekommen. In Absprache mit der dortigen Kinderstation soll Spielzeug für die Kleinen gekauft werden. Sie erhielten bisher zwar eine äußerst hochwertige medizinische Versorgung, konnten aber die Freude am Spielen durch den Mangel an Spielzeug nicht immer genießen. Dies soll nun geändert werden, haben sich die Schüler des Erasmus-Gymnasiums gedacht. Eine wunderbare Aktion. Lernen doch die jungen Sportler hier, dass man gemeinsam etwas Gutes tun, anderen helfen und ein wenig die Welt verbessern kann. Sie können wirklich stolz auf sich sein! Ich hoffe, es wird eine recht ansehnliche Summe zusammenkommen.
14. April 2010 | Weiterlesen
Uwe Johnson - Leben und Werk
Nach mv-tourist.tv ging es gestern ins Literaturhaus, zum Start der Vorlesungsreihe über Uwe Johnson. Um den Bogen zu schlagen, hat auch dies ein wenig mit Fernsehen zu tun. Gibt es doch hier, im Peter Weiss-Haus, am 12. Mai eine interessante Veranstaltung: „Uwe Johnson sieht fern“. Organisiert von der Uwe Johnson-Gesellschaft, über deren Gründung wir vor Kurzem berichtet haben. Prof. Dr. Holger Helbig, seit Ende 2009 Inhaber der Uwe-Johnson-Stiftungsprofessur, sei ganz bewusst mit dieser Vorlesung ins Literaturhaus und die Stadt gegangen. So waren unter den Zuhörern auch keineswegs nur seine Studenten zu sehen, sondern Reiner Mnich vom Literaturhaus, Frank Ivemeyer von der HMT und viele junggebliebene Rostocker, die die Stadt in den Fünfzigern noch aus eigenem Erleben kennen dürften. Um die frühen Fünfziger sollte es in der Auftaktveranstaltung nämlich gehen, um Johnsons Zeit in Rostock. Und so stellte uns Prof. Helbig einen Ehemaligen vor, einen Kommilitonen, einen Rostocker Studenten von vor etwa 60 Jahren. „Er ist im Grunde genauso gewesen wie Sie und trotzdem oder gleichzeitig auch anders als Sie.“ 18 Jahre, ein Flüchtlingskind, ein guter Schüler, aber kein sehr guter. Die Mutter arbeitete bei der Bahn, der Vater wurde vermisst – kein ungewöhnlicher Lebenslauf für ein Nachkriegskind. So kam Uwe Johnson 1952 von Güstrow nach Rostock, um Germanistik zu studieren. Doch wohin kam er, der Bursche, der kleine Angeber, wie Helbig ihn liebevoll betitelte. Welches Klima fand er vor, zu jener Zeit in Rostock? Mit kleinen Anekdoten und interessantem Archivmaterial versuchte Helbig uns in die Zeit der Fünfziger zu versetzen. Das größte Warenhaus der DDR war gerade in Rostock eingeweiht worden, am 14. August 1952. Es gab das Capitol, mit immerhin 900 Plätzen eines der größten Kinos der Republik. „Sie tanzte nur einen Sommer“ könnte hier gelaufen sein, war es doch der Film in den frühen 50er Jahren. Aus Sicht des Umlands eine durchaus attraktive Stadt – etwas „wo wir nach 60 Jahren wieder angekommen seien.“ „Aufbauarbeit, Neuanfang, Beginn war angesagt.“ 1952 war die DDR gerade drei Jahre alt. Auch in der Bildungspolitik versuchte man einen Neuanfang. Man bemühte sich um zentrale, einheitliche Studienpläne, „Bologna für Arme sozusagen“. Ob sich Geschichte wohl tatsächlich alle 60 Jahre wiederholt? Die vorherrschende Doktrin, nach der damals gelehrt wurde, war der sozialistische Realismus – wenig überraschend. Johnson war sowohl Mitglied – und an seiner Güstrower Schule auch Funktionär – der FDJ als auch Mitglied der Jungen Gemeinde. Konflikte waren vorprogrammiert. In dieser Zeit starteten SED und FDJ eine ideologische Offensive gegen die Jungen Gemeinden und Studentengemeinden. Damals noch Vorsitzender der FDJ, bezeichnete Erich Honecker die Junge Gemeinde 1952 als „Tarnorganisation für Kriegshetze, Sabotage, Spionage im amerikanischen Auftrag“. Zum Alltag gehörten auch sogenannte Protestversammlungen, auf denen die Junge Gemeinde beschuldigt wurde, Terrorakte o.ä. begangen zu haben. So etwas war natürlich auch für die Uni Rostock vorgesehen. Als ehemaliger FDJ-Funktionär wurde Johnson angesprochen dabei mitzumachen. Für den 5. Mai 1953, sinnigerweise der Geburtstag von Karl Marx, war solch eine Veranstaltung in Rostock angesetzt. Uwe Johnson sollte berichten, dass Mitglieder der Jungen Gemeinde in Güstrow einen Rekruten der Roten Armee überfallen und schwer verletzt hätten. Ein Schauprozess im Kleinen wäre die Folge gewesen. Johnson dürfte klar gewesen sein, dass er viele seiner Freunde in große Schwierigkeiten gebracht hätte. Was genau auf dieser Sitzung passierte, was genau Johnson sagte, ist nicht verbürgt. Das Protokoll ist nicht mehr vorhanden. Wohl aber gäbe es Protokolle, die sich auf das Protokoll beziehen, so Helbig. Da hieß es dann: „Jugendfreund Johnson leistete ersten Wortbeitrag, schlug ein wie eine Bombe“. Der Knabe funktionierte nicht so, wie er sollte. Er stellte sich gegen Schauprozesse, wandte sich gegen das, was mit der Jungen Gemeinde gemacht wird und warf der DDR Verfassungsbruch vor. Die Konsequenzen dürften Johnson durchaus bewusst gewesen sein. Universitätsausschluss, Denunzieren bei der Stasi sowie meist auch eine Verhaftung. Dass er zur Vorladung vor die Parteileitung „auffälligerweise keine Zahnbürste mitbringen musste“, wunderte Johnson, wie er es später beschrieb. Am 14. Mai fand das Verhör durch die Parteileitung statt. Das Protokoll dieser Sitzung ist ebenfalls nicht vorhanden, aus Berichten ließe sich aber erkennen, das seine Befürchtung mit der Zahnbürste durchaus berechtigt war. Allerdings studierte Johnson weiter und bestand die Zwischenprüfungen als Zweitbester seines Studienjahres. Nach dem Aufstand des 17. Juni 1953 schlug die SED versöhnliche Töne an. Die Junge Gemeinde wurde wieder für legal erklärt, Relegationen und Berufsverbote wurden aufgehoben. Man versuchte, nach außen hin gut da zu stehen. So verzichtete man auch auf die Exmatrikulation des unbequemen Studenten Johnson, die angeblich nie beabsichtigt gewesen wäre. Bereits Ende Mai stellte Johnson einen Antrag auf Hochschulwechsel, dem die Universität im Juni stattgab. Johnson verließ Rostock und setze sein Studium in Leipzig fort. So viel zur eher kurzen Phase Johnsons in Rostock. Doch hier in Rostock war es, wo Johnson dem eigenen Vernehmen nach zum Schriftsteller wurde. Ein wichtiger Grund, weshalb die Professur nach Rostock gekommen ist, weshalb sie hier hergehört, so Helbig. „Nach Vollkommenheit hege ich wenig Sehnsucht, aber glücklich möchte ich von Zeit zu Zeit schon sein“ schrieb Johnson am Tag seiner Immatrikulationsfeier an seine ehemalige Deutschlehrerin. Eine sehr ergiebige Quelle dieser Briefwechsel, aus dem Helbig häufiger zitierte. Ob er es geschafft hat, ist vielleicht in den nächsten Vorlesungen zu erfahren – von Zeit zu Zeit glücklich zu sein, meine ich. Wer Lust bekommen hat, mehr über Uwe Johnson und sein Werk zu erfahren, ist herzlich zu den Vorlesungen eingeladen – immer montags um 17:15 Uhr im Möckelsaal des Peter Weiss-Hauses. Ein kleiner Tipp sei an dieser Stelle noch erlaubt. In wenigen Tagen beginnt im Literaturhaus Rostock das finnische Literaturfestival KAKSINKERTAINEN. Los geht es am Sonntag (18. April, 19:00 Uhr) mit einer literarisch-musikalischen Finnland-Nacht. Nicht verpassen!
13. April 2010 | Weiterlesen
„Einer flog über das Kuckucksnest“ im Volkstheater
Wer kennt ihn nicht, den gleichnamigen Klassiker der Filmgeschichte mit Darsteller Jack Nicholson in der Hauptrolle? Weniger bekannt dürfte da schon die Romanvorlage des amerikanischen Autors Ken Kesey sein, der seine 1959 gemachten Erfahrungen als Aushilfsnachtwächter in einer psychiatrischen Anstalt im kalifornischen Menlo Park in sein Buch einfließen ließ. In Folge der Veröffentlichungen von Buch und Film und der Bühnenadaption von Dale Wasserman kam es seinerzeit in den USA und danach auch in anderen Staaten zu lebhaften Diskussionen über den Umgang mit Menschen, die psychisch erkrankt waren. Heute Abend und etwa 35 Jahre nach dem Film hatte das Volkstheater Rostock zum „Vorspiel am Montagabend“ in den Stadthafen geladen, zur Einführungsveranstaltung der Rostocker Inszenierung vom Bühnenstück „Einer flog über das Kuckucksnest“. Angekündigt war zudem ein Überraschungsgast. Jack Nicholson in Rostock? Gegen 20 Uhr hatten schon etwas über 40 Interessierte vor einer roten Couch Platz genommen, als Martin Ortega, Dramaturg des Volkstheaters und Moderator des Abends, die Veranstaltung eröffnete. Ihm zur Seite saß als Überraschungsgast Dr. Ulrike Lemke von der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Rostock, die bei der Rostocker Inszenierung der Künstlerschar beratend zur Seite stand. Unter das Publikum hatte sich noch weitere Prominenz gemischt, so zum Beispiel Schauspieldirektorin Anu Saari. Aus Rücksicht vor Menschen, die weder Film noch Buch kennen, gab es vorab eine kleine Kurzfassung zum Inhalt des Stückes vom Dramaturgen, worüber ich ehrlich gesagt, ganz dankbar war. Geschildert werden im „Kuckucksnest“ Leben und Umgang von Psychiatrieinsassen gegen Ende der 50er Jahre in den USA. Ein Neuzugang, McMurphy, der eher kleinkriminell ist, als dass er tatsächlich an einer psychischen Erkrankung leidet, wird in eine psychiatrische Anstalt eingewiesen und erlebt hautnah die Repressionen, denen seine Mitpatienten im Alltag ausgesetzt sind. Mit List und Witz versucht er, die starren Strukturen in der Anstalt zu durchbrechen und die Macht von Anstaltsschwester Ratched auszuhebeln. Letztlich unterliegt McMurphy und wird durch Elektroschocks und Medikamente „ruhig gestellt“, sein ehemals lebensbejahender, vor Kraft strotzender Individualismus: ausgelöscht. Ortega kündigte an, auf welche Neuerungen das Rostocker Publikum gespannt sein darf. So wird der Schauplatz der Handlung aufgehoben. Unklar wird bleiben, ob sich die Figuren wirklich in einer psychiatrischen Anstalt befinden. Ist es nicht doch ein Alten- oder Pflegeheim? Die Insassen sind nicht mehr ausschließlich Männer, sondern die Station beherbergt nun auch Frauen. Diese Veränderung ist auch der Gegenwart geschuldet, in der gemischt geschlechtliche Stationen die Regel geworden sind. Auch das Alter der Insassen ist im Durchschnitt höher als noch in der Forman-Verfilmung von 1975. Na klar, heute haben wir auch eine weitaus höhere Lebenserwartung als noch vor 30 Jahren. Wieder ein aktueller Bezug. Viele Rollen wurden von Regisseur Martin Nimz getauscht. Die Pfleger werden von zwei Frauen gespielt. Den Indianer („Häuptling Bromden“) spielt Katrin Stephan. Cheswicks Rolle übernimmt Horst Rehberg, der im Dresen-Film „Wolke 9“ mitspielt. Die Handlung werde jedoch nach wie vor wiedergegeben. Weiterhin brauche sich kein Zuschauer der Veranstaltung sorgen: „… weder fliegen Farbbeutel durch die Gegend, noch tanzen alle die ganze Zeit auf allen Vieren.“ Mit diesen Ankündigungen ging es nun in das Gespräch mit der Expertin. Oberärztin Dr. Ulrike Lemke wurde vom Dramaturgen befragt, worin die Unterschiede der Psychiatrie der 70er Jahre zu der von heute bestünden. Ob das Bühnenstück etwas mit dem Alltag in einer psychiatrischen Anstalt zu tun habe. Worin die Probleme mit Patienten bestehen können und wie versucht werde, diese zu lösen. Versiert antwortete Dr. Lemke auf die vielfältigen Fragen Ortegas, wusste auch seiner überspitzten These („Meiner Meinung nach hat sich wenig verändert.“) mit Sachverstand zu begegnen. Mir, die wenig Erfahrung auf dem Gebiet der psychischen Erkrankungen und deren Heilmethoden hat, wurde heute bewusst, wie stigmatisiert dies Thema noch ist. Erst nach durchschnittlich sieben Jahren der Erkrankung gehen Patienten von sich aus zum Arzt. Aus Unkenntnis, aber sehr häufig auch aus Scham. Die Behandlungsmöglichkeiten wären schon sehr viel besser geworden, so die Doktorin, doch sei gerade der Bereich der ambulanten Versorgung unbedingt auszubauen. Das Hauptziel einer vollständigen Integration von Menschen mit psychischen Erkrankungen in die Gesellschaft sei leider noch nicht erreicht. Die Fragen aus dem Publikum wurden überwiegend von Frauen gestellt. Ob spezialisierte Stationen für die verschiedenen Erkrankungsformen effektiver seien als Gemeinschaftsstationen, wollte eine Dame wissen. Eine Andere fragte, ob man sich heutzutage, so wie die Figur des Indianerhäuptlings Bromden, selbst einweisen und freiwillig in einer psychiatrischen Anstalt bleiben dürfe. Ganz wichtig war auch die Frage, ob es zur Rostocker Inszenierung ein theaterpädagogisches Angebot des Volkstheaters geben wird. An Rostocker Schulen seien schon Informationsmappen versendet worden, gab Martin Ortega bekannt. Schauspieldirektorin Anu Saari ergänzte abschließend, dass es dieses Gesprächsangebot nach der Aufführung geben werde. Sie wies auch darauf hin, dass der Premiere am 24. April um 19:30 Uhr im Großen Haus nur noch fünf weitere Termine für das Schauspiel folgen. Neben einem Nachmittagstermin am 29. April, der besonders für Schulklassen geeignet ist, folgen noch vier Termine im Mai. In die neue Spielsaison werde das „Kuckucksnest“ nicht übernommen. Darum ihr Aufruf an alle Interessierte: „Gleich Hingehen!“ Dem kann ich nach dem heutigen Abend nur zustimmen.
13. April 2010 | Weiterlesen
mv-tourist.tv - Internet, Videos und Hotel-TV
„Wenn ich früh aufwache, schalten wir – mit ‚wir‘ meine ich meine Frau und mich – als Erstes das Fernsehgerät ein.“ Nach so viel Kunst und Kultur in den letzten Tagen wird es heute mal wieder Zeit für etwas Abwechslung, oder? Was darf es denn sein? Politik, Wirtschaft, Tourismus, Fernsehen oder Internet? Von allem ein bisschen? Kein Problem! Gerade gestern hatte ich bei Frank noch einen Beitrag gelesen – zu Ausstellungen in Hotels im Allgemeinen und im Hotel Neptun im Speziellen. Und heute konnte ich dort ganz zufällig einen Blick auf die Bilder von Christine Löwa werfen. Tolle Werke übrigens, doppelt schade, dass praktisch keine Werbung dafür erfolgt. Aber hey, ich hatte doch versprochen, dass es heute mal nicht um die Kunst gehen soll! Wer da in der Früh als Erstes den Fernseher einschaltet, möchtet Ihr wissen? Unser Wirtschaftsminister Jürgen Seidel ist es und zwar immer, wenn er in Österreich im Urlaub ist, „denn da kommt direkt der Wetterbericht. Man weiß sofort, wie man sich anziehen muss.“ Toll. Seit langer Zeit wünscht er sich das, was er dort schon seit zehn Jahren erlebt, auch für das touristische Angebot Mecklenburg-Vorpommerns. Nun endlich wurden seine Wünsche erhört. Kein Grund mehr, seinen Urlaub nicht im Lande zu verbringen, zumindest was diesen Punkt betrifft. Stolz stellte Thomas Böhm von der Mediadock GmbH das vom Land angekündigte ‚Großprojekt‘ heute im Hotel Neptun vor und dabei geht es keinesfalls nur um den morgendlichen Wetterbericht. Als Betreiber des Lokalsenders tv.rostock sind über die Jahre so viele Inhalte produziert worden, dass damit auch andere Programme gefüllt werden können, so Böhm. Es wäre schade, wenn Beiträge nach nur zwei oder drei Ausstrahlungen im Archiv verstauben. Der Tourist, der in die Stadt kommt, wolle nicht unbedingt Lokalpolitik sehen, sondern Ausflugstipps, Veranstaltungshinweise und natürlich das Wetter. So sei die Idee für ein angepasstes, regionales Hotel-Programm entstanden. Vor einem Jahr hätten sie im Hotel Neptun mit dem Piloten losgelegt, inzwischen seien sechs Rostocker Hotels beteiligt. „Mittlerweile entstehen 67% der Buchungen über eine Vorinformation im Internet“, so Bernd Fischer vom Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern. Mehr als die Hälfte der Deutschen nutze das Internet auch während des Urlaubs zur Information und immerhin ein Drittel der Urlauber würde während der schönsten Zeit des Jahres tatsächlich fernsehen – Potenzial sei somit vorhanden. Was die Inhalte betrifft, sei eine Matrix erstellt worden, bei der Regionen und Themen zueinander gebracht wurden. Um darzustellen, was MV touristisch heißt, sollen bis zum späten Frühjahr 100 Videobeiträge produziert werden, von Mediadock und weiteren Unternehmen im Lande. Die Kriegskassen der Hotels scheinen dank Mehrwertsteuersenkung gut gefüllt zu sein. Kleiner Spaß. Nein, natürlich übernimmt das Land die Kosten als Anschubfinanzierung. Die beteiligten Hotels selbst hätten nur eine kleine Pauschale zu tragen. Auf drei Säulen baue das Projekt, so Fischer. Neben dem Hotelfernsehen als erstem Standbein soll ein Internetportal angeboten werden, „wo ich mir mein ganz individuelles Fernsehen zusammenstellen kann. Ich wähle aus, was mich interessiert, klicke ‚Go‘ und dann gucke ich mir ein kleines Fernsehprogramm der Urlaubsregion Mecklenburg-Vorpommern an.“ Die dritte Möglichkeit wäre gleichzeitig auch die vielfältigste. Die Videos könnten transparent auf den Seiten der Hotels und Verbände eingebunden werden. Guido Zöllick, Präsident des Dehoga MV und Direktor des Hotels Neptun, begleitet das Projekt in seinem Haus seit dem Beginn der Pilotphase vor einem Jahr. „Wir haben mit mv-tourist.tv tatsächlich etwas gefunden, was bei den Gästen sehr gut ankommt“, beschreibt Zöllick seine Erfahrungen. Es würde eine Reihe von Gästen geben, die anschließend am Empfang stehen und genau das erleben wollten, was sie gerade gesehen haben. „Ich bin froh und glücklich, dass wir jetzt einen Sender haben, der die Gäste live darüber informiert, was hier vor Ort, an ihrem Urlaubsort, in ihrem Urlaubsland stattfindet.“ Das Thema Wetter spiele natürlich eine große Rolle. „Es ist tagesaktuell, wird moderiert und in bewegten Bildern gezeigt – ein großer Unterschied zu dem, was wir bisher an Informationskanälen hatten. Eine Fernsehsendung, die es verdient, so genannt zu werden!“ Lokales Hotel-TV? Sicher eine gute Idee. Da mögen sogar Landesmittel sinnvoll sein. Dürfte doch nicht jedes kleinere Hotel ohne Zuschuss so innovationsfreudig sein wie Neptun, Yachthafenresidenz, Radisson & Co. Vorausgesetzt natürlich, die Hotels erkennen den Mehrwert für die Gäste und sind bereit, im Anschluss selbst für die Kosten aufzukommen. Denn gute Inhalte kosten auf Dauer Geld, mehr als die Technik vermutlich. So weit, so gut. Was das Internet-Portal betrifft, hatte ich scheinbar gerade ein Déjà-vu. Die Idee, Videos für MV auf einem eigenen Portal anzubieten und mittels eigenem Player zu verteilen, kam mir irgendwie bekannt vor. So nutzte ich die Zeit und surfte nebenbei etwas im Netz. Video-MV war das, was ich gesucht hatte. Gefördert aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Mecklenburg-Vorpommern wurde es vor noch gar nicht so langer Zeit ins Leben gerufen. Die Plattform macht einen durchaus guten Eindruck, dümpelt mangels Inhalten aber leider ein wenig vor sich hin. Warum auch in diesem Bereich ein neues Projekt gestartet wird, statt auf die bestehende und bereits finanzierte Plattform zurückzugreifen, schien eine etwas überraschende Frage zu sein – so richtig überzeugend erklären konnte dies niemand. Jürgen Seidel war die von seinem Haus geförderte Seite wohl unbekannt (muss man als Minister vielleicht auch nicht unbedingt kennen), Bernd Fischer hielt es für ein Portal, auf dem Urlauber ihre Amateurvideos präsentieren könnten – scheinbar hat er die Seite im letzten Jahr nicht mehr besucht. So wäre es tatsächlich mal gedacht gewesen, erläuterte mir später die mit der aktuellen Entwicklung nicht ganz glückliche Kathleen Reiß vom Projektträger der Seite. „Wir sind mit dem Ansatz gestartet, Urlaubervideos einzusammeln.“ „Rein rechtlich ging das aber nicht, das konnten wir nicht verantworten, schon gar nicht vom Land finanziert.“ In den Videos seien viel zu oft Rechteverstöße aufgetreten; nicht genehmigte Bilder, lizenzpflichtige Hintergrundmusik und vieles mehr. „Deshalb haben wir schnell gesagt, dann sammeln wir Hochglanzvideos ein und verteilen diese wieder.“ Also genau das, was Bernd Fischer als wichtige dritte Säule des Projektes beschrieben hat. Vorausgesetzt natürlich, es gibt Unternehmen, Vereine und Verbände, die Inhalte bereitstellen. Beliefert werden soll die Seite später wohl auch mit den geplanten Videos. Warum weder Portal noch Player genutzt werden und ob man wirklich mehrere ähnliche Portale benötigt, bleibt fraglich. Auf der anderen Seite gesellte sich noch ein Vertreter des Landestourismusverbandes zu uns und meinte, dass eine richtig eigenständige Seite wohl doch gar nicht geplant sei. „Technisch gesehen ist das Internetprojekt eher ein Abfallprodukt für uns“, erläuterte er, „MV-Tourist.tv“ solle keine eigene Seite erhalten, sondern nur als White-Label-Lösung in bestehende Angebote eingebunden werden“. Also doch nichts mit dem von Thomas Böhm gezeigten Entwurf und dem von Bernd Fischer so angepriesenen individuellen Fernsehprogramm? Da scheint jeder der Beteiligten wohl noch eine etwas eigene Sicht der Dinge zu haben. Mal abwarten, in welche Richtung sich das Ganze entwickelt.
12. April 2010 | Weiterlesen
Collegeblock der Universität Rostock
Weitaus mehr als ein gewöhnlicher Schreibblock ist das, was heute in der Mensa der Uni Rostock verteilt wurde. Der Block enthält zwar Papier für Vorlesungsmitschriften und Notizen, dies jedoch unterteilt in fünf Registern für ein ganzes Semester. Seine Kalender- und Stundenplanfunktion bringen Ordnung in den Uni-Alltag und der Serviceteil auf den ersten Seiten bietet alle wesentlichen Informationen über die Universität Rostock und das Studentenleben. Obendrein enthält der Block Seiten, die der Unterhaltung dienen – für den Spaßfaktor ist also auch gesorgt. Hübsch anzusehen ist das unverzichtbare Studentenutensil sowieso! Die vielen blauen Farbtupfer auf dem Cover des Blockes wirken frisch und peppig. Zugleich verweist die abgebildete historische Ansicht des Uni-Hauptgebäudes auf die Tradition der Universität Rostock. Das Beste an der Geschichte? Der Block ist kostenlos! Erdacht und entwickelt haben dieses geniale Hilfsmittel die Studenten Lars Kersten und Michael Florus. Heute traf ich sie vor der Mensa „Kleine Ulme“ in der Ulmenstraße, dort verteilten sie ihren Block. „Als allererstes haben wir uns gefragt, warum Studenten, wo sie doch meistens knapp bei Kasse sind, Schreibblöcke kaufen müssen. Sind Schreibblöcke doch das Material schlechthin im Studium. Aus dieser Grundidee haben wir dann ein Gerüst gebaut und sind zu diesem Ergebnis gekommen“, erzählten mir die beiden. Der Collegeblock ist werbefinanziert. Den Unternehmen wird auf diese Weise die Möglichkeit geboten, auf dem Campus zu werben. Zugleich erhalten die Studenten kostenloses Schreibpapier. Darüber hinaus kann die Universität zehn Seiten selbst gestalten und sich somit ihren Studenten präsentieren. Unternehmen, Universität und Studenten profitieren. Doch der Collegeblock wird auch als „Projekt von Studenten für Studenten“ verstanden, verrieten mir die beiden. Denn die Studenten sollen an der Gestaltung und Konzeption des Blockes mitwirken. Lars und Michael haben im letzten Jahr mit dieser Geschäftsidee am Ideenwettbewerb des Gründerbüros der Uni-Rostock teilgenommen und den zweiten Platz damit erzielt. Dieser Wettbewerb soll Studenten dafür begeistern, ihre Ideen selbständig umzusetzen. Er findet auch in diesem Jahr wieder statt. Noch bis zum 30. April können kreative und innovative Ideen per Kurzbeschreibung online auf der Seite www.ideenwettbewerb.uni-rostock.de angemeldet werden. Tatjana Blank hat den Collegeblock heute Morgen als Erste in ihren Händen halten dürfen. Zunächst füllte sie aber einen Umfragebogen aus. Damit soll der Werbeeffekt des Blockes wissenschaftlich begleitet werden. Tatjana fand den Collegeblock jedenfalls „erst mal cool“. Zwar könne man die beschreibbaren Seiten nicht heraus trennen, was nicht unbedingt so vorteilhaft sei. Dennoch war sie sehr erfreut über ihr Exemplar. Die Studentin Andrea Zatzinsky war überaus begeistert vom Collegeblock. Der enthaltene WM-Planer wäre für Mädels nicht ganz so interessant. Doch der Serviceteil auf den ersten Seiten biete viele hilfreiche Informationen über das Studentenleben an der Universität. So wichtige Uni-Daten, wie die Rückmeldezeiten seien für die Studenten ja immer wieder von großer Bedeutung. Auch für Studenten im ersten und zweiten Semester sei dieser Collegeblock sehr hilfreich. Gerade, wenn man neu in der Stadt und an der Uni wäre, sei es notwendig, die maßgeblichen Infos schnell zu erhalten. An diesem Tag haben Lars und Michael all ihre Blöcke unter die Studenten gebracht. Doch nun geht es noch in die Mensa Südstadt, wo die beiden die fünffache Anzahl an Exemplaren verteilen möchten. „Alles beginnt in einem Uni-Block!“ ist ihre Devise. Sie haben Recht, selbst derart geniale Ideen kann man in einem solchen niederschreiben.
12. April 2010 | Weiterlesen
„Paperfile on tour“ im Edvard-Munch-Haus
Dass der Berliner gern an die Ostseeküste reist, dürfte hinlänglich bekannt sein, schließlich ist dies schon seit Kaisers Zeiten so – heutzutage bevorzugt zum Baden oder zum Segeln. Wat der Berliner kann, det kann ick ooch, muss sich da ein Schrank gedacht haben und machte sich flugs auf nach Warnemünde, an unsere schöne Ostseeküste. So oder zumindest so ähnlich muss es sich zugetragen haben. Schließlich ist er da, der Schrank – im Edvard-Munch-Haus, mitten in Warnemünde. Hier fand gestern Abend eine ganz besondere Kunstausstellung statt, „paperfile on tour“ der Titel. Frei übersetzt so viel wie „Kunst aus der Kiste“ oder eben „Ein Schrank auf Reisen“. Was es jedoch wirklich damit auf sich hat, erklärte Ruprecht Dreher von der Berliner Galerie „oqbo“. „oqbo“ sei erst mal ein ziemlich schwer auszusprechender Name. Aha! Zusammen mit sechs weiteren Künstlern gründete Dreher „oqbo“ vor etwa zwei Jahren als Produzentengalerie. Sie hätten damals ein günstiges Angebot angenommen, am nördlichen Ende der Brunnenstraße, in einer Gegend, die für Kunst eher untypisch sei. „Die üblichen Galerien sind dort noch nicht angekommen“, so Dreher. „Kunst nicht nur an den Wänden zu sehen, sondern auch mal wirklich zu fühlen“ sei die Intention für das Projekt „paperfile“ gewesen. „Dieser Papierschrank dort heißt paperfile“, brachte es Dreher auf den Punkt. Ein Planschrank mit Schubladen, in denen die Werke der Künstler liegen. Die Gäste sind eingeladen, in den Schubladen zu stöbern, die Arbeiten der Künstler zu begreifen und zu entdecken – einzige Bedingung, ein Paar weiße Handschuhe, die es dabei zu tragen gilt. Ein wenig abgeguckt hätten sie allerdings, gab Dreher zu. „Wir haben das schon mal gesehen, im Großen, in Brooklyn, in der Pierogi Gallerie“. Mit mehr als 700 Künstlern gibt es dort bereits ein richtig großes Magazin – sehr beliebt, eine Geheimadresse für Spezialisten. Kuratoren würden dort teilweise tagelang wühlen und nach Talenten Ausschau halten. „Das hat uns angeregt, vielleicht auch irgendeine Form für uns zu finden.“ Entstanden ist „paperfile“. Angefangen haben die sieben mit sich selbst, später dann Freunde eingeladen und Künstler, die sie interessierten. Alle drei bis vier Monate musste aufgestockt werden, ein Ende sei nicht in Sicht. „Nun haben wir zum ersten Mal gesagt, wir schicken den Schrank auf Reisen. Wir fahren an Orte, wo Menschen sind, die das möglicherweise noch nicht kennen, deshalb ist das jetzt hier paperfile on tour.“ Warnemünde ist die erste Station, fügt Dreher hinzu, in gewissem Sinne auch eine Probierstation. „Greifen Sie zu, fassen Sie an und nähern Sie sich der Kunst!“ und schon hielt Dreher das erste Bild in der Hand. Eines, das anfänglich auf einer Seite bearbeitet und dann auf der Rückseite vollendet wurde. „Das sind Erfahrungen, die kann man im Rahmen oder an der Wand überhaupt nicht machen“, versuchte er die Idee zu verdeutlichen. Was sich in den Schubladen findet? Werke von insgesamt 79 Künstlern sind mit auf die Reise nach Warnemünde gegangen. Es gibt Malerei, Zeichnungen, Collagen und derzeit auch etwa 5 Prozent Fotografien. Es gibt auch Prints, Computer-bearbeitete Vorlagen, die dann ausgedruckt werden. Eine Kunstform, die laut Dreher immer beliebter wird, die begrenzte Editionen hat, signiert wird, günstig ist, aber ebenfalls wie ein Original behandelt wird. „paperfile on tour“ möchte jedoch nicht nur Kunstwerke auf Reisen schicken. An jeder Station sollen Arbeiten hinzukommen, von mindestens einem Künstler mit regionalem Bezug. Dies war das Stichwort für Petra Schmidt-Dreyblatt vom Verein Edvard-Munch-Haus. Sie stellte die Künstlerin Tina Jonsbu vor. Aus Oslo, in Norwegen, schließlich sind wir hier ja im Edvard-Munch-Haus. Tina Jonsbu hat in Bergen und Oslo studiert, eigentlich Keramik. Dies sieht man teilweise auch noch an ihren Mustern, die sie aufs Papier bringt. In Norwegen gibt es, was die Kunstausbildung betrifft, immer noch ein relativ veraltetes System, durften wir erfahren. Künstler müssen oft unterschiedliche Medien in der Ausbildung durchwandern, ob sie wollen oder nicht. „Eine Leidenschaft für gefundene, gesuchte Sachen“ habe Jonsbu entwickelt. Papiere unterschiedlicher Kontur, Textur und Formate besetzt sie mit Zeichen. Millimeterpapier oder Karteikarten, mit Punkten, Kreisen, feinen Linien und Kreuzen versehen – eine Art textiler Struktur ist in ihren Werken erkennbar. Die oberste Schublade ist für die Arbeiten von Tina Jonsbu reserviert. Und sie sollen mit auf die weitere Reise gehen, in jedem Fall aber zurück nach Berlin. Arbeiten von Jonsbu finden sich jedoch nicht nur im „paperfile“. Verschiedene Stücke sind auch im Haus ausgestellt. In einem ebenso amüsanten wie spannenden Teil zeigt sie, wie man sich mit Schäden auseinandersetzen kann. In ihrem Atelier hatte Jonsbu seit 2002 mehrere Wasserschäden Einige dieser Blätter, die in der Ausstellung zu sehen sind, waren vom Wasser stark beschädigt. Jonsbu hat aus der Not eine Tugend gemacht und die Konturen des Wasserschadens mit Stiften nachgezeichnet. „Man fängt an, in diesen Linien Geschichten zu lesen“, so Petra Schmidt-Dreyblatt. „Paperfile sei einfach eine schöne Art des intimeren Umgangs mit den Kunstwerken“, beschreibt Frank Eltner von oqbo sein Verständnis des Projektes. „Es funktioniert fantastisch. Auch die Künstler sagen, endlich findet ein Dialog statt, es kommt zum Austausch und Gespräch.“ Beim Blick zum Schrank kann man ihm nur zustimmen. Einen derart regen Austausch zwischen Künstlern und Besuchern dürfte man in einer herkömmlichen Ausstellung nur selten finden. Ein Projekt, das sich in den unendlichen Tiefen der paperfile-Schubladen verbirgt, sei an dieser Stelle kurz erwähnt. Es ist eine Mappe mit Bildern vom Truppenübungsplatz Dallgow-Döberitz. Marion Kreißler und Martin Conrath, der ebenfalls vor Ort war, haben über mehrere Jahre eine einzigartige Dokumentation erstellt. Etwa 40 Mal sind sie über einen Zeitraum von vier Jahren die B5, die dieses Gebiet durchschneidet, auf- und abgefahren. Mit der Videokamera am Fenster hätten sie die Veränderungen dokumentiert. Details fotografisch festgehalten, Kontakt zu den hier stationierten Soldaten der Roten Armee aufgenommen, sich Zeitzeugen-Fotos schicken lassen und die Entwicklung des Gebietes dokumentiert. Entstanden ist ein Video, das den Vor- und Nachher-Zustand gegenüberstellt, in synchronen Bildern. Ist etwas passiert, hält der eine Kanal an, der andere läuft weiter, geht ins Gelände, ins Detail, zeigt Fotografien, historische Aufnahmen, Original-Töne – klingt wirklich sehr interessant! Vielleicht gelingt es noch, dieses Video im Rahmen der Ausstellung vorzuführen, ansonsten gibt es im ominösen Schrank immerhin eine sehr interessante und umfassende Mappe zu diesem Projekt. Wer jetzt Lust bekommen hat im „paperfile“ zu stöbern, kann sich während der Ausstellung über erweiterte Öffnungszeiten im Edvard-Munch-Haus freuen. Donnerstags und freitags ist zwischen 13 und 17 Uhr, am Wochenende von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Zusätzlich werden während der Ausstellungszeit Marina Achenbach (16. April, 18:30) und Volker H. Altwasser (7. Mai, 18:30) zu Lesungen ins Haus kommen. Am 13. Mai spielt dann noch der Pianist Eric Schneider Werke von Bach, Beethoven, Schumann und Liszt. Ein Besuch lohnt sich!
11. April 2010 | Weiterlesen
Yehudi Menuhin Live Music Now Rostock in der HMT
Ein gar lustiges Kerlchen betrat da am Donnerstagabend um 19.30 Uhr die Bühne im Katharinensaal der HMT. Bunte Ringelsöckchen hatte es an und im Haar trug es eine große knallig orangene Schleife. Magdalena von Rohden spielte diesen allerliebsten und drolligen Fratzke, Pinocchio genannt. Da das Kerlchen jedoch seine Noten vergessen hatte, verließ es das äußerst entzückte Publikum sofort wieder. Als es erneut erschien, hatte es nicht nur die Noten, sondern auch musikalische Verstärkung mitgebracht. Anna von Rohden erstritt sich nun ihren Platz am Klavier und Magdalena begann das „Lied des Pinocchio“ von Kurt Schwaen zu singen. „Vielleicht bleib ich ein Hampelmann, …“ trällerte sie höchst famos. Diese beiden fabelhaften Wesen müsste sie demnächst eigentlich des Öfteren auf die Kinderstationen der Krankenhäuser schicken. Könnten sie doch dort ebenso viel Freude und Spaß vermitteln, sagte Frau Christiane Prechtel, Vorsitzende des Vereins Live Music Now Rostock. Dann begrüßte sie das Publikum und sprach vielen Helfern und Sponsoren ihren Dank aus. Über siebzig Konzerte habe der Verein im letzten Jahr organisiert. Eine große Hilfe war beispielsweise die Scandlines GmbH. Aber auch bei Herrn Klaus Kreutzer vom Piano Centrum Rostock bedankte sich die Vorsitzende herzlich. Er habe sogar am Sonntag für den Transport des einen oder anderen Pianos gesorgt. Anschließend wurde ein kleiner Film gezeigt, den der NDR unlängst gedreht hatte. Spätestens jetzt erfuhr jeder, worum es dem Verein in seiner Arbeit geht. „Musik heilt, Musik tröstet, Musik bringt Freude“ hatte der berühmte Geiger und Dirigent, Lord Yehudi Menuhin einmal gesagt. Er hatte 1977 die Organisation Live Music Now in Großbritannien gegründet. Deren Ziel ist es, über die Musik Heilung, Trost und Frohsinn zu denjenigen Menschen zu bringen, die selbst aufgrund ihrer besonderen Lebensumstände oder körperlichen Gebrechen nicht in ein Konzert kommen können. Dieser Gedanke leitete auch Menuhin selbst, als er im 2. Weltkrieg in Lazaretten und für die Überlebenden der Konzentrationslager spielte. In dem Film kamen ferner Studentinnen der HMT zu Wort. Sie erklärten, warum sie sich so gern in dem Verein Live Music Now engagieren. Der unmittelbare Kontakt zu ihrem Publikum erfreue sie so sehr. Das Glück und die Empfindungen, die ihre Stücke bei den Zuhörern auslösten, könnten sie viel intensiver spüren als im Konzertsaal. „Live Music Now“ ist aber zugleich ein Förderprogramm, das den jungen Musikern eine finanzielle Unterstützung ermöglicht. Alsbald gehörte die Bühne den Musikerinnen und Musikern selbst. Lilit Grigoryan spielte auf wundervolle Weise ein Stück von Frédéric Chopin vor und Kae Hirano sang das Couplet der Adele: „Spiel‘ ich die Unschuld vom Lande“ aus der Operette „Die Fledermaus“ von Johann Strauss wirklich entzückend. Begeistert haben auch die Ausbilder der Stipendiaten von „Live Music Now“. Klaus Häger sang „Der Musensohn“ von Franz Schubert, begleitet am Klavier von Karola Theill. Zum Abschluss sang eine ganze Schar von Musikern „Stoßt an, stoßt an, stoßt an!“ ebenfalls eine Passage aus der Operette „Die Fledermaus“ von Johann Strauss. Wie passend! Gab es doch im Anschluss an das Benefizkonzert einen Empfang im Foyer der HMT.
10. April 2010 | Weiterlesen
Yuri’s Night Rostock
Es ist der 12. April 1961. Zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit gelingt es, eine bemannte Rakete ins All zu schießen und den an Bord befindlichen Kosmonauten wieder heil auf die Erde zurückzubringen. An Bord der Wostok 1: Juri Alexejewitsch Gagarin. Die Zeit der Raumfahrt hat begonnen. Der 12. April ist ein geschichtsträchtiges Datum. Auf den Tag genau, exakt 20 Jahre nach Gagarins Flug mit der Wostok 1, startete das amerikanische Space Shuttle Columbia zu seinem Jungfernflug. Um den internationalen Erfolgen in der Raumfahrt Tribut zu zollen, finden deshalb in diesen Tagen weltweit Gedenkfeiern statt. Ausgetragen wurde die erste „Yuri’s Night“ bereits im Jahr 2001 in den USA, durch das Projekt „Space Generation Advisory Council“, kurz SGAC. Zehn Jahre später hat sie sich zu einem globalen Event entwickelt und findet allein in Deutschland in sechs verschiedenen Städten statt, darunter Berlin und Stuttgart. Zum ersten Mal mit dabei war in diesem Jahr auch die Hansestadt Rostock. Initiator der Veranstaltung vor Ort ist Professor Hartmut Pfüller von der Fakultät für Informatik und Elektrotechnik der Universität Rostock. Ausgetragen wurde die Veranstaltung im Gebäude der Europäischen Wirtschafts- und Sprachenakademie (EWS) am Kabutzenhof. Dort konnten sich die Besucher unter anderem in verschiedenen Vorträgen ein Bild über die Geschichte der Raumfahrt und die Historie des Rostocker Flugzeugbaus machen. Inhaltlich reichten die Vorträge von Rückblicken, wie „Aufbruch ins Raketenzeitalter“ (Holger Björkquist, Förderkreis Luft- und Raumfahrt Mecklenburg Vorpommern e.V.) bis zu aktuellen Entwicklungen, wie den „Hitech-Innovationen aus dem Bereich Raumfahrt“ (Jan Montau, Rostock-System-Technik GmbH). Den Abschluss bildete am Abend der Dokumentarfilm „Fliegerkosmonauten – Space Sailors“, der unter der Regie von Marian Kiss entstanden ist. Auch prominente Gäste waren anwesend. So konnten Professor Dieter B. Herrmann, der ehemalige Moderator der Wissenschaftssendung „AHA“, sowie der NASA-Botschafter und Ehren-Astronaut Hans-Joachim Roloff für die Veranstaltung gewonnen werden. Außerdem anwesend: Heinz Boback, der wie Juri Gagarin ebenfalls die Ausbildung zum Kosmonauten durchlaufen hat. Neben den Vorträgen konnten maßstabsgetreue Papiermodelle von Raketen, Raumstationen und Space-Shuttles bewundert werden. Die Palette reichte von der Wostok 1 bis zur ISS Raumstation und dem Hubble Weltraum Teleskop. Gebaut wurden die Modelle von Bernd Lietzow vom Astronomischen Verein e.V. unter Mithilfe von Schülern der 8. und 9. Klasse. Ein Hobby, das Lietzow schon seit seiner Kindheit mit Leidenschaft betreibt. Doch nicht nur den erwachsenen Besuchern wurde etwas geboten, auch die Kinder kamen voll auf ihre Kosten. So konnten sie sich beispielsweise als Kosmonaut fotografieren lassen und sich damit selbst ein bisschen wie Gagarin fühlen. Außerdem gab es für sie die Möglichkeit, sich als Außerirdische schminken zu lassen. Von welchem Planeten wohl der Dinosaurier und der Tiger stammen? Selbst aktiv werden konnte man natürlich auch. So wurden unter Anleitung fleißig Raketen und sogar ein Airbus A350-800 aus Papier gebastelt. Eine Tätigkeit, an der nicht nur die Kinder Gefallen fanden – ein echtes Familienprogramm! Beinahe wie ihre großen Vorbilder wurden die kleinen Papierraketen mit Zündern und Festbrennstoff versehen, um später auf dem Parkplatz des „Bunkers“ gestartet zu werden. Als um 16:30 Uhr schließlich die Starterlaubnis erteilt wurde, schossen die Raketen in Sekundenschnelle bis zu 80 Metern in die Höhe. Wer nach Vorträgen, Raketenstarts und Dokumentarfilm noch nicht müde war, der konnte am späteren Abend auf der „Space-Party“ im ST-Club noch weiterfeiern. „Wie es weitergeht, steht im wahrsten Sinne des Wortes in den Sternen.“ So äußerte sich Bernd Lietzow in seinem Vortrag, mit Blick auf das eingestellte Constellation Programm zur Zukunft der Raumfahrt. Die Zukunft von „Yuri’s Night“ steht dagegen nicht in den Sternen. Für das nächste Jahr soll sich bereits Sigmund Jähn, der erste Deutsche im Weltraum, angekündigt haben, wenn es dann heißt: 50 Jahre bemannte Raumfahrt.
10. April 2010 | Weiterlesen
Ein Papierschiff für den Hafen Rostock
In der St. Georg-Schule konnte ich gestern, wie schon am Abend zuvor, großartige Kunstwerke in Augenschein nehmen. Die Künstler allerdings waren etwas jünger. Genau genommen handelte es sich um die Schüler der Grundschule. Sie präsentierten voller Stolz Papierschiffchen in den verschiedensten Farben und Formen. Große und kleine, mit Blümchen verzierte und einfarbige Werke waren dabei. Diese werden sie, wie hoffentlich viele weitere Rostocker, am 24. April zum großen Hafenfest mitbringen. Dort werden die Schiffchen dann gesammelt und ausgestellt. Überdies nehmen alle kreativen Schiffbauer und Schiffbauerinnen automatisch an einer Verlosung teil. Zu gewinnen gibt es eine AIDA-Kreuzfahrt. Hach, da fiel mir ein, warum hatte ich nicht schon längst ein solches Papierschifflein gebastelt? Marion Nowak, Dr. Ulrich Bauermeister und Christian Hardt von der Hafen-Entwicklungsgesellschaft Rostock (Hero) sowie die Schulleiterin Dagmar Tritten zeigten sich an diesem Morgen begeistert von den ersten schönen Papierschiffchen. Nachdem sie diese eingehend studiert hatten, erzählten sie den Kindern mehr über den Überseehafen und dessen große Geburtstagsparty. Ulrich Bauermeister, Geschäftsführer der Hero, erklärte den Kleinen, dass Ende April vor 50 Jahren das erste Schiff im Überseehafen angelegt habe. Dieses Ereignis wolle man nun am 24. April feiern und der eigentlich unzugängliche Überseehafen solle deshalb an diesem Tag Schauplatz eines vielfältigen Festprogrammes werden. Am Hafenbecken B wird eine große Hauptbühne errichtet. Hier präsentieren die Moderatoren Michaela Mann und Horst Marx ein abwechslungsreiches Unterhaltungsprogramm. Viel Wissenswertes über den Hafen aber auch Livemusik werde geboten. Die Shanty-Chöre „De Klaashahns“ und „Reriker Heulbojen“, die lateinamerikanische Combo „SAMBAtucada“, das Blasorchester der Hansestadt Rostock, das Duo Monika Herz & David wie auch die Gruppe „Sailor“ würden auftreten. Die kleinen Gäste könnten sich u.a. auf ein Kinderkarussell und die Möglichkeit zum Kinderschminken freuen. Auch eine musikalische Reise durch die Welt und einen Mäusezirkus gäbe es zu erleben. Sogar Hochseilartisten würden mit einer besonderen Show zu Gast sein. Da Rostock mit seinem Hafen sehr verbunden sei, käme es darauf an, ihn auch für die Einwohner der Stadt einmal erlebbar zu machen. Aus diesem Grund wird den Besuchern des Festes ein 60 Meter hoher Aussichtskran einen einmaligen Blick auf den Hafen und die Hansestadt gewähren. Es werden Hafenrundfahrten angeboten, auf denen langjährige Hafenmitarbeiter über den Ort und seine Geschichte berichten. Überdies könnten das Mehrzweckschiff „Arkona“, das Ölauffangschiff „Bottsand“ der deutschen Marine, wie auch ein Feuerlöschboot besichtigt werden. Zum Tag der offenen Tür laden die Unternehmen Karpack, Vattenfall sowie die Hafenfeuerwehr ein. Marion Nowak informierte dann noch über die Papierschiff-Aktion. Zwar sei auf den in allen Schulen Rostocks verteilten Flyern eine Bastelanleitung zum Bau eines solchen maritimen Gefährtes zu finden, doch müsse man sich daran nicht halten. „Der Phantasie seien absolut keine Grenzen gesetzt“, meinte sie. Übrigens dürfe sich jeder, der ein Schiffchen abgibt, schon über eine kleine Überraschung freuen. Ich wurde mir nun immer sicherer, dass ich diese Chance nutzen werde, komme, was da wolle! Von einer Altersbegrenzung hat hier schließlich niemand etwas gesagt. Nun werden also am 24. April die mannigfaltigsten kleinen Kunstwerke im Hafen abgegeben. Was aber passiert danach mit ihnen? Sie werden auf keinen Fall verschwinden. Man werde sie sammeln und hoffe, sie an einem geeigneten Ort ausstellen zu können, erklärte Christian Hardt. Dann wurde noch auf einen weiteren Termin hingewiesen. Am 30. April werde in der Kunsthalle Rostock ein Geburtstagsempfang stattfinden, an dem auch Ministerpräsident Erwin Sellering und OB Roland Methling teilnehmen. Hierzu seien alle Rostocker ebenfalls recht herzlich eingeladen. Von 13:00 bis 17:30 Uhr könne man dort Fachvorträge über den Überseehafen hören. Geplant sei zusätzlich die Eröffnung einer Ausstellung mit Erinnerungsstücken aus der 50-jährigen Geschichte des Hafens. Es gäbe allerdings bisher nur sehr wenige solcher Andenken. Vor allem fotografische Aufnahmen, etwa aus der Hafenbauphase, seien sehr rar, erklärte Ulrich Bauermeister. Daher rufe man gemeinsam mit der Kunsthalle Rostock dazu auf, fotografische und andere Dokumente der Hafengeschichte in der Kunsthalle abzugeben. Diese wird die Museologin der Kunsthalle Frau Heilmann (Tel.: 0381-381 70 05) vom 12. bis zum 16. April jeweils von 15 bis 18 Uhr in Empfang nehmen. Es gibt also für die kleinen und großen Rostocker am 24. und 30. April jede Menge zu erleben, auch wenn man kein Papierschiff baut. Ich aber hatte jetzt keine Zeit mehr zu verlieren. Soll mein Papierschiff doch ein ganz Besonderes werden …
10. April 2010 | Weiterlesen
Marie-Luise Bauerschmidt - Ausstellung in der HMT
Marie-Luise Bauerschmidt, eine Bildhauerin aus Berlin. Gestern Abend war sie zu Gast in der Rostocker Hochschule für Musik und Theater (HMT). Im Foyer und in den Kreuzgängen der Hochschule wurde ihre Ausstellung „Begegnung mit Yehudi Menuhin“ eröffnet. 1953 ist Marie-Luise Bauerschmidt in Struth-Helmershof (Thüringen) geboren worden. Sie studierte Bildhauerei an der Hochschule für Bildende Kunst in Dresden und war Meisterschülerin der Akademie der Künste bei Professor Wieland Förster. Soviel zur Künstlerin. Wo aber war ich hier gelandet? Die Worte „Liebe Kunst“ las ich auf einem Plakat im Foyer. Tatsächlich schien mir dieser Ort wie geschaffen zur Präsentation von Kunstobjekten. Denn die verglaste Überdachung des Raumes lässt die Kunstwerke im Laufe des Tages in immer neuem Lichte erscheinen. Triin Ruubel und Karlis Norde, Studenten an der HMT, spielten zu Beginn der Veranstaltung ein Allegro in G-Dur von Luigi Boccherini auf ihren Geigen. Dann begrüßte der Kanzler der HMT, Frank Ivemeyer, die Künstlerin und die anwesenden Gäste. Es habe sich hier eine wunderbare Gelegenheit ergeben, erklärte er. Gemeint war damit der Zeitpunkt der Ausstellungseröffnung. Sie fand an dem Abend statt, an dem auch das 6. Benefizkonzert des Vereins YEHUDI MENUHIN Live Music Now gegeben wurde. Yehudi Menuhin, muss man wissen, war ein sehr bedeutender Violinist und Dirigent, der die Organisation Live Music Now gründete. Was aber verbindet Yehudi Menuhin und Marie-Luise Bauerschmidt? Die Künstlerin hat den Musiker mehrfach porträtiert, sowohl skulptural als auch zeichnerisch. Sie besuchte häufig seine Konzertproben in Berlin und fertigte dabei zahlreiche Skizzen an. Vor allem seine ausdrucksvolle Gestik während des Dirigierens hätte die Bildhauerin, wie sie selbst erzählte, inspiriert. Eine Büste bringt dies, wie ich finde, besonders deutlich zum Ausdruck. Die Arme Menuhins sind erhoben, sein Kopf nach vorn geneigt. Konzentration, Anspannung aber auch Bewegung spricht aus ihr. Es schien mir so, als würde die Plastik sich im nächsten Moment bewegen, als würde Menuhin sogleich die Hände senken und wieder erheben oder langsam dahingleiten lassen. Die während der Konzertproben entstandenen Skizzen sowie ein Portrait und eine Plastik des berühmten Yehudi Menuhin sind Bestandteil der Ausstellung. Doch es werden auch weitere Arbeiten gezeigt. Wie etwa das eindrucksvolle Bildnis von Freya von Moltke. Sie war die Witwe des Widerstandskämpfers Helmuth James von Moltke. Aber auch Marie-Luise Bauerschmidts Aktzeichnungen, wundervolle Handstudien und Skizzen von Artisten sind ab sofort in Rostock zu entdecken. Zum Abschluss des offiziellen Teils der Ausstellungseröffnung trugen Pauline Reguig und Darius Kaunas das Stück „Passacaglia“ von G. F. Händel in der Bearbeitung von Johan Halvorsen vor. Dann gab es endlich die Möglichkeit zur näheren Betrachtung der Kunstwerke. Die Ausstellung wird noch bis zum 30. Juni zu sehen sein. Kommen auch Sie einmal wieder in die HMT! Es lohnt sich, werden hier doch vielerlei Künste erfahrbar. Und so lässt sich eben nur an diesem Ort ein Konzertabend auf so wunderbare Weise mit dem Besuch einer Ausstellung verbinden.
9. April 2010 | Weiterlesen
Margot Domhardt - Ausstellung im Amtsgericht
Margot Domhardt – kennt ihr nicht? Vielleicht gar kein so schlechtes Zeichen, finden sich in ihrem Lebenslauf doch zwei Jahre Tätigkeit als Gerichtsvollzieherin. Und wenn man vom Gerichtsvollzieher noch keinen Besuch bekommen hat, ist das ja durchaus ein gutes Zeichen. Nun ist sie aber bereits 1992 in den Vorruhestand gegangen – man darf Margot Domhardt inzwischen also beruhigt kennen. Und das sollte man auch – sie und ihre Bilder. Schon lange beschäftigt sich Margot Domhardt mit verschiedenen Maltechniken und bevorzugt dabei Aquarell, Acryl und Pastell. Seit ihr der Rentenbeginn etwas mehr Zeit ließ, hat Margot Domhardt ihr Hobby intensiviert. So hat sie verschiedene Malkurse besucht, bei Romy Siebert oder Annelies Stürzekarn beispielsweise. 2006 hat sie im Börgerhus Groß Klein den Malzirkel der Dienstagsmaler begründet und drei Jahre lang geleitet. Heute führte mich mein Weg in die Zochstraße, ins Amtsgericht Rostock. Für Margot Domhardt eine Rückkehr an ihre ehemalige Arbeitsstätte als Rechtspflegerin und Gerichtsvollzieherin. Bereits zum vierten Mal übrigens, hat sie doch schon 2003, 2005 und 2008 hier ausgestellt. Dominierten in den früheren Ausstellungen mediterrane Landschaften das Bild, sollte die aktuelle Schau einen regionalen Charakter tragen und mehr Bilder aus unserer Heimat zeigen. Dies schien Freunde ebenso wie Interessenten zu locken, war die Cafeteria im Amtsgericht zur heutigen Vernissage doch ausgesprochen gut gefüllt. Nach einem ersten Rundgang schien nicht zu viel versprochen worden zu sein. Fanden sich neben vielen maritimen Küstenbildern aus der Region doch auch Aquarelle, beispielsweise von der Rostocker Petrikirche. Auch für die „Birken im Herbst“ und viele weitere Motive dürfte die nähere Umgebung als Inspiration gedient haben. Nach einer kurzen Begrüßung kamen die Besucher aber erst mal in den Genuss von Streich(el)einheiten fürs Ohr. Das Geigenduo Mathilde Helm (Universität der Künste Berlin) und Sornitza Patchinova (Absolventin der HMT Rostock) sorgte mit „Frühling“ von Vivaldi für die passende Stimmung. Von Sornitza für zwei Geigen bearbeitet, begeisterten die beiden jungen Damen mit ihrem virtuosen Spiel. Dass Mathilde Heim die Flöte ebenso perfekt beherrscht wie ihre Violine, zeigten die Beiden zum Abschluss mit dem Vogelfänger aus Mozarts Zauberflöte. Als Dankeschön gab es für die zwei Musikerinnen neben den fast schon obligatorischen Blumen heute noch ein ganz besonderes Geschenk. Als Dank und „als Andenken, da sie beide nicht mehr so oft in Mecklenburg-Vorpommern sind“, überreichte ihnen Margot Domhardt ein Aquarell mit Motiven aus der Heimat. Eine charmante Idee, die bei den beiden jungen Damen sichtlich gut ankam. „Beim letzten Mal hatte ich sehr viele Bilder aus Frankreich, diesmal sind es mehr Bilder aus der Region.“ Landschaften und viele Seestücke, hauptsächlich Motive aus den wärmeren Monaten. „Trotz des langen und weißen Winters in diesem Jahr ist in der Ausstellung nur ein einziges Winterbild zu finden.“ In starkem Kontrast zu den Seestücken steht die „Landschaft in Rot“ – ein Bild, das in ihrer „roten Phase“ entstanden sei, so die Künstlerin. In eine Schublade möchte sich Margot Domhardt jedoch nicht stecken lassen. Neben den vielen Landschaftsbildern finden sich auch Stillleben, ausdrucksstarke Porträts („Was gibt’s Neues?“) und Phantasien. Die „Drei Grazien“ stießen gleich bei mehreren Besuchern auf großes Interesse. Abwechslungsreiche Motive und eine bunte Vielfalt sind es, die dieser Ausstellung einen ganz speziellen Reiz verleihen – den zahlreichen Besuchern gefiel es. Besondere Aufmerksamkeit verdienen „Herbst am See“ (Gouache-Technik) oder auch das Bild „Sommerlandschaft“, das in Spachteltechnik entstand. Zum Glück sei ihr Mann sehr geduldig, so Domhardt. Er habe viel Verständnis für ihr Hobby und sucht sich seine Beschäftigung, wenn sie im Urlaub malt oder ihr Skizzenbuch füllt. Sie habe sich inzwischen ein kleines Atelier eingerichtet und setzt dort gern die Erinnerungen und Inspirationen um, die sie von ihren Reisen nach Frankreich, Spanien oder Italien mitgebracht hat. Einige mediterrane Werke sind neben den Bildern aus der Region natürlich auch in der Ausstellung zu finden. Dass es in Rostock viele Häuser gibt, die ihre Räume für die Kunst öffnen, habe ich ja schon erwähnt. Die Cafeteria im Amtsgericht war mir neu, bietet aber gute Bedingungen. Viel Platz und dank großer Glasfronten reichlich Tageslicht, auch wenn man bei den verglasten Aquarellen mit ein paar Reflexionen leben muss. Wie unter den Gästen zu hören war, sei auch die Kantine selbst eine Empfehlung. „Da kommt nichts aus der Tiefkühltruhe“, sondern gute hausgemachte Kost auf den Teller. Bei schönem Wetter kann dann auch der Außenbereich mit Blick auf den Stadthafen in Beschlag genommen werden. Gutes, preiswertes Kantinenessen, Panoramablick auf den Stadthafen und tolle, sehenswerte Kunst an den Wänden – was möchte man mehr? Hingehen, Essen testen, Aussicht genießen, Bilder betrachten! Bis zum Juni besteht noch die Gelegenheit dazu.
8. April 2010 | Weiterlesen
Umbau des Rostocker Rathauses beginnt
„Jetzt wird es ernst“ – mit diesen Worten eröffnete Ulrich Kunze am heutigen Morgen die Pressekonferenz zur Sanierung des Rostocker Rathauses. Das Ziel der geplanten Arbeiten: Den Rathauskomplex aus der Vergangenheit in die Zukunft zu holen. Dadurch soll ein für die Stadt Rostock repräsentativer Gesamtkomplex entstehen, der auch für die Bürger und Besucher der Stadt zugänglich ist. Oberbürgermeister Roland Methling meinte dazu nicht ohne Stolz: „Die Hansestadt Rostock hat wieder Fahrt aufgenommen.“ Die Arbeiten, die neben Sanierungsarbeiten auch Um- und Neubaumaßnahmen umfassen, sollen bereits in wenigen Tagen beginnen und bis Ende 2011 abgeschlossen sein. Der neue Rathauskomplex wird dann auch dem Ortsamt Stadtmitte, der Tourismuszentrale, der Ausländerbehörde und zusätzlichen Büros Platz bieten. Veranschlagt werden dafür 6,7 Millionen Euro, von denen 4,3 Millionen aus Städtebaufördermitteln stammen. Koordiniert wird das Projekt von der Rostocker Gesellschaft für Stadterneuerung, Stadtentwicklung und Wohnungsbau mbH (RGS), die durch Reinhard Wolfgramm vertreten wurde. Die Stadt Rostock reiht sich mit ihren Plänen zur Rathaussanierung in eine lange Tradition an Baumaßnahmen ein. In der 730 jährigen Geschichte des Rathauses, das zu den ältesten Gebäuden der Stadt zählt, gab es im Laufe der Jahrhunderte regelmäßig Sanierungen und Bauarbeiten. Der erste komplette Umbau erfolgte in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, als das alte Doppelhaus aufgestockt und die Fassaden und der Festsaal im barocken Stil umgestaltet wurden. Erstmals wurde an diesem Morgen auch das Modell des neuen Rathauskomplexes vorgestellt, das vom Architekturbüro Albert und Beyer entworfen wurde. Nach umfangreichen restauratorischen Untersuchungen und der Erstellung des Modells, befinden sich die Architekten derzeit in der Detailplanung. Auf die Frage, ob es besondere Herausforderungen gebe, antwortete Diana Albert mit Blick auf die Baumaßnahmen im Untergeschoss der Wasserstraße 19: „Was genau kommt, kann noch keiner sagen“. Von den Baumaßnahmen betroffen sind die Gebäude Neuer Markt 33 und 34, das Gebäude Große Wasserstraße 19 und der öffentlich zugängliche Hof zwischen Rathaus und Walldienerhaus. Ersteres wird in Zukunft einen Publikumsbereich beinhalten, in dem die Besucher das nach wie vor erhaltene große Oberlicht bewundern können. Das Gebäude Neuer Markt 34 wird dagegen abgerissen und weicht einem vierstöckigen Neubau mit geräumigem Untergeschoss. Archäologen hoffen dabei bereits auf interessante Funde während der Ausschachtungsarbeiten. Besondere Vorsicht ist beim Umbau in der Großen Wasserstraße 19 geboten, da es sich um das historisch wichtigste Bauwerk handelt. Massive Umbauten sind nicht möglich, da das Gebäude unter Denkmalschutz steht. Das Haus aus dem 19. Jahrhundert beinhaltet Art-Déco-Elemente und einen mittelalterlichen Gewölbekeller, der im Originalzustand erhalten ist. Der neu gestaltete Hinterhof wird einen Blick in die Vergangenheit bieten wird. Eine Kulisse, auf die sich die Fotografen bereits jetzt freuen, da hier 2012 auch Trauungen stattfinden werden. Auch das Steigenberger Hotel Sonne, das indirekt durch die Baumaßnahmen betroffen ist, äußerte sich positiv über die Pläne der Stadtverwaltung. Schließlich erfährt das Hotel durch eine ansehnlichere Rathausfassade ebenfalls eine Aufwertung. Mit den Baumaßnahmen wird ab kommendem Montag, dem 12. April, begonnen, wobei zunächst die Einrüstung der Gebäude auf dem Programm steht. Anschließend geht es mit den Abbrucharbeiten und dem Neubau weiter. Bis Ende des Jahres soll dann ein geschlossener Rohbau fertiggestellt werden, so dass ab Anfang 2011 bereits innerhalb der Gebäude gearbeitet werden kann. Wer eine Vollsperrung der Großen Wasserstraße befürchtet hat, kann sich entspannen. Zunächst wird es nur zu einer zeitweisen halbseitigen Sperrung kommen, um den Baufahrzeugen und Containern Platz zu bieten. Der Fahrzeugverkehr bleibt in beide Richtungen durchgängig erhalten. Phasenweise kann es allerdings zu ein- bis zweistündigen Vollsperrungen kommen. Ebenfalls betroffen sind der Parkplatz hinter dem Rathaus, der teilweise gesperrt wird, sowie der Bereich um die Giebel vor dem Rathaus. „Wir sammeln Spaten“, meinte Oberbürgermeister Roland Methling in Anspielung auf den kurz bevorstehenden Spatenstich. Wer sich also noch einmal ein Bild vom aktuellen Zustand des Rathauskomplexes machen möchte, sollte sich beeilen. Bis Sonntag bleibt dazu noch Zeit, am Montag rücken bereits die Bagger an – denn jetzt wird es ernst.
8. April 2010 | Weiterlesen



