Neueste Nachrichten aus Rostock und Warnemünde
Marco Polo eröffnet Kreuzfahrtsaison 2011 in Warnemünde
Die „Marco Polo“ hat heute die Kreuzfahrtsaison 2011 in Rostock-Warnemünde eröffnet. Aus Kopenhagen kommend setzte das Kreuzfahrtschiff am Abend seine Reise in Richtung Amsterdam fort. 1965 auf der Mathias-Thesen-Werft in Wismar gebaut, fuhr der Kreuzliner bis 1990 unter dem Namen Aleksandr Pushkin zunächst für die ehemalige Sowjetunion. Bis 2007 war das 176 Meter lange Schiff für die legendäre „Orient Lines“ unterwegs, aktuell steht die „Marco Polo“ im Dienst der britischen „Cruise and Maritime Voyages“ (CMV). Auf acht Decks bietet das Passagierschiff insgesamt 850 Passagieren Platz. 162 Anläufe von 34 verschiedenen Kreuzfahrtschiffen stehen 2011 im Terminkalender des Ostseebades. Dies ist nicht nur eine deutliche Steigerung gegenüber den 114 Anläufen des Vorjahres, Warnemünde bleibt damit auch der beliebteste deutsche Kreuzfahrthafen. Als nächstes Schiff wird die AIDAsol in Warnemünde zu Gast sein, die am 6. Mai das erste Mal im Ostseebad anlegt und den Pier 7 in diesem Jahr 16 Mal ansteuern wird. Sechs Schiffe werden 2011 erstmalig in Warnemünde festmachen. Neben der AIDAsol, dem jüngsten Spross der AIDA-Familie, gehört dazu auch die Empress von Pullmantur Cruises, die mit 18 Anläufen am häufigsten zu Gast sein wird. 13 Dreifach- und zwei Vierfachanläufe (24. Mai und 4. August) wird es in diesem Jahr in Rostock-Warnemünde geben. Die „Marco Polo“ eröffnet nicht nur die Warnemünder Kreuzfahrtsaison, sie beschließt diese auch. Am 2. Oktober wird sie das letzte Schiff sein, das den Kreuzfahrthafen Warnemünde 2011 anläuft.
20. April 2011 | Weiterlesen
Alles nur geklaut – Produkt- und Markenpiraterie am Pranger
Plagiate sind in aller Munde, nicht erst seit im Internet reihenweise Doktorarbeiten von Politikern als abgeschrieben entlarvt werden. Schon 1993 schrieben Die Prinzen mit ihrem Hit „Alles nur geklaut“ die heimliche Hymne auf den Diebstahl. Unter diesem Motto zeigt das Patent- und Normenzentrum der Universitätsbibliothek Rostock zurzeit eine Ausstellung zum Thema „Produkt- und Markenpiraterie am Pranger“, die gestern in Anwesenheit des Rektors Wolfgang Schareck mit einem Vortrag von Christine Lacroix eröffnet wurde. Christine Lacroix ist Geschäftsführerin der Plagiarius Consultancy GmbH. Der Plagiarius ist ein Negativpreis, der einmal im Jahr vergeben wird und seit 1977 die dreistesten Produktkopien und Fälschungen „auszeichnet“. Der Preis hat die Form eines schwarzen Zwerges mit goldener Nase. Seit 2007 werden in einem eigenen Museum in Solingen 350 Plagiate mit den dazugehörigen Originalen ausgestellt. Häufig sind die Nachahmungen mit bloßem Auge nicht zu erkennen. In ihrem Vortrag stellte sie die drei unterschiedlichen Gruppen von geistigem Diebstahl vor. So unterscheidet man zwischen Plagiaten, Fälschungen und Markenverletzungen. Bei Plagiaten wird das Design oder die Technik eines Produktes übernommen und unter dem eigenen Markennamen verkauft. Fälschungen sind billige Kopien eines Gegenstandes, bei denen auch der Markenname übernommen wird. Markenverletzungen sind Produktnamen, die bewusst nah an schon bestehenden Namen sind, sowie Taschentücher die Tempa heißen, oder Produkte einer Marke, die es in Wahrheit gar nicht gibt. Ein Beispiel dafür sind angebliche Taschentücher der Zigarettenmarke Marlboro. Die Gruppe Plagiarius, die unter dem Leitspruch „Innovation contra Imitation“ operiert, hat sich als Ziel gesetzt, Betroffene aufzuklären und auch die Industrie zu unterstützen. Allein in Deutschland entstehen jährlich Schäden zwischen 30 und 50 Milliarden Euro. Europaweit werden über 400 Millionen Artikel beschlagnahmt. Und nicht nur die Industrie muss mit den Schäden des geistigen Diebstahls leben, auch die Konsumenten können darunter leiden. Denn häufig werden minderwertige Materialien verarbeitet, die teilweise sogar gesundheitsschädlich sind. Als einer der ersten Gäste schaute sich der Rektor der Universität, Professor Dr. Wolfgang Schareck, die Ausstellung an. Er bestaunte die etwa 50 Exponate, die das Museum in Solingen als Leihgabe zur Verfügung gestellt hat. Besonders angetan haben es ihm dabei die unterschiedlichen Versionen des Tempo-Taschentuchs. Er berichtete, dass Plagiate auch an unserer Uni Thema sind. So wurde erst vor Kurzem an der Philosophischen Fakultät ein Betrugsversuch bei einer Doktorarbeit aufgedeckt und entsprechend geahndet. Er betonte, wie wichtig der Schutz von geistigem Eigentum ist. Gerade für die Universität Rostock, die in einem Ranking der Ludwig-Maximilians-Universität München zur Unterstützung von Existenzgründungen den zehnten Platz belegte. Besonders das Patent- und Normenzentrum der UB Rostock sei für diese Aufgaben sehr wichtig. Die Ausstellung selbst zeigt die komplette Bandbreite von kopierten Produkten, zum Beispiel Eierbecher, Brillen, Spielzeuge, Schreibwaren und Rucksäcke. Dabei gibt es nicht nur Plagiate, sondern auch Fälschungen zu sehen. Und man kann häufig nicht erkennen, was Original und was Fälschung ist. Neben Textilien sind Medikamente die am häufigsten kopierten Waren. Und besonders da zeigt sich, wie gefährlich Plagiate sein können, sind doch häufig nicht die gleichen oder gar keine helfenden Inhaltsstoffe enthalten. Noch bis zum 10. Mai können sich Interessierte selbst ein Bild von Original und Kopie machen. Das Patent- und Normenzentrum findet sich im Unigebäude in der Parkstraße 6, welches auch unter dem Namen „Grünes Ungeheuer“ bekannt ist.
20. April 2011 | Weiterlesen
FC Hansa Rostock unterliegt SV 1916 Sandhausen mit 0:1
Vor 20.000 Zuschauern vergab der FC Hansa Rostock heute in der DKB-Arena den zweiten Matchball zum Aufstieg in die 2. Fußball-Bundesliga. Die Rostocker unterlagen den Gästen aus Sandhausen mit 0:1. Nach der 0:3-Blamage in Saarbrücken ließ Trainer Peter Vollmann sowohl Marcel Schied als auch Radovan Vujanovic auf der Bank sitzen. Dafür stand der 20-jährige Lucas Albrecht in der Startaufstellung. Bereits in der 8. Minute schocken die Gäste den FC Hansa Rostock mit einem frühen Tor. Frank Löning bringt Sandhausen mit einem Kopfball in Führung. Danach machen die Gäste es Rostock mit ihrer dichten Defensive schwer, setzen fast nur noch auf Konterchancen. Hansa ist zwar meist im Ballbesitz, tut sich jedoch besonders im Angriffsspiel sehr schwer. Die Rostocker zeigen ein schwaches Kombinationsspiel und haben wenig Ideen gegen die gegnerische Abwehr. Auch der junge Albrecht wirkt ziemlich unsicher. Ein paar gute Chancen hat der FC Hansa Rostock in der zweiten Hälfte, doch richtig torgefährlich werden die Rostocker nie. Sie finden heute einfach kein wirklich gutes Rezept gegen die dichte Abwehr der Gäste. Das ändert sich auch nicht mit dem Einwechseln von Radovan Vujanovic (63. Minute für Kevin Pannewitz) und Marcel Schied (82. Minute für Michael Wiemann). In den letzten Spielminuten kann Hansa noch mal richtig Druck vor dem gegnerischen Tor aufbauen, allein Tore wollten heute einfach nicht gelingen. Dabei hätte ein Unentschieden an diesem Abend genügt, um den Aufstieg ganz sicher zu machen. Der Drittplatzierte Kickers Offenbach trennte sich zuhause nur mit einem 2:2-Unentschieden gegen den VFB Stuttgart II, Wehen Wiesbaden siegte allerdings in Aalen mit 2:1. 12 Punkte Vorsprung auf den SV Wehen Wiesbaden genügen dem FC Hansa Rostock rechnerisch immer noch nicht ganz für die lang erwähnte Aufstiegsparty. Am Ostersonntag haben die Rostocker beim Tabellenletzten, der zweiten Mannschaft von Bayern München, den dritten Matchball, um den Aufstieg endlich in trockene Tücher zu bringen. Der ausführliche Bericht mit Bildern zur Partie des FC Hansa Rostock gegen den SV 1916 Sandhausen ist inzwischen online.
20. April 2011 | Weiterlesen
„Filomena“ – ein Filmprojekt von Holger Löwe
Holger Löwe träumt von der großen Leinwand. Als Autor und Filmemacher arbeitet der 31-Jährige fleißig daran, seine Ideen cineastisch zum Ausdruck zu bringen. Vor allem mit Kurzfilmen hat er in den letzten Jahren auf sich aufmerksam gemacht. Für „Regeln der Filmkunst“ räumte er gleich zwei Preise beim 13. StudentenFilmFest „Golden Toaster“ im letzten Herbst ab, darunter auch den begehrten Publikumspreis. Dabei war dies nur ein Abfallprodukt des eigentlichen Kurzfilms „Supershow“, der erst kürzlich in der Hochschule für Musik und Theater (HMT) Premiere feierte. In seinem jüngsten Projekt erzählt der Autorenfilmer die Geschichte der Trapezkünstlerin „Filomena“. Sie ist der große Publikumsmagnet im kleinen Zirkus „Fantasia“. Doch nachdem sie von dem Messerwerfer Corelli verlassen wurde, fehlt es ihr an Selbstvertrauen, um ihre Akrobatiknummern in schwindelerregender Höhe präsentieren zu können. Der Zirkus verliert damit eine wichtige Attraktion und droht unterzugehen, sollte Filomena sich nicht von ihren Blockaden freimachen können. „Mich interessiert, was passiert, wenn man persönlich starke Rückschläge hatte und unfähig ist, klar zu denken“, sagt Holger Löwe. Für ihn ein Balanceakt, für dessen Darstellung sich das Bild eines Trapezes mit seiner großen Fallhöhe geradezu anbot. Mit dem Zirkus Fantasia im Rostocker Stadthafen fand sich auch schon ein geeigneter Drehort. „Mir ist schon seit Jahren aufgefallen, dass mitten in der Betonwüste des Stadthafens ein Zirkuszelt steht. Wieso hat da noch niemand gedreht?“, fragte er sich verwundert. Nun will er im Sommer dort seinen Film „Filomena – Hungrig nach Freiheit“ realisieren. Das Buch dafür ist schon fertig. In den letzten drei Monaten hat er intensiv daran geschrieben. Dank eines Stipendiums der Hansestadt Rostock konnte er sich dafür in ein Gastatelier des Schleswig-Holstein-Hauses zurückziehen. „Es war ganz toll einen Tapetenwechsel zu haben. Hier gibt es viel Platz zum Denken und die weißen Wände fördern die Kreativität“, schwärmt der Autor, der normalerweise mit einem Arbeitsbereich in seiner eigenen Wohnung vorlieb nehmen muss. Die mit dem Aufenthaltsstipendium verbundene Fördersumme von monatlich 775 Euro hat er zum Großteil seinen Künstlerkollegen zur Verfügung gestellt. Gemeinsam mit den Rostocker Regisseuren Mark Auerbach, Andreas Ehrig und André Jagusch arbeitet er an dem Projekt Filmspiel 4 „Hungrig“. Sein Film „Filomena“ ist einer von vier zwanzigminütigen Kurzspielfilmen, die in diesem Sommer mit Schauspielstudenten der Rostocker HMT und der Unterstützung des Instituts für Neue Medien produziert werden sollen. Wenn alles klappt, dann wird im Oktober Premiere gefeiert. Und das nächste große Projekt plant Holger Löwe auch bereits: ein abendfüllender Spielfilm, die Königsklasse der Filmkunst. Schließlich gibt es noch einiges zu tun, damit er mit einem halben Glas Sekt auf der Berlinale auf seine Arbeit anstoßen kann.
20. April 2011 | Weiterlesen
NIKE wird neuer Ausrüster des FC Hansa Rostock
„NIKE wird ab der kommenden Saison der Ausrüster des FC Hansa Rostock werden“, gab Bernd Hofmann, Vorstandsvorsitzender des Vereins, heute in der DKB-Arena bekannt. Ab der Saison 2011/12 wird NIKE die Lizenzmannschaft sowie die Nachwuchsteams des FC Hansa Rostock einkleiden und als offizieller Sponsor des Vereins auftreten. Die Vereinbarung mit dem Sportartikelhersteller umfasst die Ausrüstung der Mannschaften mit Trikots, Trainingsbekleidung und Schuhen. Zusätzlich wird NIKE das Fan-Trikot sowie weitere Merchandising-Produkte des Vereins produzieren. „NIKE wird den Verein sowohl im Sachmittelbereich als auch im finanziellen Bereich unterstützen“, erklärte Hofmann. Der Vertrag mit NIKE ist langfristig angelegt, er wird eine Laufzeit von fünf Jahren haben. Ein fester Fünf-Jahres-Vertrag sei auch für NIKE nicht üblich und zeuge vom gegenseitigen Vertrauen beider Partner, so Hofmann. Bernd Schmider, verantwortlich für den Bereich Teamsport bei NIKE Deutschland, zeigte sich „sehr, sehr stolz, Hansa Rostock unter Vertrag nehmen zu können. Für NIKE sei es „ein Verein, der als Traditionsverein gilt und viele Sympathien genießt.“ Besonders für seine Jugendarbeit lobte Schmider die Rostocker, aber auch das Offensivspiel von Hansa passe gut zur Philosophie von NIKE. Er sei sich sicher, dass der Verein hier noch nicht am Ende ist. Wir haben ein gutes Angebot gemacht und „sind uns ziemlich schnell einig geworden“, bekräftige Schmider, „das zeugt davon, dass wir den Verein haben wollen.“ Die Trikots sind in den Vereinsfarben Weiß-Blau gehalten: Das Heimtrikot ist blau, auswärts wird in Weiß gespielt. Die Auswärtsvariante Gelb-Blau entspricht den ursprünglichen Farben der Traditionsmannschaft von Empor Rostock. Bewegung und Geschwindigkeit soll der ‚NIKE Swoosh‘ repräsentieren, der ab der nächsten Saison die Brust der Spieler ziert. Abgeleitet ist der Name des US-amerikanischen Sportartikelherstellers von der griechischen Siegesgöttin Nike. Wenn das kein gutes Omen ist!
19. April 2011 | Weiterlesen
Rostocker Radwegewart kontrolliert Radwege
Rostock hat einen Radwegewart. Auf unseren Straßen ist es längst zur Normalität geworden, dass diese regelmäßig von Straßenwärtern kontrolliert werden. Das muss doch auch für Radwege möglich sein, hat man sich in der Stadtverwaltung gedacht und nun gibt es ihn, den ersten Rostocker Radwegewart. Im Auftrag des Umweltamtes ist Peter Schmidt ab sofort als Radwegewart auf Rostocks Fahrradstrecken unterwegs. Schon seit gestern, erzählt Schmidt, auch wenn der Kilometerzähler noch auf Null steht. „Der Fahrradcomputer wurde erst heute angebaut, gute 50 Kilometer habe ich aber schon zurückgelegt.“ Heute stehen der Rostocker Nordwesten und Warnemünde auf seinem Plan. Mindestens 300 Kilometern möchte er pro Woche zurücklegen, wobei dies davon abhänge, wie oft er absteigen und in Aktion treten muss. Die Strecke sieht Schmidt nicht als Problem. „Ich fahre auch privat viel und gern durch die Stadt“, erzählt der 48-Jährige, dessen Dienstfahrrad ein Pedelec ist, das ihn beim Treten mit einem kleinen Elektromotor unterstützt. Ausgerüstet mit Anhänger, Schaufel und Besen kann er kleinere Verschmutzungen sofort beseitigen. Größere Verschmutzungen, Wildwuchs oder Schäden am Belag hoffe man, mit seinen Meldungen schneller beseitigen zu können. Bisher erfolge die Reinigung in festen Intervallen, sieht Umweltsenator Holger Matthäus hier Optimierungspotenzial. Verunreinigungen oder Schäden können dem Amt für Umweltschutz auch telefonisch gemeldet werden (Tel. 381-7305). Über Schäden und Verschmutzungen habe er sich selbst schon oft geärgert und in Glasscherben auch schon den einen oder anderen Plattfuß geholt, erzählt Schmidt. „Auf die Ausschreibung habe ich mich daher direkt beworben.“ Vorläufig ist die Stelle auf sechs Monate befristet und läuft bis zum 7. Oktober. Ob es im nächsten Jahr weitergeht, werden die Erfahrungen zeigen. Für Bundes- und Landesradwege würde es bereits Radwegewarte geben, „auf Stadtebene ist das aber eine Neuheit“, bekräftige Matthäus. Einen Igel hatte der Senator als Maskottchen dabei, „in Anlehnung an die Fabel vom Hasen und Igel“, damit der Radwegewart immer schon da ist, bevor etwas passiert. Neben seinen Kontrollaufgaben soll Peter Schmidt auch als mobiler Ansprechpartner für Fahrradtouristen dienen. Martin Elshoff vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) übergab ihm dazu gleich Stadtplan und Fahrradkarte. Und wer jetzt meint, dass er den Namen und das Gesicht des ersten Rostocker Radwegewarts irgendwoher kennt, liegt vielleicht gar nicht so verkehrt: Peter Schmidt war früher Fan-Beauftragter beim FC Hansa Rostock und dürfte zumindest vielen Fußballfans aus dieser Zeit noch gut bekannt sein.
19. April 2011 | Weiterlesen
FC Hansa Rostock: Vorstand mistet bei den Seebären aus
Nach der 0:3-Niederlage in Saarbrücken am Samstag war heute für den FC Hansa Rostock großes Reinemachen angesagt. Aber nicht auf dem Trainingsplatz, sondern im Zoo trat der Vereinsvorstand mit Besen, Bürsten und Putzzeug an, denn es galt eine Wette einzulösen. Im Vorfeld des Heimspiels gegen Kickers Offenbach am 12. März hatte die Vereinsleitung nämlich versprochen sich im Zoo als Tierpfleger zu betätigen, sollten 16.000 Zuschauer den Weg in die DKB-Arena finden. Gekommen waren schließlich 17.800 – was für ein Glück für Egoli, Daisy und Angra. Die drei Seebärendamen hatten ja schon das Vergnügen in einem Fußballmatch gegen die Spieler des FC Hansa anzutreten. Dieses Mal also konnten sie aus nächster Nähe beobachten, wie das komplette Führungsquartett des Clubs ihre Anlage wieder auf Hochglanz polierte. Denn „Wettschulden sind Ehrenschulden“, stellte Vorstandsvorsitzender Bernd Hofmann weise fest, bevor es schließlich an die Arbeit ging. Gut eine Stunde betätigten sich die Aushilfstierpfleger am Beckenrand und im Wasser. Manager Stefan Beinlich und Finanzerin Sigrid Keler hatten sich die Glasscheiben, die Zoobesucher von Zoobewohnern trennen, vorgenommen. Bernd Hofmann schnappte sich einen langen Schrubber und kümmerte sich damit um die Sauberkeit am Beckenrand. Den Beckenboden unter Wasser befreite Marketingchef Dr. Peter Zeggel von den grünen und braunen Algen. Gemeinsam mit Tierpfleger Lars Purbst tauchte er dafür ins 1000 Kubikmeter fassende Becken ab. Mit kleinen Bürsten machten sie sich ans Werk. Was für eine Sisyphusarbeit! „Normalerweise setzen wir ein Sauggerät ein, um den Schlamm aus 3,5 Meter Tiefe herauszuholen“, erklärte Zoomitarbeiter Manuel Kiep, der während der Prozedur die Seebären mit einem Ball und leckeren Fischen bei Laune hielt. Zoodirektor Udo Nagel zeigte sich mit der Arbeit des FC Hansa zufrieden. Vielleicht kann er den Verein schon bald wieder im Zoo begrüßen. Denn „wenn es gut klappt, dann kommt doch in der 2. Liga einfach nochmal vorbei“, hatte er eingangs die Vertreter des FC Hansa gebeten. Gut geklappt hat es offensichtlich. Die Seebärenanlage wurde gereinigt und die Gäste haben jetzt wieder freie Sicht auf die Tiere. Hoffentlich kann auch der FC Hansa wieder mit ungetrübtem Blick die künftigen Herausforderungen angehen. Vielleicht gab es von den Seebären ja auch noch den einen oder anderen Tipp, wie das Liga-Spiel gegen Sandhausen am kommenden Mittwoch zu gewinnen ist. Damit für Mannschaft und Fans endlich die langersehnte Aufstiegsparty steigen kann.
18. April 2011 | Weiterlesen
Kürbismeisterschaft Mecklenburg-Vorpommern 2011 gestartet
„Und woher bekomme ich nun ein Pferd?“ Diese durchaus berechtigte Frage stellte sich heute Sylvia Bretschneider, Präsidentin des Landtages und des Tourismusverbandes Mecklenburg-Vorpommern. Anlass war die 1. Kürbismeisterschaft des Landes, die heute in Karls Erlebnis-Dorf offiziell gestartet wurde. Unter dem Motto „Kleine Kerne – große Kooperationen“ werden die größten Kürbisse zwischen Ostseeküste und Mecklenburger Seenplatte gesucht – Hauptbedingung: Der Kürbis muss im Land gewachsen sein. Die drei schwersten Kürbisse werden im September prämiert, der Sieger darf unser Land dann auf der Gartenbaumesse „Garten Tulln“ in Niederösterreich vertreten. Denn der Kürbis soll, so Sylvia Bretschneider, bei unseren österreichischen Nachbarn auch für den Tourismus im Land werben und die Kooperation vertiefen. „Viel Sonne haben wir ohnehin, Mecklenburg-Vorpommern bietet aber nicht nur den Pflanzen gutes Klima, sondern auch den Urlaubern.“ Auch Karls Erlebnis-Hof möchte beim Wettbewerb mitmischen. „Wir haben natürlich schon den Ehrgeiz, als Betrieb auch selbst einen möglichst großen Kürbis zu züchten“, gibt Inhaber Robert Dahl die Marschrichtung vor. „Mal sehen, ob uns das gelingt.“ Zum Auftakt des Kürbis-Wettbewerbs brachten die Veranstalter heute gleich gemeinsam die ersten Saatkörner in die Erde. Vielleicht schaffe er es ja, entwickelt Dahl bereits die nächste Idee, die 50 größten Exemplare in einer Ausstellung bei Karls zu zeigen und den Sieger dann in einem öffentlichen Wiegen zu ermitteln. Doch zurück zu Sylvia Bretschneider und dem Pferd. Pferdedung sei nämlich eines der besten Hilfsmittel, um Kürbisse groß und stark zu bekommen, verriet Detlev Rauch, Vorsitzender des Landesverbandes der Gartenfreunde MV, der Landtagspräsidentin, die sich unbedingt selbst an der Aktion beteiligen möchte. „Ganz viel Liebe“, so Rauch, sei aber das eigentliche Geheimnis bei der Aufzucht von Riesenkürbissen. Zur Not würde das sogar per Brief gehen, wenn man zu selten daheim sei. Ob das wohl wirklich hilft? Pferd, Zeit und Liebe – wer zudem noch Platz für einen mehrere Zentner schweren Kürbis in seinem Garten hat, kann ab sofort mit der Aufzucht beginnen. Die Teilnahmebedingungen sind unter www.genussreich-mv.de zu finden, die passenden Saatkörner für die spezielle Sorte „Atlantic Giant“ gibt es kostenlos bei Karls – 10.000 Tütchen liegen ab Freitag in Rövershagen für die Gartenfreunde bereit.
18. April 2011 | Weiterlesen
Segeln: Gothaer Junior Cup 2011
Betupft mit vielen kleinen weißen Segeln zeigte sich an diesem schönen Frühlingswochenende der Rostocker Stadthafen. Während nach der Winterpause an den Ufern der Warnow noch die größeren Yachten aufgemotzt und mit Kränen ins Wasser gehievt, also eingekrant wurden, wie die Seeleute dazu sagen, waren bei den Kids der Rostocker Segelsportvereine schon die Leinen los. 47 Boote hatten sich zum Saisonauftakt in der Dierkower Bucht zusammengefunden, um den Gothaer Junior Cup 2011 auszutragen. Veranstaltet wurde die Regatta vom Segler-Verein Turbine Rostock in Gehlsdorf. Etwa 60 junge Skipper – nicht nur aus Rostock, sondern auch aus Schwerin – nahmen an den Wettfahrten teil. Die Jüngsten unter ihnen waren erst sechs Jahre alt. Schwacher Wind aus wechselnden Richtungen und frühlingshafte Temperaturen boten ideale Wetterbedingungen, um auf der Warnow die Segel zu setzen und den mit großen orangenen Bojen abgesteckten Parcours zu umschiffen. In vier Klassen – 420er, Cadet, Laser und Optimist B – trat der hiesige Segelnachwuchs gegeneinander an. Die B-Optis machten mit 35 Startern dabei die größte Flotte an diesem Wochenende aus. Nach insgesamt sechs Rennen stand schließlich Konstantin Fensky vom Rostocker Segelverein Cityboothafen 92 (RSC 92) als Bester fest. Gefolgt von Till Mattes Kleist vom Warnemünder Segel Club (WSC) und Anton Wolff ebenfalls vom RSC 92. Ein mittelmäßig schweres Rennen sei es gewesen, schätzen der Gewinner und zwei Segelfreunde ein. Mit weniger und mit mehr Wind sei es anstrengender, so die einhellige Meinung im Trainerboot, wohin sie sich nach der Regatta zurückgezogen hatten. In der großen Klasse der B-Optis wurde ein weiterer Wettbewerb unter den Unter-Zehn-Jährigen ausgetragen, den Roko Oliver Karl Mohr vom Rostocker Yacht Club (ROYC) für sich entscheiden konnte. Den zweiten Platz belegte der jüngste Teilnehmer Mic Sig Kos Mohr (ROYC) vor Moritz Ziller (RSC 92). In der Laser-Klasse gewann Lukas Brandt vom Yacht Club Warnow (YCW), gefolgt von Paul Woelcke (ROYC) und Paul Zocha (YCW). Die Besten in der Cadet-Klasse wurden Marie-Louise und Sophie-Charlotte Gräfe (RSC 92) vor Christian Zils und Theo Cordt (MYCR) sowie Max Cornelius und Georg Dreyer (RSC 92). Mit nur zwei Booten, und damit der kleinsten Flotte, starteten die 420er. Hier konnten Lena Moll vom WSC und Anna Reimann vom Segel-Verein Turbine Rostock (SVTR) das Wettsegeln für sich entscheiden. Nicht schlecht – immerhin saßen die beiden zum ersten Mal gemeinsam in einem Boot. Seit sechs Jahren betreiben sie nun schon diesen Sport und haben auch schon an Meisterschaften teilgenommen. Beim Junior Cup konnten sie nach zwei Rennen Julius Reiter und Sebastian Klemm hinter sich lassen. Nun heißt es wieder fleißig auf dem Wasser trainieren für die kommenden Regatten und Meisterschaften, die im Kalender schon vorgemerkt sind.
17. April 2011 | Weiterlesen
2. Warnemünder Sandwelt 2011 an Karls Pier 7
Kunst aus Sand heißt es seit diesem Wochenende wieder an Karls Pier 7 in Warnemünde. Nach einer mit über 100.000 Besuchern erfolgreichen Premiere im Vorjahr, erfolgte gestern um 10 Uhr der offizielle Start zur 2. Warnemünder Sandwelt, die auch in diesem Sommer nicht nur Kinderaugen zum Strahlen bringen dürfte. Gestaltet wird die Sandwelt 2011 von neun Künstlern aus sieben europäischen Ländern – die meisten sind professionelle, ausgebildete Bildhauer, die sonst Stein und Holz bearbeiten oder Bronzeplastiken gestalten. Unter dem Motto „Meeresgeschichten“ erschaffen sie nun Skulpturen aus Sand – bis zu sechs Meter breit und dreieinhalb Meter hoch. Und zwar aus „ganz besonderem Sand“, erklärt Othmar Schiffer-Belz, der künstlerische Leiter von Karls Erlebnis-Dorf. „Er hat eine eckige Kornstruktur. Wird er angefeuchtet und zusammengedrückt, verzahnt er sich.“ Das unterscheide ihn etwa von dem normalen Ostseesand, klärt Schiffer-Belz die ersten Schaulustigen auf: „Der ist rund, da können Sie drücken und drücken …“ 400 Tonnen dieses speziellen Sandes wurden eigens für die Sandwelt aus einem Tagebau in Niederlehme bei Berlin ins Ostseebad gebracht. In Schichten eingeschalt, angefeuchtet und verdichtet entstanden pyramidenförmige Rohlinge, aus denen die Künstler ihre Werke von oben nach unten herausarbeiten. Schaufel und Spachtel gehören dabei ebenso zu ihrem Arbeitswerkzeug wie Pinsel und Pusterohr, mit denen sie gefühlvoll feinste Details modellieren. Die Motive der Künstler sind ganz verschieden. Während sich der lettische Designer Zigmunds Vilnis in diesem Jahr vom Warnemünder Leuchtturm inspirieren ließ, wagt der Pole Viacheslav Boretsky einen Ausflug in die griechische Mythologie. Die Königstochter Andromeda, die einem Meeresungeheuer geopfert werden soll, hat es ihm angetan. Unter den Händen des 40-jährigen Bildhauers Sergey Tselebrovsky wird die Meeresgöttin Jurate entstehen. Nach einer litauisch-lettischen Legende lebte sie in einem Bernsteinpalast auf dem Grund der Ostsee, bis sie sich in einen Fischer verliebte und ihn heimlich heiratete. Außer sich vor Wut zerstörte ihr Vater den Palast und tötete den Geliebten. Noch heute trauert Jurate und ab und an werden ihre Bernsteintränen an unsere Küsten gespült. Wie aber ist es für einen Künstler, wenn die mit viel Liebe gestalteten Werke doch nur vergänglich sind? „Das ist kein Problem“, bekennt der russische Künstler schmunzelnd, „die Zeit ist für die Besucher lang genug.“ Und Sergey Tselebrovsky muss es wissen, schließlich ist er Meister der vergänglichen Kunst. Weltmeister sogar, errang er diesen Titel doch 2006 bei der Ice-Championchip in Alaska. Klar, dass auch Schiffer-Belz selbst wieder eine der insgesamt sieben Skulpturen am Warnemünder Pier 7 gestalten wird. „Etwas typisch Maritimes, das zu Warnemünde passt“, habe er sich in diesem Jahr vorgenommen, erklärt der Künstler. Gefallen ist die Wahl auf ein echtes Warnemünder Original: „Min Herzing“. Viele Einheimische dürften die Fischfrau Hedwig Anke – so ihr bürgerlicher Name – noch aus eigenem Erleben kennen. Schon zu DDR-Zeiten brachte sie ihren Fisch bei Wind und Wetter am Warnemünder Kirchenplatz an den Mann und die Frau. „Ich hoffe, dass sie sich gut getroffen wiederfindet, wenn sie vorbeikommt“, freut sich Schiffer-Belz auf das Ergebnis. Gestern schaute schon einmal der Neffe von Min Herzing vorbei und hatte als Inspiration ein Foto aus vergangenen Tagen dabei. Bis Ende Mai werden die verschiedenen Künstler an ihren Skulpturen arbeiten. Immer von 10 bis 18 Uhr kann man ihnen dabei zuschauen. Anschließend bleibt die 2. Warnemünder Sandwelt bis Ende Oktober geöffnet, der Eintritt ist frei.
17. April 2011 | Weiterlesen
Knorkator hören mit dem Aufhören auf
Es war ein Spiel auf Zeit und das wusste auch jeder der Anwesenden. Spätestens als der Monitor auf der Bühne anging und ein 99-minütiger Countdown startete, gab es kein Zurück mehr. Und dann, um die Minute 78 rum, betraten die fünf Musiker von Knorkator die Bühne, um pünktlich zur Minute 77 endlich auch in Rostock mit dem Aufhören aufzuhören. Am 8. Dezember 2008 spielten Knorkator ihr letztes Konzert. In den folgenden Jahren gingen sowohl Keyboarder Alf Ator als auch Sänger Stumpen und Gitarrist Buzz Dee auf verschiedene Lesereisen. Das war zwar ein kleiner Trost, doch so richtig glücklich waren die Fans der selbst betitelten „meisten Band der Welt“ nicht. Umso größer war die Freude, als sie im November letzten Jahres bekanntgaben, dass sie wiederkommen werden. Zuerst mit einer „77 Minuten Clubtour“ um zu testen, ob überhaupt noch einer Interesse an Knorkator hat. Und mit dem Konzert im M.A.U. Club dürfte dies auch bewiesen worden sein. 500 Leute, so die Vorgabe der Band, drängten sich vor der Bühne dicht zusammen, und als die Band diese betrat, gab es kein Halten mehr. Mit Jubelstürmen und frenetischem Mitsingen begrüßte das Rostocker Publikum die Kapelle. Und schon beim ersten Lied „Der ultimative Mann“ erkannte man, dass Knorkator immer noch zu den besten Livebands Deutschlands gehören. Alf Ator, der sonst auf einem Holzklavier spielte, was regelmäßig auf Konzerten zerstört wurde, hatte ein neues Instrument, einen Keyboardring. Sechs verschiedene Klaviaturen bediente er während des Abends. Am Bass ist seit diesem Jahr Rajko Gohlke. Er ist laut Aussage von Stumpen der Grund, warum Knorkator wieder gemeinsam touren. Als Schlagzeuger war wieder Nicolaj Gogow dabei, der sich wie der Rest der Band auch komplett verausgabte. An der Gitarre war Buzz Dee, wie immer edel gekleidet, mit zwei Sonnenbrillen bewaffnet und der Inbegriff von Coolness. Highlight war aber Sänger Stumpen. Dieser betrat die Bühne in einem grünen Ganzkörperlatexanzug, in dem er sprichwörtlich glänzte. Natürlich tat er dies nicht nur durch das Outfit, sondern auch durch seine irre Bühnenshow. Er sprang wie ein Flummi auf der Bühne herum, machte komische Verrenkungen und sprang nach einigen Liedern auch einfach mal ins Publikum. Auch wenn es weniger Ansagen als sonst gab, die Zeit war ja knapp bemessen, blieben die Publikumsansprachen nicht ganz aus. Vor allem beim Lied „A“ peitsche Stumpen das Publikum an, immer lauter zu schreien. „Schreit, dass selbst Backfisch Udo es hört!“ Überhaupt war die Stimmung ganz fantastisch und die Fans feierten Hits wie „Alter Mann“, „Hardcore“ und „Es kotzt mich an“ ab. Zu dem Lied „Kurz und Klein“ gab es das bei Knorkatorfans schon bekannte Huckepackpogo. Dazu wurden eigentlich zwölf Paare gesucht, aber Freunde wurden auch gelten gelassen. Diese sollten sich vor der Bühne versammeln und jeweils ein Partner sollte auf die Schulter genommen werden. Beim Refrain des Liedes war es dann das Ziel, als Letzter auf den Schultern sitzen zu bleiben. Ein riesiger Spaß, zumindest als Zuschauer. Auch zwei neue Songs gab es zu hören. Bei „Refräng“ konnte man auch ohne das Lied zu kennen schnell mitsingen, bestand der Refrain doch nur aus eben diesem Wort, „Refräng.“ Ebenfalls neu war „Du nich“, wovon es auch schon T-Shirts zu kaufen gab. Um da dem Text besser folgen zu können, hatten ihn die Musiker zeichnerisch umgesetzt, was zusätzlich für einige Lacher sorgte. Als der Countdown auf Null sprang, verließ die Band unter großem Jubel die Bühne. Und natürlich blieben auch Zugabenrufe nicht aus. Und tatsächlich ließen sie sich erweichen und kamen noch einmal für zwei Songs auf die Bühne. „Ich hasse Musik“ und „Für meine Fans“ bildeten den Abschluss des Konzertes. Gerade Letzteres passte sehr gut, geht es doch um das überwiegend männliche Publikum, welches auch im M.A.U. Club wieder klar in der Überzahl war. Wer das Konzert verpasst hat oder keine Karte mehr bekommen hat, der muss nicht zu enttäuscht sein. Am 12. November werden sie wieder ins M.A.U. kommen, diesmal unter dem Motto „Mission Ü77“. Dann muss wahrscheinlich auch nicht ganz so gehetzt werden und es bleibt mehr Zeit für verrückte Aktionen.
17. April 2011 | Weiterlesen
Ausstellung „Showing Balls“ in der Galerie am Alten Markt
„Schaum” hieße ihre Künstlergruppe, weil sie genauso wie Schaum auf dem Wasser sein sollte, erzählte Janette Zeugner. Trotz der Gruppe sollten sie immer noch „einzelne Künstler sein, die miteinander verknüpft sind, aber auch wieder auseinanderplatzen können.“ So schön anzusehen wie Schaum sind die Werke der fünf Künstler Alexandra Lotz, Tim Kellner, Wanja Tolko, Marc W1353L und Janet Zeugner auf jeden Fall. Sie aber als aussagelose Luftblasen abzutun, wäre ein Fehler. Schon der Anfang der Ausstellungseröffnung war so ungewöhnlich, wie die Ausstellung selbst. Es gab keine lange Rede, dafür aber viel Sinn. Die Fünf standen um einen Tisch herum, der unter dem Titel „Recycling“ ebenfalls Teil der Ausstellung ist und bereits mit einer Metallplatte und Hämmern bestückt war. Aus einem Baueimer holten sie in ihrer Performance alte, verbogene Nägel hervor, schlugen sie mithilfe der Hämmer gerade und tüteten dann jeweils drei zusammen ein. Anschließend mit dem Schaum „S“ versehen, konnten die Besucher der Eröffnung besagte Tütchen kaufen und mit nach Hause nehmen. Natürlich ging es bei der ganzen Sache nicht bloß um das Geradebiegen von Nägeln. Wanja Tolko erzählte im Anschluss, warum sie sich für eine solche Einleitung entschieden hatten: „Dadurch, dass die ganze Ausstellung so bedeutungsschwanger daherkommt, lag es für uns auf der Hand, den Anfang auch so zu gestalten.“ Welche Bedeutung für sie dahinter steckte, verriet Alexandra Lotz: „Es symbolisiert den Kraftverlust der Religion. Der Kirche rennen heute mehr und mehr die Leute weg.“ Den Grund dafür erklärte sie so: „Sie zehren immer noch davon, dass vor rund 2000 Jahren jemand ans Kreuz genagelt wurde. Vielleicht muss ein neues Wunder geschaffen werden.“ Genau dieses wollten sie mit dem Geradebiegen und schön verpacken der Nägel erschaffen. Ganz frei von Ironie sei das natürlich nicht zu betrachten, so Lotz. Das Thema Religion ist auch in einigen der anderen Werke zu finden. Das große Überthema allerdings sind die Werte in unserer Gesellschaft im Ganzen. Sei es nun eben unser Verhältnis zur Religion, zur Kunst oder zu ganz persönlichen Werten jedes Einzelnen. Inwieweit verschieben sich all diese Dinge und was steckt vielleicht dahinter. Genau das zu hinterfragen, haben sich die Fünf mit ihren Werken zur Aufgabe gemacht. Daher trägt die Ausstellung auch den Titel „Showing Balls“. Es ginge vor allem darum Dinge anzusprechen, die vielleicht nicht immer offenkundig ausgesprochen werden, so Lotz. Die Ausstellung reicht dabei von Installationen über Drucke und Fotografien bis hin zu Zeichnungen. Dabei sei es zunächst gar nicht so wichtig gewesen, welche Materialien verwendet wurden. Alle fünf Künstler hatten teilweise mit Dingen gearbeitet, die für sie normalerweise eher untypisch sind. „Die Aussage sucht sich die Materialien“, erklärte Alexandra Lotz. So finden sich gleich gegenüber vom Eingang fünf Drucke von Werken der Künstler, die in Plastikrahmen präsentiert werden. Es mussten ganz klar Drucke sein, weil man diese so einfach und häufig vervielfältigen kann. In Verbindung mit den Plastikrahmen verdeutlicht das den Wandel von Kunst zu einem bloßen Konsumgut in unserer heutigen Gesellschaft. „Es hat keinen Wert mehr das Original zu haben“, verdeutlicht Janet Zeugner. Neben weiteren Drucken, die mit verschiedensten Techniken hergestellt wurden, finden sich aber auch Bilder, die mit Graphit, Buntstift, Aquarell-Technik und Tusche gemalt und gezeichnet wurden. In der Mitte des Ausstellungsraums befinden sich außerdem die schon erwähnten Installationen, wie zum Beispiel der Tisch aus der Anfangsperformance. „Die Ausstellung zeigt, dass man auch aus einfachen Dingen etwas machen kann“, meinte Birgit Scholz. „Das ist mal was ganz anderes.“ Ihr gefiel ganz besonders die Installation „Das ist kein Kreuz“ von Wanja Tolko. „Das sieht so aus wie Mann und Frau“, stellte sie fest. „Da ist so eine Verbundenheit zwischen den beiden Teilen, als würden sie ineinander gehören.“ Ob das wirklich der Gedanke des Künstlers war, sei dahingestellt. Den Künstlern ist auf jeden Fall bewusst, dass nicht alle Bedeutungen dem Besucher gleich ins Auge springen: „Auf den ersten Blick wirken die Bilder vielleicht profan, aber es steckt ein ganz großer Gedanke dahinter“, stellte Alexandra Lotz fest. „In erster Linie ist alles befremdlich, es soll aber zum Nachdenken anregen.“ Wer sich zum Nachdenken anregen lassen möchte, kann das noch bis zum 21. Mai in der Galerie am Alten Markt tun. Diese ist immer dienstags bis freitags von 11:00 bis 18:30 Uhr und samstags von 9:30 bis 15:30 Uhr geöffnet.
16. April 2011 | Weiterlesen
Hansa Rostock verliert in Saarbrücken mit 0:3
Das hatten sich Mannschaft, Trainer und Fans ganz anders gedacht! Mit einem Sieg wollte der FC Hansa Rostock heute in Saarbrücken den Aufstieg in die 2. Liga perfekt machen, stattdessen kassieren die Hanseaten drei Tore und müssen mit leeren Händen nach Hause fahren. Die Partie gegen den 1. FC Saarbrücken beginnt aus Hansa-Sicht gar nicht schlecht. In den ersten 15 Minuten dominieren die Rostocker das Spiel, kommen jedoch im Abschluss nicht zu echten Chancen. Der 1. FC Saarbrücken nutzt hingegen immer wieder seine Konterchancen. Insbesondere Nico Zimmermann zeigt sich aus dem Zentrum heraus kreuzgefährlich vor dem Rostocker Tor. In der 17. Minute hat er nach einem Alleingang selbst die große Chance auf das Führungstor. In der 24. Minute verfehlt Marcel Schug nach einer Vorlage von Zimmermann den rechten Pfosten nur um wenige Zentimeter. In der 28. Minute ist es wieder Zimmermann, der für Markus Fuchs die Vorarbeit leistet. Fuchs umspielt Hansa-Torwart Jörg Hahnel und schiebt das Leder locker ins leere Tor. Saarbrücken erspielt sich die durchaus verdiente Führung. Möglicherweise aus dem Abseits heraus, am Gesamtergebnis hätte die Fahne des Assistenten heute wohl aber auch nichts mehr geändert. Zum Ende der ersten Halbzeit findet Hansa wieder ins Spiel. In der 40. Minute kann der Saarbrücker Keeper Enver Marina einen Aufsetzball von Mohammed Lartey nicht richtig greifen. Im zweiten Versuch bekommt er ihn jedoch kurz vor der Torlinie zu fassen. Mit dem Stand von 1:0 geht es für die Teams in die Halbzeitpause. In der 61. Minute ist es erneut Zimmermann, der an Hahnel scheitert. Die größte Chance zum Ausgleich hat Kevin Pannewitz in der 79. Minute. Keeper Marina bekommt den Schuss aus etwa 18 Metern aber erneut im Nachfassen zum Halten. Standardsituation in der 82. Minute: Nach einem Klasse-Freistoß von Zimmermann über die komplette Hansa-Abwehr hinweg ist Markus Fuchs vor Hahnel am Ball und lässt den ansonsten nicht schlecht agierenden Hansa-Keeper ziemlich alt aussehen. Die 2:0-Führung bringt die Vorentscheidung in der Begegnung. Nach einem weiten Abschlag des Saarbrücker Torwarts Marina macht Manuel Stiefler in der 87. Minute den Sieg für die Gastgeber perfekt – 3:0 lautet der Endstand. Ein hochverdienter Sieg für den 1. FC Saarbrücken und eine erschreckend schwache Vorstellung der Hansa-Kogge, die absolut nicht Zweitliga-tauglich ist. Ungenaue Pässe, verlorene Zweikämpfe, eine Abwehr mit zu viel Freiräumen und fehlende Ideen im Angriff – da gibt es nichts zu beschönigen. Abhaken, Kopf frei bekommen und am kommenden Mittwoch den nächsten Matchball zum Aufstieg in die 2. Liga nutzen. Vor heimischem Publikum und sicher vollen Rängen geht es dann für Hansa gegen den SV 1916 Sandhausen. Tore: 1:0 Markus Fuchs (28. Minute) 2:0 Markus Fuchs (82. Minute) 3:0 Manuel Stiefler (88. Minute) Aufstellung, FC Hansa Rostock: Jörg Hahnel (Torwart) Peter Schyrba, Michael Wiemann (Tom Trybull, ab 83. Minute), Martin Stoll, Sebastian Pelzer (Kapitän) Robert Müller, Mohammed Lartey, Kevin Pannewitz, Tobias Jänicke Radovan Vujanovic (Lucas Albrecht, ab 58. Minute), Marcel Schied (Michael Blum, ab 58. Minute) Fotos: Andreas Schlichter
16. April 2011 | Weiterlesen
FC Hansa Rostock unterliegt dem 1. FC Saarbrücken mit 0:3
Ungenaue, lange Bälle waren es, mit denen Hansa Rostock den 1. FC Saarbrücken heute förmlich zum Kontern einlud. Saarbrücken ließ sich diese Chancen nicht entgehen und schickte den Ball immer wieder kreuzgefährlich in die Rostocker Hälfte zurück. Besonders gegen den spielstarken Nico Zimmermann fanden die Hansa-Spieler kein richtiges Gegenmittel. Nach mehreren guten Chancen sorgte Zimmermann in der 28. Minute für die Vorlage auf Markus Fuchs, der den Hansa-Torwart Jörg Hahnel umspielt und das Leder anschließend locker zum Führungstreffer ins leere Tor schiebt. Mit seinen schnellen Kontern und besseren Torchancen war es auch in der 2. Hälfte der 1. FC Saarbrücken, der die Partie dominierte. In der 82. Minute ist es dann ein Freistoß von Zimmermann, bei dem Markus Fuchs den Ball vor Torwart Hahnel erreicht und zum 2:0 erhöht. In der 88. Minute macht Manuel Stiefler mit dem 3:0 schließlich alles klar für den 1. FC Saarbrücken. Sowohl Offenbach als auch Wiesbaden haben ihre Hausaufgaben heute hingegen erledigt und Siege eingefahren. 14 Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz genügen der Hansa-Kogge damit fünf Spieltage vor Saisonende noch nicht sicher für den Aufstieg in die 2. Liga. Der ausführliche Bericht mit Bildern zur Partie des FC Hansa Rostock gegen den 1. FC Saarbrücken ist inzwischen online.
16. April 2011 | Weiterlesen
Bernd Begemann rockt den M.A.U. Club
Es war nicht alles perfekt am Freitagabend. Zuerst war der Gesang zu leise, dann löste sich der Gitarrengurt und mehrmals zog er das Gitarrenkabel aus dem Verstärker. Es ist Bernd Begemann, der am Freitag im M.A.U. Club mit einer One-Man-Show begeisterte. Bernd Begemann veröffentlicht seit 1987 Alben, hat sich gelegentlich als Schauspieler versucht und präsentierte sich einer breiteren Öffentlichkeit mit dem Auftritt beim Bundesvison Song Contest 2010 in Hamburg. Unverständlicherweise erreichte er zusammen mit Dirk Darmstaedter nur den letzten Platz. Obwohl Begemann auch häufig mit seiner Band „Die Befreiung“ unterwegs ist, kam er allein nach Rostock. Nur er, in einem legeren Jackett, mit Gitarre, einigen Rhythmusinstrumenten und einem iPod, der auf der Bühne an ein kleines Mischpult angeschlossen war. So konnte er bei einigen Songs die Band simulieren und in der etwa zwanzigminütigen Pause Lieder aus seiner Playlist spielen, wie etwa den Song „California“ von der Band Phantom Planet. Ein gefundenes Fressen war die Setlist von Clueso, die noch an der Wand klebte. So nutzte er die Chance und lästerte etwas über seinen Kollegen: „Seine Songs machen immer nur Andeutungen, meine Songs dagegen, räumen mit diesen Andeutungen auf.“ Gerade auf der Platte „Ich erkläre diese Krise für beendet“ aus dem Jahr 2009 gibt es viele Songs, die von Beziehungen handeln, einige spielte der Sänger auch im M.A.U. Einer dieser Beziehungssongs ist „Fernsehen mit deiner Schwester.“ Darin beschreibt er, wie er mit seiner Freundin und ihrer Schwester Fernsehen schaut. Begemann ist selbst großer Film- und Serienkenner, er hat sogar einen eigenen Filmpodcast, die Flimmerfreunde. Im M.A.U. klärte er die Zuhörer darüber auf, warum Grey´s Anatomy doof ist: „Chirurgen sind gar nicht so nett, sondern kranke Schweine.“ Schon nach einigen Liedern legte der Sänger seine Jacke ab, krempelte die Hemdärmel hoch, löste die Krawatte und öffnete den oberen Hemdknopf, um so sein Brusthaar zu zeigen. „Ich singe hier für euch mit brennendem Blick“, offenbarte er. Und man merkte ihm das auch an. So spielte er die Lieder nicht nur runter, sondern sprang und tanzte auf der Bühne. Er machte eine richtige Show aus dem Abend und er genoss es sichtlich, im Scheinwerferlicht zu stehen. Und im Gegensatz zu Clueso hatte er gar keine richtige Setlist, sondern spielte Songs auf Zuruf durch das Publikum. Mit Olli Schulz, der am 24. April im M.A.U. zu Gast sein wird, kam Begemann auf einen weiteren Künstler zu sprechen. Schulz habe ihm mal erzählt, dass er früher auf dem Schulhof immer mit Freunden die Ansagen von ihm nachgemacht hätte. „Aber Olli Schulz ist anders als ich. Er ist dünn. Aber dafür sieht er nicht gut aus“, sagte der Künstler mit einem Lächeln und gab dann den Song „All deine Netzteile“ zum Besten. Der Abend war zwar nicht perfekt, aber dafür unglaublich unterhaltsam. Die lustigen Ansprachen zwischen den Songs brachten das Publikum zum Lachen und bei den Liedern konnte man wunderbar mitwippen. Und wer nach ungefähr drei Stunden Bernd Begemann noch nicht genug hatte, konnte bei der anschließenden Indie Night im M.A.U. noch etwas tanzen.
16. April 2011 | Weiterlesen
5. Albert Schulz Preisverleihung 2011
Für ihr besonderes soziales und demokratisches Engagement wurden heute im Festsaal des Rostocker Rathauses zwei Gewerkschafter mit dem Albert Schulz-Preis ausgezeichnet. „Beide Preisträger haben sich für andere Menschen eingesetzt, ohne zu fragen: Was hab ich denn davon? Das ist nicht selbstverständlich“, würdigte Minister Volker Schlotmann (SPD) ihre Leistung. Gemeinsam mit dem Vorsitzenden der Stiftung und Sohn des Namensgebers Peter Schulz überreichte der Politiker die Auszeichnungen. Der mit 5000 Euro dotierte Hauptpreis wurde an den ehemaligen Betriebsratsvorsitzenden der Wadan Werft in Rostock-Warnemünde Harald Ruschel verliehen. Von 1977 bis zur Insolvenz 2009 war er auf der Warnow Werft tätig. Als Gewerkschafter setzte er sich hier für seine Kollegen ein, ab 1990 in der IG Metall Küste. Besonders sein Einsatz für den Erhalt von Arbeitsplätzen soll mit der Preisverleihung gewürdigt werden. Jedoch sei dies keine Einzelleistung, betonte der Geehrte in seiner Dankesrede „Wir waren und sind ein sehr gutes Team der ehemaligen Werftarbeiter.“ Angesichts der Entwicklungen auf der Werft – kurz zuvor begleitete er das Ausdocken des vorerst letzten Containerschiffs – beschäftigt ihn jedoch immer noch die Frage, ob er genug getan hat und ob noch mehr zu erreichen gewesen wäre. Den mit 1000 Euro dotierten Förderpreis erhielt Katrin Zschau. Nach ihrem Studium der Politikwissenschaften in Rostock war sie Jugendbildungsreferentin im DGB und ist jetzt als Geschäftsführerin der GEW Mecklenburg-Vorpommern tätig. Geehrt wurde sie aber nicht zuletzt für ihr außergewöhnlich hohes ehrenamtliches Engagement in verschiedenen Vereinen und Organisationen, in denen sie sich für Toleranz und Demokratie einsetzt. Bereits zum fünften Mal verlieh die Albert-Schulz-Stiftung den Preis, der an den Sozialdemokraten und früheren Rostocker Oberbürgermeister Albert Schultz erinnert. 1895 in Rostock geboren, war er seit seiner Maschinenbauerlehre auf der Neptun-Werft in der Arbeiterbewegung aktiv und wurde Gewerkschafts- und Parteimitglied. Während der Weimarer Republik war er Landtags- und Reichstagsabgeordneter der SPD. Nach dem Zweiten Weltkrieg wirkte Albert Schulz am Wiederaufbau der SPD in Rostock mit und wurde Oberbürgermeister unserer Hansestadt. 1949 flüchtete er nach Hamburg. Im oberen Foyer des Rathauses erinnert eine Büste von Jo Jastram an den früheren Rostocker Bürgermeister Albert Schulz.
15. April 2011 | Weiterlesen
„Mädchenzukunftstag – Girls‘Day“ 2011 in Rostock
„Weil ich ‘n Mädchen bin“, ist nicht nur der Text eines Liedes von Lucilectric, sondern auch eine Aussage, die auf den bundesweiten Girls‘Day passt. Denn genau, weil sie Mädchen sind, durften Schülerinnen heute zum 11. Mal in ganz Deutschland einen Blick hinter die Kulissen etlicher Unternehmen und Institutionen werfen. Ziel des Girls Day ist es, Mädchen die Berufe näher zu bringen, die eigentlich nicht als typisch für sie gelten. Also die Männerberufe, aus dem technischen, informatischen und mathematischen Bereich. So öffneten in Rostock heute zum Beispiel Unternehmen wie Nordex, Liebherr und Eurawasser ihre Türen für Schülerinnen ab der fünften Klasse. Aber auch die Universität Rostock und das Rathaus beteiligten sich. Rund 50 Mädchen konnten etwa im großen Hörsaal der Physik platznehmen. Dr. Viola von Oeynhausen, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Physikinstituts, freute sich, so viele Mädchen begrüßen zu dürfen. „Der Girls‘Day hat inzwischen schon Erfolg gehabt“, stellte sie fest, schließlich sei sie inzwischen nicht mehr ganz so alleine als Physikerin am Institut. Der erste Programmpunkt, der die Mädchen von der Physik überzeugen sollte, war eine Schauvorlesung, die ganz alleine von Studenten organisiert und durchgeführt wurde. Dadurch, dass sie die Experimente in eine eigens ausgedachte Folge der Simpsons integrierten, fiel es auch nicht sonderlich schwer über die 45 Minuten aufmerksam zu bleiben. Weitere spannende Einblicke gab es für die Mädchen dann bei den Führungen durch viele der Labore, in denen der praktische Alltag eines Physikers vermittelt werden sollte. Bei einem anschließenden Gespräch mit den Frauen des Instituts konnten offene Fragen geäußert werden. Als krönender Abschluss wartete auf die Mädchen dann noch die Gelegenheit selbst zu experimentieren. Ob nun wirklich alle wegen des Wunsches später Physik zu studieren gekommen waren, bleibt wohl dahingestellt. „Wir haben Physik nach der 10. Klasse abgewählt“, verriet Laura. „Aber wir haben auf der Internetseite geguckt und das Programm hat sich interessant angehört“, ergänzt ihre Freundin Sarah. Studieren wollen sie nach dem Abitur auf jeden Fall, sagten die beiden 17-Jährigen, aber Physik wird es wahrscheinlich nicht werden. Auch im Rathaus waren sich die Mädchen noch nicht ganz sicher, was sie denn eigentlich nach der Schule einmal machen wollen. Die 15-jährige Anita Nguyen wusste aber auf jeden Fall schon, dass es in den kreativen Bereich gehen soll. Aber Politik sei auch eine wichtige Sache und jeder sollte sich damit auseinandersetzen, stellte sie fest. Deswegen war sie auch ins Rathaus gekommen, um dort an einem Gespräch mit der Bürgerschaftspräsidentin Karina Jens teilzunehmen. Drei weitere Mädchen hatten anscheinend ähnlich gedacht und waren auch dabei. In diesem kleinen Rahmen plauderte Karina Jens dann ein bisschen aus dem Nähkästchen. Wie stellt man es eigentlich an, Präsidentin der Bürgerschaft zu werden und welche privaten Einbußen muss man dafür in Kauf nehmen? Mit persönlichen Einblicken machte sie klar, dass es natürlich kein Zuckerschlecken ist, in der Politik tätig zu sein, sondern eher mit viel Idealismus zu tun hat. Außerdem gab sie einen kleinen Einblick in die politische Landschaft Rostocks und diskutierte mit den Mädchen über die Bildungspolitik. Im Großen und Ganzen kann man wohl sagen, dass die Einblicke für die Mädchen am heutigen Tag mal wieder sehr vielfältig waren. Und auch wenn inzwischen schon viele Frauen in Führungspositionen zu finden sind, zeigen Diskussionen um Frauenquoten und die Lohnungleichheiten, dass noch lange keine Gleichberechtigung herrscht. Somit hat der Girls‘Day wohl noch nicht ausgedient und wird auch im nächsten Jahr vielen Mädchen die Chance geben, neue Einblicke zu gewinnen.
15. April 2011 | Weiterlesen
Hellmuth Karasek: „Im Paradies gibt's keine roten Ampeln“
Exakt 264 Stühle hatten die Mitarbeiter der Weiland Buchhandlung aufgebaut. Und sensationellerweise blieb kein Sitz leer. Volles Haus also in der Kröpeliner Straße. Verantwortlich für die Menschenmassen war Hellmuth Karasek. Der Journalist und Autor stellte sein neustes Buch „Im Paradies gibt’s keine roten Ampeln“ vor. Die Veranstaltung diente zusätzlich einem guten Zweck, denn die Einnahmen wurden an das Hospiz am Klinikum Südstadt gespendet. Das neuste Werk von Hellmuth Karasek ist, wie schon einige Bücher vorher, eine Sammlung von Glossen, die in den letzten Jahren in diversen Zeitungen veröffentlicht wurden. Eine Glosse ist ein kurzer und oft satirischer Beitrag, in dem ein Autor seine persönliche Sicht auf ein Ereignis schildert. Karasek drückte es ein wenig anders aus: „Glossen sind ein Nichts, aber wunderbar in Seide gepackt.“ So trug Karasek nicht nur einzelne Texte vor, sondern gab ganz nebenbei auch noch Tipps, was gute Themen für Glossen sind und was man eher nicht machen sollte. „Man soll in Glossen zwar privat, aber nicht intim sein. Die Leser müssen die Ereignisse nachvollziehen können. Darum interessiert es nicht, wenn ich mit Käthe geschlafen habe, weil das haben wohl die allerwenigsten, sondern eher, dass ich mich nicht mehr bücken kann.“ Der Titel des Buches bezieht sich auf die Ereignisse rund um Margot Käßmann. Die Pfarrerin war im Jahr 2010 betrunken über eine rote Ampel gefahren und von der Polizei erwischt worden. Sprachlich brillant kommentiert Karasek, dass Gott ja eigentlich Schuld an den roten Ampeln sei. Hätte er diese nicht geschaffen, hätte sie nicht ihren Job verloren. „Im Himmel braucht man eben keine Ampeln. Hier sind die Leute eh schon tot oder leben ewig.“ Neben der scharfen Sprache zeichnet die Texte des Journalisten eine sehr genaue Beobachtungsgabe aus. So erzählt er anhand einer Toilettentür mit der Inschrift „Natascha, ich liebe dich!“ eine Geschichte über den Jahrtausendwechsel. Es gab auch immer mal wieder lustige Seitenhiebe auf die deutsche Medienlandschaft. So bekamen etwas Jürgen Drews, Guido Westerwelle und auch Mario Barth ihr Fett weg. Und auch die zunehmenden Plagiatsfälle bei Doktorarbeiten wurden thematisiert. In der dazu gehörenden Glosse hat der Autor, der 13 Jahre Teil des literarischen Quartetts war, auch sehr persönliche Erfahrungen verarbeitet. Er habe seine Doktorarbeit in Tübingen geschrieben und sein Professor sei anfangs nicht so zufrieden gewesen. Es stellte sich heraus, dass Karasek einfach nur vergessen hatte, dem Professor für alles zu danken. „So bin ich zum Doktor geworden, ohne Geld dafür zu bezahlen oder mit jemandem zu schlafen.“ Der Leiter des Hospizes, Birger Birkholz, zeigte sich nach der Lesung sehr begeistert. „Es ist schön, dass wir auch mal mit so einem heiteren Thema auf unsere Arbeit aufmerksam machen können.“ In der Einrichtung am Klinikum Südstadt werden sterbende Menschen auf ihrem letzten Weg begleitet. 90 Prozent der Kosten werden dabei von den Kranken- und Pflegekassen übernommen, 10 Prozent muss das Haus selbst aufbringen. Und auch das nächste Projekt steht schon in den Startlöchern. Am 20. August wird es ein Benefizkonzert mit dem Kinderchor des Sankt Johannis Orden geben. Auch der Leiter der Buchhandlung, Florian Rieger, war zufrieden. „Das war bisher unsere erfolgreichste Lesung.“ Dabei war Hellmuth Karasek gar nicht zum ersten Mal in Rostock. Schon im Februar letzten Jahres las der Autor anlässlich der Eröffnung der Buchhandlung bei Weiland. „Wenn im nächsten Jahr ein neues Buch kommt, versuchen wir ihn wieder zu holen“, versprach Rieger. Der Erfolg des Abends gab ihm recht.
15. April 2011 | Weiterlesen
Uni Rostock: „Rostocker Rektoren im Spiegel der Kunst“
Die Universität Rostock ist reich. Denn sie ist nicht nur Hort des Wissens. In ihrer fast 600-jährigen Geschichte hat sich auch ein beachtlicher Kunstschatz angesammelt. Neben den Universitätskleinodien, den Kunstwerken der Universitätskirche und einer Reihe von Gemälden, zählen dazu auch 130 Bildnisse von Professoren. Bis ins späte 16. Jahrhundert reicht ihre Entstehungszeit zurück. Eine vergleichsweise junge Tradition haben hingegen die Rektorenporträts. Anlässlich des 550.Gründungsjubiläums der Alma Mater Rostochiensis beschloss der Senat 1965, dass von allen seit der Wiedereröffnung der Universität im Jahre 1946 amtierenden Rektoren Porträts angefertigt werden sollen. Namhafte Künstler wie Bernhard Heisig, Willi Sitte und Werner Tübke beteiligten sich an der Umsetzung dieser Aufgabe. Nun werden erstmals 18 Rektorenporträts aus diesem und den vergangenen beiden Jahrhunderten in der Gesamtschau „Rostocker Rektoren im Spiegel der Kunst“ in der Südstadtbibliothek präsentiert. Darunter auch das jüngste Werk der Sammlung. Ein Porträt von Professor Dr. Thomas Strothotte, der die Universität von 2006 bis 2008 leitete. Bei der Ausstellungseröffnung wurde es zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorgestellt. „Jetzt hat die Universität Rostock auch fast einen Rembrandt“, offenbarte Rektor Professor Dr. Wolfgang Schareck seine Gedanken, als er das Ölgemälde zum ersten Mal betrachtete. Die Malerin Ulrike Angermeier freute sich sehr über dieses Lob, gehört der berühmte niederländische Barockmaler doch zu einem ihrer beiden „Götter der Porträtmalerei“. Besonders wie Rembrandt es versteht, durch ganz leise Gesichtsmimik das Nachdrückliche in einer Person dazustellen, fasziniert die 28-jährige Promotionsstudentin aus Bayern. Er diente ihr deshalb als Vorbild bei der Darstellung des Stabilen. Für die Bewegung ließ sie sich von ihrem zweiten „Helden“ Rembrandts Zeitgenossen Frans Hals inspirieren. Denn der Spannungsmoment zwischen ruhig und tragend einerseits und packend und dynamisch andererseits interessierte sie besonders an ihrer Arbeit am Porträt. Beobachtet hatte sie diese Eigenschaften ihres Modells schon nach wenigen Begegnungen. Mit „einer gewissen leichten Behäbigkeit, die dann immer ganz schnell in eine Wahnsinnsdynamik hochschießt, sobald er ein Thema hat“, beschreibt sie ihren ersten Eindruck von Thomas Strothotte. Und was sagt der Abgebildete selbst zu seinem Porträt? Der zeigte sich sichtlich begeistert über die Darstellung. „Ich freue mich auf jeden Fall, dass es hier ist. Was mir besonders gut gefällt, ist das, was alles nicht darin ist“, deutete er geheimnisvoll auf die Offenheit des Gemäldes hin. Aber auch einige Details, wie die Intensität der Farben in der Mitte und die besondere Symbolik des offenen Fensters für Professoren, hob er hervor. Dabei ließen seine Körperhaltung, seine Mimik und Gestik, aber auch seine Stimme und Prosodie bei seinen Ausführungen direkt neben dem Bild keinen Zweifel daran, dass es Ulrike Angermeier gelungen war, den ehemaligen Rektor der Universität Rostock zu porträtieren. Die Ausstellung „Rostocker Rektoren im Spiegel der Kunst“ kann noch bis zum 13. Mai kostenfrei besucht werden.
14. April 2011 | Weiterlesen
Tino Semmer wechselt zum FC Hansa Rostock
Nun ist es offiziell: Mit Tino Semmer hat der FC Hansa Rostock den ersten Neuzugang für die kommende Saison verpflichtet. Wie der Verein heute bekannt gab, erhält der 25-jährige Stürmer einen Zweijahresvertrag, der nur für die 2. Bundesliga gültig ist. Semmer wechselt vom FC Rot-Weiß Erfurt zur Hansa-Kogge. Trainer Peter Vollmann lobt den Offensivmann als „läuferisch starken Spieler, der sehr variabel einsetzbar ist und sowohl im Sturm als auch hinter den Spitzen spielen kann.“ „Wir freuen uns, dass Tino Semmer in der kommenden Saison unsere Offensive verstärken wird und wir diesen Transfer so frühzeitig perfekt machen konnten“, zeigte sich auch Hansa-Manager Stefan Beinlich erfreut über den gelungenen Transfer. Tino Semmer spielt seit 2008 für den FC Rot-Weiß Erfurt und hat bislang 97 Drittliga-Partien gespielt, in denen er 20 Tore erzielen konnte. Der Wechsel an die Ostseeküste erfolgt ablösefrei.
14. April 2011 | Weiterlesen
Elsbeere – Pflanzung anlässlich des Tags des Baumes 2011
Säge oder Spaten – wie pflanzt man einen Baum? Gleich drei Fliegen mit einer Klappe wollte Umweltsenator Holger Matthäus heute auf der Freifläche vor dem Kröpeliner-Tor-Center (KTC) schlagen. Im Jahr der Wälder sollte hier anlässlich des Tags des Baumes (25. April) der Baum des Jahres gepflanzt werden – eine Elsbeere. Die Spaten standen bereit, doch erstmal überraschte Raik Zschuppan den Senator mit einem ganz anderen Werkzeug, einer Säge. „Wir schenken Ihnen diese Säge, weil Sie die Abholzung von Rostocks Wäldern als ‚Grüner‘ Bausenator maßgeblich mit verursacht haben“, gab es auf seinem Transparent zu lesen. Zusammen mit zwei weiteren Aktivisten protestierte er für den Erhalt von Bäumen in der Rostocker City und besonders gegen die Abholzungen für das Darwineum im Barnstorfer Wald. Den Schuh wollte sich Matthäus jedoch nicht anziehen lassen, da er in diesem Fall lediglich die Genehmigungsbehörde sei, verantwortlich wäre der Landesforst und die Bürgerschaft hätte sich schließlich klar zum Bau des Darwineums bekannt. Dennoch zollte er den Protestlern Dank dafür, dass sie das Problembewusstsein in die Öffentlichkeit gerückt und auch die Politiker sensibilisiert hätten. Matthäus kündigte an, dass es im Herbst ein Stadt-Baum-Forum geben wird, bei dem die gesamte Thematik ‚Bäume in der Stadt‘ diskutiert werden soll. „Ich denke, es ist wichtig“, so der Senator, „dass man das richtig offensiv publiziert und diskutiert.“ Ein kleiner Lichtblick sei, dass in diesem Jahr mit 60.000 Euro doppelt so viel finanzielle Mittel für Neupflanzungen im Stadthaushalt vorgesehen sind wie 2010, betonte Matthäus. „Wenn man an sein privates Portemonnaie denkt, klingen 60.000 Euro zwar viel, umgerechnet auf die Anzahl der Bäume ist es zwar toll, aber man könnte locker viel mehr verbrauchen“, gab Dr. Stefan Neubauer, Leiter des Amtes für Stadtgrün, jedoch zu bedenken. Doch zurück zum eigentlichen Star des Tages, der Elsbeere. Im Gegensatz zu den Vorjahren wurde am Baum heute nur noch symbolisch Hand angelegt. Handelt es sich doch, wie Neubauer erklärte, bereits um einen knapp zehn Jahre alten Starkbaum aus der Baumschule Kröpelin, der schon am Vortag mittels Kran an seinem Standort eingesetzt wurde – nicht zuletzt, damit der gestrige Sturm kein Unheil anrichtet. Die Elsbeere gehört zur Familie der Rosengewächse und ist eher in Südeuropa beheimatet, bei uns im Norden ist sie selten zu finden. „Mit der Klimaerwärmung sei es perspektivisch vielleicht aber auch ein Baum für den Norden“, so Neubauer. In Rostock wurden in den letzten Jahren ein paar Jungbäume im Klostervorhof gepflanzt. Ein ausgewachsenes Exemplar mit einem Stammumfang von etwa 1,40 Metern findet sich in den Wallanlagen, direkt am Wallgraben. Da es zum „Erhalt eines in Norddeutschland seltenen Laubgehölzes“ dient, wurde es sogar in die Liste der Rostocker Baumnaturdenkmale aufgenommen. Weiße Blüten im Frühjahr, gelb-rote Herbstblätter und die typisch braunen Elsbeeren sind es, die den Baum des Jahres 2011 auszeichnen. Nicht zu vergessen das im Geschmack dem Schlehenschnaps ähnliche Getränk, das vor allem im Elsass aus den Beeren gewonnen wird. Vielleicht gibt es pünktlich zum Stadt-Baum-Forum im Herbst ja schon den ersten klitzekleinen hausgemachten Elsbeerbrand zu verkosten? Elsbeeren können eine Höhe zwischen 25 und 30 Metern erreichen, erklärte Neubauer. Neben dem Kröpeliner Tor dürfte der Baum somit ausreichend Platz zum Wachsen haben. Mit Blick auf die Proteste gegen die geplante Neugestaltung der Kröpeliner-Tor-Vorfläche beschwichtige Matthäus, dass alles noch in der Planung sei. Was die Erhaltung der vorhandenen Baumsubstanz betrifft, werde jedoch „gerade noch mal umgeplant“, ergänzte er und versprach: „Es werden auch noch zusätzliche Bäume gepflanzt.“ Am 1. Mai gibt es um 14:30 Uhr im Botanischen Garten eine Führung zum Thema. Sie steht unter dem Motto „Die Elsbeere und ihre Verwandten“.
14. April 2011 | Weiterlesen
„Es war nicht alles schlecht“-Tour der Prinzen
Es ist „Alles nur geklaut“ und Küssen ist obendrein auch noch verboten, das behaupten die Prinzen zumindest in ihren Liedern. Aber natürlich „war nicht alles schlecht“, stellten sie nach 20 Jahren auf der Bühne fest und machten unter diesem Titel ein neues Album. Gestern stoppten sie mit ihrer Jubiläumstour in Rostock und nahmen das Publikum auf eine kleine Zeitreise mit. Ungefähr 1.000 Besucher füllten die Stadthalle zwar nicht komplett aus, verbreiteten dafür aber eine Stimmung, als wären mindestens doppelt so viele Menschen anwesend. Egal ob sitzend oder stehend, alle klatschten und sangen fleißig mit. Kein Wunder, hatten die Prinzen doch all ihre Kult-Hits im Gepäck und zeigten vollen Körpereinsatz auf der Bühne. Bei Liedern wie „Schwein sein“ verteilte Sebastian Krumbiegel fleißig Arschtritte und sprang auch sonst recht enthusiastisch auf der Bühne herum. Auch seine Bandkollegen Tobias Künzel, Wolfgang Lenk, Jens Sembdner und Henri Schmidt schmetterten die altbekannten Hits geradezu heraus. Die beiden Kollegen an den Instrumenten, Mathias Dietrich und Alexander Zieme, zeigten nicht weniger Einsatz. Auch nach 20 Jahren machen die sieben immer noch eine gute Figur auf der Bühne und weckten Erinnerungen an die guten alten Zeiten. Bei dem Lied „Gabi und Klaus“ gab es dann auch gleich einen direkten Vergleich zwischen damals und heute zu sehen, als das Musikvideo von früher auf den vier Leinwänden im Hintergrund gezeigt wurde. Zur Hälfte des Liedes lösten dann die etwas älter gewordenen Originale das Video ab und setzten mit „Gabi und Klaus 2.0“ ein. Aber auch ohne Video klappte es bei Liedern wie „Mann im Mond“, „Nie wieder Liebeslieder“ und „Hasso“ mit dem Erinnern ganz gut. Zufälligerweise war gestern dann auch noch der 50. Jahrestag des ersten Weltraumfluges von Juri Gagarin. Diese Begebenheit nutzten die Musiker nicht nur für etliche Überleitungen, sondern widmeten ihm auch das Lied „Überall“, für das sie sich in mit Lampen bestückte Anzüge schmissen. Als die Zeitreise sich dem Ende neigte und das Publikum wieder in die Gegenwart entlassen werden sollte, fragte Krumbiegel, ob alle denn noch bereit wären, das letzte Lied des Abends zu hören. Dafür erntete er ein klares „Nein“. Nicht etwa, weil die Leute keine Lust mehr auf die sieben Musiker hatten, sondern weil sie sie nicht gehen lassen wollten. Nichtsdestotrotz spielten sie „Deutschland“ und aktualisierten kurzerhand den Text an einer Stelle. Kein Wunder, fuhr Michael Schumacher vor 10 Jahren empörenderweise schließlich noch keinen Mercedes, hat dies inzwischen ja aber korrigiert. Das musste natürlich erwähnt werden. Wie erwartet ging das Publikum auf die Barrikaden, als anschließend das Licht erlosch und die Band die Bühne verließ. Mit „Zugabe“-Rufen und lautem Getrampel wurden die Musiker dazu gebracht, noch einmal wieder zu kommen. So gab es zum Schluss dann noch mal Altbekanntes wie „Küssen verboten“, „Millionär“ und „Ich schenk dir die Welt“ zu hören. Aber auch den Song „Es war nicht alles schlecht“, der schließlich titelgebend für das neue Album und die Tour war, durfte nicht fehlen. Der Abend war eine gelungene Mischung aus ganz alten und weniger alten Liedern der Prinzen, was sicherlich nicht jedem gleich gut gefallen hat. „Ich fand das Konzert anfangs gut, in der Mitte dann eher mittelmäßig und zum Schluss dann wieder sehr gut“, stellte zum Beispiel Katrin Schütt fest. Sie war vor 20 Jahren Fan der Band gewesen und hatte so natürlich auf die ihr altbekannten Songs gewartet. In der Mitte spielten die Musiker allerdings eher ihre neuere Songs von vor 10 Jahren. Egal wie nun, Fakt ist, dass sich die Prinzen in 20 Jahren scheinbar durchgehend treu geblieben sind und ihre Musik immer noch gerne spielen. Ihre Freude auf der Bühne zu stehen, übertrug sich auf das Publikum und so war die Zeitreise wirklich sehr gelungen und die Show keinesfalls von vorgestern.
13. April 2011 | Weiterlesen
HMT - 10 Jahre im Katharinenstift
Wenn Gebäude und ihre Mauern Geschichten erzählen könnten, dann würde man mit den Erlebnissen des Katharinenstifts sicherlich einige Bücher füllen können. Die neuere Geschichte kann man zum Glück auch so recht gut nachverfolgen. Seit zehn Jahren befindet sich in dem ehemaligen Kloster die Hochschule für Musik und Theater. Anlässlich dieses Jubiläums wurde heute die Fotoausstellung „HMT – 10 Jahre im Katharinenstift“ feierlich eröffnet. 1223 begann man mit dem Bau des Franziskanerklosters in der heutigen östlichen Altstadt, 20 Jahre später war es fertiggestellt. Die Mönche nutzten das Kloster bis zur Reformation, danach wurde es als Armenhaus genutzt. Ein weiteres Kapitel in der ereignisreichen Geschichte ist die fast vollständige Zerstörung beim großen Stadtbrand von 1677. Danach beherbergte das Gebäude ein Waisenhaus, eine Schule, ein Franzosenlazarett, ein Irrenhaus und bis 1990 ein Altersheim. Bis jedoch die Hochschule für Musik und Theater das Gebäude beziehen konnte, war noch einiges an Arbeit nötig. Die Hochschule wurde 1994 unter der Leitung des Gründungsrektors Prof. Wilfrid Jochims ins Leben gerufen. Damals noch mit etwa 180 Studenten. Anfänglich war man noch in zwei provisorischen Gebäuden am Bussebart untergebracht, doch schon schnell war ein neuer Standort gefunden. Und obwohl viele hoch komplizierte, technische Umbauten nötig waren, so zum Beispiel eine spezielle Dämmung gegenüber der Warnow, konnte die geplante Bauzeit von fünf Jahren um 15 Monate unterboten werden. Die Fotoausstellung zeigt in den Kreuzgängen des ehemaligen Klosters viele Bilder von unterschiedlichsten Fotografen. Dabei wurde eine Zweiteilung vorgenommen. Zum einem kann man Aufnahmen aus der Bauzeit begutachten. Alte Zeitungsausschnitte, Bilder des Rohbaus und auch wichtige Termine sind dokumentiert, so zum Beispiel das Richtfest mit dem damaligen Ministerpräsidenten Harald Ringstorff und Oberbürgermeister Arno Pöker. Im zweiten Teil der Ausstellung sieht man Bilder von Veranstaltungen in der HMT. So soll nicht nur das Gebäude dokumentiert werden, sondern auch die Menschen, die es mit Leben füllen. Heute sind an der Hochschule etwa 550 Studenten immatrikuliert. Sie verteilen sich auf die Bereiche Schauspiel, Musik und Musikwissenschaft sowie Musikpädagogik. Jährlich finden etwa 300 Veranstaltungen statt und diese große Vielfalt wird auch in den ausgestellten Fotografien deutlich. Eröffnet wurde die Ausstellung von Prof. Christfried Göckeritz, der seit 2004 Rektor der Hochschule ist. Er lobte in seiner Rede die „weitsichtige Entscheidung der Hansestadt Rostock, die zum Umbau des Katharinenstifts führte. In den letzten Jahren wurde das Gebäude von Studenten, Rostockern und Gästen in Beschlag genommen. Man merkt, die Hochschule lebt.“ Er bedankte sich auch bei allen Weggefährten der Hochschule, von denen viele anwesend waren. Nach dem amtierenden Rektor ergriff der Gründungsrektor Prof. Wilfrid Jochims das Wort und amüsierte die Gäste mit einer persönlichen Anekdote. So hatte er bei einem Spaziergang durch die östliche Altstadt das abgesperrte Kloster illegal betreten und begutachtet. „Schon damals wusste ich, dass dies ein wertvoller kultureller Ort ist.“ Jochims lobte auch die sehr positive Kooperation mit der Stadt, die immer hinter dem Projekt stand. Das jetzige Gebäude bietet 52.000 Kubikmeter bebauten Raum und war die 23. Hochschule für Musik und Theater in Deutschland. Im Publikum war auch Dieter Schröder mit seiner Frau Eva. Er war von 1993 bis 1995 Oberbürgermeister der Hansestadt und war ebenfalls eine treibende Kraft hinter dem Umbau des Gebäudes. Er berichtete mir, dass die Landesregierung ursprünglich eine Kaserne in der Ulmenstraße als Standort vorgesehen hatte. „Musiker und Polizei in direkter Nachbarschaft, das hätte nicht gut gehen können“, sagte er lachend. Noch bis Mitte Juni kann man sich die Fotoausstellung anschauen. Wer noch nicht in der HMT war, sollte es spätestens jetzt nachholen. Eine Anmeldung ist nicht nötig und Eintritt wird auch nicht verlangt.
12. April 2011 | Weiterlesen
2. Yuri's Night 2011 in Rostock
„Ein kleiner Schritt für mich, aber ein großer Schritt für die Menschheit.“ Eines der bekanntesten Zitate der Menschheitsgeschichte. Doch schon acht Jahre bevor der amerikanische Astronaut Neil Armstrong im Jahre 1969 den Mond betrat, gab es den ersten Menschen im Weltall. Es war der russische Kosmonaut Juri Gagarin. Und anlässlich seines ersten Raumfluges wurde auch in diesem Jahr, fast auf den Tag genau 50 Jahre später, zum zweiten Mal auch in Rostock Yuri’s Night gefeiert. Und auch wenn der Titel anderes vermuten lässt, ging es schon relativ früh los. Um 10 Uhr gab es den ersten Vortrag im Planetarium der Astronomischen Station „Tycho Brahe“. Bernd Lietzow vom Astronomischen Verein Rostock gab einen spannenden Einblick in die Geschichte der Raumfahrt. Dabei gab es Informationen von den Anfängen der Raketentechnik im alten China bis hin zu den Zukunftsvisionen. Abgeschlossen wurde der Vortrag mit einem Video über Juri Gagarin und seinen ersten Weltraumflug, das perfekt auf den restlichen Tag einstimmte. Auch der zweite Vortrag „Mars – Der rote Planet im Visier der Wissenschaft“ war nicht weniger spannend. Da der Tag der Astronomie ebenfalls auf den 9. April fiel, war auch abends noch volles Programm in der Sternwarte. So konnten Himmelsbeobachtungen durchgeführt werden und der Planetengarten wurde eröffnet. In diesem können Schüler zukünftig spielend die Planeten kennenlernen. Maßstabsgetreue Modelle aller Planeten wurden in einer Art Irrgarten angelegt. Leider ist die Buchsbaumhecke noch sehr klein, sodass man noch nicht wirklich von einem Irrgarten sprechen kann. Yuri’s Night fand deutschlandweit in elf Städten statt. Dabei war Rostock die nördlichste Station. Hauptveranstalter waren die Universität Rostock, der Verein „Rostock denkt 365°“ und der Bunker Rostock. Michael Lüdtke vom Verein führte dann auch im Hörsaal der CJD Christophorusschule durch das Vortragsprogramm. Zusammen mit Eberhard Rödel von der Raumfahrtzeitschrift „Raumfahrt Concret“ begrüßte er die anwesenden Gäste und Wissenschaftler. Im Hörsaal der Schule folgten dann viele spannende Vorträge. Den Anfang machte Prof. Ralf Bill von der Uni Rostock, der über „GPS und mehr – Satellitennavigation für jedermann“ sprach. Er erklärte nicht nur, wie die Navigation und Ortung mit Satelliten funktioniert, sondern stellte auch verschiedene Systeme vor. Momentan werden hauptsächlich amerikanische Satelliten genutzt, aber das europäische System „Galileo“ soll das in Zukunft ändern. Nach ihm sprach Ludmilla Pavlova-Marinsky. Die Redakteurin und freischaffende Journalistin hat im März das Buch „Juri Gagarin – Das Leben“ veröffentlicht. Darin beschreibt sie das Leben und auch den tragischen Unfalltod des Kosmonauten. Er war der beste Freund ihres Vaters, sodass er für sie nur „Onkel Juri“ war. So ist das Buch auch in einer sehr persönlichen Art geschrieben. Diese persönliche Verbundenheit merkte man ihr auch während ihres Vortrags an. Im Foyer der Schule gab es viele Aussteller, die Historisches, aber auch sehr Modernes rund ums Thema Raumfahrt präsentierten. So konnte man zum Beispiel an Schautafeln der Schüler noch mal alles Wichtige zu Juri Gagarin nachlesen. Außerdem wurden Bücher verkauft, die Rolle der Erdbeobachtung erläutert und sogar ein Quadrocopter vorgeführt. Dieser Flugroboter dient zur Gewinnung von Geo- und Umweltdaten. Für die kleinen Wissenschaftsfreunde gab es einen Schminkstand und die Möglichkeit, selbst kleine Satelliten, Flugzeuge und Raketen zu bauen. Einer von ihnen war René Naujoks. Der achtjährige Rostocker war schon vom ersten Vortrag im Planetarium bei Yuri’s Night dabei. „Mein Lieblingsthema sind die vier Gasplaneten, wegen ihrer Größe und weil die so anders sind.“ Er war ein bisschen enttäuscht, dass er seine Rakete nicht starten lassen konnte, weil durch das Spiel von Hansa Rostock die Sicherheitsvorkehrungen zu groß waren. Aber ansonsten fand er die Veranstaltung sehr gut. Wer nach dem langen Tag noch nicht genug hatte, konnte abends noch zu einer Filmführung mit anschließender Space-Party in den Bunker gehen.
10. April 2011 | Weiterlesen
FC Hansa Rostock bezwingt Dynamo Dresden mit 1:0
Nach einer Schweigeminute für die Opfer der Massenkarambolage auf der A19 verfolgten 24.200 Zuschauer in der ausverkauften DKB-Arena bei schönstem Fußballwetter das Ost-Derby zwischen dem FC Hansa Rostock und Dynamo Dresden. In der 13. Minute gibt es die erste große Chance für Mohammed Lartey. Nach einem tollen Zuspiel von Radovan Vujanovic kann er nur noch durch Torwart Benjamin Kirsten gestoppt werden, der am Rand des Fünf-Meter-Raums zur Ecke klärt. Nach dem Eckball wird es unübersichtlich im Strafraum der Gäste. Die beiden Dresdner Spieler Lars Jungnickel und Florian Jungwirth stehen sich selbst im Weg. Robert Müller nutzt seine Chance: Mit seinem zweiten Saisontor schießt er den FC Hansa Rostock aus knapp zehn Metern in der 14. Spielminute in Führung. In der 29. Minute gibt es dann die erste große Chance für die Gäste. Von links kommend schießt der Dresdner Torjäger Alexander Esswein das Leder aus etwa 15 Metern Entfernung knapp über die Latte. Ebenfalls über die Latte geht ein von ihm direkt ausgeführter Freistoß vier Minuten später. Nach einem Eckball von Lartey kommt in der 34. Minute Marcel Schied zu seiner Chance – Keeper Kirsten hält den Schuss jedoch problemlos. In der 44. Minute verfehlt wiederum Schied den Kasten der Gäste zwar nur knapp, Tore wollen in der ersten Hälfte des Spiels jedoch nicht mehr fallen, mit dem Stand von 1:0 gehen die Mannschaften in die Halbzeitpause. Die erste gute Chance der zweiten Halbzeit ergibt sich in der 56. Minute nach eine Ecke von Lartey, als Martin Stoll bei seinem Rückzieher das Tor knapp verfehlt. Vier Minuten später dann ein gefährlicher Aufsetzball vom Dresdner Robert Koch, der sich auf der linken Seite durchgesetzt hat. In der 67. Minute hat Vujanovic nach einer Flanke von Tobias Jänicke die Möglichkeit, das 2:0 mit einem starken Kopfball aus 10 Metern Entfernung klarzumachen, scheitert jedoch an den exzellenten Reflexen von Torwart Kirsten. Große Chance in der 72. Minute: Sebastian Pelzer ist mit vorne, flankt auf Vujanovic, der den Ball mit dem Kopf nimmt und ihn Müller direkt vor die Füße legt. Aus etwa acht Metern geht der Schuss jedoch knapp am rechten Pfosten vorbei. In der 83. Minute müssen die rund 22.000 Hansa-Fans noch einmal ganz tief durchatmen. Michael Wiemann stolpert bei seinem Rückspiel zu Torwart Jörg Hahnel. Esswein schnappt sich den Ball, umspielt den Hansa-Keeper, bringt das Leder aus spitzem Winkel anschließend jedoch nicht in das leere Rostocker Tor. Nach einer spannenden Endphase bleibt es beim Stand von 1:0. Unterm Strich ein verdienter Sieg für den FC Hansa Rostock und ein weiterer Dreier in der englischen Woche. Mit neun Zählern hat die Hansa-Kogge die optimale Punktausbeute aus den drei Spielen der letzten acht Tage geholt. Da Kickers Offenbach in Babelsberg mit 2:0 unterlag, beträgt der Vorsprung auf den Relegationsplatz inzwischen nahezu uneinholbare 17 Punkte. „Aufgrund der besseren Chancen haben wir das Spiel verdient gewonnen und dürfen uns über eine optimale Woche mit neun Punkten freuen“, zeigte sich Hansa-Trainer Peter Vollmann nach dem Spiel zufrieden mit der Partie und der harten englischen Woche. In einer Woche ist Hansa Rostock beim 1. FC Saarbrücken zu Gast und kann den Aufstieg in die 2. Liga dort auch formal besiegeln. Tore: 1:0 Robert Müller (14. Minute) Aufstellung, FC Hansa Rostock: Jörg Hahnel (Torwart) Sebastian Pelzer (Kapitän), Martin Stoll, Michael Wiemann, Peter Schyrba, Robert Müller Tobias Jänicke (Michael Blum, ab 76. Minute), Mohammed Lartey, Björn Ziegenbein Marcel Schied (Kevin Pannewitz, ab 76. Minute) , Radovan Vujanovic (Lucas Albrecht, ab 88. Minute) Fotos: Joachim Kloock
10. April 2011 | Weiterlesen
Mr. Pilks Irrenhaus an der Bühne 602
„Was ist Wirklichkeit in diesem Spiegelkabinett?“ Das ist die Frage, die in „Mr. Pilks Irrenhaus“ über allem steht. Dieses Irrenhaus befindet sich seit Freitag offiziell in der Bühne 602 am Stadthafen. Dort fand nämlich die Premiere des Theaterstückes von Ken Campbell statt, das Christoph Gottschalch für die Rostocker Bühne umgesetzt hat. Eigentlich ist „Mr. Pilks Irrenhaus“ nicht nur ein Theaterstück. Es sind viele kleine Szenen, fast schon Minitheaterstücke. Man könnte auch von Sketchen reden, hätte Protagonist Pilk nicht eine große Tracht Prügel angedroht, für jeden, der seine Werke so nennt. Pilk spricht nämlich selbst zum Publikum und kommentiert die präsentierten Stücke. Ein besonderer Kniff dabei ist, dass die Figur auch mit ihrem Autor ins Gericht geht: „Engländer sind Arschlöcher, Kanadier sind noch größere Arschlöcher, aber das größte Arschloch ist Ken Campbell!“ Pilk ist ein irischer Dichter, der viel schreibt und noch mehr trinkt. Seine Stücke sind mal philosophisch, häufig erscheinen sie sinnlos und fast immer kann man über sie lachen. Da ist zum Beispiel ein Stück, das auf dem Dach eines Hochhauses in der August-Bebel-Straße spielt. Ein Mann im Einkaufswagen, mit Holzbeinen und auf Krücken, schaut auf die Stadt runter, als plötzlich jemand kommt, der sich umbringen will. Der Alte vertieft ihn in ein Gespräch und überredet den Mann, Hose, Schuhe und Mantel vor dem Sprung abzugeben. Als der potenzielle Selbstmörder doch nicht springen kann, gibt der im Einkaufswagen sitzende ihm einen Stoß und das Stück ist aus. Weitere Szenerien sind ein Gerichtssaal, eine gemütliche Wohnung und das Zimmer eines Nervenarztes. Auf der Bühne befinden sich aber nur vier Metallquader, die jeweils zur passenden Gelegenheit umgestellt werden. Dazu gesellen sich viele verschiedene Requisiten wie Taschenlampen, dreckige Unterhosen, ein Riesenhammer und ein eine Stange Dynamit. Das Stück wird von Jacqueline Maria Rompa, Georg Haufner und Eckhard Ischbeck gespielt. Die drei Schauspieler wechseln während des gesamten Abends unzählige Male ihre Garderobe, um so Spione, Ärzte, Cowboys und Geisteskranke überzeugend darzustellen. Dabei gab es keine Längen und sogar der ständige Umbau der der Bühne wurde hervorragend mit in das Stück integriert. Die einzelnen Abschnitte des Theaterstückes sind sehr unterschiedlich. Mal wird ganz extrem mit Sprache gespielt, ja schon fast Haarspalterei vorgenommen. Dann wird eigentlich nur ein etwas umfangreicherer Witz erzählt, um in der nächsten Szene wieder über den Sinn von Wahrheit und Wahn zu philosophieren. Gemein haben alle Stücke, dass sie unglaublich viel Humor beinhalten. Dieser ist aber wahrscheinlich nicht jedermanns Geschmack, ist er doch teilweise sehr derb und nah an der Gürtellinie. Das Premierenpublikum jedoch war begeistert und belohnte die Schauspieler mit lang anhaltendem Applaus. Auch bei der Premiere dabei waren Ingrid Lippke und Ragnhild Fesenmeyer. Die beiden Rostockerinnen lobten vor allem die drei Akteure. „Es war wunderbar ausgespielt. Die einzelnen Stücke sind sehr einfallsreich und die Pointen waren toll.“ Aber es war nicht alles perfekt. „Teilweise war mir die Fülle der angebotenen Stücke doch fast etwas zu viel“, sagte Frau Lippke. Insgesamt sei es aber ein gelungener Abend gewesen. Was nun die Wirklichkeit in dem Spiegelkabinett ist, konnten mir die zwei Frauen aber auch nicht verraten. Und mir ist auch noch keine plausible Lösung eingefallen. Wahrscheinlich muss man das Stück einfach noch einmal sehen. Die nächste Möglichkeit dazu gibt es am 16. April, wieder an der Bühne 602. Fotos 1, 2 und 3 von Frank Neumann
9. April 2011 | Weiterlesen



