Neueste Nachrichten aus Rostock und Warnemünde

Das Grunzmobil in Rostock
Es ist nicht mehr zu übersehen. Die Weihnachtszeit steht vor der Tür – die Konsumhochzeit des Jahres. In den Supermarktregalen liegen ja schon seit den Sommermonaten Weihnachtsleckereien aus. Bald werden auch wieder die fetten Weihnachtsbraten auf den Tellern serviert. Nach und nach werden die Häuser mit Tannengrün und Weihnachtskugeln geschmückt. Auch die Rostocker Innenstadt macht sich bereit für den traditionellen Weihnachtsmarkt, der am 26. November offiziell eröffnet wird. Das Riesenrad auf dem Neuen Markt steht schon. An der Fischerbastion und in der Kröpeliner Straße werden Fahrgeschäfte, Verkaufsstände und Bratwurstbuden aufgestellt. Da bleibt kein Platz für das Grunz-Mobil der Albert Schweitzer Stiftung, das heute und morgen in Rostock Station macht und über Massentierhaltung und Fleischkonsum informieren will. Am Steintor hat die Rostocker Versammlungsbehörde dem Kleintransporter mit Anhänger einen Stellplatz zugewiesen. Eine riesige Schweinefigur auf dem Dach des Anhängers ragt unübersehbar bis in fünf Meter Höhe. Wer sich dem Mobil nähert, hört qualvolles Geschrei von Schweinen, Puten und anderen Tieren aus der Massentierhaltung. Auf einer Videoleinwand erscheinen die dazugehörigen Filme mit Bildern aus Mastanlagen und Schlachthöfen, die viele Betrachter nicht unbeeindruckt lassen dürften. Doch interessierte Besucher bleiben aus. Kaum einer kommt am Grunzmobil vorbei. Bis auf ein paar Fahrgäste der Straßenbahn und wenige Passanten ist der Platz leer. „Normalerweise stehen wir in der Fußgängerzone und hätten auch in Rostock die Kröpeliner Straße bevorzugt. Wir möchten Menschen erreichen, das ist an dem Standort leider nicht gegeben“, kommentiert Carsten Halmanseder von der Albert Schweitzer Stiftung. Vorzeitig bricht er die Aktion ab, auf der Suche nach einem geeigneteren Platz. Morgen soll das Grunzmobil von 11 bis 19 Uhr an der Langen Straße 23 in Richtung Marienkirche stehen. Die Albert Schweitzer Stiftung setzt sich seit dem Jahr 2000 gegen die industrialisierte Massentierhaltung und für die Stärkung der vegetarischen Idee ein. Der geschäftsführende Vorstand der Albert Schweitzer Stiftung Mahi Klosterhalfen erklärt:„ Das Problem ist, dass die Tierhaltung in Deutschland Dimensionen und (tierquälerische) Zustände erreicht hat, die von der breiten Mehrheit der Gesellschaft abgelehnt werden. Uns geht es darum, den Menschen zu zeigen, wie sie es vermeiden können, die Massentierhaltung zu unterstützen. Das will ja eigentlich niemand, doch wir tun es fast alle durch unser Kaufverhalten. Die Lösung ist, dass wir die tierquälerischen Zustände mit Messer und Gabel abschaffen, indem wir vermehrt oder vollständig vegetarisch / vegan essen. Das ist viel einfacher und schmackhafter als es sich die meisten Menschen vorstellen.“ Auf seiner Tour durch rund 100 deutsche Städten informiert das Grunzmobil über Formen der Tierproduktion, gibt Tipps zur vegetarischen Lebensweise und sammelt Unterschriften gegen quälerische Massentierhaltung. „Ziel ist es, 50.000 Unterschriften zu sammeln, damit wir eine offizielle Petition in den zuständigen Bundestagsausschuss einbringen können. Wir sind auf einem sehr guten Weg und werden unser Ziel voraussichtlich im Frühjahr 2012 erreichen“, sagt Mahi Klosterhalfen.
16. November 2011 | Weiterlesen
Inka Parei präsentiert ihren Roman „Die Kältezentrale“
Es sei eine „Einladung zur Wahrnehmung“, sagte Inka Parei nach ihrer Lesung über ihren aktuellen Roman „Die Kältezentrale“. In dem nur knapp 200 Seiten starken Buch erzählt sie von einem persönlichen Schicksal, streift die Geschichte der DDR, gibt Einblicke in ihr Zentralorgan „Neues Deutschland“ und beleuchtet eine Folge der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl. Eine Kostprobe, wie man so viel Stoff in einem Buch unterbringen kann, gab die Berlinerin heute bei ihrer Lesung in der anderen buchhandlung. Inka Parei ist die erste Kandidatin, die im Wettbewerb um den Preis der diesjährigen LiteraTour Nord antritt. Nachdem Wilhelm Genazino vor drei Wochen die Reihe zum Jubiläum außerhalb der Wertung eröffnete, werden nach Inka Parei noch vier weitere Autoren in Rostock lesen, abwechselnd im Peter-Weiss-Haus und der anderen buchhandlung. Neben Rostock macht die Tour noch in fünf weiteren Städten halt und am Ende wählt eine Jury den Sieger. Eine Stimme hat wie immer auch das Publikum. Diese stimmte in den letzten Jahren immer mit dem Gesamtsieger überein. „Die Kältezentrale“ ist der dritte Roman der Ingeborg-Bachmann-Preisträgerin. Zuvor erschienen 1999 „Die Schattenboxerin“ und 2005 „Was Dunkelheit war“. In dem aktuellen Buch steht ein namenloser Protagonist kurz vor seinem mentalen Zusammenbruch. Dabei muss er doch eine Kette von Rätseln lösen, um seiner Ex-Frau zu helfen, die an einer mysteriösen Krankheit leidet. Er selbst sagt: „Mir bleiben noch 12 Stunden Zeit, um die richtigen Schlüsse zu ziehen.“ Was nach einem Thriller klingt, liest sich auch ganz ähnlich. Durch viele Rückblicke und Perspektivwechsel erlebt der Leser das Geschehen hautnah mit. Man tut es dabei dem Helden gleich und puzzelt sich Stück für Stück die scheinbar wahre Geschichte zusammen. Dabei spielt die Arbeit in der titelgebenden Kältezentrale eine Rolle. Diese sorgte für die Kühlung der Druckmaschinen in den Räumen des „Neuen Deutschlands“, der führenden Zeitung der DDR. Der ausgebildete Schlosser arbeitet dort, bis zum Selbstmord eines Kollegen. Dieser wirft ihn so aus der Bahn, dass sich sein gesamtes Leben ändert. Er gibt sich selbst eine Mitschuld an dem Vorfall. Bei den Recherchen zu einem Lastwagen, der scheinbar radioaktiv verseucht war und seine ehemalige Frau krankgemacht zu haben scheint, findet er jedoch heraus, dass einige Dinge damals ganz anders waren. Seine Wahrnehmung hat ihn getäuscht. Die vorgelesenen Stellen im Buch konnten einen guten Eindruck von der Komplexität der Erzählung geben. Mit einer sehr ruhigen und bedachten Art trug die Autorin die Abschnitte vor und nahm die Gäste in der anderen buchhandlung mit auf die Reise nach Berlin. Dort ließ sie die Anwesenden auch die Angst und die Verzweiflung des Protagonisten spüren, sodass nach der Lesung viele herausfinden wollten, welche Entdeckungen er noch auf seiner Reise machen wird. Das für die LiteraTour Nord typische Gespräch mit Professor Lutz Hagestedt war dieses Mal sehr aufschlussreich. Er gab sofort zu Beginn dem Publikum die Chance, das Wort zu ergreifen, was jedoch niemand tat. So öffnete er das Gespräch mit dem Thema Eigenarten im Stil der Autorin. Es ging weiterhin um die Besonderheit, dass eine Autorin aus Westdeutschland ein Buch über die DDR schreibt. Dabei betonte Parei, dass dies für sie auch ein Lernprozess sei und daher die Recherche auch einen Großteil der Arbeit einnehme. „In meinen Texten verarbeite ich auch viele persönliche Erlebnisse, dies jedoch so verfremdet, dass man es nicht so leicht erkennt“, erzählte die Autorin. Daraufhin entwickelte sich ein richtiges Gespräch, das immer wieder auch von Fragen aus dem Publikum vorangebracht wurde. Inka Parei war dabei sehr sympathisch und konnte alle Fragen überzeugend und mit viel Humor beantworten. So auch die abschließende Frage, ob man nun wieder fünf Jahre auf ein neues Buch warten müsse. „Ursprünglich hatte ich einen Roman über Kleist geplant. Da dies aber auch wieder viel Recherche verlangt, spiele ich mit dem Gedanken, etwas aus meinem unmittelbaren Umfeld zu erzählen. Dann könnte es etwas schneller gehen.“ Wir sind gespannt und freuen uns, Inka Parei mit ihrem neuen Roman hoffentlich auch wieder in Rostock begrüßen zu können.
15. November 2011 | Weiterlesen
Verkehrsfreigabe am ÖPNV-Verknüpfungspunkt Warnemünde
Kein Warten mehr für Autos, Radfahrer und Fußgänger an den Schranken der Alten Bahnhofsstraße in Richtung Warnemünde Werft und Passagierkai – heute wurden die neue Straßenbrücke und der Fußgängertunnel am Haltepunkt Warnemünde Werft offiziell freigegeben. Fast 15 Millionen Euro haben die Baumaßnahmen am Nordkreuz bisher gekostet. Der Berufsverkehr, der öffentliche Nahverkehr und auch der Fernverkehr können nun über die neue Kreisstraße K 43, die von der Stadtautobahn abzweigt und nach dem Rostocker Hafenbaudirektor Karl-Friedrich Kerner benannt wurde, die Bahngleise an der Haltestelle Warnemünde Werft überqueren. Mit einer Tragfähigkeit von 250 Tonnen ist die neue Brücke auch für den Schwerlastverkehr ausgelegt. Eine Breite von 11,50 Metern erlaubt den Transport von Schiffspropeller und anderen Großbauteilen der Zulieferindustrie an den Werftstandort Warnemünde. Für Fußgänger wurde bereits Mitte September im Bereich der S-Bahn-Haltestelle Warnemünde Werft ein Tunnel provisorisch freigegeben. Die 40 Meter lange barrierefreie Unterführung verbindet die Lortzingstraße mit der Werftallee und ist nun, bis auf einige Restarbeiten, fertiggestellt. Der bisherige Bahnübergang in der Alten Bahnhofsstraßen ist für den Autoverkehr seit heute und für Fußgänger ab dem 20. November geschlossen. „Eine Zumutung!“, protestierten einige Rollstuhlfahrer, die sich zur Einweihung der Brücke für eine Mahnwache am Bauzaun versammelt hatten. Sie befürchteten einen über sechs Kilometer langen Umweg, um vom Seekanal zum Alten Strom zu gelangen. Doch Oberbürgermeister Roland Methling versprach ihnen: „Noch in dieser Woche, spätestens in der nächsten ist auch die oberirdische Querung nördlich des bisherigen Bahnhofstunnels in Warnemünde gesichert.“ Vervollständigt wird der Verkehrsverknüpfungspunkt in den kommenden Monaten mit dem Bau einer Umsteigeanlage für Busse samt Anbindung an den Haltepunkt der S-Bahn, eines Taxistandes, von P+R Stellplätzen, Fahrradständern und Grünanlagen. Pünktlich zum Beginn der Kreuzschifffahrtssaison im Frühjahr 2012 soll das gesamte Bauvorhaben fertiggestellt sein. 21 Millionen Euro werden dann im Nordkreuz, einem der größten Bauprojekte der Region, das sich über eine Größe von sechs Fußballfeldern erstreckt, insgesamt verbaut sein. „Geplant waren 23 Millionen Euro“, betont Wilfried Eisenberg von der Rostocker Straßenbahn AG. Die RSAG wurde von der Hansestadt Rostock, die selbst einen Eigenanteil von 2,5 Millionen Euro aufbringt, mit der Koordinierung der Maßnahme beauftragt. Bund und Land fördern das Vorhaben mit über 10 Millionen Euro. „Die Entlastung des Seebades insbesondere vom Durchgangsverkehr und die leistungsfähige Anbindung der Stadtautobahn sind zwei wesentliche Beweggründe für das Land gewesen, dieses Projekt zu unterstützen. Für die Zukunft der Mittelmole und die weitere Entwicklung des Werftgeländes gibt das Nordkreuz damit wichtige Impulse“, sagte Dr. Till Backhaus, Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz. Auch sein Ressort und das Staatliche Amt für Landwirtschaft und Umwelt Mittleres Mecklenburg (StALU MM), dessen Anteil sich auf 2,35 Millionen Euro beläuft, sind an dem Projekt beteiligt. Denn die Baumaßnahme dient nicht nur dem Ausbau der Verkehrsinfrastruktur, sondern auch dem Hochwasserschutz in Warnemünde. So wurde bereits im letzten Jahr der südliche Teil der Werftallee als Flutschutzdeich ausgebaut und für den Verkehr freigegeben. Im nördlichen Bereich wurden nach dem Ende der diesjährigen Kreuzfahrtsaison die Arbeiten an der Stützwand und der Straße wieder aufgenommen. Vom Werfteingang bis zur Mittelmole soll die Werftallee auf der Hochwasserschutzwand verlaufen. Mit der Öffnung der Straßenbrücke wird dieser Abschnitt nun für den Durchgangsverkehr freigegeben. Die verbleibenden Bauarbeiten sollen bei laufendem Verkehr erfolgen. Ein Meilenstein sei die Freigabe der Straßenbrücke und des Fußgängertunnels am ÖPNV-Verknüpfungspunkt Warnemünde Werft für den Ausbau des Kreuzschifffahrtstandortes und die Erschließung Warnemündes als Ganzes, so Oberbürgermeister Roland Methling. Ein Meilenstein, auch für den Nahverkehr rund um Rostock-Warnemünde, ergänzt Arvis Kämmerer von der DB Netz AG. Auch die Bahn profitiert von der Kreuzschifffahrt des Ostseebades. 160 Sonderzüge von Warnemünde insbesondere nach Berlin habe das Transportunternehmen in der vergangenen Saison eingesetzt. Die Bahn investiert rund 15 Millionen Euro innerhalb dieses Projektes in die beiden Stationen in Warnemünde. Wenn die Haltestelle Werft fertig ist, erfolgt der Umbau des Bahnhofs. Zwei ICE-lange Bahnsteige sollen hier errichtet werden und so die Infrastruktur für schnellere Züge schaffen. Zum Fahrplan 2014 sollen sie die Verbindung zwischen Rostock und Berlin in weniger als zwei Stunden zurücklegen. Doch bis es soweit ist, müssen sich die Fahrgäste zwischen September 2012 und April 2013 auf eine Totalsperrung der Strecke einstellen. In dieser Zeit werden die Züge über Schwerin umgeleitet. Vier Mal am Tag nonstop Berlin-Schwerin-Rostock mit Regionalexpresszügen, ICE und Privatbahnen, kündigt Kämmerer an.
14. November 2011 | Weiterlesen
Muttis Kinder zu Gast im heimatlichen Ursprung
Die drei Musiker betreten in Abendgarderobe die Kleinkunstbühne im Rostocker Ursprung. Nur ein Mikrofon steht bereit, keine Instrumente. Ein wenig schüchtern wirken sie. Sie ergreift das Wort: „Schön wieder hier zu sein, wo alles anfing.“ Sie heißt Claudia Graue, neben ihr stehen Christopher Nell und Marcus Melzwig. Zusammen sind sie Muttis Kinder, sie machen „A Cappella Comedy“ und verhalfen gestern der 25. Kulturwoche zu einem grandiosen Abschluss. Für die drei Musiker war es ein Heimspiel. Gemeinsam studierten sie an der Hochschule für Musik und Theater und gründeten dort auch Muttis Kinder. Nach dem Abschluss ging Christopher ans Berliner Ensemble, während Claudia und Christopher noch am Volkstheater blieben. Doch auch sie zog es 2008 nach Berlin, wo die drei schauspielern und gemeinsam musikalisch aktiv sind. In diesem Jahr standen sie auch schon in Kroatien und Singapur auf der Bühne. Nun aber endlich wieder Rostock. Und was die drei gestern im Ursprung mit minimalen Mitteln (nur ihre Körpern und die darin befindlichen Stimmen) abgeliefert haben, kann man schon als audiovisuelles Feuerwerk bezeichnen und ist nur schwer zu beschreiben. Unglaublich toller Gesang, eine enorme Bühnenpräsenz und viele kleine Gesten sorgten für Gänsehaut, Lacher und ganz viel Applaus. Musikalisch wurde eine enorme Bandbreite abgedeckt. Mal wurde Alanis Morissette angesungen, dann wieder auf die White Stripes gewechselt und zwischendrin gab es auch mal Schlager zu bestaunen. Muttis Kinder sangen natürlich nicht nur, sondern beatboxten auch und imitierten ein halbes Orchester. So wurden virtuell Gitarren- und Basssaiten gezupft, diverse Schlaginstrumente bedient und in verschiedene Hörner geblasen. Und als ob das nicht gereicht hätte, wurde Christopher Nell kurzzeitig zum DJ und legte eine Platte von Lady Gaga auf – alles a cappella versteht sich. Er kam dann auch nach der Pause kurz allein auf die Bühne um den bekannten Hit „Bohemian Rhapsody“ zu präsentieren. Allein deshalb eine unglaubliche Leistung, weil Queen selbst bei Liveauftritten oft Teile des Liedes weglassen, da diese zu anspruchsvoll sind. Und Christopher übernahm alle Instrumente und Stimmen alleine. Neben der Musik bot der Auftritt auch ein hohes Unterhaltungsniveau und es gab viele Lacher. Sei es die kurzzeitige Roboterimitation, spontane Tanzeinlagen oder Wutausbrüche, die Claudia und Marcus zeitweilig die Bühne verlassen ließen – alles perfekt in die Musik eingebunden. In der zweiten Hälfte präsentierte das Trio auch einige tolle Mashups. Dabei werden zwei oder mehr Lieder künstlerisch ineinander gemischt. Zu hören gab es unter anderem eine Wettermischung, in der „Here comes the rain again“, „Singing in the rain“ und „Here comes the sun“ verschmolzen wurden. Das Publikum ließ sich von der Begeisterung des Trios anstecken und belohnte den Auftritt mit minutenlangem Applaus. Unter den Gästen waren auch viele Weggefährten und ehemalige Lehrer der drei, so gab es nach dem Konzert auch viele Wiedersehensfreuden. Mit Muttis Kinder ging gestern die 25. Kulturwoche des Allgemeinen Studierendenausschusses zu Ende. Der Studentenrat hat beschlossen, diese künftig aus dem Haushalt auszugliedern und nur noch als Hauptsponsor tätig zu sein, jedoch nicht mehr den großen Verwaltungsaufwand zu tragen. Trotzdem wird es auch weiterhin Ermäßigungen für Studenten geben und es wird versucht, auch studentische Künstler in das Programm zu involvieren. Organisator Daniel Karstädt hat auch schon konkrete Pläne für die 26. Auflage, wollte diese aber noch nicht verraten. Er war sehr zufrieden mit der diesjährigen Herbstkulturwoche. „Wir haben wieder eine Auslastung von 88 Prozent erreicht und konnten viele tolle Veranstaltungen erleben.“ Sein persönliches Highlight war das Percussionslabor im Peter-Weiss-Haus. Dort musizierten verschiedene lokale Perkussionsgruppen gemeinsam. In diesem Jahr lief der Vorverkauf besonders gut. „Das war auch super, so konnten wir entspannt in die Termine gehen, weil wir wussten, dass viele Leute kommen würden.“ Auch AStA-Veranstaltungsreferentin Caroline Heinzel war sehr zufrieden. „Es gab so viele Highlights und Muttis Kinder gerade waren ein wundervoller Abschluss“, verriet sie beim gemeinsamen Essen des Kulturwochenteams. Schon bei der letzten Kulturwoche arbeitete sie bei der Organisation mit und zeichnete sich unter anderem für den studentischen Kunst- und Handwerksmarkt verantwortlich, der am 4. Dezember im AudiMax in die zweite Runde gehen wird. Durch die unglaublich gute Resonanz auf den Poetry Slam wird es am 29. Januar im Ursprung eine besondere Veranstaltung geben. Unter dem Titel „MV Poetry Allstars“ werden verschiedene bekannte Teilnehmer der letzten Jahre einen gemeinsamen Abend gestalten, der ganz den gesprochenen Wörtern gewidmet sein wird.
14. November 2011 | Weiterlesen
Credo - Kunsthallenausstellung zeigt Künstler von Weltrang
Großer Andrang für große Namen herrschte gestern bei der Eröffnung der neuen Ausstellung in der Kunsthalle Rostock. Mit Georg Baselitz, Gotthard Graubner, Gerhard Richter und Günther Uecker ist es dem Rostocker Kunstmuseum gelungen, vier zeitgenössische Künstler von Weltrang in einer Schau zu vereinen. Neben ihrem Erfolg als Künstler verbindet sie auch ein Teil ihrer Biografie. In den 1930er Jahren im Osten Deutschlands geboren, verließen sie als junge Kunststudenten die DDR, um in Westdeutschland frei arbeiten zu können. Insgesamt 14 ihrer Werke sind nun in der Westgalerie im Obergeschoss der Kunsthalle zu sehen. Darin haben sie sich in offener Interpretation mit dem Begriff „Credo“ auseinandergesetzt. Die lateinische Formulierung für „Ich glaube“ steht für das christliche Glaubensbekenntnis und gab der Ausstellung ihren Namen. Für Kurator Dr. Ulrich Ptak ein faszinierender Begriff: „Er konnotiert unabhängig von seiner religiösen Bestimmung einen metaphysischen Kern und etwas weit Gefasstes, aber sehr Existenzielles.“ Schon zuvor hatten sich alle vier Künstler mit ihren Werken auch im sakralen, religiösen Umfeld bewegt. So griff Georg Baselitz seit den 1980er Jahren Motive aus der Anfangszeit des Christentums auf und fertigte Arbeiten für Kirchenräume an. Gerhard Richter entwarf für den Kölner Dom das große Glasfenster in der Südfassade. Gotthard Graubner widmete dem Heiligen Franz von Assisi einen Zyklus von großformatigen Gemälden. Auch Günther Uecker thematisierte wiederholt die Freiheit, aber auch die Verantwortung der Religionen in seinem Werk und gestaltete einen Andachtsraum im Berliner Reichstagsgebäude. Vier jeweils 120 qm große „Andachtsräume“ sind auch in der Rostocker Kunsthalle für Georg Baselitz, Gotthard Graubner, Gerhard Richter und Günther Uecker entstanden, die wie in Einzelausstellungen präsentiert werden. Teilweise durch Vorhänge voneinander abgeschirmt, soll nichts in dieser intimen Atmosphäre von der Betrachtung ihrer Kunstwerke ablenken. Den Kopf brauchen sich die Besucher jedoch nicht zu verdrehen. Obwohl einige Werke von Georg Baselitz einen dazu durchaus in Versuchung führen könnten. Der durch seine auf dem Kopf stehenden Bilder bekannt gewordene Künstler zeigt in Rostock vier großformatige Gemälde, bei denen er auf diese eigenwillige Malweise verzichtet hat. Sie zeigen Menschengestalten, die an Adolf Hitler erinnern und Titel wie „Poet“ oder „Freund-Freund“ tragen. Von Gotthard Graubner wurden drei riesige intensiv leuchtende Farbraumkörper, die wie Kissen anmuten, an die Wände gehängt. Gerhard Richter, der als einer der teuersten Maler auf dem internationalen Kunstmarkt gehandelt wird, ist gleich mit sechs Gemälden vertreten. Darunter auch sein 1983 entstandenes „Schädel mit Kerze“, das auf einen zweistelligen Millionenbetrag geschätzt wird. Erst im Oktober war von einem Londoner Auktionshaus eines seiner anderen Kerzenbilder für 12 Millionen Euro versteigert worden. Von Günther Uecker wird das Aquarell „Wustrow“ gezeigt. Der auf der mecklenburgischen Halbinsel aufgewachsene Maler und Objektkünstler hat dafür ein sechs Meter breites Tuch rot bemalt und mit Holzpflöcken bespickt. Erweitert wird die „Credo“-Ausstellung durch einen zweiten Teil in der Ostgalerie der Kunsthalle, der sich recht umfassend mit dem Werk von Georges Rouault (1871 – 1958) beschäftigt. Die künstlerische Arbeit des französischen Vertreters der klassischen Moderne ist nicht nur von seinem Lehrer, sondern auch von einer lebenslangen Faszination für mittelalterliche Kunst beeinflusst. „Hinzu kommt ein sehr ausgeprägtes moralisches Engagement und ein Schaffen aus tiefer Religiosität. Ich kenne kaum einen Künstler der jüngeren Kunstgeschichte, der sich mit den Fragen des Christentums so intensiv und produktiv auseinandergesetzt hat“, sagt Ulrich Ptak. Rouault im Zusammenhang mit „Credo“ auszustellen, erschien ihm daher „unausweichlich“. Gezeigt werden sowohl sein grafisches Hauptwerk: der gesamte Miserere-Zyklus mit 58 Blättern, als auch 17 Farbradierungen aus dem Passionszyklus, die in einer an eine Kapelle erinnernden Einhausung präsentiert werden. „Diese Ausstellung mit diesen Künstlern hat unser Haus vor richtige Herausforderungen gestellt“, sagt Kunsthallenbetreiber Dr. Jörg-Uwe Neumann mit Blick auf die organisatorischen und finanziellen Mittel, die für die Absicherung der Schau nötig waren. Die Bilder wurden teils in klimatisierten Hightech-Boxen aus Salzburg, Paris, Köln, Düsseldorf, Hamburg, Bremen, Villingen-Schwenningen und der Lutherstadt Wittenberg nach Rostock gebracht. Eingebettet ist die Schau in das Rostocker „Credo“-Projekt, welches vom Kirchenmusikdirektor der St.- Johannis-Kantorei Professor Markus Langer und dem Theologen Professor Dr. Eckart Reinmuth von der Universität Rostock initiiert wurde. Bereits seit Anfang Oktober wurden in diesem Rahmen Konzerte und Vorträge veranstaltet. Heute Abend wird es mit einem Konzert um 17:30 Uhr in der Nikolaikirche beendet. Die Ausstellung ist jedoch noch bis zum 29. Januar 2012 dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr in der Kunsthalle in der Hamburger Straße 40 zu sehen. Der Eintritt kostet 9 Euro, ermäßigt 7 Euro.
13. November 2011 | Weiterlesen
Kabarett ROhrSTOCK präsentiert neues Studentenprogramm
„Vorwärts Marsch! Immer der Bildung entgegen!“ Schon im Intro des neuen Programms der Rohrstöcke wird die Richtung klar gemacht: der Student als Soldat im heiligen Bildungskrieg, die Uni als Ausbildungslager und Feldlazarett gleichermaßen. Diese gesamte Bandbreite des universitären Lebens wird von den fünf Studenten abgedeckt. Nebenbei wird natürlich auch noch etwas Gesellschaftskritik verteilt. Jeder Student weiß, dass die Universität manchmal nur schwer zu ertragen ist. Da müssen Scheine gemacht, Hausarbeiten geschrieben, Dozenten verstanden und nebenbei noch Geld für die Wohnung verdient werden. Genug Themen also, auf die das Studentenkabarett ROhrSTOCK zurückgreifen kann. Unter der künstlerischen Leitung von Michael Ruschke, der schon seit 1982 im Verein ist, wurde das Programm mit dem passenden Titel „Uniwersieerträgt! 1.5“ zusammengebastelt, das gestern auf der Kulturwoche im Peter-Weiss-Haus seine Premiere feierte. Fünf Ensemblemitglieder kämpfen sich durch die wirre Welt der Universitäten. Melanie Rahn und Sebastian Eberhard sind schon seit April 2010 dabei, Antonia Mickeleit steht seit April 2011 auf der Bühne und Christina Stratmann und Philipp Wöller sind erst seit diesem Monat mit von der Partie. Trotz der kurzen Einarbeitungszeit stimmte die Chemie auf der Bühne. Zwar zündete nicht jeder Gag, aber trotzdem war auch viel Gutes dabei. So wurden zum Beispiel verschiedene Möglichkeiten des Geldverdienens neben dem Studium vorgeführt. Man könne zum Beispiel eine Bank überfallen, um einen Bildungsscheck zu bekommen. Oder man bändelt mit den Dozenten an. Auch häufig vertreten in Rostock sind die Blutspender. Für alle von ihnen hat die Gruppe einen Blutplasmablues komponiert, der vampiristische Züge annahm. Auch das Lied über Prokrastination hat Spaß gemacht. Zwischen den mal kurzen, mal etwas längeren Episoden wurde es kurz dunkel, die Bühne wurde umgebaut und kurze Musikschnipsel wurden angespielt. Diese passten zwar teilweise zum Thema, der Übergang war dadurch jedoch recht holperig. Man kam immer wieder raus und es wollte sich so kein richtig harmonischer Fluss einstellen. Besonders die kleinen Zwischenstücke sorgten für Lacher. Im Gespräch berichtet eine Mutter von der miserablen Wohnungssituation. „300 Leute haben sich für mein 15-Quadratmeterzimmer beworben!“ „Und wenn wirst du nehmen?“ „Naja, wenn man sie stapelt, kriege ich sie alle da rein.“ Jeder, der in Rostock schon mal eine Wohnung gesucht hat, besonders in der Innenstadt, wird die Problematik erkennen. Schön war, dass immer wieder Bezug auf Rostock genommen wurde. So spielte eine Geschichte, die fast nur aus Gruppennamen eines sozialen Netzwerks bestand, in der Mensa, inklusive passender Tabletts. Und auch das Balzverhalten des gemeinen Studenten wurde nicht in einer namenlosen Kneipe, sondern im Studentenkeller aufgezeigt und analysiert. Auch die Studentinnen Maria Handrejk und Anja Rosche mussten in ihrer Studienzeit schon so manche nervige Situation meistern. Sie besuchten beide das erste Mal das Rostocker Studentenkabarett und waren ein wenig enttäuscht. „Wir wollten die auf jeden Fall mal sehen, aber ich habe irgendwie mehr erwartet“, resümiert Anja. Und auch Maria ist nicht vollkommen überzeugt: „Schauspielerisch ist es wirklich gut, aber den Texten fehlt es teilweise an Überraschungen und Pep.“ Beide finden es aber super, dass man neben dem Studium noch so ein umfangreiches Programm auf die Beine stellen kann. Und einige Sketche seien auch sehr lustig gewesen. Vielleicht lag es auch mit an der Kälte im Peter-Weiss-Haus, dass nicht so recht Stimmung aufkommen wollte. Für die Premiere war es auf jeden Fall ein gelungener Abend und möglicherweise wird dann bei den nächsten Auftritten auch mehr Routine in der jungen Truppe sein, sodass es noch mehr zu lachen gibt.
13. November 2011 | Weiterlesen
Knorkator auf Krücken zum Konzert
Bei Knorkator gehört das Außergewöhnliche mit zur Liveshow. Da werden schon mal Toastbrote in die Menge geworfen oder Gemüse mit einem Zerkleinerer in Richtung Publikum katapultiert. Auch das gestrige Konzert der Band im Rostocker M.A.U. Club lieferte gleich zu Beginn eine Überraschung, wenn auch etwas unschöner Art. Stumpen, seines Zeichens Sänger und hyperaktiver Hampelmann, betrat auf eine Krücke gestützt die Bühne. Was war passiert? Erst im April waren die Musiker zuletzt in Rostock, damals als Teil der 77 Minuten Clubtour. Sie wollten sehen, ob sich nach der langen Bandpause überhaupt noch Leute für Knorkator interessieren. Die Resonanz war fantastisch, die Konzerte blitzschnell ausverkauft und die Tour war ein voller Erfolg. Im September erschien dann das neue Album „Es werde Nicht.“ Und nun ist die Kapelle wieder in ganz Deutschland unterwegs, um die Lieder auf Livetauglichkeit zu überprüfen. Die Tour führte die Band gestern nach Bremen, wo sie im Jahr 2000 auch mit dem Lied „Ick wer zun Schwein“ am lokalen Vorentscheid zum Eurovision Songcontest teilnahmen. Sie schafften es jedoch nur hinter Stefan Raab und Corinna May auf Platz 4. Nun also wieder Bremen und wieder kann der Ort eine besondere Geschichte über die Musiker erzählen. Stumpen schildert den Vorfall in seinem Blog: „Ick weißet nich jenau, nur soweit, dassik Anlauf neem wollte und beim Übertreten eines dicken K Bels plötzlich ein ordentlicher Schmerz durch meine Wade zog und ick von da an nich mehr vernünftig laufen, jeschweige denn springen konnte.“ Trotzdem ging er danach noch nicht zum Arzt, weil er auf keinen Fall das Konzert in Rostock ausfallen lassen wollte. So hieß es also Zähne zusammenbeißen und das linke Bein so gut es ging schonen. Aber die Krücke allein konnte die Energie des hyperaktiven Springteufels nicht bändigen. So wurde er von seinem Bühnenhelfer, nachdem er sich aus dem schwarz-weißen Latexganzkörperanzug gepellt hatte, mit Klebeband an eine Schaukel geklebt. Mitmusiker Alf Ator kommentierte: „Wenn wir das nicht machen würden, würde er den Schmerz vergessen und trotzdem ins Publikum springen.“ So durfte das Rostocker Publikum ein ganz besonders abgedrehtes Konzert erleben. Denn auch wenn man merkte, dass Stumpen Schmerzen hatte, konnte er das Springen nicht lassen. An sein Trapez geklebt sprang und schwang er auf der Bühne umher, verteilte Fußtritte an Publikum und Mitmusiker und wirkte teilweise wie ein angeketteter Wachhund. Schreien und singen gingen zum Glück ohne Probleme, nur auf das typische Bad in der Menge musste der Berliner verzichten. Er selbst schrie: „Rostock, das was ich heute nicht tanzen kann, müsst ihr für mich übernehmen!“ So war die Stimmung das ganze Konzert über am Kochen. Der M.A.U. Club war rappelvoll, das Konzert war schon vor Wochen ausverkauft. Natürlich besteht Knorkator nicht nur aus Stumpen. Gitarrist Buzz Dee kam gewohnt mit Sonnenbrille und brennender Kippe auf die Bühne, Keyboarder und „musikalisches Gehirn“ Alf Ator stand an seinem Keyboardring, die Schlagzeugstöcker schwang Nicolaj Gogow und für den passenden Bass sorgte Rajko Gohlke. Die neuen Songs kamen gut bei den Fans an. Zum Lied „Du nich“ wurde ein Video mit Zeichnungen gezeigt, die den Text verdeutlichen – im April war dazu noch ein Flipchart verwendet worden. Die Videowand wurde auch für „Arschgesicht“ verwendet. Das Lied wird auf der CD von Tim Tom, dem Sohn von Alf Ator gesungen. Da der Junge natürlich nicht mit auf Tour kann, wird sein Part per Video eingespielt. Selbstverständlich wurden auch alte Songs der Band gespielt. Klassiker wie „Kurz und Klein“ (mit Circle Pit im Publikum), das schon angesprochene „Ick wer zun Schwein“, „Der ultimative Mann“ und „Weg nach unten“ sorgten für Begeisterungsstürme. Ebenso die knorkatorischen Coversongs. „Ma Baker“, im Original von Boney M, „Ain’t Nobody“ von Chaka Khan (der einzige Song, den Buzz Dee singen durfte) und „Highway to Hell“ waren im Programm. Bei Letztem setzte Stumpen einen Wikingerhut auf, der Funken sprühte. Die Band war also Feuer und Flamme, sodass es nicht verwunderlich war, dass sich die Fans eine Zugabe erkauften. Die Musiker standen mit Fangnetzen auf der Bühne und das Publikum sollte Geldstücke und Scheine werfen. Viele Münzen trafen jedoch den oberkörperfreien Stumpen, der dies mit lauten Schmerzensschreien und Wutausbrüchen quittierte. Fast alles wie immer also. Und weil es so schön war, hat die Band angekündigt, bald wieder nach Rostock zu kommen. Dann hoffentlich wieder mit einem gesunden Stumpen – ich wünsche ihm auf jeden Fall gute Besserung! Weitere Fotos von der „Mission Ü77“-Tour im Rostocker M.A.U. Club
13. November 2011 | Weiterlesen
Nachttanzdemo in Rostock
Fahrkartenkontrollen, Stadionverbote, Frühaufstehen, Atomtransporte, Leistungsdruck, Rote Ampeln – überall Vorschriften, Erwartungen und Einschränkungen. Das Leben ist kein Ponyhof! Wem das alles auf den Keks geht, der tanzt gegen diese Barrieren an. So haben es zumindest knapp 100 junge Leute gestern in Rostock bei einer Nachttanzdemo getan, die immerhin vorschriftsmäßig beantragt und in Begleitung der Polizei durchgeführt wurde. Unter dem Motto „Rave it Haszelhoff – We are looking for Freedom!“ zogen sie in den späten Abendstunden mit lauter Konservenmusik vom Neuen Markt zum Margaretenplatz. „Wer Regeln braucht, ist zu faul zum Denken“, hieß es auf einem Transparent, das bereits bei einer Gerichtsverhandlung gegen einen Radfahrer, der nachts bei rotem Ampellicht über die Straße fuhr, im Einsatz war – zumindest bei dieser Nachttanzdemo sollten die roten Ampeln jedoch niemandem zum Verhängnis geworden sein.
13. November 2011 | Weiterlesen
Uraufführung von „True Men“ in der Bühne 602
„Die Pfosten sind, die Bretter aufgeschlagen, und jedermann erwartet sich ein Fest.“ Es war Goethe, der im Prolog vom Faust die Erwartungshaltung des Publikums bei einem Theaterbesuch treffend auf den Punkt brachte. Es ist zu einem kleinen Ritual geworden, dass Torsten Malter die Zuschauer vor Vorstellungen des Theaters am Ring mit diesem Zitat begrüßt. So auch gestern bei der Uraufführung des neuen Stückes „True Men“ in der Bühne 602. 1989 gründete der Lehrer das Schultheater. Inzwischen hat sich die Gruppe immer weiterentwickelt, sodass sie als eigenständiges Ensemble einen festen Platz im Kulturbetrieb der Stadt hat. Über 40 Stücke wurden schon inszeniert, darunter Adaptionen von Klassikern wie „Hamlet“, „Die Räuber“ oder „Sommernachtstraum“, aber auch eigene Stücke wie „Laugh Boat“ oder „Das Gespenst von Windermere.“ Auch „True Men“ ist wieder ein eigener Stoff von Uwe Grün, dem Hausautor der Gruppe. Es ist Revolution. Mülltonnen brennen, Barrikaden, Tumult. Und mittendrin, in der nicht näher genannten Stadt ist ein altes Theater, das einer kleinen Gruppe von Menschen als Rückzugsort dient. Die True Men flüchten sich in eine Welt, in der Kunst und Liebe die beherrschenden Themen sind. Da sind zum Beispiel Filmemacher Kino (gespielt von Daniel Kösling), Radiosprecher Buzz (Frank Melz), Maler Schmuggel (Erik Malter) und auch das Mädchen (Wencke Piske), die Muse. Sie ist es auch, die den Fremden (Thomas Linke) mitbringt und so das Gleichgewicht in der Kommune bedroht. Auch er ist Künstler, Schreiber und doch haben die True Men und er verschiedene Ansichten. Als er sich auch noch in das Mädchen verliebt, ist alles in Gefahr, denn die Schneekönigin (Ulrike Stolle) bedroht das künstlerische Refugium. Die Realität von draußen bricht immer mehr herein, denn „Kunst, meine Freunde, ist nie frei.“ „True Men“ ist ein anspruchsvolles Stück. Es wird weniger eine Geschichte erzählt, sondern viel eher eine Stimmung. Momente zwischen Kunst und Realität, der Wunsch in eine Welt zu fliehen, die nur schwer zu erhalten ist. So braucht es auch nach der Vorführung eine ganze Weile, bis man das Gesehene verarbeitet und im Kopf zusammengepuzzelt hat. Schauspielerisch lieferte das Ensemble wieder eine tolle Leistung ab. Sechs Wochen wurde geprobt, neben Uni, Job und anderen Verpflichtungen, sodass die Qualität der Darstellung nicht genug gewürdigt werden kann. Und auch die Atmosphäre ist durch die Inszenierung und ein glaubwürdiges Bühnenbild perfekt eingefangen worden. Man spürt die allgegenwärtige Bedrohung und die Sehnsucht der Figuren. Auch die Vielfältigkeit innerhalb des Werkes ist enorm. In das Stück eingeflochten sind verschiedene Schauspielepisoden, Gedichte von Ensemblemitglied Susanne Räsch, Lieder und Tänze. Für die musikalische Untermalung sorgte Erik Malter, ebenfalls Schauspieler. So wurde nicht nur gespielt, sondern auch getanzt, „performed“, geliebt und live auf der Bühne Kunst fabriziert, was die Zuschauer mit viel Applaus quittierten. Das Stück feiert am 28. November noch einmal Premiere. Durch die kleinere Anzahl an Rollen wurden seit langer Zeit mal wieder zwei Besetzungen zusammengestellt. „Ich finde das gut, so kann man wenigstens mal wieder ein Stück als Zuschauer genießen“, erzählt Schauspieler Thomas Linke. Und auch für das Publikum lohnt sich ein zweiter Besuch, um die gesamte Bandbreite des Stoffes richtig zu verarbeiten. Neben „True Men“ in beiden Besetzungen, das abwechselnd in der Bühne 602 und der Aula des Erasmusgymnasiums zur Aufführung kommt, wird im Januar auch der Sommernachtstraum wieder gespielt. Am 19. Januar 2012 findet außerdem eine weitere besondere Premiere statt. Thomas Linke und Erik Malter haben den Text, mit dem sie im letzten Jahr den Poetry Slam der Kulturwoche gewannen, zu einem gespielten Lesestück erweitert. Man darf also noch viel vom Theater am Ring erwarten.
12. November 2011 | Weiterlesen
Rostocks Tourist-Information am Universitätsplatz eröffnet
Die Gäste und Einwohner Rostocks haben seit gestern einen neuen Anlaufpunkt, um sich über die Hansestadt zu informieren. Im Erdgeschoss des Barocksaals am zentral gelegenen Universitätsplatz wurde die neue Tourist-Information eröffnet. Rollstuhlfahrer können von einem Hintereingang in das denkmalgeschützte Gebäude gelangen, das direkt vom Universitätsplatz über eine Prachttreppe zu erreichen ist. Ganz in Weiß, verziert mit einem Band in den Rostocker Farben blau, weiß und rot, präsentiert sie sich nun im Inneren auf einer Fläche von gut 180 Quadratmetern. Ein ausgestelltes Schiffsmodell weist auf den maritimen Charakter der Hansestadt hin. Bis zum Frühjahr sollen noch Plasmabildschirme eingebaut werden. Eine digitale Informationssäule vor dem Gebäude wird das Angebot der Einrichtung ergänzen. „Etwas Besseres können wir uns gar nicht vorstellen, als an solchem Ort unsere Dienstleistungen und Produkte anbieten zu können“, sagt Rostocks Tourismusdirektor und Geschäftsführer von Rostock Marketing Matthias Fromm. Fünf Mitarbeiter werden in der neuen Touristeninformation zukünftig kostenlos über Sehenswürdigkeiten und Ausflugsziele Rostocks informieren sowie Unterkünfte, Stadtführungen und Stadtrundfahrten vermitteln. Reiseliteratur und Souvenirs können hier ebenfalls erworben werden. Zum Service gehört auch eine Vorverkaufskasse für Fußball- und Handballspiele, Veranstaltungen des Volkstheaters, der Stadthalle und der Hanse Sail. Angelscheine sind hier ebenfalls erhältlich. Auch Dritte, wie die Reedereien Arosa oder Scandlines, sollen sich auf einem Teil der Servicefläche präsentieren können. Geöffnet hat die Tourist-Information am Universitätsplatz 6 montags bis freitags von 10 bis 17 Uhr, am Samstag von 10 bis 15 Uhr. Der alte Standpunkt in der Alten Post am Neuen Markt wurde geschlossen. Bereits hier zog es mehr als 450 Gäste täglich hin. „Die Zahlen werden sich sicherlich steigern lassen“, hofft Matthias Fromm. Seit April wurde an der neuen Tourist-Info gearbeitet. 315.000 Euro habe der Umbau gekostet, informiert Sigrid Hecht, Leiterin der Kommunalen Objektbewirtschaftung und -Entwicklung (KOE), die als Bauherrin das Projekt betreute. Bereits im letzten Jahr wurde der darüberliegende Barocksaal wiedereröffnet und wird seither für kulturelle Veranstaltungen genutzt. Insgesamt belaufen sich die Kosten für das Gesamtensemble auf über zwei Millionen Euro. Erbaut wurde der Barocksaal 1750 als sogenanntes Komödienhaus von dem französischen Baumeister Jean Laurent Legeay. Zuletzt befanden sich im Erdgeschoss zwei Hörsäle der Universität. Seit vier Jahren war es gesperrt.
12. November 2011 | Weiterlesen
11.11.11: Zwölf Trauungen und Beginn der Karnevalssaison
Der 11.11.11 – ein bemerkenswertes Datum und ein Datum, das man(n) sich gut merken kann. Außerdem sollen dem Volksglauben nach Schnapszahlen Glück bringen. Und da es die 11 heute gleich dreimal gibt, scheint doch das, was man an diesem Tag anpackt, mehr als doppelt abgesichert – zumindest mathematisch betrachtet. Ideal also für den Hochzeitstag dachten sich wohl auch viele verliebte Paare und gingen an diesem Freitag den Bund der Ehe ein. Nicht elf, sondern zwölf Trauungen wurden heute vom Standesamt Rostock durchgeführt. Jeweils sechs in der Yachthafenresidenz Hohe Düne und in dem schmucken Kerkhofhaus gleich hinter dem Rathaus. Hier waren auch das Brautpaar Anja und Sönke Bock in einem knallroten Cadillac vorgefahren, um sich trauen zu lassen. „Wir sind seit elf Jahren zusammen“, erzählt die Braut in ihrem wunderschönen weißen Kleid freudestrahlend. „Insofern passte das ganz gut mit dem Datum zusammen“, ergänzt ihr frisch getrauter Ehemann, der das Datum nicht nur auf die leicht zu merkende Schnapszahl reduziert wissen will. Die beiden leben zwar heute in Hamburg, hatten sich aber während des Studiums in Rostock kennengelernt und feiern hier am 11.11.2011 mit ihrer Familie ihren „schönsten Tag im Leben“. Rot angestrichen ist der 11. November auch bei den Narren der Rostocker Karnevalsvereine. Traditionell zogen die drei Vereine „Rostocker Carneval Club Warnow“, „Markgrafenheider Karneval-Club“ und der „Rostocker Karneval Club“ mit lauten Discobeats und tanzenden Garden durch Rostocks Einkaufsstraße. Allen voran in einem knallroten Trabant Kübel das diesjährige Prinzenpaar Pierre I und Uljana I, die bereits im letzten Jahr die Regentschaft der Narren übernommen hatten. Begleitet werden sie zum ersten Mal seit 15 Jahren von einem Kinderprinzenpaar, den Geschwistern Maximilian (6 Jahre) und Mia-Marie (4 Jahre). „Herrlich, herrlich, entzückend, entzückend!“, geriet eine ältere Passantin beim Anblick des bunten Zuges ins Schwärmen. Pünktlich um 11:11 Uhr traf dieser schließlich im Rathaus ein und ließ sich vom Oberbürgermeister Roland Methling und der Bürgerschaftspräsidentin Karina Jens den symbolischen Schlüssel für das Rathaus übergeben. Bei einer anschließenden Aufführung der Funken- und Prinzengarden bewiesen die Mädchen mit einer ausgesprochen dynamischen Choreografie, dass Karneval nicht nur Spaß, sondern auch Hochleistungstanzsport bedeutet. Besonders eindrucksvoll wurde dies vom diesjährigen Tanzmariechen Annemarie Krage, die im letzten Jahr Landesmeisterin der karnevalistischen Tänze wurde, demonstriert. In den kommenden Monaten werden die jungen Tänzerinnen ihr Talent bei den Landesmeisterschaften und zahlreichen anderen Aufführungen in Mecklenburg-Vorpommern unter Beweis stellen, ebenso natürlich bei den eigenen Karnevalsveranstaltungen. Am Aschermittwoch ist der Narrenspuk dann bekanntlich vorbei, außer vielleicht im Rostocker Rathaus.
11. November 2011 | Weiterlesen
7. Vergabe der Richard-Siegmann-Medaille 2011
Falsch gestellte Weichen – das soll auch bei der Rostocker Straßenbahn AG (RSAG) mal vorkommen. Zum Glück für die Fahrgäste betraf diese heute Abend jedoch nicht den Straßenbahnverkehr, sondern den Festakt zur Vergabe der Richard-Siegmann-Medaille in der Straßenbahnmittelhalle. Ein versehentlich vorgezogener Film und schon war die ganze Dramaturgie der Veranstaltung futsch und der diesjährige Preisträger der von der Richard-Siegmann-Stiftung verliehenen Medaille gleich zu Beginn verraten: Wolfgang Grieger. „Wir wollen in diesem Jahr einen Unternehmer und Selbstständigen auszeichnen, der im Sinne Siegmanns in der Hansestadt Rostock gewirkt hat“, erläutert Hajo Graf Vitzthum, Vorsitzender des Kuratoriums der Richard-Siegmann-Stiftung die Wahl. Wolfgang Grieger, Gründer von ECOVIS Grieger Mallison in Mecklenburg Vorpommern und Vorstand von ECOVIS, einem Beratungsunternehmen für den Mittelstand aus Steuerberatungs-, Wirtschaftsprüfungs- und Rechtsanwaltskanzleien, engagiert sich seit vielen Jahren in Rostock. Seit 2004 ist der Jurist Mitglied des Universitätsrates und seit 2006 als 1. Vorsitzender der Gesellschaft der Förderer der Universität Rostock e. V. tätig. In dieser Funktion nimmt er Einfluss auf die Mittelvergabe und die Gestaltung der Studiengänge, unterstützt die Universitätsleitung mit Kontakten zu Wirtschaftsunternehmen und wirkt so an der Entwicklung der Universität mit. Darüber hinaus ist Wolfgang Grieger als Honorarkonsul der Republik Österreich für das Land Mecklenburg-Vorpommern tätig, Stifter und Begründer der Hanseatischen Bürgerstiftung, aktives Mitglied der Jahresköste und aktiver Teil der Festspiellandschaft. „Sie drehen ein relativ großes Rad, haben viel Einfluss und nutzen ihn im Sinne, in dem auch Richard Siegmann tätig gewesen ist. Sie tragen zu Entwicklungen dieser Stadtgesellschaft bei als ein Bürger, dessen Einfluss, wirtschaftliche Kraft und Kenntnisse genutzt werden, um andere zu unterstützen“, würdigte der Kuratoriumsvorsitzende die Leistungen des Preisträgers. „Es ist eine schöne Bestätigung. Ich mache die Arbeit gern, mit und ohne Preis“, sagt Wolfgang Grieger, der immer wieder den Spaß an seinem Engagement betont. Das mit der Medaille verbundene Preisgeld in Höhe von 3000 Euro beabsichtigt er, der Richard-Siegmann-Stiftung zu geben. Neben dem Hauptpreis wurden auch diesem Jahr wieder Förderpreise vergeben. Ausgezeichnet wurde zum einen Grit Winkelmann-Göllnitz vom Spezialtiefbauunternehmen Göllnitz Umwelttechnik GmbH für ihre umfangreiche Unterstützung von Kindern und Jugendlichen. Ebenfalls mit einer Auszeichnung gewürdigt wurde zum anderen Urte Rupprath, Gründerin der City Möbel GmbH, für ihr langjähriges Engagement als ehrenamtliche Richterin und Unterstützerin von sozialen Einrichtungen. Auch im nächsten Jahr möchte die Richard-Siegmann-Stiftung wieder engagierte Rostocker auszeichnen. Dann sollen Projekte besonders gewürdigt werden, die Menschen dauerhaft beispielsweise als Arbeitskräfte in unsere Hansestadt locken.
10. November 2011 | Weiterlesen
14. Studentisches Kurzfilmfestival „Golden Toaster“ 2011
Warum liegt ein Surfboard auf einem Treckerreifen? – Damit der Gummireifen nicht durch die Sonneneinstrahlung porös wird. Auch die Räder seiner Wohnwagen hat der Protagonist des Films „Rollhaus“ vorsorglich abgedeckt. Mit dem, was so da ist und davon hat sich rund um die eigentümliche Behausung so einiges angesammelt. „Das ist kein Messitum, sondern vorausschauendes Sammeln“, erklärt der ältere Herr mit einem lustigen Schnauzbart und bunten Hosenträgern. Alles ist ordentlich sortiert für einen späteren Gebrauch aufeinandergestapelt („Türmchenbauen“ zählt zu seinen Hobbys) oder wurde bereits einer speziellen Funktion zugeführt. Ein dreifach gesicherter Eingang aus zwei Sandkastenmuscheln und einer Latte, Absperrbänder als automatisches Tor für die Autoauffahrt, alte unter einem Balken geschobene Badelatschen zum Abstützen des Daches oder Kerzen, die im Winter die Wasserrohre vor dem Einfrieren schützen – pragmatisch und fantasievoll hat sich der findige Bewohner in seiner Wagenburg eingerichtet. Seit zwei Jahren lebt er mittlerweile so. In einem viertelstündigen Film hat Hannes Kleinschmidt dieses außergewöhnliche Leben dokumentiert und damit gestern Abend die Zuschauer des 14. Studentenfilmfests „Golden Toaster“ innerhalb der 25. Rostocker Kulturwoche beeindruckt. Von der Jury erhielt der Student aus Greifswald, der dem Rostocker Publikum bereits mit seinem Filmporträt „O.T.“ bekannt sein dürfte, den Wanderpokal „Golden Toaster“, den mit 50 Euro dotierten Hauptpreis des Filmfestivals. Auch in der Gunst des Publikums stand „Rollhaus“ ganz weit oben und musste sich mit nur einer Stimme „Schlaraffenland“ von Oliver Blohm, Franziska Krüger und Sarah Heißner geschlagen geben. Die Studenten der Hochschule Wismar hatten sich in ihrem Kurzfilm ebenfalls mit der Frage auseinandergesetzt: Was braucht der Mensch und wie viel? Ihre an die Werbeästhetik angelehnte Collage reiht Bilder von scheinbar grenzenlosem Verlangen und unerschöpflicher Genusssucht aneinander. Getrieben von eigens für den Film entwickelter elektronischer Musik wirkt der Neun-Minuten-Clip wie die Komplementärfarbe zu „Rollhaus“, indem er die andere Seite einer gegenwärtigen Überfluss- und Wegwerfgesellschaft abbildet. „Der Film ist in den Sommerferien entstanden. Ursprünglich sollte Schlaraffenland das Motto einer Party sein“, erzählt Franziska Krüger. Für ihr Team darf sie nun einen Regiestuhl als Preis mit nach Wismar nehmen. Ob die 23-Jährige allerdings weiter Filme drehen wird, ist noch ungewiss. Zunächst konzentriert sich die Kommunikationsdesignstudentin auf ein Praktikum in der Werbebranche. Mit dem zweiten Platz von der Jury wurde der Film „Ein Baum“ von Malte Pätz und Paula Baudach bedacht. Schon beim diesjährigen Rostocker Filmfest wurde das Liebesdrama des dendrophilen Jonas mit Erfolg aufgeführt. Der dritte Preis wurde an Lennart Langanki für seine philosophisch-metaphorische Animation „Kopfsache“ verliehen. Besonders die qualitativ hochwertige zeichnerische Umsetzung und das anregende Thema des Films begeisterten die Jury. Insgesamt 23 Filme von Studenten der Universitäten Rostock und Greifswald, der Hochschule Wismar und der Hochschule für Musik und Theater Rostock sowie von Landeskindern, die in anderen Bundesländern studieren, wurden eingereicht. Nach einer Vorauswahl der Jury entstand so ein Programm aus zehn Filmen, das aufgrund des großen Interesses bei den Zuschauern gleich zweimal für einen ausverkauften Kinosaal im LiWu sorgte. Auch im nächsten Jahr können sich Studenten aus Mecklenburg-Vorpommern mit ihren Filmproduktionen wieder für den „Goldenen Toaster“ bewerben, ruft Festivalinitiator Matthias Spehr zur Teilnahme auf.
10. November 2011 | Weiterlesen
Vorstellung des 5. Bandes des „Rostocker Zorenappels“
Es gibt Dinge, die gehören zum Herbst, wie die Warnow zu Rostock. Nachdem am Montag die Lichtwoche feierlich eröffnet wurde, gab es gestern auch die alljährliche Premiere des „Rostocker Zorenappels“ zu feiern. Die beiden Verleger Matthias Redieck und Achim Schade stellten den inzwischen 5. regulären Band wieder in der Universitätsbuchhandlung Weiland vor. „Wir arbeiten seit über 10 Jahren zusammen und pflegen die beidseitige Liebe“, betonte Matthias Redieck. In diesem Jahr wurde jedoch nicht nur der neue reguläre Band des „Zorenappels“ vorgestellt, sondern auch der inzwischen dritte Sonderband „Katastrophen, Abenteuer, Erlebnisse, und Geschichte(n).“ Dieser wurde zwar schon im Juni veröffentlicht, doch da hatte man keine separate Vorstellung geschafft. „Wir waren vom Sommer mit den vielen Buchprojekten totgeschossen und brauchten dringend Urlaub“, verriet Achim Schade. So nutzen die Männer die Gelegenheit, noch einmal auf das Buch aufmerksam zu machen. Wie der Titel schon verrät, geht es um Katastrophen, die Rostock heimgesucht haben. Dazu wurde der Band nach verschiedenen Kategorien gegliedert. Am Anfang werden Brände aufgearbeitet, dabei wird allerdings auch auf eine eigentümliche Löschmethode eingegangen – dem Löschen mit Bier. Weiter geht es mit Schiffsunglücken, die in einer Hansestadt natürlich häufig eine Rolle spielen. Es folgen kriegerische Auseinandersetzungen und das breite Gebiet der Wetterkapriolen. Insgesamt wurde, wie immer bei den „Zorenappels“, auf eine bunte Mischung Wert gelegt – historische Beschreibungen wechseln sich mit persönlichen Schilderungen ab. Für die musikalische Untermalung des Abends sorgte Angela Klee. Die gebürtige Stralsunderin, die seit 1993 in Rostock lebt, spielte auf der Gitarre und sang dazu eigene Lieder, aber auch Coverversionen. Besonders zu Herzen wurde sich eine Kritik an der letzten Buchvorstellung genommen. Die Musik gefiel auch da, aber viele Gäste wünschten sich deutschsprachige Musik. Und diesem Wunsch kam Angela Klee nach, sie sang sogar ein Lied auf Plattdeutsch. Das passte gut, denn auch im „Rostocker Zorenappel“ gibt es wieder einige plattdeutsche Texte. Insgesamt sind im 5. Band der Reihe 34 Beiträge von 27 Autoren versammelt, bebildert mit vielen Fotografien und Zeitdokumenten. „Wir wollen zwar Geschichte(n) erzählen, aber auch nachvollziehbar machen“, betont Matthias Redieck. Inzwischen haben sich schon 70 Leute am „Zorenappel“ beteiligt, doch sind auch neue Schreiber immer gern gesehen. Schon seinen 2. Beitrag hat Günter Hagemann in diesem Jahr beigesteuert. Der Rostocker hat beschrieben, wie er den Herrentag in der DDR gefeiert hat. 1984 gründete er zusammen mit Freunden den Herrentags-Verein „Rund um den Wasserturm“. „Es war sehr lustig damals. Wir waren entweder mit einem Handwagen in der Stadt oder mit einem Pferdewagen nach Schwaan unterwegs. Da hatten wir dann auch mal ein Spanferkel dabei. Aber das Bierfass durfte nie fehlen“, berichtet Hagemann. Auch wie sich die Stasi für den Verein interessierte, kann man in dem Beitrag erfahren. Um das Lieblingsgetränk der Rostocker geht es ebenfalls in dem Text von Jens Andrasch. Der gelernte Schlosser arbeitet seit 1995 mit Redieck und Schade zusammen und veröffentlichte 2009 mit „Die Trotzenburg“ auch ein eigenes Buch. Auf das Thema Bier kam der Rostocker, weil er seit 1978 Bieruntersetzer sammelt und schnell auch etwas über die Hintergründe des Gerstensaftes erfahren wollte. In seinem aktuellen Aufsatz geht es um „Bier und Sport“ in den Barnstorfer Anlagen. Er stellt dabei die Plätze vor und wie man mit dem Hopfensaft im Sport umgegangen ist. Inzwischen gibt Andrasch sogar Bierseminare, um sein Wissen mit anderen zu teilen. Auch im nächsten Jahr wird es wieder einen „Rostocker Zorenappel“ geben. Es gibt sogar schon Autoren, die fertige Texte eingereicht haben und einige Geschichten wurden schon im Voraus für weitere Bände aufgespart. Neben dem regulären Band wird es auch wieder einen Sonderband geben. Dieser wird sich dann besonders mit Rostock im 19. und 20. Jahrhundert beschäftigen.
10. November 2011 | Weiterlesen
Die große Fil und Sharkey Show in der Bühne 602
Dienstagabend. Die Bühne 602 ist bis auf den letzten Platz gefüllt, denn ein weiteres Highlight der 25. Kulturwoche steht vor der Tür. Der Berliner Alleinunterhalter Philip Tägert, Künstlername Fil, hatte angekündigt, seinen „angesammelten Westcharme“ in Rostock zu verteilen. Dafür brauchte er nicht viele Requisiten. Eine Perücke, eine Handpuppe und seine Gitarre genügten, um einen unvergesslichen Abend zu gestalten. „Als er das letzte Mal auf der Kulturwoche zu Gast war, kamen nur knapp 40 Gäste“, sagte Organisator Daniel Karstädt. In diesem Jahr war das zum Glück anders. Eventuell hängt sein Bekanntheitsanstieg mit dem Sieg beim „7. Rostocker Koggenzieher“ zusammen. Oder aber seine Qualitäten haben sich rumgesprochen. Egal jedoch, wie viele Gäste da waren, sagte der Berliner, Rostock habe immer besonders viel Spaß gemacht. Schon vor dem ersten Lied hatte er das Publikum für sich gewonnen. Mit einer unglaublichen Herzlichkeit motivierte er das Publikum: „Kämpft für euren Spaß – dies ist ein Abend für euch, ich selbst habe das Programm so oft gespielt, ich kann das ja nicht mehr witzig finden.“ Diese gnadenlose Ehrlichkeit zog sich durch den gesamten Abend. So gestand Fil, dass er auch schwache Songs habe, diese aber wichtig seien, um die guten Songs mehr zu würdigen. Schwach wirkte der Entertainer jedoch zu keiner Zeit. Ich habe selten einen Abend erlebt, an dem so eine gute Stimmung im Publikum herrschte wie gestern. Teilweise blieb einem sogar die Luft weg und viele Gäste haben im wahrsten Sinne des Wortes Tränen gelacht. Es wirkte so, als würde Tägert immer wieder abschweifen. So dauerte es fast 20 Minuten, bis er das erste Mal zur Gitarre griff, um den „Prenzlauer-Berg-Blues“ zum Besten zu geben. Jedoch machte ihn das gerade so sympathisch. Man hatte nie das Gefühl, ein auswendig gelerntes Programm vorgesetzt zu bekommen, sondern eine einzigartige, spontane Show. Und so war es auch unglaublich komisch, als er in eine gespielte, spontane Depression verfiel, weil eine Zuschauerin kurzzeitig den Saal verließ. Immer wieder sorgten aber auch die genialen Texte für Lacher. So fand Fil heraus, dass Mozart wirklich aus Berlin-Marzahn kam und Hip Hopper war. Als Beweis spielte er mit Perücke ein Frühwerk des Künstlers, der sich damals noch Marzaht nannte. Da Fil „alle Bereiche des Lebens abdecken“ wollte, gab es auch emotionale Lieder. Er übertrieb aber so sehr mit dem Schmalz („Mit Augen aus Stein, kann man nicht weinen“), dass auch das schon wieder amüsant war. Seine Vielfältigkeit stellte er mit einer Novelle unter Beweis, an der er im Moment arbeite. Da ihn das Buchstabenchaos in den anderen Büchern so stört, wollte er bei sich das Alphabet einhalten. So wurden Wörter mit allen 26 Buchstaben aneinandergereiht. Inhaltlich geht es natürlich um die Liebe und den geheimnisvollen Helden Xavier Yster Zapato. Die namensgebenden Handpuppe Sharkey kam insgesamt nur zwei Mal zum Einsatz, war jedoch auch zum Brüllen komisch. Denn der Stoffhai ist sehr cholerisch und reagierte sehr gereizt auf die ständigen Unterbrechungen durch Fil, sodass der Sketch viel mehr ein Streitgespräch wurde, als die Fabel über den Blumengeburtstag, die Sharkey eigentlich erzählen wollte. Nach dem Konzert signierte der Berliner noch seine Comics, CDs und DVDs. Besonders die inzwischen zehnteilige Didi und Stulle Reihe erfreut sich großer Beliebtheit. Darin werden die alle zwei Wochen in der Berliner Zeitung Zitty erscheinenden Abenteuer von zwei Berliner Urgesteinen in gesammelter Form präsentiert. Wer nicht dabei war, sollte die nächste Gelegenheit nutzen, den Ausnahmekünstler live zu erleben. Er ist zwar nicht der begnadetste Gitarrist und man kann sich über die Tiefe des Programms streiten, jedoch kann wohl kaum jemand der Sympathie des Berliners widerstehen. Mein persönliches Highlight auf der 25. Kulturwoche ist somit vorbei, jedoch folgen noch weitere hochkarätige Termine. Noch einmal lachen kann man am Samstag bei der Premiere des neuen Programms des Studentenkabaretts ROhrSTOCK und musikalisch wird es unter anderem am Freitag mit dem Cristin Claas Trio.
9. November 2011 | Weiterlesen
Eröffnung der 10. Rostocker Lichtwoche 2011
„Ohhh, so viele bunte Lichter!“, staunt Luis gestern Abend auf dem Universitätsplatz. Mit seiner kleinen Schwester ist der Neunjährige auf einen gelb erleuchteten Kunststoffwürfel geklettert. Die Mutter, die die beiden hinaufhievt, schmunzelt: „Wir haben extra unseren Einkaufsbummel auf heute Nachmittag verlegt, um das Feuerwerk zu sehen. Die letzte halbe Stunde war aber nichts mehr zu machen, so aufgeregt waren die beiden.“ Um 17 Uhr war es dann endlich so weit. Mit einem kurzen Barockfeuerwerk vor der Kulisse des Barocksaals und festlicher Barockmusik wurde die 10. Rostocker Lichtwoche offiziell eröffnet. „Die Veranstaltung geht zurück auf das Jahr 1928, als die Elektrizität noch nicht so bekannt war und den Menschen der Strom und das elektrische Licht auf diese Weise näher gebracht werden sollte“, erklärt Oliver Brünnich von den Stadtwerken Rostock. Eine ganze Woche lang verzaubern nun die beleuchteten Fassaden der historischen Gebäude und effektvoll illuminierte Bäume rund um den Universitätsplatz in den dunklen Abendstunden die Passanten. Blaue Überspannungen leiten bereits auf der Kröpeliner Straße zum Lichtschauspiel im Herzen Rostocks hin. Ungefähr 300 Leuchten wurden von dem Rostocker Elektrospezialbetrieb EAS installiert. Auch der Klosterhof mit seinen Professorenhäusern und das Kröpeliner Tor wurden in die Lichtgestaltung mit einbezogen. Bereits ein Klassiker der Lichtwochen sind die Farbwürfel und die Eisbären. Bei einigen Betrachtern rufen sie jedoch Verunsicherungen hervor. Ist die Lichtinstallation Kunst? Darf man sich auf die leuchtenden Tierfiguren setzen? Einige Eltern und Großeltern versuchen ihre Kinder, mit mahnenden Worten abzuhalten. Andere assistieren ihren Sprösslingen bei der Erkundung der faszinierenden Leuchtobjekte. Begeisterung ruft die Lichtwoche nicht nur bei den staunenden Passanten hervor, sondern auch bei vielen Fotografen, die sich mit Stativen ausgerüstet auf die Suche nach den schönsten Motiven begeben. „Leider gibt es kaum Ansichten ohne Autos oder Bauzäune, sonst wäre die Illusion einer dem gegenwärtigen Alltag entrückten Stadt perfekt“, sagt Hobbyfotografin Katharina Pagel, die mit ihren Aufnahmen eventuell auch beim Fotowettbewerb der Stadtwerke teilnehmen möchte. Der Rostocker Energieversorger Stadtwerke AG veranstaltet neben diesem Fotowettbewerb wieder zahlreiche weitere Aktionen rund um die Rostocker Lichtwoche. Laternenwärterrundgänge, ein Glühwein-und Spieligluzelt und Kammermusik bei „Kunst auf der Treppe“ im Haus der Stadtwerke gehören zu den täglichen Attraktionen, der Veranstaltungswoche. Mit einem Bühnenprogramm aus Musik und Tanz sowie Feuer- und Lichtshows findet sie am Wochenende ihren Abschluss. Der Jahresenergieverbrauch eines Einfamilienhauses wird dann in die 10. Rostocker Lichtwoche geflossen sein, peilt Stadtwerkevorstand Oliver Brünnich über den Daumen. „Das Besondere diesesmal ist, dass fast ausschließlich LED-Leuchten verwendet werden, sodass wir auch einen Energiespareffekt haben“, erklärt Thomas Kröger von der EAS.
8. November 2011 | Weiterlesen
Marc-Uwe Kling stellt das Känguru-Manifest im Ursprung vor
Marc-Uwe Kling lebt mit einem Känguru zusammen. Und weil das ja nicht alltäglich ist, hat er inzwischen zwei Bücher darüber geschrieben, was er so alles mit dem Känguru erlebt. Denn das Känguru kann nicht nur sprechen, sondern „steht total auf Nirvana, ist ein Schnorrer vor dem Herrn und war früher beim Vietcong.“ Auch wenn das Tier wieder zu scheu für die große Bühne war und sein Teil somit vom Autor gelesen werden musste, war es doch wieder ein sehr gelungener Abend. Wieder, denn Kling war inzwischen zum dritten Mal in Rostock und gehört somit schon zum alten Eisen der Kulturwoche. 2008 präsentierte er im Moya sein Programm „Wenn alle Stricke reißen, kann man sich nicht mal mehr aufhängen.“ Im letzten Jahr war er mit den Känguru-Chroniken im Ursprung zu Gast, wo er auch in diesem Jahr sein Känguru-Manifest vorstellte. Und Veranstalter Daniel Karstädt verriet, dass Kling auch schon anklingen ließ, dass er gerne im nächsten Jahr wiederkommen würde. Die Kleinkunstbühne war bis auf den letzten Platz gefüllt, wenige Gäste mussten sogar stehen, als der schüchtern wirkende Künstler die Bühne betrat. Er brachte nicht nur sein Buch mit, sondern auch zwei Stempel. „Wir werden jetzt das Buch durchgehen und die Texte mit witzig oder nicht witzig kennzeichnen. Außerdem habe ich hier noch eine Stoppuhr, mit der wir dann die Kalauer pro Minute errechnen können“, stellte er den Plan für den Abend vor. Zum Glück hielt er sich dann aber doch nicht ganz strikt dran. Denn die Geschichten sind zwar lustig und gewinnen ungemein durch seine Vortragsweise, aber gerade die Zwischenstücke sorgten gestern für Lacher. Der Autor hat ein Spiel erfunden, bei dem man bekannte Zitate neuen Quellen zuordnet und sie so einen ganz neuen Sinn bekommen. Diese Zitate, die teilweise von Fans auf seine Facebookseite gepostet wurden, las er zwischendrin immer wieder vor. Heraus kamen zum Beispiel folgende Konstruktionen: – „Mr. Gorbatschow, tear down this wall!“ – David Hasselhoff – „Ich denke, also bin ich.“ – Til Schweiger – „We will rock you!“ – iranisches Strafgesetzbuch Vor allem am letzten Beispiel erkennt man, dass die Witze teilweise sehr politisch waren, so auch der Aufruf zur Gründung eines „a-sozialen Netzwerks“. Weiterhin gab es viele Anspielungen und Referenzen auf Filme und Musik. Um jeden Witz zu verstehen, brauchte man also ein gutes, kulturelles Allgemeinwissen. Die hohe Dichte an Lachern bewies aber, dass diese beim Publikum anscheinend gegeben war. Zwischen den einzelnen Texten griff Kling auch immer wieder zur Ukulele, auch wenn er selbst behauptete: „Das ist eine Gitarre und die ist auch ganz normal. Ich bin nur besonders groß.“ Die Lieder trugen Titel wie „Bitte belästige mich nicht mit deiner Kreativität“ oder „Ich bin ein Lobbyist.“ Das Lied „War viel Schönes dabei“ könnte man als Gesamturteil über den Abend stellen. Darin verkündete er auch die Essenz des Pops: „Wenn du manchmal traurig bist, sei einfach wieder froh!“ Unter den begeisterten Zuschauern war auch Stefanie Kohl. Die Doktorandin an der Rostocker Uni entdeckte den Autor bei der Literatursendung „Was liest du?“ „Danach bin ich sofort losgezogen, hab das Buch gekauft und in zwei Stunden komplett durchgelesen“, berichtete die Rostockerin. Auch die Vortragsweise begeisterte Stefanie: „Wenn ich es selbst lese, habe ich schon Spaß. Aber wenn er liest, kommt es noch besser rüber.“ Nur etwas schade fand sie es, dass Kling nach dem Auftritt nicht noch Bücher signierte. Damit hat die 25. Kulturwoche das erste Wochenende überstanden und ist bisher ein voller Erfolg. Für die kommende Woche stehen noch Highlights wie der Poetry Slam und das Kabarett ROhrSTOCK auf dem Programm.
7. November 2011 | Weiterlesen
Torloses Kellerduell zwischen Hansa Rostock und Frankfurt
Eine Woche nach dem Last-Minute-Remis gegen Energie Cottbus war Hansa Rostock heute beim FSV Frankfurt zu Gast. Im Vergleich zum letzten Heimspiel krempelte Hansa-Trainer Peter Vollmann seine Mannschaft ordentlich um. Michael Blum ersetzt Sebastian Pelzer auf der Linksverteidigerposition, für Michael Wiemann rückt Pavel Kostal in die Innenverteidigung. Robert Müller, Tobias Jänicke und Tino Perthel ersetzen im Mittelfeld den suspendierten Kevin Pannewitz sowie Tino Semmer und Tom Weilandt. Im Sturm steht Marek Mintal nach seiner langen Verletzung erstmalig wieder in der Startelf. Nach zehn Minuten haben die Gastgeber die erste Chance der Partie. Ein aus 25 Metern Entfernung direkt ausgeführter Freistoß des Ex-Rostockers Zafer Yelen geht über die Mauer und kann von Hansa-Torhüter Kevin Müller gerade noch mit einer Hand über die Latte gelenkt werden. Nach einer Yelen-Ecke geht der Kopfball von Marc Heitmeier zwei Minuten später knapp am linken Pfosten vorbei. Erneut gefährlich wird es in der 21. Minute vor dem Tor der Gäste. Yelen passt zu Nils Teixeira, der Yelen das Leder mit der Hacke zurückspielt. Aus 14 Metern scheitert dieser jedoch am Rostocker Schlussmann. Während sich die Frankfurter einige Chancen erarbeiten können, ist von der Rostocker Offensive nichts zu sehen, FSV-Torhüter Patric Klandt hat bislang nichts zu tun. Erst in der 39. Minute zeigen sich die Gäste vor dem gegnerischen Tor. Nach einem Jänicke-Freistoß ist Schlussmann Klandt jedoch vor Mohammed Lartey am Ball und kann mit der Faust klären – ein Hauch von Torgefahr. Im Gegenzug gibt es dann die wohl beste Gelegenheit für die Frankfurter. Macauley Chrisantus spielt eine tolle Flanke auf Karim Benyamina. Der nimmt den Ball mit der Brust an, scheitert dann jedoch aus nächster Entfernung an Kevin Müller. Das hätte die Führung sein müssen. Die letzte Chance in der ersten Hälfte gehört dann noch einmal den Rostockern. Pavel Kostal köpft den Ball nach einer Lartey-Ecke jedoch über den Querbalken. Torlos verabschieden sich die Mannschaften in die Halbzeitpause. In der 60. Minute muss Frankfurts Schlussmann Klandt das erste Mal richtig Einsatz zeigen, um einen von Lartey direkt ausgeführten Freistoß über die Latte zu lenken. Vier Minuten später geht auf der Gegenseite ein Freistoß von Yelen knapp übers Tor der Gäste hinweg. Auf Frankfurter Seite kann sich der eingewechselte Viachaslau Hleb auf der linken Seite durchsetzen (85. Minute). Seinen Torschuss aus 10 Metern kann Müller jedoch ins Aus lenken. In der 88. Minute hat Marek Mintal dann die größte Gelegenheit der Rostocker, als er nach einem Fehler von Heitmeier plötzlich frei vor dem Tor der Gastgeber steht. Doch Klandt rennt aus dem Tor und erwischt den Ball noch leicht mit dem Fuß, sodass dieser am rechten Pfosten vorbeitrudelt. Nach einer Vorlage von Mintal trifft der für Jänicke eingewechselte Björn Ziegenbein in der Nachspielzeit noch einmal das rechte Außennetz, doch die Bemühungen kommen zu spät. Nach gut 90 Minuten erlöst der Unparteiische Thomas Metzen mit seinem Schlusspfiff die 5691 Zuschauer dieser insgesamt schwachen Partie. Frankfurt dominierte die ersten 45 Minuten klar, Hansa konnte sich in der zweiten Hälfte deutlich steigern. Im direkten Vergleich der Tabellennachbarn retten beide Mannschaften einen Punkt, verlieren dabei jedoch zwei wichtige Zähler im Kampf gegen den Abstieg. Mit dem inzwischen achten Unentschieden der Saison bleibt Hansa Rostock weiter der Remis-König der Zweiten Liga. Für den Klassenerhalt dürfte dies zum Saisonende allerdings kaum reichen. Dass die Hansa-Kogge nach 14 Spieltagen mit 11 Punkten und nur einem Saisonsieg nicht auf einem Abstiegsplatz steht, dürfte wohl eher als glücklich bezeichnet werden. Siege müssen her! Die nächsten Möglichkeiten für einen Dreier gibt es am 19. und 24. November. Zuerst empfängt Hansa Rostock Absteiger St. Pauli, eine Woche später ist Union Berlin in der DKB-Arena zu Gast. Tore: keine Aufstellung, FC Hansa Rostock: Kevin Müller (Torwart) Peter Schyrba, Pavel Kostal, Matthias Holst, Michael Blum Robert Müller, Dominic Peitz Tobias Jänicke (Björn Ziegenbein, ab 74. Minute), Mohammed Lartey (Tino Semmer, ab 83. Minute), Timo Perthel (Tom Weilandt, ab 67. Minute) Marek Mintal Fotos: Eibner-Pressefoto
6. November 2011 | Weiterlesen
Achim Mentzel und Oliver Kalkofe zu Gast in Rostock
Das Fernsehen – unendliche Weiten. Zwischen Gerichtssendungen und Talkshows, neben Klingeltonwerbung und Castingshows noch etwas Gutes im Programm zu finden, ist schwierig. Dass früher jedoch nicht alles besser war, weiß jeder, der schon einmal Kalkofes Mattscheibe gesehen hat. Schon 1994 zeigte die Sendung Fernsehabgründe und machte sich satirisch über die gesamte TV-Landschaft lustig. Der Erfinder der Sendung war gestern in der Rostocker Stadthalle zu Gast, begleitet von Entertainer Achim Mentzel. Wenn man jedoch betrachtet, wie die beiden sich kennengelernt haben, ist es keine Selbstverständlichkeit, dass sie eine gemeinsame Tour durch den Osten der Republik bestreiten. Den ersten Kontakt hatten die Männer 1995, als Oliver Kalkofe in seiner Mattscheibe Mentzels Show „Achims Hitparade“ durch den Kakao zog. Er bezeichnete den Moderator unter anderem als „zottiges Urvieh, das beim Hundefriseur keinen Termin mehr bekommen hat.“ Doch anders als viele Fernsehkollegen reagierte Mentzel nicht verärgert, sondern mit Humor. In einer späteren Sendung grüßte er Kalkofe mit dem Satz „Kalki ist doof“, an eine Tafel geschrieben. So entstand eine Zusammenarbeit, die im Laufe der Zeit zu einer Freundschaft wurde. Und trotzdem gingen am gestrigen Abend ein Großteil der Witze auf Mentzels Kosten. Schon zu Beginn des Abends schob Kalkofe seinen Kollegen an einen Drehstuhl gefesselt und geknebelt in die Halle. Sie hätten Streit gehabt, da Mentzel schon zu Beginn des Abends singen wollte. „Und da sagte ich, es ist doch okay, wenn du am Ende singst, wenn die Leute schon weg sind, dann schadet das auch niemandem“, witzelte Kalkofe. Da der Abend jedoch „Großes Gernsehen“ hieß, verließen die beiden Künstler kurz darauf wieder die Bühne und die Zuschauer in der Stadthalle durften „endlich mal wieder gut zusammen fernsehen.“ Auf einer Großbildleinwand wurden alte Folgen von der Mattscheibe gezeigt, was für viel Heiterkeit im Publikum sorgte. Dabei waren jedoch nicht nur die ausgewählten Szenen witzig, sondern auch die Kommentare Kalkofes und die Rollen, in die er für die Sketche schlüpfte, unter anderem Fips Asmussen und Dolly Buster. Anschließend betraten die beiden Entertainer wieder die Bühne. Mentzel war inzwischen auch nicht mehr gefesselt, sodass man das breite Grinsen sehen konnte, dass er den ganzen Abend ausstrahlte. An zwei Stehtische gelehnt redeten die beiden dann über vergangene Zeiten, die Anfänge im Showgeschäft, aber auch über relativ Aktuelles, wie den Auftritt Mentzel in der RTL-Show „Let´s dance!“ Unterstützt wurde das Ganze immer wieder durch Foto- und Videoeinspieler aus den privaten Archiven der Künstler. Und natürlich wurde auch gesungen. Vor der Pause griff sich Mentzel das Mikrofon und sang „Oh wie ist das schön“ und rannte dabei durch die Halle. Währenddessen bewarf Oliver Kalkofe das Publikum mit Spreewaldgurken. Als Zugabe sang Oliver Kalkofe dann sogar ein Lied mit seinem Kollegen zusammen, der dazu Gitarre spielte. Nach der Show verteilten die Künstler noch Autogramme und standen für Fotos bereit. Wer sich während des Abends nicht getraut hat, eine Frage an die Männer zu richten, konnte dies so auch im kleineren Kreis tun. Ein Autogramm für ihren Ehemann holte sich auch Paulina. Sie und ihr Mann Thomas sind seit diesem Jahr verheiratet und hatten die Karten geschenkt bekommen. „Ich war positiv überrascht und habe viel gelacht“, resümierte die Studentin. Und auch Thomas zeigte sich zufrieden: „Ich fand die Mattscheibe damals schon lustig und konnte mich so auch den Abend über amüsieren. Ich war nur ein wenig enttäuscht, dass ich keine Spreewaldgurke fangen konnte“, sagte der Rostocker schmunzelnd.
6. November 2011 | Weiterlesen
6. Rostocker Kunstpreis 2011 - Ausstellung der Nominierten
Plastiken, Skulpturen und Objekte wetteifern in diesem Jahr um den Rostocker Kunstpreis. 47 Bewerbungen waren seit Juni eingegangen. Im September gab die Jury die fünf besten bekannt. Nun sind die dreidimensionalen Kunstwerke von Udo Dettmann, Silke Koch, Susanne Rast, Matthäus Thoma und Dirk Wunderlich in der Kunsthalle Rostock zu sehen. „Wenn Sie einen Rundgang durch die Ausstellung machen, können Sie die Vielfalt, die dieses Land an künstlerischen Positionen bietet, in diesen fünf Nominierten wunderbar ablesen“, lädt Alexander Ludwig, Vorsitzender des Kunsthallen Fördervereins, bei der Eröffnung zu einer Besichtigung ein. Noch bis zum 4. Dezember kann die Schau für vier bzw. zwei Euro besucht werden. Am 26. November findet schließlich die Verleihung des Rostocker Kunstpreises statt. Mit 10.000 Euro, die von einer Versicherung gestiftet werden, sei er der höchstdotierte Einzelpreis für künstlerisches Schaffen in Mecklenburg-Vorpommern und könne damit auch dem Vergleich mit Kunstpreisen in anderen Bundesländern standhalten, betont Professor Dr. Wolfgang Methling. Der Vorsitzende der Kulturstiftung Rostock, die den Rostocker Kunstpreis initiiert, erklärt: „Wir wollen mit dem Rostocker Kunstpreis vor allem Künstlerinnen und Künstler aus Rostock und der Region oder deren Wirken Bezug zu unserer Region hat, würdigen.“ Schon die Nominierung soll die Wichtigkeit der Künstler hervorheben. Zum ersten Mal wurde deshalb ein Katalog publiziert, in dem die Arbeiten der Finalisten vorgestellt werden. Doch wer wird den Preis gewinnen? Udo Dettmann vielleicht? Der 1950 in Kolberg geborene Künstler lebt und arbeitet in Lübstorf am Schweriner See. Eigentlich kommt er aus der Malerei. Doch die Fläche reichte ihm irgendwann nicht mehr aus. Seine zeichnerischen und malerischen Arbeiten wurden körperlich. Während Maler einen Strich mit dem Pinsel malen, benutzt Udo Dettmann Schnüre, wie bei seiner Installation „Kastor und Pollux III“ zu sehen. Eine andere Form in den Raum zu gehen, bilden seine Boxen und Kästen, zu denen er ein Pendant aufstellt, die sich von einem Betrachtungspunkt gleichen. Geht man um das Werk herum, verschwindet dieser Zusammenhang jedoch. Durch die Bewegung entstehen Geräusche, ein Kunstwerk also, das nicht nur den Sehsinn anspricht. In Bewegung waren auch „Die Strandperlen vom Heiligen Damm“, die Silke Koch im Atrium der Kunsthalle als Boule-Spiel platziert hat. Die 1964 in Leipzig geborene und in Berlin und Leipzig arbeitende Künstlerin nimmt mit weißen Porzellankugeln auf minimalistische Weise Bezug zu der vielschichtigen Geschichte des ältesten Ostseebades in Mecklenburg. „Ein spannendes Feld einzigartiger Geschichte. Dabei bleiben die Einflussfaktoren und deren Bewertung in ständiger Veränderung. Dieses Spannungsfeld habe ich auf ein Boule-Spiel übertragen“, erläutert Silke Koch, die sich in ihrer Arbeit gern gesellschaftspolitischen Themen zuwendet. Den Eindruck von tänzerischen Bewegungen will Matthäus Thoma mit Holzkonstruktionen vermitteln, die er für einen Tanzsaal in Wiesbaden anfertigte. Die sind zumindest so groß, dass sie in das Rostocker Ausstellungshaus hineinpassen. „Ich baue meist Vorort direkt in der Architektur “, erklärt Matthäus Thoma. Sein Baumaterial besteht aus groben Holzleisten. Damit fertigt er riesige Gebilde an. Auch in Vorpommern, in Starkow und in der Stralsunder Jakobikirche, haben schon Arbeiten des Wahlberliners gestanden. Unter freiem Himmel vergrauen sie und werden wieder dekonstruiert. „Es ist ein Kreislauf. Es kommt aus der Bewegung und steht einen Moment still. Es gehört dazu, dass es eine bestimmte Lebensdauer hat. Das Produzieren von Skulpturen für die Ewigkeit liegt mir nicht so am Herzen“, sagt Thoma, der 1961 in München geboren wurde. Eine Vorliebe für das Holz, insbesondere Eichenholz, hat auch Susanne Rast. Die 1962 in Rostock geborene Bildhauerin arbeitet ganz klassisch und schlägt aus ihrem Material Figuren. Eine Reihe von Engeln sind so beispielsweise entstanden, obwohl sie überhaupt nicht religiös ist, wie sie bekennt. „Es geht um Eigenschaften von Menschen, die ein bisschen verloren gehen in dieser Zeit, wie Stille und Vergeistigung“, erklärt Susanne Rast, die ihren Blick besonders den Schwachen zuwendet. Verharren, Aufbrechen und Trauer – die Künstlerin schöpft aus eigenen Erlebnissen und versucht diese dann ins Allgemeine zu rücken, ohne unpersönlich zu werden. „Ich versuche mich eigentlich an die Psyche, an die Form und die Komposition dessen, was ich darstellen will, heranzutasten.“ Um sich der Stimmung zu nähern, ohne gleich mit der Säge zu agieren, entstehen Zeichnungen. Mittlerweile stehen diese auch für sich selbst und sind ebenfalls in der Ausstellung zu sehen. Der fünfte Finalist beim diesjährigen Rostocker Kunstpreis ist Dirk Wunderlich. Er wurde 1961 in Berlin geboren, lebt und arbeitet – wie Susanne Rast – in Kneese. Seine Figuren werden in der Kunsthalle in beleuchteten Vitrinen präsentiert. Würden sie sonst vielleicht flüchten? Organische Formen lassen sie wie erstarrte Lebewesen aus einer mikrokosmischen oder außerirdischen Welt erscheinen. Als Ausgangsmaterial dienen ihm Fundstücke aus der Natur. Ein Skelettteil beispielsweise, das er durch Drahtgeflechte oder Bambusstäbe in seiner Form erweitert und mit Kunstharz überspannt. So werden seine Arbeiten „geboren und in die Welt entlassen“, wie er es selbst ausdrückt. Ob er mit dieser Arbeit die Rostocker-Kunstpreis-Jury überzeugen kann? In ein paar Wochen werden wir es erfahren. Bis dahin schaut euch doch die Ausstellung selbst an. Dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr sind die Türen der Kunsthalle am Schwanenteich geöffnet.
5. November 2011 | Weiterlesen
Stimmungsbüro Kreitmeier zu Gast in der Bühne 602
Wenn man an deutsche Ämter oder den Alltag in einem Großraumbüro denkt, hat man im Normalfall nicht viele positive Assoziationen. Da wundert es schon ein wenig, dass Conny Kreitmeier gerade dieses Szenario für ihr aktuelles musikalisches Projekt gewählt hat. Es ist ihr jedoch gelungen, den öden Büroalltag mal so richtig in Schwung zu bringen. Nicht umsonst hieß das Motto des gestrigen Abends: „Boah, geile Stimmung!“ Mit dem amtlichen Musikkonzert des Stimmungsbüro Kreitmeier machte die 25. Rostocker Kulturwoche da weiter, wo sie in der Nacht zuvor aufgehört hatte. Nachdem Volker Strübing die letzten Bücher signiert hatte, konnte man noch in den Bunker gehen, wo der Live Karaoke Abend ausgiebig gefeiert wurde. Und auch wenn man im Stimmungsbüro nicht selbst singen musste, war doch auch hier Publikumsmitarbeit gefordert. Dass der Abend alles andere als gewöhnlich werden würde, sah man schon, bevor die Musiker die Bühne betraten. Abgesessene Bürodrehstühle, ein kleines Kinderkeyboard und ein musikalisch anmutender Schreibtisch standen bereit. Dann kamen nacheinander Erich Kogler (Bass), Wolfgang Hierl (Gitarre), Uli Jenne (Schlagwerk) und Conny Kreitmeier (Gesang und Keyboard) auf die Bühne, stilecht in Beamtenmontur. Selbst Details wie Namensschilder und Preisschilder am Jackett wurden bedacht. Was dann die nächsten zwei Stunden folgte, ist schwer in Worte zu fassen. Einen Mix aus Musik aller Stilrichtungen, Krach, bayrischem Volksgut, Comedy und genialem Chaos mussten die Zuschauer in der Bühne 602 verarbeiten. Und die genannten Instrumente wurden noch durch diverse Rhythmus- und Perkussionsinstrumente, Flöten, Furzkissen und andere Tonerzeuger ergänzt, die alle zu einem großen Gesamtkunstwerk verschmolzen wurden. Die Vorgesetzte Conny Kreitmeier überzeugte dabei nicht nur mit einer geöffneten Bluse („Sympathiesteigerungsmaßnahme für Sängerinnen“), sondern auch durch eine kraftvolle Gesangsdarbietung. Ob nun Eigenkompositionen wie der Song „Rocksau“ oder Coverversionen wie das von Roger Cicero umgeschriebene „Zieh die Schuh aus“, immer setzte Kreitmeier mit voller Inbrunst und einem beachtlichen Tonumfang den Liedern ihren eigenen Stempel auf. Die musikalische Vielfalt der Gruppe ist wirklich beeindruckend. Im Programm fanden sich Rocksongs neben Pop, Jazz gemixt mit Blues, bayrische Volkslieder und eine Version von Final Countdown für vier Flöten. Nebenbei wurde Konfetti geworfen, Mäusespeck verteilt und ein Witzemedley eingestreut. Und auch an die Umwelt wurde gedacht: Beim Stummlied wurde auf Instrumente oder Energie verzichtet – um Energie zu sparen. Das Highlight des Abends waren aber eindeutig die Medleys. Vor der ersten Pause wurden 27 Schlager in drei Minuten gepackt. Es wurden immer nur kurze Fetzen angesungen und dann in das nächste Lied gewechselt. Noch beeindruckender war aber das Dieter-Bohlen-Medley, welches man sich ungefähr so vorstellen muss: Man nehme fünf Modern Talking Klassiker und gebe sie zusammen mit etwas Hall, diversen anderen Stimmungsklassikern und einem Kinderkeyboard mit Tiergeräuschen in einen Mixer und vermenge alles miteinander. Fertig ist ein einzigartiges Musikstück, mit dem Antrag auf Stimmung eindeutig angenommen wurde. Besonders begeistert war auch Jens Lindloff-Rühse. Der Maschinenbaustudent wurde mit in das Programm integriert, indem er an einer Stelle Conny Kreitmeier einen Blumenstrauß überreichen durfte. Als Dankeschön bekam er ein handsigniertes Poster des Stimmungsbüros. „Mir hat es super gefallen, ein großartiger Mix aus Musik und Humor“, fasste er den Abend zusammen. Der 18-Jährige besuchte das Konzert mit seinen Kollegen der Feuerwehr Poppendorf als Jahresabschluss und will auch vielleicht noch weitere Veranstaltungen der Kulturwoche besuchen. Als Nächstes bietet sich heute dafür das Percussionslabor im Peter-Weiss-Haus an. Die Lesung von Marc-Uwe Kling am Sonntag ist schon ausverkauft. Aber auch die nächste Woche bringt noch einige spannende Programmpunkte.
5. November 2011 | Weiterlesen
FC Hansa Rostock beim FSV Frankfurt zu Gast
Es ist der Spieltag der Kellerkinder. Am 14. Spieltag der 2. Bundesliga treten die sechs am Tabellenende stehenden Mannschaften in direkten Duellen gegeneinander an. Mit einem Befreiungsschlag besiegte der Karlsruher SC bereits gestern seinen Abstiegskonkurrenten FC Ingolstadt 04 und rettete sich damit vom 17. auf den 13. Platz. Morgen ist der MSV Duisburg (15.) bei Alemannia Aachen (18.) zu Gast, Hansa Rostock (15.) tritt beim FSV Frankfurt (14.) an. „Die Spielpaarungen drücken schon alleine die Wichtigkeit des Spieltages aus“, so Hansa-Trainer Peter Vollmann. „Ich denke, dass Einsatz, Kampf, individuelle Klasse und grobe Fehler dieses Spiel letztendlich entscheiden werden.“ „Es wird kein Spiel sein, das von Spielwitz getragen wird oder wo lecker Fußball gespielt wird, sondern ich glaube, dass es da richtig zur Sache gehen wird“, so Vollmann weiter. Frankfurt möchte seinen unmittelbaren Verfolger mit einem Sieg auf Distanz halten, Hansa Rostock könnte sich mit dem ersten Auswärtsdreier auf Rang 13 vorschieben. „Beide Mannschaften wissen, was es für ein Spieltag ist, dass man aus diesem Spieltag für sich eine gute Ausgangsposition für die nächsten Spiele machen kann.“ Aufgrund der Wichtigkeit des Spieltages „werden beide Mannschaften voll auf Sieg spielen“, ist Vollmann überzeugt. Hansa konnte in dieser Saison auswärts noch nicht gewinnen, der FSV Frankfurt keinen Heimsieg erringen. Davon möchte sich der Hansa-Trainer jedoch nicht täuschen lassen. Auch wenn Frankfurt das letzte Heimspiel gegen Düsseldorf mit 2:5 verlor, lagen sie doch nach der ersten Halbzeit mit 2:1 in Führung und haben die Düsseldorfer in der 1. Hälfte förmlich „in die Knie gezwungen, durch aggressives Spiel, durch aggressives Forechecking – da stellen wir uns auch drauf ein.“ Dass Marek Mintal nach der kurzen Einwechslung gegen Energie Cottbus in Frankfurt wieder in der Startelf stehen wird, ist für Vollmann so gut wie sicher – bei 85 Prozent liegt die Wahrscheinlichkeit. Im Training konnte man wieder sehen, welche Fähigkeiten er im Torabschluss hat, selbst bei verunglückten Flanken. „Das kann nur er, deswegen sind es jetzt schon 90 Prozent, dass er spielt“, witzelte der Hansa-Coach. Auch wenn Kevin Pannewitz aus sportlicher Sicht durchaus fehlen dürfte, ist diese Personalie für Peter Vollmann abgeschlossen. „Er hat jetzt mittlerweile die 90 Kilo erreicht. Man sieht daran, wie er darauf reagiert, es liegt an ihm selber.“ Die gesamte Mannschaft hat diese Woche gut trainiert, so Vollmann: „Wir werden da den nötigen Ersatz finden.“ Er hofft, dass die Spieler, die Pannewitz ersetzen, „besonders gute Leistungen bringen, um ihn vergessen zu machen.“ Gute Chancen, die Position im defensiven Mittelfeld zu übernehmen, hat Robert Müller. Wenn er das, was er beim Training an Ansprache und Aggressivität bringt, mit ins Spiel rübernehmen kann, so Vollmann, „dann hat er große Chancen, von Anfang an zu spielen.“ Anpfiff im Frankfurter Volksbank Stadion ist morgen um 13:30 Uhr. 4.500 Zuschauer werden am Bornheimer Hang erwartet, darunter etwa 1.500 Hansa-Fans. Bericht von der Begegnung zwischen dem FSV Frankfurt und Hansa Rostock
5. November 2011 | Weiterlesen
Rostocker Lichtwoche 2011 steht vor der Tür
„Licht ist Leben.“ Das ist nichts Neues. Schon 1928 bei der ersten Rostocker Lichtwoche lautete so einer der Leitsprüche. Damals wollte man Werbung für die immer stärker aufkommende Elektrizität machen. Auch wenn dies heute nicht mehr nötig ist, gehört die Veranstaltung zu den festen Terminen im November. Zum 10. Mal heißt es ab Montag Licht an und Bühne frei für die Rostocker Lichtwoche. Veranstaltet wird die Rostocker Lichtwoche von den Stadtwerken Rostock. Das Unternehmen hat sich auch in diesem Jahr wieder vorgenommen, den dunklen November mit vielen tollen Aktionen aufzuhellen. Ausgangspunkt ist ein neues Festzelt vor dem Rostocker Hof. Dort kann man sich treffen und einen Glühwein für den guten Zweck trinken. In diesem Jahr gibt es erstmals zwei Stände, um dem steigenden Bedarf gerecht zu werden. Insgesamt 22.000 Euro kamen bis 2010 so schon zusammen. Von dort aus kann man die Innenstadt erkunden, die für eine Woche mit bunten Leuchtelementen geschmückt sein wird. Neonröhren, Strahler und Leuchtfäden sind nur einige der verwendeten Formen. Wer den Weg nicht alleine beschreiten möchte, kann auch an den zur Tradition gewordenen Laternenwärterrundgängen teilnehmen, die jeden Tag beim Universitätsplatz starten. Seit einigen Jahren wird auch das Haus der Stadtwerke in der Kröpeliner Straße als kultureller Außenposten genutzt. Dort gibt es eine Fotoausstellung mit dem Titel „10 Jahre Lichtwoche“ zu sehen. Und auch die im letzten Jahr eingeführte Reihe „Kunst auf der Treppe“ findet eine Fortsetzung. Täglich um 18:30 Uhr spielen verschiedene Musiker Klassik auf vielfältigen Instrumenten und singen teilweise auch dazu. Oliver Brünnich, Vorstandsmitglied der Stadtwerke, wird am Montag um 17:00 Uhr auf dem Uniplatz die Lichtwoche eröffnen. „Unser Ziel ist es, mit der neuen Rostocker Lichtwoche, die alten Traditionen wieder aufzugreifen.“ Dazu wird natürlich auch nicht auf die schönsten Programmpunkte am Freitag und Samstag verzichtet. Zuerst gibt es den größten Rostocker Laternenumzug zu bestaunen, dann wird für die Kleinen auf der Bühne Rapunzel als Puppentheater aufgeführt und zum Abschluss gibt es eine Laserperformance. Am letzten Tag wird die Lichtwoche von einem großen Barockfeuerwerk abgerundet. Doch nicht nur alte Traditionen werden in diesem Jahr fortgesetzt. Anlässlich des Jubiläums wurden spezielle Bildpostkarten und eine auf 10.000 Stück limitierte Sonderzeitung produziert. Das Extrablatt wird von historisch gekleideten Zeitungsjungen in der Innenstadt verteilt – zu ihnen gehört auch Lorenz Knuth, ein 15-jähriger Schüler aus der Hansestadt. Ein weiteres Highlight ist in diesem Jahr das Benefizkonzert im Barocksaal. Zugunsten des Projektes JeKi (Jedem Kind ein Instrument) wird es am Dienstag ein Konzert mit Schülern der Young Academy Rostock geben. Karten sind noch begrenzt vorhanden und alle Einnahmen gehen direkt an das Projekt. Es ist also wieder einmal so weit. „Immer im November, immer in der City“ lautet auch dieses Jahr wieder das Motto. Die letzten Vorbereitungen laufen noch, doch im Moment sieht alles gut aus. Wenn jetzt noch das Wetter mitspielt, wird der Rostocker Innenstadt ab Montag ein Licht aufgehen.
4. November 2011 | Weiterlesen
Volker Strübing eröffnet die 25. Rostocker Kulturwoche
„Never judge a city by its Bahnhofsviertel.” Dies ist nur eine der vielen Weisheiten, die Volker Strübing heute in der „anderen buchhandlung“ zu Gehör brachte. Der Schriftsteller, Musiker und Vorleser hatte die große Aufgabe, die 25. Rostocker Kulturwoche zu eröffnen. Mit viel Witz und tollen Texten meisterte er die Angelegenheit mit Bravour und sorgte für heitere Stimmung bei den rund 100 Gästen. Volker Strübing bezeichnet sich selbst als einen „der weltweit unbekanntesten Popstars.“ Seit 15 Jahren singt und schreibt er schon bei verschiedenen Lesebühnen, unter anderem der LSD (Liebe statt Drogen), die er auch selbst mitgegründet hat. Und 15 Jahre hat es auch gedauert, bis er das erste Mal literarisch in Rostock zu Gast war. Zu seiner Premiere vor ausverkauftem Haus brachte er kurze Geschichten mit, die teilweise auch in seinen Büchern zu finden sind. Der Popstar blieb jedoch in der Schublade, möglicherweise wegen der Erkältung, die ihm sichtbar zusetzte. Schon die erste Geschichte, die der Autor wie viele weitere als Geschichte mit dem Titel „Ohne Titel“ ankündigte, sorgte für viele Lacher im Publikum. Der Autor schildert darin eine typische Situation: Ein Pärchen sitzt morgens am Frühstückstisch und er hat ihren Geburtstag vergessen. Daraufhin bricht ein Streit los, in dessen Verlauf der Mann diverse Inventarteile an den Kopf geworfen bekommt. Die Frau ist enttäuscht: „Du hast gesagt, du änderst dich, aber du wurdest noch scheißer!“ Die Situation löst sich jedoch auf, als sie herausfinden, dass eine verwechselte Kontaktanzeige zu ihrer Beziehung geführt hat. Der Berliner schaffte es nicht nur durch die genial beobachteten Erzählungen die Gunst des Publikums zu gewinnen, sondern auch durch eine überzeugende Vortragsweise. Er verlieh den Figuren durch Stimmnuancen einen ganz eigenen Charakter. Man merkte, dass er schon lange Poetry-Slam-Erfahrung sammeln und dabei auch schon diverse Preise gewinnen konnte. Strübing hatte auch eine Geschichte über Rostock dabei, die er mit dem Satz „Rostock ist hässlich“ begann. Er relativierte jedoch relativ schnell, dass jede Stadt hässlich sei und der eigentliche Anlass auch nicht Rostock, sondern ein Besuch in Oldenburg gewesen sei. So könne man jede Stadt in den Text einsetzen und es sei auch überhaupt nicht schlimm, man müsse die Hässlichkeit nur akzeptieren. Die Erklärung dafür lieferte der Autor auch gleich mit: „Städte sind hässlich, weil der Mensch sie hässlich haben will!“ Im Laufe des sehr unterhaltsamen Abends erfuhr man auch viel über den Künstler selbst. So sei es für ihn besser, 40 statt 39 Jahre alt zu sein und „okay, an gebrochenem Herzen zu sterben, jedoch nicht als Jungfrau.“ Weiterhin erfuhren wir, warum er nicht mehr lange im Berliner Stadtteil „Prenzlauer Berg“ wohnen wird und wie er den Entschluss fasste, Serienmörder zu werden – beides hängt mit einer ausverkauften vegetarischen Tiefkühlpizza zusammen. Wie viele der vorgestellten Geschichten jedoch auf wahren Begebenheiten beruhen, wollte Strübing nicht verraten. Als letzten Text vor den Zugaben las er „Fleischsalat.“ „Dieser Text ist für mich das, was Fiesta Mexicana für Rex Gildo war“, verriet der Autor. So wird er immer wieder darauf angesprochen und ein Zuschauer brachte dem Berliner sogar eine Packung Fleischsalat zur Lesung mit. In dem Text geht es darum, wie ein Mann seiner Freundin mit dem Satz: „Hier Schatz, Fleischsalat“ seine Zuneigung zeigen will. Das Rostocker Publikum war auch ohne Fleischsalat begeistert, zum Beispiel Thomas Biener und Tom Seiler. Tom entdeckte vor drei Jahren den animierten Comic „Klos und Spinne“ von Strübing im Internet und wurde zum Fan. So brachte er auch seine Freunde auf Strübing, unter anderem Thomas, der ihn zur Lesung begleitete. Beiden hat es ausgesprochen gut gefallen. „Es ist allerdings schwer zu sagen, welcher Text der beste war, da ja die meisten ohne Titel waren.“ Die beiden Schüler werden am Montag noch zum Poetry Slam der Kulturwoche gehen. Neben dem Poetry Slam gibt es auch noch viele weitere spannende Veranstaltungen im Rahmen der Kulturwoche. Und für die meisten gibt es sogar noch Karten. Der Auftakt mit Volker Strübing hat auf jeden Fall schon einmal Lust auf mehr gemacht.
3. November 2011 | Weiterlesen
Kunstförderung: Gaststipendiaten für 2012 ausgewählt
Gestern, am 2. November 2011, wählte eine Jury aus 36 Bewerbungen Gaststipendiatinnen und Gaststipendiaten der Hansestadt Rostock für die Künstlerateliers im Rostocker Schleswig-Holstein-Haus aus. Im nächsten Jahr werden, vorbehaltlich der Haushaltsführung der Hansestadt Rostock im Jahr 2012, die Lyrikerin Ines C. Baumgartl aus Kraatz, die Autorin Daniela Boltres aus Rostock, der Filmemacher Andreas Ehrig aus Rostock, die Grafikerin Christin Wilcken aus Mühl-Rosin und die Malerin Miro Zahra aus Plüschow in den Gastateliers Amberg 13 arbeiten. Unter Vorsitz der Senatorin für Jugend und Soziales, Gesundheit, Schule und Sport, Kultur, Dr. Liane Melzer, gehörten der Jury als Vorstandsmitglied des Künstlerbundes MV e. V. im BBK Jorinde Gustavs, als Vorstandsmitglied des Literaturrates MV e.V. Katinka Friese, sowie Sylvia Napp und Gesine Karge als Vertreterinnen der Kulturbehörde an. Seit 1995 konnten bisher kontinuierlich 77 Künstlerinnen und Künstler aus Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern zwei Gastateliers in Rostock, Amberg 13, nutzen. Das Rostocker Atelierprogramm zur Förderung des Berufsstandes der Künstlerinnen und Künstler unterstützten bisher die Hansestadt Rostock, das Land Mecklenburg-Vorpommern und das Land Schleswig-Holstein mit der Vergabe von Stipendien. In einer Ausstellung werden die Ergebnisse dieser Stipendiatenaufenthalte regelmäßig der Öffentlichkeit vorgestellt. Die diesjährige Präsentation ist noch bis zum 19. November 2011 in der Galerie Amberg13 mit einem Exponat im öffentlichen Raum in der Slüterstraße zu sehen. Die Galerie ist dienstags, donnerstags und freitags von 13 bis 18 Uhr, mittwochs von 15 bis 20 Uhr und samstags von 12 bis 16 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Quelle: Hansestadt Rostock, Pressestelle
3. November 2011 | Weiterlesen
Janet Zeugner - „Neuer Strom“
„China ist bunt, wirklich bunt und knallig“, so das Fazit von Janet Zeugner, die vor einiger Zeit für zwei Wochen dort verweilte. Auf ihrer Reise durch Tsingtau, Beijing und Schanghai hat sie eine Menge Fotos gemacht und wieder daheim in Rostock in ihrer Dunkelkammer entwickelt. Die ersten Ergebnisse können nun bis zum 26. November in der Galerie Wolkenbank besichtigt werden. Nun darf man von einer Fotografin natürlich keine simplen Urlaubsschnappschüsse erwarten. Von Janet Zeugner im Speziellen auch keine dokumentarischen Aufnahmen, wie sie in Hochglanzmagazinen zu finden sind. Die Künstlerin hat sich der experimentellen Fotografie verschrieben. Gelernt hat die 1977 in Berlin geborene Diplom-Designerin ihr Handwerk an der Hochschule Wismar. Die Fotografien dienen ihr als Ausgangsmaterial, im Labor unterzieht sie diese einer intensiven Nachbearbeitung. Mit chemischen Mitteln verwandelt die Künstlerin ihre Aufnahmen zu neuen Bildern. Sie kombiniert mehrere Negative, verwischt Details, verringert die Konturenschärfe und schafft fließende Übergänge. So entstehen Bilder, die eher an romantische Malereien erinnern, als an sachliche Dokumentation. Durch die Unschärfe entrücken dem Betrachter die abgebildeten Motive. Durch das relativ kleine Format ist er aufgefordert, nah heranzutreten und die Fotografien konzentriert anzuschauen. Immer wieder sind Menschen zu erkennen. Sie sind das Hauptsujet der Fotografin und werden teilweise nur sehr schemenhaft wiedergegeben. Die farbliche Verfremdung verstärkt den Eindruck eines vagen Gefühls aus der Vergangenheit. „Meine Hauptarbeit beschäftigt sich mit ‚Erinnerung‘“, erklärt Janet Zeugner, die ihre Arbeiten zu diesem Thema schon in mehreren deutschen Städten ausgestellt hat. Auch bei ihrem Chinaprojekt, welches ihr durch ein Stipendium des Kultusministeriums Mecklenburg-Vorpommerns ermöglicht wurde, bleibt „Erinnerung“ wesentlicher Gestaltungsansatz. „Im Prinzip gehe ich der Frage nach, warum Rostock und Tsingtau eine gemeinsame Erinnerung haben“, erläutert die Fotografin und erzählt die Geschichte vom mecklenburgischem Herzog Johann Albrecht, der 1910 die damalige deutsche Kolonie Tsingtau besuchte und hier für eine Kirche ein Altarfenster mit einem Stierkopf, dem Wappentier Mecklenburgs, stiftete. Es stammte von einem Künstler, der ein ähnliches Altarfenster bereits für die Rostocker Universitätskirche geschaffen hatte. Das Fenster gebe es heute zwar nicht mehr, dennoch hat die westliche Architektur in Tsingtau unübersehbare Spuren hinterlassen. Obwohl die Hafenstadt mit über acht Millionen Einwohnern die Größe moderner europäischer Metropolen übersteigt, erscheint sie im Vergleich zu anderen chinesischen Großstädten eher traditionell, berichtet Janet Zeugner von ihren Eindrücken. „Für mich ist China eine neue Welt. Teilweise kommt es mir vor, als wenn ich in der Vergangenheit bin, so wie bei uns Ost und West während der Wendezeit. Andererseits ist es hochmodern. Da sind wir noch lange nicht.“ Mit ihren Bildern erzählt die Künstlerin unterschiedliche Geschichten, die die Vielfalt des Landes offenbaren. Die Menschen, die sie porträtiert, hat sie auf der Straße und auf öffentlichen Plätzen gefunden. Immer wieder haben die Massen die europäische Reisende beeindruckt. Gern legt sie zwei Bilder so übereinander, dass einzelne Personen wie Riesen zwischen den Menschen- oder Autoansammlungen herausragen. Kleine schattenhafte Figuren am Rande eines weiten Raumes verdeutlichen die Dimensionen des Landes in umgekehrter Weise. Aber auch Nähe und persönliche Beziehungen bildet die Fotografin ab. Ein Hochzeitspaar beispielsweise, das sich bei einer Massentrauung das Ja-Wort gegeben hat. Gleich 30 bis 40 Paare ließen sich von ihren Fotografen und deren Assistenten aufnehmen. Mitten hinein geraten drückt die deutsche Beobachterin ihren Auslöser. Auch als eine Mutter ihre Tochter fotografiert, stellt sie sich direkt daneben. „Eine absurde Situation“, erinnert sich Janet Zeugner. Als absurd mag eine Gruppe Chinesen auch die Faszination der Rostockerin für ein Huhn empfunden haben, das sich mit großer Selbstverständlichkeit frei auf der Straße in der Millionenstadt bewegte. Das Tier wurde auf einem Foto verewigt. Es wird die Fotografin wohl immer an die lachenden Chinesen hinter ihrem Rücken erinnern. In der Galerie Wolkenbank ist nun der erste Stand ihres Chinaprojektes zu sehen, mit dem Janet Zeugner den Bezug zwischen beiden Städten Tsingtau und Rostock herstellen will, unter dem Titel „Neuer Strom“. 92 kleine Fotografien wurden dafür wie ein Band an die Wand gepinnt. Es ist ein buntes Band geworden, so bunt wie China selbst. Dafür hat die Fotografin, die ansonsten eher schwarz-weiß bevorzugt, starke Farben ins Bild gebracht. „Es ist ja noch nicht alles, was hier hängt. Man könnte immer wieder neue Sachen entdecken“, sagt Janet Zeugner und macht auf weitere Arbeiten neugierig.
2. November 2011 | Weiterlesen