Neueste Nachrichten aus Rostock und Warnemünde
Mr. Pilks Irrenhaus an der Bühne 602
„Was ist Wirklichkeit in diesem Spiegelkabinett?“ Das ist die Frage, die in „Mr. Pilks Irrenhaus“ über allem steht. Dieses Irrenhaus befindet sich seit Freitag offiziell in der Bühne 602 am Stadthafen. Dort fand nämlich die Premiere des Theaterstückes von Ken Campbell statt, das Christoph Gottschalch für die Rostocker Bühne umgesetzt hat. Eigentlich ist „Mr. Pilks Irrenhaus“ nicht nur ein Theaterstück. Es sind viele kleine Szenen, fast schon Minitheaterstücke. Man könnte auch von Sketchen reden, hätte Protagonist Pilk nicht eine große Tracht Prügel angedroht, für jeden, der seine Werke so nennt. Pilk spricht nämlich selbst zum Publikum und kommentiert die präsentierten Stücke. Ein besonderer Kniff dabei ist, dass die Figur auch mit ihrem Autor ins Gericht geht: „Engländer sind Arschlöcher, Kanadier sind noch größere Arschlöcher, aber das größte Arschloch ist Ken Campbell!“ Pilk ist ein irischer Dichter, der viel schreibt und noch mehr trinkt. Seine Stücke sind mal philosophisch, häufig erscheinen sie sinnlos und fast immer kann man über sie lachen. Da ist zum Beispiel ein Stück, das auf dem Dach eines Hochhauses in der August-Bebel-Straße spielt. Ein Mann im Einkaufswagen, mit Holzbeinen und auf Krücken, schaut auf die Stadt runter, als plötzlich jemand kommt, der sich umbringen will. Der Alte vertieft ihn in ein Gespräch und überredet den Mann, Hose, Schuhe und Mantel vor dem Sprung abzugeben. Als der potenzielle Selbstmörder doch nicht springen kann, gibt der im Einkaufswagen sitzende ihm einen Stoß und das Stück ist aus. Weitere Szenerien sind ein Gerichtssaal, eine gemütliche Wohnung und das Zimmer eines Nervenarztes. Auf der Bühne befinden sich aber nur vier Metallquader, die jeweils zur passenden Gelegenheit umgestellt werden. Dazu gesellen sich viele verschiedene Requisiten wie Taschenlampen, dreckige Unterhosen, ein Riesenhammer und ein eine Stange Dynamit. Das Stück wird von Jacqueline Maria Rompa, Georg Haufner und Eckhard Ischbeck gespielt. Die drei Schauspieler wechseln während des gesamten Abends unzählige Male ihre Garderobe, um so Spione, Ärzte, Cowboys und Geisteskranke überzeugend darzustellen. Dabei gab es keine Längen und sogar der ständige Umbau der der Bühne wurde hervorragend mit in das Stück integriert. Die einzelnen Abschnitte des Theaterstückes sind sehr unterschiedlich. Mal wird ganz extrem mit Sprache gespielt, ja schon fast Haarspalterei vorgenommen. Dann wird eigentlich nur ein etwas umfangreicherer Witz erzählt, um in der nächsten Szene wieder über den Sinn von Wahrheit und Wahn zu philosophieren. Gemein haben alle Stücke, dass sie unglaublich viel Humor beinhalten. Dieser ist aber wahrscheinlich nicht jedermanns Geschmack, ist er doch teilweise sehr derb und nah an der Gürtellinie. Das Premierenpublikum jedoch war begeistert und belohnte die Schauspieler mit lang anhaltendem Applaus. Auch bei der Premiere dabei waren Ingrid Lippke und Ragnhild Fesenmeyer. Die beiden Rostockerinnen lobten vor allem die drei Akteure. „Es war wunderbar ausgespielt. Die einzelnen Stücke sind sehr einfallsreich und die Pointen waren toll.“ Aber es war nicht alles perfekt. „Teilweise war mir die Fülle der angebotenen Stücke doch fast etwas zu viel“, sagte Frau Lippke. Insgesamt sei es aber ein gelungener Abend gewesen. Was nun die Wirklichkeit in dem Spiegelkabinett ist, konnten mir die zwei Frauen aber auch nicht verraten. Und mir ist auch noch keine plausible Lösung eingefallen. Wahrscheinlich muss man das Stück einfach noch einmal sehen. Die nächste Möglichkeit dazu gibt es am 16. April, wieder an der Bühne 602. Fotos 1, 2 und 3 von Frank Neumann
9. April 2011 | Weiterlesen
Acht Tote bei Massencrash auf der A19 bei Rostock
Über 40 Autos rasten heute gegen 13 Uhr bei einem Massenunfall auf der A19 zwischen Kavelstorf und Rostock in beiden Richtungen ineinander. Unter den Fahrzeugen befinden sich mehrere Lastkraftwagen sowie ein Gefahrguttransporter. Mehrere Fahrzeuge brannten komplett aus. Nach aktuellem Stand sind vermutlich acht Tote sowie über 100 Verletzte unter den Opfern. Plötzlich auftretende schlechte Sicht aufgrund eines Sandsturms könnte nach ersten Erkenntnissen die Ursache für das Unglück gewesen sein. Starke Sturmböen haben nach ersten Aussagen den Sand der umliegenden Felder aufgewirbelt und über die Anhöhe geweht. Die Sicht soll dabei weniger als 10 Meter betragen haben. Polizei und Feuerwehr sind mit einem Großaufgebot von Hunderten Rettungskräften aus dem gesamten Land im Einsatz. Neben Rettungshubschraubern werden die Einsatzkräfte bei ihren Löscharbeiten auch durch einen Wasserwerfer unterstützt. Die A19 ist an der Unglücksstelle bis auf Weiteres in beide Richtungen gesperrt. Aktualisierung (09.04.2011 11:02): Nach letzten Angaben der Polizei waren insgesamt mehr als 110 Personen von dem Unfall auf der A19 betroffen. 41 Verletzte wurden in umliegende Krankenhäuser gebracht, 65 weitere am Verkehrsunfall beteiligte Personen wurden leicht verletzt bzw. überstanden den Unfall ohne sichtbare Verletzungen. Sie wurden vor Ort von Rettungskräften betreut. Acht Personen starben am Unfallort. An dem Verkehrsunfall waren in beiden Fahrtrichtungen mehr als 80 Fahrzeuge beteiligt. Auf der Richtungsfahrbahn Rostock brannten 17 PKW und drei LKW komplett aus. Unter ihnen befand sich auch ein Gefahrguttransporter, der Kohlenwasserstoff geladen hatte. Die Autobahn ist in beide Richtungen weiterhin voll gesperrt.
8. April 2011 | Weiterlesen
Zu Fuß über die Ostsee – Mit Bus und Fähre nach Dänemark
Zu Fuß über die Ostsee? Ein Kaffee in Gedser, ein Ausflug ins Mittelalterzentrum Nykøbing oder ein Nachmittag im Tivoli Kopenhagen? Ein neues Angebot auf der Strecke Rostock – Gedser – Nykøbing soll all dies Realität werden lassen, ohne Auto, Fahrplan- und Ticketstress. Im letzten Sommer gab es bereits einen Testlauf in beide Richtungen, nun gibt es das Angebot regelmäßig, mindestens für die nächsten drei Jahre. „Der Start wird am 1. Mai sein“, gab Günther Gladisch, Geschäftsführer der Verkehrsverbund Warnow GmbH (VVW), am Donnerstag in Rostock bekannt. In etwa 3,5 Stunden gelangt man dann bis zu acht mal täglich vom Rostocker Hauptbahnhof nach Nykøbing. Für die neue Strecke wurde ein internationales KombiTicket entwickelt, das die Fährpassage und Shuttle-Busse ebenso abdeckt wie die Nahverkehrsnetze in Rostock und Nykøbing. Einzeltickets sind für 19 Euro zu haben, das Tagesticket soll 29 Euro kosten. Unter der Bezeichnung Easyway wird das Ticket für alle Überfahrten zwischen 6 und 22:45 Uhr angeboten, ab dem 15. April kann es gebucht werden. Durch die Plätze in den Bussen ist das Angebot erstmal auf 50 Tickets pro Überfahrt beschränkt, bei Bedarf ist ein Ausbau möglich. Gebucht werden kann übers Internet, in den Kundencentern der RSAG, bei Scandlines und in letzter Minute kann das Ticket auch noch direkt am Automaten im Bus gezogen werden. „Keine Wartezeiten, keine langen Fußwege und ein Ticket“, das sind die Zutaten, die für Wilfried Eisenberg, Technischer Vorstand der Rostocker Straßenbahn AG (RSAG), den Erfolg ausmachen. Wirklich neu und bequem, so Eisenberg, ist es, dass wir direkt in den Hafen fahren, bis an den Anleger. Zudem ist der Shuttle-Bus schnell, da zwischendurch nur noch zweimal gehalten wird – am Fährterminal sowie am Kröpeliner Tor vor dem Radisson Blu Hotel. Mit dem neuen Angebot könnten Rostock und Guldborgsund als touristische Regionen näher zusammenrücken. Insbesondere von dänischer Seite sei die Nachfrage enorm, bekräftigt Eisenberg: „Beim Versuch im letzten Jahr waren alle Plätze innerhalb weniger Stunden ausgebucht.“ Für die Gegenrichtung möchte Oberbürgermeister Roland Methling aber nicht nur die Rostocker begeistern, sondern „alle, die in Mecklenburg-Vorpommern Urlaub machen“, möchte er „eine kleine Kreuzfahrt erleben lassen.“ Insbesondere ab 2012, wenn die neuen Scandlines-Fähren mehr Komfort und höhere Passagierkapazitäten bieten. Entstanden ist das Angebot im Rahmen des von der EU unterstützten Projektes Interface. Deutsche, Dänen, Schweden und Polen haben sich in diesem zusammengeschlossen, um Potenziale für Fußgängerfährpassagiere in der südlichen Ostsee zu ermitteln und attraktive Angebote zu entwickeln. Und es ist nur „der erste Schritt, den wir mit der Fähre nach Gedser beginnen“, blickt Gladisch optimistisch in die Zukunft. Wenn sich alles positiv entwickelt, soll die Fähre nach Trelleborg dazukommen, ebenso wie er sich für die Finnlines-Verbindung nach Helsinki ein entsprechendes KombiTicket vorstellen kann.
8. April 2011 | Weiterlesen
Das alte Rostock und sein Handwerk
„Wer will fleißige Handwerker sehn, der muss zu uns Kindern gehn!“ Zwar kann man weiterhin so vorgehen, wie im Volkslied geschildert, aber es gibt jetzt auch einen einfacheren Weg. Der Rostocker Verlag Redieck & Schade präsentiert nämlich nach „Das alte Rostock und seine Straßen“ ein weiteres Buch, das sich mit einem bestimmten Teil der Stadtgeschichte beschäftigt. „Das alte Rostock und sein Handwerk“ heißt der neue Titel, der am Donnerstag in der Buchhandlung Weiland vorgestellt wurde. 60 Berufe, „Vom Aalstecher bis Zinngießer“, haben die Autoren Edwin und Hannelore Kuna zusammengetragen. Dabei wird aber nicht nur einfach der Beruf vorgestellt, sondern auch immer wieder der ganz konkrete Bezug zu Rostock hergestellt. So gesellen sich zum Glaser, Apotheker und Tischler auch Berufe wie Seefischer und Ankerschmied. Neben den Berufen werden immer wieder auch einzelne Rostocker Betriebe vorgestellt, wodurch auch eine Brücke zwischen der Vergangenheit und Gegenwart geschlagen wird. Vor 600 Jahren hatte jede der großen Rostocker Kirchen eine eigene Ziegelei, wie sieht es heute mit dem Beruf aus? Für eine richtige Buchvorstellung braucht es vor allem drei Dinge: Gäste, gute Musik und natürlich die Autoren. Zuschauer waren viele gekommen, vor allem auch Handwerker, die selbst am Buch mitgearbeitet haben oder in diesem vorgestellt werden. Für die Musik war Karl Zachert zuständig, der seine Lieder thematisch auf den Abend abstimmte. So gab es zum Beispiel „Wenn der Topf aber nun ein Loch hat“ zu hören. Die Autoren Hannelore und Edwin Kuna sind freie Journalisten und haben in den letzten Jahren über 150 Beiträge zu alten Handwerksberufen veröffentlicht. So sind Achim Schade und Matthias Redieck auf die Idee gekommen, solch ein Buch zu machen. Zwar hatte man schon 1996 daran gedacht und Vorbereitungen getroffen, aber da selbst die Handwerkskammer kein Interesse hatte, stellte man die Arbeit am Buch ein. In einer kurzen Fragerunde stellten die Autoren heraus, was sie besonders am Thema Handwerk interessiert. „Handwerk hat mit so vielen Dingen zu tun. Es ist ein sehr komplexes Thema!“, sagte Hannelore Kuna. Einerseits waren früher die Berufe viel mehr spezialisiert. So haben wir heute einen Metallarbeiter, früher gab es im gleichen Bereich einen Goldschmied, einen Werkzeugschmied und einen Messerschmied. Anderseits nimmt das Handwerk im Leben der Menschen auch heute wieder einen größeren Stellenwert ein. Es wird wieder Wolle gekauft und gestrickt oder aber auch mal selbst ein Brot gebacken. Und wenn man nicht selbst tätig ist, so gibt es doch immerhin die Möglichkeit, etwa jetzt wieder auf dem Ostermarkt, Dinge von Kunsthandwerkern zu kaufen. Am Ende des Abends bekamen die beteiligten Handwerker die ersten Bücher geschenkt. In der Kreishandwerkerschaft Rostock-Bad Doberan wurde extra für das Buch eine Arbeitsgruppe gebildet, die ehrenamtlich mit Rat und Tat zur Seite stand. Einer von den Männern, der dort mithalf, ist Christian Plothe. Der Rostocker führt eine Glas-Hütte in der Budapester Straße. Dort hatten vorher schon sein Vater und sein Großvater mit dem zerbrechlichen Material gearbeitet. Anders als seine Vorfahren hat er sich aber auf die Restaurierung von Kirchenverglasung spezialisiert. „Das ist nicht das Glas, durch das man schaut, sondern das, auf das man schaut“, sagte der Handwerker. Wer mehr über den Beruf des Glasers erfahren möchte, der muss schon selbst einen Blick in das Buch werfen. Und auch, wer wissen will, wie die Rostocker Badstüber- und Lohgerberstraße auf ihren Namen gekommen sind, wird im Buch fündig.
7. April 2011 | Weiterlesen
Hanseatische Bürgerstiftung Rostock vergab Preise
Rostock zu einem noch schöneren Ort machen, das Zuhause-Gefühl der Menschen stärken – das ist das Ziel der Hanseatischen Bürgerstiftung Rostock, die verschiedenste Projekte von der Kinder- und Jugendhilfe bis hin zum Natur- und Umweltschutz unterstützt. Mit 250.000 Euro Grundstock begann die Stiftung im Jahr 2005 ihre Arbeit. Seitdem ist das Vermögen auf mehr als 400.000 Euro angewachsen. Dieser Geldzuwachs wird vor allem durch Spenden von Bürgerinnen und Bürgern möglich gemacht, die dazu beitragen wollen, die Stadt noch lebenswerter zu machen. So konnten gestern bereits zum sechsten Mal die Zinsen ausgeschüttet und an Projekte verteilt werden. „Geben ist immer schöner als nehmen“, stellte Wolfgang Grieger, Vorstandsvorsitzender der Stiftung, fest. Insgesamt kamen 13.000 Euro zusammen, die an 12 Projekte vergeben wurden, die ohne die finanzielle Unterstützung oft nicht realisierbar wären. Die Verwendungszwecke könnten dabei, genauso wie die Projekte selbst, unterschiedlicher nicht sein. Sei es die Ausstattung von Unterrichtsräumen im Fall von migra e.V. oder die Veranstaltung eines Konzertes mit Kaffee und Kuchen für die Rostocker Senioren, wie beim Projekt „Musik am Nachmittag“. Das Spektrum reicht von Projekten für Behinderte über die Hilfe in schwierigen Lebenssituationen bis hin zu kulturellen Projekten, wie der Anschaffung einer Truhenorgel für die Heiligen-Geist-Kirche. Ein ganz besonderer Schwerpunkt lag bei der Vergabe der Gelder aber ganz klar bei der Unterstützung von Kindern und Jugendlichen. So gingen zum Beispiel 1.000 Euro an das Projekt „Kostenfreies Schülerfrühstück“, das an zwei Grundschulen in Dierkow zurzeit von der Wohltat e.V. in Angriff genommen wird. „Wir geben das Geld komplett für Lebensmittel aus“, erzählte Babette Limp-Schelling, die das Projekt leitet. „Es sind immer mehr Kinder, die ohne Frühstück in die Schule kommen und auch vorher nichts gegessen haben“, stellte sie fest. Und mit leerem Magen lerne es sich einfach viel schlechter. Um auch die Stifter zu würdigen, durch die eine solche finanzielle Unterstützung erst möglich gemacht wird, wurden gestern außerdem noch drei Stiftungstaler für ganz besondere Spenden vergeben. Der Shantychor „de Klaashahns“, der zur musikalischen Untermalung der Preisverleihung bereitstand, hatte im letzten Jahr ein Weihnachtskonzert in der Nikolaikirche gegeben und die kompletten Einnahmen von über 8.000 Euro der Stiftung gespendete. Ihr Vorsitzender, Norbert Ripka, hatte diese Summe dann noch einmal auf 10.000 Euro aufgestockt und so hatten sie sich den goldenen Stiftungstaler verdient. Wer sich vielleicht auch vorstellen könnte, etwas zum Miteinander in Rostock beizutragen, kann sich auf der Internetseite der Stiftung über Ziele und Projekte informieren. Denn wie Ministerpräsident Erwin Sellering feststellte, ist es „wichtig, das eigene Lebensumfeld zu verbessern und daran mitzuwirken.“
7. April 2011 | Weiterlesen
„Schüler stellen aus“ – in der Kunsthalle Rostock
Die Rostocker Kunsthalle – heiliger Hort zeitgenössischer Kunst. Künstler von deutschlandweitem und sogar internationalem Ruf präsentieren hier ihre Werke. Ab gestern werden nun auch wieder Arbeiten von Schülern aus Rostock und den Landkreisen Bad Doberan und Güstrow ausgestellt und das bereits zum 18. Mal. 1000 Arbeiten aus 38 Schulen aller Schularten wurden eingereicht. Ein Lehrer-Team wählte daraus schließlich 375 Kunstwerke für die Ausstellung „Schüler stellen aus“ aus. Malereien, Grafiken, Fotoarbeiten, Objekte und kleine Plastiken – viele künstlerische Techniken, die im Kunstunterricht vermittelt werden, sind derzeit in der Kunsthalle zu sehen. Tiere, Landschaften und fantasievolle Gebäude gehören zu den beliebtesten Motiven bei den jungen Künstlern. Und natürlich Menschen – ein Klassiker in der bildenden Kunst. So wurde eine ganze, lange weiße Wand nur mit Porträts verschiedenster Stilrichtungen geschmückt. Katja und Natalie vom Rostocker Käthe Kollwitz Gymnasium betrachteten am Eröffnungstag die Exponate im Erdgeschoss der Kunsthalle mit einem besonders gründlichen Blick. Ausgerüstet mit Stift und Schreibblock machten sie sich dazu Notizen. „Von unserer Lehrerin haben wir zwei Aufgaben bekommen. Wir sollen über die Eröffnung berichten und unsere Eindrücke zu einem interessanten Bild schildern,“ erklären die Zwölfjährigen ihre Motivation. Besonders interessant fanden sie zwei Bilder von Eric Höft, ebenfalls vom Käthe-Kollwitz-Gymnasium. Der Zwölftklässler hatte einen Mops und eine Landschaft aus vielen kleinen Einzelbildern geschaffen. Von der Technik waren Katja und Natalie so fasziniert, dass die beiden Fotoarbeiten zu ihren Lieblingsbildern avancierten. Künstlerische Talente sind aber nicht erst bei den Schülern der oberen Jahrgangsstufen zu finden. Auch Grundschüler liefern schon bemerkenswerte Leistungen ab. Dazu kann sich auch Victoria zählen. Die Drittklässlerin gehört zu den Glücklichen, die es mit ihrer Malerei in die Kunsthalle geschafft hat. Einen leckeren Eisbecher hatte sie im letzten Schuljahr mit bunten Farben auf Papier abgebildet. „Ich male auch gern Bäume und Häuser,“ erzählt sie begeistert und findet es „cool“, wenn sie diese mit ihrer Fantasie selbst gestalten kann. „Unsere Bilder sind nicht so gut“, mussten Ole und Clemens aus der achten Klasse einräumen. Obwohl sie sich auch ganz gern künstlerisch betätigen, ist Sport eigentlich eher ihr Ding. Trotzdem nutzten sie bei ihrem ersten Besuch in der Rostocker Kunsthalle die Gelegenheit, sich auch die Ausstellung des Künstlers Thomas Hartmann im oberen Geschoss anzuschauen. Dieser hatte übrigens erst letzte Woche vor der Eröffnung seiner Schau „Unruhe“ hier erzählt, dass er schon immer gut malen konnte. Als Kind habe er seine Lehrer im Kunstunterricht besonders mit Tulpen beeindruckt. Allerdings wischte er lieber mit dem Tuschwasser herum. „Doch keiner mochte das“, erinnerte er sich an seine Schulzeit. Heute werden seine Bilder in vielen bedeutenden Museen ausgestellt. Und wie sieht es mit dem Urteil heutiger Kunstlehrer aus? Ob euch die vom Lehrer-Team ausgewählten Schülerarbeiten gefallen, könnt ihr bis zum 26.April in der Kunsthalle feststellen. Der Eintritt zu „Schüler stellen aus“ ist frei.
7. April 2011 | Weiterlesen
FC Hansa Rostock schlägt den FC Heidenheim mit 2:1
Die 2. Liga rückt für den FC Hansa Rostock immer näher. Nach dem 2:1-Heimsieg gegen Carl Zeiss Jena holte das Team von Trainer Peter Vollmann auch heute in Heidenheim drei Punkte im Kampf um den Aufstieg. Rund 7.000 Fans, darunter etwa 500 Hansa-Anhänger, verfolgten am Abend die Partie in der Voith-Arena Heidenheim. Wie erwartet steht Michael Wiemann nach seiner Gelb-Sperre heute wieder in der Abwehr, Björn Ziegenbein muss allerdings etwas überraschend erstmal auf der Bank Platz nehmen. Auf dem Spielfeld geht es bereits in der 8. Minute richtig zur Sache. Mohammed Lartey setzt sich im Konter auf der linken Seite gegen Christan Sauter durch und flankt auf Radovan Vujanovic, der das Leder aus etwa 10 Metern mit dem Kopf ins Tor versenkt. Erste ernste Chance, erstes Tor. Ansonsten tut sich die Hanse-Elf etwas schwer, es gibt zu lange und ungenaue Pässe, Ballverluste sind die Folge. In der 20. Minute gibt es eine weitere gute Chance als Vujanovic von der linken Seite in den Heidenheimer Strafraum flankt, Lartey allerdings etwas zu spät kommt. In der 27. Minute dann ein Fehler beim Rostocker Keeper Jörg Hahnel. Sauter tritt die zweite Ecke für den FC Heidenheim. Hanel läuft aus dem Tor, versucht mit der Faust zu klären, trifft jedoch nicht – Florian Tausendpfund lässt sich die Chance nicht entgehen und schießt Heidenheim zum Ausgleich. Eine Schrecksekunde gibt es in der 45. Minute, als Marc Schnatterer im Rostocker Strafraum zu Fall kommt. Der Unparteiische Manuel Kunzmann lässt jedoch weiterspielen. Mit dem Stand von 1:1 verabschieden sich die Mannschaften in die Halbzeitpause. In der 73. Minute wechselt Vollmann Kevin Pannewitz aus. Björn Ziegenbein kommt für ihn ins Spiel und bedankt sich knapp drei Minuten später beim Trainer mit einem Tor. Fast 600 Minuten musste Ziegenbein auf sein 13. Saisontor warten, nun scheint der Knoten geplatzt zu sein. Aus gut zehn Metern Entfernung versenkt er den Ball nach einer Flanke von Tobias Jänicke mit links in den Kasten der Heidenheimer und damit auch zum Endstand von 1:2. Was bleibt, sind ein insgesamt durchaus verdienter Sieg und drei weitere wertvolle Punkte, die der FC Hansa auf der Habenseite verbuchen kann. Nicht zu vergessen ein Björn Ziegenbein, der endlich wieder das Tor trifft. Sieben Spieltage vor Saisonende bleibt der Vorsprung auf den Relegationsplatz (aktuell Kickers Offenbach) bei komfortablen 14 Punkten. Da sich die Eintracht auf heimischem Rasen der zweiten Mannschaft von Werder Bremen mit 1:2 geschlagen geben musste, ist sogar die Tabellenspitze für die Hansa-Kogge nur noch drei Punkte entfernt. Am Samstag ist Dynamo Dresden in Rostock zu Gast. Mit einem Sieg in der DKB-Arena könnten die Jungs von Peter Vollmann den Aufstieg fast sicher machen. Tore:0:1 Radovan Vujanovic (7. Minute)1:1 Florian Tausendpfund (21. Minute)1:2 Björn Ziegenbein (77. Minute) Aufstellung, FC Hansa Rostock:Jörg Hahnel (Torwart)Peter Schyrba, Martin Stoll, Michael Wiemann, Sebastian Pelzer (Kapitän)Robert Müller, Mohammed Lartey, Kevin Pannewitz (Björn Ziegenbein, ab 73. Minute), Tobias JänickeMarcel Schied (Tom Trybull, ab. 86. Minute), Radovan Vujanovic (Lucas Albrecht, ab 90. Minute) Fotos: Klaus Walz
6. April 2011 | Weiterlesen
Clueso bringt den M.A.U. Club zum Kochen
31. Januar 2011. Viele Fans freuen sich, denn Clueso soll endlich mal wieder nach Rostock kommen. Doch dann der Schock: Das neue Album wird nicht rechtzeitig fertig, das Konzert muss verschoben. Zum Glück ließ der Musiker aber nicht allzu lange auf sich warten und so konnten die ungeduldigen Fans ihr Idol am Dienstagabend im M.A.U. Club feiern. Doch bevor Clueso, der sich bei seinem Namen von Inspektor Clouseau aus dem rosaroten Panther inspirieren ließ, die Bühne betrat, durfte Max Prosa schon einmal die Massen in Stimmung bringen. Der 21-jährige Liedermacher spielte sehr schöne, deutschsprachige Lieder. Bei dem Song „Visionen von Marie“ dann besonders lauter Jubel im Publikum – Clueso war auf die Bühne gekommen und unterstützte den Berliner an der Mundharmonika. Nach etwa 20 Minuten verließ er mit viel Applaus die Bühne und nach einer kurzen Umbaupause war es dann endlich soweit. Zuerst kam die Band auf die Bühne. Neben den klassischen Instrumenten Bass, Gitarre und Schlagzeug, sorgten noch ein Keyboard, ein DJ und Christian Kohlhaas an der Posaune für die richtige musikalische Untermalung. Und dann kam er endlich auf die Bühne: Clueso, der eigentlich Thomas Hübner heißt. Als erstes Stück gab es „Dreh Dich“ von seinem neuen Album „An und für sich“ zu hören. Die erste Reihe war ausschließlich von Mädchen und jungen Frauen besetzt, die im Anschluss an den Song resümierten: „Das war geil, bei mir dreht sich auch schon alles.“ „Keinen Zentimeter“ heißt einer der bekanntesten Songs von Clueso. Und in etwa so könnte auch das Motto des Abends gewesen sein, denn der M.A.U. Club war bis in die letzte Ecke gefüllt. Fast kein Zentimeter war noch frei, weil 900 Leute Clueso und Band auf der Bühne erleben wollten. Und ein Erlebnis war es allemal, denn der Künstler verbreitete sehr gute Stimmung. Das Publikum brauchte so auch nicht die typische Rostocker Aufwärmphase, sondern war von Anfang an mit voller Begeisterung dabei. Auch wenn das neue Album erst vor knapp zwei Wochen erschien, war der Saal doch schon überraschend textsicher und konnte bei Songs wie „Beinah“, der von gesundem Stolz handelt und „Das alte Haus“ größtenteils mitsingen. Die beiden neuen Songs „Herz“ und „Straßen sind leer“ unterstrichen besonders die Vielfältigkeit in der Musik Cluesos, erinnerten sie doch an die Synthie-Pop-Helden Eurythmics. Richtig laut wurde es dann aber bei den Klassikern. Schon bei den ersten Akkorden von „Chicago“ gab es riesigen Jubel. Während des Liedes konnte man nicht genau sagen, wer lauter war – Clueso oder die Fans im Publikum. Und auch bei „Herz Boom Boom“ wurde der Künstler ausgelassen gefeiert. Überhaupt wurde viel getanzt, geschunkelt und gesprungen – es war fast unmöglich nicht die ganze Zeit über mit dem Fuß zu wippen. Als erste Zugabe gab es „Barfuss“. Dafür war die Band noch hinter der Bühne geblieben. Nur Clueso, seine tolle Stimme und die Gitarre sorgten für Gänsehaut im ganzen Saal – vereinzelt gab es sogar Feuerzeuge. Nach zwei Zugaben gingen hinten schon die ersten Leute, doch das Ende war noch nicht erreicht. Der Erfurter kam noch einmal auf die Bühne und gab einen Freestyle-Rap zum Besten. „Ich kann die Leute einfach nicht gehen sehen, deshalb bleib ich hier noch ne Weile stehen.“ Das letzte Lied war dann eine Coverversion von Udo Lindenbergs „Cello“, inklusive kurzer Lindenbergparodie von Clueso. Knapp 150 Minuten hatte er dem Publikum im M.A.U. eingeheizt und dieses dankte es ihm mit tosendem Applaus. So auch Catharina und Franziska, die extra aus Greifswald angereist waren. „Es war wirklich klasse und sehr persönlich. Ich bin rundum zufrieden“, urteilten die Studentinnen. „Mir hat auch kein Lied gefehlt. Höchstens etwas mehr frische Luft“, gab Catharina lachend zu. „Die bestens Songs waren „Gewinner“ und „Ey der Regen“, aber eigentlich waren alle super“, sagte Franziska. Es war das erste Clueso-Konzert der beiden, vermutlich aber nicht das Letzte.
6. April 2011 | Weiterlesen
Wissen-Kultur-Transformation an der Universität Rostock
„Wissen – Kultur – Transformation“ lautet der Titel der vierten Profillinie der Universität Rostock, die im Sommer des letzten Jahres an den Start ging. „Wir haben im letzten guten halben Jahr durchaus gearbeitet“, erklärte Prof. Dr. Martin Rösel, Theologe und Leiter des Departments an der Interdisziplinären Fakultät, „aber das war eher im Verborgenen.“ Nachdem die Basis geschaffen und die ersten Stipendien auf den Weg gebracht wurden, gehe es mit der Ringvorlesung nun darum, so Rösel einleitend, „die Gesprächsbasis zu verbreitern und das Profil dieses Departments zu schärfen.“ Entsprechend prominent wurde die Ringvorlesung gestern eröffnet – von Rektor Prof. Dr. Wolfgang Schareck und Snoopy. „Bildung ist nichts alles“, lautet die etwas pragmatische Sicht der Dinge von Charlie Browns Hund Snoopy und, „sehen Sie es mir nach, wenn ich das als Rektor sage“, bekräftige auch Schareck, „Bildung ist tatsächlich nicht alles.“ Unter dem Motto „Bildung im Wandel“ nahm der Rektor seine Zuhörer gestern mit auf eine unterhaltsame Zeitreise durch die Bildungsverständnisse vergangener Jahrhunderte. Vom religiösen Bildungsbegriff über den Humanismus und die Zeit der Reformation bis zur aktuellen Bildungsmisere und den Problemen bei der Finanzierung reichte das Themenspektrum. „Bildung hat Konjunktur, aber sie ist im Wandel“, lautete das Fazit von Schareck. In Bildung durch Selbstbildung liegt für ihn das Ziel der universitären Lehre. „Natürlich bilden wir auch aus“, so der Rektor, „aber die Priorität liegt erstmal bei der Bildung.“ Die Ringvorlesung findet immer dienstags von 17:15 bis 18:45 Uhr im Hörsaal 326/327 (Haus 3) auf dem Ulmencampus statt. In der nächsten Woche widmet sich der Wirtschaftsinformatiker Prof. Kurt Sandkuhl der Wissensmodellierung in Unternehmen. Das vollständige Programm ist auf der Website des Wissenschaftsverbundes IuK einsehbar. Dort gibt es auch den Link zum virtuellen Vorlesungsraum, über den alle Vorträge live im Internet verfolgt werden können.
6. April 2011 | Weiterlesen
Helge Schneider - Buxe Voll in der Stadthalle Rostock
Einen schönen Abend hätte er sich am 14. März gemacht, erzählte Helge Schneider. Nur leider nicht wie ursprünglich geplant in Rostock, denn er war krank. Am Montag wurde nun das Konzert im Rahmen der „Buxe voll“-Tour nachgeholt. Erholt und gut gelaunt unterhielt er mit „alten Liedern mit neuen Texten und anderen Melodien“, aber auch mit „neuen Liedern mit alten Texten und ganz normalen, gängigen Melodien“ und viel Klamauk die gut 2600 Zuschauer in der Rostocker Stadthalle. Trotz ausverkauftem Saal war vorn jedoch tatsächlich noch ein Platz leer geblieben, was auch von dem Künstler auf der Bühne nicht unbemerkt blieb, der sich gleich um die finanziellen Auswirkungen sorgte. „Dann kann ich eben dieses Jahr keinen Urlaub machen. Dann komme ich mal nach Rostock – vielleicht – schön im Hafenbecken tauchen“, kündigte er an und erzählte von einem Schnorchelerlebnis in der Ostsee, bei dem unangenehmerweise eine Qualle in den Schnorchel geraten war. Zur Freude des Rostocker Publikums gab er aber dann doch zu, dass er die „Ostsee über alles liebt“ und „die Quallen gefallen“. Mit Sprachwitz und charmanter Respektlosigkeit trieb er den Zuschauern vor Lachen die Tränen in die Augen. Kommentare zu aktuellen Ereignissen durften dabei nicht fehlen und so äußerte er sich zu den Abschieden von Eisbär Knut, der „traurigen Gestalt“ Westerwelle und Guttenberg. Beim letzten war ihm wichtig, festzustellen, dass er selbst nicht nur einen Doktor, sondern gleich zwei hat: einen Zahnarzt und einen Internisten. Nicht nur seine Erzählungen sorgten für ausgelassenes Lachen, auch seine Lieder waren gespickt mit absurden Geschichten und Albernheiten. Besonders erfreut reagierte das Publikum erwartungsgemäß bei seinen bekannteren Titeln wie „Texas“, „Buttersong“ oder „Der Meisenmann“, welchen er mit einem kunstvollen, neuen Intro vorstellte. Wie zu Beginn des Abends angedeutet, waren auch neuere Lieder wie „Der Schönheitschirurg aus Banania“ im Programm. „Ich wusste, dass Sie darüber lachen“, schmunzelte der Sänger, als das Publikum bei den fäkalhumorigen Versen wie „Wenn der Haufen in die Brille fällt“ in lautes Gelächter ausbrach. Bei seinen Songs, zu denen nicht nur eigene Kompositionen, sondern auch originale Swingnummern gehörten, wurde Helge Schneider von einer dreiköpfigen Jazzcombo begleitet. Viele Instrumente spielte der Musiker jedoch selbst. Klavier und Trompete gleich zusammen und auch am Vibraphon erregte seine Kunstfertigkeit Erstaunen. Unterstützt wurde der Allround-Künstler bei dem Konzert von dem barocken Teekoch Bodo, der nach einem Perückencheck den Fencheltee servieren durfte und ansonsten dekorativ am Bühnenrand bereit saß. Auch der vollbärtige Sergej Gleithmann, langjähriger Weggefährte Helge Schneiders, zeigte sich in mehreren zappeligen Kurzauftritten und konnte sein Talent als Ausdruckstänzer und Saxophonist unter Beweis stellen. Nach gut zwei äußerst amüsanten Stunden verabschiedete sich Helge Schneider schließlich, natürlich nicht ohne Zugabe. Etwas wehmütig sang er: „Es regnet, wenn ihr nicht da seid, Tag und Nacht, obwohl es nicht regnet. Doch mit euch ist Sonnenschein hier in Rostock.“
6. April 2011 | Weiterlesen
Thomas Hartmann „Unruhe“ in der Kunsthalle Rostock
„Ohne Unruhe passiert überhaupt nichts“, sagt Thomas Hartmann und meint damit weniger das Hungergefühl auf Essen, was einen zur Nahrungsaufnahme treibt, sondern vor allem auf alles, was neu ist. Ein Gefühl, das seine Arbeit als Maler entscheidend bestimmt. Kein Wunder also, dass er „Unruhe“ als Titel seiner Schau gewählt hat, die derzeit in der Kunsthalle zu sehen ist. Unruhig und wimmelnd wirken die „vielen Einzelnen“ auf seinen großformatigen Ölbildern. Aus der Nahsicht als individuelle menschliche Figürchen erkennbar, lösen sie sich aus der Ferne betrachtet in Punkte auf. Manchmal frei im Raum, manchmal auf Linien angeordnet, wird deutlich, dass Strukturen bei der Arbeit von Thomas Hartmann eine wichtige Rolle spielen. So auch bei seinen „Bibliotheksbildern“. „Ich mag Bibliotheken“, sagt Thomas Hartmann, der selbst viele Bücher hat und gern Antiquariate besucht. „Bibliotheken müssen wachsen und so ist auch meine Malweise.“ Der Künstler nimmt sich Zeit für seine Bilder, um ihnen in kleinteiliger Arbeit die nötige Substanz zu verleihen. Was auf diese Weise in seinem Atelier entstand, ist nun in einer umfassenden Werkausstellung des 1950 in Zetel bei Wilhelmshafen geborenen Malers in der Kunsthalle zu sehen. Vor allem Arbeiten der letzten fünf Jahre, aber auch frühere Werke werden hier gezeigt. Zu den ältesten gehört das Gemälde „Paris“ von 1986, einer Zeit, in der sich Thomas Hartmann intensiv mit Stadtansichten beschäftigte. Eine weitere Vorliebe hegt der Künstler für Waldwege, die er immer wieder gern malt. Allerdings ist die Farbe Grün eher selten auf seinen Leinwänden zu sehen. Winterliches Blau, helle Brauntöne und immer wieder Weiß lassen die Landschaften ruhig und weit wirken. Nur bei „Ins Grüne“, das ebenfalls in der Kunsthalle zu sehen ist, hat sich Thomas Hartmann doch einmal hinreißen lassen. So hat er seinen Pinsel in die grüne Farbe getaucht und eine überwältigende, geradezu beunruhigende, Blätterwand auf die Leinwand getupft. Trotz „Unruhe“ hat der Maler „immer so etwas, wie eine höhere Ordnung, was das alles zusammenhält.“ Was zunächst wie ein Widerspruch erscheint, wird bei der Betrachtung seiner Gemälde deutlich. Diese können sich während des Malprozesses völlig verändern. So enthält beispielsweise der Katalog zur Ausstellung ein Bild namens „Reine Formsache“, auf der eine Frau inmitten von riesigen Tellerstapeln steht, die sie wohl gerade abgewaschen hat. „Ich fand die Struktur interessant. Aber aus dem Bild wurde nichts und dann habe ich es verändert“, erklärt Thomas Hartmann, für den es immer wie ein Neuanfang ist, wenn er vor die Leinwand tritt. Was daraus geworden ist, das schaut euch am besten selbst mal an. Das Bild hat immer noch denselben Titel und dürfte in der 1000 Quadratmeter großen Ausstellungsfläche gut zu finden sein. Noch bis zum 8. Mai habt ihr die Gelegenheit, die Schau, die ein Gemeinschaftsprojekt der Weserburg/Museum für moderne Kunst Bremen und der Kunsthallen in Erfurt und Rostock ist, zu besuchen. Der Eintritt kostet 4 bzw. 6 Euro.
5. April 2011 | Weiterlesen
Straßenwärter-Plakataktion „Ihre Sicherheit ist mein Beruf“
„Schlaglöcher will aber auch keiner“, sagt Cindy Dömke und zuckt mit den Schultern. Ihr Revier ist die Straße. Als Straßenwärterin ist die sympathische 29-Jährige bei der Straßenmeisterei Hagenow für Sicherheit und Sauberkeit auf den Bundesstraßen B5 und B321 zuständig. Zu den Aufgaben der einzigen Frau im Team gehören Baustellenabsicherungen und Mäharbeiten ebenso wie das Flicken von Schlaglöchern. Bei den Autofahrern trifft sie dabei leider oft auf „wenig Verständnis“, wie sie erzählt: „Man wird schon oft angehupt.“ Um für mehr Toleranz zu werben, startete Verkehrsminister Volker Schlotmann heute in Rostock die Plakataktion „Ihre Sicherheit ist mein Beruf“. „Verständnis zu bekommen, für die schwere und gefährliche Arbeit der Straßenwärter“, sei das Ziel der Kampagne, erklärt Schlotmann. „Die meisten sehen nur die Streckenkontrolle und ärgern sich schwarz, wenn sie da hinterher zuckeln“, so der Minister, „aber was wirklich damit an Arbeit und Gefahr verbunden ist, das sehen die Leute nicht.“ Vor zwei Jahren hatte Schlotmann die Idee zu der Image-Kampagne. Vier verschiedene Motive zeigen Straßenwärterinnen und Straßenwärter bei ihrer alltäglichen Arbeit, etwa beim Grünschnitt, bei der Montage von Schildern oder der Ausbesserung von Schlaglöchern. An 31 Standorten im ganzen Land sollen die Plakate in den kommenden Wochen aufgestellt werden und für Toleranz bei den Autofahrern werben. 24 Straßen- und sieben Autobahnmeistereien gibt es in unserem Land. Mit ihren rund 700 betreuen sie ein Straßennetz von mehr als 7.000 Kilometern. Neben der Reinigung und dem Winterdienst sind sie für die Pflege von Bäumen und Grünflächen ebenso zuständig wie für die Beseitigung von Straßen- und Unfallschäden, die Wartung von Ampeln, Leit- und Schutzeinrichtungen sowie die regelmäßige Kontrolle von Straßen und Brücken. Das erste Plakat wurde heute in Rostock-Schutow enthüllt, direkt an der B 105. Eine Straße, für die Jörg Jeske (53) zuständig ist. „Wir werden sehen, ob die Kampagne erfolgreich ist“, hofft auch er auf mehr Verständnis bei den anderen Verkehrsteilnehmern für sich und seine Kollegen. Als Streckenwart ist der Routinier für die Kontrolle von Straßen, Brücken und Lichtsignalanlagen zuständig. „Dabei fahren wir mit 40 km/h“, erzählt er, „die Autofahrer sind davon nicht gerade begeistert.“ Wenn schon nicht für Begeisterung, so mag die Kampagne bei dem einen oder anderen Verkehrsteilnehmer vielleicht zumindest doch für etwas mehr Verständnis und Rücksicht sorgen.
4. April 2011 | Weiterlesen
Hansa Rostock besiegt Carl Zeiss Jena mit 2:1
Die 2. Liga rückt für den FC Hansa Rostock immer näher. Nach der letzten 2:1-Niederlage gegen den Tabellenführer Eintracht Braunschweig gelang dem Team von Trainer Peter Vollmann heute gegen den FC Carl Zeiss Jena ein großer Schritt in Richtung Aufstieg. Bei strahlendem Sonnenschein verfolgten mehr als 18.000 Zuschauer das Ost-Derby in der DKB-Arena. In der 2. Minute gelingt Mohammed Lartey nach einem Zuspiel von Marcel Schied der erste Warnschuss, nur eine Minute später kommt Tobias Jänicke zum ersten Torschuss, trifft jedoch nur das linke Außennetz. Die erste wirkliche Torchance gibt es für den FC Hansa erst kurz vor der Pause. In der 40. Minute spielt Björn Ziegenbein nach einem Einwurf auf Robert Müller, der direkt an Ziegenbein zurückgibt. Aus einem spitzen Winkel trifft dieser jedoch nur das Außennetz. In den verbleibenden Minuten der ersten Halbzeit geht es nun Schlag auf Schlag. In der 42. Minute spielt Jänicke auf Lartey, der den Ball von rechts direkt vor den Kopf von Radovan Vujanovic flankt. Aus etwa fünf Metern Entfernung scheitert dieser jedoch an dem starken Jenaer Keeper Carsten Nulle. Auch Ziegenbein kann seinen Nachschuss nicht verwandeln. Nach einer Ecke von Lartey scheitert nur zwei Minuten später Kevin Pannewitz mit einem Kopfball. Im zweiten Anlauf kommt Vujanovic zu seiner Chance, die Situation wird jedoch wegen Handspiels abgepfiffen. Auch wenn der FC Hansa in den letzten Minuten der ersten Hälfte deutlich überlegen wirkt, bleibt die Partie bis zur Pause torlos. Die zweite Halbzeit startet nach nur zwei Minuten mit einer Schrecksekunde für den FC Hansa. Nach einem Fehler von Pannewitz, der heute in der Innenverteidigung aushelfen musste, kam der Ex-Rostocker Sebastian Hähnge zum Schuss, traf aber nur den rechten Pfosten. In der 53. Minute hat auch Hansa seine erste große Chance in der zweiten Hälfte. Jänicke kommt direkt vor Torwart Nulle zum Schuss, scheitert jedoch an dessen exzellenten Reflexen. In der 61. Minute gelingt Jänicke dann endlich der Befreiungsschlag. Von der linken Seite setzt sich der Mittelfeldspieler im Alleingang gegen Sören Eismann, Marco Riemer und Alexander Voigt bis in den Strafraum durch und versenkt den Ball ins rechte untere Eck. Knappe 15 Minuten später dann das 2:0. Schied flankt auf Vujanovic. Josip Landeka will klären, trifft jedoch unglücklich und schießt den Ball ins eigene Tor. Etwas wiedergutmachen kann Landeka seinen Patzer nach einer Standardsituation. Mit einem von ihm direkt ausgeführten Freistoß gelingt Alexander Voigt in der 73. Minute der Anschlusstreffer. Bis in die Nachspielzeit bleibt die Partie spannend. Jena steht zum Schluss samt Keeper Nulle mit 11 Mann in der Rostocker Hälfte und kann sich einige Chancen herausarbeiten, Tore fallen jedoch nicht mehr, 2:1 lautet der Endstand. Unterm Strich kann der FC Hansa Rostock heute drei wertvolle Punkte im Kampf um den Wiederaufstieg auf seinem Konto verbuchen. Da die Verfolger patzten, kann die Hansa-Kogge ihren Vorsprung auf den Relegationsplatz auf 14 Punkte ausbauen. „Insgesamt ist das Ergebnis für uns Klasse“, zeigte sich Hansa-Trainer Peter Vollmann nach dem Spiel zufrieden. Nach der Niederlage gegen Braunschweig war es für ihn sehr wichtig, dass „wir zurückkommen und das Spiel gewinnen – egal wie.“ In einer Woche spielt Rostock gegen Dynamo Dresden. Den Sechstplatzierten, der beim VfR Aalen heute mit 0:1 unterlag, trennt derzeit lediglich ein Punkt vom Relegationsplatz, entsprechend kampfstark dürften sie nächsten Samstag an der Ostseeküste auftreten. Tore: 1:0 Tobias Jänicke (61. Minute) 2:0 Josip Landeka (67. Minute, Eigentor) 2:1 Alexander Voigt (73. Minute) Aufstellung, F.C. Hansa Rostock: Jörg Hahnel (Torwart) Peter Schyrba, Martin Stoll, Kevin Pannewitz, Sebastian Pelzer (Kapitän) Robert Müller (75. Minute: Tom Trybull), Björn Ziegenbein, Mohammed Lartey, Tobias Jänicke Marcel Schied (82. Minute: Lucas Albrecht), Radovan Vujanovic (89. Minute: Sergej Evljuskin) Fotos: Joachim Kloock
2. April 2011 | Weiterlesen
17. Uwe Johnson Jahrbuch erschienen
„Das ist kein Deutsch, solche Sätze werden in unserem Hause nicht gesetzt“, schockierte Dr. Winfried Hellmann, Lektor beim Verlag Vandenhoeck und Ruprecht, bei einem mitternächtlichen Anruf Holger Helbig, nachdem dieser ihm die ersten Aufsätze für das erste Uwe Johnson Jahrbuch geschickt hatte. Das Buch wurde nach einiger Überzeugungsarbeit schließlich doch gedruckt und ging sogar in Serie. Das war 1994. In diesem Jahr liegt nun bereits die 17. Ausgabe des Uwe Johnson Jahrbuchs vor, die am Donnerstag der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Es sei eine ganz besondere Ausgabe, betonte Professor Dr. Holger Helbig, Mitbegründer und langjähriger Herausgeber des Uwe Johnson Jahrbuchs. Handelt es sich doch um die erste, die im Auftrag der Uwe Johnson-Gesellschaft erscheint und die erste, die an der Universität Rostock entstanden ist. Die Idee, das Wissen, das sich über den Schriftsteller Uwe Johnson angesammelt hatte, in einem Buch zu veröffentlichen, geht bis in das Jahr 1991 zurück. Bei einem Vortrag und gemeinsamen Unternehmungen, die sich mit Johnson beschäftigten, hatten sich Dr. Ulrich Fries, Holzhändler aus dem Westen und Holger Helbig, damals noch Student in Jena, kennengelernt und diesen Entschluss gefasst. „Wir sollten zehn Bücher über Johnson anbieten, dann können wir uns auf eins herunterhandeln lassen“, lautete die ursprüngliche Strategie von Ulrich Fries. Dieser Vorschlag stellte für Winfried Hellmann eine Unmöglichkeit dar. Jedoch ließ er sich auf ein Jahrbuch ein und schlug einen Vertrag für drei Jahre vor. Der Vertrag wurde nie verlängert. Beide Seiten hielten ihn jedoch zehn Jahre lang ein. Für zehn Jahre hatte Holger Helbig auch diese Reihe geplant und zehn Bilder für die Einbände anfertigen lassen. Denn „Fotografien von Uwe Johnson waren knapp und teuer“, erinnert sich der Literaturwissenschaftler. Das äußere Erscheinungsbild war den Machern der Jahrbücher von Anfang an wichtig, sollten „schöne Bücher“ doch den Sammlerinstinkt wecken und den alljährlichen Griff zur neuesten Ausgabe erleichtern. „Man soll den Büchern ansehen, dass sie für den Leser gemacht sind. Johnson hatte für Leser geschrieben und nicht für Germanisten“, begründet Helbig die Wahl des Layouts. So soll das Uwe Johnson Jahrbuch der akademischen Lehre und der praktischen Ausbildung gleichermaßen dienen. „Wenn Rostocker Studenten und Doktoranden darin veröffentlichen, dann ist das, was sie schreiben, nicht nur für Rostocker Professoren bestimmt“, ist dem Literaturwissenschaftler wichtig. Das Hauptpublikum seien die gewöhnlichen Johnson-Leser. Auch als Lockmittel, um „unbescholtene Bürger“ zu Johnson-Lesern zu machen, wollen die Herausgeber das Jahrbuch verstanden wissen. Nachdem die ersten zehn Jahre verstrichen waren, übernahm Michael Hofmann das Jahrbuch und profilierte es als Ort der neuesten Uwe Johnson Forschung. Band 17 wird nun wieder von Holger Helbig und Ulrich Fries herausgegeben, die diese Aufgabe gemeinsam mit Bernd Auerochs und Katja Leuchtenberger im Auftrag der Uwe Johnson-Gesellschaft erfüllen. „Mit dem Buch wird etwas fortgesetzt und zugleich etwas neu begonnen“, bemerkt Helbig zum Wechsel der Redaktion an die Uni Rostock. So haben die Herausgeber nicht nur den Verlag gewechselt, sondern auch Veränderungen im Layout und bei den Rubriken vorgenommen. Auf den Einbänden werden von nun an Fotografien des Schriftstellers zu sehen sein. „Eigentlich gibt es ausreichend Fotografien. Genug um die nächsten hundert Bände zu bestücken“, blickt Holger Helbig in die Zukunft. Bleibt zu hoffen, dass der sichtbare Neuanfang dazu führt, noch mehr Leser auf Uwe Johnson neugierig zu machen.
2. April 2011 | Weiterlesen
Land und DFB fördern Engagement des SSC gegen Gewalt
Fast 20.000 begeisterte und friedliche Fans verfolgten heute das Ost-Derby zwischen Hansa Rostock und Carl Zeiss Jena in der DKB-Arena. In der Halbzeitpause bildeten sie die passende Kulisse für die Würdigung eines Projekte, das sich gegen Gewalt im Sport richtet. „Sternenfahrt nach Schwerin: Schwerin setzt Zeichen gegen Gewalt und Menschenfeindlichkeit“ lautet das Motto. Mit einer Toleranzmeile im Schweriner Sportpark möchte der SSC Breitensport am 15. Mai ein Zeichen gegen Gewalt und Menschenfeindlichkeit setzen. Spiel, Spaß, Aufklärung und Information sollen an diesem Tag für ein buntes sportliches Programm in der Landeshauptstadt sorgen. Ein Fußballspiel zwischen deutschen und ausländischen Mitbürgern ist ebenso geplant wie Autogrammstunden mit Spielern des FC Hansa Rostock und des SV Werder Bremen. „Wenn man sich mal umschaut“, beschreibt Initiatorin Heike Schmidt ihre Motivation, „wird die Hemmschwelle zur Gewalt immer geringer.“ Als Mutter und sozial denkender Mensch fühle sie sich verpflichtet, etwas dagegen zu tun. Unterstützung gibt es dafür sowohl vom Land als auch vom Deutschen Fußball-Bund (DFB). Beide fördern den Aktionstag mit jeweils 5.000 Euro. Am Rande des heutigen Heimspiels des FC Hansa Rostock übergab Sozialministerin Manuela Schwesig einen entsprechenden Förderbescheid. Als „wichtigen Beitrag zum Aufbau einer toleranten Gesellschaft“ lobte die Ministerin heute in Rostock die Aktion des Sportclubs Breitensport Schwerin. Der DFB fördert das Projekt im Rahmen seiner Kampagne „Kinderträume 2011“. Anlässlich der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft ins Leben gerufen, unterstützt die Kampagne soziale Einrichtungen, die sich um das Wohl von Kindern und Jugendlichen kümmern, ideell und finanziell.
2. April 2011 | Weiterlesen
Öko-Motor für Schiffe: Gasantrieb soll Emissionen senken
„Dicke Luft“ herrscht auf den Schifffahrtsrouten, beschreibt Dr. Udo Schlemmer-Kelling, Engineering Manager bei Caterpillar Rostock, die Situation auf unseren Weltmeeren. Gemeint sind die Stickoxid- und Schwefeloxid-Emissionen, die durch den Schiffsverkehr entstehen. Die Internationale Seeschifffahrts-Organisation (IMO) hat sich der Umweltproblematik angenommen. Für die Jahre 2015 und 2016 sind deutlich verringerte Grenzwerte im Bereich der Emissionen von Schiffsmotoren verfügt worden. Ab 2015 ist schwefelarmer Kraftstoff vorgeschrieben, 2016 soll zusätzlich die Stickoxid-Emission drastisch reduziert werden. Um den neuen Anforderungen gerecht zu werden, steigt der Caterpillar-Standort Rostock in die industrielle Forschung ein. In der Vergangenheit gab es hier nur Montage, Produktion und Zustandsabnahme. Nun ist eine „eigene kleine Entwicklungsabteilung entstanden, die sich um die Großmotoren kümmert“, erklärt Schlemmer-Kelling. Bis zum Jahr 2014 werden die aktuellen Gas- und Dieselmotoren so weiterentwickelt, dass sie den strengeren Emissionsvorgaben genügen. Hier wird vor allem auf das im Kfz-Bereich bereits etablierte Common Rail-System gesetzt. Zusätzlich soll ein Antrieb der nächsten Generation entwickelt und auf den Markt gebracht werden – ein Dual Fuel Motor, der mit beiden Kraftstoffarten betrieben werden kann. Im Gasbetrieb wäre diese Maschine auch für zukünftige Emissionsanforderungen gewappnet. 2014 soll die Serienproduktion anlaufen. Ein neuer Serienprüfstand wurde für den „Öko-Motor“ bereits eingerichtet, ein zweiter wird derzeit installiert. Prof. Dr.-Ing. Egon Hassel, Leiter des Lehrstuhls für Technische Thermodynamik an der Universität Rostock, blickte auf ein weiteres Projekt voraus, bei dem die Uni eng mit dem Motorenbauer zusammenarbeiten möchte. Dabei handelt es sich um die Entwicklung eines Demonstrations-Dieselmotors, der Abgasrückführung einsetzt, um die ab 2016 geltenden Emissionsanforderungen einzuhalten. Im Pkw-Bereich längst etabliert, ist die Abgasrückführung für Großmotoren eine noch zu erprobende und zu erforschende Technologie. Aber nicht nur Schiffsneubauten hat Caterpillar im Visier. Es ist geplant, so Schlemmer-Kelling, dass die Gas- und Dual Fuel-Motoren auch als Nachrüstlösung angeboten werden. So bekommen etwa die neuen Scandlines-Fähren zwar noch klassische Dieselaggregate, es wurde jedoch vereinbart, dass die Motoren ab 2014 nachgerüstet und auf Dual Fuel umgestellt werden können. Was die Betriebskosten mit Gas betrifft, lässt sich gegenwärtig noch keine seriöse Schätzung abgeben. Von Hafentankstellen bis zu Bunkerschiffen fehlt bisher schließlich noch die komplette Infrastruktur. Sicher ist jedoch: Es wird teurer. „Vermutlich wird der Betrieb mit Gas irgendwo zwischen dem normalen Dieselöl und dem Schweröl liegen“, schaut Schlemmer-Kelling voraus. „Aus Emissionssicht ist der Gasbetrieb jedoch gewünscht, weil er sehr viel Vorteile hat.“ Zu den ersten Kunden dürften die großen Kreuzfahrtreedereien gehören. Hier zählen nicht nur die Kosten, sondern auch der Kundenanspruch. „Der Kunde will ein sauberes Schiff, das effizient fährt“, ist man sich bei Caterpillar sicher. Vier Millionen Euro beträgt das Gesamtvolumen des Verbundprojektes zwischen dem Motorenbauer und der Universität Rostock. Mit 1,2 Millionen Euro beteiligt sich das Land. „Forschung und Entwicklung hier vor Ort“, lobte Wirtschaftsstaatssekretär Dr. Stefan Rudolph, der heute den Förderbescheid überbrachte, „das ist das, was uns wichtig ist.“ Aktuell besteht das Entwicklerteam zwar erst aus zwei Ingenieuren, mit Monteuren und Messtechnikern könne es mittelfristig aber auf fünf bis zehn Mitarbeiter wachsen, stellte der Motorenbauer in Aussicht.
2. April 2011 | Weiterlesen
„Das Weiberregiment“ – Ein Shakespeare nach Aristophanes
Wenn sich zwei streiten, so heißt es, freut sich der Dritte. Das scheint für Künstler allerdings nicht zu gelten. Wenn sich Shakespeare und Aristophanes, sein Schriftstellerkollege aus der Antike, darum streiten, wessen Stück sich besser für eine Aufführung eignen würde, wird einfach ein Kompromiss geschlossen. Shakespeares „Verlorene Liebesmüh“ wird kurzerhand mit Aristophanes‘ „Lysistrate“ verkuppelt. Natürlich ist der Streit Teil des Stücks „Das Weiberregiment“, das Torsten Malter und Karsten Schuldt zusammen mit dem TJC1 gestern Abend zum ersten Mal vor Publikum zeigten. Tatsache ist aber, dass ihr Theaterstück wirklich aus den beiden Handlungssträngen der oben genannten Werke zusammengesetzt ist.
1. April 2011 | Weiterlesen
JobAct präsentiert „MACHTSPIEL“
„Willkommen im Machtspielpark“, ertönt es aus den Lautsprecherboxen der BÜHNE 602. Auf der Bühne befinden sich junge Menschen, die ganz alltägliche Dinge tun: Musik hören, Zeitung lesen, joggen, mit dem Hund spielen und, und, und. Über den Lautsprecher ertönt wieder die Stimme: „Wusch!“ Alle erstarren. „Wusch!“ Sie wachen auf und verhalten sich feindselig. Noch ein „Wusch!“ und alles ist wieder wie gewohnt. Die Stimme kommt von zwei Schwestern, die Gut und Böse repräsentieren. Um die Menschen beeinflussen zu können, hatten sie sich eine Truhe anfertigen lassen und in diese den freien Willen der Menschheit eingesperrt. So entschieden sie schon Tausende von Jahren, wie sich die Menschen verhalten sollten. Da sie sich nun darüber streiten, wie die Welt für die nächsten 1000 Jahre sein soll, rufen die beiden einen Wettstreit zwischen Gut und Böse aus. Um die Teilnehmer zu ködern, versprechen sie, dem Sieger einen Wunsch zu erfüllen. Also ziehen acht Menschen, die bisher unbeeinflussbar waren, los und treffen im „Vulkanhaus“ aufeinander, um in Spielen wie Tauziehen oder Schwertkampf gegeneinander anzutreten. Immer wieder klingen ernste Themen an, die am Ende in einer Videoinstallation gipfeln, die einen nachdenklich nach Hause gehen lässt. Ist der freie Wille wirklich besser als die Beeinflussung oder nicht? Die Beeinflussung der Menschen wurde zum Beispiel durch Werbetexte demonstriert, die zwischen den Szenen aus den Lautsprechern schallten. Wir alle sehen, hören und lesen tagtäglich Werbung an Hauswänden, im Radio und im Fernsehen. Um die Beeinflussung durch ein solches Medium zu verdeutlichen, wurden die Werbetexte überspitzt dargestellt und ins Sinnlose gezogen. So wurde man zum Beispiel zum Kauf von Plastikorchideen angehalten, die auch tatsächlich wie Plastik aussehen und nach ekligen Dingen riechen. Aber auch die unterbewusste Beeinflussung der Protagonisten durch Gut und Böse in deren Träumen zeigte deutlich den Gedanken hinter der Geschichte. „Sind Sie beeinflussbar?“, lautete die Frage, die sich das Publikum stellen sollte. Auch das Bühnenbild war gelungen, wenn auch einfach. Es bestand aus Kartons, die erst durch ihre Beschriftung zu dem wurden, was sie sein sollten. Aus einem einfachen Pappquader konnte so eine Bank oder ein Mülleimer werden. Auch das könnte man als eine Anspielung auf unsere Beeinflussbarkeit begreifen. Gib etwas einen Namen und wir glauben, dass es existiert. Woran die jungen Theatermacher vor allem glauben sollten, war ihr eigenes Können. „Hätten Sie den Mut gehabt?“, fragte die stellvertretende Geschäftsführerin des Hanse-Jobcenters, Denise Kraetsch, das Publikum zu Beginn. Gemeint war der Mut, der nötig ist, sich in einer Gruppe von völlig fremden Menschen zu öffnen, sich ohne Erfahrung an ein Theaterstück zu wagen und dieses zu präsentieren. Denn genau das taten die 15 jungen Rostocker, als sie sich aus freiem Willen dazu entschieden am Projekt JobAct teilzunehmen. Sieben Monate lang beschäftigten sie sich mit der Gestaltung eines Theaterstücks, bei dem es vor allem darauf ankam, im Team zu arbeiten und selbstbewusst genug zu sein, um die Meinung zu sagen. Sie mussten zusammen nicht nur die Idee entwickeln, sondern auch die Texte schreiben, das Bühnenbild gestalten und sonst alle wichtigen Dinge erledigen, die es für eine Theatervorführung braucht. Hilfe bekamen sie dabei von der Theaterpädagogin Kim Lukacs von der Projektfabrik, die ihnen helfend zur Seite stand. Neben all diesen Aktivitäten kümmerten sich die 15 außerdem um ihre Zukunft. Sie absolvierten Vorstellungstermine und beschäftigten sich mit der Frage, was sie denn eigentlich mit ihrem Leben anfangen wollen. Genau das ist nämlich der Gedanke hinter dem Projekt. Die jungen Menschen sollen erfolgreich in den Arbeitsmarkt integriert werden, nachdem sie vorher einige Probleme damit gehabt hatten. Auch hierfür hatten sie während der sieben Monate eine Ansprechpartnerin in Ilona Eckhardt vom Bildungsträger IBS, die zum Beispiel beim Schreiben von Bewerbungen half. Nach dem das Theaterstück nun auf die Bühne gebracht wurde, folgt die zweite Phase des Projekts, bei der alle Teilnehmer ein viermonatiges Praktikum absolvieren werden. Im Sommer beginnen sie dann hoffentlich alle eine Ausbildung. „Das Stück war super“, stellte Heidi Brandt, Arbeitsvermittlerin für die unter 25 jährigen im Hanse-Jobcenter fest. Sie kannte die Teilnehmer noch von vorher, als sie vor ihr im Hanse-Jobcenter gesessen hatten. „Das Projekt ist gut, um ihr Selbstbewusstsein zu stärken“, sagte sie. „Das sind Leute, die es nicht so leicht haben und heute erleben sie, dass es auch anders geht.“ Auch die Teilnehmer schienen mit sich zufrieden. „Wir sind alle auf jeden Fall selbstbewusster geworden. Man kann jetzt offener auf Menschen zugehen“, erzählte Yvonne Heinemann. Auch mit der Zukunftsplanung ginge es voran, verriet Anne Graap: „Vorher war ich ziemlich orientierungslos, jetzt will ich Restaurantfachfrau werden“, erzählte sie. Außerdem traue sie sich nun auch zu, dieses Ziel zu erreichen. Das Ergebnis spricht also für sich und das nicht nur in Rostock. Seit nun sechs Jahren gibt es das Projekt in ganz Deutschland und es erhält Zuspruch aus Wirtschaft und Politik. So stellte das Finanzinstitut J.P. Morgan eine Millionensumme zur Verfügung, um das Projekt noch größer aufziehen zu können. Schirmherrin der ganzen Sache ist die Arbeitsministerin Ursula von der Leyen. Zum bereits dritten Mal fand das Projekt nun auch in Rostock statt und wird wohl nicht zum letzen Mal jungen Menschen behilflich sein, ihren Weg zu finden. Wer sich selbst ein Bild machen möchte, kann dies heute Abend um 19 Uhr an der BÜHNE 602 tun, wenn das Stück noch einmal aufgeführt wird.
31. März 2011 | Weiterlesen
Radioaktiver Themenabend im Haus Böll
Kaum ein Mensch auf der Welt wird nichts von den schrecklichen Ereignissen in Japan mitbekommen haben. Und noch ist nicht mal klar, welche Ausmaße die Tragödie im Atomkraftwerk Fukushima wirklich hat. Vor allem in Deutschland wird als Konsequenz über die weitere Verwendung von Atomkraft diskutiert. Dass dieses Thema die Menschen bewegt, zeigte sich gestern im Haus Böll. Zur Ausstellungseröffnung „Strahlende Zukunft“ und dem anschließenden Vortrag „Mythos Atomkraft“ waren viele Besucher gekommen und hatten Fragen und Unsicherheiten mitgebracht. Lisa-Marie Wuttke ist die Macherin der Ausstellung. Im Rahmen ihres Studienganges „Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis“ hatte sie die Idee, die atomaren Endlagerstätten in Deutschland zu besuchen und fotografisch festzuhalten. Herausgekommen sind insgesamt 17 Plakate mit je vier Fotos sowie ein Prolog und ein Epilog. Zu jeder der vier Endlagerstätten – Gorleben, Morsleben, Asse 2, Schacht Konrad – hat sie außerdem Informationen gesammelt und diese anhand eines Zeitstrahls präsentiert. „Es sieht ein bisschen aus wie in einem Schrebergarten“, berichtete die Macherin ihren Ersteindruck von der Endlagerstätte Asse 2. Asse 2 ist ein ehemaliges Salzbergwerk in Niedersachsen, in dem zwischen 1967 und 1978 radioaktive Abfälle eingelagert wurden. Im Laufe der Zeit fiel den Betreibern ein, dass dies vielleicht nicht die beste Idee sei, da schon der Schacht Asse 1 eingestürzt und voll Wasser gelaufen war, sodass man momentan überlegt, die Abfälle wieder aus dem Schacht zurückzuholen. Man merkte Wuttke an, dass sie das Thema sehr gepackt hat. Sie erzählte, dass sie sogar richtiges radioaktives Material fotografiert hat. „Es ist eine beklemmende, bedrückende Stimmung unter Tage. Keiner weiß so richtig, was er mit den Abfällen machen soll.“ Ziel der Ausstellung ist es, die Menschen zum Nachdenken anzuregen. Auf keinem der Bilder sind Personen abgebildet, weil die Künstlerin dem Thema kein Gesicht geben wollte. Die Bilder und Zustände, wie mit einem so hochbrisanten Stoff umgegangen wird, sollen für sich selber sprechen. Der anschließende Vortrag wurde von Gerd Rosenkranz gehalten. Er ist Leiter von Politik und Presse bei der Deutschen Umwelthilfe. Bevor er diesen Job antrat, war er Redakteur beim Spiegel im Bereich der regenerativen Energien. Ursprünglich waren sowohl Vortrag als auch Ausstellung anlässlich des 25. Geburtstages der Katastrophe von Tschernobyl geplant, vor dem aktuellen Hintergrund ging Rosenkranz aber auch vermehrt auf die Ereignisse rund um Japan ein. Auch wenn das Thema „Mythos Atomkraft“ hieß, sind es doch mehrere Mythen, die sich um die Energie aus radioaktiver Quelle ranken. Allen voran natürlich der Mythos, dass Atomkraft sicher sei. Dass dies eben nur ein Mythos ist, davon kann sich seit zwei Wochen jeder selbst ein Bild in den Medien machen. Aber auch Europa stand in den letzten Jahren mehrmals vor einer Katastrophe mit unabsehbaren Folgen. So gab es im Juli 2006 einen Kurzschluss im schwedischen Kraftwerk Forsmark, der auch zu einem Ausfall des Kühlsystems führte. Weitere Mythen, mit denen Rosenkranz aufräumte, waren unter anderem die ausschließlich friedliche Nutzung der Technologie, die gesicherte Endlagerung und die positiven Auswirkungen von Atomkraftwerken auf den Klimaschutz. Daraus ergab sich die zentrale Frage: Wie schnell könnte Deutschland aus der Atomenergie aussteigen? Laut einer Studie des Ökoinstituts könnte man schon bis 2013 einen Großteil der noch aktiven Atomreaktoren abschalten, ohne Einbußen bei der Energieversorgung hinnehmen zu müssen. Der weitere Übergang würde dann noch mal einige Jahre dauern, aber man könnte spätestens im Jahr 2020 in Deutschland komplett auf Atomkraft verzichten. Jedoch könne es aufgrund der bisherigen „katastrophalen Fehlleistungen der aktuellen Regierung“ auch noch einige Zeit länger dauern. Im Anschluss an den Vortrag wurde noch eine ganze Zeit unter der Leitung vom Johann-Georg Jaeger, Fraktionsvorsitzender der Grünen in Rostock, weiterdiskutiert und Fragen gestellt. So gab Rosenkranz auf Wunsch der Gäste eine Einschätzung der Lage in Fukushima. „Es weiß wohl niemand auf der Welt, was im Moment im Reaktorgebäude passiert. Aber wenn eine Schmelze nicht schon läuft, stehen die Chancen gut, dass diese auch nicht passiert.“ Bis zum 5. April können sich Interessierte die Ausstellung von Lisa-Marie Wuttke noch im Haus Böll anschauen. Als besonderer Service wird die Präsentation von Gerd Rosenkranz in den nächsten Tagen auf der Homepage der Böll-Stiftung zum Download bereitstehen. So kann sich jeder selbst ein ausführliches Bild von den Mythen der Atomkraft machen.
31. März 2011 | Weiterlesen
2. Kinderkonzert der Norddeutschen Philharmonie Rostock
Schwungvoll, aber nicht fliegend brauste Dirigent Manfred Hermann Lehner auf einem Reisigbesen am Sonntagnachmittag auf die Bühne des Katharinensaals der Hochschule für Musik und Theater (HMT). „Das wirkliche Fliegen können wir euch zwar nicht zeigen, aber wie man mit Klängen und Tönen zaubert“, versprach er den rund 150 kleinen und großen Besuchern des 2. Kinderkonzertes. Unter dem Motto „Eins, zwei drei – alles Zauberei“ stellte die Norddeutsche Philharmonie Rostock drei kurze Stücke vor, in denen es um Hexen und Zauberei geht. Denn nicht nur Kinder sind von übernatürlichen Kräften und Magie fasziniert. Auch Komponisten haben sich von alten Märchen und Zaubergeschichten inspirieren lassen. Eine der bekanntesten dürfte wohl „Hänsel und Gretel“ sein. Das Märchen diente Engelbert Humperdinck am Ende des 19. Jahrhunderts als Vorlage für seine gleichnamige Oper. Wo es Hexen gibt, ist auch ein fliegender Besen nicht weit, erfuhr das Publikum. Gemeinsam mit dem Dirigenten stimmte es das Lied „Der Besen, der Besen, was macht man damit“ aus dem ersten Bild der Oper an, bevor das Orchester schließlich im „Hexenritt“ dessen Flugbewegungen musikalisch einfing. Damit die Kinder auch genau wussten, wie die Musiker diese Zauberei vollbrachten, stellte Manfred Hermann Lehner zuvor die Themen und die Instrumente kurz vor. Mit Leichtigkeit erkannten die jungen Zuhörer Klarinetten, Oboen und Geigen, letztere waren für das Windsäuseln zuständig. Sogar Tamburin und Kastagnetten waren ihnen nicht neu. Schwieriger war es jedoch das tiefe Blasinstrument im nächsten Stück „Die Schöne und das Biest“ von Maurice Ravel zu bestimmen. Es ist kein Horn, auch keine Tuba, ein Cello erst recht nicht – nein, es ist ein Kontrafagott, welches das Biest musikalisch darstellt, löste der Dirigent das Ratespiel auf. „Man hört schon im Biest ist nichts Böses drin, denn in Wirklichkeit ist es ja ein Prinz“, regte er die Kinder zum Ohrenspitzen an. Besondere Aufmerksamkeit schenkte er dann dem wohl magischsten Moment des Stückes: der Erlösung des Prinzen, welcher durch das zarte Harfenglissando und den sanften Triangelschlag unverkennbar ist. „Zauberei kann ganz leise und freundlich sein“, wusste Manfred Hermann Lehner. „Aber auch witzig“, leitete er zum nächsten Stück über und erzählte die Geschichte des „Zauberlehrlings“, der sich in einer Zeit, als es noch keine Wasserhähne gab, die mühsame Arbeit des Wasserschleppens mit einem Zauberspruch erleichtern wollte und dabei mächtig baden ging. Auch in dieser Geschichte spielen Besen eine besondere Rolle. Wie sie musikalisch dargestellt werden, zeigten zwei Musiker am Kontrafagott und der Bassklarinette, bevor das Orchester wie schon bei den Konzerten für Teens, das gesamte Werk des französischen Komponisten Paul Dukas spielte. Wie die Besen im „Zauberlehrling“ zerholzt werden, hat Lilly am Besten gefallen, erzählt sie anschließend. Die Neunjährige spielt selbst Geige und war nicht zum ersten Mal bei einem Konzert. Im Gegensatz zu ihren sechsjährigen Zwillingsbrüdern Otto und Fritz, mit denen sie das gut einstündige Konzert besucht hatte. Die nächste Gelegenheit für junge Klassikfans die Norddeutsche Philharmonie Rostock zu hören, bietet sich am 22. und 23. Mai beim 3. Kinderkonzert. Dann wird die Musik von Johann Sebastian Bach und seiner Familie im Mittelpunkt stehen.
30. März 2011 | Weiterlesen
16. Rostocker Schultheatertage 2011
„Es ist unser wichtigster Auftrag mit Jungendlichen und für Jugendliche zu spielen“, sagte der Intendant des Rostocker Volkstheaters Peter Leonard zur Eröffnung der 16. Schultheatertage. Dass wieder so viele junge Menschen ins Theater gefunden hatten, um ihre Stücke zu präsentieren, zeige, dass wir hier durchaus eine junge Theaterlandschaft vorzuweisen haben, so Leonard weiter. Bei den Schultheatertagen, einer Zusammenarbeit von Volkstheater und staatlichem Schulamt, geht es darum, dass sich Schüler aller Schulformen mit ihren Theaterprojekten auf der Bühne des Volkstheaters präsentieren. Ganz nebenbei können sie während der drei Tage in Workshops auch noch etwas dazulernen. In diesem Jahr gibt es vier dieser Workshops, die jeweils am Morgen vor den Präsentationen der Theaterstücke angeboten werden. Neben einem Tanzworkshop des Tanztheaters, einem „Schwarzlichttheater“-Workshop und einem zum Thema Rhythmus, gibt es auch einen zum Thema „Improvisation“, um den sich Schauspieler vom Theater am Ring kümmern. „Wir wollen das ein bisschen stummfilmmäßig zum Thema „Warten“ machen“, verriet Karsten Voigt, der schon seit vier Jahren an den Workshops beteiligt ist. Er ist gespannt, wie sich das Ganze entwickeln wird: „Es kommt immer darauf an, was uns die Schüler geben. Entweder sie ziehen mit oder man geht auf die Vorschläge ein, die sie einbringen.“ Die Ergebnisse der Workshops werden dann ebenfalls auf der Bühne im Stadthafen präsentiert. Danach geht es mit den eigentlichen Theaterstücken los. „Das hier ist der Höhepunkt eines ganzen Jahres Arbeit“, sagte Torsten Malter, Koordinator für Darstellendes Spiel vom Schulamt. „Es ist schön, dass die Schüler außerhalb ihrer Schulen zeigen können, was sie gemacht haben.“ Dass es bei der ganzen Sache aber nicht ausschließlich ums Präsentieren geht, weiß Janny Fuchs, Kinder- und Jugenddramaturgin am Volkstheater. „Sie spielen nicht nur für ihre Eltern, sondern auch für andere Gruppen“, sagte sie. „So kann man auch mal gucken, wie die anderen so arbeiten.“ Deswegen werden auch nicht nur die bereits fertigen Stücke gezeigt, sondern auch Ausschnitte von noch nicht abgeschlossenen Arbeiten, damit alle die Chance bekommen auf der Bühne zu stehen. Gestern waren bereits die ersten Stücke zu bestaunen. Den Anfang machten die Schüler der fünften Klasse der Kooperativen Gesamtschule in der Südstadt, die einen Ausschnitt aus „The Wizard of Oz“ komplett in Englisch vortrugen. Auch das Stück „Die gestohlene Uhr“ von Schülern der achten und neunten Klasse der Gesamtschule der Südstadt überzeugte mit seinen gereimten Dialogen. Neben einer modernen Fassung von „Romeo und Julia“ der neunten Klasse des Erasmusgymnasiums, gab es außerdem die ersten beiden Versionen von „Der Herr der Fliegen“ zu sehen. Zufälligerweise gibt es davon nämlich gleich drei in diesem Jahr. Mit einem Ausschnitt präsentierten sich zum Beispiel Schüler der achten und neunten Klassen vom Schulcampus Evershagen. Ihr Stück „Inselparadies“ wird sich zwar aus mehreren Stücken zusammensetzen, beginnt aber mit dem Stranden auf einer einsamen Insel. „Wir waren schon sehr aufgeregt, weil wir das so vor Publikum das erste Mal gemacht haben“, verriet Manuela Koslowski, eine der Schülerinnen aus Evershagen. Die Europäische Wirtschafts- und Sprachenakademie musste ihre Version von „Der Herr der Fliegen“ etwas abwandeln, weil sich nur weibliche Schauspielerinnen fanden. Kurzerhand wurden so aus den männlichen Rollen einfach Frauen. Den krönenden Abschluss des gestrigen Tages bot das Stück „Kann denn Schlager Sünde sein?“, das von der zwölften Klasse des Gymnasiums „R. Wossidlo“ in Ribnitz-Damgarten präsentiert wurde. Basierend auf Berthold Brechts „Die Sieben Sünden der Kleinbürger“ inszenierten sie eine Reise durch Amerika, die von Schlagermusik begleitet wurde. Nicht nur das Schauspiel, sondern auch die Tanzszenen und die Musiker, die eigens dafür auf der Bühne standen, begeisterten durch und durch. Man darf also gespannt sein, was die nächsten zwei Tage noch für Perlen bereithalten. Ausschnitte aus Stücken wie „Herzsalat“ vom Theaterjugendclub 3 oder der dritten Version vom „Herrn der Fliegen“, „Das Heer der Fliegen“ vom Theaterjugendclub 2, stehen auf dem Programm. Den Abschluss der Schülertheatertage wird die öffentliche Generalprobe des Stücks „Das Weiberregiment“ des Theaterjugendclubs 1 bilden. Wer also Lust hat sich einen Eindruck der jungen Theaterlandschaft in Rostock und Umgebung zu verschaffen, kann das heute und morgen ab 16 Uhr im Theater im Stadthafen tun. Das Programm findet sich auf der Homepage des Volkstheaters.
29. März 2011 | Weiterlesen
Antiquariat und Galerie in der Altstadt-Drogerie
Neues Leben ist in die historischen Räumlichkeiten der Altstadt-Drogerie in der Wollenweberstraße 44 eingezogen. Wo früher Heiltinkturen, Cremes und Putzmittel verkauft wurden, stehen heute antike Bücher in den Regalen. Astrid Stelter hat hier am Samstag ihr Antiquariat eröffnet. „Bis vor vier Jahren war ich Lehrerin an einem Gymnasium bei Neubrandenburg. Nachdem ich drei Jahre den Vorruhestand genossen habe, fühlte ich mich nicht mehr ausgefüllt und habe den Laden mit meinem Partner eröffnet“, erzählt die 59-Jährige. Etwa 10.000 Bücher bietet sie nun zum Verkauf an. Viele von ihnen haben schon einige Lenze hinter sich gebracht und sind teilweise über hundert Jahre alt. Eine wahre Fundgrube für bibliophile Leseratten und Sammler. Besonders stolz ist sie auf eine Erstausgabe von Ernst Barlachs „Der tote Tag“ aus dem Jahre 1912, die sie geschützt in einer Glasvitrine aufbewahrt. Aber auch andere Schätze lassen sich hier finden. Das Sortiment reicht dabei von Belletristik über Sachbücher aus den Bereichen Kunst, Naturwissenschaften, Geschichte, Verkehr oder Politik. Auch Kinderbücher befinden sich in der beeindruckenden Sammlung. Ob für Studenten, die vielleicht preisgünstige Bücher brauchen oder Kunden, die eine besonders schöne und historisch wertvolle Ausgabe als edles Geschenk weitergeben wollen – die Buchhändlerin ist auf viele Wünsche eingestellt. „Gerade für Medizinstudenten haben wir viele Bücher von früher“, wirbt Astrid Stelter. Passend zum hohen Alter ihrer Ware, ist auch der kleine Laden mit den originalen deckenhohen Holzregalen der Altstadt-Drogerie eingerichtet. Auf den vielen Schubladen zeugen noch heute kleine Schildchen vom früheren Gebrauch als Kräuterdepot. Im hinteren Bereich des urigen Ladens befindet sich eine Galerie mit Malereien und Grafiken. Im Gegensatz zu den vielen anderen Galerien in der Östlichen Altstadt ist hier jedoch keine zeitgenössische Kunst zu sehen. Werke von Elisabeth Büchsel, Hedwig Holtz-Sommer und anderen regionalen Künstlern werden in dem kleinen weißen Raum ausgestellt. „Wir haben bewusst gesagt, was uns interessiert, ist Mecklenburger Malerei aus dem 19. und 20. Jahrhundert“, beschreibt Dr. Jan Cremer die Auswahl der Kunstwerke, die somit ebenfalls zum antiken Flair der Altstadt-Drogerie passt. Für die Zukunft plant der Kurator und Partner in der Altstadt-Drogerie auch Vernissagen mit einführenden Vorträgen zu den gezeigten Kunstwerken.
28. März 2011 | Weiterlesen
Baumbepflanzung „Am Markt“ in Warnemünde übergeben
Unsere Stadt soll schöner werden. Ein Motto, dem wahrscheinlich viele Bürger zustimmen würden, doch nur wenige tun auch wirklich etwas dafür. Anders in Warnemünde. Dort wurden für die neu gepflanzten Bäume Paten aus der Bevölkerung gefunden, die sich künftig um die Pflege der Ulmen kümmern werden. Heute wurden die Bäume offiziell übergeben. Neu bepflanzt wurde der Parkplatz „Am Markt“. Es wurden sechs Beete angelegt, in denen sich je zwei Bäume befinden. Um das Stadtbild noch weiter zu verschönern, wurden die Beete mit insgesamt 280 Bodendeckerrosen aufgefüllt. Und auch wenn man davon noch viel sieht, stehen die Chancen gut, dass die Blumen dort bald herrlich blühen. Da natürlich immer auch kritische Stimmen zu hören sind, betonte Stefan Patzer vom Amt für Stadtgrün, Naturschutz und Landschaftspflege, dass für die Bepflanzung keine Parkplätze weichen mussten. Einzig durch die Umsetzung eines Papiercontainers wurde eine Stellfläche belegt. Dies sei aber nur eine temporäre Lösung, ein neuer, besserer Standplatz werde schon gesucht. „Warnemünder ist immer besonders in alle Richtungen. Da sind die Leute teilweise uneinsichtig und zerstritten. Aber sie sind auch sehr kooperativ und setzen sich für ihre Belange ein“, sagte Patzer. Die Kosten für das Projekt belaufen sich auf 33.525 Euro. Umgesetzt wurde die Bebauung nach Ausschreibung durch die Stadt von der Rostocker Firma GALABAU. Treibende Kraft hinter der Aktion und auch mit 7.633 Euro finanziell beteiligt ist der Gemeinnützige Verein für Warnemünde. Dieser Verein hat das Anliegen, die Stadt ein bisschen schöner werden zu lassen. Die Baumbepflanzung „Am Markt“ ist die bisher größte Aktion des Vereins sagte der Vorsitzende Hans-Joachim Richert. Zwar war die Patensuche Neuland für den Verein, trotzdem waren die Zwölf Paten schnell gefunden. Sie werden die Bäume zukünftig mit Wasser versorgen und die Beete von Unrat befreien. Jeder Pate hat neben einer Patenschaftsurkunde auch eine Gießkanne spendiert bekommen, um sofort loslegen zu können. An den Baumhalterungen wurden auch Plaketten angebracht, die zeigen, dass es sich um ein Gewächs in Patenschaft handelt. Einer dieser Paten ist Hannes Haßmann. Der Entertainer macht seit 50 Jahren Musik und ist ein echter „Warnemünder Jung“. „Mit der Patenschaft kann ich etwas für die Stadt machen. Es sieht manchmal schon schlimm aus, da ist es gut, dass man selbst etwas dagegen tun kann“, sagte er. Haßmann taufte seinen Baum auch später noch auf den Namen Hannes, wobei fraglich ist, ob der Schnaps positive Auswirkungen auf das Wachstum hat. Insgesamt war es also ein gelungener Tag für die Stadt und den Verein. Jedoch gab es auch Anwohner, die betonten, dass noch viel Nachbesserungsbedarf bestünde. So müsse auch auf der Stellfläche Unkraut beseitigt werden und auch die Gehwegbepflasterung lasse zu wünschen übrig. Die Vorschläge wurden vom Verein aufgenommen und werden bei der nächsten Ortsbeiratssitzung diskutiert. Eine Sache unterstrich Hans-Joachim Richert am Ende noch einmal: „Auf den Warnemünde Verein ist Verlass!“ Damit dürfte den zwölf neuen Baumpatenschaften nichts mehr im Weg stehen.
28. März 2011 | Weiterlesen
Effi Briest Premiere im leeren Volkstheater Rostock
Über 10.000 Zuschauer – so viele dürfte das Rostocker Volkstheater wohl noch nie bei einer Premiere eines Theaterstückes gezählt haben. Doch die 530 Plätze im Großen Haus, wo Matthias Brenners Bühnenfassung von Fontanes „Effi Briest“ aufgeführt wurde, blieben leer, aus Sicherheitsgründen. Die Zuschauer nahmen stattdessen vor dem Bildschirm Platz oder bei Public Viewings – wie etwa im MAU-Club oder in der „anderen buchhandlung“ – vor einer kleinen Leinwand und verfolgten das Bühnenstück weltweit via Internet. Diese Vorführungen waren natürlich technisch nicht so beeindruckend ausgestattet wie im Kino. Sollten sie auch nicht. Denn das Provisorium soll schließlich keine Schule machen. Das Schauspielensemble hatte sein Kunstwerk vielmehr in den Dienst des Protests für eine funktionstüchtige Spielstätte gestellt. Die Aufführung, die ihr Publikum mittels Live-Stream erreichte, sollte einen „würdigen Abschluss“ der Erarbeitung des Stückes darstellen, welches für die Bühne im Großen Haus konzipiert wurde, so Regisseur Matthias Brenner. Über Nacht war es am 22. Februar geschlossen worden. Doch angesichts der außergewöhnlichen Vermittlung des Theaterstückes, die unweigerlich auf die desolate Situation des Hauses aufmerksam macht, wäre es bedauerlich, wenn all die Aufregung darüber den Blick auf die eigentliche künstlerische Arbeit verstellte. Dabei war es sehr sehenswert und bewegend, was das Team auf und hinter der Bühne vollbrachte. In der Hauptrolle glänzte Lisa Flachmeyer als unbekümmerte und lebenshungrige Effi. Viel zu jung heiratet sie den für sie viel zu alten Baron von Instetten, dargestellt von Ulrich K. Müller, und zieht mit ihm in die pommersche Provinz. Hier lebt sie in seinem gruseligen Haus und verbringt ihre Abende in eher langweiliger Gesellschaft. Eine Affaire mit Major Crampas (Paul Walther) lässt sie kurzzeitig wieder aufblühen. Doch auch sie ist bald wieder vergessen, bis Instetten nach Jahren Liebesbriefe der beiden entdeckt und das Unheil seinen Lauf nimmt. Unglücklichsein und nichts dagegen tun können – so geht es nicht nur Effi. Auch die anderen Schauspieler stellen dies eindrücklich mit ihren Figuren dar. Obwohl die historischen Kleider an die Entstehungszeit der literarischen Vorlage aus dem Jahre 1894 erinnern, dürfte dieses Gefühl auch heute nicht unbekannt sein. Die Mitarbeiter des Volkstheaters können sicherlich ebenfalls ein Lied davon singen. Und obwohl das Stück insgesamt Fontanes Roman sehr treu geblieben ist, darf dann auch eine kleine Anspielung auf die aktuelle Situation des Hauses nicht fehlen. So schimpft Peer Roggendorf als Kruse: „In diesem Haus will auch gar nichts brennen“, als er vergeblich versucht ein Feuerzeug zu zünden. Das Publikum in der „anderen buchhandlung“ reagierte darauf natürlich mit verständigem Schmunzeln. Für regelmäßige Erheiterung sorgten auch die Auftritte von Dirk Donat als Gieshübler. Einen weiteren beeindruckenden Auftritt hatte Michael Ruchter. Auf dem (Lauf-)Steg sang er als Marietta Trippelli die Ballade „Herr Oluf“ von Carl Loewe, welche von Jewgenij Potschekujew am Klavier begleitet wurde. Nicht nur der Pianist auch die Norddeutsche Philharmonie, die zuvor ihre Stücke eingespielt hatte, trugen mit Werken von Patrick O’Beirne zur musikalischen Untermalung der Inszenierung bei. Eingefangen wurden die Szenen von drei Kameras und zahlreich versteckten Mikrofonen, die Augen und Ohren für das fehlende Publikum im Großen Haus ersetzten. Das hatte natürlich den Vorteil, dass man zumindest visuell den Darstellern sehr nahe kam und so ihr feines Mimenspiel genauer beobachten konnte. Auch für Theaterbesucher ungewöhnliche Blickwinkel auf das Geschehen wurden so möglich. Ein interessanter Zugang, den der Zuschauer bereits aus Filmen kennt, die im Theater mögliche freie Betrachtung aber durch den Bildregisseur (Stefan Brunst) nochmals einschränkt. Auch um das pittoreske Bühnenbild von Nicolaus-Johannes Heyse war es schade. Seine durch vier weiße Bögen und eine große Projektionsfläche erzeugte Dreidimensionalität konnte erwartungsgemäß auf den kleinen Bildschirmen und Leinwänden nicht ausreichend zur Geltung kommen. Dass zum richtigen Theatererlebnis auch die mal mehr oder mal weniger subtile Interaktion zwischen den Menschen auf und vor der Bühne gehört, mussten die Darsteller spätestens beim Schlussapplaus deutlich spüren. Zunächst per Handy ins Große Haus eingespielt, holten sich die Schauspieler dann anschließend im MAU-Club den ungefilterten Zuspruch der Zuschauer. Etwa 200 Gäste hatten hier die rund dreistündige Übertragung der Premiere, die durch die ehemalige Rostocker Chefdramaturgin Johanna Schall und Theaterkritiker Michael Laals moderiert wurde, verfolgt. In der „anderen buchhandlung“ hatten sich etwa 40 virtuelle Theaterbesucher die Aufführung angeschaut. Hier sorgten anfangs Übertragungsstörungen für etwas Nervosität, die sich dann aber schnell zerstreuten. Ilka Walljes hat die Atmosphäre zwischen Leinwand und Bücherregalen jedenfalls gefallen. Erst zwei Tage zuvor in unserer Hansestadt angekommen, hatte sich die begeisterte Theaterbesucherin gleich die Bühnenfassung eines ihrer Lieblingsbücher vorgenommen. „Natürlich ist es kein Ersatz fürs Theater. Aber als Demonstrationsveranstaltung um ein Zeichen zu setzen, finde ich es super“, lautete ihr positives Fazit. Im April wird Matthias Brenners „Effi Briest“ dann doch noch unmittelbar mit spontanen Reaktionen, dem kreativen Hauch und allem, was zu einem „richtigen Theaterbesuch“ dazugehört, in Rostock zu erleben sein. Allerdings in einer adaptierten Fassung in der Nikolaikirche, die bei allen Vorzügen leider wohl auch keine professionelle Theaterbühne ersetzen kann.
28. März 2011 | Weiterlesen
Jimmy Kelly & Band im Theater im Stadthafen
Er hat amerikanische Wurzeln, wurde in Spanien geboren und lebte lange in Irland. Das macht sich auch bei der Musik bemerkbar, die Jimmy Kelly, Spross der Kelly Family, heute macht. Mit den Folkklängen von Geige, Akkordeon und Co. entschwebte das Publikum im Theater im Stadthafen gestern zum Beispiel auf die grünen Hügel Irlands und zu den weiten Landschaften Amerikas. Bevor das Konzert im vollgepackten Theater jedoch losgehen konnte, baten die Künstler darum, das Fotografieren zu unterlassen. Nicht etwa aus kommerziellen Gründen, sondern um die Barriere zwischen Band und Zuschauern aufzubrechen. Der Abend sollte vielmehr eine große Party anstelle eines Konzertes werden. Dabei behilflich war neben dem Enthusiasmus, mit dem die fünf Künstler auf der Bühne standen, auch das heimelig anmutende Ambiente auf der Bühne. Eingerahmt von kleinformatigen Straßenlaternen, die mit bunten Lichterketten verbunden waren, fand sich ein Arsenal an Musikinstrumente. Diese wurden im Laufe des Abends immer wieder im fliegenden Wechsel umverteilt und mit erstaunlicher Leidenschaft zum Klingen gebracht. Zum Auftakt des Abends standen zunächst nur Jimmy Kelly und seine Frau Meike auf der Bühne und sangen zusammen „The Long Black Veil“. Bevor dann auch der Rest der Truppe hinter dem roten Samtvorhang hervorkommen konnte, erzählte Jimmy erst noch, wie er überhaupt zu seiner Band gekommen war. In einem Sommer hatte er, wie so oft, seine Gitarre eingepackt und war in Aachen in die Fußgängerzone gegangen, um zu musizieren. Plötzlich seien die Drei auf ihn zugekommen und hätten gefordert, dass er sofort ihren Platz räumen solle. Ein Lied gestanden sie ihm dann aber doch noch zu und mussten feststellen, dass er ja „ganz nett“ sei. Irgendwie ergab sich daraus eine Zusammenarbeit, die nun schon seit vielen Konzerten andauert. Mit voller Unterstützung ging das Programm dann so richtig los. Auf der kleinen musikalischen Weltreise ging es mit Liedern wie „Old Dan Tucker“ und „Texas Rivers“ nach Amerika und ohne in den Flieger steigen zu müssen, gleich weiter nach Spanien. Bei Liedern wie „Madre Tan Hermosa“, „Ojos Negros“ und „Brincan“ spürte man förmlich die warme Luft eines spanischen Abends durch den Saal wehen. Schwerpunkt der Musikreise war aber ganz eindeutig Irland. Mit Liedern wie „Tell Me Ma“ und „Dooley“ brachte das energiegeladene Quintett das Publikum zum Kochen. Die irischen Klänge fuhren allen direkt in Hände und Beine und so wurde ausgelassen geklatscht und getanzt und das trotz Bestuhlung. Mit Liedern, wie dem unvergesslichen „Rivers Run Free“, das einem eine Gänsehaut bescherte, zeigten sie aber auch die ruhige Seite der grünen Insel. Der gesamte Auftritt bezauberte nicht nur durch Jimmy Kellys einzigartige Stimme, sondern wurde gleichermaßen durch den herrlichen Gesang seiner Frau untermalt und von den Instrumenten getragen. So wäre ohne Bärbel Ehlerts grandioses Geigenspiel, Johannes Vos‘ Einsatz an Bass und Sousaphone und Philip Kees‘ Gitarren- und Banjo-Klänge der Zauber nicht derselbe gewesen. Nach rund zweieinhalb Stunden des Hüpfens, Tanzens und Musizierens wollte das Publikum immer noch mehr. So setzten die Fünf mit „Cover the Road“, „The Fields“ und einem mexikanischen Schlager noch eins drauf und verließen danach sichtlich erschöpft aber glücklich die Bühne. „Das war live viel besser als auf der CD“, lautete Susanne Kollwitz‘ Urteil. Sie hatte Jimmy Kelly im letzten Jahr auf der Kröpeliner Straße musizierend entdeckt und dann sofort die CD gekauft, um sie ihrer Freundin Stefanie Prange zu schenken. So waren die beiden dann auch zum Konzert gekommen. „Es ist total gut“, verkündeten sie. Wer auch auf eine musikalische Reise entführt werden möchte, der sollte im Sommer unbedingt die Augen offen halten. Denn vielleicht packt Jimmy Kelly seine Gitarre mal wieder ein und besucht mit ihr die Kröpeliner Straße.
27. März 2011 | Weiterlesen
„Azubis on Ice“ in der Eishalle Rostock
„Azubis on Ice“, das klingt erst mal wie der Titel einer Eisrevue, bei der Auszubildende auf Kufen durch die Eishalle fegen. Weit gefehlt. Es handelte sich dabei um eine Kooperation der Agentur für Arbeit mit Antenne MV und den Norddeutschen Neuesten Nachrichten. Mit Eis hatte das Ganze nur insofern zu tun, dass der Schauplatz der gestrigen Veranstaltung tatsächlich die Eishalle in der Schillingallee war. „Wir suchen immer Möglichkeiten, das Signal zu senden, dass es hier Arbeitsplätze und auch Ausbildungen gibt“, erzählte Christoph Möller, Leiter der Agentur für Arbeit Rostock. „Und wir suchen immer Möglichkeiten, das für junge Menschen interessant zu machen.“ „Es ist wichtig, der Jugend zu zeigen, welche Möglichkeiten wir hier haben“, sagte Karina Jens, Präsidentin der Bürgerschaft. „Man muss nicht mehr aus Mecklenburg-Vorpommern weggehen, um eine Ausbildung zu bekommen!“ Und so sei es natürlich gut, da hinzugehen, wo die jungen Menschen ohnehin sind und ihnen dort einen Teil der Möglichkeiten zu zeigen. In diesem Fall also die Eishalle, in deren Fluren sich gestern interessierte Schülerinnen und Schüler über Ausbildungsplätze informieren konnten. Von morgens um 10 bis abends um 10 präsentierten sich 15 Aussteller mit den Möglichkeiten, die ihre Unternehmen zu bieten haben. Neben Firmen wie Liebherr, REWE und Thyssen Krupp, präsentierte sich auch das Unternehmen Wockenfuß Hörakustik. „Wir haben eigentlich Ausbildungsplätze, die wir gerne anbieten würden, aber es gibt nicht genug Bewerber“, erzählte René Thimm, Filialleiter in Roggentin. „Es gibt zu wenig passende Bewerber“, erklärte Geschäftsinhaber Tobias Wockenfuß diesen Umstand. „Man muss mit Leuten umgehen können, auf sie zugehen, aber auch die Anforderungen an die Schulausbildung sind relativ hoch. Mindestens einen guten Realschulabschluss, wenn nicht sogar Abitur.“ Das erfülle nun einmal nicht jeder der Bewerber. Um neben den ganzen ernsthaften Themen den Spaß nicht zu kurz kommen zu lassen, konnte jeder Schlittschuhe mitbringen und seine Runden auf dem Eis drehen. Um die Wischpausen jedoch so effektiv wie möglich zu nutzen, gab es speziell in diesen Zeiten ein Programm. Firmeninterviews zu Themen wie dem Vorstellungsgespräch und Auslandsaufenthalten, aber auch Vorstellungen von konkreten Ausbildungsplätzen. Durchzogen wurde der ganze Tag außerdem von Auftritten des Eislaufvereins und der Schülerband „Laid back rats“. Eric Janssen war nicht wegen des kostenlosen Schlittschuhlaufens gekommen. Er habe zwar bereits eine Bewerbung verschickt, aber noch keine Antwort bekommen. In der Zwischenzeit wollte er sich noch ein wenig umsehen. „Ich hab auch schon allerhand gefunden, was mich interessieren würde“, sagte er. Natürlich sei das aber alles nicht seine erste Wahl. Wie viele der anderen Schüler nun in die Eishalle gingen, um sich zu informieren und nicht einfach nur eiszulaufen, sei dahingestellt. Eine originelle Idee war es auf jeden Fall und es wird sicherlich nicht die einzige Initiative der Agentur für Arbeit bleiben, um die freien Ausbildungsstellen an den Schüler zu bringen.
27. März 2011 | Weiterlesen



