Neueste Nachrichten aus Rostock und Warnemünde

Vorstadttreiben 2009 - Rostocker Kneipenfest

Vorstadttreiben 2009 - Rostocker Kneipenfest

Wie bereits in den drei vergangenen Jahren hieß es auch 2009: hinaus zum Rostocker Vorstadttreiben! Und viele folgten dem Ruf. Ist ja auch verständlich, werden hier doch in allen wichtigen Kneipen der Kröpeliner Tor Vorstadt verschiedene Gigs geboten, zwischen denen man je nach Lust und Laune hin und her pendeln kann. Dementsprechend voll waren der Doberaner Platz und die angrenzenden Straßen – überall gutgelaunte Jugendliche. Aber auch die Generation 30+ war voll präsent und hatte ihre Freude am Gebotenen. Das Ganze funktioniert folgendermaßen: Für maximal 12 Euro (in der Vorkasse weniger) erhält man in der Einrichtung, die man zuerst betritt, ein schickes rotes Plastikbändchen. Damit kann man dann in jede teilnehmende Bar, in jedes Café oder Restaurant marschieren, aus dem dufte Klänge erschallen. Ob ins Café Central, wo Superphone verschiedene altbekannte Musikstücke auf ihre ganz eigene, Latinfunkswingpopjazz-Art interpretieren, oder in die Butterblume, wo Nyabinghia nicht nur mit “No woman, no cry”, sondern auch mit eigenen Reggae-Songs punkten konnten – wozu man tanzt oder sein Bierchen trinkt, kann man die ganze Nacht hindurch frei wählen. Und das Angebot ist stets reichhaltig. Die wohl berühmteste Band der gestrigen Nacht war “The life between”. Die Hamburger Jungs mit ihrem Österreichischen Frontmann Michael werden nicht nur von der VW-Soundfoundation unterstützt, sie waren auch Vorband bei Amy McDonald’s Deutschlandtour. Dementsprechend souverän begannen sie um kurz vor 21 Uhr, den Doberaner Hof mit ihren melodischen Rock-Pop-Klängen zu füllen. Das Vorstadttreiben in der KTV – alle Jahre wieder. Wir freuen uns drauf.

3. Oktober 2009 | Weiterlesen
Das Peter-Weiss-Haus in Rostock

Das Peter-Weiss-Haus in Rostock

In der Doberaner Straße 21 liegt das “Peter-Weiss-Haus”. Das Gebäude wurde im 19. Jahrhundert errichtet und war ursprünglich ein Ausflugslokal. Damals war die Kröpeliner Tor Vorstadt (KTV) nämlich auch noch nicht in die Stadt integriert; vielmehr war sie gerade in der Entstehungsphase – es kamen immer mehr Einwohner hinzu, für die neue Wohngebiete erschlossen werden mussten. Architektonisch auffällig ist der Möckelsaal. Wie der Name suggeriert, wurde er zumindest innen vom berühmten deutschen Architekten Gotthilf Möckel – der unter anderem auch in Bad Doberan gewirkt hat – gestaltet. Der damals schon auffällige Giebel ist bis heute erhalten geblieben. Ab den 50er Jahren war das Gebäude als “Haus der Freundschaft” bekannt, es diente dem kulturellen Austausch zwischen Sowjetunion und DDR. Nachdem es vor allem in den letzten Jahren weitgehend ungenutzt blieb, stieß die Übernahme durch den Peter Weiss Haus Verein im Januar 2009 auf positive Reaktionen. Nicht nur, dass hier wieder ein Zentrum für Kultur, Jugend und Bildung entsteht – das seit 2000 unter Denkmalschutz stehende Gebäude wird nun auch mit viel Sorgfalt renoviert.

2. Oktober 2009 | Weiterlesen
Das Rostocker Rathaus

Das Rostocker Rathaus

Am weitläufigen Neuen Markt stehen so einige schicke Häuschen rum. Mit Stuck und spitzen Türmchen sehen sie zwar äußerst romantisch aus, beherbergen aber so profane Dinge wie Bäckereien und Apotheken. Nun gut, man ist im heute angekommen, und irgendwie muss man ja die deprimierende Wirkung des Möwenbrunnens ausgleichen. Wer den Blick von diesen kleinen Konsumtempeln abwenden kann, lässt ihn vielleicht einmal zu einem anderen, zartrosa gestrichenen Gebäude wandern. Das Rostocker Rathaus ist schon mutig – pink, das haben wir nicht mal in Berlin (und das ist auch gut so!). Ich mache ein Foto. Einfach aus Respekt. Sowas muss man festhalten. – Zu Hause am Computer bemerke ich dann: oh, da ragt ja noch etwas über das hinaus. Tatsächlich: das Rostocker Rathaus vereint zwei verschiedene Architekturstile. Na, dafür sieht es ja noch ganz ordentlich aus… Die schicken Spitzen, die da so schüchtern über das Pink herüberlinsen, sind Teil des ursprünglichen, gotischen Baus, der im Mittelalter errichtet wurde. Übrigens ein wahres Prachtexemplar der hier so verbreiteten Backsteingotik – leider sieht man nicht mehr so viel davon. Der gewagte barocke Vorbau kam im 18. Jahrhundert hinzu, nachdem bei einem Unwetter Teile des alten Hauses zerstört worden waren. Nun, das kann man schon verstehen, dass die das neu machen wollten. Aber warum barock – und warum rosa? Die spinnen, die Rostocker.

1. Oktober 2009 | Weiterlesen
Joachim Slüter Denkmal

Joachim Slüter Denkmal

Ich mache einen netten Spaziergang durch die Rostocker Altstadt. Dabei schaue ich mir auch St. Petri an, die älteste Rostocker Stadtkirche. Schick schick, die alte Dame. Die Herbstluft riecht gut, frisch, ein bisschen nach Regen, der Wind fährt durchs erste Laub – die Frisur hält. Fast. Durch wirre Haarsträhnen hindurch erblicke ich ein seltsames Gebilde: Was ist denn ditte? Ich nähere mich vorsichtig, man weiß ja nie. Nach ein paar Schrecksekunden beschließe ich jedoch, dass es wahrscheinlich nicht lebendig ist. Tatsächlich handelt es sich um ein Denkmal für den Rostocker Reformator Joachim Slüter, der als Priester in der hiesigen St. Petri-Kirche wirkte. Von dort aus brachte er einige Neuerungen. Beliebt bei der Gemeinde machten ihn vor allem seine Predigten in der niederdeutschen Muttersprache. Seine Werke, zum Beispiel ein Gesangbuch, erschienen denn auch auf Niederdeutsch. Obwohl er seitens der Kirche immer wieder heftig in die Kritik geriet, hielt die Stadt Rostock zu ihm. So starb er trotz aller Morddrohungen eines natürlichen Todes und wurde vor der St. Petri-Kirche beigesetzt. Na, das ist doch mal interessant, oder?

30. September 2009 | Weiterlesen
Die Woche des Meeres

Die Woche des Meeres

Anlässlich der Woche des Meeres, die wiederum im Rahmen des Rostocker Wissenschaftsjahres 2009 (“Rostock 365”) veranstaltet wird, begab ich mich einmal mehr nach Warnemünde. Am 25. September war nämlich nicht nur das Rostocker FilmFest, sondern auch Open Ship Day. Heißt zu deutsch: wer wollte, konnte sich verschiedene Schiffe anschauen, die sonst im Dienste der Wissenschaft über den Ozean schippern. Ich wollte nicht unbedingt, aber im Dienste meines Praktikumsverhältnisses musste ich, die ich sonst gemütlich am Schreibtisch vor mich hin schnarche, wohl oder übel hin. Erst mal hatte ich so meine Schwierigkeiten, die versprochenen Schiffe auch zu finden. Zwar lagen sie, wie angekündigt, gut vertäut am Warnemünder Passagierkai – aber der ist lang. Scharfsinnig, wie ich bin, gelang es mir aber schließlich doch noch, sie aufzuspüren. Privat führe ich übrigens den Zweitnamen Sherlock. Wie jeder andere auch wollte ich zuerst mal auf die große, schicke, imposante Maria S. Merian. Das ist schon ein fetter Kahn, Junge Junge. Wie jeder andere auch bemerkte ich angeekelt die ebenso imposante Menschentraube, die sich für eine Besichtigung anzustellen versuchte. Ich kombinierte blitzschnell: ick jeh nu erst ma auf dit annere Schiffchen. Dit kleene da. Wa! Auf der Solea wurde ich freundlich empfangen: “Gucken Se mal da rein, da sind Krebse drin, ganz frisch gefangen.” – Ah, süß. Leben ja sogar noch! Kann ich die zum Abendessen…? ÄHEM. Die Solea beschäftigt sich mit der Erforschung von Fischbeständen. Dafür fängt ihre Besatzung auf bestimmten vorgekennzeichneten Routen winzige Larven und misst deren Länge, was wiederrum Aufschluss gibt über das Vorkommen einer bestimmten Art in einem bestimmten Lebensraum. Oder so. Mit roten Pfeilen war ein Rundgang gekennzeichnet, bei dem man nicht nur die Laborräume mit Mikroskopen, sondern auch die Brücke und die kleinen Wohnkabinen besichtigen konnte. Überall stand freundliches Schiffspersonal herum, das bereitwillig Auskunft über seine Tätigkeit und das Schiff gab. Nach einer guten halben Stunde war ich fertig mit der Besichtigung. Mittlerweile hatte sich die Schlange vor der Maria S. Merian wunderbarerweise in Luft aufgelöst. Als die nächsten Gäste das Schiff verließen, durfte auch ich mit an Bord. Im Wesentlichen stehen beide Schiffe im Dienste der selben wissenschaftlichen Aufgabe. Auf der Maria usw. ist eine richtige kleine Ausstellung vorbereitet worden, mit bunten Informationstafeln und einem großen Bongo-Netz. Diese Dinger werden benutzt, um Fischlarven zu fangen. Die Dimensionen waren hier natürlich noch etwas beeindruckender als auf der Solea. Man konnte eine Menge Treppen steigen, dafür hatte man oben auch einen echt schönen Blick auf das Wasser. Lobenswert zu erwähnen ist an dieser Stelle die große Freundlichkeit der ganzen Besatzung, die sogar meiner mittelschwer miesepetrigen Laune mit einem breiten nordischen Grinsen begegnete. “Na, das kleine Mädchen hat aber ‘ne fette Kamera!” Immerhin besser als anders herum…

29. September 2009 | Weiterlesen
Leuchtturm Warnemünde

Leuchtturm Warnemünde

Kaum habe ich mich von der Marienkirche erholt, werde ich schon wieder woanders hochgejagt. Dieses Mal handelt es sich um den Warnemünder Leuchtturm. Also den echten, von 1898, nicht die stylishe (ich geb’ auf, Anglizismen sind echt everywhere…) giftgrüne Westmole. Auch noch. Warnemünde ist ja generell sehr nett, dieses Ding hat aber eine ganz schön fiese Ausstrahlung. Oder bin es nur ich, die das so sieht? Nein, ihr seht das auch. Wie es sich da hinterhältig elfenbeinweiß vom strahlend blauen Spätsommerhimmel abhebt… das kann ja nichts Gutes heißen. Ich glaube, ich habe unterschwellig Höhenangst. Oder so. Leise wimmernd kaufe ich bei zwei maritim gekleideten älteren Herren ein blaues (nein, blau! Wie originell! Wie ma-ri-tim!) Eintrittskärtchen und beginne mit dem Aufstieg. Hinter mir folgt eine beflissene Kleinfamilie: Max lernt Treppensteigen – und zwar jetzt, im Warnemünder Leuchtturm. Ich beschließe, mich auf keinen Fall von denen überholen zu lassen. Ist ja schließlich eine Frage der Ehre (und der Geduld…). Im schmalen Treppenaufgang des Leuchtturms finden sich überall kleine Informationstafeln, historische Abbildungen, Zeitungsartikel. Berechtigterweise, das Ding ist ja auch schon über 100 Jahre alt. Übrigens hat das Leuchtfeuer eine Reichweite von 16 Seemeilen. Auf halber Höhe kann man schon mal raus, auf einen Balkon. Die Aussicht hier macht Lust auf die Aussicht von ganz oben. – Ich bin mutig und klettere weiter. Bei ca. 25 Metern Höhe bin ich dann doch froh, mich überwunden zu haben: Vor mir liegt ein atemberaubendes Panorama. Meer, Strand, Strandpromenade und ihre Niedlichkeit, das Städtchen Warnemünde. Gut gut, man kann da schon mal hoch. (Man sollte aber nicht Klein-Max vor sich haben, wenn man auch wieder runter will. Zwei Stunden später verließ ich dann den Leuchtturm…)

28. September 2009 | Weiterlesen
Der Rostocker Stadthafen

Der Rostocker Stadthafen

Ich weiß, die Rechtschreibung meiner Untertitel wird immer avantgardistischer (mein neues Lieblingswort. Klingt so viel besser als “fragwürdig”, “schlecht” oder “scheiße”). Aber heute ist ja auch Sonntag. Was macht man sonntags? – Okay, alle 4 Jahre geht man wählen. Heute zum Beispiel. Und danach? Richtig: hinaus zu einem Spaziergang! Nach einer Woche im Büro kann man sich natürlich nicht zu viel frische Luft zumuten, brennen doch die Augen schon nach wenigen Minuten ohne PC-Bildschirm… trotzdem: der Mensch, sogar der homo tippus des 21. Jahrhunderts, ist ein Tier mit Beinen. Und die wollen vertreten werden. In Rostock gibt es so einige Möglichkeiten dafür. Man kann auf Gräbern herumtrampeln (im Lindenpark) oder Kirchtürme erklimmen. Oder man geht in den frühen Abendstunden mal zum Hafen. Im diesem goldenen Septemberlicht sieht die im Mittelalter so wichtige Stadthafenanlage nämlich ganz besonders romantisch aus. Woher ich das weiß? Ich war da. Und damit ihr auch hingeht, lasse ich heute mal Bilder sprechen und schreibe nicht so viel.

27. September 2009 | Weiterlesen
Das 17. Rostocker FilmFest

Das 17. Rostocker FilmFest

Das Schöne am Format Weblog ist ja die Aktualität. Wir sind aktueller als jede Zeitung. Wenn wir wollen, natürlich. Ich bin spät dran, trotzdem möchte ich an dieser Stelle über das 17. Rostocker FilmFest berichten. War ja auch erst gestern abend. Also. 25. 09.09, mein Boss ruft an und befiehlt: es wird Zeit für ein bisschen Kultur. Na jut. Um kurz vor Sieben mache ich mich auf den Weg, die Kamera wie immer dabei. Bis zum “MAU” habe ich es ja nicht weit. Was ich nicht wusste: das Ganze findet in einem Club statt. Also in einem C L U B. Lauter schteilisches (fight Anglizismen!) Jungvolk und ich in meinem “entspannt-arbeiten-ist-besser-arbeiten”-Outfit. Yooo. Ich dachte, da gehen nur Leute ab 40 hin… Nach einem kurzen Besuch der revolutionären Toiletten (andere Clubs haben Gucklöcher, das MAU hat eine PEEpshow) suche ich mir unter den zahlreichen harten Holzstühlen einen aus, strategisch günstig unweit der Bühne. Leider kann ich einen leckeren Mojito nicht mit meinem Arbeitseifer in Einklang bringen – und verzichte deshalb. Die Veranstalter lassen uns eine Menge Zeit, die einzigartige Unbequemlichkeit der gebotenen Sitzgelegenheiten schon vor Beginn der Präsentation zu erfahren. Irgendwann stolpert dann aber doch noch ein lustiger Mensch auf die Bühne, begrüßt freundlich zum immerhin schon 17. Rostocker Film Fest und sagt flugs den ersten Film an. Die ersten sechs Streifen reichen thematisch von Musikvideo bis Suizid, was auch nicht verwunderlich ist, sind die einzigen Bedingungen zum Einreichen eines Filmbeitrags doch, dass er a) von einem Rostocker gemacht oder b) hier gedreht wurde. Geheimtipp: “Lustige Dschungelgeschichten” von gebratenen Tigern und pupsenden Faultieren, entstanden in Zusammenarbeit mit Kindern der Kita der Werkstattschule Rostock. Auch cool fand ich “Mach was Eigenes”, eine Serie kurzer Clips, in denen allerlei berühmte Filme aufs Korn genommen werden. In der nachfolgenden Pause kann man noch mehr Alkoholisches kaufen, wenn man keine moralischen Bedenken hat. Schluchz. Und wer sich nach diesen ersten sechs Eindrücken bereits sicher ist, seinen Lieblingsfilm gefunden zu haben, der kann auf einem kleinen roten Zettel schon sein Kreuz machen. Danach geht es Weiter – der Name ist Programm. Besagter Kurzfilm von Holger Löwe hat übrigens schon so einige Pluspunkte auf anderen Filmfesten gesammelt – und auch in Rostock kommt einer hinzu: der Preis für die beste schauspielerische Leistung. Während “Ausradiert”, ein Teenager-Ketchup-Massaker, ebenso wenig überzeugen kann wie “H.”, ein sehr kurzer Film über wortwörtlich berauschende Begegnungen mit der norddeutschen Flora, ist das Publikum unheimlich angetan von “Den wilden Herzen von St. Tropez”. Das Schicksal des Schlagersängers Rico, der, unverstanden von seinem pragmatischen Produzenten, an seinen Hit “Party Party” anzuknüpfen versucht, rührte zu (Lach-)Tränen. Dagegen hat weder das künstlerische “Leuchtfeuer” noch der avantgardistische Musikclip “8000 Mark” eine Chance: Stephan Strubes Kurzfilm gewinnt den Publikumspreis, auch bekannt als Goldener Arthus. Und er freut sich drüber, obwohl die kleine Kunststofffigur ausnahmsweise mal in drei Teile zerlegt ist: Kopf, Körper und Füße auf dem Podest. Immerhin einmalig. Im Bühneninterview verrät er, dass momentan sogar eine Singleveröffentlichung des namensgebenden Songs in Planung ist. – Spontaner Jubel. Der Preis für die beste Filmidee ging verdienterweise an Lucas Treise, der mit seinem “red tape” in couragiert-experimenteller Drehtechnik den Voyeurismus des 21. Jahrhunderts in sehr vielschichtiger Weise zeigt, ohne zu urteilen. Außerdem interessant: der in Rostock gedrehte Kinofilm “Drugs and Dogs”. Die Crew war anwesend und versprach: zum 18. Rostocker FilmFest sind sie dabei. Wir freuen uns drauf.

26. September 2009 | Weiterlesen
Der Rostocker Ratskeller

Der Rostocker Ratskeller

Nachdem das Sudhaus auch so eine Enttäuschung war, was die Verköstigung anbelangt, gehen Sissi und ich dieses Mal auf Nummer sicher: der Ratskeller, so steht es auf meiner Liste, ist eine Gaststätte. Die älteste in Rostock, nebenbei bemerkt. Mit “gutbürgerlicher Küche”. Aber das ist mir jetzt ehrlich gesagt schnurz, denn ich habe Hunger und würde vermutlich sogar in einer geschichtlich bedeutsamen Frittenbude (mit original historischem Frittierfett aus dem 19. Jahrhundert) essen. Na ja, nicht ganz. Aber vom Prinzip her, ihr versteht, was ich meine. Obwohl sich meine selektive Wahrnehmung stark auf die Speisekarte konzentriert, stelle ich aus den Augenwinkeln fest, dass es schön ist hier. Mittelalterliche Gewölbe wölben sich über mittelalterlichen (aber sauberen) Fenstern. Soweit ich das jetzt beurteilen kann. Die Karte ist übrigens voll mit Feinschmeckergerichten. Ich bestelle Bandnudeln mit Lachsfiletstückchen (vermerkt unter irgendeinem schicken französischen Namen, c’est obligatoire…) und frage die nette und durchaus flotte Kellnerin, ob ich auch nur eine halbe Portion bekommen könnte (im Restaurant häufen sie mir immer die halbe Küche auf den Teller, das kann ja kein normaler Mensch essen!). Könnte ich. Na prima. Nicht viel Zeit später kommt das Essen. An diesem Nachmittag ist im Ratskeller nicht viel Betrieb, wenn man die Denkmal-Interessierten mit ihren Mini-Kameras, die in Horden von 20-30 Leuten schlagartig einfallen und neidisch auf meinen Mini-Hummer (den ich nicht gegessen habe, er hatte noch Augen und er hieß Fred) schielen, einmal absieht. Die Bandnudeln sind gut, der Lachs ist formidable, die Portion parfait. Da hat mir beim Bestellen endlich mal jemand zugehört. Merci. Derart gestärkt, bin ich bei Erhalt der Rechnung umso positiver überrascht: mit freiwillig gezahltem Trinkgeld verlasse ich das Restaurant um niedliche 10 Euro ärmer. Und das bei diesem Flair. Kann ich wärmstens empfehlen.

25. September 2009 | Weiterlesen
Das Sudhaus zur Voss'schen Brauerei

Das Sudhaus zur Voss'schen Brauerei

Gut versteckt in der schönen Rostocker Altstadt liegt das Sudhaus zur Voss’schen Brauerei. Irrt man wie ich erst einmal die Wollenweberstraße auf und ab, sollte man nach einem großen und vor allem sehr alten (immerhin schon 1730 erbauten) Kornspeicher Ausschau halten, das Brauereigebäude verbirgt sich nämlich dahinter. Ich erwartete natürlich, nun endlich mal ein original Rostocker Gebräu zu versuchen und sputete mich dementsprechend, durch das Holztor des Speichers in den kleinen Innenhof zu gelangen. Dort erwartete mich eine Überraschung: statt Freibierständen sah ich eine gediegene Wohnanlage. Tatsächlich hat das heutige Sudhaus weniger mit Bier zu tun, es beherbergt viel mehr einige exklusive Appartements und Büros. Am Tag des offenen Denkmals sind vor allem alte Leute da, die sich in einem offenstehenden und wirklich sehr schicken Büro Verschiedenes zur Geschichte dieser charmanten Perle industrieller Architektur (sorry, dass ich hier so herumstelze, hatte heute keinen Kaffee…) erzählen lassen. Bei meiner Internetrecherche finde ich heraus, dass die im 17. Jahrhundert gegründete Voss’sche Brauerei trotz ihrer historischen Bedeutung lange Zeit ruinengleich und einsturzgefährdet leer stand, bis sich vor ein paar Jahren ein Warnemünder Investor fand, der die Gebäude aufwändig sanierte. Heute lebt Torsten Matthäus mit seiner Familie übrigens auch hier. Ich muss schon sagen: eine originelle Idee. Probiert hätte ich trotzdem gern…

24. September 2009 | Weiterlesen
Eine Turmbesteigung in der Rostocker Marienkirche

Eine Turmbesteigung in der Rostocker Marienkirche

Ich bin ja eine dynamische Person, da kann ich 206 Treppenstufen schon mal bewältigen. So ein kleiner Kirchturm ist nichts, was mich aufhält, habe ich doch bereits den Berliner Dom (270 Stufen) und die St. Paul’s Cathedral in London (378 Stufen) bezwungen, vom Hamburger Michel (453 Stufen) mal ganz zu schweigen. Also bin ich in nullkommanix oben. Dachte ich. Ca. zehn Stufen später war ich nicht mehr ganz so überzeugt von meinem Vorhaben. Ich meine, erstens war ich damals noch jung (also so 16 ungefähr) und zweitens waren die Gänge nicht so eng und die Treppen nicht so steil. Ächz. Leider folgen mir nun schon andere törichte Kirchenturmbesichtiger und so kann ich nicht mehr wirklich zurück. Wann immer Leute von oben kommen, wird es sehr… kuschelig. Der einzige Halt ist ein dünnes Seil aus Naturfasern, das locker durch ein paar Ringe in der Backsteinwand gezogen ist und zwar nur auf einer Seite. Ich liebe ja das Abenteuer, fast so sehr wie mein Leben… Irgendwann bin ich dann doch oben angelangt und bereit, meine Sorgen über den Rückweg (runter ist das neue rauf, was die Beschwerlichkeit angeht, fragt mal einen Bergsteiger) zugunsten des fantastischen Ausblicks für eine Weile zu vergessen. Und was bietet sich mir für ein Anblick! – Keiner. Man darf, so gnädig sind sie dann doch, mal eben durch ein Fenster auf das Gerüst gucken, das vor der Kirche steht. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob es sich schon seit 2003 dort befindet, um das vom Einstürzen bedrohte Südportalfenster zu sichern (Emily+Orientierungssinn=ERROR), aber an der Marienkirche gibt es so einige reparaturwürdige Teile, fand die letzte grundlegende Restaurierung doch 1901/02 statt. Besonders die Dachflächen und die statische Sicherung des Gebäudes bedürfen einer Generalüberholung. Eigentlich verrückt, dass diese Kirche 2 Weltkriege unbeschädigt überstanden hat und jetzt trotzdem in ihrer Substanz bedroht ist – nur durch das Verstreichen der Zeit. Mittelschwer enttäuscht beschließe ich, mir wenigstens den Dachstuhl einmal genauer anzusehen. Und der ist auch wirklich nicht schlecht, Holzbalken stützen das Dach, der Boden knarrt behaglich. Überrascht entdecke ich eine große Glocke – sollte die jetzt nicht zu Erneuerungszwecken in einem Glockenbetrieb sein? Ich hatte da doch etwas gelesen… ach nein, es handelt sich um die authentisch-mittelalterlichen  Glocken, die da neu gemacht werden. Die von mir so scharfsinnig ausgemachte Glocke ist dann wohl eine der zwei Bronzeglocken von 1979, oder gar das Geläut aus dem 16. Jahrhundert. Eine Kirche ohne Glocken wäre aber auch ungünstig. Übrigens kostet dieses Klingel-Remake die Gemeinde 200.000 Euro! – Kein Wunder, dass man überall zu Spenden angehalten wird. Liebe Millionäre in meiner gigantischen Leserschaft, hier können Sie Ihr Geld endlich mal in etwas Sinnvolles investieren.

23. September 2009 | Weiterlesen
Braemar beendet Kreuzfahrtsaison in Warnemünde

Braemar beendet Kreuzfahrtsaison in Warnemünde

Der Tag startete heute eher ungemütlich; bedeckt, regnerisch, einfach trist – Herbstanfang halt. Bis zum Mittag hatte sich Petrus aber besonnen und Hoch “Rosemarie” ließ vereinzelt sogar die Sonne durch die Regenwolken schauen. Vielleicht besteht ja doch noch Hoffnung für einen schönen Altweibersommer. So lag sie dann auch da, in voller Pracht und der schönsten Herbstsonne, die Braemar. Der Ausklang der Kreuzfahrtsaison in Rostock-Warnemünde ist dieses Jahr fest in den Händen der Fred Olsen Cruise Line. Nachdem letzten Donnerstag die Black Watch zu Gast war, machte heute die Braemar fest – als letztes Kreuzfahrtschiff in diesem Jahr. Im letzten Jahr auf der Blohm+Voss Werft in Hamburg grundlegend überholt und um eine gut 31 Meter große Sektion verlängert, misst die Braemar jetzt stolze 195 Meter. In ihren 484 komfortablen Kabinen bietet sie Platz für bis zu 929 Passagiere. Von Rønne auf Bornholm kommend, läuft die Braemar abends in Richtung Kopenhagen aus. Ab dem 4. Oktober geht es dann von Dover aus in den westlichen Mittelmeerraum, bevor die Braemar Ende Oktober in die Karibik entschwindet. 30 Schiffe von 22 Reedereien mit insgesamt 114 Anläufen lassen auch dieses Jahr wieder eine erfolgreiche Kreuzfahrtsaison in Warnemünde zu Ende gehen. Mit zahlreichen Doppel– und Dreifachanläufen sowie den beliebten Port-Partys gab es viel zu sehen – für Urlauber ebenso wie für die Rostocker. Das nächste Jahr dürfte nicht weniger erfolgreich werden. Erstmals wird die Costa Atlantica – mit 292 Metern ein echter Riese – der italienischen Reederei Costa Crociere von Warnemünde aus zu 14 einwöchigen Ostsee-Kreuzfahrten starten. Disney Cruises wird 2010 mit der Disney Magic ebenfalls das erste Mal in Warnemünde zu Gast sein.

22. September 2009 | Weiterlesen
Die Marienkirche in Rostock

Die Marienkirche in Rostock

Als nächstes ging ich auf Pilgerreise. Hihihi. Mitten in der Rostocker City steht Mecklenburgs größter Kirchenbau: St. Marien. Bereits im Mittelalter erbaut, ist sie heute auch Perle der deutschen Backsteingotik (- denn es kam später noch einiges hinzu) und schindet mit ihrer horizontal gestreiften Maueroberfläche mächtig Eindruck. Dieses Mal habe ich recherchiert: Bis 1900 war sie übrigens Universitätskirche, und im Jahr der Wende beteten hier viele Rostocker für einen gesellschaftlichen Wandel. Wir treten ein und versuchen, das Gebäude mit so viel Ehrfurcht anzusehen wie eben möglich, wenn gefühlte tausend Ureinwohner um uns herumwuseln und wild krümelnd den an bunten Ständen verkauften Kuchen inhalieren. Es knirscht bei jedem Schritt. Okay, tief atmen. Uuuund Ehrfuuurcht. In den zwei Weltkriegen wurde die Marienkirche wunderbarerweise nicht zerstört, und so wölbt sich vor unseren Augen ein beeindruckender gotischer Bau. Die weißen Wände und Decken geben unheimlich viel Raum, und die ganze Stimmung ist sehr friedlich, lebendig, kein bisschen furchteinflößend. Durch die kunstvoll gestalteten Fenster fällt eine ganze Menge Licht hinein, Menschen sitzen auf den harten Holzbänken (Kirchen-Komfort, ahahaha) und betrachten angetan den barocken Hauptaltar. Weiter hinten kann man die berühmte Astronomische Uhr sehen, um 12 und 24 Uhr auch in Aktion, aber die wollte ich echt lieber an einem anderen Tag fotografieren (- wenn weniger Menschenmassen davor stehen, zum Beispiel). Ich schreibe später mehr darüber. Auch die so oft sanierte und umgestaltete Orgel kann mich beeindrucken. Wie die wohl klingt? – In der Marienkirche gibt es des Öfteren Orgelkonzerte, wer interessiert ist, recherchiert das mal im Internet. Es lohnt sich bestimmt. Am “Tag des offenen Denkmals” kann man ausnahmsweise mal auf den Turm der Kirche klettern. Eigentlich bin ich ja nicht so der Sportfreak (- vor allem nicht, wenn ich Sissi, die fette Kamera, die ganze Zeit tragen muss…), aber mein Chef meine journalistische Motivation fordert von mir, diese Strapazen auf mich zu nehmen. Ob ich es überlebt habe, erfahrt ihr aber erst im nächsten Beitrag. (Wahrscheinlich eher nicht.)

21. September 2009 | Weiterlesen
Die Casita Maria in Rostock

Die Casita Maria in Rostock

Im Rahmen des von mir erwähnten Tags des offenen Denkmals stattete ich zuerst der Casita Maria einen Besuch ab. Das klingt jetzt alles sehr gut, aber tatsächlich wusste ich nicht mal, wobei es sich dabei handelt – es stand eben oben auf meiner Liste. Das “Häuschen von Maria” (italienisch, hoho) war nicht gerade einfach zu finden, und es sah dann auch nicht exakt nach einer Stätte aus, in der irgendwelche Nahrungsmittel produziert werden… aber immerhin hatte es ein Dach, und angesichts des erstarkenden Nieselregens beschlossen wir gnädig, doch mal einen Blick zu riskieren. Die Casita Maria ist ein kleines grünes Haus, das schon seit dem 18. Jahrhundert steht. Oder jedenfalls fast, in den 90er Jahren wurde es bis auf den Keller komplett abgerissen und historisch korrekt wieder aufgebaut. Sieht aber trotzdem ganz schön alt aus. Vorne im Eingangsbereich befinden sich ein paar Tafeln mit Fotos und Texten, die diesen beschwerlichen Neu- bzw. Umbau dokumentieren, inklusive zahlreicher Vermerke über die Stellen, an denen es durch das Dach hereinregnete etc. . Da hatte jemand aber ganz schön viel Ausdauer. Sogar Sissi versucht, beim Knipsen nicht allzu angeberisch laut zu sein. Es sind sehr viele Leute hier an diesem Sonntag, und wir schieben uns so subtil wie möglich in den wunderbar grünen Innenhof. Stühle, Bänke und Stofftischdecken erinnern entfernt an besseres Wetter, und ein paar besonders hartgesonnene Besucher genießen den selbstgebackenen Kuchen mit Regentropfen drauf. “Durchhalten!", lacht eine Dame mit Tablett, vielleicht eine der Eigentümerinnen. Über eine Treppe geht es hinab in den gemütlichen Keller. Hier ist es mollig warm, und natürlich, wie könnte es anders sein, sehr voll. Ich bleib auch nicht lange, denn ich glaube, die Kamera vor meinem Gesicht macht die Leute ein wenig misstrauisch… nur so ein Gefühl. Später dann gebe ich mal “casita maria rostock” bei Google ein, und siehe da – es handelt sich um ein exklusives Feriendomizil. Auf der liebevoll gestalteten Homepage lassen sich nicht nur die mietbaren Ferienwohnungen ansehen, sie gibt auch ausführlich Auskunft über die Geschichte dieses ehemaligen Putzbaus. Kuchen statt Wein – na, ist ja auch okay. Schaut mal vorbei!

20. September 2009 | Weiterlesen
Rostock-Panorama - eine Stadtansicht

Rostock-Panorama - eine Stadtansicht

Jede Stadt hat sie, ihre Schokoladenseiten, auch als klassische Postkartenmotive bekannt. In erster Linie sind dies natürlich die charakteristischen Sehenswürdigkeiten. Nicht weniger beliebt sind aber Stadtansichten. Besonders bei Hafenstädten, die einen freien Blick auf die Skyline bieten. Rostock macht hier keine Ausnahme. Wer die Stadt im Ganzen genießen möchte, macht dies am besten vom Wasser aus und begibt sich in den Stadthafen. Oder gleich an das gegenüberliegende Ufer der Warnow, nach Gehlsdorf. Wer hierfür keine langwierige Rundreise durch die Stadt unternehmen möchte, nimmt die Abkürzung. Wie sollte es in einer alten Hansestadt anders sein, natürlich per Fähre. Vom Kabutzenhof aus ist das andere Ufer in wenigen Minuten erreicht – ebenso schnell wie angenehm. Während der Überfahrt kann man bereits einen ersten Blick auf den Stadthafen und das Rostocker Zentrum werfen – fast schon eine kleine Hafenrundfahrt zum günstigen Preis. Auf der anderen Seite angekommen, lädt das Gehlsdorfer Ufer zum Wandern und Verweilen ein. Vom Stadthafen über die nördliche Altstadt bis hin zu den Kirchen und dem Kröpeliner Tor hat man hier alles im Blick.

19. September 2009 | Weiterlesen
Die Black Watch in Rostock-Warnemünde

Die Black Watch in Rostock-Warnemünde

Am Dienstag war für diese Saison der letzte Doppelanlauf im Kreuzfahrthafen Rostock-Warnemünde zu verzeichnen. Heute gestern nun machte zum vorletzten Mal einer der Kreuzfahrtriesen fest, die Black Watch der Fred Olsen Cruise Line. Das bereits 1972 gebaute und als Royal Viking Star in Dienst gestellte Kreuzfahrtschiff kann auch heute noch mit der Eleganz und Tradition alter Zeiten beeindrucken. Neben den vielen Clubschiffen eine wohltuende Abwechslung. Nachdem das Schiff Anfang der Achtziger um 27 Meter verlängert wurde, muss es sich mit seinen aktuell 205 Metern auch in dieser Hinsicht keineswegs verstecken. Im Anschluss an ihre letzte Ostsee-Reise dieser Saison zieht es dann auch die Black Watch in wärmere Gefilde. Auf einer 28-tägigen Rundreise mit Start in Southampton werden Ziele im Mittelmeerraum angesteuert. Am Dienstag klingt die Saison in Rostock-Warnemünde dann mit dem Besuch der Braemar aus, ebenfalls ein Schiff der Fred Olsen Crusie Line.

18. September 2009 | Weiterlesen
Neue Warnowstraße – Baustart gestoppt

Neue Warnowstraße – Baustart gestoppt

Eigentlich sollte heute der Spatenstich für ein knapp vier Millionen Euro teures Verkehrsprojekt erfolgen. Sollte. Knackpunkt diesmal: die Neue Warnowstraße als Nord-Süd-Verbindung zwischen Mühlendamm und der L22 „Am Strande“. Für die einen zur Erschließung des geplanten Wohngebietes östlich der Stadtmauer gedacht, sehen andere sie zur Entlastung der Östlichen Altstadt. Und zumindest temporär sollte sie natürlich auch als Umgehungsstrecke während der fürs nächste Jahr geplanten Sanierung der Vorpommernbrücke dienen. Was die Anwohner der Grubenstraße vielleicht schon innerlich frohlocken ließ, dürfte den Bewohnern im Umfeld des Gerberbruchs nicht ganz so gut gefallen haben. Würde die in derzeitiger Form geplante Straße mit ihrem Durchgangsverkehr doch etwas zu viel Trubel in den beschaulichen Alltag bringen. Da eine Einigung im Zuge der Planfeststellung heutzutage scheinbar nicht mehr möglich ist, wurde geklagt. Auf Antrag der Interessengemeinschaft „Leben an der Warnow“ hat das Verwaltungsgericht das Projekt vorläufig gestoppt und zu einer Mediation geraten. Mediation oder langwieriger Gerichtsstreit – wieder einmal darf man gespannt sein, wie die Dinge sich entwickeln werden. Eins hingegen dürfte sicher sein: Während der Sanierung der Vorpommernbrücke können sich die Rostocker und ihre Gäste auf ein Verkehrschaos einstellen – Neue Warnowstraße hin oder her. Denkt man an die Umgestaltung des Neuen Marktes oder des Doberaner Platzes, sollte man die Sache seitens der Anwohner vielleicht etwas entspannter sehen. Wichtige Verkehrsadern in Sackgassen zu verwandeln, hat in Rostock ja eine gewisse Tradition. Sind die Brücken erneuert, das Wohngebiet tatsächlich entstanden und die Fördermillionen vergessen, wird sich auch für diese Straße bestimmt ein Poller auftreiben lassen. Auf einen staufreien Tag!

17. September 2009 | Weiterlesen
Hotel am Hopfenmarkt

Hotel am Hopfenmarkt

Direkt im Zentrum von Rostock, nahe der Kröpeliner Straße, befindet sich das Hotel am Hopfenmarkt. Für einen Schnäppchenpreis von 33 Euro, inklusive Frühstück, ein wirklich verlockendes Angebot, um dort eine Nacht zu verbringen und die wunderschöne Stadt zu besichtigen. Das Hauptgebäude ist etwa 50m von der Rezeption entfernt, die gleichzeitig ein Restaurant ist. Am Empfang wurde ich freundlich begrüßt und bekam sogleich zwei Gutscheine für ein Freibier und ein vergünstigtes Essen in die Hand gedrückt. Nachdem alle meine Fragen freundlich beantwortet worden sind, erhielt ich meinen Schlüssel und machte mich auf den Weg, mein Zimmer zu besichtigen. Das Hauptgebäude war sehr leicht zu finden – einfach an der kunstvollen Brunnenanlage vorbei und geradeaus weiter, bis ein rotes Gebäude in der Seitenstraße links zu sehen war. Direkt gegenüber vom Glatten Aal, der – zumindest nachts – kostenfrei als Parkplatz genutzt werden konnte.Zu meinem Glück hatte ich die unterste Etage erwischt, wodurch mir das Treppensteigen erspart blieb. Das Zimmer war recht klein gehalten und verfügte über einen Fernseher, der sich auf einem geräumigen Schrank mit großem Spiegel versteckte, einen kleinen Tisch, auf dem man eine Speisekarte des Restaurants einsehen konnte und ein kleines gemütliches Bett.Zudem konnte man nochmals auf einem Zettel Informationen einsehen, beispielsweise die Frühstücks- oder Check-out-Zeiten. Das Einzige, was ich etwas vermisst habe, war ein Telefon, was in der heutigen Zeit des Handys jedoch kein Problem darstellen sollte. Das Bad war hygienisch in einem guten Zustand und enthielt mit einer Toilette, Waschbecken, Dusche, Handtüchern, Fön, Zahnputzbecher, Seife und Körperpflege alles, was man benötigt. Nach einer ausgiebigen Erkundungstour durch die Stadt ging es wieder zurück. Für meine Verhältnisse war das Zimmer in der Zeit recht ausgekühlt und ich hoffte, dass die Heizung auch in dieser Jahreszeit funktioniert. Also erstmal eine ausgiebige warme Dusche genossen und siehe da, es wurde warm und ich konnte wunderbar einschlafen. Am nächsten Morgen erwartete mich ein liebevoll angerichtetes Frühstücksbuffet, bei dem man schon alleine vom Anblick großen Hunger bekam. Müsli, Joghurt, Quark, verschiedene Brot- und Brötchensorten, Marmeladen, Aufschnitt (Käse und Wurst), Eier und Rührei, Pfannkuchen, Obst, zahlreiche Frühstückscerealien und verschiedene Säfte warteten nur so darauf, von mir verspeist zu werden. Schade nur, dass man nicht alles auf einmal essen kann. Alles in allem, bekommt man hier ein kleines, sauberes und günstiges Zimmer geboten, ohne große Extras und ein Frühstücksbuffet, das sich wirklich sehen lassen kann. Um es nun mit meinen Worten zu sagen: Ich würde es wieder tun.

16. September 2009 | Weiterlesen
Die Thomson Spirit & die Regatta in Warnemünde

Die Thomson Spirit & die Regatta in Warnemünde

Wenn die Tage kürzer, die Nächte länger und die Temperaturen merklich kühler werden, nähert sich auch die Kreuzfahrtsaison so langsam ihrem Ende – zumindest, was den Ostseeraum betrifft. Machen es die Kreuzfahrtriesen doch den Zugvögel nach und ziehen während der kalten Jahreszeiten in den sonnigen Süden. Zwei Kreuzfahrtschiffe stehen in den nächsten Tagen für Warnemünde noch im Programm. Am Dienstag die Braemar, am Donnerstag zum Abschluss der Saison die Black Watch (beide Fred Olsen Cruise Line). Bereits heute gab es jedoch den letzten Doppelanlauf dieser Saison. An Pier 7 hatte die Regatta der Oceania Cruises festgemacht. Auf ihrer Route von Stockholm nach London besucht sie derzeit 10 Nord- und Ostseehäfen. Von Kopenhagen kommend geht es für die Regatta heute Nacht weiter nach Amsterdam. Ab dem 19. September zieht es dann auch diesen Liner in wärmere Gefilde: Rom ist das Ziel einer 16-tägigen Reise, die über Stationen in Frankreich, Portugal und Spanien führt. Fest in britischer Hand war heute Pier 8. Hier lag die Thomson Spirit der britischen TUI-Tochter Thomson Cruises “vor Anker”. Auf einer 14-tägigen Rundreise mit Start und Ziel in Harwich besucht sie derzeit Städte im Ostseeraum. Nach Stockholm und Warnemünde hieß es am Abend „Leinen los“ in Richtung der dänischen Hafenstadt Kalundborg. Auch wenn die Tage erschreckend schnell kürzer werden, zeigte sich der Altweibersommer heute von seiner besten Seite. Was lag da näher, als den Abend ganz gemütlich am Wasser ausklingen zu lassen? Schiffchen gucken war also mal wieder angesagt – nicht schwer zu erraten, oder? “Abendrot – gut Wetterbot”  – wenn die alte Bauerregel stimmt, dürfen wir uns für morgen schon mal auf einen wundervollen Tag freuen. Die untergehende Sonne tauchte Meer und Himmel heute in ein wirklich phantastisches Farbenspiel. Dazu das Plätschern des Wassers – wer möchte da noch in den Süden ziehen?

15. September 2009 | Weiterlesen
Tag des offenen Denkmals 2009

Tag des offenen Denkmals 2009

Tag des offenen Denkmals – klingt ganz schön langweilig, oder? Ich gebe das mal bei Google ein, und die Homepage der Veranstaltung bestätigt mir: Geschichte zum Anfassen. Als wären meine Hände nicht schon staubig genug. Na toll. – Aber zurück zur objektiven Berichterstattung, wir machen hier ja schließlich Qualitätsjournalismus. NOT. (not-Witze sind einfach toll, die verstehe sogar ich.) Man kann jedes Jahr am zweiten Septembersonntag eintrittsfrei Denkmäler besuchen, die sonst geschlossen sind, und erhält teilweise noch kostenlose Führungen dazu. Thema dieses Jahr: “Historische Orte des Genusses”. Aha. Schnarch. Ich beschließe spontan, dass Wochenendarbeit gegen meine (nichtexistenten) SklavenPraktikantenrechte verstößt. Aber Moment mal: Genuss? Wie zum Beispiel Rotwein ♥? Oder Schokolade? Und kostenlos? Hey, das könnte lustiger werden als gedacht… Bereit, sämtliche Rostocker Brauereien sowie alte, romantische Weingüter (gibt es hier in Massen, sag ich euch. Weiß nur noch nicht, wo.) abzuklappern und selbstlos jahrhundertealte Erzeugnisse zu probieren, rufe ich meinen Chef an, während ich mich noch frage, ob die Schokoladerie vielleicht auch irgendwie historisch ist, immerhin haben die an Wochenenden einen Schokoladenbrunnen, das ist doch schon mal eine Errungenschaft in der Geschichte der Menschheit… “Hallo? Emily? Du kriegst keine Gehaltserhöhung, also hör auf, ständig anzurufen-” – Ja, Chef, ich mach’s, auch am Sonntag, sage ich mit meiner schönsten Mutter-Theresa-Stimme. Dementsprechend enthusiastisch begeben wir uns an einem semiverregneten Tag in die Rostocker Innen- bzw. Altstadt. Was uns da erwartete, das erfahrt ihr in den nächsten Tagen. Prost!

14. September 2009 | Weiterlesen
Hotel an der Stadthalle in Rostock

Hotel an der Stadthalle in Rostock

Das Hotel an der Stadthalle befindet sich direkt gegenüber vom Rostocker Hauptbahnhof, dessen Parkplätze sich anbieten, um dort seinen PKW (kostenpflichtig) abzustellen. Eine Alternative hierzu bietet der Parkplatz der Stadthalle Rostock, bei dem ein Ganztagsticket 2.50 Euro kostet. Das Hauptgebäude befindet sich nur einige Meter von der Rezeption entfernt, die auch gleichzeitig ein Restaurant namens Haxenhaus ist. Hier trifft man auf freundliches Personal, bei dem man allerdings ein wenig Zeit einplanen sollte, da diese sehr von ihren Restaurantgästen in Anspruch genommen werden. Nachdem ich also die Zeit des Wartens mit einem Freigetränk überbrückt hatte, bekam ich meinen Schlüssel und eine kleine Einweisung. Hierbei habe ich auch erfahren, dass man den Hintereingang des Restaurants nutzen kann, dieses erspart einige Schritte, um Fragen zu klären oder um zum Frühstück zu gelangen. Jetzt ging es wieder zurück zum Parkplatz, Koffer schleppen war angesagt. Auch diesmal blieb mir das Treppensteigen nicht erspart, jedoch hatte ich nur die zweite Etage. Der erste Eindruck des Zimmers war für mich sehr überraschend, da es sehr groß und hell war. Kein Wunder, hatte ich doch ein Doppelzimmer erwischt, die Einzelzimmer schienen schon vergeben zu sein. Umso besser für mich! Im Zimmer befand sich ein großer Spiegel, ein großes Bett, ein kleiner Tisch mit 2 Stühlen, ein Schreibtisch auf dem der Fernseher und ein Telefon seinen Platz gefunden hatten sowie ein großer Schrank samt Kofferablage. Leider muss ich sagen, dass mein Versuch zu telefonieren kläglich gescheitert ist, da die nette Frau am Telefon immer sagte: „Kein Anschluss unter dieser Nummer“. Anrufen lassen? Fehlanzeige! Hier sollte man also lieber ein Handy dabei haben. Auch das Badezimmer machte einen sehr sauberen und gepflegten Eindruck. Ansonsten hatte es die nette Standardausrüstung zu bieten, sprich: Toilette, Waschbecken, Dusche, Handtücher und Körperpflege. Wobei man anmerken sollte, dass es in der Dusche keine Ablagefläche für Duschmittel und Haarwäsche gab und einen Fön konnte man hier ebenfalls nicht anfinden. Dafür gab es einen Lüfter, der seine Arbeit nicht gerade leise vollbrachte. Somit konnte man auch nach dem Verlassen des Badezimmers noch einige Minuten dem tollem Geräusch lauschen. Am nächsten Morgen machte ich mich auf den Weg zum Haxenhaus, um dort mein Frühstück zu genießen. Das Buffet war schön angerichtet und man fand an Speisen alles, was man benötigt, um gut in den Tag zu starten. Verschiedene Brötchen und Brotsorten, Croissants, Eier, Käse und Wurst, Marmeladensorten, Quark und Joghurt, Eier und Fleischsalat, Obst und Cerealien. Leider standen am Buffet keine Tassen und keine Getränke, außer Milch zu den Cornflakes. Die nette Dame fragte zwar, ob sie mir Kaffee bringen darf. Da ich aber keinen Kaffee trinke, meinte ich zu ihr, mich an der Milch zu bedienen. Ohne Tasse jedoch etwas schlecht, wie es mir ein paar Sekunden später erneut auffiel, also noch mal nachgefragt und eine Tasse geholt. Insgesamt sind 44,10 Euro für einen Aufenthalt in der Hochsaison sicher ein sehr guter Preis für solch ein Zimmer samt reichhaltigem Frühstück. Kurzum: empfehlenswert!

12. September 2009 | Weiterlesen
Rostocker Wallanlagen

Rostocker Wallanlagen

An sich ist Klein-Rostock ja nicht gerade ein stinkendes Moloch. Saubere Straßen erwähnte ich bereits. Darüber hinaus gibt es in Rostock aber sogar eine Menge Bäume. Und, jetzt kommt’s, eine Menge Parks! – In Berlin sind die Straßen verdreckt, ein paar Bäume klammern sich trotzig an den Asphalt, und die Parks sind Hundekotminenfelder. Ein Kulturschock also für mich, das alles. Als ich über das Kröpeliner Tor geschrieben habe, erwähnte ich auch, dass Rostock mal eine durchaus wehrhafte Befestigungsanlage gewesen ist. Im Mittelalter nämlich, und später, während des Dreißigjährigen Krieges, sogar noch mehr (bin heute präzise). Damals umschloss eine massive Mauer die Stadt. Auch heute sind davon noch Reste im Stadtbild zu finden. (Dit is ja wie bei uns, wa.) Heutzutage soll sie aber niemanden mehr fernhalten; sie ist ganz einfach historisch wertvoll (wunderbar nichtssagende Formulierung, nicht wahr?). Genauso wie die erhaltenen Stadttore macht die Stadtmauer die bewegte Rostocker Geschichte greifbar und realistisch, und genau wie diese ist sie noch immer beeindruckend. Mittlerweile kann man sich dort aber nicht nur Respekt für Geschichte einflößen lassen, sondern auch ganz prima entspannen. Viel Grün macht’s möglich: Familien mit Kindern, Hunde, junge Menschen. Vögel zwitschern, Trauerweiden lassen ihre langen Zweige ins Wasser hängen. Finde ich alles sehr gut – beeinträchtigt die starke Atmosphäre nicht, im Gegenteil: die grünen Wallanlagen bieten eine ganz besondere Kulisse für kreative Freizeitgestaltung. Alt und neu verbinden sich in origineller Weise – Prost!

11. September 2009 | Weiterlesen
Von Kühlungsborn nach Warnemünde

Von Kühlungsborn nach Warnemünde

Die schöne Mecklenburgische Ostseeküste schaut man sich am besten wie an? – Tja, vom Wasser aus, ist ja logisch. Dick eingemummt in Strickjacke, Schwimmflügel und Schwimmweste (tschuldigung, ich mag diese Vorstellung einfach) begeben wir uns also auf ein hübsches Touristenschiff, namentlich MS Baltica, das uns statt der Molli-Schmalspurbahn von Kühlungsborn nach Warnemünde zurückbringen soll. Ich finde ja, Molli klingt wesentlich netter als MS Baltica. Wesentlich weniger schaukelig, und der Fahrtwind hält sich bei Höchstgeschwindigkeiten von 50km/h auch gerade so in Grenzen. Seit ich einmal auf einer Routinefahrt von Cuxhaven nach Helgoland eine hochansteckende Kotzeritis hautnah miterlebt (bzw. mitgerochen) habe, finde ich Schifffahrten ja noch viel viel aufregender. Das kam meiner Vorstellung vom Weltuntergang doch sehr nahe. Ohgottohgott. Immerhin legt unser Schiff erst abends ab, was uns der Hitze nicht ganz so hilflos ausliefert. Sissi kauert sich angesichts des Spritzwassers ängstlich abwechselnd an meine Strickjacke, die Schwimmflügel und die Schwimmweste. Strategisch günstig auf dem Heck positioniert, haben wir einen Panoramablick auf einen wunderschönen Sonnenuntergang über der ruhigen Ostsee. Die leichten Wellen reflektieren das gelbliche Licht, alles funkelt und strahlt. Nach einer Weile kommt dann auch Heiligendamm in Sicht, vom Wasser aus noch viel romantischer als nur von der Seebrücke betrachtet. Meine wackeren Mitmatrosen springen in beeindruckender Gleichzeitigkeit auf und stürzen sich, ihre lächerlichen kleinen Kompaktkameras (harharhar) in den klammen Fingern, an die Reling, um ein paar nette Tourifotos zu machen. Ich bleibe sitzen, fahre lässig das 18-200mm Objektiv aus und fühle mich so was von gut. Wir schippern eine Weile relativ unbehelligt dahin, meine Augenlider werden langsam schwer. (Im Molli hätte ich auf bequemen Ledersitzen herumlungern können, hier gibt es nur harte Plastikbänke – und kalt ist es auch.) Dann taucht am Ufer ein eigenartiges Wäldchen auf. Die Stämme leuchten weiß, und komischerweise haben diese Bäume alle ungefähr die gleiche Größe. Nienhäger Holz, so heißt diese auffallende Baumgruppe eigentlich, ist besser bekannt als Gespensterwald. Sogar aus der gegebenen Entfernung kann man erahnen, dass man dort märchenhaft schöne Spaziergänge machen kann. Nicht viel später kommen wir dann in Warnemünde an. Bei der Fahrt in den Hafen fotografiere ich nicht nur den Strand mit dem berühmten Warnemünder Leuchtturm im Hintergrund, sondern auch die grüne Westmole, die Schiffen von weither den Weg leuchtet. Finde ich persönlich ja viel schicker. Fassen wir also zusammen: keine seekranken Touristen dieses Mal, dafür einen schönen Blick auf Sonnenuntergang und Küste. Sollte man mal machen.

10. September 2009 | Weiterlesen
Ostseebad Kühlungsborn

Ostseebad Kühlungsborn

Den Molli habe ich euch ja schon vorgestellt. Endstation dieser putzigen Eisenbahn ist tagein, tagaus das schöne Seebad Kühlungsborn, ein kleines Städtchen an der schönen Ostseeküste. Man lebt hier vom Tourismus. Alle paar Meter eine Eisdiele oder ein Restaurant; die Boutiquen sind zwar nicht gerade mein Style (yoyoyo), aber ich wette, meine Oma würde hüpfen vor Verzückung. Na ja, zumindest jauchzen. Ich begebe mich frohen Mutes auf eine Stadtrundfahrt. In weniger als 60 Minuten wird mir dabei alles gezeigt, was Kühlungsborn so zu bieten hat. Den Strand, natürlich. An dem kann man übrigens eine Weile entlang latschen, wenn man will. Und nirgendwo in Deutschland braucht man dafür länger. Ein paar friedliche Rentner machen es vor, ich winke ihnen respektvoll hinterher. Wem das zu anstrengend ist bei 30° C im Schatten, der kann natürlich auch seine Füße im heißen Sand verbrennen und sie dann möglichst schnell im Meer wieder abkühlen. Menschen jeden Alters haben ihre wahre Freude daran. Und danach kann man dem Molli-Museum einen Besuch abstatten und sich ein Stück Mecklenburger Geschichte zu Gemüte führen. Außerdem gibt es in Kühlungsborn einige wirklich schnuckelige Villen. Manche von ihnen stehen schon seit Beginn des 20. Jahrhunderts und nehmen auch seitdem jedes Jahr wieder Horden von Gästen auf. Man kann hier aber auch wirklich gut Urlaub machen. Alles ist sauber, überschaubar, kinderfreundlich, eben sehr auf Touristen eingestellt. In der DDR war Kühlungsborn übrigens komplett verstaatlicht, nur ausgewählte Bürger durften hier Urlaub machen. Wegen der einheitlichen Urlaubszeiten war es hier jeden Sommer unglaublich voll. Okay, ich war nun auch nicht gerade allein auf weiter Flur. Aber immerhin konnte ich noch einen Platz in einer Eisdiele ergattern. Die gehetzten Kellner servieren mir in Turbo-Freundlichkeit einen gigantischen Erdbeerbecher zu einem sehr fairen Preis, sind Erdbeeren und Sahne doch außerordentlich frisch. Danach tigere ich zufrieden und in angemessenem Strandpromenadenpromenieren-Rentner-Tempo zum Yachthafen. Selbst mich als Landratte kann der Anblick der still auf dem Wasser liegenden Boote ein wenig melancholisch stimmen, denkt nur – das Rauschen der See, Wind pfeift um die Nase, die Wellenkronen schäumen so vor sich hin, die Würggeräusche seekranker Mitreisender… ach, Matrose müsste man sein. Oder reich. Derart inspiriert begebe ich mich in Richtung Seebrücke: vom Ostseebad Kühlungsborn kann man nämlich mit dem Schiff nach Warnemünde fahren. Aber alles ganz gemütlich in diesem Ort des totalen Urlaubs.

9. September 2009 | Weiterlesen
Die Mecklenburgische Bäderbahn Molli

Die Mecklenburgische Bäderbahn Molli

Ich hatte ja nun schon über Bad Doberan und Heiligendamm berichtet. Beide sind, das habe ich auch geschrieben, frappierend kleine Örtchen. Da stellt sich dem geneigten Leser natürlich die Frage: wie zur Hölle kommt Emily da eigentlich hin? Schließlich fällt Wandern weg, Sissi ist nämlich viel zu schwer, um sie lange durch die Gegend zu tragen (ja, Chef, mein Job ist schlecht für den Rücken). Die ungewöhnliche Antwort: mit der Mecklenburgischen Bäderbahn Molli. Die fährt schon seit dem 19. Jahrhundert zwischen Bad Doberan und Heiligendamm, mittlerweile kann man damit sogar bis nach Kühlungsborn vorstoßen. Im Stundentakt rauscht dann so ein Zug heran, und die Badegäste und Touristen sind entzückt. Der Molli (ja: der. Ist ja auch nicht gerade die schnellste Eisenbahn, ne, da passt der maskuline Artikel eh besser.) ist nämlich eine dampfbetriebene Schmalspurbahn. Bevor man ihn sieht, hört man ihn, und bevor man ihn hört, kann man ihn riechen. Vorneweg fährt eine beeindruckende Dampflok, es folgt eventuell ein Speisewagen, und dann noch einige, in denen die Fahrgäste Platz finden. In Abteilen mit holzgetäfelten Wänden kauert man eng nebeneinander, macht es sich so bequem wie möglich auf den mit rotem Leder bezogenen Sitzen. Hier ist niemand in Eile, man kommt ins Gespräch, man hört Kinderlachen und das Rattern der Fahrt. Während der Fahrt sieht man nicht nur Bad Doberan (denn hier fährt der Molli mitten durch die Fußgängerzone wie eine Straßenbahn), sondern auch eine lange Lindenallee, die Ostseerennbahn (hier ist ein Stopp nur bei Veranstaltungen Programm), natürlich Heiligendamm und dann die Felder Norddeutschlands, hin und wieder ein Stückchen Strand. Nach gut 40 Minuten kommt man in Kühlungsborn an. Natürlich kann man auch an jeder anderen Station vorher aussteigen und später einen nachfolgenden Zug nehmen. Wenn man dann aber im Ostseebad Kühlungsborn angelangt ist und immer noch nicht genug hat vom Molli, kann man hier auch das Molli-Museum besichtigen. Na dann: Gute Heimreise!

8. September 2009 | Weiterlesen
Seeheilbad Heiligendamm

Seeheilbad Heiligendamm

Vor nicht allzu langer Zeit war ein kleines verschlafenes Örtchen Schauplatz der Weltpolitik und ihrer Kritiker, wenn man das mal so euphemistisch ausdrücken möchte. Heiligendamm blinzelte schüchtern ins Licht der Großen Acht, und riss ob ihrer Gefolgschaft weit die Augen auf. – Sissi und ich kommen hier an einem heißen Tag an. Eine Menge Leute sind unterwegs, denn wer möchte bei den tropischen Temperaturen nicht an den Strand? Wir jedenfalls auch. Vive le Klimawandel, nicht wahr. Vorher fragen wir am Bahnhof nach einem, ähem, na, nennen wir es mal Stadtplan. Städtchenplan. Städtchenplänchen. Jedenfalls bekommen wir freundlich ein Stückchen Papier in die Hand gedrückt – ein Google Maps-Ausdruck, sehr globalisiert. Heiligendamm hat so ca. 3-4 Straßen und viel, viel Sand. Von der Seebrücke aus sind die weißen Häuser schon umwerfend schön, romantisch, mediteran, man möchte kaum glauben, dass man noch in Deutschland ist. Möwen kreisen über den Köpfen der Touristen (vermutlich sehen sie von oben nur Zielscheiben). Heiligendamm ist übrigens das älteste deutsche Seebad, gegründet im Jahre 1793 von Friedrich Franz I. –daran erinnert sogar ein massiver Findling . Es hat sich also schon über 200 Jahre gehalten. Bei der optimalen Lage in der Mecklenburger Bucht ist das aber auch kein Wunder. Das Meer rauscht, der Sand ist weiß und fein, die Strandfauna wiegt sich sanft im Wind. Manchmal kackt  eine Möwe. Heiligendamm ist offenbar schon lange wieder in seinem Dornröschenschlaf versunken, und seitdem ist die Welt hier wieder schwer in Ordnung.

7. September 2009 | Weiterlesen