Neueste Nachrichten aus Rostock und Warnemünde

Das Stadt- und Bädermuseum in Bad Doberan

Das Stadt- und Bädermuseum in Bad Doberan

… so glaubt man zumindest an der norddeutschen Küste. Deswegen hat man ihnen in Bad Doberan ein Museum gewidmet. Noch so eine Sache, die man sich nicht entgehen lassen sollte, wenn man dort mal hinkommt. Im neugotischen Möckelhaus (erbaut von Ludwig Möckel, der im 19. Jahrhundert auch das Doberaner Münster restaurierte) gibt es auf drei Etagen allerhand Badeutensilien anzuschauen. Im Stadt- und Bädermuseum finden sich darüber hinaus aber auch einige interessante Ausstellungsstücke zur Geschichte Bad Doberans – über seine Blütezeit als Residenz der Gäste, die tagsüber am Strand in Heiligendamm baden gingen, oder seine Bedeutung im Dritten Reich, mit Adolf Hitler als Ehrenbürger (dazu ein sehr interessanter Artikel von 2007: Bad Doberan:  Ehrenbürger Adolf Hitler). Es hängen zahlreiche Zeichnungen, Malereien, Pläne und Fotos an den Wänden. Die Daten sind zum Teil multimedial aufbereitet, überall laden kleine Tafeln und Schilder zum Informieren ein. In gläsernen Vitrinen sind nicht nur Zier- und Gebrauchsgegenstände, sondern auch medizinische Geräte aus zwei vergangenen Jahrhunderten als Erholungsort ausgestellt. Ein dreidimensionales Modell von Bad Doberan entzückt durch seine gnadenlose Niedlichkeit, und nebenbei ist man immer wieder angetan von den fabelhaften Lichtverhältnissen in diesem einzigartigen Bauwerk. Das Museum ist nicht groß, aber wenn man alle drei Etagen zur Genüge angesehen hat, kann man immer noch hinaus gehen und im Museumsgarten sowohl das Gebäude, als auch ein paar ausgewählteAustellungsstücke näher in Augenschein nehmen. Klein aber fein, das.

6. September 2009 | Weiterlesen
Das Bad Doberaner Münster

Das Bad Doberaner Münster

Über Bad Doberan als ansehnliches Städtchen hatte ich ja bereits geschrieben. Seine wichtigste Sehenswürdigkeit aber verdient einen eigenen Eintrag, handelt es sich hierbei doch um ein Prachtexemplar gotischer Baukunst. Das Doberaner Münster war bis ins 16. Jahrhundert hinein die Klosterkirche des Klosters Bad Doberan, seit der Reformation steht es nun in evangelischer Tradition. Im Mittelalter war besagtes Kloster nicht nur reich an Grundbesitz, sondern auch politisch von großer Bedeutung. Hier wurden traditionell die Mitglieder der landesfürstlichen Familie bestattet. Und obwohl das Münster seitdem von Kriegen und Machtspielen gezeichnet und mehr als einmal restauriert wurde, sieht man ihm seine ehemalige Stellung auch heute noch schon von Weitem an. Stolz steht es zwischen alten Bäumen, ein perfekt konstruiertes mittelalterliches Backsteingebäude, auch ohne aufwändige Verzierungen ehrfurchteinflößend genug. Sissi und ich stapfen beeindruckt durch die Parkanlage, die es umgibt. Verschlungene Wege, hier und da ein Denkmal. Verhalten plätschert ein Bach, ein spiegelglatter Teich spiegelt Baumkronen. Weiter hinten kann man die Ruine der Wolfsscheune (Siechenhaus des Klosters, danach eine Spinnerei, bis ein Sturm sie zerstörte) ausmachen. Jogger hecheln durch die beeindruckende Szenerie, zerstören die bedeutungsschwangere Atmosphäre wie Nutella auf einem anmutigen Käsebrot mit Tomaten und Zwiebeln mit Pfeffer und Salz und Basilikum…(- ah, ich hab’ Hunger.) Zwei schwatzende Gärtnerinnen beschäftigen sich engagiert mit ihren Rechen, um den ohnehin überaus gepflegten sattgrünen Rasen von eventuellen Verunreinigungen zu befreien. Muss frustrierend sein, der Job. Nach diesem kleinen Spaziergang kommen wir am Haupteingang an. Dort informiert uns ein Schild, dass es hin und wieder, wenn mindestens 5 Personen zu einer bestimmten Zeit da und interessiert sind, auch Führungen gibt. An diesem Morgen scheint aber nicht allzu viel los zu sein. Um die fortwährend nötigen Restaurationen zu bezahlen, wird für eine Besichtigung Eintritt verlangt. Immerhin dürfen wir ohne Blitz festhalten, was wir sehen (ja, ich personifiziere die Kamera. Wir unterhalten uns auch.). Alles ist hoch und schmal, viel Licht, die Schritte hallen. An manchen Stellen sind Gerüste aufgestellt, Bauarbeiter stehen darauf und fachsimpeln vor sich hin. Im Doberaner Münster gibt es einen beeindruckenden Hochaltar, der leider auch gerade restauriert wird. Ein großes goldenes Kreuz überstrahlt in einigen Metern Höhe die Bänke mit den Gläubigen. Ich könnte mich an dieser Stelle detailliert über all die Grabstätten und besonderen Altäre auslassen, aber das findet ihr auf jeder anderen Seite. Nur soviel sei gesagt: Auch für mich als Atheistin war die gotische Architektur wirklich atemberaubend anzusehen, zugleich massiv und trotzdem luftig, fast bewegt. Durch die bunten, hohen Fenster dringt farbiges Licht ein, es brennen Kerzen, es gibt Gedenktafeln und viele Figuren. Mit welchem Gefühl man auch immer hinein geht, man kommt ruhiger wieder hinaus, man spürt die Geschichte, spürt, dass man seinen Horizont, wenn auch nur instinktiv, erweitert hat.

5. September 2009 | Weiterlesen
Bad Doberan in Mecklenburg-Vorpommern

Bad Doberan in Mecklenburg-Vorpommern

So interessant und vielfältig Klein-Rostock ist, irgendwann zieht es jeden Richtung Küste – und es gibt einen Strand nach Warnemünde, nämlich Heiligendamm. Auf dem Weg dorthin sollte man aber unbedingt einen Zwischenstopp in Bad Doberan einlegen. Bevor Heiligendamm Ende des 19. Jahrhunderts ein eigenständiges Seebad wurde, residierten hier die wohlhabenden Badegäste. Und so sieht es auch aus: überall sehr schön gestaltete Häuser, viel Grün, und alles sehr sauber. Die Sehenswürdigkeiten dieses kleinen Städtchens lassen sich an einer Hand abzählen, aber das macht sie nicht weniger interessant. Über die wohl wichtigsten, nämlich das Doberaner Münster und das Stadt- & Bädermuseum, möchte ich an anderer Stelle berichten, aber das Gymnasium Friderico Francisceum ist auf jeden Fall einen Blick wert. Seit die Schule 1889 in das nun genutzte Haus umgezogen ist, ereigneten sich innen und außen zahlreiche politische Umbrüche. Die wohl kurioseste Sehenswürdigkeit ist das Frank-Zappa-Denkmal auf dem Alexandrinenplatz. Jedes  Jahr treffen sich passionierte Zappa-Anhänger zum Musikveranstaltung Zappanale, die auf der Ostseerennbahn Bad Doberan stattfindet. Auch nach seinem Ableben mit so viel Aufmerksamkeit geehrt, grinst Zappa denn auch bei jedem Wetter verschmitzt vor sich hin. In Bad Doberan gibt es einen kleinen aber feinen Park, Kamp genannt. Man macht ein paar Schritte, man schaut sich um. Bänke, Bäume, Wiesen, schön grün. Besonders machen diese Anlage jedoch erst zwei im chinesischen Stil erbaute Pavillons. In norddeutscher Unkompliziertheit heißen sie einfach “Roter Pavillon” und “Weißer Pavillon”. Im Roten Pavillon hat die Kunst einen Platz gefunden. Durch das Licht der vielen Fenster ausreichend in Szene gesetzt, kann man dort wechselnde Ausstellungen besuchen. Der Weiße Pavillon ist unterdessen ein Restaurant, das sowohl von außen als auch von innen so viel nostalgischen Charme versprüht, dass wir, Sissi und ich, einfach einen Milchkaffee trinken gehen müssen. Für 2,80 € kommt denn auch recht fix ein großer Pott mit einer Extraportion Milchschaum und Kakaokrone. Mhhhh!

4. September 2009 | Weiterlesen
Kultur aus dem Hut 2009 - internationale Kleinkunst

Kultur aus dem Hut 2009 - internationale Kleinkunst

Nicht jeder kann und will sich Theater und Opernbesuche leisten. Trotzdem muss man noch lange nicht in den drögen Sumpf der Kulturlosigkeit abtauchen, gibt es doch jedes Jahr in vielen Städten allseits beliebte Straßenkunstveranstaltungen. Rostock ist bei diesem Trend ganz vorne mit dabei: seit 2004 findet hier ein Internationales Kleinkunstfestival statt, auch bekannt als Kultur aus dem Hut. Anlässlich dieser interessanten Veranstaltung kommen viele Künstler nach Rostock, um ihre Stände auf dem Universitätsplatz aufzustellen. Es ist schwer aufzuzählen, was es da alles so zu sehen gab, vielleicht wäre es leichter, wenn ich schriebe, was man nicht erstehen konnte: nichts Alltägliches, Gewöhnliches, Unbuntes. Auch wer wie ich nichts kaufen konnte oder wollte, hatte sicher seine helle Freude an all den wunderlichen Erzeugnissen. Dieses Jahr gab es wieder ein abwechslungsreiches Programm, gezeigt von unterschiedlichen Straßenkünstlern aus allen Ecken der Welt. Ich habe mir mit viel Vergnügen die Compagnie du Mirador angesehen: zwei Artisten stellen in lustiger, aber auch überaus ästhetischer Weise immer wieder aufs neue kleine und größere Konflikte dar, wobei die traditionellen Rollenbilder von Mann und Frau immer wieder kreativ aufgebrochen werden. Die komische Leichtigkeit der Darstellung wurde dank der hohen artistischen Leistungen keineswegs langweilig. Also: nächstes Jahr Ende August mal am Universitätsplatz vorbeibummeln.

3. September 2009 | Weiterlesen
Das Kreuzfahrtschiff AIDAluna

Das Kreuzfahrtschiff AIDAluna

Nachdem Sonntag die MS Deutschland zu Gast war, hat heute die AIDAluna zum letzten Mal in Warnemünde festgemacht. Mit 15 Anläufen hält das Clubschiff der AIDA Cruises unangefochten den Rekord dieser Saison. 252 m Länge, über 30m Breite und 13 Decks sind Zahlen, die für sich oder eben für den Kreuzfahrtriesen sprechen. So richtig bewusst wird einem die Größe aber erst, wenn man einmal selbst neben diesem Schiff steht. Oder man hat das Glück, die AIDAluna zusammen mit der nicht gerade kleinen Scandlines-Fähre “Kronprins Frederik” aufs Bild zu bekommen. Von der “Käpp’n Brass” und dem kleinen “Spielzeug”-Motorboot im Vordergrund ganz zu schweigen. Mit dem Abschiedsklassiker "Time to say good bye" lief die AIDAluna pünktlich um 20 Uhr zu ihrer letzten Ostsee-Kreuzfahrt aus. Über Kopenhagen und Oslo nimmt sie Kurs auf Hamburg und verabschiedet sich aus der Ostsee-Saison. Ab dem 5. September geht es in einer 14-tägigen Kreuzfahrt nach Santa Cruz de Tenerife auf Teneriffa. Bis zum Frühjahr ist die AIDAluna dort auf 7-tägigen Rundfahrten zwischen den Kanaren-Inseln Teneriffa, Madeira, La Palma, Gran Canaria, Fuerteventura und Lanzarote unterwegs. Sicher keine schlechte Idee, wenn hier im Ostseeraum Herbst und Winter Einzug halten. Im nächsten Jahr wird dann die neu gebaute AIDAblue von Warnemünde aus zu Kreuzfahrten in den Ostseeraum aufbrechen.

2. September 2009 | Weiterlesen
Warnemünde

Warnemünde

Zu Motivationszwecken pocht mein Chef ja immer sehr darauf, dass es sich bei meinem Job um bezahlten Urlaub handelt. Manchmal hat er damit recht. Ist es doch wirklich nicht allzu anstrengend, sich in Rostock gemütlich in die S-Bahn zu setzen und bis zur Endhaltestelle, nämlich Warnemünde, durchzufahren. Eine knappe halbe Stunde rauscht Beschaulichkeit vor dem Zugfenster vorbei, dann klettere ich gemächlich aus dem Zug. Touristen mit Kameras, Familien mit Kindern und Gummischwimmtieren in poppigen Farben (rosa Krokodile sind immer auch ein modisches Statement), Jugendliche, die cool auf Bänken herumsitzen chillen – welch soziale Vielfalt. Gleich hinter dem Bahnhof hat sich eine Menschentraube gebildet, die einem Straßenkünstler zusieht. Von Berlin bin ich zwar noch ganz andere Dinge gewohnt, trotzdem ist es doch immer wieder schön zu sehen, wie gebannt 50 Leute ein kleines rotes Diabolo anstarren können. Nachdem der engagierte Mann aber einen bösen Blick auf Sissi, die Canon, geworfen hat und das teuflische Ding gefährlich in ihre Richtung schwingen lässt, entschließe ich mich spontan, kein Foto von ihm zu machen. Ist ja auch mal schön. Über eine Brücke gelange ich auf eine Art Promenade, entlang des Alten Stroms. Hier liegen so einige Schiffe vor Anker, alle 2 Meter kann man eine Hafenrundfahrt machen oder ein Fischbrötchen erstehen. Unter den Fenstern der niedlichen Häuser dieses ehemaligen Fischerdorfes walzen gnadenlos die Touristenhorden, zumeist in Richtung Leuchtturm. Gespannt walze ich mit. Im goldenen Licht des  Sonnenuntergangs wirklich ein prächtiger Anblick. Ich laufe eine Weile um das Türmchen herum, dann gehe ich zum Strand. Obwohl die Sonne nicht gerade so aussieht, als würde sie noch lange scheinen wollen, sind noch immer unheimlich viele Leute am Strand, und von jung bis alt ist alles dabei. Ich bestimmt auch noch mal diesen Sommer. Und du?

1. September 2009 | Weiterlesen
Das Südliche Firmament am Alten Strom

Das Südliche Firmament am Alten Strom

Auch wenn Warnemünde im Sommer von Touristen förmlich überlaufen wird, gibt es sie durchaus, die ruhigen Ecken. Eine davon bildet die südliche Spitze des Alten Stroms. Vom Bahnhof kommend, zieht es die Besucher hinter der Drehbrücke meist sofort gen Norden. Verständlich, möchte man im Ostseebad doch erst mal das Meer sehen. Trotzdem sollte man den südlichen Teil des Alten Stroms nicht – im wahrsten Sinne des Wortes – links liegen lassen. Statt Trubel findet man Ruhe, statt kommerziellen Buden das ursprüngliche Warnemünde und die Aussicht kann in jeder Hinsicht überzeugen. Gen Norden der Alte Strom mit Booten und Blick auf das emsige Treiben der Touristen. Linkerhand die typischen, liebevoll erhaltenen Fischerhäuschen und auf der rechten Seite das Kreuzfahrtterminal mit den großen Linern. Direkt an der Südspitze, vor dem alten Zollhaus steht es dann – “Das Südliche Firmament”. Wer jetzt glaubt, die Sonne hätte meine Gedanken getrübt, sei beruhigt. Rostock liegt immer noch hoch im Norden und über uns breitet sich natürlich die nördliche Himmelssphäre aus. Das Südliche Firmament ist eine Bronzekugel, auf der die Sternbilder der südlichen Himmelskugel zu sehen sind. Ende der Neunziger von der schwedischen Künstlerin Helmtrud Nyström geschaffen, hat sie passenderweise ihren Platz am “Südpol” des Alten Stroms gefunden. Netterweise laden hier ein paar Bänke zum Verweilen ein, auf denen man sich an der Ruhe und dem Ausblick erfreuen kann. Am nördlichen Ende gibt es übrigens das passende Gegenstück, “Das Nördliche Firmament” von Inge Jastram und Susanne Rast. Aber das ist schon wieder die Region von Trubel und Kommerz und vielleicht Thema eines anderen Beitrags. Also, wenn Ihr das nächste Mal in Warnemünde über die Drehbrücke schreitet, einfach links abbiegen. Nicht den Besucherströmen folgen und stattdessen ein wenig die Stille und Romantik des alten Fischerörtchens genießen.

31. August 2009 | Weiterlesen
MS Deutschland in Warnemünde

MS Deutschland in Warnemünde

Obwohl am Dienstag die letzte Port Party stattgefunden hat, ist die Kreuzfahrtsaison in Rostock keineswegs beendet. Für den September stehen immerhin noch 10 Anläufe im Kalender. Auch das mit 295 Metern längste Schiff dieser Saison, die Norwegian Jewel, wird noch einmal zu Gast sein. Heute machte aber erst mal die MS Deutschland am Passagierkai von Warnemünde fest. Mit 175 Metern fast schon klein, dafür aber schlicht und einfach “Das Traumschiff” aus der gleichnamigen Serie. Bei 5 Sternen “Superior” und dem gewissen Flair alter Zeiten kann man durchaus ins Träumen geraten. Nichts für Leute mit Fernweh also. Es sei denn, mit genügend Resturlaub und dem nötigen Kleingeld in der Tasche. In Rostock ist die MS Deutschland eher selten zu Gast. Heute im Rahmen einer Drei-Tages-Mini-Kreuzfahrt von Travemünde über Binz auf Rügen und Rostock zurück nach Travemünde. An dieser Stelle ein Tipp für alle, die sich die großen Liner gern vom Wasser aus anschauen. Neben den Hafenrundfahrten bietet auch eine kostengünstige Fährfahrt von Warnemünde nach Hohe Düne einen schönen Blick auf die Riesen der Meere. Meist zwar nur auf das Heck, aber wie heißt es doch? Auch ein schöner Rücken kann entzücken. Und während der Reise dürfte der windgeschützte Platz auf dem Achterdeck ohnehin ideal sein, um die Seele baumeln zu lassen. Bin ich etwa urlaubsreif? Einmal auf der anderen Seite der Warnow angekommen, sollte man sich die nächtliche Ausfahrt natürlich nicht entgehen lassen. Zu später Stunde, in himmlischer Ruhe, mit ein wenig Fernweh… Ciao, Traumschiff!

30. August 2009 | Weiterlesen
Die Schokoladerie de Prie

Die Schokoladerie de Prie

Es gibt sie in jeder Stadt, diese kulinarischen Höhepunkte. Okay, vielleicht nicht in jeder englischen Stadt, aber hierzulande ganz sicher. Rostock hat in der Hinsicht eine Menge zu bieten: als Filet oder auf dem Brötchen, in Stäbchenform, vielleicht auch mal in Reis und Seetang… Hauptsache: Fisch. Als Super-Exklusive-Mittendrin-Erlebnis-Reporterin sollte ich ja schon von den lokalen Spezialitäten probieren. Problem: ich mag keinen Fisch. Lösung: – Sowas gibt es schließlich auch nicht überall, hehe. Ich schnappte mir Sissi und mit geballter Frauenpower (wir freunden uns an) ging es ab in die schöne Schokoladerie de Prie. Wie sich der geneigte Leser vielleicht denken kann, handelte es sich leider nicht um einen Wochenendbesuch (– wobei der geneigte Leser jetzt nicht davon ausgehen sollte, dass ich am Wochenende nicht arbeiten muss). Deswegen floß keine Schokolade aus irgendeinem Schokoladenbrunnen. Macht nischt, dachte ick mir. Schließlich wurde ich allein vom Anblick dieser paradiesischen Gefilde dick, ich spürte förmlich, wie meine Hose von Sekunde zu Sekunde enger wurde, während meine Geschmacksnerven ob der bevorstehenden Höhenflüge vor Begeisterung beinahe abgestorben wären. Eigentlich bin ich ja ein ausgesprochener Kakao-Fan, aber nachdem ich mir das niedliche Geschäft gründlich angesehen hatte, entschied ich mich spontan für einen Eisbecher. Die Eistheke sah so reizend aus. Gemütlich setzte ich mich nach draußen an einen Tisch und genoß den Blick auf den Hafen. Es blieb mir genug Zeit, die Karte in Ruhe zu überfliegen: nur leckere Sachen hier, da könnte man ja vielleicht auch noch… Meine Bestellung wurde zum Glück umgehend bearbeitet und materialisierte sich kurz darauf in himmlischer Weise vor meiner Nase: … sieht gut aus, was? War auch gut. Und danach war ich wirklich wunschlos glücklich. Schokolade, my love. Hose ist übrigens unerklärlicherweise nicht geplatzt.

29. August 2009 | Weiterlesen
Der Rostocker Zoo

Der Rostocker Zoo

Rostock hat, wie viele andere Städte auch, einen großen Zoo. Aber wie nicht ganz so viele andere Städte hat Rostock einen sehr schönen großen Zoo. Das geht schon bei der Gestaltung der Schilder los: (Übrigens: die nette Kassenfrau ließ mich, immerhin mehr als 16 Jahre alt, nur 6 € bezahlen. Dankedanke.) Im Großen und Ganzen ist der Zoo angelegt wie ein schöner Park, in dem durch Zufall ein paar coole Tiere abhängen. Zum Beispiel gibt es da wirklich eine Menge verschiedene, interessant anzusehende Vögel, natürlich Elefanten, Löwen, Seehunde… und einen niedlichen Streichelzoo, mit Meerschweinchen, Kaninchen und vielen missmutig dreinblickenden Ziegen, die permanent von einer Traube halbverängstigter Kinder umgeben sind. Der Zoo will sich tatsächlich nicht nur als Zoo verstanden wissen, sondern auch als eine Art Erlebnispark – alle zehn Minuten stößt man auf einen neuen, originell gestalteten Spielplatz; es gibt sogar regelmäßig Veranstaltungen „für die ganze Familie“ (heißt: die vom Alltag gestressten Eltern können ihre Kinder ganz legal irgendwo abladen und dann zum Beispiel im Café Käfer einen netten Milchkaffee schlürfen). Die Tiere wirken alle sehr glücklich und gepflegt, man kann sie zum Teil sogar streicheln. In ihren großen Gehegen sind sie zwar manchmal nicht zu sehen, dafür gibt es aber viele verschiedene, zum Teil sehr aufwändig gestaltete Beobachtungsposten. Manchmal kommt man wirklich verdammt nah heran, fast schon beängstigend. – Besonders die kleinen Affenhäuser, in denen man frei herumhüpfende Äffchen findet, hatten es mir angetan… sooo niiiiiedlich! Irgendwie wollten die nicht so recht zu Sissi in die Tasche passen… ähem. Offenbar legt der Rostocker Zoo sehr viel wert auf Transparenz, daher finden sich überall relativ aktuelle Aushänge, z.B. über den Gesundheitszustand der Tiere. Tja, das klingt alles total superduperobercool, und das ist es auch tatsächlich. Glaubt ihr nicht? Geht mal gucken! – Den Rostocker Zoo kann ich jedem nur empfehlen!

28. August 2009 | Weiterlesen
Das Kröpeliner Tor

Das Kröpeliner Tor

Rostock ist nicht gerade eine Neubausiedlung. So viel war uns ja nun schon klar. Aber dass es hier Gebäude gibt, die mehr als 700 Jahre alt sind, kann dann doch beeindrucken. Hier, liebe Leser, seht ihr lebendige Rostocker Stadtgeschichte: das um 1270 erbaute Kröpeliner Tor. Als eines der vier großen Stadttore war es Teil der Befestigungsanlage, die Rostock ab Mitte des 13. Jahrhunderts vor unliebsamen Gästen schützte. Der gotische Backsteinbau ist daher groß genug, schon von Weitem mächtig Eindruck zu schinden. Heute wird die Wirkung ein wenig durch das hochmoderne Einkaufszentrum gleich nebenan gemindert. Im 2007 eröffneten Kröpeliner Tor Center (KTC) kann man beim Shoppen die Geschichte im Auge behalten. Von Bio bis ZARA findet sich dort alles, was das Rostocker Herz begehrt. Dementsprechend trifft man vor dem Kröpeliner Tor heute auch weniger unangemeldeten Besuch als vielmehr eine Menge junge Leute, die, sich wohlig sonnend, ihre Beute begutachten. Trotzdem: hin und wieder bleibt auch jemand ehrfurchtsvoll stehen und begutachtet dieses über 50 Meter hohe Bauwerk aus einer anderen Zeit. Touristen, meistens. Immerhin wacht über das bunte Treiben seit Anfang des 20. Jahrhunderts der Rostocker Greif. Übrigens: heute befindet sich im Kröpeliner Tor die Geschichtswerkstatt Rostock. Ein Besuch lohnt sich!

28. August 2009 | Weiterlesen
Der Rosengarten

Der Rosengarten

… oder wie Rosengarten. So einen gibt es nämlich auch in Rostock. Ich bin ja voll der Typ für sowas (Blumen und so), und da dachte ich mir: Na dit schaun mer uns an, wa. In Berlin sind die ja alle volljekackt. (Hach, ich und meine romantische Veranlagung.) Der Park ist wirklich nett konzipiert, sehr symmetrisch, doch dank der einigermaßen frei wachsenden Rosen gar nicht so streng. Überall gibt es Bänke, man kann sich theoretisch alle zehn Meter niederlassen und vollends am Anblick der Rosen ergötzen. Oder man versucht permanent, einen Platz zu finden, an dem man das Gequäke der omnipräsenten Kleinkinder nicht hört, oder an dem es zumindest knapp unter 120 Dezibel bleibt. Ich laufe also lieber, fotografiere hier und da ein paar Rosen und beobachte einen jungen Gärtner, der momentan den Brunnen reinigt. Hübsch. Der Brunnen. Manchmal kann man das friedliche Summen der Bienen hören, und auf dem Rasen sitzen ein paar fröhliche junge Leute, die reden, lachen, essen. Seit dem 19. Jahrhundert gibt es den Rosengarten nun schon, und ich kann mir gut vorstellen, dass er seitdem vielen Menschen ein bisschen Entspannung geschenkt hat. – Wenn nicht gerade Kleinkinder in der Nähe waren. Schaut mal vorbei!

27. August 2009 | Weiterlesen
Rostock Port Partys in Warnemünde

Rostock Port Partys in Warnemünde

Im Sommer finden ja jedes Jahr die sogenannten Rostock Port Partys statt, die Mal für Mal eine gigantische Horde von Besuchern hinaus nach Warnemünde locken – so auch mich, vor kurzem. Sissi (mein neuer Spitzname für die zickige überqualifizierte Canon) und ich machten uns einmal mehr auf den Weg, diese Stadt näher kennen zu lernen. Und siehe da: Warnemünde ist nicht zu Unrecht so omnipräsent in Rostocker Reiseführern. Sehr ansehnlich, kleine, altmodische Häuschen, ein Wald aus Segelmasten, überall Fischbrötchenstände und, na ja, Touristen. Glücklicherweise war ich heute früh genug da und hatte ein wenig Zeit, dort unkoordiniert herumzuirren – bis ich den Tunnel gefunden hatte, der vom Bahnhof direkt auf den Passagierkai geleitet, hatte ich bereits gefühlte 10000 Kalorien durchs Herumlatschen (salopp salopp, unser Schreibstil!) verbrannt. Besagter Passagierkai war bereits überfüllt mit Menschen, die sicher nicht mehr alle an Bord des riesigen Kreuzfahrtschiffes gehen würden – obwohl, Platz genug gab es ja. Ich focht einen langwierigen Kampf mit Sissis supermodernem High-Tech-Stativ (sehr leicht zu tragen, sehr schwer zu verstehen). Doch der schwierige Teil begann danach: sie, es und mich irgendwo vorne am Wasser zu aufzustellen, ohne die Freundlichkeit der dort positionierten Ureinwohner/Touristen auszureizen. Irgendwann sichtete ich dann aber doch noch eine Familie, die neben sich noch ein paar Zentimeter frei hatte und sie uns tatsächlich bereitwillig zugestand. Zum Glück – mangels meiner Ellbogenausfahrfertigkeiten hatte ich schon mit wenig Beute und einer fristlosen Kündigung gerechnet. Zum Glück übrigens auch, wenn man sich die Fotos vom Feuerwerk anschaut: Durch das Stativ, so unpraktisch es auch sein kann, konnte ich einige schöne Langzeitbelichtungen durchführen. Damit sieht das Feuerwerk jetzt sogar spektakulärer aus, als es war (exklusiv also für die Blogleser, die es sicher irgendwo draußen in den Weiten des WWW gibt). Von Radiomoderatoren und Klischee-Hymnen (sail away sail away sail away…) angefeuert, schaffte die Celebrity Constellation dann tatsächlich den Weg aus dem Warnemünder Kreuzfahrthafen. Und zwar erstaunlich schnell für so einen dicken Kahn. Danach ein entnervtes Kind zu seiner Frau Mama: “Können wir jetzt endlich gehen?” – Das war leichter gesagt als getan, staute es sich jedoch auf allen Wegen zum Bahnhof. Nun ja, ich habe es trotzdem nach Hause geschafft – dann also bis bald, und bitte merkt euch die Rostock Port Partys für nächstes Jahr vor.

26. August 2009 | Weiterlesen
Das Pentahotel in Rostock

Das Pentahotel in Rostock

Wieder einmal in Rostock, war für die Nacht ein Zimmer im Pentahotel, direkt im Stadtzentrum, gebucht. 73 Euro für die Nacht sind zwar kein Schnäppchen, während der Hochsaison an der Ostsee aber auch nicht übertrieben. Lage und Beschreibung verhießen nur Gutes, also ab ins Auto, Parkplatz gesucht und zum Check-in. Das mit der Parkplatzsuche klingt jetzt ein wenig einfacher, als es war. Das Pentahotel Rostock liegt in der Schwaanschen Straße. Eine kleine Seitenstraße, in der natürlich kein Platz zu finden war. Als Gast kann man die Tiefgarage vom Rostocker Hof nutzen – Einfahrt Rungestraße, zweimal um die Ecke. Wenige Meter vor der Tiefgarage bot sich aber noch ein Parkplatz als Alternative an. Bis 9 Uhr morgens sogar gratis, also flink geparkt und Geld gespart. Zurück im Hotel klappte nun auch der Check-in so einigermaßen. Mit der gerade angekommenen Reisegruppe schienen die beiden Damen an der Rezeption wohl doch ein wenig überfordert zu sein. Etwas später hatte aber auch ich mein Zimmer und ab ging es mit dem gläsernen Fahrstuhl in luftige Höhen. Okay, es war nur die vierte Etage. Das Zimmer entschädigte in jedem Fall für die kurze Wartezeit – geräumig, modern und freundlich eingerichtet. Das Bett bequem, der Flatscreen (Pay-TV ist hier im Zimmerpreis inbegriffen!) groß, die Wanne auch – Herz was willst du mehr? Schnell frisch gemacht und raus in den Trubel, ganz kurz zumindest. Die zentrale Lage ist tatsächlich nicht übertrieben. Ab durch das Schwaansche Tor ist der Universitätsplatz und damit das Zentrum der Stadt wirklich nur ein paar Schritte entfernt. Auf dem Rasen vor der Uni genossen Studenten die letzte Abendsonne. Ich gesellte mich kurz hinzu, schwenkte meinen Blick auf das Treiben am Brunnen der Lebensfreude und ließ meine Gedanken schweifen. Raus aus dem Bad, hieß es am nächsten Morgen erstmal ab zum Frühstück. Im Flur lud ein Kicker zum Spielen ein, aber nein! Der Magen knurrte, die Uhr tickte – die erste Mahlzeit des Tages war angesagt! Das Frühstück war, wie man es für stolze 15 Euro pro Person erwarten durfte: reichhaltig, vielfältig, lecker und vor allem lecker! „Vitamine on demand“ verhieß die Safttheke, die neben Orangen- und Multivitaminsaft auch die Sorten Apfel und Pink Grapefruit bot. Gleich nebenan versteckte sich noch der Tomatensaft ein wenig schüchtern hinter der Tabasco-Soße. Für den Start in den Tag sollte mir heute aber ein wenig Saft genügen. Eine umfangreiche Brot- und Brötchenauswahl, leckere Konfitüre, Wurst, Eier, Käse und … Pancakes! Pancakes? Mein Tag war gerettet! „Jeder Bissen bleibt höchstens zwei Minuten im Mund, zwei Stunden im Magen, aber drei Monate an den Hüften.“ prangte es von der Tafel hinter dem Buffet zu mir herab. Ob mir dieser etwas vorwurfsvolle Spruch von Dior wohl ein schlechtes Gewissen einreden sollte? Egal. Man muss auch mal genießen können und sei es nur einen Bissen – oder eben zwei Minuten – lang. Frisch gestärkt ging es ans Kofferpacken und dann schnell zum Check-out. Anders als bei der Anreise gab es kein Gedränge. Nach wenigen Minuten wurde ich freundlich verabschiedet. Fazit: Ein modernes, komfortables Hotel in zentraler Lage – was möchte man mehr? Ich jedenfalls sage „Bye, bye Penta“ und komme gerne wieder.

25. August 2009 | Weiterlesen
Hafenrundfahrt Rostock

Hafenrundfahrt Rostock

Ahoi! Als ich heute morgen vom melodischen Kreischen der Möwen sanft geweckt wurde, ja, da wusste ich: heut‘ ist er fällig, der Rostocker Hafen. Ich packte also die Canon (mit Poser-Objektiv) und einen Notizblock in meinen Seesack und machte mich auf, die Segel zu setzen. Am Anlegeplatzkiosk fragte ich zuversichtlich nach einer Karte, doch nein: die gibt es direkt an Bord. Na denn. Munter kletterte ich mit allerlei Familien und Rentnern auf ein schickes kleines Schiffchen, die zackige MS „Mecklenburg“. Tatsächlich knöpfte man mir dann erst einige Zeit später die fälligen 12 € (Hin- und Rückfahrt) ab, zusammen mit den doch etwas happigen 2 € für ein Glas Mineralwasser. Wie gut, dass ich hier nicht im Urlaub bin. Der Kapitän fungierte gleichzeitig als eingefleischter Hafenführer. In ruhigen Sätzen stellte er unermüdlich sowohl die Geschichte der Neptunwerft (159 Jahre alt), als auch das umstrittene Rostocker Elefantenklo (ein Steinkohle-Kraftwerk) vor. Hier und da erlaubte er sich einen kleinen Insider-Kommentar – zum Beispiel über den erstaunlichen Umstand, dass stets mehr gebrauchte PKW nach Afrika aufbrechen als dort ankommen. Ich ließ mir entspannt den Wind um die Nase pfeifen. Die Wellen schlugen gegen den Bug unseres Schiffes, die Motoren surrten leise, Möwen und Kinder schrien, das Rentnerpärchen hinter mir wiederholte permanent die Worte unseres multitaskenden Kapitäns, nur mit anderer Betonung, sehr praktisch. Gelegentlich kam mal ein anderes Boot vorbei, dessen Passagiere dann stets eifrig winkten. Alles sehr harmonisch. Nach ungefähr 45 Minuten legte die MS “Mecklenburg” am Warnemünder Hafen an, um abenteuerlustigen Passagieren die Möglichkeit einer Besichtigungstour zu geben. Man kann dort mit allen vier Schiffen des Unternehmens die Heimreise in den Rostocker Stadthafen antreten. Und das ist auch gut so, legte die MS “Mecklenburg” doch nach wenigen Minuten wieder ab – mit mir an Bord. Vorher blickte ich jedoch in die schönsten Augen von ganz Rostock: im Warnemünder Kreuzfahrthafen liegt momentan die AIDAluna vor Anker. Auf dem Rückweg konnte unser wackerer Kapitän tatsächlich noch einige neue Dinge über die Strecke erzählen, und das, obwohl er sie vermutlich jeden Tag mehrmals abfährt. Was genau es da so alles gibt, möchte ich an dieser Stelle nicht aufzählen, aber ich kann es jedem empfehlen, mal eine Hafenrundfahrt mitzumachen. Seebärig, Emily

24. August 2009 | Weiterlesen
Lindenpark Rostock

Lindenpark Rostock

In den letzten Tagen war es ja sehr heiß in Rostock, viel zu heiß für meinen Geschmack. Eigentlich ein Wetter, bei dem man nicht viel tun sollte, außer gelegentlich einen neuen Eiskaffee zu bestellen. Vielleicht könnte man auch noch verfügbare ABM-Kräfte des entsprechenden Gaststättenbetriebs bitten, einen großen Palmwedel zu schwingen.. oder sich in der Nähe eines Ventilators niederlassen. Tja, das wäre zu schön, aber leider gehöre ich zu der bemitleidenswerten Sorte Mensch, die arbeiten müssen, damit sie schicke Trendgetränke bezahlen können. Mist. Da ich meinen zugegeben sehr bequemen Job also nicht für exzessive Faulheitsausübung aufs Spiel setzen wollte, war ich mehr oder weniger gezwungen, das vergleichsweise kühle Büro (schätze 50 ° C Zimmertemperatur) zu verlassen – und zwar nicht, um ins Café zu gehen. Mit der völlig überqualifizierten Canon im Gepäck (die übrigens bemerkenswert schwer werden kann, die kleine extravagante Wichtigtuerin) machte ich mich auf den Weg in den Lindenpark, der, so sagte man mir, unglaublich langweilig sein soll. – Zum Glück bin ich ja nicht voreingenommen, da muss sich schließlich jeder seinen eigenen Eindruck machen… seufz. Tatsächlich ließ sich im Lindenpark nicht allzu viel menschliches Leben bemerken. Von Zeit zu Zeit ein paar misstrauisch dreinschauende Fahrradfahrer – die Canon hatte ihr unauffälliges Teleobjektiv angelegt und baumelte nun in einem beachtlichen Radius lässig um meinen Hals. Selbstbewusste Hunde, die gelegentlich auch ihre müßigen Herrchen mitführten, und ein oder zwei engagierte Muttis, die ihrem noch wehrlosen Nachwuchs ein wenig frische Luft aufdrängen wollten. Davon abgesehen war der Lindenpark aber nicht unbedingt langweilig, immerhin gab es eine ganze Menge Bäume, Insekten, und, dazwischen, Grabsteine. … Grabsteine? Moment mal. Verwundert konsultierte ich einen meiner zehntausend Reiseführer, die in der komfortablen Canon-Tasche natürlich alle ihren Platz gefunden haben. Aha, der Lindenpark war mal ein Friedhof, und erst seit den 80er Jahren wird er als Parkanlage genutzt. Der Großteil der Grabsteine wurde entfernt. Okay, dachte ich mir, das heißt also, ich trampele hier munter auf anderer Leute Gräbern herum? – Tja, wie gesagt: nicht viel menschliches Leben zu orten hier. (Sensation: Emily macht einen Witz!) Nach einer Weile des willkürlichen Herumirrens erreichte ich den auch schon im Reiseführer erwähnten Jüdischen Friedhof. Und, jetzt mal ganz ehrlich, den fand ich wirklich sehr schön angelegt. Im Reiseführer steht “ein Platz der Trauer und Mahnung”, aber für mich war das eher ein nettes Fleckchen der Ruhe. Das Licht zwischen den Bäumen fällt großartig, sollte man gesehen haben. Der Lindenpark mag vielleicht menschenleer sein, aber er ist dafür auch sehr ruhig, sehr naturbelassen, ja fast schon romantisch. Und bei so viel Fläche fällt der Hundekot auch weniger auf (‘tschuldigung, Berliner Syndrom, in mein Gehirn ist ein Hochleistungs-Hundekacke-Detektor eingebrannt). Gerade an so unverschämt übertemperierten Tagen ein ganz heißer (Nein! Ein Wortspiel!) Tipp: dort ist es nämlich schön schattig. Wenn ihr nach einer netten Shoppingtour in der Kröpeliner Straße kurz vorm Dehydrieren durch Rostock wankt, dann gibt’s nur eins: mal im Lindenpark vorbeischauen und

21. August 2009 | Weiterlesen
Rostock - eine Stadtführung

Rostock - eine Stadtführung

Als ich vor ein paar Tagen erschöpft vom frühen Aufstehen aus dem Reisebus und auf das Rostocker ZOB-Pflaster fiel, da war ich schon dankbar, dass es hier nicht ist wie in Berlin: wenig Hundekot in Sicht, keine Scherben oder Zigarettenkippen in unmittelbarer Reichweite meiner Nasenspitze – danke. Das fing ja gut an. – Kaum einen anstrengenden Tag später machte ich mich, begleitet von einem netten neuen Bekannten und der feixenden Canon-Spiegelreflexkamera (sie spürte meine Inkompetenz vom ersten Moment an), das erste Mal zu einem kleinen Stadtrundgang auf. Treffpunkt: Brunnen der Lebensfreude vor dem Universitätsplatz, unter Insidern offenbar auch als Pornobrunnen bekannt. Wie man Lebensfreude definiert, sei jedem selbst überlassen, aber wenn es sich dabei um einen gängigen Spitznamen handelt, so solltest du, lieber Rostocker Ureinwohner, dich vielleicht auf die reine Freude der platonischen Liebe zurückbesinnen… so dachte ich. Und dann sah ich… .. Lebensfreude! Aber hallo! Derart inspiriert trat ich voller Elan die bevorstehende Tour an. Erste positive Überraschung: es gibt hier zwar auffällig große Zahl von Kirchen und Klöstern, manchmal sind neben Gott aber noch andere interessante Dinge im Haus. So zum Beispiel im Kloster zum Heiligen Kreuz – dort ist das kulturhistorische Museum untergebracht. Obwohl ich noch nicht lange hier bin, kann ich schon jetzt sagen, dass Rostock sicherlich jeden Ausstellungsraum, den es bekommen kann, auch braucht. Immerhin steckt die Stadt selbst voller Geschichte: die Reste der alten Stadtmauern, die bereits erwähnten Kirchen, die Altstadt und überhaupt ihr historischer Werdegang als Hansestadt geben ihr ein durchaus einzigartiges, wie sagt man neudeutsch, Flair. Seht ihr, was ich meine? – Ich jedenfalls habe hier noch viel zu entdecken, und ihr, liebe Leser, könnt diesen Kennlernprozess mitverfolgen, wenn ihr wollt. (Aber bitte nicht allzu laut lachen.) Abenteuerlich, Emily

20. August 2009 | Weiterlesen