Neueste Nachrichten aus Rostock und Warnemünde
Projekt zum betrieblichen Mobilitätsmanagement
Schnee und Eis haben in den vergangenen Wochen so manchem den Weg zur Arbeit erschwert. Autofahren ist bei diesem Wetter immer mit einem erheblichen Risiko verbunden, aber auch Radfahren und sogar ein einfacher Fußmarsch werden schnell zum Balanceakt. Zur Erleichterung der Arbeitswege ihrer Beschäftigten hat die Stadt nun eine umfassende Analyse durchführen lassen, die gestern Nachmittag im Rathausanbau in einem Pressegespräch ausgewertet wurde. Diese Mobilitätsanalyse und -beratung wurde von der Firma „team red“ übernommen, die sich europaweit mit Verkehrsplanung, Tourismus und eben Mobilitätsmanagement beschäftigt. Neben der Datenerfassung zur Verkehrssituation am Verwaltungsstandort wurde im Rahmen dieses Projektes auch eine Mitarbeiterbefragung durchgeführt. Etwa 3500 Beschäftigte erhielten dazu einen doppelseitigen Fragebogen über ihr Mobilitätsbedürfnis und -verhalten, die Rücklaufquote war mit 40% überdurchschnittlich hoch. Bei der Auswertung der Fragebögen wurden die Beschäftigten in die Kategorien Stadtverwaltung, Theater und Klinikum eingeteilt, da diese den Großteil der städtischen Angestellten ausmachen. Die meisten Beschäftigten der Stadtverwaltung bestreiten ihren Arbeitsweg mit dem Auto, gefolgt vom öffentlichen Nahverkehr und dem Fahrrad. Die Angestellten des Klinikums ziehen Auto und Fahrrad vor, wohl wegen des Schichtbetriebes und der hervorragenden Parkmöglichkeiten. Zum Theater gehen die Beschäftigten hauptsächlich zu Fuß oder benutzen das Fahrrad, weil die meisten Künstler vermutlich direkt in der KTV wohnen. Für 30% aller städtischen Angestellten kommt ein Firmenticket für die öffentlichen Verkehrsmittel auf jeden Fall in Frage, sodass diesbezüglich Verhandlungen zwischen Stadtverwaltung und RSAG sowie VVW geplant sind. Neben dem öffentlichen Nahverkehr soll aber auch die verstärkte Nutzung von Dienstfahrzeugen und sogar Dienstfahrrädern zur Reduzierung der CO2-Emission beitragen. Bisher soll es im Haus des Bauwesens „5 oder 6“ solcher Dienstfahrräder geben, die wegen mangelnder Instandhaltung allerdings nicht benutzbar sind. Vielleicht dürfen wir in diesem Jahr aber auch auf einen so schönen Sommer hoffen, dass sämtliche Angestellte freiwillig mit dem Rad fahren, um das Wetter besser genießen zu können?! Die Hoffnung stirbt zuletzt.
24. Februar 2010 | Weiterlesen
Sanierung der Vorpommernbrücke
Zum plötzlichen Wintereinbruch Anfang des Jahres durften sich viele Rostocker nicht nur über das Schneechaos, sondern auch über verspätete oder ganz ausbleibende Busse und Bahnen ärgern. Nun dürfen wir langsam auf Tauwetter hoffen und eine ähnlich schwierige Verkehrslage scheint diesmal den Autofahrern bevor zu stehen. Sobald der Schnee wieder von der Bildfläche verschwunden ist (obwohl es momentan noch undenkbar scheint, dass dieser Fall überhaupt je wieder eintreten wird), sollen in und um Rostock einige größere Baumaßnahmen begonnen werden. Dass diese mit vielen Einschränkungen verbunden sind, dürfte wohl jedem klar sein. Anlässlich der geplanten Bauarbeiten wurde heute Morgen im Rathausanbau eine Pressekonferenz abgehalten, die sowohl über das Bauvorhaben als auch die Ausweichalternativen informieren sollte. Umwelt- und Bausenator Dr. Holger Matthäus, Heiko Tiburtius vom Tief- und Hafenbauamt, RSAG-Vorstand Wilfried Eisenberg und Manfred Rathert vom Landesamt für Straßenbau und Verkehr waren ebenfalls zu dieser Konferenz erschienen. Besonderes Augenmerk der zahlreichen Baumaßnahmen dürfte vor allem der Vorpommernbrücke zuteil werden, die in Rostocks Osten die L22 über die Warnow führt. Obwohl diese mit einer Zustandsnote von 2,5 noch vergleichsweise gut abschneidet, erfordern der schlechte Zustand von Widerlagern, Fahrbahndecke sowie das erhöhte Verkehrsaufkommen und der fehlende Standstreifen die Baumaßnahmen an der Brücke. Planmäßig soll der Frostboden im Laufe des März getaut sein, sodass die Baustelle an der Vorpommernbrücke noch vor Ostern eingerichtet werden kann. Ab Anfang April wird auf der Brücke dann nur noch ein Fahrstreifen pro Fahrtrichtung zur Verfügung stehen, wodurch der Verkehr erheblich eingeschränkt werden wird. Während der Baumaßnahmen wird es zwar nicht zur Vollsperrung auf dieser Strecke kommen, durch die Reduzierung der Fahrstreifen und die verringerte Geschwindigkeitsbegrenzung wird die Durchlassfähigkeit der Straße aber doch außerordentlich stark vermindert werden. Darum wird allen Nutzern der Strecke dringend empfohlen, sich rechtzeitig auf die neue Situation einzustellen und Gedanken um Alternativen zu machen. Neben einer Verkehrsentlastung über den äußeren Tangentenring oder den Warnowtunnel stellen auch alternative Verkehrsmittel Ausweichmöglichkeiten dar. Wilfried Eisenberg betont in diesem Zusammenhang natürlich die ökonomisch sinnvolle wie preislich günstige Nutzung von Bus und Bahn, die bei diesem Wetter (zumindest bei nicht zu viel Schnee!) immer noch angenehmer erscheint als das Umsteigen auf den Drahtesel.
23. Februar 2010 | Weiterlesen
Literarisches Leben in den neuen Bundesländern
Lesen und Schreiben sind für jeden Menschen Grundvoraussetzungen für sein späteres Leben und werden daher schon von früh an geschult und geübt. Leider wird der Umgang mit der eigenen Sprache aber schnell als selbstverständlich erachtet und die weitere Vertiefung damit vernachlässigt. Im Zeitalter von Handy und Internet spielt korrekte Sprache nur noch eine untergeordnete Rolle, da SMS und Chats ihr übriges tun, um Rechtschreibregeln aus den Köpfen der Kinder und Jugendlichen zu verbannen. Mit dieser Problematik setzt sich auch die „Studie zur Literaturvermittlung in den fünf neuen Bundesländern zu Beginn des 21. Jahrhunderts“ auseinander. Die durchaus kontroverse Studie wurde Anfang 2009 vom Netzwerk der Literaturhäuser in Auftrag gegeben und von Prof. Stephan Porombka und Kai Splittgerber erarbeitet. Im Rahmen des Projektes „Literaturhäuser in Ost und West“ wurden dabei die Literaturszene der neuen Bundesländer und die Entwicklungsmöglichkeiten der Literaturhäuser erforscht. Die Ergebnisse dieser Forschung wurden nun in der 114-seitigen Studie präsentiert und in drei öffentlichen Veranstaltungen von den Verfassern vorgestellt. Nicht nur in Berlin und Dresden, sondern auch im Peter-Weiss-Haus Rostock fand eine solche Diskussionsrunde statt. Neben den beiden Verfassern Prof. Stephan Porombka und Kai Splittgerber nahm Bernd Kalauch vom NDR auf dem Podium Platz, um die Moderation zu übernehmen. Zur aktiven Teilnahme an der Auswertung der Studie waren vor allem Autoren und Mitarbeiter der Literaturzentren aus dem ganzen Bundesland angereist. Aber auch Manfred Keiper von der „anderen Buchhandlung“ und Dr. Enoch Lemcke vom Bildungsministerium waren sich nicht zu schade dafür, sich an der Diskussion zu beteiligen. Laut der veröffentlichten Studie gäbe es zwar viel Potential und Engagement in den Literaturhäusern, dank der Unterfinanzierung sei die Ausstattung aber erschreckend und das Reservoir an Ideen und Möglichkeiten könne nicht voll ausgeschöpft werden. Diese Unterfinanzierung käme vor allem dadurch zustande, dass unser Bundesland sehr reichhaltig an Kultur sei und das wenige vorhandene Geld an sehr viele Institutionen verteilt werden müsse. Dadurch können diese gerade so am Leben gehalten werden, neue bewegende Projekte könnten aber nicht entwickelt werden. Gerade die Bewegung wäre heutzutage aber wichtig, damit die Literatur medientechnisch bestehen bleiben könne. Anett Hauswald aus dem Koeppenhaus in Greifswald sieht die Lösung der Unterfinanzierung darin, die Förderung „fairer“ zu verteilen. Ihrer Ansicht nach würden „Prestige-Objekte“ und Großveranstaltungen für Touristen finanziell wesentlich großzügiger unterstützt als die kulturellen Veranstaltungen für Einheimische. Dr. Enoch Lemcke widerspricht dem allerdings heftig und versichert, dass für die Literaturhäuser schon das Möglichste getan werde. Manfred Keiper versteht Literatur als Kritik und Widerstand, die von der Obrigkeit natürlich mit Misstrauen betrachtet werden. Je besser Kinder lesen könnten, desto stärker könnten sie sich später an der Demokratie beteiligen und die eigene Zukunft aufbauen. Lesen wäre also ein Kampf gegen die Perspektivlosigkeit. Leider ist Lesen wie auch Schreiben eine einsame Tätigkeit, die sich schlecht verkaufen lässt und gegenüber den anderen Künsten ziemlich unattraktiv aussieht. Um dem entgegen zu wirken, müsste eine Vernetzung der Literaturhäuser mit anderen Institutionen stattfinden und die Kooperationsmöglichkeiten so besser ausgeschöpft werden.
22. Februar 2010 | Weiterlesen
Ideenwettbewerb „Rostocker Moschee“
In der Rathaushalle wurden heute die Gewinner des studentischen Architekturwettbewerbes „Rostocker Moscheenbau“ ausgezeichnet. Der Wettbewerb wurde vom Rostocker Amt für Stadtentwicklung, dem Islamischen Bund Rostock e.V. und der Hochschule Wismar ausgelobt und lieferte viele eindrucksvolle Ergebnisse, die noch bis zum 10. März in der Halle des Rathauses Rostock öffentlich zugänglich sind. Oberbürgermeister Roland Methling eröffnete die Veranstaltung mit einer Rede und lobte die große Professionalität der eingereichten Ideen und deren Umsetzung. Er wies darauf hin, dass der Zweckbau in der Schlesinger-Straße, welcher der islamischen Gemeinde bisher als Moschee diente, bereits seit langer Zeit abrissreif sei und ganz und gar nicht in die Vision von einer modernen Rostocker Stadt der Wissenschaften passe. Daher stand die Stadt dem Vorschlag eines Neubaus und dem dazugehörigen Ideenwettbewerb sehr aufgeschlossen gegenüber. Methling betonte weiterhin, wie schwer es war, im Auswahlverfahren aus den eingereichten Arbeiten den Siegerentwurf zu bestimmen. Dr. Ahmed Maher Fakhouri, Vorsitzender des Vereins Islamischer Bund Rostock, sprach in seiner Rede von einem „wichtigen Tag für die islamische Gemeinde Rostocks‟, da nun die Zeit der „Hinterhof-Moschee‟ zuende sei. Er bedankte sich für die große Offenheit und Unterstützung durch die Stadt Rostock und die Bürgerschaft. Die große Zustimmung für einen Neubau, auch aus der Bevölkerung, sei ein Zeichen für ein friedliches Zusammenleben der verschiedenen Weltanschauungen. Rostock begegne der islamischen Gemeinde auf Augenhöhe und sei so auch deutschlandweit ein gutes Vorbild. Dr. Fakhouri hofft, dass der Bau der Moschee nun möglichst schnell umgesetzt wird. Als Dritter gab Prof. Joachim Andreas Joedicke, Dozent an der Hochschule Wismar einen kurzen Einblick in die Arbeitsweise der Teilnehmer und der Jury. Von den 20 Gruppen, die zum Wettbewerb zugelassen wurden, hatten 16 ihre Arbeiten eingereicht. Der Wettbewerb wurde „wie im richtigen Leben“ gestaltet und durchgeführt. In einem anonymen Verfahren und nach intensiven Diskussionen kamen fünf bis sechs Arbeiten in die engere Wahl. Dann erst wurde die Reihenfolge der Sieger und die Preisbildung festgelegt. Da man auch als Architekt nicht jeden Tag mit dem Bau einer Moschee betraut wird, hatten die teilnehmenden Studenten der Hochschule Wismar die Möglichkeit zusätzliche Seminare zu Grundlagen des Islam und Besonderheiten im Moscheenbau zu besuchen. Die besondere Herausforderung des Wettbewerbs bestand darin, einen angemessenen Rahmen für die Religionsausübung der zweiten und dritten Generation der Muslime in Deutschland zu finden. Aus diesem Grund wurden gerade junge Leute mit der Ideenfindung betraut. Nach der Urkundenvergabe an alle anwesenden Teilnehmer stürzte sich die Presse auf die Gewinnerin des ersten Preises, Cathleen Hofbauer. Der Studentin war der ganze Trubel um sie herum sichtlich unangenehm, doch ihr Entwurf hatte die Jury des Wettbewerbes am 28.02.2010 in Wismar überzeugt. Die Begründung: „Die Moschee ist deutlich erkennbar. Die Atmosphäre in der Moschee ist durch das starke Licht- und Schattenspiel angenehm und warm. Das Minarett entwickelt sich dem Prinzip des Gebäudes folgend wie selbstverständlich aus dem Haus heraus und gibt dem Haus auch in der Vertikalen Spannung.“ Da die Gewinnerin von allen Seiten umzingelt war, und man nur noch „Fotos vom Foto“ machen konnte, nutzte ich die Gelegenheit, mit einem weiteren Preisträger ins Gespräch zu kommen. Jonathan Zimmermann hatte zusammen mit seinem Kommilitonen Markus Jahnke einen zweiten Platz belegt und sagte, dass es nicht nur ums Gewinnen ginge. Wichtig sei, dass man überhaupt die Möglichkeit hätte, mit der eingereichten Arbeit die eigenen Fähigkeiten zu zeigen. Ebenfalls mit einem zweiten Preis und jeweils 500 Euro wurden die Entwürfe von Stefanie Viecenty und Janine Tiede sowie von Christina Glaß ausgezeichnet. Mit einem Ankauf in Höhe von 250 Euro wurde der Moschee-Entwurf von Franziska Häßler und Christina Lamprecht gewürdigt. Am Beispiel des Moscheen-Neubaus kann man auch die soziale Dimension der Architektur sehen, handelt es sich dabei doch um ein immer wieder aktuelles und – auch unter den teilnehmenden Studenten – ein viel diskutiertes Thema. Die Ergebnisse des Architekturwettbewerbes sind noch bis zum 10. März in der Rathaushalle zu bestaunen. Es lohnt sich auf jeden Fall, sich die verschiedenen Entwürfe einmal näher anzusehen. Auch wenn es nur einen ersten Platz gab, zeigen doch alle Modelle, wie professionell sich die Wismarer Architektur-Studenten mit dem Thema auseinander gesetzt haben und dass es einen Moscheen-Neubau geben wird, auf den die islamische Gemeinde Rostock und die Stadt selbst Stolz sein kann.
22. Februar 2010 | Weiterlesen
Auftakt zur Fastenaktion in der Universitätskirche
Mit einem feierlichen Gottesdienst beging die Rostocker Innenstadtgemeinde mit ihren Gästen den ersten Sonntag in der Passionszeit. Die Veranstaltung stand ganz im Zeichen der landesweiten ökumenischen Fastenaktion „7 Wochen mit Produkten aus Fairem Handel und der Region“, welche vom Evangelischen Frauenwerk MV, der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands und der Fair-Handels-Beratung MV initiiert wurde. Der Gottesdienst in der Universitätskirche wurde von den Pastoren Christiane Eller und Tilman Jeremias geleitet und von Mitgliedern der Gemeinde mitgestaltet. Die parlamentarische Staatssekretärin für Frauen und Gleichstellung, Dr. Margret Seemann, kam als Schirmherrin der Fastenaktion ebenfalls zu Wort. Ein weiterer Höhepunkt der Kirchenveranstaltung war die Taufe eines jungen afghanischen Mannes, der nach langer Zeit der Flucht seinen Platz in der Rostocker Gemeinde gefunden hat. Bei der außergewöhnlich schönen musikalischen Begleitung des Gottesdienstes bekam Kantor Karl Scharnweber prominente Unterstützung von Saxophonist Andreas Pasternak und dessen Kollegen. „7 Wochen mit Produkten aus fairem Handel und der Region“ soll dazu anregen, unser Konsumverhalten zu überdenken und weist auf die Probleme von fairem Handel in einer globalisierten Welt hin. Die Pastorin Christiane Eller betonte in ihrer Predigt, dass es in dieser Fastenaktion eben nicht um den Verzicht ginge, sondern vielmehr darum, was wir als Gemeinschaft mit bewusstem Konsum und nachhaltigem Wirtschaften erreichen können. Es gibt viele gute Gründe, sich für Produkte aus fairem Handel zu entscheiden und spätestens seit den Protesten der Milchbauern in Mecklenburg Vorpommern wissen wir, dass die Probleme sich nicht „irgendwo in der dritten Welt“ abspielen, sondern auch bei uns im Land. Als Verbraucher sind wir – wenn auch manchmal unbewusst – mittlerweile tief verstrickt in Zusammenhänge, wie Überproduktion und subventionierte Exporte, Bauernsterben und Umweltbelastung. Mehr Wohlstand bedeutet nicht automatisch mehr Wohlbefinden, trotzdem suchen wir schon gewohnheitsmäßig nach immer billigeren Produkten. All das sind Tatsachen, die einige Menschen schwer belasten und vor denen andere lieber die Augen verschließen. Mit vielen kleinen Schritten könne man aber auch einen Anfang machen, so Christiane Eller, und da der Mensch ein soziales Wesen sei, könne er in der Gemeinschaft auch viel erreichen. Da Frauen heutzutage immer noch diejenigen seien, die den Haushalt führen und sich intensiv mit dem Einkauf für die Familie beschäftigen, ermutigte Dr. Margret Seemann diese, sich bewusst für fair gehandelte und Bioprodukte zu entscheiden. Ebenso sollten Männer sich mit dem Thema beschäftigen und ihre Partnerin bei dieser bewussten Veränderung unterstützen, wieder im Hinblick auf die stärkere Wirkung in der Gemeinschaft. Nach dem Gottesdienst hatten die Besucher die Möglichkeit, sich intensiver über die Aktion und Fair Trade zu informieren. Die Pastoren standen für Gespräche bereit und es wurden leckere Bio-Häppchen angeboten. Wer wollte, konnte die eine oder andere Kleinigkeit am Stand des Rostocker Weltladens kaufen. Alles in allem war der Gottesdienst eine gelungene Veranstaltung und ein schöner Auftakt zur Aktion „7 Wochen mit Produkten aus Fairem Handel und der Region“.
21. Februar 2010 | Weiterlesen
Der RuheForst Rostocker Heide bei Wiethagen
Die Besten sterben meist zu jung. Mit 27 beispielsweise, wenn man Rockstar ist. Brian Jones, Jimi Hendrix, Janis Joplin, Jim Morrison und Kurt Cobain – „Klub 27“ nennt sich das. Glücklicherweise bin ich weder Rockstar, noch 27 und von Klubmitgliedschaften halte ich auch nicht viel. Kein Grund also, mich schon jetzt mit dem Thema Tod oder gar einer Grabstätte zu beschäftigen. So ging es gestern auch nicht auf den Friedhof, sondern in den winterlichen Wald der Rostocker Heide. Eine Führung durch den RuheForst stand auf dem Programm. Das Wetter zeigte sich zum Glück von seiner schönen Seite. Zu Wind und Kälte gesellte sich in Wiethagen die Sonne, sodass man sich an einem Samstagvormittag nicht auch noch bei grauem Matschwetter mit dem Tod auseinandersetzen musste. Moment – Wald, Tod, Friedhof? In der Tat! Der RuheForst ist ein naturnaher Waldbereich in unmittelbarer Nähe des Forstamtsgebäudes in Wiethagen. An Bäumen und anderen Naturmerkmalen werden hier Urnen auf sogenannten Ruhe-Biotopen beigesetzt. Die Urnen sind dabei aus biologisch abbaubarem Material gefertigt und werden tief genug eingelassen, sodass man nicht befürchten muss, dass diese von Mäusen oder Wildtieren wieder ans Tageslicht befördert werden. Ebenso unbegründet ist die Angst, die Angehörigen könnten die betreffende Stelle nicht wiederfinden. Alle Biotope sind dezent gekennzeichnet und wer will, kann – ähnlich einem Grabstein – ein kleines Schild mit seinem Namen oder einem Spruch anbringen lassen. Im Gänsemarsch bewegte sich die kleine Gruppe von Zuhörern durch den verschneiten RuheForst und ließ sich von Revierförster Roger Kähler erklären, was es bei dieser Form der Bestattung zu beachten gibt. In den letzten Jahren sei die Nachfrage deutlich gestiegen, so Kähler – viele Menschen suchten nach Alternativen zur traditionellen Bestattung. Grundsätzlich kann jeder die Möglichkeit einer Bestattung im RuheForst wählen, naturgemäß scheinen jedoch Jäger und Förster eine spezielle Zielgruppe zu sein. So war 2006, im Jahr der Eröffnung, ein alter Jäger aus Markgrafenheide der Erste, der sich für das Waldgebiet als letzte Ruhestätte entschieden hatte. Auch in der Familie des Revierförsters finden sich bereits Interessenten für die naturnahe Bestattung im RuheForst. „Gestorben wird immer.“ – Auch wenn ich mir jetzt noch keine Gedanken über das Thema machen muss (oder will), nach der Führung durch den RuheForst Rostocker Heide denke ich, dass es sich hierbei nicht um die unangenehmste Form der Bestattung handelt: unkompliziert, relativ preiswert, und mitten in der Natur. Was möchte man mehr? Natürlich kann man den RuheForst auch einfach nur für einen herrlichen Waldspaziergang nutzen – besonders bei diesem einmaligen Winterwetter.
21. Februar 2010 | Weiterlesen
„Kleine Eheverbrechen“ auf der Bühne 602
Endlich setzt wieder Tauwetter ein, und diesmal scheinbar so richtig. Jetzt liegt der gute alte Streusand auf allen Wegen und in den schmutzig braunen Schneebergen, die sich an jeder Straße und in jeder zweiten Parklücke auftürmen. Besonders bedrohlich wachsen diese Ungeheuer am Stadthafen, wo sie gar gewaltige Dimensionen annehmen und einfach ihrem Schicksal überlassen werden. In die Warnow geschoben werden dürfen sie ja nicht, also müssen wir wohl warten, bis die Sonne den Schnee endlich schmilzt und damit das gleiche Verbrechen begeht, da Sand und Salz am Ende ja sowieso im Wasser landen. Kleine Verbrechen gab es gestern auch in unmittelbarer Nähe, nämlich auf der Bühne 602. Das Wochenende soll doch, Schnee hin oder her, zum Ausgehen genutzt werden und was wäre da schöner als ein Abend mit dem/der Liebsten im Theater? Dieses Angebot wurde dann auch entsprechend gut angenommen, denn viele Pärchen und Freundinnen jeder Altersgruppe waren zur Vorstellung gekommen. Das Stück „Kleine Eheverbrechen“ hatte seine Premiere bereits im September 2007 gefeiert und ist bis jetzt schon über 60 Mal aufgeführt worden. Somit dürften die Schauspieler dabei schon richtig routiniert sein und es sollte nichts mehr schief gehen. Das Theaterstück wurde von Eric-Emmanuel Schmitt geschrieben, einem der wichtigsten französischen Autoren und Dramatiker unserer Zeit. Mit seiner Erzählung „Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran“ und deren gleichnamiger Verfilmung erreichte Schmitt weltweiten Ruhm und Bekanntheit. „Kleine Eheverbrechen“ handelt von Gilles und Lisa, die seit 15 Jahren verheiratet sind. Nachdem Gilles sich bei einem Unfall den Kopf verletzt hat, erwacht er mit Gedächtnisverlust im Krankenhaus. Als seine Ehefrau Lisa ihn wieder nach Hause holt, beginnt ein faszinierendes Ratespiel um Gilles‘ Person und ihre Ehe. Lisa beschreibt ihre Beziehung in den schönsten Farben, doch schon bald muss sie sich eingestehen, dass nicht alles so toll gewesen ist, wie sie es erzählt. Mit der Zeit wird dabei nicht nur ihr Verhältnis geklärt, sondern auch das Rätsel um Gilles‘ Unfall aufgedeckt. Die Rollen von Lisa und Gilles werden von Cathrin Bürger und Manfred Gorr übernommen, die beide gleichermaßen überzeugend spielen und die einzigen Akteure des Stückes sind. Das Bühnenbild stellt einzig und allein das heimische Wohnzimmer des Paares dar, wird im Laufe der Handlung aber noch überraschend vielseitig. Trotz der reduzierten Besetzung und des einfachen Handlungsortes war „Kleine Eheverbrechen“ überraschend vielschichtig und oftmals ganz unerwartet im Handlungsverlauf. Zur Ergänzung eines netten Abendprogramms ist es auf jeden Fall einen Besuch wert. Nutzt die Gelegenheit also, solange das Stück noch gespielt wird!
20. Februar 2010 | Weiterlesen
Nano4Hydrogen - Wasserstoff aus Sonnenenergie
Am Donnerstagvormittag bot die Universität Rostock die Möglichkeit, sich über das neu anlaufende Projekt Nano4Hydrogen zu informieren. Wasserstofferzeugung aus Sonnenenergie – unter diesem Slogan stellten die beteiligten Wissenschaftler in einer kurzen Präsentation Art, Umfang und Ziele ihrer Arbeit vor und standen anschließend für Fragen zur Verfügung. Das Forschungsprojekt Nano4Hydrogen gilt als Beispiel für interdisziplinäre Spitzenforschung im Department „Life, Light and Matter“ der Universität Rostock. Es läuft drei Jahre lang und wird vom Land Mecklenburg-Vorpommern mit einer Million Euro gefördert. Ziel ist es, geeignete Nanopartikel und –materialien zu finden, die die Spaltung von Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff durch Sonnenlicht ermöglichen und so neue Wege zur sauberen Energiegewinnung eröffnen. Projektleiter Prof. Dr. Ralf Ludwig vom Institut für Chemie begann mit einer Einführung zum Thema und übergab das Wort dann seinen Kollegen Prof. Dr. Oliver Kühn, Prof. Dr. Stefan Lochbrunner und Dr. Henrik Junge. Sie erläuterten die Teilarbeit ihrer Institute und welche Möglichkeiten ihnen dort jeweils zur Verfügung stehen. Die enge Zusammenarbeit der verschiedenen Institute und die Einbindung in das Projekt „Light2Hydrogen“, welches andere Möglichkeiten der Photokatalyse untersucht, ist ein wichtiges Merkmal des Projektes Nano4Hydrogen. So werden die in Rostock vorhandenen technischen Möglichkeiten und natürlich ein breites Spektrum an Wissen auf einzigartige Weise gebündelt. Auch die Genehmigung von Fördergeldern war ein großer Schritt in die richtige Richtung. Sie sei ein Signal, dass die Politik die Dringlichkeit der Forschungsarbeit im Bereich der erneuerbaren Energien erkannt hat. Die Wissenschaftler waren sich einig, dass die Forschung zwar planbar ist, die Ergebnisse jedoch nicht. So ist eine industrielle Nutzung von Nanopartikeln bei der Photokatalyse von Wasser wohl erst in fernerer Zukunft abzusehen. Prof. Dr. Oliver Kühn betonte jedoch, dass die Grundlagenforschung die jetzt betrieben wird, nicht zu unterschätzen sei. Es gilt, das Energieproblem der Menschheit in den nächsten 50 Jahren zu lösen. Das wird kaum von heute auf morgen gelingen. Mit der interdisziplinären Grundlagenforschung im Rahmen von „Nano4Hydrogen“ und „Light2Hydrogen“ kann Rostock im internationalen wissenschaftlichen Wettbewerb aber ein paar Plätze gutmachen, und so einen nicht unerheblichen Teil zur Lösung des Problems beitragen.
19. Februar 2010 | Weiterlesen
Vortrag: Richtig essen - Werbung vergessen
Eigentlich hätte ich nur aus der Bahn aussteigen und in das Bahnhofsgebäude marschieren müssen, um zum Vortrag „Richtig essen – Werbung vergessen“ zu gelangen. Allerdings war ich nicht ganz auf dem Laufenden und habe eine kleine Extrarunde zum Haus des Sports gedreht, um dann wieder beim Bahnhof zu landen. Dort hat der Warnemünder Fischereikutterverein „Jugend zur See“ seinen Sitz und bietet Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, sich zu treffen und verschiedene Freizeitangebote zu nutzen. Am Mittwochnachmittag stand für die Kinder ein Vortrag zum Thema „Gesunde Ernährung“ auf dem Plan. Die Ernährungsberaterin Antje Degner von der Verbraucherzentrale Mecklenburg-Vorpommern informierte über gesundes Essen, Kinderlebensmittel und die Tricks der Werbebranche. Neben den wenigen kleinen Gästen und ihren Betreuerinnen Eike und Denise hatten sich auch ein paar Seniorinnen eingefunden, die dem Vortrag ebenso interessiert folgten. Antje Degner überraschte die Kinder mit interessanten Fakten. Jonas, Dennis, Claudia und Co wussten bereits, dass gerade in Kinderlebensmitteln viel Zucker steckt und dass man sich die Zutatenliste genauer ansehen muss, wenn man wissen will, was im Pausensnack und der Lieblingsbrause eigentlich drin steckt. Dass man aber um die 20 Milchschnitten verputzen müsste, um die wichtigen Nährstoffe zu bekommen, die ein Glas Milch enthält, hätte keiner gedacht. Kinder sind eine hart umkämpfte Zielgruppe in der Lebensmittelbranche und werden oft mit niedlichen, bunten Verpackungen und vermeintlich kostenlosen Werbegeschenken gelockt. Das konnten auch die kleinen Gäste bestätigen und so versäumte Antje Degner nicht, ihnen klarzumachen, dass sie ihrer Gesundheit und dem Geldbeutel der Eltern etwas Gutes tun, wenn sie nicht auf leere Werbeversprechen hereinfallen. Trotz allem sollte Essen natürlich auch Spaß machen und mit allen Sinnen genossen werden. Darum hatte die Ernährungsexpertin verschiedene Lebensmittel und geheimnisvoll gefüllte Boxen mitgebracht und ließ die Kinder riechen, schmecken und fühlen, was gesunde und abwechslungsreiche Kost ist. Es wurden Zitronen, Chicorée und Salzstangen gekostet und verschiedene Gewürze sollten anhand ihrer Gerüche erraten werden. Matty, Desiree und Yannick versuchten sich noch beim Mahlen von Getreideschrot und lösten gemeinsam mit den anderen ein Rätsel zum Thema Getreide. Zum Ende des Vortrags gab es für die Hörer einen gesunden Imbiss in Form von Obst und Gemüse und einen Kaffee für Frau Degner. Nach dem konzentrieren Zuhören mussten die kleinen Gäste erst mal wieder ihrem Bewegungsdrang nachgeben, hatten sie doch einiges an Informationen aufgenommen und eifrig mitgearbeitet. Die Kinder haben gelernt, dass gesunde Ernährung Spaß machen kann und man alles essen darf, solange man nur aufpasst, wie viel. Für die Erwachsenen im Raum war das vielleicht nicht neu, aber es hat auf keinen Fall geschadet, noch einmal an diese ebenso einfache wie effektive Ernährungsregel erinnert zu werden.
18. Februar 2010 | Weiterlesen
IHK Zukunftskonferenz für Rostock
Bereits vor knapp zwei Monaten zum Jahreswechsel hat sich sicher jeder so seine Gedanken für die Zukunft gemacht und sich vielleicht auch einiges vorgenommen. Mit dem Rauchen aufhören, weniger trinken, mehr Zeit mit dem Partner verbringen, endlich mal die Küche neu streichen… Welche Visionen und Zukunftspläne unser Oberbürgermeister Roland Methling für Rostock hat, verriet er heute Nachmittag auf der IHK Zukunftskonferenz. Etwa 50 Vertreter aus IHK, Bürgerschaft und Einzelhandel waren zu dieser Konferenz in die schönen Räumlichkeiten der Industrie- und Handelskammer gekommen, um gemeinsam über mögliche Zukunftspläne der Hansestadt zu diskutieren. In der Vergangenheit waren bereits gute Ansätze bei der Zukunftskonferenz gefunden worden, die in die lokale Politik mit eingeflossen sind. Zur Stärkung und Kontaktaufnahme steht für alle Teilnehmer und Gäste erst einmal ein beeindruckendes Buffet bereit, das mit Kuchen und Getränken kaum Wünsche offen lässt. Ehe aber auch nur die Hälfte des Kuchens verkostet werden konnte, wird das Ende der Pause signalisiert und im großen Mecklenburg-Vorpommern-Saal Platz genommen. Die Einleitungsrede dieser zukunftsweisenden Konferenz übernahm Wolfgang Hering, Präsident der IHK zu Rostock. Die angespannte Lage des Haushalts der Hansestadt ist ja allgemein bekannt, trotzdem dürften zur Verbesserung der Situation nicht nur Regeln gesetzt, sondern vor allem auch Freiräume gelassen werden. Des weiteren müsse sich Rostock gegen die drohende Weltwirtschaftskrise wappnen, da diese sicher keinen Bogen um den hohen Norden machen werde. Auch Bürgerschaftspräsidentin Karina Jens richtete ein persönliches Grußwort an die Zuhörer. Weniger die Konkurrenz sei für das Wirtschaftswachstum bedeutend, es ginge viel mehr darum, was für die Menschen wichtig sei. Zwischen 2004 und 2009 konnte der Handelsumsatz um 9,2% gesteigert werden, damit verzeichnet Rostock in den letzten 5 Jahren den höchsten Einzelhandelszuwachs und verdient zu Recht den Namen „Perle des Ostens“. Schließlich gab auch Oberbürgermeister Methling seine Zukunftsvisionen zum Besten und erläuterte gleichzeitig kurz die drei Schwerpunkte der Konferenz: Steuern und Finanzen, Mobilität und Einzelhandel. Rostock sei mittlerweile (nicht zuletzt auch dank der Erhöhung der Gewerbesteuer) zu stabilen Finanzverhältnissen zurückgekehrt, 2008 war der Haushalt der Hansestadt wieder erstmals ausgeglichen. Bei der Mobilität ist die Verbindung zwischen Schröderplatz und Stadthafen als jüngster Erfolg zu werten. In naher Zukunft ist außerdem der Umbau des Warnemünder Bahnhofs, die Verbesserung der Warnemünder Mühlenstraße und die flächendeckende Funktionalität der Straßenbeleuchtung vorgesehen. Die Vision, den Verkehr am Warnowufer mittels Tunnel unter die Erde zu verbannen und so einen ungehinderten Zugang vom Zentrum zum Stadthafen zu ermöglichen, dürfte wohl doch eher ein Traum bleiben – vorläufig zumindest. Im Handel wurden durch den Bau vom KTC und IKEA sowie die Umgestaltung des CITTI-Marktes Lücken geschlossen und der Einzelhandel in der Hansestadt gefestigt. Für das Ungleichgewicht des Handels in der Kröpeliner Straße gäbe es noch keine konkreten Pläne, die Bebauung der Nordkante in Richtung Neuer Markt soll aber unterstützt und vorangetrieben werden. Zu weiteren themenspezifischen Diskussionen wurden die Handels- und Bürgerschaftsvertreter zu einzelnen Arbeitsgruppen eingeladen, die im Anschluss an die Begrüßungsreden stattfinden sollten.
17. Februar 2010 | Weiterlesen
Ausstellungseröffnung im Börgerhus Groß Klein
Groß Klein dürfte seit Sonntagnachmittag ja Sperrzone für alle diejenigen sein, denen ihr Leben lieb ist. So leichtfertig man das Leben oft betrachtet, so sehr man sich über Banalitäten wie lange Schultage oder die Nachbarn aufregt, so schnell merkt man doch, wie wertvoll es plötzlich ist, wenn es um Leben und Tod geht. Mit diesen Gedanken machte ich mich also am Dienstagnachmittag auf in den Nordwesten. Wenn man hinter jeder Ecke Gefahr lauern sieht, scheinen die kalten Plattenbauten noch größer und der Schnee noch tiefer zu sein. Doch schon einige Straßen weiter drohen die Hochhäuser nur noch aus größerer Entfernung und plötzlich stehe ich vor dem „Börgerhus“, einem modernen hell erleuchteten Gebäude, das die gesamte Umgebung aufzuwerten scheint. Im Saal, der auch eine Cafeteria mit Küche beherbergt, soll die angekündigte Ausstellungseröffnung stattfinden. Ein wenig ungewohnt für mich, da nirgendwo Bilder zu sehen sind. Die meisten der Tische sind schon mit neugierigen Gästen besetzt, die bei Kaffee und Kuchen auf den Beginn der Eröffnung warten. Lars Müller, Sozialpädagoge und Leiter des „Börgerhus“, beginnt die Eröffnung mit einem Dankeschön an alle Teilnehmer und Gäste. Es ist nun schon die zweite Ausstellung der Montagsmaler im Haus, welche ihre Bilder aber auch schon auf dem IGA-Gelände und in einer Kirche der Öffentlichkeit präsentiert haben. Dank der fleißigen kreativen Arbeit der Gruppe sei die Verschönerung des „Börgerhus“ gesichert und schon Ausstellungen für das gesamte Jahr geplant worden. Nachdem jeder Gast wahlweise ein Glas Saft und Sekt bekommt, wird gemeinsam feierlich auf die Eröffnung der neuen Ausstellung angestoßen. Danach führt Frau Breddin, die Leiterin der Montagsmaler, die Gäste durch die Ausstellung und erzählt dabei von dem kreativen Schaffen der Gruppe. Thema der Ausstellung sind Porträts und Federzeichnungen. Leider nicht besonders farbenfroh, wie Frau Breddin sagt, aber die Werke würden sie trotzdem unglaublich stolz machen und die Arbeit mit den Kursteilnehmern hätte viel Freude bereitet. Ihr Lieblingswerk, ein stimmungsvolles Frauenporträt, hängt auch gleich in der Eingangshalle und ist somit die erste Station der Führung. Den Flur entlang geht es weiter mit der Galerie. Besonders interessant sind die ausgestellten Übungen, bei denen das halbe Foto eines Gesichts zeichnerisch vervollständigt wurde. Neben Porträts und Landschaften mit Tusche, Feder und Bleistift gibt es auch einige farbige Bilder von Hunden. Die meisten der Bilder wurden nach Vorlagen aus Büchern gemalt, einige Porträts sind aber auch nach Modell entstanden. Die Ausstellung ist klein, aber fein und die Führung schön persönlich, einen Rundgang wäre sie für jeden Kunstinteressierten und Hobbymaler auf jeden Fall wert. Der Kurs der Montagsmaler mit Frau Breddin findet übrigens jeden Montag von 10 bis 12 Uhr im Kreativraum Börgerhus statt.
17. Februar 2010 | Weiterlesen
Eva Menasse: „Lässliche Todsünden“
Die Lesungsreihe der LiteraTour Nord begleitet uns nun schon seit Oktober letzten Jahres und hat uns in der kalten Jahreszeit durchaus warme und schöne Momente beschert. Doch wenn es am schönsten ist, soll man bekanntlich aufhören und so ist mit der Lesung von Eva Menasse nun das große Finale und Ende dieser sechsteiligen Lesungsreihe erreicht. Bereits bei der letzten Lesung von Matthias Politycki hatte meine Sitznachbarin prophezeit, dass das Rennen um den Publikumspreis an der Stelle noch längst nicht entschieden sei. Eva Menasse könne eine ernsthafte Konkurrentin für meinen persönlichen Favoriten Helmut Krausser sein, dessen Buch ich heute gerade endlich fertig gelesen habe. Eva Menasse scheint allerdings kein sonderlich geheimer Geheimtipp zu sein. Bei meiner Ankunft in der „anderen Buchhandlung“ erwartet mich eine unvorstellbar lange Schlange, die jeden Zutritt in die Innenräume erst einmal verwehrt. Zusätzlich scheinen sämtliche Sitzplätze bereits belegt oder reserviert zu sein, wodurch den ungeduldig Wartenden bald die Hoffnung schwindet, überhaupt noch eingelassen zu werden. Doch bekanntlich ist ja in der kleinsten Hütte Platz, und so wird dank Stehplätzen und Sitzkissen auf Bücherregalen schließlich doch niemand weggeschickt. Am Ende passen etwa 100 literaturbegeisterte Zuschauer in die kleine Buchhandlung, wer hätte das gedacht? Inhaber Manfred Keiper ist „überwältigt“ angesichts des unerwarteten Andrangs. Hätte man das vorher gewusst, wäre die Lesung sicher auch ins Peter-Weiss-Haus verlegt worden. Eva Menasse erforscht in ihrem Erzählband „Lässliche Todsünden“ die sieben größten menschlichen Laster in unserer heutigen modernen Gesellschaft und verdeutlicht diese auf humorvolle aber oftmals traurig direkte Art und Weise. In den gleichnamigen Kapiteln werden Trägheit, Gefräßigkeit, Wollust, Hochmut, Zorn, Neid und Habgier neu interpretiert, es wird sozusagen „neuer Wein in alte Schläuche“ gefüllt. Zuerst liest Eva Menasse den Anfang ihres Buches, aus dem Kapitel „Zorn“. Nachdem wir dort die Hausfrau und Mutter Ilka kennen lernen durften, die mit ihren Nachbarn vom Schrebergarten und ihrer eigenen Familie zu kämpfen hat, geht es weiter zum nächsten Kapitel. Die Zuschauer dürfen zwischen „Trägheit“ und „Wollust“ wählen und entscheiden sich (natürlich) für letzteres. Nach der Buchvorstellung leitet Prof. Lutz Hagestedt von der Uni Rostock die lockere Fragerunde ein. Die erste und einfachste Frage bezieht sich auf Eva Menasses Einstellung zur Religion, da dies ja offensichtlich wichtiger Gegenstand ihres Buches ist. Diese These belegt er anschaulich an einer Vielzahl biblischer Begriffe, die er dem Werk frei entnommen hat. Die Autorin bezeichnet ihr Verhältnis zur Religion allerdings als „freundlich distanziert“. Im Buch wurden viele biblische Begriffe benutzt, die allerdings im weltlichen Kontext stehen und so „überhaupt nicht ins religiöse führen“. Die sieben Todsünden wurden lediglich als „Gefäß“ für ihre Erzählungen verwendet und haben keinen tieferen religiösen Sinn. Nach diesem würdevollen Abschied wird schließlich das Ende der Lesungsreihe eingeläutet und der treue Zuschauer steht vor der schwierigen Entscheidung um seinen Favoriten. Noch die ganze Woche über kann der Stimmzettel der LiteratourNord ausgefüllt und in der „anderen Buchhandlung“ oder im Literaturhaus abgegeben werden. Der Sieger des Publikumspreises wird dann in den nächsten Wochen ermittelt.
17. Februar 2010 | Weiterlesen
Soirée des VentureCup-MV 2010
Als ich am Sonntagvormittag wegen der Preisverleihung des HMT-Interdisziplinär an der Hochschule ankam, waren die Vorbereitungen für den Abend bereits im vollen Gange. Lieferwagen vom Catering-Service wurden vorgefahren, Buffet-Tische aufgebaut und Informationstafeln in den Gängen aufgestellt und ins rechte Licht gerückt. Da durfte man schon einiges erwarten. Zum Abend hin waren die Vorbereitungen abgeschlossen und jeder seiner Aufgabe zugeteilt. Bei meiner Ankunft wurde ich freundlich begrüßt und zur Garderobe weitergeleitet, wo schon eine große Vielzahl an Jacken und Mänteln auf die hohe Besucherzahl hinwies. Tatsächlich waren zum 8. VentureCup mehrere hundert Gäste gekommen, um sich am Programm der Hochschule zu erfreuen und vor allem am Wettbewerb aktiv mitzuwirken. Der VentureCup MV ist ein Ideenwettbewerb, bei dem innovative Ideen Mecklenburger Wissenschaftler und Forscher vorgestellt werden. Aus den 18 Bewerbern konnten die Besucher per Stimmzettel ihre Favoriten wählen, die noch am gleichen Abend gekürt und mit Preisen ausgezeichnet wurden. Dazu waren in den Gängen der HMT Informationstafeln aufgestellt worden, die die Projekte der Bewerber vorstellten. Um 18 Uhr begann das kulturelle Rahmenprogramm der HMT mit einem klassischen Konzert des CONCERTINO Ensembles. Dieses Kammerorchester der Hochschule präsentierte nicht nur zusammen, sondern auch solo verschiedene Stücke, bei denen besonders die Streicher hervorragend zur Geltung kamen und ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen konnten. Im Anschluss war ein lockeres, kommunikatives „Get together“ angesagt, bei dem das Catering (fast) keine Wünsche offen ließ. Im Foyer vorm Katharinensaal war ein großes Getränkebuffet aufgebaut worden, welches die Gäste mit Weinen, Saft und Bionade vor dem Verdursten rettete. Warme Getränke sowie frisches Obst standen in der Cafeteria der Hochschule ebenfalls zum Verzehr bereit. Wer etwas mehr Zeit und Geduld mitbrachte, konnte sich in die Schlange beim Suppenbuffet oder der Bierbar einreihen. Einzig die Waffeln konnte ich leider nicht ausfindig machen. Nachdem die Bühne des Katharinensaals wieder aufwändig umgebaut worden war, konnte der zweite kulturelle Teil des Abends beginnen. Zwei der preisgekrönten Theaterstücke des HMT-Interdisziplinär waren ja bereits am Vormittag aufgeführt worden, das dritte hatte man sich bis zum Schluss aufgespart. „Where the wild Roses grow“ ist eher düster gestaltet und handelt von Bunny, der keine unwesentliche Schuld am Tod seiner depressiven Frau trägt und sich dessen langsam bewusst wird. Nach dem Stück interpretiert ein Zuschauer einige Reihen vor mir folgendermaßen: „Du sollst deine Frau nicht betrügen, sonst endet es irgendwie ätzend.“ Zum Schluss wird endlich noch die Publikumsabstimmung des VentureCups bekannt gegeben. Sieger des Abends waren Irina Kirner und Julia Kaufmann von der Uni Rostock mit ihrer Idee zur Analysierung der Kundenzufriedenheit einer Firma, die damit den mit 5.000 Euro dotierten Hauptpreis mit nach Hause nehmen durften. Über 3.000 Euro für den zweiten Platz durfte sich das Forscherteam um Dr. Daniel Klüß von der Universität Rostock freuen. „Nicht-invasive, strahlungsfreie Sensorik zur Messung der knöchernen Verankerung von künstlichen Gelenken“ lautet das Thema seines Beitrags. Mit der Idee zu einem patentierten Wirkstoff für die Behandlung von Diabetes mellitus errang das Team von Andreas Höflich aus dem Forschungsinstitut für die Biologie landwirtschaftlicher Nutztiere (FBN) Dummerstorf den 3. Platz und damit 2.000 Euro. Aber nicht nur die Wissenschaftler wurden an diesem Abend belohnt, unter den knapp 300 Gästen mit gültigen Stimmzetteln wurden außerdem sechs Wellness-Wochenenden in Mecklenburg-Vorpommern verlost. Und wer nicht unter den glücklichen Gewinnern war, konnte sich immerhin noch mit Wein und Gemüsesuppe trösten und so den Abend retten.
15. Februar 2010 | Weiterlesen
Projektpreis HMT-Interdisziplinär 2010
Theater ist bekanntlich viel besser als Kino, das lässt sich ja nun nicht bestreiten. Dagegen können auch abenteuerliche 5D-Filme mit Seifenblasenregen und Ermäßigungs-Gutscheine auf Schokoladen-Verpackungen nichts ausrichten. Dass das Theater in Rostock noch auf eine lange und erfolgreiche Zukunft hoffen darf, haben heute Vormittag die Nachwuchsschauspieler der HMT bewiesen. Zur Motivation und besonderen Förderung ihrer Studenten verleiht die Hochschule für Musik und Theater jedes Jahr den Projektpreis HMT-Interdisziplinär. Bewertet werden dabei hochschulinterne institutsübergreifende Projekte, die eben beide Ausbildungsbereiche der Hochschule verbinden: Musik und Theater. Für dieses Projekt haben sich die Studenten zu kleinen Gruppen zusammengeschlossen und gemeinsam ohne Mitwirkung der Hochschullehrer Theaterstücke erarbeitet. Zur Würdigung dieser Arbeit fand heute nun die Preisverleihung und Preisträgervorstellung im Katharinensaal der HMT statt. Die Begrüßung und Durchführung der öffentlichen Preisverleihung wurde von Rektor Prof. Christfried Göckeritz, Prorektor Prof. Peter Manfred Wolf und Prof. Frank Stobel vom Institut für Schauspiel persönlich übernommen. Nacheinander wurden die Gruppen auf die Bühne gerufen und die fünf vergebenen Preise verliehen. Den 1. Preis des HMT-Interdisziplinär 2010 erhielt das Stück „Oder: wenn die Kinder artig sind“ von Philip Heimke, Anna Keil, Anne-Elise Minetti und Michael Zehe. Ein 2. Platz wurde nicht vergeben, dafür teilen sich die Stücke „Where the wild Roses grow“ und „Sieg über die Sonne“ den 3. Preis. Ein Couragepreis für ein weiteres Theaterstück sowie ein Sonderpreis als Anerkennung für die künstlerische Mitwirkung der Auszubildenden der Bühnentechnik wurde ebenfalls verliehen. Um einen besseren Eindruck von den Stücken zu vermitteln und um die Fähigkeiten der Schauspielstudenten der Öffentlichkeit zu präsentieren, wurden im Anschluss an die Preisverleihung zwei der erarbeiteten Theaterstücke vorgeführt. Begonnen wurde mit „Sieg über die Sonne“, einer suprematistischen Oper in sechs Bildern. Suprematismus ist eine moderne Stilrichtung der bildenden Kunst mit Anlehnung an Futurismus und Konstruktivismus, die um 1915 in Russland ihren Ursprung hatte. In Anlehnung an die gleichnamige russische Oper, die 1913 nach nur zwei Aufführungen einen Skandal in der Geschichte des Theaters auslöste, schufen die HMT-Studenten ihren „Sieg über die Sonne“. Das Theaterstück erzählt von futuristischen Kraftmenschen, die die Sonne bekämpfen und sie schließlich in ein „Haus aus Beton“ einschließen. Aktueller Hintergrund dazu ist die wissenschaftliche Überlegung, einen Teil des Sonnenlichts zu blockieren und so der Erderwärmung entgegen zu wirken. Mit knappen Kostümen und einfallsreichen Dialogen ist diese Inszenierung sichtlich gelungen. Bevor das Siegerprojekt ebenfalls aufgeführt werden kann, wird erstmal zur halbstündigen Umbaupause aufgerufen. Während fleißige Helfer also am Bühnenbild arbeiten, wird dem Zuschauer ein interessanter Blick hinter die Kulissen des Theaters gewährt. „Heute kann man richtig mal rein gucken, wie die Illusion organisiert wird“, sagt Rektor Prof. Christfried Göckeritz im Hinblick auf das Geschehen. Nachdem also eine halbe Stunde lang auf der Bühne umgeräumt, geschraubt, getaped und das Licht verändert wurde, hat das Warten endlich ein Ende und die Aufführung des Stückes für den 1. Preis steht bevor. Gleich zu Beginn werden die Zuschauer im Prolog nach direkter Schauspielermanier gewarnt: „Die mit schwachen Nerven mögen den Saal verlassen“. Und tatsächlich, obwohl der Untertitel „HMT – Struwwelplinär“ an Heinrich Hoffmanns Kinderbuch erinnert, geht es dort ziemlich düster zur Sache. Das Stück ist ein Bilderbuch der etwas anderen Art und gibt modern aber authentisch einige der Struwwelpeter-Geschichten in einem einzigen zusammenhängenden Werk wieder. Die Geschichte vom Suppen-Kaspar wird erzählt, von Hans Guck-in-die-Luft, von Paulinchen mit den Zündhölzern, vom fliegenden Roland und noch einigen anderen bekannten Gesichtern. Besonders erschreckend wurde die Szene dargestellt, als der daumenlutschende Konrad vom Schneider erwischt wird und dieser mit einer gewaltigen Schere in der Tür steht. Insgesamt ist es eine sehr gelungene Aufführung, die zweifellos die Auszeichnung des 1. Preises verdient hat.
14. Februar 2010 | Weiterlesen
MONSTERS OF LIEDERMACHING live im MAU
Genau zwei Wochen ist es jetzt her, dass das Schneechaos über Rostock hereinbrach und unsere schöne Hansestadt unter seinen weißen Massen begrub. Zur gleichen Zeit fand in der Pumpe das Konzert von Panne und Bierhorst statt, welches zwischen all den Schreckensmeldungen und Bahnproblemen hoffentlich noch nicht ganz in Vergessenheit geraten ist. Bei dieser Gelegenheit hatte ich außerdem eindringlich auf Bierhorsts baldige Rückkehr hingewiesen, die es auf gar keinen Fall zu verpassen galt. Diese groß angekündigte Rückkehr fand nun gestern Abend in Form eines Konzertes von Bierhorsts Band MONSTERS OF LIEDERMACHING im Rostocker MAU-Club statt. Wer den weiten und beschwerlichen Weg durch haufenweise Neuschnee auf sich genommen hat, durfte mit jeder Menge guter Stimmung und erstklassiger Live-Musik rechnen, wie es auf der Seite des Veranstalters angekündigt wurde. Mit entsprechend hohen Erwartungen stiefelte also auch ich abends in Richtung Stadthafen los. Eine viertel Stunde nach Einlass war von der befürchteten Menschenmenge vorm MAU nichts (mehr) zu sehen, die fairen Eintrittspreise sprachen aber auch für eine eher gemütliche Atmosphäre. Bei dem Gedanken an „gemütlich“ hatte ich allerdings nicht an SO gemütlich gedacht, weshalb ich dann einigermaßen entsetzt war angesichts der vor der Bühne aufgestellten Stuhlreihen. Sitzplätze bei Konzerten erinnern mich immer an die Kirche zu Weihnachten und zählen für mich deswegen als absoluter Stimmungskiller. Zumindest hemmen sie maßgeblich die Bewegungsfreiheit, wenn ihr wisst, was ich meine. Nach kurzer Verweildauer auf meinem selbst gewählten Platz an der Seite (ohne Stuhl) machte sich eine klamme Kälte im Zuschauerraum breit, mit der ich an der Garderobe leider noch gar nicht gerechnet hatte. Vielleicht wäre dort ein Schild „Nicht gleich alle wärmenden Kleidungsstücke abgeben!“ sinnvoll gewesen. Glücklicherweise begann das Konzert pünktlich, sodass sich die „billigen Plätze“ schnell füllten und fremde Körperwärme bald überall in großen Mengen vorhanden war. Von meinem erhöhten Stehplatz an der Seite aus hatte man einen fantastischen Überblick übers Geschehen, auch wenn zwei der Bandmitglieder sowie der Kühlschrank (Teil der todschicken Bühnendekoration) leider nicht zu sehen waren. MONSTERS OF LIEDERMACHING sind eine 2003 gegründete Formation deutscher Liedermacher, zu denen Rüdiger Bierhorst, Burger, Pensen, Labörnski, Fred Timm und Tottovic Kalkül gehören. Nach einem spontanen gemeinsamen Auftritt beim Hamburger „Rockspektakel“ 2003, bei dem die Liedermacher eigentlich alle einzeln auftreten sollten, hatte sich diese Formation gut bewährt und bei Publikum und Künstlern für große Begeisterung gesorgt. Das Liedmaterial der MONSTERS stammt vordergründig aus den Songbeständen der einzelnen Künstler, teilweise aus deren anderen Bands und vereinzelt wurden auch eigene Songs für diese Formation geschrieben. Dabei vertritt jeder der Künstler seinen eigenen Stil und wird bei seinen Liedern von den anderen Bandmitgliedern gesanglich wie instrumental begleitet und unterstützt. Die Bandbreite der dargebotenen Lieder ist dabei unermesslich – ironisch, frech, besinnlich, rockig, aber Hauptsache spaßig. Nach einer Stunde geht es in eine wohlverdiente kurze Pause, immerhin haben sich die MONSTERS viel vorgenommen und wollen angeblich fast drei Stunden lang auftreten. Neben leicht überteuerten kalten Getränken steht auch ein kleiner Merchandising-Stand in direkter Bühnennähe bereit, wo eine Auswahl von T-Shirts und Tonträgern zum Kauf bereit stehen. Ich entscheide mich übrigens für den kleinen schwarzen Button, die preiswerteste und auch platzsparendste Variante der Sympathiebekundung. Die Pause vergeht ungewohnt schnell, danach geht es weiter mit dem „Sahnehäubchen auf dem Cocktail des Abends“, einigen sinnlichen Balladen. Zum großen Finale hin ziehen die MONSTERS als Zugabe mit Sitz-Pogo, Mitsingliedern und Mini-Akkordeon noch einmal alle Register. Viel zu schnell verfliegt die Zeit und das Konzert nähert sich dem Ende. Für alle Zuschauer und Bandmitglieder war es mit Sicherheit ein großartiger Auftakt der Februar-Tour, die keiner so schnell vergessen wird.
13. Februar 2010 | Weiterlesen
Klima-Gipfel in Kopenhagen – Nachlese
Nachdem es mich ja am letzten Wochenende ziemlich niedergestreckt hatte (meine Abwesenheit dürfte euch durchaus aufgefallen sein…), bin ich im Laufe der Woche halbwegs genesen und durfte heute wieder ran an die Arbeit. Zur Schonung gibt es vorerst aber nur leichte Kost, das heißt Innentermine. Auf die schöne Fackelwanderung am Strand muss meine liebe Leserschaft also leider verzichten! :-/ Zum Trost gibt’s dafür gleich zum „Wochen(end)einstieg“ ein ganz brisantes Thema. Anlässlich des Klima-Gipfels vergangenen Dezember in Kopenhagen wurde am Donnerstagabend eine Nachlese im Haus Böll gehalten. Der Veranstaltungsort war auch für mich eine Premiere, ist direkt gegenüber dem „Krahnstöver“, Ecke Grubenstraße, aber recht leicht zu finden. Angesichts der bemerkenswert interessanten Bilder in den Kellerräumen des Gebäudes hab ich mich dann schon ziemlich geärgert, die Ausstellungseröffnung verpasst zu haben. Wer diesen Termin ebenfalls versäumt hat, wird aber sicher auch noch in nächster Zeit die Gelegenheit haben, die Kunstwerke im Haus Böll bewundern zu können. Nach den entwicklungspolitischen Bildungstagen als Vorbereitung auf den Klimagipfel fand nun also die Nachlese als Auswertung dessen statt. Dazu sollte Prof. Dr. Felix Ekardt, der an der Uni Rostock im Bereich Umweltrecht und speziell als Leiter der Forschungsgruppe „Nachhaltigkeit und Klimapolitik“ arbeitet, einen Vortrag halten. Die Moderation des Abends übernahm Ulrich Söffker von den Grünen. Zur Einführung in das Thema (und damit auch wirklich jeder weiß, worum es geht) gab es erstmal einen kurzen Film über den Klimagipfel, der eigens von der Heinrich Böll Stiftung Berlin produziert wurde. Nicht nur in diesem, sondern auch während des Vortrags wurde schnell deutlich, dass der groß angekündigte Klimagipfel eigentlich kein konkretes oder befriedigendes Ergebnis erzielt hat. Klimaschutz ist im Wesentlichen die reduzierte Verwendung fossiler Brennstoffe. Seit 1990 sind die Emissionen weltweit um etwa 40% gestiegen, bis 2050 sollen sie global um ganze 80% wieder abgebaut werden. Für dieses Vorhaben ist natürlich ein radikales Umdenken erforderlich, welches nicht nur die verantwortlichen Politiker, sondern vor allem die breite Masse betrifft. Diesem Umdenken stehen allerdings wichtige Grundeigenschaften des Menschen selbst im Weg. Zuerst einmal die fehlende Lust des Konsumenten auf einen drastischen Wandel, etwa beim Fliegen, Autofahren, Heizen und Essen. Hinzu kommen Eigennutzen, Gewohnheit und übernommene falsche Werthaltungen. Das Hauptproblem ist aber, dass Klimaschutz ein Kollektivproblem ist: niemand kann das Klima alleine retten oder bedeutend dazu beitragen, was für den einzelnen ziemlich demotivierend ist. Doch obwohl das Handeln des einzelnen für den Klimaschutz unerheblich ist, macht es am Ende immer noch die Menge. Felix Ekardt geht hier mit gutem Beispiel voran, ist seit 17 Jahren Vegetarier, trinkt keinen Kaffee, hat keinen Führerschein und kein Handy. In den letzten Jahren hat das Bevölkerungsbewusstsein fürs Klima deutlich zugenommen und wird es auch weiterhin, wenn jeder seinen kleinen Beitrag für unser aller Zukunft leistet.
12. Februar 2010 | Weiterlesen
Anne Hertz: „Goldstück“ - Lesung
Am kommenden Sonntag ist Valentinstag, da darf Frau sich von ihrem Liebsten mal wieder so richtig verwöhnen lassen. Umgekehrt natürlich auch, aber Frauen sind ihren Partnern bei der Geschenksuche meistens kreativ weit überlegen und können den „Tag der Liebenden“ deswegen vermutlich viel stressfreier genießen. Zur gemütlichen Frauenrunde lud gestern Abend auch die neue Weilandbuchhandlung in der Kröpeliner Straße ein. Unter dem Motto „Ladiesnight“ fand eine Lesung zum Roman „Goldstück“ von Anne Hertz statt. Anne Hertz, das sind eigentlich die beiden Autorinnen und Schwestern Frauke Scheunemann und Wiebke Lorenz, die in Gemeinschaftsarbeit seit 2006 Bücher unter diesem Pseudonym veröffentlichen. Für beide war die Lesung gleich in zweierlei Hinsicht eine Premiere, da sie nicht nur erstmals in Rostock waren, sondern auch zum ersten Mal ihr neues Buch der Öffentlichkeit vorstellten. Während der Arbeit an „Goldstück“ haben die Schwestern vier Wochen lang im Hotel Boltenhagen gelebt, geschrieben, diskutiert und verhandelt. Ganz im Stil ihrer Bücher gab es auch gleich eine humorvolle Einstimmung in die Lesung, bei der die beiden Autorinnen verkündeten, zu einer richtigen Ladiesnight dürfe auf keinen Fall ein „Bauch-Beine-Po-Programm“ fehlen. Wie genau das aussehen würde, sollten die interessierten Besucherinnen später noch erfahren. „Goldstück“ ist einfach und bildhaft geschrieben und handelt von den alltäglichen Problemen der naiven Maike. Wie jeder typische Frauenroman beginnt auch dieser mit einer Trennung. Ihr Freund Gunnar verlässt Maike ausgerechnet in ihrer größten Lebenskrise und verlangt den sofortigen Kontaktabbruch. Auch ihre Geschäftsidee mit der Beteiligung an einem Sonnenstudio scheint unter einem schlechten Stern zu stehen, denn offensichtlich hat jeder von dem bevorstehenden Jahrhundertsommer gehört – außer Maike. Die beiden Autorinnen „Anne Hertz“ versprechen aber, dass der Roman für Maike gut ausgeht. Außerdem wurden noch zwei weitere Werke, nämlich „Trostpflaster“ und „Wunderkerzen“, in Kurzfassung vorgestellt. Zwischendurch wurde die Atmosphäre immer wieder von kleinen Dialogen und Albernheiten der Schwestern aufgelockert. Zu ihrem Fitnessprogramm kamen die zahlreichen Besucherinnen schließlich doch noch, als Autorin Wiebke Lorenz trotz technischer Probleme Songs wie Lady Gagas „Pokerface“ oder Max Raabes „Kein Schwein ruft mich an“ live und a cappella zum Besten gab. Dank der guten Stimmung und kostenlosem Wein stimmte das Publikum bald in den Refrain mit ein und und erlebte so eine Lesung der ganz besonderen Art.
10. Februar 2010 | Weiterlesen
Der Tartuffe im Volkstheater Rostock
In seinem „Schauspielführer von der Antike bis zur Gegenwart“ schreibt Georg Hensel „Wer sich über den genauen Ablauf der Handlung einer Molière-Komödie vor der Aufführung unterrichten möchte, dem müsste wegen Humorlosigkeit die Eintrittskarte entzogen werden, und schon der Versuch, die Handlung zu erzählen, wäre unter Strafe zu stellen.“ Wer sich diesem Ratschlag widersetzen konnte, kam am Montagabend im Theater im Stadthafen in den Genuss einer kleinen, aber feinen Voraufführung zur Komödie „Der Tartuffe“. Etwas früher als üblich – denn noch sind es etwa vier Wochen bis zur Premiere – zeigten die Schauspieler und das Team um den Dramaturgen Martin Ortega eine kurze Szene als Beispiel ihrer Arbeit. Die anschließende Gesprächsrunde nutzten alle Beteiligten, um der recht übersichtlichen Zahl an Zuschauern ihre Herangehensweise an den Stoff der Komödie genauer zu erläutern. „Der Tartuffe“ handelt von einem Betrüger, der nach und nach die gewohnten Strukturen und Denkmuster einer bürgerlichen Pariser Familie aufbricht. Als Familienoberhaupt Orgon dem Betrüger auch noch seine Tochter Mariane zur Frau geben will, müssen sich Mariane, ihr Verlobter Valère und die Haushälterin Dorine etwas einfallen lassen, um den Plan zu vereiteln. Mittelpunkt der Szene war zunächst ein großer Tisch. Rund um diesen Tisch zeigten die Schauspieler Lisa Spickschen, Petra Gorr und Paul Walther einen der vielen familiären Konflikte, die im Stück rasant und leidenschaftlich ausgefochten werden. Die für die Inszenierung verantwortliche Johanna Weissert und Bühnenbildner Ulrich Leitner erklärten, dass der Tisch auch bei der eigentlichen Aufführung eine zentrale Bedeutung hätte. Die Bühne wird im „Tartuffe“ weit in den Zuschauerraum verlagert, so dass die Zuschauer der ersten Reihen sich fühlen werden, als säßen sie direkt mit am Tisch. Diese Absicht wurde auch in der kleinen Beispielszene sehr deutlich. Die Schauspieler spielten in alle Richtungen und man hatte tatsächlich das Gefühl, nicht ein Beobachter sondern ein Beteiligter der Familiensituation zu sein. Familiäre Bindungen und Beziehungen, die selten völlig unbelastet sind, stellen zentrale Themen der Komödie dar. Es wurde bewusst darauf verzichtet, die Figur des Tartuffe schon vorab zu zeigen. Man darf jedoch auf ihn gespannt sein. Sorgt er doch als eine Art soziales Chamäleon dafür, dass die einzelnen Familienmitglieder nach und nach ihre Masken fallen lassen und enttarnt ihre Motive als nicht ganz uneigennützig. Dabei geht es um Scheinheiligkeit, Streben nach Geld und Statuserhalt. Die Gesprächsrunde zeigte deutlich, mit wie viel Begeisterung alle Beteiligten an die Umsetzung des „Tartuffe“ herangegangen sind, und alle waren sich einig, dass in dem historischen Stoff sehr viel Aktuelles steckt. Den Zuschauer erwartet eine schrille, witzige Komödie. Laut Regisseurin Johanna Weissert findet man im Tartuffe jedoch nichts, was nicht auch in den Boulevardseiten der jeweiligen Tagezeitungen stehen könnte, und auch Schauspieler Bernd Hölscher ist sich sicher, dass die Komödie nie so überhöht ist, wie das Leben selbst. „Der Tartuffe“ feiert am 5. März um 20 Uhr im Theater im Stadthafen Premiere und auch zur anschließenden Premierenfeier sind alle interessierten Besucher herzlich eingeladen. Die kleine Voraufführung am Montagabend hat jedenfalls Lust auf mehr gemacht.
9. Februar 2010 | Weiterlesen
Reiterumzug und Kutschfahrt durch Warnemünde
Juhu, endlich darf ich mal einen Blog über Pferde schreiben! Wie schon am Freitag angekündigt, spielten die edlen Tiere beim 1. Warnemünder Wintervergnügen eine ganz besondere Rolle und werden deshalb mit einem eigenen Textbeitrag geehrt. Schon als ich mir am Freitag ein erstes Bild der Veranstaltung gemacht hatte, waren einige Reiter unverhofft am Strand aufgetaucht und boten den Pferden damit nicht nur die Gelegenheit zur Gewöhnung an die Umgebung, sondern den Strandspaziergängern auch viele schöne Fotomotive. Der spontane Ausritt wurde allein durch das herrliche Wetter ermöglicht und so lag die Hoffnung natürlich nahe, dass Petrus uns auch am Samstag nicht im Stich lassen würde. Und wenn man den Pferden schon einmal so nahe ist, muss man sie natürlich unbedingt auch mal anfassen. Da nehmen sich Kleinkind und Pferdefreund gar nichts. Meine auserwählten Kandidaten dazu waren das süße Schimmelpony Rosi und die unbekannte Schönheit einer großen Friesenstute, beide aus Lambrechtshagen. Und wie man so mit den Fingern durch das dichte weiche Winterfell fährt, blutet einem ja schon irgendwie das Herz. Immerhin liegt mein letzter Pferdekontakt – Schneechaos sei Dank – schon ganze anderthalb Wochen zurück. Am frühen Samstagmorgen war der Himmel dann von einer unheilvollen Wolkenschicht bedeckt, die der Farbe des Schneematsches zu unseren Füßen in nichts nach stand. Bis zur Mittagszeit hatten sich die Wolken aber zum Glück verzogen, sodass die Sonne vor strahlend blauem Himmel wieder für allerbeste Beleuchtung und ein wenig Wärme sorgte. Auf dem direkten Weg vom Leuchtturm zum Strand war schon eine beträchtliche Ansammlung von Pferdeanhängern geparkt, wie man sie sonst nur von größeren Turnieren kennt. Und tatsächlich waren im Strandabschnitt hinter der Strandoase auch schon die dazugehörigen Reiter mit ihren Pferden zu sehen. Viele interessierte Zuschauer hatten sich ebenfalls am Strand versammelt, um sich dieses erstmalige Ereignis nicht entgehen zu lassen. Der Reiterumzug sollte planmäßig um halb zwei am Leuchtturm beginnen, doch wie bei allen Großveranstaltungen verzögerte sich auch hier der Start. Der Reiterabteilung sollte das Fahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr Warnemünde sowie eine Kutsche folgen. Die Kutsche, ein Planwagen mit schönem Friesengespann, stand ebenfalls schon am Strand bereit und wartete auf das Startsignal. Im Gespräch mit der zuständigen Pferdewirtin erfuhr ich, dass sie vom Reiterhof Jürß in Bartenshagen bei Bad Doberan kommen. Im weiteren Gespräch ergab sich außerdem, dass die laufenden Kosten eines Pferdes gar nicht so hoch sind, wie ich immer gedacht hatte. Nur zur Erinnerung, nächsten Sonntag ist Valentinstag ;-) Den Fahnenträgern der Pferdefreunde Ostseeküste e.V. folgend, machte sich die Abteilung aus Reitern, Kutsche und Feuerwehr auch bald schon auf den Weg durch Warnemünde. Am Alten Strom entlang war der Umzug natürlich ein überaus willkommenes Fotomotiv für erstaunte Touristen. Gegenüber der Brücke ging es in die Seitenstraße rein, an der Kirche vorbei und weiter Richtung Hotel Neptun. An dieser Stelle verabschiede ich mich vorübergehend vom Umzug und versuche die Reiterabteilung an der Strandpromenade wieder abzupassen. Während ich dort also noch abwechselnd an Promenade und Strand nach ihnen Ausschau hielt, hätte ich die Reiter fast verpasst, als sie stattdessen an der Straße am Hotel Hübner vorbei geritten kamen. Am Leuchtturm vorbei ging es dann wieder zurück zum Strand, wo in der Zwischenzeit ein großes Dressurviereck aufgebaut worden war. Während der Planwagen anschließend Touristen durch Warnemünde kutschierte, wurde im Parcours am Strand ein kleines Programm für die Zuschauer vorbereitet. Westernreiter haben ja bekanntlich den verstärkten Drang ihr Können (oder sehr viel eher das ihrer Pferde) bei jeder Gelegenheit der Öffentlichkeit zu präsentieren. Es ist also nicht weiter verwunderlich, dass die ahnungslosen Zuschauer von den vorgeführten Spins und Slide Stops zutiefst fasziniert gewesen sein mussten und jede Gelegenheit nutzten, im dichten Gedränge ihre Digicams zu zücken. In der Zwischenzeit wurde im Viereck ein kleiner Hindernisparcours aufgebaut, in dem Ponyspiele veranstaltet werden sollten. Nach Einteilung der Mannschaften und Probedurchlauf ging es dann ordentlich zur Sache, als die jungen Reiterinnen mit ihren Ponys im tosenden Galopp durch die Slalom-Stangen fegten. Insgesamt war es ein schönes Programm, das die Reiter für das 1. Warnemünder Wintervergnügen vorbereitet hatten, mit vielen schönen aber auch einigen traurigen Gedanken trete ich meinen Heimweg an. Vor drei oder vier Jahren hätten wir Mädels uns sicher mit allen Lichtenhägener Schul- und Privatpferden ebenfalls an dem Umzug beteiligt.
6. Februar 2010 | Weiterlesen
Eisbaden der Rostocker Seehunde
Es ist Samstag früh kurz vor 10, für den normalen Angestellten die beste Gelegenheit mal so richtig lange zu schlafen. Umso mehr wundert es mich, dass trotzdem schon ungewöhnlich viele Menschen auf den Beinen sind und mit den ersten Zügen nach Warnemünde und zum Strand strömen. Scheinbar erregt das 1. Warnemünder Wintervergnügen doch mehr Aufsehen, als ich zunächst vermutet hatte An der Strandpromenade wird schon mal das bunte Karussel aus seiner nächtlichen Verpackung befreit, die ersten Buden sind geöffnet und die Feuerwehr nimmt auch wieder ihren gewohnten Platz ein. Warnemünde erwacht so langsam. Auch am Strand ist einiges los. Die Strandoase hat bereits geöffnet und lockt schon morgens mit Glühweinduft die ersten Besucher in ihre Iglus und Strandkörbe. Viele Besucher und Einheimische kämpfen sich durch den tiefen schneebedeckten Sand, nicht zuletzt weil bereits um diese Zeit der erste große Programmpunkt des Tages erwartet wird. Um 10 Uhr soll am Strand auf Höhe des Hotels Hübner das traditionelle öffentliche Eisbaden der Rostocker Seehunde stattfinden. In Wassernähe scheint der Schnee besonders kalt und tief zu sein, der Sand hat direkt vor dem Meer sogar eine Art Stufe gebildet, die das Erreichen des Wasser zusätzlich noch einmal erschwert und zu denken geben sollte. Im Gegensatz zum Weihnachts-Eisbaden im vergangenen Dezember haben sich heute reichlich Schaulustige am Ufer versammelt, um das Spektakel zu beobachten. Mir persönlich klappern vom bloßen eisigen Wind schon die Zähne und es drohen alle Finger einzeln nacheinander abzufallen. Bevor ich allerdings noch weiter in meine Horrorfantasien ausschweifen kann, erscheinen die ersten mutigen Seehunde am Strand und bereiten sich auf ihr wöchentliches Ritual vor. Ohne zu zögern breiten die Eisbader ihre Handtücher vor sich im Schnee aus und streifen die wärmende Kleidung ab. In mehr oder weniger knapper Badebekleidung aber mit unverminderter Begeisterung wird schließlich direkt am Ufer inmitten der neugierigen Zuschauermenge das Banner der Rostocker Seehunde aufgestellt und sich zum Gruppenfoto postiert. Diese Gelegenheit lassen sich die zahlreichen Touristen natürlich nicht entgehen, sodass mein Schnappschuss dieser Situation im dichten Gedränge beinahe misslingt. Als sich die ersten Todesmutigen dann in die eiskalten Fluten der Ostsee stürzen, folgt die begeisterte Menge auch sogleich bis zum Rand des Ufers, wo das Fotografieren ebenfalls dank Geschiebe und Geschubse sichtlich erschwert wird. Die Eisbader dürfen sich dafür über herrlichen Wellengang bei Minusgraden freuen. Nach wenigen Minuten kehren die ersten zum Strand zurück, wo es bei unvermindert kaltem Wind aber allem Anschein nach überglücklich zurück in die Winterkleidung geht. Im Namen aller Schaulustigen kann ich mich bei den Rostocker Seehunden nur für dieses immer wieder spannende Erlebnis bedanken – trotzdem wird es für mich wohl vorerst aber beim Zuschauen bleiben.
6. Februar 2010 | Weiterlesen
1. Leuchtturm(Winter)Rock in Warnemünde
Nachdem ich mir am Nachmittag schon einen ersten Eindruck vom Warnemünder Wintervergnügen machen konnte, stand abends nun auch die Erkundung des Nachtlebens auf dem Programm. Warnemünde ist ja nicht unbedingt als Partymeile bekannt, lädt mit seinen vielen kleinen Kneipen und Bars aber schon mal zu gemütlichen Abenden unter Freunden ein. Gleich am Freitag, dem ersten Tag des Wintervergnügens, sollte dazu ein kleines Musikfestival stattfinden. In vier Bars und Cafés in direkter Leuchtturmnähe wurden zwischen 20 und 24 Uhr Live-Konzerte in gemütlicher beheizter Atmosphäre gegeben. Über Pop, Rock, Blues und Rock’n Roll müsste für jeden Besucher etwas dabei gewesen sein. Als ich also am Freitagabend im nächtlichen Warnemünde ankomme, habe ich eigentlich fest mit lauten Schlagzeug- und Gitarrensounds aus den umliegenden Kneipen gerechnet. Stattdessen erwartet mich eine fast schon beängstigende Ruhe, die mich zweifeln lässt, ob die Veranstaltung überhaupt stattfindet. Dafür scheint am Strand noch einiges los zu sein. An der Strandoase feiern noch recht viele Besucher bei Glühwein und Lagerfeuer in die Nacht hinein, Musik aus den umstehenden Lautsprechern verbessert zusätzlich die Feierstimmung. Leider ist die nächtliche Strandoase nicht mein eigentliches Ziel, sodass ich schweren Mutes wieder Richtung Leuchtturm ziehe. Mit dem Programm im Gepäck suche ich die erste der vier Locations auf, die ich nach Möglichkeit heute alle einmal ansehen will. Das erste Ziel meiner Route ist „Kläusi’s Kartoffelstube“, praktischerweise direkt am Leuchtturm unweit des Informationszentrums der Seenotretter gelegen. Kaum bin ich durch die Tür getreten, komme ich überrascht auch gleich wieder zum Stehen. Auf gefühlten acht Quadratmetern wurden hier nicht nur eine Bar und einige Tische aufgestellt, sondern auch noch einige Musiker in die Ecke gequetscht. Michael Treptow gibt hier mit Gitarre Blues und Rock zum Besten. Obwohl sicher noch keine zehn Gäste im Restaurant sitzen, kriege ich schon vom an der Tür stehen Platzangst. Nach dem obligatorischen Beweisfoto für meine Anwesenheit stehe ich auch schon wieder draußen auf der Straße, wo ich erleichtert nach Luft schnappe. Der nächste Veranstaltungsort ist das Coaast-Rockcafé, nur wenige Türen von der Kartoffelstube (Stube!!) entfernt. Der Plattenladen wirkt auf den ersten Blick schon ziemlich gemütlich, die Wände sind mit eingerahmten Plakaten vergangener Musiker geschmückt. In der hintersten Ecke des schmalen Raumes gibt es Rock unplugged von Mark Hantusch, bei einem Eintreffen wird gerade Johnny Cash’s Version von „Personal Jesus“ gecovert. Die Atmosphäre ist etwas stickig aber sympathisch, jeder scheint hier jeden zu kennen. Aber obwohl ja angeblich in der kleinsten Hütte Platz ist, sind auch hier die Sitzplätze äußerst rar, sodass ich mich nach einer Weile hoffnungsvoll zu meinem nächsten Ziel aufmache. Wenn das so weiter geht, bin ich heute wohl noch unverhofft früh zu Hause. Da ich erstmal blind an der „Stranddiele“ vorbei laufe, ist meine nächste Station das „Hurricane“, welches direkt neben dem Hotel Hübner liegt. Das Restaurant ist groß und geräumig, an mangelndem Platz wird es hier also wohl nicht scheitern. Und tatsächlich sind nur wenige Gäste hergekommen, um bei Vollverpflegung die Live-Musik zu genießen. An der Band kann das jedenfalls nicht liegen. Jackbeat spielen mit Schlagzeug, E-Gitarre und Bass das volle Programm aus mitreißendem Beat, Rock und Rock’n Roll, eben genau wie ich es anfangs hoffnungsvoll erwartet hatte. Zu meiner großen Überraschung ist die Band an der Gitarre mit RPS-Chef Christian Hänsel und am Bass mit meinem langjährigen Gitarrenlehrer Pierre Sandeck besetzt. Dieser Auftritt ist aus meiner Sicht das unangefochtene Highlight des ganzen Abends, sodass ich bei guter Unterhaltung und Verpflegung noch eine ganze Weile dort verbringe. Leider hab ich immer noch nicht alle Live-Auftritte gesehen, und obwohl die letzte der vier Bands längst keine unbekannte Größe mehr für mich ist, muss ich mich schließlich doch vom „Hurricane“ verabschieden. Gerade als ich an den dunklen Ständen an der Strandpromenade vorbei eile und von irgendeinem Betrunkenen rufend verfolgt werde, erscheint plötzlich die „Eisdiele“ wie eine rettende Oase direkt vor meinen Augen. In reizvollem Jugendstil-Ambiente hat hier die Band Spill ihren Live-Auftritt. Viele dürften sich noch an ihren Auftritt beim Leuchtturm in Flammen erinnern. Mit E-Gitarre und elektrisch verstärktem Kontrabass spielen die Warnemünder bekannte Cover aus Country, Rock und Pop vor dem begeisterten Publikum. Mit vielen neuen Eindrücken und Bildern mache ich mich durch das nachtschwarze Warnemünde auf den Heimweg. Hoffentlich bleibt uns das Warnemünder Wintervergnügen im nächsten Jahr erhalten, darf sich noch größerer Bekanntheit und Besucherzahlen erfreuen und kann sein Programm dann noch erweitern.
6. Februar 2010 | Weiterlesen
1. Warnemünder Wintervergnügen
Jetzt, wo endlich das lang ersehnte Tauwetter einsetzt und es Hoffnung auf den Frühling gibt, haben sich die Warnemünder zur Feier der Saison noch einmal richtig etwas einfallen lassen. Um Einheimische wie Touristen nach Weihnachten und dem „Leuchtturm in Flammen“ erneut bei frostigen Temperaturen für das Ostseebad erwärmen zu können, findet an diesem Wochenende das 1. Warnemünder Wintervergnügen statt. In diesem Rahmen wird von Freitag bis Sonntag jeweils ganztägig so allerhand in Warnemünde geboten. Hauptschauplätze sind vor allem der Strand, der Leuchtturmvorplatz sowie die Strandpromenade. Schon an der Brücke über den Alten Strom weist ein großes Schild über den Köpfen der ankommenden Menschenmassen auf das Ereignis hin. Interessierte finden dort auch das Programm für das ganze Wochenende, alle anderen werden spätestens beim Eintreffen am Leuchtturm auf die Veranstaltung aufmerksam. Direkt auf dem Leuchtturmvorplatz wurde die sogenannte Wintertaverne aufgebaut. Verschiedene Stände im Fachwerkstil wurden dort unter einer gemeinsamen Überdachung zusammengeschlossen und bieten den Besuchern so Schutz vor Wind und Wetter. Bei wärmender Heizung lassen sich Speis und Trank sowie regionale Köstlichkeiten, handgefertigter Schmuck und Kleidung noch viel gemütlicher genießen. Vor der schönen maritimem Kulisse mit dem Warnemünder Leuchtturm wurden außerdem entlang der Strandpromenade die altbekannten Stände mit Glühwein, Bratwurst, Lebkuchenherzen (ja immer noch) und einigen anderen warmen Leckereien aufgestellt. Ganz am Ende der Reihe findet sich auch ein Stand mit eingetüteten Bonbons wieder, die je nach Zeit und Region von Oma, aus Polen oder Bayern stammen sollen. Direkt im Schatten des Leuchtturms wurde zum sportlichen Vergnügen eine künstliche Spritzeisbahn errichtet. Dank milder (Frühlings-) Temperaturen kann diese allerdings noch nicht in Gang gesetzt werden, wird aber, genauso wie die Wintertaverne, noch die nächsten zwei Wochen dort stehen bleiben und auf die Rückkehr des Winters warten. Am Strand schien mindestens genauso viel los zu sein wie auf der Promenade. Einige besonders mutige Männer stemmten sich mit großen Lenkdrachen gegen den Wind und der schneebedeckte Strand lud (mit oder ohne Hund) zu ausgedehnten Winterspaziergängen ein. Das eigentliche Highlight am Strand war aber die eigens fürs Wintervergnügen errichtete Strandoase. Etwa auf Höhe des Leuchtturms wurden mitten im Sand zwei gewaltige aufblasbare Iglus aufgebaut, die in ihrem Inneren mit Bar und Strandkörben zum Trinken einluden. Draußen waren viele weitere Strandkörbe neben den obligatorischen Glühwein- und Bratwurstbuden im Halbkreis aufgestellt. Gegen Nachmittag entzündete die freiwillige Feuerwehr in der Mitte ein großes Lagerfeuer, welches bei langsam untergehender Sonne für warme Gedanken und romantische Gefühle sorgte. Zur großen Überraschung der Besucher erschienen auch die Reiter der Pferdefreunde Ostseeküste e.V. heute schon am Strand. Weil das Wetter so günstig war, hätten sie sich spontan entschieden, auch heute einen Beitrag zum Programm des Wintervergnügens zu leisten. Ein fantastischer Anblick, über den ich jetzt noch seitenweise schreiben könnte, allerdings bekommt dieser Programmpunkt morgen einen ganz eigenen Blog. Ihr dürft schon mal gespannt sein!
5. Februar 2010 | Weiterlesen
Tanja Kinkel: „Im Schatten der Königin“
Nachdem die Eröffnung für mich ja völlig überraschend kam, hab ich mich 2 Tage später schon ganz gut an unsere neue Weiland-Buchhandlung in Kröpi-Nähe gewöhnt. Die neue Fassade passt toll ins Stadtbild und wenn man mal zwanzig Minuten Zeit hat, um sein Buch weiter zu lesen, ist Weiland von der Straße aus auch besser zu erreichen als Thalia im KTC. Damit hab ich mich vermutlich gerade als neuer Stammkunde geoutet… Am Donnerstagabend fand schon die zweite Lesung in der neuen Buchhandlung statt und damit ein kleines Kontrastprogramm zur vorherigen mit Hellmuth Karasek. Die erste Auffälligkeit war die drastische Reduzierung der Stuhlreihen fürs Publikum. Dabei stellt sich die Frage, ob der große Andrang vom letzten Mal am Autor oder der Neueröffnung lag. Und zum anderen wurden die kostenlosen Getränke diesmal in vornehmen Gläsern aus Glas statt Plastik serviert. Tatsächlich lassen sich die Gäste erst nur an zwei, schließlich aber an ganzen drei Händen abzählen. Während draußen vor dem dunklen Fenster noch träge das Band roter Werbeluftballons im Wind auf und ab schwebt, wird die Rolltreppe endlich ausgeschaltet und die Lesung kann beginnen. „Im Schatten der Königin“ ist Tanja Kinkels dreizehnter Roman. Über diese Zahl kann man jetzt streiten wie man will, der Titel und das Buchcover sehen jedenfalls schon mal vielversprechend aus. Eigentlich erscheint der Roman erst Mitte des Monats offiziell, die Lesung ist also die einmalige Gelegenheit einer Vorabpremiere. Wie der Titel schon andeutet, handelt es sich um einen historischen Roman, der im 16. Jahrhundert in England spielt. Eines schönen Sonntags stürzt die junge Amy Robsart unter mysteriösen Umständen die Treppe hinunter und verunglückt dabei tödlich. Hauptverdächtiger ist sofort ihr Ehemann Robert Dudley, der sich Hoffnungen auf die Hand der Königin Elisabeth I. macht und seine Gattin loswerden musste. Thomas Blount, Dudleys engster Vertrauter, will Amys Tod unter allen Umständen aufklären, um Dudley zu schützen. Aber auch Kat Ashley, die Gouvernante der Königin, muss unbedingt die Wahrheit herausfinden. In dem Buch gibt es zwei Ich-Erzähler, zuerst Thomas Blount und später Kat Ashley. Tanja Kinkel verspricht, dass am Ende des Romans nicht nur Amys Tod aufgeklärt wird, sondern der Leser auch von den Reaktionen der einzelnen Personen überrascht sein wird. Neben ihrem erstmaligen Experiment mit den Ich-Erzählern, hat der Roman auch den kleinsten Handlungsrahmen von allen, nämlich nur eine Woche. Nachdem sie einige Abschnitte aus ihrem Buch vorgelesen hat, erzählt Tanja Kinkel von dem Aufwand, der hinter jedem ihrer historischen Romane steckt. Zwei Jahre lang arbeitet sie an jedem Buch, davon sind 1,5 Jahre Recherche und ein halbes Jahr Schreiben und Korrektur. Bei der Recherche entscheidet sie über die Figuren und versucht sich ihnen anzunähern. Außerdem verreist die Autorin ausgesprochen gern und besucht nach Möglichkeit die Handlungsorte ihres Buches, um sich vor Ort Beschreibungen aus früherer Zeit zu besorgen. Viel zu schnell ist die spannende Lesung vorbei. Obwohl nur wenig Besucher gekommen waren, schienen diese umso mehr von der Autorin überzeugt und ließen sich zu großen Teilen ihr Buch signieren. Bei vergleichsweise mildem Tauwetter gestaltete sich gestern sogar der anschließende Heimweg wieder erträglich.
5. Februar 2010 | Weiterlesen
Kita „Haus Sonnenblume“ wiedereröffnet
Laut einer aktuellen Studie gibt es in Ostdeutschland zu wenig Personal in Kindertagesstätten. Besonders bei uns im Nordosten sind die Kitas sehr schlecht besetzt, so kommen hier rechnerisch 13,4 Kinder auf einen Betreuer, in Bremen dagegen werden nur 8 Kinder von einem Erzieher betreut. Dafür, dass sich die Kinder trotz der ungünstigen Betreuungsregulation in ihrer Kita wohl fühlen, wurde gestern Nachmittag ein wichtiger Schritt getan. Nach monatelanger Arbeit ist der Umbau der Kita „Sonnenblume“ in Lichtenhagen endlich abgeschlossen und das Haus neu und bezugsfertig. Zur feierlichen Wiedereröffnung waren nicht nur zahlreiche Kinder mit ihren Eltern gekommen, sondern auch Rostocks Oberbürgermeister Roland Methling. Nachdem er die gelungene Sanierung gelobt und seine Glückwünsche ausgesprochen hatte, wurde der symbolische Schlüssel an Petra Täubert übergeben, die die Einrichtung seit Mitte Januar leitet. Das neue Herzstück der Kita ist die große sonnendurchflutete Eingangshalle, die den Kindern nicht nur als Indoorspielplatz dienen wird, sondern auch als Veranstaltungsraum für Lichtenhagen zur Verfügung steht. Gleich nebenan wurde eine Kinderküche errichtet, in der die Kleinen künftig auch selbst am Herd stehen sollen. Außerdem wurden eine Sporthalle und ein Theaterraum gebaut, die ihren Teil zur positiven Entwicklung der Kinder beitragen sollen. Eine Sauna sowie ein Baumhaus auf dem 8000 Quadratmeter großen Außengelände sind im Laufe des Jahres noch geplant. Während der Umbauarbeiten wurden die Kinder von Juni bis Dezember letzten Jahres in Container hinter dem Haus umquartiert. Zu Beginn des neuen Jahres durften alle wieder zurück in die Einrichtung ziehen, die Strapazen gehören nun endgültig der Vergangenheit an und die Erleichterung ist Kindern wie Betreuern deutlich anzumerken. In den zwei Krippen- und sieben Kindergartengruppen der Kita „Haus Sonnenblume“ sind 160 von 174 verfügbaren Plätzen belegt. Im Laufe der Sanierung wurde ein Gruppentrakt behindertengerecht umgebaut, in dem zwei integrative Gruppen für Kinder mit erhöhtem Förderbedarf betreut werden können. Auch die sprachliche Entwicklung für Kinder mit Migrationshintergrund wird dort besonders gefördert. Die Kita erstrahlt nun außen wie innen in neuem Glanz und wird von nun an hoffentlich nicht nur zur steigenden Attraktivität des Stadtteils beitragen, sondern auch vielen Kindern in Lichtenhagen den Alltag verschönern.
4. Februar 2010 | Weiterlesen
Premiere „Die Wanze“ im Volkstheater Rostock
Fast eine Woche nach Beginn der lokalen Unwetterkatastophe ist die Lage immer noch unverändert, oder dank anhaltendem Schneefall eher noch schlechter. Ein Ende scheint nicht in Sicht, ganz im Gegenteil – das Schneechaos soll sich angeblich noch bis Ostern hinziehen. Für das Finden der bunten Ostereier dürfte das einen riesengroßen Vorteil bedeuten, aber bei dem dünnen Geschenkpapier müssen wir uns wohl noch etwas einfallen lassen. Unter der dicken Schneeschicht haben die Frühblüher auch eher schlechte Karten, die Gartensaison verschiebt sich dieses Jahr wohl um einige Wochen (Monate?) nach hinten. Für warme Gedanken und Vorfreude auf die Gartenzeit sorgte dafür das Theaterstück „Die Wanze – Ein Insektenkrimi“, das am frühen Mittwochvormittag seine Premiere feierte. Für mich war es gleich in zweifacher Hinsicht eine Premiere, da ich nicht nur das Stück zum ersten Mal sah, sondern auch nie zuvor im Ateliertheater des Volkstheaters war. Viel Zeit zum Genießen der Räumlichkeiten blieb allerdings nicht, da ich mich (Schneechaos sei Dank) ziemlich verspätet hatte. Die wenigen Reihen des Ateliertheaters waren voll besetzt und die meisten Gäste schienen Kinder zu sein. „Die Wanze“ ist ein Ein-Mann-Stück, gespielt von Dirk Donat, der selbstverständlich sämtliche Rollen des Stücks selbst übernimmt. Das Bühnenbild ist vergleichsweise einfach gehalten, Nebendarsteller werden durch veränderte Körperhaltung und Stimmlage oder Gegenstände dargestellt. Hauptfigur des Stückes ist der Käfer Muldoon, genannt „die Wanze“. Als im Garten rätselhafte Dinge passieren, die bedrohliche Spinne neuerdings immer auf der Terrasse auftaucht und Ameisen spurlos verschwinden, wird dem Ameisenvolk Angst und Bange. Muldoon wird von der Ameisenkönigin höchst persönlich als Privatdetektiv beauftragt, um dem Problem auf den Grund zu gehen. Wie man es von einem richtigen Krimi erwartet, stößt Muldoon dabei auf jede Menge Widerstand, gerät in tödliche Gefahr, wird erbarmungslos verfolgt und entdeckt schließlich, dass alles noch ein wenig komplizierter und verstrickter ist, als er anfangs gedacht hatte. Obwohl für die Proben der „Wanze“ nur 3 Wochen Zeit blieben, spielt Dirk Donat jede seiner Rollen fantastisch und sehr überzeugend. Das Stück wird ab 9 Jahren empfohlen und ist für Kinder wie auch Erwachsene sehenswert. Die nächsten Gelegenheiten bieten sich dazu am 07.03. und 14.03. um 18:00 Uhr sowie am 16. März um 10:00 Uhr im Ateliertheater. Da bei der Premiere leider keine Fotos gemacht werden durften, bedanken wir uns recht herzlich beim Volkstheater Rostock, dass sie uns ihre Fotos von Dorit Gätjen für den Artikel zur Verfügung gestellt haben.
3. Februar 2010 | Weiterlesen
Hellmuth Karasek „Ihr tausendfaches Weh und Ach“
Gleich am ersten Tag und noch vor der offiziellen Eröffnung wurde in der neuen Weiland-Filiale gegenüber vom KTC eine Lesung veranstaltet. Die neue Buchhandlung schien ja ganz schön für Aufregung gesorgt zu haben, immer wieder konnte ich Menschen beobachten, die vergeblich vor den großen Glastüren standen. Doch vor der Eröffnung und außerhalb der Lesung gab es für potentielle Kunden leider noch keinen Einlass. Dafür war die Begeisterung und der Andrang neugieriger Besucher kurz vor Beginn der Veranstaltung umso größer. Viele Gäste waren gekommen, um nicht nur die Lesung zu besuchen, sondern auch vor allen anderen die nagelneuen Räumlichkeiten zu begutachten. Meine Befürchtung bezüglich des sauberen Teppichbodens schien sich allerdings nicht zu bestätigen – oder jedenfalls noch nicht. Mit der hell erleuchteten Rolltreppe fährt der Gast bequem ins Obergeschoss, wo ihn inmitten der hohen Bücherregale bereits zur Hälfte gefüllte Sitzreihen erwarten. Bei einem kostenlosen Glas Wein, Saft oder Wasser lässt es sich entspannt umschauen und auf den Beginn der Lesung warten. Ich habe großes Glück und ergattere gerade noch einen Platz in der dritten Reihe, von wo aus man das Geschehen vorne ganz gut im Blick hat. Hellmuth Karasek begrüßt uns mit der Feststellung, er sei überrascht, dass so viele Zuschauer gekommen seien und dass er selbst auch in Rostock angekommen sei. Er war erst am selben Tag mit der einzigen Bahn von Hamburg hierher gefahren und wäre bis zum Ende nicht sicher gewesen, ob er überhaupt ankäme. Zur Einleitung in sein aktuelles Buch erzählt er aus den 50er Jahren in den USA, von Marilyn Monroe und dem Scheitern ihrer Ehe, von der Gleichberechtigung der Frau in der DDR. Dass durch die Einführung der Pille zwar die Trennung von Lust und Vermehrung möglich wurde, das Maß von Glück und Unglück seit ihrer Popularität (und deren Folgen) allerdings gleich blieb. Anschließend liest Hellmuth Karasek einige Kapitel aus seinem Buch „Ihr tausendfaches Weh und Ach – Was Männer von Frauen wollen“ vor. Dieses Werk ist laut Karasek ein „Rückblick auf die trostlose Verlustsituation“, die er früher mit Frauen erlebt habe. Es gäbe viele Parallelen zu seinem eigenen Leben, einiges wurde dabei aber umgeändert, meistens jedoch nicht zum Vorteil der Erzählerfigur. Aus vielen Geschichten entsteht so eine einzige Geschichte über 50 Jahre Geschlechterkampf. Dass vor allem der Mann es an der Seite der emanzipierten aufstrebenden Frau nicht immer einfach hatte, wird schnell deutlich. Karasek schildert humorvoll seine Selbstversuche in der unbekannten Welt der Frauen, die keineswegs immer glücklich und erfolgreich verliefen. Zum Abschluss der Lesung gibt er noch einen Witz zur Emanzipation der Frau zum Besten. Derzeit arbeitet Karasek an einem eigenen Buch über Witze, der Erscheinungstermin dieses Werkes ist allerdings noch unklar („hoffentlich noch zu Lebzeiten“). Laut Freud geben Witze Einblicke in verborgene Gedanken, Karasek sieht in ihnen vor allem den Zusammenhang mit aktuellen Problemen und Konflikten. Nach der Lesung ist der Autor gern noch bereit („ein Autor macht nichts lieber“) seine Bücher zu signieren und Fragen der Leser individuell zu beantworten. Hinaus aus der wohligen Wärme geht es wieder rein ins nächtliche Schneetreiben, ein Ende des Unwetters ist wohl noch nicht abzusehen.
3. Februar 2010 | Weiterlesen



