Neueste Nachrichten aus Rostock und Warnemünde

„Baltic Future“ - Messe in Rostock

„Baltic Future“ - Messe in Rostock

Die Themen der gestern in Rostock eröffneten dreitägigen Fachmesse der maritimen Wirtschaft „Baltic Future“ sind Offshore, Windenergie, maritime Logistik, Meerestechnik sowie Zulieferindustrie. „Die Messe bietet Ausstellern und Fachbesuchern eine internationale Plattform für neue Geschäftskontakte und Kooperationsmöglichkeiten“, sagte Wirtschaftsminister Jürgen Seidel in Rostock. Ich war auch dort und schaute mich ein wenig um. Über 100 Aussteller aus verschiedenen Nationen, wie etwa Finnland, Estland, Dänemark und Polen stellen auf der Fachmesse aus. Partnerregion der „Baltic Future“ ist die polnische Region Westpommern. Sie ist durch eine Gemeinschaftspräsentation verschiedener Unternehmen und Institutionen aus Polen vertreten. Zugleich fanden im Rahmen der „Baltic Future“ heute der Außenwirtschaftstag des Bundesverbandes Mittelständischer Wirtschaft (BVMW) zu dem Thema „Ostseeregion – Wachstum für Europa“ wie auch der 1. Wind-Energie-Tag statt. Die Entwicklung der Windkraftbranche in Mecklenburg-Vorpommern stimmte Ministerpräsident Erwin Sellering zuversichtlich. „Mecklenburg-Vorpommern liegt bei der Nutzung erneuerbarer Energien mit an der Spitze in Deutschland“, erklärte er. „45 % des im Land erzeugten Stroms kommen aus erneuerbaren Energiequellen, zwei Drittel davon aus Windkraft“, fügte er hinzu. Die Universität Rostock präsentiert weltweit einzigartige Forschungsergebnisse auf der „Baltic Future“. Auf einem Gemeinschaftsstand machen die im Department Maritime Systeme der Interdisziplinären Fakultät vertretenen Einrichtungen ihre Forschungen erfahrbar. Dr. Frank Weichbrodt erklärte mir eines der vielen Forschungsthemen. Es handelt sich dabei um die Messung, Simulation und Analyse von Seegang. Ich erfuhr, dass die Messung der Wellen in der Ostsee mittels Druckmessdosen oder einer sogenannten Seegangsmessboje erfolgt. Anschließend würden die Wellen numerisch simuliert, sagte Frank Weichbrodt. Anhand dieser Eingangsdaten, also den Wellenhöhen und Seegangsparametern ließen sich dann beispielsweise Küstenschutzbauwerke und Hafenanlagen sowie die dortige Belastung durch den Seegang bemessen. Aber auch durch den Klimawandel zu erwartende veränderte Seegangsbedingungen, wie Wasserstände und Strömungen, könnten mittels dieses Verfahrens abgeschätzt werden. Nur wenige Meter vom Forschungsstand der Universität entfernt präsentierte das „Waterbike-Team University of Rostock“ sein Tretboot. Gunnar Kistner, Kapitän des Tretbootteams, und Michael Kneusel erzählten mir mehr über sich und ihr Boot. Beide studieren Maschinenbau am Institut für Maschinenbau und Schiffstechnik in Rostock. Ihr Boot hätten sie selbst entwickelt und gebaut, erklärten mir die Beiden. Einmal im Jahr würden sie damit auf der internationalen Waterbike-Regatta (IWR) gegen andere Teams antreten. Im letzten Jahr habe dieser Wettbewerb in Rostock stattgefunden und sie hätten den ersten Platz errungen. Diesen Preis gilt es nun dieses Jahr in Stettin zu verteidigen. Um von der harten Konkurrenz nicht überholt zu werden, hätten sie inzwischen einige Neuerungen für ihr Boot entwickelt, die sie nun hoffen, erfolgreich zum Einsatz bringen zu können. Das „Waterbike-Team University of Rostock“ gibt es mittlerweile schon seit über 20 Jahren. 1989 wurde es gegründet. Das erste Boot hieß „ANNA“. Gunnar Kistner: „Sinn der Sache ist natürlich, dass man das, was man im Studium lernt, praktisch anwenden kann“. Das klingt überaus plausibel, dachte ich. Heißt es nicht auch, „probieren geht über studieren“? Ich werde den Jungs jedenfalls beide Daumen für die nächste Waterbike-Regatta drücken. Ein weiterer Ausstellungsstand interessierte mich sehr. An diesem informierte Sybille Ahrens ehrenamtlich über die „Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger“ (DGzRS). Diese gäbe es bereits seit 145 Jahren und sie werde ausschließlich durch Spenden finanziert, sagte sie mir. Die 61 Seenotkreuzer und Seenotrettungsboote der Seenotretter sind an der deutschen Nord- und Ostseeküste im Einsatz. Am Alten Strom in Warnemünde liegt der Seenotkreuzer „ARKONA“, der heute auch beim Einlaufen der AIDAblu zu sehen war. Seine Stammbesatzung zählt neun Mann. „Wie aber funktioniert das mit der Rettung nun, wenn jemand auf See in Not gerät und wie kommen die Retter am schnellsten zum Einsatzort“, fragte ich mich. In Bremen gäbe es die Seenotleitung „MRCC“ (Maritime Rescue Coordination Center), die rund um die Uhr besetzt sei, erklärte mir Sybille Ahrens. Diese alarmiere im Falle eines eingegangenen Notrufes die Seenotkreuzer und Seenotrettungsboote vor Ort und koordiniere überdies andere Schiffe, die sich in der Nähe des in Seenot geratenen Seefahrers befänden. Im Jahr 2009 wurden auf diese Weise 123 Menschen aus der Seenot gerettet. Doch Sybille Ahrens: „Wir machen ja noch viel mehr“. Wenn etwa einem Segler der Mast gebrochen oder ein Schiff in einer der vielen Flachwasserstellen der Ostsee stecken geblieben sei, so würden „Die Seenotretter“ ebenfalls Hilfe leisten und durch rechtzeitiges Eingreifen verhindern, dass sich aus einer Notlage ein möglicher Seenotfall entwickelt. „Man möchte retten und man möchte helfen“, das sei die Philosophie, die hinter all dem Bemühen stehe, sagte Sybille Ahrens. Wer die DGzRS unterstützen möchte, der erfährt auf der Homepage, wie er das tun kann. Zur „Hanse Sail“ wie auch zur „Warnemünder Woche“ kann mehrfach ein Seenotkreuzer der DGzRS in Warnemünde besichtigt werden. Wann das möglich ist, wird über Plakate und die Internetseite bekannt gegeben. Interessierte können dann Näheres über die „Die Seenotretter“ erfahren. Die Fachmesse der maritimen Wirtschaft, „Baltic Future“ findet in diesem Jahr zum zweiten Mal statt. Am Mittwoch wird die zweite Branchenkonferenz der Logistikwirtschaft MV im Rahmen der Messe veranstaltet. Am Donnerstag wird sich die Wojewodschaft Westpommern zu dem Thema „Die Ostsee – Das Meer der Zukunft“ präsentieren. Wer sich für Technik und maritime Themen interessiert, ist hier gut aufgehoben, nicht nur als Fachbesucher.

5. Mai 2010 | Weiterlesen
AIDAblu - Erstanlauf in Warnemünde

AIDAblu - Erstanlauf in Warnemünde

Es war frisch heute Morgen kurz vor sechs, als die AIDAblu erstmals die Warnowmündung passierte und damit die Kreuzfahrtsaison 2010 in Rostock eröffnete. Trotz einer steifen Brise und Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt ließen sich einige Schaulustige das Schauspiel zu früher Stunde nicht entgehen. Begleitet von Fahrgastschiffen, dem Seenotrettungskreuzer Arkona, dem Schlepper Bugsier 16 sowie dem Feuerlöschboot FLB-40-3 macht die AIDAblu gegen 6:30 Uhr vor dem Warnemünde Cruise Center fest. Das 252 Meter lange, auf der Meyer-Werft in Papenburg gebaute, Clubschiff wurde am 9. Februar 2010 in Hamburg von Jette Joop auf den Namen AIDAblu getauft. Der siebente und damit jüngste Spross der AIDA-Flotte wird in diesem Jahr voraussichtlich 13 Mal an der Warnow festmachen. Insgesamt werden bis zum 16. September 113 Anläufe von 33 verschiedenen Kreuzfahrtschiffen in Warnemünde erwartet. Mit rund 200.000 Passagieren steuert der Kreuzfahrthafen in Warnemünde in diesem Jahr auf einen neuen Rekord zu. Unter dem Motto „Willkommen zu Hause, AIDAblu“ startet heute um 18 Uhr die erste der beliebten Rostock Port Partys in diesem Jahr am Passagierkai von Warnemünde. Durchs Programm führen die Moderatoren Horst Marx und Marko Vogt vom NDR. Neben Livemusik vom Shantychor „Luv un Lee“ und dem Rostocker Gitarrenduo „Mission for Two“ gibt es viele Informationen rund um die Kreuzschifffahrt in Warnemünde. Freuen können sich die Besucher auch wieder auf ein Schlepperballett zu Walzerklängen sowie auf das Höhenfeuerwerk zum Auslaufen der AIDAblu gegen 22 Uhr. Für alle, die heute Morgen zu so früher Stunde noch keine Zeit oder Lust hatten, gibt es hier ein paar Impressionen von der Ankunft der AIDAblu:

5. Mai 2010 | Weiterlesen
3. Kinder „Swim & Run Rostock“

3. Kinder „Swim & Run Rostock“

In der Neptunschwimmhalle und auf dem Kastanienplatz im Barnstorfer Wald kämpften am Sonntag zahlreiche junge ‚Biathleten‘ beim 3. Swim & Run in Rostock um Medaillen. 97 Teilnehmer im Alter zwischen 6 und 13 Jahren maßen sich in den Disziplinen Schwimmen und Laufen. Dabei handelte es sich je nach Alter um Distanzen von 50 bis 200 Metern zu Wasser und 400 bis 2000 Metern zu Lande. Ein bunter Mix ging am Sonntag an den Start. Neben zahlreichen Vereinsmitgliedern kämpften auch Hobbysportler um Plätze auf dem Siegerpodest. Das Leistungsspektrum war groß, so trafen Erstplatzierte auch schon mal gefühlte Minuten vor ihren Verfolgern im Ziel ein. Der guten Stimmung tat dies keinen Abbruch und jeder der jungen Teilnehmer wurde mit Begeisterung von den zahlreichen Zuschauern angespornt. Die kleine Natascha (7) erreichte beim Schwimmen ihrer 100 Meter Platz 3. Und natürlich wurde danach auch gleich Bruder Lenard (10) ordentlich angefeuert. Die Geschwister traten als Teil des „Endurance-Teams“ aus Neubrandenburg an. Zum nächsten Schuljahr wird Lenard auf das Sportgymnasium wechseln. Mit dem Erreichen des 3. Platzes auch nach dem Laufen scheint ihm seine Schwester im Laufschritt zu folgen. Nicht nur Biathlon- und Triathlon-Erprobte gingen an den Start. Die fünf Teilnehmer des SC Empor Rostock sind sonst nur Wasserratten – aber laufen kann ja schließlich jeder. „Der Druck ist groß“, so Trainerin Jette Mundt nicht ganz ernst, „schließlich sind hier zwei Vorjahressieger dabei.“ Ausrichter war zum wiederholten Male der TC FIKO Rostock. Der größte Triathlonverein in Mecklenburg-Vorpommern kann auf eine fast 30-jährige Geschichte zurückblicken und möchte diese Veranstaltung auch zur Nachwuchsgewinnung nutzen. Mit zahlreichen freiwilligen Helfern wurde das Ereignis wieder ermöglicht. „Wir haben Spaß und die Kleinen sind wirklich niedlich“, sagten die Helferinnen Ann-Christin Koring (23) und Ariane Busch (20). Für Beide war es das erste und wohl nicht letzte Mal, dass sie aushelfen. Für die Sieger gab es Medaillen und Schwimmbrillen. Viele Gewinner standen auf den Siegertreppchen, da es vier verschiedene Altersgruppen gab und Jungen und Mädchen getrennt um den Sieg kämpften. Im Jahrgang 2006 und 2005, es waren die jüngsten Teilnehmer, gewannen Lotta Fischer aus Rostock und Carlos Schenk aus Neubrandenburg, im Jahrgang C Maike Mann und Jonas Mier – beide vom SC Empor Rostock.

4. Mai 2010 | Weiterlesen
Lesefest im Peter-Weiss-Haus

Lesefest im Peter-Weiss-Haus

In den Zeiten von Blogs, Twitter, Youtube und Co. scheint das gute alte Buch mehr und mehr in Vergessenheit zu geraten. Bei der Entscheidung zwischen Flimmerkiste und Buch zieht Letzteres immer häufiger den Kürzeren. Das trifft auf uns Erwachsene zu, vor allem aber auf die junge Generation. Stammplatz: Vorm TV oder PC. Gedruckte Zeilen flimmern und bewegen sich eben nicht, Musik machen tun sie schon gar nicht. Die gedruckte Lektüre scheint irgendwie nicht mehr ganz ins Heute zu passen. Zunehmend nur noch anzufinden als Staubfänger in den Regalen unserer Wohnzimmer. Genau das Gegenteil wurde am Sonntag ab 12 Uhr im Peter-Weiss-Haus bewiesen. Von wegen Lesen ist langweilig. Wie auch, wenn wir bei keiner Aktivität kreativer sind. Niemand schreibt einem vor, wie die Figuren oder die Welt der Geschichte auszusehen haben. Wir werden zum Co-Autor und unsere Fantasie hat freien Lauf. Eindeutig cooler als vorgekautes Fernsehprogramm, oder? Den Kindern wurde auf vielerlei Weise Lust aufs Lesen gemacht. Das Motto lautete „Ab in die Fluten“. An zahlreichen Stationen drehte sich alles rund um Piraten, Nixen und Co. Überall wurden die Sprösslinge zum Mitmachen animiert, da wurde gebastelt und gemalt. An einer Büchertauschstelle gab es für die Kleinen neuen Lesestoff: Tauschkurs Eins zu Eins. Gleich neben der Seemannsknoten-Station ging’s ans Augenklappen-Basteln. Einen Anreiz gab es natürlich auch: An jeder Station konnten die Kinder Punkte sammeln. Am Ende wurde dann ein hohes Punktekonto mit – lesetechnisch wertvollen – Preisen belohnt. „Das mit den Punkten ist das Beste“, so der sieben Jahre alte Max-Malte. Und super ist auch, dass er jetzt einen Harry Potter-Band besitzt – eingetauscht gegen „Gartenfest in Blumenhausen“, das hat ihn eh nicht interessiert. Die Büchertauschstelle war der ursprüngliche Grund, warum Max-Malte mit seinen Eltern hergekommen ist. Beim „Bilderbuchkino“ – einem der Highlights – wurden die Illustrationen der Geschichte an die Wand projiziert und Helfer der Veranstaltung lasen vor. Wie soll denn der Held unserer Geschichte heißen? Habt ihr denn so etwas auch schon mal erlebt? Mit Erklärungen und zahlreichen Fragen an die jungen Gäste wurde den Geschichten Leben eingehaucht. Ganz klar wurde bewiesen: Lesen ist unheimlich spannend. Und wohl das ein oder andere Elternteil bekam einen Anreiz, wieder häufiger vorzulesen. Ermöglicht wurde das Lesefest einerseits durch viele motivierte, zum Teil ehrenamtliche Helfer. Finanziell unterstützte der Spielwarenladen Mankala die Veranstaltung. Und so gab es passend zum Thema Piratenkuchen und Buchstabensuppe – kostenlos. Organisiert wurde die Veranstaltung im Rahmen der Rostocker Kulturwoche vom Literaturhaus, der OKJA (Offene Kinder- und Jugendarbeit) und dem Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA). „Wir versuchen, den Kindern das Medium Buch interaktiv näher zu bringen“, so die Mitarbeiterin des Literaturhauses Juliane Holtz, die selbst unglaublich viel Spaß an der Arbeit mit den Kindern hat. Beim Märchenbuch-Raten traf man auf Katinka Friese, Programmleiterin des Literaturhauses. „Lesen können kommt vom Lesen wollen! Die Kinder sollen selbst aktiv werden – so wird das Lesen zum Erlebnis. Wir wollen die Neugier der Kinder auf gute Geschichten wecken.“ Fortgesetzt wird das Ganze am 3. Juli mit einem Lesefest rund um das Thema Fußball. Erwartet wird unter anderem ein Sportreporter, der den Kindern Rede und Antwort stehen wird. Mit viel Literatur zum Thema Fußball soll auch hier wieder die junge Generation fürs Lesen gewonnen werden.

3. Mai 2010 | Weiterlesen
Rückblick: Lange Nacht der Wissenschaften 2010

Rückblick: Lange Nacht der Wissenschaften 2010

Was Gummibärchen, Gold zum Mitnehmen, Britney Spears und Laser gemeinsam haben? Sie alle waren Thema der siebenten „Langen Nacht der Wissenschaften“ in Rostock. Natürlich gab es noch viele weitere Themen – von Google, über die Medizin bis hin zu den Simpsons. Bei der großen Auswahl kann man leider wirklich nur einen Bruchteil der Veranstaltungen besuchen, über ein paar hat Katrin ja schon in ihrer ganz persönlichen „Langen Nacht der Wissenschaften“ berichtet. Mich zog es in dieser Nacht zu den Physikern, waren hier doch gleich mehrere interessante Vorträge zum Thema „Laser“ angekündigt. Der erste Halt fand jedoch bei den Chemikern statt, sitzen sie doch direkt um die Ecke vom Büro. Und schließlich hatte ich im Stillen gehofft, mich nach diesem Besuch zur Ruhe setzen zu können – „Gold zum Mitnehmen“ hieß es immerhin ganz unbescheiden in ihrer Ankündigung. Nun ja, einzelne Cent-Münzen mit einem kleinen Goldüberzug holten mich auf den Boden der Tatsachen zurück. Würden diese doch weder für meine Rente, geschweige denn für die Rettung des griechischen Staatshaushalts reichen, wie ich ernüchtert feststellen musste. Dem Spaß, vor allem beim jüngeren Publikum, tat dies natürlich keinen Abbruch. Getreu dem Motto, „Chemie ist, wenn es knallt und stinkt“ zogen die Mitglieder des JungChemikerForums Rostock das Publikum in ihren Bann. Wenn Gummibärchen zu Feuerbällen werden, werden Kinderaugen einfach ganz groß … Bis zu den Vorträgen im Institut für Physik blieb noch etwas Zeit, sodass ich mich aufmachte in die Europäische Wirtschafts- und Sprachakademie (EWS). Unter dem Motto „Kunst trifft Wissenschaft“ fand hier die offizielle Eröffnung des Abends statt und es war ein ganz besonderer Höhepunkt angekündigt. Politik und Wissenschaft so einträchtig an einem Strang ziehend zu sehen, kann man durchaus als Highlight bezeichnen, es war aber noch nicht der Höhepunkt, den ich meine. Was Liane Melzer, Wolfgang Schareck, Ulrich Funk (EWS) und Kurt Schanné vom Bildungsministerium hier trieben? Nein, es war keine neumodische Tanzeinlage. Sie schlossen Hand an Hand den Stromkreis für den MP3-Player. Wer Politiker und Wissenschaftler zu derartigen Aktionen überredet? Klar, Prof. Primel (Sven Lange) und seine Assistentin Fräulein von Rettich (Anne Vogelsang) waren es, die humorvoll durch den Abend führten und hier gerade demonstrieren, wie man mit Seifenblasen Ping Pong spielt. Die siebente „Lange Nacht der Wissenschaften“ – eine ganz besondere Veranstaltung, ist „die Sieben doch eine Rostocker Zahl“, wie uns Prof. Schareck in Erinnerung rief. Nebenbei erinnerte der Rektor an die Worte von Albert Einstein, dem 1919 – noch vor dem Nobelpreis – die Ehrendoktorwürde der Universität Rostock verliehen wurde: „Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig.“ „In dem Sinne wünsche ich Ihnen ganz viel Neugier heute Nacht und eine hellwache Lange Nacht der Wissenschaften“, so Wolfgang Schareck. Nun aber endlich zu dem versprochenen Höhepunkt der Eröffnungsveranstaltung, zumindest zu dem musikalischen. Schließlich lautete das Motto der Veranstaltung „Kunst trifft Wissenschaft“. Den Kunstgenuss versprach die Band „Hybrid Cosmics“ von Prof. Hartmut Möller und Studenten der Hochschule für Musik und Theater. Mit teils außergewöhnlichen Instrumenten wagen sie sich an Neuinterpretationen von bekannten und unbekannten Stücken jeglicher Stilrichtungen – von Klassik bis Pop, das Ganze in einem ganz einzigartigen Klangspektrum. Den Stil der Band beschreiben? Kann man nicht! Umso mehr freue ich mich, dass Prof. Möller sofort damit einverstanden war, hier eine Kostprobe wieder zu geben. Auch wenn die Qualität mangels Stativ und externem Mikrofon zu wünschen übrig lässt, bekommt Ihr vielleicht Lust, die Band mal live zu erleben. Das Erlebnis ist es wirklich wert! Passend zur Rostocker Zahl Sieben und der siebenten Langen Nacht der Wissenschaften spielten „Hybrid Cosmics“ das Stück „Sieben Katzen“: „Es klang“, so Liane Melzer, „als ob die Katzen durchaus Spaß hätten an dieser Nacht der Wissenschaften.“ Sichtlich Spaß hatten nicht nur die Bandmitglieder selbst, sondern auch das begeisterte Publikum. Hatte ich am Anfang nicht Britney Spears erwähnt? Auch sie war hier vertreten. Nein, nicht persönlich – viel besser, in einer fantastischen Rock-Klassik-Interpretation ihres „Hit me baby one more time“. Nun aber schnell zu den Physikern. Hier stand an diesem Abend alles im Zeichen eines runden Jubiläums, wurde der Laser doch 1960, also vor genau 50 Jahren, erfunden. „Fantastisches wird Alltag: 50 Jahre Laser“ überschrieb Prof. Dr. Fedor Mitschke seinen Einstieg in das Vorlesungsprogramm dieses Abends. „Den Laser kennen Sie alle, zumindest aus dem Kino“, erinnerte Prof. Mitschke an den Klassiker „Goldfinger“, bei dem James Bond bereits 1964 von einem Laserstrahl zerteilt werden sollte. Aber auch aus dem täglichen Leben sei der Laser nicht mehr wegzudenken. Vom CD-Spieler, über den Laserdrucker bis zum Scanner an der Supermarktkasse. Ebenso unverzichtbar sei er in der Medizin und Wirtschaft geworden. Anwendungsmöglichkeiten in der Wissenschaft? Spektroskopie sei da eine ganz wesentlich, so Mitschke. Die meisten Informationen, die wir überhaupt über den Aufbau von Materie haben, verdanken wir der Spektroskopie. Möglichst präzise messen zu können, sei momentan ein wesentliches Ziel der Forschung. Angestrebt werde ein optischer Frequenzstandard, eine direkte Anbindung optischer Frequenzen an Atomuhren. Bei der Genauigkeit aktueller Frequenzmessungen ist dann auch die Frage erlaubt, ob unsere Naturkonstanten eigentlich wirklich konstant sind, ob sie ihren Namen überhaupt verdienen. Die Lichtgeschwindigkeit beispielsweise, hat sie sich verändert in den letzten Jahren, Jahrzehnten, Jahrtausenden? Um hier Änderungen feststellen zu können, müsse man über sehr lange Zeiträume beobachten oder eben sehr genau messen können. „Laserpulse für die schnellsten Vorgänge in der Natur“ waren das Thema der Vorlesung von Prof. Dr. Stefan Lochbrunner. Um welche Zeitspannen es hierbei geht? Um Femtosekunden (fs). Wie kurz so eine Femtosekunde ist? Verdammt kurz, 10-15 Sekunden um genau zu sein. Professor Lochbrunner verglich diese unvorstellbar kleinen Werte anschaulich. Benötigt das Licht von der Erde bis zum Mond rund eine Sekunde, braucht es, um den Durchmesser eines Haares zurückzulegen, gerade mal eine Pikosekunde, was aber immer noch 1.000 Femtosekunden entspricht. Entsprechend hoch muss auch die Genauigkeit bei den Experimenten sein. Eine Stabilität, die beim Hundertstel eines Haares liegt, sei notwendig und das über mehrere Meter. Schwingungen auf Molekülebene würden typischerweise zwischen 10 und 100 fs benötigen. Diese Vorgänge zu beobachten und zu untersuchen, sei ein Ziel der Forschung, so Lochbrunner. Einblicke in den Reaktionsweg bei chemischen Vorgängen zu erhalten oder den Energietransport in photonischen Materialien zu verfolgen – hier liege das Interesse der Wissenschaftler. „Heller als Milliarden Sonnen“ kündigte Prof. Dr. Dieter Bauer vollmundig seinen Vortrag an. „Eigentlich habe ich sogar stark untertrieben“, so Bauer, „ich hätte auch Trilliarden Sonnen sagen können.“ Bezogen auf einen Quadratzentimeter kommen von der Sonne gerade mal 0,137 Watt. Die stärksten Laser liegen aktuell hingegen bei einer Leistung von 1021 Watt pro Quadratzentimeter. Bis in die achtziger Jahre stagnierten Laser bei einer Leistung von etwa 1014 Watt. Der Grund? Die Laser zerstörten bei höherer Leistung ihre eigenen Spiegel und Linsen und damit sich selbst. Die Lösung des Problems? Wie immer bei guten Ideen ist sie ebenso einfach wie effizient. Der Laserimpuls wird gestreckt (sodass weniger ‚zerstörerische‘ Energie pro Zeiteinheit auf die Komponenten trifft), dann verstärkt und erst im letzten Schritt wieder zur vollen Leistung zusammengeschoben. So wurden Laser mit Leistungen im Petawatt-Bereich möglich. Wofür man derartig starke Laser benötigt? Um mit dem Licht des Lasers Materie zu bewegen. Je intensiver das Licht, desto höher auch die Energie der Materieteilchen. Anwendungsbeispiele sind kompakte Ionenbeschleuniger für die Medizin oder auch Teilchenbeschleuniger für die Kernfusion. Beispielsweise der aktuell stärkste Laser der Welt. Die National Ignition Facility (NIF) ist vier Fußballfelder groß, befindet sich in Kalifornien und besteht aus 192 Lasern, die auf ein Millimeter großes Zielobjekt fokussiert werden. Im Zentrum befindet sich eine 7 Millimeter große Goldhülse. In ihrem Inneren ein kleines Kügelchen aus den Wasserstoff-Isotopen Deuterium und Tritium – Basis für die Kernfusion. Eine wirklich interessante Thematik, die Professor Bauer sehr anschaulich vermittelte! Alles viel zu kompliziert? Für etwas leichtere Kost sorgten die Stadtphysikanten mit ihrer „zu 95% sicheren, 42 ergebenden Schauvorlesung“. Als „Die Drei Fragezeichen“ machten sich Marco Schröter (als Peter Shaw), Ulrike Lüders (Justus Jonas) und Christin Baudisch (Bob Andrews) auf in die Villa von Dr. Frank N. Stein (Benedikt Ehard), um die von ihm gestohlenen Messergebnisse zurückzuholen. Dabei stießen sie auf zahlreiche physikalische Phänomene, die es zu (er)klären galt. Glasröhren waren zu sehen, denen mittels heißer Luft Töne entlockt wurden. Je nach Länge der Röhre in verschiedenen Frequenzen – ein Prinzip, das analog auch bei Orgelpfeifen zum Einsatz kommt. Gruselige Nebenschwaden zogen durch den Hörsaal. Es waren Rauchringe, die sich durch Verwirbelungen an der Austrittsöffnung eines Signalgebers – eines zweckentfremdeten Mülleimers – bildeten. Mit der so sichtbar gemachten Druckwelle kann man sogar ein Streichholz auspusten – etwas Übung und Zielwasser vorausgesetzt. Rauchringe kommen auch in der Natur vor, bei Vulkanausbrüchen, wie zu erfahren war. Ein vermeintlich harmloser Kamin entpuppte sich ganz nebenbei als Mini-Tornado. Die Aufwärtsströmung der erwärmten Luft sorgte in einem in Rotation versetzen Drahtkäfig für diesen eindrucksvollen Effekt. Kann Mehl brennen? Natürlich nicht! Aber fein zerstäubt kann es zu einer beachtlichen Mehlstaubexplosion kommen. Kerzen neben der Mehlschüssel auszupusten, ist also keine so gute Idee … Mit einer Metallplatte, einem Geigenbogen und etwas Sand wurden Töne sichtbar gemacht (Chladnische Klangfiguren). Aber kann eine Fahrradkette rollen? Sicher! Man muss sie nur in schnelle Rotation versetzen. Dank Muskel- und Zentrifugalkraft rollte sie erfolgreich über den Tisch. Und kann man Naturgesetze aufheben, die Schwerkraft beispielsweise? Eine scheinbar schwerelos über einem Magneten schwebende Scheibe hatte dies der Supraleitung und dem Meißner-Ochsenfeld-Effekt zu verdanken. Minus 196 Grad Celsius kalter Stickstoff sorgte für die notwendige Kühlung. Der Stickstoff ließ anschließend nicht nur eine Rose wie Glas splittern, sondern sorgte auch für die Aufforderung „Ohren zu, Mund auf!“ Mit flüssigem Stickstoff gefüllt und mit MacGyver-Musik unterlegt, explodierte eine Plastikflasche bei der Erwärmung mit lautem Knall. Da die Experimente der Stadtphysikanten stets ebenso beliebt wie gut besucht sind, gab es ihre Schauvorlesung an diesem Abend gleich im Doppelpack zu erleben. Der große Hörsaal in der Physik war beide Male gerammelt voll, das Publikum zeigte sich begeistert. Wenn der Laser im Mittelpunkt des Abends steht, was darf dann in keinem Fall fehlen? Richtig, eine Lasershow! Für diese sorgte zum Abschluss Dr. Josef Tiggesbäumker mit seinem Team im Innenhof des Institus für Physik. Ein stimmungsvoller und gelungener Ausklang des Abends. Wer jetzt noch munter war, für den hieß es: ab ins Capitol. Fand hier doch zu später Stunde die After-Science-Party statt. Jeder, der drei Stationsstempel auf seinem Eintrittsticket vorweisen konnte, bekam ein Begrüßungsgetränk gratis. Hier stand auch die Verleihung des Kommunikationspreises an. Vergeben wird er für die anschaulichste Präsentation. Im letzten Jahr ging der Pokal – eine Wissensboje – an das Leibniz-Institut für Ostseeforschung (IOW) für ihren Beitrag „Meere in Bewegung“. Anhand einer Tasse Milchkaffee erklärten sie anschaulich, was in einem Ozean so vor sich geht. 2010 ging der Kommunikationspreis an das Team der Fakultät für Informatik und Elektrotechnik. Mit einem Schauspiel brachten sie ihren Gästen ebenso eindrucksvoll wie verständlich das „Wesen des Schalls“ näher – Glückwunsch!

3. Mai 2010 | Weiterlesen
MAU Club und MS Stubnitz: „Tanz in den Mai“

MAU Club und MS Stubnitz: „Tanz in den Mai“

Der „Tanz in den Mai“ bekam am Freitag im MAU Club und auf der MS Stubnitz eine ganz neue Bedeutung. Ein Ticket, zwei Locations, „Funkenflug“ und „Lostinsounds“ fusioniert, sechs Dancefloors beschallt mit feinster elektronischer Musik, 18 Acts. Headliner: das Pariser Duo Nôze. Eindeutig eine würdige Begrüßung des Wonnemonats Mai. Mit dem Kauf eines Tickets konnte man nach Lust und Laune von der Stubnitz ins MAU und wieder zurück pendeln. Eine ungewohnte und wirkliche angenehme Auszeit für Ohren und Lunge. Heiß ersehnt war natürlich die französische Vereinigung Nôze, da sie im April letzten Jahres einen Auftritt krankheitsbedingt abgesagt hatten. Nicolas Sfintescu und Ezechiel Pailhes, so die Namen der Beiden, boten eine Stunde lang eine gewohnt exzentrische Bühnenshow. Neue und alte Songs mit einer ordentlichen Portion Improvisation auf dem Klavier und am Mikrofon – das Publikum feierte das Duo. Und so gab es zu ihrem letzten Song „Remember Love“ auch kein Halten mehr. Weder auf der Tanzfläche, noch auf der Bühne. Außerdem wurde den Tanzfreudigen von Rundfunk 3000, den Monchochiboys aus London, Peak, Plattenali, Aux und Vielen mehr ordentlich eingeheizt. Grund auch für viele Nicht-Rostocker in die Hansestadt zu kommen. Auf jeden Fall war es gerammelt voll und die Stimmung war grandios. Aber für die Liebhaber des House, Techno, Minimal und Drum & Bass war es schließlich auch ein Festmahl für die Ohren. An die Veranstalter: Ganz klar traditionsverdächtig!

2. Mai 2010 | Weiterlesen
„China-Woche“ an der Rostocker Uni

„China-Woche“ an der Rostocker Uni

Die China-Woche habe ich im Rahmen des Internationalen Tags an der Uni Rostock bereits kurz erwähnt. An diesem Tag konnten sich die Rostocker Studenten insbesondere über Austauschprogramme mit chinesischen Hochschulen in Wuhan, Hefei und Dalian informieren. Von der Universität Hefei war der Präsident, Prof. Dr. CAI Jingmin, zu Gast. Vom Fachbereich Deutsch der Dalian Universität für Fremdsprachen kam der Dekan Prof. Dr. CONG Mingcai. Beide trugen sich während ihres Besuchs auch in das Gästebuch der Hansestadt Rostock ein. Zum Abschluss der Chinawoche an der Universität Rostock hieß es am Freitagnachmittag im Wintergarten der Mensa: „Chinesische Traditionen interaktiv erleben“. Die chinesische Studentengemeinschaft gab den Gästen einen Einblick in die chinesische Art des Teetrinkens, es wurde über Aktualität des Konfuzianismus referiert sowie die Kunst der Kalligrafie vorgestellt. Wasser Kochen, Teebeutel in die Tasse, nach Bedarf Zucker und Milch – ich muss nicht erklären, wie wir Deutschen Tee trinken. Meistens entscheiden wir uns sowieso für die koffeinhaltige Alternative. Im fernen China sieht das ganz anders aus. Schon der offizielle Programmname: „Der Geist der chinesischen Teezeremonie oder die genussvolle Art, Tee zu trinken“ lies dies erahnen. Teemeister war Prof. Dr. Xia Zhen. Im Rahmen einer deutsch-chinesischen Forschungskooperation mit dem Institut für Ostseeforschung wird er für ein Jahr in Rostock wohnen. Ziemlich schnell wird klar, dass das eigentliche Trinken des Tees in China nebensächlich ist. Vielmehr geht’s um das Drumherum. Es ist Teil der Tradition und Kultur Chinas. Da wird zu aller erst sorgfältig der Tee ausgesucht und jede einzelne Tasse ausgespült. Und natürlich wird auch kein Teebeutel benutzt – schließlich ist die Entscheidung über die Menge des Tees Teil des Ganzen. Dann erst kommt das Wasser zum Einsatz, getrunken wird aber immer noch nicht. Mit dem ersten Aufguss wird der Tee gewaschen. Erst der Zweite ist dann für den Gaumen. „Der dritte und vierte Aufguss sind meist die Besten“, so Xia Zhen. „Das Probieren von Tee ist ein soziales Ereignis“, erklärte Ha Haifeng, die für den chinesischen Professor übersetzte. Jeder der Gäste bekam natürlich die eine oder andere Kostprobe des Tees. Viele Fragen wurden gestellt und beantwortet. Wer hätte geahnt, dass das Thema Tee soviel Stoff bietet?! Und wird trotzdem auch Kaffee getrunken in China? „Der Chinese trinkt eigentlich keinen Kaffee. Nur die verrückte, junge Generation, die nach Amerika und Europa zum Studieren geht, hat das übernommen. Für die ältere Generation“, so Xia Zhen, „steht das außer Frage.“ Schwer vorzustellen, dass die Deutschen soviel Geduld für Tee aufbringen könnten. Aber wir sind auch nicht gerade Weltmeister in Ausgeglichenheit und Entspannung. Die Chinesen schon. Deshalb kommt wohl auch die Kunst der Kalligrafie aus dem fernen Land. Den Gästen wurde die Möglichkeit geboten, mit Pinsel und Farbe ihren eigenen Namen auf Chinesisch aufs Blatt zu bringen. Angeleitet wurden sie hierbei vom Bauingenieursstudenten Qi Bin. Doktorand der BWL Tang Jun-Hua, selbst seit vier Jahren an der Uni Rostock, referierte über das Thema: „Konfuzius Comeback – wie könnte der Konfuzianismus das heutige China prägen?“ Ein gelungener Abschluss der China-Woche. Fazit? China ist nicht nur in geografischer Hinsicht weit von uns entfernt. Um so spannender ist es, das ferne Land kennen zu lernen. Interaktion und Kommunikation scheinen da unerlässlich und der richtige Weg zu sein.

2. Mai 2010 | Weiterlesen
Stromerwachen und Drehorgeln in Warnemünde

Stromerwachen und Drehorgeln in Warnemünde

Es ist Mai, der erste Mai 2010. Bilderbuchwetter, vergnügte Leute und wieder einmal erwacht Warnemünde aus seinem Winterschlaf. Die Vorsitzende des Warnemünde Vereins, Astrid Voß, freute sich gestern über die so zahlreich erschienen Gäste des 16. Stromerwachens in Warnemünde. Ferner erklärte sie: „Der Schnee türmte sich noch tief, als wir mit unseren Partnern anfingen, dieses Wochenende zu planen“. Genauso lange aber freue sich der Verein auch schon auf diese Festtage, betonte sie. Mit dem Stromerwachen wurde traditionell die Warnemünder Saison eröffnet. Zugleich fand das 6. Drehorgeltreffen in Warnemünde statt. Seit 2000 treffen sich alle zwei Jahre Drehorgelspieler aus ganz Deutschland und Europa, um mit ihren historischen mechanischen Orgeln und dem Warnemünder Publikum ein freudiges Drehorgelfest zu feiern. Aus ihren musikalischen Zauberkästen erklangen fröhliche Schlager, Evergreens und Volkslieder. Dr. Ullrich Wimmer vom „Club Deutscher Drehorgelfreunde“ verwies gegen 11.15 Uhr an der Alten Vogtei dezent auf die Sammeldosen, die sich an den Orgeln befinden. Das Drehorgel spielen mache nämlich sehr durstig, meinte er. Was zwar die Warnemünder Wirte freue, die Drehorgelspieler seien deshalb allerdings auf die Großzügigkeit ihrer Hörerschaft angewiesen. Er führte weiter aus, dass sein Club habe mehr als tausend Mitglieder aus 16 Nationen habe. Viele Mitglieder seien schon etwas älter. Doch halte das Spielen der Drehorgel nun einmal jung. So gäbe es etwa Drehorgelfreunde, die gerade 90 geworden seien und dennoch mit ihren Orgeln nach Paris oder Wien reisten. In seinen Grußworten dankte er abschließend in heiterem Ton den Warnemündern dafür, „dass sie das ertragen, drei Tage lang Gedudel“. Daraufhin wurde traditionell die über 100-jährige Bahnhofsbrücke gedreht. Die starken Männer des Football-Teams „Rostock Griffins“ übernahmen diese ehrenvolle Aufgabe. Für die musikalische Begleitung des bedeutenden Augenblicks sorgte das Drehorgel-Orchester „Musica-Romantica“ mit Frerich und Theda Kramer, Gerold Bülthoff und Rudolf Poppinga aus Rhauderfehn. Tanzende Paare sah ich auch auf der Brücke. Ein kunterbuntes Treiben, wie es sich für ein schönes Volksfest gehört, war das eben. Ein Ereignis jagte das nächste. Die Brücke war kaum wieder geschlossen, da trat schon die Kindertruppe der Warnemünder Trachtengruppe auf. In ihren historischen Trachten, die übrigens allesamt selbst geschneidert wurden, führten sie traditionelle Volkstänze vor. Karin Scarbarth, die Leiterin der Gruppe, gab am Ende der Darbietung einem besonderen Herzenswunsch Ausdruck. Sie erklärte, dass noch jemand gesucht werde, der die kleinen Tanzdirns tänzerisch unterrichten helfen könne. Wer Interesse daran hätte, könne sich jederzeit bei der Warnemünder Trachtengruppe melden. Dann war es endlich soweit. Viele der anwesenden Männer hatten wohl schon sehnsüchtig auf diesen Moment gewartet. Gerade erst frisch im Amt, vollzog der Tourismusdirektor Matthias Fromm den Fassbieranstich. Plötzlich bildete sich eine erwartungsvolle Menschentraube am Ort des Geschehens. Mit Bier hatte ich nicht so viel am Hut und verließ lieber das Getümmel. Ich schlenderte ein wenig vor mich hin, da begegneten mir und meiner Kamera die Drehorgelspieler Leo Schiffer und Edith Kuhlmann aus Brunsbüttel. Sie erzählten mir, was sie so sehr am Drehorgelspielen fasziniere. Der unmittelbare Kontakt mit den Menschen auf der Straße begeistere sie. Viele Leute würden ihnen ihre großen und kleinen Geschichten erzählen und so ständen sie immer „mitten im Leben“, beschrieb es Leo Schiffer. Edith Kuhlmann verriet mir noch, dass die Hunde die vielen Reisen ganz prima mitmachen würden. Die beiden spielen einzeln oder im Duett auf modernen und historischen Drehorgeln. Ihr musikalisches Repertoire reicht dabei von Klassik über Jazz, Rock und Pop bis hin zu Evergreens und Schlagern. Musik zum Tanzen, Schmusen, Schunkeln und Mitsingen steht bei ihnen auf dem Programm. Ich musste mich aber leider schon wieder von ihnen verabschieden, wollte ich doch unbedingt noch am Alten Strom entlang spazieren, das Handwerkerdorf am Leuchtturm in Augenschein nehmen und eine Runde mit dem Riesenrad drehen. Mein Weg zum Riesenrad führte entlang des Alten Stroms. Ich kam an den unterschiedlichsten Marktständen vorbei. Da wurden Schmuckstücke, Holzspielzeug, Kitsch und Dekoartikel, Glaskunstwerke, Schuhe und Dufthölzer angeboten. Ein kunterbuntes Angebot, wie geschaffen für einen gemächlichen kleinen Wochenendbummel. Für das leibliche Wohl war ebenfalls gesorgt. Crépes, Räucherfisch, Kuchen, Bier, Mutzen und Rostocker Rauchwurst. Was immer auch das Herz oder der Magen begehrte, hier wurde man fündig. Mitten im Getümmel begegnete ich einer weiteren ganz eigenen lieben Persönlichkeit. „Vogel-Jockel“ konnte die unterschiedlichsten Vogeltöne nachahmen. Wirklich beeindruckend, diese Schose. Ich hatte mich bereits von ihm verabschiedet, da hörte ich ihn noch sagen: „Na, ich bin wohl die einzige Pfeife hier, was?“. Mit jedem Schritt erhob sich mein Ziel, das Riesenrad, höher in den Himmel. In diesem Jahr war es zum ersten Mal direkt am Strand aufgebaut worden. Ich freute mich schon auf den Ausblick übers Meer und musste auch gar nicht lange warten, um einen Platz in einer der runden und schaukligen Hängekabinen zu ergattern. Am Himmel war kaum eine Wolke zu sehen und so war der Ausblick überwältigend. Ich konnte nicht nur ganz Warnemünde, sondern auch die tiefblaue Ostsee weithin überblicken. „Der Frühling ist nun endlich da, wie wunderbar, trara“, dachte ich, ließ mir die Sonne ins Gesicht scheinen und den Seewind um die Ohren pfeifen. Das Handwerkerdorf am Leuchtturm wollte ich mir abschließend noch anschauen. Da herrschte eine biergartenähnlich fröhliche Stimmung und es gab neben einer Besenbinderei, einer Bernstein-Manufaktur auch eine Böttcherei zu entdecken. Eil derweil hatte ich genug gesehen und erlebt. Mein Heimweg entlang des Alten Stroms wurde begleitet von den vielen, übrigens auch bunt und prächtig gekleideten, Drehorgelspielern und ihren lustigen Liedern. Auch die nächsten Tage ist noch viel los im Ostseebad. Wie wäre es mal wieder mit einem kleinen Ausflug?

2. Mai 2010 | Weiterlesen
Vielfalt gegen Rechts - 1. Mai in Rostock

Vielfalt gegen Rechts - 1. Mai in Rostock

Unter dem Motto „Freiheit statt BRD“ wollten heute Anhänger rechtsextremer Gruppierungen im Stadtteil Lütten Klein durch die Straßen ziehen. Natürlich nicht widerstandslos. Mehr als 150 Organisationen, Verbände, Gruppierungen und Personen hatten sich im Voraus zusammengeschlossen. „Erster Mai nazifrei – Vielfalt statt NPD“ lautetet ihr Motto. Dass in Rostock kein Platz für Rechtsextreme ist, wurde durch eine Sitzblockade demonstriert. Mit vielen Farben und Gesichtern wurde zugleich ein Zeichen auf dem politischen 1. Mai-Fest gesetzt. „Rostock ist eine Stadt der Vielfalt“, „Zeichen setzen gegen Rechts“, „In Rostock ist kein Platz für Nazis“. Parolen dreier verschiedener Parteien und seltener Konsens. Rostocker Bürger sowie Vertreter von Parteien, Gewerkschaften, Vereinen, Verbänden, Jugendorganisationen und der Kirchen hatten sich im Fischerdorf in Rostock Evershagen zum Widerstand gegen Rechts zusammengefunden. Zwischen Imbiss- und Informationsständen bot eine Bühne Platz für politische Ansprachen und musikalische Untermalung. Vertreter politischer Parteien und Organisationen nutzten diese Plattform für kurze Statements. Sozialministerin Manuela Schwesig (SPD) wies auf die Verantwortung der Politik im Kampf gegen Rechtsextremismus hin. Gleichzeitig sei eine solidarische Gesellschaft Grundlage für Demokratie und Toleranz. „Wir wollen ein soziales, menschliches und friedliches Miteinander in Mecklenburg Vorpommern. Wir müssen gemeinsam Flagge zeigen gegen Nazis“, so die Ministerin. Der 1. Mai ist der Tag der Arbeit, der Tag an dem weltweit für gleiche Rechte der Arbeitnehmer gekämpft wird. Die Neonazis haben dieses Thema unter dem Motto „Tag der deutschen Arbeit“ für sich vereinnahmt und entfremdet. Horst Barlock von der Partei „Die Linke“ sieht uns alle in der Verantwortung, mit den Rechtsextremen zu reden. Verblendung und Fehlleitung könnten nur so aufgehoben werden. Für Jugendaktivistin Franziska (17), Mitglied der Organisation „Rebell“, darf der eigentliche Sinn des 1. Mai nicht vergessen werden: Gemeinsam zu kämpfen für eine gerechte Welt. Ein Volksfest zu diesem Anlass ist der Schülerin zu wenig. Viele der Rostocker und Rostockerinnen nahmen auch schon in den vergangenen Jahren an den Demonstrationen zum 1. Mai teil. Für den neunjährigen Leo Goltermann war es heute das erste Mal. „Widerstand ist wichtig.“ Mit Mutter Martina hatte er zuvor an der Sitzblockade gegen den Demonstrationszug der Neonazis teilgenommen. Der Zug auf der geplanten Route konnte so verhindert werden. Ein Wermutstropfen bleibt jedoch, zogen die NPD-Anhänger doch statt dessen auf einer Ersatzroute durch Groß Klein. „Aktiver Widerstand ist der richtige Weg”, so Schülerin Paula Carnein (17), „ein Volksfest interessiert die Nazis wohl weniger. Trotzdem ist es besser, als nichts zu tun.“

1. Mai 2010 | Weiterlesen
50 Jahre Überseehafen Rostock - Empfang

50 Jahre Überseehafen Rostock - Empfang

Die altehrwürdige Flagge des Seehafens Rostock – gestern ward sie in der Kunsthalle wieder gehisst. Dort fand der Geburtstagsempfang zum 50-jährigen Jubiläum des Überseehafens statt. Alle interessierten Rostocker waren dazu herzlich eingeladen. Höhepunkte der Veranstaltung waren eine öffentliche Ausstellung sowie eine Vortragsreihe zur Geschichte des Hafens. Bevor der offizielle Teil des Empfangs begann, hatte ich noch etwas Zeit, mir die Ausstellung anzuschauen. Als Erstes fiel mir ein Brief des Drittklässlers Bernhard Bültemann aus Rostock an Inge Kettenbeil aus Darlingerode im Harz auf. Der kleine Bernhard erklärte Inge darin, wie der Rostocker Hafen gebaut wurde. Nein, er erklärte es nicht nur, er zeichnete es zwischen den Zeilen auch auf. Das ist eines der vielen Zeugnisse, das zeigt, wie viele Menschen der Ausbau des Hafens damals beschäftigte. Ich sah verschiedene Modelle von Kränen und ein Holzbausteinspiel zur Nachahmung eines Hafens aus der DDR, überdies historische Fotoaufnahmen, Zeitungsartikel „und und und“. Auch historische Filmbeiträge und maritime Gemälde aus den Beständen der Kunsthalle waren zu sehen, so etwa verschiedene Werke von Karl-Heinz Kuhn. Die Exponate hatten nicht nur das Schifffahrtsmuseum, das Ingenieurbüro Inros Lackner und die Hafenentwicklungsgesellschaft zur Verfügung gestellt. Auch viele Rostocker Bürger hatten ihre ganz persönlichen Erinnerungsstücke ebenfalls für die Ausstellung in der Kunsthalle abgegeben. Einer von ihnen ist Hans-Jürgen Räsch. Er hatte am 16.8.1962 angefangen im Hafen zu arbeiten. Stolz zeigte er mir seinen ausgestellten Holzhaken. Damit hätte man das auf den Schiffen angelieferte Holz besser umladen können, erzählte er. Der Haken wäre in das Holz geschlagen worden und mittels des daran befestigten Griffs hätte sich die Ware dann besser anheben und transportieren lassen. Verschiedene Arbeitsausweise und das sogenannte Arbeitsbuch des Hafenarbeiters Hans-Jürgen Räsch waren ebenfalls zu sehen. Die Museologin und Kuratorin Heike Heilmann hatte die wunderbare Ausstellung vorbereitet. Leider wird diese nur sehr kurz, nämlich vom 30. April bis zum 2. Mai, präsentiert. Sicher hätte sie über einen längeren Zeitraum hin viele weitere interessierte Besucher in die Kunsthalle gelockt. Habe ich schon berichtet, dass ich im Plastiksaal der Kunsthalle meinem selbstgebastelten Papierschiffchen wieder begegnete? Voller Stolz und zufrieden betrachtete ich es. Mein erstes Kunstwerk, ausgestellt in der Kunsthalle. Vielleicht sollte ich demnächst doch eine künstlerische Laufbahn einschlagen? Wir werden sehen. Inzwischen hatten sich schon viele Interessierte im Plastiksaal eingefunden. Die vormals leeren Plätze waren nun besetzt. Es mussten gar weitere Stühle aufgestellt werden. Ein besonderer Gast wurde noch erwartet. Erwin Sellering, der Ministerpräsident Mecklenburg-Vorpommerns, wollte die Vortragsveranstaltung eröffnen. Als auch er sich eingefunden hatte, begrüßte Jörg-Uwe Neumann als Geschäftsführer des Vereins „pro Kunsthalle“ alle Festgäste. Er gab seiner Freude über das Engagement und die Leidenschaft Ausdruck, mit der sich die Rostocker an den Ausstellungsvorbereitungen durch die Abgabe ihrer Erinnerungsstücke beteiligt hatten. Erwin Sellering betonte schon zu Beginn seiner Rede: „Für die Landesregierung, für das Land Mecklenburg-Vorpommern ist dieser Hafen von sehr großer Bedeutung“. Denn er sei nicht nur ein „Wirtschaftsmotor für die Hansestadt Rostock und für unser ganzes Land“, sondern auch „ein großes Stück Identität“, da er neben der langen Tradition der Seefahrt, auch Weltoffenheit und Internationalität repräsentiere, so der Ministerpräsident. Oberbürgermeister Roland Methling bezeichnete den Überseehafen als „Dreh- und Angelpunkt jeder Entwicklung unserer Stadt“ und betonte: „auch in der Zukunft ist der Hafen eigentlich die Lokomotive für die Hansestadt Rostock.“ Danach ließ er die Geschichte des Hafens Revue passieren und erwähnte nicht nur die Blüte des Hafenstandortes während der Hansezeit. Abschließend erzählte er, dass er auf dem Weg zur Kunsthalle „Kollege Oschmann“ getroffen habe. Dieser gehöre zu denen, die am 30. April 1960 zum Empfang aus Anlass der Einweihung des Rostocker Überseehafens eingeladen worden waren und er habe dem Oberbürgermeister die Einladungskarte für dieses Fest übergeben. Gesten wie diese zeigten ihm, wie „tief der Hafen weiterhin bei den Rostockern verwurzelt ist“, so Roland Methling. Im Anschluss an die Begrüßungsworte wurden Vorträge über die Geschichte des Hafens, über seine wirtschaftliche Ausstrahlung auf die Region, die Auswirkungen des Hafens auf die Luftqualität in der Hansestadt und zu Entwicklungsprojekten und –perspektiven gehalten. Die Hafenentwicklungsgesellschaft Rostock (Hero) hatte aus Anlass des 50-jährigen Bestehens des Überseehafens ein umfassendes, interessantes und unterhaltsames Festprogramm auf die Beine gestellt. Die vielen Rostocker Bürger, die sich mit dem Hafen verbunden fühlen, werden es ihnen danken und wünschen dem Überseehafen auch für dessen Zukunft viel Erfolg.

1. Mai 2010 | Weiterlesen
7. Rostocker „Lange Nacht der Wissenschaften“

7. Rostocker „Lange Nacht der Wissenschaften“

Hier begann gestern meine Tour durch die siebente „Lange Nacht der Wissenschaften“. Das Marine Science Center befindet sich im Yachthafen Rostock Hohe Düne an der Ostmole. Drei Stationen wollte ich besuchen. In der gesamten Region Rostock hatten wissenschaftliche Einrichtungen ab 18:00 Uhr zu Vorträgen, Präsentationen und Schauvorlesungen eingeladen. Im Robbenforschungszentrum des Instituts für Biowissenschaften, auf dem Sonnendeck des ehemaligen Fahrgastschiffes LICHTENBERG herrschte reges Treiben. Viele Rostocker nutzten die Gelegenheit, um den Forschern bei ihrer Arbeit mit den Robben einmal über die Schultern zu schauen. Zunächst beschäftigte sich Dipl. Biologin Nele Gläser mit den Tieren. In einem abgetrennten Bereich der Station ließ sie alle ihre Schützlinge nebeneinander antreten oder besser anschwimmen. Zur Belohnung bekam ein jedes Meeresgeschöpf einen leckeren Happen Fisch zugeteilt. Dann entschwand eines auf ihr Geheiß hin in das große Becken. Das war der 2002 geborene „Luca“. Drollig sind sie ja alle, diese glitschigen Gesellen, mit ihren knopfrunden Augen, dachte ich. Da wurde ich schon Zeuge eines beeindruckenden Experiments. „Luca“ hängte seinen Kopf in einen Ring, der an einer Schnur kurz über der Wasseroberfläche baumelte. Davor befand sich eine Art Schautafel mit drei Fenstern. Nele Gläser öffnete nun als Erstes das mittlere der Fenster und ein Symbol erschien darin. Dann öffnete sie die äußeren Fenster und 2 weitere Symbole waren zu sehen. Von diesen suchte sich „Luca“ eines aus, schwamm darauf zu und berührte es mit der Schnauze. Daraufhin ertönte ein Pfiff aus der Pfeife der Biologin und ein kleiner Fischhappen flog durch das Fenster. Später erfuhr ich von einer Studentin, dass „Luca“ das zunächst im mittleren Fenster gezeigte Symbol in einem der zwei äußeren Fenster erkennen sollte. Allerdings erschiene dieses Symbol dort dann stets in gedrehter Form. Das war selbst für mich ziemlich schwierig. Doch „Luca“ schaffte das innerhalb weniger Sekunden. Mittels dieses Experiments wollen die Forscher herausfinden, wie sich Robben unter Wasser orientieren und ob sie dieselben Erscheinungen von unterschiedlichen Richtungen aus betrachtet, wiedererkennen. Der Pfiff aus der Pfeife sei ein Signal für die Robben. Es bedeute, dass sie eine Aufgabe gut erledigt hätten. Ein laut ausgesprochenes „Nein“ dagegen verrate ihnen die Fehlerhaftigkeit ihres Verhaltens, wurde mir dann noch erklärt. Die Kommunikation zwischen Tier und Mensch erfolge auf der Forschungsstation immer über verbale Zeichen und Handzeichen. Ich sah an diesem Abend unheimlich viele davon. Ein Hund kann im Gegensatz dazu kaum einmal „Sitz“ machen und ein Stöckchen holen. Unglaublich also, wie intelligent diese Meereswesen sind. Das Marine Science Center auf Hohe Düne ist mit den Abmessungen von 60 x 30 Metern sowie der Meerestiefe von 6 Metern die größte Seehundforschungsanlage weltweit. Sie befindet sich schon seit zwei Jahren an diesem Standort. Die neun Seehunde stammen alle aus Zoos, haben also nie frei im Meer gelebt. Wer sie selbst erleben möchte, kann sie montags bis samstags zwischen 10.00 Uhr und 16.00 Uhr besuchen. Ich sah der Robbe „Henry“ noch dabei zu, wie sie einem Taucher begegnete, wie sie Bauchklatscher machte und einen roten kleinen Ring apportierte. Schließlich musste ich aber weiterziehen. Meine nächste Station war die Philosophische Fakultät in der Ulmenstraße. Dort wollte ich mir eine Vorlesung über kommunikative Regeln, die das Großstadtleben beeinflussen, anhören. Es ginge darum, was passiere, wenn man plötzlich an einer Ampel angesprochen werde und warum man in solchen Situationen so irritiert sei, las ich in der Vorankündigung der Veranstaltung. Prof. Dr. Dr. h.c. Wolfgang Sucharowski und Bastian Schwennigcke erklärten, was es damit auf sich habe. Als Erstes zeigten sie jedoch einen kleinen Film über eine Szene, die sich an einer Rostocker Ampel abgespielt haben könnte. Er handelte von mehreren Personen, die an einer Straße auf das grüne Ampelzeichen warteten. Einer von ihnen jonglierte mit Bällen. Plötzlich fiel einer seiner Bälle auf die Straße. Die Kommunikationswissenschaftler erörterten im Anschluss daran, wie vollkommen unterschiedlich die übrigen Personen an der Ampel die Situation eingeschätzt haben könnten. Diese sehr verschiedenen Gedanken über die jonglierende Person hätten wiederum großen Einfluss auf ihre Handlungen, wenn plötzlich etwas Unerwartetes passiere. Als ein Ball auf die noch befahrene Straße fiel, sprach beispielsweise nur eine Person den Jongleur an. Die sozialen Regeln, anhand derer Menschen kommunikative Stresssituationen einschätzen, sind demnach äußerst komplex und verschieden. Aufgabe der Kommunikationswissenschaft aber sei es, diesen Regeln dennoch nachzuspüren, so die Wissenschaftler. Nun hatte ich mir sogar eine Menge an theoretischem Wissen angeeignet. Das Café „À Rebours“ neben der Nikolaikirche sollte der letzte Anlaufpunkt meiner persönlichen „Nacht der Wissenschaften“ werden. Die großartige Literatur des Fin de siècle sollte dort vom Schriftsteller Rüdiger Fuchs zum Leben erweckt werden. Das Café ist sehr gemütlich im Stil des Fin de Siècle eingerichtet und, wer hätte das gedacht, „À Rebours“ lautet auch der Titel eines Kultbuchs eben jener Literaturepoche. Der französische Schriftsteller Joris-Karl Huysmans hat es 1884 veröffentlicht. Nebenbei bemerkt, „À Rebours“ heißt ins Deutsche übersetzt so viel wie „Gegen den Strich“. Rüdiger Fuchs gab eingangs eine Einführung in das Leben und Werk von Joris-Karl Huysmans. Anschließend erklärte er, welch tiefgreifende Auswirkungen der Roman „À Rebours“ auf die moderne Literatur hatte. Der Hauptprotagonist in Sartres „Der Ekel“ sei quasi nur eine konsequente Weiterführung der Hauptgestalt in Huysmans Werk und der berühmte Singer-Songwriter Serge Gainsbourg habe das Buch gar immer bei sich getragen, erfuhr ich. Im literarischen Werk wird das Leben des dekadenten französischen Adligen Jean Floressas Des Esseintes beschrieben. In der adeligen gehobenen Gesellschaft kann er bald schon keine Erfüllung mehr finden und so zieht er sich in die Einsamkeit seines extravaganten Hauses am Strandrand von Paris zurück. Der Schriftsteller, Rüdiger Fuchs, konnte den Roman allen Anwesenden in charmanter und angenehmer Weise näher bringen. Das gemütliche Ambiente des Cafés sorgte obendrein für Wohlbehagen. Indes war es wirklich eine „lange“ Nacht der Wissenschaften geworden, lang und ereignisreich sowie informativ. Was hab ich nicht alles wieder dazu gelernt? Wohlgestimmt verließ ich also das „À Rebours“ und trat den Heimweg an.

30. April 2010 | Weiterlesen
„Aus dem Effeff“ - Improtheater der Uni Rostock

„Aus dem Effeff“ - Improtheater der Uni Rostock

Die Bühne verrät wenig über das Kommende. Sechs Stühle, das war’s. Und mehr braucht das Improvisationstheater auch nicht. Requisiten, Bühnenbild und Soundeffekte? Liegt alles in der Hand der Akteure. Und so erwachen Apfelbäume auch schnell mal zum Leben, eine imaginäre Yogamatte wird zum Zentrum der Handlung und ein überdimensionaler Augapfelschäler gegen Hornhautverkrümmung wird fiktiv über die Bühne geschoben. Der Kreativität der Darsteller sind keine Grenzen gesetzt. Ach so, eine Requisite ist natürlich unerlässlich, nämlich das Publikum. Im Rahmen der Rostocker Kulturwoche erhielt die Improvisationstheatergruppe der Uni Rostock „Aus dem Effeff“ die Gelegenheit, auf der Bühne 602 ein überwiegend studentisches Publikum zu begeistern – mit Erfolg. Es ist fast unmöglich, beim Improvisationstheater nicht mitzufiebern. Zum einen, weil die Zuschauer selbst das Bühnengeschehen beeinflussen, zum anderen zittert man zwangsweise mit den Darstellern mit. Schließlich ist nichts geplant und die Bühnenakteure müssen in Sekundenschnelle reagieren – eben improvisieren. Situationskomik ist dabei vorprogrammiert. Aufgewärmt wurde sich mit dem Spiel „Freeze“. Mit den Einwürfen „Nordpol“ und „Klimaerwärmung“ galt es, eine Szene zu spielen. Und so kam es zu solch sonderbaren Neuerfindungen wie dem Bär namens Klimaerwärmung, der Hunger auf einen Eisdöner hat – natürlich war das Publikum nicht ganz unschuldig daran. Eine Szene dauerte nie lang, sobald ein anderer der sechsköpfigen Impro-Crew ins Bühnengeschehen eingriff, hieß es: neuer Ort, neue Akteure, neue Szene. Einer der Stimmungshochpunkte war die versuchte Reklamation eines Augapfelschälers gegen Hornhautverkrümmung. Einzige Hürde: der Darsteller weiß nicht, was er zurückgeben will. Wenn er dann die Bühne betritt, eine imaginäre riesige Gerätschaft vor sich herschiebend, kann sich das wissende Publikum natürlich vor Lachen kaum auf den Stühlen halten. Der Unsinn nahm seinen Lauf. Da verliebte sich der Löwe in den Pinguin und die Zuschauer sind Gast bei einem Blind Date im Wilden Westen. Das Improvisationstheater ist grenzenlos. Auch in der Pause waren die Zuschauer zur Interaktion aufgefordert. Irgendeinen Satz, ein Sprichwort oder ähnliches galt es auf kleine Zettel zu schreiben. Später mussten Darsteller diese in ihre Szenen mit einbauen. Das Publikum war durchgehend Teilnehmer der Vorstellung. Und so blieb auch die Zugabe nicht aus. Vielleicht mal ein Märchen? Hänsel und Gretel! Und verschiedene Filmgenres? Krimi, Heimatfilm, Horror, Bollywood, Oper. Und so wurde der Abend mit einem Arien trällernden Hänsel gekrönt. Ein verrückt-guter Abend.

30. April 2010 | Weiterlesen
Galerie Klosterformat: Ausstellung „Paradiese“

Galerie Klosterformat: Ausstellung „Paradiese“

Paradiesische Kunst wird ab sofort in der Galerie Klosterformat gezeigt. Paradies, was ist das? Da fallen mir sofort Adam und Eva ein. Ja, und irgendwie muss es etwas Vollkommenes und Friedliches sein. Mit Glück und Liebe hat es etwas zu tun. Auch der Einklang mit der Natur spielt eine Rolle. Das Paradies stelle ich mir blumig und voll Sonnenschein vor. Es gibt aber auch das verlorene Paradies und die Sehnsucht danach. Aber kann nicht auch ein flüchtiger Augenblick schon etwas Paradiesisches an sich haben? Erinnerungen, Träume und Geschichten entheben uns aus dem Alltag und entführen uns oftmals in paradiesische Gefilde. Die Künstlerin Christiane Werner aus Leipzig interessiert sich für solcherlei Paradiese. Sie verwebt in ihren Linolschnitten, Zeichnungen und Lichtdrucken Vergangenheit und Gegenwart, Traum und Realität zu einzigartigen Kunstwerken. Seit 1996 ist sie freiberuflich als bildende Künstlerin auf den Gebieten der Malerei und Grafik, der architekturbezogenen Kunst sowie der Tapisserie und Illustration tätig. Studiert hat sie an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee und an der Burg Giebichenstein, Hochschule für Kunst und Design in Halle. Die Keramik-Künstlerin Ursula Zänker findet ihre Inspiration in der Natur. Tier- und Pflanzenornamente aber auch stilisierte geometrische Zeichen zieren ihre keramischen Arbeiten. Als paradiesisch erscheint mir die Umsetzung unmittelbaren Naturerlebens in ihrem Werk. Sie studierte Keramik und zwar ebenfalls an der Burg Giebichenstein in Halle. Diese hieß damals allerdings noch Hochschule für industrielle Formgestaltung. Nach einem Zusatzstudium war sie in den Jahren von 1979 bis 1991 in einer gemeinsamen Werkstatt in Neuruppin mit Sigrid Artes und Karl Fulle freischaffend tätig. Seit 1992 arbeitet Ursula Zänker in ihrer eigenen Werkstatt in Karwe bei Neuruppin. Die Ausstellungseröffnung fand – der Frühling machte es möglich – im Klostergarten hinter der Galerie statt. Musikalisch begleitet wurde sie vom Saxophon–Quartett des Konservatoriums Rostock mit Ann-Katrin Köhn und Hannah Kringel am Altsaxophon, Lorenz Plath am Baritonsaxophon und Uwe Murek am Tenorsaxophon. Sie spielten zur Begrüßung eine „Allemande“ von Tilman Susato aus dem 16. Jahrhundert. Dann stellte Christiane Lamberz die Künstlerinnen und ihr Werk vor. Dabei verwies sie auf den besonderen Reiz der Lichtdrucke von Christiane Werner. Es handele sich um ein altes kompliziertes Druckverfahren, das heute weltweit nur noch zwei Druckereien anwenden würden, erklärte sie. Eine davon befände sich in Leipzig, wo Christiane Werner lebt und arbeitet. Ich erfuhr darüber hinaus, dass mittels dieses Druckverfahrens „fotografisch anmutende Drucke“ erschaffen werden, „die feinste Farbverläufe und Hell-Dunkel-Abstufungen möglich machen und die lichtdrucktypische fotografische Körnung aufweisen“. Christiane Werner selbst erklärte, sie interessiere sich vor allem für „die Verflechtung von Wahrnehmung und Träumen, ihre Eingebundenheit in historische oder natürliche Zusammenhänge“. Diesen Elementen spüre sie nach, versetze sie in neue Zusammenhänge und baue daraus ihre ganz eigenen Bildwelten. Um die Wahrnehmung von Geschichte gehe es in ihren Werken. Deshalb arbeite sie auch alte Fotos in diese mit ein, so die Künstlerin. Die Atmosphäre im Klostergarten war ebenso paradiesisch wie die Kunstwerke in der Galerie. Der ruhige Frühlingsabend sorgte unter den Gästen für Entspannung und Wohlgefühl und nicht nur die Vögel stimmten ein weiteres Musikstück an. Das Saxophon-Quartett spielte nun den „St. Louis Blues“ von William Christopher Handy. Ornamentale „Flächenstrukturen, Inkrustationen oder Intarsien, das Einfärben von Tonmassen, Drehen, Zerschneiden, Bauen und Montieren“ gehöre „zu typischen gestalterischen Elementen“, die Ursula Zänkers keramische Arbeiten auszeichneten, erläuterte Christiane Lamberz. Sie seien in sehr angenehmen Farbtönen gearbeitet und zeugten von großer Detailfreude. „Gehen sie nachher ruhig nah an die Objekte heran“, riet sie. Nur so könnten die feinen Strukturen und Details auch erkannt werden. Bevor das Saxophon-Quartett alsbald den offiziellen Teil des Abends mit dem Stück „Night Train“ von Jimmy Forrest beendete, verwies Christiane Lamberz noch auf die überall in der Galerie verteilten paradiesischen Äpfel. „Greifen sie ruhig zu“, hieß es da. Schade, als ich später vor den Kunstwerken stand, hatte ich den Hinweis längst schon wieder vergessen. Kein Wunder aber auch, zogen doch diese meine ganze Aufmerksamkeit auf sich. Die Ausstellung „PARADIESE“ ist noch bis zum 19. Juni 2010 in der Galerie Klosterformat zu sehen. Die Werke entführen in magische Welten. Die Galerie, ein kleines Paradies auf Erden? Bei einem Besuch können sie sich selbst davon überzeugen.

29. April 2010 | Weiterlesen
Schüler rocken Rostock - Musical am ISG

Schüler rocken Rostock - Musical am ISG

Gestern feierte am Innerstädtischen Gymnasium (ISG) das Musical „Rostock Rockstar“ Premiere. Eigens geschrieben und auf die Bühne gebracht, begeisterten Schüler und Schülerinnen sowie Lehrer das Publikum. Kein Platz blieb frei in der Aula des Gymnasiums, belohnt wurden Darsteller und Mitwirkende am Ende des Stückes mit Standing Ovations. Dass es hier um Rostock geht, sieht man sofort. Miniaturausgaben des Universitätsgebäudes und der Kröpi bilden das Bühnenbild. Natürlich weckt schon der Titel „Rostock Rockstar“ unweigerlich Assoziationen mit unserer Heimatstadt. Die Story: Abiturient Uwe hält sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser, träumt eigentlich vom großen Durchbruch als Rockstar. Mit dem Treffen der Amerikanerin Angel – gespielt von der fünfzehnjährigen Johanna-Katharina Möller – scheint die Chance zum Greifen nah. Geblendet von dem „american girl“ und der Vorstellung von einem Leben als Star, vergisst er Freunde und Wurzeln. Am Ende muss er sich zwischen seiner Heimatstadt Rostock und New York entscheiden – zwischen seinen alten Freunden und Angel. Die Handlung scheint nicht ganz unbekannt, bekommt jedoch Farbe durch das Vorkommen Rostocker „Stadtgrößen“, wie dem akkordeonspielenden älteren Herrn, benannt als „Kröpi-Opa“ und „Flaschensammler Paul“. Ganz klar eine Rostock-Story. Uwe träumt davon, in der Scandlines Arena aufzutreten und betrinkt sich mit „Rostocker“. Gespickt mit zahlreichen Rostocker Insidern ist das Schulmusical wohl auch eine Liebeserklärung der Jugend an ihre eigene Heimatstadt. Rostock Lovestory, da die Stadt selbst Held der Geschichte ist und Darsteller Uwe vor dem Unglück bewahrt. Da schlägt das „Rostockherz“ schon ein wenig höher. Das Schülerherz dann wiederum, wenn der Lehrer zum wortkargen und grummeligen Ehemann wird. Mehr als ein halbes Jahr arbeiteten Schüler und Schülerinnen der 10. bis 12. Klasse an dem Musical. Text und Musik kommen von Julia Dahms (18) – Stift und Zettel in die Hand und los ging’s. Das zentrale Thema des Stückes? „Eigentlich geht’s um uns und die Frage, wohin nach dem Abitur“, sagt Dahms. „Wartet außerhalb von Rostock etwas Besseres? Es geht ums Weggehen, Zurückkommen, Hierbleiben.“ Stolz ist die Achtzehnjährige vor allem auf die enorme Entwicklung, die das Stück und alle Mitwirkenden zu verzeichnen haben. Uwe heißt im richtigen Leben Moritz Klück (17) und ist Schüler der 10. Klasse. „Die Proben über das halbe Jahr waren einfach der Oberhammer. Natürlich war es am Anfang komisch, vor so vielen Leuten zu singen. Aber man gewöhnt sich dran.“ Und ganz klar will er mit dem Schauspielern weitermachen. Zufrieden mit der Premiere? „Ja schon … nur das mit dem Gesang hätte besser klappen können. Freitag haben wir ja ‘ne zweite Chance. Das Publikum war Klasse.“ Klasse fand auch das Publikum das Musical, nicht nur das Ende wurde begeistert beklatscht, jede Gesangseinlage wurde mit kräftigem Applaus belohnt. Das Publikum? Eine bunt gemischte Rostocker Gruppe – nicht nur Eltern, Lehrer und Schüler des ISG. Johann Elmer (19), Ehemaliger des Gymnasiums, fand vor allem die Musik super. „Da steckt wirklich ein riesen Aufwand hinter. Vielleicht war der Gesang nicht perfekt, aber das musste er auch nicht. Alles in allem hat es sich wirklich gelohnt herzukommen.“ „Rostock Rockstar“ ist eine beeindruckende Gesamtkomposition geworden. Zum einen durch die Unterstützung von Clara Elisa Thiesen, die die Rolle des Choreografen und Regisseurs innehatte, aber auch die Begeisterung der Darsteller und die Hilfestellung der Lehrer haben zum Erfolg der Aufführung beigetragen. Live-Orchester, Tanz und Gesang und alles Marke Eigenbau! Interessiert? Am 30. April um 19 Uhr rocken die Rockstars ein zweites Mal die Bühne, Karten sind im Internet und an der Abendkasse erhältlich. Die Einnahmen kommen dem Abiball zugute.

29. April 2010 | Weiterlesen
Internationaler Tag an der Uni Rostock

Internationaler Tag an der Uni Rostock

Heute Nachmittag stand das Campusgelände in der Ulmenstraße ganz unter dem Motto „go out“. Schon zum 16. Mal wurde der Ort der Bildung zum Sprungbrett in die weite Welt. Am „Internationalen Tag“ hieß es: Bücher beiseite und auf einen „Kurzbesuch“ zu Partner-Unis und Auslandspraktika – ohne Anstrengung und weites Reisen. Mit einleitenden Worten des Rektors Prof. Dr. Wolfgang Schareck wurde der dies academicus im Audimax eröffnet. Wenn auch eher spärlich besucht, trafen vor allem die Ausführungen Dagmar Ronneckers vom Akademischen Auslandsamt der Universität Rostock sowie die des DAAD-Vertreters W. Kreft auf offene Studentenohren. Es ging hierbei nicht nur um das „Wohin“, sondern vor allem um das „Wie“ und „Was“. Konkret wurde über Finanzierung und Gestaltungsmöglichkeiten informiert. Wie wäre eine Summerschool als Alternative zu einem kompletten Auslandssemester? „Vorantreibung der Internationalität“ hieß es da. „Ein Auslandsaufenthalt macht sich nicht nur gut in ihrer Vita – es ist auch gut für ihre Vita.“ Unis, Auslandsorganisationen und Förderer hatten im Foyer Station bezogen. Kolumbien neben China, Russland und Polen als Nachbarn von Kanada gleich neben Korea, Neuseeland und Mexiko. Neben allgemeinen Broschüren, Flyern und weiterem Informationsmaterial stellte vor allem die Anwesenheit Auslandserprobter und jener, die ihr Auslandsabenteuer gerade in Rostock erleben, eine wertvolle Bereicherung dar. So sitzen am „Au Pair in den USA“-Tisch Jasmina Köhler (21) und Kitty Schulz, selbst Studentinnen an der Uni Rostock. Beide haben ein Jahr lang in Amerika gelebt und als Au-pair gearbeitet. „Die Persönlichkeitsentwicklung ist unbezahlbar“, so Politikwissenschaftsstudentin Jasmina, „man lernt nicht nur eine neue Sprache, sondern wird unabhängig und neuen Dingen gegenüber auch viel offener. Grenzen werden neu definiert, fern von der eigenen Heimat und Kultur.“ Interessiert man sich eher für ein Auslandsstudium in China, landet man bei Ming Sun, seit sieben Jahren in Deutschland und Student der Business-Informatik. Was ihn dazu bewegt hat nach Deutschland zu kommen? Freunde und Familie hatten es ihm empfohlen, von seiner Universität bekam er damals keinen Ansporn. Umso wichtiger ist ihm der heutige Tag, sagt Ming, vor allem da die Meisten wirklich spezifische Fragen haben und hier die Chance auf präzise Antworten bekommen. Und warum sind heute eher wenige Studenten hier? „Tja, man hat eben auch nicht immer einen freien Nachmittag.“ Parallel zu den Ständen konnten sich Studenten auch spezifische Informationsveranstaltungen anhören. Mögliche Länder für einen Auslandsaufenthalt wurden hier neben möglichen Förderprogrammen vorgestellt. Da momentan auch die China-Woche stattfindet, wurden den Studenten speziell für das Zielland China Projekte, Universitäten und Unternehmen vorgestellt. Anwesende Studenten und Dozenten zeigten sich sehr interessiert, an den Ständen herrschte reger Informationsaustausch und hier und da nahm das Projekt Ausland mit dem Tauschen von Kontaktdaten konkrete Konturen an. Und auch der Stadt Rostock kann ein wenig mehr Internationalität wohl nicht schaden.

28. April 2010 | Weiterlesen
Tag gegen Lärm: Lärmspaziergang in Rostock

Tag gegen Lärm: Lärmspaziergang in Rostock

Heute, am „Tag gegen Lärm“, lud das Rostocker Umweltamt interessierte Bürgerinnen und Bürger zum ersten Lärmspaziergang ein. Auf dem Rundgang im Rostocker Stadtzentrum sollten Informationen zum Thema Schall und Lärm vermittelt und Schallpegel gemessen werden. Treffpunkt war der Universitätsplatz. Als rasende Reporterin war ich pünktlich vor Ort. Am Brunnen der Lebensfreude hatte sich eine kleine Menschenansammlung gebildet. „Die sehen mir schon so lärm- und schallinteressiert aus“, dachte ich und gesellte mich zu ihnen. Alsbald erfuhr ich, wer mich in naher Zukunft über den Lehrpfad des Lärmes führen würde. Gisela Neumann, Janet Köhler und Steffen Nozon vom Umweltamt freuten sich schon auf viele Wissbegierige. Die Zeit blieb nicht stehen, doch es erschien niemand mehr. Pressevertreter waren allerdings reichlich zugegen. Die Tour sollte gerade losgehen, da fanden sich in letzter Minute noch zwei Neugierige ein – Hans-Georg Boye und Helmut Teichmann waren diese. Sie hatten aus der Zeitung von der Veranstaltung erfahren. Zusammen mit ihnen ging es nun auf zum Klostergarten. Dort wollten wir eigentlich einen Ort der Ruhe vorfinden. Es wurde jedoch in unmittelbarer Nähe gebaut und so zeigten die Schallpegelmessgeräte der Lärm- und Schallexperten einen Pegel von 60 bis 65 dB(A) an, anstelle der für diesen Ort typischen 40 dB(A). Die Ruhe auf dem Klosterhof hänge mit der Entfernung zur Straße und der Abschirmung durch die Häuser zusammen, erklärte mir Janet Köhler. Weiter ging es zum Oberwall. Hier konnten schon die Lärmquellen der August-Bebel-Straße gemessen werden. 55 dB(A) zeigten die Gerätschaften uns an. Wann aber wird ein bestimmtes Geräusch überhaupt zum Lärm? Was ist Lärm? Gibt es bestimmte Grenzwerte, mithilfe derer eine eindeutige Definition möglich wäre? Steffen Nozon erklärte, dass das Empfinden von Lärm auch eine höchst subjektive Angelegenheit sei. Darüber hinaus würden die äußeren Umstände das Lärmempfinden wesentlich mit beeinflussen. Lärm bedeute, ein Geräusch werde als störend empfunden. So könne beispielsweise während der nächtlichen Ruhe von 20 bis 30 dB(A) ein leise brummender Bass mit 35 dB(A) schon als negativ empfunden werden. In der Diskothek empfinde man die überaus laute Musik dagegen kaum als störend. Auch die Dauer des Geräuschvorkommens sei entscheidend, meinte Janet Köhler dann. Ein sehr lautes und kurz auftretendes Geräusch könne sehr schmerzhaft wirken. Ein über viele Stunden während der Arbeit in einer Werkhalle wahrgenommenes Geräusch könne jedoch ebenso gesundheitsschädigende Folgen mit sich bringen. Welche können das sein? Eine empirische Untersuchung des Bundesumweltamtes habe ergeben, so Steffen Nozon , dass bei einer dauerhaften Lärmbelastung durch Straßenverkehr mit dem Schallpegel von 65 dB(A) am Tag und 55 dB(A) in der Nacht ein um 30 Prozent höheres Herzinfarktrisiko bestehe. Am Unterwall hatte der Schallpegel im Vergleich zum Oberwall um 5 dB(A) abgenommen. Die Verkehrsgeräusche waren noch hörbar, doch nun wesentlich leiser, obgleich sich der Abstand zur Straße nicht verändert hatte. Grund für die Differenz in den Werten ist die lärmdämmende Wirkung des Walles. Steffen Nozon verriet noch, dass der gemessene Wert für diesen eher ruhigen Ort relativ hoch sei. Das läge einzig und allein daran, dass die Vögel sich gerade in der Brutzeit befänden. Gisela Neumann, Janet Köhler und Steffen Nozon vom Umweltamt kümmern sich in der Abteilung Immissionsschutz, Klimaschutz und Umweltplanung um die Überwachung und Minderung von Immissionen. Zu ihrem Zuständigkeitsbereich gehört neben Straßen- und Schienenverkehrslärm auch Lärm, der von nicht genehmigungsbedürftigen Anlagen ausgeht. Gemeint sind damit der Einzelhandel, jegliche Formen von Gewerbebetrieben, Gaststätten und ähnliche Einrichtungen. Fühlt sich ein Bürger also durch eine ihrem Zuständigkeitsbereich entsprechende Lärmquelle beeinträchtigt, kann er sich an die drei Sachbearbeiter wenden. Nachdem wir dann an der August-Bebel-Straße, die von ca. zwanzigtausend Fahrzeugen am Tag befahren wird, einen Pegel von 77 bis 80 dB(A) gemessen hatten, führte uns unser Weg ‘gen Himmel auf die Dachterrasse des Wiro-Hochhauses in der August-Bebel-Straße 36. Trotz des Höhenunterschiedes von 76 Metern wurde hier ein Schallpegel von 60 dB(A) gemessen, ein immer noch hoher Wert. Die Summe aller Lärmquellen der Umgebung war hier zu hören. Von der Dachterrasse des höchsten Wohnhauses Mecklenburg-Vorpommerns eröffnete sich im Übrigen ein wundervoller Ausblick über ganz Rostock und für einen Moment konnte ich zumindest gedanklich jeglichem Lärm entfliehen.

28. April 2010 | Weiterlesen
Kristof Magnussons „Zuhause“ am Volkstheater

Kristof Magnussons „Zuhause“ am Volkstheater

„Du bist tot. Du bist im Einwohnerverzeichnis als tot eingetragen“, erklärt ihm sein Gegenüber in der Videothek und damit ist für Larus nichts mehr so, wie es einmal war. Eine Szene aus Kristof Magnussons Debüt-Roman „Zuhause“, der am Freitag seine Uraufführung am Volkstheater Rostock erlebt. Ein Unglück kommt selten allein und manchmal gesellt sich auch noch Pech hinzu. Und so geht alles schief, als Larus Weihnachten nach Island zurückkehrt, um mit alten Freunden zu feiern. Sein Freund hat sich von ihm getrennt und ist gar nicht erst aus Hamburg mitgekommen. Er fängt eine Kiste auf und zieht sich dabei Hämatome an beiden Armen zu. Er bekommt eine aufs Auge, wird in eine Messerstecherei verwickelt, springt aus einem fahrenden Auto, bricht sich den Fuß und verliert zuletzt auch noch seinen Ringfinger. Ein Thriller entwickelt sich. Ein wenig Liebe dazu, etwas Geschichte und eine Familiensaga – fertig ist der spannnende Stoff für einen Roman, aber auch für ein Theaterstück? Erste Überraschung gestern im Foyer des Theaters im Stadthafen: Ist das voll hier! So gut besucht dürfte das Foyer zum letzten Mal beim Filmfestival FiSH gewesen sein. Beim Vorspiel am Montag ist die Besucherzahl hingegen meist gut überschaubar. Gestern jedoch lauter junge Leute dort – fast schon unheimlich! Wie sich herausstellte, sind die meisten Zuschauer Teilnehmer eines Seminars von Professor Lutz Hagestedt. Im Rahmen eines Studienseminars ins Theater zu gehen, klingt so schlecht auch wieder nicht. Drei Projekte machen das Seminar aus, so Hagestedt. Der Besuch der Inszenierung von „Zuhause“, gemeinsam Goethes Werther anzuschauen und schließlich „Die Welle“ von Tod Strasser (aka Morton Rhue) selbst zu inszenieren. Zur Aufführung bin ich hoffentlich eingeladen!? Nach drei erfolgreichen Dramen nun der erste Roman des Deutsch-Isländers Magnusson. Von der Dramatik zur Prosa? Für Kristof Magnusson lag es auf der Hand. Wenn er fürs Theater schreibt, habe er immer den „Gruppenprozess“ im Hinterkopf. „Bei jedem Satz habe ich gedacht, was denkt darüber jetzt ein Dramaturg, ein Intendant, ein Regisseur, ein Schauspieler oder ein Kritiker.“ Leise Nuancen, Subtilität seien dabei manchmal einfach auf der Strecke geblieben. Beim Schreiben von Prosa würde er hingegen an den einzelnen Leser denken, „eine grundsätzlich andere Haltung beim Schreiben“, so Magnusson. Darf man Prosa inszenieren? Geht dabei viel verloren oder kann man vielleicht gar auch etwas hinzugewinnen? Als Literaturwissenschaftler habe man da einen sehr engen Horizont, so Hagestedt: „Natürlich darf man das nicht!“ Außerdem wäre es ganz unmöglich, diesen Roman auf die Bühne zu bringen. Eine Fülle von Personen, ständige Ortswechsel, der isländische Regen, Gletscher … Inspiriert von dem Roman, sei es mit der Inszenierung ein anderer Text geworden. Durchaus nach Magnussons Vorlage, mit seinen hinreißenden, tragenden Dialogen, aber doch ein anderer Text. „Ich vermisse überhaupt nichts“, so Hagestedt und dann dürfe man das durchaus. Hinzugewinnen könne man im Theater ebenfalls. Beispielsweise, indem man die nicht nur ihm weitgehend unbekannte Musik, auf die im Roman öfter angespielt wird, auf die Bühne bringt, so Hagestedt. Eine Chance, das Umfeld der Protagonisten zu veranschaulichen, das stylishe Reykjavík zu verdeutlichen. Wie man an die szenische Umsetzung einer solchen Romanvorlage herangehe, wollte Moderator Marc Steinbach vom Regisseur Ronny Jakubaschk wissen. Die Hauptaufgabe wäre, die „Gewichtung zu verschieben“, erläutert Jakubaschk. Mehr als 60 Prozent des Buches seien ‚Regieanweisungen‘: Landschaftsbeschreibungen, Situationsbeschreibungen, Vorgangsbeschreibungen. Der Rest sei ‚Figurensprache‘ – diese Dialoge in den Vordergrund zu holen, sei eine Aufgabe gewesen. Eine zweite Schwierigkeit sei, sich auf eine Auswahl der Figuren zu beschränken. In einem Prosastück gibt es Platz für unendlich viele Figuren – Nebenfiguren, kleine Episodenfiguren, die man so nicht auf die Bühne bringen kann. Es gibt im Stück zwei Schauspieler, die am gesamten Abend nur eine Figur spielen. Drei Schauspieler der Bühnenfassung schlüpfen in verschiedene Rollen. Und eine Sache, die man im Theater gar nicht gut hinbekommt, so Jakubaschk, seien Verletzungen: „Kunstblut-Quatsch, der mir nicht gefällt, der mich nicht überzeugt.“ Aus diesem Grund werden in der Inszenierung an jenen Stellen sogar Videoanimationen (Carlo Siegfried) eingespielt. Wie viel Autobiografisches in der Hauptfigur Larus stecke, lautete eine Frage aus dem Publikum. Praktisch nichts, versichert der Autor. Allerdings hätte er sich erst kürzlich während einer Lesung bei genau dieser Antwort dabei erwischt, dass er die gleiche Zigarettenmarke rauchte und den gleichen Mantel trug wie sein Protagonist. Aber hey, hob Magnusson demonstrativ die Hände: „Ich habe noch alle zehn Finger!“ Wie Kristof Magnusson schreiben würde, interessierte das Publikum – frei von der Hand oder nach einer Liste stilistischer Mittel, die er einbauen wolle. „Einerseits eine sehr wichtige Frage“, so Magnusson, „auf der anderen Seite ganz egal.“ Ihm werde da zu viel hineininterpretiert. Ein „Interpretationsbrühwürfel“, aus dem die Suppe, der Roman, gekocht werde. Wenn die Literaturwissenschaftler die Suppe dann einkochen, müsse für sie wieder derselbe Brühwürfel herauskommen. Viele Deutschlehrer machen das leider immer noch falsch, befand der Autor. Ihm erging es in der Schule nicht anders. Interpretationen müssen nicht das sein, was der Autor sich gedacht habe. Ein richtig oder falsch gäbe es da nicht. Interpretationen können ein Werk vielmehr bereichern. „Es kann mir egal sein, was der Autor wollte. Das Werk ist das, was zählt.“ Jemand (Heiner Müller) hat mal gesagt, dass „der Text immer klüger sei als der Autor“, eröffnete Hagestedt einen kleinen Schlagabtausch, „eine prima These“. Nachdenkliches Stirnrunzeln bei Magnusson: „Ich bin gerade die Autoren im Kopf durchgegangen, die ich so kenne. Aber prinzipiell stimmt das.“ „Außer bei Literaturwissenschaftlern“, ergänzt Hagestedt augenzwinkernd. „Richtig“, zieht Magnusson sein Ass aus dem Ärmel, „da können die Texte gar nicht so klug sein wie die Autoren“. Ob seine Bücher bereits ins Isländische übertragen wurden und er da jetzt schon berühmt sei? „Zuhause“ sei witzigerweise nie übersetzt worden, so Magnusson. Bei gerade mal 320.000 Einwohnern werden aber überhaupt nur sehr wenige Bücher aus dem Deutschen übersetzt. Im letzten Jahr waren es ein Roman von Siegfried Lenz und „Feuchtgebiete“ – aha … Sein Theaterstück „Männerhort“ gibt es aber auf isländisch und es sei dort gelaufen. „Vielleicht sollten wir das Theaterstück auf isländisch übersetzen“, hatte Marc Steinbach die Idee des Abends. Ein Gastspiel? Tolle Idee, so Magnusson, „wenn wir das Sofa nach Reykjavík bekommen“ – wohl das kleinste Problem. Erst das Buch lesen oder erst das Stück anschauen? Für die meisten Gäste dürfte sich diese Frage gestern Abend kaum gestellt haben. Sollten sie als Seminarteilnehmer von Prof. Hagestedt doch längst in das Buch geschaut haben. Ich hingegen habe noch die Qual der Wahl. Regisseur Ronny Jakubasck drückte es folgendermaßen aus: „Ich würde vorschlagen, erst die Buddenbrooks zu lesen und dann die eineinhalbstündige neue Verfilmung zu sehen.“ Bis zur Premiere am Freitag bleiben ja noch ein paar Tage. Jakubasch hat das Buch in einer Nacht verschlungen. Vielleicht kann ich das toppen und schaffe es sogar in zwei. Für alle, die das Buch schon kennen, gab es noch die Frage, ob jemand Angst davor hätte, von der Inszenierung enttäuscht zu werden. „Ich hätte mir auch Kristof Magnusson ganz anders vorgestellt“, hieß es da aus dem Publikum. Oh, oh, da geht es also schon beim Autor los mit den Enttäuschungen – ein wenig Spaß muss ja auch mal erlaubt sein. Hält das Stück, was der gestrige Abend versprach, kann man es wohl bedenkenlos besuchen. Ein wenig sputen sollte man sich allerdings schon, gab Marc Steinbach zu bedenken, gibt es doch nur ganze fünf Spieltermine im Mai. In der nächsten Spielzeit wird es wohl leider keine Neuauflage geben – also los, Premiere ist am Freitag (30. April) um 20 Uhr.

27. April 2010 | Weiterlesen
Kooperation Klinikum Südstadt und Zoo Rostock

Kooperation Klinikum Südstadt und Zoo Rostock

Glaubt Ihr an den Klapperstorch? Bringt der wirklich die Babys? In jedem Fall bringt er in unserer Hansestadt eine Jahreskarte für den Zoo. Auf der Stelzvogelwiese des Rostocker Tiergartens kamen heute die Verwaltungsdirektorin des Südstadt-Klinikums, Renate Fieber, der Zoodirektor Udo Nagel und unser Oberbürgermeister Roland Methling zusammen, um diese Vereinbarung erneut zu bekräftigen. Seit nunmehr fünf Jahren besteht die Kooperationsvereinbarung zwischen dem Rostocker Zoo und dem Klinikum Südstadt. Die Zusammenarbeit der beiden städtischen Einrichtungen soll nun noch kinderfreundlicher gestaltet werden. Aus diesem Grund wurde heute vereinbart, dass jede werdende Mutter, die in der Südstadt-Frauenklinik ihr Kind zur Welt bringt, eine Jahreskarte für den Rostocker Zoo als Gutschein erhält. Bisher haben lediglich Eltern von Mehrlingen eine solche Jahreskarte erhalten. Die Mutti der kleinen Anna, Yvonne Gillot, erhielt heute als Erste einen solchen Gutschein. Anna hatte vor vier Wochen und sechs Tagen das Licht der Welt erblickt. Zoodirektor Udo Nagel beglückwünschte Mutter und Kind. Mit dem Gutschein können Annas Eltern ab sofort zusammen mit ihr bis zu 17 Monate lang kostenlos den Rostocker Zoologischen Garten besuchen. „Wann geht es der Stadt gut?“, fragte Udo Nagel die Anwesenden auf der Stelzvogelwiese. Natürlich „wenn viele Kinder geboren werden“, erklärte er dann. Er feierte nebenbei bemerkt heute seinen Geburtstag. Oberbürgermeister Roland Methling beglückwünschte das Geburtstagskind und überreichte ihm als kleines Präsent das Buch „Wecker weit dat noch? Plattdütsche Namen von Planten, Blaumen un Diere ut Meckelbörg“ von Werner Brinckmann. Renate Fieber gab ihrer Freude über die Stärkung des Gutschein-Angebotes Ausdruck und verwies außerdem auf die Tatsache, dass sich die Geburtenrate im Klinikum Südstadt ständig gesteigert habe. Mit einem Blick auf die Stelzvogelwiese ließ das Stadtoberhaupt uns wissen, dass „hier alles seinen Ursprung nähme“. Ach so, dachte ich, er glaubt also auch noch an den Klapperstorch? Der Rostocker Zoo wurde im Übrigen vom Landestourismusverband als „Familienfreundliche Einrichtung“ ausgezeichnet. Familien gibt es auch im Zoo. So wird der Besuch tierischer Familien, wie der Erdmännchen-Großfamilie oder der Affeneltern mit ihrer fidelen Nachkommenschaft immer ein besonderes Erlebnis für Groß und Klein sein. Habe ich schon erwähnt, dass der Zoo in diesem Jahr ein historisches Jubiläum begeht? Seit sage und schreibe 111 Jahren gibt es ihn bereits. Mehr als 20 Veranstaltungen sollen dieses Ereignis feierlich würdigen. Dazu zählen beispielsweise die 12. Klassik-Nacht „Donau Klänge“, die am 28. Mai stattfindet. Am 12. September wird das Zoofest veranstaltet. Weiterhin wird an der „Bärenburg“ eine historische Ausstellung präsentiert werden. „Im Wandel der Zeit – 111 Jahre Tiergarten“ ist ihr Titel. Wie dem auch sei, wenn auch Ihr in den Genuss einer Jahreskarte für den Rostocker Zoo kommen wollt, wisst Ihr jetzt, was dafür zu tun ist. Die Hansestadt Rostock und der Rostocker Zoo freuen sich in jedem Fall über jeden Neuankömmling.

26. April 2010 | Weiterlesen
50 Jahre Überseehafen Rostock - Fest im Hafen

50 Jahre Überseehafen Rostock - Fest im Hafen

„Hafen ist und bleibt ein Mannschaftsspiel und heute wird das Ergebnis eines sehr erfolgreichen Mannschaftsspiels gefeiert“, sagte Dr. Ulrich Bauermeister, Geschäftsführer der Hafenentwicklungsgesellschaft, gestern zur Begrüßung aller Geburtstagsgäste des Überseehafens. Gefeiert wurde dessen 50-jähriges Bestehen. Ich berichtete ja bereits im Vorfeld der großen Feier über die Papierschiff-Aktion. Auf jeden Fall konnte ich es mir deshalb auch nicht nehmen lassen, selbst ein Papierschiff zu basteln. Überstolz brachte ich es an diesem Samstag zum Hafenbecken B. Doch als ich dem Ort des Geschehens näher kam, erkannte ich sofort, dass meines wohl doch nicht das schönste von allen sein würde. Da waren einfach viel zu viele und eines schöner als das andere. Man sah sie schon von weitem aufleuchten. Oh je, aber immerhin, meins ist dabei und vielleicht wird es ja auch einmal mit all den anderen nach dem Fest irgendwo ausgestellt, dachte ich und gab mein kleines Kunstwerk voll Freude ab. Dafür erhielt ich als kleines Geschenk eine schicke Umhängetasche in maritimem Blau. Wem ich die schenken würde, wusste ich sofort und freute mich. Der Journalist Horst Marx und die gebürtige Greifswalderin Michaela Mann moderierten übrigens mit viel Witz und Charme das Festprogramm auf der Hauptbühne. Deshalb waren sie es auch, die die musikalische Gruppe „SAMBAtucada“ ankündigten. Von karibischem Flair und brasilianischen Klängen war die Rede. Was mich da wohl erwartete? Na, ich kann nur sagen, die haben den Rhythmus wirklich im Blut. „Die Erde bebt“, dachte ich. „SAMBAtucada“ kommen aus Parchim. Die Gruppe gibt es seit 2000. Sie besteht aus Kindern und Jugendlichen zwischen 6 und 20 Jahren, die sich einmal wöchentlich in der Kreismusikschule Parchim/Lübz zum Proben treffen. Ihr musikalischer Leiter und Initiator der Gruppe ist der Musikpädagoge Udo Bensler. Eine Wortspielerei gab den Anlass für den Namen der jungen Musikervereinigung. „SAMBA“ steht für den Musikstil der Combo. „Batucada“ verweist auf die Zusammensetzung der Gruppe und ihre brasilianischen Instrumente. Ein weiteres Highlight des Tages war die Show der Hochseilartisten „Die Trabers“. Jessika Traber und ihr Mann Roberto Stey ließen dabei alle Festgäste den Atem anhalten. Zuerst balancierte Jessica auf einem 53 Meter hohen Stahlmast. Dann zeigte sie zusammen mit Roberto eine waghalsige Fahrt auf einem Stahlseil mit dem Motorrad. Beide beeindruckten dabei durch unglaubliche artistische Darbietungen. Jessica hängte sich beispielsweise nur mit den Füßen an das am Motorrad befestigte Gitter, während Roberto auf dem Motorrad einen Handstand ausführte. Gibt es überhaupt noch etwas, vor dem die beiden Angst haben, fragte ich mich. Nach all dem war es für mich an der Zeit, nach einem feinen Mittagsschmaus Ausschau zu halten. Da gab es vom Fischbrötchen bis zum Steak mit Pommes alles, was des Feiervolkes Herz begehrt. Ich entschied mich für eine schöne Bratwurst mit Senf. Beim Verzehr meines schmackhaften Schmauses flanierte ich dann gemächlich über die Festmeile. Da waren riesige Kranungetüme mit Fangarmen und Schaufeln zu sehen. Die DLRG Wasserrettung, die Polizei, die TT-Line, der Zoo Rostock, die Firma Liebherr und viele mehr waren mit Info-Ständen auf dem Festplatz vertreten. Vor dem Gebäude der Feuerwache III sah ich unentwegt die Hubbühne eines Feuerwehrautos in die Höhe gleiten. Später wurde dort gar ein Wasserstrahl viele viele Meter in den blauen Himmel emporgerichtet. Am Stand des Rostocker Zoos traf ich die kleine Maxi Handrich aus Rostock. Sie war mit ihrer Mama zum Fest gekommen und wurde gerade von einer Profikinderschminkerin in ein elfenhaft verzaubertes Wesen verwandelt. Meine Bratwurst hatte ich gerade vollends verputzt, da hörte ich, dass Horst Marx die Autoren Horst Prignitz und Ingbert Schreiber aus Rostock auf der Bühne vorstellte. Sie haben das Buch „Der Hafen Rostock“ verfasst, das zum 50jährigen Jubiläum des Überseehafens von der Hafen-Entwicklungsgesellschaft herausgegeben wurde. Gegenstand des Werkes ist die 800jährige Geschichte des Rostocker Hafens. Eines durfte ich mir an diesem Tag auf keinen Fall nehmen lassen. Das war ein Ausflug in die Höhe mit dem 60 Meter hohen Aussichtskran. Auf dem Weg dorthin wurde ich allerdings Zeuge einer allerliebst und drollig anmutenden kleinen Darbietung des Kinderanimateurs Christian. Er verteilte Luftballons an die kleinsten Festbesucher. Diese mussten dafür aber auch etwas tun. Ihr schönstes Lächeln zeigen zum Beispiel, oder eine Kniebeuge versuchen. Die Kleinen waren begeistert und alle bekamen schließlich ein Luftballon-Hündchen oder ein Luftballonschwert von Christian geschenkt. Wer hätte das gedacht? Auf dem Aussichtskran in 60 Metern Höhe wurde mir gar nicht schwindelig. Die Aussicht war einzigartig. Ich konnte nämlich nicht nur den Überseehafen überblicken. Warnemünde und Rostock waren ebenfalls zu sehen. Das ist mein persönlicher Abschluss dieses schönen Festtages, dachte ich und begab mich zur Anlegestelle der Fähre, die mich wieder zurück zum IGA-Gelände bringen sollte. Mein Weg dorthin führte u. a. an einem Feuerlöschboot, dem Mehrzweckschiff ARKONA und dem Ölauffangschiff BOTTSAND der deutschen Marine vorüber. All diese hätte ich auch noch besichtigen können. Doch ach, ich hatte nun wirklich schon genug erlebt und freute mich auf mein trautes Heim. Die Geburtstagsfete des Überseehafens wird ganz gewiss vielen Rostockern in guter Erinnerung bleiben. Vor allem auch die Technik-interessierten Besucher dürften hier voll auf ihre Kosten gekommen sein und wer weiß schon, wann man dem Hafen wieder einmal derart nahe kommen darf.

25. April 2010 | Weiterlesen
Anka Kröhnke: „Neues aus Altem“

Anka Kröhnke: „Neues aus Altem“

Der Frühling ist da, liebe Leser. Die Sonne scheint und wärmt uns wieder und die Wiesen leuchten in sattem Grün. Frühjahrsblüher sind schon seit längerem überall zu entdecken und auch die Bäume und Sträucher werden bald in den schönsten Farben erblühen. Ganz wie der Frühling selbst flimmern und leuchten aber auch die Werke Anka Kröhnkes in ihrer Farbigkeit. Wer mag, kann sie ab sofort in der Galerie am Alten Markt betrachten. „Farbe ist in allen ihren Arbeiten immer total anwesend. Die Farben des Spektrums in möglichster Reinheit und wo sie gemischt sind, als komplementäre Kontraste zu äußerstem Leuchten gebracht“, erklärte die Kunsthistorikerin Dr. Katrin Arrieta während der Ausstellungseröffnung. Doch Anka Kröhnkes Malkasten ist von besonderer Art. In ihrem Atelier in Kühlungsborn ordnet sie die Farben durchaus den unterschiedlichsten Nuancen und Tönen entsprechend. Wohl aber sind es nicht die uns bekannten flüssigen Farben, die sie dort sammelt. Es sind Dinge, die unsereins in den Müll wirft oder gar unachtsam irgendwo fallen lässt. Das Farbmaterial der Künstlerin besteht aus Getränkedosen, CDs, Lumpen, Holzresten, Plastiktüten und Aluminiumfolien, die recycelt werden sollten. Diese zerschneidet und verflechtet die Künstlerin miteinander, wodurch sich differenzierte farbige Strukturen ergeben. Mittels dieser Strukturen lassen sich bestimmte Ideen kompositorisch umsetzen. Das Gleichgewicht und die Dynamik der Farben interessieren Anka Kröhnke dabei am meisten. Bürgerschaftspräsidentin Karina Jens betonte in ihrer Ansprache zur Ausstellungseröffnung die großartige Leistung Anka Kröhnkes. Diese habe ein Spezialgebiet und zeige „was unser Abfall in unserer Wegwerfgesellschaft noch alles wert sein kann“, sagte sie. Die Ausstellung „Neues aus Altem“ wurde in Zusammenarbeit mit dem Amt für Umweltschutz der Stadt Rostock vorbereitet. Sie soll nicht nur Kunstinteressierten sondern auch Kindern und Jugendlichen im Rahmen eines Schulprogrammes näher gebracht werden. Deshalb wird eine Betriebsbesichtigung bei der Veolia Umweltservice Nord-Ost GmbH mit dem Besuch der Ausstellung kombiniert werden. Auf diese Weise soll den Schülern ein bewussterer Umgang mit den von ihnen erzeugten Abfallstoffen nähergebracht werden. Anka Kröhnke wurde 1940 als Tochter der Malerin Louise Rösler in Berlin geboren. Im Krieg verlor sie ihren Vater und ihre Geschwister. Fortan lebte sie allein mit ihrer Mutter im Taunus in armen Verhältnissen. Ein ihr als paradiesisch in Erinnerung gebliebener Garten sowie die Kunst gaben Mutter und Tochter in dieser Zeit Halt. 1960 begann sie dann ein Studium an der Meisterschule für das Kunsthandwerk Berlin. Als Textilkünstlerin hat sie sich inzwischen längst einen Namen gemacht. Bekannt ist sie heute „nicht nur hier in Rostock oder in Kühlungsborn, wo sie zu Hause ist, sondern auch über die Landesgrenzen hinaus. Zum Beispiel in Hamburg, wo sie auch lange Zeit gelebt hat“, sagte Karina Jens an diesem Abend. Die Bürgerschaftspräsidentin zeigte sich zudem sehr erfreut darüber, dass es die Künstlerin vor sechs Jahren nach Mecklenburg-Vorpommern zog. In Kühlungsborn betreibt die Kunstschaffende seither das Museum Atelierhaus Rösler-Kröhnke, in dem sie das Werk ihrer Familie ausstellt. Das sind Arbeiten von Anka Kröhnkes Mutter, Luise Rösler, vom Großvater, Waldemar Rösler , der Großmutter Oda Hardt-Rösler sowie dem Vater, Walter Kröhnke. Das künstlerische Schaffen dreier Künstlergenerationen wird dort gezeigt, denn Anka Kröhnkes Atelier befindet sich ebenfalls an diesem Ort. Jeder der Künstler entwickelte im Kontext seiner Zeit eine ganz eigene künstlerische Position. Das Haus ist von einem wunderbaren großen Garten umgeben, Wohnmöglichkeiten werden ebenfalls angeboten. Ein Ausflug nach Kühlungsborn lohnt sich also immer. Wie aber schafft es Anka Kröhnke in ihrem Alter neben der Arbeit im Ausstellungshaus und im Garten auch noch Kraft für ihre eigenen künstlerischen Ambitionen zu finden? „Anka Kröhnkes künstlerische Energie ist ungebrochen“, verriet Dr. Katrin Arrieta am Freitagabend in der Galerie am Alten Markt. Davon zeugen die ausgestellten Werke. Sie strahlen Vitalität und Harmonie zugleich aus. Die Kraft der Farben evoziert überdies heitere Empfindungen. Neben den Arbeiten aus verflochtenen Blech- und Aluminiumstreifen, werden Holzcollagen gezeigt. Diese wurden von Hand eingefärbt und wirken besonders räumlich. „Als schaue man von weit oben in einen architektonischen Dschungel“, erklärte Dr. Arrieta sich auf die Tiefenwirkung dieser Arbeiten beziehend. Holen auch sie sich eine Portion künstlerischen Frühlings aus der Galerie am Alten Markt und lassen sich dort von der schillernden Farbenvielfalt in Anka Kröhnkes Arbeiten verzaubern. Wolfgang Friedrich, Vorsitzender des Kunstvereins zu Rostock, der diese Ausstellung organisierte, verwies noch auf ein Künstlergespräch mit Anka Kröhnke, das am 8. Mai in der Galerie stattfinden werde. Es beginnt um 19.30 Uhr. Des Weiteren werde Dr. Katrin Arrieta am 27. Mai um 19.30 Uhr einen Vortrag über die Künstlerfamilie Rössler Kröhnke halten.

25. April 2010 | Weiterlesen
60 Jahre Fischwirtschaft in Rostock-Marienehe

60 Jahre Fischwirtschaft in Rostock-Marienehe

„Rostocker Hochseefischerei – 60 Jahre Fischwirtschaft in Rostock – Marienehe“ lautet das Motto der Ausstellung, die seit gestern auf dem Traditionsschiff zu sehen ist. Ich hatte bereits einen nicht ganz so kurzen Fußmarsch hinter mich gebracht, als ich an diesem Morgen das Traditionsschiff Typ „Frieden“ am Ufer des Breitlings in Rostock-Schmarl erreichte. War ich doch durch den gesamten IGA-Park gelaufen. Als ich das letzte Mal hier war, konnte man sich vor Menschenmassen kaum retten. Jetzt war mir absolut niemand begegnet und nur das morgendliche Gezwitscher und Gezirps der Vögelchen hatte mich auf meinem Weg begleitet. Das Traditionsschiff beherbergt das „Schiffbaumuseum Rostock“. Im Laderaum des ehemaligen Frachtschiffes finden ständig Ausstellungen statt, die es zu einem Herzstück des Rostocker Schiffbau- und Schifffahrtsmuseums machen. Gestern wurde dort die Ausstellung „Rostocker Hochseefischerei – 60 Jahre Fischwirtschaft in Rostock – Marienehe“ eröffnet. Dieses Ereignis würdigte der Shantychor „Luv un Lee“ schon zu Beginn der Veranstaltung überaus feierlich. Da wurde nämlich voller Hingabe das „Hochseefischerlied“ gesungen. Der 1981 gegründete Chor fühle sich sehr verbunden mit dem Fischkombinat Rostock und sei immer wieder glücklich, wenn er von der Hochseefischerei singen könne, erklärte sein Sprecher. Dr. Peter Danker-Carstensen, Leiter des Schiffbau- und Schifffahrtsmuseums, begrüßte sodann die Gäste. Anlass der Ausstellung sei die vor 60 Jahren erfolgte Gründung des Fischkombinats Rostock, erläuterte er. Dann erfuhr ich, dass sie in Zusammenarbeit mit ehemaligen Hochseefischern vorbereitet worden sei. Diese hätten sich in dem Arbeitskreis „Tradition Rostocker Hochseefischerei“ zusammengefunden. Großartig, dachte ich. Wenn wohl noch jemand weiß, wie es damals wirklich war, dann doch die Hochseefischer selbst, oder? Gezeigt würden Exponate, die die Geschichte der ostdeutschen Fischwirtschaft am Standort Rostock dokumentierten, führte Dr. Peter Danker-Carstensen weiter aus. „Es ist die Geschichte des 1950 gegründeten Kombinates, eines Zweckzusammenschlusses, wie er nur unter den Bedingungen der DDR damals entstehen konnte“, sagte er. Die Arbeits- und Lebensbedingungen der Hochseefischer sowie die Fangtechniken und deren Ergebnisse ständen dabei im Mittelpunkt. Ein Höhepunkt der Ausstellung sei ein eigens zu diesem Zweck angefertigtes Flächenmodell des Fischereihafens, wie er sich 1990 präsentierte, so Danker-Carstensen. Die Bürgerschaftspräsidentin der Hansestadt Rostock, Karina Jens, betonte die tiefe Verbundenheit der Menschen in Rostock mit dem Maritimen und der Schifffahrt und sagte: „gerade weil wir uns ja auch als Stadt am Meer verstehen und den maritimen Charakter immer wieder betonen, ist diese Ausstellung hier richtig. Denn wir sind auch heute eine Stadt, die mit dem Wasser, vom Wasser und am Wasser lebt.“ Darüber hinaus ließ sie es sich nicht nehmen, ihren Wunsch, das Traditionsschiff in den Stadthafen zu verlegen, anzusprechen. Der derzeitige Standort bringe einfach Probleme mit sich. Vor allem der erforderliche Anreiseweg gestalte sich oftmals problematisch, sagte sie. Oberbürgermeister Roland Methling erinnerte an die Tatsache, dass das Fischkombinat Rostock für einen langen Zeitraum der größte Fischfangbetrieb auf deutschem Boden war. Seit 1969 seien hier mehr als zweieinhalb tausend Tonnen Fisch angelandet worden. Ich erfuhr von ihm auch, dass der Fischverbrauch in der DDR außergewöhnlich hoch war. Bis zu zwanzig Kilo pro Kopf seien verbraucht worden, sagte er. Fisch sei damals sehr viel preiswerter gewesen. So habe es etwa Fisch für weniger als zwei Mark pro Kilo zu kaufen gegeben. Gerade Studenten hätten deshalb viel Fisch gegessen, weshalb die Küchen und Flure in den Studentenwohnheimen dann einen äußerst markanten Geruch angenommen hätten. Der Oberbürgermeister sprach da aus Erfahrung. Er habe von 1972 bis 1976 in Rostock studiert und sei wie viele andere damals ein Fan des Fischkombinates gewesen. Nach der Wende sei der volkseigene Großbetrieb dann leider entflochten und privatisiert sowie die Mehrzahl der Schiffe verkauft oder verschrottet worden, erklärte Methling. „Wie der Fischfang hier abgewickelt worden ist“ gehöre „zu den traurigen Kapiteln.“ „Die Schiffe des Fischkombinates und ihre Besatzungen trugen den Namen der Hansestadt Rostock über alle Weltmeere hinaus in die Welt und sie waren gute Botschafter für unsere Stadt“, sagte Fritz Hartung vom Arbeitskreis „Tradition Rostocker Hochseefischerei“. Außerdem erinnerte er an die herausragenden Leistungen, die die Hochseefischer unter oftmals schwersten Bedingungen erbracht hätten. Im Laufe des vierzigjährigen Bestehens des Betriebes hätten mehr als 50.000 Personen ihre Beschäftigung in diesem Produktionszweig gefunden, erklärte er. Doch die Hochseefischerei habe eine kaum mit anderen Tätigkeiten vergleichbare Verantwortung bei der Bewältigung der Gefahren im Eis der Polarmeere, bei Stürmen und Orkanen und bei der Beherrschung der komplizierten Technik an die Menschen gestellt. Zudem seien die Männer und Frauen auf den Fangschiffen oft monatelang auf See von ihren Familien getrennt gewesen und sie arbeiteten wochentags wie auch feiertags. „Das erfordert Menschen besonderer Art, die geprägt sind durch höchste persönliche Einsatzbereitschaft, Standhaftigkeit, Mut, Hilfsbereitschaft, Solidarität und Kameradschaft“, so Hartung. Der Arbeitskreis „Tradition Rostocker Hochseefischerei“ will diese Menschen und ihre Leistungen nicht in Vergessenheit geraten lassen. Die Ausstellung „Rostocker Hochseefischerei – 60 Jahre Fischwirtschaft in Rostock – Marienehe ist ein einmaliges Zeugnis dieses Bemühens. Nachdem der Shantychor im Lied „Rolling home“ die Erinnerung an die nach monatelanger Reise empfundene Freude der Hochseefischer auf ihre Heimat noch einmal heraufbeschworen hatte, galt die Ausstellung als eröffnet. Ich begab mich in einen der ehemaligen Frachträume des Traditionsschiffes und nahm die Exponate zur Geschichte des Fischkombinates Rostock in Augenschein. Modelle von Fischereischiffen, die Arbeitsbekleidung der Hochseefischer, Netzmodelle und technische Geräte sind da zu sehen. Darüber hinaus geben Schautafeln Aufschluss über das Leben an Bord eines Fangschiffes, die Gründung des Fischkombinates, die Fischverarbeitung an Land und vieles mehr. Auch ein Filmbeitrag über die Hochseefischerei in der DDR wird gezeigt. Ich entdeckte etwa das Modell eines Garnelentrawlers mit Ausleger –Technologie und zwei Schleppnetzen, aber auch Geräteträger für die Unterwasserbeobachtung. Ein freundlicher Herr erklärte mir, dass damit das Verhalten der Fischschwärme beobachtet worden wäre. Doch auch die Kunst kommt hier nicht zu kurz. So sind Kleinplastiken des ostdeutschen Bildhauers Wolfgang Eckardt ausgestellt. Dieser besaß ab 1961 ein Atelier im Fischkombinat und fühlte sich sehr mit diesem verbunden. Auf diese Weise wurden die Seefahrt und die Fischerei zu Hauptthemen seines künstlerischen Schaffens. In der Ausstellung kann auch das von ihm geschaffene Portrait des „Kapitän Heinz Adler“ betrachtet werden. Wer schon immer einmal mehr über die Hochseefischerei wissen wollte und obendrein ein reges Interesse für die Geschichte der DDR besitzt, sollte sich diese Ausstellung auf keinen Fall entgehen lassen. Leider ist sie nur für zwei Monate zu sehen. Danach wird sie in der Form nicht mehr existieren. Bis zum 4. Juli jedoch kann sie im Traditionsschiff auf dem IGA-Gelände noch besucht werden. Am 28. April, 19. Mai, 24. Juni und 1. Juli werden darüber hinaus jeweils um 16 Uhr Vorträge stattfinden. Am 4. Juli um 14 Uhr lädt das Museum zu einem Gesprächsnachmittag mit ehemaligen Hochseefischern ein.

24. April 2010 | Weiterlesen
Rechenzentrum der Uni Rostock - Richtfest

Rechenzentrum der Uni Rostock - Richtfest

Gestern wurde im Rohbau des künftigen Instituts für Informatik auf dem Südstadt-Campus der Universität Rostock die Richtkrone aufgezogen. Im Institut werden sich nach Fertigstellung das Rechenzentrum sowie ein Audiovisuelles Medienzentrum befinden. Bauminister Volker Schlotmann freute sich über die, trotz des harten vergangenen Winters, erbrachte Leistung und sagte: „Hier werden Studien- und Arbeitsplätze der ersten Kategorie gewährleistet. Auch darauf können wir in Rostock stolz sein.“ Er führte weiterhin aus: „Ich glaube, mit diesem Institutsneubau wird ein weiteres überzeugendes Projekt im größten Entwicklungsgebiet der Universität in Angriff genommen.“ Die Gesamtbaukosten betragen ca. 21,3 Millionen Euro. Im Juni 2009 erfolgte die Grundsteinlegung. Inzwischen ist der Rohbau des viergeschossigen Gebäudes fast vollständig fertiggestellt. Im Dezember erfolgte die Dacheindeckung und man begann mit dem Einbau der Fensterelemente. Hohlräume für die Installation der Daten- und Elektrokabel sind verfertigt und erste Trockenbauwände bereits errichtet worden. Die Verglasung des Atriums wurde ebenfalls montiert. Schon im Sommer dieses Jahres soll mit der Errichtung der Unterkonstruktion für die Fassadenplatten begonnen werden. Ende Juni wird das Gerüst an der Südseite abmontiert. Der Umzug der Arbeitsplätze aus dem alten Informatikgebäude in den Neubau soll noch in diesem Jahr stattfinden. Im März 2011 wird das Bauvorhaben vollständig abgeschlossen sein. Dann werden auf einer Hauptnutzfläche von 4.201 m² Studien- und Arbeitsplätze für etwa 650 Studenten und Mitarbeiter der Universität geboten. Das Rechenzentrum stellt einen zentralen Punkt für die Kommunikationsstruktur aller universitären Standorte in Rostock dar. Hier sollen alle Daten von Forschung, Lehre und Verwaltung gesichert werden. Die hierfür notwendige hochgradige technische Ausrüstung des Gebäudes erfordert die Berücksichtigung alternativer Energiekonzepte. So können laufende Betriebskosten gesenkt werden. Der „Einsatz thermoaktiver Decken oder auch die Nutzung der Abwärme aus den Räumen mit hohen Wärmelasten“, erfreue ihn ganz besonders, erklärte Schlotmann. Der Neubau des Instituts für Informatik ist allerdings nur ein erster Schritt innerhalb einer ganzen Reihe von Baumaßnahmen auf dem Campus in der Südstadt. Derzeit befindet sich ein Entwurf für den Neubau der Physik in Arbeit. Forschungs- sowie Hörsaalgebäude und der Neubau für das Department Licht, Leben und Materie, eine 2007 gegründete interdisziplinäre Fakultät, sind ebenfalls Teil dieser Planungen. Seit dem Juli 2009 wird zudem das Gebäude des Fachbereichs Elektrotechnik saniert. [ad] Der Rektor der Universität Rostock, Prof. Wolfgang Schareck, erklärte, dass er den Bau des neuen Rechenzentrums als Meilenstein für die Entwicklung der Universität verstehe. „Zukunft kann man bauen“, sagte er. Djamshid Tavangarian, Leiter des Lehrstuhls für Rechenarchitektur, erklärte, dass er sich jetzt schon vorstellen könne, wie schön das Gebäude einmal aussehen werde und wie gut seine Kolleginnen und Kollegen hier arbeiten werden können. Nachdem dann auch der Richtspruch gesprochen worden war, galt es den vielen Worten Taten folgen zu lassen. Nach „alter Sitte“ wurde ein Glas geworfen und es zerbrach. Dann wurde die Richtkrone emporgezogen und die letzten Nägel eingeschlagen. Schließlich gab es einen feinen Festschmaus. Bis zur Fertigstellung des Gebäudes gibt es noch viel zu tun. Doch „es ist vollbracht, der Rohbau steht und auf ihm“ schon „der Richtkranz weht. Prost!“ Der Polier der Baustelle hätte es nicht treffender ausdrücken können: „gemeinsam mit aller Kraft wird es auch gelingen, das Werk zu Ende zu bringen“, sagte er.

22. April 2010 | Weiterlesen
Ideenwettbewerb Forschungsraum Rostock 2010

Ideenwettbewerb Forschungsraum Rostock 2010

Der diesjährige Ideenwettbewerb des Forschungsraums Rostock geht in die heiße Phase. Wer seine Idee noch nicht eingereicht hat, muss sich sputen, bereits am 30. April ist Stichtag. Aus diesem Anlass lud die Universität Rostock heute alle Interessenten zu einer Informationsveranstaltung ein. „Die Universität von heute vermittle nicht nur Wissen“, so Pressesprecher Ulrich Vetter. „Sie müsse jungen Leuten auch den Weg ins Leben ebnen.“ Neben Beamtenlaufbahn oder akademischer Karriere könne dies auch eine Unternehmensgründung sein. Für Universitäten sei dies ein ziemlich neues Feld, wobei Rostock im Vergleich eine gute Figur mache. Was die Gründerfreundlichkeit betrifft, ist Rostock unter den ersten zehn Universitäten Deutschlands. „Wir sind da schon sehr weit. Wir sind aber noch nicht da, wo wir eigentlich hinwollen.“ Das Ziel sei es, noch viel mehr Studenten die Chance zu geben, nach dem Studium in ein unternehmerisches Leben zu starten – daher auch dieser Wettbewerb. Rektor Schareck war heute leider verhindert. Umso wichtiger war dem frisch gewählten Studentischen Prorektor Heiko Marski seine Teilnahme, da ihm dieser Wettbewerb ebenso wie Prof. Schareck besonders am Herzen liege. Speziell die sozialen Aspekte hob Marski hervor. „Ihr braucht nicht unbedingt die Idee, mit der Ihr Millionen verdienen könnt.“ Einen Verein, eine Hilfsorganisation oder irgendwas im sozialen Bereich zu gründen, etwas wovon man leben kann, ohne auf Gewinn aus zu sein – auch das werde durch das Gründerbüro tatkräftig unterstützt. „Wichtig sind Eure Ideen“, so Marski, das Handwerkszeug werde vom Gründerbüro vermittelt. Ihr habt Lust unternehmerisch tätig zu werden, aber keine eigene Idee? Auch hier kann das Gründerbüro helfen. Es gibt Ideen von außen, die nur darauf warten, umgesetzt zu werden. Ein solches Beispiel wäre das „Talent Exchange“ – eine Art Tauschkreis für die vielfältigen Talente von Studenten. Ein großer Gewinn sei da nicht zu erwarten, dennoch müsse es unternehmerisch geplant werden und könne sich durchaus tragen. Wenn sich ein Team findet, das dieses Projekt übernehmen möchte, wäre Marski sofort bereit, die Schirmherrschaft zu übernehmen. Eine Mentorin, die mit viel Einsatz hinter dem Projekt stehe, sei ebenfalls vorhanden – also, Freiwillige vor, meldet Euch im Gründerbüro! „Habt Ideen, werdet kreativ, reicht sie ein“, so Marski. Es gäbe nichts zu verlieren, man könne jedoch viel gewinnen, insbesondere an Erfahrung und Persönlichkeitsentwicklung – also nicht nur die Preisgelder. Wie läuft der Wettbewerb ab, was muss man beachten, welche Unterstützung gibt es? Antwort auf diese Fragen gab René Portwich vom Gründerbüro der Universität. Was gesucht wird? „Ideen. Das können ganz banale Ideen sein“, so Portwich, wie der kostenlose Uni-Block für jeden Studenten aus dem letzten Jahr. Ideen aus dem sozialen Bereich seien möglich, ebenso wie aus dem unternehmerischen Bereich, aber auch Forschungsideen aus Bereichen, in denen man arbeitet. Für die Anmeldung sei nicht viel notwendig, eine kurze Bezeichnung und drei Sätze zur Idee reichen vollkommen aus. Einfach die Anmeldekarte ausfüllen und einstecken. Online ist dies natürlich ebenfalls möglich. Anschließend gibt es zwei Monate Zeit, um die Idee zu verfeinern, eine Ideenskizze einzureichen und sich Mentoren aus Wirtschaft und Wissenschaft zu suchen. Das Gründerbüro bietet dabei vielfältige Unterstützung – von Seminaren, über Hilfe zur Ausarbeitung der Ideenskizze bis hin zur Mentorensuche. In den beiden Kategorien „Forscher“ und „Studierende“ werden insgesamt Preisgelder von 36.000 Euro ausgelobt. Vor allem aber gibt es Unterstützung bei der praktischen Umsetzung der Idee – sei es durch die Teilnahme am VentureCup oder Gründerstipendien. Zwei Beispiele aus den vergangenen Ideenwettbewerben sollten auch die letzten Zweifler überzeugen. Thomas Lipka und Nick Oherich gewannen 2006 den ersten Preis in der Kategorie „Forscher“. Ihre Idee? Federleichte Federn zu bauen – Leichtbaufedern aus faserverstärkten Kunststoffen. Aufgrund des Materials seien ihre Federn schon teurer als klassische aus Metall, dafür hätten sie aber eine hohe Ermüdungsfestigkeit und vor allem große Gewichtsvorteile. Nebenbei bieten die beiden Dienstleistungen im Ingenieurbereich an, allein schon „um die Liquidität zu sichern“, so Thomas Lipka. „So ein Werdegang hat immer Höhen und Tiefen. Wir haben es gelernt, auch mal ein Quartal ohne Einnahmen über die Runden kommen zu müssen.“ Inzwischen sei die Nachfrage aber da und es lohnt sich. „Unsere Branche und unsere Selbstständigkeit sind für uns schon das Ideale“, ist sich Thomas Lipka sicher. Michael Florus und Lars Kersten – so um die 3.000 Rostocker Studenten dürften ihre Idee Tag für Tag in den Händen halten – den kostenlosen Uni-Block meine ich. Die Idee eines werbefinanzierten Semesterblocks für Studenten brachte ihnen im letzten Jahr den 2. Platz in der Kategorie „Studierende“ des Ideenwettbewerbs ein. Ein gutes Beispiel dafür, dass es keineswegs nur bei der Idee bleiben muss. Sind die ersten 3.000 Blöcke doch gerade weggegangen wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln. Der Ideenwettbewerb habe den beiden wirklich weitergeholfen, weil „dadurch letztendlich Ernsthaftigkeit in das ganze Unternehmen hineingekommen ist.“ Ein Tipp für alle Interessenten? „Seid überzeugt von Eurer Idee“, bringt Lars es auf den Punkt, „nur dann könnt Ihr auch andere überzeugen.“ Auch wenn Lars und Michael noch nicht groß von Unternehmen sprechen wollen, sind sie doch auf einem guten Weg. Im Herbst soll die Auflage in Rostock bereits bei 15.500 Exemplaren liegen. Zudem konnten für das Wintersemester 2010 die Goethe-Universität Frankfurt am Main sowie die Uni Leipzig als Partner gewonnen werden. Zwölf weitere Universitäten haben für 2011 ihr Interesse bekundet. „Die Hauptherausforderung ist es, die Werbepartner zu finden“, so Michael, „mit den Werbepartnern steht und fällt das Ganze.“ Da kann man den beiden nur viel Erfolg und vor allem ganz viele zahlungskräftige Werbepartner wünschen!

21. April 2010 | Weiterlesen
Timo Parvela: „Ella in der Schule“

Timo Parvela: „Ella in der Schule“

Ich wusste gleich, dass ich wieder einen Augenblick zu früh dran war, als ich heute Morgen das Peter-Weiss-Haus in der Doberaner Straße betrat. Da war erst einmal Niemand auf dem langen Flur zu sehen. Doch Licht brannte. Ich schlich also gemächlich die Treppe hinauf und schaute mich um. In einem Glaskasten entdeckte ich zwei „Ella“-Bücher von Timo Parvela, dem ich heute begegnen sollte. Kurz darauf lernte ich die überaus nette Praktikantin des Literaturhauses kennen. Sie schenkte mir unversehens einen Bonbon und freute sich sehr über mein Interesse. Dann zeigte sie mir, wo die Lesung stattfinden würde. Im sogenannten Möckelsaal nämlich. Der heißt so, weil ein gewisser Gotthilf Möckel um 1890 für die Innengestaltung des Saales verantwortlich war, erfahre ich im Zuge meiner späteren Recherchen. Der Saal ist doppelgeschossig und besitzt eine hölzerne Deckenkonstruktion. Ich schaute mich noch ein wenig um und da kam dann auch schon die erste Schulklasse. Timo Parvela und die Übersetzerin Elina Kritzokat waren inzwischen ebenfalls eingetroffen und so konnte die Lesung beginnen. Der finnische Kinderbuchautor sagte: „Guten Morgen“ und begann etwas auf Finnisch aus seinem Buch vorzulesen. Dann fragte er: „Habt ihr das verstanden?“ und die Kinder antworteten: „Nein!“. Er las dann noch einmal lauter und langsamer vor. Aber niemand verstand ihn, was sogleich für heitere Stimmung unter der jungen Hörerschaft sorgte. Sodann kam die Übersetzerin Elina Kritzokat zu Wort. Sie stellte sich vor und begann Parvelas Worte zu übersetzen. Zunächst erklärte der Autor, warum es in seinen Büchern immer um die Schule gehe. Er hätte, als er mit dem Schreiben begann, den Tipp erhalten, dass man am besten über etwas schreiben könne, was man sehr gut kenne. Ja, und er kenne nun einmal die Schule sehr, sehr gut. Das sei so, weil er selbst einmal Lehrer war. Auch seine Eltern, seine Frau und selbst deren Eltern seien Lehrer gewesen. Sogar alle Freunde und Bekannte des Schriftstellers übten diesen Beruf aus, sagte er. Aaaahhh, da wurde so Einigen etwas klar und wieder hatte Timo allen Kindern ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. Diese hatten es sich übrigens nicht nur auf den Stühlen im Saal bequem gemacht. Die am Boden liegenden superbequemen Matratzen eigneten sich ebenso vorzüglich für eine flauschige Lauschstunde.   Elina Kritzokat las nun aus dem ersten auf Deutsch erschienenen Ella-Buch „Ella in der Schule“ vor. Ich hörte die Geschichte über einen Ausflug von Ellas Klasse ins Schwimmbad. Wie Mika seine Badehose dort verlor und der Lehrer samt seinen Kleidern ins Becken sprang und auf einer Seife ausrutschte. Auch die Geschichte einer rätselhaften Verschwörung wurde vorgetragen. Die Schüler entdeckten geheimnisvolle Briefe auf dem Arbeitstisch des Lehrers und mutmaßten daraufhin, dass es sich dabei eigentlich nur um einen Erpresserbrief handeln könne. Sie klebten sich deshalb, der Tarnung wegen, falsche Bärte an und begannen das vermeintliche Opfer zu beschatten. Schließlich wurde ein geheimnisvoller Koffer entdeckt, in dem die Kinder ein Lösegeld vermuteten. Sie tauschten ihn deshalb gegen einen Koffer mit Micky-Maus-Heften aus und folgten ihrem Lehrer weiter auf Schritt und Tritt. Was dann geschah? Ich kann doch hier nicht alles verraten, oder? Auch Elina Kritzokat erfreute die Kinder sehr. Ab und an musste sie die Lesung selbst vor Lachen unterbrechen. Ein wirklich amüsanter Morgen war das. Alle hatten unheimlich viel Spaß. Anschließend erzählte Timo, wie wichtig ihm der Humor in seinen Geschichten sei. Mit Humor könne man eben zu Menschen im verschiedensten Alter sprechen, sagte er. Er hätte es auch sehr schön gefunden, dass die Kinder hier in Rostock an denselben Stellen, wie die Kinder in Finnland gelacht hätten. Da habe sich gezeigt, dass der Humor die Menschen aus Finnland und Deutschland miteinander verbunden habe, obwohl ein großes Meer sie ja eigentlich voneinander trenne. In Finnland sind bereits 14 Ella-Bücher erschienen. In diesem Jahr wird das fünfzehnte veröffentlicht. Ins Deutsche sind bisher drei Bücher übersetzt worden. Gerade letzte Woche wurde in Finnland sogar ein Musical über „Ella“ uraufgeführt. Selbst ein Kinofilm werde gerade gedreht, erzählte Parvela. Dann wies er noch auf einen wichtigen Aspekt der Ella-Geschichten hin. Darin gehe es stets um die Erlebnisse einer bestimmten Gruppe von Kindern. Sie blieben immer zusammen, seien Freunde und unterstützten einander. Freunde seien im Leben sehr wichtig. Sie würden einem helfen, wenn man etwas nicht allein schaffe, sagte er. Diese Erfahrung sei gerade in unserer Zeit von großer Bedeutung. In einer Zeit, in der in Sendungen wie „Big Brother“, „Germanys next Topmodel“ oder „Deutschland sucht den Superstar“ vorgelebt werde, dass Menschen, die bestimmten Anforderungen nicht genügten, einfach abgeschoben werden. Im Anschluss an die Lesung durften alle Kinder noch Fragen an den Schriftsteller richten. Wie es so in Finnland sei, fragte ein Junge. Im Moment gäbe es dort noch kein einziges grünes Blatt. Denn der Frühling zeige sich in Finnland erst einen Monat später als in Deutschland, antwortete Timo Parvela. Wie lange er an einem Buch schreibe, lautetet die zweite Frage. Etwa drei Monate, erfuhren die Schüler. Ob ihm Rostock gefalle? Ja, sagte er. Vor allem die schönen Häuser am Neuen Markt und dass Rostock am Meer liegt, fände er toll. Könne er nicht auch ein Ella-Buch über Rostock schreiben? Mal sehen, vielleicht, ließ Parvela verlauten. Der Fragen-Ansturm nahm kein Ende und gerne wären die Kleinen wohl noch eine Weile dageblieben, doch die Lehrerin mahnte nun zum Aufbruch.  Zur Freude der Klasse gab es für jeden noch ein Autogramm vom Schriftsteller. Schließlich wünschte er allen Kindern einen lustigen Frühling und einen netten Spaziergang zurück in die Schule. Darüber hinaus wünschte er ihnen, dass sie in diesem Jahr schöne Geschichten zum Lesen für sich fänden.

21. April 2010 | Weiterlesen
Logbuch Hanse Sail Rostock

Logbuch Hanse Sail Rostock

„Wir könnten ein Buch schreiben über die Hanse Sail, ohne dass der Begriff Segelschiff auftaucht“, so Roland Methling. Könnten, Konjunktiv. Das Buch ist da und wurde gestern vorgestellt. Aber keine Sorge, Segelschiffe tauchen darin auf, reichlich sogar – in Wort und Bild. Dennoch geht es keineswegs nur um Schiffe und Segel. Etwas, das dieses Buch anders und besonders macht und wohl ein Grund, warum es Logbuch heißt, „Logbuch Hanse Sail Rostock“. Florian Rieger (Filialleiter, Weiland) und Eva Maria Buchholz (Verlagsleiterin, Hinstorff) hatten gestern zur Buchvorstellung geladen und das Who is Who der Hanse Sail Rostock kam. Oberbürgermeister Roland Methling, selbst viele Jahre für die Organisation der Sail zuständig, durfte da natürlich nicht fehlen. „Wenn ich hier in die Runde gucke, müsste ich eigentlich fast alle namentlich begrüßen“, so das Stadtoberhaupt. Die bedeutendste Bürgerbewegung Rostocks der letzten zwei Jahrzehnte sei die Hanse Sail. „Ein Geschenk, ein Glücksfall für die Hansestadt“, betonte er. „Das Buch ist eine Hommage an die Hansestadt Rostock als Ganzes, denn es ist eine Veranstaltung der Hansestadt Rostock“. Horst Marx, Moderator des Abends, hatte gestern seinen Lesetag, wie er uns verriet. Auf zwei Impulse hätte er beim Schmökern gewartet – ‚nein, so ist es nicht gewesen‘ und ‚ja, so war es‘ – nur der zweite Impuls schlug an. „Das Buch ist frisch und geradezu erfrischend geschrieben“. Doch erst einmal zu den beiden Autoren. Beide sind sie in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Hanse Sail Büros tätig. Klaus-Dieter Block als Urgestein, Annika Schulze ist 2008 dazu gestoßen. Zwei verschiedene Generationen mit zwei ganz verschiedenen Blickwinkeln sind dem Inhalt scheinbar gut bekommen. Wie man sich schon nach so kurzer Zeit auf ein Buch einlässt, wollte Horst Marx von der Autorin wissen. „Das ist Wahnsinn”, habe sie gedacht, als Klaus sie im September fragte. Gab es bis dahin doch nicht viel mehr als die Idee und das Konzept. „Ich wusste, das ist nicht viel Zeit, wollte es aber trotzdem unbedingt machen.“ Gelockt habe Annika vor allem die Chance, sich richtig in die Thematik einzuarbeiten. „Na ja, da kommen so ein paar Schiffe, das kriegst Du schon hin, das kann so schwer nicht sein“, habe sie anfangs gedacht, als sie bei der Hanse Sail anfing. Dass es viel mehr ist, habe sie dann schnell festgestellt. Aber auch, dass es noch kein Buch gibt, das hinter die Kulissen schaut. Alle bisherigen Bücher stellen „nur das da, was auch die Besucher erleben können.“ Somit bot sich die Chance für etwas ganz Neues. Klaus Dieter Block, Wirtschaftswissenschaftler, promoviert und habilitiert war ab 1997 viele Jahre als Stellvertreter von Roland Methling im Hanse Sail Büro tätig. „Ich hab’ ja schon viele verrückte Dinge in meinem Leben gemacht, aber dies war das größte Abenteuer“, bekennt er. Wie er zur Hanse Sail kam? Er komme aus dem Binnenland, aus Köthen, woher ja bekanntermaßen die meisten und besten Seeleute kommen. Was liegt da für einen Süßwassermatrosen in spe näher als der Schritt zur Hanse Sail? Vor allem bei seinem Motto: „Wer aus Köthen kommt, findet es überall auf der Welt schön.“ Er sei einfach fasziniert gewesen von der Veranstaltung, vor allem aber auch von den Möglichkeiten, die sich hier boten. Jetzt, zur 20. Sail, wäre die Zeit einfach reif gewesen für solch ein Buch. „Für mich ist es eine Zwischenbilanz nach 13 Jahren“, so Block, „für mich wohl eine Art Einstieg“, ergänzt Annika. „Wir haben schon den Bogen geschlagen von 1990 bis heute“, beschreibt Klaus-Dieter Block das Konzept. Es werde zwar nicht jedes Jahr beleuchtet, dafür gibt es aber eine kleine Chronik mit allen Höhepunkten und Premieren. Besonders gern erinnere er sich an 1997, an die Ankunft der „Khersones“ nach ihrer Kap-Horn-Umsegelung: „Ein Wahnsinnsereignis! Das ist schon was für Jungs und Mädchen, die früher Abenteuerromane gelesen haben. Hier bei der Hanse Sail kann man es wirklich erleben.“ Acht Kapitel, 144 Seiten, abgesprochen mit Verlag und Lektor – wie schwer fällt es da, sich selbst zu beschränken, sich von Themen zu verabschieden?„Am schwersten war der Anfang, etwas auszusuchen, was wirklich interessant ist“, erläutert Annika. Man wollte ja „alles abdecken – von lustigen Anekdoten bis hin zu kritischen Punkten.“ „Da war viel im Topf, was wir am liebsten in einen tausendseitigen Band gepackt hätten.“ Im Endeffekt sei es jedoch erstaunlich einfach gewesen, die interessantesten Teile auszuwählen. Dazu gehörte natürlich auch die Auswahl der Bilder. Und in diesem Zusammenhang durfte der Name Lutz Zimmermann nicht fehlen. Seit vielen Jahren Haus- und Hoffotograf der Sail, lieferte er einen Großteil der Bilder für das Buch. „Ich freue mich wirklich immer auf dieses Event“, so Zimmermann, „weil ich das Meer einfach liebe.“ Wie es sei, den Chef der Hanse Sail für vier Tage im Jahr zum Chef zu haben? „Das ist angenehm, ich sehe ihn meistens gar nicht. Er hat seinen Stress und ich meinen.“ Selbst Horst Marx konnte von dem Buch noch überrascht werden. Aufgrund seiner Mitarbeit im Pressebüro meinte er, einen Gutteil der Bilder zu kennen, aber „da sind Bilder bei, die ich nie gesehen hatte, großartige Bilder!“ Hat man den Chef der Hanse Sail im Publikum, sei natürlich die Frage gestattet, worauf wir uns in diesem Jahr, zur 20. Sail, freuen dürfen. „Wir können noch keine Million Besucher verkünden“, so Holger Bellgardt, auch wenn das schon oft vor der Sail gefragt würde. Highlights seien aber wieder die „Sedov“ und die „Kruzenshtern“ – die beiden größten Windjammer der Welt, die mit größter Selbstverständlichkeit nach Rostock kommen. Ebenso aber auch das polnische Vollschiff „Dar Mloziezy“, das 2007 zum ersten Mal bei der Sail zu Gast war. Die „Golden Lion“, ein neu gebauter 70-Meter-Schoner der Holländer, sei interessant und der 1912 erbaute 2-Mast-Schoner „Moya Metcha“, der in diesem Jahr zum ersten Mal aus Sankt Petersburg nach Rostock kommt. Was sich in dem Buch nun so alles finden lässt? Ein wenig ist das „Logbuch Hanse Sail Rostock“ wie der gestrige Abend – locker, lustig und bunt gemischt. Ein Rückblick, ein Ausblick und ein Blick hinter die Kulissen oder unters Deck, um es maritim auszudrücken. Meer, Schiffe und Crews, dazu viele Informationen zur Entstehung und Entwicklung der Sail. Dokumente, tolle Bilder natürlich und als Abschluss eine kleine Chronik sowie ein Blick ins maritime Gästebuch der Stadt. Genau das Richtige, um an den ungemütlichen Apriltagen darin zu schmökern und sich jetzt schon auf die 20. Auflage der Hanse Sail im August einzustimmen.

20. April 2010 | Weiterlesen
Restaurierter John-Brinckman-Brunnen übergeben

Restaurierter John-Brinckman-Brunnen übergeben

Heute fand in Brinckmansdorf die offizielle Übergabe des restaurierten Brinckman-Brunnens statt. Im Sommer 2009 wurden bauliche Mängel festgestellt und der Restaurator Wolfram Vormelker mit der Wiederherstellung des Brunnens beauftragt. Der Brunnen befindet sich im Stadtteil Brinckmansdorf an der Tessiner Straße. Doch dies ist bereits sein dritter Standort. Ursprünglich stand er auf dem Vögenteichplatz, 1935 wurde er umgesetzt, 1969 abgebaut und 1974 am Weißen Kreuz wieder aufgebaut. Paul Wallat, Bildhauer und Maler, hatte den Brunnen 1914 fertiggestellt. Die Mosaiken bringen Szenen aus dem literarischen Werk des niederdeutschen Dichters John Brinckman zur Darstellung. Der in Rostock geborene Schriftsteller schrieb seit 1854 niederdeutsche Gedichte und Erzählungen. Sein wohl bekanntestes Werk ist „Kasper Ohm un ick“, das Erinnerungen aus Brinckmans Kindheit aufgreift. Erschienen waren zu diesem Termin Norbert Wendt (Jahresköste der Rostocker Kaufmannschaft), Reinhard Wolfgramm (RGS), Dr. Liane Melzer (Kultursenatorin), Prof. Dr. Ingo Richter (Hanseatische Bürgerstiftung), Wolfram Vormelker (Restaurator) und Christian Plothe (Glasgestalter). Dr. Liane Melzer nutzte diese Gelegenheit, um der Jahresköste der Kaufmannschaft in Rostock für ihre Spende von 6.000 € zur Sanierung der Mosaiken und Reliefs des Brunnens zu danken. Wolfram Vormelker gab dann Auskunft über die von ihm durchgeführten Maßnahmen. So wäre der gesamte Brunnen von der Vermoosung und dem Befall mit Algen und Flechten befreit worden. Überdies habe man die Mosaiken, an denen sich bereits Steinchen gelöst hatten, gereinigt und einzelne Steinchen neu befestigt. Er erklärte auch, dass der Brunnen unsachgemäß an diesem Standort wiedererrichtet worden sei. Mängel, die auf diesen Umstand zurückzuführen sind, seien ebenfalls behoben worden. Im Juli 2009 wurde das Bronzerelief, welches ursprünglich am Brunnen befestigt war, gestohlen. Der Restaurator zeigte eine Abbildung des immer noch vermissten Stückes. In wessen Besitz es sich nun befindet und ob es sich jemals wieder anfinden wird, bleibt vorerst ungewiss. Im Zuge der Restaurierungsarbeiten fand sogar eine Suchaktion in dem Gebiet rund um den Brunnen statt – leider vergeblich. Prof. Dr. Ingo Richter „vertellte“ dann noch eine kleine Geschichte „up platt“ aus dem Werk „Kasper Ohm un ick“ von John Brinckman. Diese verstanden allerdings nicht alle Anwesenden – Platt snacken un verstahn kommt halt leider doch mehr und mehr aus der Mode. Nebenbei bemerkt floss heute seit langem das erste Mal wieder Wasser durch den Brunnen. Zuvor waren schon der „Brunnen der Lebensfreude“ und der „Möwenbrunnen“ wieder zum Sprudeln gebracht worden. Das ist ein weiteres Zeichen auf dem Weg in den Sommer, denke ich. Ganz bald schon wird das kühlende Wasser dieser spritzigen Bauwerke wieder für Erfrischungen sorgen und nicht nur die Kinder mit seinem Geplätscher erfreuen.

20. April 2010 | Weiterlesen