Neueste Nachrichten aus Rostock und Warnemünde

Kultur aus dem Hut 2010

Kultur aus dem Hut 2010

Wem beim Eis essen in der Rostocker Innenstadt plötzlich von einem laufenden Kontrabass auf die Schulter geklopft wurde, der musste zumindest am Freitag und heute keine Angst haben, verrückt geworden zu sein. Denn in diesem Fall wurde man gerade zu einem Teil des beliebten Rostocker Kleinkunstfestivals „Kultur aus dem Hut“, das wie in den vergangenen Jahren während des Kunsthandwerkermarktes für besondere Unterhaltung sorgte. „Er ist ein bisschen ungezogen“, kommentierte Robert Pawlik schulterzuckend das Verhalten seines Kontrabasses „Basso“ und bahnte sich weiter seinen Weg durch das Getümmel. Auch wenn ihre offizielle Vorstellung zu diesem Zeitpunkt bereits zu Ende war, machte sich das deutsch-schweizerische Duo „Basso Doble“ einen Spaß daraus, in der Fußgängerzone weiterhin ein wenig für Aufsehen zu sorgen. Wobei der Kontrabass nicht immer das tat, was sein Herrchen von ihm verlangte. Sechs verschiedene internationale Künstler traten im Rahmen des Festivals auf dem Universitätsplatz auf und konnten gestern und heute das Publikum mit ihren Showeinlagen begeistern. Die Vorstellungen dauerten jeweils eine halbe Stunde und es wurde durchgängig Programm geboten – von mittags bis abends. Da wäre beispielsweise die Künstlergruppe „Irrwisch“, die mit ihrem Stelzentheater mal begleitet von einer rollenden Discobar die 70er zurückbrachte, mal im Anzug als „Wegenstreits Gäste“ für ein wenig Chaos sorgte. Der niederländische Puppenkünstler Steven L. Groenen spielte dagegen „Francois Blanc“, einen französischen Künstler, der stets bemüht war, Passanten als Modelle für seine Werke zu gewinnen. Das „Wall Streettheater“ versuchte dagegen dem Publikum ein wenig die englische Kultur näher zu bringen. Herr Schultze und Herr Schröder präsentierten dabei eine Mischung aus Comedy und Artistik, die in dieser Form einzigartig sein dürfte. Egal ob „English Breakfast“ oder „Chinese Handstand“, das Duo präsentierte sich wie englische Gentleman, auch wenn bereits der „Handshake“ zur Begrüßung nicht reibungslos verlaufen wollte. Ein ganz anderes Schauspiel dagegen bot El Diabolero, der, wie der Name bereits erahnen lässt, Tricks und Kunststücke mit seinen Diabolos zeigte. El Diabolero, der eigentlich Abraham Thill heißt, führte in seiner Show beeindruckende Tricks mit zwei Diabolos auf einer Schnur vor, sowie Würfe mit bis zu 35 Metern Höhe, was ungefähr doppelt so hoch ist, wie die umliegenden Häuserfassaden. Besonderen Wert legte er während seiner Aufführung auch auf die Interaktion mit dem Publikum, dass er mit seinem Humor stets mit einbezieht. Einbezogen, wenn auch auf ganz andere Art und Weise, wurde das Publikum auch durch den Auftritt des Theater Mowetz als Herr „Blahatsch“. Bei der Figur des „Blahatsch“ handelt es sich um einen wenig attraktiven Mann mit schwarzem Anzug, dicker Brille und schiefen Zähnen. Unterwegs ist er auf Rollschuhen und einem motorisierten Einrad, seiner sogenannten „Maschin“. Berührungsängste kennt Blahatsch nicht und so kann jeder Anwesende vom Würstchenverkäufer bis zum arglosen Passanten Teil seiner Show werden. Ein wenig erinnert er dabei an Mr. Bean. Insbesondere Radfahrer versuchte er inständig dazu zu bewegen, es ihm gleich zu tun und eine Runde auf der Bühne mit ihm zu drehen. Wer sich darauf einließ, wurde auch entsprechend belohnt – z.B. mit einer Lauchzwiebel. Letztendlich wird es dem Geschehen auf der Showbühne kaum gerecht, es in Worten zu beschreiben, man muss es schon selbst gesehen haben. Wer das Vergnügen dazu hatte, der dürfte jedenfalls einen sehr kurzweiligen Nachmittag erlebt haben. Jede Vorstellung hatte ihren ganz eigenen Charme und man kann den Veranstaltern nur zur Auswahl der Künstler gratulieren und sich auf die nächste Auflage von Kultur aus dem Hut freuen.

21. August 2010 | Weiterlesen
13. Kunsthandwerkermarkt in Rostock

13. Kunsthandwerkermarkt in Rostock

Nicht nur in Warnemünde gibt es in diesen Tagen einen Kunsthandwerkermarkt zu besuchen, auch Rostock hat diesbezüglich einiges zu bieten. Zwischen Universitätsplatz und Klosterhof haben sich über 60 Aussteller aus der Region, aber auch aus Berlin, Cottbus, Dresden oder Leipzig eingefunden, um ihre Werke der Öffentlichkeit zu präsentieren und natürlich auch zum Verkauf anzubieten. Der weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Markt findet am heutigen Samstag und gestrigen Freitag bereits zum 13. Mal statt. Für zusätzliche Unterhaltung sorgt auch in diesem Jahr das beliebte Kleinkunstfestival „Kultur aus dem Hut“. Bei über 60 Austellern ist die Vielfalt entsprechend breit gefächert. Egal ob Werke aus Keramik, Glas, Holz, Textil oder auch Gold- und Silberschmuck, für jeden Liebhaber von Kunsthandwerk dürfte etwas dabei sein. Auch exotisches, wie die Raku-Keramik, eine keramische Brenntechnik aus Japan, lässt sich finden. Bei dieser Technik werden die Gefäße nach dem 2. Brand aus dem Ofen genommen und in einen Behälter mit Holz, Laub oder Stroh gegeben. Das Verfahren wirkt sich in besonderer Weise auf den Ton und die Glasurfarbe aus, außerdem kann es zu Abdrücken des Laubs oder Strohs auf den Gefäßen führen. „Man weiß nie genau, was passiert“, beschreibt Dagmar Geissler das Faszinierende an der Technik, da bereits ein Windstoß beim Öffnen des Behälters die Struktur verändern kann. Aber es werden nicht nur Kunstwerke angeboten, wer möchte kann auch selbst aktiv werden oder so manchem Künstler bei der Arbeit über die Schultern schauen. Bei Hans-Hilmar Koch können sich Kinder, aber auch interessierte Erwachsene am Buchdruck ausprobieren und Postkarten drucken oder das Bleisetzen versuchen. Schräg gegenüber bearbeitet unterdessen Udo Richter seine Klangschalen aus Aluminiumguss. Als Form für die Schalen verwendet der Metallplastiker Lampenschirme von ehemaligen Güterbahnhöfen. Auch ein kleines Experiment hatte er gestern mit dem Raku-Keramiker Jan Mauersberger in Arbeit: eine Raku-Schale mit Aluminiumglasur. Die dürfte zwar nicht klingen, dafür aber optisch etwas Besonderes sein. Die Aussteller zeigten sich am Freitag sehr zufrieden mit der Besucherresonanz. Bei strahlendem Sonnenschein durften sie sich bereits am Vormittag über regen Betrieb auf dem Universitätsplatz und im Klosterhof freuen. Für gewöhnlich werden die meisten Besucher erst am Samstag erwartet. Heike Hünniger, die schon seit Beginn des Kunsthandwerkermarktes mit Werken aus ihrer Keramikwerkstatt dabei ist, freute sich zudem über die gebotene Vielfalt des Marktes: „Dieser Markt ist genial, weil von jeder Richtung etwas dabei ist.“ Und da auch heute das Wetter bestens mitspielt, steht einem erfolgreichen zweiten Tag nichts im Wege. Wer also heute Nachmittag noch nichts vorhat, der sollte sich einmal in die Rostocker Innenstadt begeben und dem Kunsthandwerkermarkt und dem Kleinkunstfestival Kultur aus dem Hut einen Besuch abstatten. Es lohnt sich.

21. August 2010 | Weiterlesen
15. Internationale Meisterkurse an der HMT Rostock

15. Internationale Meisterkurse an der HMT Rostock

Bevor aus einem musikalischen Talent ein erfolgreicher Künstler wird, bringt es viele Lehrjahre hinter sich. Sich auf diesem Weg an bereits Etablierten des Fachs zu orientieren, ist bestimmt keine schlechte Idee. Wenn diese sich dann auch noch die Zeit nehmen und ihr Wissen an die Nachwuchsmusiker weitergeben, umso besser. Diese Möglichkeit bietet sich in den nächsten Tagen auf dem Sommercampus in der Hochschule für Musik und Theater (HMT) Rostock. In Zusammenarbeit mit den Festspielen Mecklenburg Vorpommern hat die Hochschule vom 19. bis zum 27. August die „15. Internationalen Meisterkurse“ für klassische Musik organisiert. Renommierte Künstler wie Anna Tomowa-Sintow (Gesang), Konstanty Andrzej Kulka (Violine), Jonas Bylund (Posaune), Michael Höltzel (Horn und Kammermusik) und Matthias Kirschnereit (Klavier) sind nur einige der Dozenten, die im historischen Ambiente des Katharinenstifts in den nächsten Tagen konzentriert mit den Nachwuchsmusikern üben werden. 80 fortgeschrittene Musikstudenten aus 17 Nationen werden dafür ihre Sommerferien nutzen und an den Meisterkursen des Sommercampus teilnehmen. Darunter auch Jinho Moon aus Südkorea. Der 23-jährige Student der HMT freut sich schon auf den Klavier-Kurs von Matthias Kirschnereit. Am Donnerstag besuchte er schon einmal mit seiner Kommilitonin Aya Matsushita aus Japan das Eröffnungskonzert des Sommercampus‘ im Katharinensaal. Vier Solisten präsentierten hier ihr musikalisches Können. Trotz ihrer Jugend können sie schon eine lange Liste an internationalen Preisen vorweisen und haben mit bedeutenden Orchestern weltweit zusammengearbeitet. Unter der Leitung von Wojciech Rajski wurden sie von der Polnischen Kammerphilharmonie Sobot begleitet. Den Auftakt machte der Japaner Fumiaki Miura an der Geige mit dem vierten Konzert für Violine und Orchester von Wolfgang Amadeus Mozart. Im Verlaufe des Abends wurden die Streichinstrumente dann immer größer. Es folgte an der Bratsche Wen Xiao Zheng. Dass der Chinese sein Instrument überzeugend beherrscht, zeigte er mit Franz Anton Hoffmeisters Konzert in D-Dur für Viola und Orchester. Nach einer Pause begeisterte dann Benedict Kloeckner auf seinem Cello das Publikum. Das Pezzo Capriccioso für Violoncello und Orchester reichte den Zuhörern jedoch nicht, sodass er nicht ohne die Zugabe der Ungarischen Rhapsodie von David Popper und unter kräftigem Applaus die Bühne verlassen durfte. Zum Schluss dann das größte der vier Soloinstrumente: der Flügel. An ihm nahm die Detmolderin Annika Treutler Platz und stellte ihre gefühlvolle Interpretation von Dimitri Schostakowitschs Konzert Nr.1 für Klavier, Trompete und Streicher vor. Unterstützt wurde sie dabei an der Trompete von Gábor Boldoczki, dem Preisträger in Residence 2010 der Festspiele MV. Das Publikum hatte den musikalischen Abend hörbar genossen und bedankte sich am Ende mit ausgiebigem Beifall bei den Akteuren. Auch die beiden Musikstudenten Jinho Moon und Aya Matsushita waren vom Konzert angetan. „Sehr interessant“, meinten die beiden nach dem Eröffnungskonzert und waren besonders von der Virtuosität Benedict Kloeckners beeindruckt. Für ihren eigenen Weg als Musiker versprechen sie sich auch in den kommenden Tagen des Sommercampus noch einige Anregungen. In den Sommercampus eingebettet sind neben den öffentlichen Proben auch zahlreiche Konzerte. Darunter das Dozentenkonzert am 22. August um 17 Uhr in der Nikolaikirche und das Sommercampus-Abschlusskonzert am 27. August im Katharinensaal der HMT.

20. August 2010 | Weiterlesen
Eisbrecher „Stephan Jantzen” im Rostocker Stadthafen

Eisbrecher „Stephan Jantzen” im Rostocker Stadthafen

Jetzt, wo die Anzahl der Traditionsschiffe im Stadthafen wieder überschaubar geworden und die Reizüberflutung der Hanse Sail vorbei ist, gibt es eine besondere Chance, einmal tiefer in maritime Themen einzusteigen. Und das in mehrfacher Hinsicht: Zum einen kann man natürlich jederzeit in den Eisbrecher „Stephan Jantzen” steigen und sich durch das 45 Jahre alte Schiff führen lassen. Zum anderen kann man dort auch interessanten Vorträgen lauschen und so in die Welt der Seefahrt „einsteigen”. Beides lohnt sich und bringt ganz unterschiedliche Facetten zutage. Bei einer Führung kann man erleben, wie es gewesen sein muss, auf dem größten deutschen Eisbrecher seinen Dienst zu verrichten. Das Schiff, in Leningrad gebaut, wurde 1968 in Dienst gestellt und war 37 Jahre aktiv – erst in Rostock, dann in Stralsund. 2009 wurde es unter großen Anstrengungen des eigens gegründeten gemeinnützigen Vereins „Interessengemeinschaft Eisbrecher Stephan Jantzen e. V.” zuerst nach Warnemünde und schließlich in den Stadthafen geholt. Für alle, die mal eine etwas ausgefallenere Location suchen, ein kleiner Tipp: Die Stephan Jantzen oder besser ihre Offiziersmesse kann auch für Festivitäten gemietet werden. Beim Gang durch das Schiff gelangt man früher oder später in den eindrucksvollen Maschinenraum. Drei große, jeweils 2.200 PS starke dieselelektrische Aggregate schlummern hier, die normalerweise die Propeller (zwei am Heck, einer am Bug) antreiben. Das Besondere an diesen Aggregaten ist, wie mir der technische Wachoffizier Stefan Abel erklärt, dass es sich um einen Gegenkolben-Zweitaktmotor handelt, der dank seiner vibrationsarmen Arbeitsweise auch gerne auf Kreuzfahrtschiffen zum Einsatz kommt. Mein Fachwissen hält sich zwar in sehr, sehr überschaubaren Grenzen. Die Erläuterungen des Ingenieurs, der immer noch auf einem Gastanker zur See fährt, rufen aber lebhafte Bilder hervor, wie es gewesen sein muss, diese Maschinerie intakt zu halten. Er durfte dies schon als Lehrling und kennt daher (fast) jede Schraube der Stephan Jantzen. Wen einmal der Hunger nach maritimem Wissen und Erfahrungen gepackt hat, der sollte nicht nur solch eine Führung, sondern am besten einen der vielen Vorträge an Bord der „Stephan Jantzen” besuchen. Regelmäßig referieren Fachleute über extrem abwechslungsreiche Themen. So wurde zum Beispiel schon behandelt, ob man Möwen – gehasst und geliebt, wie sie sind – erziehen kann. Dieses Mal geht es – passend zu meiner Maschinenraumbesichtigung – um die Besonderheiten dieser Motorenart. Ganz klar etwas für Technikbegeisterte, ist der Vortragende doch Maschinenbauprofessor. Bei den Verbrauchszahlen – 180 Gramm Diesel und drei Gramm Öl pro PS und Stunde – wundert sich aber nicht nur der Fachmann, da staunt auch der Laie. Auch wenn es dieses Mal ein wenig zu technisch war, die nächsten Termine sind schon vorgemerkt: Am 9. September wird es um die Schlacht von Midway gehen und am 23. September um die DDR-Hochseefischerei. Das Besondere an diesen Vorträgen sind die Fachleute, die sie halten. Ein in Japan aufgewachsener und auch schon unter amerikanischer Flagge gefahrener Fregattenkapitän, der nun mit der deutschen Marine unterwegs ist, wird sicherlich eine interessante Perspektive auf die erste Flugzeugträgerschlacht der Geschichte bieten können. Und über Tauschgeschäfte der Marke „Fisch gegen Kokosnüsse” in Afrika und Kuba kann der ehemalige Hochseefischer Horst Seffner, der selbst 15 Jahre dort verbracht hat, sicherlich am besten berichten. Mit solch interessanten Themen werden bestimmt noch einige Gäste den Weg auf dieses Stück deutscher Seefahrtsgeschichte finden, die 40 ehrenamtlichen Mitarbeiter freuen sich in jedem Fall, ihre Erfahrungen zu teilen.

19. August 2010 | Weiterlesen
„Ich will Spaß oder wo bitte ist die Fernbedienung“

„Ich will Spaß oder wo bitte ist die Fernbedienung“

Nach meinem Ausflug ins Mittelalter am Dienstag bin ich ja schon etwas geübt im Zeitreisen. Gestern stand gleich wieder eine an. Diesmal ging es in die 80er Jahre, genauer gesagt ins geteilte Deutschland kurz vor dem Fall der Mauer. Das Mecklenburgische Landestheater Parchim gab sich in der Halle 207 des Rostocker Volkstheaters die Ehre und führte die 80er-Jahre-Revue „Ich will Spaß oder wo bitte ist die Fernbedienung?“ auf. Die Regisseurin Katja Mickan bediente sich dafür einer Vorlage des Autors Dirk Böhling und ergänzte dessen Familiengeschichte noch um eine ostdeutsche Perspektive. Worum geht es? Sven Wöhlermann (Conrad Waligura) lebt mit seiner Familie in der DDR am Ende der achtziger Jahre. Heimlich hat es sich für ein Moderatoren-Casting bei einem West-Fernsehsender beworben und erhält auch tatsächlich eine Einladung daran teilzunehmen. Jetzt hat er die Chance reich und berühmt zu werden, hofft zumindest seine Mutter (Sarah Kattih). Der Vater (Romeo Riemer) bleibt hingegen skeptisch. „Beim Klassenfeind den Schlager ansagen. Das kommt überhaupt nicht in Frage“, poltertet er: „Wie willst de denn rüber kommen?“ Das ist natürlich ein entscheidendes Problem, wenn man in der DDR wohnt. Aber es gibt noch ein weiteres. Um das Casting erfolgreich zu bestehen, muss Sven umfangreiches Wissen über die westdeutsche Fernsehlandschaft nachweisen. Aber, oh weh – die Fernbedienung für den Fernseher ist verschwunden und ohne sie funktioniert das Gerät wohl nicht. Was bleibt der Familie also anderes übrig, als zu improvisieren. So wird das Wohnzimmer in ein Fernsehstudio verwandelt und alles, was die popkulturelle Medienlandschaft in den Achtzigern so fabriziert hat, durchgekaut. Dazu gehören neben beliebten Fernsehserien, Filmen und Werbejingles natürlich auch viele Pop- und Schlagerklassiker. Selbst die harten Fakten aus Politik und Gesellschaft bleiben nicht unerwähnt. Allerdings werden diese nur der Vollständigkeit halber im Eiltempo aufgezählt. Ein kurzes „Ah ja, ich erinnere mich“ vom Publikum, dann der nächste Song, denn das Stück heißt schließlich „Ich will Spaß“ und da steht natürlich alles, was gute Laune verbreitet, im Mittelpunkt. So wird also das Bild der 80er heute geprägt. Und da wir uns im Osten Deutschlands befinden, wird auch den Errungenschaften der Schlagerkultur der DDR genügend Platz eingeräumt. Wer an der grell-bunten Ästhetik der Dekade Gefallen findet und das Radio bei den besten Hits aus den Achtzigern laut statt leise dreht, für den empfiehlt sich die Revue „Ich will Spaß oder wo bitte ist die Fernbedienung“. Allerdings sollte man auch nicht mehr erwarten, als man ohnehin schon durch das gefühlte zwanzig Jahre anhaltende Revival der achtziger Jahre in diversen Shows der öffentlich-rechtlichen und privaten Fernsehsender serviert bekommt. Wer die Programme allerdings sehen möchte und nicht kann, weil die Fernbedienung verlegt wurde, dürfte an den Vorstellungen in der Halle 207 Gefallen finden. Fast täglich können diese noch bis zum 29. August besucht werden.

19. August 2010 | Weiterlesen
Baustelle Vorpommernbrücke: Zeit zu überbrücken

Baustelle Vorpommernbrücke: Zeit zu überbrücken

Die Verkehrssituation in Rostock ist wohl für Viele derzeit eine gelungene Werbekampagne für das Radfahren und den öffentlichen Nahverkehr. Nicht nur, dass einige Straßen immer noch das Flair des vergangenen Winters versprühen, es wird auch noch an allen Ecken – oder eher doch nur an den wichtigen – gebaut. Dabei sind solche Erneuerungsmaßnahmen an sich ja etwas Begrüßenswertes. Gerade bei Brücken, die neben ihrer zugedachten Funktion auch noch gewissen Symbolcharakter besitzen. Rostock hat gleich mehrere davon, und in richtig gutem Zustand ist keine. Aber es wird, wie gesagt, daran gearbeitet und begonnen wurde nach dem langen Winter mit der Vorpommernbrücke. Heiko Tibertius vom Tief- und Hafenbauamt und Frank Bernhardt von der ausführenden Inros Lackner AG standen zum aktuellen Stand im Rathaus Rede und Antwort. Schon seit 2006 sind Sanierungsarbeiten an der Vorpommernbrücke angedacht, aber erst nach einer Hauptprüfung im Jahre 2008 mit einer eher schlechten Benotung wurden konkrete Maßnahmen eingeleitet. Man plante, die Arbeiten bis Ende 2010 abschließen zu können. Leider hat sich im Zuge erster Proben und Überprüfungen herausgestellt, dass der Sanierungsbedarf deutlich höher ist, als es die Bauunterlagen von 1986 vermuten ließen. Genauer gesagt fanden sich Diskrepanzen zwischen dem Soll-Zustand, der damals dokumentiert wurde und dem Ist-Zustand, wie bestimmte Teile gebaut wurden. Auf diese Ungereimtheiten ist auch die festgestellte deutlich höhere Schädigung der Bausubstanz zurückzuführen. So weist die Vorpommernbrücke, die eigentlich aus drei Brücken besteht, Durchfeuchtungen des Betons auf, weil Dichtungen nicht mehr funktionieren. Eine Betoninstandsetzung der beiden äußeren „Moorbrücken” genannten Brückenteile war gar nicht geplant gewesen, ist jetzt aber nötig. „Diese Schäden führten zu einem erheblich gestörten Bauablauf”, fasst Heiko Tiburtius das Geschehen zusammen. In den letzten Monaten sei ihm klar geworden, dass eine Fertigstellung in diesem Jahr undurchführbar ist. Auch die Übergänge zwischen dem Damm und der Brücke bereiten den mit der Instandsetzung beauftragten Ingenieuren der Schweriner Firma Jürgen Martens Sorgen, denn dortige Verstärkungen (Bewehrungen) des Betons sind mitunter stark korrodiert. So kommt es auch dadurch immer wieder zu Verzögerungen, wenn angesichts solcher Mängel zusätzliche Materialien bestellt werden müssen, von deren Montage ganz abgesehen. Man fragt sich natürlich, ob diese Mängel nicht schon vorher hätten festgestellt werden können. Dies hätte sich aber wegen des teilweise schweren Zugangs schwierig gestaltet, und Probebohrungen hätten auch wieder die Dichtungen beschädigt. Außerdem kann man nicht so einfach beurteilen, wo eindringendes Wasser hinläuft. Und von diesen Schwierigkeiten abgesehen, konnte die Baufirma von Anfang an aufgrund der beengten Platzverhältnisse nur mit einer begrenzten Anzahl an Bauarbeitern ans Werk gehen. Gefährlich wird es dadurch, dass immer wieder die Geschwindigkeitsbegrenzung missachtet wird. Alle Verzögerungen und zusätzlichen Arbeiten resultieren natürlich auch in höheren Kosten. Die 1,85 Millionen Euro, die eingeplant waren, werden um mindestens 500.000 Euro überschritten werden, erklärt der Leiter des Tief- und Hafenbauamtes auf Nachfrage. Ob noch mehr dazu kommt, lässt sich schwer abschätzen, da noch der Tiefpunkt der Brücke bevorsteht, an dem zusätzliche Schäden durch Wasser und Tausalz befürchtet werden. Angesichts dieser Mehrkosten musste die Stadt sich zunächst auf die wichtigsten Sanierungsprojekte, wie das Verkehrskreuz Warnemünde und die Schleusenbrücke, beschränken und andere hintenanstellen. Zuletzt genannte Brücke schnitt bei der Prüfung übrigens noch schlechter ab, was angesichts ihres Alters von über 100 Jahren auch nicht verwundert. Sie wird komplett neu gebaut werden. Bis die Sanierung der Vorpommernbrücke abgeschlossen ist, werden also noch einige Monate vergehen. Bis zum 8. September 2011 sollen alle Baumaßnahmen abgeschlossen sein. Doch wenigstens im Winter, wenn die Besucher zum Weihnachtsmarkt strömen, sollen wieder zeitweise alle vier Fahrstreifen freigegeben werden, bevor im Frühjahr 2011 der letzte Bauabschnitt beginnt. Von März bis Ende Juli 2011 wird es dann wieder nur einen Fahrstreifen je Richtung geben.

19. August 2010 | Weiterlesen
Spaziergang über die Ostsee: Tagestour nach Dänemark

Spaziergang über die Ostsee: Tagestour nach Dänemark

Wie oft habe ich schon in Warnemünde am Strand gesessen und den großen Fähren sehnsüchtig hinterher geträumt, wenn sie die Warnowmündung passierten. Ach, da müsste man mal mitfahren. Ein Kurztrip nach Skandinavien – das wär doch mal was! Aber ohne Auto? Wie soll man da zum Fährhafen kommen und wie kommt man vom Hafen zum Zielort weiter? Na klar, mit Bus oder Bahn. Das bedeutet aber, mindestens drei verschiedene Fahrpläne herauszusuchen, drei verschiedene Tickets zu kaufen (womöglich auch noch in verschiedenen Sprachen und Währungen) und ganz viel Geduld für Fahrt- und Wartezeiten aufzubringen. Viel zu kompliziert – das muss doch auch einfacher gehen. Geht es auch! Am Dienstag habe ich es ausprobiert, dank eines Aktionsangebotes, welches der Rostocker Oberbürgermeister Roland Methling und sein Kollege John Brædder, Bürgermeister der dänischen Gemeinde Guldborgsund, initiiert haben. Und so habe ich mich nicht nur auf die Fahrt in ein fernes Land hinter dem Horizont begeben, sondern auch eine höchst interessante Zeitreise unternommen, die mich ins mittelalterliche Dänemark führte. Morgens um 7:40 Uhr ging es los, mit einem Stadtbus, der ohne Zwischenstopp direkt von der Bushaltestelle „Kröpeliner Tor“ zum Seehafen fuhr. Beim Fährterminal war dann ab 8:15 Uhr Zeit zum einchecken. Eine halbe Stunde hieß es warten, ehe der Terminalbus uns zur Fähre brachte, die pünktlich um 9 Uhr ablegte. Nach einer Stunde und 45 Minuten Seefahrt machte die „Kronprins Frederik“ in Gedser fest. Dort wartete schon ein Reisebus für die Weiterfahrt ins Mittelalterzentrum nach Nykøbing, welches wir gegen 11:45 Uhr erreichten. Mehr als vier Stunden hatte ich nun Zeit, ins dänische Mittelalter einzutauchen und Sundkøbing zu entdecken. Sundkøbing ist die Nachbildung einer kleinen Stadt, wie sie etwa um 1400 ausgesehen haben könnte. Häuser, Schiffe, selbst die kleinsten Details sind nach heutigem Wissen authentisch rekonstruiert worden. Es gibt keine Museumstafeln, auf denen nachzulesen ist, was man sieht. Mit allen Sinnen sollen die Besucher erleben, wie es im Alltag der Menschen im Mittelalter zuging. Und wenn doch mal eine Frage entsteht, kann sie vielleicht ein Bewohner von Sundkøbing beantworten. Allerdings kennen sie weder Autos noch Handys und glauben auch, dass die Erde flach wie ein Pfannkuchen sei. In ihrer originalgetreuen Kleidung lassen sie sich bei der Ausübung ihres Handwerkes beobachten. Sogar an den Kochstellen brutzelt Feuer, über dem warme Suppen zubereitet werden. Höhepunkt des Tages im Mittelalterzentrum ist sicherlich für viele das Ritterturnier. Hier wird gezeigt, wie sich die Edelmänner auf sportliche Weise ihre Zeit vertrieben. Auch die Demonstration der großen Schleudern und das Bogenschießen waren beliebte Anlaufpunkte bei den Besuchern von Sundkøbing. Um 16 Uhr war es dann wieder Zeit für den Weg zurück, zurück in die Zukunft, ins Rostock des Jahres 2010. Bus, Fähre, Bus – pünktlich um 19:25 Uhr war ich wieder an der Haltestelle „Kröpeliner Tor“. Für die gesamte Strecke inklusive Eintritt ins Mittelalterzentrum habe ich nur ein Ticket benötigt. Lust bekommen? Am 19., 24. und 26. August gibt es weitere Touren. Tickets sind bei Scandlines erhältlich – Kostenpunkt: 14 Euro für Erwachsene oder 39 Euro für ein Familienticket (max. 2 Erwachsene und 3 Kinder bis 11 Jahre). Dieses Aktionsangebot für Fußgänger ist ein Testlauf innerhalb eines Projektes namens Interface. Deutsche, Dänen, Schweden und Polen haben sich dafür zusammengetan, um Potentiale für Fußgängerfährpassagiere in der südlichen Ostsee zu ermitteln und attraktive Angebote zu entwickeln. Ein Schwerpunkt liegt dabei in Rostock, wo sich Stadtverwaltung, Hafen- und Entwicklungsgesellschaft, Verkehrsverbund Warnow, Scandlines und TT-Line an diesem Projekt beteiligen. Gerade in Rostock sollen noch Hemmnisse abgebaut werden, die die Nutzung des Öffentlichen Nahverkehrssystems behindern. Dafür will man die Fahrpläne von Bus, Fähre und Bahn besser aufeinander abstimmen und Kombitickets anbieten. Schon ab Mai nächsten Jahres ist ein Shuttlebus von der Rostocker Innenstadt zum Fährterminal im Seehafen geplant.

19. August 2010 | Weiterlesen
20 Jahre Stadtsportbund in Rostock

20 Jahre Stadtsportbund in Rostock

Rund 40.000 Rostocker sind in einem Sportverein aktiv, immerhin fast jeder fünfte Einwohner. Oftmals sind sie sich vielleicht gar nicht bewusst, dass der Stadtsportbund (SSB) als Dachverband all die Vereine maßgeblich unterstützt. Hilfe bei Rechtsfragen, Sportförderungen oder die Verbindung zum Landessportbund – all das leistet er. Und dies nun schon seit 20 Jahren. Den meisten Rostockern bekannt sind aus dieser Zeit wohl am ehesten die sportlichen Großveranstaltungen, wie der An-Bagger-Volleyballcup, der Citylauf oder Triathlon. Vertreter des Stadtsportbundes und der Stadtverwaltung eröffneten heute eine Plakatausstellung, die die Geschichte des SSB und seiner Veranstaltungen illustriert. Einige durch die Plakate beworbenen Veranstaltungen sind über die Jahre zu festen Größen in der Hansestadt geworden – ob für Vereinsmitglieder oder Gelegenheitssportler. Zum Beispiel der inzwischen dreizehnte Sporttag mit der anschließenden „Skaternight”, der am 11. September stattfinden wird. Der Stadtsportbund blickt auch abseits dieser publikumsträchtigen Veranstaltungen auf eine bewegte Geschichte zurück, wie Präsidiumsmitglied Ingo Wand zu berichten weiß. Er erinnert sich noch gut an eine Reise nach Bremen im geschichtsträchtigen Jahr 1989, nach der er wichtige Änderungen für Rostocks Sportvereine anregte. Am 28.06.1990 wurde der Stadtsportbund Rostock gegründet. Darauf folgte ein zwanzigjähriger Lernprozess, der seitdem durch eine enge Kooperation mit der Stadtverwaltung gekennzeichnet ist. Und so lässt sich heute die positive Bilanz ziehen, dass die Mitgliederzahlen stetig gestiegen sind. Natürlich wird es neben der Plakatausstellung auch eine offizielle Festveranstaltung geben – diese findet am 9. September in der Neptun-Schwimmhalle statt. Senator Georg Scholze als Vertreter des Oberbürgermeisters lobte die langjährige Zusammenarbeit zwischen Sportbund und der Stadt als gelungenes „Outsourcing-Projekt”, wie er es bezeichnete. Die Arbeit der vielen ehrenamtlich Tätigen im Stadtsportbund schätze er als „tolle Ressource für die Sportorganisation” sehr. Natürlich bestimmt die Interaktion zwischen Stadt und Sportbund auch stetiges Erbitten weiterer Mittel bei ebenso stetigen Hinweisen auf die Knappheit derselben, trotz des Unterstützungswillens. Zum Glück profitiert der SSB auch von den nicht ganz so „zugeknöpften” Kassen für die Schulen der Stadt und deren Sportanlagen. Senator Scholze bekräftigt: „Die Wunschliste der Stadt ist die gleiche!” Rostock sei schließlich eine Sportstadt. Das zeigen eben auch die 65 Plakate der Ausstellung. Vereinsberater Dr. Roland Bothe verrät mir, dass es gar nicht einfach war, diese zu erlangen. Schließlich ist es für die einzelnen Sportvereine nicht selbstverständlich, derlei Erinnerungsstücke so lange aufzubewahren. Umso schöner, dass so viele zusammengekommen sind, denn was könnte einem die Bedeutung des Sports für Rostock näher bringen als diese Plakate, mit denen der ein oder andere sicher ein tolles Wettkampferlebnis verbindet – sei es als Zuschauer oder Teilnehmer. Wenn Ihr also bei der Skaternight die einmalige Gelegenheit genießt, durch die Südstadt zu skaten, dann vergesst nicht, wer derartige Veranstaltungen nun schon seit 20 Jahren möglich macht.

18. August 2010 | Weiterlesen
Jura ist tot – es lebe Jura!

Jura ist tot – es lebe Jura!

Jura ist ein auslaufender Studiengang. Für Rostocker Studenten hat diese Meldung wenig Neuigkeitswert. Lange Zeit war der Horizont dunkel, mehrmals wurde diese Studienrichtung symbolisch zu Grabe getragen, alle Initiativen schienen erfolglos zu bleiben. Juristen mit Staatsexamen werden im Land nur noch in Greifswald ausgebildet und auch der Studiengang „Öffentliches Recht“ läuft an der Universität Rostock aus. Doch man war nicht untätig an der juristischen Fakultät, suchte nach Auswegen. Und anscheinend dachte man sich: Manchmal reicht kein Ausweg, manchmal muss man neu starten. Dieser Neustart geschieht nun in Form eines neuen Bachelor-Studiengangs. „Good Governance” – das klingt nach „gutem Regieren”. Die volle Bezeichnung des neuen Bachelor-Studienganges „Wirtschaft, Gesellschaft, Recht – Good Governance” zeigt, dass mehr dahinter steckt. Auch in Wirtschaft und Gesellschaft will „gut regiert” werden. Man hat sich also Mühe gegeben, dass es „gut” klingt – offensichtlich. Aber was steckt dahinter? Jura light? Jura durch die Hintertür? Letzter Rettungsanker einer Fakultät? Oder wirklich ein neuer, gangbarer Weg zu den vielen offenen Stellen in Organisationen, Verbänden und Parteien? Klar ist nämlich auch: Es werden viel weniger Volljuristen benötigt als wirtschaftsrechtlich fitte. Ab dem Wintersemester 2010/11 können Studenten herausfinden, ob dies „ihr” Weg wird. Und jeder Abiturient hat zunächst diese Chance, denn einen Numerus clausus gibt es nicht. Schon 122 Bewerbungen sind in letzten zwei Wochen eingegangen. Was können diese „Erstis” nun also erwarten vom Rostocker „Bachelor of Laws”? Betrachtet man den Ablauf des Studiums, wird schnell klar: Interdisziplinarität wird groß geschrieben – zumindest größer als beim Staatsexamen, wo ein „Grundlagenschein” ausreichte. Philosophie, Volkswirtschaftslehre, Soziologie und natürlich Grundlagen des Rechts bilden den Stoff der ersten beiden Semester. Dann folgen viele Veranstaltungen rund um die drei Säulen fast jedes juristischen Studiums: Zivilrecht, Strafrecht und Öffentliches Recht. Ab dem 7. Semester kann dann eines von drei Spezialgebieten vertieft werden. „Unternehmen und Privatwirtschaft”, „Staat, Wirtschaft und Verwaltung” sowie „Globalisierung und Internationale Beziehungen” stehen zur Auswahl. Die eigentliche Qual der Wahl folgt allerdings erst nach dem Bachelor-Abschluss: Weitermachen und den Master-Abschluss drauflegen, beispielsweise den neuen in maritimen Wirtschaftsrecht? Lieber umschwenken zum Staatsexamen, wenn man Richter, Verteidiger, Staatsanwalt werden möchte? Oder doch gleich mit dem Abschluss eine Stelle suchen? Dass man sich an einer anderen Uni die Scheine für das Staatsexamen anrechnen lassen kann, könnte Fluch und Segen zugleich sein. Nach den ersten Semestern wird es nämlich doch sehr „juralastig”, um die Anrechenbarkeit der Scheine sicherzustellen. Auf jeden Fall hatte man diese Möglichkeiten mit dem „alten” Staatsexamen so nicht – dort merkten viele erst zu spät, dass ihnen juristisches Denken nicht liegt. Aber das sind nicht die einzigen Unterschiede: Die Herangehensweise an das Recht soll Absolventen des neuen Studienganges befähigen, das „wie” statt des „warum” zu verstehen, wie es Rektor Professor Schareck auf den Punkt bringt. Neben der bereits erwähnten Interdisziplinarität soll dazu die Fokussierung auf Bildung statt Wissensvermittlung beitragen. Das heißt, man soll mit Rechtsprechungsänderungen umgehen und Recht gestalten, nicht nur anwenden können. Im Idealfall würden keine „Staatsdiener”, sondern souveräne „Staatsbürger” das Ergebnis sein. Das alles klingt zwar „good”, aber ob diese Versprechen eingehalten werden können, wird sich zeigen. Zumindest konnten mit dem Zweitfach-Studiengang Öffentliches Recht schon Erfahrungen im Bachelor-Bereich gesammelt werden. Die Universität Rostock ist übrigens nicht die einzige, die auf diesem Weg eine Reform der Juristenausbildung versucht. Angefangen mit der Uni Greifswald gibt es auch in anderen Städten ähnliche Ansätze, die aber teilweise andere Schwerpunkte setzen. Die Universität Rostock, so Prof. Benedict von der juristischen Fakultät, befinde sich „an der Spitze derer, die 150-jährige Reformbemühungen der Juristenausbildung umsetzen.” Damit der neue Weg nun nicht mit alten Schuhen beschritten werden muss, wird die juristische Fakultät „demnächst” in den Ulmencampus umziehen. Dort sind die Arbeiten an neuen Sälen in vollem Gange, sodass es hoffentlich keine Platzprobleme gibt, wenn die „neuen” Juristen hier ihre Vorlesungen besuchen.

17. August 2010 | Weiterlesen
Rostocker Strandfecht-Meisterschaften 2010

Rostocker Strandfecht-Meisterschaften 2010

Der Sommer lockt bekanntlich viele Sonnenhungrige nach draußen an den Strand. Auch die Hallensportler verlassen bei gutem Wetter gern ihre vertrauten Trainingsorte und finden im Sand und am Wasser eine willkommene Abwechslung. Am populärsten dürfte wohl Beachvolleyball sein. Aber auch Handball- und Basketballspieler trifft man hin und wieder an Stränden an. Weniger bekannt ist vielleicht, dass es auch für das Sportfechten eine Strandvariante gibt, die hier in Rostock vor elf Jahren entwickelt wurde. Am Wochenende reisten nun Fechter aus verschiedenen Bundesländern an, um an den Rostocker-Strandfecht-Meisterschaften 2010 teilzunehmen. Ausgetragen wurde das zweitägige Turnier bereits zum vierten Mal, allerdings nicht am Ostseestrand in Warnemünde, sondern im weißen Sand an der Warnow im IGA-Park. Hier fanden die Sportler einen freien Termin und eine gute Stromversorgung für die elektronische Trefferanzeige der Sportausrüstung vor. In allen drei Waffengattungen wollten sich die Kampfsportler ursprünglich messen. Doch das schlechte Wetter machte ihnen einen Strich durch die Rechnung, sodass am Samstag die Disziplinen Florett und Säbel abgesagt wurden. Am Sonntag wurden dann schließlich die Degenkämpfe ausgefochten. 15 Sportfechter traten sowohl im Einzel, als auch in Mannschaften (zwei gegen zwei) gegeneinander an. Normalerweise bleiben bei Turnieren die Damen und Herren unter sich. Da sich aber wetterbedingt die Teilnehmerzahl kurzfristig so stark verringert hatte, entschlossen sich die Organisatoren die Duelle zu mischen. Auch sonst gibt es zwischen dem Fechten in der Halle und am Strand einige Unterschiede. Der augenscheinlichste ist natürlich der Fechtboden. „Der Sand ist noch mal etwas anderes, da er dem Sportler eine höhere Kondition abverlangt“, meinte Fritz Woltersdorf von der Hochschulsportgemeinschaft der Universität Rostock (HSG), die das Turnier mit dem PSV organisiert. Unterschiedlich ist auch die Größe des Feldes. Das Gefecht am Strand findet in einem Quadrat von acht Metern statt, was den Sportlern mehr Bewegungsfreiheit bietet als die 14 Meter lange Fechtbahn. Dafür ist die Trefferfläche auf oberhalb der Gürtellinie beschränkt. Wie das Ganze nun konkret aussieht, konnten die Besucher des IGA-Parks am Warnowstrand beobachten. Den Höhepunkt des Turniers bildete am Sonntagnachmittag das Einzelfinale, welches zwischen Steve Glinka aus Oranienburg und Gerald Hinz aus Elmshorn ausgefochten wurde. Da in unmittelbarer Nähe Kinder mit ihren Familien eine Piratenparty feierten, wurde das finale Gefecht auch passenderweise auf dem Festplatz ausgetragen. Schließlich hatte das Fechten in der Geschichte der Piraterie schon immer eine entscheidende Rolle gespielt und so warteten zahlreiche Zuschauer gespannt auf die beiden Finalisten. Als diese schließlich in ihrer eleganten weißen Schutzkleidung die Strandarena betraten, begrüßten sie traditionsgemäß den Gegner, die Zuschauer und den Schiedsrichter. Der Kampf konnte beginnen. Tänzelnde und schnelle Bewegungen der Athleten wechselten sich dabei ab, wodurch ihnen schon in kürzester Zeit die ersten Treffer gelangen, die durch das Piepen des Meldesystems hörbar wurden. Nur einmal blieb es nach einer offensichtlichen Berührung still. Da sich daraufhin ein Fechter seinem Gegner mit dem Rücken zuwandte, gab es dafür auch gleich eine Verwarnung vom Kampfrichter. „Denn das ist gefährlich. Er könnte rücklings erstochen werden“, erläuterte er den kleinen und großen Zuschauern die Regeln des Sportfechtens. Schließlich konnte Gerald Hinz den Kampf für sich entscheiden und besiegte den 20-jährigen Steve Glinka mit 10:5 Treffern. „Ich war wohl etwas dynamischer“, versuchte der 45-Jährige seine Überlegenheit im Finale zu erklären. Als elfjähriger hatte er mit dem Fechten begonnen. An einem Strandfechtturnier nahm er aber zum ersten Mal teil. Vielleicht ist er im nächsten Jahr wieder dabei und möglicherweise findet es dann ja bei schönstem Strandwetter an der Ostsee in Warnemünde statt. Bis dahin: En garde!

16. August 2010 | Weiterlesen
Piratenfest im IGA-Park Rostock

Piratenfest im IGA-Park Rostock

Eigentlich gelten Piraten nicht gerade als angenehme Zeitgenossen. Sie überfallen Schiffe und rauben ihre Opfer aus. Dennoch waren am Sonntag zahlreiche Eltern bestrebt, ihren Kindern eine Karriere als Seeräuber zu eröffnen und schickten sie zur Ausbildung in den IGA-Park. Noch am selben Tag konnten die Nachwuchspiraten nach fünf erfolgreich absolvierten Aufgaben ihr Piratendiplom in der Hand halten und die bestandene Prüfung mit Musik und Spiel auf dem Piratenfest am Warnowstrand feiern. Und was muss ein junger Pirat von heute nun alles können? Zunächst muss er in der Lage sein, Objekte zielsicher zu treffen. Als Wurfgeschosse eignen sich hierfür Plüschkrabben und Pendel, mit denen man zum Beispiel Kokosnüsse herunter stößt. Praktisch ist es auch, wenn sich ein Pirat selbst mit Nahrung versorgen kann. Dazu muss er essbare Früchte erkennen und das Angeln beherrschen. All diese Fertigkeiten wurden an verschiedenen Stationen überprüft und mit einem Stempel bescheinigt. Die Königsdisziplin eines zünftigen Piraten aber ist natürlich die Schatzsuche. Im Sand nach Juwelen oder anderen Kostbarkeiten zu graben, will auch erst einmal gelernt sein. Und weil die Konkurrenz natürlich nicht schläft und immer auch ein anderer Pirat hinter der Beute herjagt, ist dabei selbstverständlich Eile geboten. Sollte es doch einmal zu handgreiflichen Auseinandersetzungen mit dem Gegner kommen, wurde in der Vergangenheit schnell mal zum Schwert gegriffen. Wie das damals aussah, zeigten Martin Pfannenstiel und Wolfgang Hostmann von den „Armen Rittern“, einer Gruppe, die sich dem historischen Schwertkampf widmet. Die beiden ließen die Klingen ordentlich klirren. Ohne Schutzmontur, nur in leichte mittelalterlichen Gewändern gekleidet, war das keine ungefährliche Sache. Hinterher verrieten mir die beiden jedoch, dass sie eine vorher abgesprochene Choreografie dargeboten hatten, die von alten aufgezeichneten Bewegungssequenzen inspiriert und mit ihrem Meister genau einstudiert wurde. Also liebe Kinder, nicht nachmachen! Oder warum wohl tragen viele Piraten eine Augenklappe, haben fürchterliche Narben im Gesicht und fehlende Gliedmaßen? Viele Kinder schienen jedoch Gefallen an dem rauen Seeräuberlook zu finden und statteten sich mit angemalten Bärten und typischen Piratenkopfbedeckungen aus. Auch Totenköpfe, Knochen und Säbel waren überall am Warnowstrand zu sehen und konnten einem das Fürchten lehren. Zum Glück heiterte fröhliche Kindermusik, Tanz und Spiel die Atmosphäre auf. Selbst als ein Regenschauer einsetzte, tat das der Stimmung keinen Abbruch und die jungen Piraten verharrten geduldig an den Prüfungsstationen. Am Ende bekamen alle Absolventen das Diplom von Käpt’n Flint überreicht und hatten so die Chance einen Schatz zu gewinnen. Auch der fünfjährige Frederic aus Bielefeld freute sich über das Zertifikat. Gut gefalle es ihm, sagte er über das Piratenfest. Besonders das Angeln, Raten und das Kokosnussspiel hätten ihm Spaß gemacht. Ob er sich jetzt mit dem Abschluss bei der „Black Pearl“ oder einem anderen Piratenschiff bewerben wird?

16. August 2010 | Weiterlesen
Warnemünde: Beachvolleyball-Landesmeisterschaften

Warnemünde: Beachvolleyball-Landesmeisterschaften

Das Wetter meint es nicht gut mit dem Inchez Cup in Warnemünde in diesem Jahr. Eigentlich sollte das Beachvolleyball Ranglistenturnier auch schon zum Saisonauftakt Mitte Mai ausgetragen werden, bevor zum Saisonende eine weitere Auflage folgt. Doch Regen, Kälte und Wind machten den Veranstaltern einen Strich durch die Rechnung. Und auch am gestrigen Samstagmorgen war die Wetterlage nicht gerade optimal. Doch was ein echter Beachvolleyballer ist, der lässt sich von so ein bisschen Regen nicht abschrecken, schon gar nicht, wenn es sich um das Finale der Landesmeisterschaften handelt. Wenigstens am Sonntag spielte das Wetter dann ja auch mit. Nach sieben Turnieren, unter anderem in Rostock, Greifswald und Graal-Müritz, sollte die Saison nun traditionell in Warnemünde zu Ende gehen. Insgesamt 89 Teams – 33 Damen- und 56 Herrenduos – kämpften um die letzten Ranglistenpunkte und damit um die Entscheidung der Landesmeisterschaften. Dabei waren nicht nur Teams aus der Region, sondern auch Sportler aus Hamburg oder Berlin angereist. Gespielt wurde wieder im bekannten Modus aus Gruppenphase und anschließendem Double Knock-Out. Letzteres bedeutet, dass im K.o.-Verfahren erst die zweite Niederlage das Ausscheiden aus dem Turnier besiegelt. Neben den letzten Ranglistenpunkten gab es außerdem insgesamt 1.500 Euro Preisgeld für die besten Mannschaften des Turniers zu gewinnen. Über den Turniersieg durften sich bei den Damen Sarah Hoppe von der VG Elmshorn und Katharina Culav vom Hamburger SV freuen. Sie setzten sich in einem spannenden Finale gegen Franziska Kühn vom SV Warnemünde und Swantje Basan mit 2:1 nach Sätzen durch. Kühn und Basan hätten sich mit einem Sieg noch an die Spitze der Landesmeisterschaft spielen können, so reichte es in der Gesamtwertung dann nur zum dritten Platz. Die Landesmeisterschaft holten sich stattdessen Kristina Schlechter (SC-Potsdam) und Kathrin Schumann (Usedom Beachcup Förderverein) vor Eve Schmidt-Ott und Melanie Höppner (TSV Rudow). Beim Inchez Cup belegten Schlechter und Schumann den dritten Platz. Bei den Herren dagegen gewannen im Finale Christoph Schwarz (SCC Berlin) und Christoph Eichbaum (SV Warnemünde) klar mit 2:0 gegen Markus Doberstein (SV Fortschritt Neustadt-Glewe) und Thomas Hildebrandt (SV Warnemünde) durch. Hildebrand und Doberstein dürfte das im Endeffekt wenig ausgemacht haben, schließlich standen die beiden bereits nach dem Finaleinzug als Landesmeister fest. Zuvor konnten sie sich im Halbfinale gegen ihre direkten Verfolger in der Rangliste, Axel Rübensam (Usedom Beachcup Förderverein) und Henry Glöckner (VCO Berlin), durchsetzen und so für die Entscheidung sorgen. Bereits zum vierten Mal dürfen sich die Serientäter nun schon über den Titel Landesmeister freuen. Die Beachvolleyball Landesmeisterschaft 2010 ist damit offiziell beendet und die Spieler dürfen sich nun in die verdiente Turnierpause bzw. in die Hallensaison verabschieden, bevor es dann 2011 wieder gilt anzugreifen.

15. August 2010 | Weiterlesen
20. Beginen-Geburtstag im Heiligengeisthof

20. Beginen-Geburtstag im Heiligengeisthof

Am Freitag blieben bestimmt einige kleine Kinder mal wieder bei ihren Vätern oder anderen männlichen Vertrauenspersonen. Grund dafür könnte die Einladung der Beginen – dem Rostocker Frauenkulturverein – zu einem Fest im Heiligengeisthof gewesen sein. Zu feiern gab es gleich drei Anlässe: das 20jährige Bestehen der Beginen, das Ende der Frauenkunstwoche und den „Neujahrsempfang“ des Frauenbildungsnetzes, der noch nachgeholt werden musste. Eigentlich haben die Beginen ja eine noch viel ältere Geschichte, die bis ins 13. Jahrhundert zurückreicht. Damals schlossen sich Frauen zu ordensähnlichen religiösen Gemeinschaften zusammen, in denen sie sich selbst versorgten. Da sich ihre Glaubensvorstellungen jedoch von denen der katholischen Kirche unterschieden, sahen sie sich der Verfolgung ausgesetzt. In Rostock wurden die Beginen erstmals 1279 urkundlich erwähnt. Jedoch fand ihre Bewegung im 14.Jahrhundert schon wieder ein vorläufiges Ende. Immerhin, der Name Beginenberg ist im Rostocker Straßenverzeichnis heute noch vorhanden. Im Zuge der politischen Veränderungen und der Bürgerbewegung vor 20 Jahren griffen Rostocker Frauen die Idee der Beginen, in einer solidarischen Gemeinschaft von Frauen zu leben und sich gegenseitig zu unterstützen, wieder auf und gründeten den Rostocker Frauenkulturverein. „Mit der Namensgebung wollten wir bewusst an die mittelalterliche Bewegung anknüpfen“, sagte Dr. Maria Pulkenat vom Vorstand der Beginen in ihrer Festansprache. Seither hat der Verein in Rostock so einiges bewegt. Karina Jens, Präsidentin der Bürgerschaft, würdigte insbesondere das soziale Engagement, die Aktivitäten im Bereich der Fort- und Weiterbildung und die vielen kulturellen Initiativen. „Auch mir liegen die Frauenrechte sehr am Herzen“, betonte sie in ihren Grußworten: „Dazu gehört natürlich auch das Recht, sich ohne Beschränkung zu verwirklichen.“ Es sei daher wichtig, dass die Beginen ihre Sicht der Dinge in einer männerdominierten Welt, die wir heute noch haben, einbringen und sich für die Interessen der Frauen einsetzen, so Karina Jens über die Bedeutung des Frauenvereins. Von Interesse für Frauen ist es auch, hin und wieder einfach mal unter sich zu bleiben und kreativ zu werden. Zu diesem Zweck organisieren die Beginen einmal im Jahr die Frauenkunstwoche, die in der letzten Woche zum siebenten Mal stattfand. In drei Workshops konnten die 24 Teilnehmerinnen Techniken zum kunstvollen Bearbeiten von Metall, Holz oder Weide erlernen und mit viel Fantasie Figuren und Gegenstände gestalten. Unterstützt wurden sie dabei von den Künstlerinnen Takwe Kaenders, Barbara Wetzel und Berit Ida Lüdtke. Die Ergebnisse der Arbeit der letzten Woche wurden anschließend auf dem Geburtstagsfest von den Schöpferinnen persönlich mit ein paar Anmerkungen vorgestellt. Nach den vielen Worten und Glückwünschen zum Geburtstag wurde schließlich das viel gelobte Festessen aufgetischt (frisches Brot mit vielerlei Aufstrichen). Anregende Gespräche und Live-Musik rundeten die Party im sommerlichen Heiligengeisthof ab. Übrigens waren nicht nur Frauen auf dem Fest. Auch der ein oder andere Mann ließ sich blicken. Und weil es mit der gesamten Familie wohl doch am Schönsten ist, durften auch Kinder und Hunde mitfeiern.

15. August 2010 | Weiterlesen
Kunsthandwerkermarkt in Warnemünde

Kunsthandwerkermarkt in Warnemünde

Bestes Wetter zum Schutz vor Sonnenbrand herrschte am Donnerstag über Rostock. Vor den heißen Stern hatte sich eine dicke Wolkendecke geschoben, aus der es lange und reichlich regnete. Wer an diesem Sommertag in der Ostsee baden wollte, wäre vermutlich schon völlig durchnässt am Strand angekommen. Ein idealer Tag also, um seinem Regenschirm mal wieder etwas Frischluft zu gönnen und das Ostseebad Warnemünde auf der landzugewandten Seite der Düne zu erkunden. Man brauchte auch gar nicht weit zu laufen, denn gleich am Fuße des Leuchtturms bot ein Kunsthandwerkermarkt allerlei Buntes und Formschönes aus Keramik, Holz, Textilien und Papier zu bestaunen. Etwa 20 Kunsthandwerker aus der Region hatten ihre selbst angefertigten Stücke mitgebracht und boten sie nun zum Kauf an. Wer also noch ein hübsches Geschenk oder ein Urlaubsmitbringsel suchte, konnte hier fündig werden. Die Palette der ausgestellten Kunsthandwerke war recht vielseitig. Malerei, Grafik, Buchbinderei, Kerzengießen, Schmuck- und Textildesign sowie Holzbildhauerei waren darunter vertreten. Einen besonderen Schwerpunkt auf diesem Kunsthandwerkermarkt bildeten wohl die Keramiker. Ihr Anblick konnte an das Märchen König Drosselbart erinnern. Fehlte nur, dass plötzlich ein wilder Husar um die Ecke fegte und mit seinem Pferd die schönen farbenfrohen Gefäße und Figuren niederriss. Ja, die Vorstellungskraft wurde ausgiebig angeregt zwischen all den fantasievollen Exponaten. Dazu gehörten auch die dekorativen Arbeiten aus Naturmaterialien aus dem Ostseeraum von Roland Jungmichel aus Stäbelow. Märchenhafte Holzfiguren und Steinfiguren hatte er mitgebracht. Besonders die Hühnergötter faszinierten. „Wie kommen die Löcher in die Steine?“, wollte die zehnjährige Urlauberin Lilly wissen. So erfuhr sie, dass diese nicht vom Kunsthandwerker hineingebohrt wurden, sondern durch natürliche Ausspülungen über einen sehr langen Zeitraum entstanden und reine Zufallsbildungen sind. Nicht ganz so lange dauert es, wenn ein Bildhauer eine Holzfigur schnitzt. Davon konnten sich die Besucher des Kunsthandwerkermarktes überzeugen, die Horst Domröse bei seiner Arbeit über die Schulter schauten. Auch der kleine Arvid blieb interessiert stehen und bestaunte die vielen Eisen und Beitel, die vor dem Holzbildhauer lagen. „Für jeden Schlag brauche ich ein anderes Werkzeug“, erklärte Horst Domröse, während er an seiner Figur weiter schnitzte. Ein Liebespaar sollte später daraus werden, soweit war es zumindest schon erkennbar. Ähnliche Skulpturen hatte er schon mitgebracht. Tierfiguren und Gesichter gehörten ebenfalls zu seinem Repertoire. Jedes Stück ein Unikat – das traf nicht nur für die Holzfiguren zu, sondern auch für viele andere kunsthandwerkliche Produkte auf diesem Markt. Einzigartige Textilien hatten beispielsweise auch Verónica Liste und Matthias Thum aus dem Ostseebad Wustrow im Angebot. Die Handweber fertigten auf Wunsch individuelle Tücher oder Schals an. Das Material dafür konnten sich interessierte Kunden aussuchen oder die Wolle sogar selbst mitbringen. Wer ebenfalls Gefallen an einzigartigen Stücken traditioneller Handwerkskunst findet, hat noch bis zum 16. September Gelegenheit jeden zweiten Donnerstag den Kunsthandwerkermarkt am Leuchtturm in Warnemünde zu besuchen.

14. August 2010 | Weiterlesen
Lucie und Karl-Heinz – Theater für Kinder im Klostergarten

Lucie und Karl-Heinz – Theater für Kinder im Klostergarten

Hund und Katze friedlich unter einem Dach? Das geht bekanntlich selten gut! Aber verträgt sich eine Katze mit einem Schwein? Das können die Zuschauer des Sommertheaters im Klostergarten herausfinden. Denn dort zeigt die Compagnie de Comédie noch bis zum 22. August das Theaterstück „Lucie und Karl-Heinz“ nach der gleichnamigen Bilderbuchgeschichte von Franz Zauleck. Die Katze Lucie hat großen Kummer. Seit einiger Zeit wohnt ein Hund bei ihrer Familie. Da ist kein Platz mehr für die Samtpfote. Deshalb zieht sie hinaus, um ein neues Zuhause zu suchen. Draußen ist das Wetter ungemütlich (im Buch ist es Winter, im Klostergarten gibt es mit viel Glück echten Regen von oben). Lucie ist froh, als sie endlich ein Haus erreicht und von seinem Bewohner Karl-Heinz, „dem intelligentesten Schwein der Welt“, freundlich aufgenommen wird. Die beiden sind sich auf Anhieb sympathisch. Gern ist Karl-Heinz bereit sein Haus mit Lucie zu teilen, die dann auch prompt bei ihm einzieht. Schnell zeigt sich aber, dass die beiden doch sehr unterschiedliche Vorlieben haben. Das fängt schon mit dem Essen an. Als Schwein bevorzugt Karl-Heinz natürlich vegetarische Kost. Nach dem langen Weg völlig ausgehungert, ist die Katze auch nicht wählerisch und verschlingt die ungeliebten Karotten, die ihr vom Gastgeber serviert werden. Ein weitaus größeres Problem stellt jedoch die Unordnung im Haus dar. Denn Karl-Heinz ist nicht nur ein Schwein, sondern auch ein emsiger und genialer Erfinder. Seine Maschinen, Apparate und Werkzeuge lässt er dabei gerne mal liegen. Beim Tüfteln bleibt zum Aufräumen einfach keine Zeit. Und wie sagte Einstein schon so schön „Das Genie beherrscht das Chaos!“ Die reinliche Katze Lucie hingegen mag es lieber sauber und ordentlich. Streit scheint also programmiert. Anfänglich bemüht sich Karl-Heinz ja noch, seine Sachen aufzuräumen. Aber als es trotzdem unordentlich bleibt, übernimmt schließlich Lucie, dem alten Rollenmodell entsprechend, den Hausputz. Immerhin unterstützt sie Karl-Heinz, indem er so tolle Hilfsapparate wie die Kaschäpukoma (KArtoffel-SCHÄl-PUtz-KOch-MAschine) und einen Staubsauger erfindet. Doch mit ihrer Reinlichkeit macht die Katze ihrem Mitbewohner keine Freude. Denn ihre Ordnung bringt alles durcheinander. Der Erfinder findet seine Werkzeuge nicht mehr und ist genervt. „Keiner versteht mich“, jammert Lucie verzweifelt: „Ich will immer alles richtig machen und dann mache ich immer alles falsch!“ So kann das jedenfalls nicht weitergehen zwischen Katze und Schwein. Ob sie eine Lösung finden und sich wieder vertragen oder ob Lucie auszieht – das soll hier aber noch nicht verraten werden. Den großen und kleinen Zuschauern jedenfalls gefiel die liebevolle und lustige Vorstellung mit Texten von Karen Bruckmann und der Musik von Wolfgang Bretschneider. Gespielt wurde die Katze Lucie von Jacqueline Maria Rompa und Karl-Heinz von Eckhard Ischebeck. Auch der dreijährige Jannes lachte und fieberte mit seiner Oma Bärbel Schulze kräftig mit. Vielleicht wird sich ja auch der ein oder andere im Publikum in einer der beiden Figuren wiedererkannt haben. Uneinigkeit wurde allerdings bei der Frage deutlich, ob Kinder, sowie das Schwein Karl-Heinz, Matsch mögen. Einige Zuschauer stimmten freudig zu, andere protestierten vehement. Eine sichere Erkenntnis hingegen war am Ende, soviel sei hier schon einmal vorweggenommen, dass Alleinsein und Aufräumen nicht glücklich machen.

13. August 2010 | Weiterlesen
Kunst aus Scherben - Annette Czerny zu Gast in Rostock

Kunst aus Scherben - Annette Czerny zu Gast in Rostock

Dass Künstler die Welt mit anderen Augen sehen, fällt nicht schwer, sich vorzustellen. Jedes Kunstwerk verrät ein Stück weit diese ganz besondere Sicht, hebt vielleicht diesen oder jenen Aspekt hervor, der für die meisten gar nicht beachtenswert ist. Wann habt Ihr das letzte Mal interessante Steine oder abgeschliffene Scherben am Strand gesammelt? Oder wann das letzte Mal aufmerksam einem Straßenmusiker zugehört, seid nicht nur vorbeigeeilt? Zu abwegig? Es sind unter anderem diese kleinen Ausschnitte aus der Realität, aus denen Annette Czerny ihre Installationen fertigt. Die 45-jährige Künstlerin hat schon angefangen, das Gastatelier in der östlichen Altstadt wieder zu räumen, als sie sich noch einmal den Fragen der Journalisten stellt. Immer noch sind in dem weißen, ungefähr 30 qm großen Raum einige Materialien und fertige Stücke zu sehen. Runde Glasstücke, wie aus einer Scheibe herausgeschnitten, bemalte Styroporkugeln, Stoffbahnen und verschiedenste Utensilien schaffen noch immer eine Atmosphäre der Kreativität. Drei Monate, von Mai bis Juli, war sie hier tätig und konnte sich dank eines Stipendiums der Hansestadt Rostock voll auf ihre Arbeiten konzentrieren. Dabei half auch, dass sie Rostock noch nicht kannte und somit von keinen Bekannten oder sonstigen Verpflichtungen von ihrem Schaffen abgelenkt wurde. Und so suchte und fand sie in Rostock an verschiedenen Plätzen Scherben und ähnliches, was seiner „ursprünglichen Bedeutung enthoben” wurde. Sie interessiert, wie es ausdrückt „die Geschichte, die daran haftet”. Den gesammelten, vermeintlich bedeutungslosen Stücken wird dann eine neue Bedeutung gegeben. Es geht ausdrücklich nicht darum, mit erhobenem Zeigefinger zum Beispiel die Konsumgesellschaft anzuprangern. Was der Betrachter letztendlich darin sehen kann, wird bewusst offen gelassen. Die Stücke sollen „erreichen, ohne pathetisch zu wirken”. Schließlich, so erklärt sie, bewegen sich Menschen immer in einer Art Widerspruch: Während ständig irgendwo schlimme Dinge passieren, genießt man vielleicht gerade einen wunderschönen Moment. Es geht, allgemein ausgedrückt, um Darstellungsmöglichkeiten des Menschseins. Etwas konkreter steht zum Beispiel bei den audiovisuellen Installationen die Frage im Mittelpunkt, warum die Musik solche Macht über Menschen hat. Aus eigener Erfahrung berichtet die Künstlerin, dass sie aus Konzerten in der HMT „gereinigt, bereichert und sortiert” herausgegangen sei. Auch „Fragmente, die einen anwehen”, Töne, Klänge und Geräuschkulissen werden verwertet. Straßenmusiker, Rummelplatzmusik und Geräusche aller Art nimmt sie auf, bearbeitet sie und formt später mit anderen Objekten zusammen eine Präsentation. Auffallend viele der unfertigen Stücke sind gläsern oder in irgendeiner Form lichtdurchlässig. Sie repräsentieren den „Versuch, in die Tiefe zu kommen” – Transparenz ist ein beliebtes Gestaltungsmittel für Annette Czerny. Dass sie den Kunstbegriff sehr weit fasst, wird schnell deutlich. Dazu passt, dass sie nicht nur vorher auch schon als Bildhauerin tätig war, sondern für ein anderes Projekt auch Wiegenlieder aus der ganzen Welt sammelt. Sie bewohnt das von der Stadt zur Verfügung gestellte Atelier, welches auch über Bad, Küche und Schlafraum verfügt, übrigens nicht allein. Ein Maler, der im zweiten Atelier tätig ist, war während der vergangenen Monate ihr Mitbewohner. So war auch ein angeregter Austausch zwischen zwei Künstlern möglich. Nicht alle Installationen gelangen auf Ausstellungen, viele werden von Frau Czerny wieder weggeworfen. Sie sagt, man sollte keine Hemmungen haben, auch mal ein Stück zu entsorgen. Das ein oder andere Kunstwerk ist, so berichtet sie, nur wegen des Protestes von Freunden nicht auf dem Müll gelandet. Die Objekte, die ihrer Auswahl standgehalten haben, sind Ende nächsten Jahres in der Galerie der Volkshochschule oder am 31.08.2010 in Schwerin in der Hypovereinsbank Schmiedestraße zu bewundern.

11. August 2010 | Weiterlesen
Parzival – Schauspiel mit Musik im Klostergarten

Parzival – Schauspiel mit Musik im Klostergarten

„Am schlimmsten sind die, die es gut mit einem meinen“, sagt der Einsiedler Trevrizent zum jungen Ritter Parzival so ziemlich am Ende des Schauspiels, welches die Compagnie de Comédie in ihrem Sommertheater im Klostergarten aufführt. Gemeint ist wohl vor allem Herzeloyde, Parzivals alleinerziehende Mutter. Mit den an ihren Sohn verliehenen Kosenamen „Rosenblättchen“ könnte man sich ja vielleicht noch anfreunden. Aber wer möchte schon liebevoll „Mäuseschissi“, „Stinkefüßchen“ oder „Kopf-durch-die-Wand“ gerufen werden? Höchste Zeit für den jugendlichen Parzival, sich auf die von Mutti gestrickten Socken zu machen und die Abenteuer eines Ritters zu erleben, welche ihm Herzeloyde so lange vorenthalten hat. „C’mon Fury! Let’s go!“, spornt er seinen Rappen an und macht sich auf den Weg die Welt zu entdecken. Eine passende Rüstung ist auch schnell gefunden. Vom erschlagenen roten Ritter übernimmt er Harnisch und Helm. Wozu letzterer wohl noch zu gebrauchen ist – als Blumentopf oder Einkaufstasche? Ja, Parzival muss noch viel lernen. Vor allem der Umgang mit Frauen stellt eine nicht zu unterschätzende Herausforderung dar. Es gibt ja schließlich noch mehr als die eigene Mutter. „Meine Mama ist die klügste Frau. Sie hat mir alles beigebracht, was man zum Leben braucht“, sagt Muttersöhnchen Parzival, als er die Edelfrau Jeschute übertölpelt. Wirklich alles? Auch das Küssen? Jeschutes Mann Orilus überrascht die beiden in einer zweideutigen Situation und sinnt auf Rache. Parzival ist mit seinen Abenteuern eindeutig überfordert: Orilus töten, Artus finden, eine Stadt befreien. „Warum muss immer alles so kompliziert sein“,  verzweifelt der junge Held. Die vornehmste Aufgabe für einen frommen Ritter aus dem Mittelalter steht ihm aber noch bevor: Die Suche nach dem Heiligen Gral und der lässt sich bekanntlich nur mit Vertrauen zu Gott gewinnen. Tiefsinnige philosophische Fragen treiben Parzival um: „Wohin soll ich gehen? Was soll ich tun? Ist doch eh alles egal!“ Da helfen nur ein Stück Gurke und der Rat eines alten nuschelnden Mannes. Denn die sind, so der Rat seiner Mutter, oft weise (oder doch nur alt?). Unter der Regie von Daniel Minetti gelingt es den drei Schauspielern Eckhard Ischebeck (Parzival), Jacqueline Maria Rompa (alle Frauenfiguren) und Georg Haufler (alle anderen Männerfiguren) hervorragend den mittelalterlichen Stoff in der Bearbeitung von Steffen Thiemann frisch und modern in Szene zu setzen. Auf dem Spielplatz nebenan kann man das Stück gleich selbst nachspielen oder vielleicht sogar schon bei den dort spielenden Heranwachsenden beobachten? Auf diese Idee könnte man zumindest kommen, wenn man sich das Bühnenbild mit den Türmen, Brücken und Leitern von Wolfgang Böhler betrachtet. Die Mischung aus tiefsinnigen Gedanken und zeitgenössischen unterhaltsamen Elementen gefällt dem Publikum ausgesprochen gut und dieses dankt es dem Ensemble mit kräftigem Applaus und Getrampel. „Das Zusammenspiel zwischen tiefen Weisheiten und heutiger Zeit fand ich sehr gut“, sagt Helga Gabele nach der Vorstellung. Beeindruckt hat die Lehrerin auch, dass man dies mit nur wenigen Mitteln auf die Bühne gezaubert hat. Auch Anne Bach ist von der Vorstellung angetan und lobt die schauspielerische Leistung, insbesondere die Rollenwechsel, der Darsteller. Wer jetzt ebenfalls Lust auf einen unterhaltsamen Abend, bei dem sich Witz und Anspruch nicht ausschließen, bekommen hat, kann das Schauspiel „Parzival“ noch bis zum 3. September im Sommertheater der Compagnie de Comédie besuchen. Es lohnt sich wirklich! Bleibt nur zu wünschen, dass das Wetter sich gnädig zeigt und viele Gäste in den Klostergarten finden.

11. August 2010 | Weiterlesen
Mittendrin statt nur dabei - Mitsegeln auf der Hanse Sail

Mittendrin statt nur dabei - Mitsegeln auf der Hanse Sail

Es ist wieder ruhig geworden am Stadthafen von Rostock. Man findet wieder Parkplätze und braucht keine Stunde vom Speicher zum Kabutzenhof. Die Hanse Sail ist vorbei. Für mich war es nicht nur eine besondere, weil ich das erste Mal darüber berichten durfte, sondern auch das erste Mal auf einem der Schiffe dabei war. Hier nun ein kleiner Ausschnitt aus dem, was man miterleben durfte, aus den Bildern und Kuriositäten, mit denen man diese 20. Hanse Sail verbinden mag. Schon das Schiff, auf dem ich zu Gast war, steht stellvertretend für viele der abwechslungsreichen Teilnehmer. Wie die „Vagel Grip” war das Schiff ursprünglich als „Kriegsfischkutter” konzipiert. Man könnte sich fragen, wie das zusammenpasst – es klingt ähnlich absurd wie „Kriegswaschmaschine” oder „Kriegsstraßenbahn”. Aber der Sinn dahinter wurde schnell aufgeklärt: Diese Kutter sollten im Zweiten Weltkrieg vor der Küste scheinbar normal fischen und gleichzeitig sich nähernde Bomberverbände melden. Die „SSB Nordwind”, auf der ich mitfahren durfte, erfüllte diese Aufgabe allerdings nie. Sie wurde von den Alliierten erbeutet, bevor sie fertiggestellt werden konnte. Die darauf folgende Geschichte allein wäre einen Bericht wert, aber nur so viel: Nach langem Dienst als Seemannschaftsschulboot der Marine gelangte sie 2008 zum Marinemuseum Wilhelmshaven. Die fünfköpfige Besatzung rekrutiert sich komplett aus ehemaligen Marineangehörigen, die auch nach ihrer Laufbahn das Steuerrad nicht aus der Hand zu geben gedenken. Und wenn man sich sie so betrachtet, stellt man schnell fest: Seefahren hält jung. Die bewegte Geschichte und die Männer, die solch museale Schätze am Leben halten: man konnte auf der Hanse Sail viele solcher Beispiele finden, jedes mit seiner eigenen Geschichte. Skipper Dieter Jung steuerte das Schiff durch das Gedränge auf dem Strom nach Warnemünde. Dabei erklärt er mir die wichtigste Vorfahrtsregel auf See: Segelschiffe haben Vorrang. Außer wenn sie einen Kegel hissen, der signalisiert, dass sie mit Motorkraft unterwegs sind. Leider denkt daran nicht jeder. Gar nicht so einfach, den Überblick zu behalten, zumal die Sicht nach vorn auf solch einem Kutter nicht die beste ist, zumindest wenn man wie ich nur Autofahren gewohnt ist. Einmal von der Küste weg, macht sich sofort angenehme Ruhe breit. Kein Vergleich zum Trubel im Stadthafen oder am Kai in Warnemünde. Draußen, unter einem der wenigen Flecken Sonne tummelten sich die Großsegler auf ihrer Regatta. Richtige Rennstimmung will allerdings bei zwei Windstärken nicht aufkommen. Auch wir probieren es kurz mit Segeln, aber wenn man irgendwo hinkommen will, dann an diesem Tag mit Motorkraft. Viele Teilnehmer stört dies nicht, sie fahren, wie mir berichtet wird, mit vollen Segeln gegen den Wind – für manche ist der Schein eben wichtiger. Auch, dass es auf der Sail von „auf Kommerz ausgelegten Nachbauten” nur so wimmelt, stößt bei den Segelenthusiasten an Bord nicht nur auf Gegenliebe. Das ist wohl Geschmackssache. Oder, wie es auf der Rückfahrt von einem anderen Kutter, auf dem eine Liveband spielt, herüberschallt: „If it makes you happy, it can’t be that bad”. Ich hätte es nicht besser ausdrücken können. Neben der komplett mit Schlagzeug und Gitarre ausgerüsteten Liveband fallen mir noch andere Besonderheiten ins Auge. So kreuzt auch ein schwimmendes Feuerwehrauto unseren Weg, und ein Seglerpärchen hat eine überdimensionale Quietscheente im Schlepp. Daran, was mich so begeistert, merkt man wahrscheinlich, dass mich die Faszination am Segeln an sich noch nicht ganz gepackt hat – aber das ist ja das Tolle an der Hanse Sail: Es ist für jeden was dabei. Und wie auch an Land, ist die Polizei unterwegs und verwarnt Schnellfahrer, bevor es bei den zeitweise extrem engen Verhältnissen zu Kollisionen kommt. Dies sei am Vortag bereits direkt vor der „Nordwind” geschehen, ist also gar nicht abwegig. Diese Fahrt vereinte noch einmal all das, wofür die Hanse Sail steht, im Guten wie im „Nicht so guten”. Doch wie gesagt, „wenn es dich glücklich macht, kann es so schlecht nicht sein”.

10. August 2010 | Weiterlesen
Inken Warnow ist die Miss Hanse Sail 2010

Inken Warnow ist die Miss Hanse Sail 2010

Ein Hauch Topmodel-Atmosphäre streifte die Bühne auf der Haedgehalbinsel am letzten Tag der 20. Hanse Sail. 15 Schönheiten aus Mecklenburg-Vorpommern traten ins Rampenlicht und ließen Jury und Publikum entscheiden, wer das Gesicht der Hanse Sail 2010 werden sollte. Allein die Jury war dank ihrer Zusammensetzung aus den Misses der Jahre 2006 bis 2009 bestimmt die schönste ihrer Art. Eine sehr interessante Idee, schließlich können sie ja gut beurteilen, wie es ist, sich dieser Herausforderung zu stellen. Bevor eine Entscheidung getroffen werden konnte, durfte sich zunächst jede Teilnehmerin im eleganten Abendkleid kurz vorstellen und erste Sympathiepunkte sammeln. Die Gunst des Publikums war nämlich nicht unwichtig, stimmte es doch mit ab – auch wenn einige der Abstimmungszettel erstmal in der Spendenbox für einen polnischen Großsegler landeten. Zwischen 16 und 26 Jahre alt waren die Damen, und so unterschiedlich wie ihr Alter waren auch ihre privaten Hintergründe. Darunter zum Beispiel Cindy, die Wein- und Spirituosen verkauft und für ihre Kunden auch finnisch lernt oder Anika, die Germanistik und Musik in Greifswald studiert. Ebenfalls sehr unterschiedlich zeigten sich die jungen Damen im Umgang mit der Wettbewerbssituation vor einem doch zahlreich erschienenen Publikum: Während man vielen die nachvollziehbare Aufregung anmerkte, wirkten einige, als würden sie täglich vor einer Menschenmenge über ihr Leben plaudern. Mitgebrachte Fans aus dem familiären und freundschaftlichen Umkreis taten ihr Bestes, um ihre Zuversicht auf die Kandidatinnen zu übertragen. Im zweiten Durchlauf ging es dann wieder mehr um äußere Werte. Im Bikini und anschließender gemeinsamer Choreografie kam es voll auf die Ausstrahlung an. Und das taten sie so gut, dass man fast vergaß, dass das Wetter nicht unbedingt nach einem Bikini als Kleidung der Wahl rief. Nach einer kurzen Wartezeit wurde abends dann endlich die Entscheidung verkündet. Mit 210 Punkten sicherte sich Paulina Gottschanderl (16) aus Bad Doberan den dritten Platz – trotz lautstarker Unterstützung und liebevollem Plakat hatte es nicht für den Sieg gereicht. Auf dem zweiten Platz „landete” mit 240 Punkten Anna Wingeß (18). Die Rostockerin ist nicht nur als Miss Hanse Sail Anwärterin in die Hanse Sail involviert, sondern absolviert gleichzeitig ein Praktikum im Planungsbüro als Vorbereitung auf ihr Studium. Den Sieg errang mit stolzen 260 Punkten Inken Warnow (23) aus Güstrow. Und wer, wenn nicht jemand, der die Sail fast im Namen trägt, wäre passender diesen Wettbewerb für sich zu entscheiden? Die Hausdamenassistentin ist sonst in einem Ressort an der A19 tätig, hat aber auch schon Erfahrungen in der Hotellerie in Hohe Düne sammeln können. Entscheidend für ihren Sieg war für die Jury ihr schönes Gesicht, ihre Ausstrahlung und Lebensfreude. Die von Scandlines gesponserte Schärpe bekam sie von Holger Bellgardt übergestreift, dem Leiter des Hanse Sail Büros. Sie darf nun die Hanse Sail auf vielen öffentlichen Auftritten repräsentieren und im Landesfinale MV und im November beim ostdeutschen Finale antreten und es so vielleicht bis zur Miss-Germany-Wahl im Januar 2011 schaffen. Auch die Misses der Vorjahre berichteten davon, wie ihr Titel und eigenes Engagement ein Sprungbrett in die Modelszene sein können. Wie es auch für sie weitergeht, wir werden es vielleicht auf der Hanse Sail 2011 von ihr persönlich hören, wenn auch sie einen Platz in der Jury einnimmt.

9. August 2010 | Weiterlesen
26. An-Bagger-Cup zur Hanse Sail in Warnemünde

26. An-Bagger-Cup zur Hanse Sail in Warnemünde

Es wurde wieder heftig „an-ge-baggert“ während des Hanse Sail Wochenendes am Strand von Warnemünde. 147 Damen und genauso viele Herren fanden sich paarweise zusammen, um den 26. An-Bagger-Cup auszutragen, das zweite Beachvolleyball-Mixed-Turnier dieser Saison. Das Organisationsteam von Active Beach e.V. hatte dafür 34 Felder unter dem Leuchtturm aufgebaut. Die Spielerinnen und Spieler waren aus ganz Deutschland angereist und kämpften sich am Samstag in Sechser-Staffeln in die drei Leistungsklassen A, B oder C-Cup. Am Sonntag fanden dann schließlich die Finalspiele statt. Während am ersten Turniertag noch freundliches Wetter herrschte, zog am Sonntag eine dicke Wolkendecke über den Strand, aus der es hin und wieder tröpfelte. Auch wenn dabei kein richtiges Beachfeeling aufkommen wollte, spielten die Teams weiter. Schließlich mussten sich die Volleyballspieler in dieser Warnemünder Strandsaison schon mit schlimmeren Wetterbedingungen auseinandersetzen. Das Publikum, welches sich an den Spielfeldrändern eingefunden hatte, war warm in Regenkleidung eingepackt. Na und! Auf den Spielfeldern ging es sowieso heiß her, da sich einige Teams spannendende Spiele lieferten. Gewonnen haben schließlich Romy Richter aus Berlin und Martin Lange aus Braunschweig. Das Team, welches (im Gegensatz zu vielen anderen Paaren des Turniers) „nur befreundet“ ist, war zum zweiten Mal bei so einem Turnier angetreten. „Wir haben überhaupt nicht mehr mit so einer hohen Platzierung gerechnet“, zeigte sich die 24-Jährige überrascht, nachdem der Turnierverlauf erst gar nicht so gut für die beiden aussah. Am Ende konnten sie sich dann doch über den ersten Platz im A-Cup freuen. „Wir hatten Spaß zusammen und sind froh, dass das Wetter noch durchgehalten hat“, waren sich die Freunde nach der Siegerehrung einig. Den zweiten Platz im A-Cup erkämpften sich Anne Krohn und Björn Domröse, gefolgt von Swantje Basan und Marian Heldt. Gewinner des B-Cups waren Marie-Theres Antrack und Matthias Lewandowski. Über den Sieg im C-Cup können sich Carolin Schade und Michael Scheibner freuen. Am 14. und 15. August finden die letzten beiden Beachvolleyballturniere dieser Sommersaison statt. Dann wird am Strand von Warnemünde das Finale des Ranglistenturniers Inchez-Cup und das Fun-Turnier Bye-Bye-Summer-Quadro ausgetragen. Bei letzterem finden sich jeweils zwei Damen und Herren zu einem Mixed-Team zusammen.

9. August 2010 | Weiterlesen
Stadt zeigt Flagge für Hansa Rostock und die Fans

Stadt zeigt Flagge für Hansa Rostock und die Fans

Es gibt gute und schlechte Schlagzeilen über den F.C. Hansa Rostock. Immer, wenn es in der Vergangenheit hieß: „Hansa verpasst Chance…” oder „Rostocker Fans randalieren in…” wollte man am liebsten gar nicht weiterlesen. Ein Schatten lag über dem Verein, für den viele schon den Untergang prophezeiten. Das Image hat stark gelitten. Nun, in der dritten Bundesliga soll das Ruder herumgerissen und die Kogge wieder auf Kurs gebracht werden. Dafür wurden verschiedene Ansätze verwirklicht. Personelle Neustrukturierungen sollen zu neuer spielerischer Frische führen, was allem Anschein nach erste Früchte trägt, wie die drei gewonnenen Spiele belegen. Bleibt noch das Imageproblem. Die Fans sind der Wind in den Segeln – das hat man auch beim gestrigen Spiel gegen TuS Koblenz wieder feststellen können. Die echten Fans, die gestern auch ein Zeichen setzten und vor dem Spiel den NPD-Fraktionsvorsitzenden Udo Pastörs samt Gefolge mehr oder weniger freundlich aus dem Stadion baten. Ein Statement gegen Gewalt und für einen gemeinsamen Neuanfang soll die Fans wieder unter der Flagge mit der Kogge vereinen. Um dies zu unterstützen, wurde auch die Kampagne „Nur unsere Herzen sollen schlagen – Hansa spielt fair.” ins Leben gerufen. Bereits am 21.07.2010 hatte Lorenz Caffier, Innenminister von M-V, einen Fördermittelbescheid in Höhe von 9.840 € an Vorstandsvorsitzenden Bernd Hofmann übergeben. Heute zeigte nun auch Oberbürgermeister Roland Methling, dass er voll hinter der Kampagne steht und hisste die dazugehörige Flagge vor dem Rathaus. Auf dem Neuen Markt, aber auch an vielen anderen Orten der Hansestadt wird diese Flagge von nun an für jeden sichtbares Zeichen für den Neuanfang sein. Bernd Hofmann, Vorstandsvorsitzender des F.C. Hansa betont, dass ein eventuelles „braunes Problem” sowie das Gewaltproblem nicht pauschalisiert werden dürfen. Die Fans sollen aber sensibilisiert werden und „Mut haben, nein zu sagen”. Dafür sei der Dialog und die Kommunikationsbereitschaft auf beiden Seiten essentiell. Dies und andere Projekte sollen die Unruhestifter ausgrenzen und jedem klarmachen: „Wir alle sind der Verein!” Die Fahne ist nur der sichtbare Teil – ein Symbol. Aber ein sehr wichtiges, das braucht man sicherlich keinem Hansa-Fan zu erklären, für den Fahnen ein selbstverständlicher Ausdruck der Verbundenheit sind. So findet auch Roland Methling: „Beim Sport haben Radikalisierungen nichts zu suchen!” Nebenbei verrät er einige Gedankenspiele, die man im Rathaus diskutierte, um die Verbundenheit zu zeigen: Die Hanse Sail in „Hansa Sail” umzubenennen oder gleich die Hansestadt in „Hansastadt”. Dr. Peter Zeggel, Marketingchef vom F.C. Hansa benennt ein wichtiges der aktuellen Ziele: Es müssen mehr Fans aus Rostock zu den Spielen kommen, denn die meisten reisen aus dem Umland an. Nicht unwahrscheinlich, dass sich dies bessert, wenn sich die Rostocker wieder mehr mit „ihrem” Verein identifizieren können und erkennen, dass die ganze Stadt hinter ihm steht. Die Flaggen sind ein Anfang. Auf dass in Zukunft die Schlagzeilen wieder Lust zum Weiterlesen machen.

9. August 2010 | Weiterlesen
Parade der Nationen und Koggenfahrt beenden Hanse Sail

Parade der Nationen und Koggenfahrt beenden Hanse Sail

Der heutige Abend bot noch einmal einige Highlights, die eine gelungene 20. Hanse Sail abrundeten. Neben der Miss Hanse Sail Wahl, über die wir extra berichten werden, wurden zunächst einmal die Sieger der Regatta in den vier verschiedenen Klassen geehrt. Die Besatzungen der „Shtandart”, der „Twister”, der „Stella Maris” und der „Baumstark” waren zur Siegerehrung auf die Bühne auf der Haedgehalbinsel gekommen. Oberbürgermeister Roland Methling, Bürgerschaftspräsidentin Karina Jens, der Leiter der Regatta Uwe Jahnke und der Chef des Planungsbüros Holger Bellgardt beglückwünschten sie zu ihrem Erfolg. Aber nicht nur sie kamen zu Ehren, auch „Stammgäste” der Hanse Sail, nämlich das Segelschulschiff „Greif” und der Dampfeisbrecher „Stettin”. Beide waren von Anfang an mit dabei und prägten seitdem das Bild der Hanse Sail mit, optisch wie auch – im Falle der Signalanlage der „Stettin” – akustisch. Die Besatzungsmitglieder der Stettin, die auffielen, weil sie in ihrer „Arbeitskluft” bzw. mit typischem Handwerkszeug erschienen, bedankten sich herzlich für die Unterstützung, die sie vonseiten der Organisatoren erfahren haben. Neben den Regattateilnehmern wurden auch den Rudermannschaften der ZK10 Kutter ihre Urkunden erreicht. Die „Rostocker Oldies” hatten das ZK10 Rennen, das sogenannte Kutterpullen im Segelstadion für sich entscheiden können, was unter dem Publikum für großen Jubel sorgte. Die Plätze zwei und drei gingen an den NATO-Verband und die polnische „Dar Mlodziezy”. Neben diesen „Formalitäten” wurde den immer noch zahlreichen Besuchern heute Abend ein weiteres Segelschmankerl präsentiert. Bei der „Parade der Nationen” konnten noch einmal die Haikutter bestaunt werden. Jeder repräsentierte eine andere, an der Hanse Sail beteiligte Nation und wurde von der „Stettin” lautstark gegrüßt. Musik und nette Tanzeinlagen auf den Kuttern taten ihr Übriges, um ordentlich Feierlaune aufkommen zu lassen. Aber ein ganz besonderer Höhepunkt sollte noch bevorstehen. Die mittelalterlichen Koggen, die an der Silohalbinsel festgemacht hatten, machten sich gegen 20 Uhr gemeinsam auf den Weg nach Warnemünde. Bevor sie das taten, hatte ich die Gelegenheit, Ulrike Abels von der Kieler Hansekogge einige Fragen zu den Koggen und zu ihrem Schiff zu stellen. Weltweit gibt es nur sieben solcher Koggen, von denen vier aus Deutschland stammen, zwei aus Schweden und eine aus den Niederlanden. Es ist also etwas Besonderes, wenn sie zusammenkommen und da Treffen normalerweise in Städten stattfinden, die selbst eine Kogge haben, kann man sich als Rostocker glücklich schätzen, einmal diese altehrwürdigen Fahrzeuge bewundern zu dürfen. Die Kieler Hansekogge ist ein Nachbau einer 1962 glücklicherweise im Bremer Wesersand gefundenen Originalkogge, die seinerzeit von einer Sturmflut mitgerissen worden war. Ohne diese hätte man nur auf Münzen und Ähnliches zurückgreifen können, da kaum Bilder und schon gar keine Bauanweisungen von Koggen existieren. Aber so konnte 1989 der Stapellauf des Nachbaus erfolgen. Danach wurden zunächst einmal die Segeleigenschaften erprobt, schließlich hatte man keinerlei Erfahrungen mit dieser Schiffsklasse. Die Kieler Kogge verfügt über weniger Technik und ein originalgetreueres Innenleben als einige der anderen. So ist beim Hissen des 100 Quadratmeter großen Rahsegels noch die Körperkraft von sieben bis acht Personen gefragt. Der imposante 25-Meter-Mast, an dem dieses Segel angebracht ist, ist übrigens ein einziger Lärchenstamm, ausgesucht aus einem dänischen „Mastenwald”. Kapitän Michael Orgzey und seine acht- bis zwölfköpfige Crew halten das Schiff mit den Einnahmen von Gästefahrten und Spenden in Schuss. Dass die „Kieler Hansekogge” keinen so wohlklingenden Namen hat, wie „Ubena von Bremen” oder „Lisa von Lübeck”, hängt übrigens ganz einfach damit zusammen, dass man davon ausging, dass es ja sowieso keine zweite Kogge gibt. Nachdem eine Autogrammstunde mit Spielern des F.C. Hansa sowie der anschließende Törn mit den Koblenz-Bezwingern und deren „Anhang” beendet war, konnte die Geschwaderfahrt der Koggen starten. Der Anblick, der elegant in den Sonnenuntergang dahingleitenden Koggen, war wohl das i-Tüpfelchen auf einer gelungenen Hanse Sail.

9. August 2010 | Weiterlesen
 „Warnow in Flammen“ - Feuerwerk zur Hanse Sail 2010

„Warnow in Flammen“ - Feuerwerk zur Hanse Sail 2010

„Warnow in Flammen“ hieß es gestern Abend von Warnemünde bis zum Rostocker Stadthafen. Nein, abgebrannt ist der Fluss nicht und es brach auch keine Panik unter den zahlreichen Schaulustigen aus. Stattdessen legten viele ihren Kopf entspannt in den Nacken und bestaunten das Höhenfeuerwerk, welches sich in etwa 200 Metern Höhe entlang der Warnow abspielte. Anlässlich der 20. Hanse Sail wurden in diesem Jahr die beiden traditionellen Höhenfeuerwerke in Warnemünde und im Rostocker Stadthafen durch Zwischenstationen miteinander verbunden. Es begann gegen 22:30 Uhr in Warnemünde. Nachdem das Feuerwerk dort am Ostseehimmel abgebrannt war, „segelte“ es die Warnow hinauf, an der Warnow Werft, dem Traditionsschiff und der Neptun Werft vorbei und machte schließlich im Stadthafen fest. Begleitet wurde das Spektakel von Maurice Ravels „Bolero“. Aber nicht nur stimmungsvolle Musik und Böllerschüsse bestimmten die Geräuschkulisse an dem sommerlichen Abend. Auch „Ahhhh“ und „Ohhhh“ raunte es immer wieder begeistert durch die Menschenmenge, die sich an den Ufern der Warnow versammelt hatte. Angesichts des farbenprächtigen Blumenstraußes, der in den nächtlichen Himmel geschossen wurde, war das auch kein Wunder. Chrysanthemen, Dahlien, Pfingstrosen, Palmen – viele bunte Bilder erfreuten die großen und kleinen Besucher der Hanse Sail. Auch der neunjährige Ludwig Wendt war mit seiner Familie gekommen, um sich das Feuerwerk anzuschauen. „Das ist toll!“, rief er trotz der späten Abendstunde noch hellwach und zeigte sich von den Spiegelungen der Lichteffekte im Wasser stark beeindruckt. Seine jüngere Schwester Pauline konnte jedoch nur noch mit Mühe ihre Augen aufhalten und das Schauspiel beobachten. Lieber schmiegte sie sich an die Schulter ihres Vaters, bei dem sie auf dem Arm saß. Für viele Zuschauer war das Feuerwerk ein krönender Abschluss eines langen und ereignisreichen Hanse Sail Tages. Verantwortlich für die pyrotechnische Gestaltung waren die Firmen Mathias Kürbs in Warnemünde und entlang der Warnow und Görsch Feuerwerk. Dieter Görsch schießt schon seit 10 Jahren das Hanse Sail Feuerwerk über dem Rostocker Stadthafen ab. Auch in diesem Jahr hatte er sich wieder am Warnowufer gegenüber den Silos positioniert und etwa 750 Kugelbomben und Feuerwerkskörper aufgebaut. Für das Rostocker Publikum hatte er auch einige neue Bilder mitgebracht. Das Feuerwerk folgt einer ausgeklügelten Dramaturgie. „Man merkt, dass es auf das Finale zugeht. Dann werden die Kaliber immer größer“, erklärte er zum Ablauf des Feuerwerks. Nachdem schließlich gegen 23 Uhr der letzte Funken am Himmel erloschen war, gab es von den begeisterten Zuschauern kräftigen Applaus für die beeindruckende Darbietung. Auch von den Schiffen erschallten zum Abschluss die Hörner und sorgten noch einmal ordentlich für Stimmung. Dann kehrte wieder etwas Ruhe ein und Pauline (und sicherlich auch viele andere) konnten endlich ins kuschelige Bett hüpfen.

8. August 2010 | Weiterlesen
 „Shtandart” gewinnt die Hanse Sail Regatta 2010

„Shtandart” gewinnt die Hanse Sail Regatta 2010

Langsam gewöhnt man sich an das, nennen wir es, mittelmäßige Wetter. Am heutigen Tag, an dem die Regatta der Traditionssegler stattfand, regnete es nicht, aber die Sonne schien eben auch nicht auf weiße Segel, wie der Optimalzustand noch bei der Eröffnung beschrieben wurde. Zur Herausforderung wurden die Umstände schließlich wohl dadurch, dass zudem die herrschenden zwei Windstärken nur eher gemütliches Fahren ermöglichten. Die Traditionssegler werden traditionsgemäß in vier Klassen eingeteilt: Rahsegler, Schoner, Einmaster und Yachten. Im Gegensatz zu anderen Segelveranstaltungen sind bei der Hanse Sail ja keine olympischen Boote unterwegs. Was sich durchaus positiv auf Wiedererkennungswert und Fotogenität auswirkt. So gibt es neben der Spannung des „Wettrennens” für die Zuschauer allein schon wegen der Schiffstypen aus unterschiedlichsten Zeiten immer etwas zu bestaunen. Und wenn dann auch noch das Schiff mit dem ältesten Vorbild das Rennen macht, kann man eigentlich nicht mehr verlangen, oder? Die „Shtandard” ist eine Replik des ersten Schiffes der russisch-baltischen Marine und wurde von Zar Peter dem Großen entworfen. 1703 wurde das Original, 2000 die Replik fertiggestellt. Der Wiedererkennungswert mit Vertretern aus „Fluch der Karibik” ist nicht zu unterschätzen und macht sie zu einem besonderen Hingucker. Sie holte sich den begehrten Pokal in der Rahseglerklasse. Obwohl sie mit großem Siegeswillen zur Hanse Sail kamen, mussten sich die Verfolger der „Shtandart” geschlagen geben. Auf dem zweiten Platz landete die „Artemis”, die so wenigstens ihrer Namensherkunft alle Ehre machte, ist Artemis doch die Göttin der Jagd. In der Gruppe der Schoner konnte die „Twister” die Regatta für sich entscheiden. Das Schiff mit dem ungewöhnlichen Lila-Anstrich war vor dem Umbau zum Luxussegelschiff 1999 ein segelloses Fischereischiff gewesen. Hartnäckig verfolgt – soweit bei Windstärke 2 möglich – wurde die „Twister” von der deutschen „Qualle” und der litauischen „Brabander”. Auch hier scheint der Name Programm zu sein – ich habe noch nie eine Qualle ein Rennen gewinnen sehn. Aber Spaß beiseite, jeder der soviel Mühe in ein Schiff steckt, hätte den Sieg verdient, zum Schluss kann aber eben nur einer Erster sein. Der holländische Gaffelkutter „Stella Maris” war heute auf der Strecke westwärts bis Höhe Heiligendamm und zurück der schnellste der Einmaster. Für ein Schiff, das inzwischen auch schon 94 Jahre auf dem Buckel bzw. Kiel hat, eine ordentliche Leistung. Sie konnte sich gegen die deutsche „Hoffnung” durchsetzen. Ich erspare mir jetzt mal den Kommentar zum Thema „auf das nächste Mal hoffen”. Bei der vierten Gruppe schließlich gewann die „Baumstark” vor der „Daenn Blauwe”. Ausscheiden musste leider als einziges der 16 teilnehmenden Schiffe die „Aphrodite”, die aber mit ihrer Galionsfigur auf jeden Fall den Schönheitspreis verdient hätte.

7. August 2010 | Weiterlesen
„Mini Sail“ mit Wasserflug- und Schiffsmodellen

„Mini Sail“ mit Wasserflug- und Schiffsmodellen

Wie schon angekündigt, ließ uns das Wetter heute nicht so sehr im Stich wie am Flutregen-Donnerstag. Auf strahlend blauen Himmel wartete man zwar vergebens, aber nach der Unwetterkatastrophe vor zwei Tagen gibt man sich auch schon mal mit dichten aber trockenen Wolken zufrieden. Am Haupttag nahmen wir die Hanse Sail zum Anlass, um noch einmal den IGA-Park zu besuchen. Dieser konnte sich über außergewöhnlich hohe Besucherzahlen freuen und erließ seinen Gästen zum Dank dafür sogar den Eintritts-Euro. Wegen des 40. Geburtstags des Traditionsschiffs und des 20. der Hanse Sail hatte man diesen Ort ausgewählt, um vor der Kulisse der reichlich beschifften Warnow die Modellbau-Ausstellung aufzubauen. Schon bei unserer Ankunft steuerten einige ältere Herren ihre Modellboote im Schatten des Traditionsschiffs über die steilen Wellenkämme. Eines dieser Modelle, der Fischkutter „Penelope“, konnte sogar einen schmalen Wasserstrahl ausspeien und die Umgebung mit Musik vom Band beschallen. Ein Stück weiter waren zwei Männer gerade damit beschäftigt, ein kleines gelbes Wasserflugzeug zu starten. Dabei warf es der eine wie einen zu groß geratenen Papierflieger in die Luft, während der andere per Fernsteuerung navigierte und das Flugzeug bald mit High-Speed und in Loopings über die Warnow flog. Im näheren Gespräch erfuhren wir, dass das Modell ganze 120 Zentimeter lang, aber nur 600 Gramm schwer ist. Betrieben wird es mit einem Akku, mit dem das Flugzeug zwar nur etwa sechs bis acht Minuten lang in der Luft bleiben, dafür jedoch „weiter fliegen als man gucken“ kann. Am Ufer waren zahlreiche weitere Modelle ausgestellt, deren stolze Erbauer und Besitzer sich über jedes Interesse der Besucher freuten und nur zu gerne ihre Geschichten erzählten. So auch Modellbauer Michael Hagen, der schon einige Schiffe für den Raum in und um Rostock gebaut hat und während der Hanse Sail sein Modell der DDR-Fähre „Willi Schröder“ ausstellt. „Die Schranke geht auch auf, aber nicht elektrisch“, sagte er und demonstrierte eigenhändig die Funktionsfähigkeit einer der kleinen Schranken jeweils an Bug und Heck der Fähre. Ein kleiner Junge stand daneben und fragte neugierig, ob die Autos denn nun von der Fähre herunter fahren würden. „Die sind fest“, antwortete darauf Michael Hagen. „Es ist ja auch keiner da, der die Handbremse ziehen kann.“ Von 1955 bis zur Wende war die Original „Willi Schröder“ zwischen Rostock/Kabutzenhof und Gehlsdorf im Fährdienst, heute liegt sie als Restaurant unter dem geänderten Namen „Ostekieker“ in Oberndorf. Mithilfe von hauptsächlich Sperrholz und Messing hat Modellbauer Michael Hagen etwa ein Jahr an der Fähre gearbeitet. „Manches ‚Mittag‘ musste fünf Mal gerufen werden, da wurde der Ton auch schon mal schärfer.“ Insgesamt beteiligen sich rund 60 Schiffe und 18 Flugzeuge an der Ausstellung. Vom kleinen Rettungsboot über Fischkutter und Kogge bis hin zum modernen Kriegsschiff ist alles dabei und vor allem alles fahrtüchtig. Ein Besuch lohnt da allemal und lässt sich vielleicht ja auch gleich mit dem Barfußpfad verbinden ;-)

7. August 2010 | Weiterlesen
Supershirt live auf der Hanse Sail Rostock

Supershirt live auf der Hanse Sail Rostock

Wem Revolverheld als offizielles musikalisches Highlight der Hanse Sail am Donnerstag nicht ausgereicht hat, der konnte gestern den Geheimtipp des Wochenendes live erleben. Gegen 23 Uhr feierte die Rostocker Electronic-Band Supershirt auf der LOHRO-Bühne nahe dem MAU-Club endlich wieder einen Live-Auftritt im Heimathafen. „Wenn einer aus Mecklenburg ist, dann sind das wir“, machten sie schon im Voraus ihre Heimatgefühle deutlich. Entsprechend groß war auch der Andrang – bereits einige Zeit vor Konzertbeginn strömten die Massen aus allen Richtungen heran. Und sie wurden keinesfalls enttäuscht. Nach einem gecoverten Song der befreundeten Band Frittenbude folgte die weltberühmte Mitsing-Hymne „8000 Mark“, in die das begeisterte Publikum auch sogleich lautstark mit einsetzte. Die Gründungsmitglieder Henry Witt und Hendrik Menzl lernten sich 2000 an ihrem Gymnasium kennen und bildeten 2004 zusammen die Hip-Hop Formation Halbe Hemden. Später konzentrierten sie sich mehr auf elektronische Musik und benannten sich um in Supershirt. Ende 2007 erschien ihr erstes Album „Du bist super“, welches sich im Bereich Elektro bewegt, aber auch unverkennbare Anteile von Pop und Hip-Hop zeigt. Die Single-Auskopplungen „Teitmaschine“, „Strawberry High“ und „Kauf weniger ein“ daraus sind zumindest in der Szene weit über Rostocks Grenzen bekannt. Letzterer Song bildete dann leider auch schon den Abschluss des Konzertes. Ganz entgegen dem angesagten Motto standen neben der Bühne Merchandising-Artikel der Band zum Kauf bereit und konnten sich bestimmt bei vielen Besuchern über ein neues Zuhause freuen :-)

7. August 2010 | Weiterlesen