Neueste Nachrichten aus Rostock und Warnemünde

Warnemünde - Fackelumzug und Osterfeuer 2010
Nachdem ich gestern Vormittag der feierlichen Eröffnung des Warnemünder Leuchtturmes beiwohnen durfte, konnte ich mir das abendliche Osterfeuer und den Fackelumzug dorthin doch nicht entgehen lassen, oder? Es war bekannt gegeben worden, dass sich alle Fackelumzugsteilnehmer um 18 Uhr vor der Vogtei am Alten Strom einfinden sollten. Just in dem Moment, als ich den besagten Ort erreichte, startete auch schon das Saxo-Fun-Orchester „Sax‘n Anhalt“ sein musikalisches Begleitprogramm. Sie sorgten für eine Bombenstimmung, von Beginn an! Ihr erster nur durch Saxophone, Percussion-Instrumente und Sousaphon dargebotener Song war „Down by the Riverside“. Die Musikerinnen und Musiker der außergewöhnlichen Combo boten eine ganz eigene und einzigartige Show. So gingen sie etwa immer wieder direkt auf das Publikum zu und formierten sich in stetig neuartigen Zusammenstellungen. Auch ein Percussion-Solo durfte da nicht fehlen. Nach kurzer Zeit schunkelten, tanzten und sangen viele der Anwesenden schon mit. Ganz besonders schön war der Augenblick, in dem das allen in der DDR Aufgewachsenen bekannte „Bummi“-Lied erklang. Einer der Musiker hatte sich einem kleinen Mädchen genähert und schien das Lied nur für dieses vorzutragen. Es war niedlich gerührt und bekam am Ende des Songs doch tatsächlich noch einen kleinen Teddybären geschenkt. Wie hat es sich da gefreut! Die Zeit verging so schnell. Plötzlich zündeten alle ihre Fackeln an und los ging es. Angeführt vom Saxo-Fun-Orchester „Sax‘n Anhalt“ startete der Umzugstrupp in Richtung Warnemünder Leuchtturm. Unterwegs gesellten sich viele dazu und ich hatte reichlich damit zu tun, auf all die Fackeln zu achten. Wollte ich doch nur ungern, eine zu dicht an mein Haupt heranlassen. Die Lichtstrahlen der bereits untergehenden Sonne tauchten allmählich alles in goldgelbe Farbtöne und wir zogen teilweise immer noch tanzend am Alten Strom entlang. Da ertönte mit einem Mal das Signalhorn eines dort anliegenden Schiffes. Wie selbstverständlich antwortete einer unserer Saxo-Funtisten diesem mit einem lauten Tröööööt. Ich wollte nun doch noch einmal die „vorderste Front“ unseres Trupps in Augenschein nehmen und scherte links aus, um ihn zu überholen. Vorn angekommen bemerkte ich, dass sich unlängst ein besonderer Gast zu uns gesellt hatte. Es war der Osterhase persönlich, der sich da inmitten der Musikanten im Takt hin und her wiegte. Besonders den anwesenden Kindern bereitete er viel Freude. Schließlich erreichten wir den Strand am Teepott. Dort unterhielt bereits Horst Marx das zahlreich erschienene Publikum. Ich hatte den Journalisten ja schon am Vormittag zur Eröffnung der 16. Saison des Leuchtturmes erleben können. Das „Saxo-Fun-Orchester“ spielte weiter auf. Passend zur Strandatmosphäre, wie ich fand, erklang „No woman, no cry“ von Bob Marley. Die Warnemünder Freiwillige Feuerwehr entzündete nun das Feuer. Unterdessen löschte schon der eine oder andere seinen Durst an einer der ringsherum aufgestellten Buden. Der Frühling war meinem Gefühl nach dank des Feuers inzwischen gebührend begrüßt und der Winter verabschiedet worden. Und es stand ja noch ein Termin auf meinem Plan. In Klausi’s Kartoffelstube neben dem Teepott wollte der Sänger Michael Treptow an diesem Abend sein neues Album „Strandläufer“ vorstellen. So verließ ich also den Strand. In Klausi’s Kartoffelstube bot sich mir dann ein ganz anderes Ambiente. Ich war wirklich in einer „Stube“ gelandet. Das Gasthaus ist sehr klein und beschaulich und besteht aus einem einzigen Raum. Darin finden sich drei Tische und eine kleine Theke. Doch es ist wirklich gemütlich dort. Vor allem die vielen skurrilen Kleinigkeiten an den Wänden und in den Regalen hatten es mir angetan. Von der fliegenden Möwe bis hin zum Bullauge war alles dabei. Die „Stube“ war gut gefüllt und der Liedermacher traf auf ein erwartungsfrohes Publikum. Sogar ein kleiner weißer Pudel lauschte andächtig seinen Songs. Es waren Treptows Versionen von Songs anderer Musiker, wie etwa Tom Petty und J. J. Cale. In den Pausen erzählte er die eine oder andere Geschichte und Klausi brachte das eine oder andere Essen aus der Küche. Ich indes war jetzt müde geworden und beschloss langsam den Heimweg anzutreten. In die Songs des Albums „Strandläufer“ von Michael Treptow kann auch im Internet auf seiner MySpace-Seite reingehört werden. Es sind deutsche Texte, die von der Liebe und der Freiheit erzählen. Seit 1995 lebt der Sänger in Rostock. Der Norden scheint ihn, wie auch mich, in seinen Bann gezogen zu haben. Als ich Klausi’s Stube verließ, stimmte er einen weiteren Blues an. Irgendwie war das ein passender Abschluss meines ereignisreichen Tages.
4. April 2010 | Weiterlesen
Saisoneröffnung des Warnemünder Leuchtturms
Es war ein wunderschöner Vormittag. Die Sonne schien und am Himmel war keine einzige Wolke zu sehen. Ein perfekter Start ins Osterwochenende. Viele werden diesen Tag wohl dazu genutzt haben, um erst einmal so richtig schön auszuschlafen. Doch mich zog es bereits früh nach Warnemünde. Dort stand heute das Warnemünder Wahrzeichen im Mittelpunkt des Geschehens. Die feierliche Eröffnung der 16. Saison des Warnemünder Leuchtturms war angesagt. Das heißt, die Pforte besagter Sehenswürdigkeit sollte das erste Mal in diesem Jahr für Touristen und alle Interessierten zum Aufstieg geöffnet werden. Dank des Wetters war ich jedenfalls bester Laune und machte mich mit dem Fahrrad auf ‘gen Warnemünde. Für die musikalische Einstimmung sorgten mal wieder die Jungs vom Warnemünder Shantychor „De Klaashahns“. Fast fühlte ich mich selbst schon wie ein einsamer Seemann, ähm, eine Seefrau natürlich. Selbst die Vierbeiner schien die Stimmung mitzureißen. Ein drolliger kleiner Hund hinter mir fing an zu jaulen, als würde er mitsingen wollen. Da begrüßte der Journalist Horst Marx auch schon alle Anwesenden und Schaulustigen. Nachdem Marx an den unermüdlichen Einsatz der Leuchtturmmänner erinnert hatte, übergab er das Mikrofon an die Vorstandsmitglieder des Warnemünder Leuchtturmvereines, Gerhard Lau und Walter Vogt. Sie gaben bekannt, dass in der diesjährigen Saison der einmillionste Besucher seit 1994 auf dem Leuchtturm erwartet werde. Lau und Vogt erinnerten auch daran, dass ihr Verein seine Einnahmen stets an Rostocks kulturelle Einrichtungen weiterreiche und sie dankten den Leuchtturmmännern, dem Shantychor, Herrn Marx und vor allem den Mitgliedern ihres Vereins für die tatkräftige Unterstützung. Passend dazu gesellte sich der Gründer der Rostocker Tafel, Jürgen Wegner, zu ihnen. Er hatte im letzten Jahr dafür gesorgt, dass viele Rostocker Kinder in der Schule eine warme Mahlzeit bekamen. Zur Unterstützung erhielt er 1.000 Euro vom Warnemünder Leuchtturmverein. „De Klaashahns“ übernahmen nun wieder die Leitung des Festaktes und sangen ein Lied nach dem anderen. „Am Abend, wenn der Leuchtturm blinkt …“ oder „Frag doch das Meer, ob es Liebe kann scheiden …“ hörte ich da. Einige Zuhörer neben mir schunkelten schon. Doch auch eine musikalische Einlage anderer Art wurde heute vor dem Leuchtturm geboten. Die junge Sängerin und gelernte Hotelfachfrau Anne Möller wurde als jüngstes Mitglied des Leuchtturmvereins vorgestellt. Sie hatte schon beim letzten Leuchtturmspektakel „Leuchtturm in Flammen“ gesungen und gab nun auch an diesem Tag eine Kostprobe ihrer Sangeskunst zum Besten. Leider hatten die Techniker wohl irgendetwas falsch eingestellt. Ihre wirklich schönen Interpretationen der Lieder „Irgendwas bleibt“ von Silbermond und „Take a bow“ von Rihanna erklangen viel zu laut aus den Lautsprechern. Anschließend betrat eine weitere Dame den Ort des Geschehens. Es war „Mariken“, das Warnemünder Original. Eigentlich sei sie gelernte Kindergärtnerin, erzählte sie. Doch nun verstehe sie sich als „Dienerin der niederdeutschen Sprache“ und besuche immer wieder Schulklassen, um den Kindern dort spielerisch die niederdeutsche Sprache näher zu bringen. Wie sie ihren Namen bekam, erzählte sie auch. Als Kind hätte sie so dann und wann den einen oder anderen Schabernack angestellt. Deshalb konnte sie sich des Öfteren die folgenden Worte anhören: „Mariken, Mariken, wat häst all wedder daun?“ Nun war es endlich soweit. Horst Marx erklärte den Leuchtturm für eröffnet. „De Klaashahns“ sangen noch „Rolling home across the sea“ und, mein persönlicher Favorit, „Wo de Ostseewellen trekken an den Strand“ und dann durfte auch ich den Leuchtturm endlich erobern. Die netten Leuchtturmwärter in ihrer hübschen maritim-blauen Tracht an der Kasse freuten sich sichtlich, dass die Winterpause ein Ende hat und ihr Wahrzeichen wieder den Gästen offen steht. Der Weg hinauf war auch nicht ganz so schwierig, wie ich gedacht hatte. Ich hielt mich einfach mit all meiner Kraft am Geländer fest. Lohn der Mühe ist natürlich der tolle Blick über das Ostseebad Warnemünde, vor allem bei diesem fantastischen Wetter. Die Aussicht, sowohl vom ersten, als auch vom zweiten Umgang, ließ mein Fotografinnenherz sofort höher schlagen. Die Sonne schien immer noch und so habe ich den Finger gar nicht mehr vom Auslöser meiner Kamera loskriegen können. Wer wie ich den Leuchtturm einmal hinaufklettern möchte, der kann dies von nun an bis Ende Oktober täglich zwischen 10 und 19 Uhr tun. Ich wandelte jedenfalls voller Meeresgefühl die Treppen des Leuchtturmes wieder hinab. Es war ein schöner Samstagvormittag und ein gelungener Auftakt des Osterwochenendes. Dass der Tag noch mehr zu bieten hat, wurde beim Blick an den Strand klar. Stand hier doch schon das Holz für das traditionelle Osterfeuer bereit. Am Abend soll dieses endgültig den Winter aus dem Ostseebad Warnemünde vertreiben und den Weg frei machen für die neue Saison. Nicht nur für Kinder gibt es vorab noch eine Fackelwanderung. Start ist um 18:30 Uhr an der Vogtei am Alten Strom, Ziel ist – natürlich – das Osterfeuer am Strand.
3. April 2010 | Weiterlesen
Heidi Schneekloth - Fotografien bei Berlitz
Eine Sprachschule dürfte nicht unbedingt der Ort sein, an dem man eine Kunstausstellung erwartet. Dennoch wurde genau hier, im Berlitz Sprachcenter in der Kröpeliner Straße, am Donnerstag eine neue Ausstellung eröffnet. Auf den zweiten Blick durchaus passend, sind Kunstwerke doch ein gutes Mittel, um den sonst so nebligen Lernsmog aus den Fenstern in die frische Frühlingsluft zu verbannen. Wenn dann noch lokale Künstler unterstützt werden, ist das ja immer eine feine Sache. Unter dem Titel „Blühende Landschaften aus Flora und Fauna – Zweite Dekade“ zeigt die Rostocker Fotografin Heidi Schneekloth in den Lehrräumen des Sprachcenters ihre neuesten Werke. Diese sind chronologisch angeordnet, die Räumlichkeiten am Eingang beherbergen ältere Werke und im hinteren Teil des Centers sind die jüngsten Fotografien zu bestaunen. Ihr Mentor und ehemaliger Dozent von der FH Wismar, Prof. Knut Maron, hielt die Eröffnungsrede. In der für Professoren typischen Vorlesungsart bog er unsere Betrachtungsweise schon etwas, wie er selbst es nannte, indem er bereits auf Interpretationsarten hinwies. Begeistert sprach Maron von Schneekloths kunstvollen Fotografien und verwies mehrfach auf ihre Gruppe „Absage an die Wirklichkeit“, in der sie eine von neun Künstlern ist. „Eine fantastische, surreale Auffassung des Realen“ steht als Leitmotiv im Mittelpunkt der künstlerischen Arbeit dieser Gruppe. Die Auswahl des Themas, dessen Interpretation im Motiv und die Farbinterpretation im Labor seien alles subjektive Vorgänge. Diese Subjektivität stünde bei ihr im Vordergrund. Sie schaffe intime Atmosphären auf Vertrauensbasis, sodass die menschlichen Motive vor der Kamera sich nicht für diese verstellen. Schneekloth ist somit in der Lage, die Menschen in ihrer natürlichen Art und Umgebung festhalten zu können. Die Künstlerin selbst hielt sich während der Eröffnungsrede des Professors mit einem sympathischen Lächeln eher im Hintergrund. Nachdem ich mir selbst ein paar Eindrücke ihrer Fotografien gemacht hatte, ergriff ich die Chance, und stellte ihr ein paar Fragen, die sie spontan und wohlwollend beantwortete. Ob sie ihre Arbeit an sich, ihre Werke, ihre Intentionen in ein einzelnes Wort packen könne, war natürlich schon eine etwas gemeine Frage, vor allem für einen Bildkünstler. Sie kämpfte stark mit einer Antwort, meinte „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte!“ und beschrieb ihre Arbeiten letztlich als „Farben und Licht“. Für die Bilderreihe „Am See“, ihre jüngsten Fotografien, hat sie sich vom Winter inspirieren lassen. Allgemein wäre die Natur die größte Vorlage und Inspiration, die sie bekommen kann. Sie versucht, die Sensibilität der verschiedenen Farbstimmungen einzufangen und die Vielfalt wiederzugeben. Der leicht verschwommene Effekt, der die kahlen Äste wie gemalt erscheinen lässt, sei bewusst gewählt. Der Gegenstand auf dem Bild wird damit unwichtig. Nur die Formen und Farben zählen. Die Stimmung. „Wie man in eine Seele sieht.“ Die Bilder erinnerten sie, und sicherlich alle, die schon mal eines seiner Werke gelesen haben, an Edgar Allen Poes Geschichten – durch eine nahezu identische mythische Grundstimmung. Außerordentlich packend in der atmosphärischen Darstellung sind die älteren Bilder, die sie auf einem Segelschiff im Atlantik gemacht hat. Die vielen Farben, die schönen Motive und die lachenden Gesichter strahlen Freiheit, Freude und Lebenslust aus. Sie reißen den Betrachter mit auf das Schiff und man glaubt, die Personen auf den Bildern schon seit Jahren zu kennen. Als außenstehender Kunstlaie konnte man sich voll und ganz bei der Betrachtung ihrer Bilder fallen lassen. Alle Vernissagebesucher schienen gleichermaßen beeindruckt und gefesselt. Schneekloth schafft es, ihre eigene subjektive Wahrnehmung der Wirklichkeit festzuhalten, aber so darzustellen, dass jeder seine eigene subjektive Wahrnehmung in ihren Bildern wieder findet. Auffällig wichtig schienen ihr die Bilder der Wagenburg zu sein, die sie immer wieder ins Gespräch brachte und die auch von ihrem Professor in seiner Rede hervorgehoben wurden. Sie seien ein politisches Statement und vielleicht auch ein Appell, sich vom kapitalistischen Gesellschaftssystem zu lösen. Es werden sehr intime Momente gezeigt, die durch diese Intimität wieder den Anschein des Kenn-ich haben. Ihre Intention bei diesen Werken sei gewesen, dass Schneekloth mal jemanden überhört hätte, der diese Menschen als unsoziale Penner bezeichnet hätte. Sie wollte diese unfairen Vorurteile vernichten und kreierte „blumige Bilder“. Noch bis September 2010 sind die „Blühenden Landschaften aus Flora und Fauna“ im Berlitz Sprachcenter auf der Kröpeliner Straße 48 zu sehen. Warten Sie also nicht zu lange und lassen Sie sich einfangen von „Farben und Licht“.
29. März 2010 | Weiterlesen
„QUOAI“ und „apfelbaum“ - Galerie Wolkenbank
Interdisziplinär dürfte das Wort der Woche werden. Nachdem ich am Mittwoch bei der Interdisziplinären Fakultät der Uni Rostock zu Gast war, zog es mich heute in die Galerie Wolkenbank. Vom Hörsaal in die Galerie? Der eine oder andere mag sich vielleicht verdutzt die Augen reiben, aber es passt durchaus! Kunst, Bildung und Wissenschaft haben sich – interdisziplinär oder fachübergreifend – vereint und das Ergebnis ist: QUOAI. QUOAI, ein Spiel aus 100 Holzbausteinen, das Zahlen begreifbar macht, spannende Einblicke in die Mathematik ermöglicht und dabei einen pädagogischen Ansatz verfolgt. Mathematik und Kunst zu vereinen, so lautet das Ziel, das die Bildhauerin Claudia Maria Ammann mit ihrem Spiel erreichen möchte. Wer sich um den „apfelbaum“ sorgt, dem sei versichert, dass dieser nicht für die 100 kleinen Holzbausteine sterben musste. Der Titel der Ausstellung sei symbolisch gemeint. Erfolgt Erkenntnis für die Künstlerin doch am besten durch einen herzhaften Biss in einen Apfel. Eröffnet wurde die Ausstellung mit einem fachübergreifenden Gespräch, moderiert von Dr. Kornelia Röder vom Staatlichen Museum Schwerin. Und auch hier wurde der symbolträchtige Apfel zwischen den Gesprächspartnern hin und her gereicht. Zu der Idee ist sie ganz im Spiel gekommen, erläuterte die Künstlerin. In der Schule sei sie immer zu langsam gewesen. Vor allem, weil sie stets gründlich sein musste. „Ich konnte nichts lernen, was ich nicht verstehen durfte”, so Ammann. Viele Menschen seien in der Lage, etwas zu lernen, was sie erst mal nicht verstehen. „Das bewundere ich, aber bei mir ist es nicht so und ich habe gesehen, dass es sehr, sehr viele Leute gibt, die das Problem haben.“ Als ihre erste Tochter acht Jahre alt war, habe sie sich daran erinnert und sie gefragt, welche Farben die Zahlen hätten. Nur so, als Spiel. Da achtjährige Mädchen durchaus andere Interessen haben, als mit ihren Müttern zusammen Zahlen zu jonglieren, musste Claudia Ammann alleine weiter spielen. Herausgekommen ist die Matrix, die wir oben (und unten) im Bild sehen. Vom kleinen Einmaleins sei sie zur Modulo 9-Matrix gekommen. Für alle, bei denen die Schulzeit doch schon ein wenig zurückliegt: Es ist der Rest, der bei der ganzzahligen Division durch 9 verbleibt – in diesem Fall noch mit 9 für Rest 0, damit die Null entfällt. Tja, schwere Kost am Samstagabend. Claudia Ammann habe aber einfach nur die Quersummen genommen und gar nicht gewusst, was sie da macht. Dabei sei sie jedoch „in einen Lustgarten gefallen“ und so kam es zu QUOAI – 100 Holzklötzchen, die durch Größe, Farbe und Motiv die Zahlen von 1 bis 9 repräsentieren. Sie habe gesucht und gesucht, bis plötzlich Dr. Bärbel Lorenz auf ihren Hof kam. Bärbel Lorenz, Lerntherapeutin am Duden-Institut, arbeitet mit Kindern, die eine Rechenschwäche haben. Plötzlich mit neun statt mit zehn Zahlen zu rechnen, „bricht erst mal völlig das Denken um“, so Lorenz. Das Verständnis für Zahlen spielerisch zu entdecken, selbst kreativ zu sein, sei eine Chance für Kinder, die nicht den Zugang zur geschriebenen Ziffer haben. In tage- und nächtelangen Diskussionen sei ein pädagogisches Handbuch entstanden, das viele Möglichkeiten zum Entdecken bietet. Damit es nicht heißt, „ach, wir nehmen es einmal und spielen mal und dann stellen wir es wieder in die Ecke“. Solveig Haugwitz ist über einen Beitrag im Fernsehen auf die Idee aufmerksam geworden. Selbst in der Weiterbildung tätig, war sie sich sofort sicher: „Das muss in Lehrerfortbildungen gezeigt und vorgestellt werden!“ Schnell war der Kontakt hergestellt und zusammen mit Claudia Ammann präsentierte sie den Lehrern das Spiel in ihren Seminaren. Klar zu machen, „dass man durch den handlungsorientierten Umgang mit so einem wundervollen Material manchmal viel mehr Mathematik schaffen kann, als es mit einer Lehrbuchseite oder auch zweien gelingt“, sei ihr dabei ein besonderes Anliegen gewesen. Schließlich müssen die Lehrer – trotz des Rahmenplans – die Zeit einräumen, um im Unterricht zu spielen. Vera Hempel, Kindergärtnerin und auf Psychomotorik spezialisiert, hat Claudia und damit auch QUOAI in der Silvesternacht kennengelernt. Es war gleich so, dass „in ihrem Kopf mehrere Türen aufgesprungen sind.“ Wenn man mit Kindern zusammensitzt und spielt, eröffne sich auch den Erwachsenen eine völlig neue Welt. Alle mit Mathematikschwäche oder auch –stärke seien gleichermaßen begeistert. Das habe sie ganz besonders fasziniert, betonte Hempel. „Zahlen sind nicht einfach nur langweilig oder starr, sondern was ganz Spannendes und hier hat man das direkt vor Augen.“ „Ein Kern von Zahlen, ein Apfelkern …“ – da schloss sich der Kreis also wieder. Wünschen würde sich Vera Hempel, dass sich auch in der Psychomotorik ein Platz für die Idee finden lässt, um es an Erzieherinnen und Pädagoginnen weiterzureichen, damit möglichst viele in den Genuss dieses Spiels kommen. Für den musikalischen Rahmen sorgte an diesem Abend übrigens Moritz Köther auf seinem Saxophon. Grau ist alle Theorie, was zählt, ist der harte Praxiseinsatz. Kuno, der kleine Baumeister, schien von den Holzbausteinen jedenfalls mehr als begeistert zu sein. Auch, wenn ihm das kleine Einmaleins dabei sicher noch völlig egal gewesen sein dürfte, noch … Dass Holzbausteine nicht nur den ganz Kleinen Spaß bringen können, bewies Anja Willutzki (21). Sie ließ sich von Johanna Heyne in die Geheimnisse des Spiels einweihen und war sichtlich stolz, als sie nach kurzer Zeit ihre Modulo 9-Matrix erschaffen hatte. Wer hätte das gedacht? Kleine Bauklötzchen zaubern jungen Damen ein Strahlen ins Gesicht! Wenn das nicht der ultimative Geschenktipp für den nächsten Geburtstag ist. Bleibt nur zu hoffen, dass die Liebste nicht mit den Steinchen nach euch wirft, weil sie doch eher etwas anderes erwartet hat … Bei einem Glas Wein und dem einen oder anderen netten Gespräch klang ein gelungener Abend in und vor der Galerie Wolkenbank aus. Wer jetzt neugierig geworden ist, kann die Ausstellung noch bis zum 24. April besuchen. Geöffnet ist die Galerie Wolkenbank Mittwoch bis Samstag jeweils von 14 bis 19 Uhr. Natürlich kann das Spiel in der Galerie auch käuflich erworben werden. Verschiedene Größen und sogar ein Computerspiel sind im Angebot – für den Nachwuchs oder die Liebste.
27. März 2010 | Weiterlesen
„Fräulein oder Demoiselle?“
Vom 26. März bis 11. Juli 2010 findet im Kulturhistorischen Museum eine neue Ausstellung statt. Worum geht’s? Nun, der Titel lautet: „Fräulein oder Demoiselle? Adlige und bürgerliche Damen in den Klöstern Ribnitz und Rostock“. Gezeigt werden Exponate aus der nachreformatorischen Klosterzeit und der darin lebenden Stiftsdamen. Warum ist das eine Ausstellung wert? Während der Reformation gingen die Kirchengüter an die Landesherren. Das heißt, dass alle Klöster geschlossen wurden. Doch wo sollten jetzt all die vielen Töchter hin, die es im Adel und im gehobenen Bürgertum zuhauf gab? Neben den Konventen Dobbertin und Malchow blieben in Mecklenburg auch die beiden Klöster in Rostock und Ribnitz erhalten. Bis zum Ende der Monarchie 1920 gehörten sie als Damenstifte für unverheiratete Frauen zu den bedeutenden Einrichtungen Mecklenburgs. Die Ausstellung, die am Donnerstag von der Kultursenatorin Liane Melzer feierlich eröffnet wurde, „widmet sich erstmals den beiden mecklenburgischen Damenklöstern vom 16. bis 20. Jahrhundert.“ Die Entscheidung, beide Klöster in einer Ausstellung zu vereinen, war naheliegend, da das Kloster Ribnitz zwei Plätze an Rostocker Stiftsdamen vergab und insgesamt knapp 20 beherbergte. Die Eröffnung selbst war überraschend gut besucht. Immer mehr Interessenten fanden sich in dem kleinen Raum ein, sodass sogar zu Klappstühlen gegriffen werden musste, die eigentlich für eine Fotoausstellung im hinteren Teil des Klosters bereitstehen und nicht unbedingt zum Verweilen einladen. Was aber wird denn gezeigt? Dr. Heidrun Lorenzen und Dr. Steffen Stuth, Leiterin und stellvertretender Leiter des Museums Rostock, sowie Axel Attula, wissenschaftlicher Mitarbeiter in Ribnitz, führten eine kleine Pressegruppe, und ganz nebenbei auch noch die letzten Bauarbeiter, am Eröffnungstag vorab durch die Kreuzgänge und lieferten neben vielen Informationen auch witzige Anekdoten. In den Kreuzgängen des Klosters zum Heiligen Kreuz sind zahlreiche Zeugnisse aus den vier Jahrhunderten zu sehen. Gemälde, kunsthandwerkliche Objekte, Urkunden und Handschriften, Stücke aus dem Schatz des Klosters zum Heiligen Kreuz, aber auch Belege für die Alltagskultur. Ausgestellt werden beispielsweise Straußeneier, ein Geflügelbuch, Türen oder Deckenplatten, um nur ein paar der zahlreichen Exponate zu nennen. Eher ungewöhnliche Ausstellungsstücke, das muss man zugeben. Doch im Zusammenhang gesehen gar nicht so grotesk. Straußeneier sind ein Christus-Symbol und wurden über Jahre hinweg von den Stiftsdamen aufgehängt. Das Geflügelbuch ist genau das, was es bezeichnet: eine schriftliche Aufzeichnung über das Geflügel im Kloster und damit auch über das tägliche Leben und Leiden. Und der Rest? Das sollten Sie sich selbst mal anschauen. Es lohnt sich! Im wunderschönen Kloster zum Heiligen Kreuz, dessen mittelalterliche Größe bei der Renovierung wiederhergestellt wurde, sind die wertvollen Exponate zu sehen. Die Ausstellung ist von Dienstag bis Sonntag geöffnet. Am kommenden Sonntag (28.03.10) findet um 11 Uhr eine Sonderführung mit Dr. Stuth statt und jeden Dienstag um 15 Uhr sind öffentliche Führungen geplant, die noch mal viel mehr verraten als auf den Museumstafeln zu lesen ist. Also unbedingt empfehlenswert. Worauf die Museumsleiterin Dr. Lorenzen in ihrer Rede nochmals eindringlich verwies, sind sogenannte Gucklöcher, die einen überaus interessanten Blick in die Geschichte zulassen. Allerdings gehen diese als große, rote Pfeiler bei der durchgängig rot gehaltenen Ausstellungsstruktur etwas unter. Die Gucklöcher zeigen Fotos vom historischen Kloster und stehen an genau den Stellen, an denen der Fotograf gestanden hat, um sein Bild zu machen. Das bedeutet für den Betrachter, dass optische Vergleiche zwischen damals und heute gezogen werden können, ohne dass man sich vom Fleck rühren muss. Trauen Sie sich und riskieren Sie den Blick! Im Anschluss an die Rostocker Ausstellung werden auch in Ribnitz Klosterexponate aus der Zeit zwischen dem 16. Und 20. Jahrhundert gezeigt. Laut Alex Attula vom Kloster Ribnitz sollte der neugierige Besucher beide Ausstellungen anschauen, um ein wirklich klares Bild der gemeinschaftlichen Geschichte zu bekommen. Na ja, ein bisschen Eigenwerbung muss sein!
27. März 2010 | Weiterlesen
20 Jahre Gleichstellungspolitik in Rostock
„20 Jahre Gleichstellungspolitik in Rostock – Zeichensetzen für Geschlechtergerechtigkeit“ – unter diesem Motto stand die gestrige Veranstaltung im Festsaal des Rostocker Rathauses. Sefuri Sumi („Italienisches Liederbuch“) von der Hochschule für Musik und Theater begleitete die Veranstaltung musikalisch am Flügel, zur Einstimmung mit einem Werk von Robert Schumann. „Frauen wacht auf! Was auch immer die Hürden sein werden, die man euch entgegenstellt, es liegt in eurer Macht, sie zu überwinden. Ihr müsst es nur wollen.“ Mit diesem Zitat der französischen Frauenrechtlerin Olympe de Gouges eröffnete Bürgerschaftspräsidentin Karina Jens ihr Grußwort. Es hätte auch nach mehr als zwei Jahrhunderten nichts an seiner Aktualität verloren. 20 Jahre Gleichstellungspolitik sei im Rückblick eine Erfolgsgeschichte, denn viel wurde in unserer Stadt erreicht. Auch wenn die Gleichstellungspolitik heute in allen Lebensbereichen zum politischen Selbstverständnis gehöre, gibt es dennoch weltweit und auch in Deutschland weiterhin viel zu tun. Karina Jens verwies auf die jüngste UN-Studie, nach der Frauen ein Drittel der Beschäftigten stellen, zwei Drittel der Arbeitszeit leisten, trotzdem aber nur ein Zehntel des Welteinkommens verdienen. Am Vortag des Equal Pay Days müsse festgestellt werden, dass der Gehaltsunterschied in Deutschland immer noch bei 23 Prozent liege. Ebenso seien nach wie vor viel zu wenig Frauen in Führungspositionen zu finden. Gleichstellungspolitik sei ein komplexes Thema mit einer Fülle von Aufgaben und Themen und bedarf einer Institution, die heute in Form der Gleichstellungsbeauftragten in der Kommunalverfassung das Landes verankert ist. Mit der Einführung des Gender Mainstreaming-Prinzips werden auch Bürgerschaft und Stadtverwaltung ihrer Verantwortung gerecht. Dr. Margret Seemann, Parlamentarische Staatssekretärin für Frauen und Gleichstellung, dankte besonders Karla Staszak und Brigitte Thiel für ihre Arbeit in letzten beiden Jahrzehnten. 20 Jahre Gleichstellungspolitik in Rostock seien untrennbar mit dem Wirken der beiden Gleichstellungsbeauftragten verbunden, betonte Seemann. Der Oberbürgermeister hatte sich so gefreut, heute dabei zu sein, musste aber wegen eines dringenden Termins im Zusammenhang mit den Werften zu einer anderen Veranstaltung. Liane Melzer, Senatorin für Jugend und Soziales, war es jedoch eine ganz besondere Freude seine Rede zu verlesen. Auch wenn es noch viel zu tun gäbe, sei die Hansestadt und ihre Verwaltung im Bereich der Gleichstellung auf einem guten Weg, so Roland Methling. Neun der 26 Ämter werden inzwischen von Frauen geleitet, dies ist gut ein Drittel. „Da muss die Telekom mit 30 Prozent erst mal hinkommen.“ Mit der Tourismuszentrale, dem KOE und dem Südstadt-Klinikum werden auch die drei Eigenbetriebe der Stadt von Frauen geführt. Natürlich ließ sich die Senatorin auch ein paar eigene Worte nicht nehmen. Die Frauen in Mecklenburg-Vorpommern und in den neuen Bundesländern insgesamt hätten aus ihrer Sicht ganz viel erreicht. „Als Wessi darf ich das sagen. Die ostdeutschen Frauen sind uns voraus in ihrer Kreativität und mit ihrer Fähigkeit, mit schwierigen Lebenslagen zurechtzukommen. Sie haben für die Gleichstellung in Deutschland Zeichen gesetzt, die uns allen genutzt haben.“ Nach so viel tragenden Worten war etwas Auflockerung durchaus angebracht. Dass Frau sich auch an einem solchen Tag nicht zu ernst nehmen muss, zeigten Fräulein Kiki und Fräulein Feelieze vom Duo süß & saftig. Mit Trillerpfeife und „Du schaffst es“-Rufen startete Feeliezes Fantastisches Fitnessprogramm. Hätte der OB geahnt, was ihn erwartet, wäre er sicher nicht zur Werft gefahren, so die beiden Damen. Na, ob das harte Boot Camp-mäßige Sport- und Motivationstraining wirklich das Richtige für unsere zarten Männerseelen ist …? „Verhalte Dich doch nicht immer wie so ein Opfer. Jetzt ist mal gut mit dem Gejammere, ja? Glaube an Dich, stehe Deinen Mann!“ Bei so viel Motivation und rhythmischen Anfeuerungen aus dem Publikum versetzte es beim Seilspringen sogar die Bühne in Schwingungen. Gut, dass es eine stützende Hand fürs Klavier gab. „Brigitte-Diät, Kohlsuppen-Diät, Kiwi-Diät, Tiefenmuskulatur, Bauch-Peine-Po. Frauenpower. Frauenpower-Stützstrumpfhosen. Frauenpower?“ Oder doch lieber „Sahnetörtchen, Fleischbällchen, Gänsebraten, Kartoffelpuffer mit Apfelmus und Spaghetti?“ Frauenpower? Lise Meitner (Kernspaltung), Kate Gleason (Fertighaus), Mary Anderson (Scheibenwischer – hey, Frauen und Autos!), Marion Donovan (Wegwerfwindel) oder Josephine Cochran (Geschirrspülmaschine) – „was wäre die berufliche Entwicklung, die Selbstständigkeit, die Gleichstellung der Frau ohne diese Erfinderinnen?“ Frauenpower! In den Reden bereits so oft erwähnt und gelobt, kam nun auch Karla Staszak selbst zu Wort. Die erste Gleichstellungsbeauftragte der Hansestadt Rostock und spätere Parlamentarische Staatssekretärin und Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte der Landesregierung konnte auf viele Jahre Gleichstellungspolitik und mindestens ebenso viele Erinnerungen zurückblicken. Aber „da müsst Ihr jetzt durch! Schließlich habe Brigitte (Thielk) sie um eine Rede gebeten und nicht nur um ein kurzes Grußwort.“ Von Nostalgie bis zu einem Rundumschlag gegen die aktuelle Bundespolitik ließ Karla Staszak kaum etwas aus in ihrer Rede. Weiter zu kämpfen, gab sie als Schlusswort mit auf den Weg. Aus dem Foyer war schon leise Musik zu vernehmen, daher verzichtete Brigitte Thielk nach der ausführlichen Rede ihrer Vorgängerin spontan auf große Abschlussworte. Stattdessen lud sie alle Gäste ein, die verbleibende Zeit für Gespräche und Begegnungen im Foyer zu nutzen. Da zwischenzeitlich auch der Fortbestand der Werft – vorerst zumindest -gesichert war, mischten sich nun auch OB Roland Methling und Wolfgang Methling (MdL, Die Linke) unter die Gäste. Gefühlt dürfte dies die Männerquote an jenem Tag wohl glatt verdoppelt haben. 20 Jahre Gleichstellungspolitik in Rostock, da darf man ruhig ein wenig feiern. Handgemachte Folkmusik von den Sally Gardens, ein kleines Buffet und anregende Gespräche ließen den Tag im Foyer des Rathauses ausklingen.
26. März 2010 | Weiterlesen
2. Interdisziplinäres Forschungsseminar
Dass Warnemünde nicht nur Strand und Ostsee zu bieten hat, sollte hinlänglich bekannt sein. Ein gutes Plätzchen fürs 2. Interdisziplinäre Forschungsseminar dürfte sich da auch die Uni Rostock gedacht haben. Den Ort der Veranstaltung bildete das Leibniz-Institut für Ostseeforschung (IOW). Ist man schon mal hier, sollte man sich einen kleinen Höhepunkt nicht entgehen lassen. Über das Gebäude verteilt, finden sich verschiedene Kunstwerke des Nobelpreisträgers Günter Grass. „Meine See, baltische Pfütze” beginnt Grass sein Gedicht, das der Ausstellung als Thema dient. Direkt daneben ein kunstvolles Relief: „Als vom Butt nur die Gräte geblieben war” Vier Plastiken, acht Radierungen und verschiedene Texte – alle mit Bezug zu unserer „baltischen Pfütze” – gibt es in der Dauerausstellung des IOW zu sehen, dazu Fotos und Diagramme. So ganz öffentlich ist die Ausstellung leider nicht. Wer nett fragt, darf vielleicht dennoch ein wenig durch die Flure streifen. Führungen sind auch geplant, am Besten einfach mal beim IOW erkundigen. Interdisziplinäres Forschungsseminar – Hype, Marketing, Notwendigkeit? In jedem Fall Grund genug, sich vor Ort ein Bild zu machen. Als Dekan der Interdisziplinären Fakultät gab Prof. Dr. Udo Kragl einen kurzen Rückblick auf die noch junge Geschichte seiner Einrichtung. 2007 hat sich die Universität Rostock drei Forschungsschwerpunkte gegeben. Auch als Profillinien bezeichnet, gibt es seitdem die folgenden Bereiche (Departments): Science and Technology of Life, Light & Matter (Licht, Leben und Materie) Maritime Systems (Maritime Systeme) Aging Science and Humanities (Erfolgreich altern) Klangvoll, aber auch irgendwie nichtssagend. „Science and Technology of Life, the Universe, and Everything“ wäre – frei nach Douglas Adams – kaum weniger präzise, hätte aber deutlich mehr Charme. Nicht zuletzt, weil wir bereits die Antwort auf die ultimative Frage kennen – 42. Hat hier jemand behauptet, Wissenschaft sei trocken oder gar humorlos? Um den Profillinien ein gemeinsames Dach zu geben und Forschung und Lehre in diesen Bereichen zu organisieren, wurde 2007 die Interdisziplinäre Fakultät gegründet. In Konkurrenz zu den etablierten Fakultäten sieht Kragl sich jedoch nicht. So verfüge seine Fakultät weder über ein Promotionsrecht noch über eigene Mitarbeiterstellen. Die Mitarbeiter der Departments gehören weiterhin zu den jeweiligen Fakultäten. Die Einrichtung sehe sich als Überbau, um Forschungsaktivitäten zu bündeln und in bestimmten Bereichen auf ein höheres Niveau zu heben. Nicht zuletzt gehe es auch darum, die Außenwirkung der Universität Rostock als Ganzes zu verbessern. Die Anwerbung von 20 Millionen Euro für den Forschungsbau „Komplexe molekulare Systeme“ des Departments „Licht, Leben und Materie“ hob Prof. Kragl als einen der bisher größten Erfolge der noch jungen Fakultät hervor. Es sei eine Bestätigung von außen, dass „das, was wir als Rezept aufgeschrieben haben, wirklich tragfähig ist“ und auch Dritte begeistern kann. Für den Bereich „Erfolgreich Altern“ sei unbedingt der Partnerstandort Rostock/Greifswald des Deutsches Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNS) zu nennen. Erste Erfolge sind da, aber auch dringend notwendig. Zwar haben Land und Universität die Anschubfinanzierung für die ersten Jahre übernommen, jedoch wolle und könne man nicht auf Dauer nur das Geld von Land und Universität ausgeben. Gelder von außen einzuwerben, sei die aktuelle Herausforderung. Um an die Fördertöpfe der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) zu gelangen oder bei der dritten Runde der Exzellenzinitiative mit im Boot zu sein, laufen derzeit die Anträge. „Dazu brauchen wir natürlich auch Forschungsergebnisse, die wir vorzeigen können“, so Kragl. Doch an welchen Themen wird überhaupt geforscht, womit beschäftigen sich die Doktoranden? Stellvertretend für die 45 Stipendiaten aus sechs Nationen stellten Cornelia Pfabel, Sebastian Reimann und Markus Krohn ihre Departments vor. Unter dem Motto „Licht, Leben und Materie” gehen Forscher den Geheimnissen des Lebens und der Materie auf den Grund. Eigenschaften und Verhalten von Materialien auf atomarer und molekularer Ebene zu verstehen, ist Hauptanliegen des Departments. Grundlagenforschung, die Entwicklung von Modellen und Computersimulationen stehen dabei im Vordergrund. Nanotechnologien und Katalyse stellen weitere Kernbereiche dar. So arbeitet Sebastian Reimann auf dem Gebiet neuartiger katalytischer Reaktionen und schreibt seine Doktorarbeit am Leibniz-Institut für Katalyse. Ein weiterer Schwerpunkt des Departments liegt in der Rekonstruktion biologischer Funktionen – von der Stammzellentherapie über neuartige Implantate und Knochengewebe bis zur Rekonstruktion ganzer Sinnesfunktionen, beispielsweise beim Grünen Star. Arbeitsgebiet des Departments “Erfolgreich Altern” sind die Herausforderungen, die der demografische Wandel bereithält. Ein selbstständiger und selbstbestimmter Lebensabend ist dabei das Ziel. Medizinische Versorgungs- und Therapieformen, insbesondere auf dem Gebiet der Demenzforschung, bilden zusammen mit der Prävention einen Hauptbestandteil der Arbeit. Physische Leistungsfähigkeit, technische Assistenzsysteme, Mobilität im Alter sowie Fragen der Rehabilitation stellen ein weiteres Arbeitsfeld des Departments dar. Aber auch, wie das Altern selbst in der Bevölkerung aufgenommen wird und wie die Darstellung in den Medien erfolgt, sind Themen des Departments. Veränderte soziale Strukturen, Lebensentwürfe fürs Alter und die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben sind ebenso Teil der Untersuchungen wie Alterssicherungssysteme oder Generationengerechtigkeit.
25. März 2010 | Weiterlesen
Hanseatische Bürgerstiftung
Gestern lud die Hanseatische Bürgerstiftung zum alljährlichen Stiftungstag in den Festsaal des Rathauses ein. Bereits zum fünften Mal wurden Vereine und Projekte mit Geldern für ihre Arbeit ausgezeichnet. Eingeleitet wurde der Stiftungstag von dem Vorstandsvorsitzenden Prof. Dr. med. Ingo Richter mit einer lockeren Eröffnungsrede. Drei wichtige Persönlichkeiten musste er gleich entschuldigen: Oberbürgermeister Roland Methling, Kultursenatorin Liane Melzer und Bürgerschaftspräsidentin Karina Jens kämpften noch mit dem Haushaltsentwurf. Anscheinend ein langer, schwerer Kampf. Auch der 1. Stellvertretende Vorsitzende Arno Pöker verpasste die Zeremonie aus familiären Gründen, was dem Gesamtablauf zwar keinen Abbruch tat, jedoch einige spontane Improvisationen nötig machte. Mit seiner charmant-lockeren Art und seinem rhetorischen Talent überbrückte Richter geschickt jede Pause. In einem kleinen Einleitungsfilm wurde die Hanseatische Bürgerstiftung als „Stiftung von Bürgern für Bürger“ vorgestellt, was in einem tierischen Widerspruch zu Hündin Luna stand, die für ihre Ausbildung zum Behindertenhund ebenfalls 2.000 Euro von der Stiftung bekam. Dafür musste sich Luna allerdings auch die ganze Veranstaltung aus der ersten Reihe mit ansehen, was sie dann manchmal doch etwas zu langweilen schien. Dass es nicht nur um die finanzielle Seite der Stiftung geht, betonte der Staatssekretär im Ministerium für Verkehr, Bau und Landesentwicklung Sebastian Schröder in seiner Ansprache. Es gehe um Gemeinsamkeit, Zusammengehörigkeit, Solidarität, vor allem aber um das Mitgestalten des eigenen Lebensumfeldes. Er lobte die Stiftung und alle Stifter für ihre engagierte Arbeit. Die Ehrennadel in Gold ging diesmal an Angelika Groß, eine besonders uneigennützige Dame, die sich Not leidenden Kindern widmet. Angefangen hat sie mit Spenden an Kinderkliniken. Die Geldern stammten aus dem Verkauf ihrer antiquarischen Kaffeekannensammlung. Kein Scherz. Allerdings, so scheint es, ist ihr diese Aufgabe zu praxisfern. Über viele Jahre hinweg hat sie inzwischen 37 Kindern ihr Zuhause geöffnet, als diese in Notsituationen geraten waren. Damit ging dieses Jahr die Ehrennadel nicht an einen Stifter, der in erster Linie viel Geld gespendet hat, sondern es wurde diesmal die einzigartige Arbeit und Hingabe von Frau Groß geehrt. Natürlich wurden auch die Projekte 2010 vorgestellt und den Vertretern der Vereine oder Initiativen der symbolische Scheck überreicht. Auffallend dabei war die große Anzahl an Projekten für Kinder und Jugendliche. Der höchste Betrag ging an den ambulanten Kinderhospizdienst OSKAR mit 2.850€. Dieser Dienst wird von der Caritas und der Rostocker Stadtmission geleitet, deren Vertreter in Begleitung des kleinen Oskars den Scheck entgegennahmen. Besonders interessant war das Projekt der „Rostocker Erinnerungstafeln“, die bereits an verschiedenen Plätzen der Stadt über deren Gebäude und Historie Auskunft geben. Cordula Schah Sedi von der Hanseatischen Bürgerstiftung ermunterte das Publikum, eine Tour zu den einzelnen Tafeln zu machen und nannte es „einen Stadtrundgang der anderen Art“. Zwischenzeitliche Auflockerungen gab es durch herausragende musikalische Darbietungen von Künstlern, deren Projekte dieses Jahr ebenfalls unterstützt werden. Gleich am Anfang spielte Adam Solta aus der Gitarrenklasse von Prof. Thomas Offermann der Hochschule für Musik und Theater Rostock ein Prélude von Johann Sebastian Bach, das durch seine einzigartige Interpretation aber mehr nach einem spanischen Wiegenlied klang. Da könnte man sich glatt an die spanische Küste träumen. Für diese wunderbare Vorstellung erntete er großen Applaus. Gefördert wird Prof. Offermanns Projekt „Guitarrenfestival in Spanien“. Aha, da schließt sich also der Kreis. Für mehr Toleranz und die Vermittlung jüdischer Geschichte setzt sich das Jüdische Theater Mecklenburg mit dem Namen „Mechaje“ ein. Es durfte sich auch über einen Preis freuen. Drei zauberhafte Darsteller führten uns zurück in die Schule. Die sehr strenge Lehrerin, ganz typisch mit Brille und Tafel, gab ihrer Schülerschaft, also uns, Unterricht. Die Vielfalt der jüdischen Sprache war in ihrer „Stunde Nummer 1“ das Thema. Es wurden Lieder gesungen in Hebräisch, Ladino und Jiddisch, deren Bandbreite sich von herzzerreißend schön („Jaffo“ in Hebräisch) bis lauthals komisch („As de Rebbe singt“ in Jiddisch) präsentierte. Für ihre überzeugende Leistung ernteten die Schauspieler schallenden Applaus. Zum Schluss verzauberten uns dann noch die 12-jährige Emilia Hempel am Klavier und die 9-jährige Eva Gasparyan auf ihrer Querflöte. Die Darbietung des Russischen Zigeunerliedes von Wilhelm Popp ließ den Zuhörern den Mund offen stehen. Da waren die kleinen Finger schneller als es das Auge erfassen konnte. Mit diesem virtuos gespielten Musikstück endete die Veranstaltung und auch Hündin Luna durfte endlich in ihren wohlverdienten Feierabend.
25. März 2010 | Weiterlesen
Der Rostocker Ostermarkt 2010
Trubel auf dem Neuen Markt – der alljährliche Ostermarkt hat vor dem Rostocker Rathaus wieder seine Pforten geöffnet. Welche Assoziationen fallen mir dazu spontan ein? Handgeflochtene Körbe, erzgebirgische Osterhasen, handbemalte, aufwendig verzierte Eier. Nur so als Beispiel. Viel Grün, viele Blumen, viele Nester und vor allem Eier und Hasen. Kommt man auf den Neuen Markt, denkt man wohl nicht als Erstes an ein gemütliches Ostereiersuchen in der Familie. Party dürfte eher das Wort, das einem spontan in den Sinn kommt. Keine Körbe, keine Nester, keine Hasen. Dafür aber ein Riesenrad, ein Autoscooter, mehrere andere Fahrgeschäfte und Losbuden – alles recht eng, ein typischer Rummel. Dies ist sicherlich der Traum aller Kinder, da sich leckeres, ungesundes Essen und Adrenalinschübe nah beieinander finden. Ein Ort, an dem sich viel Taschengeld ausgeben lässt. Allerdings hat es nicht viel mit Ostern zu tun, oder? Ich drehe so meine Runden und da steht es plötzlich genau vor meiner Nase. Das Osterei. In groß. Ein mehr als zwei Meter hohes bemaltes Ei. Es dreht sich hier also doch um Ostern. In Gedanken versunken drehe ich mich noch einmal um und dabei fällt mir das Riesenrad ins Auge. Mmh, wenn man ein bisschen kreativ ist, könnte man es als großes, wenn auch viel zu rundes Ei betrachten. Der Spaziergang führt mich weiter über die Kröpeliner Straße, wo der bekennende Osterliebhaber endlich Stände mit Holzhasen, nach sorbischer Kunst gravierten Ostereiern und auch viele Blumen findet. Wer lange sucht, … Ich hab sie also doch noch gefunden, die Hasen und die Eier. Und dann ragt vor dem Unigebäude auch noch ein Osterbaum in die Luft, der in der Mitte einer Kleinbahnanlage steht. Beim Sonnenschein der letzten Tage macht es richtig Spaß, dem Verlauf des Ostermarktes zu folgen. Langsam aber kontinuierlich schleichen sich doch ein paar Frühlingsgefühle ein. Man hält die Nase in die noch ungewohnten und überaus erfrischenden Sonnenstrahlen und auf einmal bemerkt man ein Lächeln auf dem Gesicht. Die Welt ist schön! Bis einen die liebliche Stimme aus den Gedanken reißt: „Auf geht’s in eine neue Runde. Alles einsteigen!“ Noch bis zum 5. April öffnet der Rostocker Ostermarkt seine Pforten und ist definitiv einen Besuch wert. Kleiner Tipp eines erfahrenen Marktgängers: Beginnen Sie nicht unbedingt am Neuen Markt mit dem Schlendern. Und immer an Mörike denken, der sich wohl einmal in einer ähnlichen Stimmung befand, denn er erkannte: „Frühling, ja du bist‘s! Dich hab ich vernommen!“
25. März 2010 | Weiterlesen
Eine Brücke für Warnemünde - Spatenstich
1, 5, 250, 2012 und 23.000.000 lauteten gestern die Zahlen des Tages in Warnemünde. 1 Brücke, 5 starke Männer, 250 Tonnen Tragkraft, 2012 die geplante Fertigstellung und 23 Millionen, klar die Baukosten. Doch vorab erst mal kurz zu dem musikalischen Höhepunkt der Veranstaltung. Fast gleichzeitig mit mir erreichten die Sänger des Rostocker Shantychors „Luv un Lee“ die S-Bahn-Station „Warnemünde Werft“. Mit ihrem liebevoll restaurierten Robur übrigens, für alle, die sich noch an diese Busse erinnern können. Gegen 13 Uhr eröffnete ihr Gesang die Veranstaltung. Schwung und gute Laune brachten sie nicht nur den Gästen, auch sie selbst haben allen Grund zur Freude. Können sie doch bereits auf 30 Jahre Chorgeschichte zurückblicken. „Jungs, Leinen los, wir fahren …“ hieß es da. Durchaus passend, denn fahren möchten wir ja bald alle – über die neue Brücke in Warnemünde. Seit fast neun Jahren ziehen sich die Planungen für die Brücke bereits hin. Zur Inbetriebnahme des Liegeplatzes 8 für Kreuzfahrtschiffe bekräftigte der Verkehrsminister des Landes vor knapp zwei Jahren: „Die Brücke wird kommen.“ Damals übrigens noch Otto Ebnet. Aber so ist das halt, Politiker kommen und gehen. Bauwerke sind da etwas beständiger, benötigen dafür aber leider auch mal etwas mehr Planung. So war es heute Verkehrsminister Volker Schlotmann, der den Start für das Bauwerk verkünden durfte. Mit rund 6,6 Millionen Euro fördert sein Ministerium die neue Brücke sowie ein Aufenthaltsgebäude für die Busfahrer. Eine gute Investition, so Schlotmann, da „alle Verkehrsteilnehmer profitieren. Der alte Bahnübergang wird durch eine Brücke ersetzt. Fußgänger und Radfahrer gelangen durch einen Tunnel zur S-Bahn.“ Aber worum geht es hier eigentlich genau? Was wird gebaut? Der Bahnübergang in der „Alten Bahnhofstraße“ soll durch eine Brücke ersetzt werden. Der beschrankte Bahnübergang an dieser Stelle darf nur noch bis 2012 betreiben werden, eine Alternative war somit unumgänglich. Eine Brücke als direkte Verbindung zwischen der Stadtautobahn (B103) und der Straße „Am Passagierkai“ soll nun ab 2012 die Gleise queren. Der S-Bahnhof „Warnemünde Werft“ soll in diesem Zusammenhang zwei Außenbahnsteige mit behindertengerechter Fußgängerunterführung erhalten. Zusätzlich entsteht an dieser Stelle ein neuer Nahverkehrsknotenpunkt. Er soll aus Stadt- und Regionalbushaltestellen, Park & Ride-Plätzen sowie Fahrrad- und Taxistellflächen bestehen. „Die Mittelmole Warnemünde und die maritimen Gewerbegebiete erhalten damit einen idealen Anschluss an das überregionale Verkehrsnetz.“ unterstrich Oberbürgermeister Roland Methling. „Profitieren werden das Technologiezentrum, die Passagiere der Kreuzfahrtschiffe und natürlich Warnemünde selbst.“ Freuen dürften sich insbesondere die Anlieger der Rostocker Straße, die von dem Durchgangsverkehr entlastet werden. Darüber hinaus ist geplant, die Werftallee zu einem Sturmflutdeich umzubauen. Somit kann auch eine Sturmflut über die Warnow keine Gefahr mehr für Warnemünde darstellen. Dieser Umstand erklärte auch die Anwesenheit von Till Backhaus. An die bis heute noch drohende Gefahr erinnerte der Landwirtschafts- und Umweltminister in seiner Rede. Er rief das Jahr 1872 ins Gedächtnis seiner Zuhörerschaft. Damals hatte eine schwere Sturmflut die Menschen in Warnemünde dazu gezwungen, in der Kirche Unterschlupf zu suchen. Von dort wurden sie schließlich mit Booten abgeholt und gerettet. Durch den Deichbau würden heute aber nicht nur die Menschen vor Ort, sondern auch deren materielle Werte gesichert, erklärte Backhaus. Übrigens: für den Umbau der Werftallee zu einem Deich sollen 100.000 Tonnen Sand verbraucht werden. Eine beachtliche Menge, wie ich finde. Zurück zum Anfang, zu den fünf starken Männern. Obwohl nur als symbolischer Spatenstich geplant, wurde hier ordentlich zugepackt. Fast mochte man meinen, hier sollen mit Muskelhypothek die Baukosten im Zaum gehalten werden. Vielleicht wollten die Politiker aber auch einfach nur die eine oder andere Schippe Sand zum Stopfen ihrer Haushaltslöcher mitnehmen. Und um im nächsten Winter zumindest den eigenen Betriebshof schnee- und eisfrei halten zu können, dürfte auch RSAG-Vorstand Eisenberg etwas Sand durchaus gelegen kommen. OB Methling schien seinen Spaten jedenfalls gar nicht mehr hergeben zu wollen. Wer weiß, vielleicht lässt sich im Stadtgebiet ja doch noch eine sprudelnde Ölquelle entdecken oder gar ein Goldschatz ausgraben? Und schon am kommenden Mittwoch bekommt die Bürgerschaft dann ganz überraschend einen mehr als ausgeglichenen Haushaltsentwurf vorgelegt. Man wird ja noch mal träumen dürfen …
20. März 2010 | Weiterlesen
Hugo Wolfs „Italienisches Liederbuch“ in der HMT
Kennen Sie Hugo Wolf? Nein? Paul Heyse vielleicht? Auch nicht? So wie vermutlich viele Rostocker, habe auch ich diese Fragen verneinen müssen. Zum Glück bietet die Hochschule für Musik und Theater (HMT) derzeit die Möglichkeit, diese Bildungslücke zu schließen. Und nicht nur das. „Ich hab‘ in Penna einen Liebsten wohnen …“ – unter diesem Motto luden Studenten und Professoren am Donnerstag zur Premiere in den Katharinensaal der HMT. Das „Italienische Liederbuch“ galt es gestern auf die Bühne zu bringen, ein nach Gedichten von Paul Heyse geschaffener Liederzyklus Wolfs. Eine große Herausforderung für alle Mitwirkenden, enthält das Liederbuch doch Stücke mit außerordentlich hohem Anspruch an die Sangeskünstler und die sie begleitenden Pianistinnen. Der Liederzyklus gliedert sich grob in den „Prolog“, die „Wechselspiele“, den „Abschied“, den Liedern zu „Dichtung und Wahrheit“ und den „Epilog“. Wer hätte gedacht, dass man 53 Lieder in etwa 90 Minuten vortragen kann?! Darüber hinaus will die Rostocker Darbietung einer einstudierten Choreographie folgen. Ob das gelingt? Licht aus. Spot an. Die Bühne: Schwarzer Boden, bunte Würfel in den Nationalfarben Italiens. Fünf Frauen singen zum Auftakt das Titelstück. Die vier Männer folgen ihnen im zweiten Lied. Die Gesänge rühren mich, die Inszenierung überrascht und lässt mich an den Wendungen im Liederreigen leicht teilhaben. Es sind Lieder vom Finden der Liebe, von der Enttäuschung aufgrund verschmähter oder verloren gegangener Liebe, Lieder der Wut, der Trauer und der Freude. Schnell wird mir klar, worum es hier geht. Gefühle, die wohl jeden Menschen tief im Inneren regen. Die beiden Pianistinnen spielen fein nuanciert, manchmal auch kraftvoll. Dabei flankieren sie die Szenerie, so dass ich mal von links und mal von rechts ein Piano vernehme. Oft übernimmt Eines, wenn der letzte Ton des Anderen gerade verklingt. Diesem Wechselspiel unterwerfen sich auch die Sängerinnen und Sänger. Hier ein Solo, dort ein Duett. Danach ein Terzett, Quartett. Wolfs Liederbuch bietet eine Fülle an Variationen. Wechselnde Standorte der Sängerinnen und Sänger. Rufe schallen aus unterschiedlichen Ecken. „Silenzio!“ Rief da nicht gerade Regisseur Reinhard Schau? Huch! Hinter mir hebt eben eine zarte Frauenstimme an zu singen. Der ganze Raum wird einbezogen, das Publikum ist mittendrin. Unmittelbar. Die eigentlich karge Bühne wandelt sich immerfort. Gerade noch ein Haus, bilden die „italienischen Würfel“ kurz darauf ein Pult, dann wieder eine trennende Mauer. Die Würfel auf der Bühne werden für das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Paare genutzt, einer spielt sogar Schicksal. Wie der wohl fällt? Mit traumwandlerischer Sicherheit gelingt es den Rostocker Studenten am Premierenabend, mich mitzunehmen auf diese emotionale Reise. Ihre Stimmen bieten eine Vielfalt an Klangfarben, ihr Gesang ist facettenreich und von hohem Niveau. Alle sind durchweg auch als einzelne Charaktere in ihren Rollen überzeugend. Kurzweilig ist die Inszenierung, viel zu schnell sind die 90 Minuten im Katharinensaal vorbei. Am Ende gab es lang anhaltenden verdienten Applaus für die Rostocker Studentinnen und Studenten, den Regisseur Reinhard Schau und dessen Assistentin Anne Krey sowie für alle am Erfolg der Aufführung beteiligten Musiklehrer und Techniker. Wer die Premiere verpasst hat, kann die überaus gelungene Aufführung noch am 20. und 21. März jeweils um 19:30 Uhr in der HMT genießen.
19. März 2010 | Weiterlesen
Auftakt der 15. Rostocker Schultheatertage
Vom 15. bis zum 17. März finden in Rostock die 15. Schultheatertage statt. Vormittags werden im Rahmen des Programms Workshops rund ums Thema Theater angeboten. Dabei stehen den Schülern mit den Mitarbeitern des Volkstheaters und des freien Jugendtheaters Rostocks echte Profis zur Seite. Nachmittags und am Abend werden die Ergebnisse der gemeinsamen Arbeit dann im Theater im Stadthafen präsentiert. Vom Märchen über Satire bis hin zu Musicals werden die verschiedensten Stücke und Szenen zu sehen sein. In den Pausen kommen die Zuschauer zusätzlich in den Genuss von Filmen, die Schüler aus der Region gedreht haben. Am Nachmittag tummelten sich heute die Schüler der zweiten Klasse der Christophorus-Grundschule im Theater. Sie hatten zusammen mit ihrer Lehrerin „Der Wolf und die sieben Geißlein“ einstudiert. Es galt noch ein bisschen Zeit zu überbrücken, bis die Eltern und Großeltern eintreffen würden, die sich das Stück ansehen wollten. Um 16:00 Uhr eröffnete Dr. Liane Melzer, die Rostocker Senatorin für Jugend und Soziales, die Schultheatertage offiziell. Dazu holte sie die Schüler der Christophorus-Grundschule zu sich auf die Bühne. Es sei doch immer ein ganz anderes Gefühl auf einer Bühne zu stehen und dort zu sprechen. Sie freue sich, dass die Veranstaltung schon zum 15. Mal stattfinden könne, was auch bedeute, dass schon etliche Kinder und Jugendliche in Rostock die Möglichkeit und Gelegenheit hatten, Theaterluft zu schnuppern. Vielleicht würde der Eine oder Andere bei den Schultheatertagen ja ein neues Talent für sich entdecken. Auf jeden Fall aber würde man durch die gute Zusammenarbeit der Schulen und Theater viele junge Leute zu neuen Besuchern für die Theater unserer Stadt machen. Torsten Malter, künstlerischer Leiter des „Theaters am Ring“, und die zwei jungen Darsteller Simon Große und Karsten Vogt, demonstrierten den Kindern anschließend in kleinen Improvisationen, was es beim Schauspielern zu beachten gibt. – Die wussten allerdings auch schon so einiges: Man müsse laut sprechen, traurig sein können, wenn es im Stück traurig wird und manchmal würden sich da auf der Bühne auch Leute küssen, die sich vorher noch gar nicht gesehen haben. „Ein, zweimal gesehen haben die sich dann doch schon”, räumte Torsten Malter an dieser Stelle ein. Einer der Grundschüler durfte dann auf die Bühne und etwas erzählen, damit die Darsteller zeigen konnten, wie man ein Lachen oder Trauer und Betroffenheit so richtig echt rüberbringt. Da die Geschichte, die der Kleine zum Besten gab, zwar nicht urkomisch war, die Schauspieler ihre Arbeit aber richtig gut beherrschen, hatten die Kinder durchaus ihren Spaß an der Szene. Die Schüler der 12. Klasse des Richard-Wossidlo-Gymnasiums in Ribnitz-Damgarten waren auch schon im Theater im Stadthafen und tüftelten noch an den letzten Feinheiten zu ihrem Stück. Sie würden am Abend „Satirische Szenen von Ephraim Kishon“ aufführen. Das Stück haben sie vor einiger Zeit in der Schule eingeübt und wollten es nun gerne mal vor einem anderen Publikum präsentieren als zuhause. Bis Mittwoch sind von 16.00 bis 19.00 Uhr noch die Szenenstudien und Stücke der jungen Theatermacher zu sehen. Zwischendurch finden Fragerunden mit Schauspielern und Dramaturgen statt. Nach den Schultheatertagen wird es sicher einige Theaterverrückte mehr geben und das ist in jedem Fall doch etwas Gutes.
15. März 2010 | Weiterlesen
Benefizkonzert der SchulMusikSchule für Haiti
Auch wenn das Thema mittlerweile durch andere Dinge aus den Medien verdrängt wird, besteht immer noch die Möglichkeit und Notwendigkeit, Haiti nach dem schweren Erdbeben zu helfen. Die SchulMusikSchule (SMS) Rostock wollte mit ihrem Konzert am Samstag in Zusammenarbeit mit Unicef einen kleinen Beitrag dazu leisten. Die SchulMusikSchule Rostock ist ein Verein, der vor zwei Jahren gegründet wurde. Sie ist sozusagen eine mobile Musikschule. Da es für Kinder aufgrund verlängerter Unterrichtszeiten und anderer Aktivitäten heutzutage nicht mehr so einfach ist, nachmittags noch eine Musikschule zu besuchen, viele aber dennoch ein Instrument erlernen möchten, kommen die Lehrer der SMS in die Schulen ihrer Schützlinge. Dass dabei tolle Arbeit geleistet wird, konnte man im Laufe des Nachmittags sehen oder besser hören. Das Konzert im Forum des Christophorus-Gymnasiums war ursprünglich für den 30. Januar angesetzt, fiel jedoch – wie so viele andere Veranstaltungen in Rostock – dem Schneechaos zum Opfer. Nichtsdestotrotz wolle man immer noch helfen und natürlich die Gelegenheit nutzen, die Arbeitsergebnisse der Schulmusikschule zu präsentieren, so Birger Birkholz, Leiter des Vereins. Britta Kamp, Leiterin der UNICEF-Gruppe Rostock, freute sich, dass es nun doch noch einen Nachholtermin gab. Das Konzert sei auch etwas ganz besonderes, da zu diesem Anlass Kinder musizieren, um anderen Kindern zu helfen. Sie zählte auf, was in Haiti mithilfe von Spendengeldern und durch die Arbeit der Hilfsorganisationen vor Ort bereits möglich gemacht werden konnte: Ein großes Impfprogramm für Kinder wurde durchgeführt, Menschen konnten mit Trinkwasser, Zelten und Kochsets versorgt werden, es wurden spezielle Kinderschutzzonen eingerichtet und neben wichtigen Hilfsgütern konnte auch Spielzeug zur Verfügung gestellt werden. Vielleicht motivierte an diesem Nachmittag nicht nur die Aussicht, helfen zu können, sondern auch, das eigene Können mal vor den Augen der stolzen Eltern oder eines kritischen Publikums zu zeigen. Im ersten Teil des Konzertes präsentierten die Schüler klassische Musik – am Klavier, auf der Querflöte oder Klarinette. Beeindruckend dabei war, wie jung einige von ihnen noch waren und trotzdem traten sie zum Teil schon mit kleinen Eigenkompositionen an. Eine kleine Besonderheit stellte der Auftritt von Christian dar: Er sang das Volkslied „In einem kühlen Grunde“ und zeigte, so der Vorsitzende der Musikschule, „dass deutsche Musik für die Jugend von heute nicht nur noch Bushido, Silbermond und Co. bedeuten muss“. Dass er sich nicht nur für Volkslieder interessiert, stellte der junge Mann dann im zweiten Teil des Konzertes unter Beweis. Dort trat er zusammen mit seiner Band mit Songs von Nirvana und den Red Hot Chili Peppers an. Dass Nirvana die Inspirationsquelle schlechthin für angehende Rockmusiker ist, bewies der zweite Teil der Veranstaltung. Dazu hatten sich nicht nur Schüler der Musikschule gemeldet, sondern auch Bands von außerhalb, die vom Konzert gehört hatten und gerne dabei sein wollten. Unter ihnen „Headless“ aus Bützow, bestehend aus fünf jungen Musikern und der Sängerin Christin Drews. Auch sie hatten Nirvana mit in ihr Repertoir aufgenommen. Unfreiwillig komisch war der Auftritt von Florian, der mit E-Gitarre das Lied „Zu spät“ von den Ärzten zum Besten gab und dabei von Tobias am Bass begleitet wurde. Bitte nicht falsch verstehen: die beiden Jungs haben super gespielt und gesungen. Nur die Textzeilen „Du liebst ihn nur, weil er ein Auto hat und nicht wie ich, ein klappriges Damenrad“ oder „Du bist mit ihm im Theater gewesen, ich hab dir nur Fix und Foxi vorgelesen“ wirkten aus dem Mund des Teenagers, wesentlich authentischer, als es die Ärzte je hinbekommen hätten. Später trat mit den “Dark Eagles” noch eine reine Mädchen-Band auf, quasi als Gegenpol zu den anderen, deutlich männlich dominierten Bands. Die Mädels verzichteten auch darauf irgendwas von Nirvana zu spielen. Zum Abschluss folgte die Band “Spotlight”, die im Rahmen der Band AG der Schule entstanden war. Sie hatten sich für „Smells Like Teen Spirit“ entschieden und bereiteten der Veranstaltung mit „Kompliment“ von den Sportfreunden Stiller auch ein passendes Ende. Zum Abschluss gab es nämlich ein kleines Blumen-Kompliment für die Lehrer der Schulmusikschule, die mit ihrer Arbeit den Nachmittag möglich gemacht haben. Vielleicht konnte beim Konzert nicht so viel Geld gesammelt werden, wie bei der Benefizveranstaltung der Uni Rostock, im Rahmen ihrer Möglichkeiten haben die Schulmusikschüler ihr Bestes gegeben. Auf jeden Fall hat das Konzert mich dazu inspiriert, mal wieder meine Musiksammlung zu durchstöbern und von Klassik bis Rock mal wieder „was Ordentliches“ zu hören.
15. März 2010 | Weiterlesen
Ausstellung „Elle Sie me sagt dit mir“ im Rathaus
Nachdem die Ausstellung der Moschee-Entwürfe seit einer Woche abgebaut ist, wurde die Rathaushalle am Freitag wieder belebt. Vorgestellt wurde das Kommunikationsprojekt „Elle Sie me sagt dit mir“, bei dem 16 Frauen aus Dunkerque (Dünkirchen) in Frankreich und aus Rostock über moderne Kommunikationswege miteinander in Kontakt getreten sind. Beim Titel des Projektes sei gesagt, dass es sich natürlich nur um eine Mischung der beiden bedeutungsgleichen Sätze „Elle me dit“ und „Sie sagt mir“ handelt. Bei der Ausstellungseröffnung wurde der Zungenbrecher auf „Elle me dit“ verkürzt. Das Projekt ist in Zusammenarbeit des Rostocker Frauenkulturvereins „Die Beginen“ und des „AJS – Le bon emploi de la Solidarité, Dunkerque“ entstanden und wurde von der Robert-Bosch-Stiftung gefördert. Die künstlerische Leitung übernahm auf französischer Seite der Fotograf Ezra Nahmad, von dem auch das Konzept stammt. In Rostock stand die Fotografin Silke Paustian den Frauen mit Rat und Tat auf ihrem kreativen Weg zur Seite. Im ersten Teil der Arbeit zu „Elle me dit – Sie sagt mir“ hielten die Frauen auf beiden Seiten ihr Leben und ihren Alltag mit Fotohandys fest und schickten sich gegenseitig die Bilder. Der zweite Schritt war dann, sich gegenseitig in der Heimatstadt der jeweils anderen zu besuchen. Die Frauengruppen trafen sich also in Rostock und Dunkerque, um die Orte zu besuchen, die vorher fotografiert wurden oder um Neues zu entdecken und gemeinsam Erlebtes zu dokumentieren. Zur Ausstellungseröffnung waren einige der Frauen aus Dunkerque wieder nach Rostock gekommen. Nun musste also alles, was gesagt wurde, auch für die jeweils andere Gruppe übersetzt werden. Man konnte schon ahnen, dass die Arbeit am Projekt nicht immer leicht gewesen sein dürfte. Der kulturelle Austausch über die Landes- und Sprachgrenzen hinweg ist aber auch eine der Kernideen von „Elle me dit“. Außerdem ging es natürlich auch darum, sich mit moderner Handy-, Kamera- und Computertechnik zu beschäftigen und neue Kommunikationswege auszuprobieren. Die Einführungsrede und Vorstellung der Gruppe übernahm Kristin Beckmann, Projektkoordinatorin im Verein „Die Beginen“. Die Ausstellungseröffnung sei ein würdiger Auftakt für das Jubliäum der nun 50-jährigen Städtepartnerschaft von Rostock und Dünkirchen. Sie bedankte sich bei allen Teilnehmern und Förderern, so zum Beispiel der Robert-Bosch-Stiftung und der Europa Union Rostock. Da es bei dem Projekt auch um kulturellen Austausch und gegenseitiges Verstehen und Kennenlernen ging, durfte Bürgerschaftspräsidentin Karina Jens bei der Ausstellungseröffnung natürlich nicht fehlen. Sie freue sich, dass die Frauen mit „Elle Sie me sagt dit mir“ die Städtepartnerschaft gefestigt haben und Rostock sich den Franzosen als moderne, weltoffene Stadt präsentieren konnte. Der Initiator des Kommunikationsprojektes Ezra Nahmad kam auch kurz zu Wort. Natürlich, so sagte er scherzhaft, habe „Elle me dit“ ihm Spaß gemacht, denn schließlich habe er mit so vielen Frauen zusammen arbeiten dürfen. Die Frauen hätten aber auch viel Freude an der Arbeit gehabt, auch wenn das Projekt manchmal seine Höhen und Tiefen hatte. Es sei nicht immer einfach gewesen, die Technik zu verstehen und in den Griff zu bekommen. Das räumten auch die Frauen selbst ein. Doch immer, wenn es einen Tiefpunkt gab, hätte man sich gesagt „Vive le projet“ – „Es lebe das Projekt“ und sich weiter versucht. Man hoffe, dass sich die Idee eventuell auf andere Zielgruppen und Einrichtungen, wie Schulen oder Museen, übertragen lässt. Die Multimediainstallation, die nun in der Rathaushalle zu sehen ist, ist der krönende Abschluss der gemeinsamen Arbeit. Auf der Website der Beginen kann man sich noch einmal genau über die Hintergründe und Ideen zum Kommunikationsprojekt informieren. Ansonsten ist die Präsentation für jeden im Rathaus im Rahmen der Öffnungszeiten zugänglich.
14. März 2010 | Weiterlesen
Mecklenburg-Vorpommern. Anleitung für Ausspanner
Bei den vielen Lachern während der gestrigen Lesung in der Thalia-Buchhandlung beschlich mich zwischendurch das Gefühl, die beiden Autoren hätten nur ihre Verwandten und Bekannten eingeladen oder es wurde ein Claqueur im Publikum versteckt. Andererseits will ich nicht unfair sein. – Vielleicht bin ich durch Wiglaf Droste im Literaturhaus und die Lesung zum Frauentag in der Anderen Buchhandlung mittlerweile ein bisschen verwöhnt. Nur weil ich nicht so herzhaft lachen konnte, muss es anderen ja nicht genauso gehen. Michael Joseph und Matthias Schümann stellten ihr Buch „Mecklenburg-Vorpommern. Anleitung für Ausspanner“ vor. Die Thalia Buchhandlung war zur Lesung ausgesprochen gut besucht. Nachdem gefühlte tausend Leute ihr Glas Wasser oder Wein erstanden hatten und das akademische Viertel mehr als ausgereizt war, begann die Lesung. Die beiden jungen Männer machten zwar einen sehr sympathischen Eindruck, das mit den Lesungen sollten sie in nächster Zeit allerdings noch etwas üben. Wie Wiglaf Droste letzten Samstag so treffend formulierte, „wird eine Lesung nicht unbedingt besser, wenn der Literat seinen eigenen Text nicht lesen kann“ oder, wie in diesem Fall, nicht mehr so gut kennt. Denn textlich war das Ganze zwischenzeitlich doch ein bisschen holprig und das ständige Sich-selbst-unterbrechen, um eine lustige Randbemerkung zu machen, hat das Ganze eher „verschlimmbessert“. In ihrem Buch werfen die beiden Männer einen liebevollen Blick auf die Macken und Eigenarten unseres schönen Bundeslandes und seiner Bewohner. Vom Anbaden im März über archäologische Funde beim Bau der A20 bis hin zum alljährlichen Volksfestchaos während der Hanse Sail haben sie sich über dies und das Gedanken gemacht und es mit einem Augenzwinkern in ihren Texten verarbeitet. Interessant fand ich die Beschreibung der verschiedenen Autofahrertypen. So zum Beispiel der Typ „Vadder mit Prinz-Heinrich-Mütze“, der auf 60er-Strecken bevorzugt 50 fährt, weil die Beifahrerin – auch Muddi genannt – zum Haltegriff über dem Fenster greift, wenn es so „rasant“ in die Kurven geht. Tatsächlich sind die alltäglichen Verrücktheiten Mecklenburg-Vorpommerns gut beobachtet, auch wenn die Einwohner stellenweise vielleicht doch etwas zu sehr durch den Kakao gezogen werden. Was sonst hätte die Zuschauer veranlasst, wie das Mr. Bean-Serienpublikum zu klingen? Nett war die Lesung schon, aber zum Schreien komisch war sie auch wieder nicht. Ich hoffe jedenfalls, dass die beiden Autoren es ernst meinten, als sie sagten, sie würden jetzt „nur die langweiligen Stellen“ lesen, damit man die guten noch zuhause lesen könne. Viele Dinge, die angesprochen wurden, sind wahrscheinlich für echte „Ausspanner“ witzig, also Leute, die einen distanzierten Blick von außen auf unser Land werfen können. Wenn man selbst hier lebt, ist man als junger Mensch tatsächlich froh, wenn man endlich ein Auto hat und findet die „Mützen-Opis“ auf der Straße irgendwann auch nicht mehr lustig. In einer anschließenden kurzen Fragerunde erklärten Michael Joseph und Matthias Schümann, dass sie sich jeweils Themen und Themenkomplexe ausgedacht und dann ausgelost hätten, wer worüber schreiben darf. Wobei sie in ihrer Wahl dann doch flexibel waren und auch noch getauscht hätten. Beide haben abwechselnd über ein Thema geschrieben. Welches Kapitel von wem stammt, ist im Buch aber nicht ersichtlich, „damit unsere Familien auch das ganze Buch lesen und nicht nur das halbe.“ Am Schluss bedankten die beiden sich, dass zu ihrer Lesung „mehr Zuschauer gekommen sind, als bei Klaus Wowereit“ und wiesen dann auf ihre nächsten Lesungen hin – unter anderem in Heiligendamm oder auf der Leipziger Buchmesse. Anschließend konnte man natürlich das Buch kaufen, oder, wer schon längst eines hatte, dieses signieren lassen. Einen positiven Effekt hatte die Lesung auf jeden Fall: nach der Veranstaltung wurden so viele Bücher wie noch nie nach einer Lesung verkauft. Irgendwas muss an dem Buch wohl doch dran sein.
13. März 2010 | Weiterlesen
Annelies Stürzekarn: „Malerei und Grafik“ im IBZ
Fast schon zufällig entdeckte ich auf den Seiten der Uni Rostock den Link zur heutigen Ausstellungseröffnung von Annelies Stürzekarn. Viel Werbung hat die Veranstaltung scheinbar nicht erfahren. Möglicherweise hatte dies aber auch sein Gutes. Zumindest zur heutigen Vernissage schien die Malerin keine Publicity nötig zu haben. Waren Freunde und Interessenten doch so zahlreich erschienen, dass der durchaus großzügige Seminarraum bei Weitem nicht allen Gästen Platz bot. Interessant und für mich neu war auch der Ort der Ausstellung. Nahe des Doberaner Platzes, versteckt gelegen in einer kleinen Seitenstraße und von außen eher unscheinbar wirkend, befindet sich hier das Internationale Begegnungszentrum (IBZ). Wissenschaftlern, die für einen längeren Zeitraum an der Uni Rostock, der Hochschule für Musik und Theater (HMT) oder verschiedenen Forschungsinstituten der Stadt zu Gast sind, stehen hier Gästewohnungen zur Verfügung. Die Räumlichkeiten in der Bergstraße bieten jedoch nicht nur Forschern aus aller Welt eine Heimat, sondern auch der Kunst. Zwei- bis dreimal jährlich finden hier Ausstellungen statt. Ein Umstand, der mir bisher völlig entgangen war. Sollte es Euch ähnlich gehen, schaut einfach mal vorbei! Für den Betrieb des Begegnungszentrums haben sich die Institutionen zu einem Verein zusammengeschlossen. Frank Ivemeyer, Kanzler der HMT und stellvertretender Vereinsvorsitzender, begrüßte als Hausherr die zahlreichen Gäste und übergab nach einer kurzen Rede der Laudatorin das Wort. Schön, wenn die Laudatio von einer Freundin und langjährigen Wegbegleiterin gehalten wird. Konnten wir so doch viel Interessantes aus dem Leben und Wirken der Künstlerin erfahren. 1942 in der Oberlausitz geboren, lebt Annelies Stürzekarn seit 1971 in Rostock. Als gelernte Dekorateurin und Plakatmalerin bildete sie später selbst Werbefachleute in Rostock aus. An der VHS gibt sie ihr Wissen auch heute noch gern als Kursleiterin an ihre Schüler weiter. „Mit zwei Kindern und einem Seemann“ blieb ihr in den Siebzigern kaum Zeit für ihr Hobby, die Malerei. Ein wenig bedauere sie noch heute, das damalige Angebot von Karlheinz Kuhn nicht angenommen zu haben, bei ihm Unterricht zu nehmen. Nach einer Phase der selbstständigen Tätigkeit im Kunsthandwerk widmet sich die Künstlerin seit 1990 intensiv der Malerei. „Ein starkes Empfinden für die Natur ist Voraussetzung für die künstlerische Gestaltung.“ – mit diesen Worten Cezannes wurde das Publikum in die Ausstellung entlassen. Nicht jedoch, ohne vorab Annelieses Ehemann Dieter zu danken. „Leiste er doch die Arbeit im Hintergrund, sozusagen das Management.“ Oder einfach „der Mann fürs Grobe“, wie er es selbst mit einem Augenzwinkern zum Ausdruck brachte. Auf ihren Violinen sorgten Suleika Bauer und Dorle Faßmann für Kurzweil und bildeten den musikalischen Rahmen. Erst kürzlich begeisterten die beiden jungen Talente von der HMT bei der 8. Winterserenade mit ihrem Spiel die Zuhörer. Auch hier wieder der perfekte Rahmen und ein wahrer Genuss! So verschieden und teils eigen die Werke von Malern, so unterschiedlich ist natürlich auch der Geschmack des Publikums. Ob einem die Werke tatsächlich gefallen, weiß man vorher nie so genau. Gut, wenn man auf der Website der Künstlerin schon mal einen Vorgeschmack bekommt. Hier entdeckte ich auch das Bild ‚Reflexionen‘, das mich irgendwie stark an meinen Vista-Desktop erinnert hat. Kein Risiko also. Notfalls hätte ich immer noch den Platz vor diesem Bild in Beschlag nehmen und mich wie vor dem heimischen Monitor fühlen können. Ach ja, Computerleute sind schon ein eigenwilliges Volk. Dass just dieses Bild in der Ausstellung nicht zu finden war, tat der Sache keinerlei Abbruch. So vielfältig wie Ihre Techniken, sind auch die Motive der Bilder. Früher eher gegenständlich gemalt, gehen die aktuellen Werke mehr in die abstrakte Richtung. Ebenso schön wie interessant fand ich die Möglichkeit, einfach mal so in den bereit liegenden Skizzenbüchern der Künstlerin stöbern zu können. Ob Afrika-Bilder, die 2005 nach einer Reise entstanden, Architektur- und Landschaftsbilder oder die mehr abstrakten Werke – für jeden Geschmack dürfte etwas dabei sein. „Licht auf tiefem Blau“ kürte ich spontan zu meinem persönlichen Favoriten in Acryl. Die Ausstellung kann noch bis zum 30. April in den Räumen des IBZ, Bergstraße 7a, besichtigt werden. Geöffnet ist Montag bis Freitag von 9 bis 12, dienstags zusätzlich von 15 bis 17 Uhr.
12. März 2010 | Weiterlesen
„Die unbekannten Europäer“ in Rostock entdecken
Wem die Bezeichnungen Gotscheer, Aromunen oder Dögewö nichts sagen, der befindet sich wahrscheinlich in bester Gesellschaft. Von den Sepharden hat man vielleicht in der einen oder anderen TV-Dokumentation schon mal gehört und an den Sorben kommt man so kurz vor Ostern meist auch nicht vorbei. Die anderen Volksgruppen, die die beiden Österreicher Kurt Kaindl und Karl-Marcus Gauss in ihrer Ausstellung „Die unbekannte Europäer“ vorstellen, sind dagegen weitestgehend unbekannt. Den Beginn der Ausstellungseröffnung machte Bürgerschaftspräsidentin Karina Jens und auch sie gestand, von einigen der genannten Minderheiten noch nicht gehört zu haben. Sie freue sich jedoch, diese besondere Ausstellung an einem so passenden Ort, wie dem Kulturhistorischen Museum in Rostock zu sehen, denn unsere Stadt hat seit den Ausschreitungen von Lichtenhagen leider immer noch den Ruf, ausländerfeindlich zu sein. Daher gilt es für Rostock, sich immer wieder als weltoffen, tolerant, aber auch informiert zu zeigen. Unbekanntes und Fremdes dürfe nicht ignoriert, sondern müsse vielmehr entdeckt und gezeigt werden. Dabei solle man sich auch über die Rolle und die Möglichkeiten der Kulturpolitik klar werden. Es gibt immer wieder Neues zu entdecken und auch Europa kann für uns noch eine Terra incognita sein. Wir müssen uns Gedanken darüber machen, wie wir mit Minderheiten umgehen, besonders in unserer globalisierten Welt, in der es immer wieder zu Wanderungsbewegungen und der Begegnung mit Fremden kommt. Denn eines haben die gezeigten Volksgruppen ja gemein: Sie haben trotz einiger Widrigkeiten ihre kulturelle Identität weitgehend bewahrt und zeigen so den Stellenwert der Wahrung von Sprache, Traditionen und Brauchtum auf. Karina Jens bedankte sich bei allen anwesenden Beteiligten, aber auch beim Europäischen Integrationszentrum Rostock, da dieses einige Begleitveranstaltungen zur Ausstellung organisiert. Österreichs Generalkonsul Leopold Köllner wies in seiner Rede auf den Vertrag von Lissabon hin, in dem sich die europäischen Staaten unter anderem auch zum Schutz von Minderheiten und zur Förderung von kultureller Vielfalt verpflichteten. Der Schutz von Minderheiten und ihrem kulturellen Erbe dürfe nie nur Teil eines politischen Trends sein. Allerdings kann man etwas nur bewahren und schützen, wenn man es überhaupt erst kennt und an dieser Stelle hätten die beiden Künstler mit ihrer Ausstellung einen großen Beitrag geleistet. Die Ausstellung, die vorher bereits in Städten wie Riga, Stockholm, Bratislava und München gastierte, schaffe eine Auseinandersetzung mit dem Thema, die durch Faktenberichte oder nackte Zahlen und Statistiken nie möglich wäre. Kurt Kaindl, der Bildautor der Ausstellung, betonte, dass das Thema der Ausstellung für ihn als Österreicher fast schon natürlich gegeben war. Sein Heimatland ging aus dem Habsburger Reich hervor. Ein Land, von dem man damals sagte, es sei so groß, dass darin die Sonne nie untergeht. So groß wie das Land, war damals aber auch die kulturelle Vielfalt. Österreich ist heute ein relativ kleines Land, doch wenn man dort ein Telefonbuch aufschlägt, findet man eher wenige deutsche Namen, dafür aber mehr Familiennamen slawischen und anderen Ursprungs. Die Vielfalt ist also immer noch da. Kurt Kaindl und sein Kollege, der Autor Karl-Marcus Gauss, starteten 1999 mit ihrer ersten Reise, als die nächste größere EU-Erweiterung noch bevorstand. Sie hatten sich zum Ziel gesetzt, „die Europäer der ersten Stunde“ kennen zu lernen. Also Minderheiten, die zuwege gebracht haben, was wir vielleicht erst noch lernen müssen: dass Sprache, Kultur und Bräuche nicht von nationalen Grenzen abhängig sind. Zehn Gruppen von Minderheiten hatten der Fotograf und der Autor besucht, sechs von ihnen sind in der Ausstellung in ausgewählten Bildern zu sehen. Die Beiden hätten sich bewusst entschieden, zusammen zu reisen und zu arbeiten, aber getrennt zu publizieren. Es gibt Dinge, die nur ein Foto ganz unmittelbar und ohne Worte zeigen kann. Umgekehrt kann nur ein Text historische Zusammenhänge erklären und Hintergrundwissen liefern. So sind am Ende der Reisen vier Text- und zwei Bildbände entstanden. Die Ausstellung zeigt unter anderem die Sorben in der Lausitz, deren Kultur sogar durch die sächsische Verfassung geschützt ist. Quasi als Spiegelbild dazu besuchten die beiden Reisenden auch die Gotscheer, eine deutschsprachige Minderheit im heutigen Slowenien, von der nur noch wenige Angehörige übrig sind. Die Ausstellung mache damit auch deutlich, dass nicht alle kulturellen Minderheiten den gesellschaftlichen und politischen Wandel innerhalb Europas überleben werden. Einige andere Beispiele zeigen, dass Minderheiten im Bild, wie in der Gesellschaft nicht immer als Minderheiten zu erkennen sind oder dass das Wort nicht immer mit Unterdrückung und Benachteiligung gleichzusetzen ist. Dr. Heidrun Lorenzen, Leiterin des Kulturhistorischen Museums, verzichtete nach den vielen Worten auf eine Eröffnungsrede und wünschte sich nur, dass die Ausstellung dazu beitrage, mit viel Freude auf Vergangenes, die Gegenwart und die Zukunft Europas zu schauen. Die Ausstellung sei auch für junge Leute gedacht und so hoffe sie besonders auf einen Zustrom an interessierten, jungen Besuchern. Nach den Reden konnte sich jeder die Ausstellung anschauen. Der Fotograf Kurt Kaindl signierte freundlicherweise einige Exemplare seines Bildbandes und stand für Fragen zur Verfügung. Wer jetzt die eine oder andere Bildungslücke schließen möchte, dem sei die Ausstellung wärmstens empfohlen. In eindrucksvollen Bildern und informativen Begleittexten zeigt sie noch bis zum 9. Mai 2010, wer „Die unbekannten Europäer“ eigentlich sind.
12. März 2010 | Weiterlesen
Traditioneller Ostermarkt in der Nikolaikirche
Wie man auf dem Foto von heute sehen kann, sorgt das Wetter zur Zeit noch nicht für Frühlings- oder Osterstimmung. Soll doch zu Ostern das Gras so hoch stehen, dass der Hase sich darin verstecken kann. Das Gras, lieber Petrus, nicht die letzten schmutzigen Schneehaufen! Trotzdem ist in der Nikolaikirche seit heute Mittag der Ostermarkt eröffnet. Die Veranstaltung hat mittlerweile schon Tradition, findet sie in diesem Jahr doch bereits zum vierten Mal statt. Obwohl ich schwören könnte, dass ich vor 12 Uhr und damit fast überpünktlich in der Kirche ankam, war der Markt bereits geöffnet und auch schon sehr gut besucht. Ich habe mir die Sache wesentlich überschaubarer vorgestellt, doch beim Betreten fällt einem sofort die Menge und Vielfalt der Handwerks- und Verkaufsstände auf. Wenn man noch auf der Suche nach ausgefallener oder traditioneller Osterdekoration ist oder vielleicht das eine oder andere Geschenk für liebe Verwandte und Bekannte sucht, ist man auf dem Ostermarkt genau richtig. Das Spektrum der angebotenen Waren reicht von Keramikwaren und Dekoobjekten über handgemachten Schmuck und Textilien bis hin zu selbst gemachten Köstlichkeiten wie Marmeladen und Likören. Man kann allerdings auch den Kunsthandwerkern bei der Arbeit über die Schulter schauen. Zu finden sind in der Nikolaikirche ein Holzbildhauer, ein klassischer Blaudrucker, eine Spinnerin und natürlich die Anbieter von kunstvoll verzierten Ostereiern, die direkt vor Ort an ihrer Ware arbeiten. Einer von ihnen ist Klaus Wiezien, der zwar aus Schwerin und nicht aus der Lausitz kommt, sich jedoch mit dem Verzieren der verschiedensten Eier mittels alter sorbischer Gravurtechnik beschäftigt. Er dekoriere die Eier nach eigenen Vorstellungen, hätte aber auch schon Auftragsarbeiten angenommen. Es sei ihm jedoch lieber, dass die Kunden sich – wie auf dem Ostermarkt – spontan für die schönen Eier interessieren und diese kaufen möchten, statt ein Auftragswerk als gegeben hinzunehmen und damit zufrieden sein zu müssen. Dieses Jahr sind die Gäste zum ersten Mal eingeladen, selbst etwas zu basteln und mitzubringen. In der Kirche befindet sich ein großer Osterstrauch, der mit den verschiedenen Osterdekorationen der Besucher geschmückt wird. Vor Ort kann auch gebastelt werden, dieses Angebot richtet sich jedoch eher an die kleinen Gäste – für diese wurde eigens ein Bastelraum eingerichtet. Für das leibliche Wohl der Besucher des Ostermarktes ist natürlich auch gesorgt. In der Catering-Ecke kann man Kaffee und selbst gebackenen Kuchen bekommen oder einen herzhaften Imbiss zu sich nehmen. Da der Ostermarkt in der Nikolaikirche in den letzten Jahren große Nachfrage erfahren hat, wurden die Öffnungszeiten dieses Jahr ausgeweitet. Nach dem Auftakt heute bis 19.00 Uhr, ist der Markt am Freitag von 10.00 bis 19.00 Uhr und am Samstag noch einmal von 10.00 bis 18.00 Uhr geöffnet.
11. März 2010 | Weiterlesen
20. OstseeMesse in Rostock eröffnet
Was haben Ficken, Goethes Osterspaziergang, die AOK und Vorwerk gemeinsam? Richtig, sie alle sind auf der 20. OstseeMesse in Rostock zu bestaunen. Ganz im Zeichen des Frühlings steht die noch bis Sonntag dauernde Verbrauchermesse. Und so verwundert es wenig, dass der Herr Geheimrat Wolfgang Goethe sich die Ehre gab, um mit seinem Osterspaziergang die Messe vor einem zahlreichen Publikum zu eröffnen. Natürlich stieg der Dichter und Denker nicht aus seinem Grab, um nach Rostock zu kommen. Dirk Donat vom Volkstheater Rostock trug das bekannte Gedicht in einem unverwechselbaren Kostüm (sogar mit Perücke!) auf der Bühne der Messehalle vor und schloss mit den allseits bekannten Worten „Hier bin ich Mensch, hier darf ich‘s sein!“ Und irgendwie schien gerade diese Zeile fast schon zu einem Motto zu werden. In den Jubiläums- und Eröffnungsreden von Petra Burmeister, Geschäftsführerin der Rostocker Messe- und Stadthallengesellschaft mbH, von Dr. Stefan Rudolph, Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus, und Oberbürgermeister Roland Methling spielte nicht nur der traditionsreiche Messestandort Rostock eine tragende Rolle, sondern auch das Wir-Gefühl. „Das ist Rostock! Das sind wir!“ erklärte Dr. Stefan Rudolph, der in Vertretung für den Schirmherrn der OstseeMesse, Ministerpräsidenten Erwin Sellering, die offizielle Eröffnung vornahm. Mit Zuversicht solle man in die Zukunft schauen, sagte Rudolph und machte damit Mut, nicht nur die tristen Nachrichten zu verfolgen, sondern auch neugierig zu sein auf das, was Spaß macht. Und Spaß machen soll die 20. OstseeMesse. Spaß machte es heute vor allem, den kleinen Tänzern und Tänzerinnen der Ballettschule Marquardt zuzuschauen. In bunten Schmetterlings- und Marienkäferkostümen sorgten sie für geradezu niedliche Unterhaltung und standen dabei professionellen Tänzern fast in nichts nach. Auch der Opernchor des Volkstheaters Rostock hieß die Besucher am „Tag der offenen Tür“ sprichwörtlich „Willkommen“ und zwar auf Deutsch, Englisch, Französisch und Italienisch. Mit einem Ausschnitt aus ihrem aktuellen Programm „Cabaret“ ließen sie die Eröffnungsfeier ausklingen und luden die Besucher mit einem Augenzwinkern ein, mit „money makes the world go round“ die Jubiläumsmesse auch zu einem finanziellen Erfolg werden zu lassen. 240 Aussteller, darunter sogar welche aus Indien und Nepal, die zum ersten Mal auf der OstseeMesse vertreten sind, warten auf ihre Besucher. Doch bevor es soweit ist, fährt der Verein HanseTour Sonnenschein in einem Fahrrad-Achter auf der Bühne vor. In diesem Jahr werden die Radfahrer auf ihrer dreitägigen Tour im August wieder für den guten Zweck sammeln. Für das Projekt Möwenherz der Kinderklinik Rostock sollen insgesamt 250.000 Euro in den nächsten zwei Jahren zur Verfügung gestellt werden. Das Projekt unterstützt Familien mit todkranken Kindern und will dafür sorgen, dass die Kinder nicht in einem Hospiz oder einer Klinik ihre letzten Wochen verbringen, sondern zu Hause bei ihren Familien. Dafür stellt die Robert-Koch-Stiftung 150.000 Euro bereit, die HanseTour Sonnenschein will das restliche Geld durch Spenden ‚erradeln‘. Und um den Startschuss zu geben, übergab das Getränkeland eine Spende von 3.333 Euro. Highlight der diesjährigen OstseeMesse ist die schon zur Tradition gewordene Blumenshow. Ganz im Zeichen von Goethes Osterspaziergang können die Besucher durch ein Blumenbeet mitten in der Halle wandeln, umgeben von Frühlingsdüften und Blumenskulpturen. Ein Hingucker ist vor allem der integrierte Springbrunnen. Eine kleine Tribüne lädt ein zum Entspannen. Zum Entspannen von all dem Gedränge zwischen Schmuck, Staubsaugern, Bodenwischgeräten, Speisen aus aller Welt, Handwerkszeug, Whirlpools and Sofaecken. Was immer das Herz begehrt, kann auf der Verbrauchermesse gefunden werden. Niemand scheint zu kurz zu kommen. Auch die Kleinen nicht, für die zur Überraschung auch noch eine Autogrammstunde mit ihren Stars vom FC Hansa Rostock anstand. Pünktlich um 12:30 Uhr holte sich der neunjährige Jan Eric Peters sein Autogramm von Helgi Valur Danielsson (Mittelfeld) und Florian Grossert (Verteidiger) ab und bekam obendrein auch noch eine Fanfahne. Zu guter Letzt noch einmal zu dem anfangs erwähnten Ficken. Wer sich fragt, was ein solches Wort auf einer Verbrauchermesse zu tun hat, der sollte einen Abstecher an den auffälligen Schnapsstand von Graf Ficken machen. Hier gibt’s nicht nur Partyschnaps, sondern auch handgemachte Musik und für das weibliche Geschlecht einen Traumfrau-Aufkleber kostenlos dazu.
10. März 2010 | Weiterlesen
Klosterformat: Ausstellungseröffnung „schwedisch“
Wer gestern Abend die Gelegenheit nutzte, zur Eröffnung der Ausstellung „schwedisch“ in der Galerie Klosterformat zu gehen, konnte einen kuschligen Abend verbringen. Die Galerie von Christiane und Jochen Lamberz ist so klein und schmal geschnitten, dass man schon aufpassen muss, nicht anzuecken – besonders wenn man einen Rucksack für die Fotoausrüstung dabei hat. Dieser löste bei einigen Gästen hin und wieder die Angst aus, es könne jeden Moment etwas zu Bruch gehen. Ich habe mich allerdings erfolgreich bemüht, so leichtfüßig wie möglich durch die Räume zu gleiten. Die Ausstellung trägt den Titel „schwedisch“, da Christiane Lamberz mit der Malerin Ursula Cabelduc und der Keramikerin Cordula B.-Morich zwei langjährige Bekannte oder viel mehr Freundinnen zusammengebracht hat, die Schweden ihre Heimat nennen. Auch der Gitarrist Gregor Siegmund, der die Ausstellungseröffnung musikalisch begleitete, hatte sich vom Thema inspirieren lassen. So konnte man unter anderem ABBAs „Gimme! Gimme! Gimme!“, Musik aus den Pippi Langstrumpf-Verfilmungen oder Volkslieder schwedischen Ursprungs hören und sich wieder einmal der Tatsache versichern, dass Kunst und Gitarrenmusik ganz wunderbar zusammenpassen. In einer kurzen Eröffnungsrede stellte Christiane Lamberz ihre beiden Künstler-Freundinnen vor. Ursula Cabelduc ist in Berlin geboren, lebt jedoch bereits seit 1960 in Schweden. Sie arbeitet sowohl mit Leinwand und Farbe als auch mit Glas. „Ihre Bildsprache ist meist europäisch und universell und mit symbolischem Inhalt. Ihre Motive sind die des Lebens: Menschen, Häuser und Reste von Landschaften mit suggestiven Wiederholungen.“ Zur Verbindung von Malerei und Glas sei sie eher durch Zufall gekommen. Durch einen Glasbruch bei einem Auftrag ist sie auf das handgewalzte, amerikanische „Bullseye“-Glas aufmerksam geworden, das sie in Skulpturen mit eingearbeitetem Draht, Metallfolie, andersfarbigem Glas und Glaspulver verwendet oder in ihre Malereien integriert. Cordula B.-Morich stammt ursprünglich aus Klein Machnow, lebte und arbeitete zeitweise auch in Mecklenburg und ist 1998 in Schweden sesshaft geworden. Dort ist sie Mitglied verschiedener Künstlervereinigungen. Cordula B.-Morichs Arbeiten entwickelten sich im Laufe der Jahre von normaler Gebrauchskeramik hin zu Objekten. „In der Natur erscheint ihr alles auf göttliche Weise logisch, praktisch, harmonisch und schön und in diesem Zusammenhang findet sie den Ausdruck für ihre Formen und Strukturen.“ Ihre Werke entstehen fast alle auf der Töpferscheibe, wobei sie deren Rotationssymmetrie stört oder durch Biegen, Schneiden und Montieren verändert. Durch verschiedene Brenntechniken arbeitet sie zusätzlich den besonderen Charakter ihrer Objekte heraus. In der Ausstellung in der Galerie Klosterformat zeigt die Künstlerin Raku-, Porzellan- und Steinzeugarbeiten. Die Besucher waren eingeladen, sich in aller Ruhe die Kunst der beiden Wahl-Schwedinnen anzusehen und ins Gespräch zu kommen. Man hatte auch die Möglichkeit, die von den Gastgebern liebevoll zusammengestellten Schweden-Häppchen zu genießen. In der Galerie Klosterformat kann es bei Ausstellungseröffnungen schon mal eng werden, die gemütliche und herzliche Atmosphäre im Haus macht den zeitweisen Platzmangel jedoch wieder wett. Die Ausstellung „schwedisch“ ist noch bis zum 24. April 2010 zu sehen. Ab Mitte März kommt noch eine kleine Osterausstellung hinzu. Ein Besuch der Galerie lohnt sich auf jeden Fall, gibt es dort doch viele ebenso schöne wie ungewöhnliche Bilder und Objekte, sowie Schmuck und Keramikwaren zu entdecken.
10. März 2010 | Weiterlesen
Der Diener zweier Herren - Volkstheater Rostock
Ein italienischer Flüchtling, gesucht wegen Mordes, schleift einen über seinen Kopf reichenden Koffer hinter sich her; zieht und zerrt ihn über ein brückenähnliches, schwarz-weißes Gebilde. Als er ihn endlich an Ort und Stelle hat – der Schweiß perlt schon von seiner Stirn – taucht aus dem Nichts ein Lockenkopf auf, klopft auf den über ihre Köpfe reichenden Koffer und plötzlich ist der Raum von Musik erfüllt. In anmutigen Bewegungen tanzen die beiden Männer um den Koffer herum. Das Gesicht des Flüchtlings von Verwunderung und Mühen gezeichnet. Diese Szene ist aus dem neuen Tanztheater „Der Diener zweier Herren“, in welcher der Lockenkopf genannt Truffaldino (Josef Dvořák) bei seinem zweiten Herren Florindo (Krzysztof Gradzki) anheuert. Das italienische Lustspiel von Carlo Goldoni wird ab dem 20. März auf der Bühne des Volkstheaters Rostock aufgeführt. Das Besondere: Die Inszenierung kommt ganz ohne Worte aus. Nur durch modernen Tanz und Musik soll die Geschichte des Truffaldino erzählt werden, der aus Geldgier gleich bei zwei italienischen Edelleuten anheuert und dabei Hauptakteur in einem Verwirrspiel um Liebe, Geld und Macht wird. Eine schwierige Herausforderung nicht nur für die acht Tänzer der Komödie, sondern auch für den Choreografen und Regisseur Bronislav Roznos. Denn ohne Dialoge muss es verständlich sein, dass Beatrice (Linda Kuhn) in die Rolle ihres toten Bruders Federico Rasponi schlüpft, um die abgesprochene Hochzeit mit der Tochter des Panthalone (Marath Rakhimov) zu feiern. Die Emotionen, die Atmosphäre und vor allem der Witz des Lustspiels müssen auch ohne Sprache spürbar sein. Vor allem, wenn der Tod geglaubte Federico Rasponi in arroganter Anmut die Brücke herunterschwebt und damit die Verlobungsfeier Silvios (Enkhzorig Narmandakh) und Rosauras (Chika Kaneko) sprengt. „Man muss sehen, was ihr denkt!“, weist Bronislav Roznos seine Tänzer bei der öffentlichen Probe am Dienstag an. Liebe, Intrigen und Machtkämpfe weiß das Ensemble jedoch in schwungvollen Pirouetten, eleganten Hebefiguren und erschrockenen bis fröhlichen Gesichtern darzustellen. Diese Adaption des berühmten Stückes lebt vor allem von der kraftvollen Musik, den emotionalen Gesichtern, den Bewegungen der Tänzer und dem einprägsamen Bühnenbild. Drei goldgelbe Masken sind zu sehen, deren ausgehöhlte schwarze Löcher den Zuschauer sofort in den Bann des malerischen Venedigs ziehen. Sie sind nicht nur schmückendes Beiwerk, sondern sollen dem Zuschauer bei der Orientierung helfen. Jede Maske symbolisiert dabei nicht nur die beiden Häuser, in denen die Komödie spielt, sondern ist eine typische Charakteristik des Commedia dell’Arte, einer vor allem im 16. Jahrhundert beliebten Variante der italienischen Volkskomödie. Auch die eher modern angehauchten Kostüme der Tänzer weisen vor allem in ihren Farben auf die Tradition des Lustspiels. „Diese Art der Inszenierung bietet einen vollkommen neuen Einblick in das Stück“, schwärmt Bernd Hobe, Musiktheaterdramaturg. „Es wird eine ganz neue Ebene dieser lustigen Geschichte gezeigt.“ Die Gefühle, welche auf der Bühne getanzt werden, seien in Schauspielen gar nicht so umsetzbar. Denn die anmutenden, fast verspielt wirkenden Bewegungen der Tänzer des Ensembles verleihen den Charakteren einen Zauber, bei dem jedes Wort ein Wort zu viel wäre. Ein guter Zauber für das Volkstheater Rostock. Seit letztem Sommer ist Bronislav Roznos am Volkstheater engagiert und überzeugte schon durch seine Tanzinszenierung der „Frida Carlo“. „Die Besucherzahlen haben sich seit dem Stilwechsel verdoppelt“, führt Bernd Hobe auf. Es scheint zu gefallen, was Roznos auf die Bühne bringt. Und auch sein neues Tanztheater verspricht eine Mischung aus modernem Tanz, traditionsreichen Kostümen und jeder Menge Humor mitzubringen, welche den Zuschauer schon vom ersten Ton in atemloses Staunen versetzt.
10. März 2010 | Weiterlesen
Andere Buchhandlung: Frauen lesen ander(e)s
Um zu erkennen, dass Frauen ander(e)s lesen, braucht man bestimmt nur einen kurzen Blick auf den Nachttisch seiner besseren Hälfte zu werfen. Doch was kann Frau so lesen, wenn sie all ihre Lieblingsautoren abgegrast hat? Wenn sie sich nicht zu den Fans des typischen Frauenromans zählt, der immer dem gleichen Muster folgt? – Frau wird verlassen, gibt sich Liebeskummer und Schokolade hin, um dann mit neuer Power in den nächsten Lebensabschnitt zu starten. Dies wollte gestern Abend die Andere Buchhandlung zeigen. Viele Frauen hatten sich entschlossen, der Einladung zur Lesung anlässlich des Internationalen Frauentages zu folgen. Allerdings fanden sich auch zwei oder drei Männer im Publikum. Zunächst einmal war der Platz jedoch so knapp, dass die Mitarbeiter der Buchhandlung kurzerhand die Regale zu Notsitzen umfunktionierten und den Laden abschließen mussten, damit die Zahl der Zuhörer nicht noch größer würde. Die Andere Buchhandlung hatte sieben Mitarbeiterinnen der Uni Rostock eingeladen, Bücher zu präsentieren, die ihnen besonders am Herzen liegen. So unterschiedlich die Fach- und Themenbereiche waren, aus denen die Frauen stammten, so unterschiedlich waren auch die Buchempfehlungen. Obwohl fast alle einen wissenschaftlichen Grad oder Titel inne haben, nannten die Leserinnen bei der Vorstellung nur ihren Namen – ein Zeichen dafür, dass es an diesem Abend einfach ums Frau sein gehen sollte. Den Anfang der Buchvorstellungen übernahm Alke Martens von der Fakultät für Informatik und Elektrotechnik mit dem detektivischen Bildungsroman „Die Instrumente des Herrn Jörgensen“ von Richard David Precht. Der bekannte Autor vereine in seiner Person aus Sicht einer Frau viele gute Eigenschaften wie Intelligenz und Eloquenz. Alke Martens meinte lachenderweise jedoch, man könne auch einfach sagen „Er schreibt gute Bücher und sieht noch dazu total geil aus.“ Im Laufe des Abends stellte die Informatikerin dann das Erstlingswerk einer noch unbekannten Fantasy-Autorin vor. Das Buch „AnWel“ hatte seltsamerweise kein Cover und war auch in der Anderen Buchhandlung noch nicht käuflich zu erwerben. Die Erklärung des seltsamen Phänomens war, dass sie selbst die Autorin war. Ihr Verlag hatte ihr allerdings kein Exemplar mit Cover zukommen lassen. Die Arbeit an ihrem Buch hatte der begeisterten Tolkien-Leserin so viel Freude bereitet, dass sie mittlerweile an einem zweiten Teil arbeitet. Nach dem Motto „Natürlich kann man sich auch kurz fassen, aber manchmal ist eben das Geschwurbel das Ziel“ machte Petra Schulz von der Theologischen Fakultät auf zwei Bücher von Angelika Overrath aufmerksam, um so das dritte Buch, „Flughafenfische“, vorzustellen. Später am Abend offenbarte sie sich außerdem als großer Fan von Kinder- und Bilderbüchern und stellte unter anderem des „Schwarze Buch der Farben“ vor. Ein tatsächlich völlig schwarzes Buch, das blinden Kindern dank spezieller Drucktechniken eindrucksvoll Farben beschreibt. Beim Bilderbuch „Ein neues Land“ von Shaun Tan stellte sie fast resigniert fest „Tja, jetzt kann ich Ihnen gar nichts daraus vorlesen“, das Buch hätte sie jedoch ebenso gefesselt wie ein guter Krimi. Katja Koch, Dozentin im Bereich Sonderpädagogik, nahm das Motto des Abends wörtlich und las mit „Schilf“ von Juli Zeh zunächst etwas anderes als auf dem Programmzettel vermerkt war. Das Buch sei auch ein Kriminalroman, man könne es aber, so wie sie selbst, als „Einfach-nur-so-Roman“ lesen. Der Geschichte im Buch liegt die Theorie zugrunde, dass die Wahrheit und Realität, die man sieht, nur eine von vielen Möglichkeiten ist. Zunächst, so Katja Koch, hätte sie das alles nicht so richtig verstanden und auch nicht so genau gewusst, was sie mit der Geschichte anfangen sollte, fand das Buch letztendlich aber gut. Eine Rezension in der „Zeit“ überraschte sie dann mit der folgenden Formulierung: „In dem Wissen, dass es nicht gut ist, kann man es mögen.“ Viola von Oeynhausen stellte Jose Saramagos „Die Stadt der Blinden“ dann auch nicht vor, weil sie es so sehr mochte, sondern weil die Geschichte so dramatisch und fesselnd ist. Es handelt sich bei dem Buch um eine tragische Gesellschaftsfiktion ähnlich der „Pest“ von Albert Camus und „Viel Spaß beim Lesen“ könne sie eigentlich auch nicht wünschen, versicherte aber, dass das Buch Gänsehaut verursachen werde. Mit ihrem zweiten gewählten Buch „Der Sieger bleibt allein“ blieb Viola von Oeynhausen dann ihrer Liebe zu den Büchern von Paulo Coelho treu. Diese, so die Physikerin, seien immer einfache Geschichten des alltäglichen Lebens, die mit viel Weisheit und Erkenntnis verwoben werden. Die weiteren Buchvorstellungen kamen von Carina Hojenski, der Gleichstellungsbeauftragten der Universität Rostock, Anette Meier, ihrer wissenschaftlichen Mitarbeiterin und Gabi Linke, Dozentin für britische und amerikanische Literatur und Kultur. Diese hatten sich mit „Alte Liebe“ von Elke Heidenreich und Martin Schröder, „Scherbenpark“ von Alina Bronsky sowie Judy Budnitz‘ „Das Echo meiner Schritte“ vorbildlich am Thema des Tages orientiert und damit nicht weniger spannende und bewegende Geschichten ausgewählt. Im Verlauf der Veranstaltung gab es immer wieder kurze Atempausen, in denen Nadine Scholz und Anne Kretschmar mit ihren Querflöten für musikalische Unterhaltung sorgten. In einer längeren Pause zur Mitte des Abends hatte man die Gelegenheit, kurz frische Luft zu schnappen, sich im Laden nach den vorgestellten Büchern umzusehen oder ein Glas Wein zu trinken. Nach dieser Pause hatte sich das Platzproblem dann auch zu Gunsten einiger Gäste gelöst. Die einzelnen Bücher wurden von den Frauen der Universität mit Herz und Humor ausgewählt und vorgestellt. Am Ende des Abends hatte ich das Gefühl, alle lesen zu wollen. Weil die Veranstaltung zum Frauentag so beliebt ist, wolle man sie im nächsten Jahr auf jeden Fall wiederholen, dann allerdings möglicherweise mit Kartenvorverkauf, so dass sich niemand Sorgen machen muss, in der Anderen Buchhandlung keinen Platz mehr zu finden.
9. März 2010 | Weiterlesen
Wiglaf Droste liest im Literaturhaus Rostock
Wiglaf Droste im Peter-Weiss-Haus und ich bin dabei! Rechtzeitig vor Ort und einen vorderen Platz ergattert, habe ich mich am Samstagabend für einen kleinen Moment wie ein VIP gefühlt. Das Gefühl relativierte sich allerdings schnell: Nachdem man eine dreiviertel Stunde lang mit Wartemusik in Form von Johnny Cashs bittersüßesten Songs beschallt wurde, stiegen fast schon leicht depressive Anflüge in mir auf. Außerdem bewahrheitete sich an diesem Abend mal wieder der biblische Spruch „Die Letzten werden die Ersten sein“. Die Hütte war so voll, dass für die Nachzügler noch zusätzliche Stühle geholt und vorn sowie in der Mitte aufgestellt wurden. “Der letzte Drücker ist längst zum Lebensentwurf geworden“, bemerkte der Künstler selbst im Laufe der Lesung in einem seiner Texte. Wiglaf Droste nahm dann auch bald an seinem Lesetisch Platz und entschuldigte sich, dass er so spät käme – fünf Wochen zu spät. Denn eigentlich war die vom Literaturhaus Rostock organisierte Lesung schon für den 30. Januar angesetzt, musste allerdings wegen Krankheit abgesagt werden. Wer sich noch an Keziban und das Schneechaos an jenem Tag erinnert, dürfte über die Verschiebung nicht böse gewesen sein. Mit dem Nachholtermin am Samstagabend war jedenfalls für ein Happy End gesorgt. Den Auftakt des Abends bildete erfreulicherweise „Im Sparadies der Friseure“, genau der Text, der mich zum Fan von Wiglaf Droste werden ließ. „Cuthaarstrofal“, „Vier Haareszeiten“ und „cHAARisma“ waren nur einige haarige Beispiele von kreativer Namensgebung bei Friseuren, die der Autor beobachtet hat. Weiter ging es mit einer Geschichte über ein Scrabble-Match mit mindestens genauso fantasievollen Wortschöpfungen, gefolgt von einer Hymne auf die Lesebrille, die Wiglaf Droste passenderweise mit Nasenfahrrad vortrug. Bei der Suche nach der Lösung des Lesebrillenproblems wurde er offensichtlich von einer jungen Optikerin mit unzulänglichem Messgerät darauf hingewiesen, dass sein Kopf zu groß wäre und die Augen zu weit auseinander stünden. Sowas aber auch! Wiglaf Droste ist im ostwestfälischen Herford geboren und in Bielefeld aufgewachsen. Nachdem mich in den letzten Jahren in Rostock auch schon mal der Winterblues gepackt hatte, kam folgender Ratschlag genau richtig: „Wenn sie mal denken, in Rostock sei es nicht so schön, denken Sie einfach an Bielefeld.“ Nun weiß natürlich jeder halbwegs gebildete Internetuser, dass es Bielefeld überhaupt nicht gibt, es sich dabei lediglich um eine große Verschwörung handelt. Sollte Wiglaf womöglich gar einer von IHNEN sein…? Nun, keiner fabuliert so schön wie Wiglaf Droste, manchmal literarisch kunstvoll, ein anderes Mal fast schon banal und polemisch, dann aber auch mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht. Es kann nicht jeder Witz bei jedem Publikum gleich gut ankommen, obwohl bei ihm wirklich alle ihr Fett weg bekommen: Bayern, Sachsen, Berliner, Bauarbeiter, der Papst und auch sich selbst nimmt er nicht aus. Der Klassiker „Grönemeyer kann nicht tanzen“ gehörte ebenso zum Programm wie kulinarische Poesie – „Gabi, Sake, Wasabi Dir denn nur angetan!“ – und Günther Grass‘ greisengeile Gedichte werden genauso kritisiert wie der Kapitalismus. Da ich auf Usedom groß geworden bin, dessen Seebäder schon seit über einem Jahrhundert als die „Badewanne Berlins“ gelten, konnte ich mich köstlich über die Geschichte vom Berliner Tagestouristen amüsieren. Den bitterbösen Schlusssatz „So kann det ja nüscht werden im Osten!“ kennen eben nicht nur die Brandenburger, sondern auch die Mecklenburger und Vorpommern schon zur Genüge. Alles in allem war die Lesung ein gelungener Rundumschlag. Die herzhaften Lacher des Publikums konnten dies nur bestätigen. Zum Schluss fühlte ich mich wegen meiner Reaktion auf die Wartemusik am Anfang etwas peinlich berührt. Denn Wiglaf Droste erklärte seine Liebe zu Johnny Cash und schloss mit einer kurzen Interpretation einiger Zeilen von Southern Accent, einmal im Sinne von Cash und dann auf die eigene westfälische Herkunft umgemünzt. Dann war es leider auch schon vorbei und Wiglaf von der Bühne verschwunden. Die Versuche einiger unersättlicher Zuschauer, mit Klatschen im Takt eine Zugabe herauf zu beschwören, wurden von Zuschauern, die gleich aufsprangen und losgingen im Keim erstickt. Wer aber tatsächlich noch nicht genug von Wiglaf Droste hatte, konnte bei Sequential Art, der Buchhandlung im Peter-Weiss-Haus, einige seiner Bücher kaufen und noch am Abend signieren lassen.
8. März 2010 | Weiterlesen
5. Tag der Archive auch im Rostocker Stadtarchiv
Langsam halte ich es fast für symptomatisch: Besucht man als Mittzwanziger eine Veranstaltung, die sich mit Geschichte oder Geschichte im weitesten Sinne befasst, senkt man das Durchschnittsalter der Besucher nicht unwesentlich um einige Jahre… Ab und zu sieht man doch mal jemanden der etwa im gleichen Alter ist, doch für Historisches scheinen sich generell nur die älteren Semester der Rostocker Einwohnerschaft zu interessieren. Schade eigentlich! Der Besuch des Rostocker Stadtarchivs im Kerkhoffhaus anlässlich des 5. Tages der Archive am Samstag war auf jeden Fall sehr interessant und hat mir persönlich wieder einmal gezeigt, wie viel man doch über Rostock noch lernen kann. Der bundesweite Tag der Archive findet alle zwei Jahre statt und war zuletzt 2008 ein großer Erfolg gewesen, als in der Rostocker Rathaushalle die Vicke-Schorler-Rolle ausgestellt wurde. Die Wiederholung dieses Highlights war für 2010 zwar nicht geplant, doch mit einer Reihe von Vorträgen und den Führungen durch das Stadtarchiv wurde der Tag mindestens genauso interessant gestaltet. Aus Vorträgen, die mit Hilfe des Archivmaterials zusammengestellt wurden, konnte man lernen, „Wie die gute Stadt Rostock zu einem Archiv kam“ oder wie sich die Kultur des Briefschreibens in den letzten Jahrhunderten verändert hat. Die Anfänge des Rostocker Archivs reichen bis ins Mittelalter zurück. Früher wurden die Urkunden und Stadtbücher in einem Geheimarchiv in der Ratsstube aufbewahrt, später dann in einem eigens dafür eingerichteten Raum im Rathausgebäude. Verschiedene Bürger haben sich im Laufe der Zeit im Ordnen und Sammeln der historischen Dokumente versucht – manchmal mit mehr und manchmal mit weniger Erfolg. Zur endgültigen Anstellung eines Rostocker Archivars kam es laut einer Anekdote so: Der damalige Bürgermeister Ferdinand Crumbiegel suchte 1871 verzweifelt nach einem Folianten, der wie vom Erdboden verschluckt war. Drei Jahre später fand eine Putzfrau das Buch unter dem Sitz des Bürgermeisters, der dieses wohl als Sitzerhöhung, unter sein Kissen gelegt und dort vergessen hatte. Die Mitarbeiter des Stadtarchivs führten interessierte Gäste auch durch ihre heiligen Hallen bzw. Regalreihen und informierten über Art, Geschichte und Umfang der Rostocker Sammlung. Etwa 3000 Urkunden, 2500 laufende Meter Amtsbücher und Akten, 2600 Karten und Pläne, 2500 Bauzeichnungen, 3000 Plakate und Flugblätter, 9000 Theaterzettel sowie 22000 Bilder und Fotos lassen das Gebäude allerdings langsam aus allen Nähten platzen. Und das, obwohl das Rostocker Stadtarchiv der größte Archivzweckbau Mecklenburg-Vorpommerns ist. Dr. Karsten Schröder, Leiter des Rostocker Stadtarchivs, führte die Gäste auch in die sogenannte Trese, den Raum, in dem die wichtigsten und wertvollsten Dokumente untergebracht sind. Man konnte ein jahrhundertealtes Einzugsbuch bewundern, in welchem früher Hausverkäufe und Umzüge schriftlich festgehalten wurden, oder eine mit Prunksiegeln verzierte Urkunde, die die Rostocker früher einmal an ein Bündnis gegen den dänischen König band. Das Rostocker Stadtarchiv ist wesentlich mehr, als ein Parkplatz für alte Bücher. Vielmehr ist es eine Art Schatzkiste, die die bewegte Geschichte unserer Hansestadt dokumentiert. Ein Besuch, nicht nur im Rahmen des Tages der Archive, lohnt sich ganz bestimmt.
7. März 2010 | Weiterlesen
Ulrich Hammer: „Summe und Fragment“
Wer dachte „Kunst kommt von Können“, dem versuchte Ulrich Hammer auf der Eröffnung seiner eigenen Ausstellung tatsächlich etwas anderes einzureden. Seine Plastiken und Malereien zeigten jedoch, dass ein Leben als Architekt und 15 Jahre freie Arbeit als Künstler nicht ohne ein nennenswertes Ergebnis an einem vorbeiziehen. Die Ausstellungseröffnung gestern Abend war so gut besucht, dass es stellenweise etwas eng wurde. Zunächst hatten alle Gäste ein wenig Zeit, um die Arbeiten zu sichten, dann eröffnete der Maler und Grafiker Stefan Kollner die Ausstellung mit einer kurzen Rede. Das Gitarren-Duo Klaus Hammer und Thorsten Jahnke sorgte für die musikalische Untermalung. Ulrich Hammer richtete als Mann der Stunde natürlich auch ein paar Worte an das Publikum. Er bedankte sich herzlich bei den Organisatoren vom Kunstverein zu Rostock, die mit „wohltuend fördernder Hand“ die Ausstellung viel schöner zusammengestellt und angeordnet hatten, als er es selbst je geschafft hätte. Eigentlich hatte er eine Rede vorbereitet. Mit Goethes Ausspruch „Ernst ist das Leben, heiter sei die Kunst“ im Hinterkopf, hatte er diese jedoch verworfen, da nichts daran heiter war. So musste er mit seinen gewählten Stichworten improvisieren. Bei seiner Arbeit sieht Ulrich Hammer die Transformation des Lebensernstes zur geformten Heiterkeit als ein wichtiges Anliegen. Mit der Lust am Spiel und am Ausprobieren die eigenen Sinne zu erleben und zu kultivieren, bereite ihm bei der Arbeit wirkliches Schaffensglück. Es gibt aber, so der Künstler, „keine Kunst ohne den Drang der Selbstdarstellung“. Oder um es mit einem Zitat von Carl Hofer zu sagen: „Das Zentralproblem der Bildenden Kunst ist und bleibt der Mensch und das Menschliche, das ewige Drama.“ So sei auch alles, was Ulrich Hammer als Mensch erlebe und erfahre, in der Subjektivität gefangen. Mit der Kunst gibt er dem Drang nach, diese Erfahrungen auszudrücken und weiterzugeben. Der Weg vom Banalen zum Wichtigen, mit der Suche nach der richtigen Form während des künstlerischen Schaffensprozesses, sei tatsächlich das „menschliche Drama“ im Sinne Carl Hofers. Mit der Formsuche und -findung gewinnt der Künstler auch Selbstdistanz und mit etwas Glück werden am Ende seine seelische Energie und die gefundene Form eins. Der Künstler betonte immer wieder, dass er nur für sich sprechen könne und dass er sich nicht als einen großen Künstler betrachte. Vielmehr sei er glücklich darüber, dass er mit Hilfe des Kunstvereines zu Rostock auch als „Außenseiter“ einmal in den Genuss einer Werkschau käme. Die Ausstellung trägt auch nicht ohne Grund den Namen „Summe und Fragment“. Da Ulrich Hammer Ende März seinen 80. Geburtstag feiert, sei dies für ihn eine gute Gelegenheit, auf das fertige Werk der letzten 15 Jahre seiner Arbeit als Künstler zurückzublicken. In seinem Alter, fügte er noch hinzu, würde jedoch einiges vielleicht auch nicht mehr fertig werden und somit ein Fragment bleiben. Trotz dieser etwas melancholischen Anmerkung nahm das Publikum die nicht vorbereitete Rede von Ulrich Hammer locker auf. Der Künstler beendete seine Ausführungen mit dem Schicksalslied von Hölderlin, das für ihn, ebenso wie die kurz zuvor gespielte Fughetta aus Beethovens Diabelli-Variationen, die Sinnlichkeit in ihrer reinen Form verkörpere. Damit war die Ausstellung nun offiziell eröffnet und man konnte sich von Ulrich Hammers Kunst überzeugen und – wenn man denn wollte – bei einem Gläschen Sekt darüber fachsimpeln. Wer noch Nachhilfe braucht, kann am 31. März 2010 anlässlich des 80. Geburtstages Hammers an einem Künstlergespräch teilnehmen, das der Kunstverein in Zusammenarbeit mit der VHS Rostock organisiert. Ansonsten ist die Ausstellung „Summe und Fragment“ mit Malereien, Grafiken und Plastiken von Ulrich Hammer noch bis zum 17. April 2010 in der Galerie am Alten Markt zu sehen.
6. März 2010 | Weiterlesen
Vorlesenachmittag in der Stadtbibliothek
Als Erwachsener ohne Kind nutzt man kaum die Gelegenheit, sich in der Kinderabteilung der Stadtbibliothek umzusehen. So kam mir der Vorlesenachmittag am Donnerstag ganz gelegen. Schließlich kann man in der Kinderbibliothek all die tollen Hörspiele und Märchenfilme finden, die man früher so gern mochte. Also, ab und zu mal reinschauen lohnt sich! Zum Vorlesenachmittag mit Ingrid Faust waren allerdings die ganz kleinen Gäste im Alter von drei bis vier Jahren eingeladen. Normalerweise sind Kinder im Vorschul- und Grundschulalter ihre Zuhörer. Als ehemalige Lehrerin hat die Vorlesepatin schon viele Kinder kennen gelernt und weiß, wie wichtig Lesen und Vorlesen für die kindliche Entwicklung ist. Manche Bücher und Geschichten liegen ihr selbst am Herzen, gern lässt sie sich bei der Auswahl der kindgerechten Literatur auch von den Fachleuten aus der Stadtbibliothek beraten. Zu runden Geburtstagen großer Kinderbuchautoren, wie zum Beispiel Astrid Lindgren, werden auch speziell deren Bücher vorgelesen. Am Donnerstag hatte Ingrid Faust Bücher von Kirsten Boie mitgebracht. Darin dreht sich alles um die Abenteuer, die der Junge Jan-Arne zusammen mit seinem Meerschwein King-Kong erlebt. In der Geschichte „King-Kong, das Reiseschwein“ muss Jan-Arne sich etwas einfallen lassen, denn die Eltern wollen in den Urlaub fahren. Da Jan-Arnes Vater allerdings nicht allzu viel Sympathie für das Nagetier seines Sohnes hegt, soll das Schwein zuhause bleiben. Das kann Jan-Arne unmöglich zulassen… Die Kinder lauschten gespannt der Geschichte, allerdings nur für etwa 15 Minuten. Danach ging das Gewusel los. So lange halten die ganz kleinen Gäste dann doch noch nicht durch. Ingrid Faust las tapfer weiter, ein paar kleine Jungen und Mädchen wollten unbedingt wissen und sehen, wie es weiter ging. Allerdings habe ich mich selbst auch beim gespannten Zuhören ertappt. Da ich auch mal ein Meerschweinchen hatte, das beim Stiefpapa erst nicht ganz so gut ankam, habe ich mich von der Geschichte seltsam betroffen gefühlt und wollte auch wissen, wo King-Kong denn nun bleiben muss, wenn er nicht mit auf den Campingplatz darf. Zum Schluss waren es dann doch mehr die Erwachsenen, die noch aufmerksam zuhörten. Schließlich entließ die erfahrene Vorlesepatin die kleinen Mäuse und ihre Eltern dann mit einer Vorleseempfehlung. Wenn die Kleinen auch nicht lange durchgehalten haben, ging so doch niemand unzufrieden aus der Veranstaltung.
5. März 2010 | Weiterlesen